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2/2013 BSB-Journal.de Theologische Zeitschrift für Gemeinde und Mission Nr. 6 November 2013 Bibelseminar Bonn e.V. Ehrental 2-4 53332 Bornheim Die Festschrift jetzt auch online! www.BSB-Journal.de
Inhalt Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Nikolai Reimer, Pastor (Lemgo) Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Heinrich Klassen, Leiter des Bundes Taufgesinnter Gemeinden Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Waldemar Harder (Missionsleitung) Grußwort des Bornheimer Bürgermeisters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Wolfgang Henseler, Bürgermeister Grußwort des Roisdorfer Ortsvorstehers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Harald Stadler, Ortsvorsteher Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Friedhelm Jung 1. Wie alles anfing (1989-1993) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 John N. Klassen 2. Drei Umzüge in drei Jahren (1993-1996) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Gerhard Schmidt 3. „Von hier aus die Welt verändern“ (1996-2000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Friedhelm Jung 4. Lebensbedrohliche Krise – Zwischen Bangen und Beten (2000-2005) . . . . . . . . . . . . 31 Heinrich Derksen 5. Neue Perspektiven (2005-2013) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Heinrich Derksen 6. BSB-Leitbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 7. Ausbildungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 8. Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 9. Von Dozenten publizierte Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Bibelseminar Bonn und Southwestern Baptist Theological Seminary . . . . . . . . . . . . . . . 78 Paige Patterson Bibelseminar Bonn and Southwestern Baptist Theological Seminary . . . . . . . . . . . . . . . 83 Paige Patterson Buchempfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 © Bibelseminar Bonn e.V., Ehrental 2-4, 53332 Bornheim, Herausgeber: H. Derksen, F. Jung, G. Schmidt. Redaktion: D. Schulze, dschulze@bsb-online.de, Satz: J. Dyck 2 BSB-Journal.de 2-2013 ISSN: 2192-421X
Vorwort der Redaktion Editor‘s Foreword D iese Ausgabe des BSB-Journal ent- hält überwiegend die Texte der Festschrift sowie einen Artikel von Pai- T his issue of BSB-Journal contains mainly the texts of the Festschrift and an article by Paige Patterson in ge Patterson in Englisch und Deutsch English and German on the occasion anlässlich des 20-jährigen Jubiläums of the 20th anniversary of Bibelsemi- des Bibelseminar Bonn. Die komplette nar Bonn. A complete printed version Festschrift ist als Buch beim Lichtzei- is already available in German and in chen Verlag erhältlich. Herausgeber English. Editors are Heinrich Derksen, sind Heinrich Derksen, Friedhelm Jung Friedhelm Jung und Gerhard Schmidt. und Gerhard Schmidt. Enjoy reading Viel Freude beim Lesen wünscht Dietmar Schulze, editor. Dietmar Schulze, Redaktion. BSB-Journal.de 2-2013 3
keiten in seiner Gemeinde zur Verfü- gung. Doch diese erwiesen sich bald Geleitwort als zu klein und so zog man in den ers- ten drei Jahren gleich drei Mal um. Seit 1996 hat das BSB seine Heimat im Haus Wittgenstein in Bornheim-Roisdorf ge- funden, das von einem wunderschö- nen Park umgeben ist. Die ersten sieben Jahre waren ge- prägt von stetigem Wachstum. Aber mit dem Jahr 2000 setzte eine Krise ein, die uns alle an die Grenzen und ins Gebet führte. Damals haben viele Ge- meinden mit gebetet und mit gespen- det. Gott erhörte die vielen Hilferufe, die Schule stabilisierte sich und konn- te bis zum heutigen Tag weitergeführt werden. Inzwischen haben einige Hundert junge Leute ihr Studium absolviert. Manche sind Pastoren oder Missio- nare geworden; andere sind in ihre Nikolai Reimer, Pastor (Lemgo) Heimatgemeinden zurückgekehrt und arbeiten dort ehrenamtlich in verschie- L iebe Leser dieser Festschrift, auf zwanzig Jahre darf das Bibelseminar Bonn zurückblicken. denen Bereichen mit. Auf jeden Fall hat das Bibelseminar Bonn Spuren in unseren Gemeinden hinterlassen. Wir Als jemand, der bei der Gründung danken Gott für allen Segen, den er ge- bereits dabei war und heute noch da- geben hat, und wir danken allen Betern bei ist, stehen mir diese zwei Jahrzehn- und Unterstützern für ihre Treue. te ganz lebendig vor Augen. Wir, der Für die Zukunft wünschen wir, dass Bund Taufgesinnter Gemeinden, hat- das BSB die biblische Lehre klar und ten erkannt, dass wir eine theologische unmissverständlich an die nächste Ausbildungsstätte brauchen, die unse- Generation weitergibt und unseren ren Gemeinden dient. So starteten wir Gemeinden dient. Wir brauchen gut 1993 in der Baptistengemeinde Bonn- ausgebildete Mitarbeiter, die unseren Brüser Berg mit den ersten Schülern. Kindern, Teenagern, Jugendlichen und Der damalige Bonner Pastor, Viktor Erwachsenen mit Gottes Wort dienen. Zierat, hatte ein Herz für die theologi- Gottes Segen möge das BSB die nächs- sche Ausbildung und stellte Räumlich- ten zwanzig Jahre begleiten. 4 BSB-Journal.de 2-2013
–– Vertrauen und Wertschätzung wachsen mit der Zeit Grußwort Die Vorbereitung zum Dienst erfolgt heute in der eigenen Gemeinde, in der (Bund Taufgesinnter Familie sowie durch die Teilnahme an Gemeinden) Gemeindebibelschule, Bibelstunde, Se- minaren und Predigerschulungen. Ent- scheidend dabei ist eine geistliche Ein- stellung gepaart mit der Bereitschaft, seinen Charakter von Gott verändern zu lassen. Das BSB bietet mit seinen di- versen Programmen einen wertvollen Beitrag zur gründlichen Vorbereitung. Preis dem Herrn! Eine Konzentration in der Ausbildung auf junge Leute schafft Zukunftspers- pektive. Jedoch spielt im Buch Daniel nicht nur das Alter eine Rolle, sondern auch das Aussehen, die Auffassungsga- be und Klugheit sowie Erkenntnis. Das BSB nimmt jeden Bewerber ernst, trifft jedoch eine Auswahl im Aufnahme- Heinrich Klassen, Leiter des Bundes prozess. Die Auswahl erfolgt in enger Taufgesinnter Gemeinden Verbindung mit den sendenden Ge- meinden – nicht immer eine einfache L iebe Bibelschulgemeinschaft, als Bund Taufgesinnter Gemeinden gra- tulieren wir ganz herzlich zum 20-jähri- Aufgabe; doch ein Unterfangen, das auf Dauer die Gemeindelandschaft in Deutschland, in Europa und zum Teil gen Bestehen des Bibelseminar Bonn. weltweit prägen wird. Dazu wünschen Aus einem kleinen Anfang hat Gott wir auch weiterhin viel Mut und Weis- Großartiges entstehen lassen. IHM ge- heit. bührt alle Ehre. Vertrauen und Wertschätzung wach- In Verbindung mit „Ausbildung“ sen mit der Zeit. Die beste und quali- bringt der Elberfelder Bibeltext im fizierteste Ausbildung reicht nicht Buch Daniel, Kapitel 1, Vers 4 etwas Be- aus, wenn sie nicht mit der eigenen zeichnendes zum Ausdruck: Lebensweise unterstrichen wird. Da- –– besondere Dienste bedürfen einer niels Frömmigkeit und seine strikte gründlichen Vorbereitung Ausrichtung des Lebens auf die Heili- –– junge Leute sollen ausgebildet ge Schrift stärkten das Vertrauen und werden die Wertschätzung derjenigen, die ihn BSB-Journal.de 2-2013 5
umgaben. Diese Erkenntnis ist für alle ins Gebet für alle, die vom BSB geprägt Pädagogen demütigend, denn sie hof- wurden. fen, dass ihre „Zöglinge“ alles in die Tat In diesem Sinne bleibt dran. Seid umsetzen; verantworten können sie mutig und seid stark, denn ihr wisst, es nicht. Dieses Bewusstsein führt sie dass euer Dienst nicht vergeblich ist in dem Herrn. Grußwort Möge unser Herr Jesus Christus euch auch weiter reichlich segnen bei der (To All Nations) Zurüstung und Ausbildung von vielen Arbeitern für die Gemeinde und die Mission, denn: „..die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Ar- beiter in seine Ernte sende.“ (Matth. 9,37-38) Wir wünschen, dass es euch auch in der Zukunft gelingt, Generationen zu prägen, indem ihnen das unfehlbare Waldemar Harder (Missionsleitung) und vertrauenswürdige Wort Gottes als Zeugnis der Liebe Christi lieb ge- L iebe Freunde am BSB! Im Namen aller Mitarbeiter des Missionswerkes „To All Nations“ gratu- macht und es dadurch noch mehr aus- gebreitet wird. Wir wünschen und beten, dass liere ich herzlich zum 20-jährigen Jubi- durch eure Arbeit im Haus Wittgen- läum. stein, wie auch bisher, viele Gemein- Wir freuen uns mit euch über 20 ge- den in Deutschland so auch weltweit segnete Jahre mit manchen Herausfor- gesegnet werden. derungen, aber auch mit viel Segen. Wir haben das Vorrecht, vieles mit In Jesus Christus verbunden, euch zu teilen: gemeinsame Wurzeln, Waldemar Harder eine gemeinsame Vergangenheit, eine (Missionsleitung) gemeinsame Bleibe im Haus Wittgen- stein, gemeinsame Mitarbeiter, wir dienen denselben Gemeinden und vor allem dienen wir demselben HERRN! 6 BSB-Journal.de 2-2013
lung realisieren. Sie befasst sich mit dem Kölner Dombaumeister Ernst Grußwort des Bornhei- Friedrich Zwirner, der diese traditions- reiche Stätte ja geschaffen hat. Und mer Bürgermeisters traditionsreich ist das Haus Wittgen- stein wirklich. Schließlich zählt zu den ehemaligen Hausherrinnen die Prin- zessin von Lippe-Biesterfeld, die Ur- großmutter des niederländischen Kö- nigs Willem-Alexander. Auch die vielen Veranstaltungen, zu denen Sie die Bornheimerinnen und Bornheimer regelmäßig einladen, sind eine Bereicherung für unsere Stadt. Zum Beispiel hat Ihr „Tag der offenen Tür“ im Juni viele Bürgerinnen und Bür- ger angelockt. Ob der Sponsorenlauf, das bunte Programm oder das Konzert des ehemaligen Traumschiff-Pianisten Waldemar Grab – es gab etwas für je- Wolfgang Henseler, Bürgermeister den Geschmack. Wobei: Ein „Tag der offenen Tür“ ist S ehr geehrte Schulleitung, sehr ge- ehrtes Team des Bibelseminars Bonn, liebe Bornheimerinnen und bei Ihnen ja eigentlich jeder Tag. Denn Ihre Türen stehen jederzeit offen für Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Bornheimer! sich für das Bibelseminar Bonn oder Der Glaube kann Berge versetzen, das Haus Wittgenstein interessieren. sagt man. Und manchmal sitzt der Dafür danke ich Ihnen sehr. Glaube selbst auf einem Berg. Wie in Für Ihr Jubiläumsjahr und die Zu- Ihrem Fall: Hoch auf dem Metternichs- kunft weiterhin alles Gute! berg thront das Haus Wittgenstein, und seit 1996 ist Ihr Bibelseminar hier zu- Herzlichst Ihr hause. Gegründet wurde es bereits drei Wolfgang Henseler, Jahre zuvor. Zu Ihrem 20-jährigen Jubi- Bürgermeister läum gratuliere ich Ihnen herzlich, auch im Namen von Stadt und Verwaltung. Wie gut Sie sich ins Ortsleben inte- griert haben, merken wir nicht zuletzt daran, dass die Heimatfreunde Rois- dorf in Ihrem Haus nun eine Ausstel- BSB-Journal.de 2-2013 7
Geschichte dient heute jungen Christen als Ausbildungsstätte für die Gemeinde- Grußwort des Roisdor- und die Missionsarbeit. Von ihrer Grundüberzeugung her, fer Ortsvorstehers dass Kirche und Staat klar voneinander getrennt sein sollen, praktizieren über 800.000 Christen in Deutschland ihren Gottesdienst in den freikirchlichen Ge- meinden und leben hier ihren Glauben, so auch in unserer Ortschaft Roisdorf. Als neue Glaubensgemeinschaft wur- de im Januar 1998 im Ratssaal der Stadt Bornheim die Evangelische Freikirche Bornheim (EFB) gegründet. Ab dem Jah- re 2000 fand die EFB eine neue Bleibe im Roisdorfer Rosental. Seither beteiligen sich Gemeindemitglieder auch am ört- lichen, profanen Leben. Sei es durch die Übernahme von Grünpatenschaften oder, wie in diesem Jahr, beim großen Ortsjubi- Harald Stadler, Ortsvorsteher läum: Die Mitglieder des Bibelseminars und der EFB-Gemeinde sind dabei. S ehr geehrte Damen und Herren, liebe Studentinnen, liebe Studenten des Bi- belseminars Bonn, seit 1996 arbeiten und Eine Kirche, die von einer staatlichen Unterstützung ausgeschlossen wird, ist auf ehrenamtliche Arbeit und Spenden studieren junge Menschen in den histori- angewiesen und lebt vom Engagement ih- schen Räumen des Hauses Wittgenstein. rer Mitglieder und Förderer. Der jährliche Das im klassizistischen Stil errichtete Haus Sponsorenlauf und auch der Tag der Of- wurde Mitte des 19. Jahrhundert vom fenen Tür im Park von Haus Wittgenstein Architekten und Dombaumeister Ernst rücken die Inhalte und den Glauben der Friedrich Zwirner geplant und gestaltet. freikirchlich denkenden Menschen näher Viele Menschen gingen in den heu- in unser Ortsleben. tigen Bibelseminarräumen ein und aus. Als Ortsvorsteher gratuliere ich recht Sei es die Prinzessin Armgard, die Groß- herzlich dem Leitungsteam und den Stu- mutter der früheren Königin Beatrix der denten des Bibelseminars Bonn zum 20. Niederlande, Dr. Schröder, der hier ein Geburtstag. Viel Erfolg bei der Ausbildung Privatsanatorium unterhielt, oder die Ihrer Studenten und der Vermittlung un- Mitglieder der Bundesgeschäftsstelle der serer christlichen Grundwerte. Partei „Bündnis 90/DIE GRÜNEN“. Dieses Dies wünsche ich ihnen von Herzen, Ihr Haus mit seiner abwechslungsreichen Harald Stadler, Ortsvorsteher 8 BSB-Journal.de 2-2013
Einleitung Friedhelm Jung D iese Festschrift stellt nicht den Ver- such dar, die ersten zwanzig Jahre der Geschichte des Bibelseminar Bonn und die Zurüstung vollzeitig dienender Pastoren, Missionare und Jugendrefe- renten. Besonders mit Fern-, Abend- wissenschaftlich aufzuarbeiten. Diese und Wochenendschule möchten wir Aufgabe steht noch vor uns. Vielmehr dem Auftrag nachkommen, ehrenamt- wollen wir mit diesem kurzen Rück- lich dienende Gemeindemitglieder bib- blick unseren Absolventen, Gemeinden lisch-theologisch zuzurüsten, damit sie und Unterstützern Einblicke in die Ar- in ihren Gemeinden das Wort Gottes beit des BSB geben. Das, was 1993 als vollmächtig verkündigen können. kleines Pflänzlein in den Räumen der Die Herausgeber danken allen, die ei- Evangelischen Freikirche Bonn-Brüser nen Beitrag zu dieser Festschrift geleis- Berg anfing, ist durch Gottes Gnade zu tet haben. In den Beiträgen kommt es einem kleinen Baum mit verschiede- hier und da zu Überschneidungen und nen Ästen herangewachsen. Dass dies Wiederholungen. Das war nicht völlig geschehen konnte, verdanken wir der zu vermeiden, weil verschiedene Ver- Fürsorge unseres himmlischen Vaters, fasser an der Festschrift mitgearbeitet der besonders in den Jahren der Krise haben und dem jeweiligen Autor nicht (2000-2005) seine Hand über unserem immer die anderen Artikel vorlagen. Institut gehalten hat und den wir da- Zwanzig Jahre ist eine kurze Zeit, und für preisen, dass es das BSB überhaupt manch einer mag sich fragen, ob es noch gibt. Danken möchten wir aber überhaupt gerechtfertigt ist, nach nur auch den Gemeinden und Einzelperso- zwei Jahrzehnten schon eine Festschrift nen, die durch Gebet und Spenden un- auf den Markt zu bringen. Doch weil un- sere Arbeit ermöglicht haben und noch sere Zeit unerhört schnelllebig gewor- immer ermöglichen. den ist und man so schnell vergisst, was Es ist für uns ein großes Vorrecht, jun- kürzlich erst geschah, schien es uns gut ge Menschen für den Dienst im Reich zu sein, schriftlich zu fixieren, was wir in Gottes auszubilden. Dabei verfolgen wir den vergangenen Jahren mit Gott erlebt keineswegs das Ziel, nur vollzeitig am- haben. Da wir zutiefst davon überzeugt tierende Pastoren oder Missionare zu sind, dass das BSB durch Gottes Gnade „produzieren“. Vielmehr möchte unse- entstand und aufgrund seiner Fürsorge re Schule beides im Auge behalten: die heute noch existiert, gebührt ihm allein Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter die Ehre: Soli Deo Gloria! BSB-Journal.de 2-2013 9
1. Wie alles anfing (1989-1993) John N. Klassen A m 5. September 1993 wurden die Türen zu einer neuen biblischen Ausbildungsstätte in Bonn geöffnet siedler) den Gedanken und Wunsch nach einer Bibelschule mit in ihre his- torische Heimat. Gespräche über Schu- und die ersten Schüler feierlich will- lung und Schule gab es bald, nachdem kommen geheißen. Dieses Ereignis sich neue Gemeinden in Deutschland war in Jünger und Meister (J&M), der gebildet hatten. Schon 1979 hatte die Verbandszeitschrift des Bundes Taufge- Vereinigung der Evangeliumschristen- sinnter Gemeinden, wiederholt vorher Baptisten-Brüdergemeinden (ein Ver- angekündigt worden. band von 26 Aussiedlergemeinden) konkrete Pläne, eine Bibelschule zu Wie kam es zur Gründung gründen, um “Laienprediger auszubil- dieser Bibelschule? den”. Aus mangelndem Vertrauen zum vorgesehenen Schulleiter wurde die Mehr als drei Jahre Vorarbeit, Gebet gute Absicht nicht realisiert. und Gespräche mit Gemeinden und ein- Zehn Jahre später hatten Brüder in zelnen Personen wurden investiert, ehe Gemeinden, die keinem Verband ange- das Bibelseminar Bonn (BSB) seinen Un- hörten, den Gedanken, Menschen im terricht mit 16 Studierenden beginnen Osten zu helfen. Dies wurde zum Anlass konnte. Schon vor der Entstehung des für Johannes Reimer, das Missionswerk Bundes Taufgesinnter Gemeinden (BTG) LOGOS zu gründen. Von hier aus grün- im Jahre 1989, der die Entstehung der dete 1990 Andrej Rempel eine Bibel- Schule verantwortete, dachten Männer schule in Beloretschensk, Südrussland, und Frauen über die Notwendigkeit ei- die zum Anfang der christlichen Univer- ner Ausbildungsstätte nach. sität in St Petersburg wurde. LOGOS hat- Den Gedanken einer biblischen Aus- te eine Abteilung für Deutschland, die bildung brachten gläubige Einwanderer Außerschulische Theologische Ausbil- schon aus der Sowjetunion mit. Dort dung, das ATA-Programm in Verbindung gab es vor allem unter den Mennoniten mit TEE und ICI, das von Heinrich Lö- Bibelschulen, die von den sowjetischen wen geleitet wurde. Außer Löwen und Machthabern geschlossen, von den Reimer waren andere LOGOS-Männer Christen aber nicht vergessen worden später stark involviert in der Diskussion waren. So brachten die Christen (Aus- und Entwicklung des BSB. LOGOS In- 10 BSB-Journal.de 2-2013
1. Wie alles anfing (1989-1993) ternational (so später) wurde zu einem tistiken über die Migranten erstellt. Die unabhängigen Werk, ohne volle Unter- Zahlen hier sind aus seiner Studie für stützung einer Gruppe von Gemeinden. ein Symposium 1989 entnommen. Obwohl die fähigsten Männer des Wer- Es gehörten damals etwa 80 Ge- kes viel zur Formierung des Bibelsemi- meinden noch zu keinem oder nicht nar Bonn beitrugen, führte kein gerader mehr zu einem Verband. Viele verspür- Weg von ATA zum BSB. ten aber das Bedürfnis nach Gemein- Wie schon gesagt, musste es erst zur schaft, Austausch und Zusammen- Gründung des BTG kommen, ehe das arbeit. Wie diese Zusammenarbeit BSB entstehen konnte. Ende der 1980er aussehen sollte oder konnte, darüber Jahre gab es in Deutschland etwa 22 waren sich die Gemeindeältesten nicht 000 freikirchliche russlanddeutsche schlüssig. Dennoch bildeten 1989 40- Christen (mit Familienangehörigen ca. 50 Gemeinden zwei neue Verbände. 58.000) in rund 135 neugegründeten Der größere ist schließlich unter Bru- Gemeinden. 55 dieser Gemeinden hat- derschaft der Christengemeinden in ten sich in vier Gruppen formiert. Diese Deutschland (BCD) bekannt gewor- Einwanderer, auch Aussiedler genannt, den. Die andere Gruppe, die uns hier waren um 1990 in Deutschland ein hauptsächlich interessiert, hat sich heiß umstrittenes Thema, über das in nach einigem Überlegen für den Na- manchen Kreisen viel – und leider oft men Bund Taufgesinnter Gemeinden auch unqualifiziert – diskutiert wur- (BTG) entschieden. Wie das geschah, de. Der Autor dieses Kapitels erlebte beschreibt die Zeitschrift J&M 1/1999: die geschichtlich erstmalige Massen- Der erste Stein für das Fundament des einwanderung mit Interesse. In guter Bundes Taufgesinnter Gemeinden wur- Erinnerung hatte er die Güterwagen- de in Lemgo gelegt. In der Wohnung züge, mit denen zigtausende Ostflücht- von Bruder Nikolai Reimer trafen sich linge nach Ende des 2. Weltkrieges in Brüder aus einigen Gemeinden, um die sibirische Wildnis und kasachische über die Zusammenarbeit zu sprechen. Wüste deportiert wurden. Mit seinen Sie einigten sich, eine Zusammenarbeit eigenen Augen beobachtete er diese ins Leben zu rufen, bei der Gemein- brutale Rückführung, die damals als schaft, Einigkeit und Wachstum auf der auf nimmer Wiedersehen galt. Es wur- Grundlage eines von allen Beteiligten de im Westen um mildere Behandlung akzeptierten Glaubensbekenntnisses der Repatriierten gebetet. An eine gefördert wird, die Selbständigkeit der Rückkehr nach Deutschland glaubte je- Gemeinden aber erhalten bleibt. Dazu doch kaum jemand. Als dann Mitte der gehört, dass die Gemeinden ihre in- 1960er Jahre die ersten freikirchlichen neren Angelegenheiten und ihren Le- Aussiedler in die BRD kamen, war das bensstil eigenständig ordnen. für viele Beter ein Wunder Gottes. Der Es folgten vorbereitende Gesprä- Autor hat seit damals regelmäßig Sta- che, bis am 14. Oktober 1989 in Bonn BSB-Journal.de 2-2013 11
John N. Klassen sieben Gemeinden den Bund Taufge- Zierat, Artur Schott, Nikolai Reimer sinnter Gemeinden ausriefen: Biele- u.a. Von besonderer Bedeutung war: feld-Heepen, Bonn, Detmold, Lemgo, Aufgrund eines schon bald getroffenen Gummersbach-Vollmerhausen, Oer- Beschlusses dieses Vorstandes ent- linghausen und Waldbröl mit insge- stand das Bibelseminar Bonn. Anfangs samt 2.200 Mitgliedern. war der BTG-Vorstand zugleich BSB- Zum gewählten Vorstand des Bun- Vorstand. des gehörten: Heinrich Löwen, Viktor Grundlage und Auftrag für eine Aus- bildungsstätte ist in der bei der Grün- Gründergeneration, von links: Artur Schott, John N. und Mary Klassen, Maria und Her- mann Hartfeld, Johann Richert, Heinrich Löwen und Viktor Zierat dung angenommenen Satzung des BTG –– Hilfestellung zur Gründung neuer verankert worden. Auszugsweise heißt Gemeinden; es unter „Zweck und Aufgaben“: –– Schulung und Weiterbildung aller –– Förderung der Gemeinschaft zwi- Gemeindemitarbeiter sowie Auf- schen Mitgliedsgemeinden; bau und Unterstützung von Einrich- –– Förderung der Innen- und Außen- tungen, die diese Schulung ermög- mission einschließlich sozialer lichen. Dienste; Zum Handeln angehalten, hat die Bundesleitung sofort einen Arbeits- 12 BSB-Journal.de 2-2013
1. Wie alles anfing (1989-1993) kreis für Schulaufbau ernannt. Dazu gewährleisten, dass die täuferische gehörten Heinrich Löwen, Viktor Zierat, Theologie klar akzentuiert würde und Waldemar Reisich u.a. Dieses Gremium das den Aussiedlern eigene Schriftver- entwickelte seine eigene Dynamik und ständnis ohne Abstriche klar zur Spra- Wandlung. Es kamen Leute von LOGOS che käme. Dass die neue Bibelschule und AMBD hinzu sowie Alvin Enns und auch nicht nur vollzeitliche Mitarbeiter John N. Klassen, die beide in Schulen für das Reich Gottes ausbildet, sondern tätig waren. Ersterer war ein von Kana- besonders den Focus auf die Zurüstung da entsandter Lehrer, um Aussiedlern ehrenamtlicher Kräfte legt, war den bei der Integration in Deutschland zu Aussiedlern ebenfalls sehr wichtig. helfen; Klassen, damals Koordinator und Dozent an der Freien Hochschule 2. Studienprogramm für Mission (Akademie für Weltmissi- und Ausbildungsziel on) in Korntal, war zuvor Pastor und Lehrer einiger Gemeinden und Bibel- Verschiedene Alternativen wurden an- schulen gewesen. gedacht und als möglich erkannt. Das Der Kreis arbeitete weiter an den LOGOS-ATA-Programm sollte in die aktuellen Ideen: Schulungszentrum, Tagesschule mit eingebaut werden. Tagesschule, Ausbildung, Schulungs- Schließlich aber wurden sich die Dis- konzept. Einige dieser Bereiche sollen kussionsteilnehmer einig, mit einem hier kurz angesprochen werden. eigenen „Collegeprogramm“ (= eine dreijährige Bibelschulausbildung) an- 1. Notwendigkeit einer zufangen und zu gegebener Zeit noch eigenen Schule zwei weitere Jahre auf Masterebene anzuschließen. Das Programm der Zunächst sollte den Gläubigen aus den neuen Schule sollte alle Fächer ein- Aussiedlergemeinden die Notwendig- schließen, die auch sonst auf biblisch- keit einer eigenen Schule plausibel ge- theologischen Schulen angeboten wer- macht werden. Die damals in Deutsch- den, hier aber mit Betonung einiger land schon bestehenden Bibelschulen täuferischer Aspekte. Die schulischen wurden zwar von vielen Aussiedlern Voraussetzungen und Anforderungen als gut anerkannt. Aber sie hatten kein sollten dem Niveau entsprechen, das oder ein sehr mangelndes Verständnis die Bafög-Beihilfe ermöglicht. für die Traditionen und die Kultur der Das Ziel der Ausbildung sollte nicht Aussiedlerchristen. Außerdem muss- sein, hauptamtliche Theologen her- te der Sorge begegnet werden, dass vorzubringen, sondern ehrenamtliche durch das Studium an einer Bibelschu- Mitarbeiter der Gemeinden sollten für le eine Entfremdung der Bibelschüler ihren Dienst in Kinder- und Jugendar- von ihren eigenen Gemeinden eintre- beit, im Predigtdienst und in der missi- ten konnte. Schließlich war auch zu onarischen Arbeit geschult werden. BSB-Journal.de 2-2013 13
John N. Klassen 3. Trägerschaft und te Lichtendorf bei Dortmund) wurde, Zusammenarbeit vielleicht als letzter Punkt, noch einmal die Namensgebung angesprochen. Es Es wurde an einer gemeinsamen Trä- meldete sich Werner Hartmann, Ver- gerschaft und Finanzierung gearbeitet. treter der AMBD, zu Wort: Lasst uns LOGOS sollte dabei sein. Die Menno- die Schule doch einfach Bibelseminar nitische Bibelschule (EMB) kam ins Bonn nennen. Das war es. Kein Wider- Gespräch. Bis zum Ende der Vorbe- spruch. Ab dieser Zeit heißt das erste reitung wurde mit der AMBD (ältere „Kind“ des BTG Bibelseminar Bonn. MBG, durch Flüchtlinge des 2. Welt- Bei fünf Anmeldungen sollte im krieges 1950 entstanden) gerechnet. Herbst 1992 angefangen werden. Doch Zum Schluss blieb der BTG, der von der es kam anders. Es fehlten die Anmel- Machbarkeit der Tagesschule durch dungen. Somit hatten wir ein zusätzli- Gottes Gnade überzeugt und feder- ches Jahr, um Gemeinden zu besuchen führend war, der Träger. Mit Schulen und weiter Werbung zu machen. in Amerika zu arbeiten, kam später ins Blickfeld. Zusammenarbeit im Sinne Das BSB startet von einer Sendung von promovierten Gastdozenten und finanzieller Mithilfe Ein Jahr später, am 5. September 1993, aus dem Ausland wurde angestrebt. war Zeit und Stunde gekommen, um die Türen zu einer neuen biblischen Ausbil- 4. Standort, Namen dungsstätte in Bonn zum ersten Mal zu und Starttermin öffnen und die ersten Schüler feierlich willkommen zu heißen. Es waren 16. Viktor Zierat, Pastor der Baptisten-Brü- Ihnen standen drei Vollzeit-Lehrer dergemeinde in Bonn, teilte mit, dass für 20 Unterrichtsstunden in der Wo- der Unterricht in den Räumen des Ge- che zur Verfügung. Heinrich Löwen meindehauses zunächst unentgeltlich war Schulleiter. Willi Daiker und John stattfinden könnte. N. Klassen hatten außer Unterricht Obwohl die Vorarbeit sehr zeitauf- zusätzliche Verwaltungsaufgaben. Vik- wändig war, sprachen einige schon von tor Zierat, als Pastor der Gemeinde in einem Schulbeginn im Herbst 1991. Bonn, war Seelsorger und Berater für Realistischer war der Herbst 1992. Die uns alle. Anna Enns mit einem guten Trägerschaft war geklärt. Die Finanzen Englisch war erste Sekretärin. Es gab wurden erhofft. Es blieb noch die Wer- mehr Helfer, die hier nicht genannt bung. Denn was ist eine Schule ohne werden können. Es herrschte eine gute Schüler? Atmosphäre. Doch das Kind hatte noch keinen So ist das Bibelseminar Bonn als eine Namen. Bei dem letzten gemeinsamen BTG-Tagesschule entstanden - die ers- Gespräch (in der Autobahnraststät- te theologische Ausbildungsstätte, die 14 BSB-Journal.de 2-2013
1. Wie alles anfing (1989-1993) von Aussiedlern gegründet wurde. Als Die ersten Studenten Tagesschule ist sie bisher die einzige geblieben. Mit dem Eintritt der 16 Studierenden Das BSB wuchs anfänglich jährlich im Jahr 1993 hat die Bibelschule ihren um 15 neue Aufnahmen, danach noch Anfang genommen. Einige Merkmale mehr. Mehr Schüler, mehr Lehrer! Da- dieses Anfangs sollen kurz angemerkt für setzte sich Heinrich Löwen, der werden. Sie bilden das Typische des Schulleiter, energisch ein. Dabei ging BSB. es ihm besonders um promovierte Der erste Bericht in J&M, 2/1994, Leute. Doch zuerst waren es frühere spricht von dankbarer Freude im Schul- Mitschüler Löwens, die er aus seiner leben: Zählen wir die Schüler und die Zeit in Brake, Gießen oder Fresno her drei Lehrer, die vor Ort wohnen, und kannte. Auch Kollegen von LOGOS wa- die andern Mitarbeiter, so sind wir 23 ren Gastlehrer am BSB. Danach waren Leute. Gerade richtig, um intensiv mit- es mennonitische Brüder von Über- einander zu arbeiten. Die Schülerschaft see, wie Dr. Hans Kasdorf und Dr. Hen- sieht wie folgt aus: ry Schmidt, aber es wurden auch und –– Die Studierenden sind 10 Brüder zunehmend US-amerikanische Baptis- und 6 Schwestern. tenbrüder wie Rev. Jerry Clark und Dr. –– Von den Männern sind acht verhei- Bill Wagner eingeladen, die übersetzt ratet. werden mussten. Der Autor dieser Zei- –– Ihren Erstwohnsitz haben die Schü- len war damals schon der Senior unter ler an ganz verschiedenen Orten: den Lehrern, aber per Du mit allen, 1 in Bielefeld, 2 in Bonn, 1 in Det- auch den Studenten. Eine ganze Reihe mold, 1 in Düren, 4 in Lemgo, 2 der jüngeren Dozenten waren meine in Neuwied, 1 in Nümbrecht, 1 in Schüler in Brake gewesen. Einige hat- Oerlinghausen, 1 in Siegburg, 1 in ten als Jugend-Mitarbeiter zu unserer Waldbröl, 1 in Wolfsburg. Gemeinde in Lage gehört, wo ich da- –– Gemeindemäßig gehören 8 Schüler mals als Pastor diente. Um es einfach zu BTG-Gemeinden; 7 zu verschie- zu sagen: Es war von Anfang an eine denen Aussiedler- Gemeinden; ei- schöne und erfüllende Zeit am BSB. - ner gehört einer Landeskirche an. Auf eines mussten wir aber etwas län- –– Das Durchschnittsalter liegt bei 28 ger ausschauen und warten: ein erster Jahren. einheimischer promovierter Dozent. Unsere Studierenden kommen aus Aber er kam: Dr. Friedhelm Jung. Über unterschiedlichen Berufen mit vielen ihn hören wir später mehr. wertvollen Erfahrungen. Die meisten haben in ihren Gemeinden schon mit- gearbeitet. In der Regel sind die Ler- nenden am Wochenende zu Hause. Dadurch bleibt der Bezug zur Familie BSB-Journal.de 2-2013 15
John N. Klassen und Gemeinde erhalten. Einige neh- Schüler geheiratet (acht waren bei der men in der Heimatgemeinde Dienste Anmeldung bereits verheiratet); sie ha- wahr. Sieben der Studierenden absol- ben heute alle Familien. 12 Absolven- vieren 1994 das einjährige Programm; ten sind Mitglieder in ihren Gemeinden acht studieren drei Jahre und absol- geblieben. 13 üben einen bürgerlichen vieren schon im neuen Schulzentrum Beruf aus – die Mütter mitgezählt. Ein Haus Wittgenstein in Bornheim das Absolvent ist Religionslehrer; einer ist dreijährige Programm im Herbst 1996. bei einer Mission in Deutschland ange- Einer der Eingeschriebenen verlässt die stellt; eine war erst Religionslehrerin, Schule vorzeitig. Die Namen des ersten später mehrere Jahre Missionarin im Jahrgangs sind am Ende der Festschrift Ausland. Zwei sind nicht deutscher Na- zu finden. tionalität. Zwei sind geschieden. Einer (In Klammern noch ein paar Infos ist mit Familie nach Kanada ausgewan- zum weiteren Werdegang der ersten dert.) Studierenden: Im Nachhinein haben 7 Die erste Klasse mit dem Gastdozenten Jerry Clark (links) und John Klassen (auf dem Foto fehlt Lolita Haid) 16 BSB-Journal.de 2-2013
1. Wie alles anfing (1989-1993) Was ist heute im Vergleich zur –– Das BSB hat von Anfang an nicht Anfangszeit anders? nur biblische Theologie, sondern auch Ethik und Heiligung betont. –– Das Durchschnittsalter der Studie- Zunehmend wurden Verhaltensre- renden ist niedriger. geln in das erwartete Schulleben –– Der Anteil der verheirateten Anfän- eingebaut. ger ist niedriger. –– Obwohl das Gros der Absolventen –– Die meisten Studierenden wohnen weiter einen bürgerlichen Beruf in der Nähe der Schule. ausübt, sind zunehmend mehr Ab- –– Ehescheidung hat nicht vor den Ab- solventen teilzeitig und vollzeitig solventen Halt gemacht. missionarisch, im Gemeindeauf- bau und im Pastorendienst – auch Was ist geblieben? im Ausland – tätig. Einige sind auch langfristig aufs „Missionsfeld“ ge- –– Der BTG ist auch heute der Träger gangen. der Schule; die Schüler kommen sowohl aus BTG-Gemeinden wie Noch vor der Absolvierung des ers- auch aus anderen russlanddeut- ten Jahrgangs machte das BSB drei schen und hiesigen (im Einzelfall zukunftsträchtige Schritte: die ersten auch landeskirchlichen) Gemein- Weiterbildungskurse mit Seminarcha- den. rakter (Masterlevel) fanden 1994 statt; –– Das BSB ist nicht eine Schule nur die Bildung eines eigenständigen BSB- für Migranten; vom ersten Jahr an Vorstandes; und die partnerschaftliche haben sich zunehmend mehr Bun- Zusammenarbeit mit dem 1995 von desdeutsche als Studierende an- Viktor Zierat gegründeten ICW (Inter- gemeldet; gleichzeitig auch einige nationales Centrum für Weltmission). nicht deutscher Nationalität. Dank der Gnade Gottes hat das Bibel- seminar Bonn nicht nur Bestand, son- dern bewegt sich auch nach vorne. BSB-Journal.de 2-2013 17
2. Drei Umzüge in drei Jahren (1993-1996) Gerhard Schmidt III, H. Klassen, A. Neufeld, Dr. Borror Der Start im Keller und Prof. Dr. Dr. B. Wagner. Im zweiten Semester kamen weitere Gastdozenten N ach einer längeren Zeit der Pla- nung und Vorbereitung startete das Bibelseminar Bonn am 5. Septem- dazu: M. Ponsford, U. Häbich, Prof. Dr. Warner und F. Volke. Bereits im ersten Jahr war man sich ber 1993 mit 15 Studierenden in den bewusst, dass weitere Räume für die Kellerräumen der Evangelischen Frei- Entfaltung des BSB nötig wären, so kirche Bonn-Brüser Berg. Eine Person dass man frühzeitig begonnen hatte, (Gerhard Dyck) kam im zweiten Semes- sich darüber Gedanken zu machen. Die ter dazu. Von den insgesamt 16 Perso- Gemeinde auf dem Brüser Berg war im nen haben 7 Personen das einjährige Raum Köln/Bonn dafür bekannt, dass und 8 Personen das dreijährige Pro- sie ein Herz für Mission hatte und tat- gramm absolviert. Eine Person hat nur kräftig verschiedene Aktionen in An- ein Semester absolviert. griff nahm und unterstützte. Der Bau Es war eher ein bescheidener Start. des Reiches Gottes war ihr ein Anlie- Das BSB hatte weder eigene Räumlich- gen. So war es für die Gemeinde eine keiten für die Vorlesungen noch Büros Selbstverständlichkeit, dass man wei- für Mitarbeiter oder ein Sekretariat. tere Räume schaffen wollte. Um dem Es gab zu Beginn ja nur eine Klasse, so BSB für die Entfaltung eine gute Platt- dass ein Raum für die Vorlesungen aus- form zu bieten, hatte die Gemeinde reichend war. Dieser Start wäre ohne nach einer kurzen Planungsphase auf die tatkräftige Investition der Gemein- die bestehende Hausmeisterwohnung de, deren Pastor Viktor Zierat war, nicht eine weitere Etage aufgebaut, so dass denkbar gewesen. Neben den ersten dort weitere Räume zur Verfügung drei Dozenten des BSB (H. Löwen, W. standen. Damit legte die Gemeinde ei- Daiker und J. N. Klassen) hatten bereits nen weiteren Meilenstein für die gute acht weitere Dozenten aus dem In- und Entwicklung des BSB. Ohne die tatkräf- Ausland verschiedene Fächer im ersten tige Unterstützung der Gemeinde, des Semester unterrichtet. Zu den Gastdo- Pastors Viktor Zierat, des damaligen zenten des ersten Semesters gehörten Hauptdiakons Andreas Beuth (der spä- Dr. U. Bister, Prof. Dr. A. Friesen, Dr. C. ter ganz zum BSB und dem später ent- L. Rogers Jr., sein Sohn Dr. C. L. Rogers standenen Missionswerk ICW wech- 18 BSB-Journal.de 2-2013
2. Drei Umzüge in drei Jahren (1993-1996) selte) und der vielen Helfer wäre dies zweiten Semester 5 weitere Studieren- nicht möglich gewesen. de dazu, so dass der zweite Jahrgang insgesamt 23 Studierende zählte, von Die BAföG-Anerkennung denen 6 Personen das einjährige und 15 Personen das dreijährige Programm Um möglichst vielen Studierenden absolvierten (zwei brachen das Studi- das Studium auch aus finanzieller Hin- um vorzeitig ab). Zusammen mit den sicht zu ermöglichen, strebte man von 8 Studierenden des ersten Jahrgangs Anfang an eine BAföG-rechtliche An- zählte das BSB nun im zweiten Jahr sei- erkennung an. In mühevoller Arbeit ner Existenz bereits 31 Studierende. wurden alle Vorbereitungen von Willi Eigentlich war der Einzug in den neu- Daiker im Vorfeld getroffen. Bereits am en Anbau kein richtiger Umzug. Für das 8. April 1993 wurde der erste Antrag BSB war es Dank der Investition sei- gestellt. Es folgte viel Korrespondenz tens der Gemeinde eine Erweiterung. zwischen Willi Daiker und dem zustän- Nun stand für die zwei Klassen jeweils digen Sachbearbeiter, Herrn Tings, der ein eigener Vorlesungsraum zur Verfü- sich sehr wohlwollend dem BSB gegen- gung. Neben einem weiteren kleinen über zeigte. Nachdem viele Einzelhei- Büro gab es jetzt auch ein Sekretariat. ten, wie z.B. Fächerkanon, Qualifikati- Mit dem Start des zweiten Studienjah- on der Dozenten, Arbeitsaufwand der res gab es natürlich auch viel mehr in einzelnen Fächer usw., geklärt waren, der Administration zu tun, so dass das wurde die Anerkennung vom Landes- BSB 1994 Anita Epp als erste Sekretärin amt für Ausbildungsförderung Nord- einstellte. rhein-Westfalen am 8. August 1994 für Mit den weiteren Fächern des ersten das dreijährige Programm rückwirkend Jahrgangs im zweiten Studienjahr und zum 1. September 1993 als „gleichwer- der neuen ersten Klasse kamen weite- tig mit dem Besuch einer öffentlichen re Dozenten dazu. Im Wintersemester Fachschule“ erteilt. Diese Anerken- 1994 kamen folgende Gastdozenten nung war ein wichtiger Schritt für das dazu: Dr. Th. Schirrmacher, Prof. Dr. D. BSB, da die finanzielle Unterstützung Ewert, Prof. Dr. H. Schmidt, Dr. H. Egel- seitens des Staates für viele Bewerber kraut und Gerhard Schmidt. Im Som- entscheidend war. mersemester 1995 kamen folgende Gastdozenten dazu: Prof. H. Jantzen, Der erste „Umzug“ in Prof. Dr. Dr. H. Kasdorf, Andreas Hilde- ein Nebengebäude brandt und Heinrich Derksen. Das Programm wurde vollständiger. Das zweite Studienjahr hatte im Sep- Die einzelnen Fächer wurden nicht tember 1994 mit 18 neuen Studieren- nach einem Zufallsprinzip geplant, son- den im Anbau der Evangelischen Frei- dern nach einem vorher mit viel Mühe kirche begonnen. Auch hier kamen im und Arbeit aufgestelltem Fächerkanon. BSB-Journal.de 2-2013 19
Gerhard Schmidt Dank der kompetenten Planung vom es für den kommenden dritten Jahr- ersten Studienleiter des BSB, Willi Da- gang keinen Vorlesungsraum mehr gibt iker, beinhaltete das Programm Fächer, und man für das dritte Jahr wieder neu die sowohl für die theologische Ausei- nach einer Erweiterung Ausschau hal- nandersetzung, wie auch für die Bibel- ten musste. kenntnis und die Praxis in Gemeinde Kaum hatte man die Planungs- und und Mission sehr wichtig waren. Blickt die erste Aufbauphase hinter sich, man auf die ersten Jahre zurück, muss wurden weitere Ziele ins Auge gefasst. man sagen, dass das BSB von Anfang Neben der normalen theologischen an viele kompetente Dozenten für Ausbildung bot man darüber hinaus das Programm gewinnen konnte und auch die ersten Weiterbildungskurse dass die meisten Fächer bis heute zum (auf Seminarebene) in verschiedenen Grundstock der Ausbildung gehören. Gemeinden an, die später in ein Semi- Von Anfang an lag der Schwerpunkt narprogramm münden sollten. Seit der neben der Aneignung von Bibelkennt- Gründung des BSB war das Anliegen nis und der intellektuellen Entwicklung immer präsent, möglichst viele Mitar- auch auf Jüngerschaftstraining und beiter in den Gemeinden zu erreichen Vorbereitung zum effektiven Dienst in und auszubilden. So fanden die ersten verschiedenen Bereichen der Gemein- Intensivkurse bereits 1994 statt. Um de- und Missionsarbeit. theologisch Interessierten, die für ein Um ein effektives Studium zu er- Vollzeitstudium nicht aus ihrem Beruf möglichen, wurde im zweiten Jahr des aussteigen konnten, die Möglichkeit BSB auch der Grundstein für eine Bib- einer Ausbildung zu geben, wurde im liothek gelegt. Aus Mangel an Räum- gleichen Jahr auch die Theologische lichkeiten wurde im Raum der zweiten Fernschule gegründet. Klasse eine Regalwand aufgebaut. Nun Man kann sagen, dass das BSB von standen die ersten Bücher im Regal. Anfang an durch Innovation, Progressi- Noch gab es kein Ausleihsystem und vität, Vision, Wachstum und gleichzei- keine Bibliothekssystematik. Aber nun tiger Flexibilität und Offenheit für Neu- hatte das BSB auch das, was in keiner es gekennzeichnet war. Dies hing unter Bibelschule fehlen darf – eine kleine anderem auch sehr mit dem ersten bescheidene „Bibliothek“. Wenn es im Schulleiter Heinrich Löwen zusammen, ersten Jahr des BSB noch nicht nach der neben seinem unermüdlichen Ein- einer Bibelschule aussah, war jetzt im satz für das BSB und vielen Ideen für zweiten Jahr vieles anders geworden. den Aufbau des BSB gleichzeitig seine Jetzt hatte man den Eindruck, dass aus Doktorarbeit schrieb. einem bescheidenen Beginn im Keller des Gemeindehauses eine gut funkti- onierende Schule geworden ist, auch wenn allen Beteiligten klar war, dass 20 BSB-Journal.de 2-2013
2. Drei Umzüge in drei Jahren (1993-1996) Das BSB wird selbstständig es, die Bücher zu systematisieren und zu kategorisieren, damit die Studie- Der dritte Jahrgang startete im Herbst renden sie schnell finden und nutzen 1995 mit 18 eingeschriebenen Studie- konnten. Mit Hilfe von Studierenden renden. Es folgten weitere Studierende hatte man tagelang die Bücher „bear- im Sommersemester 1996, die sich zu beitet“. Der Grundstock für eine Biblio- diesem Jahrgang gesellten. Zusam- thek war gelegt. men mit dem ersten und zweiten Jahr- Um die ganze Arbeit – die ja Jahr gang stieg die Zahl der Studierenden für Jahr mehr wurde - bewältigen zu auf über 40. Dass es für diese Anzahl können, wurden neue Lehrkräfte und der Studierenden in dem Anbau des Mitarbeiter eingestellt. Neben Andreas Gemeindehauses keinen Platz geben Hildebrandt, der etwas später seinen würde, war sowohl den Mitarbeitern vollzeitigen Dienst in der Freien evan- des BSB wie auch der Gemeinde klar. gelischen Gemeinde Bonn aufnahm, So begann man frühzeitig für das dritte wurde im August 1995 Heinrich Derk- Jahr neue Räumlichkeiten zu suchen. sen als Dozent und späterer Leiter der Im Sommer 1995 wurde endlich ein Fernschule eingestellt. Die Einstellung Bürogebäude in Bonn-Duisdorf an- von Heinrich Derksen geschah noch gemietet, nachdem der Erwerb von durch den Vorstand des BTG (Bund Schloss Boitzenburg in der Nähe von Taufgesinnter Gemeinden), der das Berlin nicht zustande gekommen war. BSB ins Leben gerufen hatte. Im dritten Im neuen Bürogebäude in Bonn-Duis- Jahr kamen dann auch weitere Gastdo- dorf gab es genug Platz. Zwischen den zenten dazu. Im Wintersemester 1995 verschiedenen Büroräumen wurden kam Dr. F. Jung, Dr. H. Hartfeld und teilweise die Zwischenwände raus- Louis Schneider dazu und im Sommer- genommen, so dass man jetzt ausrei- semester 1996 kamen Prof. Dr. Lawson, chend größere Vorlesungsräume hatte. Monika Theuß, Drs. M. Wagner und Pfr. Der große Bürokomplex bot genügend R. Reuter dazu. Neben Heinrich Löwen, Räume für Büros von Mitarbeitern und Willi Daiker und J. N. Klassen, die von Dozenten, Kopierraum, Küche, Aufent- Anfang an als Dozenten am BSB tätig haltsraum, Lagerraum und vieles mehr. waren, wurden die Studierenden des Hier konnte auch die Bibliothek weiter ersten Jahrgangs in den ersten drei Jah- ausgebaut werden. Es kamen nicht nur ren von insgesamt 28 weiteren kompe- neue Bibliotheksregale dazu, sondern tenten Dozenten aus den In- und Aus- auch viele Bücher, die teilweise von land unterrichtet. verschiedenen Personen und Organisa- Das BSB gewann schon nach zwei tionen geschenkt wurden. Um die gan- Jahren seiner Existenz eine starke Ei- ze Arbeit in der Bibliothek stemmen zu gendynamik, so dass es nicht ausblieb, können, wurde Heinrich Walde als Teil- dass man im gleichen Jahr die Bildung zeitkraft eingestellt. Seine Aufgabe war eines eigenständigen BSB-Vorstandes BSB-Journal.de 2-2013 21
Gerhard Schmidt ins Visier nahm. Am 27. Juni 1995 war erste Vorsitzende war, dass es zu kei- die Vereinsgründung des BSB eines der nen Parallelstrukturen kam. So wurde Themen in der BTG-Bundesleitungs- das BSB nicht nur eine Bibelschule des sitzung. Nachdem die Satzung für die BTG, sondern verstand sich auch als Schule von Viktor Zierat vorgestellt Ausbildungsstätte für Mission. Obwohl und verschiedene Argumente bezüg- beide Werke als eingetragene Verei- lich der Notwendigkeit eines Vereins ne eigenständig waren, verstanden dafür oder dagegen abgewogen wor- sich beide Werke als ein Werk und ein den waren, stimmten 10 Personen bei Team. Beide Vorstände waren nahezu 3 Enthaltungen und einer Gegenstim- identisch. Für die Studierenden bot me für die Gründung des Vereins. H. sich jetzt die Möglichkeit, das Erlernte Löwen, V. Zierat und N. Reimer wurden auch in den verschiedenen Projekten beauftragt, sich mit der Zusammen- des Missionswerkes in die Praxis umzu- setzung des Vereins zu beschäftigen. setzen und in die Missionsarbeit Einbli- Der neue Verein „Bibelseminar Bonn“ cke zu bekommen. mit Sitz in Bonn wurde am 22. August Nach der Gründung des Missions- 1995 gegründet und zur Eintragung in werkes ICW wechselte Willi Daiker, der das Vereinsregister gemeldet. Die Mit- erste Studienleiter des BSB, zum Mis- glieder des Vorstandes waren Viktor sionswerk und übernahm die Missi- Zierat (1. Vorsitzender), Nikolai Reimer onsleitung. In diesem Zusammenhang (1. stellvertretender Vorsitzender) und suchte man für die Studienleitung ei- Heinrich Löwen (2. stellvertretender nen Ersatz, den man in der Person von Vorsitzender). Schriftführer war W. Da- Gerhard Schmidt fand und der bereits iker und Kassenwart war W. Reisich. seit dem Wintersemester 1994 am BSB Weitere Beisitzer in Reihenfolge waren als Gastdozent tätig war. Im Sommer William („Bill“) Wagner, Paul Traxel, 1995 rief Heinrich Löwen ihn mitten A. Schmidt und P. Penner. Durch die in einer Jugendfreizeit in Dänemark Gründung des Vereins und des neuen an und fragte ihn, ob er sich vorstellen Vorstands konnten wichtige Entschei- könnte, zum BSB zu wechseln, um die dungen vor Ort viel schneller getroffen Studienleitung zu übernehmen. Nach werden. einer intensiven Bedenk- und Vorbe- Im gleichen Jahr (am 20. Juli 1995) reitungszeit in der Gemeinde wechsel- wurde neben dem BSB das Internati- te dann Gerhard Schmidt vom vollzeiti- onale Centrum für Weltmission (ICW) gen pastoralen Dienst in der Gemeinde von Viktor Zierat ins Leben gerufen. Siegburg zum 1. Januar 1996 ans BSB. Obwohl es Stimmen gab, die eine ei- Willi Daiker blieb als Dozent dem BSB gene, dem Missionswerk ICW unterge- erhalten und unterrichtete als Missi- ordnete Missionsschule favorisierten, onsleiter besonders im Bereich Missio- war es das Verdienst von Viktor Zierat, logie und konnte so viele Studierende der mittlerweile in beiden Werken der für die Arbeit in der Mission begeistern 22 BSB-Journal.de 2-2013
2. Drei Umzüge in drei Jahren (1993-1996) und gewinnen. In der Folgezeit wurde Privatzwecke noch für einen gewerbli- das Team um weitere Mitarbeiter be- chen Betrieb geeignet erschien, stand reichert, die bei beiden Werken mit- es seit einem Jahr leer. Ein etwa 5 ha arbeiteten. Zusammen mit Gerhard großer Park umgab das zentrale Ge- Schmidt wurde z. B. auch Irmi Daiker bäude (Haus Wittgenstein) sowie wei- (damals Wiebe) eingestellt, die sowohl tere Nebengebäude. Das Anwesen be- für das BSB als auch für das Missions- findet sich in landschaftlich reizvoller werk ICW als Sekretärin tätig war. Die Lage sehr zentral zwischen Bonn und gesamte Verwaltung beider Werke Köln und ist sowohl mit öffentlichen wurde von Waldemar Reisich betreut Verkehrsmitteln wie auch mit dem und verantwortet. PKW gut zu erreichen. Nach nicht lan- gen Überlegungen und Verhandlungen Das BSB bekommt ein mit der Partei Bündnis90/Die Grünen neues „Zuhause“ wurde das Haus 1996 zu einem relativ günstigen Preis erworben. Zusammen Zum Ende des dritten Studienjahres mit dem ICW konnte das BSB im Au- wurde seitens des Besitzers vom ange- gust 1996 in dieses Anwesen umziehen mieteten Bürokomplex in Bonn-Duis- und im Oktober das vierte Studienjahr dorf mitgeteilt, dass das Gebäude für mit insgesamt 57 Studierenden in drei andere Zwecke gebraucht wird. Nun Klassen beginnen. stand das BSB vor einer neuen Heraus- War man in den ersten drei Jahren forderung. Kaum hatte man sich einge- immer in angemieteten bzw. in nicht richtet, musste man sich wieder nach eigenen Räumen untergebracht, freu- neuen Räumlichkeiten umsehen. Ver- te man sich jetzt über eine dauerhafte schiedene Objekte wurden ins Visier Bleibe. Für die Studierenden der ersten genommen, bis man schlussendlich auf Klasse war es bereits der dritte Um- das Haus Wittgenstein in Bornheim- zug, weshalb sich die Begeisterung in Roisdorf stieß, das bis vor kurzem Sitz Grenzen hielt, da alle erneut anpacken der Bundesgeschäftsstelle von Bünd- mussten; zugleich aber herrschte auch nis90/Die Grünen gewesen war. Im eine Aufbruchsstimmung. Das Haus Zuge des Umzugs der Regierung von Wittgenstein sollte das neue und dau- Bonn nach Berlin stand dieses Haus ein erhafte Zuhause werden. Jahr lang zum Verkauf. Da es weder für BSB-Journal.de 2-2013 23
3. „Von hier aus die Welt verändern“ (1996-2000) Friedhelm Jung D as Haus Wittgenstein ist ein herr- schaftliches Anwesen, das von dem Kölner Unternehmer Heinrich bunden, hatte das Haus Wittgenstein im Laufe seiner knapp 170-jährigen Geschichte wechselnde Besitzer. Nach- von Wittgenstein im Jahre 1845 in dem Heinrich von Wittgenstein 1869 dem kleinen Ort Roisdorf vor den To- gestorben war, ging das Anwesen an ren Bonns als Sommerresidenz gebaut seine Kinder, später an Enkel und Ur- wurde. Heinrich von Wittgensteins enkel über. Ein den älteren Roisdorfern Vater Johann Jacob von Wittgenstein, noch bekannter Besitzer aus der Witt- ein wohlhabender Kölner Kaufmann, gensteiner Linie war Friedrich Franz der auch einige Jahre Bürgermeister Freiherr von Proff-Irnich von Kesseler. von Köln war, hatte das Landgut 1789 Dieser wohnte allerdings nicht ständig erworben. Damals sprach man noch selbst dort, sondern vermietete das vom „Metternichsberg“, da früher eine Haus Wittgenstein zum Beispiel 1934 Familie von Metternich Besitzer der an den Reichs-Arbeitsdienst. Nach Ländereien war, auf denen heute die Kriegsende beschlagnahmten die Eng- klassizistische Villa Haus Wittgenstein länder das Anwesen und wiesen es als steht, die nach den Plänen des damals Residenz der Prinzessin Armgard zur sehr angesehenen Architekten und Lippe-Biesterfeld zu, die die Großmut- Kölner Dombaumeisters Ernst Fried- ter der bis 2013 amtierenden nieder- rich Zwirner errichtet wurde. ländischen Königin Beatrix war. Später Roisdorf war im 19. Jahrhundert ein zog dann ein Privatsanatorium ein und beliebter Wohnort wohlhabender Bür- 1984 verkaufte die Erbengemeinschaft ger und wurde wegen seines angeneh- der von Wittgensteins das ganze Anwe- men Klimas und seines Mineralwassers sen an die Vermögensverwaltung der geschätzt, das in Spitzenzeiten bis nach Partei der Grünen. „Bündnis 90/Die San Francisco exportiert wurde. Um- Grünen“ nutzten das Haus zunächst als geben von einem 5 ha großen Park Sitz der Finanzverwaltung und als Ta- mit vielen prächtigen Bäumen und gungshaus, später dann auch noch als verkehrstechnisch optimal an die Bun- Bundesgeschäftsstelle. Der Beschluss des- und Universitätsstadt Bonn ange- des Deutschen Bundestages, die Regie- 24 BSB-Journal.de 2-2013
3. „Von hier aus die Welt verändern“ (1996-2000) rung wieder nach Berlin zu verlegen, rungsfeier des dreijährigen Programms veranlasste die Partei, ihr Anwesen stattfinden konnte. Viktor Zierat mode- zu verkaufen und sich in Berlin nach rierte sowohl die Vormittags- wie auch einer neuen Bleibe umzusehen. „Die die Nachmittagsveranstaltung, die bei- Grünen“ hatten im Haus Wittgenstein de in einem großen Zelt stattfanden, das Motto ausgegeben: „Von hier aus das auf dem Gelände von Haus Witt- die Welt verändern“. Als im Jahr 1996 genstein aufgebaut worden war. Am das Internationale Centrum für Welt- Vormittag erhielten die Absolventen mission (ICW) das Anwesen erwarb aus der Hand vom bisherigen Studi- und gemeinsam mit dem Bibelseminar enleiter Wilhelm Daiker die Zeugnisse, Bonn dort einzog, wurde das Motto – der Schulleiter Heinrich Löwen betete unter veränderten Vorzeichen - einfach für die Absolventen und der Evangelist übernommen. Die Welt sollte weiter- Wilhelm Pahls hielt die Festpredigt. hin verändert werden, nun allerdings Am Nachmittag stellte der neue Stu- nicht mehr mit grüner Politik, sondern dienleiter Gerhard Schmidt die neuen mit christlichen Werten. Das Evange- Studierenden vor, der gerade neu ein- lium von Jesus Christus, wie es in der gestellte Lehrer Friedhelm Jung betete Heiligen Schrift des Alten und Neuen für die „Neuen“ und Jarl Poysti hielt Testaments niedergelegt ist, sollte und die Predigt. Am nächsten Tag, dem 30. soll vom Haus Wittgenstein hinaus September, startete das vierte Studien- in die Welt getragen werden, damit jahr mit insgesamt 57 Studierenden. In Menschen in Christus Vergebung ihrer der ein Jahr zuvor begonnenen theolo- Schuld und ewiges Leben finden. gischen Fernschule waren nun schon Im August 1996 zog das BSB aus ei- 120 Fernschüler eingeschrieben. nem Bürokomplex in Bonn-Duisdorf Die große Nachfrage nach dem aus und in Haus Wittgenstein ein. Die Fernstudium zeigte den Verantwort- Fassade des Hauses erhielt einen neu- lichen des BSB, dass man im Bereich en Anstrich, der Park, der von den des nebenberuflichen Studiums wei- „Grünen“ sich selbst überlassen gewe- tere Angebote machen sollte. Dies sen und teilweise zu einer Art Dschun- entsprach (und entspricht) auch völlig gel mutiert war, wurde von den Studie- der Gesamtausrichtung des BSB. Am renden und Mitarbeitern gelichtet und BSB soll nämlich keineswegs primär für von Unkraut gesäubert, Schul-Tafeln den vollzeitlichen Dienst ausgebildet wurden an den Wänden der großen werden. Vielmehr ist der Hauptfocus Räume im Erdgeschoss von Haus Witt- des BSB nach wie vor, ehrenamtliche genstein angebracht und Schultische Mitarbeiter der Gemeinden durch Voll- und Stühle in die Räume gestellt, so oder Teilzeitunterricht optimal auf ihre dass am 29. September 1996 die Ein- Aufgaben in Teen- und Jugendkreisen, weihungsfeier des neuen Zentrums im Predigt- und Seelsorgedienst sowie und gleichzeitig die erste Absolvie- im Ältesten- und Diakonenamt vorzu- BSB-Journal.de 2-2013 25
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