Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg

 
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Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
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                                                                        Unsere Wirtschaft                                                         Ausgabe 6-7/2021

                                                                        Region                       Tourismus                       Recht

                                                                        Scharfe Kritik an Coburger   Coburg.Rennsteig hat Plan für   Gastronome müssen Glücksspiel-
                                                                        Flächengestaltungssatzung    Comeback der Branchenakteure    Automaten künftig registrieren
© Collage - Quellbilder © Coloures-Pic, © i-picture - stock.adobe.com

                                                                        1896
                                                                        2021

                                                                                                                              Erste Adresse für die
                                                                                                                              Coburger Wirtschaft
                                                                                                                              – seit 125 Jahren!
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
2 Inhalt

   Titelthema
   IHK-Gründung: Es bedurfte einer spektakulären         4
   Rede, um Coburg vor Rückständigkeit zu bewahren

   Region
   Ausnahmeregel für gewerbliche Wirtschaft von          8
   Coburger Flächengestaltungssatzung gefordert
   SÜC kündigt mit „Gesamtstrategie Glasfaser 2030“      9
   schnellen Netzausausbau im Stadtgebiet an
   Regional größter Spielwarenhersteller richtet sich   10
   als HABA FAMILYGROUP strategisch neu aus
   Bei KAPP-NILES übernimmt die junge Generation        11
   in der Geschäftsführung Verantwortung

   Standortpolitik
   Programm „Transformation@Bayern“ fördert             14
   Digitalisierung und Prozessinnovation in KMU

   Die DIHK-Seite
   Der rheinland-pfälzische Unternehmer                 15
   Peter Adrian ist neuer Präsident des DIHK

   Aus- und Weiterbildung
   Kompetenzzentrum 4.0 unterstützt bei                16
   der Digitalisierung der Berufsausbildung
   Wegen hoher Nachfrage zusätzliche Plätze            17
   im Zertifikatslehrgang „Social Media Manager (IHK)“

   Tourismus
   Coburg.Rennsteig-Geschäftsführer Dr. Jörg            18
   Steinhardt zum Neustart im Tourismus
                                                             4 Herzogliche Verordnung führte zur Errichtung der IHK zu Coburg
   Konjunkturbericht Frühjahr 2021
   Weite Teile unserer gewerblichen Wirtschaft          19   Seit 125 Jahren in eindeutiger Mission
   kommen nur mühsam aus dem Konjunkturtal
                                                             „Die Handelskammer hat den Zweck, die       Anträge und Erstattung von Gutachten
   Existenzgründung und Unternehmensförderung                Gesamtinteressen der Handels- und Ge-       zu unterstützen.“ Das schrieb Herzog
  „Social Media Jetzt!“ will auch Unternehmen mit       24   werbetreibenden des Landes wahrzuneh-       Alfred von Sachsen Coburg und Gotha
   kleinen Budgets zu Marketingerfolgen verhelfen            men, insbesondere auch die Behörden in      der IHK ins Stammbuch. Seit 125 Jah-
   Innovation und Umwelt                                     der Förderung des Handels und der In-       ren ist dieser Kernauftrag unverändert.
   Förderprogramm „InWandel“ unterstützt            25       dustrie durch thatsächliche Mitteilungen,
   Verbundprojekte von Unternehmen und Wissenschaft
   Zunehmende Beschäftigung in Homeoffices          26
   stellt Arbeitsschutz vor neue Herausforderungen           16 Neue Broschüre zum IHK-Weiterbildungsangebot
   Sonderthema Finanzen & Versicherung                       Beste Perspektiven durch Berufsqualifikation
   200 Jahre - Sparkasse startet                        30
   solide aufgestellt ins Jubiläumsjahr                                                                  Schnell und passgenau die Aufstiegs-
   VR-Bank Coburg verzeichnet im Pandemiejahr           34                                               fortbildung finden, die zum erlernten
   stabile Ertragslage und stärkt Eigenkapital                                                           Beruf passt, können Weiterbildungs-
   Studie der HUK legt Zweifel der Deutschen            36                                               willige jetzt besonders einfach mithil-
   an gängigen Mobilitätsprognosen offen                                                                 fe einer neu aufgelegten Broschüre. Sie
   International                                                                                         zeigt die Fülle an Möglichkeiten in der
  „Exportpreis Bayern 2021“ unter besonderer            38                                               Berufsbildung auf, die durch professio-
   Berücksichtigung der Pandemie                                                                         nelle Angebote der IHK eröffnet werden.
                                                                                                         Gespannt wird ein weiter Bogen von der
   Recht                                                                                                 Einstiegsqualifizierung über die klassi-
   Änderung des Telekommunikationsgesetzes              40                                               sche Berufsausbildung bis hin zur höhe-
   könnte Netzausbau beschleunigen
                                                                                                         ren Berufsbildung. Zugleich wird Einblick
   Bekanntmachungen                                                                                      gegeben in die Beschäftigungs- und Kar-
   Neueintragungen, Sitzverlegungen und Löschungen 42                                                    rieremöglichkeiten in 18 verschiedenen
   von Unternehmen im Coburger Handelsregister                                                           Berufs- und Tätigkeitsfeldern.

 Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
Editorial 3

                                     „Nichts ist so beständig wie der Wandel“
                                        (Heraklit)
                                      Vor 125 Jahren wurde die         bleiben. Als IHK war und ist es unsere Aufgabe, das ökonomisch
                                      IHK zu Coburg gegründet:         dazu Notwendige einzufordern, denn strukturelle Defizite auf vie-
                                      ein stolzes Jubiläum unter       len Gebieten belasten unsere Unternehmen zunehmend und re-
                                      durchaus „besonderen Um-         lativieren damit unsere Position im internationalen Wettbewerb.
                                      ständen“. Als am 18. März        So steht unsere Industrie auf dem politisch vorgegebenen Weg
                                      1896 die erste Vollversamm-      der Mobilitäts-, Energie- und Klimawende vor einem nie dage-
                                      lung zusammentrat, war das       wesenen Strukturwandel.
                                      ein historisch sehr bedeut-
                                      sames Ereignis. Die Cobur-       Um die angestrebte Klimapolitik erfolgreich umzusetzen, braucht
                                      ger Wirtschaft erhielt mit       es mehr nüchterne Technologieoffenheit anstelle ideologischer
ihrer Interessenvertretung endlich ein „officielles Ohr und eine       Träumereien. Denn ständig weiter verschärfte Vorgaben bergen
„officielle Zunge“, wie das Professor Alexander Schmidt in sei-        letztlich auch das Risiko schleichender Deindustrialisierung und
ner legendären Rede schon am 1. Dezember 1890 angemahnt                damit einhergehender Arbeitsplatz- und Wohlstandsverluste. Ver-
hatte. 125 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Coburg, das           bote sind fast immer der falsche Weg, besser ist es, Unternehmern
sind 125 Jahre Coburger Wirtschaft in Eigenverantwortung – und         und Unternehmerinnen echte Anreize zu bieten und gemeinsam
über 100 Jahre eingebettet in bayerische Wirtschaftspolitik, zu        den effizientesten Weg des Klimaschutzes zu suchen. So kann
deren Umsetzung wir als IHK unseren Anteil für Coburg leisten.         die angestrebte Transformation neben Belastungen auch neue
                                                                       Wertschöpfungsansätze bieten. Damit das gelingt, kann die Er-
„Wirtschaftsnah und innovativ“ setzt sich die IHK zu Coburg heu-       folgsstrategie unserer wirtschaftlichen Selbstverwaltung durch
te auf allen Ebenen für die Belange ihrer Mitgliedsbetriebe ein.       die IHKs als Vorbild dienen: „Betroffene zu Beteiligten machen!“
Leistungsvermögen, Informations- und Serviceangebot unserer            Also: kein Aufoktroyieren gewünschter Verhaltensweisen, son-
Vor-Ort-Kammer sind in dieser Breite und Qualität nur erklärbar,       dern die Wirtschaft in die vorgesehenen Veränderungsprozesse
weil sich auch Unternehmer, Führungs- und Fachkräfte aus Stadt         gleichberechtigt mit einzubinden.
und Landkreis Coburg ehrenamtlich mit Erfahrungen und Fach-
wissen einbringen. Diesem unersetzlichen Engagement gelten             Wir stehen in der aktuellen Gemengelage vor wichtigen Wei-
Anerkennung und Dank, denn es ist keine Selbstverständlichkeit,        chenstellungen und dabei zeigt sich die herausragende Bedeu-
wenn Wirtschaftsvertreter bei hoher beruflicher Belastung einen        tung unserer wirtschaftlichen Selbstverwaltung, die weltweit als
beträchtlichen Teil ihrer Zeit und Kraft in den Dienst unserer Ge-     Vorbild gilt. Wichtigste Argumente für unser Kammerwesen sind
sellschaft stellen. Dass wir heute mit Stolz auf die wirtschaftliche   Vertretung des Gesamtinteresses der gewerblichen Wirtschaft
Entwicklung unserer Region blicken können, verdanken wir ins-          und gelebte Demokratie durch Beteiligung und Einbindung der
besondere der Leistung und dem Mut von Unternehmerpersön-              Unternehmer. Dieser Ansatz reicht Hunderte Jahre zurück und
lichkeiten, die an eine Idee glauben und diese entschlossen und        ist auch besonders zukunftsfähig als Erfolgsprinzip in Zeiten von
klug umsetzen, für ihre Unternehmen, nicht zuletzt auch für die        Globalisierung und europäischer Integration. Deshalb gilt es, Be-
Gesellschaft, denn es spricht schon für die Stärke unserer ge-         deutung und Rechtsposition unserer Industrie- und Handelskam-
werblichen Wirtschaft, dass im Vergleich der Steuereinnahmen           mern weiter zu stärken.
– pro Kopf der Bevölkerung – die Stadt Coburg nach dem Land-
kreis München auf Platz 2 in Deutschland liegt.                        Dazu verweise ich auf unser Titelthema dieser Doppelausgabe
                                                                       Ihres IHK-Magazins ab Seite 4, mit spannenden Informationen
Ein Jubiläum ist natürlich Anlass zurückzuschauen, aber getreu         auch zum besonderen „Gründungsmythos“ der IHK zu Coburg
dem Motto „Nichts ist so beständig wie der Wandel“ geht es ja          im Jahre 1896 sowie zu Meilensteinen und Hintergründen in der
ungebremst weiter! Gerade die letzten Monate haben hoffentlich         Entwicklung bis heute.
auch unserem letzten Antagonisten vor Augen geführt, wie eng
gesellschaftlicher Wohlstand, soziale Wohlfahrt und prosperie-
rende Wirtschaft zusammenhängen: Die Leistungsstärke unserer
Unternehmen hat über Jahre hinweg für sprudelnde Steuerein-
nahmen gesorgt und beispielsweise die finanziellen Corona-Hilfen
des Staates in dem erlebten Volumen überhaupt erst ermöglicht.
Nun aber muss Wirtschaftspolitik wieder stärker im Fokus ste-
hen, um in einer zunehmend vernetzten Welt zukunftsfähig zu            Friedrich Herdan, Präsident

                                                                                                                Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
4 Titelthema

                                                                                                                  Das Palais am Schlossplatz
                                                                                                                  diente Alfred, Herzog von Sach-
                                                                                                                  sen-Coburg und Gotha, etliche
                                                                                                                  Jahre als Wohnsitz.
                                                                                                                  Alfred trug als zweitgeborener
                                                                                                                  Sohn von Queen Victoria und
                                                                                                                  Albert von Sachsen-Coburg und
                                                                                                                  Gotha auch den Adelstitel Duke
                                                                                                                  of Edinburgh. Deshalb ist das
                                                                                                                  Gebäude, das seit seinem Kauf
                                                                                                                  durch die IHK zu Coburg 1939
                                                                                                                  deren Sitz ist, auch als Palais
                                                                                                                  Edinburg bekannt.

 ERSTE ADRESSE FÜR DIE COBURGER WIRTSCHAFT
     – SEIT 125 JAHREN
                Eine legendäre Rede führte zur Gründung der IHK zu Coburg im Jahr 1896

                   „Wie lange noch willst Du säumen, Land Coburg,
                   eine Handels- und Gewerbekammer zu haben?
                   Wie lange soll es noch dauern,
                   bis Handel und Gewerbe mündig werden?
                   Wie lange noch sollen Handel und Gewerbe
                   entbehren ein officielles Ohr,
                   zu hören die mahnenden Stimmen der Zeit,
                   und eine officielle Zunge, zu antworten                                                        Professor Alexander Schmidt
                   auf die tiefeinschneidenden Fragen der Zeit?“                                                  (1833-1901)

               D
                      iese aufrüttelnden Worte stammen aus der flammen-         seiner Bedeutung unterhalb institutioneller Wirtschaftsver-
                      den Rede von Prof. Alexander Schmidt vom 1. Dezem-        tretungen. Damit drohte Coburg eine gewisse Rückständig-
                      ber 1890. Vor großem, hochrangig besetztem Publikum       keit gegenüber damals moderneren Wirtschaftsorganisationen.
               aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft prangerte der dama-     Auf Initiative des Staatsministeriums des Herzogtums Sach-
               lige Vorsitzende des Coburger Gewerbevereins die Versäum-        sen-Coburg und Gotha holte man 1880 erste Informationen
               nisse im Wirtschaftsraum Coburg an. Sein Vortrag rüttelte auf    über Tätigkeitsbereiche und Strukturen von Wirtschaftskam-
               und war letztlich der auslösende Impuls zur Errichtung der Co-   mern ein, aber die Angelegenheit verlief wieder im Sande. Bis
               burger Handelskammer. Diesen historischen Hintergrund – den      zu jenem 1. Dezember 1890, als Prof. Alexander Schmidt mit
               „Gründungsmythos“ um die Coburger Kammer – hat der inter-        seinen Ausführungen eine breite Mehrheit von der absoluten
               national renommierte Historiker Prof. Gert Melville im Vorfeld   Notwendigkeit einer Coburger Handels- und Gewerbekammer
               unseres 125-jährigen IHK-Jubiläums höchst informativ her-        als legitimiertes Organ für die Wirtschaft überzeugte. Seine Fak-
               ausgearbeitet und in seinem Fachartikel für unsere Festschrift   ten und Argumente fanden nicht nur bei den Versammelten
               spannend-unterhaltsam dargelegt.                                 Gehör, sondern auch bei allen einschlägigen staatlichen Gre-
                  Zwar gab es schon 1824 mit dem genannten Gewerbever-          mien, wie dem Staatsministerium, und nicht zuletzt beim Co-
               ein einen Vorläufer zur Coburger Kammer, dieser blieb aber in    burger Herzog. Professor Schmidt betonte die Bedeutung der

 Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
Titelthema 5

Kammer als Eckpfeiler für das Zusammentreffen von Staat und       Vereinigung mit Bayern
Wirtschaft, den Austausch von Informationen und die Inter-        Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung war die damalige Han-
essenvertretung für Unternehmen. Aus der Vielzahl an posi-        delskammer in politisch wie auch wirtschaftlich turbulenten
tiven Effekten, die eine Kammer mit sich bringe und die der       Zeiten voll gefordert, als es nach fürchterlichen Kriegsjahren
Coburger Wirtschaft bislang entgingen, zog er den Schluss:        1914 bis 1918 um die Anschlussentscheidung des damaligen
„Dann gibt es nur den einen Weg, eine Handels- und Gewer-         Freistaates Coburg an den großen Freistaat Bayern oder an Thü-
bekammer zu schaffen.“                                            ringen ging. Der Freistaat Coburg entstand aus dem Herzogtum
                                                                  Sachsen-Coburg und existierte schon ob seiner Größe nur von
Gründungsdatum: 18. März 1896                                     November 1918 bis zu seiner Vereinigung mit Bayern. Es wa-
Von da an gab es kein Zurück mehr: Während vorher die Kam-        ren insbesondere Vertreter der Wirtschaft – wie beispielsweise
mergründung eher halbherzig verfolgt wurde, entstand unter        Kammerpräsident Georg Gagel und der Neustadter Unterneh-
Herzog Alfred das „Gesetz die Errichtung einer Handelskam-        mer Max Oskar Arnold –, die sich für den Anschluss an Bayern
mer für das Herzogthum Coburg betreffend“ und am 18. März         sehr starkmachten. Es gelang, eine breite pro-bayerische Stim-
1896 trat die erste Vollversammlung zusammen. Dieser Tag          mung nicht nur in der Wirtschaft, sondern in der gesamten
gilt als das Gründungsdatum der Industrie- und Handelskam-        Bevölkerung besonders durch Aussicht auf Kompensationen
mer zu Coburg, die unmittelbar ihre Arbeit als Interessenver-     für den Verlust der Eigenständigkeit und kluge personalpoliti-
tretung der Wirtschaft und Treiber der regionalen Entwicklung     sche Weichenstellungen auszulösen. Bei der Volksabstimmung
aufnahm. Die Gründung der Coburger Handelskammer war ein          am 30. November 1919 wurde die Frage gestellt, „ob Coburg
bedeutender Schritt, weil damit endlich eine handlungsfähige      dem Gemeinschaftsvertrag der Thüringischen Staaten nebst
Organisation der wirtschaftlichen Selbstverwaltung in Eigen-      Nachtrag beitreten solle“? Die überwältigende Mehrheit (ca.
verantwortung entstand. Die Coburger Wirtschaft wurde mit         87 %) votierte, wie von den Protagonisten sehnlichst gehofft,
dieser Interessenvertretung also tatsächlich „mündig“. Zu-        mit „Nein“ und sprach sich damit für den Beitritt zu Bayern
gleich begann damit die koordinierte, in staatliche Strukturen    aus. Insofern ist die landläufige Bezeichnung, die Coburger für
eingebundene Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Coburg.        sich als „einzige freiwillige Bayern“ in Anspruch nehmen, si-
                                                                  cher zutreffend.
Wirtschaftsnah und innovativ                                         Am 1. Juli 1920 schloss sich Coburg offiziell dem Freistaat
Von Beginn an war unsere IHK nicht nur Wirtschaftskammer,         Bayern an. Damit erhielt das Gebiet des früheren Herzogtums
sondern Herzkammer des Coburger Standortes. Der erste Kam-        bayerische Rechts- und Verwaltungsstrukturen, wobei der Frei-
merpräsident Albert Rose und Hauptgeschäftsführer Karl Hirsch     staat Bayern sehr wohl den Vorteil schon damals vorhandener,
formulierten in ihrem ersten Jahresbericht die Hoffnung, „dass    regional geordneter Strukturen erkannte, die sich die Coburger
der Handelskammer beschieden sein möge, sich im Laufe der         Wirtschaft mit ihrer Handelskammer gegeben hatte. Seitdem
Jahre gedeihlich zu entwickeln und eine für Handel und Indus-     hat sich unser Wirtschaftsraum par excellance entwickelt hin
trie, Gewerbe und Verkehr und deren Bedürfnisse nach jeder        zu Spitzenpositionen, die wir in den Branchen Maschinenbau,
Richtung ersprießliche Tätigkeit zu entfalten“. Diese Leitlinie   Automobiltechnik, Versicherungswirtschaft und Dienstleistung
haben seit 125 Jahren IHK-Vollversammlungen, Führungsper-         im bayerischen Vergleich einnehmen.
sönlichkeiten sowie Mitarbeiter als Verpflichtung verstanden
und sich daran ausgerichtet: Wirtschaftsnah und innovativ.                                                 Fortsetzung auf Seite 6

                                                                                                   Die jährliche IHK-Berufsbil-
                                                                                                   dungsmesse bietet den Besu-
                                                                                                   chern – Jugendliche, Eltern und
                                                                                                   Lehrer – die Gelegenheit, einen
                                                                                                   repräsentativen Querschnitt der
                                                                                                   insgesamt 102 Ausbildungsbe-
                                                                                                   rufe kennenzulernen und mit
                                                                                                   Personalverantwortlichen, Aus-
                                                                                                   bildern und Auszubildenden ins
                                                                                                   Gespräch zu kommen.

                                                                                                                      Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
6 Titelthema

                                                                                                                      Mit Eröffnung der Hochge-
                                                                                                                      schwindigkeitsstrecke Nürnberg
                                                                                                                      – Erfurt im Dezember 2017 wur-
                                                                                                                      de auch der Bahnhof Coburg
                                                                                                                      an das ICE-Netz angebunden.
                                                                                                                      Die Fahrgastzahlen bestätig-
                                                                                                                      ten schon bald die Prognosen
                                                                                                                      aus dem von der IHK beauftrag-
                                                                                                                      ten Gutachten und übertrafen
                                                                                                                      die Erwartungen der Deutschen
                                                                                                                      Bahn.

Fortsetzung von   Es geht ums Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft            Fokus – den nachhaltigen Erfolg unserer Coburger Betriebe.
Seite 5           Der strategische Gedanke hinter der IHK als Selbstverwaltungs-     Dabei gehören Selbstverwaltung und gemeinnütziges Enga-
                  organisation der Wirtschaft fußt auf der Erkenntnis, dass die      gement zusammen: Derzeit sind es rund 1.000 Vertreter der
                  Wirtschaft ihre eigenen Anliegen selbst am besten kennt und        regionalen Wirtschaft – Unternehmer und Führungskräfte –,
                  lösen kann. Heute gibt es in Deutschland 79 Industrie- und         die die Arbeit ihrer IHK zu Coburg ehrenamtlich unterstützen,
                  Handelskammern, es sind Körperschaften des öffentlichen            beispielsweise in Fachgremien, Arbeitskreisen, Prüfungsaus-
                  Rechts, denen Gewerbetreibende und Unternehmer angehören,          schüssen sowie als gewählte Mitglieder der IHK-Vollversamm-
                  mit Ausnahme von landwirtschaftlichen und Handwerksbetrie-         lung. In diesem Gremium eröffnen sich Möglichkeiten, im
                  ben sowie Freiberuflern. Die Mitgliedschaft per Gesetz, die wie-   demokratischen Prozess Standortbedingungen mitzugestal-
                  derholt vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde, dient        ten, neue Ideen zur Effizienzsteigerung der wirtschaftlichen
                  der Unabhängigkeit der IHK und sichert deren Finanzierung.         Abläufe in unserem Wirtschaftsraum zu entwickeln und um-
                                                                                     zusetzen und damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag
                  Die IHKs, ein starkes Netzwerk                                     zu leisten – also gelebtes Unternehmertum nach dem Leitbild
                  Die IHKs sind im Deutschen Industrie- und Handelskammertag         des Ehrbaren Kaufmanns! 32 Vollversammlungsmitglieder be-
                  e.V. (DIHK) zusammengeschlossen. Die gemeinsame Spitzen-           stimmen die Grundsatzpositionen der IHK-Politik, wählen aus
                  organisation vertritt die Interessen der gewerblichen Wirtschaft   ihrer Mitte den Präsidenten und das Präsidium, bestellen den
                  auf Bundesebene gegenüber Bundesregierung und Bundestag            Hauptgeschäftsführer, beschließen den Wirtschaftsplan so-
                  ebenso wie gegenüber den Gremien auf EU- und internatio-           wie IHK-Beiträge und Gebühren. Zudem ist die Vollversamm-
                  naler Ebene. Außerdem betreut der DIHK das Netz der Aus-           lung offizielles Sprachrohr der Wirtschaft gegenüber Politik
                  landshandelskammern (AHK) an 140 Standorten weltweit. Der          und Verwaltung. In der Zusammensetzung ihrer gewählten
                  Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) ist die          Mitglieder ist die Vollversammlung das Spiegelbild der Bran-
                  Dachorganisation der neun bayerischen IHKs.                        chenstruktur im Coburger IHK-Bezirk und repräsentiert damit
                                                                                     die regionale Wirtschaft.
                  Interessenvertreter und Dienstleister
                  Die IHK zu Coburg vertritt die Interessen von 8.300 Mitglieds-     Fachkräfte im Fokus
                  unternehmen in Stadt und Landkreis, als Vor-Ort-Kammer im          In der Geschichte der IHK hat die Berufsbildung von Anfang an
                  Wortsinn genießen wir in der bayerischen IHK-Flächenkammer-        große Bedeutung, berufliche Aus- und Weiterbildung ist eine
                  Landschaft allerdings ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal.       unserer Kernaufgaben. Das duale Bildungssystem mit tradi-
                  Dem Faktor Dienstleistung kommt bei uns höchste Bedeu-             tionell stark ausgeprägter Partnerschaft zwischen IHK-Aus-
                  tung zu. So stehen wir im engen, individuellen Austausch mit       bildungsbetrieben und Berufsschulen, zeigt seit Jahrzehnten
                  unseren Betrieben und wissen, was unsere Wirtschaft im In-         außerordentliche Erfolge. Durch sehr individuelle Einbindung
                  nersten bewegt. Entsprechend erhalten unsere Mitgliedsunter-       unserer Unternehmen wird sichergestellt, dass Ausbildungs-
                  nehmen besonders individuelle Betreuung bei der Qualifikation      inhalte einfließen, die besonders in Zeiten der Digitalisierung,
                  von Fachkräften, Beratung in Fragen zur Außenwirtschaft, zu        Einsatz virtueller Techniken oder im Dialog Mensch-Maschi-
                  Energie- und Umweltschutzthemen sowie zu Recht und Steu-           ne, für den betrieblichen Alltag entscheidend sind. Und so
                  ern und in mancherlei Krisenphasen.                                kommt es, dass unsere Auszubildenden regelmäßig unter den
                     Auf den Punkt gebracht: Die Industrie- und Handelskam-          Besten ihres Jahrgangs sind, und zwar auf Landes- und so-
                  mer zu Coburg ist sowohl Interessenvertreter als auch Dienst-      gar auf Bundesebene!
                  leister der gewerblichen Wirtschaft und hat dabei ein Ziel im

    Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
Titelthema 7

  Gleichzeitig zur Kernaufgabe der dualen Bildung wird die         Zukunftsraum Coburg
IHK zu Coburg ihre Projekte, wie beispielsweise das „Kompe-        Damit unser Technologiestandort seine Vorreiterrolle erhält und
tenzzentrum für Maschinen- Anlagenbau und Automotive“ für          ausbaut, gilt es, den Wandel verantwortungsvoll zu gestalten.
Nordbayern, sowie verschiedenste Digitalisierungsinitiativen vo-   Dabei hat sich das Prinzip wirtschaftlicher Selbstverwaltung
rantreiben. Sehr erfolgreich hat sich auch die Fachschule für      durch die Industrie- und Handelskammern bewährt und gilt
Maschinenbautechnik entwickelt, die auf IHK-Initiative im Jahr     weltweit als Vorbild. Nur verantwortliches Handeln nach dem
2012 den Lehrbetrieb aufnehmen konnte. Bei der perspektivi-        Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns wird es ermöglichen, ökolo-
schen Nutzung von Potenzialen des regionalen Arbeitsmark-          gische Vorgaben mit den ökonomischen Chancen in Einklang
tes sind nicht zuletzt auch Flüchtlinge mit Bleibeperspektive      zu bringen. Deshalb braucht es neben unternehmerischem En-
im Fokus. Mit unserem Kombimodell „1+3“ wurde im Wirt-             gagement vor allem auch eine starke IHK-Organisation.
schaftsraum Coburg ein erfolgreiches Projekt umgesetzt, das           Das 125-jährige Jubiläum hätten wir gern wie vorgesehen
bundesweit Beachtung findet und 2017 mit dem Integrations-         im festlichen Ambiente gefeiert, Ministerpräsident Dr. Markus
preis der Regierung von Oberfranken ausgezeichnet wurde.           Söder und weitere hochrangige Gäste hatten bereits ihr Kom-
                                                                   men zugesagt. Aufgrund der aktuellen Pandemielage wurde je-
Verbesserungen in der Infrastruktur                                doch entschieden, den Festakt nicht als Präsenzveranstaltung
Mit hoher Priorität steht der bedarfsgerechte Ausbau unse-         stattfinden zu lassen. Auch wenn die derzeitige Infektionsla-
rer Verkehrsinfrastruktur auf der Agenda, sichtbarste Erfol-       ge sich etwas zu entspannen scheint, erscheinen die Risiken
ge sind sicher die Freigabe der A 73 im September 2008 und         doch zu groß. Zudem entspricht es nicht unserem Selbstver-
der Direktanschluss Coburgs ans ICE-Fernverkehrsschienen-          ständnis als Interessenvertreter der gewerblichen Coburger
netz seit Dezember 2017 mit heute immerhin acht Halten pro         Wirtschaft, ein Fest zu feiern, während unsere Unternehmen
Tag. Um das ICE-Angebot zu sichern und weiter auszubauen,          mitten in einer historischen Wirtschaftskrise vor teils existenz-
bleibt es bei der Forderung nach Schließung der Schienenlücke      bedrohenden Problemen stehen. Dennoch soll dem stolzen Ju-
zu Südthüringen und bestmöglicher Vertaktung im Schienen-          biläum der IHK zu Coburg ein würdiger Rahmen verliehen sein.
fern(ICE)-und -nahverkehr. Der Lückenschluss ist ein wichti-       Dazu wurde eine TV-Produktion erstellt, die in der Mediathek
ger Baustein, um zusätzliches Fahrgastpotenzial zu erschließen     von TV Oberfranken und auf der IHK-Homepage zu sehen ist:
und eine zweistündliche ICE-Anbindung am Coburger Bahn-            mit Interviews, Zuspielern und musikalischer Umrahmung. Au-
hof durchzusetzen.                                                 ßerdem wurde eine informative, umfangreiche Festschrift ge-
   30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es glücklicherwei-      staltet, die bei der IHK zu Coburg erhältlich ist.             
se gelebte Realität: Die Regionen Coburg und Südthüringen
wachsen mehr und mehr zu einem gemeinsamen Wirtschafts-              Information
                                                                     www.tvo.de/mediathek/
raum zusammen. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern
                                                                     www.coburg.ihk.de/
in Südthüringen hat deutlich an Fahrt gewonnen, viele Cobur-
ger Unternehmen haben Standbeine in angrenzenden Land-
kreisen. Auch Südthüringen hat sich positiv entwickelt und es
zeigt sich, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen in unse-
rer globalisierten Welt nicht mehr entlang landespolitischer
Grenzen zu definieren sind.

                                                                                                     Die Freigabe der A 73 im Jahr
                                                                                                     2008 war ein großes gesell-
                                                                                                     schaftliches Ereignis. Durch die
                                                                                                     Nord-Süd-Autobahnverbin-
                                                                                                     dung von Erfurt nach Nürnberg
                                                                                                     wurden Entwicklungsbarrie-
                                                                                                     ren in den ehemaligen Grenz-
                                                                                                     regionen abgebaut und damit
                                                                                                     Grundlagen für Ansiedlung von
                                                                                                     Gewerbe entlang der Trasse ge-
                                                                                                     schaffen.

                                                                                                                         Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
8 Region

               IHK warnt vor negativen Folgen für den Standort Coburg
               Offener Brief an Coburger Oberbürgermeister zur geplanten Flächengestaltungssatzung der Stadt

               In der Mai-Sitzung des Coburger Senats für Klimaschutz, Mobilität und Energie wurde ein Katalog an Maßnahmen
               vorgestellt als Basis für eine „Freiflächengestaltungssatzung“ (FGS) für die Stadt. Darin enthalten sind detaillierte
               Vorgaben zur Begrünung von Fassaden, Flachdächern und sonstigen baulichen Anlagen. Bei Umsetzung dieses Be-
               schlussvorschlages ist mit gravierenden Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Coburg und umfangreichen Ein-
               griffen in Eigentumsrechte zu rechnen. Deshalb hat die IHK zu Coburg in einem offenen Brief an Oberbürgermeister
               Dominik Sauerteig deutliche Kritik am Vorgehen der Stadt im Zusammenhang mit der geplanten FGS geübt. Wir ge-
               ben den Brief hier im Wortlaut wieder:

                    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sauerteig,
                    aus den lokalen Medien war zu entnehmen, dass in der Sitzung des Senats für Klimaschutz, Mobilität und Energie am
                    Mittwoch, 12. Mai 2021, die Freiflächengestaltungssatzung (FGS) der Stadt Coburg vorgestellt wurde. Ohne rechtliche
                    Zuständigkeiten zu thematisieren, sind wir doch sehr verwundert, dass wir als Industrie- und Handelskammer zu
                    Coburg trotz des vielfach gegenseitig beschworenen guten Miteinanders bei grundsätzlichen Standortthemen bislang
                    in keiner Weise unterrichtet wurden, geschweige denn die Möglichkeit der Mitgestaltung hatten. Die vorgesehene
                    Umsetzung der FGS in der vorliegenden Form hat unmittelbar hoch essenziell Auswirkungen auf den Wirtschafts-
                    standort Coburg.
                    Als IHK haben wir die Verpflichtung, zur FGS deutlich Stellung zu beziehen, soweit das Gesamtinteresse der gewerbli-
                    chen Coburger Wirtschaft betroffen ist. Dringend ist aus unserer Sicht auch zu klären, ob mit der geplanten Satzung,
                    wenn und soweit diese rechtskräftig wird, ein unverhältnismäßiger Eingriff in das Grundrecht des Eigentums vorliegt.
                    Nach unserer Einschätzung sind folgende Punkte rechtlich bedenklich:
                    Grundstücks- und Immobilieneigentümer müssen äußerst detaillierte Vorschriften für die Begrünung ihrer Grundstü-
                    cke und Gebäude erfüllen, insbesondere gilt dies für Mindestbegrünungsquoten und die Gestaltung der Begrünung.
                    Damit werden Grundstückseigentümer gezwungen, ihr Eigentum nach den Vorstellungen der Stadt Coburg zu
                    verwenden. Hinzu kommt, dass die Gestaltungsmaßnahmen auf Kosten der Eigentümer geschehen. Gerade bei
                    Gewerbegrundstücken sind diese Kosten wegen der Größe der Grundstücke und Gebäude in der Regel sehr erheblich.
                    Aus diesen Gründen wird unseres Erachtens mit der FGS der Stadt Coburg auch die Sozialbindung des Eigentums als
                    Sonderform des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes überschritten.
                    Ganz abgesehen von diesem rechtlichen Komplex bringt die Umsetzung der FGS massive Standortveränderungen –
                    vielfältig zum Nachteil der gewerblichen Wirtschaft – mit sich, sowohl bei baulichen Veränderungen und Erweiterun-
                    gen unserer Mitgliedsunternehmen als auch bei Neuansiedlung von Betrieben. Dabei steht Coburg ohnehin schon seit
                    längerem im Standortwettbewerb mit anderen Kommunen, insbesondere auch solchen im angrenzenden GRW-
                    Fördergebiet Thüringen! Wir schaffen es seit Jahren trotz großer Anstrengung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft
                    der Stadt Coburg, die wir als IHK immer nach Kräften unterstützen, nur sehr schwer, gewerbliche Betriebe bei uns neu
                    anzusiedeln und auch für die Bestandspflege gibt es nicht so viele positive Alleinstellungsfaktoren, mit denen unser
                    Standort punkten kann.
                    Coburg ist aktuell noch ein sehr starker Industrie- und Dienstleistungsstandort, in beiden Branchen stehen wir
                    bayernweit an der Spitze. Nicht zuletzt deshalb, weil derzeitige Standortbedingungen dafür die Grundlage bieten.
                    Aktuelle Diskussionen in unserer Stadt über gewisse Verweigerung zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sowie
                    Beschließung und anschließende Umsetzung der in Planung befindlichen FGS sind mit Sicherheit nicht hilfreich, die-
                    se wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Stadt Coburg fortzuschreiben, geschweige denn auszubauen. Die Wirtschaft
                    unserer Region nimmt sehr wohl derartige Vorgänge als Warnsignal zur Kenntnis und wird sich präventiv Gedanken
                    über den derzeitigen Unternehmensstandort machen. Wir gehen davon aus, dass dies weder in der Absicht des Stadt-
                    rates noch in Ihrer liegt, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister.
                    Wir verkennen nicht, dass die beabsichtigte Erweiterung der Grünflächen über die FGS einen Beitrag zum Umwelt-
                    schutz leisten kann, dies führt aber auch dazu, dass Aufwand und Kosten für private Bauherren steigen, sodass sich

 Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
Region 9

    künftig die Frage stellt, inwieweit Coburg für qualifizierte Fachkräfte, auf die unsere Unternehmen dringend angewie-
    sen sind, der optimale Wohnort sein kann.
    Ganz aktuell stehen unsere Unternehmen mitten in einer historischen Wirtschaftskrise vor teils existenzbedrohenden
    Problemen. In dieser Zeit sollte alles getan werden, um konjunkturelle Erholung zu unterstützen und nicht durch neue
    bürokratische Vorgaben und zusätzliche Kostenbelastungen abzuwürgen.
    Vor diesem Hintergrund fordern wir, die gewerbliche Wirtschaft vom Anwendungsbereich der beabsichtigten FGS
    herauszunehmen.
    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir teilen Ihre Sorge um Klima und Umwelt, deren Schutz aber nach unserer
    Auffassung am besten im Dialog und Konsens mit allen Beteiligten gelingt, durch Überzeugungskraft und Anreize,
    um möglichst die Mitwirkung der Unternehmer zu erreichen. Verbote und Zwangsanordnungen sind solchem Erfolg
    nicht zuträglich. Was unsere gewerbliche Wirtschaft anbelangt, fordern wir, es bei der bisherigen Praxis zu belassen
    und im Einklang mit dem jeweiligen Unternehmen Umweltschutzmaßnahmen festzulegen, und zwar auf Basis bereits
    bestehender Vorgaben der Bauordnung bzw. vorliegender oder zu beschließender Flächennutzungs- und Bebauungs-
    pläne.
    Nachdem wir keine Möglichkeit der Mitwirkung hatten, haben Sie sicher Verständnis, dass wir diesen Brief öffentlich
    machen. Wir hoffen dennoch, dass wir zu einem konstruktiven Dialog zurückfinden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Industrie- und Handelskammer zu Coburg

              Friedrich Herdan                           Siegmar Schnabel
              Präsident                                  Hauptgeschäftsführer

Mit Höchstgeschwindigkeit in die Zukunft
SÜC startet „Gesamtstrategie Glasfaser 2030“ zur Erschließung des gesamten Stadtgebiets

Das gesamte Coburger Stadtgebiet            Unternehmen und Arbeitsplätze gesi-         programms erfolgt 2022 in der Coburger
wird in den nächsten 10 bis 15 Jah-         chert bzw. neu entstehen. Darauf hat        Innenstadt. Für den Ausbau im Bereich
ren mit Glasfaser versorgt. Das haben       die Vollversammlung der IHK zu Coburg       zwischen Ketschengasse und Kanonen-
die SÜC und die süc//dacor als Diens-       schon in ihrer Resolution vom 5.12.2018     weg, Viktoriastraße und Oberer Bürglass
teanbieter bekanntgegeben.                  zur „Verbesserung des Breitbandausbaus      sind drei Jahre vorgesehen. Vorgezogen
                                            im Wirtschaftsraum Coburg“ ausdrück-        werden bereits heuer Gebiete erschlos-

D
       ie SÜC beabsichtigt einen eigen-     lich hingewiesen.                           sen, in denen im Rahmen von Bauarbei-
       wirtschaftlichen Ausbau. „Damit         Die „Gesamtstrategie Glasfaser 2030“     ten Leerrohre verlegt worden waren.
       investieren wir in die Zukunft der   sieht die Erschließung des gesamten            Der Ausbau soll dabei möglichst scho-
Region und stellen uns unserer Verant-      Stadtgebietes einschließlich aller Gebäu-   nend unter Nutzung der so genannten
wortung als Versorgungsunternehmen“,        de und Wohnungen vor. „Mehr Leistung        Spülbohrtechnik erfolgen. Dabei wer-
so SÜC-Geschäftsführer Wilhelm Aus-         geht nicht“, unterstreicht süc//dacor-Ge-   den die Leitungen unterirdisch verlegt
ten. Neben Strom, Gas, Wasser und Fern-     schäftsführer Uwe Meyer. Das Glasfaser-     und Grabungsarbeiten weitestgehend
wärme gehöre auch die Versorgung mit        netz schaffe beste Voraussetzungen für      vermieden. „Damit ist das Glasfasernetz
schnellem Internet auf Basis einer ent-     den Datenverkehr in Geschäfts- und Pri-     weniger anfällig gegen äußere Einflüsse“,
sprechenden Infrastruktur zur Daseins-      vatanwendungen. Zudem wird das Netz         so Gerald Kastner, Hauptabteilungsleiter
vorsorge. Nur dort, wo zukunftssichere,     auch anderen Telekommunikationsanbie-       IT/Glasfaser bei der SÜC GmbH.        
leistungsfähige, glasfaserbasierte digi-    tern für deren Angebote offenstehen.
tale Infrastruktur verfügbar ist, werden       Der offizielle Start des Investitions-

                                                                                                                      Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Unsere Wirtschaft - IHK zu Coburg
10 Region

                Aus HABA-Firmenfamilie wird HABA FAMILYGROUP
                Das Familienunternehmen hat sich umbenannt und strategisch neu aufgestellt

                Die HABA-Firmenfamilie, Anbieter              launch des Internetauftritts einher. Die      „Die HABA FAMILYGROUP ist führend im
                von Produkten und Dienstleistungen            Marken HABA und JAKO-O sowie der Bil-         Angebot von Spiel- und Lernerfahrungen
                für Kinder und Familien mit Haupt-            dungsbereich mit der HABA Digitalwerk-        für Kinder. Wir verfolgen bei unserer Ex-
                sitz in Bad Rodach, firmiert seit kur-        statt, Wehrfritz und project präsentieren     pansion einen durchdachten Mix aus ana-
                zem unter neuem Namen: Zum 83.                sich weiterhin mit ihren eigenen zielgrup-    log und digital und werden damit unsere
                Firmengeburtstag am 26. April er-             penspezifischen Webseiten.                    Position auch international stärken und
                folgte die Umbenennung in HABA                                                              ausbauen“, erläuterte Steffens. So sollen
                FAMILYGROUP.                                  Dritte Generation                             das E-Commerce-Geschäft ausgeweitet,
                                                              1938 von Eugen Habermaass gegründet,          neue Vertriebswege erschlossen und so-

               D
                       er neue Name markiert einen Mei-       ist das Unternehmen in dritter Familien-      mit die Präsenz im europäischen Markt
                       lenstein innerhalb der strategischen   generation erfolgreich. Das Familienunter-    sowie in Nordamerika und China deut-
                       Neuausrichtung, mit der 2019 be-       nehmen beliefert soziale, öffentliche und     lich erhöht werden. Gleichzeitig bleibt das
                gonnen wurde. „Die Anforderungen an           private Einrichtungen mit hochwertigen        Familienunternehmen seinen Wurzeln in
                uns sind immens: Das Kaufverhalten            Erzeugnissen für Familienleben, Spielen,      Bad Rodach treu und investiert auch auf
                wird digitaler, die Märkte internationa-      Bildung, Bewegung, Kleidung und Mö-           dem Heimatmarkt Deutschland in zu-
                ler. Daher haben wir eine zukunftswei-        bel. Mit über 2.000 Beschäftigten an          sätzliche Arbeitsplätze: So werden die
                sende Transformation angestoßen, aus          acht Produktions- und Vertriebsstandor-       E-Commerce-Aktivitäten zukünftig vom
                der wir mit einer schlagkräftigen Markt-      ten weltweit erwirtschaftete das Unter-       neuen Hauptstadtbüro in Berlin aus ge-
                organisation und einer starken Arbeitge-      nehmen zuletzt einen Umsatz von 360           steuert und auch in Bad Rodach in gro-
                                                                                                            ßem Umfang Arbeitsplätze geschaffen.

                                                                                                            Absatzplus
                                                                                                            Die Corona-Pandemie wirkte sich unter-
                                                                                                            schiedlich auf das vielfältige Sortiment
                                                                                                            der HABA FAMILYGROUP aus. Steffens:
                                                                                                            „2020 wurde so viel gespielt wie noch nie!
                                                                                                            Die Entwicklung hat bei unseren Marken
                                                                                                            HABA und JAKO-O zu einem deutlichen
                                                                                                            Absatzplus geführt. Außerdem vermit-
                                                                                                            telt die HABA Digitalwerkstatt Kindern
                                                                                                            digitale Kernkompetenzen, die so maß-
                                                                                                            geblich sind wie nie zuvor.“ Gleichzeitig
                                                                                                            zeige sich die öffentliche Hand in ihren
                                                                                                            Investitionen zurückhaltend, was Auswir-
                                                                                                            kungen auf die Bildungsmarken Wehr-
                                                                                                            fritz und project habe. Das erste Quartal
                                                                                                            2021 gestaltet sich auch dank der Früh-
                                                                                                            jahrskollektionen für Endkunden sowie
                Ente als Markenbotschafter: HABA hat sich unter dem neuen Namen: HABA FAMILYGROUP
                strategisch neu ausgerichtet. Darüber informierten geschäftsführende Gesellschafterin       der Nachfrage großer Onlinehändler und
                Sabine Habermaass und Geschäftsführer Tim Steffens beim Pressegespräch.                     Reseller sehr positiv.

                bermarke hervorgehen“, erklärte CEO Tim       Mio. Euro. Neben dem Engagement als           Nachhaltigkeit
                Steffens. Sabine Habermaass, geschäfts-       Ausbildungsbetrieb wird Familienfreund-       Innerhalb der neuen Firmenstrategie hat
                führende Gesellschafterin, betonte: „Bei      lichkeit u. a. durch große Flexibilität bei   Nachhaltigkeit weiterhin großen Stellen-
                allem Wandel bleiben wir unseren Wur-         der Arbeitszeit sowie einen Betriebskin-      wert. Im Unternehmen gibt es zahlreiche
                zeln und unserer Identität als authen-        dergarten gewährleistet.                      Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften.
                tisches Familienunternehmen treu. Wir            In der neuen Organisationsstruktur         Alle Aktivitäten in den Bereichen Ökolo-
                arbeiten für Kinder und Familien; daher       verfolgt das Unternehmen klar definierte      gie, Ökonomie und Soziales sind im jetzt
                haben wir stets schon die nächste Ge-         Zukunftsziele; der Fokus liegt auf nach-      veröffentlichten ersten Nachhaltigkeits-
                neration im Blick.“                           haltigem Wachstum in den nächsten             bericht dokumentiert, der im Internet
                   Die Umfirmierung des Unternehmens          Jahren. Für das Jahr 2025 wird die Um-        unter www.habafamilygroup.com zum
                geht mit neuem Logo sowie einem Re-           satzmarke von 500 Mio. Euro angepeilt.        Download abrufbar ist.                

  Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Region 11

Verstärkung der KAPP NILES-Geschäftsführung
Junge Generation trägt Verantwortung und erklärt langfristigen Fortbestand als Familienunternehmen zum Ziel

Nach jahrelanger erfolgreicher Wir-
kung beim Werkzeugmaschinenbauer
KAPP NILES verabschiedet sich Mar-
tin Kapp planmäßig im Jahr seines 70.
Geburtstags aus der gemeinschaft-
lichen Unternehmensleitung. Seine
Söhne Michael (36) und Matthias
Kapp (34) setzen die Familientradi-
tion fort und verstärken gemeinsam
mit Michael Bär (53) die Geschäfts-
führung. Zusammen werden sie ab
dem 01.07.2021 mit Helmut Nüss-
le die Unternehmensgruppe leiten.

M
          otivation für die Verstärkung     Die alte und neue Geschäftsführung von KAPP NILES (v.l.n.r.): Helmut Nüssle, Martin Kapp,
          der Geschäftsführung, ver-        Michael Kapp, Michael Bär, Matthias Kapp
          bunden mit einer Neuordnung
der Verantwortungsbereiche, war neben       aktuellen Geschäftsfelder beibehalten          seit jeher eine offene Kommunikation zu
dem Ausscheiden von Martin Kapp auch        und ausbauen und verstärkt auf neue            den Mitarbeitern. Sicherheit und gegen-
die zunehmende Bedeutung der globa-         Geschäftsfelder wie Digitalisierung und        seitige Wertschätzung gehören zu den
len Märkte. „Wir haben uns dazu ent-        E-Mobilität setzen. „Ich freue mich sehr,      moralischen Werten des Unternehmens.
schieden die Geschäftsführung breiter       dass meine beiden Söhne bereit sind            „Unser oberstes Ziel ist der langfristige
aufzustellen und zu verstärken. Wir kön-    diesen Schritt zu gehen, was heutzu-           Fortbestand unseres Unternehmens. Wir
nen dadurch den Fokus mehr auf opera-       tage nicht mehr selbstverständlich ist,“       sind ein Familienunternehmen und wol-
tive Themen setzen und unsere globale       so Martin Kapp.                                len das auch in Zukunft bleiben. Deshalb
Ausrichtung, insbesondere in Richtung          Michael Bär bringt seine jahrelange         legen wir höchsten Wert auf Stabilität,
China, intensivieren. Durch die neuen       Erfahrung im kaufmännischen Bereich            Unabhängigkeit und Zukunftssicherheit“
Verantwortlichkeiten stellen wir sicher,    mit in die Geschäftsführung ein. Der Di-       so die beiden Söhne.
dass die Abläufe im Unternehmen ef-         plom-Betriebswirt ist seit Januar 2012 in         KAPP NILES ist eine global agieren-
fektiver und effizienter werden“, sagt      der Unternehmensgruppe tätig, zuletzt          de Unternehmensgruppe mit hochwer-
Martin Kapp.                                als Bereichsleiter für Controlling, Finan-     tigen und wirtschaftlichen Lösungen
   Künftig wird sich Helmut Nüssle in der   zen und Personal. „Mit Michael Bär wird        rund um die Feinbearbeitung von Ver-
Unternehmensgruppe um den wichtigs-         die Geschäftsführung durch einen fach-         zahnungen und Profilen und ist Partner
ten Einzelmarkt China, die Koordination     lich sehr kompetenten sowie anerkann-          für Unternehmen zahlreicher Branchen
und Entwicklung der Auslandsstandorte       ten und engagierten Kollegen verstärkt,        in den Sparten Mobilität, Automatisie-
sowie um strategische Themen kümmern.       der auch persönlich und menschlich sehr        rung und Energie. Das perfekte Zusam-
Michael Kapp wird die wertschöpfenden       gut zur Leitung des Familienunterneh-          menspiel von Maschinen, Werkzeugen,
Bereiche, Matthias Kapp die Entwicklung     mens passt”, sagt Helmut Nüssle.               Technologien und Messtechnik garan-
und den Vertrieb und Michael Bär den           Auch mit der neuen Geschäftsfüh-            tiert äußerst präzise Bearbeitung auf
kaufmännischen Teil abdecken.               rung bleibt sich KAPP NILES treu: Das          tausendstel Millimeter genau.          
   Martin Kapp wechselt zu diesem Zeit-     familiengeführte Unternehmen pflegt
punkt in den Beirat und übernimmt dort
den Vorsitz.
   Die beiden Brüder Michael und Mat-
thias Kapp waren nach ihrem Maschi-
nenbaustudium erst in anderen Firmen
tätig und sind jetzt schon seit einigen
Jahren im Unternehmen. Michael Kapp                                                                             Der Zentralsitz der
verantwortete bisher die Produktion,                                                                            KAPP NILES-Gruppe
Matthias Kapp leitete bislang den Be-                                                                           in Coburg
reich Marketing. Die Enkel des Firmen-
gründers Bernhard Kapp möchten die

                                                                                                                           Unsere Wirtschaft 6-7/2021
12 Region

                                                                                                                                                          ©sdecoret - stock.adobe.com
                Künstliche Intelligenz (KI) ist einer der zentralen Aspekte kommender Generationen von digitalen und mechatronischen Erzeugnissen. Der
                Fortschritt auf diesem Gebiet könnte das Jahrhundert prägen. Die Hochschule Coburg hat sich zwei Professuren für KI gesichert.

                Bayerische Hightech Agenda wirkt sich aus
                Hochschul- und Wissenschaftsstandort Coburg: neue Programme der Hochschule in Lehre und Forschung

                Die Leistungskraft des bayerischen             in engem Schulterschluss mit der IHK zu        Höhe von 4,1 Mio. Euro gesichert werden.
                Mittelstandes beruht auf innova-               Coburg entwickelt.                             Das Kompetenzzentrum wird seinen Sitz
                tionsfreudigen, hochqualifizierten                                                            am sogenannten „Prinz-Albert-Campus“
                Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern              Aufbau des Zentrums                            haben, der am ehemaligen Schlachthof-
                sowie optimalen Transferkanälen,               für angewandte KI                              gelände in Coburg entsteht. Für weite-
                um die wissenschaftlichen Erkennt-             Im Rahmen der bayerischen Hightech             re Aktivitäten sind zusätzliche Optionen
                nisse in wirtschaftliche Wertschöp-            Agenda gelang es der Hochschule Co-            durch das Digitale Gründerzentrum am
                fung zu überführen. Die Unternehmen            burg, sich zwei Professuren für Künstliche     Standort Rödental vorhanden.
                am Standort Coburg sind aus Tradi-             Intelligenz zu sichern. Für die versiche-
                tion innovativ und arbeiten eng mit            rungswissenschaftliche Forschung und           Ausbau des Zentrums
                der Hochschule Coburg zusammen.                Lehre konnte eine Professur zu „Explaina-      für Mobilität und Energie
                Ihr kommt in der Region eine impuls-           ble and Responsible Artificial Intelligen-     Der Forschungsschwerpunkt Mobilität und
                gebende Leuchtturmfunktion in der              ce in Insurance“ geschaffen werden, die        Energie ist seit Jahren an der Hochschule
                akademischen Bildung und der an-               seit März 2021 besetzt ist. Für die zwei-      etabliert und auf der Forschungslandkar-
                gewandten Forschung zu.                        te Professur „Data Stream Mining“ läuft        te der Hochschulrektorenkonferenz ver-
                                                               das Berufungsverfahren. Die Hochschu-          zeichnet. Zu seiner Entwicklung tragen

               D
                      ie Industrie- und Handelskammer          le nutzt die daraus entstehende Chan-          das Technologietransferzentrum Auto-
                      zu Coburg ist der zentrale An-           ce zur Schaffung eines fakultäts- und          motive Coburg TAC und das Institut für
                      sprechpartner der Hochschule vor         standortübergreifenden Leuchtturm-             Hochspannungstechnik, Energiesystem-
                Ort, wenn es um eine koordinierte Inno-        clusters bzw. Kompetenzzentrums für            und Anlagendiagnose IHEA bei. Sie haben
                vationspolitik und Standortentwicklung         angewandte Künstliche Intelligenz. Das         beide ihre Heimat im neuen Zentrum für
                geht. Das 125. Gründungsjubiläum der           Vorhaben ist schon sehr weit entwickelt.       Mobilität und Energie am Campus Fried-
                IHK zu Coburg fällt mit dem 50-jähri-          Durch den erfolgreichen Projektantrag          rich Streib. Der Forschungsbau wurde im
                gen Gründungsjubiläum der Hochschu-            im Förderprogramm „KI-Nachwuchs@               Herbst 2019 feierlich eröffnet und bringt
                le zusammen.                                   FH“ des Bundesforschungsministeriums           seitdem Dynamik in die Diskussionen zur
                   Um ihre Attraktivität im wachsenden         konnten die Rahmenbedingungen für die          Weiterentwicklung des Schwerpunktes.
                Wettbewerb weiter zu steigern, arbeitet        erforderliche KI-Ausstattung gesichert            Ziel der Hochschule ist es, die Mög-
                die Hochschule an einem Zukunftspro-           werden. Konkret wird die Hochschule im         lichkeiten des Forschungsbaus auszu-
                gramm, das mehrerer Projekte und Ent-          Aufbau von High Performance Compu-             schöpfen und das Zentrum für Mobilität
                wicklungsziele umfasst. Mit Blick auf den      ter Cluster mit 1 Mio. Euro unterstützt.       und Energie zu einem deutschlandweit
                Wirtschaftsstandort Coburg startet die         Anfang des Jahres konnte darüber hin-          bekannten Knotenpunkt für Kompeten-
                Hochschule in diesem und in nächstem           aus mit dem Beschleunigungsprogramm            zen in Energie- und Mobilitätsfragen zu
                Jahr unter anderem drei neue Program-          des Freistaats Bayern zur Umsetzung der        entwickeln. Durch neue Professuren, die
                me in Lehre und Forschung. Sie wurden          Hightech Agenda die Baufinanzierung in         Förderung von Kooperationen zwischen

  Unsere Wirtschaft 6-7/2021
Region 13

den MINT-Fakultäten, die Kompetenzen         Masterstudiengang „Changema-                   des Studiengangs wurde darauf geach-
im Autonomen Fahren am Standort Kro-         nagement und Transformation“                   tet, regionale Unternehmen aktiv in die
nach und das Institut für Sensorik und       Der Studiengang „Changemanagement              Konzeption einzubinden. Seine Schwer-
Aktorttechnik ISAT will die Hochschu-        und Transformation“ ergänzt das be-            punkte spiegeln die Unternehmensbedar-
le die Technologien der Energieerzeu-        stehende Angebot der Fakultät Wirt-            fe wider. Ziel ist es, die Innovations- und
gung, -speicherung und -nutzung sowie        schaftswissenschaften. Er verknüpft die        Transformationsfähigkeit durch spezifisch
der Mobilität integriert denken. Damit       betriebswirtschaftlichen mit verhaltens-       ausgebildete Fachkräfte auf Fach- und
kann sie die nationalen und internatio-      wissenschaftlichen Aspekten in Bezug           Projektleitungsebene zu unterstützen und
nalen Entwicklungen der Energie- und         auf Veränderungsprozesse und notwen-           zu forcieren. Wesentlicher Baustein des
Nachhaltigkeitswende lokal abbilden          dige Transformationen im Hinblick auf die      Studiums ist die kumulierte Abschluss-
und skalierbare Lösungsansätze erfor-        digitale und die ökologisch-nachhaltige        arbeit, in der das Gelernte in die Praxis
schen. Unter anderem auch mit Bezug          Transformation. Gleichzeitig schließt er       transformiert sowie anschließend reflek-
zur Wasserstofftechnologie. Die neuen        eine strategische Lücke des Hochschul-         tiert und angepasst wird nach dem Mot-
Professuren entstehen in den Bereichen       angebots. Die Auseinandersetzung mit           to „Lernen durch Erfolg und Scheitern“.
„Energiemanagement von Kraftfahrzeu-         den Megatrends der Zukunft erfordert           Der Studiengang will neue Wege der In-
gen mit alternativen Antriebstechnologien“   mehr als eine reine Technologieexzel-          tegration der Praxis in die akademische
und „Sensorik der H2- und Power-to-X-        lenz. Innovations- und Transformations-        Ausbildung gehen und eine ausbalan-
Technologie“. Für die Verzahnung von         fähigkeit braucht eine Intensivierung und      cierte Kompetenzentwicklung zwischen
Forschung, Transfer und Lehre ist vor-       Beschleunigung, die nicht rein techno-         Theorie und Praxis eröffnen und frucht-
gesehen, einen neuen, internationalen        logisch, sondern auch menschlich und           bar machen.                              
und fakultätsübergreifenden „Master of       organisatorisch-unternehmerisch aus-           Autoren: Prof. Dr. Gast, Prof. Dr. Weispfenning,
Research“ einzurichten.                      gerichtet ist. Bereits bei der Entwicklung     Prof. Dr. Grubert, Dr. des. Erculei

Hochschule verstärkt regionale Vernetzung
Diskurs mit externen Fachleuten über Möglichkeiten zum Ausbau der Transferaktivitäten geführt

Seit 50 Jahren prägt die Hochschule                                                         men zusätzliche Standorte in Kronach
Coburg die Region Westoberfranken                                                           und Lichtenfels dazu.
entscheidend mit. Die Zusammen-                                                                Im Rahmen eines vom Stifterverband
arbeit mit der Region ist historisch                                                        für die Deutsche Wissenschaft moderier-
gewachsen und sehr vielfältig. Um                                                           ten Transfer-Audits nutzte die Hochschule
die Vernetzung mit der Region und                                                           die Möglichkeit, mit externen Expertin-
den Transfer in Zukunft weiter zu                                                           nen und Experten in den Dialog zu tre-
stärken, hat sich die Hochschule im                                                         ten. Unter der Leitung von Vizepräsidentin
Rahmen eines Transfer-Audits den                                                            Prof. Dr. Susanne Aileen Funke wurde an
Rat von externen Experten geholt.                                                           der Hochschule darüber diskutiert, wie
                                                                                            es gelingt, die große Bandbreite der Ak-

S
      tudentische Projekte mit den Leh-                                                     tivitäten stärker zu bündeln und nach
      renden und den Studierenden in         Praxisbezug in den Studien sowie Know-         außen sichtbar zu machen. Die Fach-
      Unternehmen und sozialen Ins-          how- und Technologie-Transfer sind Kern-       leute kamen aus ganz Deutschland und
titutionen gehören zum Alltag an der         merkmale der Hochschule. Vizepräsidentin       brachten Erfahrungen aus dem Hoch-
                                             Prof. Dr. Susanne Aileen Funke will sie wei-
Hochschule Coburg. Alle Bachelor-Stu-        ter ausbauen.                                  schulbereich und aus der Wirtschaft mit.
dierenden haben in ihr Studium von Haus                                                        Die Diskussion zeigte unter anderem,
aus ein Praxissemester integriert. Und       ihre Transferaktivitäten ausbauen. Da-         dass sich die verschiedenen Servicestel-
für die Abschlussarbeiten werden häufig      bei geht es ihr insbesondere darum, im         len in der Hochschule stärker miteinander
Themen aus der Praxis gewählt. Es gibt       Dialog mit den regionalen Akteuren neue        vernetzten müssen, um Synergieeffekte
Forschungsprojekte mit Firmen und Or-        Angebote zu gestalten, die die Innova-         zu nutzen. Zudem sollten für außerge-
ganisationen, und der Makerspace bie-        tionskraft der Region stärkt. Denn die         wöhnlich innovative Kooperationsformen
tet Jung und Alt die Möglichkeit, selbst     Hochschule entwickelt sich dynamisch           zusätzliche Anreize geschaffen werden.
kreativ zu werden und eigene Ideen um-       weiter. So werden Professuren für neue         Und in der akademischen Weiterbildung
zusetzen.                                    Themenfelder wie Künstliche Intelligenz,       wird in Zukunft – gerade vor dem Hin-
   In Zukunft will die Hochschule die        Autonomes Fahren oder Kultur- und So-          tergrund der Digitalisierung – ein großer
Vernetzung weiter vorantreiben und           zialmanagement besetzt. Und es kom-            Bedarf erwartet.                        

                                                                                                                               Unsere Wirtschaft 6-7/2021
14 Standortpolitik

   SONDERPROGRAMM FÜR KMUs IN BAYERN                                                                              Schub für Netzausbau
                        „Transformation@Bayern“ für Digitalisierung und Prozessinnovation
                                                                                                                  Gigabit-Förderprogramm
                        Mit dem Sonderprogramm „Trans-             rent Rico Seyd, dass mit dem Vorhaben          „Mit dem neuen Förderprogramm
                        formation@Bayern (T@B)“ sollen In-         verstärkt Transformations- und Digita-         soll zukünftig in Gebieten ein geför-
                        vestitionsvorhaben von KMU auch im         lisierungsprojekte in den Unternehmen          derter Glasfaserausbau ermöglicht
                        IHK-Bezirk Coburg gefördert werden.        umgesetzt werden (tinyurl.com/trans-           werden, in denen eine Internet-Ver-
                                                                   formation-at-bayern). Dabei stehen In-         sorgung unter 100 Mbit/s („graue

                      N
                               ach Maßgabe der Bayerischen         vestitionen in neue Maßnahmen zur              Flecken“) verfügbar ist. Bisher wa-
                               Regionalförderung (BRF) bzw.        Digitalisierung sowie in neue innovati-        ren Breitbandfördermaßnahmen nur
                               Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-     ve Verfahrens-, Produktions- und Kom-          in Gebieten möglich, die mit maxi-
                        rung der regionalen Wirtschaftsstruktur“   munikationsprozesse im Fokus.                  mal 30 Mbit/s („weiße Flecken“) ver-
                        (GRW) gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit       Erfüllt ein Vorhaben die Grundvoraus-       sorgt waren“, so IHK-Referent Rico
                        der Unternehmen nachhaltig zu stär-        setzungen der BRF oder des Koordinie-          Seyd. Die Gebietskörperschaften re-
                        ken sowie neue Arbeitsplätze vor Ort zu    rungsrahmens der GRW und zusätzlich            gistrieren sich auf den zuständigen
                        schaffen bzw. bestehende Arbeitsplätze     mindestens eines der für das Sonderpro-        Onlineplattformen: gigabit-projekt-
                        zu sichern. Zusätzliche Voraussetzung      gramm relevanten Transformations- und          traeger.de und können anschließend
                        des Sonderprogramms ist, so IHK-Refe-      Digitalisierungs-Kriterien, ist eine Unter-    die förderfähigen Gebiete definieren.
                                                                   stützung aus dem Sonderprogramm Trans-         Sie werden durch intuitive Antrags-
                                                                   formation@Bayern möglich. Gewerbliche          formulare und einen regional ver-
                                                                   Unternehmen der Industrie – insbeson-          antwortlichen Berater des jeweiligen
                                                                   dere Kfz-Zulieferer, aber auch gewerbli-       Projektträgers unterstützt. Anfragen
                                                                   che Unternehmen des Bereichs „sonstige         zur Breitbandförderung „Graue Fle-
                                                                   Dienstleistungen“ sind anspruchsberech-        cken“ des Bundes werden telefonisch
                                                                   tigt. Die Mindestinvestitionsgrenze im         unter der Nummer 030/26365050
                                                                   Rahmen dieses Sonderprogramms be-              des Projektträgers bearbeitet. Per
                                                                   trägt 200.000 Euro.                            E-Mail nimmt sie Veronika Schandl,
                                                                      Förderanträge sind vor Maßnahmen-           Regionalleitung Bayern, entgegeben
                                                                   beginn bei der Regierung von Oberfran-         (veronika.schandl@gigabit-pt.de). 
                                                                   ken einzureichen. Es empfiehlt sich, vor       Information
                                                                   Antragstellung Kontakt für ein Bera-           bmvi.de/breitbandfoerderung
                                                                   tungsgespräch mit der Regierung von
                                                                   Oberfranken aufzunehmen.                 
   Aus dem Programm „Transformation@Bayern“ können
   Investitionen ab 200.000 Euro unterstützt werden.
                                                                     Kontakt                                      Mittelstand-Digital
   ©iuriimotov - stock.adobe.com
                                                                     Thomas Fischer, Tel: 0921 604-1315
                                                                     E-Mail: thomas.fischer@reg-ofr.bayern.de     Online-Formate für KMU

                                                                                                                  Die Mittelstand 4.0-Kompetenzzen-
                                                                                                                  tren bieten in ganz Deutschland zu
                        Neues für Berufskraftfahrer                                                               vielen Bereichen der Digitalisierung
                        Diverse Merkblätter des Bundesverkehrsministeriums aktualisiert                           regelmäßig virtuelle Veranstaltungs-
                                                                                                                  und Austauschformate. Dabei stehen

                      D
                             as Bundesministerium für Verkehr      • Staatsangehörige aus EU- und EWR-            Themen wie Künstliche Intelligenz, In-
                             und digitale Infrastruktur (BMVI)       Staaten und der Schweiz über Rege-           dustrie 4.0, Digitalisierung im Handel
                             hat aufgrund der Änderungen im          lungen für Berufskraftfahrer in der          oder Recht 4.0. im Fokus. Die Mittel-
                       Berufskraftfahrerqualifikationsrecht di-      Bundesrepublik Deutschland und               stand-4.0-Kompetenzzentren wer-
                       verse Merkblätter in Abstimmung mit         • Staatsangehörige aus Staaten außer-          den durch das Bundesministerium
                       dem Bundesamt für Güterkraftverkehr           halb der EU, EWR und der Schweiz.           für Wirtschaft und Energie (BMWi)
                       (BAG) sowie den für das Berufskraft-                                                       im Rahmen von „Mittelstand Digital"
                                                                     Information
                       fahrerqualifikationsrecht zuständigen         tinyurl.com/merkblaetter-berufskraftfahrer
                                                                                                                  gefördert und unterstützen mittlere
                       Obersten Landesbehörden überarbeitet.                                                      und kleine Unternehmen bei Digita-
                       Aktualisiert wurden die Merkblätter für:      Kontakt                                      lisierungsfragen.                   
                       • Unternehmen über die erforderlichen         Rico Seyd, Tel.: 09561 7426-46
                                                                                                                  Information
                                                                     E-Mail: rico.seyd@coburg.ihk.de
                         Fahrerqualifikationen bei Einsatz oder                                                   tinyurl.com/coburg-digital
                         Beschäftigung von Kraftfahrern,

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