Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD

 
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Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
◆ Österreichische Post AG – MZ 03Z035300 M – GÖD, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien ◆ nicht retournieren
                                                                                                     Der Öffentliche Dienst aktuell                                            Ausgabe 3 / April 2019 7 4,50

                                                                                                                                      STARKER
                                                                                                                                    Mehr als 40.000 LäuferInnen,
                                                                                                                            davon 500 GÖD-Mitglieder, bewiesen Ausdauer
                                                                                                                                   beim 36. Vienna City Marathon.

                                                                                                                                  +++ FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN! +++
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
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                                                  Dam
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                                                 alles i
                                                     h a b  e n  !

                                                               o s t e n frei &
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                                                              n v e  rb indlich
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Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
EDITORIAL

GESCHÄTZTE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

I
     mmer wieder wird von den Medien, aber auch von der Politik der Begriff des „schlanken Staates“
     strapaziert. Er taucht stets dann auf, wenn es eng wird im Budget. Eine sachliche Debatte wird nicht
     geführt. Von den Medien wird oft verschwiegen, dass Österreich im internationalen Vergleich eine
sehr schlanke öffentliche Verwaltung aufweist.
Nach wie vor werden von den Kolleginnen und Kollegen im Öffentlichen Dienst hervorragende
Leistungen erbracht. Der österreichische Öffentliche Dienst ist überaus qualitätsvoll und ein Garant
für Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit, ein bestens funktionierendes Bildungssystem und qualitätsvolle
Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung. Er ist eine Visitenkarte Österreichs.

 WIR HABEN EIN DEMOGRAFIEPROBLEM Die restriktive Personalpolitik der vergangenen Jahrzehnte
hat dazu geführt, dass in den nächsten zehn Jahren knapp 50 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen
in den Ruhestand treten werden. Viele Bereiche leiden mittlerweile unter akuter Personalnot und
Überalterung.

 WIR BRAUCHEN EINE AUFNAHMEOFFENSIVE In Österreich verzeichnen Bund, Länder und Gemein-
den einen Personalstand von über 350.000 Vollbeschäftigtenäquivalenten (was für ein schreckliches
Wort), dazu kommen rund 100.000 Kolleginnen und Kollegen in Landeskrankenanstalten und sons-
tigen ausgegliederten Dienststellen. Berücksichtigt man die Kriterien des Europäischen Systems
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen umfasst der Sektor Staat in unserem Land insgesamt rund
735.000 Personen, das bedeutet in Summe einen Anteil von 15,9 Prozent der Erwerbsbevölkerung.
Wo stehen wir im internationalen Vergleich? In den skandinavischen Staaten beträgt der Anteil rund
30 Prozent, auch im OECD-Schnitt liegt der Vergleichswert etwa 13 Prozent höher.
Das Bewältigen der Migrations- und Flüchtlingskrise hat den Öffentlichen Dienst
zusätzlich gefordert. Die dadurch hervorgerufenen Belastungen bestehen nach
wie vor und werden noch lange Zeit nachwirken.
Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen wird schnell klar, dass wir dringend eine
Aufnahmeoffensive brauchen. Es liegt im Verantwortungsbereich der Politik,
ausreichend Ressourcen, vor allem Personal, zur Verfügung zu stellen, damit
die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben auch ordnungsgemäß erfüllt wer-
den können. Zukünftige Kolleginnen und Kollegen müssen auch aus-
gebildet werden, damit sie ihren verantwortungsvollen Aufgaben
gerecht werden können. Daher ist rasches Handeln gefordert!

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NORBERT SCHNEDL
Vorsitzender

                                      3 · GÖD 3-19
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
INHALT
  KOLUMNE������������������������������������������������� 19
  GÖD-CARD ����������������������������������������������� 18
  RECHT������������������������������������������������� 26, 30
  STARK. WEIBLICH����������������������������������� 29
  SOCIAL MEDIA ��������������������������������������� 35
  BVA ������������������������������������������������������������� 39
  BV 22 PENSIONISTEN��������������������������� 40
  GÖD-HOTELS������������������������������������������� 44
  BV 2 WIRTSCHAFTSVERWALTUNG��� 47
  PANORAMA ��������������������������������������������� 48

                                                                                                                    8
                                                                                                                    Titelgeschichte

                                                                                                                    Die Altersfalle
                                                                                                                    Das demografische Problem des
 Die GÖD-Leistungen                                                                                                 Bundesdienstes wird akut: Bis 2029
                                                                                                                    werden rund 45 Prozent der Bediens-
                                                                                                                    teten aufgrund ihres Alters den akti-
 2018 wurden 656.510 Euro                                                                                           ven Dienst verlassen. Will man den
                                                                                                                    Gesamtpersonalstand halten, müssen
 Bildungsförderungsbeitrag an
                                                                                                                    bis dahin rund 61.000 Personen in
    11.368 Kolleginnen und                                                                                          Vollbeschäftigung in den Bundes-
                                                                                                                    dienst aufgenommen werden.
          Kollegen ausbezahlt.

                Haben sich Name oder
                    Adresse geändert?
     Auf der GÖD-Website www.goed.at
         im Mitgliederbereich bitte unter
                                                                                         COVERFOTO: ANDI BRUCKNER

 „Daten ändern“ die zu ändernden Daten
   bekanntgeben. Gerne nimmt auch die
GÖD-Mitgliederverwaltung die Änderun-
gen vor: Bitte entweder telefonisch unter
    01/434 54-139 DW oder per E-Mail an:
        mitgliederverwaltung@goed.at.

                                                                          4 · GÖD 3-19
                                                                                                                                                 6
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
EU-WAHL6
                                                      Wissenswertes zur EU
                                                      Die wichtigsten Infos zur Europawahl
                                                      und Beispiele von EU-Projekten.

                                                      SPITZENLEISTUNG14
                                                      Sicher unabhängig
                                                      Der Rechnungshof prüft die gesamte
                                                      Staatswirtschaft. Durch den Beamten-
                                                      status einer Vielzahl an MitarbeiterInnen
                                                      wird die Unabhängigkeit gesichert.

                                                      VIENNA CITY MARATHON                  20
                                                      Die GÖD in Höchstform
                                                      Laufend stärker! Am 6. April zeigte der
                                                      Lauf-Nachwuchs sein Können – am
                                                      7. April bewiesen Profis und Routiniers
                                                      ihre Form am 36. Vienna City Marathon.
                                                      Die GÖD war als Partner live dabei!

                                                      SCHWERPUNKT RECHT                     26
                                                     n im öffent
                                                tu
                                                  nge Mehr Recht für Sie
                                                                lic
                                           is

                                                                  he
                                          Bes te Anfechtung der Kündi-
                                                      Einsichtsrecht des Betriebsrates in
                                        nle

                                                                    nD
                                  Spitze

                                           Dienstverträge,            ienst
       XXXXXX                             Qualität
                                           gung durch den Betriebsrat, Fallbeispiel
                                                      „Traumatische Belastungsreaktionen“.

                                                      SERVICE36
                                                      Bundespensionskasse
                                                      Gute Wertentwicklung der veranlagten

                   14
                                                      Beträge der Zusatzpension auch im ­Jahr
                                                      2018.

                                                      BILDUNGSFÖRDERUNG38
                                                      Bildung gehört gefördert
                                                      Die GÖD unterstützt berufliche Fort- und
                                                      Weiterbildungen sowie Bildungsfahrten.

          Jahrbuch 2019
        Das Jahrbuch Gewerk-
     schaft Öffentlicher Dienst
         2019 ist ab Anfang Mai
       erhältlich. Bestellungen
        sind ab sofort über die
        GÖD-Website möglich.

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UNSER
                                            EUROPA

DIE EU-WAHL
Wie wird gewählt?
Jede wahlberechtigte Person erhält               In Teil 2 unserer Serie
einen Stimmzettel, auf dem ein Wahlvor-
schlag oder eine Parteiliste angekreuzt          „Wissenswertes zur EU“ stellen
werden kann. In Österreich besteht die
Möglichkeit, eine Vorzugsstimme an               wir Ihnen die wichtigsten Infos zur
eine Kandidatin bzw. einen Kandidaten
zu vergeben. Wichtig: Der Name oder die          Europawahl und Beispiele von
Reihungsnummer der Kandidatin bzw.
des Kandidaten muss auf den Stimmzet-            EU-Förderprojekten vor.
tel geschrieben (und die dazugehörige
Partei angekreuzt) werden.
Wer darf in Österreich wählen?
Alle österreichischen StaatsbürgerIn-
nen, die spätestens am Tag der Wahl 16                          Wahlbehörden
Jahre alt sind. BürgerInnen anderer EU-                         Bei der Europawahl sind auf allen
Länder mit Wohnsitz in Österreich und                           Ebenen die Wahlbehörden (Sprengel-,
Auslandsösterreicher, die zum Stichtag                          Gemeinde-, Bezirks- und Landeswahl-
(12. März) in der Europa-Wählerevidenz                          behörden sowie die Bundeswahlbe-
einer österreichischen Gemeinde ein-                            hörde) in den Zusammensetzungen
getragen sind, dürfen ebenfalls an der                          der letzten Nationalratswahl tätig. Die
Europawahl teilnehmen.                                          Stimmabgabe mittels Wahlkarte vor
Wer darf kandidieren?                                           einer anderen Wahlbehörde, Brief-
Die Kandidaten müssen stimmbe­                                  wahl und durch eine „fliegende Wahl­
rechtigt und am Tag der Wahl das                                kommission“ ist möglich.
18. Lebensjahr vollendet haben. Ein
gültiger Wahlvorschlag bedarf der                               Die EU-Wahl und der Brexit
Unterschrift von mindestens drei Abge-                          Beim EU-Gipfel am 10. April
ordneten zum Nationalrat oder der                               2019, in der Nacht vor
Unterschrift eines Abgeordneten des                             der Druckabgabe von
Europaparlaments. Ansonsten besteht                             GÖD-aktuell, haben sich
die Möglichkeit, mindestens 2600 Unter-                         die EU-27 auf eine Ver-
                                          KURZMELDUNGEN TEXT:
stützungserklärungen einzubringen.           MAG. LAURA ARI     längerung der Austrittsfrist
                                                                Großbritanniens bis zum 31.
                                                                Oktober 2019 geeinigt. Damit ist
                                                                eine Teilnahme Großbritanniens an
                                                                der EU-Wahl möglich. Ursprünglich war
                                                                durch den Austritt Großbritanniens,
                                                                der am 29. März bzw. 12. April 2019
                                                                vorgesehen war, keine Teilnahme an
                                                                der EU-Wahl vorgesehen. Die EU setzte
                                                                sich von Beginn an für einen geregelten
                                                                Brexit ein. Positiv festzuhalten in dieser
                                                                schwierigen Situation sind der Zusam-
                                                                menhalt und die gemeinsame Linie der
                                                                EU-Länder.
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
EU-PROJEKTE
                                                                                                                                         Drei Beispiele aus Österreich
                                                                                                                                         Wien
                                                                                                                                         Natur: Die Alte Donau zählt zu den
                                                                                                                                         beliebtesten Naherholungsgebieten
                                                                                                                                         der Wiener. Durch das Projekt „Alte
                                                                                                                                         Donau“ des Umwelt- und Naturschutz-
                                                                                                                                         programms der EU Life+ wurde die
                                                                                                                                         langfristige Entwicklung und Sicherung
                                                                                                                 Malerische Land-
                                                                                                                                         des Gewässers geschützt.
                                                                                                                 schaften, doch die
                                                                                                                 Abwanderung ist ein
                                                                                                                                         Salzburg
                                                                                                                 Problem der Region      Gesundheit: Ziel des Salzburger For-
                                                                                                                 Bludenz-Bregenzer-      schungsprojekts „EMPOWER“ ist es,
                                                                                                                 wald – die EU           Diabetiker beim Selbstmanagement
                                                                      FINANZIERUNG                               unterstützt Projekte,
                                                                                                                 um dieser entgegen-
                                                                                                                                         ihrer Erkrankung zu unterstützen.
                                                                                                                                         Dazu wurde eine technologiebasierte
                                                                      EU und Österreich                          zuwirken.               Anwendung (webbasiertes System plus
                                                                      Die gesamten Rückflüsse der EU an                                  mobile App) entwickelt. Zwei Drittel der
                                                                      Österreich betrugen 1,743 Milliarden                               Kosten wurden vom 7. EU Forschungs-
                                                                      Euro im Jahr 2017. Diese setzen sich                               rahmenprogramm finanziert.
                                                                      zum Großteil aus EU-Mitteln unter der                              Bludenz – Bregenzerwald
                                                                      Bezeichnung Landwirtschaft („Natür-                                Gesellschaft: Um der starken Abwan-
                                                                      liche Ressourcen“) in Höhe von 1,21                                derung in die Ballungszentren entge-
                                                                      Milliarden Euro, für strukturpolitische                            genzuwirken, wurden von der „Lokalen
                                                                      Maßnahmen in Höhe von 85 Millionen                                 Aktionsgruppe Vorarlberg“ im Rahmen
                                                                      Euro sowie 362 Millionen Euro unter                                der lokalen Entwicklungsstrategie
                                                                      dem Titel „Wettbewerbsfähigkeit“                                   (LES) 2020 „Lebendige Dörfer“ Projekte
                                                                      zusammen. Aus den Strukturfonds in                                 entwickelt und Initiativen umgesetzt,
                                                                      der Gesamtperiode von 2014 bis 2020                                um die wirtschaftliche Attraktivität des
                                                                      erhält Österreich 5,2 Milliarden Euro.                             ländlichen Raums zu stärken. Die EU
FOTOS: PHOTOPOSTER, RAWF8, GGUY44, EYEGELB/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO

                                                                      Österreichs Nettozahlungen                                         fördert diese.
                                                                      Die Differenz zwischen Bruttobeitrag
                                                                      und Rückflüssen ergibt den Nettobei-
                                                                      trag eines Landes. Der Nettobeitrag
                                                                      („operativer“ Haushaltssaldo) Öster-
                                                                      reichs betrug 933 Millionen Euro im
                                                                                                                                                                          Der Mehrwert der
                                                                      Jahr 2017. Seit dem EU-Beitritt hat                                                                 EU-Mitgliedschaft
                                                                      Österreich jedes Jahr aufgrund seines                                                               drückt sich auch
                                                                      relativen Wohlstands mehr in den euro-                                                              ­jenseits des
                                                                      päischen Haushalt einbezahlt als an                                                                  ­Mone­tären aus.
                                                                      Förderungen erhalten. Der Nutzen der
                                                                      EU-Mitgliedschaft ist jedoch weit höher
                                                                      als der durchschnittliche „Nettobei-
                                                                      trag“ zu bewerten. Der Wohlstands-
                                                                      gewinn allein durch den EU-Beitritt
                                                                      beträgt ­32 Milliarden Euro im Jahr 2015
                                                                      (Quelle: WIFO 2015).

                                                                                                                   7 · GÖD 3-19
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
TITEL
                                   GESCHICHTE

Das demografische
Problem des Bundesdienstes

DIE ALTERSFALLE

                                               B
Bis 2029 werden rund 45 Prozent der                    und, Länder und Gemeinden haben einen
Bediensteten aufgrund ihres Alters den                 Personalstand von über 350.000 Vollbe-
aktiven Dienst verlassen. Will man den                 schäftigtenäquivalenten (VBÄ) – rund
Gesamtpersonalstand halten, müssen bis         135.000 beim Bund, 143.000 bei den Ländern und
dahin rund 61.000 Personen in Vollbe-          75.000 bei den Gemeinden. Hinzu kommen noch
                                               rund 100.000 VBÄ in Landeskrankenanstalten und
schäftigung in den Bundesdienst
                                               sonstigen ausgegliederten Dienststellen.1
aufgenommen werden.
                                               Die Abgrenzung des Begriffs öffentlich Bediens-
VON MAG. DR. ECKEHARD QUIN                     teter nur anhand eines Dienstverhältnisses zu
                                               einer Gebietskörperschaft entspricht jedoch
                                               nicht den Kriterien des Europäischen Systems
                                               Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, kurz
                                               ESVG. „Danach werden zum Sektor Staat jene Ins-
                                               titutionen gezählt, die in irgendeiner Form unter
                                               – wenn auch geringem – staatlichem Einfluss ste-
                                               hen und gleichzeitig in ihrer Leistungserstellung
                                               und Preissetzung nicht marktbestimmt sind sowie
                                               ihre Kosten zu weniger als 50 Prozent aus eigenen

                                     8 · GÖD 3-19
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
Personal des Bundes (in VBÄ)
                                                                           BeamtInnen
                                                                           Vertragsbedienstete

80.000

60.000

                                                                                                                    FOTOS: PHOTOBAC/GETT IMAGES/ISTOCKPHOTO
40.000

20.000
          2004    2005     2006    2007    2008   2009   2010   2011    2012   2013   2014   2015    2016   2017

Umsätzen decken können.“2 Durch diese weite                     bzw. 30 Prozent. Aber auch im OECD-Schnitt sind
Definition sind auch Sozialversicherungsträger,                 es rund 13 Prozent mehr als hierzulande.3 So viel
Kammern und rund 400 Institutionen mit eigener                  zum „aufgeblähten“ Öffentlichen Dienst in Öster-
Rechtspersönlichkeit umfasst wie etwa Universi-                 reich.
täten oder Fachhochschulen.                                     Vom Bundespersonal arbeiten rund ein Drittel im
Nach der ESVG-Definition umfasst der Sektor Staat               Bildungs- und ein Viertel im Exekutivbereich.4 Im
in Österreich rund 735.000 Personen, was einem                  Bildungsbereich kommen noch rund 68.000 VBÄ
Anteil von 15,9 Prozent an der Erwerbsbevölke-                  an LandeslehrerInnen hinzu, einer der größten
rung darstellt. In Staaten wie Schwe-                           Gruppen im Öffentlichen Dienst. Sie sind Landes-
den, Dänemark oder Norwegen, die                                bedienstete, ihr Personalaufwand wird jedoch fast
bekanntlich nicht am Hungertuch                                 zur Gänze vom Bund im Rahmen des Finanzaus-
nagen, liegt der Anteil bei 28,6, 29,1                          gleichs gedeckt.5

                                                                BeamtInnen und Vertragsbedienstete
      Mag. Dr. Eckehard Quin: Der Autor                         Seit fast zwei Jahrzehnten gibt es in großen
      ist Präsidiumsmitglied und Leiter                         Bereichen des Öffentlichen Dienstes einen „Prag-
           des Bereichs Dienstrecht und                         matisierungsstopp“. Dort, wo es vertragliche
           Kollektivverträge in der GÖD.                        Alternativen gibt (z. B. allgemeine Verwaltung,

                                                  9 · GÖD 3-19
Der Öffentliche Dienst aktuell + FEHLENDES PERSONAL: MASSNAHMEN SETZEN - GÖD
TITEL
                                                            GESCHICHTE

          LehrerInnen), sinkt daher die Zahl der BeamtIn-                                                                                                    Verschiebung der Altersstruktur. „1995 waren die
          nen kontinuierlich. Nur bei RichterInnen und                                                                                                       am stärksten besetzten Jahrgänge 33 Jahre alt. 21
          StaatsanwältInnen, im militärischen Dienst und                                                                                                     Jahre später [sic! 1995 + 22 = 2017] sind dieselben
          bei der Exekutive liegt der Beamtenanteil zwi-                                                                                                     Jahrgänge 55 Jahre alt und nach wie vor die im
          schen 89 und 100 Prozent. Diese Berufsgruppen                                                                                                      Bundesdienst zahlenmäßig stärksten.“9 Mittler-
          können allerdings das Schrumpfen des Beamten-                                                                                                      weile sind 45,1 Prozent der Bundesbediensteten
          anteils nicht verhindern. Insgesamt ist die Zahl der                                                                                               50 Jahre oder älter. 1995 waren es nicht einmal
          BeamtInnen (in VBÄ) von 2004 bis 2017 von 90.058                                                                                                   halb so viele. Gleichzeitig hat sich der Anteil der
          auf 72.415 gesunken, während die der Vertrags-                                                                                                     Bundesbediensteten, die 35 Jahre oder jünger
          bediensteten im selben Zeitraum von 42.698 auf                                                                                                     sind, fast halbiert.10
          62.154 gestiegen ist. Der Gesamtpersonalstand                                                                                                      Schon 2013 wurde festgestellt, dass bis 2024
          hingegen ist ziemlich konstant geblieben – 2004                                                                                                    42 Prozent der Bundesbediensteten aufgrund von
          und 2016 praktisch ident (132.756 bzw. 132.741,                                                                                                    Pensionierungen ausscheiden werden.11 Die Situ-
          2017 134.569 VBÄ).6                                                                                                                                ation ist nicht besser geworden. Bis 2029 werden
                                                                                                                                                             rund 45 Prozent der Bediensteten aufgrund ihres
                                                                                                                                                             Alters den aktiven Dienst verlassen. Von dieser
                                                                                                                                                             Entwicklung besonders stark betroffen sind der
                                                                                                                                                             mittlere Dienst und Fachdienst, MaturantInnen
                                                                                                                                                             und AkademikerInnen.12
  „Mittlerweile sind                                                                                                                                         Der Prozentsatz ist weniger anschaulich als die
     45,1 Prozent der                                                                                                                                        absoluten Zahlen. Will man den Gesamtpersonal-
                                                                                                                                                             stand nur halten, müssen bis 2029 rund 61.000 Per-
Bundesbediensteten                                                                                                                                           sonen in Vollbeschäftigung in den Bundesdienst
 50 Jahre oder älter.“                                                                                                                                       aufgenommen werden. Das entspricht fast dem
MAG. DR. ECKEHARD QUIN                                                                                                                                       derzeitigen Gesamtpersonalstand an Bundes­
                                                                                                                                                             bediensteten in allen Bundesländern mit Ausnah-
                                                                                                                                                             me von Wien und Niederösterreich (rund 66.000
                                                                                                                                                             VBÄ)!13
                                                                                                                                                             Aufgrund der langen Ausbildungszeiten ­müsste
                                                                                                                                                             der Bund als Arbeitgeber schleunigst Maßnah-
          Qualifikations- und Altersstruktur                                                                                                                 men setzen, um auch in Zukunft die notwendige
                                                                    FOTOS: WAVEBREAKMEDIA/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO • BARBARA GINDL / APA / PICTUREDESK.COM

          Die Qualifikationsstruktur der Bediensteten im                                                                                                     Anzahl an hoch qualifizierten MitarbeiterInnen
          Bundesdienst unterscheidet sich stark vom priva-                                                                                                   rekrutieren zu können. Ausbildungsplanstellen
          ten Sektor. Lediglich 2,6 Prozent der Beschäftigten                                                                                                müssen geschaffen werden, um den Wissenstrans-
          im Bundesdienst haben als höchste Qualifikation                                                                                                    fer sicherzustellen. Die Attraktivität des Öffentli-
          einen Pflichtschulabschluss. Der Akademikeran-                                                                                                     chen Dienstes muss gesteigert werden. Ein neues
          teil steigt stetig an, liegt mittlerweile bei 33,5 Pro-                                                                                            Dienst- und Besoldungsrecht, wie es die GÖD seit
          zent und ist damit mehr als doppelt so hoch wie im                                                                                                 Jahren fordert, könnte Abhilfe schaffen.         l
          privaten Sektor (15,9 Prozent). Diese Entwicklung
          ist unter anderem dadurch erklärbar, dass staatli-
          che Aufgaben von der Politik enger definiert und                                                                                                   1 Siehe BMÖDS (Hrsg.), Das Personal des Bundes 2018. Daten und Fakten
                                                                                                                                                                (Dezember 2018), S. 11f.
          damit viele operative und meist weniger qualifi-                                                                                                   2 Personal des Bundes, S. 14.
          zierte Tätigkeiten ausgelagert werden.7                                                                                                            3 Siehe OECD (Hrsg.), Government at a Glance 2017 (2017), S. 91.
                                                                                                                                                             4 Siehe Personal des Bundes, S. 27.
          Das Durchschnittsalter im Bundesdienst lag 1995                                                                                                    5 Siehe Personal des Bundes, S. 12.
          bei 40,5 Jahren und ist bis 2016 kontinuierlich                                                                                                    6 Siehe Personal des Bundes, S. 66f.
                                                                                                                                                             7 Siehe Personal des Bundes, S. 64f.
          gestiegen. 2017 ist der Wert vor allem aufgrund der                                                                                                8 Siehe Personal des Bundes, S. 71f.
          Neuaufnahmen im Exekutivdienst leicht gesunken                                                                                                     9 Personal des Bundes, S. 70.
                                                                                                                                                             10 Siehe Personal des Bundes, S. 71.
          und lag bei 46,0 Jahren. In der Privatwirtschaft                                                                                                   11 S iehe BKA (Hrsg.), Handlungsfeld Demografie im Personalmanagement.
                                                                                                                                                                 Altersdaten und Fakten (November 2013), S. 26.
          hingegen liegt das Durchschnittsalter bei nur 38,5                                                                                                 12 Siehe Personal des Bundes, S. 71 und S. 76.
          Jahren.8 Im Bundesdienst erfolgte eine massive                                                                                                     13 Siehe Personal des Bundes, S. 30.

                                                              10 · GÖD 3-19
Der Polizeinachwuchs
                                                                                           wird erst in zwei Jahren
                                                                                           „auf der Straße sein“ und
                                                                                           für den regulären Polizei­
                                                                                           dienst zur Verfügung
                                                                                           stehen.

                                                           nächsten Personallöcher praktisch vorprogram-
                                                           miert, beziehungsweise sie sind auch jetzt schon
                                                           deutlich sichtbar. In manchen Bundesländern
                                                           sind wir zwischen zehn und 20 Prozent unter dem
                                                           Vollbeschäftigungsstand“, sagt Reinhard Zimmer-
                                                           mann. Vieles, was in diesem Zusammenhang auf
                                                           ministerieller Ebene als positiv propagiert wird
                                                           – Stichwort Überstundeneinsparungen –, sind
                                                           letztlich reine Zahlenspielereien, die der tatsächli-
                                                           chen Situation nicht entsprechen. „Denn letztlich
                                                           zählt nur eines: Wie viele Polizisten haben wir tat-
Gewaltige                                                  sächlich im Einsatz? Und da passen Ist- und Soll-
                                                           Zustand nicht zusammen.“

Durststrecke                                               Hinzu kommt, dass diverse interne Versetzungen,
                                                           deren Sinnhaftigkeit hinterfragt werden darf, „die
                                                           ohnehin schwierige Lage noch zusätzlich anhei-
                                                           zen“. Was Zimmermann damit meint, zeigt dieses
„Im Grunde brauchen wir jetzt
                                                           Beispiel: Im Innenministerium wurden die Chauf-
sofort mehr Personal!“, lautet die                         feure durch Polizisten ersetzt, die man praktisch
Forderung von Reinhard Zimmer-                             von der Straße abgezogen hat. Den Chauffeuren
mann, Bundesvorsitzender der                               wiederum, die ja dazu da wären, Minister und Co.
Polizeigewerkschaft.                                       sicher und schnell von A nach B zu bringen, hat man
VON CORDULA PUCHWEIN                                       mit anderen, inadäquaten Aufgaben betraut. „Was
                                                           das für einen Sinn macht, muss mir erst jemand
                                                           erklären. Tatsache ist, dass uns durch solche und
                                                           ähnlich skurrile interne Entscheidungen die Poli-

R
        einhardZimmermann,Bundesvorsitzender               zisten im geregelten Dienst fehlen. Es mögen da
        der Polizeigewerkschaft, beginnt opti-             und dort immer nur ein paar Wenige sein, doch in
        mistisch: „Dass wir 2000 Schulplanstellen          Summe ist es dann sehr wohl wieder relevant. In
dazubekommen werden und die Ausbildungs-                   Zeiten einer ohnehin angespannten Personalsitu-
gänge in den Schulen derzeit voll sind, ist begrü-         ation sind solche Aktionen unprofessionell.“ l
ßenswert.“ Gleich danach gibt der leitende Polizei-
gewerkschafter zu bedenken, „dass der ,Polizei-
nachwuchs‘ erst in zwei Jahren tatsächlich für den
regulären Polizeidienst verfügbar sein wird, sprich
erst dann wirklich auf die Straße kommt und damit                        „Wie viele Polizisten
für die Bevölkerung sichtbar sein wird. Da haben
wir also noch eine gewaltige Durststrecke vor uns.“
                                                                         haben wir tatsächlich im
Das ist nicht das Einzige, das die Personalsitu-                         Einsatz? Da passen Ist-
ation schwierig macht. Hinzu kommt die große                             und Soll-Zustand nicht
Pensionierungswelle der nächsten Jahre. „Die
geburtenstarken Jahrgänge werden dann suk-
                                                                         zusammen.“
zessive in den Ruhestand gehen. Damit sind die                           REINHARD ZIMMERMANN

                                                11 · GÖD 3-19
In Wien werden aktuell
                                                                                       2000 LehrerInnen ohne
                                                                                       (abgeschlossene) Aus­
                                                                                       bildung mittels Sonder­
                                                                                       verträgen eingesetzt.

                                                          keine Lehrerausbildung beziehungsweise diese
                                                          noch nicht abgeschlossen hat. Man kann sich vor-
                                                          stellen, dass sich meine Freude darüber in Grenzen
                                                          hält“. Ganz und gar keine Freude hat der Gewerk-
                                                          schaftsvorsitzende auch mit der Ausbildungssitu-
                                                          ation, denn die Drop-out-Rate der Studierenden
                                                          liegt bei bis zu 40 Prozent. Und selbst viele jener
                                                          Junglehrer, die ihr Studium abschließen, sagen der
                                                          Schule nicht selten nach kurzer Zeit schon wieder
                                                          Adieu. „Viele wollen sich den Job dann doch nicht
                                                          antun“, sagt Kimberger mit Blick auf die zugegeben

Unbefriedigende                                           zusehends schwieriger werdenden Rahmenbedin-
                                                          gungen. Stichworte: Herausforderungen rund um

Notlösungen                                               die Themen verhaltensauffällige und aggressive
                                                          Kinder, nicht minder aggressive Eltern, Integration,
                                                          Migration und andere gesellschaftspolitische Phä-
                                                          nomene. Was kann man dagegen tun? Paul Kim-
„Wir brauchen dringend eine                               berger fordert beispielsweise zwei Lehrer für jede
Trendwende!“, sagt Paul Kimberger,                        Volksschulklasse. Vorbilder für die von Kimberger
Vorsitzender der ARGE Lehrerinnen                         geforderte personelle Aufstockung in den ersten
und Lehrer in der GÖD.                                    Schulklassen finden sich in Skandinavien. „Teil-
                                                          weise gibt es in Finnland sogar Dreifachbesetzun-
                                                          gen“, so der Lehrergewerkschafter. „Wir benötigen
                                                          ein Bündel an Maßnahmen des Dienstgebers, um

D
        en Schulen gehen die Lehrer aus. Und das          die pädagogische Arbeit an unseren Schulen wie-
        ist nicht bloß symbolisch gemeint. „Es            der attraktiver zu machen und auch ein gewisses
        ist kein Geheimnis, dass in unmittelba-           Negativimage, das dem Lehrerberuf oft anhaftet,
rer Zukunft gut 50 Prozent aller österreichischen         zu stoppen.“ „Denn“, so Kimberger, der den Lehrer-
Lehrer und Lehrerinnen in den Ruhestand treten            beruf nach wie vor für eine der schönsten und wich-
werden. Unser Bedarf an neuem Lehrpersonal im             tigsten gesellschaftlichen Aufgaben hält, „je mehr
Bereich der Bundes- und Landeslehrer liegt für            und schneller wir jetzt in Bildung investieren, desto
die nächsten Jahre bei 60.000. Es wird also eine          weniger müssen wir später reparieren.“             l
gewaltige Herausforderung, künftig eine flächen-
deckende Versorgung der Schulen mit Lehrern,
und zwar von den Volksschulen bis hin zu den
HTLs, sicherzustellen“, sagt Paul Kimberger. Der                        „Es wird eine gewaltige
drohende Personalmangel sei zum einen hausge-
macht, zum anderen „lange schon vorhersehbar“,
                                                                        Herausforderung, die
betont Kimberger. Dass man erste Lücken, wie                            flächen­deckende Versorgung
etwa in Wiens Pflichtschulen, mit schon mehr als                        der Schulen mit LehrerInnen
2000 Sonderverträgen zu füllen versucht, ist laut
Kimberger eine sehr unbefriedigende Notlösung,
                                                                        sicherzustellen.“
„auch, weil Personal eingesetzt wird, das entweder                      PAUL KIMBERGER

                                               12 · GÖD 3-19
TITEL
                                                GESCHICHTE

Wie vor
vierzig Jahren                                                                                                                                                                                „Die Planstellensituation
                                                                                                                                                                                              und die aktuellen Anfor-
„Wir brauchen eine neue Planstellen-                                                                                                                                                          derungen passen immer
wahrheit!“, lautet der Appell von                                                                                                                                                             weniger zusammen.“
Johann Pauxberger, Vorsitzender der                                                                                                                                                           JOHANN PAUXBERGER
GÖD-Bundesvertretung Unterrichts-
verwaltung.
                                                                                                                                                                        Ist- und Soll-Zustand nennt Pauxberger die Reini-
                                                                                                                                                                        gungskräfte. „Diese werden an den Schulen nicht
                                                                                                                                                                        mehr nachbesetzt, sondern durch Fremdpersonal

J
     ohann Pauxberger hat ein Déjà-vu. In einem                                                                                                                         und externe Firmen ersetzt. Die Schulen haben ihre
                                                       FOTOS: GPOINTSTUDIO/GETTY IAMGES/ISTOCKPHOTO • ANDREYPOPOV, MONKEYBUSINESSIMAGES/ISTOCK/GETTY IMAGES (MONTAGE)

     Zeitungsartikel aus den 1980er-Jahren steht                                                                                                                        liebe Not damit, denn die Fremdfirmen kümmern
     in großen Lettern: „Der Bund muss sparen“.                                                                                                                         sich lediglich um die vereinbarten Leistungen im
„Diesen Satz hören wir 2019 immer noch. Es hat                                                                                                                          Haus. Zusatzleistungen sind da nicht mehr drin-
sich nichts geändert, außer dass die Bedingun-                                                                                                                          nen“, sagt der Gewerkschaftsvorsitzende. Und:
gen für die 8000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen                                                                                                                       Auch die Schulautonomie macht die Situation
in der Unterrichtsverwaltung noch schwieriger                                                                                                                           nicht einfacher. Die sei zwar begrüßenswert, „der
geworden sind“, sagt Johann Pauxberger. Im                                                                                                                              wachsende Spielraum für die Schulen macht die
Bereich Unterrichtsverwaltung arbeitet eine Viel-                                                                                                                       Verwaltung aber auch deutlich komplexer“, so der
zahl an Menschen, darunter Schulwarte, Schulse-                                                                                                                         Gewerkschafter mit Fokus auf die intensiver wer-
kretärinnen, Laboranten, Juristen bis hin zu Schul-                                                                                                                     dende IT. Die digitalen Lösungen werden mehr,
psychologen und Schulärzten. Sie alle halten das                                                                                                                        benötigen aber genauso Personal zur technischen
Schulsystem am Laufen. Keine Unterrichtsverwal-                                                                                                                         Verwaltung und Wartung. Kurzum: „Wir brauchen
tung, keine funktionierende Schule. So einfach ist                                                                                                                      einfach mehr Personal. Wir fordern eine neue
das. Und so schwierig. Johann Pauxberger beklagt                                                                                                                        Planstellenwahrheit, vor allem in den Bereichen,
vor allem den durch Jahrzehnte dauernde Einspa-                                                                                                                         wo man den Aufwand über vorgelagerte Vereine,
rungen entstandenen Personalmangel im Ministe-                                                                                                                          Leihpersonal und Fremdfirmen deckt, anstatt das
rium, den Bildungsdirektionen und den Schulen,                                                                                                                          eigene Personal aufzustocken.“                  l
durch den sich Burn-out-Fälle häufen. Der Grund
dafür „liegt auch in einem alten Personalausstat-
tungsschlüssel von 1977. Der ist also über 40 Jah-
re alt. Dennoch werden danach, nur als Beispiel,
immer noch die Sekretariate besetzt. Wie absurd
ist das denn?“, fragt Johann Pauxberger zu Recht.
„Die Planstellensituation und die aktuellen Anfor-
derungen passen immer weniger zusammen. Als
Beispiel für das größer werdende Leck zwischen

                          Anstatt das eigene Personal aufzu­
                     stocken, wird Fremdpersonal eingesetzt,
                              zum Beispiel Reinigungskräfte.

                                          13 · GÖD 3-19
n im öffent
                                                                          nge           lic
                                                                        tu

                                                                                          he
                                                                   is
                                                                  Beste

                                                                nle

                                                                                            nD
                                                          Spitze

                                                                                              ienst
                                              XXXXXX              Qualität

Rechnungshof

EINE MODERNE
WISSENSORGANISATION
Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum
größten Teil Beamtinnen und Beamte, arbeiten im
Rechnungshof Österreich: Der Rechnungshof gehört zu
den obersten Organen und prüft den Einsatz von Steuer­
geldern in öffentlichen Einrichtungen. Dazu braucht es
neben Wissen, Kompetenz und Selbstbewusstsein
vor allem Unabhängigkeit.
VON CARINA WURZ

                                          14 · GÖD 3-19
Der Rechnungshof
                                                                                                                                prüft die gesamte Staats-
                                                                                                                                wirtschaft. Zu den zusätz-
                                                                                                                                lichen Sonderaufgaben
                                                                                                                                zählen beispielsweise
                                                                                                                                Einkommensberichte.

D
        er Rechnungshof Österreich ist das obers-                                                 sel an Themen – von Umwelt bis Gesundheit, von
        te Kontrollorgan der Republik. 250 Prüfer-                                                Finanzen bis Verkehr – macht die Aufgabe zwar
        Innen kontrollieren, ob öffentliche Ein-                                                  spannend, erfordert aber, dass sich die Prüfer-
richtungen rechtmäßig, sparsam, wirtschaftlich                                                    Innen immer wieder rasch und gewissenhaft in
und zweckmäßig mit Steuergeldern umgehen.                                                         neue Bereiche einarbeiten. „Unser Fokus ist das
„Der Erfolg des Rechnungshofes beruht auf dem                                                     stetige Lernen. Wir müssen bei allen Themen, die
Wissen und den Leistungen der insgesamt 310                                                       wir prüfen, am Puls der Zeit sein, um gleichwertige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zusätzlich zum                                                  Gesprächspartner zu sein“, weiß Beybel aus eige-
Prüfdienst haben wir einen höchst professionel-                                                   ner Erfahrung. Er ist seit 1999 im Rechnungshof
len Support, der von Kommunikation, Berichts-                                                     tätig und leitet die Abteilung „Finanzmanagement,
redaktion und IT bis hin zur Bibliothek und Wirt-                                                 Finanzierungen, Banken“. Als Wissensorganisation
schaftsstelle reicht“, so MR Bernhard Beybel,                                                     setzt der Rechnungshof auf die laufende fachliche
BA, Vorsitzender des Gewerkschaftlichen Betriebs-                                                 Qualifikation.
ausschusses und Mitglied des Dienststellenaus-                                                    Am Beginn der Laufbahn der PrüferInnen steht
schusses im Rechnungshof. In interdisziplinären                                                   eine eigene akademische Ausbildung: Der Uni-
Teams arbeiten vor allem JuristInnen, Technike-                                                   versitätslehrgang „Public Auditing“ der Executive
rInnen, WirtschaftswissenschafterInnen und viele                                                  Academy der Wirtschaftsuniversität Wien ist seit
mehr Seite an Seite, 83 Prozent von ihnen haben                                                   2017 die gemeinsame Grundausbildung für die
eine akademische Ausbildung. Die MitarbeiterIn-                                                   externe öffentliche Finanzkontrolle in Österreich
nen bringen Expertise in ganz unterschiedlichen                                                   und wird direkt am Rechnungshof angeboten.
Fachbereichen mit: Vergabe, Schulverwaltung,                                                      „Wer im Rechnungshof beginnt, lernt vieles ‚on the
Sozialversicherungen, Gesundheit, Förderungen,                                                    job‘. Mit zusätzlichen Bildungsangeboten, die sehr
Finanzausgleich, Infrastrukturplanung, öffentli-                                                  praxisorientiert sind, haben wir ein sehr umfassen-
                                                     FOTOS: ANDREAS RIEDMANN, RH/KLAUS VYHNALEK

ches Recht, Bautechnik, Datenanalyse und vieles                                                   des, hochspezialisiertes Ausbildungsprogramm“,
mehr. „Wir prüfen quer durch alle staatlichen Auf-                                                ist Beybel überzeugt von den Angeboten, die die
gaben – und es ist entscheidend, die Anforderun-                                                  PrüferInnen optimal auf ihre Aufgabe vorbereiten.
gen und Aufgaben der geprüften Stellen zu verste-                                                 Nicht nur die inhaltlichen Anforderungen an sie
hen. Dazu braucht es unterschiedliche Kompeten-                                                   sind hoch, es gilt auch, die richtige Persönlichkeit
zen“, betont Beybel.                                                                              mitzubringen: „Die Ergebnisse, die wir in unseren
                                                                                                  Prüfungen gewissenhaft erarbeiten, müssen wir
Kompetent, selbstsicher, unabhängig                                                               dann dem Gegenüber, also den Vertreterinnen
Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen im                                                      und Vertretern der geprüften Stelle, vorlegen und
Rechnungshof sind vielfältig. Der häufige Wech-                                                   sie auch argumentieren. Unsere Gesprächspartner

                                               15 · GÖD 3-19
n im öffent
                                                                                              nge           lic
                                                                                            tu

                                                                                                              he
                                                                                       is
                                                                                      Beste

                                                                                    nle

                                                                                                                nD
                                                                              Spitze

                                                                                                                  ienst
                                                        XXXXXX                        Qualität

    Die PrüferInnen bereiten
   sich genauestens auf die
Prüfung vor. Die Endberichte
    sind auf der Website des
  Rechnungshofes abrufbar.

    dabei sind Managerinnen und Manager, Ministe­                „Wir prüfen Stellen im ganzen Bundesgebiet. Da
    rinnen und Minister und Vorstände. Da braucht                kann es schon vorkommen, dass man bei großen
    es natürlich ein entsprechendes Auftreten und                Prüfungen für mehrere Wochen oder auch Mona-
    Durchsetzungsvermögen der Kolleginnen und                    te – zumindest während der Woche – getrennt von
    Kollegen, um in diesen Gesprächen zu bestehen“,              Familie und privatem Umfeld verbringt“, beschreibt
    so Beybel. Dafür ist die Unabhängigkeit der Prü-             Beybel den Arbeitsalltag. Doch dank unterschied-
    ferInnen notwendig, die unter anderem durch                  licher Maßnahmen konnte in den letzten Jahren
    den Beamtenstatut gesichert ist. „Das ermöglicht             viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    uns, tatsächlich unabhängig zu agieren“, erklärt             getan werden. „Ein Erfolg ist sicher Teleworking,
    Bernhard Beybel. Ganz generell sei die Tätigkeit             das für uns als Wissensorganisation natürlich eine
    im Rechnungshof immer langfristig angelegt: „Die             naheliegende Option ist, weil es viele Tätigkeiten
    Fluktuation bei uns ist gering. Wer sich für eine            gibt, die dank moderner IT-Anwendungen genauso
    Tätigkeit im Rechnungshof entscheidet, überlegt              außerhalb des Büros erledigt werden können“, so
    sich das in der Regel gut. Auch das Aufnahmever-             Beybel. Auch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten
    fahren ist sehr komplex und zeitintensiv“, erklärt           käme gerade Familien entgegen. Beybel will wei-
    Beybel. Diese Langfristigkeit sei entscheidend für           terhin sein Augenmerk auf familienfreundliche
    eine hohe Qualität der Arbeit und beginne schon              Arbeitsbedingungen legen.
    bei der Funktionsperiode der Präsidentin, die auf
    zwölf Jahre angelegt ist. Seit 1. Juli 2016 steht mit        Ein attraktiver Arbeitgeber
    Dr. Margit Kraker die erste Frau an der Spitze des           „Wir haben ein gutes Arbeitsklima im Rechnungs-
    Rechnungshofes.                                              hof, das von Respekt und Wertschätzung getragen

    Vorbildwirkung auf vielen Ebenen
    Auch wenn Dr. Margit Kraker sich in eine lange
    Reihe männlicher Präsidenten einreiht, steht sie
    keinesfalls einer Männerdomäne vor. Denn mit 49
    Prozent Mitarbeiterinnen liegt die Frauenquote im
    Rechnungshof höher als der Durchschnitt bei den
    Bundesbediensteten. Selbst bei den Führungs-
    kräften stellen Frauen einen Anteil von 44 Prozent.
    Ein schöner Zufall? „Nein. Gleichstellung ist ein
    wichtiges Ziel im Rechnungshof. Wir wollen – wie
    in vielen Bereichen – Vorbild sein, auch für andere
    Organisationen und Dienststellen“, kommt prompt            Bernhard Beybel, Vorsitzender Gewerkschaftlicher
    die Antwort. Dabei sind die Arbeitsbedingungen im          Betriebsausschuss und Mitglied des Dienstellenausschusses
    Rechnungshof nicht zwingend familienfreundlich:            im Rechnungshof.

                                                      16 · GÖD 3-19
Modernstes Fach-
                                                                                                                                         wissen und jahrhun-
                                                                                                                                         dertelange Tradition
                                                                                                                                         verbinden sich im
                                                                                                                                         Rechnungshof.

                                             ist“, berichtet Bernhard Beybel. Das        „Gleichstellung ist             nisse präsentiert werden“, meint
                                             ist auch wichtig, denn die Aufgaben                                         Beybel und fügt hinzu: „Auch wenn
                                             erfordern, dass die MitarbeiterIn-         ein wichtiges Ziel im            man so von außen oft gar nicht
                                             nen mit hoher Eigenmotivation                  Rechnungshof.                sieht, wie viel Einsatz und Arbeit oft
                                             und Selbstständigkeit ihrer Tätig-          Wir wollen – wie in             dahintersteht, ein solches Ergebnis
                                             keit nachgehen. Dafür braucht es                                            zu verhandeln.“
                                             gute Rahmenbedingungen: „Der                 vielen Bereichen –             Doch ganz im Sinne von Ergeb-
                                             Rechnungshof konnte sich als                    Vorbild sein.“              nisorientierung, wie sie im Rech-
                                             attraktiver Arbeitgeber positio-              BERNHARD BEYBEL,
                                                                                                                         nungshof immer an der Tagesord-
                                             nieren“, ist Beybel überzeugt. Und            VORSITZENDER DES              nung steht, kann Beybel damit gut
                                             das ist gut und wichtig: Denn im            GEWERKSCHAFTLICHEN              leben. Er, der bereits mit 22 Jahren
                                             Kampf um die besten Köpfe muss              BETRIEBSAUSSCHUSSES             – damals als Bankangestellter –
                                             sich auch der Rechnungshof mit                                              auf eigene Faust einen Betriebsrat
                                             anderen messen. Für jede Prüfung                                            gegründet hat, sieht seine Aufga-
                                             werden eigene interdisziplinäre Teams je nach               be vor allem darin, stets offene Türen und Ohren
                                             inhaltlichen und organisatorischen Rahmen-                  für die Kolleginnen und Kollegen zu haben: „Bei
                                             bedingungen zusammengestellt. „Natürlich ist                300 Leuten kennt man sich untereinander, da ist
                                             das Recruiting ein Dauerthema, auch in Hinblick             die Hemmschwelle gering, die Personalvertreter
                                             auf bevorstehende Pensionierungswellen. Wir                 anzusprechen oder einfach mal im Büro vorbei-
                                             suchen laufend und sehr gezielt nach neuen Mit-             zuschauen.“
                                             arbeiterinnen und Mitarbeitern“, erklärt Beybel.            Die Anliegen reichen von zwischenmenschlichen
                                             „Es ist uns als Interessenvertretung ein Anliegen,          Themen über Auskünfte zum Dienstrecht bis hin
                                             dass ausreichend Prüferinnen und Prüfer vorhan-             zu Fragen, die die Vereinbarkeit von Familie und
                                             den sind, damit der Rechnungshof seinen Aufga-              Beruf betreffen. „Wir hören zu, beraten und erar-
                                             ben nachkommen kann“, hält Beybel fest.                     beiten Lösungen. Oft sind es die kleinen Maßnah-
                                                                                                         men, die viel bewirken“, so Beybel.
FOTOS: ANDREAS RIEDMANN, RH/KLAUS VYHNALEK

                                             Vernetzung und Beratung                                     Eine davon war etwa der Ankauf von drei Dienst-
                                             Aus Sicht des Personalvertreters ist für Beybel das         fahrrädern, den die Personalvertretung initiier-
                                             erklärte Ziel, den guten Status zu halten und auf           te und der jetzt die Anfahrt zu innerstädtischen
                                             neue Entwicklungen so einzuwirken, dass gleich              Terminen erleichtert. Außerdem setzt Beybel auf
                                             gar keine Nachteile für die MitarbeiterInnen ent-           Vernetzung und die Stärkung des Miteinanders.
                                             stehen. „Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis            „Wir organisieren eine Weihnachtsfeier, Bildungs-
                                             zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite und             fahrten, Sportangebote und vieles mehr. Denn
                                             sind meist schon frühzeitig in Verhandlungen ein-           gerade weil wir alle immer an unterschiedlichen
                                             gebunden. So können die Anliegen gleich berück-             Orten und Themen arbeiten, ist die Vernetzung so
                                             sichtigt und für beide Seiten befriedigende Ergeb-          wichtig“, ist Bernhard Beybel überzeugt.           ●

                                                                                             17 · GÖD 3-19
bis zu

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                                                                    20 %Rabatt
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OLUMNE

                        Ausreichende
                    Personaldotierung ist
                      kein Selbstzweck

D
         ie eindrucksvollen Berichte über                                         stationären Bereich mit massivem Per-
         die Überalterung des Öffentli-                                           sonalmehrbedarf gerechnet, es müsse
         chen Dienstes und die Notwen-                                            bereits jetzt massiv in Ausbildungsmög-
digkeit zehntausender Neuaufnahmen in                                             lichkeiten investiert werden, um Perso-
den nächsten zehn Jahren machen nach-                                             nallücken zu vermeiden. Der mittlere
denklich. Gerichten und Verwaltungs-                                              Bedarf an zusätzlichen Pflege­   kräften
bereichen geht das Personal aus, in der                                           wird innerhalb der nächsten elf Jahre
Polizei finden einerseits unzureichende                                           mit 24.163 Personen ermittelt – nicht
Personalaufnahmen statt, andererseits                                             ohne ausdrücklich zu betonen, dass die
gibt es Kürzungen bei Überstunden.                                                Berechnung sehr vorsichtig erstellt wur-
Die ausreichende Dotierung des Öffent-                                            de und der tatsächliche Bedarf vermut-
lichen Dienstes mit Personal ist kein                                             lich „tendenziell unterschätzt werde“.3
Selbstzweck, sondern dient der Rechts-          Otto Aiglsperger:                 Woher werden nun die (zusätzlichen)
sicherheit, der Qualität der erbrachten       Der Autor ist Leiter des            Pflegekräfte kommen? Derzeit sind
Leistungen, der inneren und äußeren           Bereichs Organisation               lediglich zwei (!) Prozent der in Öster-
Sicherheit, der Bildung nachfolgender           und Wirtschaft in                 reich gewerbeangemeldeten selbststän-
Generationen, der Pflege älterer Mit­               der GÖD.                      digen Personenbetreuerinnen Inländer
bürgerInnen und vieles mehr.                                                      (das sind 1580 Personen), der allergröß-
                                               Rückmeldungen zu
Massiven Personalbedarf gibt es nicht                                             te Teil sind mit etwa 80 Prozent Rumä-
                                             diesem Artikel bitte an:
nur im klassischen Öffentlichen Dienst,        otto.aiglsperger@                  ninnen und Slowakinnen mit 71.000
sondern auch im Pflegebereich. Wie                  goed.at                       Betreuungskräften.4 Aufgrund des stei-
eine Studie des Österreichischen Insti-                                           genden Bedarfes ist damit zu rechnen,
tuts für Wirtschaftsforschung1 im Auftrag                                         dass die Löhne steigen werden und auch
des Hilfswerk Österreich zeigt, wird der                                          dadurch der Pflegeberuf attraktiver wer-
Bedarf an Pflegekräften massiv steigen                                            den wird.
– dabei wird jetzt oftmals schon Perso-                                           Fazit: Durch Umstrukturierungen, Auto-
nal gesucht. „Auch wenn die Stabilität                                            matisierung, Auslagerungen sowie Be-
der Beschäftigungsverhältnisse im Pfle-                                           schäftigung ausländischer Pflegekräfte
gebereich gemäß den Daten zunimmt,                                                wird der Öffentliche Dienst am Laufen
berichten Pflegedienstleister regelmäßig                                          gehalten. Wenn die Qualität des Rechts-
von Schwierigkeiten, ausreichend Pfle-      1W
                                              IFO-Monatsberichte 3/2019          staates und die Leistungen für die Bür-
                                             bzw. https://www.wifo.ac.at/
gepersonal zu finden. Einzelne Heimbe-       wwa/pubid/61563.                     gerinnen und Bürger erhalten bleiben
treiber müssen Pflegebetten zeitweise       2W
                                              IFO-Monatsberichte 3/2019,         sollen, muss die Politik rasch Entschei-
                                             Seite 150.
unbesetzt lassen, da das nötige Pflege-     3W
                                              IFO-Monatsberichte, Seiten         dungen treffen – an einer baldigen Auf-
                                             153–155.
personal nicht rekrutiert werden kann.“2    4O
                                              rf.at vom 22. 10. 2018, https://
                                                                                  nahmeoffensive wird kein Weg vorbei-
Es wird sowohl im mobilen als auch im        orf.at/stories/3073921/.             führen. l

                                                19 · GÖD 3-19
Am GÖD-Truck vor dem Parlament
       heizten DJ Michael Renk und das
„Vienna Samba Project“ die GÖD-Läufe-
         rinnen und -Läufer entlang der
      GÖD-Meile auf der Zielgeraden an
                           (Foto oben).

  Sportler und Zuschauer stärkten sich
  beim beliebten GÖD-VIP-Zelt auf dem
            Rathausplatz (Foto unten).

                                          20 · GÖD 3-19
LAUFEND STÄRKER
Es hätte gar nicht besser laufen können.                                       diese Runs auch sein mögen, „der Wien-Marathon
Sonnenschein, angenehme Temperaturen,                                          ist mit seiner attraktiven Streckenführung von der
kaum Wind. Der 36. Vienna City Marathon                                        Donau über den Prater hinaus nach Schönbrunn
lockte über 40.000 LäuferInnen auf die                                         und zurück auf die Ringstraße bis zum Ziel vor
                                                                               Burgtheater und Rathaus bei Weitem der schöns-
Strecke, darunter auch 500 topmotivierte
                                                                               te“. Das sagt einer, der als Botschafter schon viele
GÖD-Mitglieder.
                                                                               Länder gesehen – und erlaufen hat. Diesen Ehrgeiz
VON CORDULA PUCHWEIN UND LAURA ARI                                             gibt er gerne weiter. Als Obmann des „Sportclub
                                                                               Außenministerium“ motiviert er seit vielen Jah-
                                                                               ren auch KollegInnen zum Laufen. Zischg: „Heuer
                                                                               waren fünf Personen unseres Ressorts dabei, auch

S
       pitzenbeamter und Spitzenläufer – DDr.                                  eine Staffel haben wir gestellt.“
       Robert Zischg ist zweifellos der Marathon-                              Ein weiterer „Dauerläufer“ ist Mag. Martin Hol-
       mann unter Österreichs Beamten. Wie viele                               zinger. Er lief den Halbmarathon heuer in neuer
Halbmarathons er im Laufe seines Lebens schon                                  persönlicher Bestzeit von 1:28. Dafür hat der Leiter
gelaufen ist, kann er gar nicht mehr genau bezif-                              der Rechtsabteilung der GÖD fleißig viermal pro
fern. „Es waren sicher Dutzende“, schätzt er. Beim                             Woche trainiert. Es hat sich gelohnt, obendrein
Vienna City Marathon (VCM) weiß er es allerdings                               war der Wettergott gnädig. Kollege Martin Hol-
genau. 13-mal hat er den schon runtergespult –                                 zinger: „Die Bedingungen waren so gut wie schon
heuer auch wieder. Zischg, derzeit Botschafter in                              lange nicht mehr. Erstmals ging kein Wind auf der
Lissabon, ist also passionierter Läufer. In Wien geht                          Linken Wienzeile, dort hatten wir sonst immer
er besonders gerne an den Start. Sein Statement                                mit Gegenwind zu kämpfen. Das fantastische Pub-
kurz nach Zieleinlauf: „Für mich ist es wunderbar                              likum – und natürlich auch die Vorfreude auf das
gelaufen. Die Bedingungen waren in jeder Hinsicht                              GÖD-VIP-Zelt – beflügelten ungemein!“ Ähnlich
                                                        FOTOS: ANDI BRUCKNER

optimal.“ Und Zischg gibt weiter Gas. Nach Wien                                positiv gestimmt waren auch die Mitarbeiter der
will er auch beim London-Marathon am 28. April                                 Niederösterreichischen Straßenbauabteilung. So
antreten. „Ich bin bereits fünf der sechs bedeu-                               ging etwa die Straßenmeisterei Hollabrunn mit
tenden Marathons, die es auf der Welt gibt, gelau-                             Manfred Punz, Fabian Leitgeb, Johann Werl und
fen. Lediglich Tokio fehlt noch.“ So spektakulär all                           Markus Hütt als Staffel an den Start. Codename:
                                                                               „Die Fantastischen 4“. Nomen est omen. Trainiert
                                                                               hat das Team zuvor über Wochen im Weinviertel.
                                                                               „Die leicht hügelige Gegend ist optimal dafür“,
                                                                               sagt Johann Werl. Mit Erfolg. Zum Aufwärmen im
                                                                               Lokal „City Treff“ an der Alten Donau bei Bananen
                                                                               und Elektrolytgetränken bereiteten sich „Die Fan-

                                                                       „Der Vienna City Marathon ist einmal mehr der Beweis,
                                                                       dass der Öffentliche Dienst bei bester Kondition ist“, sagt
                                                                       GÖD-Vorsitzender Norbert Schnedl. Hier gemeinsam mit
                                                                       GÖD Vorsitzendem-Stellvertreter Hannes Gruber.

                                                  21 · GÖD 3-19
tastischen 4“ auf das große Rennen vor. Erklärtes
                               Ziel: „Durchkommen und Spaß haben!“ Den hatten
                               sie, wie sie später im Ziel berichteten. Leichtfüßig,
                               geradewegs so als wäre ein Halbmarathon ein
                               Spaziergang, lief Leopold Schneider im Ziel ein.
                               Als Mitarbeiter der Straßenmeisterei Sierndorf ist
                               die Straße sein Revier. In seiner Heimatgegend
                               läuft er regelmäßig und besonders gerne entlang
                               der Donau. „Das hat schon eine besondere Faszi-
                               nation“, sagt Schneider bei Gulasch und Apfelsaft
                               im großen GÖD-VIP-Zelt, das auch heuer wieder an
                               prominenter Stelle vor dem Wiener Rathaus stati-
                               oniert war, und weiter: „Die Atmosphäre hier ist
                               toll. Die ausgepowerten, aber glücklichen Läufer,
                               die Musik, die gute Stimmung im GÖD-Zelt, wo man
                               bei Gulasch, Nudeln, Kaiserschmarren seine Ener-
                               gie auftankt, ist unbeschreiblich. All das macht den
                               Marathon perfekt.“ Für gute Stimmung und heiße
                               Rhythmen, auch dank des „Vienna Samba Project“,
                               sorgte zudem der GÖD-Truck direkt vor dem Par-
                               lament. Von hier aus wurden die GÖD-Läufer auf
                               der Zielgeraden nochmals kräftig angefeuert. Ein
                               gelungenes Finish und geradezu symbolhaft für die
                               Power, die auch von der GÖD ausgeht. „Der ­Vienna
                               City Marathon ist einmal mehr der Beweis, dass
                               der Öffentliche Dienst bei bester Kondition ist und
                               auch auf der Langstrecke hervorragende Leistun-
                               gen bringt. Darin spiegeln sich die Kraft und Aus-
                               dauer, mit der unsere Beamten 365 Tage im Jahr für
         Die blinde
                               Österreich arbeiten“, sagte der GÖD-Vorsitzende
 Läuferin Claudia
 Rendla (li.) mit DI
                               Norbert Schnedl. Seit 2013 ist die GÖD offizieller
Brigitta Litschauer,           Partner des Vienna City Marathon. Die GÖD und
   Ministerialrätin
        im Bundes­
   ministerium für
   Nachhaltigkeit
   und Tourismus.

       Mag. Martin
  Holzinger, Leiter
  der GÖD-Rechts-
   abteilung, zählt
zu den Routiniers:
  Er lief heuer den
 Halbmarathon in
 seiner geplanten
           Bestzeit.   GÖD-Vorsitzender Norbert Schnedl mit Dr. Gerhard Hesse,
                       Sektionsleiter BM für Verfassung, Reformen, Deregulierung
                       und Justiz, Verfassungsdienst, der den ganzen Marathon lief.

                       22 · GÖD 3-19
Verena Strobl, Jugendsekretärin, Otto Aiglsperger, Bereichs-
      leiter Organisation und Wirtschaft, und Marlene Wallner,
             Presse und Öffentlichkeitsarbeit der GÖD (v. l. n. r.).

der Marathon – zwei Erfolgsgeschichten. Markus
Larndorfer, Bereichsleiter Junge GÖD, Sport, und
Verena Strobl, Jugendsekretärin der GÖD, zeich-
neten sich für die gelungene Gesamtorganisation                        zugute. Unseren vierten Halbmarathon haben wir
aus. Ohne die vielen Helfer der GÖD wäre das Vien-                     in einer Zeit unter drei Stunden beendet. Wir sind
na-City-Marathon-Wochenende nicht möglich.                             vollauf zufrieden.“
Allein zwölf MitarbeiterInnen der GÖD waren am                         Schon ein Dauergast beim VCM ist Alexander Vock.
Event tätig. Markus Larndorfer: „Erfolg besteht ja                     Wir haben den Lehrer schon etliche Male beim
angeblich immer aus fünf Prozent Inspiration und                       Marathon begleitet. Heuer war alles ein bisschen
95 Prozent Transpiration. Das erleben beim Mara-                       anders. „Ich habe mich ganz kurzfristig zur Teilnah-
thon nicht nur die Läufer, sondern auch wir in der                     me entschieden. Mal sehen, wie es ohne großes
Organisation beim GÖD-Service. Da zeigen alle mit                      Vorbereitungstraining laufen wird“, gab sich Vock
Begeisterung, was wir zu bewegen imstande sind!“                       kurz vor Start des Halbmarathons eher zurück-
Vor 36 Jahren wurde der Lauf als „Wiener Früh-                         haltend. Frage zum Schluss: Wie ist es gelaufen,
lingsmarathon“ abgehalten. Heuer rennen über                           Herr Vock? „Ganz toll. Obwohl ich kaum trainier-
40.000 Sportbegeisterte durch die Straßen der                          te, habe ich eine super Zeit erreicht. A Hoiba geht
österreichischen Hauptstadt und legen in acht                          eben immer!“ Ob halber oder ganzer Marathon:
Bewerben summa summarum 750.000 Kilometer                              Herz­liche Gratulation allen GÖD-Läufern!        l
zurück, angefeuert von tausenden Zuschauern
entlang der Strecke. Der Vienna City Marathon                          GÖD-TV war live dabei. Das Video ist auf der GÖD-Website
ist Lauffreunden aus aller Welt ein Begriff. Der                       unter www.goed.at/goed-tv/laufendstaerker/ sowie auf der
Anteil der Läufer aus dem Ausland beläuft sich                         GÖD-Facebook-Seite abrufbar.
beim Halbmarathon auf rund 20 Prozent, gut
50 Prozent sind es auf der Langdistanz. Die 42,2
Kilometer in Wien zu bewältigen, ist das große
Ziel vieler Hobbyläufer – und auch vieler GÖD-
Läufer. Diesen Wunsch hat sich auch die Staffel-                  Der VCM setzt neue Maßstäbe im
Mannschaft vom Landesklinikum Mauer erfüllt.                      Laufsport – die GÖD war dabei.
Erich Otto, Andreas Pfleger, Christoph Sperneder
und Fritz Pichler, alle Krankenpfleger, sind ein gut              Dieses Jahr war für den Vienna City Marathon erstmals das
eingespieltes Team. „Wir haben schon dreimal die                  MOC (Main Operations Center) im Einsatz. Aufgrund der idea-
GÖD-Staffel gewonnen“, sagen Herren, die sich mit                 len Lage und der jahrelangen Kooperation der GÖD mit dem
Lauftrainings in den Donauauen in Form gebracht                   Veranstalter des Vienna City Marathon war das MOC erstmals
haben. „Oder auch mit Golfspielen in Spanien“,                    zentral – in den Räumlichkeiten der GÖD-Zentrale – unterge-
witzelte das Team beim Start. Locker blieb die                    bracht. Das MOC fungierte für den gesamten VCM-Event als
Stimmung auch während des Rennens. Happy                          operative sowie als Einsatz- und Sicherheitszentrale. „Vom
über ihre gute gemeinschaftliche Leistung trafen                  MOC aus werden alle Maßnahmen am Start, an der Strecke und
sich am Ende alle im GÖD-Zelt. Glücklich war auch                 im Zielgelände gesteuert. Sechs Abschnittskoordinatoren, die
Claudia Rendla. Die blinde Läuferin war mit Brigit-               an verschiedenen Orten in der Stadt platziert sind, kommuni-
ta Litschauer, Ministerialrätin im Bundesministeri-               zieren mit dem MOC beziehungsweise erhalten Informationen
um für Nachhaltigkeit und Tourismus, unterwegs.                   vom MOC via Funk“, erklärt Gerhard Wehr, Organisationsleiter
Dabei waren die beiden während des Laufes mit                     des Vienna City Marathon, die Besonderheiten des Main Ope-
einem Band verbunden, wobei Litschauer als Gui-                   rations Center. „Eine kompakte Zusammenfassung aller Funk-
de fungierte. „Für den Halbmarathon borge ich                     tionen ermöglicht es nun, eventuelle Schnittstellenverluste
Claudia meine Augen“, sagt sie. Happy End auch                    zwischen einzelnen Organisationsbereichen zu kompensieren
für dieses besondere Damenduo. Ihr Resümee:                       und noch schneller agieren zu können. Das neue MOC ist in sei-
„Wir sind langsam, aber gleichmäßig gelaufen.                     ner Form einzigartig bei Laufveranstaltungen in Österreich und
Der leichte Rückenwind kam uns auch ein wenig                     setzt neue Maßstäbe im Laufsport“, so Gerhard Wehr.

                                                        23 · GÖD 3-19
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