Das Hamburger Klimaschutzkonzept - Eine Broschüre zur Fortschreibung 2011 - Hamburg.de
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Vorwort Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, Hamburg kann stolz sein auf seine anspruchsvolle Es sind wir Menschen, die die Gegenwart und und international anerkannte Klimapolitik. Auch Zukunft gestalten. Diese Denkweise zu unterstüt- deshalb sind wir Europäische Umwelthauptstadt zen und damit Menschen zu stärken, individuelle geworden. Verantwortung zu übernehmen, halte ich für eine wichtige Aufgabe von Stadtpolitik. Als zuständige Diesen Titel möchte ich mit Ihnen gemeinsam mit Senatorin dieser Stadt übernehme ich bewusst noch mehr Leben füllen. Das Klimaschutzkonzept Verantwortung dafür, dass wir alle notwendigen der Stadt hilft uns dabei. Dadurch sparen wir nicht Möglichkeiten ausschöpfen, um unsere Stadt für nur kräftig CO2, sondern haben bereits auch ein den kommenden Klimawandel fit zu machen und wichtiges Instrument der Klimapolitik dieser Stadt in globaler Verantwortung unseren Beitrag zur in Kraft gesetzt. Wir möchten Sie, die Bürger, am Lösung des Klimaproblems zu leisten. Prozess der Umsetzung vielfältiger Maßnahmen zum Klimaschutz stärker beteiligen. Die Leitstelle Ich werde mich dafür einsetzen, dass die ver- Klimaschutz in meiner Behörde ist genau dafür fügbaren Gelder für den Klimaschutz in Hamburg eingerichtet worden, um das übergreifende Thema dort eingesetzt werden, wo sie ihre stärkste Klimaschutz in Projekte und Maßnahmen zum An- Wirkung entfalten können und unserer Wirtschaft fassen zu übersetzen. Das ist besonders deshalb gut tun. Und wo Sie, liebe Mitbürgerinnen und notwendig, weil die Wirkungen des Klimawandels Mitbürger, dies auch sehen und in Ihrem täglichen für Hamburg deutlich sichtbar sind. Es geht bei den Leben erfahren können. Lassen Sie uns aufbrechen, Phänomenen des Klimawandels um wesentliche unsere Stadt zukunftsfest zu machen. Fragen zur Zukunft unserer Erde. Ihre Jutta Blankau Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt 2 3
Hamburg im Klimawandel Die führenden Wissenschaftler des Weltklimarats Pflanzenwelt. Die Experten warnen, dass wir die IPCC sind sich einig: Der Klimawandel ist kein Zu- Folgen der Klimaveränderungen künftig noch stär- kunftsszenario, er findet bereits statt. Sie führen ihn ker spüren werden. Bisherige Erfolge: vor allem auf die seit Beginn des Industriezeitalters Der Klimawandel ist nicht mehr zu stoppen. Es ist Die Hamburger CO2-Bilanz rasant zunehmenden Emissionen von Treibhausga- jedoch noch möglich, ihn abzuschwächen und die sen wie Kohlendioxid (CO2) und Methan zurück. In schlimmsten Folgen abzuwenden. Daher müssen Hamburgs Bemühungen, seine Treibhausgas-Emissionen zu 20.000 den vergangenen 100 Jahren mindern, zeigen Erfolg: Im Jahr 1990 betrug der CO2-Ausstoß hat sich das Weltklima im Mit- noch 20,7 Millionen Tonnen, bis 2008 gelang es, diesen auf 17,3 tel um etwa 0,84 °C erwärmt. Klimaschutz und Anpassung – Millionen Tonnen zu reduzieren. Damit hat Hamburg seine CO2- 15.000 Die Experten des IPCC gehen Emissionen um etwa 16 Prozent gesenkt. Die Gründe hierfür Haushalte & davon aus, dass der Anstieg beides gehört untrennbar zusammen sind vielfältig: Trotz steigender Wohnflächen wurde weniger und Kleingewerbe der globalen Mitteltemperatur sauberere Energie für die Wärmeerzeugung im Gebäudebereich 10.000 gegenüber dem vorindustri- eingesetzt. Im Verkehrsbereich ging der Energieverbrauch eben- Industrie ellen Niveau auf zwei Grad Celsius begrenzt wer- wir schnell und wirkungsvoll handeln, vor allem falls zurück. Gleichzeitig führte die steigende Beimischung von 5.000 den muss. Nur so ließen sich die Folgen des Kli- bei der Minderung von Treibhausgasemissionen. Biokraftstoffen zu sinkenden Emissionen. Der Stromverbrauch mawandels auf ein Maß beschränken, mit dem die Zugleich brauchen wir Anpassungsstrategien an verharrte zwar auf einem ähnlichen Niveau, jedoch sank der CO2- Verkehr Menschheit voraussichtlich leben kann. Deutsch- die nicht mehr abwendbaren Folgen der Erderwär- Gehalt aufgrund des zunehmenden Einsatzes erneuerbarer Ener- land hat sich als Teil der Europäischen Union ver- mung. gien, so dass die Emissionen insgesamt ebenfalls zurückgingen. 1990 2003 2004 2005 2006 2007 2008 pflichtet, den nötigen Beitrag zur Einhaltung dieser Grenze zu erbringen. Hamburg ist in mehrfacher Weise vom Klimawan- del betroffen. Für Norddeutschland prognostizieren Schon heute hat der Temperaturanstieg Folgen: Wissenschaftler je nach Szenario eine durchschnitt- Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, liche Temperaturerhöhung von 2,8 bis 4,7 °C bis Starkniederschläge oder immer intensivere tropi- Ende des Jahrhunderts. Mehr regnen wird es ver- Stadt sowie für die Naturräume und Tierwelt der sche Stürme häufen sich. Gleichzeitig schmelzen mutlich über das Jahr gesehen nicht, jedoch wird Metropolregion. Ein besonderes innerstädtisches die Eisflächen an den Polen ab, die Gletscher und sich die Verteilung verändern. So könnte in unserer Problem ist der Stadtklima-Effekt, der die Tempera- Permafrostböden schwinden rasant. Wir beobach- Region die Niederschlagsmenge im Winter um 40 turen innerhalb der Städte zusätzlich steigen lässt. ten einen beunruhigenden Anstieg der Meeresspie- Prozent zunehmen und im Sommer entsprechend Durch das veränderte Klima in den urbanen Zentren gel. Klima- und Vegetationszonen sowie regionale abnehmen. Auch wir werden häufiger unter Extrem- und ihrer Umgebung wandeln sich auch natürliche Klimamuster verschieben sich. Dies alles wirkt sich wetterlagen leiden, wie trockenen Sommern mit Lebensräume. Tier- und Pflanzenarten sterben aus schon heute auf die menschliche Gesundheit aus, ausgeprägten Hitzeperioden und niederschlagsrei- oder werden von anderen, anpassungsfähigeren auf die Ökonomie und nicht zuletzt auf die Tier- und chen Wintern mit starken Stürmen. Hamburg wäre Arten verdrängt. aufgrund seiner geografschen Lage so- wohl von steigenden Sturmfluten aus der Nordsee als auch von einem höhe- Hamburgs CO2-Emissionen ren Elbpegel durch Regen und Schmelz- wasser aus dem Inland betroffen. Ein sinken seit 1990 stetig steigender Meeresspiegel wird sich auf die Pegelstände der Elbe auswirken und zu einem erhöhten Sedimenttransport Das Klimaschutzkonzept ist Hamburgs Antwort in den Hafen und den Fluss führen. auf diese Herausforderung. Es setzt wirksame kli- mapolitische Ziele und entwickelt Maßnahmen zu Der Klimawandel stellt deshalb auch für deren Umsetzung. die Zukunft der Hansestadt Hamburg eine Bedrohung dar: für die Gesund- heit und Sicherheit ihrer Bürger, für die wirtschaftliche und soziale Struktur der 6 7
14 Ziele für nachhaltigen Klimaschutz Hamburgs Agenda zum Schutz des Klimas setzt auf 14 zentrale Handlungsziele 1. Energieversorgung 8. Wirtschaft und Anlagentechnik Hamburg stellt sich der Herausforderung einer klimafreundlichen Energiepolitik, die In Kooperation mit der Hamburger Wirtschaft, den Unternehmen, den Kammern und zugleich eine sichere Versorgung und die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt gewähr- Innungen sollen die Aktivitäten im betrieblichen Umwelt- und Klimaschutz weiter leistet. Dazu gehört die CO2-freie oder zumindest CO2-arme Bereitstellung von Strom intensiviert werden. und Wärme aus einem stetig wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien. 9. Vorbildfunktion der Hamburger Verwaltung 2. Energieeinsparung Die Stadt ist Vorbild: Insbesondere öffentliche Gebäude übernehmen eine Vorreiter- Energieeinsparung ist unerlässlich für einen effektiven Klimaschutz. Sie sollte dort rolle bei der Reduzierung des Energieverbrauchs, der Verbesserung der Energie- ansetzen, wo die meisten klimaschädlichen Emissionen entstehen. Für Hamburg effizienz, bei der CO2-Minderung und bei der energetischen oder thermischen Versor- sind das die Sektoren Wirtschaft und Anlagentechnik, Mobilität und Gebäude. gung aus regenerativen Quellen. 3. Erneuerbare Energien 10. Mobilität Die Windenergie soll auf eine Nennleistung von mindestens 100 Megawatt Der Hamburger Senat schafft Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Mobilität in ausgebaut werden, vor allem durch den Ersatz alter durch neue, leistungsstärkere allen Verkehrsbereichen. Dazu wird die Infrastruktur für den öffentlichen Personen- Anlagen. Erheblich gesteigert werden soll auch die Nutzung der Photovoltaik sowie nahverkehr, den Radverkehr und für Fußgänger ausgebaut. der Solarthermie, ebenso die von Biomasse aus Abfällen. 11. Forschung für den Klimawandel 4. Energieeffizienzsteigerung Hamburg will seine wissenschaftliche Exzellenz in Forschung und Lehre im Bereich Um die Leistungsfähigkeit der Hamburger Wirtschaft langfristig zu erhalten, muss der Klimaforschung stärken. Dazu sollen die Forschungskompetenzen im Bereich das Wirtschaftswachstum von den Emissionen wirtschaftsverträglich entkoppelt Klimafolgenmanagement und Klimaschutz ausgebaut und gebündelt werden. werden. 12. Kommunikation des Klimawandels 5. Energienetze Sämtliche Aspekte des Klimawandels sollen im Bewusstsein der breiten Öffentlich- Hamburg prüft derzeit, ob und wie sich die Energienetze unter den Gesichtspunkten keit verankert werden, Klimaschutz und Klimawandel im Alltag der Bürgerinnen des Klimaschutzes, der Wirtschaftlichkeit und der Versorgungssicherheit rekommu- und Bürger ankommen. Hierfür wird das Angebot an bürgernahen Informationen nalisieren lassen. systematisiert und erweitert. 6. Anpassung an den Klimawandel 13. Nationale und internationale Kooperation Hamburg erarbeitet eine umfassende Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, Hamburg nutzt verschiedenste Netzwerke und die Zusammenarbeit mit seinen um sich auf dessen Folgen einzustellen und künftige Risiken zu minimieren. Partnerstädten, um sich regional, bundesweit, europäisch und international als Klimaschutz-Metropole zu präsentieren. Dabei gewonnene Erfahrungen werden für die Weiterentwicklung des Klimaschutzkonzepts genutzt. 7. Gebäudesanierung Die CO2-Minderungsziele erfordern eine erhebliche Reduzierung des Energie- verbrauchs durch Gebäude, insbesondere des Heizwärme- und Warmwasser- 14. Evaluierung und Monitoring bedarfs. Gleichzeitig muss der Einsatz erneuerbarer Energien und klimafreundlicher Um die Wirkung des Klimaschutzkonzepts und insbesondere die dafür nötige Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) steigen. Hamburg strebt entsprechende rechtliche Mittelverwendung zu überprüfen und gegebenenfalls nachzusteuern, erfolgt ein Regelungen und die finanzielle Förderung energieeffizienter Maßnahmen an. Monitoring zur CO2-Minderung. Hamburg wird sein Klimaschutzkonzept evaluieren. 8 9
Wirksame Klimapolitik braucht langfristige Strategien Hamburg hat sich ehrgeizige Klima-Ziele gesetzt: Das Basisgutachten legt erstmals ein Zahlenge- Im Jahr 2012 sollen in der Hansestadt nur noch 16 rüst vor, das die Entwicklung der Hamburger CO2- Millionen Tonnen CO2 emittiert werden. Das Klima- Emissionen unter verschiedenen Bedingungen schutzkonzept 2007-2012 stellt einen ersten Schritt beschreibt. Einem Referenzszenario geradliniger dar, um diese Ziele mit Leben zu füllen. Sein ausge- Entwicklung ohne weitergehende Anstrengun- feilter Maßnahmenkatalog umfasst Instrumente und gen zur Treibhausgasminderung steht ein Reduk- Drei Themen stehen im Zentrum des Basisgutachtens Projekte, die dazu beitragen, die 14 gesetzten Hand- tionsszenario mit einem Set von Maßnahmen- Bauen und Wohnen Verkehr: Fernwärme lungsziele zu erreichen. Die Gebäudeheizung und Warm- Der Verkehr – insbesondere der Kurz- und mittelfristig kann die In einem zweiten Schritt geht es um 80 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2050 – wasserbereitung müssen bis Pkw-Verkehr – hat einen Anteil Weiterentwicklung der Hambur- zum Jahr 2050 praktisch CO2-frei von 25 Prozent an allen CO2- ger Fernwärmeproduktion bezie- die Langfriststrategie: Bis 2020 will Hamburg geht mit gutem Beispiel voran erfolgen. Um diese Vorgabe zu Emissionen. Zur Minderung hungsweise der Versorgungssy- Hamburg die CO2-Emissionen um erfüllen, sollen im Gebäudebe- werden verschiedene Maßnah- steme einen Beitrag für die Emis- 40 Prozent auf 12 Millionen Tonnen stand sowie beim Neubau die men empfohlen: der Ausbau des sionsminderung leisten. senken. Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll sie zur Erreichung der Klimaziele gegenüber. Die Energieeffizienz durch Gebäude- Öffentlichen Personen-Nahver- nur noch 4 Millionen Tonnen betragen, was einem Öffentlichkeit wird aktiv an der Diskussion über dämmung gesteigert, regenera- kehrs, die stärkere Nutzung von Rückgang von 80 Prozent entspricht. Dazu wird die die geplanten Regulierungen und Maßnahmen tive Energien verstärkt eingesetzt Fahrrädern, mehr Anreize für das Stadt einen Masterplan Klimaschutz aufstellen, teilnehmen. Die Ergebnisse dieses Prozesses und die Heizungstechnik verbes- Zu-Fuß-Gehen, aber auch inno- der als Langfriststrategie den künftigen Rahmen werden sowohl in den Masterplan als auch in die sert werden. vative Techniken und Ansätze festschreibt für konkrete, möglichst quantifizierte Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts für die wie die Elektromobilität, das Car- Schritte. Ein zu diesem Zweck erstelltes Basis- kommenden Jahre einfließen. sharing und Mitnahmesysteme. gutachten zeigt die Handlungsoptionen auf, mit de- nen diese Ziele zu erreichen sind. CO2 (mio t) Hamburgs CO2-Emissionen und Reduktionsziele 2007: Hamburg definiert CO2-Reduktionsziele 20 Ziel 2020: 12 Mio t 15 Ziel 2012: 16 Mio t 10 Ziel 2050: 4 Mio t 5 2000 2010 2020 2030 2040 2050 10 11
Investitionen mit hoher Klimarendite Gelder für den Klimaschutz sind gut angelegt, Die Ausgabenschwerpunkte im Jahr 2010 lagen in denn sie sind eine lohnende Zukunftsinvestition. den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Die Stadt Hamburg hat für das Klimaschutzkonzept Energien für die öffentliche Infrastruktur; dafür im Jahr 2010 fast 30 Millionen Euro bereitgestellt. standen aus dem Konjunkturprogramm II des Insgesamt hat Hamburg seit 2007 rund 70 Millionen Bundes zusätzlich 21 Millionen Euro zur Verfügung. Euro direkt aus dem Klimaschutzkon- zept für darin enthaltene Maßnah- men ausgegeben. Jeder städtische Euro bewirkt Tatsächlich bewirken diese Mittel Folgeinvestitionen in drei- bis vierfacher Höhe Investitionen in drei- bis vierfacher Höhe, da die Stadt die Projekte im Rahmen des Klimaschutzkonzepts nur anteilig In einige Projekte sind allerdings noch nicht so viele fördert. Ohnehin steht Hamburg bundesweit oben, Mittel geflossen, wie ursprünglich prognostiziert. was die Finanzierung des Klimaschutzes betrifft: Ursache waren unvorhergesehen aufwändige Vergleichbar große Städte haben Klimafördertöpfe Planungen und Vorbereitungen, die das Abrufen mit ger ingerem Volumen. der Mittel verzögert haben. Dies gilt vor allem für die Bereiche Energie und Gebäude. Insgesamt wurden von den bis Ende 2010 zur Verfügung stehenden Mitteln rund 20 Millionen Euro ge- nutzt. Der Restbetrag steht im Jahr 2011 zusätzlich zur Verfügung. Für das Jahr 2011 liegen die strategischen Schwer- punkte des Klimaschutzkonzepts in unmittelbar CO2-mindernden Maßnahmen und Projekten, vor allem in der Gebäudesanierung. Für Investitionen Nat. und internat. in öffentliche Gebäude müssen allein schon des- Nicht belegt, 0,01% Kooperationen, 1,3% wegen mehr Mittel bereitgestellt werden, weil das Klimafolgemanagement, Konjunkturpaket II des Bundes ausläuft. Evaluierung 1,9% & Monitoring, 7,1% MobilitŠ t, 17,0% Wirschaft & Anlagentechnik, 11,0% Forschung, 2,1% Bewustseinsbildung, 8,2% GebŠ ude, 31,2% Energie, 19,2% Vorgesehene Mittelverteilung 2011 aus dem Hamburger Klimaschutzkonzept 12 13
Gutes Klima für die Umwelthauptstadt 2011 Kann eine Großstadt überzeugend das Klima Städtischer Umweltschutz funktioniert allerdings schützen? Eine Stadt mit 1,8 Millionen Einwohnern nur, wenn die Bürger miteinbezogen werden. oder – rechnet man die Metropolregion dazu – 1,8 Millionen Hamburger können gemeinsam für sogar 4,3 Millionen Einwohnern? Eine Stadt mit den Klimaschutz mehr erreichen als zum Beispiel dem drittgrößten europäischen Hafen, mehr als fünf neue Windräder oder 50 Solardächer. Daher 500 Industriebetrieben und einem internationalen ist es eines der zentralen Ziele, so viele Hamburger- Flughafen? Sie kann. Hamburg macht es vor. Gegen innen und Hamburger wie möglich zu begeisterten 34 andere Städte setzte sich die Hansestadt durch Umwelthauptstädtern zu machen. Energiesparkam- und errang den von der Europäischen Kommission pagnen, etwa 80 Umwelttouren und mehr als 500 vergebenen Titel „Umwelthauptstadt Europas 2011“. Veranstaltungen animieren im Umwelthauptstadt- „Hamburg hat in den vergangenen Jahren große Jahr zum Mitmachen und informieren über Umwelt- Leistungen erbracht und auf der ganzen Bandbrei- schutzprojekte und die Herausforderungen in te exzellente Umweltstandards erreicht“, urteilte die Hamburg und der Metropolregion. Jury des European Green Capital Awards. Besonders überzeugt ha- ben unter anderem Hamburgs Er- Verkehr, Energie, Konsum – folge im Bereich Klimaschutz. die Themen der Umwelthaupstadt sind vielfältig. Ebenso wichtig waren für die Jury Ihr gemeinsamer Nenner ist der Klimaschutz. die anspruchsvollen Umwelt- und Entwicklungsziele, die sich Ham- burg für die Zukunft gegeben hat. Dazu gehört un- Dabei begreift sich Hamburg immer auch als ter anderem das Klimaschutzkonzept mit etwa 400 lernende Stadt. Eine interaktive Ausstellung mit Projekten und einem jährlichen Budget von etwa dem Titel „Zug der Ideen“ dokumentiert diesen 25 Millionen Euro. Dazu gehört aber vor allem das Ansatz. Der „Zug der Ideen“ geht 2011 auf die Reise Ziel, den Kohlendioxid-Ausstoß bis 2050 radikal um zu 18 anderen Metropolen Europas, bevor er wieder 80 Prozent zu senken. „Das ist ambitioniert für eine in Hamburg eintreffen wird. Er besteht aus sieben Millionenstadt wie Hamburg, aber machbar“, sagt Containern – sechs davon beherbergen die Aus- Janez Potocnik, EU-Kommissar für Umweltpolitik. stellung, ein weiterer Container dient als Treffpunkt und Aufenthaltsraum. Die Ausstellung geht weit über die Hamburg-Perspektive hinaus und stellt Menschen und Projekte aus ganz Europa vor, die den Umwelt- und Klimaschutz voranbringen. Wie in Hamburg die Stadt der Zukunft konkret entsteht, sollen „Umwelthauptstadt-Dialoge“ ver- deutlichen. Eingeladen dazu sind Bürgerinnen und Bürger, Experten und Verantwortliche aus Wirtschaft und Verwaltung. Eine ausführliche Übersicht über die Veranstaltun- gen ist unter www.umwelthauptstadt.hamburg.de und www.hamburggreencapital.eu zu finden. 14 15
Saubere Energie Hamburgs anspruchsvolle Ziele zur Minderung muss wirkungsvoller werden. Will die Stadt die der Treibhausgase lassen sich nur erreichen, wenn Weichen hierfür stellen, muss sie stärker als bisher Strom und Wärme in zunehmendem Maße ein- Einfluss auf die Energienetze nehmen können. Mit Kraft-Wärme-Kopplung CO2 vermeiden gespart oder aus erneuerbaren Energien gewonnen Mit der Gründung von HAMBURG ENERGIE hat der Der Senat hat in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eine Initiative zum werden. Auch die Verwendung der Energie selbst Senat die Voraussetzung dafür geschaffen. Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gestartet. Kostengünstige Checks für die Einsatzmöglichkeiten von Blockheizkraftwerken (BHKW) werden von HAMBURG ENERGIE und der E.ON Hanse AG gefördert. Der Check liefert eine Vorplanung für ein BHKW sowie Angaben über Kosten, Einsparungen und die Die Handlungsschwerpunkte Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage. Übernahme der Energienetze prüfen Wärme aus Geothermie Im Rahmen des Förderprogramms „Unternehmen für Ressourcenschutz“ Hamburg verfügt über ein großes Energie- und Fernwär- Im Rahmen des Modellprojektes Tiefengeothermie soll sind 28 KWK-Anlagen errichtet worden, die jährlich rund 21.000 Tonnen menetz, das einen enormen wirtschaftlichen Wert hat. Die das Potenzial im Raum Wilhelmsburg erkundet werden. CO2 vermeiden können. Neun dieser Projekte sind bereits realisiert. Hinzu Entscheidung über die künftigen Eigentumsverhältnisse Nach Abschluss der Erkundungsphase, die ein tiefen- kommen weitere Einzelprojekte: etwa das Block-Heizkraftwerk der Aurubis AG kann jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen geothermisches Potenzial bestätigt hat, steht die erste mit einer CO2-Vermeidung von rund 4.300 Tonnen pro Jahr. werden – vor allem weil derzeit noch keine realistische Tiefbohrung an. Wirtschaftlichkeitsberechnung vorliegt. Die Stadt strebt in Eine Ausweitung vorhandener Förderprogramme zur jedem Fall eine Minderheitsbeteiligung von 25,1% an. oberflächennahen Geothermie ist aus umweltpolitischen Gründen derzeit in Hamburg nicht geplant. Hamburg Planung der Wärmeversorgung wird die Förderbarkeit der oberflächennahen Geothermie Um die Klimaziele zu erreichen, sollen die CO2-Emissio- regelmäßig prüfen. nen in der Wärmeversorgung langfristig um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Die zuständige Behörde wurde „Offensive Solarenergie“ ausbauen dazu mit einer strategischen Planung für das weit ver- In 2011 will die Stadt das Solardachkataster ausweiten. zweigte Fernwärmenetz und seine Kraftwerke beauftragt. Vorläufer war ein Projekt, bei dem mehr als 130.000 Dächer auf ihre Eignung untersucht wurden, Strom oder Die IBA macht es vor: „Kompetenzcluster Erneuerbare Energien“ Warmwasser aus Solarenergie zu gewinnen. Hamburg soll sich als führender Standort für innovative Unter www.hamburgenergiesolar.de/Solaratlas.68.0.html „Energiebunker Wilhelmsburg“ Dienstleistungen im Bereich erneuerbare Energien weiter können Bürger, die in den bislang erfassten Gebieten 64 Jahre nach Kriegsende zeichnet sich eine sinnvol- entwickeln. Dafür hat die Stadt bereits eine Betreiber- wohnen, herausfinden, ob sich eine Solaranlage für le, innovative und vollständig friedliche Umnutzung gesellschaft gegründet. ihr Hausdach lohnt. Ein Klick auf das eigene Dach gibt des ehemaligen Flakbunkers in Wilhelmsburg ab: Als Auskunft über die mögliche Größe der Anlage und die „Energiebunker Wilhelmsburg“ soll er zu einem Symbol Mehr Energie aus Windkraft mögliche Energieausbeute. des ganzheitlichen „Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares In 2009 sind in Hamburg die beiden größten deutschen Eine Erweiterung des Solaratlas auf das gesamte Ham- Wilhelmsburg“ werden. Das Projekt der Internationalen Windenergieanlagen mit jeweils mehr als sechs Mega- burger Stadtgebiet ist in Planung. Bauausstellung IBA Hamburg mit HAMBURG ENERGIE watt Leistung ans Netz gegangen. Derzeit errichtet die als Hauptpartner besteht aus zwei Bausteinen: der er- Stadtentwässerung zusammen mit HAMBURG ENERGIE neuerbaren Energieversorgung und dem Wiederbeleben zwei Anlagen auf dem Klärwerksgelände Dradenau. Da- einer Bauruine. Auf drei Ebenen wird der Energiebunker mit wird die Windkraft in Hamburg bis Ende des Jahres 50 zum Kraftwerk: Dach- und Südfassade werden für Solar- Megawatt Leistung liefern. energie genutzt, im Inneren wird ein Blockheizkraftwerk Zudem sucht der Hamburger Senat nach zusätzlichen auf Biomassebasis eingerichtet, die überschüssige Wärme Flächen für Windkraft. Stimmt die Bürgerschaft einem wird in einem Wärmespeicher gesammelt. Das Ziel: Der geänderten Flächennutzungsplan zu, könnte die Nenn- Energiebunker soll einen Großteil des Reiherstiegviertels leistung auf 100 Megawatt steigen. Das Potenzial der mit CO2-effizienter Wärme und Strom versorgen. Mehr neuen Kleinwindkraftanlagen, zum Beispiel der Vertikal- Infos zum Energiebunker bietet www.iba-hamburg.de rotoren für Hausdächer, wird geprüft. 18 19
Energieeffiziente Gebäude Kaum ein anderer Sektor bietet so viel Potenzial zur Ab 2021 dürfen Neubauten nur noch als so genann- Minderung unserer CO2-Emissionen wie der Ge- te Niedrigstenergiegebäude ausgelegt werden. Bei Die Handlungsschwerpunkte bäudebestand. Maßnahmen auf diesem Gebiet loh- Behörden-Neubauten soll dieser Standard bereits nen sich besonders und sind unabdingbar, um die ab 2019 gelten. Von besonderer Bedeutung für die Arbeit und Klimaschutz – eine gute Kombination Mehr Energieeffizienz für öffentliche Gebäude Reduktionsziele des Klimaschutzkonzepts zu errei- CO2-Minderung ist die große Zahl energetisch noch Im Jahr 2008 förderte Hamburg im Rahmen der Initiative Hamburg will bei seinen Immobilien eine Vorbildrolle für m m en- chen. Im Vordergrund steht, den Energieverbrauch s a nicht sanierter älterer Häuser. Etwa 85 Prozent der „Arbeit und Klimaschutz“ die energetische Sanierung von private Bauherren einnehmen. Ein Gutachten im Auftrag durch GebäudeZ u zu reduzieren. ng Energien erheblich Gebäude in Hamburg wurden vor 1978 errichtet. rund 4.000 Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Wohnun- der Stadt hat ergeben, dass für öffentliche Neubauten ein f a ssuerneuerbare Zusätzlich müssen verstärkt Auch bei guter Bausubstanz sind die Außenwände, gen von Eigentümergemeinschaften, in 2009 waren es Energieeffizienz-Standard möglich ist, der im Wesentlichen zum Einsatz kommen und auch die klimafreundliche Dächer und Fenster oft nur unzureichend gedämmt. sogar mehr als 5.000 Wohneinheiten. Ziel ist es, einen Stan- dem Passivhaus-Niveau entspricht. Dies gilt auch für die Kraft-Wärme-Kopplung vermehrt genutzt werden. dard zu etablieren, der anspruchsvoller ist als die gesetzli- Sanierung von Bestandsgebäuden. Das Klimaschutzkonzept und die Hamburger Förder- Das Klimaschutzkonzept fördert darum gezielt die chen Mindestanforderungen. Er sieht vor, den jährlichen programme ebnen hierfür den Weg. Qualität energetischer Sanierungen im Bestand. Heizwärmebedarf der Gebäude um bis zu 70 Prozent zu Klima-Modellquartiere als Vorbild Wichtig dabei: der Erhalt der Hamburger Backstein- senken; das entspricht einer Sanierung auf Neubauniveau. In einigen Modellquartieren soll klimaschützendes Bauen Mit seiner 2007 beschlossenen Klimaschutz- fassaden, die das Stadtbild auf besondere Weise erprobt werden, um Vorgehensweisen, Standards und verordnung hat Hamburg in diesem Bereich prägen. Wohnraummodernisierung bei Mietwohnungen Erkenntnisse dann auf andere Quartiersplanungen zu Maßstäbe gesetzt – und will dies auch in Zukunft tun. Hamburg hat die für das Jahr 2009 angestrebte Zahl von übertragen. Zum Konzept der Quartiere sollen quartiers- 7.000 energetisch modernisierten Mietwohnungen über- bezogene, klimaschonende Energiekonzepte gehören. troffen, es waren zum Jahresende mehr als 7.500 Wohnein- Bisher wurden 19 Modellquartiere ausgewählt, die über das heiten. Inzwischen ist die verschärfte Richtlinie „Moderni- gesamte Hamburger Stadtgebiet verteilt sind. Der ENERGIEATLAS – sierung von Mietwohnungen 2010“ in Kraft getreten. Durch sie lässt sich zum Teil der Passivhausstandard erreichen. Roadmap für ein klimaneutrales Wilhelmsburg Klimaschutz und Backsteinstadt – beides geht Klimaneutrale Elbinseln? Die Internationale Bauaustellung IBA Hamburg zeigt, wie es Backsteinbauten erfordern oftmals spezielle Sanierungs- gehen kann. Mit ihrem ENERGIEATLAS legt sie eine „Roadmap“ für den Weg ins post- lösungen, die konventionelle Förderprogramme nicht fossile und atomfreie Zeitalter vor: ein räumlich-energetisches Leitbild und Handlungs- berücksichtigen. Für diese und andere schützenswerte Ge- konzept für Wilhelmsburg, die Veddel sowie den Harburger Binnenhafen. Vier Eckpfeiler bäude legt Hamburg ein spezielles Förderprogramm auf. bilden das Gerüst des Konzeptes: die Sanierung des Gebäudebestands, energieeffizien- So zielt das zukünftige Förderprogramm „Stadtgestalt te Neubauten, erneuerbare Wärmeerzeugung und Wärmenetze sowie eine erneuerbare und Klimaschutz“ – der so genannte Backsteinfonds – auf und energieeffiziente Stromproduktion. Bereits 2025 soll der Strombedarf der Gebäude den Erhalt der Hamburger Backsteinfassaden bei hohem und bis 2050 auch der Wärmebedarf fast komplett durch erneuerbare und lokale Energie Energiestandard der Gebäude. Grundlage der Förderung gedeckt werden. Positiver „Nebeneffekt“: Die Umstellung auf Klimaneutralität schafft soll ein erweiterter „Hamburger Energiepass für schützens- Arbeit und sichert Beschäftigung für das lokale Handwerk und den lokalen Handel. werte Gebäude“ werden. r Metropole Fördern und fordern bei der Kreditvergabe Wer künftig die günstigen Kredite der Wohnungsbaukreditanstalt (WK) in Anspruch nehmen möchte, muss bei der Energie sparen. Zum 1. Januar 2012 fördert die WK nur noch Neubauten, die dem Passivhaus-Standard entsprechen. Von 2011 an soll es zu- dem ein Förderangebot für den Nullenergiehaus-Standard geben. So sorgen öffentliche Fördergelder für klimabewusstes Bauen. Auch für die Modernisierung gelten seit Anfang 2010 strengere Maßstäbe: Die Anfor- derungen der anspruchsvollen Förderrichtlinie „Modernisierung von Mietwohnungen 2010“ reicht zum Teil an den Passivhaus-Standard heran. Für schützenswerte Gebäude- fassaden sind Ausnahmen möglich. 20 21
Nachhaltige Mobilität Die Stadt wächst weiter – und mit ihr der Vor allem bei Strecken unter fünf Kilometern Verkehr. Hamburg steht vor der Aufgabe, Mobilität verfolgt Hamburg das Ziel, den Rad- und Fuß- so zu organisieren, dass verschiedenen Belangen verkehr zu stärken. Fast jede zweite Autofahrt ist Hamburg wird elektromobil Rechnung getragen wird: den individuellen Mo- eine solche Kurzstrecke, auf der Fahrzeuge kaum bilitätsbedürfnissen, den Erfordernissen der Betriebstemperatur erlangen, entsprechend viel Hamburg hat sich 2009 mit Partnern der Energieversorgung, der Wirtschaftsverkehre, den Schutzbedürfnissen der Benzin verbrennen und viel CO2 ausstoßen. Ein Automobilindustrie und Mobilitätsdienstleistern erfolgreich um eine Anwohner ebenso wie dem Klimaschutz. Derzeit verstärktes Augenmerk verdienen aber auch die Förderung als bundesdeutsche Modellregion Elektromobilität bewor- werden in Hamburg etwa 25 Prozent der CO2-Emis- längeren Fahrten, da sie für den Großteil der ben. Sie ist damit eine von insgesamt acht deutschen Modellregionen sionen durch den Verkehr erzeugt, zum größten Teil zurückgelegten Kilometer und Emissionen im und erhält etwa 10 Millionen Euro Fördermittel vom Bund. von Pkw und kleineren Lkw. regionalen Verkehr verantwortlich sind. Ein Schwerpunkt liegt in Hamburg auf der Erprobung von 100 Elektrofahrzeugen überwiegend im Wirtschaftsverkehr, aber auch bei Um zu vermeiden, dass mit dem Verkehr nicht den Behörden der Hansestadt. Die HOCHBAHN engagiert sich mit kontinuierlich die CO2-Emission wächst, will Ham- fünf seriellen Dieselhybridbussen, die sie im innerstädtischen Linien- burg den Anteil umweltverträglicher Verkehrsmittel verkehr testet. erhöhen. Dafür verbessert die Stadt den öffentli- chen Personennahverkehr (ÖPNV), baut das Rad- Damit die Energieversorgung von Elektromobilen auch sichergestellt verkehrssystem aus und unterstützt die Einführung ist, baut Hamburg bis 2011 eine Infrastruktur mit 100 öffentlichen Lade- emissionsarmer, innovativer Antriebstechnologien. punkten auf. Sie werden ausschließlich regenerativ erzeugten Strom anbieten. Zusätzlich wird eine neue Generation von Brennstoffzel- lenbussen durch die Stadt rollen, die mit Wasserstoff betrieben wer- den. Sie tanken künftig an Europas größter Wasserstofftankstelle, die derzeit in der HafenCity entsteht. Das StadtRAD rollt auf Erfolgskurs Die Handlungsschwerpunkte StadtRAD Hamburg ist vom Start weg das erfolgreichste Fahr- radleihsystem in ganz Deutschland: Bis Ende 2010 haben sich Mehr Radverkehr für Hamburg Verkehrs- und Mobilitätsmanagement bereits mehr als 75.000 Kundinnen und Kunden registriert, die Hamburg wird sein Radverkehrsnetz ausbauen, insbeson- Künftig ist der Ausbau des „e-ticketing“ per Internet und über eine Million Fahrten zurückgelegt haben. Zur Attraktivität dere durch ein Netz von Velorouten, den verstärkten Ein- Handy geplant. Für den Fuhrpark der Behörden wird eine haben vor allem drei Faktoren beigetragen: Ein Rad darf die erste satz von Radfahr- und Schutzstreifen, bessere Radwege an Leitlinie zur Beschaffung emissionsarmer Pkw erarbeitet. halbe Stunde kostenfrei benutzt werden. Außerdem ist das Netz Hauptverkehrsstraßen sowie mehr Fahrradparkplätze. der StadtRAD-Stationen bereits jetzt sehr engmaschig – und das Zudem wird die Stadt ihr erfolgreich eingeführtes Umweltfreundliche Techniken im Verkehr attraktive Design mit dem unverwechselbaren Hamburg-Bezug Fahrradleihsystem ausweiten. So soll der Anteil der mit Hamburg fördert die Elektromobilität und andere inno- spricht viele Bürger an. dem Rad zurückgelegten Strecken von 9 Prozent im Jahr vative Antriebssysteme, umweltfreundliche Taxis sowie 2002 bis zum Jahr 2015 verdoppelt werden; derzeit liegt er eine stromverbrauchsoptimierte technische Verkehrs- Derzeit stehen an 72 Verleihstationen rund 1.000 Fahrräder bereit; bei über 12 Prozent. infrastruktur, zum Beispiel mittels Ampeln mit LED-Tech- 2011 sollen weitere 40 Standorte und 500 Räder hinzukommen. nologie. Die meisten Verleihstationen liegen im Innenstadtbereich und Den ÖPNV stärken und weiterentwickeln Altona, die Erweiterung wird in alle vier Himmelsrichtungen Neue S- und U-Bahnlinien (S4 und U4) verbessern die erfolgen. Auch südlich der Elbe gibt es bereits eine erste Ver- Infrastruktur und die Angebote des ÖPNV. Der Schienen- leihstation am S-Bahnhof Veddel, in Wilhelmsburg sollen bald verkehr im ÖPNV wurde auf Strom aus regenerativen mehrere entstehen. Energien umgestellt. 22 23
Wirtschaft und Klimaschutz Die Handlungsschwerpunkte und Projekte Die UmweltPartnerschaft entwickeln Förderprogramm für Energie und Innovation Das Arbeitsprogramm der UmweltPartnerschaft Das 2009 gestartete Programm ist ein Anreiz für kleine zwischen der Hamburger Wirtschaft und dem Hamburger und mittlere Unternehmen und fördert gezielt klima- Senat unterstützt umweltfreundliches und ressourcenef- schutzrelevante Produktinnovationen. 22 Projektskizzen fizientes Wirtschaften. Ziel ist es, bis 2013 die Anzahl der sind bereits eingegangen, die ersten Projekte sind vor Umweltpartner von zurzeit rund 660 auf 1.000 Unterneh- Kurzem gestartet. Die meisten Anfragen betrafen Biomas- men und die Zahl der umweltengagierten Betriebe von se/Biogas, Wind- und Solarenergie. Das Förderprogramm derzeit 2.850 Unternehmen auf 5.000 zu steigern. steht im Zusammenhang mit dem Clustermanagement Der Aufbau einer mobilen Vor-Ort-Beratung ist ein wich- Erneuerbare Energien. tiger Baustein des Projekts UmweltPartnerschaft. Bis Mitte 2010 fanden bereits 1.400 Vor-Ort-Beratungen und 70 Intensivberatungen statt. Das Ergebnis: Investitionen in Höhe von rund 500.000 Euro – unter anderem für Photovoltaik-Module, neue Kälteanlagen und den Aus- tausch von Glühlampen. Unternehmen für Ressourcenschutz Das Förderprogramm für Gewerbebetriebe bietet Anreize Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung Unter dem Stichwort „Greening our Economies“ für freiwillige, kurzfristige Investitionen in ressourceneffi- verursachen etwa 50 Prozent der Hamburger hat eine Diskussion eingesetzt, die bislang noch ziente Maßnahmen. CO2-Emissionen. Dem Sektor Wirtschaft fällt damit nicht realisierte Effizienzgewinne bei Industrie- ErstCheck, Licht-, Wärme-, Kälte-, Serverraum-, BHKW- im Hamburger Klimaschutzkonzept eine Schlüs- und Gewerbebetrieben ausfindig machen will. oder EffizienzCheck: Die verschiedenen Checks, die das selrolle zu. Gewerbe und Industrie stehen jedoch Senat und Wirtschaft arbeiten gemeinsam daran, Programm anbietet, sind für viele Firmen der oftmals vielfach erst am Anfang einer Entwicklung, bei der kurzfristig freiwillige Maßnahmen zu Ressourcen- erste Einstieg in eine optimierte Energie- und Ressourcen- systematisch alle Effizienzpotenziale untersucht effizienz umzusetzen, die über gesetzliche Vorgaben effizienz. Selbstverpflichtung von Industrieunternehmen und betriebliche Abläufe durchleuchtet werden. hinausgehen. Die Kombination von kompetenter Beratung, Vernetzung Elf Industrieunternehmen haben eine Selbstverpflichtung Hamburg setzt auf Kooperation mit der Wirtschaft: und Förderung zeigt Wirkung: Die Betriebe entlasten das unterzeichnet, den CO2-Ausstoß in den Jahren 2008-2012 Gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren aus Klima jährlich um rund 113.000 Tonnen Kohlendioxid, sie zu vermindern. Das angestrebte Einsparpotenzial für 2012 Unternehmen, Kammern und Innungen etabliert sparen rund 355.400 Megawattstunden Energie sowie liegt bei 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr – und entspricht 25 die Stadt neue Konzepte für den betrieblichen 617.000 Kubikmeter Wasser ein und vermeiden mehr als Prozent des Gesamteinsparziels des Klimaschutzkonzepts. Umwelt- und Klimaschutz. Diese Zusammenarbeit 26.000 Tonnen Abfälle. Gleichzeitig vermindern sie ihre Nach derzeitigem Stand konnte bis Mitte 2010 bereits zeigt deutlich sichtbare Erfolge – und soll auch über Betriebskosten jährlich um rund 17,4 Millionen. Euro. eine CO2-Minderung in Höhe von 333.000 Tonnen erreicht 2012 hinaus fortgeführt werden. werden. Abzüglich der Maßnahmen, die im Zuge des Förderprogramms „Unternehmen für Ressourcenschutz“ kofinanziert und dort bilanziert sind, ergeben sich 327.000 Tonnen (vgl. Seite 43). 24 25
Gut eingebunden: nationale und internationale Kooperationen Hamburg präsentiert sich als Klimaschutz-Metro- Regional ist die Projektarbeit in der Arbeitsgrup- pole und arbeitet mit in regionalen, bundesweiten, pe „Klimaschutz in der Metropolregion Hamburg“ europäischen und internationalen Netzwerken. intensiviert worden. Auf internationaler Ebene Vieles lässt sich von den Erfahrungen anderer hat sich Hamburg in den Netzwerken Covenant of Städte und Regionen lernen – gleichzeitig ist Mayors und METREX engagiert. Parallel dazu Die Handlungsschwerpunkte und Projekte Hamburg in vielen Bereichen Vorbild für andere. wurden die Vorbereitungen für Hamburg als Insbesondere das Hamburger Klimaschutzkonzept Umwelthauptstadt Europas 2011 vorangetrieben. „Co2ol Bricks“ Von den Nachbarn lernen: fand national und international große Beachtung. International steht Hamburg in vielfältigen Kon- für den Denkmalschutz EU-Klima-Projekt EUCO2 80/50 Die Publikation der englischen Fassung des Klima- takten zu den Themen Stadtentwicklung, Hafen, Mit 17 Projektpartnern aus nahezu Die europäischen Regionen, die an schutzkonzepts hat der Hansestadt viele Einladun- Erneuerbare Energien und allgemeiner Erfahrungs- allen Ostseeanrainerstaaten bereitet diesem Projekt teilnehmen, ent- gen zu europäischen Fachkongressen eingebracht. austausch. das Denkmalschutzamt den Start für wickeln Strategien, wie die regiona- das drei Jahre laufende Projekt vor. len CO2-Emissionen bis 2050 um 80 „Co2ol Bricks“ hat das Ziel, die Prozent reduziert werden können. In unterschiedlichen Anforderungen 14 europäischen Metropolregionen des Klima- und Denkmalschutzes bei wurden CO2-Bilanzen erstellt, die an- Gebäuden zu harmonisieren. schließend in eine Computersimula- Dadurch soll sich die Energieeffizienz tion überführt wurden. Diese ist die von historischen Bauten verbessern, Basis für Szenario-Workshops unter ohne dass diese ihre Identität verlie- Beteiligung regionaler Entscheider. ren. Solche Workshops fanden auch in Hamburg statt. Inzwischen stehen die Resultate auf einer breiten em- pirischen Basis. Demnach ist eine durchschnittliche CO2-Reduktion bis 2050 um 75 Prozent möglich. Die De- tailergebnisse der Simulation sind unter www.euco2.eu zu finden. Helsinki Oslo Stockholm Tallinn Moscow Riga Co Copenhagen Vilnius Dublin Minsk Warsaw Be lin B Berlin The Hague London Kiev Brussels Prague Paris Brrati atislav slav s Bratislava Vienna B Budapest Zurich Ljubl Ljubljana Bucarest Sofia Istanbul Rome Madrid bon Lisbon Athens 26 27
Anpassung ist Vorsorge 28 29
Der Klügere sorgt vor: Klimafolgenmanagement Hamburg wird die Folgen des Klimawandels Dem steigenden Meeresspiegel will Hamburg nicht deutlich spüren. Zu diesem Ergebnis kommt der nur durch Erhöhung der Deiche begegnen. Auch die Klimabericht für die Metropolregion Hamburg, von der Hamburg Port Authority mit dem Tide-Elbe- Ein KLIMZUG für die Zukunft den der KlimaCampus mit Partnern im Jahre 2010 Konzept entwickelten Strategien, den fortschrei- vorgelegt hat. Die Forscher rechnen mit einer tenden Veränderungen im Flusssystem nachhaltig KLIMZUG-NORD ist ein aus Bundes- und Landesmitteln gefördertes Verbund- möglichen Erhöhung des Meeresspiegels um bis zu begegnen, wirken mit: durch Schaffung von projekt aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Behörden, behördennahen zu 40 cm bis zum Jahr 2050. Die Niederschlags- Flutraum, Entwicklung von Konzepten für die Einrichtungen und Unternehmen. Es soll strategische Ansätze entwickeln, wie mengen im Winter können sich um etwa 40 Prozent Elbmündung und eine Optimierung des Sediment- sich die Metropolregion Hamburg an den Klimawandel anpassen kann. Alle acht erhöhen, dafür kann es längere Trockenperioden im managements. niedersächsischen Landkreise und sechs schleswig-holsteinische Kreise der Sommer geben. Metropolregion Hamburg unterstützen das Projekt. In ihm arbeiten Stadt- und Landschaftsplaner, Ingenieure, Biologen, Agrarwissenschaftler, Meteorologen, Hamburg muss sich daher einerseits auf erhöhte Bodenkundler, Geografen, Architekten und Klimaforscher zusammen. Ein weite- Meeresfluten einstellen und andererseits für eine res Ziel von KLIMZUG-NORD ist es, über den Klimawandel und seine möglichen ausgeglichene Wasserhaushaltsbilanz sor gen. Konsequenzen aufzuklären. Dazu zählt vor allem, ein Bewusstsein für die nötigen Dies gilt auch für die Trinkwasserversorgung. Der Anpassungsstrategien zu schaffen. Hamburger Senat hat deshalb neben dem vorbeu- genden Klimaschutz von Anfang an einen weiteren KLIMZUG-NORD fördert auch den Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und der Schwerpunkt im Klimafolgenmanagement gesetzt. Bevölkerung. In öffentlichen Veranstaltungen, Seminaren, Workshops und Online- Es dient dem Schutz von Mensch und Natur und Diskursen werden interessierte Bürger bereits im Planungsprozess eingebunden. ist gleichzeitig auch wirtschaftliche Vorsorge. Denn Nicht-Handeln führt langfristig zu höheren Kosten für Staat und Privatwirtschaft als zeitige Anpassung. Um die verschiedenen Aktivitäten zu koordinie- Zu viel Wasser ist gefährlich – ren, will der Senat 2011 eine Gesamtstrategie zur Anpassung an den Klimawandel vorlegen. Die- zu wenig auch se soll die Hansestadt verstärkt auf den Umgang mit Folgen des Klimawandels vorbereiten. Und es geht darum, die aktuellen Erkenntnisse der Klima- und der Anpassungsforschung mit der bisherigen Praxis abzugleichen. Mit Wasser wirtschaften: das RISA-Projekt Im Zuge des Klimawandels müssen wir mit zunehmenden Nie- Den künftigen und sich jetzt schon andeutenden derschlagsmengen rechnen. Daher ist das 2009 gestartete Pro- Starkregen-Ereignissen soll auf vielfache Weise jekt RISA – RegenInfraStrukturAnpassung – so wichtig für die vorgebeugt werden. Dazu gehört die Ausweisung Hamburger Anpassungsstrategie. Es handelt sich um ein Ge- von Überflutungsgebieten, die den Wasserabfluss meinschaftsprojekt der zuständigen Fachbehörde und HAMBURG bei Hochwasser vermindern, ebenso wie Renatu- WASSER. Ziel ist es, bis zum Jahr 2012 einen Plan zu erarbeiten, rierungsmaßnahmen von Mooren und Flussauen, der Leitlinien für den Umgang mit Regenwasser festschreibt. die das Wasser in der Fläche halten, damit es in Trockenperioden zur Verfügung steht. Das Projekt soll ebenfalls dazu dienen, wasserwirtschaftliche Maßnahmen in die Stadt- und Landschaftsplanung sowie in die Diese wasserwirtschaftlichen Maßnahmen die- Verkehrsplanung zu integrieren. Es erarbeitet zudem einen recht- nen zugleich dem Natur- und Bodenschutz. lichen Rahmen für die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung in Analoge Überlegungen fließen auch in die Stadt- und Neubaugebieten. Landschaftsplanung ein. Hier heißt die Devise, das Regenwasser ereignisnah versickern zu lassen. 30 31
Das Stadtklima modellieren Wer im Hochsommer von der City an den Stadtrand Die Forschung hat noch Großes vor sich 2 radelt, merkt: Die Temperatur sinkt spürbar, sobald Klar ist aber, dass Stadtplanung und Architektur es grüner wird und die Häuser nicht mehr eng künftig verstärkt lokale Gesichtspunkte mit ein- SONNENEINSTRAHLUNG beieinander stehen. In den dicht bebauten Innen- beziehen müssen: etwa den stadtklimatischen städten kommt es im Sommer bei austauscharmen Einfluss auf die unmittelbare Umgebung und die Wetterlagen oft zu einem Hitzestau. Dieses Phäno- Stadt insgesamt, aber auch Veränderungen des men ist eine der wichtigsten Herausforderungen des Stadtklimas durch globale und regionale Klima- WIND Klimawandels für Hamburg. Eine stadtklimatische änderungen. Ob bestimmte bauliche Maßnahmen Untersuchung gibt erste Hinweise darauf, wie klimagerecht sind, kann mit Hilfe etablierter diesem Effekt stadtplanerisch zu begegnen ist. Der Methoden und Modelle eingeschätzt werden. nächste Schritt ist, daraus Empfehlungen für die Unter lokalen Gesichtspunkten sind auch jene Stadt- und Landschaftsplanung zu entwickeln. Veränderungen zu sehen, die durch die Stadt selbst verursacht werden, etwa bei Änderungen des Flächennutzungsplans. Allerdings lässt sich bislang nicht genau quantifi- zieren, welche Maßnahmen welchen Effekt haben. Ob zum Beispiel für das Stadtklima eine verdichtete VERDUNSTUNG H2O FEINSTAUB (PM X) IN ABGASEN WÄRMESPEICHERUNG UND ABSTRAHLUNG ABWÄRME DURCH INDUSTRIE FOTOSYNTHESE O 2 DURCH GEBÄUDE Stadt besser ist als eine ausgedehnte Stadtfläche. BINDUNG VON PMX Mit dem numerischen Modell METRAS-urban des KlimaCampus wird man zukünftig Landnutzungs- änderungen simulieren können. 32 33
Wissen schafft Zukunft 34 35
Klimabewusster Alltag Staatliche Vorschriften und ökonomische Anreize bringen den Klimaschutz zweifellos voran. Ohne Beispielhafte Projekte Klimabewusstsein im Alltagshandeln können wir unsere Ziele jedoch nicht erreichen. Um langfristig Früh übt sich: Klimaschutz an Schulen Planetarium Hamburg – ansprechend informieren erfolgreich zu sein, müssen die Bürgerinnen und Unter dem Motto „Klima – wir handeln!“ entwickeln Ham- Das Planetarium Hamburg präsentiert sich als „Informa- Bürger mitziehen. Gerade beim Thema Energiespa- burgs Schulen Klimaschutzpläne. Dies ist bislang einzig- tions- und Bildungszentrum für Klimawandel“. Gut eine ren ist das Handeln des Einzelnen unverzichtbar. artig in Deutschland. Unterstützt werden die Schulen unter halbe Million Menschen strömen jährlich in den ehemali- Aber auch klimagerechter Konsum bewirkt viel. anderem durch Workshops, Unterrichtsmaterialien, Fort- gen Wasserturm im Stadtpark. Mit seinen High-End-Visua- Daher ist die Bewusstseinsbildung und Wissens- bildungen und Vor-Ort-Hilfen. lisierungstechniken gelingt es dem Planetarium, Zusam- vermittlung eine wichtige Säule des Klimaschut- Die Schulen legen die Ziele und Maßnahmen der Klima- menhänge zwischen lokalem und globalem Geschehen zes. So erfordert beispielsweise ein Passivhaus ein schutzpläne weitgehend selbst fest. Schwerpunkt ist die durch eine anregende und alle Sinne an- entsprechend klimabewusstes Verhalten der Be- Bewusstseinsbildung. Denn rund 15 bis 20 Prozent des sprechende Wissensvermittlung zu trans- wohnerinnen und Bewohner, etwa sachgerechtes Energieverbrauchs lassen sich allein durch Verhaltens- portieren. Medientechnisch kompatible Lüften. Der Kauf CO2-armer Fahrzeuge setzt eben- änderungen etwa beim Heizen vermeiden. Die ersten 23 Pi- „Klima-Iglus“ sollen ab 2011 als „mobile falls einen Prozess der Bewusstwerdung beim lotschulen arbeiten seit Herbst 2009 an Klimaschutzplänen. Beiboote“ für eine interaktive Vor- und Käufer voraus. Und der Verzehr regionaler Produkte Nachbereitung in Schulen, auf Tagungen erfordert auf der Angebots- wie auf der Nachfrage- Gut beraten: Hamburger EnergieAgentur (Hamea) oder Umweltmessen direkt vor Ort ein- seite eine Verhaltensänderung. In den privaten Haushalten entsteht fast ein Viertel gesetzt werden. aller Hamburger CO2-Emissionen. Die Hamea will mit Will gelernt sein: CO2 sparen Beratungs- und Informationsangeboten Bürgerinnen und Bürger motivieren, Energie zu sparen und aktiv beim Sieben Tage für das Klima: Hamburg setzt Klimabewusstsein auf den Lehr- Klimaschutz mitzuwirken. Die Hamea fungiert als Ideen- die Hamburger Klimawoche plan – vom Kindergarten bis zur Volkshochschule. geberin und will die Klimaschutzziele Hamburgs in Was kommt durch den Klimawandel auf uns zu? Wie Damit jeder weiß, worauf es ankommt. Für Kinder ist praktische Projekte „übersetzen“. sieht klimabewusster Konsum aus? Zu welchen neuen Lernen durch Erfahrung der beste Weg zu klima- Ergebnissen kommt die Klimaforschung? Die Hamburger gerechtem Verhalten. Sie können auf diese Weise Aus der Region – für die Region Klimawoche bietet Besucherinnen und Besuchern aller konkret erleben, wie ihr individuelles Tun die Welt Der Konsum regional erzeugter Lebensmittel und hand- Altersgruppen spannende Einblicke in die Klimaforschung verändert, wenn es zum kollektiven Handeln wird. werklicher Produkte sowie die Inanspruchnahme lokaler und vermittelt neue Erkenntnisse rund um das Thema Dienstleister sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Klimaschutz. Im Jahr 2011 laden Wissenschaftler, Volkshochschule, Verbraucherzentrale und Ham- Die Transportwege sind kurz, die regionalen Wirtschafts- Behörden und Unternehmen vom 23. bis 30. burger EnergieAgentur (Hamea) sollen im Rahmen kreisläufe und die landwirtschaftlichen Betriebe werden September in die Hamburger Europa-Passage zu einem ihrer Angebote der nichtberuflichen Bildung über gestärkt, Naherholungsgebiete gesichert. interaktiven Themenpark ein. Auftakt der Klimawoche ≠bil- Energiefragen aufklären. Die berufliche Fortbildung Die Initiative „Aus der Region – für die Region“ wurde als det die Klimanacht, ein umfangreiches Rahmenprogramm hat das Ziel, dem Handwerk und anderen Unter- eine von acht Initiativen bundesweit ausgewählt, um bei sowie der Öko- und Biomarkt runden die Klimawoche ab. nehmen zu helfen, ihre Dienstleistungen auf den dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium finanzierten Mit einem speziellen Bildungsprogramm wendet sich die neuesten Stand der Klimatechnologie zu bringen. Projekt „Regionale Allianzen“ mitzuwirken. Sowohl die Klimawoche an Schülerinnen und Schüler. Strategie als auch die Modellvorhaben – etwa zu den Berei- chen Großverbraucher, Gastronomie, Schulverpflegungen Weitere Informationen zur Hamburger Klimawoche unter und Wochenmärkte – gelten als vorbildlich. www.klimawoche.de. Auto- oder Radfahren, regionales oder exotisches Obst – unser Alltag ist voll von klimarelevanten Entscheidungen 36 37
Hamburger Klimaforschung: exzellent und engagiert Die Klima- und Klimafolgenforschung gibt uns auf der Basis komplexer Rechenmodelle Einblick in mögliche Entwicklungen unseres Klimas. Ihre Forschungsergebnisse zeigen uns auf, welche Ver- änderungen und vor allem welche Anpassungen gegebenenfalls notwendig sind. Sie bilden die Grundlage für eine zukunftsorientierte Klimapolitik Beispielhafte Projekte – und fließen ein in das Hamburger Klimaschutz- konzept. Der KlimaCampus Das Deutsche Klimarechenzentrum Hamburg ist stolz auf seine zahlreichen For- setzt auf Interdisziplinarität rechnet CO2-bewusst schungseinrichtungen zur Klima- und Klimafolgen- Im KlimaCampus haben sich 18 Universitätsinstitute, die Das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) erstellt Klima- forschung, die national wie international großes Forschungseinrichtungen Max-Planck-Institut für Meteo- modellierungen, die vor wenigen Jahren noch unmöglich Renommee genießen. Diesen exzellenten Ruf als rologie, Helmholtz-Zentrum Geesthacht und Deutsches waren. Etwa die globalen Szenarien für den Weltklimarat. Wissenschaftsstandort möchte die Stadt weiter Klimarechenzentrum sowie Partnereinrichtungen aus der Selbst heute sind sie weltweit nur an wenigen Orten rea- ausbauen. Sie setzt dabei vor allem auf Grund- Hamburger Region zusammengeschlossen. Gemeinsam lisierbar. Nicht zuletzt deshalb ist das DKRZ mit seinen lagenforschung, Interdisziplinarität und Netzwerke. arbeiten sie daran, die Grundlagenforschung zum Thema Hochleistungsrechnern einer der wichtigsten Partner des Klimaentwicklung voranzubringen. Sie analysieren vergan- KlimaCampus. Schwerpunkt KlimaCampus gene und aktuelle Klimaänderungen und entwickeln dar- Doch auch die Klimaforschung selbst produziert Emis- aus tragfähige Prognosen. sionen: Hochleistungsrechner verbrauchen enorm große Seinen Schwerpunkt legt Hamburg auf die Wei- Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Klima- Mengen an Strom. Deshalb hat das DKRZ ein Projekt initi- terentwicklung des KlimaCampus und den damit Campus suchen Antworten auf die Frage, wie der Mensch iert, das Maßnahmen zur Effizienzsteigerung bei der Küh- verbundenen Ausbau exzellenter Grundlagen- angemessen auf den Klimawandel reagieren kann. Das lung der Rechnerräume erforscht und erprobt. Durch eine forschung. Die Keimzelle des KlimaCampus ist Thema ist komplex und ihr interdisziplinärer Ansatz des- Trennung der warmen und kalten Luft im Rechnerraum ge- der Exzellenzcluster „Integrated Climate System halb umso wichtiger. Hier modellieren Ökonomen und lang es dem DKRZ, den Energieverbrauch bei der Kühlung Analysis and Prediction (CliSAP)“ an der Universi- Soziologen, wie sich der Emissionshandel auf das Klima seiner Rechner um 10 bis 20 Prozent zu senken. Die Zeit- tät Hamburg. CliSAP wird im Rahmen der Exzellenz- auswirkt oder unter welchen Voraussetzungen sich eine spanne, in der das Rechenzentrum in den Wintermonaten initiative II des Bundes und der Länder über fünf „Low-Carbon-Society“ verwirklichen ließe. Friedens- komplett über die Außenluft gekühlt wird, konnte durch die Jahre mit rund 32 Millionen Euro gefördert. forscher analysieren, wie hoch das Risiko für Klimakonflik- Installation größerer Kühler auf dem Dach verlängert wer- In den Bereichen erneuerbare Energien, Ener- te ist. Medienwissenschaftler erforschen, wie die Berichter- den. Um weitere Energiesparpotenziale aufzudecken, hat gieeffizienz sowie nachhaltige Stadtentwicklung stattung über das Thema Bürger und Politiker beeinflusst. das DKRZ Sensoren zur Erfassung der Stromverbräuche und Ressourceneffizienz sollen die Grundlagen- Übergeordnetes Ziel ist es, Handlungsoptionen für Gesell- eingebaut. Die hier erzielten Erfolge dienen international forschung und die anwendungsnahe Forschung schaft und Politik zu erarbeiten – und die Klimapolitik auf als Vorbild für Energiesparmaßnahmen in großen Rechen- ausgebaut werden. Der Zusammenarbeit mit den ein sicheres fachliches Fundament zu stellen. zentren. Bundesländern Schleswig-Holstein und Nieder- sachsen kommt dabei eine wichtige Rolle zu E-Harbours – Spitzenforschung Intelligentes Stromlastenmanagement für den Hafen im Exzellenzcluster CliSAP Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist Partner Die Forschung des Exzellenzclusters „Integrated Climate im Projekt E-Harbours. Wesentliches Ziel von E-Harbours System Analysis and Prediction“ (CliSAP) der Universität ist es, einen Überblick zu gewinnen über die Möglichkeiten Hamburg gliedert sich in vier Schlüsselbereiche: Klima- eines intelligenten Stromverbrauchsmanagements für den analyse, Klimavariabilität, Klima und Mensch, regionale Hafen. Auf dieser Grundlage sollen innovative Geschäfts- Effekte und Risiken. Um in diesen Bereichen langfristig Je komplexer die Materie, konzepte für Unternehmen bei Nutzung eines intelligenten Spitzenforschung zu erbringen, wurden neue Forscher- Stromverbrauchsmanagements entstehen. Am Beispiel gruppen aufgebaut und die Graduiertenschule „School on desto wichtiger die Grundlagenforschung von Drainagepumpen im Hafen will E-Harbours die Um- Integrated Climate System Sciences“ zur nachhaltigen Ex- welt- und Kostenvorteile eines intelligenten Stromver- pertenausbildung eingerichtet. brauchsmanagements demonstrieren. 38 39
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