Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
Jahrgang 30 | Ausgabe 3/2020

 Das Magazin der Kreishandwerkerschaft Fulda

                                   Das Handwerk liegt
                                   nicht in den Genen,
                                      sondern im Blut!

Aktuelles             Aus den Innungen             Fördermöglichkeiten
Handwerk setzt        Zahlreiche Gesellen/-innen   Beratung &
auf Digitalisierung   im Handwerk freigesprochen   Information
Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
Watt is love.
Manche Revolutionen sind laut. Diese ist leise.

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
EDITORIAL

   Zahlreiche Chancen für Frauen im
        klassischen Handwerk
           Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer im Interview

D
          eutsches Handwerk ist Qualitätsarbeit. „Made in

                                                                                                                                       Foto pr ick/ Bodtländer
          Germany“ ist längst zur Eigenmarke geworden und
          genießt ein hohes Ansehen. Kein Wunder, dass rund
40 Prozent der insgesamt 326 Ausbildungsberufe in Deutsch-
land dem Handwerk angehören. Doch der Anteil der jungen
Frauen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entschei-
den, ist nach wie vor gering.

         Wer an Handwerk denkt, denkt oft an den Me-
         chatroniker oder den Gerüstbauer. Wer denkt
         dagegen an die Maurerin oder die Dachdecke-
         rin? Das Handwerk scheint eine reine Männer-              Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer
         domäne zu sein, ist dies ein Trugschluss?
Sie haben Recht! Die klassischen Handwerksberufe sind in           rern, wo ein kreatives Auge gefragt ist, sehe ich immer wieder
der allgemeinen Wahrnehmung immer noch viel zu maskulin.           tolle Ergebnisse. Und bei den Mechanikern und Mechatroni-
Dabei stimmt dies in vielen Fällen gar nicht mehr. Auf reine       kern legen junge Damen immer wieder sehr gute Prüfungen
Muskelkraft und Ausdauer kommt es in fast allen Berufen gar        ab. Sie sehen also, ganz gleich, welches Handwerk - es ist für
nicht mehr an. Im Gegenteil, durch die stetig wachsende Di-        jeden etwas dabei. Eine Berufswahl im Handwerk garantiert
gitalisierung und den Einsatz von hochkomplexen Maschinen          den jungen Frauen Abwechslungsreichtum, einen kreativen
und Computern ist vielmehr „Köpfchen“ gefragt. Und dort,           Anspruch, die Möglichkeit, Problemlösungen zu erarbeiten
wo junge Frauen eine Ausbildung in angeblichen „Männer-            und hervorragende Aufstiegschancen.
berufen“ wie z.B. dem/r Kfz-Mechatroniker/in absolvieren, se-
hen wir in der Regel immer sehr gute Prüfungszeugnisse und         Wenngleich körperliche Fitness sicherlich noch immer
Ausbildungsergebnisse.                                             ein relevanter Faktor ist, stehen heute in den modernen
                                                                   Handwerksberufen auch andere Fähigkeiten im Blick-
Im Handwerk arbeiten mehr Männer als Frauen. Zeich-                punkt. Wo und wie können Frauen besonders punkten?
net sich in den zurückliegenden Jahren eine steigende              Ganz eindeutig bei den „Soft Skills“. Auch wenn ich mir damit
Tendenz ab, dass Frauen verstärkt den Weg ins Hand-                vielleicht den Unmut meiner männlichen Kollegen einhande-
werk suchen?                                                       le, aber in der Regel ist es so, dass Frauen ein „besseres Gehör“
Das kann man, glaube ich, nicht pauschalisieren. Es gibt Be-       bzw. Verständnis für die Wünsche eines Kunden haben. Ich
rufe, die sind seit jeher sehr gut von jungen Frauen belegt        denke dabei etwa an die ein oder andere Goldschmiedin oder
worden, wie z.B. Bäcker- oder Fleischereifachverkäuferinnen        Raumausstatterin in unseren Reihen.
oder auch im Friseurhandwerk. Bei Maurern, Steinmetzen
und Mechatronikern sehen wir immer wieder auch Damen in            Was kann die Kreishandwerkerschaft Fulda, was kann
der Ausbildung, das aber zu einem geringen Prozentsatz. Ich        Schule dazu beitragen, dass das Image des Handwerks
würde mich sehr freuen, wenn mehr junge Frauen eine Aus-           als „Men‘s-only-Club“ noch stärker bröckelt als bisher?
bildung im Handwerk beginnen, denn die Aufstiegschancen            Nun, mit der Ausgabe dieses Meisterbriefes haben wir schon ei-
sind so gut wie nie und gerade in solchen Zeiten wie jetzt zeigt   nen Anfang gemacht, indem wir die Möglichkeiten für Frauen
sich, dass das Handwerk eine Krise meistern kann.                  im Handwerk deutlich herausstellen. Auch in den Schulen sind
                                                                   wir präsent und bieten über unsere neu gestaltete Ausbildungs-
Im Lebensmittelhandwerk beispielsweise dominieren                  platzoffensive direkten Zugang zu den Handwerksberufen. Zu
nach wie vor die weiblichen Arbeitskräfte, doch auch               gerne hätten wir im Rahmen der trend-messe auch wieder die
im typischen Männerhandwerk gibt es exzellente Kar-                jungen Menschen an unsere lebenden Werkstätten geholt. Nun,
rierechancen für Frauen. Welche Karrieren sollten sich             das wird noch ein wenig warten müssen, aber wir werden ganz
junge Frauen einmal genauer anschauen?                             sicher wieder das „Handwerk zum Anfassen“ bieten.
Generell kann ich nur empfehlen: „Schaut euch alle Hand-           Von den Schulen wünsche ich mir, dass sie eine Karriere im
werksberufe an.“ In vielen Berufen habe ich schon hervorra-        Handwerk als das erkennen, was sie wirklich ist. Handwerk
gende Arbeiten von Frauen gesehen, z.B. bei den Schreinern         bedeutet nicht 2.Wahl, sondern ist eine echte und herausfor-
und Tischlern. Was für tolle Exponate gab es bei den Ausstel-      dernde Alternative zum Studium, mit den gleichen Erfolgs-
lungen der Gesellenstücke. Auch bei den Malern und Lackie-         und Verdienstchancen.
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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                                                   Das Handwerk liegt
                                                                                                   nicht in den Genen,
                                                                                                                                                                                 Titelthema
                                                                                                      sondern im Blut!
                                                                                                                                                                                 Frauen im Handwerk          Editorial
                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . . .   1

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                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . . .   3

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                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .     15

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                                                                                                                                                                                                             Recht und Steuern
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                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .     18
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                                                                                                                                                                                                             Aus den Betrieben
                                                                                                                                                                                                                                                 22
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                                                                                                                                                                                                             aus der Region
                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .     23

                                                                                                                                                                                 Start im März 2021          Advertorial
                                                                                                          BUNG

                       bildungsmesse, fulda
                                                                                                                                                  M
                                                                                                                                                  IU

                       hier werden alle
                                                                                                      ER

                                                                                                                                             UD

                       fragen ausführlich
                                                                                                      W

                                                                                                                                             ST

                                                                                                                                                                                 Die Bildungsmesse
                       beantwortet
                                                                                                     BE

                                                                                                                                                                                                             Leasing-, Nutz- und
                                                      AR
                                                                   RIERE
                                                      K

                                                                                                                                                   www.bildungs-messe-fulda.de

                                               Bildungs-Messe
                                                                                                             WE

                                                                                                                               NG
                            FE

                                                                                                                 IT
                               U                                                                                      E R B I LD U
                        BE R
                                 LU
                                   NGSGES
                                                                                                                                                                                                             Geschäftsfahrzeuge

23                                                                                                                                                                                                                                               24
                                                                          en und Vermitteln!
                                                      ...hilft beim Schaff

                               EL
                                                                   von Ausbildungsplätzen

                                                                                                                        Kongresszentrum
                                              PR

                           T
        VOR S
                                                ÄCH

                                                                                                                        Fulda 28./29.03.21

                          Eintritt                              US
                                                                  BILDUN
                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .
        © cre art.de

                                                                                               G
                                                      A

                          frei!

                       hier kann man sich informieren.

                                                                                                                                                                                                             Aus den Innungen
                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .     30

                                                                                                                                                                                 Aktion „Nebenan ist hier“
                                                                                                                                                                                                             KH informiert
                                                                                                                                                                                                                                                 38
        EINE AK TION UNTER
        SCHIRMHERRSCHAF T DER
        AKTION MODERNES HANDWERK E. V.

                                                                                                                                                                                                             . . . . . . . . . . . . . . . .
                                                                                                                                                                                 Marketingservice
        Nebenan ist hier.
        In Fulda.
                                                                                                                                                                                 für Innungsbetriebe
                                                                                                                                                                                                             Zum Schluss /

43
        Die Wirtschaftsmacht
        bekommt unser Gesicht.

                                                                                                                                       HANDWERK.DE
                                                                                                                                                                                                             Impressum / Vorschau
                                                                                                                                                                                                                                                 44
        Mit freundlicher Unterstützung von

                                                                                                                                                                                                              . . . . . . . . . . . . . . . .

                                                                                                                                                                                                             Beilagen:
                                                                                                                                                                                                             ■ Wemag
        Titelfoto: achteins - büro für textil- und webdesign                                                                                                                                                 ■ Stefan Ebert

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk

Was tun gegen Klischees und Vorurteile?
Beim Thema „Frauenanteil“ muss sich das Handwerk nicht verstecken

E
       ines ist gewiss: Viele junge Frauen ent-      jungen Frauen immer noch unbeliebt. Dabei wird        jetzt ein allgemeiner Anstieg zu verzeichnen. Ga-
       scheiden sich auch heute noch gegen           oftmals vergessen, dass der Beruf zu Stärken und      briele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishand-
       einen typischen „Männerberuf“. Im Fo-         Talenten passen muss und nicht zum Geschlecht.        werkerschaft Fulda, weist darauf hin, dass auch
kus stehen eher die Berufsbilder Friseurin und       Doch was tun gegen Klischees und Vorurteile?          ein späterer Einstieg möglich ist: „Die Ausbildung
Fachverkäuferin, dies sind jedenfalls immer noch     Praktika, Betriebsbesichtigungen, Bildungsmes-        kann das ganze Jahr über angefangen werden.“
die beliebtesten Berufe bei den weiblichen Aus-      sen - die Möglichkeiten sind (eigentlich) vielfäl-    Wenn sich junge Frauen für ein Handwerk ent-
zubildenden. Dabei gibt es zahlreiche Beispie-       tig, doch diese sind durch die Corona-Pandemie        scheiden, dann überwiegend Friseur-, Maler- und
le, dass Frauen und Technik zusammenpassen.          spätestens seit März dieses Jahres ausgefallen. Das   Schreinerhandwerk. „Arbeitgeber freuen sich
Dennoch ist oftmals das Klischee vorherrschend,      ist ohne Frage überaus bedauerlich, ist es doch       über die weiblichen Auszubildenden – gerade in
in einem Männerberuf muss richtig „angepackt“        gerade der direkte Kontakt zu anderen Auszubil-       Zeiten des Fachkräftemangels.“ Und überhaupt:
werden. Dabei ist doch klar, dass auch das Hand-     denden, zu den potentiellen Kollegen oder auch        „Eine Ausbildung im Handwerk ist keinesfalls
werk längst in modernen Zeiten angekommen ist        dem Unternehmer selbst, der letztendlich Aus-         eine Einbahnstraße. Nach der Ausbildung kann
- überall werden Hilfsmittel wie Stapler und Krä-    schlag für die Berufswahl geben kann.                 es auf vielen Wegen weitergehen – ob ein Meis-
ne eingesetzt. Kraft spielt also keine Rolle mehr.   Am 1. August war Ausbildungsstart, wenngleich         terabschluss oder ein Studium – alles ist möglich“,
Dennoch sind die typischen „Männerberufe“ bei        die Bewerbungen zuerst schleppend eintrafen, ist      betont Gabriele Leipold.

             KOMMENTAR
   „Weder männertypisch noch frauenfeindlich“
    „Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut.“ Stimmt;                dem Chefsessel. Bei der Bundeswehr betrug der Frauenanteil 2019
    nicht das Geschlecht ist entscheidend, sondern die Begeisterung              nur rund 12 Prozent. Bei der Polizei ein ähnliches Bild; auch diese
    und Leidenschaft für einen Beruf. Nicht jeder Beruf ist für jeden der        Institution ist fest in Männerhand.
    Richtige, aber bei der Berufswahl sollte nicht das Geschlecht ent-           An dieser Stelle könnte man endlos weitere Beispiele aufführen.
    scheiden.                                                                    Was aber letztendlich entscheidend ist, ist die Tatsache, dass der
    Sicherlich gibt es immer noch diese typischen Männer- und Frauen-            immer wieder ins Gespräch gebrachte geringe Frauenanteil im
    berufe. Aber gibt es die wirklich oder denken wir nur, dass es eben          Handwerk ja nun wirklich kein handwerksspezifisches Problem ist.
    Berufe für Männer und Frauen gibt? So wie es früher hieß „Die Frau           Frauen sind in vielen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaft-
    gehört an den Herd!“?                                                        lichen Bereichen unterrepräsentiert. Mit dieser Problematik setzen
    Handwerk ist weder eine typische Männerdomäne noch kann man                  sich schon seit Jahrzehnten schlaue Köpfe auseinander; ehrlich
    Handwerk als frauenfeindlich bezeichnen.                                     gesagt, viel hat sich trotz zahlreicher Studien, Arbeitsgremien und
    Eine handwerkliche Ausbildung und eine daran anschließende Be-               Gesetzen nicht verändert.
    schäftigung oder auch Selbstständigkeit - dieser Berufsweg steht             Man könnte fast den Eindruck bekommen, es sind nicht die Berufs-
    und stand Frauen schon immer offen. Derzeit sind rund 20 Prozent             bilder, die Frauen von bestimmten Tätigkeitsbereichen fernhalten,
    der Auszubildenden im Handwerk weiblich, ähnlich hoch ist der An-            sondern eher festgefahrene Denk- und Verhaltensweisen in Kombi-
    teil der weiblichen Betriebsinhaber.                                         nation mit Vorurteilen und Desinformation.
    Ein Frauenanteil von rund einem Fünftel bzw. 20 Prozent findet sich          Daran müssen wir alle gemeinsam, und nicht nur das Handwerk,
    im Handwerk in vielen Bereichen.                                             arbeiten. Wenn es uns gelingt, entsprechende Veränderungsprozesse
    Klar, wenn man bedenkt, dass in Deutschland sogar mit einem Be-              einzuleiten bzw. weiter zu unterstützen, sind wir auf dem richtigen
    völkerungsanteil von 51,3 Prozent mehr Frauen als Männer leben,              Weg. Das Handwerk ist schon unterwegs und hat die richtige Richtung
    ist hier noch reichlich Luft nach oben.                                      eingeschlagen.
    Aber mit dieser Frauenquote muss sich das Handwerk nicht ver-                Ich möchte mit einem Zitat von unserer Bundesministerin für Fami-
    stecken.                                                                     lie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffe, schließen. „Es
    Wie sieht es denn in anderen Wirtschaftsbereichen oder in der Poli-          gibt keine Frauenberufe oder Männerberufe, aber viele Zukunftsbe-
    tik aus?                                                                     rufe“. Für sie sind Zukunftsberufe die Berufe, die sichere Zukunfts-
    Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag liegt aktuell bei knapp              perspektiven bieten und für Deutschlands Zukunft wichtig sind.
    31 Prozent, ein ähnliches Bild auf den Länderebenen. Nur in etwa
                                                                                                                             Gabriele Leipold,
    jedem zehnten Landratsamt und auch Rathaus sitzt eine Frau auf
                                                                                             Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda

                                                                                                                                                            3
Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk

Auch als Frau Gas geben und

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selbstbewusst auftreten

S
      alopp drückt sie es aus „Meine Arbeit be-      als Metzger ist ein junger Mann aktiv. Die Ge-
      trifft alle Bereiche“ und beschreibt: „Ich     schäftsfrau bedauert grundsätzlich: „Auszubil-
      bin im Partyservice dabei, ich arbeite im      dende sind Mangelware.“                                 Monika Gies, Prokuristin und mitarbeitende
Büro, im Ladengeschäft und und und. Wie heißt        Dass Frauen, insbesondere junge Frauen, es                   Ehefrau im Familienbetrieb der
                                                                                                                      Fleischerei Gies GmbH
es so schön? Ich kämpfe an allen Fronten“, be-       schwerer im Handwerk haben, möchte Moni-
tont Monika Gies schmunzelnd. Und das seit           ka Gies, die auch im Vorstand Unternehmer
mittlerweile 25 Jahren. Wie in vielen anderen        Frauen im Handwerk Fulda e. V. aktiv ist, nicht
Berufen auch, ist die Frauenquote in der Flei-       bestätigen. „Wenn ich mich als Frau nicht klein     schule in Großenlüder vor: „Wir bieten den
scherei Gies GmbH mit Firmensitz in Großen-          mache, wenn ich taff an meine Ausbildung,           Schülern immer wieder an, einfach einmal bei
lüder im Verkauf besonders hoch, in Großenlü-        an meinen Beruf rangehe, dann habe ich auch         uns herein zu schnuppern, ein Praktikum zu
der ist lediglich ein Mann tätig. „Aber wir legen    als Frau in Männerdomänen keine Probleme.“          absolvieren. Ebenfalls erklären wir, dass unser
auf Frauen- oder Männerquote keinen großen           Also Gas geben, selbstbewusst auftreten und         Handwerk/Beruf sehr vielseitig ist. Es ist Krea-
Wert und ich persönlich möchte das auch nicht        dann läuft es. Darüber hinaus betont die Unter-     tivität gefragt, egal ob in der Produktion oder
überbewerten. Bei uns sind alle gleichberech-        nehmerin: „Natürlich ist es in einem Familien-      im Verkauf. Der Beruf hat ganz viel mit Kochen
tigt, wir begegnen uns untereinander alle res-       betrieb immer noch mal etwas einfacher, auf         und gutem Essen zu tun – wir sind schlicht ein-
pektvoll.“ Das Unternehmen beschäftigt ak-           jeden ein Auge zu haben und Hilfestellungen zu      fach Veredler.“ Ihr Appell: „Junge Leute sollten
tuell eine weibliche Auszubildende im Bereich        geben, wenn es mal nicht richtig klappt mit der     sich auf breiter Basis besser informieren, das be-
Fleischereifachverkäuferin, eine junge Frau ist      Kommunikation.“                                     ginnt bei der Bezahlung, die gut ist, bis hin zu
in der Produktion, also in der Metzgerlehre          Um Auszubildende zu gewinnen, stellt sich das       den Inhalten unserer Arbeit, die sehr vielseitig
im zweiten Lehrjahr und im dritten Lehrjahr          Unternehmen auch in der Haupt- und Real-            sind.“                                          ■

                                                                                                                                                             Foto: kotsch
Im Beruf Erfüllung finden

S
      eit 31 Jahren ist Schneidermeisterin Sylvia    Jahrzehnte ausgebildet, „überwiegend junge
      Franc-Kotsch in ihrem Beruf tätig. Seit        Frauen.“ Heute gehört das der Vergangenheit
      1990 arbeitet sie selbstständig und hat sich   an, „ich habe mein Soll erfüllt“, und dennoch ist
kontinuierlich seit fast zwei Jahrzehnten auch       Sylvia Franc-Kotsch als Lehrkraft in Alsfeld in
ehrenamtlich im Handwerk engagiert. Sylvia           der schulischen Ausbildung tätig. „Das macht                  Sylvia Franc-Kotsch, Inhaberin
Franc-Kotsch ist Obermeisterin der Innung des        mir einfach Spaß, ich gebe mein Wissen gerne                   Mode Atelier Franc in Fulda
Bekleidungshandwerks in Fulda und stellvertre-       an den Nachwuchs weiter.“
tende Landesinnungsobermeisterin des Maß-            Dass Frauen es im Handwerk schwerer haben,
schneider-Handwerks Hessen.                          dem stimmt die Schneidermeisterin zu und
Doch damit nicht genug: Auch regelmäßige             ist überzeugt: „Frauen haben es doch generell
Weiterbildung gehörten zu ihrem bisherigen be-       schwerer, sie müssen sich ganz anders behaup-       größten Teil seines Lebens bei der Arbeit.
ruflichen Lebensweg. Die Fachfrau erinnert sich      ten als ihre männlichen Kollegen und sie müs-       Und selbstverständlich kann im Handwerk auch
zurück: „Damals in der Zeit meiner Ausbildung        sen im Prinzip immer mehr leisten und zeigen,       Geld verdient werden.“
gab es in Fulda sehr viel mehr Herren- als Da-       was sie können.“ Ob es im Handwerk weniger          Und eines ist gewiss: „Das Studium ist nicht im-
menschneider – doch das Blatt hat sich bis heute     oder mehr zu verdienen gibt, diese Frage sollte     mer die beste Alternative.“ Sie freut sich, dass
gedreht. Die Herrenschneider werden seltener.“       nach Auffassung von Sylvia Franc-Kotsch nicht       die Kreishandwerkerschaft Fulda jetzt mit guten
Woran das liegt? „Für Frauen zu schneidern, das      gleich zu Beginn im Fokus stehen: „Kriterien        Kampagnen an den Start geht, um junge Frauen
ist ein breites Feld und die Möglichkeiten sind      sind auch: Mit Freude morgens zur Arbeit ge-        für das Handwerk zu begeistern. „Bis wir eine
sehr vielseitig, bei Männern ist das doch sehr       hen, Spaß am Beruf haben und darin die Erfül-       ausgewogene Situation haben, wird es allerdings
eingeschränkt.“ Die 61-Jährige hat rund drei         lung finden. Immerhin verbringt doch jeder den      noch etwas dauern.“                           ■

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk

Junge Frauen unterstützen,

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ihren Weg zu gehen
Das Handwerk - eine Männerdomäne. Wie                Ist der richtige Zeitpunkt, auch junge
fühlen Sie sich als Geschäftsführerin inmit-         Frauen für das Handwerk zu begeistern, all-
ten der männlichen Überzahl?                         gemein schlichtweg verschlafen worden?                                Interview mit
Da ich immer schon in sogenannten Männer-            Ja und nein! Ja, weil das Arbeitspotential von                     KH-Geschäftsführerin
                                                                                                                          Gabriele Leipold
domänen tätig war, hat sich für mich mit meiner      Frauen erst mit zunehmendem Fachkräfteman-
Position als Geschäftsführerin der Kreishand-        gel ins Blickfeld gerückt wurde.
werkerschaft Fulda eigentlich nichts verändert.      Nein, weil man nicht vergessen sollte, dass sich
Sicherlich gibt es den einen oder anderen, der       die Frauenrolle bzw. das Frauenbild in unserer
mich bzw. meine Arbeit kritisch beobachtet,          Gesellschaft in den letzten Jahren gravierend ver-   nen auch von Frauen ausgeübt werden, da gibt es
vielleicht auch nur, weil ich eine Frau bin. Aber    ändert hat. Auch die Grenze zwischen sogenann-       keine Ausnahmen. Aber zurück zur Frage. Wie
das gehört dazu, damit kann ich leben, solan-        ten Männer- und Frauenberufen verschwimmt            lange es dauern wird, kann sicherlich niemand
ge man mich meine Arbeit ordentlich machen           zusehends. Männer leiten heute Kindergärten          abschätzen. Aber wir können alle unseren Bei-
lässt.                                               und Frauen arbeiten mit der Bohrmaschine. Die        trag leisten, z.B. als Eltern, Großeltern, Lehrer,
Kurzum, ich fühle mich wohl, nicht wegen, son-       Arbeitswelt hat sich verändert und diese Entwick-    Onkel, Tante, Freunde und selbstverständlich als
dern inmitten der vielen Männer, mit denen ich       lung wird weitergehen. Für viele von uns sind        Handwerksorganisation. Und wir können, nein
im Berufsalltag zu tun habe.                         diese Veränderungen mittlerweile selbstverständ-     wir müssen Mädchen und junge Frauen dabei
                                                     lich. Es muss uns jetzt aber auch gelingen, diesen   unterstützen, ihren Weg zu gehen, wenn sie ihre
War für Sie persönlich ein Beruf im Hand-            gesellschaftlichen Entwicklungsprozess auf das       berufliche Zukunft im Handwerk sehen.
werk vorstellbar?                                    Thema „Ausbildung“ herunterzubrechen.
Das war eigentlich nie so ein richtiges Thema.                                                            Wenn eine gute Fee das Rad der Zeit zu-
Ich habe als sogenanntes „Arbeiterkind“ Abi-         Wie lange wird es noch dauern, die Vor-              rückdrehen und Ihnen einen Berufswunsch
tur gemacht. Das war in den 70er Jahren nicht        urteile aus den Köpfen von Eltern und                erfüllen würde, welcher wäre das?
selbstverständlich. Mein Vater musste kriegs-        jungen Frauen herauszubekommen, dass                 Ich würde sie erst einmal fragen, ob ich mir auch
bedingt die Schule abbrechen und ihm war es          das Handwerk, bis auf wenige Berufsbilder,           etwas anderes wünschen darf. Wenn nicht, hät-
wichtig, mir eine gute Schulausbildung zu er-        nichts für Frauen sei?                               te ich ein Problem. Ich bin nämlich mit meiner
möglichen. Na ja, damit waren die Weichen            Gegenfrage: Welche wenigen Berufsbilder sind         Berufswahl und mit dem, was sich so daraus ent-
gestellt und ich bin ihm dafür auch heute noch       nichts für Frauen? Alle Handwerksberufe kön-         wickelt hat, vollauf zufrieden.                ■
dankbar.

Sie haben selbst zwei Töchter. Interessieren
sie sich für das Handwerk?
Ich denke schon. Ihr Vater ist selbst Handwerks-
meister und bei uns zu Hause wurde immer
irgendetwas gewerkelt. Sie sind damit groß ge-
worden und fanden es immer, na ja fast immer,
spannend, wenn sie helfen konnten.
Beruflich haben sie dann aber doch einen an-
deren Weg eingeschlagen. Aber ich war doch
etwas überrascht, als mir meine Älteste vor kur-
zem gesagt hat, dass sie, wenn sie noch einmal
entscheiden könnte, eine Schreinerlehre begin-
nen würde. Vielleicht ändert sie ja noch mal die
Richtung; heutzutage ist vieles möglich und bei
meiner Tochter nichts unmöglich. Mein Sohn,
den ich unbedingt erwähnen muss, sonst gibt´s
Ärger, hat eine handwerkliche Ausbildung ge-
macht und mittlerweile die Meisterprüfung ab-
gelegt. Man sieht, auch bei der Familie Leipold
ist es nicht viel anders gelaufen als in den meis-
ten Familien. Bisher haben wir noch keinen Bei-
trag geleistet, den Anteil von Frauen im Hand-
werk zu erhöhen.

                                                                                                                                                                   5
Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk

„Das Handwerk hat jungen

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Frauen viel zu bieten“
R
        egina Blum betreut im Unternehmen            insgesamt 16 Gesellen im Einsatz.
        gleich mehrere Funktionen in Perso-          Ob junge Frauen es im Handwerk schwerer ha-
        nalunion: Prokuristin, kaufmännische         ben, das verneint Regina Blum – eigentlich.
Leiterin, Lohnbuchhalterin, Controllerin und         „Grundsätzlich haben sie es nicht schwerer. Wem                          Regina Blum,
Personalmanagerin - diese Aufgabenvielfalt ist       der Beruf Spaß macht, wer selbstbewusst auftritt,            Prokuristin Fußboden Blum, Kalbach
in insgesamt 30 Jahren gewachsen. Regina Blum        wird ganz sicher von den Männern akzeptiert.“
arbeitet Seite an Seite und gemeinsam mit ihrem      Oftmals seien es wohl eher die Eltern, die ihren     kreativ, der Kontakt zu den Kunden, viele ver-
Mann und ihrem Sohn in ihrem Unternehmen             Töchtern von einem Beruf im Handwerk abraten.        schiedene Orte, viele unterschiedliche Aufträge -
„Fußboden Blum“ in Kalbach. Die Besetzung            „Dabei geht es doch heutzutage gar nicht mehr        das ist ohne Frage sehr abwechslungsreich.“ Übri-
von weiblichen und männlichen Mitarbeitern ist       um die schwere körperliche Arbeit, Hilfsmittel       gens: Auch der Verdienst kann sich sehen lassen.
ganz unterschiedlich und vielleicht sogar typisch:   sind genügend vorhanden.“ Ihre Empfehlung            Wenngleich Regina Blum keine Zahlen nennt:
In der Verwaltung sind vier Frauen, davon eine       an Schülerinnen: „Wer sich noch nicht für einen      „Im Handwerk wird mehr als in manchen ande-
Auszubildende, und zwei Männer tätig. Und im         Beruf entscheiden kann, soll einfach einmal ein      ren Berufen verdient und grundsätzlich ist eine
handwerklichen Bereich sind fünf Auszubilden-        Praktikum absolvieren. Nicht jedem liegt der         Steigerung immer möglich, gerade wenn entspre-
de, davon eine junge Frau als Parkettlegerin und     Bürojob. Und das Handwerk ist vielseitig und         chende Weiterbildungen absolviert werden.“ ■

Frauen müssen oft Fähigkeiten

                                                                                                                                                         Foto: Desoi
unter Beweis stellen
Wie gestaltet sich die Frauen- bzw. Männer-          fert. In beiden Branchen, Metallverarbeitung und
quote in Ihrem Unternehmen hinsichtlich              Baubereich, ist der Männeranteil sehr hoch.
Auszubildende und Mitarbeiter?                       Wenn Frauen hauptsächlich mit Männern zu tun
Wir beschäftigen in unserem Unternehmen rund         haben, muss „Frau“ oft erst einmal mehr bewei-                           Regina Desoi,
100 Mitarbeiter, davon 30 Prozent im kaufmän-        sen als ihre männlichen Kollegen, dass „sie“ etwas          Geschäftsführerin Desoi GmbH, Kalbach
nischen Bereich und 70 Prozent im gewerblich/        kann, auch über die fachliche Ausbildung hinaus.
technischen Bereich. Von der Gesamtzahl der          Ich habe bei Besprechungen die Erfahrung ge-         Und als Handwerker kann man vieles im privaten
Beschäftigten sind etwas mehr als die Hälfte         macht, dass mancher Mann meine Ideen und Ein-        Bereich selbst machen (z. B. Reparaturen oder
Frauen. 14 Mitarbeiter sind noch in Ausbildung,      wände überhört oder abtut, ohne darüber nachzu-      eigener Hausbau), dabei helfen oft die erlernten
davon sind ca. zwei Drittel männlich.                denken. Dann hilft nur: Gas geben und beweisen,      Kenntnisse aus dem Berufsleben. Mit wachsender
                                                     dass Dinge möglich sind. Generell hatte ich in der   Fachkenntnis wächst auch das Gehalt. Aus rund
Haben es Frauen aus Ihrer langjährigen Er-           Vergangenheit wenig Probleme mit der Akzeptanz       30 Jahren im Beruf weiß ich: „Man lernt jeden
fahrung heraus im Handwerk grundsätzlich             im Beruf. Auch Frauen bei uns in der Verarbeitung    Tag etwas dazu“. Außerdem bietet das Handwerk
schwerer?                                            haben mir bestätigt, dass sie von den Männern in     viele Weiterbildungsmöglichkeiten an: Man kann
Ich denke ja. Die jüngere Generation lebt nicht      unserem Betrieb akzeptiert und geschätzt werden:     sich, auch neben der Beschäftigung im Betrieb, in
mehr so stark die Geschlechterrolle wie noch vor-    „Man muss aber schon was können!“, sagte mir         Abendschule fortbilden: Zum Techniker, Meister
herige Generationen. Aber nach wie vor sind Frau-    eine Kollegin.                                       oder mit einem dualen Studium oder einem Stu-
en meist diejenigen, die wegen der Familienpla-                                                           dium nebenher zum Bachelor oder Master.
nung von einer Karriere im Beruf absehen. Diese      „Im Handwerk lässt sich doch kein Geld
Frauen suchen dann eine Teilzeitbeschäftigung ne-    verdienen!“ Stimmt diese Aussage oder                Was können Sie jungen Frauen empfehlen,
ben der Familie und das ist in vielen Handwerks-     ist es ein Vorurteil, das gerade bei jungen          die ihrer Berufswahl noch unschlüssig
berufen ein Problem. Insbesondere, wenn man als      Leuten verbreitet ist?                               gegenüberstehen? Wann ist eine Orientie-
Mitarbeiter auf Dienstreisen oder Montage gehen      Es kommt hier immer auf die Qualifikation der        rung in Richtung Handwerk sinnvoll?
soll. Es kommt natürlich darauf an, in welchem       Person an. Ungelernte Kräfte erhalten überall        Für die Arbeit im Maschinenbaubereich benötigt
Bereich des Handwerks man arbeitet. Ich arbeite      nicht viel. Bei einer Karriere im Handwerk be-       man handwerkliches Geschick, etwas technisches
in einem metallverarbeitenden Betrieb, der außer-    ginnt man in der Regel als Auszubildender und        Verständnis und mathematische Schulkenntnis-
dem als Hersteller Produkte an die Baubranche lie-   hat dabei schon früh sein selbst verdientes Geld.    se. Kenntnisse, die eine Frau ebenso haben kann

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk
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wie ein Mann. Handwerkliches Geschick und              „Wie gehe ich Sachen an? Verstehe ich die Ab-         schen Bereich und schaut, ob ihr für diese Arbeit
technisches Verständnis heißt nicht, dass man          läufe und Zusammenhänge? Wie strukturiere ich         Talent habt und ob sie euch gefällt.“
Maschinen zerlegen oder zusammenbauen muss.            Arbeitsabläufe?“. Hier könnten bei vielen Per-
Das lernt man in der Lehre! Handwerkliches Ge-         sonen verborgene Talente schlummern, die bei          Woran liegt es, dass das Handwerk immer
schick wird ebenso gebraucht beim Möbelaufbau,         einer Ausbildung im Handwerk gefördert und            noch (fast) ausschließlich als Männerdomä-
bei der Fahrradreparatur, beim Basteln, Malen,         ausgebaut würden. Wichtig ist ebenso, dass man        ne wahrgenommen wird?
Nähen und auch beim Musizieren. Technisches            das Material mag, mit dem man arbeiten will. Ich      Nach wie vor gibt es mehr Männer als Frauen im
Verständnis ist ebenso im Alltag zu finden: z. B.      empfehle jungen Frauen und auch ihren männli-         Handwerk. Auch bei uns bewerben sich selten Frau-
beim Möbelaufbau, beim Einrichten des Handys.          chen Kollegen: „Macht ein Praktikum im techni-        en für technische Berufe! Das finde ich schade! ■

Frauen müssen ihr Können

                                                                                                                                                              Foto: Ommert
immer unter Beweis stellen
S
      ie ist einfach für alles zuständig – so jeden-   lich nur eine junge Frau wirklich interessiert,
      falls drückt es Tanja Ommert-Dentel als          sie war auch sehr gut, hat sich dann aber doch
      geschäftsführende Gesellschafterin des           für ein Studium entschieden.“ Was früher der
                                                                                                                           Tanja Ommert-Dentel,
Unternehmens expert Ommert GmbH & Co. KG               Radio- und Fernsehtechniker war, ist heute der         Geschäftsführende Gesellschafterin expert Ommert
in Petersberg aus.                                     Beruf des Informationselektrikers „…und das in-
Hauptsächlich sind trotz des vielseitigen Ein-         teressiert offensichtlich die jungen Frauen nicht.“   Platz finden möchten, bezweifelt sie. „Ich habe
satzes ihre Tätigkeiten die Buchhaltung und der        Dass Frauen mehr als ihre männlichen Kollegen         schon sehr häufig gehört, dass sich Schülerinnen
Verkauf. „Hier bei uns muss eigentlich jeder alles     leisten müssen, um anerkannt zu sein, davon ist       nicht für diese Berufe interessieren.“ Und darü-
können und jeder alles machen.“ Für die Unter-         Tanja Ommert-Dentel überzeugt. „Das erlebe ich        ber hinaus: „Junge Frauen müssen auf jeden Fall
nehmerin ist das eine Selbstverständlichkeit, „ich     hier bei uns im Geschäft häufiger. Wir haben drei     taff sein und ein gesundes Selbstbewusstsein ha-
bin hier im Geschäft meines Vaters groß gewor-         Männer im Verkauf, ihnen wird die fachkundige         ben. Auf jeden Fall sollten sie ruhig einmal in die
den.“ expert Ommert beschäftigt insgesamt 13           Beratung viel eher zugetraut als den Frauen. Ja,      Berufe hineinschnuppern und sich umschauen.“
Mitarbeiter, davon zwei Frauen. Ganz typisch,          sogar der Auszubildende wird eher zu Rate gezo-       Hier, so ist Tanja Ommert-Dentel überzeugt, sei-
oder? „Ja leider sind die Frauen ganz klar in der      gen. Eines ist klar: Das Wissen muss höher sein,      en auch die Haupt- und Realschulen stärker ge-
Unterzahl. Es sind auch nur sehr wenige Frau-          Frauen müssen mehr leisten, um Anerkennung            fragt. „Es wäre ideal, wenn die Schulen intensiv
en, die sich für unser Handwerk interessieren          zu erhalten.“ Dass dennoch mehr Frauen in der         auf die vielfältigen Möglichkeiten von Praktika
und sich bei uns bewerben. Bisher war eigent-          „typischen Männerdomäne Handwerk“ ihren               im Handwerk aufmerksam machen könnten.“ ■

2 589 Handwerksbetriebe im
Kammerbezirk Kassel von Frauen geführt
Ende 2019 im Landkreis 543 Betriebe unter weiblicher „Regie“

D
         ie Zahl der in die Handwerksrollen und        konstatieren. Die Mehrheit der Betriebe mit weib-     Prozent) sehr hoch. Im Fotografenhandwerk waren
         -verzeichnisse eingetragenen Betriebe, die    lichen Inhabern weist das Friseurhandwerk (75,4       es 46 Prozent - mit wachsender Tendenz. Übrigens:
         von Inhaberinnen geführt wurden, ist er-      Prozent) auf. Überdurchschnittlich hoch war dieser    805 Kosmetikerbetriebe hatten weibliche Inhaber,
freulicherweise gegenüber dem Vorjahreszeitraum        Anteil ansonsten lediglich im Konditor- (41,4 Pro-    was einem Anteil von 92,6 Prozent an allen Betrie-
angestiegen. Zum 31.12.2019 gab es 2 589 Hand-         zent), Augenoptiker- (15,6 Prozent) und Hörakus-      ben in diesem Gewerk entsprach. Hohe Anteile von
werksbetriebe (15,5 Prozent), die von Inhaberinnen     tikerhandwerk (14,5 Prozent). In allen anderen Ge-    weiblich geführten Handwerksbetrieben fanden sich
geführt wurden. Das ist eine Zunahme um 466 Be-        werken waren weibliche Inhaber noch deutlicher        auch in den Gewerken Änderungsschneider, Thea-
triebe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beim        unterrepräsentiert. Daneben war der Anteil der        terkostümnäher und Dekorationsnäher.
Vergleich der Anteile weiblich geführter Betriebe      weiblichen Betriebsinhaber im Maßschneiderhand-       Übrigens: 2 835 Betriebe waren im Landkreis Fulda
mit der Gesamtzahl der Betriebe sind große Unter-      werk (87,2 Prozent) sowie im Textilgestalterhand-     zum 31.12.2019 insgesamt von Inhabern geführt,
schiede zwischen den Anlagen und Gewerken zu           werk (79,2 Prozent) und im Keramikerhandwerk (64      davon 543 Betriebe unter weiblicher Leitung. ■

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Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk
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Mit Biss und Durchsetzungsvermögen
den Beruf meistern
Gesellschafterin der Helfrich Bauelemente GmbH & Co.KG: Lena Lutter

N
         ach ihrem Realschul-Abschluss 2010
         absolvierte Lena Lutter ihre Zimmerer-
         ausbildung im elterlichen Betrieb „Helf-
rich Bauelemente GmbH & Co. KG“ in Peters-
berg.
Von Februar 2014 bis Januar 2015 folgte die
Zimmermeisterschule, Ende Januar 2015 die
Meisterprüfung. Und damit war es noch lange
nicht genug, denn von Februar 2015 bis Juni
2015 besuchte die engagierte junge Frau die
Dachdeckermeisterschule und legte mit Bra-
vour Mitte Juni die Dachdeckermeisterprüfung
ab. Mit all diesen Fähigkeiten und entsprechen-
den Meisterbriefen ist sie seit Juli 2015 Gesell-
schafterin der Helfrich Bauelemente GmbH &
Co.KG.
„Mein Berufswunsch ist durch das große Inte-
resse an handwerklicher Tätigkeit entstanden.
Ich habe schon immer gerne geschraubt, ge-
bastelt und getüftelt. Zusammen mit meinen
beiden Brüdern habe ich gerne gebaut. Mein          „Ich habe schon immer gerne geschraubt, gebastelt und getüftelt.“
Vater ist selbst Zimmermeister und hat uns
Kinder schon früh mit auf die Baustellen ge-

                                                    H
nommen, um zuzuschauen und mitzuhelfen.                                                                       verstehen die Männer immer besser, dass auch
Er hat uns auch in der Werkstatt walten lassen.         eute verstehen die                                    Frauen handwerklich was draufhaben und ge-

                                                        Männer immer                                          ben uns eine Chance.“ Mittlerweile ist sie Mut-
                                                                                                              ter einer kleinen Tochter und arbeitet weiter im
                                                     besser, dass auch                                        Betrieb. „Das ist nicht immer leicht, aber mit
                                                                                                              etwas Unterstützung geht auch das. Mein Tä-
                                                     Frauen handwerklich                                      tigkeitsfeld hat sich in den letzten zwei Jahren
                                                                                                              gewandelt, von draußen nach drinnen. Ich bin
                                                     was draufhaben und                                       heute hauptsächlich in der Planung und Kalku-
                                                                                                              lation tätig.“
                                                     geben uns eine Chance.                                   Und natürlich darf die Frage nicht fehlen, was
                                                                                                              denn am Beruf am meisten Freude bereitet?
                                                                                                              „Der doch recht abwechslungsreiche Tag mit
                                                                                                              vielen Überraschungen, die ein Altbauprojekt
                                                    Ich habe während der Schulzeit ein Praktikum              – in diesem Feld sind wir überwiegend tätig –
                                                    in einer Schreinerei gemacht, doch das war für            mit sich bringt, immer wieder eine Lösung zu
                                                    mich nicht so optimal, weil der Schreiner sehr            finden und mit dem Kunden im Kontakt zu
                                                    viel in Räumen arbeitet. Als Zimmerer ist man             stehen. Empfehlen kann ich diesen Beruf allen
                                                    draußen an der frischen Luft und arbeitet viel            jungen Leuten, die gerne schrauben und tüfteln,
                                                    im Team, das hat mir Spaß gemacht.“                       die Spaß an Mathematik und ein gutes räum-
                                                    Auf die Frage, ob Frauen im Handwerk und                  liches Vorstellungsvermögen haben.“ Und für
                                                    Karriere zusammenpassen, lautet die Antwort               Lena Lutter ist eines gewiss, „Ich habe Spaß da-
                                                    eindeutig: „Klar, das geht, mit etwas Biss und            ran, denn der Beruf bedeutet nicht nur auf der
                                                    Durchsetzungsvermögen zwischen den vielen                 Baustelle zu arbeiten, sondern mit etwas Enga-
                                                    Männern.“ Dennoch räumt Lena Lutter ein,                  gement zur Weiterbildung auch eine Führungs-
Ganz in ihrem Element: Lena Lutter.                 dass es nicht immer leicht gewesen sei. „Heute            position einnehmen zu können.“                 ■

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Digitalisierung
                                                                                                           xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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Krise als Chance nutzen

                                                                                                                                                     Foto: RKW
Digitalisierungsberatung des RKW Hessen

D
          igitalisierung ist in Zeiten der Coro-     Hessen, der Digitalisierung ihres Betriebs mit-
          na-Krise so wichtig und so präsent wie     hilfe von Experten auf die Sprünge zu helfen. Je
          noch nie. Digitales Arbeiten und digita-   nach Themenschwerpunkt stellt das RKW Hessen                        Thomas Fabich
le Sichtbarkeit sind in diesen Monaten die gro-      dem Unternehmen unterschiedliche Experten
ßen Schlagworte. Gerade die kleinen und mittel-      aus seinem BeraterInnennetzwerk zur Seite und      landschaft, Digitalisierung des Marketings bzw.
ständischen Unternehmen müssen im digitalen          übernimmt die Antragstellung für die Fördermit-    Vertriebs oder auch Gewährleistung der IT-Si-
Wandel aufholen, um ihre Produktivität anzuhe-       tel. Beratungsprojekte können bis zu zehn Tage-    cherheit. In den letzten Monaten erlangt das Be-
ben und vor allem wettbewerbsfähig zu bleiben.       werke vom Land Hessen und der EU bezuschusst       ratungsthema digitales Arbeiten mit allen seinen
Hier hilft die geförderte Digitalisierungsberatung   werden, max. 6.500 Euro bzw. 50% des Berater-      Fragestellungen eine immer größere Bedeutung.
des RKW Hessen.                                      honorars.                                          Weitere Informationen erhalten Sie bei Thomas
Eine geförderte Digitalisierungsberatung über        Mögliche Themenschwerpunkte der Digitali-          Fabich, Leiter Büro Kassel des RKW Hessen,
das RKW Hessen ist eine attraktive Möglichkeit       sierungsberatung sind Entwicklung digitaler        unter t.fabich@rkw-hessen.de oder Tel. 05 61 /
für kleine und mittelständische Unternehmen in       Geschäftsmodelle, Digitalisierung der Prozess-     9 30 99-92.                                   ■

Das neue Förderprogramm „Digital jetzt“
Attraktive Finanzspritze für Betriebe

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          as neue Förderprogramm „Digital jetzt      ge Know-how, um Digitalisierungsmaßnahmen          vestitionen in die IT-Sicherheit innerhalb der
          – Investitionsförderung für KMU“           anzustoßen und langfristig Nutzen aus den          Module 1 und / oder 2 ist eine erhöhte Förder-
          unterstützt KMU durch Zuschüsse bei        durchgeführten Digitalisierungsmaßnahmen zu        quote (+ 5 Prozentpunkte) vorgesehen. Darüber
Investitionen in digitale Technologien sowie         ziehen.                                            hinaus gilt eine erhöhte Förderquote auch für be-
Investitionen in die Qualifizierung ihrer Mit-       Voraussetzung für die Förderung in einem der       stehende Wertschöpfungsketten und -netzwerke
arbeiter zur Digitalisierung. Die Förderung          Module ist die Vorlage eines Digitalisierungs-     sowie für Unternehmen aus strukturschwachen
können rechtlich selbstständige Unternehmen          plans. In diesem ist das geplante Digitalisie-     Regionen.
der gewerblichen Wirtschaft einschließlich des       rungsvorhaben zu beschreiben, die gewünschten      Die Untergrenze für die beantragte Fördersum-
Handwerks beantragen, die zum Zeitpunkt der          Synergieeffekte zwischen IT-Anwendungen in         me beträgt 17.000 Euro im Modul 1 sowie bei
Antragsstellung zwischen 3 und 499 Mitarbeiter       unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens       kumulativer Inanspruchnahme der Module 1
beschäftigen. Das Programm besteht aus zwei          hervorzuheben sowie Art und Anzahl der Quali-      und 2. Für das Modul 2 beträgt die Untergrenze
Modulen. Das Modul 1 „Investitionen in digi-         fizierungsmaßnahmen zu erläutern.                  3.000 Euro.
tale Technologien“ unterstützt Investitionen in      Die maximalen Förderquoten sind nach Unter-        Weitere Informationen erhalten Sie über Heiko
Soft- und Hardware. Das Modul 2 „Investitio-         nehmensgröße gestaffelt und liegen bis zum         Brock, Digitalisierungsberater der Handwerks-
nen in die Qualifizierung von Mitarbeitenden“        30.06.2021 zwischen 50 und 40 Prozent, ab dem      kammer Kassel, heiko.brock@hwk-kassel.de Tel.:
vermittelt Mitarbeitern in KMU das notwendi-         01.07.2021 zwischen 40 und 30 Prozent. Für In-     0561-7888186                                   ■

                                                                                                                                                                 9
TITELTHEMA: Digitalisierung
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Auf dem Weg in die

                                                                                                                                                              Foto: Döppner
digitale Zukunft
Heiko Brock unterstützt Döppner Bauelemente

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                                                                                                                            Christoph Döppner
          igitalisierung ist in aller Munde. In aller   der Theorie waren uns die vielfältigen Möglich-            Döppner Bauelemente GmbH & Co. KG
          Munde ja, aber wie sieht die Realität aus?    keiten bewusst, nur die praktische Umsetzung war
          Das papierlose Büro, ein stets aufgeräum-     noch von Fragezeichen begleitet.“ Ein Anruf bei      Art Cloud.“ Noch nicht ganz ein Jahr läuft jetzt
ter Schreibtisch, Zeiterfassung, Terminvereinba-        der Kreishandwerkerschaft Fulda setzte den Start-    dieser Prozess - der Countdown kann beginnen.
rung oder Online-Checklisten - der Traum vieler         schuss, denn das Team konnte einen, wie Chris-       Das Unternehmen steht sozusagen in den Startlö-
Unternehmen. Aber was bedeutet Digitalisierung          toph Döppner erläuterte, ja den entscheidenden       chern und muss sich dennoch gedulden. „Wir ha-
tatsächlich und insbesondere für das Handwerk?          Kontakt zu einem Experten der Digitalisierung        ben über das Land Hessen einen Digitalisierungs-
Ohne Frage steht das Handwerk am Beginn einer           herstellen: Heiko Brock, Digitalisierungsberater     zuschuss beantragt, auch hier hat Herr Brock uns
umfassenden Prozessdigitalisierung. Sicher ist,         der Handwerkskammer Kassel, kurz HWK. „Die-          unterstützt, und über diesen Antrag wurde noch
dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist und          ser Kontakt hat uns nach vorne gebracht, denn        nicht abschließend entschieden. Ein Zuschuss
alle Handwerksbetriebe - egal welche Branche -          Herr Brock hat uns auf dem Weg in die Digitali-      wird allerdings nur dann gewährt, wenn der Digi-
erfassen wird. Manche Unternehmen stehen noch           sierung entscheidend begleitet.“ Angefangen von      talisierungsprozess noch nicht in die Umsetzung
ganz am Anfang, andere sind bereits mitten im           einer umfassenden Wunschliste, was das Unter-        gegangen ist. Daher müssen wir noch abwarten.“
Umgestaltungsprozess. So beispielsweise das Un-         nehmen eigentlich durch die Digitalisierung errei-   Heiko Brock steht bis zum heutigen Tag bera-
ternehmen Döppner Bauelemente GmbH & Co.                chen möchte, bis hin zur Auswahl der Hard- und       tend zur Seite und hat bereits signalisiert, dass er
KG aus Großenlüder. „Schon seit längerer Zeit ha-       Software und der Suche nach einem geeigneten         das Unternehmen auch in der Umsetzungspha-
ben wir uns vorgenommen, unsere gesamten Pro-           Software-Partner, dem Preisvergleich - alles wur-    se nicht sich selbst überlassen wird. Christoph
zesse zu vereinfachen, diese riesigen Papierberge       de im Schulterschluss mit dem Digitalisierungs-      Döppner: „Was wir uns vorgenommen haben,
einzudämmen, Abläufe zu vereinfachen, Voraus-           experten umgesetzt. „Eigentlich habe ich unser       ist eine Riesen-Nummer, dazu kommen Coro-
setzung für Homeoffice zu schaffen und den Zu-          Unternehmen schon als einen fortschrittlichen        na und die Tatsache, dass wir in dieser Zeit von
griff auf Daten direkt von der Baustelle aus zu ge-     Handwerksbetrieb 2.0 eingeschätzt, aber dennoch      Anfragen beinahe überrollt wurden. Ich bin mir
währleisten - überhaupt Transparenz zu schaffen.“       sind wir mit unseren Betriebsabläufen immer hin-     sicher, dass es einen perfekten Start zum Einstieg
Christoph und Bernd Döppner und deren Team              terhergelaufen. Gemeinsam mit Herrn Brock sind       in die Digitalisierung wahrscheinlich in keinem
haben zahlreiche Möglichkeiten und Chancen              wir jetzt erst richtig eingestiegen.“                Unternehmen gibt, jeder muss ja den ganz nor-
gesehen, das Unternehmen durch die Digitalisie-         Natürlich ist die Datensicherheit ein großes The-    malen Arbeitsalltag zusätzlich bewältigen - aber
rung in die Zukunft zu führen, doch wie sollte das      ma, auch hier wurde intensiv beraten. „Wir ha-       mit dem Experten Heiko Brock an unserer Seite
konkret funktionieren, womit anfangen? Dazu er-         ben eine sehr gute Lösung gefunden und werden        bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den Einstieg
läutert Geschäftsführer Christoph Döppner: „In          unsere Daten absolut sicher auslagern in einer       sehr gut bewältigen werden.“                      ■

            Dr. Gebhardt + Moritz

           Steuerberatung
            Wirtschaftsprüfung
           Rechtsberatung
                                              Ihr Partner für                                                                Tätigkeitsbereiche:
            Wirtschaftsberatung               Steuer – Wirtschaft – Recht                                                      Digitale Finanzbuchhaltung
           Belegdepot                                                                                                          DATEV, Offene-Posten-
                                                                                                                               Buchhaltung,
                                                                                                                               Anlagenbuchhaltung,
                                                                                                                               elektronischer Zahlungs-
                                                                                                                               verkehr und Mahnwesen
                                                                                                                               Digitale Lohn- und
     G+M Belegdepot                           Als Steuerberater sind für Sie da:                                               Gehaltsabrechnungen
     Steuerberatungsgesellschaft mbH                                                                                           mit allen steuer-
     Heinrichstrasse 17 / 19
                                                 Dipl.-Kfm. Dr. Christian Gebhardt                                             und sozialversicherungs-
     36037 Fulda                                                                                                               rechtlichen Meldungen,
                                                 Dipl.-Kfm. Frank Moritz                                                       Bescheinigungen und
     Telefon +49 661 9779-800
     Telefax +49 661 9779-822                    Dipl.-Kfm. Volker Hans                                                        Anträgen
     Info@gm-belegdepot.de                                                                                                     Digitales Beleg- und
     www.gebhardt-moritz.de                      Dipl.-Betriebswirt Sascha Hartmann                                            Lohnarchiv

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Digitalisierung
                                                                                                               xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
                                                                                                        TITELTHEMA:

„Handwerksbetriebe

                                                                                                                                                          Foto: HKW
haben Wichtigkeit erkannt“
Interview mit Heiko Brock zu Digitalisierung

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                                                                                                                               Heiko Brock
       eit rund 30 Jahren beschäftigt sich Heiko       In den letzten rund zwei Jahren ist ein deutlicher               Digitalisierungsberater der
       Brock mit den großen Themen der IT und          Zuwachs an Nachfragen festzustellen, so dass es                  Handwerkskammer Kassel
       ist seit rund zweieinhalb Jahren Digitalisie-   derzeit zu Wartezeiten kommt. Das ist einerseits
rungsberater der Handwerkskammer Kassel. Da-           dem Thema geschuldet, andererseits hat es auch
rüber hinaus steht er für Betriebsberatungen und       gedauert, bis dieses Angebot der HWK Kassel in
Unternehmensführung zur Verfügung. Eigent-             der Breite bekannt wurde.
lich ist es leicht zu erklären, dass die Nachfrage
nach Beratung kontinuierlich wächst, denn Digi-        Wie lange dauert durchschnittlich die Be-            Sind Sie mit der Resonanz auf Ihr Angebot
talisierung ist in aller Munde. Aber was bedeutet      ratungsphase vom ersten Gespräch bis hin             der Digitalisierungsberatung zufrieden und
das eigentlich genau, wie aufwändig ist es, einen      zur Umsetzung?                                       entspricht diese Quote der modernen Aus-
Handwerksbetrieb auf dem Weg in die Digitali-          Die Dauer der Beratungsphase hängt definitiv         richtung von Handwerksbetrieben in die
sierung zu begleiten? Im Interview gibt der IT-        vom Themenbereich ab. Die telefonische Bera-         Zukunft, also in die Digitalisierung?
Experte darauf Antworten.                              tung zum IT-Datenschutz ist von einem ande-          Mit der Resonanz sind die Kammer und ich de-
                                                       ren „Kaliber“ als beispielsweise die Einführung      finitiv sehr zufrieden. Sie zeigt, dass die Hand-
        Wie viele Handwerksbetriebe neh-               eines komplexen Warenwirtschaftssystems. Da-         werksbetriebe die Wichtigkeit des Themas er-
        men durchschnittlich pro Jahr Ihre             mit Großprojekte nicht meine komplette Zeit in       kannt haben und sich entsprechend aufstellen.
        Beratung in Anspruch?                          Anspruch nehmen, ist es vom Fördermittelge-          Hinzufügen möchte ich noch, dass es nicht nur
Das lässt sich schwer quantifizieren, denn             ber so geregelt, dass ich maximal eine gewisse       um die Digitalisierung im Allgemeinen geht,
manchmal reicht schon ein längeres Telefonge-          Anzahl Beratertage für einen Betrieb aufbrin-        sondern dass gerade auch die Datensicherheit
spräch, manchmal dagegen sind es mehrere Tage,         gen kann. Somit profitieren eben auch kleinere       eine sehr wichtige Komponente ist und das steht
die dann über einen längeren Zeitraum abgeru-          und mittlere Projekte von meinem Knowhow             für die Handwerksbetriebe oftmals noch nicht
fen werden. Ich möchte es gerne so ausdrücken:         und meiner Erfahrung.                                im Fokus.                                      ■

Digitalisierungsbedarf ist groß
Digitale Technologien und Know-how entscheiden in der heutigen Arbeits- und
Wirtschaftswelt über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen

D
          amit der Mittelstand die wirtschaft-         wirtschaftliche Chancen. Zudem ermöglichen           Um mittelständischen Betrieben die Umset-
          lichen Potenziale der Digitalisierung        digitale Technologien neue Geschäftsmodelle,         zung der Digitalisierung zu erleichtern, bie-
          ausschöpfen kann, unterstützt das            intelligente Arbeits- und Produktionsprozesse,       tet das neue Förderprogramm „Digital Jetzt
Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-             eine effektivere Kundengewinnung und eine            – Investitionsförderung für KMU“ finanzielle
gie (BMWi) kleine und mittlere Unternehmen             bessere Vernetzung, zum Beispiel mit Liefe-          Zuschüsse, um entsprechende Investitionen
(KMU) mit dem Programm „Digital Jetzt – In-            ranten. Digitale Kompetenzen und digital ge-         in kleinen und mittleren Unternehmen – ein-
vestitionsförderung für KMU“. Das Programm             schulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind        schließlich Handwerksbetriebe und freie Beru-
bietet finanzielle Zuschüsse und soll Firmen           deshalb ein entscheidender Faktor für wirt-          fe – anzuregen. Zuschüsse gibt es bei:
dazu anregen, mehr in digitale Technologien            schaftlichen Erfolg. Dennoch zeigen aktuelle         ■ Investitionen in digitale Technologien
sowie in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten        Studien, dass es in vielen Unternehmen noch              sowie
zu investieren.                                        großen Digitalisierungsbedarf gibt. So fehlt im      ■ Investitionen in die Qualifizierung der Be-
Immer mehr mittelständische Unternehmen                Bereich der IT-Sicherheit oft noch das nötige            schäftigten zu Digitalthemen.
erkennen: Die Digitalisierung eröffnet neue            Bewusstsein für die Abwehr von Risiken.                                                            ■

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TITELTHEMA: Digitalisierung
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Netzwerk Q 4.0
geht mit kostenfreien Schulungen für Ausbilderinnen und Ausbilder an den Start

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          ie Digitalisierung führt zu veränderten Anforderungen an alle Fach-   Schulungen für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder zu den folgen-
          kräfte von morgen. Aufgaben werden komplexer, Kundenbeziehun-         den Themen angeboten:
          gen individueller und zahlreiche Vorgänge z.B. in der Produktion,
                                                                                SAFETY FIRST: IT-Sicherheit und Datenschutz in der Ausbildung
Verwaltung und im Vertrieb werden untereinander vernetzt.
                                                                                Dieser Workshop gibt Ihnen einen Einblick in die Welt der Datensicher-
Um den Anforderungen auch in der Ausbildung im Handwerk gerecht zu
                                                                                heit und des Datenschutzes, so dass Sie gut für die Zukunft gewappnet
werden, benötigen alle Betriebe Ausbilderinnen und Ausbilder, welche die be-
                                                                                sind und zudem das gelernte Wissen optimal an Ihre Auszubildenden
nötigten Fachinhalte und Kompetenzen gut an ihre Auszubildenden vermit-
                                                                                weitergeben können. Besonderer Wert wird, neben der Vorstellung von
teln können. Denn es entstehen neben neuen Produktions-, Steuerungs- und
                                                                                Gefahren und Risiken im Netz, vor allem auf einen Praxisbezug mit vie-
Kommunikationssystemen auch neue Lehr- und Lerninhalte und Methoden.
                                                                                len Fallbeispielen gelegt. Dabei schauen wir auch Ihre individuelle Aus-
Das neue Netzwerk Q 4.0 wird getragen von den Bildungswerken der Wirt-
                                                                                bildungssituation an.
schaft und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es
■ unterstützt das Berufsbildungspersonal durch branchenspezifische und         BESSER LERNEN: Digitale Tools und Apps in der Ausbildung
   branchenübergreifende Schulungen, um digitale Fach- und Methoden-            In diesem Workshop erhalten Sie einen Überblick über ausgewählte digitale
   kenntnisse weiterzuentwickeln,                                               Instrumente und Apps für die Ausbildung und probieren diese praktisch aus.
■ bietet regionale Fach- und Informationsveranstaltungen, sog. Runde Ti-       Im Austausch mit anderen Ausbilderinnen und Ausbildern verschaffen Sie sich
   sche, zur Vernetzung von Betrieben mit Bildungsträgern und Akteuren          Klarheit über Nutzen und Aufwand und entwickeln Ideen, wie Sie in Ihrem Be-
   der beruflichen Bildung an,                                                  trieb digitale Tools und Apps gewinnbringend in die Ausbildung integrieren
■ fördert einen optimalen Start für Auszubildende in eine digitale gepräg-     können. Wir begleiten Sie – auch durch individuelle Beratung – bei Ihrer ersten
   te Arbeitswelt,                                                              praktischen Umsetzung.
■ sorgt für gut ausgebildete Fachkräfte in der digitalen Transformation.       Informationen zum Projekt Netzwerk Q 4.0 und den Schulungsthemen und
In Hessen führt das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. das Projekt     Terminen finden Sie unter www.bwhw-forschung.de. In der Region Fulda kön-
„Netzwerk Q 4.0“ in den Regionen Kassel, Gießen/Fulda und Wiesbaden durch.      nen Sie sich auch gerne direkt an Frau Wolff (wolff.eva@bwhw.de, Tel.: 0661 380
In Fulda werden ab September 2020 zwei kostenfreie, jeweils 2-tägige            882-23) wenden.                                                              ■

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