Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut!
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Jahrgang 30 | Ausgabe 3/2020 Das Magazin der Kreishandwerkerschaft Fulda Das Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut! Aktuelles Aus den Innungen Fördermöglichkeiten Handwerk setzt Zahlreiche Gesellen/-innen Beratung & auf Digitalisierung im Handwerk freigesprochen Information
Watt is love. Manche Revolutionen sind laut. Diese ist leise. Der erste rein elektrische Sportback von Audi verbindet elektrisierende Leistung mit bis zu 446 Kilometern Reichweite und vereint eine neu interpretierte coupéhafte Linienführung mit sportivem Auftritt. Ergebnis: pure Emotion - ohne Abstriche. Ein attraktives Leasingangebot für Businesskunden: Audi e-tron Sportback 50 quattro (230 kW / 313 PS, 540 Nm)* mit kostenlosem Audi Wartung- & Inspektionspaket bis zu 48 Monate. * Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 21,9 (NEFZ); CO2-Emissionen kombiniert in g/km: 0; CO2-Effizienzklasse: A+. Allradantrieb, Luftfahrwerk, 19“ Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer, MMI Navigation plus, Geschwindigkeitsregelanlage, Klimaautomatik mit Standklimatisierung, elektrische Heckklappe, Einparkhilfe plus mit Umgebungsanzeige, Audi sound system, Progressivlenkung, u.v.m. Leistung: 230 kW (313 PS) € 379,– Vertragslaufzeit: Jährliche Fahrleistung: 36 Monate 10.000 km Monatliche Leasingrate Monatliche Leasingrate: € 379,– Alle Werte zzgl. MwSt. Audi Wartung & Inspektion monatlich € 0,– Sonderzahlung (=staatliche Umweltprämie): € 5.000,– Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Zzgl. Über- führungskosten und MwSt.. Bonität vorausgesetzt. Das Angebot gilt nur für Kunden, die zum Zeitpunkt der Bestellung bereits sechs Monate als Gewerbetreibender (ohne gültigen Konzern-Großkundenvertrag bzw. die in keinem gültigen Großkundenvertrag bestellberechtigt sind), selbstständiger Freiberufler, selbstständiger Land- und Forstwirt oder Genossenschaft aktiv sind. Vorzeitige Aktionsbeendigung des Audi Wartung- & Inspektionpakets vorbehalten. Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt. Abgebildete Sonderaus- stattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes. Deisenroth & Söhne GmbH & Co. KG Zum Wolfsgraben 13, 36088 Hünfeld Tel.: 0 66 52 / 96 90-0, audi.huenfeld@autohaus-deisenroth.de www.deisenroth-soehne-huenfeld.audi
EDITORIAL Zahlreiche Chancen für Frauen im klassischen Handwerk Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer im Interview D eutsches Handwerk ist Qualitätsarbeit. „Made in Foto pr ick/ Bodtländer Germany“ ist längst zur Eigenmarke geworden und genießt ein hohes Ansehen. Kein Wunder, dass rund 40 Prozent der insgesamt 326 Ausbildungsberufe in Deutsch- land dem Handwerk angehören. Doch der Anteil der jungen Frauen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entschei- den, ist nach wie vor gering. Wer an Handwerk denkt, denkt oft an den Me- chatroniker oder den Gerüstbauer. Wer denkt dagegen an die Maurerin oder die Dachdecke- rin? Das Handwerk scheint eine reine Männer- Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer domäne zu sein, ist dies ein Trugschluss? Sie haben Recht! Die klassischen Handwerksberufe sind in rern, wo ein kreatives Auge gefragt ist, sehe ich immer wieder der allgemeinen Wahrnehmung immer noch viel zu maskulin. tolle Ergebnisse. Und bei den Mechanikern und Mechatroni- Dabei stimmt dies in vielen Fällen gar nicht mehr. Auf reine kern legen junge Damen immer wieder sehr gute Prüfungen Muskelkraft und Ausdauer kommt es in fast allen Berufen gar ab. Sie sehen also, ganz gleich, welches Handwerk - es ist für nicht mehr an. Im Gegenteil, durch die stetig wachsende Di- jeden etwas dabei. Eine Berufswahl im Handwerk garantiert gitalisierung und den Einsatz von hochkomplexen Maschinen den jungen Frauen Abwechslungsreichtum, einen kreativen und Computern ist vielmehr „Köpfchen“ gefragt. Und dort, Anspruch, die Möglichkeit, Problemlösungen zu erarbeiten wo junge Frauen eine Ausbildung in angeblichen „Männer- und hervorragende Aufstiegschancen. berufen“ wie z.B. dem/r Kfz-Mechatroniker/in absolvieren, se- hen wir in der Regel immer sehr gute Prüfungszeugnisse und Wenngleich körperliche Fitness sicherlich noch immer Ausbildungsergebnisse. ein relevanter Faktor ist, stehen heute in den modernen Handwerksberufen auch andere Fähigkeiten im Blick- Im Handwerk arbeiten mehr Männer als Frauen. Zeich- punkt. Wo und wie können Frauen besonders punkten? net sich in den zurückliegenden Jahren eine steigende Ganz eindeutig bei den „Soft Skills“. Auch wenn ich mir damit Tendenz ab, dass Frauen verstärkt den Weg ins Hand- vielleicht den Unmut meiner männlichen Kollegen einhande- werk suchen? le, aber in der Regel ist es so, dass Frauen ein „besseres Gehör“ Das kann man, glaube ich, nicht pauschalisieren. Es gibt Be- bzw. Verständnis für die Wünsche eines Kunden haben. Ich rufe, die sind seit jeher sehr gut von jungen Frauen belegt denke dabei etwa an die ein oder andere Goldschmiedin oder worden, wie z.B. Bäcker- oder Fleischereifachverkäuferinnen Raumausstatterin in unseren Reihen. oder auch im Friseurhandwerk. Bei Maurern, Steinmetzen und Mechatronikern sehen wir immer wieder auch Damen in Was kann die Kreishandwerkerschaft Fulda, was kann der Ausbildung, das aber zu einem geringen Prozentsatz. Ich Schule dazu beitragen, dass das Image des Handwerks würde mich sehr freuen, wenn mehr junge Frauen eine Aus- als „Men‘s-only-Club“ noch stärker bröckelt als bisher? bildung im Handwerk beginnen, denn die Aufstiegschancen Nun, mit der Ausgabe dieses Meisterbriefes haben wir schon ei- sind so gut wie nie und gerade in solchen Zeiten wie jetzt zeigt nen Anfang gemacht, indem wir die Möglichkeiten für Frauen sich, dass das Handwerk eine Krise meistern kann. im Handwerk deutlich herausstellen. Auch in den Schulen sind wir präsent und bieten über unsere neu gestaltete Ausbildungs- Im Lebensmittelhandwerk beispielsweise dominieren platzoffensive direkten Zugang zu den Handwerksberufen. Zu nach wie vor die weiblichen Arbeitskräfte, doch auch gerne hätten wir im Rahmen der trend-messe auch wieder die im typischen Männerhandwerk gibt es exzellente Kar- jungen Menschen an unsere lebenden Werkstätten geholt. Nun, rierechancen für Frauen. Welche Karrieren sollten sich das wird noch ein wenig warten müssen, aber wir werden ganz junge Frauen einmal genauer anschauen? sicher wieder das „Handwerk zum Anfassen“ bieten. Generell kann ich nur empfehlen: „Schaut euch alle Hand- Von den Schulen wünsche ich mir, dass sie eine Karriere im werksberufe an.“ In vielen Berufen habe ich schon hervorra- Handwerk als das erkennen, was sie wirklich ist. Handwerk gende Arbeiten von Frauen gesehen, z.B. bei den Schreinern bedeutet nicht 2.Wahl, sondern ist eine echte und herausfor- und Tischlern. Was für tolle Exponate gab es bei den Ausstel- dernde Alternative zum Studium, mit den gleichen Erfolgs- lungen der Gesellenstücke. Auch bei den Malern und Lackie- und Verdienstchancen. 1
INHALTSVERZEICHNIS Das Handwerk liegt nicht in den Genen, Titelthema sondern im Blut! Frauen im Handwerk Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Titelthema 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Advertorial Titelthema Recht und Steuern Digitalisierung: Das Handwerk auf . . . . . . . . . . . . . . . . 18 dem Vormarsch Aus den Betrieben 22 9 . . . . . . . . . . . . . . . . Nachrichten aus der Region . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Start im März 2021 Advertorial BUNG bildungsmesse, fulda M IU hier werden alle ER UD fragen ausführlich W ST Die Bildungsmesse beantwortet BE Leasing-, Nutz- und AR RIERE K www.bildungs-messe-fulda.de Bildungs-Messe WE NG FE IT U E R B I LD U BE R LU NGSGES Geschäftsfahrzeuge 23 24 en und Vermitteln! ...hilft beim Schaff EL von Ausbildungsplätzen Kongresszentrum PR T VOR S ÄCH Fulda 28./29.03.21 Eintritt US BILDUN . . . . . . . . . . . . . . . . © cre art.de G A frei! hier kann man sich informieren. Aus den Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Aktion „Nebenan ist hier“ KH informiert 38 EINE AK TION UNTER SCHIRMHERRSCHAF T DER AKTION MODERNES HANDWERK E. V. . . . . . . . . . . . . . . . . Marketingservice Nebenan ist hier. In Fulda. für Innungsbetriebe Zum Schluss / 43 Die Wirtschaftsmacht bekommt unser Gesicht. HANDWERK.DE Impressum / Vorschau 44 Mit freundlicher Unterstützung von . . . . . . . . . . . . . . . . Beilagen: ■ Wemag Titelfoto: achteins - büro für textil- und webdesign ■ Stefan Ebert 2
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk Was tun gegen Klischees und Vorurteile? Beim Thema „Frauenanteil“ muss sich das Handwerk nicht verstecken E ines ist gewiss: Viele junge Frauen ent- jungen Frauen immer noch unbeliebt. Dabei wird jetzt ein allgemeiner Anstieg zu verzeichnen. Ga- scheiden sich auch heute noch gegen oftmals vergessen, dass der Beruf zu Stärken und briele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishand- einen typischen „Männerberuf“. Im Fo- Talenten passen muss und nicht zum Geschlecht. werkerschaft Fulda, weist darauf hin, dass auch kus stehen eher die Berufsbilder Friseurin und Doch was tun gegen Klischees und Vorurteile? ein späterer Einstieg möglich ist: „Die Ausbildung Fachverkäuferin, dies sind jedenfalls immer noch Praktika, Betriebsbesichtigungen, Bildungsmes- kann das ganze Jahr über angefangen werden.“ die beliebtesten Berufe bei den weiblichen Aus- sen - die Möglichkeiten sind (eigentlich) vielfäl- Wenn sich junge Frauen für ein Handwerk ent- zubildenden. Dabei gibt es zahlreiche Beispie- tig, doch diese sind durch die Corona-Pandemie scheiden, dann überwiegend Friseur-, Maler- und le, dass Frauen und Technik zusammenpassen. spätestens seit März dieses Jahres ausgefallen. Das Schreinerhandwerk. „Arbeitgeber freuen sich Dennoch ist oftmals das Klischee vorherrschend, ist ohne Frage überaus bedauerlich, ist es doch über die weiblichen Auszubildenden – gerade in in einem Männerberuf muss richtig „angepackt“ gerade der direkte Kontakt zu anderen Auszubil- Zeiten des Fachkräftemangels.“ Und überhaupt: werden. Dabei ist doch klar, dass auch das Hand- denden, zu den potentiellen Kollegen oder auch „Eine Ausbildung im Handwerk ist keinesfalls werk längst in modernen Zeiten angekommen ist dem Unternehmer selbst, der letztendlich Aus- eine Einbahnstraße. Nach der Ausbildung kann - überall werden Hilfsmittel wie Stapler und Krä- schlag für die Berufswahl geben kann. es auf vielen Wegen weitergehen – ob ein Meis- ne eingesetzt. Kraft spielt also keine Rolle mehr. Am 1. August war Ausbildungsstart, wenngleich terabschluss oder ein Studium – alles ist möglich“, Dennoch sind die typischen „Männerberufe“ bei die Bewerbungen zuerst schleppend eintrafen, ist betont Gabriele Leipold. KOMMENTAR „Weder männertypisch noch frauenfeindlich“ „Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut.“ Stimmt; dem Chefsessel. Bei der Bundeswehr betrug der Frauenanteil 2019 nicht das Geschlecht ist entscheidend, sondern die Begeisterung nur rund 12 Prozent. Bei der Polizei ein ähnliches Bild; auch diese und Leidenschaft für einen Beruf. Nicht jeder Beruf ist für jeden der Institution ist fest in Männerhand. Richtige, aber bei der Berufswahl sollte nicht das Geschlecht ent- An dieser Stelle könnte man endlos weitere Beispiele aufführen. scheiden. Was aber letztendlich entscheidend ist, ist die Tatsache, dass der Sicherlich gibt es immer noch diese typischen Männer- und Frauen- immer wieder ins Gespräch gebrachte geringe Frauenanteil im berufe. Aber gibt es die wirklich oder denken wir nur, dass es eben Handwerk ja nun wirklich kein handwerksspezifisches Problem ist. Berufe für Männer und Frauen gibt? So wie es früher hieß „Die Frau Frauen sind in vielen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaft- gehört an den Herd!“? lichen Bereichen unterrepräsentiert. Mit dieser Problematik setzen Handwerk ist weder eine typische Männerdomäne noch kann man sich schon seit Jahrzehnten schlaue Köpfe auseinander; ehrlich Handwerk als frauenfeindlich bezeichnen. gesagt, viel hat sich trotz zahlreicher Studien, Arbeitsgremien und Eine handwerkliche Ausbildung und eine daran anschließende Be- Gesetzen nicht verändert. schäftigung oder auch Selbstständigkeit - dieser Berufsweg steht Man könnte fast den Eindruck bekommen, es sind nicht die Berufs- und stand Frauen schon immer offen. Derzeit sind rund 20 Prozent bilder, die Frauen von bestimmten Tätigkeitsbereichen fernhalten, der Auszubildenden im Handwerk weiblich, ähnlich hoch ist der An- sondern eher festgefahrene Denk- und Verhaltensweisen in Kombi- teil der weiblichen Betriebsinhaber. nation mit Vorurteilen und Desinformation. Ein Frauenanteil von rund einem Fünftel bzw. 20 Prozent findet sich Daran müssen wir alle gemeinsam, und nicht nur das Handwerk, im Handwerk in vielen Bereichen. arbeiten. Wenn es uns gelingt, entsprechende Veränderungsprozesse Klar, wenn man bedenkt, dass in Deutschland sogar mit einem Be- einzuleiten bzw. weiter zu unterstützen, sind wir auf dem richtigen völkerungsanteil von 51,3 Prozent mehr Frauen als Männer leben, Weg. Das Handwerk ist schon unterwegs und hat die richtige Richtung ist hier noch reichlich Luft nach oben. eingeschlagen. Aber mit dieser Frauenquote muss sich das Handwerk nicht ver- Ich möchte mit einem Zitat von unserer Bundesministerin für Fami- stecken. lie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffe, schließen. „Es Wie sieht es denn in anderen Wirtschaftsbereichen oder in der Poli- gibt keine Frauenberufe oder Männerberufe, aber viele Zukunftsbe- tik aus? rufe“. Für sie sind Zukunftsberufe die Berufe, die sichere Zukunfts- Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag liegt aktuell bei knapp perspektiven bieten und für Deutschlands Zukunft wichtig sind. 31 Prozent, ein ähnliches Bild auf den Länderebenen. Nur in etwa Gabriele Leipold, jedem zehnten Landratsamt und auch Rathaus sitzt eine Frau auf Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda 3
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk Auch als Frau Gas geben und Foto: Gies selbstbewusst auftreten S alopp drückt sie es aus „Meine Arbeit be- als Metzger ist ein junger Mann aktiv. Die Ge- trifft alle Bereiche“ und beschreibt: „Ich schäftsfrau bedauert grundsätzlich: „Auszubil- bin im Partyservice dabei, ich arbeite im dende sind Mangelware.“ Monika Gies, Prokuristin und mitarbeitende Büro, im Ladengeschäft und und und. Wie heißt Dass Frauen, insbesondere junge Frauen, es Ehefrau im Familienbetrieb der Fleischerei Gies GmbH es so schön? Ich kämpfe an allen Fronten“, be- schwerer im Handwerk haben, möchte Moni- tont Monika Gies schmunzelnd. Und das seit ka Gies, die auch im Vorstand Unternehmer mittlerweile 25 Jahren. Wie in vielen anderen Frauen im Handwerk Fulda e. V. aktiv ist, nicht Berufen auch, ist die Frauenquote in der Flei- bestätigen. „Wenn ich mich als Frau nicht klein schule in Großenlüder vor: „Wir bieten den scherei Gies GmbH mit Firmensitz in Großen- mache, wenn ich taff an meine Ausbildung, Schülern immer wieder an, einfach einmal bei lüder im Verkauf besonders hoch, in Großenlü- an meinen Beruf rangehe, dann habe ich auch uns herein zu schnuppern, ein Praktikum zu der ist lediglich ein Mann tätig. „Aber wir legen als Frau in Männerdomänen keine Probleme.“ absolvieren. Ebenfalls erklären wir, dass unser auf Frauen- oder Männerquote keinen großen Also Gas geben, selbstbewusst auftreten und Handwerk/Beruf sehr vielseitig ist. Es ist Krea- Wert und ich persönlich möchte das auch nicht dann läuft es. Darüber hinaus betont die Unter- tivität gefragt, egal ob in der Produktion oder überbewerten. Bei uns sind alle gleichberech- nehmerin: „Natürlich ist es in einem Familien- im Verkauf. Der Beruf hat ganz viel mit Kochen tigt, wir begegnen uns untereinander alle res- betrieb immer noch mal etwas einfacher, auf und gutem Essen zu tun – wir sind schlicht ein- pektvoll.“ Das Unternehmen beschäftigt ak- jeden ein Auge zu haben und Hilfestellungen zu fach Veredler.“ Ihr Appell: „Junge Leute sollten tuell eine weibliche Auszubildende im Bereich geben, wenn es mal nicht richtig klappt mit der sich auf breiter Basis besser informieren, das be- Fleischereifachverkäuferin, eine junge Frau ist Kommunikation.“ ginnt bei der Bezahlung, die gut ist, bis hin zu in der Produktion, also in der Metzgerlehre Um Auszubildende zu gewinnen, stellt sich das den Inhalten unserer Arbeit, die sehr vielseitig im zweiten Lehrjahr und im dritten Lehrjahr Unternehmen auch in der Haupt- und Real- sind.“ ■ Foto: kotsch Im Beruf Erfüllung finden S eit 31 Jahren ist Schneidermeisterin Sylvia Jahrzehnte ausgebildet, „überwiegend junge Franc-Kotsch in ihrem Beruf tätig. Seit Frauen.“ Heute gehört das der Vergangenheit 1990 arbeitet sie selbstständig und hat sich an, „ich habe mein Soll erfüllt“, und dennoch ist kontinuierlich seit fast zwei Jahrzehnten auch Sylvia Franc-Kotsch als Lehrkraft in Alsfeld in ehrenamtlich im Handwerk engagiert. Sylvia der schulischen Ausbildung tätig. „Das macht Sylvia Franc-Kotsch, Inhaberin Franc-Kotsch ist Obermeisterin der Innung des mir einfach Spaß, ich gebe mein Wissen gerne Mode Atelier Franc in Fulda Bekleidungshandwerks in Fulda und stellvertre- an den Nachwuchs weiter.“ tende Landesinnungsobermeisterin des Maß- Dass Frauen es im Handwerk schwerer haben, schneider-Handwerks Hessen. dem stimmt die Schneidermeisterin zu und Doch damit nicht genug: Auch regelmäßige ist überzeugt: „Frauen haben es doch generell Weiterbildung gehörten zu ihrem bisherigen be- schwerer, sie müssen sich ganz anders behaup- größten Teil seines Lebens bei der Arbeit. ruflichen Lebensweg. Die Fachfrau erinnert sich ten als ihre männlichen Kollegen und sie müs- Und selbstverständlich kann im Handwerk auch zurück: „Damals in der Zeit meiner Ausbildung sen im Prinzip immer mehr leisten und zeigen, Geld verdient werden.“ gab es in Fulda sehr viel mehr Herren- als Da- was sie können.“ Ob es im Handwerk weniger Und eines ist gewiss: „Das Studium ist nicht im- menschneider – doch das Blatt hat sich bis heute oder mehr zu verdienen gibt, diese Frage sollte mer die beste Alternative.“ Sie freut sich, dass gedreht. Die Herrenschneider werden seltener.“ nach Auffassung von Sylvia Franc-Kotsch nicht die Kreishandwerkerschaft Fulda jetzt mit guten Woran das liegt? „Für Frauen zu schneidern, das gleich zu Beginn im Fokus stehen: „Kriterien Kampagnen an den Start geht, um junge Frauen ist ein breites Feld und die Möglichkeiten sind sind auch: Mit Freude morgens zur Arbeit ge- für das Handwerk zu begeistern. „Bis wir eine sehr vielseitig, bei Männern ist das doch sehr hen, Spaß am Beruf haben und darin die Erfül- ausgewogene Situation haben, wird es allerdings eingeschränkt.“ Die 61-Jährige hat rund drei lung finden. Immerhin verbringt doch jeder den noch etwas dauern.“ ■ 4
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk Junge Frauen unterstützen, Foto: pr ick-bodtländer ihren Weg zu gehen Das Handwerk - eine Männerdomäne. Wie Ist der richtige Zeitpunkt, auch junge fühlen Sie sich als Geschäftsführerin inmit- Frauen für das Handwerk zu begeistern, all- ten der männlichen Überzahl? gemein schlichtweg verschlafen worden? Interview mit Da ich immer schon in sogenannten Männer- Ja und nein! Ja, weil das Arbeitspotential von KH-Geschäftsführerin Gabriele Leipold domänen tätig war, hat sich für mich mit meiner Frauen erst mit zunehmendem Fachkräfteman- Position als Geschäftsführerin der Kreishand- gel ins Blickfeld gerückt wurde. werkerschaft Fulda eigentlich nichts verändert. Nein, weil man nicht vergessen sollte, dass sich Sicherlich gibt es den einen oder anderen, der die Frauenrolle bzw. das Frauenbild in unserer mich bzw. meine Arbeit kritisch beobachtet, Gesellschaft in den letzten Jahren gravierend ver- nen auch von Frauen ausgeübt werden, da gibt es vielleicht auch nur, weil ich eine Frau bin. Aber ändert hat. Auch die Grenze zwischen sogenann- keine Ausnahmen. Aber zurück zur Frage. Wie das gehört dazu, damit kann ich leben, solan- ten Männer- und Frauenberufen verschwimmt lange es dauern wird, kann sicherlich niemand ge man mich meine Arbeit ordentlich machen zusehends. Männer leiten heute Kindergärten abschätzen. Aber wir können alle unseren Bei- lässt. und Frauen arbeiten mit der Bohrmaschine. Die trag leisten, z.B. als Eltern, Großeltern, Lehrer, Kurzum, ich fühle mich wohl, nicht wegen, son- Arbeitswelt hat sich verändert und diese Entwick- Onkel, Tante, Freunde und selbstverständlich als dern inmitten der vielen Männer, mit denen ich lung wird weitergehen. Für viele von uns sind Handwerksorganisation. Und wir können, nein im Berufsalltag zu tun habe. diese Veränderungen mittlerweile selbstverständ- wir müssen Mädchen und junge Frauen dabei lich. Es muss uns jetzt aber auch gelingen, diesen unterstützen, ihren Weg zu gehen, wenn sie ihre War für Sie persönlich ein Beruf im Hand- gesellschaftlichen Entwicklungsprozess auf das berufliche Zukunft im Handwerk sehen. werk vorstellbar? Thema „Ausbildung“ herunterzubrechen. Das war eigentlich nie so ein richtiges Thema. Wenn eine gute Fee das Rad der Zeit zu- Ich habe als sogenanntes „Arbeiterkind“ Abi- Wie lange wird es noch dauern, die Vor- rückdrehen und Ihnen einen Berufswunsch tur gemacht. Das war in den 70er Jahren nicht urteile aus den Köpfen von Eltern und erfüllen würde, welcher wäre das? selbstverständlich. Mein Vater musste kriegs- jungen Frauen herauszubekommen, dass Ich würde sie erst einmal fragen, ob ich mir auch bedingt die Schule abbrechen und ihm war es das Handwerk, bis auf wenige Berufsbilder, etwas anderes wünschen darf. Wenn nicht, hät- wichtig, mir eine gute Schulausbildung zu er- nichts für Frauen sei? te ich ein Problem. Ich bin nämlich mit meiner möglichen. Na ja, damit waren die Weichen Gegenfrage: Welche wenigen Berufsbilder sind Berufswahl und mit dem, was sich so daraus ent- gestellt und ich bin ihm dafür auch heute noch nichts für Frauen? Alle Handwerksberufe kön- wickelt hat, vollauf zufrieden. ■ dankbar. Sie haben selbst zwei Töchter. Interessieren sie sich für das Handwerk? Ich denke schon. Ihr Vater ist selbst Handwerks- meister und bei uns zu Hause wurde immer irgendetwas gewerkelt. Sie sind damit groß ge- worden und fanden es immer, na ja fast immer, spannend, wenn sie helfen konnten. Beruflich haben sie dann aber doch einen an- deren Weg eingeschlagen. Aber ich war doch etwas überrascht, als mir meine Älteste vor kur- zem gesagt hat, dass sie, wenn sie noch einmal entscheiden könnte, eine Schreinerlehre begin- nen würde. Vielleicht ändert sie ja noch mal die Richtung; heutzutage ist vieles möglich und bei meiner Tochter nichts unmöglich. Mein Sohn, den ich unbedingt erwähnen muss, sonst gibt´s Ärger, hat eine handwerkliche Ausbildung ge- macht und mittlerweile die Meisterprüfung ab- gelegt. Man sieht, auch bei der Familie Leipold ist es nicht viel anders gelaufen als in den meis- ten Familien. Bisher haben wir noch keinen Bei- trag geleistet, den Anteil von Frauen im Hand- werk zu erhöhen. 5
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk „Das Handwerk hat jungen Foto: Blum Frauen viel zu bieten“ R egina Blum betreut im Unternehmen insgesamt 16 Gesellen im Einsatz. gleich mehrere Funktionen in Perso- Ob junge Frauen es im Handwerk schwerer ha- nalunion: Prokuristin, kaufmännische ben, das verneint Regina Blum – eigentlich. Leiterin, Lohnbuchhalterin, Controllerin und „Grundsätzlich haben sie es nicht schwerer. Wem Regina Blum, Personalmanagerin - diese Aufgabenvielfalt ist der Beruf Spaß macht, wer selbstbewusst auftritt, Prokuristin Fußboden Blum, Kalbach in insgesamt 30 Jahren gewachsen. Regina Blum wird ganz sicher von den Männern akzeptiert.“ arbeitet Seite an Seite und gemeinsam mit ihrem Oftmals seien es wohl eher die Eltern, die ihren kreativ, der Kontakt zu den Kunden, viele ver- Mann und ihrem Sohn in ihrem Unternehmen Töchtern von einem Beruf im Handwerk abraten. schiedene Orte, viele unterschiedliche Aufträge - „Fußboden Blum“ in Kalbach. Die Besetzung „Dabei geht es doch heutzutage gar nicht mehr das ist ohne Frage sehr abwechslungsreich.“ Übri- von weiblichen und männlichen Mitarbeitern ist um die schwere körperliche Arbeit, Hilfsmittel gens: Auch der Verdienst kann sich sehen lassen. ganz unterschiedlich und vielleicht sogar typisch: sind genügend vorhanden.“ Ihre Empfehlung Wenngleich Regina Blum keine Zahlen nennt: In der Verwaltung sind vier Frauen, davon eine an Schülerinnen: „Wer sich noch nicht für einen „Im Handwerk wird mehr als in manchen ande- Auszubildende, und zwei Männer tätig. Und im Beruf entscheiden kann, soll einfach einmal ein ren Berufen verdient und grundsätzlich ist eine handwerklichen Bereich sind fünf Auszubilden- Praktikum absolvieren. Nicht jedem liegt der Steigerung immer möglich, gerade wenn entspre- de, davon eine junge Frau als Parkettlegerin und Bürojob. Und das Handwerk ist vielseitig und chende Weiterbildungen absolviert werden.“ ■ Frauen müssen oft Fähigkeiten Foto: Desoi unter Beweis stellen Wie gestaltet sich die Frauen- bzw. Männer- fert. In beiden Branchen, Metallverarbeitung und quote in Ihrem Unternehmen hinsichtlich Baubereich, ist der Männeranteil sehr hoch. Auszubildende und Mitarbeiter? Wenn Frauen hauptsächlich mit Männern zu tun Wir beschäftigen in unserem Unternehmen rund haben, muss „Frau“ oft erst einmal mehr bewei- Regina Desoi, 100 Mitarbeiter, davon 30 Prozent im kaufmän- sen als ihre männlichen Kollegen, dass „sie“ etwas Geschäftsführerin Desoi GmbH, Kalbach nischen Bereich und 70 Prozent im gewerblich/ kann, auch über die fachliche Ausbildung hinaus. technischen Bereich. Von der Gesamtzahl der Ich habe bei Besprechungen die Erfahrung ge- Und als Handwerker kann man vieles im privaten Beschäftigten sind etwas mehr als die Hälfte macht, dass mancher Mann meine Ideen und Ein- Bereich selbst machen (z. B. Reparaturen oder Frauen. 14 Mitarbeiter sind noch in Ausbildung, wände überhört oder abtut, ohne darüber nachzu- eigener Hausbau), dabei helfen oft die erlernten davon sind ca. zwei Drittel männlich. denken. Dann hilft nur: Gas geben und beweisen, Kenntnisse aus dem Berufsleben. Mit wachsender dass Dinge möglich sind. Generell hatte ich in der Fachkenntnis wächst auch das Gehalt. Aus rund Haben es Frauen aus Ihrer langjährigen Er- Vergangenheit wenig Probleme mit der Akzeptanz 30 Jahren im Beruf weiß ich: „Man lernt jeden fahrung heraus im Handwerk grundsätzlich im Beruf. Auch Frauen bei uns in der Verarbeitung Tag etwas dazu“. Außerdem bietet das Handwerk schwerer? haben mir bestätigt, dass sie von den Männern in viele Weiterbildungsmöglichkeiten an: Man kann Ich denke ja. Die jüngere Generation lebt nicht unserem Betrieb akzeptiert und geschätzt werden: sich, auch neben der Beschäftigung im Betrieb, in mehr so stark die Geschlechterrolle wie noch vor- „Man muss aber schon was können!“, sagte mir Abendschule fortbilden: Zum Techniker, Meister herige Generationen. Aber nach wie vor sind Frau- eine Kollegin. oder mit einem dualen Studium oder einem Stu- en meist diejenigen, die wegen der Familienpla- dium nebenher zum Bachelor oder Master. nung von einer Karriere im Beruf absehen. Diese „Im Handwerk lässt sich doch kein Geld Frauen suchen dann eine Teilzeitbeschäftigung ne- verdienen!“ Stimmt diese Aussage oder Was können Sie jungen Frauen empfehlen, ben der Familie und das ist in vielen Handwerks- ist es ein Vorurteil, das gerade bei jungen die ihrer Berufswahl noch unschlüssig berufen ein Problem. Insbesondere, wenn man als Leuten verbreitet ist? gegenüberstehen? Wann ist eine Orientie- Mitarbeiter auf Dienstreisen oder Montage gehen Es kommt hier immer auf die Qualifikation der rung in Richtung Handwerk sinnvoll? soll. Es kommt natürlich darauf an, in welchem Person an. Ungelernte Kräfte erhalten überall Für die Arbeit im Maschinenbaubereich benötigt Bereich des Handwerks man arbeitet. Ich arbeite nicht viel. Bei einer Karriere im Handwerk be- man handwerkliches Geschick, etwas technisches in einem metallverarbeitenden Betrieb, der außer- ginnt man in der Regel als Auszubildender und Verständnis und mathematische Schulkenntnis- dem als Hersteller Produkte an die Baubranche lie- hat dabei schon früh sein selbst verdientes Geld. se. Kenntnisse, die eine Frau ebenso haben kann 6
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk xxxxxxxxxxxxxxxxxxx wie ein Mann. Handwerkliches Geschick und „Wie gehe ich Sachen an? Verstehe ich die Ab- schen Bereich und schaut, ob ihr für diese Arbeit technisches Verständnis heißt nicht, dass man läufe und Zusammenhänge? Wie strukturiere ich Talent habt und ob sie euch gefällt.“ Maschinen zerlegen oder zusammenbauen muss. Arbeitsabläufe?“. Hier könnten bei vielen Per- Das lernt man in der Lehre! Handwerkliches Ge- sonen verborgene Talente schlummern, die bei Woran liegt es, dass das Handwerk immer schick wird ebenso gebraucht beim Möbelaufbau, einer Ausbildung im Handwerk gefördert und noch (fast) ausschließlich als Männerdomä- bei der Fahrradreparatur, beim Basteln, Malen, ausgebaut würden. Wichtig ist ebenso, dass man ne wahrgenommen wird? Nähen und auch beim Musizieren. Technisches das Material mag, mit dem man arbeiten will. Ich Nach wie vor gibt es mehr Männer als Frauen im Verständnis ist ebenso im Alltag zu finden: z. B. empfehle jungen Frauen und auch ihren männli- Handwerk. Auch bei uns bewerben sich selten Frau- beim Möbelaufbau, beim Einrichten des Handys. chen Kollegen: „Macht ein Praktikum im techni- en für technische Berufe! Das finde ich schade! ■ Frauen müssen ihr Können Foto: Ommert immer unter Beweis stellen S ie ist einfach für alles zuständig – so jeden- lich nur eine junge Frau wirklich interessiert, falls drückt es Tanja Ommert-Dentel als sie war auch sehr gut, hat sich dann aber doch geschäftsführende Gesellschafterin des für ein Studium entschieden.“ Was früher der Tanja Ommert-Dentel, Unternehmens expert Ommert GmbH & Co. KG Radio- und Fernsehtechniker war, ist heute der Geschäftsführende Gesellschafterin expert Ommert in Petersberg aus. Beruf des Informationselektrikers „…und das in- Hauptsächlich sind trotz des vielseitigen Ein- teressiert offensichtlich die jungen Frauen nicht.“ Platz finden möchten, bezweifelt sie. „Ich habe satzes ihre Tätigkeiten die Buchhaltung und der Dass Frauen mehr als ihre männlichen Kollegen schon sehr häufig gehört, dass sich Schülerinnen Verkauf. „Hier bei uns muss eigentlich jeder alles leisten müssen, um anerkannt zu sein, davon ist nicht für diese Berufe interessieren.“ Und darü- können und jeder alles machen.“ Für die Unter- Tanja Ommert-Dentel überzeugt. „Das erlebe ich ber hinaus: „Junge Frauen müssen auf jeden Fall nehmerin ist das eine Selbstverständlichkeit, „ich hier bei uns im Geschäft häufiger. Wir haben drei taff sein und ein gesundes Selbstbewusstsein ha- bin hier im Geschäft meines Vaters groß gewor- Männer im Verkauf, ihnen wird die fachkundige ben. Auf jeden Fall sollten sie ruhig einmal in die den.“ expert Ommert beschäftigt insgesamt 13 Beratung viel eher zugetraut als den Frauen. Ja, Berufe hineinschnuppern und sich umschauen.“ Mitarbeiter, davon zwei Frauen. Ganz typisch, sogar der Auszubildende wird eher zu Rate gezo- Hier, so ist Tanja Ommert-Dentel überzeugt, sei- oder? „Ja leider sind die Frauen ganz klar in der gen. Eines ist klar: Das Wissen muss höher sein, en auch die Haupt- und Realschulen stärker ge- Unterzahl. Es sind auch nur sehr wenige Frau- Frauen müssen mehr leisten, um Anerkennung fragt. „Es wäre ideal, wenn die Schulen intensiv en, die sich für unser Handwerk interessieren zu erhalten.“ Dass dennoch mehr Frauen in der auf die vielfältigen Möglichkeiten von Praktika und sich bei uns bewerben. Bisher war eigent- „typischen Männerdomäne Handwerk“ ihren im Handwerk aufmerksam machen könnten.“ ■ 2 589 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Kassel von Frauen geführt Ende 2019 im Landkreis 543 Betriebe unter weiblicher „Regie“ D ie Zahl der in die Handwerksrollen und konstatieren. Die Mehrheit der Betriebe mit weib- Prozent) sehr hoch. Im Fotografenhandwerk waren -verzeichnisse eingetragenen Betriebe, die lichen Inhabern weist das Friseurhandwerk (75,4 es 46 Prozent - mit wachsender Tendenz. Übrigens: von Inhaberinnen geführt wurden, ist er- Prozent) auf. Überdurchschnittlich hoch war dieser 805 Kosmetikerbetriebe hatten weibliche Inhaber, freulicherweise gegenüber dem Vorjahreszeitraum Anteil ansonsten lediglich im Konditor- (41,4 Pro- was einem Anteil von 92,6 Prozent an allen Betrie- angestiegen. Zum 31.12.2019 gab es 2 589 Hand- zent), Augenoptiker- (15,6 Prozent) und Hörakus- ben in diesem Gewerk entsprach. Hohe Anteile von werksbetriebe (15,5 Prozent), die von Inhaberinnen tikerhandwerk (14,5 Prozent). In allen anderen Ge- weiblich geführten Handwerksbetrieben fanden sich geführt wurden. Das ist eine Zunahme um 466 Be- werken waren weibliche Inhaber noch deutlicher auch in den Gewerken Änderungsschneider, Thea- triebe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beim unterrepräsentiert. Daneben war der Anteil der terkostümnäher und Dekorationsnäher. Vergleich der Anteile weiblich geführter Betriebe weiblichen Betriebsinhaber im Maßschneiderhand- Übrigens: 2 835 Betriebe waren im Landkreis Fulda mit der Gesamtzahl der Betriebe sind große Unter- werk (87,2 Prozent) sowie im Textilgestalterhand- zum 31.12.2019 insgesamt von Inhabern geführt, schiede zwischen den Anlagen und Gewerken zu werk (79,2 Prozent) und im Keramikerhandwerk (64 davon 543 Betriebe unter weiblicher Leitung. ■ 7
TITELTHEMA: Frauen im Handwerk xxxxxxxxxxxxxxxxxxx Mit Biss und Durchsetzungsvermögen den Beruf meistern Gesellschafterin der Helfrich Bauelemente GmbH & Co.KG: Lena Lutter N ach ihrem Realschul-Abschluss 2010 absolvierte Lena Lutter ihre Zimmerer- ausbildung im elterlichen Betrieb „Helf- rich Bauelemente GmbH & Co. KG“ in Peters- berg. Von Februar 2014 bis Januar 2015 folgte die Zimmermeisterschule, Ende Januar 2015 die Meisterprüfung. Und damit war es noch lange nicht genug, denn von Februar 2015 bis Juni 2015 besuchte die engagierte junge Frau die Dachdeckermeisterschule und legte mit Bra- vour Mitte Juni die Dachdeckermeisterprüfung ab. Mit all diesen Fähigkeiten und entsprechen- den Meisterbriefen ist sie seit Juli 2015 Gesell- schafterin der Helfrich Bauelemente GmbH & Co.KG. „Mein Berufswunsch ist durch das große Inte- resse an handwerklicher Tätigkeit entstanden. Ich habe schon immer gerne geschraubt, ge- bastelt und getüftelt. Zusammen mit meinen beiden Brüdern habe ich gerne gebaut. Mein „Ich habe schon immer gerne geschraubt, gebastelt und getüftelt.“ Vater ist selbst Zimmermeister und hat uns Kinder schon früh mit auf die Baustellen ge- H nommen, um zuzuschauen und mitzuhelfen. verstehen die Männer immer besser, dass auch Er hat uns auch in der Werkstatt walten lassen. eute verstehen die Frauen handwerklich was draufhaben und ge- Männer immer ben uns eine Chance.“ Mittlerweile ist sie Mut- ter einer kleinen Tochter und arbeitet weiter im besser, dass auch Betrieb. „Das ist nicht immer leicht, aber mit etwas Unterstützung geht auch das. Mein Tä- Frauen handwerklich tigkeitsfeld hat sich in den letzten zwei Jahren gewandelt, von draußen nach drinnen. Ich bin was draufhaben und heute hauptsächlich in der Planung und Kalku- lation tätig.“ geben uns eine Chance. Und natürlich darf die Frage nicht fehlen, was denn am Beruf am meisten Freude bereitet? „Der doch recht abwechslungsreiche Tag mit vielen Überraschungen, die ein Altbauprojekt Ich habe während der Schulzeit ein Praktikum – in diesem Feld sind wir überwiegend tätig – in einer Schreinerei gemacht, doch das war für mit sich bringt, immer wieder eine Lösung zu mich nicht so optimal, weil der Schreiner sehr finden und mit dem Kunden im Kontakt zu viel in Räumen arbeitet. Als Zimmerer ist man stehen. Empfehlen kann ich diesen Beruf allen draußen an der frischen Luft und arbeitet viel jungen Leuten, die gerne schrauben und tüfteln, im Team, das hat mir Spaß gemacht.“ die Spaß an Mathematik und ein gutes räum- Auf die Frage, ob Frauen im Handwerk und liches Vorstellungsvermögen haben.“ Und für Karriere zusammenpassen, lautet die Antwort Lena Lutter ist eines gewiss, „Ich habe Spaß da- eindeutig: „Klar, das geht, mit etwas Biss und ran, denn der Beruf bedeutet nicht nur auf der Durchsetzungsvermögen zwischen den vielen Baustelle zu arbeiten, sondern mit etwas Enga- Männern.“ Dennoch räumt Lena Lutter ein, gement zur Weiterbildung auch eine Führungs- Ganz in ihrem Element: Lena Lutter. dass es nicht immer leicht gewesen sei. „Heute position einnehmen zu können.“ ■ 8
Digitalisierung xxxxxxxxxxxxxxxxxxx TITELTHEMA: Krise als Chance nutzen Foto: RKW Digitalisierungsberatung des RKW Hessen D igitalisierung ist in Zeiten der Coro- Hessen, der Digitalisierung ihres Betriebs mit- na-Krise so wichtig und so präsent wie hilfe von Experten auf die Sprünge zu helfen. Je noch nie. Digitales Arbeiten und digita- nach Themenschwerpunkt stellt das RKW Hessen Thomas Fabich le Sichtbarkeit sind in diesen Monaten die gro- dem Unternehmen unterschiedliche Experten ßen Schlagworte. Gerade die kleinen und mittel- aus seinem BeraterInnennetzwerk zur Seite und landschaft, Digitalisierung des Marketings bzw. ständischen Unternehmen müssen im digitalen übernimmt die Antragstellung für die Fördermit- Vertriebs oder auch Gewährleistung der IT-Si- Wandel aufholen, um ihre Produktivität anzuhe- tel. Beratungsprojekte können bis zu zehn Tage- cherheit. In den letzten Monaten erlangt das Be- ben und vor allem wettbewerbsfähig zu bleiben. werke vom Land Hessen und der EU bezuschusst ratungsthema digitales Arbeiten mit allen seinen Hier hilft die geförderte Digitalisierungsberatung werden, max. 6.500 Euro bzw. 50% des Berater- Fragestellungen eine immer größere Bedeutung. des RKW Hessen. honorars. Weitere Informationen erhalten Sie bei Thomas Eine geförderte Digitalisierungsberatung über Mögliche Themenschwerpunkte der Digitali- Fabich, Leiter Büro Kassel des RKW Hessen, das RKW Hessen ist eine attraktive Möglichkeit sierungsberatung sind Entwicklung digitaler unter t.fabich@rkw-hessen.de oder Tel. 05 61 / für kleine und mittelständische Unternehmen in Geschäftsmodelle, Digitalisierung der Prozess- 9 30 99-92. ■ Das neue Förderprogramm „Digital jetzt“ Attraktive Finanzspritze für Betriebe D as neue Förderprogramm „Digital jetzt ge Know-how, um Digitalisierungsmaßnahmen vestitionen in die IT-Sicherheit innerhalb der – Investitionsförderung für KMU“ anzustoßen und langfristig Nutzen aus den Module 1 und / oder 2 ist eine erhöhte Förder- unterstützt KMU durch Zuschüsse bei durchgeführten Digitalisierungsmaßnahmen zu quote (+ 5 Prozentpunkte) vorgesehen. Darüber Investitionen in digitale Technologien sowie ziehen. hinaus gilt eine erhöhte Förderquote auch für be- Investitionen in die Qualifizierung ihrer Mit- Voraussetzung für die Förderung in einem der stehende Wertschöpfungsketten und -netzwerke arbeiter zur Digitalisierung. Die Förderung Module ist die Vorlage eines Digitalisierungs- sowie für Unternehmen aus strukturschwachen können rechtlich selbstständige Unternehmen plans. In diesem ist das geplante Digitalisie- Regionen. der gewerblichen Wirtschaft einschließlich des rungsvorhaben zu beschreiben, die gewünschten Die Untergrenze für die beantragte Fördersum- Handwerks beantragen, die zum Zeitpunkt der Synergieeffekte zwischen IT-Anwendungen in me beträgt 17.000 Euro im Modul 1 sowie bei Antragsstellung zwischen 3 und 499 Mitarbeiter unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens kumulativer Inanspruchnahme der Module 1 beschäftigen. Das Programm besteht aus zwei hervorzuheben sowie Art und Anzahl der Quali- und 2. Für das Modul 2 beträgt die Untergrenze Modulen. Das Modul 1 „Investitionen in digi- fizierungsmaßnahmen zu erläutern. 3.000 Euro. tale Technologien“ unterstützt Investitionen in Die maximalen Förderquoten sind nach Unter- Weitere Informationen erhalten Sie über Heiko Soft- und Hardware. Das Modul 2 „Investitio- nehmensgröße gestaffelt und liegen bis zum Brock, Digitalisierungsberater der Handwerks- nen in die Qualifizierung von Mitarbeitenden“ 30.06.2021 zwischen 50 und 40 Prozent, ab dem kammer Kassel, heiko.brock@hwk-kassel.de Tel.: vermittelt Mitarbeitern in KMU das notwendi- 01.07.2021 zwischen 40 und 30 Prozent. Für In- 0561-7888186 ■ 9
TITELTHEMA: Digitalisierung xxxxxxxxxxxxxxxxxxx Auf dem Weg in die Foto: Döppner digitale Zukunft Heiko Brock unterstützt Döppner Bauelemente D Christoph Döppner igitalisierung ist in aller Munde. In aller der Theorie waren uns die vielfältigen Möglich- Döppner Bauelemente GmbH & Co. KG Munde ja, aber wie sieht die Realität aus? keiten bewusst, nur die praktische Umsetzung war Das papierlose Büro, ein stets aufgeräum- noch von Fragezeichen begleitet.“ Ein Anruf bei Art Cloud.“ Noch nicht ganz ein Jahr läuft jetzt ter Schreibtisch, Zeiterfassung, Terminvereinba- der Kreishandwerkerschaft Fulda setzte den Start- dieser Prozess - der Countdown kann beginnen. rung oder Online-Checklisten - der Traum vieler schuss, denn das Team konnte einen, wie Chris- Das Unternehmen steht sozusagen in den Startlö- Unternehmen. Aber was bedeutet Digitalisierung toph Döppner erläuterte, ja den entscheidenden chern und muss sich dennoch gedulden. „Wir ha- tatsächlich und insbesondere für das Handwerk? Kontakt zu einem Experten der Digitalisierung ben über das Land Hessen einen Digitalisierungs- Ohne Frage steht das Handwerk am Beginn einer herstellen: Heiko Brock, Digitalisierungsberater zuschuss beantragt, auch hier hat Herr Brock uns umfassenden Prozessdigitalisierung. Sicher ist, der Handwerkskammer Kassel, kurz HWK. „Die- unterstützt, und über diesen Antrag wurde noch dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist und ser Kontakt hat uns nach vorne gebracht, denn nicht abschließend entschieden. Ein Zuschuss alle Handwerksbetriebe - egal welche Branche - Herr Brock hat uns auf dem Weg in die Digitali- wird allerdings nur dann gewährt, wenn der Digi- erfassen wird. Manche Unternehmen stehen noch sierung entscheidend begleitet.“ Angefangen von talisierungsprozess noch nicht in die Umsetzung ganz am Anfang, andere sind bereits mitten im einer umfassenden Wunschliste, was das Unter- gegangen ist. Daher müssen wir noch abwarten.“ Umgestaltungsprozess. So beispielsweise das Un- nehmen eigentlich durch die Digitalisierung errei- Heiko Brock steht bis zum heutigen Tag bera- ternehmen Döppner Bauelemente GmbH & Co. chen möchte, bis hin zur Auswahl der Hard- und tend zur Seite und hat bereits signalisiert, dass er KG aus Großenlüder. „Schon seit längerer Zeit ha- Software und der Suche nach einem geeigneten das Unternehmen auch in der Umsetzungspha- ben wir uns vorgenommen, unsere gesamten Pro- Software-Partner, dem Preisvergleich - alles wur- se nicht sich selbst überlassen wird. Christoph zesse zu vereinfachen, diese riesigen Papierberge de im Schulterschluss mit dem Digitalisierungs- Döppner: „Was wir uns vorgenommen haben, einzudämmen, Abläufe zu vereinfachen, Voraus- experten umgesetzt. „Eigentlich habe ich unser ist eine Riesen-Nummer, dazu kommen Coro- setzung für Homeoffice zu schaffen und den Zu- Unternehmen schon als einen fortschrittlichen na und die Tatsache, dass wir in dieser Zeit von griff auf Daten direkt von der Baustelle aus zu ge- Handwerksbetrieb 2.0 eingeschätzt, aber dennoch Anfragen beinahe überrollt wurden. Ich bin mir währleisten - überhaupt Transparenz zu schaffen.“ sind wir mit unseren Betriebsabläufen immer hin- sicher, dass es einen perfekten Start zum Einstieg Christoph und Bernd Döppner und deren Team terhergelaufen. Gemeinsam mit Herrn Brock sind in die Digitalisierung wahrscheinlich in keinem haben zahlreiche Möglichkeiten und Chancen wir jetzt erst richtig eingestiegen.“ Unternehmen gibt, jeder muss ja den ganz nor- gesehen, das Unternehmen durch die Digitalisie- Natürlich ist die Datensicherheit ein großes The- malen Arbeitsalltag zusätzlich bewältigen - aber rung in die Zukunft zu führen, doch wie sollte das ma, auch hier wurde intensiv beraten. „Wir ha- mit dem Experten Heiko Brock an unserer Seite konkret funktionieren, womit anfangen? Dazu er- ben eine sehr gute Lösung gefunden und werden bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den Einstieg läutert Geschäftsführer Christoph Döppner: „In unsere Daten absolut sicher auslagern in einer sehr gut bewältigen werden.“ ■ Dr. Gebhardt + Moritz Steuerberatung Wirtschaftsprüfung Rechtsberatung Ihr Partner für Tätigkeitsbereiche: Wirtschaftsberatung Steuer – Wirtschaft – Recht Digitale Finanzbuchhaltung Belegdepot DATEV, Offene-Posten- Buchhaltung, Anlagenbuchhaltung, elektronischer Zahlungs- verkehr und Mahnwesen Digitale Lohn- und G+M Belegdepot Als Steuerberater sind für Sie da: Gehaltsabrechnungen Steuerberatungsgesellschaft mbH mit allen steuer- Heinrichstrasse 17 / 19 Dipl.-Kfm. Dr. Christian Gebhardt und sozialversicherungs- 36037 Fulda rechtlichen Meldungen, Dipl.-Kfm. Frank Moritz Bescheinigungen und Telefon +49 661 9779-800 Telefax +49 661 9779-822 Dipl.-Kfm. Volker Hans Anträgen Info@gm-belegdepot.de Digitales Beleg- und www.gebhardt-moritz.de Dipl.-Betriebswirt Sascha Hartmann Lohnarchiv 10
Digitalisierung xxxxxxxxxxxxxxxxxxx TITELTHEMA: „Handwerksbetriebe Foto: HKW haben Wichtigkeit erkannt“ Interview mit Heiko Brock zu Digitalisierung S Heiko Brock eit rund 30 Jahren beschäftigt sich Heiko In den letzten rund zwei Jahren ist ein deutlicher Digitalisierungsberater der Brock mit den großen Themen der IT und Zuwachs an Nachfragen festzustellen, so dass es Handwerkskammer Kassel ist seit rund zweieinhalb Jahren Digitalisie- derzeit zu Wartezeiten kommt. Das ist einerseits rungsberater der Handwerkskammer Kassel. Da- dem Thema geschuldet, andererseits hat es auch rüber hinaus steht er für Betriebsberatungen und gedauert, bis dieses Angebot der HWK Kassel in Unternehmensführung zur Verfügung. Eigent- der Breite bekannt wurde. lich ist es leicht zu erklären, dass die Nachfrage nach Beratung kontinuierlich wächst, denn Digi- Wie lange dauert durchschnittlich die Be- Sind Sie mit der Resonanz auf Ihr Angebot talisierung ist in aller Munde. Aber was bedeutet ratungsphase vom ersten Gespräch bis hin der Digitalisierungsberatung zufrieden und das eigentlich genau, wie aufwändig ist es, einen zur Umsetzung? entspricht diese Quote der modernen Aus- Handwerksbetrieb auf dem Weg in die Digitali- Die Dauer der Beratungsphase hängt definitiv richtung von Handwerksbetrieben in die sierung zu begleiten? Im Interview gibt der IT- vom Themenbereich ab. Die telefonische Bera- Zukunft, also in die Digitalisierung? Experte darauf Antworten. tung zum IT-Datenschutz ist von einem ande- Mit der Resonanz sind die Kammer und ich de- ren „Kaliber“ als beispielsweise die Einführung finitiv sehr zufrieden. Sie zeigt, dass die Hand- Wie viele Handwerksbetriebe neh- eines komplexen Warenwirtschaftssystems. Da- werksbetriebe die Wichtigkeit des Themas er- men durchschnittlich pro Jahr Ihre mit Großprojekte nicht meine komplette Zeit in kannt haben und sich entsprechend aufstellen. Beratung in Anspruch? Anspruch nehmen, ist es vom Fördermittelge- Hinzufügen möchte ich noch, dass es nicht nur Das lässt sich schwer quantifizieren, denn ber so geregelt, dass ich maximal eine gewisse um die Digitalisierung im Allgemeinen geht, manchmal reicht schon ein längeres Telefonge- Anzahl Beratertage für einen Betrieb aufbrin- sondern dass gerade auch die Datensicherheit spräch, manchmal dagegen sind es mehrere Tage, gen kann. Somit profitieren eben auch kleinere eine sehr wichtige Komponente ist und das steht die dann über einen längeren Zeitraum abgeru- und mittlere Projekte von meinem Knowhow für die Handwerksbetriebe oftmals noch nicht fen werden. Ich möchte es gerne so ausdrücken: und meiner Erfahrung. im Fokus. ■ Digitalisierungsbedarf ist groß Digitale Technologien und Know-how entscheiden in der heutigen Arbeits- und Wirtschaftswelt über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen D amit der Mittelstand die wirtschaft- wirtschaftliche Chancen. Zudem ermöglichen Um mittelständischen Betrieben die Umset- lichen Potenziale der Digitalisierung digitale Technologien neue Geschäftsmodelle, zung der Digitalisierung zu erleichtern, bie- ausschöpfen kann, unterstützt das intelligente Arbeits- und Produktionsprozesse, tet das neue Förderprogramm „Digital Jetzt Bundesministerium für Wirtschaft und Ener- eine effektivere Kundengewinnung und eine – Investitionsförderung für KMU“ finanzielle gie (BMWi) kleine und mittlere Unternehmen bessere Vernetzung, zum Beispiel mit Liefe- Zuschüsse, um entsprechende Investitionen (KMU) mit dem Programm „Digital Jetzt – In- ranten. Digitale Kompetenzen und digital ge- in kleinen und mittleren Unternehmen – ein- vestitionsförderung für KMU“. Das Programm schulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schließlich Handwerksbetriebe und freie Beru- bietet finanzielle Zuschüsse und soll Firmen deshalb ein entscheidender Faktor für wirt- fe – anzuregen. Zuschüsse gibt es bei: dazu anregen, mehr in digitale Technologien schaftlichen Erfolg. Dennoch zeigen aktuelle ■ Investitionen in digitale Technologien sowie in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten Studien, dass es in vielen Unternehmen noch sowie zu investieren. großen Digitalisierungsbedarf gibt. So fehlt im ■ Investitionen in die Qualifizierung der Be- Immer mehr mittelständische Unternehmen Bereich der IT-Sicherheit oft noch das nötige schäftigten zu Digitalthemen. erkennen: Die Digitalisierung eröffnet neue Bewusstsein für die Abwehr von Risiken. ■ 11
TITELTHEMA: Digitalisierung xxxxxxxxxxxxxxxxxxx Netzwerk Q 4.0 geht mit kostenfreien Schulungen für Ausbilderinnen und Ausbilder an den Start D ie Digitalisierung führt zu veränderten Anforderungen an alle Fach- Schulungen für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder zu den folgen- kräfte von morgen. Aufgaben werden komplexer, Kundenbeziehun- den Themen angeboten: gen individueller und zahlreiche Vorgänge z.B. in der Produktion, SAFETY FIRST: IT-Sicherheit und Datenschutz in der Ausbildung Verwaltung und im Vertrieb werden untereinander vernetzt. Dieser Workshop gibt Ihnen einen Einblick in die Welt der Datensicher- Um den Anforderungen auch in der Ausbildung im Handwerk gerecht zu heit und des Datenschutzes, so dass Sie gut für die Zukunft gewappnet werden, benötigen alle Betriebe Ausbilderinnen und Ausbilder, welche die be- sind und zudem das gelernte Wissen optimal an Ihre Auszubildenden nötigten Fachinhalte und Kompetenzen gut an ihre Auszubildenden vermit- weitergeben können. Besonderer Wert wird, neben der Vorstellung von teln können. Denn es entstehen neben neuen Produktions-, Steuerungs- und Gefahren und Risiken im Netz, vor allem auf einen Praxisbezug mit vie- Kommunikationssystemen auch neue Lehr- und Lerninhalte und Methoden. len Fallbeispielen gelegt. Dabei schauen wir auch Ihre individuelle Aus- Das neue Netzwerk Q 4.0 wird getragen von den Bildungswerken der Wirt- bildungssituation an. schaft und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es ■ unterstützt das Berufsbildungspersonal durch branchenspezifische und BESSER LERNEN: Digitale Tools und Apps in der Ausbildung branchenübergreifende Schulungen, um digitale Fach- und Methoden- In diesem Workshop erhalten Sie einen Überblick über ausgewählte digitale kenntnisse weiterzuentwickeln, Instrumente und Apps für die Ausbildung und probieren diese praktisch aus. ■ bietet regionale Fach- und Informationsveranstaltungen, sog. Runde Ti- Im Austausch mit anderen Ausbilderinnen und Ausbildern verschaffen Sie sich sche, zur Vernetzung von Betrieben mit Bildungsträgern und Akteuren Klarheit über Nutzen und Aufwand und entwickeln Ideen, wie Sie in Ihrem Be- der beruflichen Bildung an, trieb digitale Tools und Apps gewinnbringend in die Ausbildung integrieren ■ fördert einen optimalen Start für Auszubildende in eine digitale gepräg- können. Wir begleiten Sie – auch durch individuelle Beratung – bei Ihrer ersten te Arbeitswelt, praktischen Umsetzung. ■ sorgt für gut ausgebildete Fachkräfte in der digitalen Transformation. Informationen zum Projekt Netzwerk Q 4.0 und den Schulungsthemen und In Hessen führt das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. das Projekt Terminen finden Sie unter www.bwhw-forschung.de. In der Region Fulda kön- „Netzwerk Q 4.0“ in den Regionen Kassel, Gießen/Fulda und Wiesbaden durch. nen Sie sich auch gerne direkt an Frau Wolff (wolff.eva@bwhw.de, Tel.: 0661 380 In Fulda werden ab September 2020 zwei kostenfreie, jeweils 2-tägige 882-23) wenden. ■ 12
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