Das Magazin des Difu 1/2022 - Deutsches Institut für Urbanistik
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1/2022 Das Magazin des Difu Aus dem Inhalt 4 Standpunkt Europa ist kein Luxusthema: If you are not at the table, you are on the menu 6 Sonderthema Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur Poller! 10 Forschung & Publikationen Kommunale Wärmeplanung wird immer wichtiger 21 Neue Projekte Produktive Arbeit in urbanen Zentren 29 Veranstaltungen Bühne frei: Kulturstrategien in ungewissen Zeiten
Editorial 22 Städte nach Corona 23 Nachhaltig rentiert sich Standpunkt 23 Nachhaltig mobil auf dem Land 4 Europa ist kein Luxusthema: If you are 24 Gemeinsam für den Klimaschutz! not at the table, you are on the menu 24 Umwelt im Quartier Sonderthema Veranstaltungen 6 Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur 26 Veranstaltungsvorschau Poller! 27 Zusammenarbeit von Kommunen und Wohnungswirtschaft gestalten Forschung & Publikationen 28 Smart City-Projekte als Bausteine für 8 Hängt die Wohnstandortwahl von der eine nachhaltige Stadtentwicklung Alltagsmobilität ab – oder umgekehrt? 29 Bühne frei! – Kulturstrategien in 9 Bauen mit Holz – ein Beitrag für den ungewissen Zeiten kommunalen Klimaschutz 30 Nachhaltig mobil in der Stadtregion – 10 Wärmeplanung wird für Deutschlands Interkommunale Planung im Fokus Kommunen immer wichtiger 31 Klimanotstand: Beschluss stärkt 12 Hitze, Trockenheit und Starkregen. kommunale Klimaschutzaktivitäten Klimaresilienz in der Stadt der Zukunft 13 Strategien für Gründungsökosysteme: Nachrichten & Service Konzept für die Landeshauptstadt Kiel 16 Was sind eigentlich Superblocks? 14 Durch Reallabore die Klimaresilienz in 17 Veröffentlichungsüberblick Kommunen fördern 19 Difu-Service für Zuwender 15 Jahresrückblick gibt Einblicke in die 20 Difu-Informationsangebote/ Difu-Forschung 2021 Impressum 32 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn Neue Projekte 33 Difu aktiv 21 Urbanität als Herausforderung 34 Neues im Inter-/Extranet des Difu 21 Produktive Innenstädte 35 Difu-Presseresonanz 22 Strukturierte Beteiligung
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, in diesen Tagen der dramatischen Weltlage fällt es schwer, Arbeits- und Alltagsroutinen zu bewälti- gen. Die Berichte und Bilder aus den Medien machen fassungslos. Wir denken an die Menschen in der Ukraine, die gerade um ihr Leben und das ihrer Lieben bangen müssen und alles verlieren, was Foto: Difu sie sich aufgebaut haben –, statt beispielsweise als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler Ideen zu entwickeln, wie Gesellschaft und Leben besser gestaltet werden können. Am Deutschen Institut für Urbanistik forschen wir seit fast 50 Jahren, wie wir unsere Städte lebens- werter machen können. In der Ukraine werden Städte zerstört und Leben brutal ausgelöscht. Ja, es stimmt, dass wir in Europa mit deutlich weniger Empathie und Besorgnis zugesehen haben, als etwa die Stadt Aleppo vor nicht allzu langer Zeit regelrecht in Schutt und Asche gelegt wurde. Für diese andere Betroffenheit mag es Gründe geben, aber Versäumnisse dürfen nicht zu falschen Relativierungen führen. Angesichts der wenigen konkreten Dinge, die wir tun können, sind Empö- rung und Entsetzen gegenüber der russischen Staatsführung und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine das Mindeste. In den Jahren seit 2015 haben die Kommunen in Deutschland und auch wir am Difu kurzfristig viele Erfahrungen gesammelt und Know-how aufgebaut, um Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen humanitär zu bewältigen. Sicherlich wird dieses Wissen in der aktuellen Situation helfen, um den Geflüchteten das Ankommen zu erleichtern. Wir am Difu appellieren – wie viele andere Wissenschaftler*innen weltweit –, dass dieser Krieg sofort beendet wird und in Zukunft keine weiteren begonnen werden! Willy Brandt hat einmal gesagt „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Ich finde, das stimmt. Prof. Dr. Carsten Kühl Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer 3
Standpunkt Berichte 1/2022 Europa ist kein Luxusthema: If you are not at the table, you are on the menu Sich in Europa zu vernetzen, ist für viele Kommunen in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit. Dabei gehören Kommunen dringend mit aufs Spielfeld! Nur so sind sie in der Lage Gesetze, Fördermöglichkeiten und Regularien mitgestalten. Saßen die deutschen Kommunen in der Vergan- einem Thema zusammenbringen. Andere Netz- genheit meist auf der Zuschauertribüne des „Eu- werke repräsentieren dagegen einen Sektor, z.B. ropa-Stadions“, so werden sie zunehmend Teil des Industrie- oder Forschungsnetzwerke. Städte- Spiels. Und das ist gut so, denn ohne kommunale netzwerke dienen den Kommunen als Plattform Beteiligung und Umsetzung sind die übergeord- und auch als Lobby. So deckt EUROCITIES zum neten Ziele in den für die Zukunft wichtigen Berei- Beispiel die ganze Bandbreite kommunaler The- chen Klimaschutz, Digitalisierung, Wirtschaft und men ab, POLIS hingegen spezialisiert sich auf be- Demokratie nicht zu erreichen. stimmte Themen, in denen sich die jeweiligen Fachleute der Verwaltung austauschen. Daher Auch ohne direkt auf die Städte einzuwirken, dienen europäische Netzwerke den Kommunen schafft die europäische Ebene beständig neue auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Wege, mit der kommunalen Ebene zu arbei- ten, Städte zu fördern – und zu fordern. Davon • An den Erfahrungen anderer teilhaben zeugt die wachsende Rolle von Kommunen in Manche Maßnahmen, die in Deutschland noch der Forschungsförderung, wie die fünf neuen Zukunftsmusik sind, wurden anderswo bereits „EU-Missionen“, die europäische Städteagenda umgesetzt – oder umgekehrt. Wie löst sowie eine Vielzahl von Preisen und Awards für Rotterdam die Frage der Ladestationen für progressive Städte. Ohne kommunale Partner, E-Fahrzeuge? Wie hat Stockholm Akzeptanz für Pilotstädte oder Städtenetzwerke an Bord ist die die Citymaut geschaffen? Von den Erfahrungen Projektförderung nahezu aussichtslos geworden. anderer Städte mit neuen Lösungswegen kön- Auch die große Mehrheit der europäischen Ver- nen Kommunen als auch profitieren, wenn sie ordnungen, Richtlinien oder Empfehlungen wirkt nicht in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. In sich lokal aus. Meist werden diese über die Um- Arbeitsgruppen der Städtenetzwerke oder in wandlung in nationales Recht zur kommunalen gemeinsamen Projekten lernen Mitarbeitende Aufgabe. der Kommunalverwaltung einander kennen und nehmen Anregungen aus den innovativsten Trotz direkter Auswirkungen für die Kommunen Städten Europas mit nach Hause. und gefüllter Fördergeldbeutel entfallen „Europa- • Rückendeckung und Stärkung erfahren Fragen“ im kommunalen Tagesgeschäft jedoch Für Mitarbeitende in den Kommunalverwal- oft als erstes. Europa gilt schnell als Luxusthema, tungen liefert ihr europaweites Netzwerk Ex- das man sich leisten können muss. Tatsächlich pertise, Inspiration und – besonders wichtig mangelt es vielen Kommunen an finanziellen wie – Rückenwind. Besonders schätzen sie den personellen Ressourcen. Vor allem aber mangelt Rückhalt ihrer europäischen Kollegen, der sie es an einer Vorstellung davon, was europäische ermutigt Neues auszuprobieren und Wider- Initiativen bewirken können. stände vor Ort auszuhalten. Für Kommunen ist der europaweite Austausch eine Chance, sich Deutsche Kommunen bringen sich deutlich we- mit Erfolgen zu präsentieren und Anerkennung niger in das europäische Handeln ein als unsere zu ernten. Das poliert das Image und erhöht die Foto: Alessia Giorgiutti Nachbarn. Niederländische, italienische und Attraktivität als Arbeitgeber sowie Wohn- und spanische Städte aller Größenordnungen sind Unternehmensstandort. präsent. Sie generieren mit Hilfe europäischer • Von EU-Forschungsprojekten profitieren Forschungsförderung bis zu 100 Euro Projektmit- In Forschungsprogrammen wie „Horizont tel vor Ort für jeden investierten Euro. Europa“ fördert die EU Projekte, in denen sich Konsortien aus Forschung, Wirtschaft und Um Partner zu finden, treten die Städte europäi- Verwaltung verschiedener Länder bilden. Kom- schen Netzwerken bei. In den letzten Jahren hat munen, Städte und Regionen erhalten Gelder die Zahl solcher Netzwerke deutlich zugenommen. für Projekte und Personal, um Forschungs- Dagmar Köhler Manche sind dauerhaft konstituiert, andere pro- ergebnisse in der Praxis zu erproben und in +49 30 39001-108 jektbezogen. Es gibt thematische Netzwerke, die Expertengruppen Erfahrung zu diskutieren koehler@difu.de Wirtschaft, Wissenschaft und öffentliche Hand zu und Empfehlungen zu erarbeiten. Dresden hat 4
Standpunkt Berichte 1/2022 zum Beispiel über das EU-Projekt „Ch4llenge“ treiben. Sie steigerten den Anreiz, Forschungs- zusätzliche Ressourcen für die Arbeit am Ver projekte in der Praxis umzusetzen. kehrsentwicklungsplan generiert. Barcelona • Europäisches Engagement locke Investoren an hat sich mit Hilfe von EU-Projekten zu einer und mache attraktiv für Nachwuchskräfte. Vorreiterstadt im urbanen Lieferverkehr eta • Europäische Netzwerke stärkten die Stadt nach bliert. Neben finanziellen und personellen Res- innen und außen und eröffnen den Zugang zu sourcen bieten EU-Projekte einen Rahmen, um aktuellem Forschungswissen und anderen en- innovative Lösungen zu erproben. gagierten Städten. • Gehör in der EU-Gesetzgebung finden • Im Verbund mit anderen werde die Stimme der Über Städtenetzwerke kommunizieren Kom- Stadt auf europäischer Ebene gehört. So setzte munen gemeinsam ihre Bedarfe, Probleme sie sich erfolgreich für verpflichtende Ge- und Grenzen – zum Beispiel, wenn an neuen schwindigkeitsassistenzsysteme für Neuwagen Gesetzen, Richtlinien oder Förderprogrammen in der EU ein. gearbeitet wird. Das ist sehr wichtig, da Kom- munen keine formelle Rolle im Gesetzgebungs- Kommunen sind in den letzten Jahren auf der eu- prozess innehaben. Beispielsweise haben sich ropäischen Bühne zunehmend präsenter und auch Städte auf Initiative Londons erfolgreich dafür gemeinsam lauter geworden. Aber im Vergleich eingesetzt, dass LKWs und Busse künftig mit zu anderen europäischen Ländern sind deutsche mehr Rundumsicht gebaut werden, um für den Kommunen noch deutlich unterrepräsentiert. Um europäischen Markt zugelassen zu werden. nicht von neuen Gesetzen, Regularien und Förder- zum Weiterlesen programmen überrascht zu werden, sollten die Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) un- deutschen Kommunen deutlich umfangreicher Smart Cities befähigen: terstützt Kommunen bei der europäischen Ver- als bisher von der ‚europäischen Zuschauertri- Handlungsansätze zur euro- netzung beispielsweise im Rahmen des neuen büne aufs Spielfeld‘ wechseln und mitgestalten. päischen Vernetzung (Pro- vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum- Nur im engen Miteinander mit anderen Akteuren jekt gefördert vom BBSR): www.difu.de/16785 forschung (BBSR) geförderten Projekts „Smart ist es möglich, den eigenen Bedarf adäquat zu Cities befähigen“. Bei der Auftaktkonferenz im formulieren und damit später auch in Gesetzen Hannah Neumann, Rasmus Februar 2022 berichtete die niederländische und Förderprogrammen berücksichtigt zu werden Andresen, Niklas Nienaß Stadt Helmond, warum sie europäische Wege und vom Erfahrungs- und Wissensaustausch zu (2022): EU-Fördergelder für geht. Helmond gründete innerhalb des Städte- profitieren. die Kommune: Einstieg und netzwerks POLIS die „Plattform für kleine und Wegweiser, Brüssel: mittlere Städte“. Mit Hilfe europäischer Projekte Gert Blom von der Stadt Helmond zitiert dazu den www.bit.ly/3sQ22Gn und Netzwerke hat sich die Stadt international als Politiker Michael Enzi: „If you are not at the table, Innovationsstandort für smarte Mobilität einen you are on the menu.“ Sinngemäß also: Wer nicht Die fünf „EU Missionen“ Namen gemacht. Gert Blom von der Stadtverwal- mit am Verhandlungstisch sitzt, wird zur Verhand- sind ein neues Element des tung nannte auf der Auftaktkonferenz des Projekts lungsmasse. Für die Bewältigung der Zukunftsher- Forschungsrahmenpro- gramms „Horizont Europa“, folgende Gründe für Helmonds europäisches ausforderungen werden die Kommunen dringend mit denen die zentralen Her- Engagement: auf dem Spielfeld gebraucht. Auch die aktuelle ausforderungen unserer Zeit Weltlage zeigt uns schmerzlich, dass die Zukunft adressiert werden: • EU-Projekte brächten Gelder und damit Res- nicht im Alleingang, sondern nur im Miteinander www.bit.ly/3oYqRik sourcen, um Prioritäten der Stadt voranzu- zu bewältigen ist. 5
Sonderthema Berichte 1/2022 Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur Poller! Barcelona hat sie als „Superblocks“ berühmt gemacht und in Berlin sind sie seit zwei Jahren als „Kiezblocks“ eine viel diskutierte Maßnahme der Verkehrswende und für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Allein in Berlin haben sich mehr als 50 Kiezblock- neuen Schläuchen, sondern zeigt, dass gewach- Initiativen gebildet. So wird in Neukölln, sener Handlungsbedarf die Akzeptanz gegenüber Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Pankow an Maßnahmen steigert und so tiefgreifende Kon- der Umsetzung von Kiezblocks gearbeitet. Laut zepte umsetzbar werden - wie viele internationale Berliner Koalitionsvertrag sowie Zählgemein- Vorbilder beweisen. schaftsvereinbarungen auf Bezirksebene soll diese Zahl in den nächsten Jahren schrittweise gestei- Vorbild für Kiezblock-Initiativen ist das Konzept gert werden. Mit diesen Aktivitäten ist Berlin nicht der „Superblocks“ in Barcelona. Auf dem Schach- allein, die Hamburger nennen Kiezblocks „Super- brett-Grundriss der katalanischen Hauptstadt büttel“, die Darmstädter „Heinerblocks“ und die sind mehrere Wohnblöcke zu einem „Superblock“ Wiener „Supergrätzel“. zusammengefasst. Die Straßen innerhalb dieses Gebiets werden zu Gunsten von Fuß- und Radver- Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Die kehr sowie mehr Aufenthaltsqualität für Jung und Konzepte vieler Kiezblockinitiativen erinnern an Alt umgestaltet. Motorisierte Fahrzeuge können die Verkehrsberuhigung der 1980er-Jahre. Hierbei weiter einfahren, liefern und laden, jedoch nur ging es darum, den Durchgangsverkehr aus den noch sehr eingeschränkt parken und vor allem Wohnquartieren zu verbannen, die Geschwindig- nicht mehr – und das ist ein wichtiger Unterschied keit zu reduzieren und den Straßenraum für mehr – hindurchfahren. Daneben gibt es auch in ande- Grün und Aufenthalt aufzuwerten. Diese Ziele ren europäischen Ländern ähnliche Modelle zur gehörten damals wie heute zu den Grundelemen- Umgestaltung des öffentlichen Straßenraums. In ten der Verkehrsberuhigung. Das, was heute die London wurden zwischen 2013 und 2019 Gemüter bewegt, wurde bereits 1986 in einer Bro- „Mini-Hollands“ in drei Außenbezirken umgesetzt. schüre des CDU-geführten Bauministeriums tref- Maßnahmen sind hier Kfz-Durchfahrtssperren, fend illustriert. Ist es also nur alter Wein in neuen die Verbesserung von Rad- und Fußwegen sowie Schläuchen? attraktivere Straßen und Plätze unter anderem in Form von „Pocket Parks“. Aktuell sucht das briti- Tatsächlich fehlt der Diskussion über Kiezblocks sche Verkehrsministerium zwölf Kommunen au- ein klares, gemeinsames Verständnis über die ßerhalb Londons, die dieses Erfolgsmodell vor Ort Definition. Sind Kiezblocks allein vom Durch- umsetzen möchten. Auch der Traffic Circulation gangsverkehr befreite Wohnquartiere? Gehört Plan der belgischen Stadt Gent bedient sich der eine Umverteilung des Straßenraums für den Auf- grundlegenden verkehrssteuernden Idee von Su- enthalt, für eine sichere Fortbewegung zu Fuß und perblocks. Autos können in ein Gebiet einfahren, mit dem Rad dazu? Müssen dafür parkende Autos es jedoch nicht als „Schleichweg“ nutzen. weichen und der ruhende Verkehr anders organi- siert werden? Sind Entsiegelungsmaßnahmen zur Der besondere Vorteil der Blocks zeigt sich vor Vermeidung von Hitzestaus Pflicht oder Kür? allem mit Blick auf die Herausforderungen des Stadtverkehrs: Es gilt, trotz geringerem Autover- Fotos: Difu Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren besteht ein kehr mehr Mobilität zu gewinnen. Kiezblocks ver- grundsätzlicher Unterschied: Die Handlungs- einen im Alltagsleben im Wohnquartier Maßnah- notwendigkeit ist durch die Flächenkonflikte im men, die dem Auto zwar Platz wegnehmen, den Straßenraum enorm gestiegen. Die Dominanz Anwohnenden jedoch mehr Lebensqualität geben des Pkws hat zugenommen, der Lieferverkehr ist und Mobilität erhalten. Sie stellen Menschen und explodiert und die üblichen Navigationssysteme nicht das Auto in den Mittelpunkt des Wohnquar- führen dazu, dass Ausweichverkehr zunehmend tiers. Und Kiezblocks sind mit ihrem gebietsbezo- Dipl.-Geogr. Uta Bauer auch die Nebenstraßen belastet. Zu diesen Her- genen Blick eine Blaupause für die Verkehrswende +49 30 39001-151 bauer@difu.de ausforderungen kommen Forderungen nach mehr in den Städten, die verdeutlicht, dass städtebauli- Freiräumen für Menschen in ihrer Nachbarschaft, che Aufgaben mit Verkehrsplanungen zusammen- Thomas Stein, M.A. nach mehr Platz für Fuß- und Radverkehr und gedacht werden müssen. Denn eine umgestaltete +49 30 39001-181 nach klimaangepassten öffentlichen Räumen. Das Straße macht noch längst keinen Kiezblock und stein@difu.de Konzept der Superblocks ist also kein alter Wein in erst recht keine Verkehrswende. Im Idealfall ist ein 6
Sonderthema Berichte 1/2022 Kiezblock so groß, dass wichtige Alltagswege wie von Kiezblocks zu verstehen, sollte aber deutlich Lebensmitteleinkauf, Kita- und Schulweg zu Fuß machen, dass ein vom Durchgangsverkehr befrei- funktionieren. Städtebauliche Leitbilder wie die ter Kiez nur ein Auftakt ist. Der erste Schritt ist für der „15-Minuten Stadt“ bieten hier Orientierung. die Akzeptanz vor Ort wichtig, besonders dann, wenn unter Anwohnenden noch kein breiter Kon- Ziele, die durch Kiezblocks erreicht werden sollen: sens über die Verkehrsraumumnutzung besteht. • Pkw-Dichte deutlich reduzieren, Kiezblocks sind daher mehr als ein paar Poller, • Lebens- und Aufenthaltsqualität verbessern, sie wären ein Gewinn für nachhaltige, lebens- • lokalen Einzelhandel, Gewerbe und Gastrono- freundliche Stadträume. Damit wird auch deutlich, mie stärken, dass verkehrstechnische Konzepte allein zu kurz • nachbarschaftliche Strukturen und sozialen greifen. Die Umnutzung und Umgestaltung öffent- Zusammenhalt unterstützen, licher Räume braucht (grün)gestalterische, stadt- • für mehr Sicherheit aller Verkehrsteilneh- planerische und nicht zuletzt wohnungspolitische mer*innen sorgen, Expertise. Derartige Transformationsprozesse ver- • verkehrsberuhigte öffentliche Räume schaffen, laufen nicht ohne Konflikte. Neben der Befürch- • die Bedingungen für das Gehen und Radfahren tung, kein eigenes Auto parken zu können, zählen verbessern und Verkehrsverlagerung auf die Hauptstraßen sowie • urbane Hitzeinseln vermeiden. Gentrifizierung der Kieze durch Aufwertung des Wohnumfelds zu den häufigen Gegenargumen- Bei der Umsetzung der Kiezblocks in Berlin zeigt ten. Kiezblockkonzepte müssen diese Aspekte sich bisher ein uneinheitliches Bild. In Ermange- berücksichtigen und ressortübergreifend lösen, lung einer berlinweiten Definition werden meist beispielsweise mit wohnpolitischen Maßnahmen. Maßnahmen zur Unterbindung des Kfz-Durch- Kommunikation ist also unersetzlich, heißt jedoch gangsverkehrs mit dem Begriff Kiezblocks as- auch, demokratisch beschlossene Ziele und Maß- soziiert, wie im Samariterkiez, Bellermannkiez nahmen konsequent zu verfolgen. Internationale oder straßenbezogenen Umgestaltungen in der Beispiele aus London und Gent zeigen, dass poli- Bergmannstraße. Maßnahmen der Parkraumbe- tischer Mut und konsequente Umsetzung belohnt wirtschaftung und des Parkraummanagements werden nicht von allen Kiezblock-Initiativen ein- gefordert und in keinem der geplanten Kiezblocks in Angriff genommen. Dies muss nicht gegen die Kiezblock-Dynamik sprechen, denn sie können auch als Stufenmodell umgesetzt werden: zum Weiterlesen Zunächst werden mit baulichen und verkehrstech- Nicolina Kirby, Dirk von nischen Maßnahmen (Diagonalsperren, gegenläu- Schneidemesser, (2022): fige Einbahnstraßen) Wohnquartiere vom Durch- Kiezblocks – Stadtgestal- gangsverkehr entlastet, die Geschwindigkeit re- tung Top-down oder duziert und punktuell/temporär der Straßenraum Foto: Uta Bauer, Difu Bottom-up? umgestaltet (Blumenkübel, Parklets, Spielstraßen). www.bit.ly/3hTEeMQ Es folgt eine konsequentere Umgestaltung des Straßenraums: Maßnahmen wie eine systema- Kai Zimmermann, Lars tische Parkraumbewirtschaftung und die schritt- Zimmermann (2020): weise Umorganisation der Stellplätze vom öffent- Nachhaltigkeitseffekte durch Smart Cities am Bei- lichen Raum in private und öffentliche Sammel-/ werden und Verantwortliche trotz erheblicher spiel der Superblocks in Quartiersgaragen schaffen Platz für eine verbes- Proteste wiedergewählt wurden. Die Erfahrungen Barcelona. Journal für Mobi- serte Radverkehrsinfrastruktur, für Lieferzonen, zeigen, dass Anwohnende solchen innovativen lität und Verkehr (5), 35–43: attraktive grüne Plätze mit Spiel und Sitzmög- Konzepten oft positiver gegenüberstehen, als Ver- www.bit.ly/3CpzW9k lichkeiten und Gehwege. Zuletzt werden Mobi- waltung und Politik es vermuten. litätsstationen mit dem Angebot multimodaler Glossar: Was ist eigentlich Sharingfahrzeuge ins Wohnquartier integriert. Der Damit Deutschlands Kommunen erfolgreich Kiez- ein Superblock? Privat-Pkw wird zunehmend überflüssig, für auf blocks und ähnliche Konzepte umsetzen können, www.difu.de/17238 einen Pkw Angewiesene bleibt jedes Haus erreich- bündelt das Difu Erfahrungs- und Umsetzungs- bar. Entsiegelungsmaßnahmen und eine Ausdeh- wissen der Berliner Bezirke und anderer europä- Sven Eggimann (2022): nung der Grünflächen tragen zur Verbesserung ischer Städte. So steht im Fachforum „Berliner The potential of implemen- ting superblocks for multi- der Luft bei und vermeiden Hitzeinseln. Kiezblocks“ der Austausch zum Thema Neuvertei- functional street use in ci- lung des öffentlichen Raums und im speziellen zur ties. Nature, Nat Sustain: Diese Vorgehensweise ist als aufeinander aufbau- Umsetzung von „Kiezblocks“ im Mittelpunkt. www.bit.ly/3KUOAZ6 endes Verfahrensmodell für die Implementierung 7
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Hängt die Wohnstandortwahl von der Alltagsmobilität ab – oder umgekehrt? Kommunen können auf das Mobilitätsverhalten am Wohnort Einfluss nehmen – und sie sollten dies auch tun, um nachhaltige Mobilität zu fördern. Eine neue Studie zeigt wissenschaftliche Grundlagen auf und beschreibt, was Kommunen bewirken können. Mobilität beginnt an der Wohnungstür. Die All- Gegebenheiten. Dadurch kann auch eine Ver- tagsmobilität der Menschen und die Verkehrs- änderung von Verhaltensroutinen am neuen entwicklung sind daher eng mit den Gegeben- Standort einhergehen. Unterscheiden sich das heiten rund um die Wohnung und individuellen räumliche Umfeld und/oder die Verkehrsangebote Wohnstandortentscheidungen verknüpft. Durch deutlich vom vorherigen Standort, ist es wahr- Mobilitätskonzepte, die das einzelne Quartier in scheinlicher, dass sich auch das Mobilitätsverhal- den Blick nehmen und Siedlungsstrukturen, die ten ändert. Nicht zu vernachlässigen ist dabei das Verkehr vermeiden, versuchen Kommunen derzeit, Verkehrsangebot am Arbeitsplatz, der neben dem das Mobilitätsverhalten so zu beeinflussen, dass Wohnort einen zentralen Aktivitätsstandort dar- die Umwelt geschont und der öffentliche Raum stellt. Das dortige Verkehrs- und Parkplatzangebot zugleich lebenswerter werden. Geteilte Autos, hat Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl der Fahrräder oder Mietertickets sollen dabei helfen, Beschäftigten im Berufsverkehr und prägt auch ein eigenes Auto möglichst obsolet werden zu las- die Verkehrsmittelwahl für weitere Aktivitäten. sen. Der zunehmende Verkehr und die wachsende Pkw-Dichte verdeutlichen jedoch, wie groß Her- Aus diesem Grund setzen immer mehr Kommu- ausforderungen und Handlungsbedarf sind. nen auf quartiersbezogene Mobilitätskonzepte. Konkrete Maßnahmen unterscheiden sich dabei Eine Auswertung vorhandener Studien zeigt die je nachdem, ob es sich um Neubau- oder Be- komplexen Wechselwirkungen zwischen der standsquartiere handelt. Für eine erfolgreiche Wohn- und Alltagsmobilität sowie den Einfluss der Umsetzung ist besonders die Kooperation von Raumstruktur und lokal verfügbarer Mobilitätsan- Wohnungswirtschaft und Kommunen eine Grund- gebote. Auch werden darin mobilitätsbezogene voraussetzung. Die kommunale Stellplatzsatzung Maßnahmen im Neubau und Bestand aus planeri- ist hierbei ein besonders effektives Instrument, www.difu.de/17193 scher Sicht vorgestellt und bewertet. Die Publika- durch das auch Kosteneinsparungen beim Stell- www.difu.de/16060 tion wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik platzbau erreicht werden können. Wie Konzepte und der TU Dortmund im Rahmen des BMBF-For- detailliert ausgestaltet werden müssen, um das schungsprojekts „Stadtstruktur, Wohnstandort- Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung nach- wahl und Alltagsmobilität“ (STAWAL) erarbeitet. haltiger zu gestalten, ist ein künftiger Untersu- Dipl.-Geogr. Uta Bauer chungsschwerpunkt des Forschungsprojekts. +49 30 39001-151 bauer@difu.de Der Fokus der Forschungsarbeit liegt auf Verän- Hierbei geht es um methodisch robuste, evidenz- derungen in der Alltagsmobilität, die mit Umzügen basierte, wissenschaftlich fundierte Belege für die Thomas Stein, M.A. einhergehen. Ein Umzug stellt in der „Mobilitäts- Wirkung von strukturellen Rahmenbedingungen +49 30 39001-181 biographie“ ein Schlüsselereignis dar: Tägliche und entsprechenden Mobilitätsangeboten auf das stein@difu.de Routinen ändern sich mit anderen räumlichen Mobilitätsverhalten. 8
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Bauen mit Holz – ein Beitrag für den kommunalen Klimaschutz Das Difu veröffentlicht einen Leitfaden zur Förderung des Holzbaus in Kommunen. Darin werden die Erkenntnisse aus dem Ideenaufruf „Bauen mit Holz – ein Beitrag für den kommunalen Klimaschutz in Baden-Württemberg“ vorgestellt. Die Frage, wie gebaut wird, findet im umweltpoliti- Für die Erarbeitung ihres detaillierten Umset- schen Diskurs zunehmend Gehör. Das ist sehr be- zungskonzepts erhielten 26 Kommunen eine rechtigt, denn Bauen verbraucht viele Ressourcen Förderung von bis zu 25.000 Euro. In der zweiten wie Baumaterialien, Energie, Wasser, Flächen und Förderphase wurden von einer Fachjury inno- Boden. Der Bausektor ist für rund 40 Prozent der vative Ideen aus 18 Kommunen für eine weitere globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. umfassende Förderung zur Umsetzung der Pro- Veränderungen in diesem Bereich haben daher jektideen ausgewählt. Eine Fördersumme von bis eine starke Hebelwirkung für den Klimaschutz . zu 400.000 Euro pro Kommune erhalten damit: Baiersbronn, Bernau, Ettlingen, Freiburg, Die Nutzung von Holz als Baumaterial ist gut für Haßmersheim, Heidenheim, Heilbronn, den Klimaschutz. Mit dem Einsatz von Holz – das Herrenberg, Karlsruhe, Landkreis Karlsruhe, ein guter CO2-Speicher ist – können klimaschäd- Konstanz, Leinfeld-Echterdingen, Lörrach, liche Baumaterialien substituiert werden. Zudem Schwäbisch-Gmünd, Stuttgart, Waldenbuch, ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, der national Weinstadt, Wendlingen am Necker. und regional verfügbar ist. Holz besitzt auch als Baumaterial Vorteile: Holz dämmt gut und ist mit Damit von den im Rahmen des Ideenaufrufs seinem geringen Gewicht gut für Aufstockungen gesammelten guten Beispielen zum Bauen mit und Baulückenschließungen geeignet, Vorferti- Holz auch andere Kommunen profitieren können, gungen für serielles Bauen sind möglich und Holz- hat das Difu den Leitfaden „Bauen mit Holz – ein konstruktionen können schnell verbaut werden. Beitrag für den kommunalen Klimaschutz in Baden-Württemberg“ erarbeitet. Darin wird auf Um die Nutzung von Holz zu fördern, hat das Mi- globale und nationale Trends sowie auf die Rele- nisterium für ländlichen Raum und Verbraucher- vanz des Bauens eingegangen, Vor- und Nach- schutz Baden-Württemberg (MLR) im Rahmen teile beim Bauen mit dem Material Holz werden der Holzbau-Offensive – unterstützt durch das beschrieben und die 18 Projektideen des Ideen- Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) – 2020 den aufrufs vorgestellt. Auch werden kommunale För- zweistufigen Ideenaufruf „Holzbau als Bestandteil derinstrumente aufgezeigt und Handlungsemp- des kommunalen Klimaschutzes“ initiiert. Gesucht fehlungen gegeben. Der in Kürze erscheinende wurden innovative Ideen in Kommunen zur Ent- Leitfaden richtet sich vorrangig an Planende, wicklung von Holzbau- und Hybridprojekten, In kommunale Fachämter und die Lokalpolitik. Die strumente der Stadtplanung, eigene Liegenschaf- Publikation soll Möglichkeiten aufzeigen, wie in ten oder PR-Aktionen für das Bauen mit Holz. Kommunen das Bauen mit Holz – im urbanen und Insgesamt standen 6,5 Mio. Euro zur Verfügung, im ländlichen Raum – gefördert werden kann. Sie und in der ersten Förderphase wurden 44 Projek- bietet somit Hilfestellung für Kommunen und ist tideen aus Kommunen eingereicht. zugleich ein Beitrag für den Klimaschutz. www.difu.de/publikationen www.bit.ly/3KHNBLM Dipl.-Ing. (FH) Maic Verbücheln +49 30 39001-263 verbuecheln@difu.de 9
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Wärmeplanung wird für Deutschlands Kommunen immer wichtiger Die Energiewende kann nur funktionieren, wenn eine Wärmewende gelingt. Dafür müssen städtische Wärmeversorgungssysteme umgebaut werden. Das Difu hat untersucht, welchen Beitrag das Instrument der kommunalen Wärmeplanung dabei leisten kann. Mehr als ein Drittel der Energie in Deutschland zusammen. Die Studie beleuchtet Aufgabenfelder wird zum Heizen verbraucht. Umso schwerer innerhalb der kommunalen Wärmeplanung und wiegt, dass die für den Gebäudesektor im Bun- stellt dazu ein Referenzmodell vor. Zudem werden desklimaschutzgesetz verankerten Ziele verfehlt Einsatzbedingungen, Umsetzungshemmnisse und werden. Ohne eine treibhausgasneutrale Wärme- Lösungswege auf kommunaler Ebene reflektiert. versorgung des Gebäudebestands kann die not- wendige Energiewende jedoch nicht gelingen. Nachdem einige Nachbarländer kommunale Daher gilt es, zügig den Wärmebedarf mittels Wärmeplanung teils seit Jahrzehnten praktizieren, energetischer Sanierungen erheblich zu reduzie- wird sie nun auch in Deutschland in Wissenschaft ren und den verbleibenden Anteil aus erneuerba- und Praxis zum zentralen Thema. In einigen Bun- ren Energien und unvermeidbarer Abwärme über desländern ist Wärmeplanung für Kommunen hocheffiziente Versorgungssysteme zu decken. bereits verpflichtend und Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Es ist zu erwarten, dass die Hierbei ist die Planung in den Kommunen beson- Bedeutung weiter zunehmen wird und mehr Kom- ders wichtig. Langfristige, räumlich abgestimmte munen zur Wärmeplanung verpflichtet werden. Strategien müssen entwickelt werden, um lokale Potenziale für die Erreichung der Klimaziele zu Das strategische Instrument der Wärmeplanung nutzen. Kommunen sind Schlüsselakteure, um soll eine systematische, wirksame und bezahlbare einen Strategieprozess zu koordinieren, der zu Wärmewende ermöglichen. Es sorgt für eine treib- treibhausgasneutralen und wirtschaftlichen Wär- hausgasneutrale Wärme- und Kälteversorgung meversorgungssystemen führt. Sie müssen die des Gebäudebestands der Kommunen. Eine intel- komplexen Veränderungsprozesse aktiv und stra- ligente Kombination von Effizienzmaßnahmen und tegisch – mit Energieversorgern, Wohnungsunter- erneuerbarer Wärmeversorgung dient dabei als nehmen und Privateigentümern – gestalten. Eine Grundlage für Stadtentwicklung und Energiepla- www.difu.de/17176 kommunale Wärmeplanung ist dabei Leitinstru- nung. Kommunale Wärmeplanung steht nicht für ment für die Wärmewende in Kommunen. sich, sie ist ein zentrales Instrument, das künftig bei allen Planungen und Umsetzungsschritten der Im Auftrag des Umweltbundesamts betrachtete Stadtentwicklung berücksichtigt werden muss. Robert Riechel das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ver- Die Verknüpfung mit anderen Instrumenten und +49 30 39001-211 riechel@difu.de schiedene Wege der kommunalen Wärmeplanung Verfahren der Stadtentwicklung und die Berück- aus Wissenschaft und Praxis. Das Gutachten sichtigung der Wärmeplanung bei aktuellen Ent- Dipl.-Geogr. Jan Walter zeigt den aktuellen Stand der Debatte zur kom- wicklungsprojekten und stadtpolitisch wichtigen +49 221 340308-26 munalen Wärmeplanung in Deutschland auf und Themen wie sozialverträglicher Wohnraumversor- walter@difu.de fasst Ergebnisse relevanter Forschungsprojekte gung ist dabei wichtig für das Gelingen. 10
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Hitze, Trockenheit und Starkregen. Klimaresilienz in der Stadt der Zukunft Das Deutsche Institut für Urbanistik begleitete im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte der Leitinitiative Zukunftsstadt. Zentrale Ergebnisse der Zukunftsstadtforschung wurden praxisorientiert aufbereitet. Welche Folgen anhaltende Hitzewellen und Dürre- für Urbanistik (Difu) begleitet SynVer*Z die For- perioden sowie Starkregenereignisse haben kön- schungsprojekte der BMBF-Fördermaßnahmen nen, mussten viele Kommunen in Deutschland „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt: in den vergangenen Jahren bereits erfahren. Im Forschung für klimaresiliente, sozial-ökologisch Zuge des Klimawandels werden diese wetterbe- gerechte und lebenswerte Städte“ und „Nachhal- dingten Extremereignisse zukünftig häufiger auf- tige Transformation urbaner Räume“. SynVer*Z treten und in ihrer Intensität zunehmen. Städte dient der Vernetzung der Forschungsprojekte sind von den Folgen des Klimawandels in beson- untereinander und unterstützt ihre Sichtbarkeit derem Maße betroffen. Zentrumslagen und dicht nach außen. Eine vom Difu gemeinsam mit dem bebaute Quartiere werden zu Hitzeinseln mit deut- Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) lich höheren Temperaturen als im Umland – mit herausgegebene Broschüre bündelt die zentralen negativen Folgen für die die Gesundheit. Der hohe Projektergebnisse zur städtischen Klimaresilienz Versiegelungsgrad behindert den natürlichen und bereitet sie für die kommunale Praxis auf. Wasserabfluss und kann bei Starkregenereignis- Strukturiert nach den Themenfeldern grüne Infra- sen zu Überflutungen führen. Die fortschreitende strukturen, wasserbezogene Extremereignisse, Urbanisierung mit anhaltendem Flächenwachs- kooperative Prozesse und Beteiligung sowie In- tum und die Nachverdichtung der Innenstädte formationsgrundlagen und Planungsinstrumente verstärken die sich verändernden klimatischen präsentieren 15 Zukunftsstadt-Projektteams kon- Bedingungen zusätzlich. krete Beispiele zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels im städtischen Kontext. Die Steigerung der städtischen Klimaresilienz ist einer der maßgeblichen Treiber für urbane Trans- Die Beiträge zeigen beispielsweise anhand von formationsprozesse hin zu nachhaltigem Handeln. Modellierungen die Auswirkungen von Nachver- Dazu gehört die Stärkung der Widerstandskraft dichtungsstrategien auf das Mikroklima und den und Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabe- Starkregenabfluss im Quartier, die Potenziale dingten Gefahren. Über den bloßen Erhalt eines zusätzlicher Begrünungsmaßnahmen in Gewer- Ausgangszustands hinaus geht es dabei um die begebieten oder wie es auch bei engen Straßen- Lernfähigkeit städtischer Systeme in Bezug auf querschnitten in verdichteten Innenstadtberei- den Umgang mit dem sich verändernden Klima. chen gelingen kann, zusätzliche Straßenbäume zu pflanzen. Weitere Projektteams stellen eine Der städtischen Klimaresilienz ist ein eigenes Checkliste für die Berücksichtigung von Hitze und Fokusthema in der Synthese und Vernetzung der Starkregen bei der kommunalen Notfallplanung Zukunftsstadtforschung (SynVer*Z) des Bundes- vor oder entwickeln kombinierte Klima- und Vul- ministeriums für Bildung und Forschung gewid- nerabilitätsanalysen, die auch soziale Faktoren met. Unter Federführung des Deutschen Instituts berücksichtigen. www.difu.de/17129 Robert Riechel +49 30 39001-211 riechel@difu.de 12
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Strategien für Gründungsökosysteme: Konzept für die Landeshauptstadt Kiel Wie können sich Kreativität und Gründungsideen in einer Kommune am besten entfalten und welche spezifischen ökonomischen, kulturellen, sozialen und politischen Rahmenbe- dingungen für Innovationen und Gründungen sind vorteilhaft? Gründungsökosystem Kiel Entrepreneurial Ecosystem Die Entwicklung von Gründungsstandorten unter- den vier Städten Freiburg, Potsdam, Lübeck und liegt einer Vielzahl von Faktoren und Rahmen- Mönchengladbach. bedingungen. Mit dem in der Forschung noch vergleichsweise jungen Konzept von Gründungs- Mit Hilfe des Benchmarkings war es möglich, ökosystemen, dem „Entrepreneurial ecosystem", Entwicklungen einzelner Faktoren in Kiel besser werden bestimmende Faktoren im Zusammen- einzuordnen und im Kontext anderer Gründungs- hang betrachtet und deren vielfältige Wechselwir- standorte zu beurteilen. Die Erkenntnisse der kungen berücksichtigt. Im Kern geht es dabei um Bestands- und Benchmarkanalyse wurden als die Frage, wie sich Kreativität und Gründungs- Rahmen für eine SWOT-Analyse verwendet, um ideen am besten entfalten können und welche auf dieser Grundlage Handlungsfelder zu identi- spezifischen ökonomischen, kulturellen, sozialen fizieren und strategische Ziele abzuleiten. In allen und politischen Rahmenbedingungen für Innova- Phasen wurden wichtige Stakeholder der Kieler tionen und Gründungen eine vorteilhafte Umge- Gründungslandschaft in den Prozess eingebun- bung sind. Das Difu-Projektteam hat auf dieser den, entweder durch Interviews oder durch Work- Basis eine Untersuchungsmethode für den Grün- shops, in denen die Ergebnisse der Arbeitsphasen dungsstandort Kiel entwickelt und aus den damit reflektiert und weiterentwickelt wurden. Als Ergeb- gewonnenen Erkenntnissen ein Strategiekonzept nis entstand ein strategisches Konzept, das neben für die künftige Entwicklung des Gründungs- Zielen auch konkrete Maßnahmen und Hinweise ökosystems der Landeshauptstadt erstellt. Das zu deren Umsetzung sowie zu den wichtigsten Untersuchungsdesign umfasst drei Bereiche: Akteuren beinhaltet. www.difu.de/17213 • Rahmenbedingungen, die ein Gründungs- Für den Gründungsstandort Kiel konnte so eine ökosystem beeinflussen, übergreifende Strategie vorgelegt werden, die • Entrepreneurship-spezifische Faktoren, das Aspekte der Stadtentwicklung mit sozioökono- Dipl.-Ing. sind Parameter, die direkt auf das Gründungs- mischen Trends verbindet. Für Kiel liegen die Sandra Wagner-Endres geschehen einwirken, sowie Schwerpunkte demnach künftig darin, das Thema +49 30 39001-154 • Entrepreneurship, also das konkrete Grün- Nachhaltigkeit noch stärker bei Gründungen ein- wagner-endres@difu.de dungsgeschehen. zubeziehen und mit den städtischen Entwicklun- gen (Umsetzung der Agenda 2030) zu verknüpfen. Dr. Stefan Schneider Insgesamt wurden in allen Bereichen entlang von Die Vielfalt der Gründungsszene, die hohe Dyna- +49 30 39001-261 schneider@difu.de weiter ausdifferenzierten Dimensionen und Fak- mik in den Bereichen IKT und Kreativwirtschaft toren 146 quantitative oder qualitative Indikatoren sowie das vorhandene starke Akteursnetzwerk, Oliver Peters, M.Sc. erfasst und hinsichtlich Zustand und Entwicklung teilweise mit Wirkung über die Stadt hinaus, bie- +49 30 39001-204 in einer langfristigen Zeitreihe ausgewertet. Dar- ten sehr gute Ausgangsbedingungen für einen opeters@difu.de über hinaus erfolgte ein Benchmark-Vergleich mit innovativen Gründungsstandort im Norden. 13
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Durch Reallabore die Klimaresilienz in Kommunen fördern Wie kann man Klimaresilienz in Kommunen fördern? Dieser Frage ging ein Difu- Forschungsteam gemeinsam mit weiteren Partnern im iResilience-Projekt nach. Die Erfahrungen aus drei Reallaboren in Köln und Dortmund liegen nun vor. Das Handeln der Kommunen ist wichtig für eine Lösungen für die Klimavorsorge zu entwickeln und erfolgreiche Anpassung an den Klimawandel. umzusetzen – oder zur Umsetzung vorzubereiten. Durch ihre Einwirkung können Städte die Wider- In den Reallaboren ging es darum, anhand inno- stands- und Veränderungsfähigkeit der Menschen vativer Formate neues Wissen zu generieren und und auch des städtischen Raums beeinflussen. zu teilen, Eigenverantwortung zu übernehmen, Aber wie erreicht man die Menschen vor Ort am bestehende Entscheidungsstrukturen zu nutzen, besten, um zu mehr Klimaresilienz zu kommen? neue zu entwickeln sowie Netzwerke unterschied- Um das herauszufinden, startete das Difu im Auf- licher Wissensträger*innen zu knüpfen. trag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) drei Reallabore in Köln und So wurden in speziellen „Ko-Arbeitsgruppen“ zur Dortmund. Darin untersuchte und erprobte das Klimavorsorge Planungsprozesse initiiert und be- Institut gemeinsam mit mehreren weiteren Part- gleitet. Im Ergebnis zeigt sich, dass solche neuen Formate einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur klimaresilienten Stadt leisten können und dabei zugleich Bürger*innen und Ämter ins Gespräch bringen. Beispielsweise suchten mehrere Ämter, die Stadtentwässerungsbetriebe sowie Anwoh- nende der Stadt Köln gemeinsam nach der besten Lösung für eine klimaangepasste Umgestaltung eines „Wet-Spots“. In einem mehrmonatigen Prozess vernetzten sich lokale Akteur*innen und Stadtverwaltung, lernten von- und miteinander und übernahmen die Verantwortung für das Arbeitsergebnis. Der kooperativ erarbeitete Vor- schlag wurde schließlich gemeinsam der Kommu- nalpolitik vorgestellt. Aktuell läuft ein Förderantrag Foto: iResilience, C. Linnartz zur Umsetzung. Die Erfahrungen aus den Reallaboren und den eingesetzten Formaten wurden anschließend ausgewertet. Basis dafür waren Interviews mit den Beteiligten aus den Quartieren sowie teaminterne Reflexionstreffen. Die Ergebnisse werden in Kürze nern im „iResilience-Verbund“ innovative Betei- als „Drehbuch“ veröffentlicht, das Kommunen bei ligungs- und Planungsformate. Diese sollen An- ihrer Arbeit unterstützen soll. Praxisbeispiele aus wohnende, lokale Unternehmen, Verwaltung und dem – im Rahmen der Leitinitiative Zukunftsstadt bürgerschaftliche Initiativen dabei unterstützen, des BMBF geförderten – iResilience- Projekt veran- sich gemeinsam auf die Herausforderungen des schaulichen dabei das methodische Vorgehen. Die Klimawandels vorzubereiten. Denn vor allem die Arbeit in den Reallaboren brachte viel Bewegung neu angestoßenen Kooperationen zwischen Kom- in die Quartiere: Lokale Akteur*innen wurden für munalverwaltung und Zivilgesellschaft können das Thema Klimawandel und die Folgen sensi- einen Beitrag zur Klimaresilienz in den Kommunen bilisiert, haben einen Überblick über Klimaan- leisten. passungsmaßnahmen gewonnen, entwickelten www.difu.de/17200 ein gemeinsames Zukunftsbild für ein klimafittes www.difu.de/12505 Das iResilience-Team legte einen besonderen Quartier und gingen in die Maßnahmenplanung Fokus auf die Schwerpunkte ‚Überflutungsvor- und -erprobung. Diese Erfahrungen und Ergeb- sorge‘, ‚Urbanes Grün‘ sowie ‚Hitze und Gesund- nisse werden in Broschüren veröffentlicht, um Anne Roth heit‘. Hierbei wurden Akteur*innen aus Köln und weitere lokale Akteur*innen dabei zu unterstützen, +49 221 340308-22 Dortmund dabei unterstützt, innovative koope- sich für klimafitte Quartiere zu engagieren. roth@difu.de rative, gemeinschaftliche oder auch individuelle 14
Forschung & Publikationen Berichte 1/2022 Jahresrückblick gibt Einblicke in die Difu-Forschung 2021 Das Difu präsentiert seinen Jahresrückblick und eine Auswahl der aktuellen Arbeit der vier Difu-Forschungsbereiche. Themen: Wohnungsbau, Klimafolgenanpassung, Smart City, stadtregionale Transformation im Rahmen der Pandemiebewältigung, Fußverkehr u.a. Der Difu-Jahresrückblick 2021 informiert über die Zentrum KlimaAnpassung dabei unterstützt, Arbeit des Instituts aus dem vergangenen Jahr erläutert Jens Hasse im Interview. und gibt Einblicke in wichtige Forschungsergeb- nisse, Projekte sowie weitere wissenswerte Aktivi- Ebenfalls neu gestartet ist die Koordinierungs- täten und Neuigkeiten vom Difu. und Transferstelle Smart Cities, die das Difu seit August 2021 im Rahmen eines Konsortiums Aus dem Inhalt: 2021 war das zweite Corona-Jahr betreibt. Sie soll Kommunen dabei unterstützen, in Folge – und die Pandemie hat das Potenzial, Digitalisierung strategisch im Sinne einer nach- unsere Gesellschaft dauerhaft zu verändern. Was haltigen, integrierten und gemeinwohlorientierten bedeutet die Krise für Städte und Stadtregionen? Stadtentwicklung anzugehen. Bereits mehr als 70 Mit welchen Folgen ist mittel- bis langfristig zu Kommunen beteiligen sich mit ihren Modellpro- rechnen? Gemeinsam mit dem Deutschen Städte- jekten. Dr. Jens Libbe stellt die neue Einrichtung tag hat sich das Difu letztes Jahr auf den Weg ge- vor. macht, Antworten auf diese wichtigen Fragen zu geben. Über das neue Projekt berichtet Dr. Holger Und: Fußgängerfreundliche Städte sorgen nicht Floeting. nur für mehr Lebensqualität. Sie sind auch ein wichtiger Schritt in Richtung Mobilitätswende und Doch auch ohne Corona sind die kommunalen Klimaneutralität. Auf Fragen zur Fußverkehrs- Herausforderungen zahlreich. Vielerorts fehlt es politik und wie Kommunen den Fußverkehr stärker an Wohnraum. Ohne Neubau und die Förderung fördern können, geht Uta Bauer im Interview ein. von sozialem Wohnungsbau kann es nicht gehen. In gleich drei Projekten unterstützt das Difu die In 2021 hat das Difu zudem das Angebot für die Kommunen auf dem Weg zu mehr Wohnungsbau. Difu-Zuwender erweitert. In Form von kostenfreien Prof. Dr. Arno Bunzel gibt einen Überblick über die Impulsvorträgen erhalten Zuwender Input zu zu- Forschungsergebnisse. kunftsweisenden kommunal relevanten Themen. Über das neue Angebot informiert Ulrike Wolf. www.difu.de/17245 Klar scheint aber auch zu sein: In Zukunft müssen www.difu.de/15162 wir uns auf mehr Wetterextreme einstellen. Wir Der Difu-Jahresrückblick 2021 steht zum kosten- müssen daher nicht nur Vorsorgemaßnahmen freien Download zur Verfügung. Die ganze Band- www.difu.de/xxxxxxxxxxx treffen, sondern Orte, Quartiere und Gebäude breite der Difu-Projekte, -Publikationen und -Ver- Dr. Sinje Hörlin klimagerecht planen und bauen. Wie Kommunen anstaltungen ist auf der Difu-Website zu finden +49 30 39001-282 in Anbetracht des Klimawandels vorsorgen kön- sowie über die Social-Media-Känale des Instituts. hoerlin@difu.de nen und wie sie das am Difu neu angesiedelte 15
Bild: Biotürme Lauchhammer in der Lausitz. Was sind eigentlich? lternativ etwas in der Art hier unten oder Superblocks as Bild von der Website? Begriffe aus der kommunalen Szene, einfach erklärt. Die Idee der Superblocks (auf Katalanisch „Superilles“) kommt aus Barcelona und basiert auf dem dort typischen schach- brett-artigen Straßenmuster. Enorm hohe Bevölkerungsdichten, wenig Grün sowie ge- sundheitsgefährdende Lärm- und Luftschad- oder das Bild vondurch stoffbelastungen derdenWebsite? Straßenverkehr zwangen die Stadtverwaltung zum Handeln. Als Superblock wird ein Straßenblock von etwa 400 mal 400 Meter beziehungsweise drei mal drei Häuserblocks definiert, in dem der Kfz-Verkehr neu organisiert wird. Ein ausgeklügeltes System von Diagonal- sperren und Einbahnstraßen führt dazu, dass Kfz-Verkehr das Wohnviertel nicht mehr durchqueren kann. Zu Fuß Gehende und Rad- fahrende haben Vorrang, die verbleibenden Autos dürfen nur mit 10 bis 20 km/h ein- oder ausfahren. Der öffentliche Verkehr wird an den Außenkanten der Superblocks optimiert. Der dadurch gewonnene Straßenraum wird neu genutzt: Es werden Bäume gepflanzt, Blu- menkübel gesetzt, Parkbänke errichtet, Tischtennisplatten aufgestellt. Die Folge: ———————————————————————— „Durch Superblocks werden Straßen zum erweiterten Wohnzimmer. Man hört Kinder- lachen statt Autolärm, atmet frische Luft an- stelle von Abgasen und kommt mit der Nach- barschaft ins Gespräch. Der Zusammenhalt wird gefördert und die Lebensqualität für Anwohnende steigt.“ ———————————————————————— Der erste Superblock entstand 2017 im Stadtviertel Poble Nou – anfangs noch gegen Widerstände von Geschäftsleuten und Auto- fahrenden, doch mit großem Zuspruch der Anwohnenden. In den bisher gestalteten Superblocks, die im gesamten Stadtgebiet entstanden sind, ist das befürchtete Ge- schäftssterben ausgeblieben. Im Gegenteil: die Anzahl lokaler Läden stieg sogar um 30 Prozent. In anderen Städten gibt es ähnliche Initiativen, hier nennt man sie „Kiezblocks“ (Berlin), „Superbüttel“ (Hamburg), „Heiner- blocks“ (Darmstadt) oder „Supergrätzel“ (Wien). Weitere Begriffe online: www.difu.de/6189 16
Veröffentlichungen Berichte 1/2022 Edition Difu – Von M.-L. Wallraven-Lindl und A. Uhmann Verkehrswende gemeinsam gestalten Stadt Forschung Praxis 2022, 224 S., 39 Euro Fachtagungsdokumentation ISBN 978-3-88118-682-7, 33,99 Euro M. Hertel, T. Bracher, T. Stein (Hrsg.) Radverkehr und Verkehrswende Bd. 8/2018, 90 S., 15 € Eine Geschichte von Gegenwind und Rücken- Die Satzungen nach dem Baugesetzbuch ISBN 978-3-88118-625-4, 12,99 € wind 3. Auflage, A. Bunzel (Hrsg.), von A. Strunz, Von Tilman Bracher M.-L. Wallraven-Lindl, 2013, 172 S., Junge Flüchtlinge – Perspektivplanung 2021, Bd. 19, vierfarbig, zahlreiche Fotos, zahlreiche Satzungsmuster, 29 € und Hilfen zur Verselbstständigung 168 S., 34 € ISBN 978-3-88118-526-4 Veranstaltungsdokumentation ISBN 978-3-88118-680-3, 29,99 € Dialogforum (Hrsg.), Bd. 7/2018, 188 S., 20 € Städtebauliche Gebote nach dem ISBN 978-3-88118-626-1, 16,99 € So geht‘s Baugesetzbuch Fußverkehr in Städten neu denken und umsetzen A. Bunzel (Hrsg.), von M.-L. Wallraven-Lindl, Neue Konzepte für Wirtschaftsflächen Uta Bauer (Hrsg.) A. Strunz, 2010, 188 S., 30 € Herausforderungen und Trends am Beispiel des 2019, Bd. 18, 240 S., vierfarbig, zahlreiche Abb. ISBN 978-3-88118-486-1 Stadtentwicklungsplanes Wirtschaft in Berlin und Fotos, 39 € Von S. Wagner-Endres u.a. ISBN 978-3-88118-643-8, 33,99 € Difu-Impulse Bd. 4/2018, 84 S., 15 € ISBN 978-3-88118-614-8, 12,99 € Vielfalt gestalten Vielfalt und Sicherheit im Quartier Integration und Stadtentwicklung in Klein- Konflikte, Vertrauen und sozialer Zusammenhalt Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte und Mittelstädten in europäischen Städten Meile nachhaltig gestalten Bettina Reimann u.a. (Hrsg.) G. Bartl, N. Creemers, H. Floeting (Hrsg.) Lösungen mit Lastenrädern, Cargo Cruisern 2018, Bd. 17, 364 Seiten, kostenlos Bd. 3/2020, 182 S., 20€ und Mikro-Hubs, W. Arndt und T. Klein (Hrsg.) ISBN 978-3-88118-618-6 ISBN 978-3-88118-667-4, 16,99 € Bd. 3/2018, 96 S., 12,99 € www.difu.de/12236 Verkehrswende nicht ohne attraktiven Difu-Papers Wasserinfrastruktur: Den Wandel ÖPNV gestalten Wie lassen sich große ÖPNV-Projekte Klimaschutz, erneuerbare Energien Technische Varianten, räumliche Potenziale, erfolgreich umsetzen? und Klimaanpassung in Kommunen institutionelle Spielräume Jürgen Gies (Hrsg.), Bd. 2/2020, 104 S., 18 € Maßnahmen, Erfolge, Hemmnisse und Entwick- Martina Winker und Jan-Hendrik Trapp (Hrsg.), ISBN 978-3-88118-648-3, 15,99 € lungen – Ergebnisse der Umfrage 2020 2017, Bd. 16, 272 S., vierfarbig, 39 € Von J. Hagelstange, C. Rösler und K. Runge ISBN 978-3-88118-584-4 Checkpoint Teilhabe 2021, 24 S., nur online Kinder- und Jugendhilfe + BTHG – www.difu.de/16344 Kommunaler Umgang Neue ganzheitliche Lösungen entwickeln! mit Gentrifizierung Veranstaltungsdokumentation Altersarmut in Städten Praxiserfahrungen aus acht Kommunen Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis“ Kommunale Steuerungs- und Handlungsmög- Von Thomas Franke u.a., 2017, Bd. 15, 316 S., Bd. 1/2020, 160 S., 20 Euro lichkeiten. Von Beate Hollbach-Grömig u.a. vierfarbig, zahlreiche Abb., 39 € ISBN 978-3-88118-653-7, 16,99 € 2020, 56 S., 5 €, 3,99 € ISBN 978-3-88118-579-0 www.difu.de/15789 Was gewinnt die Stadtgesellschaft durch Sicherheit in der Stadt saubere Luft? Kommunale Wirtschaftsförderung 2019 Rahmenbedingungen – Praxisbeispiele – Die lebenswerte Stadt: Handlungsfelder und Strukturen, Aufgaben, Perspektiven: Ergebnisse Internationale Erfahrungen Chancen der Difu-Umfrage Holger Floeting (Hrsg.), 2015, Bd. 14, 392 S., Von Tilman Bracher u.a., Bd. 2/2019, 68 S., 15 € Von Sandra Wagner-Endres zahlreiche Abbildungen, 39 € ISBN 978-3-88118-642-1, 12,99 € 2020, 42 S., 5 €, 3,99 € ISBN 978-3-88118-534-9, 33,99 € www.difu.de/15617 Öffentlichkeitsbeteiligung beim Städtebauliche Verträge – Ein Handbuch Netzausbau Smart Cities in Deutschland – Vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage. Evaluation „Planungsdialog Borgholzhausen“ eine Bestandsaufnahme Mit Berücksichtigung der BauGB-Novelle 2013 Von Stephanie Bock, Jan Abt, Bettina Reimann Von Jens Libbe und Roman Soike Von A. Bunzel, D. Coulmas und G. Schmidt- Bd. 1/2019, 98 S., 15 € 2017, 28 S., 5 €, 3,99 € Eichstaedt, 2013, Bd. 12, 466 S., 39 € ISBN 978-3-88118-640-7, 12,99 € www.difu.de/11741 ISBN 978-3-88118-508-0, 33,99 € Straßen und Plätze neu entdecken – ———————————————————————————————————————————— Difu-Arbeitshilfen Übersicht aller Publikationen + Bestellmöglichkeit www.difu.de/publikationen Verfahren zur Aufstellung von Bebau- eBooks: http://difu.ciando-shop.com/info/einside/ – Info für Zuwender: www.difu.de/12544 ungsplänen 3., grundlegend überarbeitete Auflage unter Vertrieb: Difu gGmbH, Zimmerstraße 13-15, 10969 Berlin, Berücksichtigung des Baulandmobilisierungs- Tel. +49 30 39001-253, Fax: +49 30 39001-275, Mail: vertrieb@difu.de gesetzes Muster, Tipps und Hinweise für eine zweckmä- Alle Difu-Veröffentlichungen und -eBooks sind für Difu-Zuwender kostenlos, die mit Stern ßige und rechtssichere Verfahrensgestaltung gekennzeichneten Publikationen gibt es exklusiv für Zuwender auch digital. 17
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