Das Magazin des Difu 1/2022

 
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Das Magazin des Difu 1/2022
1/2022

Das Magazin des Difu

		Aus dem Inhalt

 4 Standpunkt
		 Europa ist kein Luxusthema:
   If you are not at the table,
   you are on the menu

 6 Sonderthema
		 Kiezblocks für Berlin:
   Mehr als nur Poller!

10 Forschung & Publikationen
		 Kommunale Wärmeplanung
   wird immer wichtiger

21 Neue Projekte
		 Produktive Arbeit in
   urbanen Zentren

29 Veranstaltungen
		 Bühne frei: Kulturstrategien
   in ungewissen Zeiten
Das Magazin des Difu 1/2022
Editorial                                     22 Städte nach Corona
                                              23	Nachhaltig rentiert sich
Standpunkt                                    23	Nachhaltig mobil auf dem Land
4	Europa ist kein Luxusthema: If you are     24	Gemeinsam für den Klimaschutz!
    not at the table, you are on the menu     24	Umwelt im Quartier

Sonderthema                                   Veranstaltungen
6	Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur        26	Veranstaltungsvorschau
    Poller!                                   27	Zusammenarbeit von Kommunen und
                                                  Wohnungswirtschaft gestalten
Forschung & Publikationen                     28	Smart City-Projekte als Bausteine für
8	Hängt die Wohn­standortwahl von der            eine nachhaltige Stadtentwicklung
    Alltagsmobilität ab – oder umgekehrt?     29	Bühne frei! – Kulturstrategien in
9	Bauen mit Holz – ein Beitrag für den           ungewissen Zeiten
    kommunalen Klimaschutz                    30	Nachhaltig mobil in der Stadtregion –
10	Wärmeplanung wird für Deutschlands            Interkommunale Planung im Fokus
    Kommunen immer wichtiger                  31	Klimanotstand: Beschluss stärkt
12	Hitze, Trockenheit und Starkregen.            kommunale Klimaschutzaktivitäten
    Klimaresilienz in der Stadt der Zukunft
13	Strategien für Gründungsökosysteme:       Nachrichten & Service
    Konzept für die Landeshauptstadt Kiel     16	Was sind eigentlich Superblocks?
14	Durch Reallabore die Klimaresilienz in    17 Veröffentlichungsüberblick
    Kommunen fördern                          19 Difu-Service für Zuwender
15	Jahresrückblick gibt Einblicke in die     20	Difu-Informationsangebote/
    Difu-Forschung 2021                           Impressum
                                              32 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn
Neue Projekte                                 33 Difu aktiv
21 Urbanität als Herausforderung              34 Neues im Inter-/Extranet des Difu
21	Produktive Innenstädte                    35 Difu-Presseresonanz
22	Strukturierte Beteiligung
Das Magazin des Difu 1/2022
Editorial

             Liebe Leserin, lieber Leser,

             in diesen Tagen der dramatischen Weltlage fällt es schwer, Arbeits- und Alltagsroutinen zu bewälti-
             gen. Die Berichte und Bilder aus den Medien machen fassungslos. Wir denken an die Menschen in
             der Ukraine, die gerade um ihr Leben und das ihrer Lieben bangen müssen und alles verlieren, was
Foto: Difu

             sie sich aufgebaut haben –, statt beispielsweise als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler Ideen
             zu entwickeln, wie Gesellschaft und Leben besser gestaltet werden können.

             Am Deutschen Institut für Urbanistik forschen wir seit fast 50 Jahren, wie wir unsere Städte lebens-
             werter machen können. In der Ukraine werden Städte zerstört und Leben brutal ausgelöscht.

             Ja, es stimmt, dass wir in Europa mit deutlich weniger Empathie und Besorgnis zugesehen haben,
             als etwa die Stadt Aleppo vor nicht allzu langer Zeit regelrecht in Schutt und Asche gelegt wurde.
             Für diese andere Betroffenheit mag es Gründe geben, aber Versäumnisse dürfen nicht zu falschen
             Relativierungen führen. Angesichts der wenigen konkreten Dinge, die wir tun können, sind Empö-
             rung und Entsetzen gegenüber der russischen Staatsführung und Solidarität mit den Menschen in
             der Ukraine das Mindeste.

             In den Jahren seit 2015 haben die Kommunen in Deutschland und auch wir am Difu kurzfristig
             viele Erfahrungen gesammelt und Know-how aufgebaut, um Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen
             humanitär zu bewältigen. Sicherlich wird dieses Wissen in der aktuellen Situation helfen, um den
             Geflüchteten das Ankommen zu erleichtern.

             Wir am Difu appellieren – wie viele andere Wissenschaftler*innen weltweit –, dass dieser Krieg
             sofort beendet wird und in Zukunft keine weiteren begonnen werden!

             Willy Brandt hat einmal gesagt „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“

             Ich finde, das stimmt.

             Prof. Dr. Carsten Kühl
             Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer

                                                                                                                     3
Das Magazin des Difu 1/2022
Standpunkt
Berichte 1/2022

                                              Europa ist kein Luxusthema: If you are
                                              not at the table, you are on the menu
                                              Sich in Europa zu vernetzen, ist für viele Kommunen in Deutschland immer noch keine
                                              Selbstverständlichkeit. Dabei gehören Kommunen dringend mit aufs Spielfeld! Nur so
                                              sind sie in der Lage Gesetze, Fördermöglichkeiten und Regularien mitgestalten.

                                              Saßen die deutschen Kommunen in der Vergan-           einem Thema zusammenbringen. Andere Netz-
                                              genheit meist auf der Zuschauertribüne des „Eu-       werke repräsentieren dagegen einen Sektor, z.B.
                                              ropa-Stadions“, so werden sie zunehmend Teil des      Industrie- oder Forschungsnetzwerke. Städte-
                                              Spiels. Und das ist gut so, denn ohne kommunale       netzwerke dienen den Kommunen als Plattform
                                              Beteiligung und Umsetzung sind die übergeord-         und auch als Lobby. So deckt EUROCITIES zum
                                              neten Ziele in den für die Zukunft wichtigen Berei-   Beispiel die ganze Bandbreite kommunaler The-
                                              chen Klimaschutz, Digitalisierung, Wirtschaft und     men ab, POLIS hingegen spezialisiert sich auf be-
                                              Demokratie nicht zu erreichen.                        stimmte Themen, in denen sich die jeweiligen
                                                                                                    Fachleute der Verwaltung austauschen. Daher
                                              Auch ohne direkt auf die Städte einzuwirken,          dienen europäische Netzwerke den Kommunen
                                              schafft die europäische Ebene beständig neue          auf ganz unterschiedliche Art und Weise:
                                              Wege, mit der kommunalen Ebene zu arbei-
                                              ten, Städte zu fördern – und zu fordern. Davon        • An den Erfahrungen anderer teilhaben
                                              zeugt die wachsende Rolle von Kommunen in               Manche Maßnahmen, die in Deutschland noch
                                              der Forschungsförde­rung, wie die fünf neuen            Zukunftsmusik sind, wurden anderswo bereits
                                              „EU-Missionen“, die eu­ropäische Städteagenda           umgesetzt – oder umgekehrt. Wie löst
                                              sowie eine Vielzahl von Preisen und Awards für          Rotterdam die Frage der Ladestationen für
                                              progressive Städte. Ohne kommunale Partner,             E-Fahrzeuge? Wie hat Stockholm Akzeptanz für
                                              Pilotstädte oder Städtenetzwerke an Bord ist die        die Citymaut geschaffen? Von den Erfahrungen
                                              Projektförderung nahezu aussichtslos geworden.          anderer Städte mit neuen Lösungswegen kön-
                                              Auch die große Mehrheit der europäischen Ver-           nen Kommunen als auch profitieren, wenn sie
                                              ordnungen, Richtlinien oder Empfehlungen wirkt          nicht in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. In
                                              sich lokal aus. Meist werden diese über die Um-         Arbeitsgruppen der Städtenetzwerke oder in
                                              wandlung in nationales Recht zur kommunalen             gemeinsamen Projekten lernen Mitarbeitende
                                              Aufgabe.                                                der Kommunalverwaltung einander kennen und
                                                                                                      nehmen Anregungen aus den innovativsten
                                              Trotz direkter Auswirkungen für die Kommunen            Städten Europas mit nach Hause.
                                              und gefüllter Fördergeldbeutel entfallen „Europa-     • Rückendeckung und Stärkung erfahren
                                              Fragen“ im kommunalen Tagesgeschäft jedoch              Für Mitarbeitende in den Kommunalverwal-
                                              oft als erstes. Europa gilt schnell als Luxusthema,     tungen liefert ihr europaweites Netzwerk Ex-
                                              das man sich leisten können muss. Tatsächlich           pertise, Inspiration und – besonders wichtig
                                              mangelt es vielen Kommunen an finanziellen wie          – Rückenwind. Besonders schätzen sie den
                                              personellen Ressourcen. Vor allem aber mangelt          Rückhalt ihrer europäischen Kollegen, der sie
                                              es an einer Vorstellung davon, was europäische          ermutigt Neues auszuprobieren und Wider-
                                              Initiativen bewirken können.                            stände vor Ort auszuhalten. Für Kommunen ist
                                                                                                      der europaweite Austausch eine Chance, sich
                                              Deutsche Kommunen bringen sich deutlich we-             mit Erfolgen zu präsentieren und Anerkennung
                                              niger in das europäische Handeln ein als unsere         zu ernten. Das poliert das Image und erhöht die
                   Foto: Alessia Giorgiutti

                                              Nachbarn. Niederländische, italienische und             Attraktivität als Arbeitgeber sowie Wohn- und
                                              spanische Städte aller Größenordnungen sind             Unternehmensstandort.
                                              präsent. Sie generieren mit Hilfe europäischer        • Von EU-Forschungsprojekten profitieren
                                              Forschungsförderung bis zu 100 Euro Projektmit-         In Forschungsprogrammen wie „Horizont
                                              tel vor Ort für jeden investierten Euro.                Europa“ fördert die EU Projekte, in denen sich
                                                                                                      Konsortien aus Forschung, Wirtschaft und
                                              Um Partner zu finden, treten die Städte europäi-        Verwaltung verschiedener Länder bilden. Kom-
                                              schen Netzwerken bei. In den letzten Jahren hat         munen, Städte und Regionen erhalten Gelder
                                              die Zahl solcher Netzwerke deutlich zugenommen.         für Projekte und Personal, um Forschungs-
Dagmar Köhler                                 Manche sind dauerhaft konstituiert, andere pro-         ergebnisse in der Praxis zu erproben und in
+49 30 39001-108                              jektbezogen. Es gibt thematische Netzwerke, die         Expertengruppen Erfahrung zu diskutieren
koehler@difu.de                               Wirtschaft, Wissenschaft und öffentliche Hand zu        und Empfehlungen zu erarbeiten. Dresden hat

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Das Magazin des Difu 1/2022
Standpunkt
                                                                                                                          Berichte 1/2022

                                 zum Beispiel über das EU-Projekt „Ch4llenge“         treiben. Sie steigerten den Anreiz, Forschungs-
                                 zusätzliche Ressourcen für die Arbeit am Ver­        projekte in der Praxis umzusetzen.
                                 kehrsentwicklungsplan generiert. Barcelona         • Europäisches Engagement locke Investoren an
                                 hat sich mit Hilfe von EU-Projekten zu einer         und mache attraktiv für Nachwuchskräfte.
                                 Vorreiterstadt im urbanen Lieferverkehr eta­       • Europäische Netzwerke stärkten die Stadt nach
                                 bliert. Neben finanziellen und personellen Res-      innen und außen und eröffnen den Zugang zu
                                 sourcen bieten EU-Projekte einen Rahmen, um          aktuellem Forschungswissen und anderen en-
                                 innovative Lösungen zu erproben.                     gagierten Städten.
                               • Gehör in der EU-Gesetzgebung finden                • Im Verbund mit anderen werde die Stimme der
                                 Über Städtenetzwerke kommunizieren Kom-              Stadt auf europäischer Ebene gehört. So setzte
                                 munen gemeinsam ihre Bedarfe, Probleme               sie sich erfolgreich für verpflichtende Ge-
                                 und Grenzen – zum Beispiel, wenn an neuen            schwindigkeitsassistenzsysteme für Neuwagen
                                 Gesetzen, Richtlinien oder Förderprogrammen          in der EU ein.
                                 gearbeitet wird. Das ist sehr wichtig, da Kom-
                                 munen keine formelle Rolle im Gesetzgebungs-       Kommunen sind in den letzten Jahren auf der eu-
                                 prozess innehaben. Beispielsweise haben sich       ropäischen Bühne zunehmend präsenter und auch
                                 Städte auf Initiative Londons erfolgreich dafür    gemeinsam lauter geworden. Aber im Vergleich
                                 eingesetzt, dass LKWs und Busse künftig mit        zu anderen europäischen Ländern sind deutsche
                                 mehr Rundumsicht gebaut werden, um für den         Kommunen noch deutlich unterrepräsentiert. Um
                                 europäischen Markt zugelassen zu werden.           nicht von neuen Gesetzen, Regularien und Förder-
zum Weiterlesen
                                                                                    programmen überrascht zu werden, sollten die
                               Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) un-      deutschen Kommunen deutlich umfangreicher
Smart Cities befähigen:
                               terstützt Kommunen bei der europäischen Ver-         als bisher von der ‚europäischen Zuschauertri-
Handlungsansätze zur euro-
                               netzung beispielsweise im Rahmen des neuen           büne aufs Spielfeld‘ wechseln und mitgestalten.
päischen Vernetzung (Pro-
                               vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-        Nur im engen Miteinander mit anderen Akteuren
jekt gefördert vom BBSR):
www.difu.de/16785              forschung (BBSR) geförderten Projekts „Smart         ist es möglich, den eigenen Bedarf adäquat zu
                               Cities befähigen“. Bei der Auftaktkonferenz im       formulieren und damit später auch in Gesetzen
Hannah Neumann, Rasmus         Februar 2022 berichtete die niederländische          und Förderprogrammen berücksichtigt zu werden
Andresen, Niklas Nienaß        Stadt Helmond, warum sie europäische Wege            und vom Erfahrungs- und Wissensaustausch zu
(2022): EU-Fördergelder für    geht. Helmond gründete innerhalb des Städte-         profitieren.
die Kommune: Einstieg und      netzwerks POLIS die „Plattform für kleine und
Wegweiser, Brüssel:            mittlere Städte“. Mit Hilfe europäischer Projekte    Gert Blom von der Stadt Helmond zitiert dazu den
www.bit.ly/3sQ22Gn             und Netzwerke hat sich die Stadt international als   Politiker Michael Enzi: „If you are not at the table,
                               Innovationsstandort für smarte Mobilität einen       you are on the menu.“ Sinngemäß also: Wer nicht
Die fünf „EU Missionen“
                               Namen gemacht. Gert Blom von der Stadtverwal-        mit am Verhandlungstisch sitzt, wird zur Verhand-
sind ein neues Element des
                               tung nannte auf der Auftaktkonferenz des Projekts    lungsmasse. Für die Bewältigung der Zukunftsher-
Forschungsrahmenpro-
gramms „Horizont Europa“,      folgende Gründe für Helmonds europäisches            ausforderungen werden die Kommunen dringend
mit denen die zentralen Her-   Engagement:                                          auf dem Spielfeld gebraucht. Auch die aktuelle
ausforderungen unserer Zeit                                                         Weltlage zeigt uns schmerzlich, dass die Zukunft
adressiert werden:             • EU-Projekte brächten Gelder und damit Res-         nicht im Alleingang, sondern nur im Miteinander
www.bit.ly/3oYqRik               sourcen, um Prioritäten der Stadt voranzu-         zu bewältigen ist.

                                                                                                                                       5
Das Magazin des Difu 1/2022
Sonderthema
Berichte 1/2022

                                 Kiezblocks für Berlin: Mehr als nur
                                 Poller!
                                 Barcelona hat sie als „Superblocks“ berühmt gemacht und in Berlin sind sie seit zwei
                                 Jahren als „Kiezblocks“ eine viel diskutierte Maßnahme der Verkehrswende und für eine
                                 nachhaltige Stadtentwicklung.

                                 Allein in Berlin haben sich mehr als 50 Kiezblock-      neuen Schläuchen, sondern zeigt, dass gewach-
                                 Initiativen gebildet. So wird in Neukölln,              sener Handlungsbedarf die Akzeptanz gegenüber
                                 Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Pankow an           Maßnahmen steigert und so tiefgreifende Kon-
                                 der Umsetzung von Kiezblocks gearbeitet. Laut           zepte umsetzbar werden - wie viele internationale
                                 Berliner Koalitionsvertrag sowie Zählgemein-            Vorbilder beweisen.
                                 schaftsvereinbarungen auf Bezirksebene soll diese
                                 Zahl in den nächsten Jahren schrittweise gestei-        Vorbild für Kiezblock-Initiativen ist das Konzept
                                 gert werden. Mit diesen Aktivitäten ist Berlin nicht    der „Superblocks“ in Barcelona. Auf dem Schach-
                                 allein, die Hamburger nennen Kiezblocks „Super-         brett-Grundriss der katalanischen Hauptstadt
                                 büttel“, die Darmstädter „Heinerblocks“ und die         sind mehrere Wohnblöcke zu einem „Superblock“
                                 Wiener „Supergrätzel“.                                  zusammengefasst. Die Straßen innerhalb dieses
                                                                                         Gebiets werden zu Gunsten von Fuß- und Radver-
                                 Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Die       kehr sowie mehr Aufenthaltsqualität für Jung und
                                 Konzepte vieler Kiezblockinitiativen erinnern an        Alt umgestaltet. Motorisierte Fahrzeuge können
                                 die Verkehrsberuhigung der 1980er-Jahre. Hierbei        weiter einfahren, liefern und laden, jedoch nur
                                 ging es darum, den Durchgangsverkehr aus den            noch sehr eingeschränkt parken und vor allem
                                 Wohnquartieren zu verbannen, die Geschwindig-           nicht mehr – und das ist ein wichtiger Unterschied
                                 keit zu reduzieren und den Straßenraum für mehr         – hindurchfahren. Daneben gibt es auch in ande-
                                 Grün und Aufenthalt aufzuwerten. Diese Ziele            ren europäischen Ländern ähnliche Modelle zur
                                 gehörten damals wie heute zu den Grundelemen-           Umgestaltung des öffentlichen Straßenraums. In
                                 ten der Verkehrsberuhigung. Das, was heute die          London wurden zwischen 2013 und 2019
                                 Gemüter bewegt, wurde bereits 1986 in einer Bro-        „Mini-Hollands“ in drei Außenbezirken umgesetzt.
                                 schüre des CDU-geführten Bauministeriums tref-          Maßnahmen sind hier Kfz-Durchfahrtssperren,
                                 fend illustriert. Ist es also nur alter Wein in neuen   die Verbesserung von Rad- und Fußwegen sowie
                                 Schläuchen?                                             attraktivere Straßen und Plätze unter anderem in
                                                                                         Form von „Pocket Parks“. Aktuell sucht das briti-
                                 Tatsächlich fehlt der Diskussion über Kiezblocks        sche Verkehrsministerium zwölf Kommunen au-
                                 ein klares, gemeinsames Verständnis über die            ßerhalb Londons, die dieses Erfolgsmodell vor Ort
                                 Definition. Sind Kiezblocks allein vom Durch-           umsetzen möchten. Auch der Traffic Circulation
                                 gangsverkehr befreite Wohnquartiere? Gehört             Plan der belgischen Stadt Gent bedient sich der
                                 eine Umverteilung des Straßenraums für den Auf-         grundlegenden verkehrssteuernden Idee von Su-
                                 enthalt, für eine sichere Fortbewegung zu Fuß und       perblocks. Autos können in ein Gebiet einfahren,
                                 mit dem Rad dazu? Müssen dafür parkende Autos           es jedoch nicht als „Schleichweg“ nutzen.
                                 weichen und der ruhende Verkehr anders organi-
                                 siert werden? Sind Entsiegelungsmaßnahmen zur           Der besondere Vorteil der Blocks zeigt sich vor
                                 Vermeidung von Hitzestaus Pflicht oder Kür?             allem mit Blick auf die Herausforderungen des
                                                                                         Stadtverkehrs: Es gilt, trotz geringerem Autover-
                   Fotos: Difu

                                 Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren besteht ein           kehr mehr Mobilität zu gewinnen. Kiezblocks ver-
                                 grundsätzlicher Unterschied: Die Handlungs-             einen im Alltagsleben im Wohnquartier Maßnah-
                                 notwendigkeit ist durch die Flächenkonflikte im         men, die dem Auto zwar Platz wegnehmen, den
                                 Straßenraum enorm gestiegen. Die Dominanz               Anwohnenden jedoch mehr Lebensqualität geben
                                 des Pkws hat zugenommen, der Lieferverkehr ist          und Mobilität erhalten. Sie stellen Menschen und
                                 explodiert und die üblichen Navigationssysteme          nicht das Auto in den Mittelpunkt des Wohnquar-
                                 führen dazu, dass Ausweichverkehr zunehmend             tiers. Und Kiezblocks sind mit ihrem gebietsbezo-
Dipl.-Geogr. Uta Bauer
                                 auch die Nebenstraßen belastet. Zu diesen Her-          genen Blick eine Blaupause für die Verkehrswende
+49 30 39001-151
bauer@difu.de
                                 ausforderungen kommen Forderungen nach mehr             in den Städten, die verdeutlicht, dass städtebauli-
                                 Freiräumen für Menschen in ihrer Nachbarschaft,         che Aufgaben mit Verkehrsplanungen zusammen-
Thomas Stein, M.A.               nach mehr Platz für Fuß- und Radverkehr und             gedacht werden müssen. Denn eine umgestaltete
+49 30 39001-181                 nach klimaangepassten öffentlichen Räumen. Das          Straße macht noch längst keinen Kiezblock und
stein@difu.de                    Konzept der Superblocks ist also kein alter Wein in     erst recht keine Verkehrswende. Im Idealfall ist ein

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Das Magazin des Difu 1/2022
Sonderthema
                                                                                                                              Berichte 1/2022

                                Kiezblock so groß, dass wichtige Alltagswege wie      von Kiezblocks zu verstehen, sollte aber deutlich
                                Lebensmitteleinkauf, Kita- und Schulweg zu Fuß        machen, dass ein vom Durchgangsverkehr befrei-
                                funktionieren. Städtebauliche Leitbilder wie die      ter Kiez nur ein Auftakt ist. Der erste Schritt ist für
                                der „15-Minuten Stadt“ bieten hier Orientierung.      die Akzeptanz vor Ort wichtig, besonders dann,
                                                                                      wenn unter Anwohnenden noch kein breiter Kon-
                                Ziele, die durch Kiezblocks erreicht werden sollen:   sens über die Verkehrsraumumnutzung besteht.

                                • Pkw-Dichte deutlich reduzieren,                     Kiezblocks sind daher mehr als ein paar Poller,
                                • Lebens- und Aufenthaltsqualität verbessern,         sie wären ein Gewinn für nachhaltige, lebens-
                                • lokalen Einzelhandel, Gewerbe und Gastrono-         freundliche Stadträume. Damit wird auch deutlich,
                                  mie stärken,                                        dass verkehrstechnische Konzepte allein zu kurz
                                • nachbarschaftliche Strukturen und sozialen          greifen. Die Umnutzung und Umgestaltung öffent-
                                  Zusammenhalt unterstützen,                          licher Räume braucht (grün)gestalterische, stadt-
                                • für mehr Sicherheit aller Verkehrsteilneh-          planerische und nicht zuletzt wohnungspolitische
                                  mer*innen sorgen,                                   Expertise. Derartige Transformationsprozesse ver-
                                • verkehrsberuhigte öffentliche Räume schaffen,       laufen nicht ohne Konflikte. Neben der Befürch-
                                • die Bedingungen für das Gehen und Radfahren        tung, kein eigenes Auto parken zu können, zählen
                                  verbessern und                                      Verkehrsverlagerung auf die Hauptstraßen sowie
                                • urbane Hitzeinseln vermeiden.                       Gentrifizierung der Kieze durch Aufwertung des
                                                                                      Wohnumfelds zu den häufigen Gegenargumen-
                                Bei der Umsetzung der Kiezblocks in Berlin zeigt      ten. Kiezblockkonzepte müssen diese Aspekte
                                sich bisher ein uneinheitliches Bild. In Ermange-     berücksichtigen und ressortübergreifend lösen,
                                lung einer berlinweiten Definition werden meist       beispielsweise mit wohnpolitischen Maßnahmen.
                                Maßnahmen zur Unterbindung des Kfz-Durch-             Kommunikation ist also unersetzlich, heißt jedoch
                                gangsverkehrs mit dem Begriff Kiezblocks as-          auch, demokratisch beschlossene Ziele und Maß-
                                soziiert, wie im Samariterkiez, Bellermannkiez        nahmen konsequent zu verfolgen. Internationale
                                oder straßenbezogenen Umgestaltungen in der           Beispiele aus London und Gent zeigen, dass poli-
                                Bergmannstraße. Maßnahmen der Parkraumbe-             tischer Mut und konsequente Umsetzung belohnt
                                wirtschaftung und des Parkraummanagements
                                werden nicht von allen Kiezblock-Initiativen ein-
                                gefordert und in keinem der geplanten Kiezblocks
                                in Angriff genommen. Dies muss nicht gegen die
                                Kiezblock-Dynamik sprechen, denn sie können
                                auch als Stufenmodell umgesetzt werden:
zum Weiterlesen
                                Zunächst werden mit baulichen und verkehrstech-
Nicolina Kirby, Dirk von        nischen Maßnahmen (Diagonalsperren, gegenläu-
Schneidemesser, (2022):         fige Einbahnstraßen) Wohnquartiere vom Durch-
Kiezblocks – Stadtgestal-       gangsverkehr entlastet, die Geschwindigkeit re-
tung Top-down oder              duziert und punktuell/temporär der Straßenraum

                                                                                                                                                Foto: Uta Bauer, Difu
Bottom-up?                      umgestaltet (Blumenkübel, Parklets, Spielstraßen).
www.bit.ly/3hTEeMQ              Es folgt eine konsequentere Umgestaltung des
                                Straßenraums: Maßnahmen wie eine systema-
Kai Zimmermann, Lars
                                tische Parkraumbewirtschaftung und die schritt-
Zimmermann (2020):
                                weise Umorganisation der Stellplätze vom öffent-
Nachhaltigkeitseffekte
durch Smart Cities am Bei-
                                lichen Raum in private und öffentliche Sammel-/       werden und Verantwortliche trotz erheblicher
spiel der Superblocks in        Quartiersgaragen schaffen Platz für eine verbes-      Proteste wiedergewählt wurden. Die Erfahrungen
Barcelona. Journal für Mobi-    serte Radverkehrsinfrastruktur, für Lieferzonen,      zeigen, dass Anwohnende solchen innovativen
lität und Verkehr (5), 35–43.   attraktive grüne Plätze mit Spiel und Sitzmög-        Konzepten oft positiver gegenüberstehen, als Ver-
www.bit.ly/3CpzW9k              lichkeiten und Gehwege. Zuletzt werden Mobi-          waltung und Politik es vermuten.
                                litätsstationen mit dem Angebot multimodaler
Glossar: Was ist eigentlich     Sharingfahrzeuge ins Wohnquartier integriert. Der     Damit Deutschlands Kommunen erfolgreich Kiez-
ein Superblock?                 Privat-Pkw wird zunehmend überflüssig, für auf        blocks und ähnliche Konzepte umsetzen können,
www.difu.de/17238               einen Pkw Angewiesene bleibt jedes Haus erreich-      bündelt das Difu Erfahrungs- und Umsetzungs-
                                bar. Entsiegelungsmaßnahmen und eine Ausdeh-          wissen der Berliner Bezirke und anderer europä-
Sven Eggimann, The poten-
                                nung der Grünflächen tragen zur Verbesserung          ischer Städte. So steht im Fachforum „Berliner
tial of implementing super-
blocks for multifunctional
                                der Luft bei und vermeiden Hitzeinseln.               Kiezblocks“ der Austausch zum Thema Neuvertei-
street use in cities. Nature,                                                         lung des öffentlichen Raums und im speziellen zur
Nat Sustain (2022).             Diese Vorgehensweise ist als aufeinander aufbau-      Umsetzung von „Kiezblocks“ im Mittelpunkt.
www.bit.ly/3KUOAZ6              endes Verfahrensmodell für die Implementierung

                                                                                                                                            7
Das Magazin des Difu 1/2022
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2022

                         Hängt die Wohnstandortwahl von der
                         Alltagsmobilität ab – oder umgekehrt?
                         Kommunen können auf das Mobilitätsverhalten am Wohnort Einfluss nehmen – und
                         sie sollten dies auch tun, um nachhaltige Mobilität zu fördern. Eine neue Studie zeigt
                         wissenschaftliche Grundlagen auf und beschreibt, was Kommunen bewirken können.

                         Mobilität beginnt an der Wohnungstür. Die All-       Gegebenheiten. Dadurch kann auch eine Ver-
                         tagsmobilität der Menschen und die Verkehrs-         änderung von Verhaltensroutinen am neuen
                         entwicklung sind daher eng mit den Gegeben-          Standort einhergehen. Unterscheiden sich das
                         heiten rund um die Wohnung und individuellen         räumliche Umfeld und/oder die Verkehrsangebote
                         Wohnstandortentscheidungen verknüpft. Durch          deutlich vom vorherigen Standort, ist es wahr-
                         Mobilitätskonzepte, die das einzelne Quartier in     scheinlicher, dass sich auch das Mobilitätsverhal-
                         den Blick nehmen und Siedlungsstrukturen, die        ten ändert. Nicht zu vernachlässigen ist dabei das
                         Verkehr vermeiden, versuchen Kommunen derzeit,       Verkehrsangebot am Arbeitsplatz, der neben dem
                         das Mobilitätsverhalten so zu beeinflussen, dass     Wohnort einen zentralen Aktivitätsstandort dar-
                         die Umwelt geschont und der öffentliche Raum         stellt. Das dortige Verkehrs- und Parkplatzangebot
                         zugleich lebenswerter werden. Geteilte Autos,        hat Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl der
                         Fahrräder oder Mietertickets sollen dabei helfen,    Beschäftigten im Berufsverkehr und prägt auch
                         ein eigenes Auto möglichst obsolet werden zu las-    die Verkehrsmittelwahl für weitere Aktivitäten.
                         sen. Der zunehmende Verkehr und die wachsende
                         Pkw-Dichte verdeutlichen jedoch, wie groß Her-       Aus diesem Grund setzen immer mehr Kommu-
                         ausforderungen und Handlungsbedarf sind.             nen auf quartiersbezogene Mobilitätskonzepte.
                                                                              Konkrete Maßnahmen unterscheiden sich dabei
                         Eine Auswertung vorhandener Studien zeigt die        je nachdem, ob es sich um Neubau- oder Be-
                         komplexen Wechselwirkungen zwischen der              standsquartiere handelt. Für eine erfolgreiche
                         Wohn- und Alltagsmobilität sowie den Einfluss der    Umsetzung ist besonders die Kooperation von
                         Raumstruktur und lokal verfügbarer Mobilitätsan-     Wohnungswirtschaft und Kommunen eine Grund-
                         gebote. Auch werden darin mobilitätsbezogene         voraussetzung. Die kommunale Stellplatzsatzung
                         Maßnahmen im Neubau und Bestand aus planeri-         ist hierbei ein besonders effektives Instrument,
www.difu.de/17193        scher Sicht vorgestellt und bewertet. Die Publika-   durch das auch Kosteneinsparungen beim Stell-
www.difu.de/16060        tion wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik     platzbau erreicht werden können. Wie Konzepte
                         und der TU Dortmund im Rahmen des BMBF-For-          detailliert ausgestaltet werden müssen, um das
                         schungsprojekts „Stadtstruktur, Wohnstandort-        Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung nach-
                         wahl und Alltagsmobilität“ (STAWAL) erarbeitet.      haltiger zu gestalten, ist ein künftiger Untersu-
Dipl.-Geogr. Uta Bauer
                                                                              chungsschwerpunkt des Forschungsprojekts.
+49 30 39001-151
bauer@difu.de
                         Der Fokus der Forschungsarbeit liegt auf Verän-      Hierbei geht es um methodisch robuste, evidenz-
                         derungen in der Alltagsmobilität, die mit Umzügen    basierte, wissenschaftlich fundierte Belege für die
Thomas Stein, M.A.       einhergehen. Ein Umzug stellt in der „Mobilitäts-    Wirkung von strukturellen Rahmenbedingungen
+49 30 39001-181         biographie“ ein Schlüsselereignis dar: Tägliche      und entsprechenden Mobilitätsangeboten auf das
stein@difu.de            Routinen ändern sich mit anderen räumlichen          Mobilitätsverhalten.

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                     Berichte 1/2022

                            Bauen mit Holz – ein Beitrag für den
                            kommunalen Klimaschutz
                            Das Difu veröffentlicht einen Leitfaden zur Förderung des Holzbaus in Kommunen. Darin
                            werden die Erkenntnisse aus dem Ideenaufruf „Bauen mit Holz – ein Beitrag für den
                            kommunalen Klimaschutz in Baden-Württemberg“ vorgestellt.

                            Die Frage, wie gebaut wird, findet im umweltpoliti-   Für die Erarbeitung ihres detaillierten Umset-
                            schen Diskurs zunehmend Gehör. Das ist sehr be-       zungskonzepts erhielten 26 Kommunen eine
                            rechtigt, denn Bauen verbraucht viele Ressourcen      Förderung von bis zu 25.000 Euro. In der zweiten
                            wie Baumaterialien, Energie, Wasser, Flächen und      Förderphase wurden von einer Fachjury inno-
                            Boden. Der Bausektor ist für rund 40 Prozent der      vative Ideen aus 18 Kommunen für eine weitere
                            globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.      umfassende Förderung zur Umsetzung der Pro-
                            Veränderungen in diesem Bereich haben daher           jektideen ausgewählt. Eine Fördersumme von bis
                            eine starke Hebelwirkung für den Klimaschutz .        zu 400.000 Euro pro Kommune erhalten damit:
                                                                                  Baiersbronn, Bernau, Ettlingen, Freiburg,
                            Die Nutzung von Holz als Baumaterial ist gut für      Haßmersheim, Heidenheim, Heilbronn,
                            den Klimaschutz. Mit dem Einsatz von Holz – das       Herrenberg, Karlsruhe, Landkreis Karlsruhe,
                            ein guter CO2-Speicher ist – können klimaschäd-       Konstanz, Leinfeld-Echterdingen, Lörrach,
                            liche Baumaterialien substituiert werden. Zudem       Schwäbisch-Gmünd, Stuttgart, Waldenbuch,
                            ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, der national    Weinstadt, Wendlingen am Necker.
                            und regional verfügbar ist. Holz besitzt auch als
                            Baumaterial Vorteile: Holz dämmt gut und ist mit      Damit von den im Rahmen des Ideenaufrufs
                            seinem geringen Gewicht gut für Aufstockungen         gesammelten guten Beispielen zum Bauen mit
                            und Baulückenschließungen geeignet, Vorferti-         Holz auch andere Kommunen profitieren können,
                            gungen für serielles Bauen sind möglich und Holz-     hat das Difu den Leitfaden „Bauen mit Holz – ein
                            konstruktionen können schnell verbaut werden.         Beitrag für den kommunalen Klimaschutz in
                                                                                  Baden-Württemberg“ erarbeitet. Darin wird auf
                            Um die Nutzung von Holz zu fördern, hat das Mi-       globale und nationale Trends sowie auf die Rele-
                            nisterium für ländlichen Raum und Verbraucher-        vanz des Bauens eingegangen, Vor- und Nach-
                            schutz Baden-Württemberg (MLR) im Rahmen              teile beim Bauen mit dem Material Holz werden
                            der Holzbau-Offensive – unterstützt durch das         beschrieben und die 18 Projektideen des Ideen-
                            Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) – 2020 den    aufrufs vorgestellt. Auch werden kommunale För-
                            zweistufigen Ideenaufruf „Holzbau als Bestandteil     derinstrumente aufgezeigt und Handlungsemp-
                            des kommunalen Klimaschutzes“ initiiert. Gesucht      fehlungen gegeben. Der in Kürze erscheinende
                            wurden innovative Ideen in Kommunen zur Ent-          Leitfaden richtet sich vorrangig an Planende,
                            wicklung von Holzbau- und Hybridprojekten, In­        kommunale Fachämter und die Lokalpolitik. Die
                            strumente der Stadtplanung, eigene Liegenschaf-       Publikation soll Möglichkeiten aufzeigen, wie in
                            ten oder PR-Aktionen für das Bauen mit Holz.          Kommunen das Bauen mit Holz – im urbanen und
                            Insgesamt standen 6,5 Mio. Euro zur Verfügung,        im ländlichen Raum – gefördert werden kann. Sie
                            und in der ersten Förderphase wurden 44 Projek-       bietet somit Hilfestellung für Kommunen und ist
                            tideen aus Kommunen eingereicht.                      zugleich ein Beitrag für den Klimaschutz.

www.difu.de/publikationen
www.bit.ly/3KHNBLM

Dipl.-Ing. (FH)
Maic Verbücheln
+49 30 39001-263
verbuecheln@difu.de

                                                                                                                                     9
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Forschung & Publikationen
Berichte 1/2022

                          Wärmeplanung wird für Deutschlands
                          Kommunen immer wichtiger
                          Die Energiewende kann nur funktionieren, wenn eine Wärmewende gelingt. Dafür müssen
                          städtische Wärmeversorgungssysteme umgebaut werden. Das Difu hat untersucht,
                          welchen Beitrag das Instrument der kommunalen Wärmeplanung dabei leisten kann.

                          Mehr als ein Drittel der Energie in Deutschland      zusammen. Die Studie beleuchtet Aufgabenfelder
                          wird zum Heizen verbraucht. Umso schwerer            innerhalb der kommunalen Wärmeplanung und
                          wiegt, dass die für den Gebäudesektor im Bun-        stellt dazu ein Referenzmodell vor. Zudem werden
                          desklimaschutzgesetz verankerten Ziele verfehlt      Einsatzbedingungen, Umsetzungshemmnisse und
                          werden. Ohne eine treibhausgasneutrale Wärme-        Lösungswege auf kommunaler Ebene reflektiert.
                          versorgung des Gebäudebestands kann die not-
                          wendige Energiewende jedoch nicht gelingen.          Nachdem einige Nachbarländer kommunale
                          Daher gilt es, zügig den Wärmebedarf mittels         Wärmeplanung teils seit Jahrzehnten praktizieren,
                          energetischer Sanierungen erheblich zu reduzie-      wird sie nun auch in Deutschland in Wissenschaft
                          ren und den verbleibenden Anteil aus erneuerba-      und Praxis zum zentralen Thema. In einigen Bun-
                          ren Energien und unvermeidbarer Abwärme über         desländern ist Wärmeplanung für Kommunen
                          hocheffiziente Versorgungssysteme zu decken.         bereits verpflichtend und Teil der kommunalen
                                                                               Daseinsvorsorge. Es ist zu erwarten, dass die
                          Hierbei ist die Planung in den Kommunen beson-       Bedeutung weiter zunehmen wird und mehr Kom-
                          ders wichtig. Langfristige, räumlich abgestimmte     munen zur Wärmeplanung verpflichtet werden.
                          Strategien müssen entwickelt werden, um lokale
                          Potenziale für die Erreichung der Klimaziele zu      Das strategische Instrument der Wärmeplanung
                          nutzen. Kommunen sind Schlüsselakteure, um           soll eine systematische, wirksame und bezahlbare
                          einen Strategieprozess zu koordinieren, der zu       Wärmewende ermöglichen. Es sorgt für eine treib-
                          treibhausgasneutralen und wirtschaftlichen Wär-      hausgasneutrale Wärme- und Kälteversorgung
                          meversorgungssystemen führt. Sie müssen die          des Gebäudebestands der Kommunen. Eine intel-
                          komplexen Veränderungsprozesse aktiv und stra-       ligente Kombination von Effizienzmaßnahmen und
                          tegisch – mit Energieversorgern, Wohnungsunter-      erneuerbarer Wärmeversorgung dient dabei als
                          nehmen und Privateigentümern –   ­ gestalten. Eine   Grundlage für Stadtentwicklung und Energiepla-
www.difu.de/17176         kommunale Wärmeplanung ist dabei Leitinstru-         nung. Kommunale Wärmeplanung steht nicht für
                          ment für die Wärmewende in Kommunen.                 sich, sie ist ein zentrales Instrument, das künftig
                                                                               bei allen Planungen und Umsetzungsschritten der
                          Im Auftrag des Umweltbundesamts betrachtete          Stadtentwicklung berücksichtigt werden muss.
Robert Riechel
                          das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ver-     Die Verknüpfung mit anderen Instrumenten und
+49 30 39001-211
riechel@difu.de
                          schiedene Wege der kommunalen Wärmeplanung           Verfahren der Stadtentwicklung und die Berück-
                          aus Wissenschaft und Praxis. Das Gutachten           sichtigung der Wärmeplanung bei aktuellen Ent-
Dipl.-Geogr. Jan Walter   zeigt den aktuellen Stand der Debatte zur kom-       wicklungsprojekten und stadtpolitisch wichtigen
+49 221 340308-26         munalen Wärmeplanung in Deutschland auf und          Themen wie sozialverträglicher Wohnraumversor-
walter@difu.de            fasst Ergebnisse relevanter Forschungsprojekte       gung ist dabei wichtig für das Gelingen.

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Forschung & Publikationen
Berichte 1/2022

                      Hitze, Trockenheit und Starkregen.
                      Klimaresilienz in der Stadt der Zukunft
                      Das Deutsche Institut für Urbanistik begleitete im Auftrag des Bundesministeriums
                      für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte der Leitinitiative Zukunftsstadt. Zentrale
                      Ergebnisse der Zukunftsstadtforschung wurden praxisorientiert aufbereitet.

                      Welche Folgen anhaltende Hitzewellen und Dürre-     für Urbanistik (Difu) begleitet SynVer*Z die For-
                      perioden sowie Starkregenereignisse haben kön-      schungsprojekte der BMBF-Fördermaßnahmen
                      nen, mussten viele Kommunen in Deutschland          „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt:
                      in den vergangenen Jahren bereits erfahren. Im      Forschung für klimaresiliente, sozial-ökologisch
                      Zuge des Klimawandels werden diese wetterbe-        gerechte und lebenswerte Städte“ und „Nachhal-
                      dingten Extremereignisse zukünftig häufiger auf-    tige Transformation urbaner Räume“. SynVer*Z
                      treten und in ihrer Intensität zunehmen. Städte     dient der Vernetzung der Forschungsprojekte
                      sind von den Folgen des Klimawandels in beson-      untereinander und unterstützt ihre Sichtbarkeit
                      derem Maße betroffen. Zentrumslagen und dicht       nach außen. Eine vom Difu gemeinsam mit dem
                      bebaute Quartiere werden zu Hitzeinseln mit deut-   Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB)
                      lich höheren Temperaturen als im Umland – mit       herausgegebene Broschüre bündelt die zentralen
                      negativen Folgen für die die Gesundheit. Der hohe   Projektergebnisse zur städtischen Klimaresilienz
                      Versiegelungsgrad behindert den natürlichen         und bereitet sie für die kommunale Praxis auf.
                      Wasserabfluss und kann bei Starkregenereignis-      Strukturiert nach den Themenfeldern grüne Infra-
                      sen zu Überflutungen führen. Die fortschreitende    strukturen, wasserbezogene Extremereignisse,
                      Urbanisierung mit anhaltendem Flächenwachs-         kooperative Prozesse und Beteiligung sowie In-
                      tum und die Nachverdichtung der Innenstädte         formationsgrundlagen und Planungsinstrumente
                      verstärken die sich verändernden klimatischen       präsentieren 15 Zukunftsstadt-Projektteams kon-
                      Bedingungen zusätzlich.                             krete Beispiele zum Umgang mit den Folgen des
                                                                          Klimawandels im städtischen Kontext.
                      Die Steigerung der städtischen Klimaresilienz ist
                      einer der maßgeblichen Treiber für urbane Trans-    Die Beiträge zeigen beispielsweise anhand von
                      formationsprozesse hin zu nachhaltigem Handeln.     Modellierungen die Auswirkungen von Nachver-
                      Dazu gehört die Stärkung der Widerstandskraft       dichtungsstrategien auf das Mikroklima und den
                      und Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabe-          Starkregenabfluss im Quartier, die Potenziale
                      dingten Gefahren. Über den bloßen Erhalt eines      zusätzlicher Begrünungsmaßnahmen in Gewer-
                      Ausgangszustands hinaus geht es dabei um die        begebieten oder wie es auch bei engen Straßen-
                      Lernfähigkeit städtischer Systeme in Bezug auf      querschnitten in verdichteten Innenstadtberei-
                      den Umgang mit dem sich verändernden Klima.         chen gelingen kann, zusätzliche Straßenbäume
                                                                          zu pflanzen. Weitere Projektteams stellen eine
                      Der städtischen Klimaresilienz ist ein eigenes      Checkliste für die Berücksichtigung von Hitze und
                      Fokusthema in der Synthese und Vernetzung der       Starkregen bei der kommunalen Notfallplanung
                      Zukunftsstadtforschung (SynVer*Z) des Bundes-       vor oder entwickeln kombinierte Klima- und Vul-
                      ministeriums für Bildung und Forschung gewid-       nerabilitätsanalysen, die auch soziale Faktoren
                      met. Unter Federführung des Deutschen Instituts     berücksichtigen.

www.difu.de/17129

Robert Riechel
+49 30 39001-211
riechel@difu.de

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                       Berichte 1/2022

                            Strategien für Gründungsökosysteme:
                            Konzept für die Landeshauptstadt Kiel
                            Wie können sich Kreativität und Gründungsideen in einer Kommune am besten entfalten
                            und welche spezifischen ökonomischen, kulturellen, sozialen und politischen Rahmenbe-
                            dingungen für Innovationen und Gründungen sind vorteilhaft?

Gründungsökosystem Kiel
Entrepreneurial Ecosystem

                            Die Entwicklung von Gründungsstandorten unter-        den vier Städten Freiburg, Potsdam, Lübeck und
                            liegt einer Vielzahl von Faktoren und Rahmen-         Mönchengladbach.
                            bedingungen. Mit dem in der Forschung noch
                            vergleichsweise jungen Konzept von Gründungs-         Mit Hilfe des Benchmarkings war es möglich,
                            ökosystemen, dem „Entrepreneurial ecosystem",         Entwicklungen einzelner Faktoren in Kiel besser
                            werden bestimmende Faktoren im Zusammen-              einzuordnen und im Kontext anderer Gründungs-
                            hang betrachtet und deren vielfältige Wechselwir-     standorte zu beurteilen. Die Erkenntnisse der
                            kungen berücksichtigt. Im Kern geht es dabei um       Bestands- und Benchmarkanalyse wurden als
                            die Frage, wie sich Kreativität und Gründungs-        Rahmen für eine SWOT-Analyse verwendet, um
                            ideen am besten entfalten können und welche           auf dieser Grundlage Handlungsfelder zu identi-
                            spezifischen ökonomischen, kulturellen, sozialen      fizieren und strategische Ziele abzuleiten. In allen
                            und politischen Rahmenbedingungen für Innova-         Phasen wurden wichtige Stakeholder der Kieler
                            tionen und Gründungen eine vorteilhafte Umge-         Gründungslandschaft in den Prozess eingebun-
                            bung sind. Das Difu-Projektteam hat auf dieser        den, entweder durch Interviews oder durch Work-
                            Basis eine Untersuchungsmethode für den Grün-         shops, in denen die Ergebnisse der Arbeitsphasen
                            dungsstandort Kiel entwickelt und aus den damit       reflektiert und weiterentwickelt wurden. Als Ergeb-
                            gewonnenen Erkenntnissen ein Strategiekonzept         nis entstand ein strategisches Konzept, das neben
                            für die künftige Entwicklung des Gründungs-           Zielen auch konkrete Maßnahmen und Hinweise
                            ökosystems der Landeshauptstadt erstellt. Das         zu deren Umsetzung sowie zu den wichtigsten
                            Untersuchungsdesign umfasst drei Bereiche:            Akteuren beinhaltet.
www.difu.de/17213
                            • Rahmenbedingungen, die ein Gründungs-               Für den Gründungsstandort Kiel konnte so eine
                              ökosystem beeinflussen,                             übergreifende Strategie vorgelegt werden, die
                            • Entrepreneurship-spezifische Faktoren, das          Aspekte der Stadtentwicklung mit sozioökono-
Dipl.-Ing.                    sind Parameter, die direkt auf das Gründungs-       mischen Trends verbindet. Für Kiel liegen die
Sandra Wagner-Endres          geschehen einwirken, sowie                          Schwerpunkte demnach künftig darin, das Thema
+49 30 39001-154            • Entrepreneurship, also das konkrete Grün-           Nachhaltigkeit noch stärker bei Gründungen ein-
wagner-endres@difu.de         dungsgeschehen.                                     zubeziehen und mit den städtischen Entwicklun-
                                                                                  gen (Umsetzung der Agenda 2030) zu verknüpfen.
Dr. Stefan Schneider
                            Insgesamt wurden in allen Bereichen entlang von       Die Vielfalt der Gründungsszene, die hohe Dyna-
+49 30 39001-261
schneider@difu.de
                            weiter ausdifferenzierten Dimensionen und Fak-        mik in den Bereichen IKT und Kreativwirtschaft
                            toren 146 quantitative oder qualitative Indikatoren   sowie das vorhandene starke Akteursnetzwerk,
Oliver Peters, M.Sc.        erfasst und hinsichtlich Zustand und Entwicklung      teilweise mit Wirkung über die Stadt hinaus, bie-
+49 30 39001-204            in einer langfristigen Zeitreihe ausgewertet. Dar-    ten sehr gute Ausgangsbedingungen für einen
opeters@difu.de             über hinaus erfolgte ein Benchmark-Vergleich mit      innovativen Gründungsstandort im Norden.

                                                                                                                                   13
Forschung & Publikationen
Berichte 1/2022

                      Durch Reallabore die Klimaresilienz
                      in Kommunen fördern
                      Wie kann man Klimaresilienz in Kommunen fördern? Dieser Frage ging ein Difu-
                      Forschungsteam gemeinsam mit weiteren Partnern im iResilience-Projekt nach.
                      Die Erfahrungen aus drei Reallaboren in Köln und Dortmund liegen nun vor.

                      Das Handeln der Kommunen ist wichtig für eine                                        Lösungen für die Klimavorsorge zu entwickeln und
                      erfolgreiche Anpassung an den Klimawandel.                                           umzusetzen – oder zur Umsetzung vorzubereiten.
                      Durch ihre Einwirkung können Städte die Wider-                                       In den Reallaboren ging es darum, anhand inno-
                      stands- und Veränderungsfähigkeit der Menschen                                       vativer Formate neues Wissen zu generieren und
                      und auch des städtischen Raums beeinflussen.                                         zu teilen, Eigenverantwortung zu übernehmen,
                      Aber wie erreicht man die Menschen vor Ort am                                        bestehende Entscheidungsstrukturen zu nutzen,
                      besten, um zu mehr Klimaresilienz zu kommen?                                         neue zu entwickeln sowie Netzwerke unterschied-
                      Um das herauszufinden, startete das Difu im Auf-                                     licher Wissensträger*innen zu knüpfen.
                      trag des Bundesministeriums für Bildung und
                      Forschung (BMBF) drei Reallabore in Köln und                                         So wurden in speziellen „Ko-Arbeitsgruppen“ zur
                      Dortmund. Darin untersuchte und erprobte das                                         Klimavorsorge Planungsprozesse initiiert und be-
                      Institut gemeinsam mit mehreren weiteren Part-                                       gleitet. Im Ergebnis zeigt sich, dass solche neuen
                                                                                                           Formate einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur
                                                                                                           klimaresilienten Stadt leisten können und dabei
                                                                                                           zugleich Bürger*innen und Ämter ins Gespräch
                                                                                                           bringen. Beispielsweise suchten mehrere Ämter,
                                                                                                           die Stadtentwässerungsbetriebe sowie Anwoh-
                                                                                                           nende der Stadt Köln gemeinsam nach der besten
                                                                                                           Lösung für eine klimaangepasste Umgestaltung
                                                                                                           eines „Wet-Spots“. In einem mehrmonatigen
                                                                                                           Prozess vernetzten sich lokale Akteur*innen und
                                                                                                           Stadtverwaltung, lernten von- und miteinander
                                                                                                           und übernahmen die Verantwortung für das
                                                                                                           Arbeitsergebnis. Der kooperativ erarbeitete Vor-
                                                                                                           schlag wurde schließlich gemeinsam der Kommu-
                                                                                                           nalpolitik vorgestellt. Aktuell läuft ein Förderantrag
                                                                          Foto: iResilience, C. Linnartz

                                                                                                           zur Umsetzung.

                                                                                                           Die Erfahrungen aus den Reallaboren und den
                                                                                                           eingesetzten Formaten wurden anschließend
                                                                                                           ausgewertet. Basis dafür waren Interviews mit den
                                                                                                           Beteiligten aus den Quartieren sowie teaminterne
                                                                                                           Reflexionstreffen. Die Ergebnisse werden in Kürze
                      nern im „iResilience-Verbund“ innovative Betei-                                      als „Drehbuch“ veröffentlicht, das Kommunen bei
                      ligungs- und Planungsformate. Diese sollen An-                                       ihrer Arbeit unterstützen soll. Praxisbeispiele aus
                      wohnende, lokale Unternehmen, Verwaltung und                                         dem – im Rahmen der Leitinitiative Zukunftsstadt
                      bürgerschaftliche Initiativen dabei unterstützen,                                    des BMBF geförderten – iResilience- Projekt veran-
                      sich gemeinsam auf die Herausforderungen des                                         schaulichen dabei das methodische Vorgehen. Die
                      Klimawandels vorzubereiten. Denn vor allem die                                       Arbeit in den Reallaboren brachte viel Bewegung
                      neu angestoßenen Kooperationen zwischen Kom-                                         in die Quartiere: Lokale Akteur*innen wurden für
                      munalverwaltung und Zivilgesellschaft können                                         das Thema Klimawandel und die Folgen sensi-
                      einen Beitrag zur Klimaresilienz in den Kommunen                                     bilisiert, haben einen Überblick über Klimaan-
                      leisten.                                                                             passungsmaßnahmen gewonnen, entwickelten
www.difu.de/17200
                                                                                                           ein gemeinsames Zukunftsbild für ein klimafittes
www.difu.de/12505
                      Das iResilience-Team legte einen besonderen                                          Quartier und gingen in die Maßnahmenplanung
                      Fokus auf die Schwerpunkte ‚Überflutungsvor-                                         und -erprobung. Diese Erfahrungen und Ergeb-
                      sorge‘, ‚Urbanes Grün‘ sowie ‚Hitze und Gesund-                                      nisse werden in Broschüren veröffentlicht, um
Anne Roth             heit‘. Hierbei wurden Akteur*innen aus Köln und                                      weitere lokale Akteur*innen dabei zu unterstützen,
+49 221 340308-22     Dortmund dabei unterstützt, innovative koope-                                        sich für klimafitte Quartiere zu engagieren.
roth@difu.de          rative, gemeinschaftliche oder auch individuelle

14
Forschung & Publikationen
                                                                                                                    Berichte 1/2022

                          Jahresrückblick gibt Einblicke in die
                          Difu-Forschung 2021
                          Das Difu präsentiert seinen Jahresrückblick und eine Auswahl der aktuellen Arbeit der vier
                          Difu-Forschungsbereiche. Themen: Wohnungsbau, Klimafolgenanpassung, Smart City,
                          stadtregionale Transformation im Rahmen der Pandemiebewältigung, Fußverkehr u.a.

                          Der Difu-Jahresrückblick 2021 informiert über die     Zentrum KlimaAnpassung dabei unterstützt,
                          Arbeit des Instituts aus dem vergangenen Jahr         erläutert Jens Hasse im Interview.
                          und gibt Einblicke in wichtige Forschungsergeb-
                          nisse, Projekte sowie weitere wissenswerte Aktivi-    Ebenfalls neu gestartet ist die Koordinierungs-
                          täten und Neuigkeiten vom Difu.                       und Transferstelle Smart Cities, die das Difu seit
                                                                                August 2021 im Rahmen eines Konsortiums
                          Aus dem Inhalt: 2021 war das zweite Corona-Jahr       betreibt. Sie soll Kommunen dabei unterstützen,
                          in Folge – und die Pandemie hat das Potenzial,        Digitalisierung strategisch im Sinne einer nach-
                          unsere Gesellschaft dauerhaft zu verändern. Was       haltigen, integrierten und gemeinwohlorientierten
                          bedeutet die Krise für Städte und Stadtregionen?      Stadtentwicklung anzugehen. Bereits mehr als 70
                          Mit welchen Folgen ist mittel- bis langfristig zu     Kommunen beteiligen sich mit ihren Modellpro-
                          rechnen? Gemeinsam mit dem Deutschen Städte-          jekten. Dr. Jens Libbe stellt die neue Einrichtung
                          tag hat sich das Difu letztes Jahr auf den Weg ge-    vor.
                          macht, Antworten auf diese wichtigen Fragen zu
                          geben. Über das neue Projekt berichtet Dr. Holger     Und: Fußgängerfreundliche Städte sorgen nicht
                          Floeting.                                             nur für mehr Lebensqualität. Sie sind auch ein
                                                                                wichtiger Schritt in Richtung Mobilitätswende und
                          Doch auch ohne Corona sind die kommunalen             Klimaneutralität. Auf Fragen zur Fußverkehrs-
                          Herausforderungen zahlreich. Vielerorts fehlt es      politik und wie Kommunen den Fußverkehr stärker
                          an Wohnraum. Ohne Neubau und die Förderung            fördern können, geht Uta Bauer im Interview ein.
                          von sozialem Wohnungsbau kann es nicht gehen.
                          In gleich drei Projekten unterstützt das Difu die     In 2021 hat das Difu zudem das Angebot für die
                          Kommunen auf dem Weg zu mehr Wohnungsbau.             Difu-Zuwender erweitert. In Form von kostenfreien
                          Prof. Dr. Arno Bunzel gibt einen Überblick über die   Impulsvorträgen erhalten Zuwender Input zu zu-
                          Forschungsergebnisse.                                 kunftsweisenden kommunal relevanten Themen.
                                                                                Über das neue Angebot informiert Ulrike Wolf.
www.difu.de/17245
                          Klar scheint aber auch zu sein: In Zukunft müssen
www.difu.de/15162
                          wir uns auf mehr Wetterextreme einstellen. Wir        Der Difu-Jahresrückblick 2021 steht zum kosten-
                          müssen daher nicht nur Vorsorgemaßnahmen              freien Download zur Verfügung. Die ganze Band-
www.difu.de/xxxxxxxxxxx   treffen, sondern Orte, Quartiere und Gebäude          breite der Difu-Projekte, -Publikationen und -Ver-
Dr. Sinje Hörlin          klimagerecht planen und bauen. Wie Kommunen           anstaltungen ist auf der Difu-Website zu finden
+49 30 39001-282          in Anbetracht des Klimawandels vorsorgen kön-         sowie über die Social-Media-Känale des Instituts.
hoerlin@difu.de           nen und wie sie das am Difu neu angesiedelte

                                                                                                                                15
Bild: Biotürme    Lauchhammer in der Lausitz.
      Was sind eigentlich?
 lternativ etwas in der Art hier unten oder
       Superblocks
 as Bild von der Website?

       Begriffe aus der kommunalen Szene,
       einfach erklärt.

       Die Idee der Superblocks (auf Katalanisch
       „Superilles“) kommt aus Barcelona und
       basiert auf dem dort typischen schach-
       brett-artigen Straßenmuster. Enorm hohe
       Bevölkerungsdichten, wenig Grün sowie ge-
       sundheitsgefährdende Lärm- und Luftschad-
oder   das   Bild vondurch
       stoffbelastungen   derdenWebsite?
                                   Straßenverkehr
       zwangen die Stadtverwaltung zum Handeln.
       Als Superblock wird ein Straßenblock von
       etwa 400 mal 400 Meter beziehungsweise
       drei mal drei Häuserblocks definiert, in dem
       der Kfz-Verkehr neu organisiert wird.
       Ein ausgeklügeltes System von Diagonal-
       sperren und Einbahnstraßen führt dazu,
       dass Kfz-Verkehr das Wohnviertel nicht mehr
       durchqueren kann. Zu Fuß Gehende und Rad-
       fahrende haben Vorrang, die verbleibenden
       Autos dürfen nur mit 10 bis 20 km/h ein- oder
       ausfahren. Der öffentliche Verkehr wird an den
       Außenkanten der Superblocks optimiert. Der
       dadurch gewonnene Straßenraum wird neu
       genutzt: Es werden Bäume gepflanzt, Blu-
       menkübel gesetzt, Parkbänke errichtet,
       Tischtennisplatten aufgestellt. Die Folge:
       ————————————————————————

       „Durch Superblocks werden Straßen zum
       erweiterten Wohnzimmer. Man hört Kinder-
       lachen statt Autolärm, atmet frische Luft an-
       stelle von Abgasen und kommt mit der Nach-
       barschaft ins Gespräch. Der Zusammenhalt
       wird gefördert und die Lebensqualität für
       Anwohnende steigt.“
       ————————————————————————
       Der erste Superblock entstand 2017 im
       Stadtviertel Poble Nou – anfangs noch gegen
       Widerstände von Geschäftsleuten und Auto-
       fahrenden, doch mit großem Zuspruch der
       Anwohnenden. In den bisher gestalteten
       Superblocks, die im gesamten Stadtgebiet
       entstanden sind, ist das befürchtete Ge-
       schäftssterben ausgeblieben. Im Gegenteil:
       die Anzahl lokaler Läden stieg sogar um 30
       Prozent. In anderen Städten gibt es ähnliche
       Initiativen, hier nennt man sie „Kiezblocks“
       (Berlin), „Superbüttel“ (Hamburg), „Heiner-
       blocks“ (Darmstadt) oder „Supergrätzel“
       (Wien).

       Weitere Begriffe online:
       www.difu.de/6189

       16
Veröffentlichungen
                                                                                                                                         Berichte 1/2022

Edition Difu –                                      Von M.-L. Wallraven-Lindl und A. Uhmann             Verkehrswende gemeinsam gestalten
Stadt Forschung Praxis                              2022, 224 S., 39 Euro                               Fachtagungsdokumentation
                                                    ISBN 978-3-88118-682-7,           33,99 Euro        M. Hertel, T. Bracher, T. Stein (Hrsg.)
Radverkehr und Verkehrswende                                                                            Bd. 8/2018, 90 S., 15 €
Eine Geschichte von Gegenwind und Rücken-           Die Satzungen nach dem Baugesetzbuch                ISBN 978-3-88118-625-4,              12,99 €
wind                                                3. Auflage, A. Bunzel (Hrsg.), von A. Strunz,
Von Tilman Bracher                                  M.-L. Wallraven-Lindl, 2013, 172 S.,                Junge Flüchtlinge – Perspektivplanung
2021, Bd. 19, vierfarbig, zahlreiche Fotos,         zahlreiche Satzungsmuster, 29 €                     und Hilfen zur Verselbstständigung
168 S., 34 €                                        ISBN 978-3-88118-526-4                              Veranstaltungsdokumentation
ISBN 978-3-88118-680-3,             29,99 €                                                             Dialogforum (Hrsg.), Bd. 7/2018, 188 S., 20 €
                                                    Städtebauliche Gebote nach dem                      ISBN 978-3-88118-626-1,           16,99 €
So geht‘s                                           Baugesetzbuch
Fußverkehr in Städten neu denken und umsetzen       A. Bunzel (Hrsg.), von M.-L. Wallraven-Lindl,       Neue Konzepte für Wirtschaftsflächen
Uta Bauer (Hrsg.)                                   A. Strunz, 2010, 188 S., 30 €                       Herausforderungen und Trends am Beispiel des
2019, Bd. 18, 240 S., vierfarbig, zahlreiche Abb.   ISBN 978-3-88118-486-1                              Stadtentwicklungsplanes Wirtschaft in Berlin
und Fotos, 39 €                                                                                         Von S. Wagner-Endres u.a.
ISBN 978-3-88118-643-8,             33,99 €         Difu-Impulse                                        Bd. 4/2018, 84 S., 15 €
                                                                                                        ISBN 978-3-88118-614-8,        12,99 €
Vielfalt gestalten                                  Vielfalt und Sicherheit im Quartier
Integration und Stadtentwicklung in Klein-          Konflikte, Vertrauen und sozialer Zusammenhalt      Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte
und Mittelstädten                                   in europäischen Städten                             Meile nachhaltig gestalten
Bettina Reimann u.a. (Hrsg.)                        G. Bartl, N. Creemers, H. Floeting (Hrsg.)          Lösungen mit Lastenrädern, Cargo Cruisern
2018, Bd. 17, 364 Seiten, kostenlos                 Bd. 3/2020, 182 S., 20€                             und Mikro-Hubs, W. Arndt und T. Klein (Hrsg.)
ISBN 978-3-88118-618-6                              ISBN 978-3-88118-667-4,             16,99 €         Bd. 3/2018, 96 S.,     12,99 €
    www.difu.de/12236
                                                    Verkehrswende nicht ohne attraktiven                    Difu-Papers
Wasserinfrastruktur: Den Wandel                     ÖPNV
gestalten                                           Wie lassen sich große ÖPNV-Projekte                 Klimaschutz, erneuerbare Energien
Technische Varianten, räumliche Potenziale,         erfolgreich umsetzen?                               und Klimaanpassung in Kommunen
institutionelle Spielräume                          Jürgen Gies (Hrsg.), Bd. 2/2020, 104 S., 18 €       Maßnahmen, Erfolge, Hemmnisse und Entwick-
Martina Winker und Jan-Hendrik Trapp (Hrsg.),       ISBN 978-3-88118-648-3,           15,99 €           lungen – Ergebnisse der Umfrage 2020
2017, Bd. 16, 272 S., vierfarbig, 39 €                                                                  Von J. Hagelstange, C. Rösler und K. Runge
ISBN 978-3-88118-584-4                              Checkpoint Teilhabe                                 2021, 24 S., nur online
                                                    Kinder- und Jugendhilfe + BTHG –                        www.difu.de/16344
Kommunaler Umgang                                   Neue ganzheitliche Lösungen entwickeln!
mit Gentrifizierung                                 Veranstaltungsdokumentation                         Altersarmut in Städten
Praxiserfahrungen aus acht Kommunen                 Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis“          Kommunale Steuerungs- und Handlungsmög-
Von Thomas Franke u.a., 2017, Bd. 15, 316 S.,       Bd. 1/2020, 160 S., 20 Euro                         lichkeiten. Von Beate Hollbach-Grömig u.a.
vierfarbig, zahlreiche Abb., 39 €                   ISBN 978-3-88118-653-7,         16,99 €             2020, 56 S., 5 €,      3,99 €
ISBN 978-3-88118-579-0                                                                                      www.difu.de/15789
                                                    Was gewinnt die Stadtgesellschaft durch
Sicherheit in der Stadt                             saubere Luft?                                       Kommunale Wirtschaftsförderung 2019
Rahmenbedingungen – Praxisbeispiele –               Die lebenswerte Stadt: Handlungsfelder und          Strukturen, Aufgaben, Perspektiven: Ergebnisse
Internationale Erfahrungen                          Chancen                                             der Difu-Umfrage
Holger Floeting (Hrsg.), 2015, Bd. 14, 392 S.,      Von Tilman Bracher u.a., Bd. 2/2019, 68 S., 15 €    Von Sandra Wagner-Endres
zahlreiche Abbildungen, 39 €                        ISBN 978-3-88118-642-1,           12,99 €           2020, 42 S., 5 €,      3,99 €
ISBN 978-3-88118-534-9,            33,99 €                                                                  www.difu.de/15617
                                                    Öffentlichkeitsbeteiligung beim
Städtebauliche Verträge – Ein Handbuch              Netzausbau                                          Smart Cities in Deutschland –
Vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage.       Evaluation „Planungsdialog Borgholz­hausen“         eine Bestandsaufnahme
Mit Berücksichtigung der BauGB-Novelle 2013         Von Stephanie Bock, Jan Abt, Bettina Reimann        Von Jens Libbe und Roman Soike
Von A. Bunzel, D. Coulmas und G. Schmidt-           Bd. 1/2019, 98 S., 15 €                             2017, 28 S., 5 €,    3,99 €
Eichstaedt, 2013, Bd. 12, 466 S., 39 €              ISBN 978-3-88118-640-7,          12,99 €               www.difu.de/11741
ISBN 978-3-88118-508-0,             33,99 €         Straßen und Plätze neu entdecken –
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