Das Wirtschaftsmagazin Nr. 2/2018 - Bürokratie lähmt Unternehmergeist Diktierte Löhne und deren negative Folgen Peter Spenger gibt IHK-Präsidium ...
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WWW.IHK.CH SC HWER PU NK T BÜ ROK R AT I E Bürokratie lähmt Unternehmergeist SC HWER PU NK T BÜ ROK R AT I E Das Wirtschaftsmagazin Nr. 2/2018 Diktierte Löhne und deren negative Folgen IHK Peter Spenger gibt IHK-Präsidium ab
NATUR STEIN WUNDER Nicht nur der Rorschacher Sandstein ist ein Wunder der Natur. Seit 1890 bauen wir ihn in unserem Stein- bruch oberhalb des Boden- sees ab. Seit 2006 tun wir dies auch mit dem Bündner San-Bernardino-Gneis. Dazu kommen viele andere charakterstarke Natursteine. Wir lieben diese Steine und bearbeiten sie für Architektur, Innenausbau und Garten- bau. Wir denken regional, aber durchaus auch global. In Zusammenarbeit mit unserer Tochterfirma Fiorini beschaffen, bearbeiten und verbauen wir Natursteine aus aller Welt. Bärlocher Steinbruch und Steinhauerei AG Steinbruchstrasse 6 9422 Staad T +41 71 858 60 10 www.baerlocher-natursteine.ch F +41 71 858 60 11 info@baerlocher-natursteine.ch
EDITORIAL Mit der bevorstehenden Generalversammlung der IHK St. Gallen-Ap- penzell wird sich viel verändern: Wir wählen einen neuen Präsidenten und sieben neue Vorstandsmitglieder. Diese personelle Erneuerung ist nicht die Folge von Amtsmüdigkeit oder fehlendem Interesse. Viel- mehr ist es die vor sechs Jahren beschlossene Amtszeitbeschränkung, die hinter allen Rücktritten steht. Selbstverständlich geht damit auch ein weinendes Auge einher. Wir verlieren Persönlichkeiten, die sich ohne Ausnahme mit viel Engagement und Verantwortungsbewusst- sein für unsere Aufgabe einsetzten. Und dies nicht aus persönlichen oder politischen Interessen. Vielmehr ging und geht es immer um die Sache. Uns interessiert, in welche Richtung sich die Ostschweiz verän- dern muss, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu wer- den. Entgegen der medialen Wahrnehmung versteht sich die IHK St. Gallen-Appenzell nicht als Lobby-Organisation im engeren Sinne. Wir dienen weder Brancheninteressen noch einzelnen Unternehmen. Unsere Analysen, Lösungsvorschläge und Veranstaltungen orientieren Dr. Kurt Weigelt Direktor IHK St. Gallen-Appenzell sich am wirtschaftlichen Gesamtinteresse. Dies in der Überzeugung, dass es unseren eigenen Unternehmen nur gut geht, wenn es der Wirtschaft insgesamt gut geht. Vergleichbar mit politischen Institutionen bewegt sich ein Wirtschafts- verband wie die IHK St. Gallen-Appenzell in einem von den Herausfor- derungen des Marktes mehr oder weniger abgekoppelten Umfeld. Und genau deshalb braucht es institutionelle Voraussetzungen, die einen permanenten Wandel sicherstellen. Dazu gehört die Amtszeit- beschränkung. Uns allen ist klar, dass niemand unersetzbar ist und jede Veränderung zahllose Chancen mit sich bringt. Dies gilt auch für die Geschäftsleitung. Eine Erkenntnis, die auch dem politischen Per- sonal gut tun würde. Und dies nicht nur im fernen China.
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INHALT BLITZLICHT 06 Bürokratie als legale Herrschaft SCHWERPUNKT Vorschriften und Regulierungen hemmen den Unternehmergeist BÜROKRATIE 08 Facts & Figures zur Bürokratie Die wachsende Gesetzesflut und deren erfolglose Eindämmung ((Titelbild wiederholen)) Lohnregulierung überall Diktierte Löhne und deren negative Folgen Zertifizierung von Entsendebetrieben Alternative zur bürokratischen Acht-Tage-Frist 60 Jahre Parkinsons Gesetz Was der Soziologe heute zum Bürokratiewachstum zu sagen hat Häggenschwils privat geführte Oberstufenschule Innovationen und tiefere Kosten statt Bildungsbürokratie IHK-Cockpit – Wirtschaftskennzahlen aus der Ostschweiz WIRTSCHAFT UND POLITIK 22 Starke Industrie, Fragezeichen bei Dienstleistungen Abstimmung zur St. Galler Pensionskasse ((Bild vom Artikel ISC wiederholen)) IHK-Vorstand beschliesst Stimmfreigabe St. Galler Dialog-Plattform mit weltweiter Ausstrahlung Public Forum des St. Gallen Symposiums 18. Ostschweizer Technologiesymposium KNOW-HOW 28 Nutzen maximieren – Risiken beherrschen IHK-Präsident Peter Spenger tritt zurück IHK 30 «Die Politik ist zu stark auf die nächste Wiederwahl fokussiert» 3. ICT-Konferenz «Digitrends 2018» ((Bild von Peter Spenger auf der Treppe, Impressionen vom Anlass Bild das ursprünglich für Interview benutzt wurde)) «Wir laufen Gefahr, den Blick fürs Ganze zu verlieren» Was abtretende IHK-Vorstandsmitglieder der Ostschweiz wünschen Tourismusdestination Ostschweiz – wie weiter? 2. EcoOst-Arena am 29. August 2018 IHK-Neumitglieder Schweizer Nachfolge-Experten AG AKTUELLE FIRMENNEWS 40 AGENDA 42
BLITZLICHT «Influencerin» beim WTT Young Neuer Vorstand für Leader Award «IT St.Gallen rockt!» Julia Graf hält am 17. September 2018 das Referat am WTT Der Verein IT St.Gallen hat Ende März seine Young Leader Award 2018. Einfluss zu haben, ist im Web vierte ordentliche Mitgliederversammlung kein Leichtes: Was die Wirtschaft seit Gedenken tut, folgt bei der Namics AG durchgeführt. Nach ei- im Netz anderen Regeln. Gewiefte Internet-Protagonisten nem Einführungsreferat von Namics-Mitar- mauserten sich in den letzten Jahren zu Influencern. Sie be- beiter Heinz Beutler über die Digitalisierung herrschen jenes Geschäft, in dem sich renommierte Unter- der alpinen Rettung führte der Vorstand un- nehmen oft schwertun: Grosse Communities aufzubauen ter der Leitung seines Präsidenten Paul E. und zu pflegen. Die Social-Media-Pionierin Julia Graf Sevinç durch den offiziellen Teil der Mitglie- kommt auf 180 Millionen Youtube-Views und 800 000 Subscribers. Sie zeigt auf, wie sie in so- derversammlung. Während für 2019 Neu- zialen Medien Menschen bewegt. «Trends kennen, kreativ sein, technologisch mithalten», nennt heiten angedacht sind, blieb und bleibt es sie als Rezepte – das ist aber nur ein Teil ihres Erfolgs. Was geht, was floppt? Julia Graf bringt 2017 und 2018 inhaltlich noch beim Alten. Beispiele aus zehnjähriger Erfahrung. Die IHK ist Patronatspartnerin des Events und erhält für Grössere Veränderungen gab es hingegen ihre Mitglieder jeweils ein Kontingent an Tickets. Infos unter www.fhsg.ch/praxisprojekte im Vorstand: Zurückgetreten sind Hermann Arnold (VR, Haufe-umantis, Mitgründer und Alt-Präsident des Vereins) und Erik Schmidt (CEO, Zoot International AG, Vize- präsident des Vereins). Beide wurden unter grossem Applaus persönlich verabschiedet und verdankt. Dafür konnten drei Persönlichkeiten neu für die ehrenamtliche Vorstandstätigkeit ge- wonnen werden: Michèle Mégroz (CEO, CSP AG), Roman Hänggi (Leiter DigitalLab@ HSR & Dozent für Produktionsmanagement HSR Hochschule für Technik Rapperswil) und Reto Rutz (Geschäftsführer, valantic CEC Schweiz AG). YouTube-Kanal der IHK: Wiedergewählt wurden Isabel Schorer (Lei- terin Standortförderung/Kantonsrätin), Jac- queline Gasser-Beck (Head Teaching Inno- Was sind die Digitrends? vation Lab, Universität St.Gallen), Martin Gehören Sie nicht zu den rund 100 Teilnehmenden der dritten Ostschweizer ICT-Konferenz von Pulfer (Head HR, Namics AG), Bruno Grob Ende April? Kein Problem. Die Referate über verschiedene Digitrends können im YouTube-Kanal (Business Engineer und Mitgründer von der IHK angeschaut werden. Impressionen vom Anlass finden Sie weiter hinten in diesem Heft. GemDat Informatik AG) und als Präsident Paul E. Sevinç (CTO und Gründer von Squeng AG). Un-Dress – Forum für nachhaltige Mode-Ideen Über 400 Mode-Interessierte strömten Ende April zur achten Ausgabe von «Un-Dress». 26 Designer präsentierten eine breite Palette an nachhaltiger Mode und in Workshops wur- den verschiedene Textil- und Modethemen unter dem Aspekt Nachhaltigkeit behandelt. 80 freiwillige Helferinnen, Helfer und Models, darunter viele Studierende der Universität St.Gallen, sorgten für einen reibungslosen Anlass. So wagten 20 HSG-Studierende ihre ersten Schritte auf dem Laufsteg. 6 Nr. 2/2018
BLITZLICHT Paganini wandert nach Bern Im IHKfacts 4/2017 haben wir es in der «Halb- zeitbilanz im Bundeshaus» vermutet und kurz danach wurde es Realität. Mit Olma-Direktor Nicolo Paganini ist es in der St.Galler Natio- nalratsdelegation zu einem Wechsel gekom- men. Er löste im März den bisherigen CVP- Nationalrat Jakob Büchler ab. Golfspielen und Töfffahren In den Wahlkampf zog Paganini damals wan- Die Veranstaltungsreihe «Time Out» steht bei der IHK für Spass und dernd und «füllte seinen Rucksack» mit Wün- Sport statt für Politik und Wirtschaft. Am 8. Juni 2018 findet bereits schen und Anliegen der Bevölkerung. Wir zum siebten Mal das IHK-Golfturnier auf dem Golfplatz Gonten statt. wünschen uns, dass er die Ostschweiz seinen Schon zum achten Mal wird am 6. Juli (Verschiebedatum: 24. August) neuen «Gspänli» in Bern nicht nur mit feinen die IHK-Töfftour durchgeführt. DIeses Jahr führt die eintägige Tour un- Bratwürsten, sondern auch als starken Wirt- ter der Leitung von Gallus Hasler und Marco Aebi ins benachbarte schaftsstandort schmackhaft machen kann. Ausland nach Vorarlberg und Bayern. tunOstschweiz war wieder ein voller Erfolg Elektronische Würfel löten, Badebomben kneten oder eine App pro- grammieren: Die von der IHK mitinitiierte Erlebnisschau «TunOst- schweiz» an der OFFA weckte bei rund 4000 Kindern und Jugend- lichen wieder auf spielerische Weise das Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Und in zwei Jahren soll es eine Fortsetzung geben: «Wir freuen uns auf die Teilnahme an der OFFA 2020», so Alfred A. Lichtensteiger, Präsident des Vereins «tun- Ostschweiz.ch». Nr. 2/2018 7
SCHWERPUNKT Vorschriften und Regulierungen hemmen den unternehmerischen Geist Bürokratie als legale Herrschaft Bürokratie kostet: Allein die Regulierungskosten bei der Mehrwertsteuer werden auf knapp 1,8 Milliarden Franken pro Jahr geschätzt. Zwar werden viele Regulierungen mit allgemeinen Entwicklungen wie Globalisierung oder Umweltschutz gerechtfertigt. Trotz- dem bestehen grosse kantonale Unterschiede bei der Regulierungsdichte. Die West- schweizer Kantone sind stärker reguliert als die deutsche Schweiz – mit Ausnahme von Zürich und St. Gallen. Schwerer wiegt aber der immaterielle Schaden der Regulierung: Sie beschädigt die intrinsische Motivation der Unternehmerinnen und Unternehmer. Dr. Kurt Weigelt IHK-Direktor Die Fakten sind bekannt: Anfang 2016 waren in der tonen zu einer höchst unterschiedlichen Regulierungs- Schweiz 4 900 Bundeserlasse mit insgesamt 69 000 Rege- dichte führen. Gemäss einer von den Universitäten Luzern, lungen in Kraft. Dazu kamen rund 17 000 kantonale Er- Freiburg und Zürich im Jahre 2015 publizierten Studie lasse. Nach Schätzungen des Staatssekretariates für Wirt- funktioniert der Kanton Appenzell Ausserrhoden mit nur schaft Seco verursachten alleine die geltenden Lebensmit- 330 Erlassen. Der Kanton Neuenburg dagegen bringt es telhygiene-Vorschriften Kosten von 1,3 Milliarden Franken als unrühmlicher Spitzenreiter auf rund 1 100 Erlasse. No- pro Jahr. Die Regulierungskosten bei der Mehrwertsteuer tabene der Kanton mit der höchsten Arbeitslosigkeit. We- beziffert das Seco auf 1,76 Milliarden Franken. Eine Bau- nig überraschend sind die Westschweizer Kantone stärker bewilligung für einen durchschnittlichen Umbau einer reguliert als die Kantone der deutschen Schweiz. Mit zwei durchschnittlichen Wohnliegenschaft umfasst mehr als Ausnahmen: Zürich und St. Gallen. Der Kanton St. Gallen 90 Auflagen, Bestimmungen und Bedingungen. Und ändert zudem seine Erlasse am häufigsten. Für einmal sind ebenso bekannt sind all die gescheiterten Versuche, die wir ganz vorne mit dabei. Bürokratie ist kein Naturgesetz, überbordende Bürokratie zu stoppen. 2004 stellte Natio- sondern hat sehr viel mit politischer Kultur zu tun. nalrat Arthur Loepfe dem Bundesrat die Frage, ob man nicht bei jeder neuen Regelung eine alte Regelung mit den Vollzugsperfektionismus gleichen Kosten wegstreichen könnte. Der Bundesrat Die Regulierungen an sich sind nur die eine Seite der Me- lehnte ab. Die Bürokratiestopp-Initiative der FDP schei- daille. Nicht weniger folgenreich ist der Vollzugsperfektio- terte bereits bei der Unterschriftensammlung. 2015 for- nismus. Dazu gehört beispielsweise, dass der Wechsel ei- derte der bürgerliche Schulterschluss zur Stärkung des nes Lebensmittelinspektors dazu führt, dass in einer neu- Standortes Schweiz einen Kurswechsel bei wettbewerbs- wertigen Gastroküche für drei Mitarbeitende plötzlich schädlichen Regulierungsprojekten. Der Schulterschluss ist nicht mehr nur drei, sondern neu fünf spezielle Hand- Geschichte, die Regulierungsprojekte sind geblieben. waschmöglichkeiten installiert werden müssen. Und dies nicht bei einem nächsten Umbau, sondern innerhalb we- Kantonale Unterschiede niger Wochen, mit massiven Eingriffen in die Bausubstanz, Üblicherweise wird die sich drehende Bürokratiespirale zulasten der Arbeitsläufe und mit beträchtlichen Kosten- mit der Globalisierung, Fragen der Sicherheit und des Um- folgen. Vollends fragwürdig wird dieser Vollzugsperfektio- weltschutzes begründet. Tatsache ist jedoch, dass die glei- nismus, wenn man der Verfügung des Amtes für Verbrau- chen gesetzlichen Anforderungen in den einzelnen Kan- cherschutz und Veterinärwesen des Kantons St. Gallen den 8 Nr. 2/2018
SCHWERPUNKT Die unterschiedliche Regulierungsdichte in den Kantonen im Jahr 2013: Die beiden Appen- zell sind gering reguliert, der Kanton St.Gallen hingegen stark. Verordnungstext gegenüberstellt: Dieser verlangt lediglich, ternehmen. Zahllose Untersuchungen zeigen, dass das dass an geeigneten Standorten genügend Handwasch- Streben nach Unabhängigkeit und das Bedürfnis nach becken vorhanden sein müssen. Nicht mehr und nicht we- Selbstbestimmung zu den wesentlichen Motiven gehören, niger. Selbstverständlich kann man sich als Betroffener mit in einem kleineren Unternehmen zu arbeiten. Die Motiva- rechtlichen Mitteln gegen diese Behördenwillkür zur Wehr tion macht den Unterschied. Erfolgreiche kleinere und setzen. Nur, dies geschieht auf eigene Kosten und mit dem mittlere Unternehmen brauchen keine Subventionen, Risiko, endgültig ins Visier der staatlichen Kontrolleure zu keine Förderprogramme und keine geschützte Marktstel- geraten. Und dies kann sich niemand leisten. lung. Sie sind aber auf ein wirtschaftspolitisches Umfeld angewiesen, das ihrem Wesen gerecht wird und sie in Immaterieller Schaden ihren informellen Strukturen stärkt. Dazu gehört ein radi- Regulierungskosten werden üblicherweise in Franken und kaler Abbau von bürokratischen Vorschriften. Auch in der Rappen berechnet. Nicht weniger schädlich sind jedoch Politik gilt das Pareto-Prinzip: Die meisten Aufgaben las- die immateriellen Folgen staatlicher Eingriffe. Bruno S. sen sich mit einem Mitteleinsatz von 20 % so erledigen, Frey, Universitätsprofessor und Glücksforscher, hat in sei- dass 80 % aller Probleme gelöst werden. Oder negativ nen bemerkenswerten Arbeiten aufgezeigt, dass von aus- formuliert – 20 % Perfektionismus kosten 80 % des Auf- sen kommende Vorschriften, Regulierungen und Kontrol- wandes. Aber machen wir uns nichts vor: Politik und Ver- len die intrinsische Motivation der Betroffenen beschädi- waltung definieren sich nicht über Abbau, sondern über gen. Intrinsisch bedeutet, dass jemand etwas aus reiner Aktivismus. Und so wird man uns auch in Zukunft mit Freude an der Sache unternimmt. Dieser negative Effekt neuen Gesetzen, Verordnungen und staatlichen Förder- gilt besonders dann, wenn staatliche Regulierungen aus programmen beglücken. Bürokratie ist und bleibt, so Max Befehlen und Strafandrohungen bestehen. Die Art und Weber, die rationale Form legaler Herrschaft. Weise, wie sich die Einzelnen durch die staatlichen Behör- den behandelt fühlen, beeinflusst die Bereitschaft, sich zugunsten der Allgemeinheit zu engagieren. Eine staatli- che Ordnung, die auf einem grundlegenden Misstrauen gegenüber dem Bürger basiert und diesen zu disziplinie- ren versucht, verdrängt den Gemeinsinn. Die Motivation macht den Unterschied Besonders betroffen machen bürokratische Vorschriften die Entscheidungsträger von kleineren und mittleren Un- Nr. 2/2018 9
SCHWERPUNKT Facts & Figures zur Bürokratie Von Mehrkosten und einem Rekord an Gesetzesseiten Wer trägt Schuld? 10% des BIP gehen für Regu- Stetig nimmt die Regulierungsdichte zu. Doch wer trägt die Hauptschuld an diesem lierungen verloren Wachstum und wie ist es einzudämmen? Meistens sind die Hauptschuldigen schnell in Die jährlichen Kosten, die bei Unterneh- der Verwaltung und in der Politik gefunden. Doch auch die Wirtschaft sorgt immer wie- men, Gesellschaft und Verwaltung an- der für einen Schub an neuen Gesetzen und Vorschriften. So kämpfen nicht selten ein- fallen, um die gesetzliche Regulierung zelne Branchenverbände an vorderster Front für neue Regulierungen, um eigene Pfründe einzuhalten, belaufen sich auf rund 60 zu zementieren und unliebsame Konkurrenz zu verhindern. Zudem scheint ein grosser Teil Milliarden Franken pro Jahr. Zu diesem der Bevölkerung Eigenverantwortung nicht mehr so hoch einzuschätzen wie früher. So Schluss kam vor einigen Jahren eine Stu- nimmt man durch die erhöhte Sensibilität in Umwelt- oder Gesundheitsfragen verstärkte die von KPMG im Auftrag des Schweize- Regulierung eher in Kauf oder verlangt sogar danach. Zumal die Kostenfolgen bei neuen rischen Gewerbeverbandes. Diese Regulierungen für den Einzelnen meistens kaum ersichtlich sind. Summe entspricht rund einem Zehntel des Bruttoinlandproduktes – und damit mehr als der Beitrag der Maschinen- industrie zum BIP. 5 vor 12 für Regulierungen? Im Auftrag des Bundesrates schätzt auch «5vor12» heisst der neu lancierte Preis für schlaue De-Regulierung und wurde vom Swiss das SECO die jährlich anfallenden Regu- Venture Club und StrategieDialog21 initiiert. Der Preis wird vergeben für das beste Gesetz lierungskosten für die Wirtschaft: So («Gesetzesabschaffungsgesetz»), die beste Vollzugsmassnahme bei der Rechtsanwendung schlagen die Vorschriften zur Lebensmit- (effizient und kostensenkend) oder für den besten Regulierungs- oder Deregulierungsvor- telhygiene mit 1,3 Milliarden Franken schlag. Gemessen wird der Impact auf die Wirtschaft und die Freiheit sowie die Selbstbe- Mehrkosten zu Buche, die Bauregulierung stimmung jeder Bürgerin und jedes Bürgers. Vom 21. Mai bis zum 1. August 2018 werden rund 1,6 Milliarden, beim Umweltrecht Vorschläge für schlaue Deregulierung gesammelt. Ideen können unter der Webadresse 1,8 Milliarden oder bei der Arbeits- und https://www.5-vor-12.ch/wettbewerb-mitmachen eingebracht werden. Unfallsicherheit 1,2 Milliarden Franken. Neuer Rekord an Gesetzesseiten Im vergangenen Jahr wurde ein unrühmlicher Rekord aufgestellt: neue Seiten an Gesetzestexten – und das allein auf Bundesebene. Noch nie wurden in einem Jahr auf Bundesebene mehr Gesetzes- Umgerechnet benötigt man fast 200 Bundesordner, um die Gesetze seiten produziert wie 2017. Die amtliche Sammlung der Eidgenos- der letzten 20 Jahre ablegen zu können. Die untenstehende Ordner- senschaft wuchs um ganze 7796 Seiten an neuen und revidierten Grafik zeigt also nur die Relationen der Zunahme; eigentlich hätten Erlassen an. Damit entstanden in den letzten 20 Jahren 112 889 mehr als doppelt so viele Ordner gezeigt werden müssen ... 10 Nr. 2/2018
SCHWERPUNKT Was kann dagegen unternommen werden? Das Wirtschaften wird in der Schweiz immer Deregulierungsbemühungen gibt es in der Schweiz viele und seit schwieriger Jahren werden im Parlament immer wieder neue Versuche ge- Die Weltbank veröffentlicht startet, leider ohne Erfolg. Einer der ersten der neueren Zeit jährlich den «Doing Business»- stammt von Arthur Löpfe: 2004 schlug der damalige Innerrhoder Report und vergleicht darin die CVP-Nationalrat (und ehemaliges IHK-Vorstandsmitglied) in einer Wirtschaftsregulierungen in Interpellation eine «one in – one out»-Regelung vor: Für jedes 190 Ländern. Untersucht wer- neue Gesetz sollte ein altes gestrichen werden. Der Bundesrat den verschiedene Kriterien wie lehnte die Idee ab. Regulierungen bei Firmen- In anderen Ländern wendet man dieses Prinzip jedoch an. So gründungen, der Marktzu- kennen England, Frankreich, Deutschland oder auch Kanada ähn- gang, die Steuersituation oder liche Regelungen. 2013 hat England sogar «one in – two out» die Stromversorgung. Die Ge- eingeführt: Pro neue Regulierung müssen alte Normen mit dop- samtwertung gibt Auskunft, in pelt so hohen Regulierungskosten abgeschafft werden. welchen Ländern es einfacher ist, Geschäfte zu machen. Die Schweiz verliert bei dieser Untersuchung von Jahr zu Jahr an Boden. 2014 lag unser Land noch auf Rang 20. Ein Jahr später Preis fürs dümmste Gesetz reichte es noch für Platz 26. 2016 verloren wir weitere fünf Ränge Positiv ist, dass ein Preis wie «5vor12» (siehe Kasten auf der lin- und im neusten Ranking fielen wir mittlerweile auf Position 33 ken Seite) Aufmerksamkeit auf die Bürokratie-Thematik lenkt. zurück. In der Einzelwertung «starting a business» liegt die Allerdings gibt es seit Längerem ähnliche Aktionen – mit offen- Schweiz sogar nur auf Platz 73. sichtlich geringem Erfolg. So zeichnet die IG Freiheit jedes Jahr das «dümmste, unnötigste Gesetz» mit dem «Rostigen Paragra- phen» aus. Gewinner des letzten Jahres war das Gesetz für Grill- und Ofenhandschuhe. Es regelt die Anforderungen und Voraus- Regulierte Finanzbranche setzungen für den Gebrauch Die Zusammenschlüsse von Banken haben deutlich zugenom- von Ofen- und Grillhandschu- men. Dies nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Regulierung hen. Darin heisst es, dass sie im Finanzsektor. 2002 reichten noch 30 Seiten, um die Eigenmit- eine «angemessene thermi- telfinanzierung zu regeln. Nur zwei Jahre später waren bereits sche Isolierungskraft und me- 347 Seiten notwendig und mit den neuen Vorschriften «Basel III» chanische Festigkeit» besit- wuchs das Regelwerk auf 616 Seiten an. Um Regulierungen kon- zen müssen. trollieren zu können, müssen selbstverständlich auch die zustän- Auch die FDP des Kantons Zü- digen Behörden ausgebaut werden. So erhöhte sich der Perso- rich verleiht mit ihrem «Gahts nalbestand der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA in- no?»-Preis seit einigen jahren nert fünf Jahren um 44% auf 481 Mitarbeitende. eine Auszeichnung mit ähnli- Gerade für kleinere, regional tätige Banken ist die Entwicklung chem Ziel, allerdings mit dem besonders leidig: Sie trifft die Regulierungszunahme, die durch Fokus auf die Zürcher Kanto- das Fehlverhalten in grossen internationalen Banken ausgelöst nalpolitik. wurde, besonders hart. Nr. 2/2018 11
SCHWERPUNKT Lohnregulierung: aktuelles Beispiel für Bürokratiewachstum Diktierte Löhne und deren negative Folgen Der Staat greift immer stärker in die Lohnfindung ein. Die Eingriffe basieren auf diversen Gleichstellungsgeboten, welche im Prinzip als wenig problematisch erscheinen. Problematisch wird es bei der Um- setzung. Basis bildet eine Auswertung der Lohnstrukturerhebung, welche unvollständig ist und die angeblichen Folgerungen in keiner Dr. Frank Bodmer Weise rechtfertigt. Diese Eingriffe in die Lohnstruktur werden nega- Leiter IHK-Research tive Auswirkungen auf die Beschäftigung haben. Kosten der Lohnstrukturerhebung Lohnstrukturerhebung als Basis Diese bilden die effektiv beobachteten Varia- Die Lohnstrukturerhebung (LSE) basiert auf ei- für Lohnregulierung tionen bei Weitem nicht ab. Und liegen die ner Befragung von 35 000 Unternehmen mit Eigentlich ist die Lohnstrukturerhebung eine effektiv bezahlten Löhne unter den Werten rund 1,6 Millionen Beschäftigten, welche alle rein statistische Erhebung und unterliegt da- des Lohnrechners, so liegt offensichtlich nicht zwei Jahre durchgeführt wird. Neben dem mit der Verordnung über die Durchführung automatisch Lohndiskriminierung vor. Viel- Lohn werden Ausbildung, Beruf, Stellung, Ein- von statistischen Erhebungen. Artikel 8 dieser mehr gibt es eine Vielzahl von anderen mög- trittsdatum in das Unternehmen, Art des Ver- Verordnung sagt klar, dass Erhebungen nur lichen Gründen. trags, Arbeitszeit und Ferientage der Beschäf- für statistische Zwecke verwendet werden tigten erfasst. Personenspezifische Charakte- dürfen. Diese rein statistische Verwendung Flankierende Massnahmen ristiken wie Alter und Geschlecht werden auf wurde aber im Falle der LSE inzwischen weit Trotz der offensichtlichen Mängel benutzt Basis der AHV-Nummer ermittelt. Auf Seite übertroffen. Zunehmend dient die Lohnstruk- auch das Staatssekretariat für Wirtschaft des Unternehmens werden die Anzahl der Be- turerhebung als Basis für Lohnregulierungen. (SECO) solche Lohnberechnungen zur Bestim- schäftigten und die Art der Lohnvereinbarung Von den erfassten Löhnen wird damit auf mung der branchenüblichen Löhne im Rah- abgefragt, Branche und Arbeitsort werden «korrekte» Löhne geschlossen, wie diese men der flankierenden Massnahmen. Wo kein über die Betriebs- und Unternehmensregister- auch immer definiert sein könnten. Das über- GAV besteht, kann bei neu in der Schweiz tä- nummer bestimmt. Die Teilnahme an der Be- schreitet die Möglichkeiten einer solchen Be- tigen Beschäftigten der effektiv bezahlte Lohn fragung ist obligatorisch und insbesondere für fragung aber ganz klar. mit dem «Üblichen» verglichen werden. Wird KMU mit erheblichem Aufwand verbunden. der «übliche» Lohn unterschritten, so können Dabei ist oft nicht klar, welche Angaben für Mangelhafter Lohnrechner die tripartiten Kommissionen eine Erhöhung die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Für Lohnvergleiche hat der Bund den indivi- verfügen. Zusätzlich werden in der Regel eine ter korrekt wären. duellen Lohnrechner «Salarium» bereitge- Busse, eine Konventionalstrafe und das Tra- stellt, welcher auf Daten der LSE beruht. Da- gen der Verfahrenskosten fällig. Dies stellt ins- mit lässt sich mithilfe der obengenannten besondere im Entsendebereich ein grosses fi- persönlichen Merkmale ein «üblicher» Lohn nanzielles Risiko für die Entsendebetriebe und berechnen. Die grössten Probleme dieser damit eine hohe Hürde dar. Rechnung sind die grobe Einteilung von Re- gionen (die sieben Grossregionen des Bun- Geschlechterdiskriminierung des), der Branchen (Pharma ist nicht gleich Die Lohnstrukturerhebung dient auch als Ba- Pharma) und die fehlenden persönlichen sis für Aussagen zur Lohndiskriminierung von Merkmale (insbesondere die Leistung). Be- Frauen. Insgesamt verdienen Frauen laut dem Zerbor, fotolia.com nutzt man den Lohnrechner im Selbsttest und erläuternden Bericht des Bundesrates zum variiert Merkmale wie Branche oder Arbeits- Gleichstellungsgesetz rund 20 % weniger als ort, so resultieren nur sehr kleine Variationen. Männer, unter Berücksichtigung von Branche 12 Nr. 2/2018
Arbeitszeiten und Spesen mobil erfassen und den erfassten persönlichen Merkmalen immer noch rund 10 % weniger. Aus der Sicht des Bundesrates stellt dieser Unter- schied Lohndiskriminierung dar. Wiederum ist eine mangelhafte statistische Analyse Basis für diese Aussage. Bei Frauen fehlt insbeson- dere der Effekt der unterbrochenen Karrieren, welcher sich auf den Lohn über den gesam- ten Karriereverlauf auswirkt. Trotzdem schlägt der Bundesrat als «Gegenmassnahme» für alle Betriebe mit über 50 Angestellten regel- mässige betriebsinterne Lohnanalysen vor, mit externen Kontrollen der Resultate sowie der allenfalls fälligen Korrekturmassnahmen. Staat als Richter über die Löhne? Auf Basis des Gleichstellungsgesetzes soll da- mit eine neue Bürokratie geschaffen werden, welche die Löhne in der Schweiz flächen- deckend kontrollieren soll. Dem liegt die Vor- stellung zugrunde, dass der Staat den «ge- rechten» Lohn bestimmen kann. Der Staat masst sich dabei eine Allwissenheit an, wel- che höchst realitätsfremd ist. Es soll ein ange- nommenes Marktversagen korrigiert werden, das auf Basis einer mangelhaften statistischen Analyse ermittelt wurde. Die negativen Fol- gen einer solchen fehlgeleiteten Regulierung können dramatisch sein. Kosten des Politikversagens Falls der Eingriff in die Lohnstruktur ein effek- tives Marktversagen korrigieren würde, wäre nicht mit negativen Auswirkungen auf die Be- Beschleunigen Sie Ihre Arbeitsprozesse mit der schäftigung zu rechnen. Angesichts der Gren- Business-App AbaCliK und vermeiden Sie zen der Lohnanalyse wäre das Gegenteil der Mehrfacherfassungen dank der Synchronisation Fall. Staatlich festgesetzte Löhne für Frauen mit der Abacus Business Software: oder für Zuwanderer werden in vielen Fällen • Präsenz- oder Arbeitszeiten zu diktierten Löhnen führen, welche eine Be- • Leistungen, Spesen, Quittungen schäftigung als nicht mehr attraktiv erschei- • Persönliche Daten, Ferientage oder Absenzen (ESS) nen lassen. Eine Verschlechterung der Aus- sichten auf dem Arbeitsmarkt wäre die Folge. www.abaclik.ch Welche drastischen negativen Auswirkungen staatliche Eingriffe in die Lohnstruktur auf die Jetzt kostenlos bei App Store oder Google Play Beschäftigung haben können, muss eigent- herunterladen lich nicht näher diskutiert werden. Das ist aus stark regulierten europäischen Arbeitsmärk- ten hinlänglich bekannt. Ecknauer+Schoch ASW
4. St.Galler Forum für Finanzmanagement und Controlling Folge dem Trend! Die St.Galler Fachtagung für Fach- und Führungskräfte aus Finanzmanagement und Controlling. Freitag, 15. Juni 2018, 8.30 bis 17 Uhr. Fachhochschulzentrum, Rosenbergstrasse 59, 9000 St.Gallen Details und Anmeldung: www.fhsg.ch/forum-finanzen-controlling Hauptsponsoren eiz stschw s chule O chhoch FHO Fa Sponsoren Erfolgreich tagen. Kulinarisch geniessen. Erholsam schlafen. Im Einstein St.Gallen ****S mit Einstein Congress, Einstein Gourmet, Bistro St.Gallen, Einstein Bar und Davidoff Cigar Lounge Es freuen sich auf Sie Michael Vogt, General Manager & das E.Team Einstein St.Gallen | Hotel Congress Spa Berneggstrasse 2 | 9000 St.Gallen, Schweiz +41 71 227 55 55 | hotel@einstein.ch | www.einstein.ch
SCHWERPUNKT Zertifizierung von Entsendebetrieben als Alternative zur bürokratischen Acht-Tage-Frist Acht Tage warten für eine Reparatur? Die bürokratische Acht-Tage-Regelung des Entsendungsgesetzes behindert den grenz- nahen Dienstleistungsverkehr und führt zu einem stark regulierten und kontrollierten Arbeitsmarkt. Mit der heutigen Regelung werden der liberalisierte Arbeitsmarkt zerstört und kurzfristig auszuführende Arbeiten wie eine Reparatur verunmöglicht. Die Einfüh- rung zertifizierter Entsendebetriebe könnte ein Lösungsansatz sein, der praxistaugli- cher ist. Das Entsendegesetz schreibt vor, dass alle Betriebe, die kommen im Kanton St. Gallen nur 2,5 % der entsandten Michael Götte Arbeitskräfte aus der EU zur Ausführung einer Dienstleis- Arbeitnehmer und der selbstständigen Dienstleistungs- Leiter kant. Politik IHK tung in die Schweiz entsenden, die hier geltenden mini- erbringer aus den neueren EU-Mitgliedstaaten wie Est- malen Arbeits- und Lohnbedingungen einhalten müssen. land, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Un- Mit dieser Bestimmung schützt der Gesetzgeber die an- garn oder Slowenien. Deshalb ist es angebracht, den Voll- sässigen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor einem mög- zug der flankierenden Massnahmen der Wirklichkeit lichen Sozial- und Lohndumping. anzupassen und Verfahren zu finden, die den grenznahen Damit die kantonalen Vollzugsbehörden genügend Zeit Dienstleistungsverkehr nicht unnötig behindern. zur Anordnung von Kontrollen haben, müssen die auslän- dischen Arbeitgeber den Behörden acht Tage vor Arbeits- Zertifizierung als Alternative einsatz schriftlich Angaben über Tätigkeit, Arbeitsbedin- Ziel einer Reform muss es sein, die Acht-Tage-Frist im Ein- gungen und Arbeitsort der betroffenen Arbeitnehmer mit- zelfall zu verkürzen, ohne die grundsätzliche Zielsetzung teilen. Das Verfahren ist insbesondere im grenznahen der flankierenden Massnahmen in Frage zu stellen. Dies Dienstleistungsverkehr untauglich. Kurzfristig auszufüh- könnte zum Beispiel durch die Einführung von zertifizier- rende Arbeiten, wie sie bei Reparaturen von Maschinen ten Entsendebetrieben mit einer auf ein Jahr befristeten und Anlagen regelmässig vorkommen, können nicht kun- Pauschalbewilligung für im Voraus gemeldete Mitarbei- denfreundlich erledigt werden. Die Acht-Tage-Frist ist eine tende erreicht werden. rein administrative Vorschrift, welche die wirtschaftliche Voraussetzungen der Zertifizierung sind der Nachweis, Entwicklung behindert. dass die Angestellten der ausländischen Unternehmung in unbefristeten Vertragsverhältnissen arbeiten, die den Respektierte Arbeitsbedingungen im Entsendegesetz geforderten minimalen Arbeits- und Die Erfahrungen zeigen, dass die vor Einführung der Per- Lohnbedingungen entsprechen, sowie die namentliche sonenfreizügigkeit geäusserten Befürchtungen unbegrün- Voranmeldung aller für den Arbeitseinsatz in der Schweiz det waren. Die entsandten, meldepflichtigen Kurzaufent- vorgesehenen Mitarbeitenden. Ein zertifizierter Entsende- halter leisten lediglich rund 0,4 % des jährlichen Arbeits- betrieb kann die Arbeit vor Ablauf der achttägigen Frist volumens der Schweiz. Dabei halten sich praktisch alle der beginnen, frühestens jedoch am Tag der Meldung. kontrollierten Entsendebetriebe an die Schweizer Lohn- Von den mit einer Pauschalbewilligung verbundenen Er- und Arbeitsbedingungen. Es ist nicht überraschend, dass leichterungen in der administrativen Abwicklung profitie- der grösste Teil der Unternehmen aus Staaten mit ver- ren nicht nur die Betriebe, sondern auch die kontrollieren- gleichbaren wirtschaftlichen Verhältnissen stammen. So den Vollzugsorgane in der Schweiz. Nr. 2/2018 15
SCHWERPUNKT Was uns Cyril Northcote Parkinson heute noch zum Bürokratiewachstum zu sagen hat Das Gesetz der Bürokratie Nichts ist beständiger als die wuchernde Bürokratie. Das wusste schon der britische Soziologe Cyril Northcote Parkinson, der vor 60 Jahren ein Buch voll trockenem Humor veröffentlichte: «Parkinsons Gesetz» zeigt auf, weshalb Verwaltungen ausweichlich wachsen müssen. Anhand von Beispielen und Statistiken wies er nach, dass zwischen einem bestimmten Arbeitspensum und der Anzahl damit beschäftigter Personen kaum ein Zusammenhang besteht. Je mehr Zeit für eine bestimmte Aufgabe vorhanden ist, desto länger braucht man auch dafür. Robert Stadler Stv. Direktor / Leiter Kommunikation IHK Der öffentliche Sektor wächst in der Schweiz überdurch- Er goss seine Beobachtungen in mehrere einprägsame Ge- schnittlich – eine Tatsache, die wir an dieser Stelle schon setze und Leitsätze und veröffentlichte diese im vor 60 öfters festgestellt haben. So stieg die Beschäftigung in Jahren erstmals auf Deutsch erschienenen Buch «Parkin- den öffentlichen Verwaltungen in den letzten 25 Jahren sons Gesetz». Das zentrale Gesetz darin lautet: um 33 Prozent. Zählt man das Gesundheits- und Sozial- wesen sowie Bildung und Erziehung dazu, betrug die Zu- nahme des öffentlichen Sektors sogar 65 Prozent. In der Arbeit lässt sich wie Gummi dehnen, um gleichen Zeit wuchs die Gesamtbeschäftigung allerdings die Zeit auszufüllen, die für sie zur lediglich um 12 Prozent. Eine beunruhigende Tatsache. Verfügung steht. Weniger Kriegsschiffe, mehr Beamte Da ist auch wenig tröstlich, dass diese Entwicklung keine Als Beispiel führt er eine alte Dame ins Feld, die einen gan- neue Zeiterscheinung darstellt. Nichts ist beständiger als zen Tag dafür aufwenden kann, eine einzige Postkarte zu die wuchernde Bürokratie in Verwaltungen und Konzer- verschicken. Bei ihr vergehen die Stunden wie im Flug – nen. Zu diesem Schluss kam schon der britische Soziologe mit der Suche nach einer geeigneten Postkarte, dem Tex- Cyril Northcote Parkinson, als er nach dem Zweiten Welt- ten der Karte, der Suche nach der Postadresse und einer krieg bei der englischen Marine eine paradoxe Feststel- Briefmarke mit der richtigen Frankatur, dem Anziehen der lung machte: Zwischen 1914 und 1928 stieg die Zahl der passenden Kleidung und letztlich dem Einwerfen der Beamten in der Admiralität um fast 80 Prozent. Gleichzei- Karte im Briefkasten. Während die alte Dame mehrere tig nahm aber die zu bewältigende Arbeit deutlich ab, da Stunden investiert, beschränken sich andere auf das We- zwei Drittel weniger Schlachtschiffe und ein Drittel weni- sentliche und wenden für die gleiche Tätigkeit nur wenige ger Seeoffiziere und Matrosen im Einsatz waren. Ähnliche Minuten auf. Entwicklungen stellte er beim Kolonialministerium fest. Obwohl immer mehr britische Kolonien Selbstverwaltun- Wundersame Arbeitsvermehrung gen einrichteten und das ehemalige Weltreich schrumpfte, Dieses Beispiel lässt sich auf jede andere Tätigkeit und wuchs die Zentralverwaltung an. Anhand solcher Beispiele ganz besonders auf Büroarbeit anwenden. Zwischen ei- wies Parkinson nach, dass Beamtenapparate stetig wach- nem bestimmten Arbeitspensum und der Anzahl Perso- sen, selbst wenn es immer weniger zu tun gibt. nen, die dieses Pensum bewältigen sollen, besteht nur 16 Nr. 2/2018
SCHWERPUNKT Cyril Northcote Parkin- son (1909–1993) auf ei- ner Aufnahme aus dem Jahre 1961. eine geringe oder sogar gar keine Beziehung. Es ist auch Da nun mehr Mitarbeitende für das Gleiche zur Verfügung gar nicht so, dass die eigentlich unterbeschäftigten Mit- stehen, müssen die Akten auch alle Schreibtische passie- arbeitenden die Beine hochlagern würden. In den aller- ren. Soll ein Brief geschrieben werden, verfasst C einen meisten Fällen geben sie tatsächlich vollen Einsatz. Entwe- ersten Entwurf und reicht diesen an D, der sich zuerst in der wenden sie für ihre Arbeit eine Perfektion an, die nicht die Materie einlesen muss, für Ergänzungen weiter. Dann nötig wäre, oder erledigen Arbeit, die kaum jemandem wird der Brief an A zur Kontrolle vorgelegt. Dieser ist aber etwas nützt. Wer ehrlich ist, erkennt das wohl auch aus mit dem Ergebnis nicht zufrieden und schreibt den Brief dem eigenen Alltag. Die Triebfedern seines Gesetzes teilweise neu. C verpasst dem Schreiben noch den Fein- fasste Parkinson in zwei Lehrsätzen zusammen. Der erste schliff und D liest den Brief noch Korrektur – schliesslich bezieht sich darauf, dass die Zahl der Unterstellten in bü- befolgt man das Vier-Augen-Prinzip. Nach mehreren Ar- rokratischen Strukturen ein Ausdruck der Bedeutung einer beitsgängen unterzeichnet A den Brief dann endlich. Ei- Führungsperson ist: nen Brief, wie er ihn selbst geschrieben hätte – nur in ei- nem Bruchteil der Zeit. Jeder Beamte oder Angestellte wünscht Ineffiziente Sitzungen und andere Gesetze die Zahl seiner Untergebenen, nicht aber Parkinson widmete sich noch anderen interessanten Fra- die Zahl seiner Rivalen zu vergrössern. gen, zum Beispiel dem Ablauf von Sitzungen. Hierzu for- mulierte er folgendes Gesetz: «Die auf einen Tagesord- nungspunkt verwendete Zeit ist umgekehrt proportional Wenn sich Person A überarbeitet fühlt, kann er erstens zu den jeweiligen Kosten.» Gemäss Parkinson werden die den Dienst quittieren, zweitens sich seine Arbeit mit einer einfachsten Themen am ausführlichsten diskutiert, weil Person B teilen oder drittens die Arbeit an zwei Unterge- die meisten Sitzungsteilnehmer sich einbringen können. bene C und D delegieren. Mit grösster Wahrscheinlichkeit Komplexe Traktanden mit grosser Tragweite hingegen wird sich Person A für die dritte Variante entscheiden, weil werden schnell abgehandelt, was zu verheerenden Fehl- so sein Einfluss steigt. Das Arbeitspensum ist zwar noch entscheidungen führen könne. Dies nur eines der weite- gleich wie bisher, aber es arbeiten nun mehr Personen da- ren Gesetze, die der britische Soziologe «entdeckte». ran. Das wiederum führt zum zweiten Lehrsatz: Eines ist klar: Auch nach 60 Jahren ist Cyril Northcote Par- kinson mit seinem trockenen britischen Humor nicht nur witzig zu lesen, sondern bietet nach wie vor interessante Beamte oder Angestellte schaffen sich Erkenntnisse, die sich mit der eigenen Erfahrung überprü- gegenseitig Arbeit. fen lassen. Nr. 2/2018 17
SCHWERPUNKT Wie Häggenschwil von seiner privat geführten Oberstufenschule profitiert Innovationen und tiefere Kosten statt Bildungsbürokratie Die SBW Secundaria Häggenschwil ist die erste privat geführte Ober- stufenschule der Schweiz. Sie zeigt, welche positiven Effekte private Angebote im Bildungsbereich haben können. SBW arbeitet mit inno- vativen neuen Lernmethoden und betreibt die Schule zu vergleichs- weise tiefen Kosten. Innovationen sind auch auf den anderen Bil- Dr. Frank Bodmer dungsstufen nötig. Die Mediamatikerlehre von SBW ist ein weiteres Leiter IHK-Research Beispiel für die positiven Impulse durch private Anbieter. Aufgrund sinkender Schülerzahlen verlangte auch den Übertritt an weiterführende Schu- Fista-Statistik des Kantons. Im Vergleich zu der Kanton von der Gemeinde Häggenschwil, len gewährleistet. vorher spart die Gemeinde damit Geld; dies, die eigene Sekundarschule zu schliessen. Ab obwohl die Schülerzahlen weiter gesunken 2012 sollten die Häggenschwiler Schüler SBW Secundaria Häggenschwil sind. Auch im Vergleich zu anderen Oberstu- nach Waldkirch oder nach Wittenbach gehen. Die SBW betreibt die Oberstufe im Auftrag fen des Kantons sind die Kosten tief. Für Die Gemeinde suchte nach Alternativen und der Gemeinde Häggenschwil als eine private 2015 weist die Fista für die Oberstufe des fand sie in Form einer Kooperation mit dem Schule. Für Kinder aus der Gemeinde ist der Kantons St. Gallen durchschnittliche Ausga- privaten Bildungsanbieter «SBW Haus des Schulbesuch gratis, die Eltern von auswärti- ben von etwa 23 500 Franken aus (siehe Ab- Lernens». gen Kindern müssen ein Schulgeld bezahlen. bildung). Unter den reinen Oberstufen waren Die Rahmenvereinbarung wurde 2015 auf- die Ausgaben 2015 in der Oberstufe Mittel- Neue Lernkonzepte grund der guten Erfahrungen vorzeitig er- rheintal am tiefsten, mit rund 21 000 Franken «SBW Haus des Lernens» wurde 1980 vom neuert. In der neuen Rahmenvereinbarung pro Schüler. Dabei handelt es sich um eine Bildungsreformer Peter Fratton gegründet. Er wurde bis 2021 ein Schulgeld von pauschal relativ grosse Schule mit rund 500 Schülern. ersetzte die traditionelle Rollenverteilung von 900 000 Franken festgelegt. Häggenschwil Auch Altstätten ist mit rund 400 Schülern re- Schüler und Lehrer mit einer neuen von Lern- erhält dazu noch die Miete für das Gebäude. lativ gross. Weesen-Amden mit rund 85 Schü- partnern und Lernbegleitern, welche durch Bei den aktuellen Schülerzahlen ergibt das für lern weist dagegen Kosten pro Schüler von eine grössere Rolle der Kinder und beidseiti- Häggenschwil Kosten pro Schüler von rund über 30 000 Franken aus. Und auch Witten- ges Lernen charakterisiert ist. Ziel ist es, auf 21 500 Franken brutto und 20 000 Franken bach, eine der vom Kanton für Häggenschwil die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten netto. Angesichts eines erwarteten Anstiegs vorgesehenen Alternativen, liegt mit Kosten der Kinder und Jugendlichen einzugehen. der Schülerzahlen dürften diese Kosten in den von knapp 25 000 Franken deutlich über dem Diese Konzepte bilden auch die Basis für den nächsten Jahren noch sinken. Dank der Ver- von Häggenschwil bezahlten Betrag. Unterricht in der Secundaria. Der Unterricht einbarung mit SBW konnte Häggenschwil da- findet in altersdurchmischten Klassen auf Ba- mit nicht nur die Oberstufe im Dorf halten. Private Angebote fördern sis von Leistungsniveaus statt. Die Zeit, wel- Vielmehr stellt es für die Gemeinde eine kos- Innovationen … che traditionellen Unterrichtsreformen ge- tengünstige Lösung dar, und die innovativen Wettbewerb fördert Innovation und erhöht widmet wird, ist reduziert. Die Lernpartner re- Lernkonzepte stellen eine Bereicherung für die Qualität. Was in der Wirtschaft allgemein spektive Schüler eignen sich einen erheblichen Schule und Dorf dar. anerkannt ist, gilt auch für Bildungsangebote. Teil des Stoffs mit schulinternen Lernpro- In der Schweiz wird das Schulsystem durch grammen autonom auf ihren Tablets an und Im Vergleich tiefe Kosten staatliche Anbieter dominiert, von den Kin- bereiten sich selbstständig auf die Prüfungen In den letzten Jahren mit der alten von der dergärten bis zu den Hochschulen. Die öf- vor. Die Lernbegleiter respektive Lehrer unter- Gemeinde geführten Oberstufe lagen die fentliche Finanzierung dieser Angebote lässt stützen diesen Prozess. Der kantonale Lehr- Kosten pro Schüler in Häggenschwil zwischen nur wenig Raum für private Anbieter. Eine plan stellt dabei weiterhin die Basis dar, was 22 000 und 25 000 Franken, dies gemäss der Folge der öffentlichen Dominanz sind die ge- 18 Nr. 2/2018
SCHWERPUNKT Kosten pro Schüler in CHF (2015) Weesen-Amden OS Oberbüren-Niederbüren-Niederwil OS Bütschwil OS Wittenbach OS Kanton St.Gallen OS Rebstein-Marbach OS Niederhelfenschwil OS Oberriet-Rüthi OS Altstätten OS Häggenschwil/SBW Mittelrheintal OS 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 Die privat geführte Oberstufe Häggenschwil weist tiefere Kosten pro Quelle: FISTA Kanton St.Gallen; eigene Berechnungen. Die Kosten für Häggenschwil beruhen auf der Vereinbarung Schüler aus als vergleich- zwischen Häggenschwil und SBW bis 2021 und einer Schülerzahl von 42. bare Schulen. ringen Unterschiede zwischen den verschie- intern in der Schule in Romanshorn absol- jahre sind eine Lösung für ein oft genanntes denen Angeboten. Der Schulunterricht läuft viert. Im dritten und vierten Lehrjahr arbeiten Problem in der Informatikausbildung, dem in der ganzen Schweiz nach mehr oder weni- die Lernenden dann in Betrieben, in denen sie anfänglich ungenügenden Wissen der Lehr- ger dem gleichen Muster ab. Bildungsverord- ihre schulischen Kenntnisse in die Praxis um- linge. Informatiklehrlinge benötigen im Be- nungen, Lehrpläne und traditionelle Metho- setzen können und weiter ausgebildet wer- trieb auch für einfache Arbeiten Kenntnisse, den wie Frontalunterricht oder Auswendig- den. Das Angebot wird über einen Leistungs- welche sie in der Schule oft erst viel später lernen des Schulstoffs dominieren. Eine auftrag des Kantons Thurgau und über Bei- erwerben. Verschiedene Lehrbetriebe sind spezielle Bildungsbürokratie wacht über die träge der Firmen finanziert, bei welchen die deshalb dazu übergegangen, ihre Lehrlinge Einhaltung der Vorschriften. Es ist bekannt, Lernenden im dritten und vierten Jahr arbei- zuerst ein Basislehrjahr absolvieren zu lassen. dass diese Uniformität gerade für Schüler mit ten. Die Nachfrage für das Ausbildungsange- Das private Angebot stellt zudem sicher, dass speziellen Bedürfnissen oder besonderen Ta- bot ist hoch, sowohl auf Seite der Lernenden sich Qualität und Inhalte des Unterrichts an lenten zu unbefriedigenden Resultaten führt. als auch auf Seite der Betriebe. den Bedürfnissen von Lernenden und Lehrbe- Und auch bei den anderen Schülern leiden trieben ausrichten. Wettbewerb erhöht die Motivation und Freude am Lernen. Resultat Neue Lösung für Informatiklehre Qualität und fördert Innovationen, auch in ist ein teures System, welches das Potenzial Das Angebot trifft nicht nur auf grosse Nach- der Bildung. der Schüler bei Weitem nicht ausschöpft. frage, sondern wird auch inhaltlich als sehr gut beurteilt. So wurde die Mediamatikeraus- …auch in der Berufsbildung bildung von «SBW Neue Medien» von ICT 1 Dokumentiert in «Informatik: Handlungsbedarf Neben einer Reihe von allgemeinbildenden Switzerland 2017 mit dem 1. Platz des «ICT in der Berufsbildung», IHK-Research Zoom vom Schulen bietet die inzwischen von Reto Am- Education & Training Awards» in der Katego- 4.12.2017. mann geleitete SBW auch eine Berufsausbil- rie Bildungsinstitution ausgezeichnet. Das dung für Mediamatiker an. Die «SBW Neue Angebot von «SBW Neue Medien» steht auch Medien» in Romanshorn bildet seit 1999 Me- den anderen Ostschweizer Kantonen offen. diamatiker mit EFZ und BMS aus. Die ersten Es wäre eine Antwort auf die vielfältigen He- beiden Lehrjahre decken vor allem den schu- rausforderungen und Schwierigkeiten in der lischen Teil der Ausbildung ab und werden Informatikausbildung.¹ Die beiden Basislehr- Nr. 2/2018 19
PUBLIREPORTAGE Erfolgsrezepte für den Detailhandel Zehn Jahre Shopping Arena. Zehn Jahre, in denen die Bran- che durch Einkaufstourismus, Onlinehandel und Franken- schocks förmlich durchgerüttelt wurde. Wieso sich das grösste Einkaufszentrum der Ostschweiz in diesem Um- feld bestens behaupten konnte und mit welchen Strate- gien auch die Zukunft gesichert sein dürfte, erklärt Cen- terleiter Marc Schäfer im Interview. Marc Schäfer, als die Shopping von verschiedenen Shops verstan- Arena vor zehn Jahren erstmals den. Wir wollen Erlebnisse bieten ihre Türen öffnete, galt es in ers- und schaffen. Oder mit anderen Wor- ter Linie, das Center mit Leben zu ten: positive Freizeiterinnerungen. Das ist füllen. Wie rasch ist Ihnen das ge- nur möglich, wenn alle Beteiligten eine ge- lungen? meinsame Vision verfolgen. Würden nicht Man kann diese Fragestellung unter drei ver- sämtliche Mieter sowie Mitarbeiterinnen und blikumsmagnete. Wie entschei- schiedenen Gesichtspunkten angehen. Einer- Mitarbeiter am selben Strick ziehen, wären dend sind diese beiden Faktoren? seits ist es uns gelungen, von Beginn an die wir zum heutigen Zeitpunkt nicht so gut auf- Vor allem zu Beginn, als die Shopping Arena gesamte Ladenfläche mit attraktiven und auch gestellt, wie wir es sind. noch keine bekannte Marke war, profitierten namhaften Shops zu besetzen. Das wirkte sich wir natürlich stark von ihnen. Mittlerweile ha- auf den zweiten Aspekt aus: die Besucherfre- Einkaufszentren auf der grünen ben wir uns aber etabliert, und alle drei Part- quenz, die vom Start weg hoch war – und sich Wiese werden von Marktbeobach- ner befruchten sich gegenseitig. Die Kombi- fast jährlich steigerte. In den zehn Jahren durf- tern schon lange als Auslaufmo- nation ist in der Schweiz einzigartig. Und wir ten wir total weit über 40 Millionen Besuche- dell abgetan. Die Shopping Arena sind etwas stolz, dass wir eine solche in der rinnen und Besucher zählen. St. Gallen kann sich aber bestens Ostschweiz geschaffen haben. behaupten. Worauf führen Sie das Und der dritte Aspekt? zurück? Sie haben den Mietermix ange- Der beinhaltet die Emotionen. Die Shopping Das Fundament hierfür bildet natürlich in ers- sprochen. Insgesamt finden sich Arena hat sich nie als reines Sammelsurium ter Linie der attraktive Mietermix. Sie finden 60 verschiedene Anbieter unter bei uns exklusiv in der Ostschweiz grosse Na- einem Dach. Wie schwer ist es, men wie IKEA, Mango, Zara, Calzedonia oder eine bunte Vielfalt zu erreichen? Fakten Douglas – daneben aber auch mehrere An- Die Shopping Arena ist aufgrund ihrer Aus- Eröffnung: 6. März 2008 bieter aus der Region. Umrahmt wird das richtung, der geografischen Lage und dem Besucher (2017): 4,2 Mio. Ganze von einem vielfältigen Gastronomie- Parkplatzangebot sehr attraktiv für Mieter. Umsatz (2017): 216 Mio. CHF angebot. Entscheidend ist letztlich aber, dass Wir sind in der komfortablen Lage, über eine Ranking: Nr. 9 der umsatzstärksten man nicht stillsteht und stets innovativ bleibt. Interessentenliste mit namhaften Unterneh- Einkaufszentren der Schweiz Es ist ein Spagat zwischen Beständigkeit und men zu verfügen, die gerne bei uns vertreten Parkplätze: 1100 Weiterentwicklung. wären. Ich orientiere mich bei der gesamten Anzahl Shops: 60 Zusammenstellung gerne an meiner aktiven Mitarbeitende: 600 Mit der IKEA und dem Fussballsta- Zeit als Fussballspieler beim FC St. Gallen. Fläche: 50 000 m2 dion haben Sie zwei perfekte Pu- Eine Mannschaft ist dann erfolgreich, wenn 20 Nr. 2/2018
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