Das Wirtschaftsmagazin Nr. 3/2020 - Sackgasse Alters vorsorge - Wir sollten es besser wissen Bröckelt der Generationenvertrag? Ohne Europa geht ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
WWW.IHK.CH SC HWER PU NK T ALTERSVO RSO RG E: Sackgasse Alters vorsorge – Wir sollten es besser wissen SC HWER PU NK T ALTERSVO RSO RG E: Das Wirtschaftsmagazin Nr. 3/2020 Bröckelt der Generationenvertrag? W I R T SC HAF T & P OL I T I K : Ohne Europa geht es nicht
CH/01/305 We are where you are. In Ihren Märkten sind wir zuhause. Mit eigenen Standorten, an denen wir uns persönlich für Ihre Ziele einsetzen. Mit einem der effizientesten Logistik-Netze der Welt. Und mit dem Anspruch, der uns seit mehr als 500 Jahren antreibt: Service Excellence. Wo brauchen Sie Unterstützung? www.gw-world.com Cloud Infrastruktur Netzwerk www.hubermonsch.ch Sicherheit Computer Telekommunikation IT Service und Wartung Kommunikations- und Office 365 IT-Lösungen für KMU Sind Sie schon Mitglied der IHK St. Gallen- Appenzell ? Talent Informationen sch zur Mitgliedschaft unter www.ihk.ch/ mitgliedschaft miede deiner Zukunft sfs-lehre.ch
EDITORIAL Was wäre, wenn Vorsorgen Spass machen würde? Ein Blick auf die re gelmässig publizierten Sorgenbarometer verschiedener Finanzinstitute zeigt: Dem ist nicht so. Die Altersvorsorge belegt jährlich einen Spit zenplatz in diesen Rankings. Der demografische Wandel und die Angst, ob bei der Pensionierung noch Geld vorhanden sein wird, verunsichern die Bevölkerung stark. Genoss das Schweizer Dreisäulensystem über viele Jahre hinweg international einen hohen Stellenwert, ist es mitt lerweile in die Jahre gekommen. Es besteht Handlungsbedarf und Kor rekturen sind dringend nötig. Doch die Politik tut sich nicht erst heute ziemlich schwer damit. Mit dem Schwerpunktthema Altersvorsorge analysieren wir die ak tuellen politischen Vorstösse in der AHV, der beruflichen Altersvorsorge und der Dritten Säule. Neben dieser kurzen, pointierten und sachlichen Analyse werfen wir aber bewusst einen anderen Blick auf die Alters vorsorge und fragen uns: Bröckelt der Generationenvertrag? Ist dieses Alessandro Sgro Chefökonom IHK St. Gallen-Appenzell gesellschaftlich wichtige Bündnis überhaupt noch zukunftsfähig? Wie gut weiss die Bevölkerung überhaupt über die Altersvorsorge Bescheid, und welche Rolle spielt dieses Wissen für die persönliche Vorsorge? Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, um die Altersvorsorge zu stärken? Wir setzen einen Impuls in verschiedene Richtungen. Um Bündnisse geht es auch in der Rubrik «Wirtschaft und Politik». Am 27. September 2020 stimmt das Schweizer Stimmvolk über verschie dene Vorlagen ab – insbesondere über die Kündigungsinitiative der SVP. Das Bündnis mit Europa ist für die stark exportorientierte Ostschweizer Wirtschaft zentral. Ein Wegfall der bilateralen Verträge hätte erhebli che Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. Der Abstimmungs kampf ist lanciert. Die Debatte ebenfalls. Wir liefern Fakten zum Ver hältnis (Ost-)Schweiz – EU für die anstehenden Diskussionen, weil wir der Meinung sind, diese Abstimmung muss auf Basis von Fakten ge schehen, und nicht am Stammtisch. Zuletzt darf der Blick auf die bereits begonnene neue Legislatur nicht fehlen. Es stehen viele zentrale Geschäfte an, und es gilt, die Weichen zu stellen. Attraktive Rahmenbedingungen sind gefragt – für eine po sitive Entwicklung der Kernregion Ostschweiz – ganz im Sinne unserer Zukunftsagenda «Softurbane Ostschweiz». In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre. Lassen Sie sich von den Texten inspirieren, und hoffentlich macht Ihnen Vorsorgen nach dieser IHKfacts-Ausgabe ein bisschen mehr Spass.
Meine Bank fürs Leben. Mit acrevis führe ich unser Unternehmen in die Zukunft. St.Gallen • Gossau SG • Wil SG • Wiesendangen • Bütschwil Rapperswil-Jona • Pfäffikon SZ • Lachen SZ acrevis.ch
INHALT BLITZLICHT06 Sackgasse Altersvorsorge SCHWERPUNKT08 Wir sollten es besser wissen Schwerpunkt Altersvorsorge Die AHV sieht rot Der externe Standpunkt Höchstleistungen zulasten der Jungen Privates Sparen Freiwillige Vorsorge gewinnt noch stärker an Bedeutung Internationaler Vergleich Aufholbedarf bei der Altersvorsorge Flexibles Rentenalter AHV 21 – Möglichkeiten und Grenzen der neuen Reform SNB-Gewinne für die AHV? «Mit Zweckbindungen streuen wir uns selber Sand in die Augen» Vollversicherung: Modell der Vergangenheit? «Auch wenn wir uns in der beruflichen Vorsorge in einer System- krise befinden, sollten unsere Kunden die Wahl haben» Finanzieller Analphabetismus Verstehen Sie «Vorsorgerisch»? Generationenvertrag Bröckelt das Bündnis zwischen Erwerbstätigen und Pensionierten? Ziemlich beste Nachbarn WIRTSCHAFT UND POLITIK 38 Ohne Europa geht es nicht Herausfordernder Legislaturstart Gleich doppelt gefordert Statements zum Metropolitanraum Bodensee aus Wirtschaft und Politik Metropolitanraum Bodensee – eine Grosschance für die Ostschweiz Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung Wie viel Staat in der Kinderbetreuung? Bleibt dem IHK-Vorstand erhalten: Andreas Schmidheini IHK48 «Risikobereitschaft, Mut und Verantwortung gehen einher mit Unternehmertum» IHK-Neumitglieder Pius Schäfler AG WTT Young Leader Award 2020 – online und offline Wirtschaft stärkt neues Hybrid-Eventmodell AKTUELLE FIRMENNEWS 52 AGENDA54
BLITZLICHT Charta legt Grundstein für Metropolitanraum Bodensee Rückblick ICT-Konferenz 2020 Der Metropolitanraum Bodensee spannt sich das Raumkonzept eine Neuevaluation der über die zusammenhängenden Agglomera- Metropolitanräume durch. In dieser Evalua- tionen zwischen Wil, St. Gallen-Bodensee, tion soll der Metropolitanraum Bodensee als Rheintal und Werdenberg-Liechtenstein so- sechster Metropolitanraum der Schweiz aner- wie die Agglomerationen Lindau (DE) und kannt werden und dadurch ein stärkeres Ge- Bludenz (AT). Dieser bedeutende, internatio wicht im Raumkonzept Schweiz erhalten. nale Wirtschafts- und Lebensraum beheima- tet über 750 000 Einwohnerinnen und Ein- wohner und kommt auf ein BIP von über Sollen ICT-Lösungen von den Unternehmen 30 Milliarden Franken. selbst erarbeitet oder extern eingekauft Mit der Unterzeichnung der Charta wird der werden? Die fünfte ICT-Konferenz im Fe Grundstein für die Anerkennung des Metro- bruar 2020, gemeinsam durchgeführt von politanraums Bodensee als Metropolitanraum der IHK St. Gallen-Appenzell und vom Verein im Raumkonzept Schweiz gelegt. 2022 führt IT St. Gallen, widmete sich im Sinne von der Bund mit der Standortbestimmung für «Back to the Basics» einer Thematik, die KMU in ihrem Geschäftsalltag immer stärker beschäftigen wird. Visionäre Perspektiven Ausblick: OTS, WTT und KMU-Tag kamen auch nicht zu kurz: Zwei Experten Aufgrund der Tatsache, dass wegen der Corona-Krise viele Veranstaltungen in den Herbst 2020 referate sorgten für Einblicke in die zukünf- verschoben werden, hat der PTV als Organisator zusammen mit dem OK beschlossen, das tigen Entwicklungen in den Bereichen Arti- nächste OTS am 24. September 2021 – als Jubiläumsveranstaltung – durchzuführen. ficial Intelligence und Machine Learning mit Jährlich werden die besten Praxisprojektteams des Fachbereichs Wirtschaft mit dem WTT spannenden Anwendungsmöglichkeiten für YOUNG LEADER AWARD ausgezeichnet – als Ehrung und Dank für die grossartigen Leistungen KMU. der Studierenden in den Praxisprojekten. Die Preisverleihung wurde dieses Jahr auf den 8. De- zember 2020 verschoben. Das Award-Referat hält der neue Rektor der OST – Ostschweizer Markus Bänziger in Interreg- Fachhochschule, Prof. Dr. Daniel Seelhofer: Was darf die Wirtschaft vom Lenkungsausschuss gewählt Zusammenschluss der Hochschulen erwarten? Die persönlichen Einladun- Die Partner des Interreg-Programmes «Alpen- gen werden im Oktober 2020 versendet. rhein-Bodensee-Hochrhein» wählten am Der Schweizer KMU-Tag stellt die Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ins 10. Juli 2020 Markus Bänziger, Direktor der Zentrum und ist einer der bedeutendsten KMU-Anlässe mit schweizweiter Industrie und Handelskammer St. Gallen- Ausstrahlung. Dieses Jahr findet er am 23. Oktober in der Halle 9 der Olma Appenzell (IHK), zum stimmberechtigten Messen unter dem Motto «KMU und Überraschungen – Knall auf Fall!» statt. Mitglied des Lenkungsausschusses. Ab der neuen Interreg-Förderperiode von 2021 bis 2027 vertritt Markus Bänziger die Anliegen Michael Götte wird in den 100 000ste Beglaubigung der Arbeitgeber im Programmgebiet. Das Universitätsrat gewählt via e-origin Gebiet umfasst neun Schweizer Kantone, Die IHK St. Gallen-Appenzell gratuliert Mi- Bereits seit 2008 besteht die Möglichkeit, Ur- Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg chael Götte herzlich zur Wahl in den Univer- sprungszeugnisse, Rechnungen, Atteste, Be- und Liechtenstein. sitätsrat der HSG. Als Leiter der kantonalen scheinigungen und weitere Exportdokumente Politik bei der IHK ist er Bindeglied zwischen über das Internet abzuwickeln. Damit wird Wirtschaft und Politik und bringt seinen Er- der Zeitbedarf für die Beschaffung der zu be- fahrungsschatz in den Universitätsrat mit ein. glaubigenden Dokumente erheblich verrin- gert, da via «e-origin» die Beglaubigung der Dokumente beantragt wird. Die IHK prüft und stempelt die Dokumente elektronisch und retourniert diese anschliessend online. Die beglaubigten Dokumente werden vom Unternehmen selbst ausgedruckt und können sofort benutzt werden. Am 31. Juli 2020 hat die IHK St. Gallen-Appenzell die 100 000ste Beglaubigung via e-Origin ausgestellt. 6 Nr. 3/2020
BLITZLICHT Exportregion Ostschweiz mit Bundesrat Cassis Innovative Bestrebungen zur Ob Handelskrieg zwischen den USA und China oder die ungeklärten Fragen zum Verhältnis Unterstützung der Berufsbildung mit der EU: Ostschweizer Exportunternehmen sehen sich mit vielen Unsicherheiten konfron- tiert. Dabei wären sie auf stabile und berechenbare Beziehungen zum Ausland angewiesen. Welche Rolle dabei die Aussenpolitik spielt, diskutierten Bundesrat Ignazio Cassis sowie be- deutende Ostschweizer Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Forschung unter der Leitung von Pascal Hollenstein, Leiter Publizistik bei CH Media. Im Rahmen des «IHK Business Outlooks» am 10. Februar 2020 im Pfalzkeller vertraten Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident der Stad- ler Rail AG, sowie Stefan Scheiber, CEO der Bühler-Gruppe, die Ostschweizer Exportwirtschaft. Es sei gut, wenn man klar wisse, wohin der Weg führt, so Peter Spuhler. Rechtssicherheit sei deshalb eine Grundvoraussetzung, um international wirken zu können. Ähnlicher Meinung war Stefan Scheiber. Zugleich betonte er die konkrete Umsetzung der aussenpolitischen Ziele: Die Unternehmen – vor allem auch kleinere Betriebe – seien darauf angewiesen, dass Handels- abkommen Türen öffnen und nicht zusätzliche bürokratische Hürden verursachen. Die Massnahmen zur Eindämmung des Co- ronavirus beeinflussen auch die Rekrutierung von Lernenden und die Weiterbeschäftigung von Lehrabgängern. Die Videokonferenz «Good Morning Ostschweiz» thematisierte die Lage der Ostschweizer Wirtschaft und die Lehrstellensituation in der Ostschweiz. Die IHK St. Gallen-Appenzell lud dafür die regio- nalen Arbeitgeberverbände zur Videokonfe- renz «Good Morning Ostschweiz» ein. Der persönliche Austausch konnte durch die Videokonferenz zwar nicht ersetzt werden, dennoch stiessen die traktandierten Themen auf grosses Interesse. Der Austausch fokus- sierte sich auf die Lage der Ostschweizer Wirtschaft und die Lehrstellensituation in der Ostschweiz. matriq AG gewinnt Jung unternehmerpreis der St. Galler Kantonalbank Gewinnerin des «Startfeld Diamant 2020» ist die matriq AG. Das Unternehmen aus St. Gal- len ist Spezialist für Codier- und Markier lösungen für Kunststoffprodukte. Der Jung- unternehmerpreis der St. Galler Kantonal- bank wurde zum neunten Mal verliehen. Aufgrund der Corona-Einschränkungen fand die für den 3. Juni 2020 geplante Preisverlei- hung nicht statt. Zwischen dem 25. und dem 29. Mai 2020 wurden jeden Abend die ein- zelnen Finalisten im Regionalfernsehen TVO porträtiert. In der Abschlusssendung vom 29. Mai 2020 wurde die Gewinnerin bekannt gegeben. Nr. 3/2020 7
SCHWERPUNKT Sackgasse Altersvorsorge Wir sollten es besser wissen Bei der Altersvorsorge besteht Handlungsbedarf, dies ist unbestritten. Die im Raum stehenden Reformentwürfe lassen jedoch daran zweifeln, ob man damit in der Lage ist, die künftigen Herausforderungen konsequent anzugehen. Dabei gäbe es durchaus griffige Massnahmen, um das Sorgenkind Altersvorsorge auf den richtigen Weg zu bringen. Im Rahmen von Zukunft Ostschweiz 2019 haben wir uns wurde gar auf 62 reduziert, dann in langwierigen politi- dem Schwerpunktthema Vereinbarkeit Familie und Beruf schen Prozessen wieder auf 64 erhöht. Das System funk- Markus Bänziger gewidmet. Im Vordergrund stand dabei der Fachkräfte- tioniert jedoch nur so lange, wie sich die arbeitstätige IHK-Direktor mangel. Wir haben aufgezeigt, dass das Näherrücken der Generation sicher sein kann, dass die nächste Generation geburtenstärksten Jahrgänge der 1960er-Jahre, der soge- für sie dasselbe tun wird; der Generationenvertrag ent- nannten Babyboomer, an das Pensionierungsalter den steht. 1948 finanzierten 100 Personen im erwerbstätigen ohnehin schon bestehenden Mangel an Fachkräften noch Alter rund 15 im Ruhestand. Heute finanziert die Er- verstärken wird. Durch eine bessere Vereinbarkeit von werbsbevölkerung doppelt so viele Rentner, 2050 werden Familie und Beruf kann die Erwerbsbeteiligung erhöht und es mehr als dreimal so viele sein. Denn wir werden nicht somit auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt nur immer älter, gleichzeitig zeugen wir auch immer we- werden. Doch die bevorstehende Pensionierung der niger Kinder. Am deutlichsten zeigt sich diese Entwick- Babyboomer hat auch eine andere Seite: Immer weniger lung wiederum an der Generation der Babyboomer: Als Personen im erwerbsfähigen Alter stehen einer noch stark diese zwischen 1985 und 1994 in den Arbeitsmarkt ein- steigenden Gruppe von Menschen im Pensionsalter ge- trat, traten jährlich rund 31 000 Personen mehr in den genüber. Damit diese ihren verdienten Lebensabend in Arbeitsmarkt ein als aus, was die Finanzierung der AHV Würde verbringen können und damit auch künftige Ge- garantierte. Wenn dieselbe Generation nun 2025 bis nerationen dies noch können, braucht es wesentliche Kor- 2034 in den Ruhestand geht, so wird die Schweiz das Ge- rekturen bei der selbst etwas in die Jahre gekommenen genteil erleben: Per Saldo verlassen über 30 000 Personen Schweizer Altersvorsorge. Die Politik weiss dies, handelt den Arbeitsmarkt pro Jahr. Wie finanziert eine kleiner aber nicht. werdende Anzahl Erwerbspersonen eine rasant anstei- gende pensionierte Bevölkerung und hält damit den Die Rechnung geht nicht mehr auf … Generationenvertrag ein? Die Rechnung geht, unter den Doch was ist genau passiert? Die AHV wurde 1948 ein- statischen Annahmen der 1948 eingeführten AHV, nicht geführt und bildet die erste der drei Säulen der Schweizer mehr auf. Altersvorsorge. Ihre Idee ist bestechend einfach: Die je- weils arbeitende Generation zahlt über Lohnbeiträge die … nicht nur bei der AHV Renten der Pensionierten – das Umlageverfahren. Ren- Die Entwicklung der Lebenserwartung ist durchaus erfreu- tenalter war damals 65 für beide Geschlechter. Weder an lich: Wir leben länger, wir leben besser und gesünder. Wir die steigende Lebenserwartung noch an den allgemeinen arbeiten bezogen auf unsere Lebenszeit deutlich weniger gesundheitlichen Zustand wurde das Rentenalter ange- lang und geniessen das Leben deutlich länger: Momentan passt. Im Gegenteil: Das Renteneinstiegsalter für Frauen werden wir pro Jahr etwa zwei Monate älter. Doch wenn 8 Nr. 3/2020
SCHWERPUNKT Bild: Adobe Stock wir immer weniger arbeiten im Vergleich zum Ruhestand, Das Ruder selbst in die Hand nehmen? dann zahlen wir relativ gesehen auch weniger in die Pen- Bei der ersten und der zweiten Säule besteht also ziemlich sionskasse ein – die zweite Säule der Schweizer Altersvor- unbestritten Handlungsbedarf. Es vermag nicht zu über- sorge. Diese wurde 1985 als obligatorisch erklärt, man raschen, dass angesichts der oben skizzierten Problemfel- rechnete damals mit 15 Jahren Ruhestand pro Rentner, der der Zustand der Altersvorsorge eine der Hauptsorgen heute sind es im Schnitt 20. Im Gegensatz zur AHV basiert der Schweizer Bevölkerung ist. Es verbleibt jedoch neben die 2. Säule auf dem Kapitalverfahren: Das Geld wird nicht AHV und beruflicher Vorsorge noch die dritte Säule: das umverteilt, sondern für jeden Einzelnen im Kollektiv an- private Sparen. Hier hat jede Schweizerin und jeder gelegt, und das Kapital wirft Zinsen ab. Nun definiert je- Schweizer das Ruder selbst in der Hand und kann sich in- doch das Gesetz, dass bei Rentenantritt pro Jahr 6,8% des dividuell auf den Ruhestand vorbereiten. Nur muss man obligatorisch einbezahlten Pensionskassenkapitals als sich dessen bewusst sein. Dass dies nur begrenzt der Fall Rente ausbezahlt werden müssen. Für eine Pensionskasse ist, führt Alessandro Sgro, Chefökonom der IHK, in sei- impliziert dies, dass sie mit dem Kapital eine Rendite von nem Artikel (S. 30–31) aus: Das Wissen um die finanziel- rund 4,8% erwirtschaftet. Doch seit der Finanzkrise wirft len Möglichkeiten, gerade im Rahmen der Angebote zur Kapital nicht mehr so ohne Weiteres Zinsen ab: Es ist das Säule 3a, ist in der Schweizer Bevölkerung nach wie vor Zeitalter der Tief- und Negativzinsen angebrochen. Als die sehr begrenzt. Gerade wenn aber die Probleme der ersten Politik 2004 den Mindestumwandlungssatz auf eben jene und zweiten Säule nicht rechtzeitig gelöst werden, so 6,8% festlegte, konnte natürlich noch niemand ahnen, müssten sich auch jüngere Menschen ziemlich schnell dass ein paar Jahre später eine Schweizer Bundesobliga- Gedanken zur privaten Vorsorge machen. Eine weitere tion negative Erträge liefern würde. Doch auch hier gilt: Problematik hier: Normalerweise steigt das Erwerbsein- Mit den damals getroffenen Annahmen lässt sich heute kommen mit zunehmendem Alter an; während der Aus- nicht mehr viel anfangen, weder mit der Verzinsung noch bildung oder in den ersten Berufsjahren dürfte es vielen der Lebenserwartung. schwerfallen, etwas auf die Seite zu legen, das sie ein paar Nr. 3/2020 9
SCHWERPUNKT Jahrzehnte später benötigen werden, geschweige denn nächste Generation derer annehmen muss. Dabei sollte den Höchstbetrag von aktuell CHF 6826 pro Jahr. Rück- Folgendes beachtet werden: wirkend kann man diese ausgebliebenen Zahlungen, an- – AHV: Wie oben festgestellt, ist das Rentenalter 65 seit ders als bei der AHV und der Pensionskasse, jedoch nicht der Einführung der AHV 1948 unverändert geblieben, mehr nachholen. ja gar für Frauen reduziert worden. Dies widerspiegelt schon längst nicht mehr die Realität unserer Lebens- Reformversuche stimmen dauer. Eine Erhöhung des Rentenalters bietet erwiese- wenig optimistisch nermassen eine der effektivsten Massnahmen zur Der Anspruch einer umfassenden Problemanalyse der Verbesserung des Umlageergebnisses der AHV. Damit Schweizer Altersvorsorge wird mit den bis hierhin aufge- politische Stillstände in diesem Belang in Zukunft ver- führten Punkten sicherlich nicht erfüllt. Ein Zwischenfazit mieden werden können, sollte das Rentenalter zudem lässt sich dennoch ziehen: Jede der drei Säulen der Alters- an die Lebenserwartung gekoppelt werden. Wie der in- vorsorge entwickelt sich nicht optimal, und das seit Jah- ternationale Vergleich zeigt (vgl. Artikel S. 22–23), ist ren und Jahrzehnten. Der Politik vorzuwerfen, sie habe eine solche Korrektur in anderen westeuropäischen Staa- dies nicht erkannt, greift zu kurz: Die Politik konnte sich ten längst Tatsache. Weiterhin ist eine Flexibilisierung des nicht über die richtigen Massnahmen einigen. Grössere Rentenalters, wie sie die AHV 21 vorsieht, zwar grund- Revisionen wurden angestrebt, scheiterten jedoch seit sätzlich begrüssenswert. Damit einhergehen müssen je- 1997 (AHV) und 2004 (berufliche Vorsorge) spätestens doch Anreize zu einer längeren, an die stark gestiegene an der Urne, zuletzt 2017 die «Altersvorsorge 2020». Er- Lebenserwartung angepassten Lebensarbeitszeit. neut arbeitet Bundesbern fieberhaft an neuen Reform- – Berufliche Vorsorge: Bei der beruflichen Vorsorge ist vorschlägen und präsentierte solche unlängst mit der zwar die Korrektur des Mindestumwandlungssatzes, «AHV 21» und einer neuen BVG-Reform. Vielleicht ist es wie sie die aktuelle BVG-Reform vorsieht, ein Schritt in gerade das bisherige Scheitern, welches erklärt, dass die richtige Richtung. Auch die Senkung des Koordina- diese Reformvorschläge nicht gerade überzeugend wir- tionsabzugs sowie die Glättung der Altersgutschriften ken – vielmehr wecken sie Zweifel, ob man überhaupt in sind begrüssenswert. Stossend ist jedoch die unbefris- der Lage sei, damit die Herausforderungen in der Alters- tete und bedingungslose Natur der Rentenzuschläge. vorsorge anzugehen. Wie Jan Riss in seinem Artikel Dass Menschen mit geringerem Einkommen in der aufzeigt (S. 12–13), ist die AHV 21 weit davon entfernt, Übergangsgeneration eine zeitlich begrenzte Kompen- die finanziellen Probleme der AHV ernsthaft anzugehen. sation erstattet wird, ist einleuchtend; weniger jedoch Bis 2030 muss auch mit der Reform bereits wieder mit die Tatsache, dass auch jeder Grossverdiener auf unbe- Verlusten im Umlageverfahren der ersten Säule gerechnet fristete Zeit davon profitieren soll. werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der BVG-Reform: – Dritte Säule: Die private Vorsorge muss und wird Das Hauptproblem, nämlich dass durch den zu hohen durch die schwierige Lage der anderen beiden Säulen Mindestumwandlungssatz die aktuellen Renten mit dem an Bedeutung gewinnen. Dies bedingt ein besseres Ver- gesparten Kapital der aktiven Erwerbsbevölkerung quer- ständnis für diese Vorsorgeformen in der Bevölkerung finanziert werden, wird nicht gelöst. Vielmehr wird es sowie eine Flexibilisierung der Einzahlungsmodalitäten. noch zementiert, indem unbefristete und einkommens Die im Parlament angenommene Motion zur nachträg- unabhängige Zuschläge für alle vorgesehen sind. Dieses lichen Einzahlung ist hierbei ein Schritt in die richtige Fazit ziehen Dr. Roger Baumann und Silvan Gamper von Richtung. Sie akzeptiert die Realität von Erwerbsunter- c-alm (S. 15–16). Etwas Mut macht immerhin die Situa- brüchen, etwa bei Weiterbildungen, und ermöglicht es, tion bei der dritten Säule: Das nationale Parlament hat diese später zu kompensieren. die zunehmende Bedeutung zuletzt anerkannt und eine Motion angenommen, die nachträgliche Einzahlungen in Die Zeit drängt die Säule 3a ermöglichen soll. Das Schweizer Vorsorgesystem ist herausgefordert. Das Zeitfenster, um nachhaltig zu handeln, schliesst sich dabei Wie weiter? zusehends. Lösungen stehen im Raum, die Politik geht Die Schweizer Altersvorsorge ist auf allen Ebenen he jedoch die Altersvorsorge ohne Mut oder Vision an – dies rausgefordert. Dennoch tat sich die Politik bislang illustrieren nicht zuletzt die aktuellen Reformbestrebun- schwer, substanzielle Besserungen herbeizuführen. Un- gen. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Tatsache schnellst- angenehme Tatsachen müssen konsequent angegangen möglich ändert – ansonsten wird die Schweizer Alters werden, statt dass man mit wenig nachhaltigen Refor- vorsorge zur Hypothek für die jetzigen und kommenden men die Probleme vor sich herschiebt, bis sich die Generationen. 10 Nr. 3/2020
PUBLIREPORTAGE Eigenverantwortlich fürs Alter vorsorgen In der Ausgestaltung von 1e-Plänen geniessen Versicherte viele Freiheiten und die so angelegten Gelder sind vor einer Umverteilung geschützt. Splitting Modell Geschäftsleitungsmitgliedern, Kadermitarbeitern und spe- zialisierten Fachkräften stehen im Rahmen sogenannter Diversifikation 1e-Pläne maximal zehn Anlagestrategien pro Vorsorge- Umhüllende Vorsorge Gesplittete Vorsorge werk offen. So können sie individuell auf ihre Risikobereit- schaft und -fähigkeit abgestimmt anlegen. Es kann also Gestaltungsmöglichkeiten nicht nur in Aktien und Obligationen investiert werden, Freie Anlagestrategiewahl sondern auch in alternative Anlagen und Immobilien. Wer Volle Gutschrift des Anlageerfolgs. Keine Umverteilung. Steuerliche Optimierung dank freiwilligen Einkäufen in Anlagefonds investiert, dem stehen, vereinfacht gesagt, Kadervorsorgepläne, abgestimmt auf den Basisplan Diversifikation zwei Umsetzungsvarianten offen: kostengünstige passive Bei der Pensionierung: Alterskapital oder Option Altersrente Pensionskasse und etwas teurere, aktiv verwaltete Fonds. Bei grösserem Vorsorgevermögen sind Vermögensverwal- Pensionskasse tungsmandate denkbar. In diesem Fall kann die private Ver- Anlagestrategie gemäss Stiftung Zinssatz mögenssituation auf die Vorsorgelösung abgestimmt wer- Im Zeitpunkt der Pensionierung: Rente, wahlweise (Teil)-Kapital den. Ein Beispiel zur Illustration: Sogenannte Wachstums- aktien zahlen oft keine oder nur eine kleine Dividende. Es bietet sich daher an, diese Titel im Privatvermögen zu hal- Wird die Schweizer Bevölkerung gefragt, worüber sie sich ten, während Dividendentitel besser im Vorsorgevermögen Sorgen macht, landet die Antwort «Altersvorsorge» Jahr gehalten werden, denn dort sind die Dividendenzahlungen für Jahr auf dem Spitzenplatz. Das erstaunt nicht, denn in von der Einkommenssteuer befreit und Vermögenssteuern der beruflichen Vorsorge sind in den vergangenen zehn sind ebenfalls keine zu entrichten. Jahren mehr als 90 Milliarden Franken von Erwerbstätigen Durch freiwillige BVG-Einkäufe in den 1e-Plan kann zu- zu den Rentnern transferiert worden. Diese Umverteilung sätzlich ein Steuervorteil generiert werden. Das Potenzial widerspricht zwar dem Ursprungsgedanken der Finanzie- der maximalen Einkaufssumme wurde durch den Wegfall rung von Altersleistungen innerhalb der 2. Säule via Ka- der Aufzinsungsmöglichkeit von 2 Prozent allerdings ein- pitaldeckungsverfahren. Doch sie ist eine Tatsache, die geschränkt. Diese Änderung erfolgte im Zuge der 1e- von der Bevölkerung hingenommen wird – unter anderem Neuordnung im Jahr 2017. Die maximale Einkaufsumme deshalb, weil der aktiv tätige Versicherte nicht genau kann aber unverändert durch Lohnerhöhungen, höhere weiss, wie viel seiner Ersparnisse an die Pensionäre fliesst. Sparbeiträge bis durchschnittlich 25 Prozent, eine Ver- Die beliebter werdenden 1e-Kadervorsorgelösungen schüt- ringerung oder durch Weglassen des Basiskoordinations- zen Versicherte immerhin vor der Umverteilung der Spar- abzugs und den Einschluss bis anhin nicht versicherter, einlagen oberhalb der Lohngrenze von 127 980 Franken. variabler Lohnbestandteile vergrössert werden. Doch noch ist lediglich ein halbes Prozent des Schweizer Vorsorgekapitals – konkret handelt es sich um rund 3,5 Mil- Ralf Tertulliani, Kundenverantwortlicher, PensExpert AG liarden Franken – in 1e-Pläne investiert. Dieser Anteil dürfte sich deutlich ausweiten, denn 1e-Pläne haben klare Vorteile gegenüber den klassischen Pensionskassenlösungen. Eine Analyse und Neuausrichtung der Pensionskasse eines Unternehmens ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Vor PensExpert AG allem eine Optimierung der beruflichen Vorsorge für Füh- Bankgasse 8, 9000 St. Gallen rungskräfte steigert die Attraktivität als Arbeitgeber und Tel. +41 71 226 68 68 schützt die aktiv tätigen Versicherten vor der Umverteilung. www.pens-expert.ch Nr. 3/2020 11
SCHWERPUNKT Schwerpunkt Altersvorsorge Die AHV sieht rot Die AHV läuft, demografisch bedingt, auf ein strukturelles Defizit zu. STAF und AHV 21 können temporär eine Entlastung herbeiführen. Die AHV kann indes nur mit einer erhöhten Erwerbstätigkeit der über 65-Jährigen nachhaltig finanziert werden. Die Bevölkerung altert. Die Lebenserwartung steigt, die höhung der Bundesbeiträge und aus höheren Lohnbeiträ- Geburtenrate stagniert seit 40 Jahren auf tiefem Niveau. gen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das bedeutet für die Altersvorsorge, dass immer weniger Jan Riss Beitragszahler immer mehr Bezügern gegenüberstehen. STAF bringt nur kurze Verschnaufpause wissenschaftlicher Im vergangenen Jahr betrug das Umlagedefizit der Al- Die Mehreinnahmen dank Umsetzung der STAF verschaf- Mitarbeiter IHK ters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV) über eine fen der AHV eine Verschnaufpause. Der Zeitpunkt eines Milliarde Franken. Diese Situation wird sich mit der Pen- negativen Betriebsergebnisses der AHV wird um sechs sionierung der geburtenstarken Jahrgänge weiter ver- Jahre aufgeschoben. Bereits ab 2025 müsste aber somit schärfen. Das Umlageverfahren als Kernstück der AHV wieder auf das angesparte K apital im AHV-Fonds zurück- kann ohne Gegenmassnahmen nicht aufrechterhalten gegriffen werden, und zwar mit jährlich steigenden Be werden. trägen. Zusätzliche Massnahmen sind deshalb nötig. In der aktuellen Vorlage des Bundesrates «Stabilisierung der Reformstau bei der AHV AHV (AHV 21)» sind weitere Zusatzeinnahmen geplant. Der Altersquotient wi- Die Politik hat das Problem schon lange erkannt. Uneinig- Erhöht werden soll dieses Mal die Mehrwertsteuer. Der derspiegelt das Verhält- nis der 65-Jährigen und keit besteht allerdings seit Jahren bei den zu ergreifenden Älteren zu den 20- bis Gegenmassnahmen. Grob gesagt, können diese Mass- 64-jährigen Personen – und somit das Verhältnis nahmen auf der Einnahmen- oder auf der Ausgabenseite Das Umlageverfahren als der Anzahl Menschen in einem Alter, in dem man erfolgen. Die einzige nennenswerte ausgabenseitige Ent- Kernstück der AHV kann im Allgemeinen wirt- lastung der letzten vier Jahrzehnte war die schrittweise ohne Gegenmassnahmen nicht schaftlich nicht mehr ak- tiv ist, zur Anzahl der Erhöhung des Frauenrentenalters auf 64 Jahre nach der aufrechterhalten werden. Personen im erwerbsfä- Jahrtausendwende. Doch dabei handelte es sich lediglich higen Alter. Zur Zeit der um eine Korrekturmassnahme, nachdem das Frauenren- Einführung der AHV im Jahr 1948 lag der Alters- tenalter in den 50er- und 60er-Jahren von ursprünglich Normalsatz würde um 0,7 Prozentpunkte von 7,7 % auf quotient bei rund einem ebenfalls 65 auf 62 Jahre gesenkt worden war. Eine allge- 8,4 % erhöht werden. Dies würde die AHV-Einnahmen ab Sechstel. Heute beträgt dieses Verhältnis eins zu meine Erhöhung des Rentenalters oder gar eine Koppe- 2022 um rund zwei Milliarden Franken jährlich erhöhen. drei, 2040 voraussicht- lung an die steigende Lebenserwartung wird zwar oft dis- lich noch eins zu zwei. Da das Rentenalter noch kutiert, bildete aber seit der Gründung der AHV im Jahr Rentenalter kein Tabuthema mehr nie allgemein angeho- 1948 noch nie Teil einer AHV-Vorlage. Neben der Erhöhung der Mehrwertsteuer sieht AHV 21 ben wurde und die Hin- terbliebenen- und Zu- Angenommen wurde im Mai 2019 dagegen das Bundes- die Angleichung des Frauenrentenalters an jenes der Män- satzrenten lediglich rund gesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung ner vor. Dadurch sollen die Ausgaben jährlich um rund 5 % der ausbezahlten AHV-Renten ausmachen, (STAF), das der AHV jährlich rund 2 Milliarden Franken an 1 Milliarde Franken sinken und die Einnahmen um rund entspricht dies auch an- Zusatzeinnahmen beschert. Diese stammen aus einer Er- 150 Millionen Franken steigen. Indem beide Massnahmen näherungsweise dem Verhältnis zwischen den Rentenbezügern und Einführung AHV: -zahlern. 1948 *gemäss Referenz szenario des Bundes Quelle: IHK Research, Bundesamt für Statistik 1920 1950 1970 12 Nr. 3/2020
SCHWERPUNKT mit zusätzlichen Ausgaben sozialpolitisch abgefedert wer- Entwicklungsszenarien anstelle eines einzigen prognosti- den sollen, resultieren insgesamt aber kaum Verbesserun- zierten Pfades zu publizieren. gen für das Betriebsergebnis der AHV. Allein die Aus- gleichsmassnahmen für Frauen kosten etwa 600 Millio- Weiterer struktureller Handlungsbedarf nen Franken pro Jahr. Insgesamt negativ zu Buche schlägt Wie entscheidend die Betrachtung über einen längeren auch die Flexibilisierung des Rentenalters, welche die AHV Zeitraum ist, offenbart sich auch mit Blick auf den Kapi- schätzungsweise jährlich rund 400 Millionen Franken kos- talbestand der AHV. Dieser beträgt aktuell rund 44 Milli- ten dürfte. Es ist somit keine Überraschung, dass AHV 21 arden Franken. Die zu erwartenden Defizite bei einer Um- weit davon entfernt bleibt, die finanziellen Probleme der setzung von AHV 21 können somit noch einige Jahre aus- AHV längerfristig zu lösen. Auch bei einer Annahme von AHV 21 wäre ab 2030 wieder mit einem negativen Be- triebsergebnis zu rechnen (siehe Abbildung).1 Es ist somit keine Überraschung, dass AHV 21 weit davon entfernt bleibt, Betriebsergebnis AHV bis 2030 die finanziellen Probleme der AHV 4000 3000 längerfristig zu lösen. 2000 1000 0 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 geglichen werden. Das BSV berechnete im vergangenen -1000 Jahr, dass die entstehenden Defizite noch während zehn -2000 -3000 Jahren aus der Kapitalreserve finanziert werden können -4000 und diese erst in rund zwanzig Jahren negativ wird. Da- Status quo (inkl. STAF) mit AHV 21 nach entsteht jedes Jahr eine zusätzliche Schuld von 10 Quelle: IHK Research, Bundesamt für Sozialversicherungen bis 15 Milliarden Franken, Tendenz steigend. Selbst aber- Das Betriebsergebnis resultiert aus der Summe von Umlageergebnis malige Erhöhungen der Mehrwertsteuer könnten nicht und Kapitalertrag aus dem AHV-Ausgleichsfonds, welcher kurzfristige nachhaltig Abhilfe verschaffen. Strukturelle Reformen tun Einnahmeschwankungen ausgleicht und so die Liquidität der Ver sicherung gewährleistet. ganz offenkundig not. Systematische Beschönigung? Stabilisierung dank Erhöhung der Erwerbs- Dabei muss beachtet werden, dass diese Projektionen tätigkeit wohl gar zu optimistisch sind. Das Bundesamt für Sozial- Die AHV kann somit nur auf eine dauerhaft solidere Basis versicherungen (BSV) stützt sich dazu nämlich nicht auf gestellt werden, wenn das Verhältnis von Erwerbstätigen die offiziellen Wirtschaftsprognosen des Bundes. Statt den zu Rentnern verbessert wird. Die demografischen Trends Experten des SECO und der Finanzverwaltung zu ver- allein lassen eine Stagnation bei der Anzahl der Personen trauen, traf das BSV kurzerhand eigene, weitaus optimis- zwischen 20 und 64 Jahren und eine markante Zunahme tischere Annahmen über zentrale Grössen wie das Wirt- bei der Anzahl der Personen über 64 erwarten. So rechnet schaftswachstum oder die Entwicklung der Löhne. Aus- das Referenzszenario des Bundes zwischen 2020 und serdem wurde der Prognosezeitraum gegenüber früheren 2045 und ohne Anpassung des Pensionierungsalters mit Publikationen von zwanzig auf zehn Jahre reduziert. Dies einer Zunahme bei den Aktiven von weniger als 5 %, bei ist insofern relevant, als die Ausgaben der AHV in den den Rentnern dagegen mit 60 %. Dabei ist eine erhebliche 2030er-Jahren wegen der weiterhin hohen Zahl von Neu- Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen bereits mit rentnern ebenso steil ansteigen dürften wie im laufenden eingerechnet. Die Probleme können deshalb nicht mit Jahrzehnt. Auch wenn Prognosen zur wirtschaftlichen Massnahmen gelöst werden, welche vor allem die dann- Entwicklung in Zeiten von Corona schwierig sind – eine zumal aktive Bevölkerung treffen. Eine erhöhte Erwerbs systematisch verzerrte und verkürzte Sicht behindert den tätigkeit der Personen über 65 ist deshalb unumgänglich – dringend notwendigen, sachlich fundierten Diskurs über einerseits über eine Erhöhung des Rentenalters, anderer- die künftige Ausgestaltung der ersten Säule. Eine sinn- seits über verbesserte Anreize für die Erwerbstätigkeit volle Alternative wäre es deshalb, mittel- bis langfristige auch nach Erreichen des Rentenalters. 1 SV (2020). Finanzperspektiven der AHV bis 2030. Bern, Bundesamt B für Sozialversicherungen. 2 SV (2019). Botschaft AHV 21: Massnahmen im Detail. Hinter- B 2000 2020 2040* grunddokument. Bern, Bundesamt für Sozialversicherungen. Nr. 3/2020 13
PUBLIREPORTAGE Seit 20 Jahren Versicherung und Bank Wir sind Versicherer und Hausbank in einem. Dieses Modell ist in der Schweiz einzigartig. Wir kombinie- ren die Vorteile beider Welten und schaffen so für unsere Kunden einfache, individuelle Lösungen in den Bereichen Sicherheit, Vorsorge und Vermögen. Basler Versicherungen Als Basler Versicherungen haben wir es zu unserer Aufgabe gemacht, das Leben un serer Kunden «simply safe» – zu Deutsch: einfach sicher – zu machen. Dies erreichen wir durch flexible Versicherungsmodelle, die auf die Bedürfnisse unserer Kunden abge stimmt sind. Beispiele für Kombinationslösungen Zur Veranschaulichung, wie eine solche Kom bination von Versicherung und Bank konkret aussieht, hier ein paar Beispiele. • Modul-Hypothek: Baukastensystem mit flexibler Festhypothek und Versicherungs schutz, persönlich auf Sie abgestimmt. • Säule 3a: Kombination von Bank- und Versicherungslösung für mehr Flexibilität bei der privaten Vorsorge. Sie profitieren von den Vorteilen beider Vorsorgelösun Zu unseren Kunden zählen Privatpersonen Berater auch für das jeweils andere Geschäft gen. sowie kleinere und mittlere Unternehmen. anfragen. Dieser bezieht bei Bedarf weitere • Pensionsplan: Umfassende Beratung Fachpersonen für die Beratung mit ein. Sie und Ausarbeitung eines individuell auf Baloise Bank SoBa erhalten keine isolierte Lösung nur für Bank Ihre Wünsche und Möglichkeiten abge Als Baloise Bank SoBa kümmern wir uns um oder Versicherung, sondern profitieren von stimmten Massnahmenplans für die Pen die finanziellen Anliegen unserer Kunden – den Vorteilen aus beiden Welten. So können sionierung. vorwiegend Privatpersonen. Das Portfolio Sie zum Beispiel Ihre gesamte Vorsorge umfasst Anlagemöglichkeiten, Hypotheken, planung mit Ihrem Ansprechpartner bei der Basler Versicherung AG und Vorsorgeprodukte und alle gängigen Konti. Baloise besprechen. Baloise Bank SoBa AG Als Versicherung und Bank bieten wir das Kornhausstrasse 26 Und was bringt mir diese Beste aus zwei Welten. Damit Sie einen um 9001 St. Gallen Zusammenarbeit? fassenderen Überblick und einfachere Lösun 058 285 19 18 Mit der Baloise bekommen Sie einen An gen erhalten. group.ch_ga19@baloise.ch sprechpartner, der den Überblick hat. Als Ver www.baloise.ch sicherungs- oder Bankkunde können Sie Ihren www.baloise.ch/zusammen 14 Nr. 3/2020
SCHWERPUNKT Der externe Standpunkt Höchstleistungen zu Lasten der Jungen Das BVG ist eine Erfolgsgeschichte. In der Vergangenheit wurde das sozialpolitische Leistungsziel deutlich übertroffen. Dieser Erfolg Dr. Roger Baumann wird aber zunehmend mit einer massiven Umverteilung zulasten der Gründungspartner c-alm jüngeren Generationen erkauft. Die aktuellen Reformen müssen AG, Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen deshalb in erster Linie diese Umverteilung reduzieren. Aber genau an und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Ak- diesem Ziel scheitert der aktuelle Vorschlag des Bundesrats und der tuarvereinigung (SAV) Sozialpartner kläglich. Langlebigkeitsrisiko, was ermöglicht, dass je- nes (Ersatzquote). Die realisierte Ersatzquote der Rentner seine Rente bis ans Lebensende ist seit 20 Jahren bereits über 40%, stetig an- erhält. Zusammen bilden die Versicherten steigend. Die «goldene Regel» hat sich trotz aber auch eine generationenübergreifende gesunkener Zinsen als zu konservativ heraus- Silvan Gamper Risikogemeinschaft in der Vermögensanlage. gestellt, die Altersguthabenverzinsung über- Consultant c-alm AG Generationen mit hohen Renditen an den Fi- traf das Lohnwachstum. Gleichzeitig wurden nanzmärkten stützen dabei Generationen mit diese Renten aufgrund der tieferen Sterblich- tiefen Renditen. Dadurch werden die Risiken keit auch immer länger ausbezahlt. Lag die Als 1985 die berufliche Vorsorge für alle ob- für die einzelnen Versicherten geglättet, und durchschnittliche Lebenserwartung eines ligatorisch wurde, hatte der Gesetzgeber ein die berufliche Vorsorge kann deutlich mehr 65-jährigen Mannes 1985 noch bei rund klares Ziel im Sinn. Sie soll zusammen mit der Anlagerisiko tragen als eine private Versiche- 15 Jahren, so waren es 2019 schon 20 Jahre. AHV die Fortsetzung der gewohnten Lebens- rung oder eine durchschnittliche private Per- Die Altersrenten werden nun also bereits fünf haltung in angemessener Weise ermöglichen. son. Ein höheres Anlagerisiko führt langfristig Jahre länger ausbezahlt als bei Einführung des In Zahlen übersetzt bedeutet diese Verfas- zu höheren Renditen. Der Preis für diese hö- BVG. Die berufliche Vorsorge hat die Erwar- sungsbestimmung, dass AHV- und minimale here Leistung ist eine tiefere Flexibilität für die tungen in der Vergangenheit also gleich in Pensionskassenrente zusammen mindestens Versicherten. Für einen effizienten Risikoaus- zwei Dimensionen übererfüllt. 60% des letzten Lohnes betragen sollten. Vo- gleich zwischen den Generationen braucht es rausschauend war dabei, dass dieses Leis- ein angemessenes Mass an Kollektivität und Anhaltender Reformstau tungsziel mithilfe von zwei ganz unterschied- Langfristperspektive. wiegt schwer lichen Säulen erreicht werden soll. Diese Di- Aber die berufliche Vorsorge kommt zuneh- versifikation über die Finanzierungsarten hat Leistungsziel übertroffen mend an ihre Grenzen. Veraltete Parameter sich bewährt und das System weist insgesamt Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Das Bun- führen dazu, dass im Tiefzinsumfeld mit zu- eine hohe Leistungsfähigkeit auf. desgesetz über die berufliche Alters-, Hinter- nehmender Lebenserwartung diese Leistun- lassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) hat gen nur dank einer massiven Umverteilung er- Kapitaldeckung mit erwünschten seine Aufgabe hervorragend erfüllt. Als die be- bracht werden können. Ein Versicherter mit Solidaritäten rufliche Vorsorge 1985 für obligatorisch erklärt einem Altersguthaben von Fr. 300 000 erhält Die berufliche Vorsorge ist nach dem Kapital- wurde, hat der Gesetzgeber mit der sogenann- bei einem Umwandlungssatz von 6,8% eine deckungssystem aufgebaut. Jeder spart für ten «goldenen Regel» gerechnet. Diese Regel Rente von Fr. 20 400. Eine durchschnittliche sich. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Ver- besagt, dass die Verzinsung der Sparguthaben Pensionskasse muss für diese Rente aber sicherte für sich alleine dasteht. Die Versicher- dem Lohnwachstum entsprechen soll. Ist die einen Betrag von Fr. 430 000 zurückstellen. ten bilden zusammen eine Solidargemein- «goldene Regel» erfüllt, resultiert eine Rente Die Differenz zum angesparten Guthaben von schaft im Risiko. Sie tragen gemeinsam das von 34% des letzten im BVG versicherten Loh- Fr. 130 000 trägt die Kasse und damit alle an- Nr. 3/2020 15
SCHWERPUNKT 7,0 % 6,0 % 5,0 % 4,0 % 3,0 % 2,0 % 1,0 % 0,0 % -1,0 % 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2018 2019 Stetig sinkendes Zinsniveau und sinkende Zinsen BVG Mindestzins Zinsniveau (10 J Bundesobligation) Implizite Verzinsung Rentner für aktive Versicherte. Der implizite Zins im BVG- Umwandlungssatz bleibt hoch. deren Versicherten. Anders ausgedrückt wird schlag senkt den Umwandlungssatz auf das eine Milliarde Franken ausgebaut und zemen bei einem Umwandlungssatz von 6,8% jedem tatsächlich versicherungstechnisch korrekte tiert wird. Auch sämtliche Pensionskassen, die Neurentner lebenslang ein Zins von 4,8% ga Niveau. Eine Umverteilung bleibt deshalb im mit dem Arbeitgeber ihre Umverteilung be rantiert. Gleichzeitig wurden den Versicherten mer übrig, politisch scheint dies im Moment reits reduziert haben, werden wieder zu einer auf ihren Altersguthaben im Jahr 2019 und nicht anders möglich. Umverteilung gezwungen. Es steht deshalb 2020 «nur» 1,0% Zins garantiert (vgl. Grafik). Grössere Diskussionen gibt es, wie immer, die Frage im Raum, ob ein Scheitern eines sol Allein im vergangenen Jahr wurden so gemäss wenn es um die Entschädigung der aktuellen chen Vorschlages für die Pensionskassen am Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge Versicherten geht. Unter Anwendung der Ende nicht besser wäre. Ausserdem belastet 7,2 Milliarden Franken von Aktiven an Rentner «goldenen Regel» gibt es bei allen diskutier er die Wirtschaft zusätzlich mit mindestens umverteilt! Diese planmässige Umverteilung ten Vorschlägen Jahrgänge mit Rentenein 700 Millionen Franken mehr als alle anderen ist – im Unterschied zur oben beschriebenen bussen zwischen 3% und 5% beim Maximal Vorschläge. Risikogemeinschaft – nicht vorgesehen. lohn. Entgegen der populistischen Doktrin Der anhaltende Reformstau wiegt hier schwer. «keine Verlierer» ist das auch legitim. Wie be Spielraum für Pensionskassen und Trotz mehrerer Anläufe wurde das BVG seit schrieben, ist das sozialpolitische Leistungs Rentenaltererhöhung mehr als 15 Jahren nicht mehr grundlegend ziel bei den anstehenden Rentnern weit über Grundlegende Reformen scheinen im BVG reformiert und an die aktuellen Gegebenhei troffen und wird auch bei kleineren Renten politisch im Moment nicht möglich. Langfris ten angepasst. Es darf aber nicht vergessen kürzungen immer noch eingehalten. Kommt tig müsste aber das Ziel sein, dass nur noch gehen, dass die aktuelle Reform gar nicht hinzu, dass jeder Franken, der beim Umwand das Leistungsziel einer Minimalrente im Ge mehr viele betrifft. Die meisten Pensionskas lungssatz eingespart wird, wieder für eine hö setz festgeschrieben wird und die Pensions sen mit etwa 85% aller Versicherten in der here Verzinsung eingesetzt werden kann. kassen die Parameter selbst bestimmen kön Schweiz haben unter Mithilfe der Arbeitgeber Die Anforderungen eines bedarfsgerechten nen, zumal bereits 85% der Pensionskassen ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Sie ha Kompensationsmodells werden am besten nach diesem Muster funktionieren. Dazu ben ihre Umwandlungssätze und damit die durch die Vorschläge des «Mittelwegs» oder führt auch kein Weg daran vorbei, den Ele Umverteilung deutlich reduziert. Das gesetzli des Schweizerischen Pensionskassenverbands fanten im Raum zu adressieren. Das Ren che Minimum übertreffen sie dabei trotzdem ASIP erfüllt. Der Vorschlag des Bundesrates tenalter muss erhöht werden. Jedes Vorsor weiterhin, deshalb ist ihnen der gesetzliche hingegen, welcher Ende 2019 in die Ver gesystem ist irgendwann nicht mehr finan Umwandlungssatz gleichgültig. nehmlassung kam und den gewerkschaftlich zierbar, wenn trotz immer weiter steigender geprägten Sozialpartnerkompromiss über Lebenserwartung am bestehenden Renten Bundesratsvorschlag zementiert nommen hat, installiert den umlagefinanzier alter bei gleichbleibenden Leistungen fest Umverteilung ten Rentenzuschlag. Dieser kann gegenüber gehalten wird. Im Raum stehen nun diverse Reformvor den erwähnten Vorschlägen die stärksten schläge. Alle Vorschläge halten das aktuelle Rentenreduktionen um ein bis zwei Prozent Leistungsniveau ein, berücksichtigen die tie punkte mindern – bewirkt aber, dass die Um 1 VG 2015 Generationentafeln, technischer Zins B fen Löhne und Teilzeitpensen besser und sen verteilung in der 2. Säule von Jung zu Alt 1,88% (Ø technischer Zins der Vorsorgeeinrichtungen ken den Umwandlungssatz. Aber kein Vor nicht reduziert, sondern noch um mindestens ohne Staatsgarantie gemäss OAK-Bericht 2019). 16 Nr. 3/2020
PUBLIREPORTAGE Rente oder Kapital? Entscheidungshilfe bei der schwierigsten Fragestellung bei der Pensionierung Wer kurz vor der Pensionierung steht, muss für sich entscheiden, ob das angesparte Pensionskassen vermögen in eine Rente umgewandelt oder als Kapital ausbezahlt werden soll. Der Entscheid beruht auf einer Abwägung zwischen Sicherheit, Flexibilität und steuerlicher Belastung. Im Idealfall zehn Jahre vor der angestrebten Person bis zum 85. Lebensjahr etwa 20% an zahlungssteuer und Einkommenssteuern auf Pensionierung empfiehlt es sich, sich Gedan- Wert. die Kapitalerträge erhoben. Die als Kapital- ken über die zukünftige finanzielle Situation verzehr ausbezahlten Beträge sind steuerfrei. zu machen. Die Frage «Rente oder Kapital?» Vererbung im Todesfall Welche der beiden Optionen steuerlich vor- stellt einen vor eine der schwierigsten Ent- Die freie Anlage des Kapitalbezugs bietet In- teilhaft ist, hängt jeweils vom Wohnort und scheidungen. flationsschutz und ermöglicht die Realisierung von weiteren Einkommensquellen ab. Während unten stehende Tabelle eine umfas- von Renditen am Kapitalmarkt. Ein weiterer Bei der Entscheidung «Rente oder Kapital?» sende Übersicht über die Vor- und Nachteile entscheidender Unterschied zur Rente ist die müssen die Aspekte Sicherheit, Flexibilität beider Optionen gibt, möchten wir die be- volle Freiheit beim Zugriff auf das Vermögen. und steuerliche Belastung abgewogen wer- deutendsten Faktoren hervorheben. Im Todesfall geht das ausbezahlte Kapital im den. Welche Option am besten passt, hängt vollen Umfang an die Erben über. Bei der von der persönlichen Lebenssituation ab. Inflationsschutz Rente erhält der hinterbliebene Ehepartner Für die Rente spricht insbesondere die 60% der zuletzt bezahlten Rente, während Sicherheit und Planbarkeit der Einkünfte bis die übrigen Erben leer ausgehen. PSS – Die clevere Anlagelösung ans Lebensende. Jedoch ist zu beachten, beim Kapitalbezug dass die Rente nach heutiger Gesetzeslage Steuerliche Unterschiede Um Ihre persönlichen Ziele zu erreichen, nicht der Inflation angepasst wird. Bei einer Während die Rente fortlaufend als Einkom- können Sie mit PSS Ihren Kapitalbezug so durchschnittlichen Inflationsrate von 1% ver- men besteuert wird, werden beim Kapital professionell anlegen wie Schweizer Pen liert die feste Rente einer heute 65-jährigen bezug eine einmalige, reduzierte Kapitalaus- sionskassen. Vor- und Nachteile Kostenlosen Ratgeber Rente bestellen: Scannen Sie den QR-Code ✓ Maximale Sicherheit ✘ Kein Inflationsschutz mit Ihrem Smartphone ✓ Garantiertes Einkommen ✘ Einkommenssteuern oder gehen Sie auf: ✘ 60% Witwenrente pssplattform.ch/kapitalbezug ✘ Keine Vererbung Kapital ✓ Maximale Flexibilität ✘ Sicherheit abhängig von Anlagestrategie ✓ Freie Vererbung ✘ Eigenverantwortung Jöri Gujan ✓ Inflationsschutz ✘ Langlebigkeitsrisiko joeri.gujan@pss.swiss +41 71 230 0802 Nr. 3/2020 17
SCHWERPUNKT Privates Sparen Freiwillige Vorsorge gewinnt noch stärker an Bedeutung Mit der AHV und der obligatorischen beruflichen Vorsorge verfügt die Schweiz über ein solides, gesetzlich vorgeschriebenes Fundament bei der Altersvorsorge. Beide dieser Vorsorgewerke sehen sich jedoch inzwischen einem erheblichen Finanzierungsdruck ausgesetzt. Bei den Diskussionen um eine mögliche Reform geht gerne vergessen, dass ein wesentlicher Anteil der Schweizer Altersvorsorge davon nicht betroffen ist: das private Sparen. Drei Säulen mit unterschiedlichen Finanzierungsmethoden (Noch) keine Nachzahlung möglich Alessandro Sgro tragen dazu bei, dass nach der Pensionierung für den drit Auffallend an der Säule 3a ist, dass Einzahlungen jeweils Chefökonom IHK ten Lebensabschnitt genügend Kapital vorhanden ist. Die nur für das laufende Jahr möglich sind. Ist es also einer erste Säule bildet die AHV und soll das Existenzminimum Person in einem Jahr nicht möglich, diesen Betrag auf sichern. Die zweite Säule, die berufliche Vorsorge (also die zubringen, so besteht keine Möglichkeit, diese Zahlun Pensionskasse), zielt auf die Weiterführung des gewohn gen später nachzuholen. Dies steht im Gegensatz zur ten Lebensstandards ab. Gemeinsam sollen die erste und AHV und der Pensionskasse, wo solche nachträglichen zweite Säule 60% des zuletzt bezogenen Salärs sicherstel Zahlungen möglich sind. Gerade während der Aus- oder len. Diese Schwelle wird als gesetzliches Leistungsziel de Weiterbildung ist es schwierig, noch zusätzlich für die finiert, die Lohnbeiträge dazu sind obligatorisch. Altersvorsorge zu sparen. Eine Erhebung des Bundes amts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2015 zeigt denn Freiwilliges Sparen auch, dass bei den 25- bis 39-Jährigen deutlich weniger Die dritte Säule, das private Sparen, ist demgegenüber Einzahlungen in die Säule 3a getätigt werden als etwa freiwillig. Sie dient dazu, die Einkommenslücke zu bei den 55- bis 64-Jährigen (57% gegenüber 66,6%). schliessen, die trotz optimaler Ausschöpfung der Renten Gewiss, dafür kann auch die mangelnde Kenntnis im aus den ersten beiden Säulen entstehen kann. Bei selbst Umgang mit der eigenen Altersvorsorge eine Rolle spie ständig Erwerbstätigen kommt ihr eine erhöhte Bedeu len (vgl. Artikel «Verstehen Sie ‹Vorsorgerisch›?»). Insge tung zu. Selbstverständlich kann jede Person in der Theo samt widerspiegeln jedoch solche starren Einzahlungs rie so viel für ihr Alter sparen, wie sie möchte: Gesetzlich modalitäten kaum mehr die Realität einer modernen geregelt ist jedoch die Säule 3a, jener Teil der privaten Arbeitswelt, wo die Grenzen zwischen Ausbildung und Vorsorge, welcher steuerlich abgezogen werden kann. Erwerbstätigkeit nicht mehr so klar definiert sind, wie Der jährliche Höchstbetrag für unselbstständig Erwerbs dies einst der Fall war. tätige beträgt aktuell CHF 6826. Dieser Betrag wird lau fend angepasst und beträgt 8% des höchstmöglichen Die Politik reagiert Lohns, welcher in der obligatorischen beruflichen Vor Erfreulich ist, dass die Politik anders als beim Reformstau sorge versichert ist. bei der 1. und 2. Säule der Altersvorsorge hier eine Lö 18 Nr. 3/2020
Sie können auch lesen