Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...

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Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Magazin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg

Dialog                                                                       Ausgabe

                                                                             33
                                                                             Dezember 2015
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Praktikum
Bachelorthesis
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reiches Aufgabengebiet in verschiedenen Bereichen,
von der Anwendungsberatung für Finanzwesen bis zur
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Ansprechpartnerin: Frau Madeleine Detemple
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Tel: (07 11) 8108-16 016 · E-Mail: personalwesen@rzrs.de   Region Stuttgart GmbH
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Inhalt
IMPRESSUM

Dialog                                     Vorwort                                                          02
Magazin der Hochschule für öffentliche
Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg        Titel
Ausgabe 33 – Dezember 2015                 „Zukunftswerkstatt“ – Eine Hochschule macht sich auf den Weg     04

Herausgeber
Hochschule für öffentliche Verwaltung      Forum
und Finanzen Ludwigsburg (HVF) in          Was bringt Frauen und Männer ins Bürgermeisteramt?               06
Verbindung mit dem Verein der Freunde
                                           Rathaus im Wandel                                                09
der Hochschule
                                           Alle Macht dem Volke! Oder den Repräsentanten?                   12
                                           Lehrmeister Wald - uralt und unsagbar weise                      14
Redaktion
Prof. Eberhard Ziegler (verantwortlich)
                                           Hochschule
Anschrift der Redaktion
                                           Rekordzahl: Die HVF verabschiedet 416 erfolgreiche
Hochschule für öffentliche Verwaltung      Bachelor-Absolventen                                             17
und Finanzen Ludwigsburg                   Die neuen MPM-Studierenden freuen sich auf ein
Reuteallee 36; 71634 Ludwigsburg           herausforderndes Studium                                         20
Telefon 07141/140-548 (Frau Fuchs)         Angehende Europa-Generalisten verpflichten sich
www.hs-ludwigsburg.de                      auf ein erfolgreiches MPA-Studium                                21
ziegler@hs-ludwigsburg.de                  Der EU-Forschungsprojektantrag, das unbekannte Wesen             22
                                           Die HVF-Bibliothek schafft mit eigenen Handwerkern
Verein der Freunde                         ersten Bauabschnitt in vier Tagen                                24
Bürgermeister Klaus Warthon,
Ulla Gottwald                              Studium
                                           Fachprojekt Neugestaltung von Führungen im Schloss Ludwigsburg   25
Fotos                                      So entstehen VSV-Ergänzungen                                     26
Wir danken HOFFMANN FOTOGRAFIE             Mit Frauen gewinnen – Frauen auf dem Weg zu Führungspositionen   28
(73240 Wendlingen) für alle Bilder der     WPF-Exkursion zur Sektkellerei Kessler                           29
Bachelorfeier; Landratsamt Ludwigsburg,    Beitrag leisten, Zukunft gestalten!                              31
Hochschule, Privatbesitz
                                           Verein der Freunde der Hochschule
Projektmanagement
                                           Fachwissenschaftlicher Tag mit vielen Aspekten
Meike Habicht M. A.
                                           zum Thema Bürgerbeteiligung                                      32
Staatsanzeiger für
                                           Preisverleihung                                                  33
Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart

Layout und Gestaltung
                                           Praxis
Friederike Sarra, Sonja Krämer             Die Stadt-Entdecker-App für Neubürger                            34
Staatsanzeiger für
Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart          HVF International
                                           Travel and Grow: Das Akademische Auslandsamt
Verlag                                     regt zum Auslandspraktikum an                                    36
Staatsanzeiger für                         Besuch von Studierenden der Ecole Nationale
Baden-Württemberg GmbH                     des Finances Publiques (ENFIP) an der HVF                        37
Breitscheidstraße 69, 70176 Stuttgart
                                           Zur Person
Druck                                      † Prof. Ernst Lober (1938–2015) –
Frotscher Druck GmbH, Darmstadt            ein persönlicher Abschied von Prof. Jost Goller                  38
                                           Ein „Urgestein“ in den Ruhestand verabschiedet:
Erscheint zweimal jährlich/Auflage 5.000   Professor Günter Pfeifer                                         40
                                           In den Ruhestand verabschiedet: Ulrike Adrian                    41
                                           Neu an der Hochschule
                                           Prof. Dr. Oliver Teufel                                          42
                                           Prof. Dr. Frank Kupferschmidt                                    42
Für ihr engagiertes Mitwirken bei der
                                           Prof. Dr. Thorsten Noak                                          43
Korrektur bedankt sich die Redaktion bei
                                           Prof. Dr. Lars Steinhorst                                        43
Gabi Ziegler.
                                           Prof. Dr. Fabian Walling                                         44
                                           OAR Heribert Schustek                                            44

                                           Kurz berichtet                                                   45
           Unterstützt durch:
                                           Ludwigsburger Autoren                                            47
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Vorwort

              Liebe Leserinnen und Leser,

              wiederum ist seit der letzten Ausgabe des Dialogs über eine Vielzahl bedeutender
              Ereignisse an unserer Hochschule zu berichten:

              Neuer Rektor gewählt
              Der Hochschulrat und der Senat haben in ihrer gemeinsamen Sitzung vom
              22.07.2015 Herrn Prof. Dr. Wolfgang Ernst zum neuen Rektor der Hochschule
              Ludwigsburg gewählt. Im zweiten Wahlgang konnte er sich im Hochschulrat mit
              8 von 8 Stimmen und im Senat mit 14 von 19 Stimmen gegen seine Mitbewerber
              durchsetzen. Es ist derzeit noch unklar, ob Herr Prof. Dr. Ernst sein Amt wie
              vorgesehen antreten kann, da rechtskräftige Entscheidungen in den anhängigen
              gerichtlichen Verfahren noch nicht ergangen sind.

              Hochschulrat
              Der Hochschulrat ist zum 01.07.2015 und zum 01.09.2015 neu besetzt worden.

              Zum 01.07.2015 trat
              ƒƒ Frau Ministerialdirektorin Inken Gallner an die Stelle von Herrn Landrat
                 Dr. Rainer Haas und
              ƒƒ Herr Prof. Dr. Christian F. Majer an die Stelle von Frau Prorektorin Prof. Berndt.

              Zum 01.09.2015 ersetzte
              ƒƒ Herr Thomas Eigenthaler, Vorsitzender der dt. Steuergesellschaft,
                 Herrn Bürgermeister a.D. Senator e.h. Jochen K. Kübler, während
              ƒƒ Frau Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags, an die Stelle von
                 Herrn Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags, trat.
              Die internen Mitglieder (Frau Katja May, Frau Prof. Dr. Katrin Hänel und Herr Prof.
              Günther Becker) wurden für eine weitere Amtsperiode bestätigt. Die Frauenquote
              von mindestens 40% wird somit sowohl bei den internen als auch den externen
              Hochschulratsmitgliedern erfüllt.
              Schließlich wurde am 03.11.2015 Frau Oberfinanzpräsidentin Andrea Heck zur
              neuen Vorsitzenden des Hochschulrats gewählt. Ihre Stellvertreterin ist Frau
              Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags.

              Personalratswahl
              Am 30.06.2015 wurde an der HVF ein neuer Personalrat gewählt. Dem Gremium
              gehören jetzt an: Frau Elfriede Fuchs, Frau Lore Steinbrenner, Frau Kerstin Rehm,
              Frau Jutta Gräser und Herr Michael Söffge.
              Somit sind alle Gremien der Hochschule wieder besetzt und arbeitsfähig.

              Zukunftsworkshop
              Am 01.07.2015 ist an der HVF ein Zukunftsworkshop unter externer
              Moderation durchgeführt worden. Angeregt wurde der Workshop in einer
              Professorenversammlung vom 25.03.2015; er wurde durch das Rektorat
              unterstützt. Der Workshop beschäftigte sich insbesondere mit den
              Themenfeldern: Qualität zwischenmenschlicher Zusammenarbeit, Aufgabenfelder der
              Zusammenarbeit und inhaltliche und strategische Ausrichtung der Hochschule.

2    Dialog
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Der Workshop verlief insgesamt sehr harmonisch und zeigte gegenwärtige
Stärken und Schwächen in der Zusammenarbeit und das Entwicklungspotenzial
in einzelnen Arbeitsfeldern auf. Im Wintersemester 2015/16 soll weiter daran
gearbeitet werden. Es traten keine unüberwindbaren Gegensätze oder
eskalierenden Konflikte zu Tage. Ein wichtiges Ergebnis ist deshalb: Die HVF
hat in Bezug auf eine professionelle Zusammenarbeit den Normalzustand im
Wesentlichen bereits wieder erreicht.

Erfüllung der Akkreditierungsauflagen
Aus dem Re-Akkreditierungsverfahren für alle Bachelor-Studiengänge im Jahr
2014 war noch eine Auflage zu erfüllen. Alle Studien- und Prüfungsordnungen
                                                                                    Prof. Dr. Hartmut Melenk
sind an §35 LHG angepasst worden. Das formale Änderungsverfahren wurde im
August beschlossen und die Auflagen sind damit erfüllt.

Institut für Angewandte Forschung
Auch für das Jahr 2014 hat das IAF der Hochschule eine Grundförderung des
Ministeriums erhalten und zusätzlich eine Bonusförderung bekommen. Zwar ist
die Drittmittelforschung gesunken, dies konnte jedoch durch eine gesteigerte
Zahl an Publikationen aufgefangen werden.

Außenstelle Bleyle-Areal
Pünktlich zum 16.09.2015 wurde die Außenstelle im Bleyle-Quartier in Betrieb
genommen. Auf rd. 1.700 qm stehen 11 Seminarräume für 300 Studierende
zur Verfügung. Die Seminarräume sind mit modernster Medientechnik
ausgestattet. Jeweils im Wintersemester wird die Außenstelle von Fakultät I, im
Sommersemester von Fakultät II genutzt. Die Liegenschaft ist zunächst für sieben
Jahre angemietet. Die Mietdauer kann verlängert werden.

Zweiter Zulassungszeitpunkt der Steuerverwaltung
Künftig werden die Studierenden des Studiengangs „gehobener Dienst in der
Steuerverwaltung“ ihr Studium nicht nur, wie üblich, im Oktober aufnehmen
können, sondern auch im Frühjahr. Die ersten 60 Anwärter werden im März 2016
an die Hochschule kommen. Sofern der zweite Zulassungszeitpunkt auf gute
Resonanz stößt, soll die Zahl der Studierenden ab 2017 auf 120 erhöht werden.

All dies illustriert die ungebrochene Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der
Hochschule Ludwigsburg.

Ihr

Prof. Dr. Hartmut Melenk
kommissarischer Rektor

                                                                                              Dialog      3
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Titel

                            „Zukunftswerkstatt“ –
           Eine Hochschule macht sich auf den Weg

                                          Eine Hochschule macht sich auf den Weg.      abgeändert und mit Blick auf die Bedürf-
                                          So oder so ähnlich ist wohl der Beginn ei-   nisse der Hochschule auf einen eintägi-
                                          nes Prozesses zu beschreiben, mit dem die    gen Strategie-Workshop hin modifiziert.
                                          Hochschullehrerinnen und Hochschulleh-       Die Gesamtzielsetzung der solchermaßen
                                          rer, Mitarbeitenden in der Verwaltung und    auf die Bedürfnisse der Hochschule zu-
                                          Vertreterinnen und Vertreter der Studie-     geschnittenen Zukunftswerkstatt stand
                                          rendenschaft am 1. Juli 2015 im Rahmen       unter der Überschrift „Den Hochschul-
                                          eines gemeinsamen Strategie-Workshops        frieden stabilisieren. Vertrauen bilden.
                                          ihren Blick in Richtung Zukunft gerichtet    Erarbeitung von strategischen und in-
                                          haben. Vor dem Hintergrund der Turbulen-     haltlichen Zielen“. Daran wird deutlich,
    Prof. Dr. Arne Pautsch                zen der vergangenen Jahre, aber auch von     dass neben einer bewussten Analyse und
                                          der Überzeugung geleitet, bestehende         Aufarbeitung von Schwächen, die in der
    Inhaber einer Professur für Öffent-   Strukturen genauer unter die Lupe zu neh-    Vergangenheit liegen, auch und gerade
    liches Recht und Kommunalwissen-      men, kritisch zu reflektieren und daraus     die gemeinsame Herausbildung von Zu-
    schaften an der HVF.                  Impulse für die weitere Hochschulentwick-    kunftsperspektiven stand – insoweit also
                                          lung zu gewinnen, war es das gemeinsa-       ganz dem Modell einer Zukunftswerkstatt
                                          me Ziel aller, eine Zukunftswerkstatt als    verpflichtet, die in ihren Wirkungen gera-
                                          Strategie-Workshop durchzuführen. Auf        de über den Tag hinausreichen soll.
                                          Initiative aus der Professorenschaft bil-
                                          dete sich ein informelles Planungsteam,      Der Vormittag des Strategie-Workshops
                                          das in mehreren gemeinsamen Sitzungen        diente zunächst der Fragestellung: „Wie
                                          plante und vorbereitete und schließlich      wollen wir als Hochschulbeschäftigte
                                          den erfahrenen Organisationsentwick-         künftig miteinander in unserer Hochschu-
        Wo soll die Hochschule            ler Dr. Gereon Klein für die Moderation      le arbeiten?“ Teilnehmende dieses Ein-
                                          der Zukunftswerkstatt gewinnen konnte.       stiegs in den Workshop waren zunächst
       in drei bis sieben Jahren          Von Anbeginn war klar, dass eine solche      die Professorinnen und Professoren sowie
     stehen? Welche zentralen             Zukunftswerkstatt auf breiter Basis statt-   die Verwaltungsmitarbeitenden. Die Fra-
         strategischen Ziele soll         finden und daher alle Akteure der Hoch-      gestellung teilte sich in zwei Blöcke.
                                          schule – Professorinnen und Professoren,
          die Hochschule dabei            Mitarbeitende und Studierende – gleicher-    Zunächst wurde unter Anleitung von Herrn
                      verfolgen?          maßen einbeziehen müsse. Besonderer          Dr. Klein in drei Schritten (Einzelarbeit –
                                          Wert wurde zudem darauf gelegt, in mög-      Partnergespräch – Gruppenarbeit) ein
                                          lichst freiem Umfeld miteinander in einen    gemeinsames Verständnis über die Form
                                          ergebnisoffenen und auch kritischen Dia-     und Ausrichtung der Zusammenarbeit
                                          log einzutreten. Ort und Zeit – im Katho-    „erarbeitet“. Maßgeblich war dafür eine
                                          lischen Bildungszentrum St. Loretto und      offene Aussprache über Erwartungen und
                                          somit außerhalb der Hochschule sowie an      Wünsche, aber auch über Enttäuschun-
                                          einem Mittwoch kurz vor der vorlesungs-      gen, etwa im kollegialen Miteinander, die
                                          freien Zeit – schienen also geeignete Rah-   ohne „Scheuklappen“ ausgetauscht wur-
                                          menbedingungen zu sein.                      den. Die Ergebnisse wurden mit Blick da-
                                                                                       rauf, inwiefern eine professionelle Zusam-
                                          Der anspruchsvolle, auf Nachhaltigkeit       menarbeit bereits gelingt, im Plenum zur
                                          angelegte Charakter des Modells der Zu-      Abstimmung gestellt und auf diese Weise
                                          kunftswerkstatt wurde bewusst ein wenig      ein Stimmungsbild eingeholt.

4        Dialog
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Der zweite Block des Vormittags war der      Zielen der Hochschule gefunden werden        le für ihre Fortentwicklung gebracht hat.
Fragestellung gewidmet, zu welchen Ar-       können. Hierzu wurden ausgewählte            Nimmt man die abschließende Bewertung
beitsfeldern an der Hochschule zusam-        Themenfelder des Vormittags in nach          der Veranstaltung durch die Teilnehmen-
mengearbeitet werden soll bzw. muss. In      unterschiedlichen Kriterien (z.B. Fakul-     den zum Maßstab, so kann der Workshop
Kleingruppen wurden Felder identifiziert,    tätszugehörigkeit) gemischten Kleingrup-     wohl als Erfolg verbucht werden. Vornehm-
für die eine solche Notwendigkeit vorran-    pen vertiefend erörtert, die jeweiligen      lich die gemeinsame Erfahrung, Hochschul-
gig gesehen wurde und diese anschlie-        Ergebnisse aufbereitet und durch eine        entwicklungsfragen zu reflektieren und
ßend im Plenum zur Abstimmung gestellt       Vertreterin bzw. einen Vertreter dem Ple-    einer ergebnisoffenen Diskussion zuge-
– also einem „Relevanztest“ in großer        num vorgestellt. Leitfrage war dabei, wo     führt zu haben, sind die wohl wichtigsten
Runde unterzogen.                            die Hochschule in drei bis sieben Jahren     Erkenntnisse aus der eintägigen Veranstal-
                                             stehen soll und was hierfür die zentralen    tung. Sie sollten dazu anhalten, den begon-
Diese Diskussion mündete schließlich in      strategischen Ziele sind, die die Hoch-      nenen Prozess weiterzuführen. Der Anfang
Ergebnissen, die als Grundlage für die       schule dabei verfolgen soll.                 jedenfalls ist gemacht.
Auseinandersetzung mit den inhaltlichen
und strategischen Zielen der Hochschule      Die nachfolgende Übersicht verdeutlicht
dienten und damit zugleich den Bogen         die gefundenen Ergebnisse, aufgeteilt in
zur breiter angelegten Strategiediskussion   allgemeiner formulierte Schwerpunkte
des Nachmittags spannten, an der auch        und konkrete Punkte, die bereits Aspekte
Studierendenvertreter beteiligt waren. Die   der Umsetzung aufzeigen.
Schwerpunkte der inhaltlichen und strate-
gischen Ziele lassen sich wie folgt zusam-   Die spannendste Frage lautet wohl, was
menfassen, wobei jeweils auch Verant-        diese „Zukunftswerkstatt“ der Hochschu-
wortliche für die weitere Betreuung der
jeweiligen Themenfelder benannt wurden:

Sachthemen/Arbeitsfelder                     Schwerpunkte                  Konkrete Punkte
ƒƒ Zentrales Content-Management-Sys-         Imagesteigerung/              ƒ Moderne Ausstattung
   tem/Einrichtung eines „Wikis“ für alle    Attraktivität                 ƒ Öffentlichkeitsarbeit
   Bereiche der Hochschule                                                 ƒ Digitalisierung der Abläufe
ƒƒ Homepage/Medienzuschnitt                  Forschung/Weiterbildung       ƒ   Anreizsystem für Forschung/Publikationen
ƒƒ Reform der Prüfungen                                                    ƒ   Stärkere Kooperation mit der Praxis
ƒƒ Forschungsstrategie                                                     ƒ   Mehr Weiterbildungsangebote
   (Struktur/Infrastruktur)                                                ƒ   Fördermittel/Drittmittelakquise
ƒƒ Reform der Strukturen innerhalb und       Internationalisierung/        ƒ Stärkere Kooperation mit der Praxis
   zwischen den Fakultäten                   Kooperation                   ƒ Stärkere Kooperation mit anderen Hochschulen
ƒƒ Gemeinsame Lehrmethoden, Didaktik                                         (national/international)
ƒƒ Internationale Beziehungen                Neue                          ƒ Alle Teile des nichttechnischen Verwaltungsdienstes
ƒƒ Leitbildfortschreibung                    (Master)-Studiengänge           abdecken
ƒƒ Ausbau und Weiterentwicklung                                            ƒ Ideen entwickeln und Bedarf ermitteln
   des Qualitätsmanagements                                                ƒ Rahmenbedingungen klären
                                             Lehrumfeld                    ƒ   Einrichtung eines hochschulweiten Wikis
Der Nachmittag stand denn auch im Fo-                                      ƒ   Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen
kus dessen, wie Antworten auf die Fra-                                     ƒ   Erhalt attraktiver Studienbedingungen
gen nach inhaltlichen und strategischen                                    ƒ   Coaching/Didaktik-Fortbildungen

                                                                                                                       Dialog      5
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
Forum

                                          Was bringt Frauen und Männer
                                                  ins Bürgermeisteramt?

                                                                                    An der Spitze der 1001 Gemeinden des
                                                                                    Landes stehen lediglich 65 Oberbürger-
                                                                                    meisterinnen und Bürgermeisterinnen
                                                                                    (Stand Juni 2015). Damit liegt der Frauen-
                                                                                    anteil in den kommunalen Spitzenämtern
                                                                                    Baden-Württembergs bei nur 5,9%. An-
                                                                                    gesichts des Frauenanteils von rund 70%
                                                                                    an den Verwaltungshochschulen und der
                                                                                    Tatsache, dass nach wie vor nahezu aus-
                                                                                    schließlich gelernte Verwaltungsfachleute
    Prof. Dr. Claudia Schneider                Dr. Hanne Weisensee                  in das Bürgermeisteramt gewählt werden
                                                                                    (www.kommunalwahl-bw.de/gemeinde.
    Dekanin der Fakultät I                     Lehrbeauftragte der HVF, Beraterin   html), stellt sich die Frage, wo die Frauen
                                               und Politik-Coach                    bleiben. Wann treten sie an und wodurch
                                                                                    werden sie motiviert, kommunale Spit-
                                                                                    zenfunktionen wahrzunehmen? Eine im
                                                                                    Rahmen eines Projektes im Masterstudi-
                                                                                    engang „Public Management“ durchge-
                                                                                    führte Interviewstudie sollte diese Fragen
                                                                                    beantworten. Die Projektgruppe führte
              Der Hauptreiz des                                                     dazu insgesamt 25 Interviews, 19 mit Bür-
      Bürgermeisteramtes liegt                                                      germeisterinnen, 6 mit Bürgermeistern.
        für Männer und Frauen                                                       Im Interview wurden drei wesentliche
             in der Möglichkeit,                                                    Phasen auf dem Weg ins Amt beleuchtet:
       verantwortlich gestalten
                                                                                    1. die Zeit vor der Entscheidung für eine
                     zu können.                                                        Kandidatur,
                                                                                    2. der konkrete Entschluss, zu kandidieren
                                                                                       und die dafür ausschlaggebenden
                                                                                       Aspekte, sowie
                                                                                    3. die Zeit während des Wahlkampfes bis
                                                                                       zur erfolgreichen Wahl. Für die Wahl-
                                                                                       kampfphase wurde vor allem unter-
                                                                                       sucht, mit welchen Hindernissen Frauen
                                                                                       und Männer konfrontiert wurden und
                                                                                       wie sie diese bewältigt haben.

                                                                                    Darüber hinaus war von Interesse, wie
    Der Artikel basiert auf Projektergebnis-
                                                                                    man nach Meinung der Befragten mehr
    sen von Isabell Huber, Chris Jakobitz,
                                                                                    Frauen für das Bürgermeisteramt gewin-
    Dana Liß, Justina Mesam und
                                                                                    nen könnte.
    Franziska Vogel, Studierende des
    Jahrgangs 2013 unter der Projekt-
                                                                                    Die Zeit vor der Kandidatur wurde we-
    leitung von Prof. Dr. Claudia Schneider
                                                                                    sentlich geprägt durch den Wunsch, sich
    und Dr. Hanne Weisensee.
                                                                                    beruflich und persönlich weiterzuentwi-

6        Dialog
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
ckeln. Die Hälfte der befragten Männer      rat Mehrheiten für die eigenen Ideen zu       Amtsinhabers die Aussichten auf eine er-
traute sich dabei den Beruf des Bürger-     finden und diese durchzusetzen. Darüber       folgreiche Kandidatur höher waren.
meisters generell zu und wurde auch         hinaus gaben sie deutlicher als Frauen an,
vom Umfeld in dieser Position gesehen.      sichtbare und messbare Ergebnisse pro-        Die Erwartung, in der konkreten Kan-
Dagegen hatten nur 10% der befragten        duzieren zu wollen, die mit ihrer Person in   didatur erfolgreich zu sein, stützte sich
Frauen zu Beginn ihrer Überlegungen das     Verbindung gebracht werden.                   bei Männern vor allem auf ihr Selbstver-
konkrete Entwicklungsziel, Bürgermeiste-                                                  trauen, während Frauen sich überdurch-
rin zu werden. Ebenfalls nur jede zehnte    Weiterhin machten die Selbstständigkeit       schnittlich häufig dann auf den Weg
Frau wurde vom Umfeld ganz allgemein        und Unabhängigkeit der Tätigkeitsaus-         machten, wenn sie sich der Unterstützung
und unabhängig von einer bestimmten         führung und deren Vielseitigkeit das Amt      und der Billigung aus dem sozialen Um-
Stelle darin bestärkt, diesen Weg zu be-    sowohl für Männer als auch für Frauen         feld (Familie, Bürger, Räte) gewiss waren.
schreiten. Insgesamt 32% der Frauen und     attraktiv. Eine höhere Vergütung war da-      Die bisherige Berufserfahrung wurde da-
67% der Männer übten bereits vor der        gegen kein spezifischer Attraktor für die     gegen von beiden Geschlechtern als eher
Entscheidung, das Bürgermeisteramt an-      Amtsübernahme. 24% der Befragten the-         nachrangig für den Erfolg einer Kandida-
zustreben, ein kommunalpolitisches Amt      matisierten ausdrücklich, dass man „die-      tur angesehen.
aus oder interessierten sich für Kommu-     sen Job nicht des Geldes wegen machen
nalpolitik. Sieht man hierin ein wesent-    würde“.                                       Während der Kandidatur wurden Män-
liches Übungsfeld für eine erfolgreiche                                                   ner und Frauen gleichermaßen mit An-
Kandidatur und Amtsführung, so nutzen       Für den konkreten Entschluss, zu kandi-       griffen und Gerüchten konfrontiert. Die
Frauen diese Vorbereitungschance bis-       dieren, spielten vor allem drei Faktoren      Frage nach der grundsätzlichen Eignung
lang zu wenig. 26% der befragten Frau-      eine Rolle: die Zustimmung der Familie        für das Amt aufgrund ihres Geschlechts
en gaben an, dass Bürgermeister in ihrem    bzw. des sozialen Umfeldes, die Größe,        mussten allerdings nur Frauen beantwor-
beruflichen Umfeld für sie Vorbild und      Lage und Struktur der Kommune und             ten. Dies ist ein deutliches Zeichen für die
damit impulsgebend für eine Kandidatur      der Verzicht auf eine erneute Kandidatur      immer noch sehr starke Verankerung von
gewesen seien. Keine Frau, aber 50% der     durch den bisherigen bzw. ein umstritte-      Geschlechtsrollenstereotypen in der heu-
Männer fanden ihre Vorbilder in kommu-      ner, aktueller Amtsinhaber. Die Zustim-       tigen Gesellschaft. Männer hatten dage-
nalpolitisch engagierten Familienmitglie-   mung der Familie bzw. des sozialen Um-        gen häufiger mit Selbstzweifeln zu kämp-
dern oder Bürgermeistern in der Familie.    feldes wurde von beiden Geschlechtern         fen. Offensichtlich ergreifen sie Chancen
Sozialisationsbedingt beginnt die Ausein-   gleichermaßen eingeholt. Ein solches Amt      schneller, wenn diese sich ihnen bieten
andersetzung mit dem Bürgermeisteramt       macht man nicht ohne Rückendeckung.           und hinterfragen ihre persönliche Eig-
für Männer somit schon sehr viel früher     Sowohl Frauen als auch Männer zogen für       nung erst dann, wenn es schwierig wird.
als für Frauen.                             ihre Kandidatur in annähernd gleichem         Frauen dagegen sichern sich im Entschei-
                                            Maße eine überschaubare Kommunen-             dungsvorfeld stärker ab. Wenn sie den
Der Hauptreiz des Bürgermeisteramtes lag    größe in Betracht. Stärker als Frauen be-     Schritt zur Kandidatur dann allerdings wa-
sowohl für Männer als auch für Frauen in    urteilten Männer zusätzlich die Lage und      gen, setzen sie entschlossen um, was sie
der Möglichkeit, verantwortlich gestalten   die Struktur der Kommune (keine Teilor-       sich vorgenommen haben. Fast die Hälfte
zu können. Allerdings verstanden beide      te, Finanzausstattung, Zusammensetzung        der befragten Frauen (47%) gab an, sich
Geschlechter darunter nicht durchgän-       des Gemeinderates usw.). Der Verzicht         zum Zeitpunkt der Kandidatur eine sehr
gig das Gleiche. Einig waren sie sich da-   auf eine erneute Kandidatur durch den         konkrete Vorstellung über das Berufsbild
rin, die Kommune entwickeln und voran       bisherigen bzw. ein umstrittener, aktuel-     der Bürgermeisterin erarbeitet und dessen
bringen zu wollen, Verantwortung ge-        ler Amtsinhaber erleichterte sowohl Frau-     Anforderungen mit den eigenen Kompe-
genüber dem Bürger zu übernehmen und        en als auch Männern den Entschluss, sich      tenzen abgeglichen zu haben.
Ideen zu generieren und umzusetzen.         tatsächlich zu bewerben. Insbesondere
Insbesondere Männer sahen allerdings zu     Frauen in kleinen und mittelgroßen Kom-       Im Umgang mit den Hindernissen während
83% – und damit sehr viel deutlicher als    munen traten eher an, wenn der Posten         der Kandidatur setzten sowohl Männer
Frauen – auch die Chance, im Gemeinde-      frei, oder aufgrund eines umstrittenen        als auch Frauen gleichermaßen auf eine

                                                                                                                       Dialog       7
Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
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offene und transparente Kommunikation.       ruflichen Erfolg. An dieser Stelle bestäti-   Seite zu stellen. Zusätzlich wurde die Be-
Darüber hinaus hielten sie mit Zähigkeit     gen die Bürgermeister einen Kompetenz-        deutsamkeit des Sammelns von verwal-
und Ausdauer an ihrer Entscheidung fest      vorsprung, wie ihn auch die einschlägige      tungs- und kommunalpolitischen Erfah-
und ließen sich auch durch Widerstände       Führungsliteratur zeigt. Frauen knüpfen       rungen durch die Mitarbeit in Gremien
nicht entmutigen. Ein wesentlicher ge-       und nutzen Netzwerke weniger aktiv und        oder die Wahrnehmung von Ämtern in
schlechtsspezifischer Unterschied zeigte     setzen sie seltener strategisch zum eige-     der Kommunalpolitik unterstrichen. Ge-
sich allerdings in der Aktivierung des so-   nen Vorteil ein.                              eignete Frauen sollten noch häufiger als
zialen Netzwerkes. Während Frauen den                                                      bisher gezielt angesprochen werden, um
Zuspruch des sozialen Umfeldes vor allem     Auf die Frage, wie man mehr Frauen für        ihr Interesse an einer Amtsübernahme zu
brauchten, um überhaupt den Schritt zur      das Bürgermeisteramt gewinnen könne,          fördern, sowie ihr Selbstbewusstsein zu
Kandidatur zu wagen, aktivierten Männer      wurde von den Befragten mehrheitlich          stärken. Sowohl Frauen (53%) als auch
das soziale Netz, wenn es schwierig wur-     betont, dass es im Zuge des gesellschaft-     Männer (33%) bekräftigten, dass es not-
de. So gaben 67% der befragten Männer,       lichen Wandels selbstverständlich werden      wendig sei, zu überlegen, wie sich eine
aber nur 26% der befragten Frauen an, bei    müsse, dass einer Frau das Bürgermeis-        gewünschte Familienplanung in eine
auftretenden Hindernissen Zuspruch und       teramt ebenso zugetraut wird wie einem        mögliche Kandidatur und Amtszeit ein-
Unterstützung durch ihr soziales Umfeld,     Mann. Dies erreicht man am besten durch       binden ließe. Insbesondere Frauen stehen
durch die Partei, durch andere öffentliche   Vorbilder. Amtierende Bürgermeisterin-        den Aussagen der Befragten zufolge in
Personen oder durch Familie, Freunde und     nen könnten im Rahmen von Vorträgen           der Öffentlichkeit unter ständiger Be-
Bekannte gesucht zu haben. Die aktive,       und Seminaren über ihre Tätigkeit und         obachtung und müssten oft das Thema
strategische Nutzung von Netzwerken zur      über die Erfolge, die sie bei deren Aus-      Familie rechtfertigen. Daher wird es für
Unterstützung der eigenen Person bzw.        übung erzielen, berichten. Darüber hi­naus    sinnvoll erachtet, sich im Vorfeld einer
zur Unterstützung eigener Vorhaben ist       wäre es ratsam, interessierten Frauen         Kandidatur detailliert auch mit dieser Fra-
eine wesentliche Kernkompetenz für be-       gezielt Mentorinnen und Mentoren zur          gestellung auseinander zu setzen.

8       Dialog
Forum

Rathaus im Wandel – Von der Linienverwal-
tung zur Querschnittsverwaltung

                                Die Entwicklungen im digitalen Bereich          trachtung, Beurteilung und Bearbeitung
                                haben unser Leben immer schneller und           von Themen nicht ausgerichtet, die eine
                                komplexer werden lassen. So sind Informa-       nachhaltige Stadtentwicklung benötigt.
                                tionen und Nachrichten jederzeit verfüg-
                                bar, jedoch gleichzeitig inflationär, da sie    Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt
                                laufend aktualisiert werden. Kommunen,          Ludwigsburg parallel zur Erarbeitung des
                                Länder, Bund und EU realisieren zuneh-          integrierten, nachhaltigen Stadtentwick-
                                mend diese Entwicklungen und reagieren:         lungskonzeptes seit 2004 intensiv mit
                                Anhand integrierter, nachhaltiger Entwick-      dem Wandel und der Entwicklung der
                                lungsprozesse erarbeiten sie Konzepte, um       Verwaltungsstruktur      (Verwaltungsum-
 Albert Geiger                  diese Herausforderungen der Zukunft zu          bau) beschäftigt. Aufgrund der Erkennt-
                                meistern. Gerade Städte und Gemeinden           nis, dass die vielfältigen Aufgaben zum
 Leiter des Referats            mit ihrer Bürgernähe müssen gemeinsam           Wohle unserer Stadtgesellschaft künftig
 Nachhaltige Stadtentwicklung   in partizipativen Prozessen die Weichen         nur mit Unterstützung durch bürger-
 der Stadt Ludwigsburg und      richtig stellen (vgl. Leipzig Charta).          schaftliches Engagement aufrecht er-
 Lehrbeauftragter der HVF                                                       halten werden können, wurde der Fach-
                                Die Chance liegt im Wandel und                  bereich Bürgerschaftliches Engagement
                                der Vernetzung                                  eingerichtet.

                                Nachhaltige Stadtentwicklung ist das Gebot      Die Koordination der Arbeiten zum Stadt-
                                der Stunde. Die Notwendigkeit der Vernet-       entwicklungskonzept wurde einer mit
                                zung aller Themenfelder einer Stadtgesell-      zwei Kollegen besetzten Geschäftsstelle
                                schaft ist in aller Munde. So ist die „Smart    übertragen. 2006 endete deren Arbeit mit
            Die nachhaltige     City“ eines der Leitbilder für die wichtigen    dem Beschluss der Masterpläne des Lud-
                                EU-Förderprogramme (z.B. Horizon 2020).         wigsburger Stadtentwicklungskonzeptes.
    Stadtentwicklung ist das    Die großen Herausforderungen unserer            2007 wurde flankierend der Prozess „In
          Gebot der Stunde      Zeit können nur gemeistert werden, wenn         Führung gehen“ zur Begleitung der Orga-
                                die Kommunen vor Ort gute und nachhal-          nisationsveränderungen und zur Entwick-
                                tig positive Entscheidungen treffen. Dies       lung einer gemeinsamen Führungsphilo-
                                gilt bei der Energiewende genauso wie bei       sophie aufgesetzt. 2008 wurde dann das
                                der Integrationspolitik, der Betreuungsthe-     Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung
                                matik, der demografischen Entwicklung,          ins Leben gerufen und mit dieser Aufgabe
                                der Generationengerechtigkeit, etc. Beson-
                                ders wichtig ist, diesen Politikansatz in der
                                Verwaltungsorganisation als Generations-
                                aufgabe zu etablieren und horizontal und
                                vertikal zu vernetzen.

                                Die Organisationsstrukturen in den Rat-
                                häusern fortzuschreiben und schlagkräf-
                                tiger zu machen, ist die logische Konse-
                                quenz. Viel zu oft wird bisher versucht,
                                diesen Prozess mit den in die Jahre ge-
                                kommenen Verwaltungsstrukturen zu
                                bewältigen. Diese sind in der Regel auf
                                die notwendige integrierte, vernetzte Be-

                                                                                                           Dialog      9
Forum

betraut. Vor Beginn der Arbeit des Refe-     nance entwickelt. Dennoch bleibt keine       ƒƒ Die Generationengerechtigkeit muss
rates wurde in einem Wertanalyseprozess      Zeit, sich auf dem Erreichten auszuruhen:       zentrale Richtschnur des Handelns sein
unter Beteiligung aller Fachbereiche und     Der Mehrwert der interdisziplinären Ar-      ƒƒ Veränderungen lösen bei Menschen
Dezernenten festgelegt, für welche Auf-      beit ist erkannt, muss aber noch weiter         Ängste aus. Das Beharrungsvermögen
gaben das Referat zuständig ist. Auf diese   in allen Verwaltungsbereichen verankert         der VerwaltungsmitarbeiterInnen kann
Weise wurden die Aufgaben der nachhal-       und die stetige Organisationsentwicklung        mitunter groß sein und darf nicht
tigen Stadtentwicklung gebündelt, Pro-       jeden Tag neu gelebt werden. Folgende           unterschätzt werden. Man muss sie
zesse innovativ angelegt sowie diese mit     Faktoren helfen, diesen Prozess erfolg-         überzeugen und mitnehmen
allen Bereichen des Verwaltungshandelns      reich zu gestalten:                          ƒƒ Transparenz im Verwaltungshandeln
vernetzt.                                                                                    ist oft ungewohnt und muss vermittelt
                                             ƒƒ Eine klare Prozessstruktur ist Voraus-       werden
Zum Start des Referates wurden drei             setzung                                   ƒƒ Ein begleitender Coachingprozess hilft,
Teams gebildet, die sich an drei wesentli-   ƒƒ Die Rathausspitze muss hinter den            gemeinsame Bilder zu entwickeln
chen Sachthemen orientieren:                    Veränderungen stehen                      ƒƒ Die neue Querschnittseinheit
ƒƒ Integrierte Stadtentwicklung              ƒƒ Die notwendigen Ressourcen müssen            (z.B. Referat) sollte neben Vernetzungs-
ƒƒ Europa und Energie                           bereitgestellt werden                        aufgaben auch Linienaufgaben haben
ƒƒ Wirtschaftsförderung                      ƒƒ Strukturentwicklungen müssen              ƒƒ Die Querschnittseinheit (z.B. Referat)
Die bis dahin an diesen Themen arbeiten-        konsequent gelebt werden                     muss helfen, dass Bürgermeister und
den Mitarbeiterinnen wurden stellenneut-     ƒƒ „Steuern durch Signale“ muss                 Fachbereiche glänzen können
ral dem Referat zugeordnet.                     Führungsphilosophie sein
                                             ƒƒ Überzeugen statt Zwingen ist die Basis    Parallel zum Verwaltungsumbau muss
Der Wandel geht weiter                       ƒƒ Es muss genügend Zeit für die             auch an den Arbeitsabläufen und der Ver-
                                                Implementierung, das Übernehmen           ankerung des Systems Stadtentwicklung
Nach Auffassung von Experten hat sich           und das Absichern neuer Strukturen        im Verwaltungsalltag gearbeitet werden.
Ludwigsburg in den letzten zehn Jahren          eingeplant werden                         Nur wenn die Themen und Aufgaben
sogar zur Modellstadt für integrierte,       ƒƒ Das Thema Bürgerpartizipation muss sich   der nachhaltigen Stadtentwicklung im
nachhaltige Stadtentwicklung und Gover-         organisatorisch klar geregelt abbilden    Arbeitsalltag auf der Ebene der Verwal-

10      Dialog
tungsspitze sowie auf der ausführenden       steht der Weg einer tatsächlich wirkungs-    nachhaltigen Kommunalentwicklung ma-
Ebene präsent sind, wird dieses System       orientierten Steuerung mehr als je zuvor     chen, müssen auch den Wandel in ihrer
auf Dauer Bestand haben.                     offen. Die Anbindung des Haushaltsplans      Organisation einleiten und leben. Nur
                                             wird derzeit aktiv angegangen, aber auch     dann wird die lernende Verwaltung Rea-
In Ludwigsburg wurde zur Implementie-        Schnittstellen zu Geoinformationssyste-      lität, die sich im Rhythmus der sich ver-
rung des Gesamtprozesses in den Ver-         men erweitern die potenziellen Einsatz-      ändernden Gesellschaft weiterentwickeln
waltungsalltag die Entwicklung eines         möglichkeiten.                               kann.
Kommunalen Steuerungs- und Informati-
onssystems, kurz KSIS, begonnen, um die      Neben einer strukturellen Anpassung des
Arbeit mit dem Stadtentwicklungskonzept      Verwaltungsaufbaus muss intensiv auch
transparenter und durch elektronische        über den Stadtentwicklungsprozess be-
Unterstützung einfacher zu gestalten.        gleitende Instrumente nachgedacht wer-
Gemeinderat und Verwaltungsführung           den. Ein immer komplexer werdendes
haben durch eine dynamische Abbildung        System braucht Mittel, die eine einfache
von Masterplänen so ein effektives Steu-     Steuerung und Umsetzung ermöglichen
erungsinstrument erhalten. Gleichzeitig      und den Handlungsspielraum erweitern.
befördert das elektronische System den       Die Möglichkeiten hierzu sind gegeben,
Wandel interner Verwaltungsabläufe.          wir müssen sie ergreifen und in diese in-
Die Bürgerschaft erhält ein zusätzliches     vestieren.
Medium, um sich über aktuelle Themen
zu informieren bzw. aktiv zur Umsetzung      Abschließend ist festzuhalten, dass es
beizutragen.                                 keine Alternative zur schrittweisen Wei-
                                             terentwicklung der Verwaltungsstruktur
Das System geht über die einfache elek-      gibt. Stadtentwicklung im Sinne der Leip-
                                                                                           Nähere Informationen zum
tronische Abbildung der Masterpläne          zig Charta muss mit einem Umbau von
                                                                                           Stadtentwicklungskonzept
hinaus. In einem einzigen Programm           einer Linienstruktur zur steuerungsorien-
                                                                                           „Chancen für Ludwigsburg“ der
werden Indikatoren und Masterpläne           tierten Querschnittsverwaltung einherge-
                                                                                           Stadt Ludwigsburg gibt es unter:
inhaltlich stärker vernetzt. Mit Hilfe von   hen. Ein Beispiel hierfür ist Ludwigsburg.
                                                                                           www.ludwigsburg.de/stadtentwicklung
zahlreichen Auswertungsmöglichkeiten         Alle Rathäuser, die sich auf den Weg der

                                                                                                                    Dialog      11
Forum

                                                     Alle Macht dem Volke!
                                                  Oder den Repräsentanten?

                                         Politik ist die Auflösung von Konflikten      noch seltener und nach wie vor umstrit-
                                         zwischen unterschiedlichen Interessen. In     ten.
                                         einer freien, pluralistischen Gesellschaft
                                         stoßen solche Interessen oft und vielfäl-     In der repräsentativen Demokratie, die
                                         tig aufeinander. Beste Beispiele dafür sind   Deutschland stattdessen seit Jahrzehn-
                                         die Entwicklung neuer Baugebiete oder         ten recht erfolgreich auf allen staatlichen
                                         die Verwirklichung sonstiger baulicher        Ebenen praktiziert, soll der Kompromiss
                                         Vorhaben, insbesondere von Straßen und        dadurch hergestellt werden, dass gewähl-
                                         anderer Trassen der Infrastruktur. Die be-    te Dritte die widerstreitenden Interessen
                                         troffenen Anlieger stellen sich oft gegen     aufnehmen, für sich gewichten, gegenei-
 Dr. Daniel O’Sullivan                   das Vorhaben, weil sie Lärm, Verschan-        nander und untereinander abwägen und
                                         delung, Verkehr oder allgemein Wert-          dann eine Lösung herbeiführen. „Dritte“
 Richter am Landessozialgericht, Lehr-   minderung ihrer Wohnungen befürchten.         in diesem Sinne können aber im Grund-
 beauftragter an der HVF und Stadtrat    Auf der anderen Seite stehen diejenigen,      satz nur Unbeteiligte sein. Wenn der ge-
 in Ludwigsburg                          die eine Wohnung suchen, die einen lan-       wählte Entscheider selbst betroffen ist,
                                         gen Arbeitsweg haben oder die für sich        hat er eigene Interessen im Spiel. Dabei
                                         an anderer Stelle Entlastung wünschen,        lässt sich z.B. in der Gesetzgebung eine
                                         z.B. eine Ortsumfahrung. Etwas weniger        mittelbare Betroffenheit kaum verhin-
                                         unmittelbar und handfest machen sich          dern, weil die Entscheidungen breite Wir-
                                         unterschiedliche Interessen bei größeren,     kung haben. Für Abgeordnete gibt es kei-
                                         abstrakten Fragen bemerkbar, etwa unter       ne Befangenheitsregeln. Aber wenn der
             Bürgerbeteiligung           dem Stichwort „Generationengerechter          Vor- oder Nachteil aus der Entscheidung
                                         Haushalt“ zwischen den jetzigen Aktivbür-     unmittelbar wird, etwa in einer Einzelfall-
           und Akzeptanz von             gern, die gern staatliche oder kommunale      entscheidung in der Exekutive, dann darf
           Entscheidungen bei            Leistungen in Anspruch nehmen möchten,        zum Beispiel ein Stadtrat nicht mitwirken
              widerstreitenden           und künftigen Generationen, die die Fol-      und nicht mitentscheiden. Für die dritte
                                         gelasten werden tragen müssen.                Gewalt, die Richter, gilt das Gleiche.
                    Interessen
                                         In Deutschland steht bei der Auflösung        Bürgerbeteiligung in diesem repräsenta-
                                         solcher Konflikte traditionell der Kompro-    tiven System heißt, dass die Betroffenen
                                         miss im Vordergrund. Auf verfassungs-         ihre Interessen und die Gründe dafür um-
                                         rechtlicher Ebene spricht das Bundesver-      fassend mitteilen können, damit die Ent-
                                         fassungsgericht davon, der Staat müsse        scheidung der unbeteiligten Dritten auf
                                         „praktische Konkordanz“ herstellen,           breiter Tatsachenbasis fällt. Hier steht das
                                         nämlich widerstreitenden Verfassungs-         erste Problem: Alle betroffenen Gruppen
                                         gütern „gleichermaßen Grenzen setzen,         müssen beteiligt werden. Aber manch-
                                         damit beide zu optimaler Wirksamkeit          mal ist die eine oder andere Seite schwer
                                         gelangen können.“ Streitige Mehrheits-        fassbar. Die Anwohner des geplanten
                                         entscheidungen, nach denen eine Sei-          Baugebiets melden sich meist von allein
                                         te vollständig unterlegen zurückbleibt,       und lautstark, das ist gut. Aber wie fin-
                                         stabilisieren die Demokratie nicht unbe-      det man die anderen, die neuen Wohn-
                                         dingt. In Deutschland gibt es sie selbst      raum suchen? Sie sind – noch – nicht vor
                                         in den Gesetzgebungsverfahren letztlich       Ort. Wie werden die Interessen künftiger
                                         nur, wenn Konsens nicht erreichbar ist.       Generationen an weiteren Entwicklungs-
                                         Und streitige Volksabstimmungen sind          möglichkeiten erwogen? Sie sind – noch –

12      Dialog
nicht geboren. Und wer vertritt kollektive    die Bürger frühzeitig angehört, die Pläne     tendenziell vereinheitlich werden. Und
und abstrakte Interessen, wie die der Tiere   mehrfach ausgelegt, Belange erhoben           auch Neues kann ausprobiert werden –
vor Ort, der Umwelt, der Allgemeinheit?       und Einwände abgefragt; rechtlich über-       schon im Rahmen des geltenden Rechts.
In solchen Konflikten muss der Entschei-      prüfen lassen kann man den beschlosse-        Die Kommunen können hier Vorreiter sein.
der diese „stummen“ Interessen im Dis-        nen Plan am Ende natürlich auch noch.         Warum nicht eine Bürgerfragestunde mit
kussionsprozess selbst artikulieren. Dann                                                   mündlicher Erörterung der Belange vor
aber nehmen ihn diejenigen, die sich aktiv    Im Gegensatz zu dieser schriftlichen Be-      der Verabschiedung des B-Plans? Warum
einbringen, oftmals irgendwann als „Geg-      teiligung wird dagegen in einer Planfest-     nicht die Benennung eines Dritten, etwa
ner“ wahr. Der Konflikt um das neue Bau-      stellung manchmal mündlich erörtert;          einer Abteilung der Rathausverwaltung,
gebiet wird auf einmal zwischen Altan-        dafür sind die Präklusionsregelungen          zur Artikulation „stummer Interessen“?
wohnern und Gemeinderat geführt. Dies         über den Ausschluss von Einwendungen          Warum nicht ein kommunales Mediations-
ist der erste Grund dafür, dass die spätere   strenger. An der Entwicklung von Schulen      verfahren, wenn konträre Interessen un-
Entscheidung von mindestens einer Seite       sind Eltern und Schüler oder ihre gewähl-     mittelbar und heftig aufeinander treffen,
nicht akzeptiert wird.                        ten Vertreter in der Schulversammlung         die Beteiligten aber gleichermaßen durch-
                                              unmittelbar mitbeteiligt. Manche Städte       setzungsfähig sind? Eine dort gefundene
Fehlende Akzeptanz der Entscheidungen         beteiligen über „Bürgerhaushalte“ an der      einvernehmliche Lösung muss dann natür-
hat noch einen weiteren Grund, der tie-       Haushalts- und Finanzplanung, aber in         lich aber auch übernommen werden. Es ist
fer geht. Wer selbst betroffen ist, muss      ganz unterschiedlichen Formen. Langfris-      zunehmend viel zu tun in diesem Bereich,
nicht unbefangen sein. Er darf sich äu-       tige Beteiligung an der Stadtentwicklung      auch von staatlicher Seite. Und die weitere
ßern, auch wenn er selbst nicht mitent­       in Workshops und Tagungen kommt vor,          Entwicklung bleibt abzuwarten.
scheiden dürfte. Daher kann er nur an-        sei es stadtweit, sei es in Stadtteilkonfe-
gehört werden, nicht zwingend erhört,         renzen. Und in allen Bereichen gibt es die
wie ein grüner Ministerpräsident zutref-      traditionelle Mitwirkung über die Parteien
fenderweise gesagt hat. Dies sehen Bür-       und Wählergemeinschaften, deren Auf-
ger nach meinem Eindruck zunehmend            gabe es ja gerade ist, „an der politischen
anders. Sie scheinen vermehrt zu erwar-       Willensbildung des Volkes mitzuwirken“.
ten, dass die eigenen Interessen eins zu      Diese Vielfalt, die unterschiedlichen Aus-
eins umgesetzt werden. Dass „die an-          gestaltungen, das fehlende Wissen und
dere Seite“ mit genauso guten Grün-           manchmal auch psychische Hemmschwel-
den ebenfalls Recht haben könnte und          len schrecken dann doch viele Menschen
daher ein Ausgleich vonnöten ist, wird        davon ab, sich einzubringen und ihre Inte-
möglicherweise nicht mehr immer ak-           ressen zu artikulieren.
zeptiert. Verantwortlich gemacht für das
em­pfundene Unterliegen wird dann der         Eine funktionierende Bürgerbeteiligung
Entscheider. „Die Politiker sind schuld“      – einschließlich der Akzeptanz der Ent-
und jene Bürger, die dies meinen, sind        scheidungen – setzt demnach voraus, dass
für zukünftige Beteiligung verloren.          alle Betroffenen die Möglichkeiten ihrer
                                              Beteiligung, aber auch die Grenzen ihres
Ein dritter Grund für fehlende Akzeptanz      Einflusses, kennen. Diese – dauernde – Bil-
der Entscheidung mag die Vielfalt der Be-     dungsaufgabe muss der Staat in Schulen
teiligungsmöglichkeiten sein. Nahezu für      und öffentlicher Diskussion, müssen en-
jedes staatliche Verfahren sieht das Recht    gagierte Bürgerinnen und Bürger, müs-
heute Formen der Bürgerbeteiligung vor,       sen die Parteien leisten. Auf rechtlicher
aber jeweils unterschiedliche. Bei der Auf-   Ebene sollten die so unterschiedlichen
stellung eines Bebauungsplans werden          Beteiligungsverfahren vereinfacht und

                                                                                                                       Dialog       13
Forum

                                                                 Lehrmeister Wald –
                                                          uralt und unsagbar weise

                                            Von Psychologie, Bäumen und unserem            und Stärken. Wenn wir versuchen, jedem
                                            Miteinander …: Schon immer sind die            Einzelnen mit Respekt zu begegnen, was
                                            Menschen eng mit dem Wald und den              auch immer seine Geschichte und seine
                                            Bäumen verbunden. Der Wald ist Kraft-          Lage ist, schaffen wir eine hilfreiche Basis
                                            quelle, Zuflucht, ein Ort, an dem man sich     für unser Miteinander.
                                            sortieren, beruhigen und auftanken kann.
                                            „Wer mag ohne den Trost der Bäume le-          Wurzeln sind wichtig für die Standfestig-
                                            ben“, so Günter Eich und Hermann Hesse         keit. Bäume müssen die richtige Balance
                                            schrieb: „Bäume sind Heiligtümer. Wer          zwischen Krone und Wurzel haben. Ein
                                            mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzu-         Baum mit großer Krone und wenig Wur-
 Prof. Dr. Gunda Rosenauer                  hören weiß, der erfährt die Wahrheit“. Als     zeln wird womöglich bei Wind und Sturm
                                            Erziehungswissenschaftlerin und Försterin      umgerissen. Wurzeln und Krone müssen
 Erziehungswissenschaftlerin und lehrt      bin ich immer wieder fasziniert von den        ausgeglichen wachsen, um stürmischen
 an der Fakultät II Sozialwissenschaften,   Parallelen zwischen Bäumen und Men-            Zeiten Stand zu halten. Auch für uns
 Arbeits- und Selbstorganisation sowie      schen und was wir für das menschliche          Menschen ist es wichtig, gut verwurzelt
 Rhetorik und war früher als Försterin      Miteinander von Ihnen lernen können.           zu sein, um standhaft bleiben zu kön-
 tätig.                                                                                    nen bei den Anforderungen des Lebens.
                                            Es beginnt mit dem Untergrund, auf dem         Eine übergroße „Krone“ – ein sehr nach
                                            die Bäume stehen, der vieles entscheidet.      außen orientiertes Leben – ist langfristig
                                            Das Wachstum der Bäume ist abhängig            meist nicht haltbar ohne eine stabile Ba-
                                            vom Standort. Manche Bäume haben               sis, die schützt und auch bei Gegenwind
                                            reichlich Feuchtigkeit, nährstoffreichen       und Stress trägt und hält. Sich seiner Wur-
                                            Boden, genügend Platz und keine Bedrän-        zeln und seiner Kraftquellen bewusst zu
                Glaube mir,                 ger und können so große dicke Bäume            sein und sie zu pflegen ist eine wichtige
                                            werden. Andere Bäume müssen mit ganz           Grundlage für die Bewältigung der He­
denn ich habe es erfahren,                  kargem Boden zurechtkommen, bis hin            rausforderungen des Alltags.
              Du wirst mehr                 zur Felswand, an der Bäumchen wachsen
    in den Wäldern finden                   mit fast nichts als einem bisschen Erde. Sie   Die Natur lehrt uns Geduld. Ziehen wir
                                            können niemals so groß und dick werden,        an einem kleinen Bäumchen, machen wir
        als in den Büchern;                 haben aber dafür oft eine ganz besondere       es kaputt. Wir müssen warten, wie es
         Bäume und Steine                   Wuchsform und beeindrucken durch ihre          wächst – bis aus einer kleinen Eichel eine
                                            Zähigkeit und Stärke, die allen Unbilden       große, beeindruckende Eiche wird. Auch
       werden Dich lehren,                  trotzt. Ähnlich ist es bei Menschen: Man-      im Leben braucht alles seine Zeit. Wir kön-
       was du von keinem                    che erleben „Milch und Honig“, wenn sie        nen von der Natur lernen, dass Geduld ein
         Lehrmeister hörst.                 aufwachsen, Liebe, Zuwendung, Sicher-          wichtiger Wegbegleiter ist. Manchmal
                                            heit und Förderung. Andere müssen mit          gibt man viel Energie in ein Projekt und
  (Bernhard von Clairvaux)                  sehr wenig zurechtkommen und wachsen           es will dennoch nicht klappen. „Gießt“
                                            unter großen Schwierigkeiten und harten        man es geduldig, dann wächst es mitun-
                                            Bedingungen auf. Bei der Begegnung mit         ter doch noch und wird sehr erfolgreich.
                                            unseren Mitmenschen ist es wichtig, sich
                                            daran zu erinnern, dass jede und jeder mit     Die Natur ist grundsätzlich großzügig,
                                            ganz verschiedenen Voraussetzungen und         sie fragt nicht, ob „es sich rechnet“ – sie
                                            Lebenssituationen gestartet ist und bis        bringt Fülle und Überfluss. Von einer al-
                                            jetzt gelebt hat. Dadurch unterscheiden        ten Eiche fallen bis zu 40.000 Eicheln bei
                                            wir uns in unseren Kräften, Fähigkeiten        einer Mast herunter, das ist viel mehr als

14      Dialog
„nötig“ wäre. Ein alter Forstspruch lautet:   flexibel. Wenn sich um sie herum etwas        gehalten? Die Baumarten unterscheiden
„Die Natur klotzt und kleckert nicht.“ Es     verändert, es beispielsweise mehr Platz       sich darin, in welcher Gemeinschaft sie
ist die Fülle der Natur, die immer wieder     gibt, reagieren sie mit Wachstum zum          besonders gut gedeihen – und das ist bei
begeistert, alles ist im Überfluss da. Wenn   Licht, die Kronen weiten sich aus. Auch       uns Menschen nicht anders. Manche sind
möglich, sollten auch wir großzügig sein      das können wir von den Bäumen lernen:         eher wie die Eiche, eine Lichtbaumart,
und in der Fülle geben und leben.             Stets, egal in welchem Alter, flexibel und    sie braucht Freiraum, um sich gut entwi-
                                              offen zu bleiben für Wachstum und Ent-        ckeln zu können. Andere sind eher wie
In der Natur sind Aktion und Kontem-          wicklung. Gerade im Umgang mit jungen         die Hainbuche oder die Tanne (Schatten-
plation in Balance. Im Frühling brechen       Menschen ist es immer wieder eine Freu-       baumarten), sie ertragen lange Schatten
die Knospen auf, im Sommer stehen die         de, von und mit ihnen Neues zu lernen         und Schutz, brauchen ihn sogar, um gut
Bäume in voller Pracht, im Herbst trennen     und Gewohntes in Frage zu stellen, zu         wachsen zu können. Es gibt Baumarten,
sie sich von ihren Blättern und im Winter     überprüfen, zu erweitern und zu entwi-        die besonders anspruchsvoll sind, wie die
ziehen sie sich ganz zurück. Wir können       ckeln, wie beispielsweise unsere Lehrin-      Pappel, die sehr viel Wasser braucht, und
aus dem Rhythmus der Natur, wenn wir          halte oder Lehrmethoden.                      genauso gibt es Menschen, die viel Auf-
ihn auf unser Leben übertragen, Kraft                                                       merksamkeit und Kraft brauchen. Andere
schöpfen. Es gibt Zeiten im Leben mit         Bäume leben einzeln und doch in Gemein-       sind unkompliziert und kommen überall
neuen Ideen und Projekten, Zeiten des         schaft. Jeder Baum steht für sich, aber die   klar wie die Birke, die beinahe auf jedem
Aufbruchs und des Neubeginns, entspre-        Bäume in seiner Nachbarschaft bestimmen       Standort zurechtkommt und sehr belast-
chend dem Frühling – Zeiten, um die Fül-      mit darüber, wie er sich entwickeln kann.     bar ist. Wie ist es mit den Menschen in
le zu genießen, wie im Sommer – dann          Bekommen Bäume nicht genügend Licht           unserer Umgebung, gerade auch den uns
auch wieder Zeiten, um sich von etwas zu      oder werden sie von wuchskräftigeren          anvertrauten Studierenden, was brauchen
trennen, etwas loszulassen, wie die Blät-     Bäumen überwachsen, können sie nicht          sie, welche „Bedingungen“ würden ihnen
ter im Herbst. Und regelmäßig brauchen        mithalten und führen ein „Schatten-Da-        gut tun und ihr Wachstum fördern?
wir auch Zeiten, um uns ganz zurückzu-        sein“ fernab ihrer Möglichkeiten. Auch für
ziehen, wie im Winter und uns neu zu          uns Menschen ist die Gemeinschaft wich-       Ein Baum kann nur die Früchte tragen,
ordnen und neue Ideen zu überlegen, um        tig. „Leben wie ein Baum, einzeln und frei    die zu ihm passen. Eine Eiche kann kei-
dann wieder „aufzubrechen“ mit neuen          und doch brüderlich wie ein Wald, das ist     ne Bucheckern haben, eine Fichte keine
Impulsen und neuer Kraft.                     unsere Sehnsucht“ (Nazim Hikmet). Leben       Äpfel. Auch Menschen können nur die
                                              wir in guter Gemeinschaft, werden wir         Früchte tragen, die zu ihnen passen. Ma-
Bäume erneuern sich ständig, sie wach-        gefördert, haben wir Raum, um zu wach-        chen sie etwas anderes, strengt es sie sehr
sen, bis sie sterben. Bäume bleiben immer     sen oder werden wir eher „im Schatten“        an, kostet viel Kraft und gelingt oft nicht.

                                                                                                                        Dialog       15
Hochschule

Die eigenen, passenden „Früchte“ zu tra-
gen bedeutet, seine individuellen Fähig-
keiten und sein Wissen einzubringen. Das
zu geben, was wir können, bringt oft das
beglückende Gefühl, am richtigen Platz zu
sein, weil wir das tun, was uns liegt und
worin wir deshalb auch besonders gut
sind. Jeder bringt hervor, was ihm mög-
lich ist und kann sich getragen wissen in
einer Gemeinschaft, die alle Einseitigkeit
ergänzt.

Jeder Baum ist verschieden, die Diversi-
tät macht unsere Wälder zu besonderen
Orten. Jeder Baum ist wertvoll, der ver-
krüppelte, der abgestorbene genauso wie
der kleine, der große. Förster wissen, dass
Wälder mit starken Strukturunterschieden
am stabilsten sind. Auch die Menschen
sind in ihren Unterschieden wertvoll und
es könnte ein lebenslanges Ziel sein, die
Verschiedenheit zu feiern. Wir kommen
oft an unsere Grenzen, wenn Menschen
ganz anders sind als die eigenen Vorstel-
lungen und Werte. Wobei für jeden etwas
anderes schwierig ist. Seine eigenen Gren-
zen zu kennen, ist dabei sehr förderlich,
genau wie die Grundannahme, dass jeder
nach seinen Möglichkeiten sein Bestes
gibt: „Der innerste Kern der menschlichen
Natur, die am tiefsten liegenden Schich-
ten seiner Persönlichkeit, die Grundlage
seiner […] Natur ist von Grund aus positiv
– von Grund auf sozial, vorwärtsgerichtet,
rational und realistisch.“ (Carl Rogers).

Förderer der Hochschule
für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg

                                              Kommunale Datenverarbeitung
                                              Region Stuttgart

                                              Rechenzentrum
                                              Region Stuttgart GmbH

16      Dialog
Hochschule

Rekordzahl: Die HVF verabschiedet
416 erfolgreiche Bachelor-Absolventen

Tolle Stimmung – auch durch die Band       nen und Studenten aus dem Studiengang        rin. Sie verwies zudem auf die Lasten der
„Dizzy Bee“ – ein voller Festsaal, viele   allgemeinen Finanzverwaltung und 50          Hochschule, die mit den stark steigenden
glückliche und lachende Gesichter sowie    Studierende aus dem Studiengang Ren-         Studierendenzahlen einhergehen. Hierbei
Prominenz aus der Verwaltung. Dieses       tenversicherung den akademischen Grad        bedankte sie sich bei der Oberfinanzdi-
Bild prägte den Nachmittag des 30. Sep-    „Bachelor of Laws“ verliehen.                rektion Karlsruhe und dem Ministerium
tember 2015 im Theatersaal des Forums      Die Bachelorfeier verlief ausgesprochen      für Finanzen und Wirtschaft für deren tat-
am Schlosspark in Ludwigsburg. An je-      harmonisch und fröhlich. So hob Prorek-      kräftige Unterstützung. In diesem Zusam-
nem Mittwoch feierte die Hochschule        torin, Prof. Margarete Berndt in ihrer Be-   menhang lobte sie besonders das große
für öffentliche Verwaltung und Finanzen    grüßungsansprache auch den großen Zu-        Engagement der Kanzlerin Ingrid Dunkel,
den erfolgreichen Bachelorabschluss von    sammenhalt während der Hochschulkrise        durch deren Unterstützung es gelang, das
416 Absolventen aus den Studiengängen      zwischen Professorenschaft, Verwaltung       Bleyle-Areal rechtzeitig zum Winterse-
Steuerverwaltung, allgemeine Finanzver-    und Studentenschaft hervor. „Nur durch       mester 2015 fertigzustellen.
waltung und Rentenversicherung und ver-    diesen großen Zusammenhalt innerhalb
abschiedete diese ins Berufsleben.         der Hochschule und die Unterstützung         Herr Ministerialdirigent Prof. Dr. Michael
                                           durch das Wissenschaftsministerium           Schmitt, Abteilungsleiter für den Bereich
In diesem Jahr erhielten 324 Studierende   konnte die Hochschulkrise erfolgreich        Steuern im Ministerium für Finanzen und
aus der Steuerverwaltung, 42 Studentin-    überwunden werden“, so die Prorekto-         Wirtschaft, hob in seinem Grußwort ins-

                                                                                                                   Dialog      17
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