Dialog 33 - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
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Magazin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Dialog Ausgabe 33 Dezember 2015
Praktikum Bachelorthesis Festanstellung Wir bieten Ihnen ein anspruchsvolles und abwechslungs- reiches Aufgabengebiet in verschiedenen Bereichen, von der Anwendungsberatung für Finanzwesen bis zur Kommunalberatung, kombiniert mit guten Aufstiegs- und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart KDRS/RZRS Krailenshaldenstr. 44 · 70469 Stuttgart Ansprechpartnerin: Frau Madeleine Detemple Rechenzentrum Tel: (07 11) 8108-16 016 · E-Mail: personalwesen@rzrs.de Region Stuttgart GmbH
Inhalt IMPRESSUM Dialog Vorwort 02 Magazin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Titel Ausgabe 33 – Dezember 2015 „Zukunftswerkstatt“ – Eine Hochschule macht sich auf den Weg 04 Herausgeber Hochschule für öffentliche Verwaltung Forum und Finanzen Ludwigsburg (HVF) in Was bringt Frauen und Männer ins Bürgermeisteramt? 06 Verbindung mit dem Verein der Freunde Rathaus im Wandel 09 der Hochschule Alle Macht dem Volke! Oder den Repräsentanten? 12 Lehrmeister Wald - uralt und unsagbar weise 14 Redaktion Prof. Eberhard Ziegler (verantwortlich) Hochschule Anschrift der Redaktion Rekordzahl: Die HVF verabschiedet 416 erfolgreiche Hochschule für öffentliche Verwaltung Bachelor-Absolventen 17 und Finanzen Ludwigsburg Die neuen MPM-Studierenden freuen sich auf ein Reuteallee 36; 71634 Ludwigsburg herausforderndes Studium 20 Telefon 07141/140-548 (Frau Fuchs) Angehende Europa-Generalisten verpflichten sich www.hs-ludwigsburg.de auf ein erfolgreiches MPA-Studium 21 ziegler@hs-ludwigsburg.de Der EU-Forschungsprojektantrag, das unbekannte Wesen 22 Die HVF-Bibliothek schafft mit eigenen Handwerkern Verein der Freunde ersten Bauabschnitt in vier Tagen 24 Bürgermeister Klaus Warthon, Ulla Gottwald Studium Fachprojekt Neugestaltung von Führungen im Schloss Ludwigsburg 25 Fotos So entstehen VSV-Ergänzungen 26 Wir danken HOFFMANN FOTOGRAFIE Mit Frauen gewinnen – Frauen auf dem Weg zu Führungspositionen 28 (73240 Wendlingen) für alle Bilder der WPF-Exkursion zur Sektkellerei Kessler 29 Bachelorfeier; Landratsamt Ludwigsburg, Beitrag leisten, Zukunft gestalten! 31 Hochschule, Privatbesitz Verein der Freunde der Hochschule Projektmanagement Fachwissenschaftlicher Tag mit vielen Aspekten Meike Habicht M. A. zum Thema Bürgerbeteiligung 32 Staatsanzeiger für Preisverleihung 33 Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart Layout und Gestaltung Praxis Friederike Sarra, Sonja Krämer Die Stadt-Entdecker-App für Neubürger 34 Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart HVF International Travel and Grow: Das Akademische Auslandsamt Verlag regt zum Auslandspraktikum an 36 Staatsanzeiger für Besuch von Studierenden der Ecole Nationale Baden-Württemberg GmbH des Finances Publiques (ENFIP) an der HVF 37 Breitscheidstraße 69, 70176 Stuttgart Zur Person Druck † Prof. Ernst Lober (1938–2015) – Frotscher Druck GmbH, Darmstadt ein persönlicher Abschied von Prof. Jost Goller 38 Ein „Urgestein“ in den Ruhestand verabschiedet: Erscheint zweimal jährlich/Auflage 5.000 Professor Günter Pfeifer 40 In den Ruhestand verabschiedet: Ulrike Adrian 41 Neu an der Hochschule Prof. Dr. Oliver Teufel 42 Prof. Dr. Frank Kupferschmidt 42 Für ihr engagiertes Mitwirken bei der Prof. Dr. Thorsten Noak 43 Korrektur bedankt sich die Redaktion bei Prof. Dr. Lars Steinhorst 43 Gabi Ziegler. Prof. Dr. Fabian Walling 44 OAR Heribert Schustek 44 Kurz berichtet 45 Unterstützt durch: Ludwigsburger Autoren 47
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, wiederum ist seit der letzten Ausgabe des Dialogs über eine Vielzahl bedeutender Ereignisse an unserer Hochschule zu berichten: Neuer Rektor gewählt Der Hochschulrat und der Senat haben in ihrer gemeinsamen Sitzung vom 22.07.2015 Herrn Prof. Dr. Wolfgang Ernst zum neuen Rektor der Hochschule Ludwigsburg gewählt. Im zweiten Wahlgang konnte er sich im Hochschulrat mit 8 von 8 Stimmen und im Senat mit 14 von 19 Stimmen gegen seine Mitbewerber durchsetzen. Es ist derzeit noch unklar, ob Herr Prof. Dr. Ernst sein Amt wie vorgesehen antreten kann, da rechtskräftige Entscheidungen in den anhängigen gerichtlichen Verfahren noch nicht ergangen sind. Hochschulrat Der Hochschulrat ist zum 01.07.2015 und zum 01.09.2015 neu besetzt worden. Zum 01.07.2015 trat Frau Ministerialdirektorin Inken Gallner an die Stelle von Herrn Landrat Dr. Rainer Haas und Herr Prof. Dr. Christian F. Majer an die Stelle von Frau Prorektorin Prof. Berndt. Zum 01.09.2015 ersetzte Herr Thomas Eigenthaler, Vorsitzender der dt. Steuergesellschaft, Herrn Bürgermeister a.D. Senator e.h. Jochen K. Kübler, während Frau Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags, an die Stelle von Herrn Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags, trat. Die internen Mitglieder (Frau Katja May, Frau Prof. Dr. Katrin Hänel und Herr Prof. Günther Becker) wurden für eine weitere Amtsperiode bestätigt. Die Frauenquote von mindestens 40% wird somit sowohl bei den internen als auch den externen Hochschulratsmitgliedern erfüllt. Schließlich wurde am 03.11.2015 Frau Oberfinanzpräsidentin Andrea Heck zur neuen Vorsitzenden des Hochschulrats gewählt. Ihre Stellvertreterin ist Frau Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführerin des Städtetags. Personalratswahl Am 30.06.2015 wurde an der HVF ein neuer Personalrat gewählt. Dem Gremium gehören jetzt an: Frau Elfriede Fuchs, Frau Lore Steinbrenner, Frau Kerstin Rehm, Frau Jutta Gräser und Herr Michael Söffge. Somit sind alle Gremien der Hochschule wieder besetzt und arbeitsfähig. Zukunftsworkshop Am 01.07.2015 ist an der HVF ein Zukunftsworkshop unter externer Moderation durchgeführt worden. Angeregt wurde der Workshop in einer Professorenversammlung vom 25.03.2015; er wurde durch das Rektorat unterstützt. Der Workshop beschäftigte sich insbesondere mit den Themenfeldern: Qualität zwischenmenschlicher Zusammenarbeit, Aufgabenfelder der Zusammenarbeit und inhaltliche und strategische Ausrichtung der Hochschule. 2 Dialog
Der Workshop verlief insgesamt sehr harmonisch und zeigte gegenwärtige Stärken und Schwächen in der Zusammenarbeit und das Entwicklungspotenzial in einzelnen Arbeitsfeldern auf. Im Wintersemester 2015/16 soll weiter daran gearbeitet werden. Es traten keine unüberwindbaren Gegensätze oder eskalierenden Konflikte zu Tage. Ein wichtiges Ergebnis ist deshalb: Die HVF hat in Bezug auf eine professionelle Zusammenarbeit den Normalzustand im Wesentlichen bereits wieder erreicht. Erfüllung der Akkreditierungsauflagen Aus dem Re-Akkreditierungsverfahren für alle Bachelor-Studiengänge im Jahr 2014 war noch eine Auflage zu erfüllen. Alle Studien- und Prüfungsordnungen Prof. Dr. Hartmut Melenk sind an §35 LHG angepasst worden. Das formale Änderungsverfahren wurde im August beschlossen und die Auflagen sind damit erfüllt. Institut für Angewandte Forschung Auch für das Jahr 2014 hat das IAF der Hochschule eine Grundförderung des Ministeriums erhalten und zusätzlich eine Bonusförderung bekommen. Zwar ist die Drittmittelforschung gesunken, dies konnte jedoch durch eine gesteigerte Zahl an Publikationen aufgefangen werden. Außenstelle Bleyle-Areal Pünktlich zum 16.09.2015 wurde die Außenstelle im Bleyle-Quartier in Betrieb genommen. Auf rd. 1.700 qm stehen 11 Seminarräume für 300 Studierende zur Verfügung. Die Seminarräume sind mit modernster Medientechnik ausgestattet. Jeweils im Wintersemester wird die Außenstelle von Fakultät I, im Sommersemester von Fakultät II genutzt. Die Liegenschaft ist zunächst für sieben Jahre angemietet. Die Mietdauer kann verlängert werden. Zweiter Zulassungszeitpunkt der Steuerverwaltung Künftig werden die Studierenden des Studiengangs „gehobener Dienst in der Steuerverwaltung“ ihr Studium nicht nur, wie üblich, im Oktober aufnehmen können, sondern auch im Frühjahr. Die ersten 60 Anwärter werden im März 2016 an die Hochschule kommen. Sofern der zweite Zulassungszeitpunkt auf gute Resonanz stößt, soll die Zahl der Studierenden ab 2017 auf 120 erhöht werden. All dies illustriert die ungebrochene Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der Hochschule Ludwigsburg. Ihr Prof. Dr. Hartmut Melenk kommissarischer Rektor Dialog 3
Titel „Zukunftswerkstatt“ – Eine Hochschule macht sich auf den Weg Eine Hochschule macht sich auf den Weg. abgeändert und mit Blick auf die Bedürf- So oder so ähnlich ist wohl der Beginn ei- nisse der Hochschule auf einen eintägi- nes Prozesses zu beschreiben, mit dem die gen Strategie-Workshop hin modifiziert. Hochschullehrerinnen und Hochschulleh- Die Gesamtzielsetzung der solchermaßen rer, Mitarbeitenden in der Verwaltung und auf die Bedürfnisse der Hochschule zu- Vertreterinnen und Vertreter der Studie- geschnittenen Zukunftswerkstatt stand rendenschaft am 1. Juli 2015 im Rahmen unter der Überschrift „Den Hochschul- eines gemeinsamen Strategie-Workshops frieden stabilisieren. Vertrauen bilden. ihren Blick in Richtung Zukunft gerichtet Erarbeitung von strategischen und in- haben. Vor dem Hintergrund der Turbulen- haltlichen Zielen“. Daran wird deutlich, Prof. Dr. Arne Pautsch zen der vergangenen Jahre, aber auch von dass neben einer bewussten Analyse und der Überzeugung geleitet, bestehende Aufarbeitung von Schwächen, die in der Inhaber einer Professur für Öffent- Strukturen genauer unter die Lupe zu neh- Vergangenheit liegen, auch und gerade liches Recht und Kommunalwissen- men, kritisch zu reflektieren und daraus die gemeinsame Herausbildung von Zu- schaften an der HVF. Impulse für die weitere Hochschulentwick- kunftsperspektiven stand – insoweit also lung zu gewinnen, war es das gemeinsa- ganz dem Modell einer Zukunftswerkstatt me Ziel aller, eine Zukunftswerkstatt als verpflichtet, die in ihren Wirkungen gera- Strategie-Workshop durchzuführen. Auf de über den Tag hinausreichen soll. Initiative aus der Professorenschaft bil- dete sich ein informelles Planungsteam, Der Vormittag des Strategie-Workshops das in mehreren gemeinsamen Sitzungen diente zunächst der Fragestellung: „Wie plante und vorbereitete und schließlich wollen wir als Hochschulbeschäftigte den erfahrenen Organisationsentwick- künftig miteinander in unserer Hochschu- Wo soll die Hochschule ler Dr. Gereon Klein für die Moderation le arbeiten?“ Teilnehmende dieses Ein- der Zukunftswerkstatt gewinnen konnte. stiegs in den Workshop waren zunächst in drei bis sieben Jahren Von Anbeginn war klar, dass eine solche die Professorinnen und Professoren sowie stehen? Welche zentralen Zukunftswerkstatt auf breiter Basis statt- die Verwaltungsmitarbeitenden. Die Fra- strategischen Ziele soll finden und daher alle Akteure der Hoch- gestellung teilte sich in zwei Blöcke. schule – Professorinnen und Professoren, die Hochschule dabei Mitarbeitende und Studierende – gleicher- Zunächst wurde unter Anleitung von Herrn verfolgen? maßen einbeziehen müsse. Besonderer Dr. Klein in drei Schritten (Einzelarbeit – Wert wurde zudem darauf gelegt, in mög- Partnergespräch – Gruppenarbeit) ein lichst freiem Umfeld miteinander in einen gemeinsames Verständnis über die Form ergebnisoffenen und auch kritischen Dia- und Ausrichtung der Zusammenarbeit log einzutreten. Ort und Zeit – im Katho- „erarbeitet“. Maßgeblich war dafür eine lischen Bildungszentrum St. Loretto und offene Aussprache über Erwartungen und somit außerhalb der Hochschule sowie an Wünsche, aber auch über Enttäuschun- einem Mittwoch kurz vor der vorlesungs- gen, etwa im kollegialen Miteinander, die freien Zeit – schienen also geeignete Rah- ohne „Scheuklappen“ ausgetauscht wur- menbedingungen zu sein. den. Die Ergebnisse wurden mit Blick da- rauf, inwiefern eine professionelle Zusam- Der anspruchsvolle, auf Nachhaltigkeit menarbeit bereits gelingt, im Plenum zur angelegte Charakter des Modells der Zu- Abstimmung gestellt und auf diese Weise kunftswerkstatt wurde bewusst ein wenig ein Stimmungsbild eingeholt. 4 Dialog
Der zweite Block des Vormittags war der Zielen der Hochschule gefunden werden le für ihre Fortentwicklung gebracht hat. Fragestellung gewidmet, zu welchen Ar- können. Hierzu wurden ausgewählte Nimmt man die abschließende Bewertung beitsfeldern an der Hochschule zusam- Themenfelder des Vormittags in nach der Veranstaltung durch die Teilnehmen- mengearbeitet werden soll bzw. muss. In unterschiedlichen Kriterien (z.B. Fakul- den zum Maßstab, so kann der Workshop Kleingruppen wurden Felder identifiziert, tätszugehörigkeit) gemischten Kleingrup- wohl als Erfolg verbucht werden. Vornehm- für die eine solche Notwendigkeit vorran- pen vertiefend erörtert, die jeweiligen lich die gemeinsame Erfahrung, Hochschul- gig gesehen wurde und diese anschlie- Ergebnisse aufbereitet und durch eine entwicklungsfragen zu reflektieren und ßend im Plenum zur Abstimmung gestellt Vertreterin bzw. einen Vertreter dem Ple- einer ergebnisoffenen Diskussion zuge- – also einem „Relevanztest“ in großer num vorgestellt. Leitfrage war dabei, wo führt zu haben, sind die wohl wichtigsten Runde unterzogen. die Hochschule in drei bis sieben Jahren Erkenntnisse aus der eintägigen Veranstal- stehen soll und was hierfür die zentralen tung. Sie sollten dazu anhalten, den begon- Diese Diskussion mündete schließlich in strategischen Ziele sind, die die Hoch- nenen Prozess weiterzuführen. Der Anfang Ergebnissen, die als Grundlage für die schule dabei verfolgen soll. jedenfalls ist gemacht. Auseinandersetzung mit den inhaltlichen und strategischen Zielen der Hochschule Die nachfolgende Übersicht verdeutlicht dienten und damit zugleich den Bogen die gefundenen Ergebnisse, aufgeteilt in zur breiter angelegten Strategiediskussion allgemeiner formulierte Schwerpunkte des Nachmittags spannten, an der auch und konkrete Punkte, die bereits Aspekte Studierendenvertreter beteiligt waren. Die der Umsetzung aufzeigen. Schwerpunkte der inhaltlichen und strate- gischen Ziele lassen sich wie folgt zusam- Die spannendste Frage lautet wohl, was menfassen, wobei jeweils auch Verant- diese „Zukunftswerkstatt“ der Hochschu- wortliche für die weitere Betreuung der jeweiligen Themenfelder benannt wurden: Sachthemen/Arbeitsfelder Schwerpunkte Konkrete Punkte Zentrales Content-Management-Sys- Imagesteigerung/ Moderne Ausstattung tem/Einrichtung eines „Wikis“ für alle Attraktivität Öffentlichkeitsarbeit Bereiche der Hochschule Digitalisierung der Abläufe Homepage/Medienzuschnitt Forschung/Weiterbildung Anreizsystem für Forschung/Publikationen Reform der Prüfungen Stärkere Kooperation mit der Praxis Forschungsstrategie Mehr Weiterbildungsangebote (Struktur/Infrastruktur) Fördermittel/Drittmittelakquise Reform der Strukturen innerhalb und Internationalisierung/ Stärkere Kooperation mit der Praxis zwischen den Fakultäten Kooperation Stärkere Kooperation mit anderen Hochschulen Gemeinsame Lehrmethoden, Didaktik (national/international) Internationale Beziehungen Neue Alle Teile des nichttechnischen Verwaltungsdienstes Leitbildfortschreibung (Master)-Studiengänge abdecken Ausbau und Weiterentwicklung Ideen entwickeln und Bedarf ermitteln des Qualitätsmanagements Rahmenbedingungen klären Lehrumfeld Einrichtung eines hochschulweiten Wikis Der Nachmittag stand denn auch im Fo- Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen kus dessen, wie Antworten auf die Fra- Erhalt attraktiver Studienbedingungen gen nach inhaltlichen und strategischen Coaching/Didaktik-Fortbildungen Dialog 5
Forum Was bringt Frauen und Männer ins Bürgermeisteramt? An der Spitze der 1001 Gemeinden des Landes stehen lediglich 65 Oberbürger- meisterinnen und Bürgermeisterinnen (Stand Juni 2015). Damit liegt der Frauen- anteil in den kommunalen Spitzenämtern Baden-Württembergs bei nur 5,9%. An- gesichts des Frauenanteils von rund 70% an den Verwaltungshochschulen und der Tatsache, dass nach wie vor nahezu aus- schließlich gelernte Verwaltungsfachleute Prof. Dr. Claudia Schneider Dr. Hanne Weisensee in das Bürgermeisteramt gewählt werden (www.kommunalwahl-bw.de/gemeinde. Dekanin der Fakultät I Lehrbeauftragte der HVF, Beraterin html), stellt sich die Frage, wo die Frauen und Politik-Coach bleiben. Wann treten sie an und wodurch werden sie motiviert, kommunale Spit- zenfunktionen wahrzunehmen? Eine im Rahmen eines Projektes im Masterstudi- engang „Public Management“ durchge- führte Interviewstudie sollte diese Fragen beantworten. Die Projektgruppe führte Der Hauptreiz des dazu insgesamt 25 Interviews, 19 mit Bür- Bürgermeisteramtes liegt germeisterinnen, 6 mit Bürgermeistern. für Männer und Frauen Im Interview wurden drei wesentliche in der Möglichkeit, Phasen auf dem Weg ins Amt beleuchtet: verantwortlich gestalten 1. die Zeit vor der Entscheidung für eine zu können. Kandidatur, 2. der konkrete Entschluss, zu kandidieren und die dafür ausschlaggebenden Aspekte, sowie 3. die Zeit während des Wahlkampfes bis zur erfolgreichen Wahl. Für die Wahl- kampfphase wurde vor allem unter- sucht, mit welchen Hindernissen Frauen und Männer konfrontiert wurden und wie sie diese bewältigt haben. Darüber hinaus war von Interesse, wie Der Artikel basiert auf Projektergebnis- man nach Meinung der Befragten mehr sen von Isabell Huber, Chris Jakobitz, Frauen für das Bürgermeisteramt gewin- Dana Liß, Justina Mesam und nen könnte. Franziska Vogel, Studierende des Jahrgangs 2013 unter der Projekt- Die Zeit vor der Kandidatur wurde we- leitung von Prof. Dr. Claudia Schneider sentlich geprägt durch den Wunsch, sich und Dr. Hanne Weisensee. beruflich und persönlich weiterzuentwi- 6 Dialog
ckeln. Die Hälfte der befragten Männer rat Mehrheiten für die eigenen Ideen zu Amtsinhabers die Aussichten auf eine er- traute sich dabei den Beruf des Bürger- finden und diese durchzusetzen. Darüber folgreiche Kandidatur höher waren. meisters generell zu und wurde auch hinaus gaben sie deutlicher als Frauen an, vom Umfeld in dieser Position gesehen. sichtbare und messbare Ergebnisse pro- Die Erwartung, in der konkreten Kan- Dagegen hatten nur 10% der befragten duzieren zu wollen, die mit ihrer Person in didatur erfolgreich zu sein, stützte sich Frauen zu Beginn ihrer Überlegungen das Verbindung gebracht werden. bei Männern vor allem auf ihr Selbstver- konkrete Entwicklungsziel, Bürgermeiste- trauen, während Frauen sich überdurch- rin zu werden. Ebenfalls nur jede zehnte Weiterhin machten die Selbstständigkeit schnittlich häufig dann auf den Weg Frau wurde vom Umfeld ganz allgemein und Unabhängigkeit der Tätigkeitsaus- machten, wenn sie sich der Unterstützung und unabhängig von einer bestimmten führung und deren Vielseitigkeit das Amt und der Billigung aus dem sozialen Um- Stelle darin bestärkt, diesen Weg zu be- sowohl für Männer als auch für Frauen feld (Familie, Bürger, Räte) gewiss waren. schreiten. Insgesamt 32% der Frauen und attraktiv. Eine höhere Vergütung war da- Die bisherige Berufserfahrung wurde da- 67% der Männer übten bereits vor der gegen kein spezifischer Attraktor für die gegen von beiden Geschlechtern als eher Entscheidung, das Bürgermeisteramt an- Amtsübernahme. 24% der Befragten the- nachrangig für den Erfolg einer Kandida- zustreben, ein kommunalpolitisches Amt matisierten ausdrücklich, dass man „die- tur angesehen. aus oder interessierten sich für Kommu- sen Job nicht des Geldes wegen machen nalpolitik. Sieht man hierin ein wesent- würde“. Während der Kandidatur wurden Män- liches Übungsfeld für eine erfolgreiche ner und Frauen gleichermaßen mit An- Kandidatur und Amtsführung, so nutzen Für den konkreten Entschluss, zu kandi- griffen und Gerüchten konfrontiert. Die Frauen diese Vorbereitungschance bis- dieren, spielten vor allem drei Faktoren Frage nach der grundsätzlichen Eignung lang zu wenig. 26% der befragten Frau- eine Rolle: die Zustimmung der Familie für das Amt aufgrund ihres Geschlechts en gaben an, dass Bürgermeister in ihrem bzw. des sozialen Umfeldes, die Größe, mussten allerdings nur Frauen beantwor- beruflichen Umfeld für sie Vorbild und Lage und Struktur der Kommune und ten. Dies ist ein deutliches Zeichen für die damit impulsgebend für eine Kandidatur der Verzicht auf eine erneute Kandidatur immer noch sehr starke Verankerung von gewesen seien. Keine Frau, aber 50% der durch den bisherigen bzw. ein umstritte- Geschlechtsrollenstereotypen in der heu- Männer fanden ihre Vorbilder in kommu- ner, aktueller Amtsinhaber. Die Zustim- tigen Gesellschaft. Männer hatten dage- nalpolitisch engagierten Familienmitglie- mung der Familie bzw. des sozialen Um- gen häufiger mit Selbstzweifeln zu kämp- dern oder Bürgermeistern in der Familie. feldes wurde von beiden Geschlechtern fen. Offensichtlich ergreifen sie Chancen Sozialisationsbedingt beginnt die Ausein- gleichermaßen eingeholt. Ein solches Amt schneller, wenn diese sich ihnen bieten andersetzung mit dem Bürgermeisteramt macht man nicht ohne Rückendeckung. und hinterfragen ihre persönliche Eig- für Männer somit schon sehr viel früher Sowohl Frauen als auch Männer zogen für nung erst dann, wenn es schwierig wird. als für Frauen. ihre Kandidatur in annähernd gleichem Frauen dagegen sichern sich im Entschei- Maße eine überschaubare Kommunen- dungsvorfeld stärker ab. Wenn sie den Der Hauptreiz des Bürgermeisteramtes lag größe in Betracht. Stärker als Frauen be- Schritt zur Kandidatur dann allerdings wa- sowohl für Männer als auch für Frauen in urteilten Männer zusätzlich die Lage und gen, setzen sie entschlossen um, was sie der Möglichkeit, verantwortlich gestalten die Struktur der Kommune (keine Teilor- sich vorgenommen haben. Fast die Hälfte zu können. Allerdings verstanden beide te, Finanzausstattung, Zusammensetzung der befragten Frauen (47%) gab an, sich Geschlechter darunter nicht durchgän- des Gemeinderates usw.). Der Verzicht zum Zeitpunkt der Kandidatur eine sehr gig das Gleiche. Einig waren sie sich da- auf eine erneute Kandidatur durch den konkrete Vorstellung über das Berufsbild rin, die Kommune entwickeln und voran bisherigen bzw. ein umstrittener, aktuel- der Bürgermeisterin erarbeitet und dessen bringen zu wollen, Verantwortung ge- ler Amtsinhaber erleichterte sowohl Frau- Anforderungen mit den eigenen Kompe- genüber dem Bürger zu übernehmen und en als auch Männern den Entschluss, sich tenzen abgeglichen zu haben. Ideen zu generieren und umzusetzen. tatsächlich zu bewerben. Insbesondere Insbesondere Männer sahen allerdings zu Frauen in kleinen und mittelgroßen Kom- Im Umgang mit den Hindernissen während 83% – und damit sehr viel deutlicher als munen traten eher an, wenn der Posten der Kandidatur setzten sowohl Männer Frauen – auch die Chance, im Gemeinde- frei, oder aufgrund eines umstrittenen als auch Frauen gleichermaßen auf eine Dialog 7
Forum offene und transparente Kommunikation. ruflichen Erfolg. An dieser Stelle bestäti- Seite zu stellen. Zusätzlich wurde die Be- Darüber hinaus hielten sie mit Zähigkeit gen die Bürgermeister einen Kompetenz- deutsamkeit des Sammelns von verwal- und Ausdauer an ihrer Entscheidung fest vorsprung, wie ihn auch die einschlägige tungs- und kommunalpolitischen Erfah- und ließen sich auch durch Widerstände Führungsliteratur zeigt. Frauen knüpfen rungen durch die Mitarbeit in Gremien nicht entmutigen. Ein wesentlicher ge- und nutzen Netzwerke weniger aktiv und oder die Wahrnehmung von Ämtern in schlechtsspezifischer Unterschied zeigte setzen sie seltener strategisch zum eige- der Kommunalpolitik unterstrichen. Ge- sich allerdings in der Aktivierung des so- nen Vorteil ein. eignete Frauen sollten noch häufiger als zialen Netzwerkes. Während Frauen den bisher gezielt angesprochen werden, um Zuspruch des sozialen Umfeldes vor allem Auf die Frage, wie man mehr Frauen für ihr Interesse an einer Amtsübernahme zu brauchten, um überhaupt den Schritt zur das Bürgermeisteramt gewinnen könne, fördern, sowie ihr Selbstbewusstsein zu Kandidatur zu wagen, aktivierten Männer wurde von den Befragten mehrheitlich stärken. Sowohl Frauen (53%) als auch das soziale Netz, wenn es schwierig wur- betont, dass es im Zuge des gesellschaft- Männer (33%) bekräftigten, dass es not- de. So gaben 67% der befragten Männer, lichen Wandels selbstverständlich werden wendig sei, zu überlegen, wie sich eine aber nur 26% der befragten Frauen an, bei müsse, dass einer Frau das Bürgermeis- gewünschte Familienplanung in eine auftretenden Hindernissen Zuspruch und teramt ebenso zugetraut wird wie einem mögliche Kandidatur und Amtszeit ein- Unterstützung durch ihr soziales Umfeld, Mann. Dies erreicht man am besten durch binden ließe. Insbesondere Frauen stehen durch die Partei, durch andere öffentliche Vorbilder. Amtierende Bürgermeisterin- den Aussagen der Befragten zufolge in Personen oder durch Familie, Freunde und nen könnten im Rahmen von Vorträgen der Öffentlichkeit unter ständiger Be- Bekannte gesucht zu haben. Die aktive, und Seminaren über ihre Tätigkeit und obachtung und müssten oft das Thema strategische Nutzung von Netzwerken zur über die Erfolge, die sie bei deren Aus- Familie rechtfertigen. Daher wird es für Unterstützung der eigenen Person bzw. übung erzielen, berichten. Darüber hinaus sinnvoll erachtet, sich im Vorfeld einer zur Unterstützung eigener Vorhaben ist wäre es ratsam, interessierten Frauen Kandidatur detailliert auch mit dieser Fra- eine wesentliche Kernkompetenz für be- gezielt Mentorinnen und Mentoren zur gestellung auseinander zu setzen. 8 Dialog
Forum Rathaus im Wandel – Von der Linienverwal- tung zur Querschnittsverwaltung Die Entwicklungen im digitalen Bereich trachtung, Beurteilung und Bearbeitung haben unser Leben immer schneller und von Themen nicht ausgerichtet, die eine komplexer werden lassen. So sind Informa- nachhaltige Stadtentwicklung benötigt. tionen und Nachrichten jederzeit verfüg- bar, jedoch gleichzeitig inflationär, da sie Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt laufend aktualisiert werden. Kommunen, Ludwigsburg parallel zur Erarbeitung des Länder, Bund und EU realisieren zuneh- integrierten, nachhaltigen Stadtentwick- mend diese Entwicklungen und reagieren: lungskonzeptes seit 2004 intensiv mit Anhand integrierter, nachhaltiger Entwick- dem Wandel und der Entwicklung der lungsprozesse erarbeiten sie Konzepte, um Verwaltungsstruktur (Verwaltungsum- Albert Geiger diese Herausforderungen der Zukunft zu bau) beschäftigt. Aufgrund der Erkennt- meistern. Gerade Städte und Gemeinden nis, dass die vielfältigen Aufgaben zum Leiter des Referats mit ihrer Bürgernähe müssen gemeinsam Wohle unserer Stadtgesellschaft künftig Nachhaltige Stadtentwicklung in partizipativen Prozessen die Weichen nur mit Unterstützung durch bürger- der Stadt Ludwigsburg und richtig stellen (vgl. Leipzig Charta). schaftliches Engagement aufrecht er- Lehrbeauftragter der HVF halten werden können, wurde der Fach- Die Chance liegt im Wandel und bereich Bürgerschaftliches Engagement der Vernetzung eingerichtet. Nachhaltige Stadtentwicklung ist das Gebot Die Koordination der Arbeiten zum Stadt- der Stunde. Die Notwendigkeit der Vernet- entwicklungskonzept wurde einer mit zung aller Themenfelder einer Stadtgesell- zwei Kollegen besetzten Geschäftsstelle schaft ist in aller Munde. So ist die „Smart übertragen. 2006 endete deren Arbeit mit Die nachhaltige City“ eines der Leitbilder für die wichtigen dem Beschluss der Masterpläne des Lud- EU-Förderprogramme (z.B. Horizon 2020). wigsburger Stadtentwicklungskonzeptes. Stadtentwicklung ist das Die großen Herausforderungen unserer 2007 wurde flankierend der Prozess „In Gebot der Stunde Zeit können nur gemeistert werden, wenn Führung gehen“ zur Begleitung der Orga- die Kommunen vor Ort gute und nachhal- nisationsveränderungen und zur Entwick- tig positive Entscheidungen treffen. Dies lung einer gemeinsamen Führungsphilo- gilt bei der Energiewende genauso wie bei sophie aufgesetzt. 2008 wurde dann das der Integrationspolitik, der Betreuungsthe- Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung matik, der demografischen Entwicklung, ins Leben gerufen und mit dieser Aufgabe der Generationengerechtigkeit, etc. Beson- ders wichtig ist, diesen Politikansatz in der Verwaltungsorganisation als Generations- aufgabe zu etablieren und horizontal und vertikal zu vernetzen. Die Organisationsstrukturen in den Rat- häusern fortzuschreiben und schlagkräf- tiger zu machen, ist die logische Konse- quenz. Viel zu oft wird bisher versucht, diesen Prozess mit den in die Jahre ge- kommenen Verwaltungsstrukturen zu bewältigen. Diese sind in der Regel auf die notwendige integrierte, vernetzte Be- Dialog 9
Forum betraut. Vor Beginn der Arbeit des Refe- nance entwickelt. Dennoch bleibt keine Die Generationengerechtigkeit muss rates wurde in einem Wertanalyseprozess Zeit, sich auf dem Erreichten auszuruhen: zentrale Richtschnur des Handelns sein unter Beteiligung aller Fachbereiche und Der Mehrwert der interdisziplinären Ar- Veränderungen lösen bei Menschen Dezernenten festgelegt, für welche Auf- beit ist erkannt, muss aber noch weiter Ängste aus. Das Beharrungsvermögen gaben das Referat zuständig ist. Auf diese in allen Verwaltungsbereichen verankert der VerwaltungsmitarbeiterInnen kann Weise wurden die Aufgaben der nachhal- und die stetige Organisationsentwicklung mitunter groß sein und darf nicht tigen Stadtentwicklung gebündelt, Pro- jeden Tag neu gelebt werden. Folgende unterschätzt werden. Man muss sie zesse innovativ angelegt sowie diese mit Faktoren helfen, diesen Prozess erfolg- überzeugen und mitnehmen allen Bereichen des Verwaltungshandelns reich zu gestalten: Transparenz im Verwaltungshandeln vernetzt. ist oft ungewohnt und muss vermittelt Eine klare Prozessstruktur ist Voraus- werden Zum Start des Referates wurden drei setzung Ein begleitender Coachingprozess hilft, Teams gebildet, die sich an drei wesentli- Die Rathausspitze muss hinter den gemeinsame Bilder zu entwickeln chen Sachthemen orientieren: Veränderungen stehen Die neue Querschnittseinheit Integrierte Stadtentwicklung Die notwendigen Ressourcen müssen (z.B. Referat) sollte neben Vernetzungs- Europa und Energie bereitgestellt werden aufgaben auch Linienaufgaben haben Wirtschaftsförderung Strukturentwicklungen müssen Die Querschnittseinheit (z.B. Referat) Die bis dahin an diesen Themen arbeiten- konsequent gelebt werden muss helfen, dass Bürgermeister und den Mitarbeiterinnen wurden stellenneut- „Steuern durch Signale“ muss Fachbereiche glänzen können ral dem Referat zugeordnet. Führungsphilosophie sein Überzeugen statt Zwingen ist die Basis Parallel zum Verwaltungsumbau muss Der Wandel geht weiter Es muss genügend Zeit für die auch an den Arbeitsabläufen und der Ver- Implementierung, das Übernehmen ankerung des Systems Stadtentwicklung Nach Auffassung von Experten hat sich und das Absichern neuer Strukturen im Verwaltungsalltag gearbeitet werden. Ludwigsburg in den letzten zehn Jahren eingeplant werden Nur wenn die Themen und Aufgaben sogar zur Modellstadt für integrierte, Das Thema Bürgerpartizipation muss sich der nachhaltigen Stadtentwicklung im nachhaltige Stadtentwicklung und Gover- organisatorisch klar geregelt abbilden Arbeitsalltag auf der Ebene der Verwal- 10 Dialog
tungsspitze sowie auf der ausführenden steht der Weg einer tatsächlich wirkungs- nachhaltigen Kommunalentwicklung ma- Ebene präsent sind, wird dieses System orientierten Steuerung mehr als je zuvor chen, müssen auch den Wandel in ihrer auf Dauer Bestand haben. offen. Die Anbindung des Haushaltsplans Organisation einleiten und leben. Nur wird derzeit aktiv angegangen, aber auch dann wird die lernende Verwaltung Rea- In Ludwigsburg wurde zur Implementie- Schnittstellen zu Geoinformationssyste- lität, die sich im Rhythmus der sich ver- rung des Gesamtprozesses in den Ver- men erweitern die potenziellen Einsatz- ändernden Gesellschaft weiterentwickeln waltungsalltag die Entwicklung eines möglichkeiten. kann. Kommunalen Steuerungs- und Informati- onssystems, kurz KSIS, begonnen, um die Neben einer strukturellen Anpassung des Arbeit mit dem Stadtentwicklungskonzept Verwaltungsaufbaus muss intensiv auch transparenter und durch elektronische über den Stadtentwicklungsprozess be- Unterstützung einfacher zu gestalten. gleitende Instrumente nachgedacht wer- Gemeinderat und Verwaltungsführung den. Ein immer komplexer werdendes haben durch eine dynamische Abbildung System braucht Mittel, die eine einfache von Masterplänen so ein effektives Steu- Steuerung und Umsetzung ermöglichen erungsinstrument erhalten. Gleichzeitig und den Handlungsspielraum erweitern. befördert das elektronische System den Die Möglichkeiten hierzu sind gegeben, Wandel interner Verwaltungsabläufe. wir müssen sie ergreifen und in diese in- Die Bürgerschaft erhält ein zusätzliches vestieren. Medium, um sich über aktuelle Themen zu informieren bzw. aktiv zur Umsetzung Abschließend ist festzuhalten, dass es beizutragen. keine Alternative zur schrittweisen Wei- terentwicklung der Verwaltungsstruktur Das System geht über die einfache elek- gibt. Stadtentwicklung im Sinne der Leip- Nähere Informationen zum tronische Abbildung der Masterpläne zig Charta muss mit einem Umbau von Stadtentwicklungskonzept hinaus. In einem einzigen Programm einer Linienstruktur zur steuerungsorien- „Chancen für Ludwigsburg“ der werden Indikatoren und Masterpläne tierten Querschnittsverwaltung einherge- Stadt Ludwigsburg gibt es unter: inhaltlich stärker vernetzt. Mit Hilfe von hen. Ein Beispiel hierfür ist Ludwigsburg. www.ludwigsburg.de/stadtentwicklung zahlreichen Auswertungsmöglichkeiten Alle Rathäuser, die sich auf den Weg der Dialog 11
Forum Alle Macht dem Volke! Oder den Repräsentanten? Politik ist die Auflösung von Konflikten noch seltener und nach wie vor umstrit- zwischen unterschiedlichen Interessen. In ten. einer freien, pluralistischen Gesellschaft stoßen solche Interessen oft und vielfäl- In der repräsentativen Demokratie, die tig aufeinander. Beste Beispiele dafür sind Deutschland stattdessen seit Jahrzehn- die Entwicklung neuer Baugebiete oder ten recht erfolgreich auf allen staatlichen die Verwirklichung sonstiger baulicher Ebenen praktiziert, soll der Kompromiss Vorhaben, insbesondere von Straßen und dadurch hergestellt werden, dass gewähl- anderer Trassen der Infrastruktur. Die be- te Dritte die widerstreitenden Interessen troffenen Anlieger stellen sich oft gegen aufnehmen, für sich gewichten, gegenei- Dr. Daniel O’Sullivan das Vorhaben, weil sie Lärm, Verschan- nander und untereinander abwägen und delung, Verkehr oder allgemein Wert- dann eine Lösung herbeiführen. „Dritte“ Richter am Landessozialgericht, Lehr- minderung ihrer Wohnungen befürchten. in diesem Sinne können aber im Grund- beauftragter an der HVF und Stadtrat Auf der anderen Seite stehen diejenigen, satz nur Unbeteiligte sein. Wenn der ge- in Ludwigsburg die eine Wohnung suchen, die einen lan- wählte Entscheider selbst betroffen ist, gen Arbeitsweg haben oder die für sich hat er eigene Interessen im Spiel. Dabei an anderer Stelle Entlastung wünschen, lässt sich z.B. in der Gesetzgebung eine z.B. eine Ortsumfahrung. Etwas weniger mittelbare Betroffenheit kaum verhin- unmittelbar und handfest machen sich dern, weil die Entscheidungen breite Wir- unterschiedliche Interessen bei größeren, kung haben. Für Abgeordnete gibt es kei- abstrakten Fragen bemerkbar, etwa unter ne Befangenheitsregeln. Aber wenn der Bürgerbeteiligung dem Stichwort „Generationengerechter Vor- oder Nachteil aus der Entscheidung Haushalt“ zwischen den jetzigen Aktivbür- unmittelbar wird, etwa in einer Einzelfall- und Akzeptanz von gern, die gern staatliche oder kommunale entscheidung in der Exekutive, dann darf Entscheidungen bei Leistungen in Anspruch nehmen möchten, zum Beispiel ein Stadtrat nicht mitwirken widerstreitenden und künftigen Generationen, die die Fol- und nicht mitentscheiden. Für die dritte gelasten werden tragen müssen. Gewalt, die Richter, gilt das Gleiche. Interessen In Deutschland steht bei der Auflösung Bürgerbeteiligung in diesem repräsenta- solcher Konflikte traditionell der Kompro- tiven System heißt, dass die Betroffenen miss im Vordergrund. Auf verfassungs- ihre Interessen und die Gründe dafür um- rechtlicher Ebene spricht das Bundesver- fassend mitteilen können, damit die Ent- fassungsgericht davon, der Staat müsse scheidung der unbeteiligten Dritten auf „praktische Konkordanz“ herstellen, breiter Tatsachenbasis fällt. Hier steht das nämlich widerstreitenden Verfassungs- erste Problem: Alle betroffenen Gruppen gütern „gleichermaßen Grenzen setzen, müssen beteiligt werden. Aber manch- damit beide zu optimaler Wirksamkeit mal ist die eine oder andere Seite schwer gelangen können.“ Streitige Mehrheits- fassbar. Die Anwohner des geplanten entscheidungen, nach denen eine Sei- Baugebiets melden sich meist von allein te vollständig unterlegen zurückbleibt, und lautstark, das ist gut. Aber wie fin- stabilisieren die Demokratie nicht unbe- det man die anderen, die neuen Wohn- dingt. In Deutschland gibt es sie selbst raum suchen? Sie sind – noch – nicht vor in den Gesetzgebungsverfahren letztlich Ort. Wie werden die Interessen künftiger nur, wenn Konsens nicht erreichbar ist. Generationen an weiteren Entwicklungs- Und streitige Volksabstimmungen sind möglichkeiten erwogen? Sie sind – noch – 12 Dialog
nicht geboren. Und wer vertritt kollektive die Bürger frühzeitig angehört, die Pläne tendenziell vereinheitlich werden. Und und abstrakte Interessen, wie die der Tiere mehrfach ausgelegt, Belange erhoben auch Neues kann ausprobiert werden – vor Ort, der Umwelt, der Allgemeinheit? und Einwände abgefragt; rechtlich über- schon im Rahmen des geltenden Rechts. In solchen Konflikten muss der Entschei- prüfen lassen kann man den beschlosse- Die Kommunen können hier Vorreiter sein. der diese „stummen“ Interessen im Dis- nen Plan am Ende natürlich auch noch. Warum nicht eine Bürgerfragestunde mit kussionsprozess selbst artikulieren. Dann mündlicher Erörterung der Belange vor aber nehmen ihn diejenigen, die sich aktiv Im Gegensatz zu dieser schriftlichen Be- der Verabschiedung des B-Plans? Warum einbringen, oftmals irgendwann als „Geg- teiligung wird dagegen in einer Planfest- nicht die Benennung eines Dritten, etwa ner“ wahr. Der Konflikt um das neue Bau- stellung manchmal mündlich erörtert; einer Abteilung der Rathausverwaltung, gebiet wird auf einmal zwischen Altan- dafür sind die Präklusionsregelungen zur Artikulation „stummer Interessen“? wohnern und Gemeinderat geführt. Dies über den Ausschluss von Einwendungen Warum nicht ein kommunales Mediations- ist der erste Grund dafür, dass die spätere strenger. An der Entwicklung von Schulen verfahren, wenn konträre Interessen un- Entscheidung von mindestens einer Seite sind Eltern und Schüler oder ihre gewähl- mittelbar und heftig aufeinander treffen, nicht akzeptiert wird. ten Vertreter in der Schulversammlung die Beteiligten aber gleichermaßen durch- unmittelbar mitbeteiligt. Manche Städte setzungsfähig sind? Eine dort gefundene Fehlende Akzeptanz der Entscheidungen beteiligen über „Bürgerhaushalte“ an der einvernehmliche Lösung muss dann natür- hat noch einen weiteren Grund, der tie- Haushalts- und Finanzplanung, aber in lich aber auch übernommen werden. Es ist fer geht. Wer selbst betroffen ist, muss ganz unterschiedlichen Formen. Langfris- zunehmend viel zu tun in diesem Bereich, nicht unbefangen sein. Er darf sich äu- tige Beteiligung an der Stadtentwicklung auch von staatlicher Seite. Und die weitere ßern, auch wenn er selbst nicht mitent in Workshops und Tagungen kommt vor, Entwicklung bleibt abzuwarten. scheiden dürfte. Daher kann er nur an- sei es stadtweit, sei es in Stadtteilkonfe- gehört werden, nicht zwingend erhört, renzen. Und in allen Bereichen gibt es die wie ein grüner Ministerpräsident zutref- traditionelle Mitwirkung über die Parteien fenderweise gesagt hat. Dies sehen Bür- und Wählergemeinschaften, deren Auf- ger nach meinem Eindruck zunehmend gabe es ja gerade ist, „an der politischen anders. Sie scheinen vermehrt zu erwar- Willensbildung des Volkes mitzuwirken“. ten, dass die eigenen Interessen eins zu Diese Vielfalt, die unterschiedlichen Aus- eins umgesetzt werden. Dass „die an- gestaltungen, das fehlende Wissen und dere Seite“ mit genauso guten Grün- manchmal auch psychische Hemmschwel- den ebenfalls Recht haben könnte und len schrecken dann doch viele Menschen daher ein Ausgleich vonnöten ist, wird davon ab, sich einzubringen und ihre Inte- möglicherweise nicht mehr immer ak- ressen zu artikulieren. zeptiert. Verantwortlich gemacht für das empfundene Unterliegen wird dann der Eine funktionierende Bürgerbeteiligung Entscheider. „Die Politiker sind schuld“ – einschließlich der Akzeptanz der Ent- und jene Bürger, die dies meinen, sind scheidungen – setzt demnach voraus, dass für zukünftige Beteiligung verloren. alle Betroffenen die Möglichkeiten ihrer Beteiligung, aber auch die Grenzen ihres Ein dritter Grund für fehlende Akzeptanz Einflusses, kennen. Diese – dauernde – Bil- der Entscheidung mag die Vielfalt der Be- dungsaufgabe muss der Staat in Schulen teiligungsmöglichkeiten sein. Nahezu für und öffentlicher Diskussion, müssen en- jedes staatliche Verfahren sieht das Recht gagierte Bürgerinnen und Bürger, müs- heute Formen der Bürgerbeteiligung vor, sen die Parteien leisten. Auf rechtlicher aber jeweils unterschiedliche. Bei der Auf- Ebene sollten die so unterschiedlichen stellung eines Bebauungsplans werden Beteiligungsverfahren vereinfacht und Dialog 13
Forum Lehrmeister Wald – uralt und unsagbar weise Von Psychologie, Bäumen und unserem und Stärken. Wenn wir versuchen, jedem Miteinander …: Schon immer sind die Einzelnen mit Respekt zu begegnen, was Menschen eng mit dem Wald und den auch immer seine Geschichte und seine Bäumen verbunden. Der Wald ist Kraft- Lage ist, schaffen wir eine hilfreiche Basis quelle, Zuflucht, ein Ort, an dem man sich für unser Miteinander. sortieren, beruhigen und auftanken kann. „Wer mag ohne den Trost der Bäume le- Wurzeln sind wichtig für die Standfestig- ben“, so Günter Eich und Hermann Hesse keit. Bäume müssen die richtige Balance schrieb: „Bäume sind Heiligtümer. Wer zwischen Krone und Wurzel haben. Ein mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzu- Baum mit großer Krone und wenig Wur- Prof. Dr. Gunda Rosenauer hören weiß, der erfährt die Wahrheit“. Als zeln wird womöglich bei Wind und Sturm Erziehungswissenschaftlerin und Försterin umgerissen. Wurzeln und Krone müssen Erziehungswissenschaftlerin und lehrt bin ich immer wieder fasziniert von den ausgeglichen wachsen, um stürmischen an der Fakultät II Sozialwissenschaften, Parallelen zwischen Bäumen und Men- Zeiten Stand zu halten. Auch für uns Arbeits- und Selbstorganisation sowie schen und was wir für das menschliche Menschen ist es wichtig, gut verwurzelt Rhetorik und war früher als Försterin Miteinander von Ihnen lernen können. zu sein, um standhaft bleiben zu kön- tätig. nen bei den Anforderungen des Lebens. Es beginnt mit dem Untergrund, auf dem Eine übergroße „Krone“ – ein sehr nach die Bäume stehen, der vieles entscheidet. außen orientiertes Leben – ist langfristig Das Wachstum der Bäume ist abhängig meist nicht haltbar ohne eine stabile Ba- vom Standort. Manche Bäume haben sis, die schützt und auch bei Gegenwind reichlich Feuchtigkeit, nährstoffreichen und Stress trägt und hält. Sich seiner Wur- Boden, genügend Platz und keine Bedrän- zeln und seiner Kraftquellen bewusst zu Glaube mir, ger und können so große dicke Bäume sein und sie zu pflegen ist eine wichtige werden. Andere Bäume müssen mit ganz Grundlage für die Bewältigung der He denn ich habe es erfahren, kargem Boden zurechtkommen, bis hin rausforderungen des Alltags. Du wirst mehr zur Felswand, an der Bäumchen wachsen in den Wäldern finden mit fast nichts als einem bisschen Erde. Sie Die Natur lehrt uns Geduld. Ziehen wir können niemals so groß und dick werden, an einem kleinen Bäumchen, machen wir als in den Büchern; haben aber dafür oft eine ganz besondere es kaputt. Wir müssen warten, wie es Bäume und Steine Wuchsform und beeindrucken durch ihre wächst – bis aus einer kleinen Eichel eine Zähigkeit und Stärke, die allen Unbilden große, beeindruckende Eiche wird. Auch werden Dich lehren, trotzt. Ähnlich ist es bei Menschen: Man- im Leben braucht alles seine Zeit. Wir kön- was du von keinem che erleben „Milch und Honig“, wenn sie nen von der Natur lernen, dass Geduld ein Lehrmeister hörst. aufwachsen, Liebe, Zuwendung, Sicher- wichtiger Wegbegleiter ist. Manchmal heit und Förderung. Andere müssen mit gibt man viel Energie in ein Projekt und (Bernhard von Clairvaux) sehr wenig zurechtkommen und wachsen es will dennoch nicht klappen. „Gießt“ unter großen Schwierigkeiten und harten man es geduldig, dann wächst es mitun- Bedingungen auf. Bei der Begegnung mit ter doch noch und wird sehr erfolgreich. unseren Mitmenschen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass jede und jeder mit Die Natur ist grundsätzlich großzügig, ganz verschiedenen Voraussetzungen und sie fragt nicht, ob „es sich rechnet“ – sie Lebenssituationen gestartet ist und bis bringt Fülle und Überfluss. Von einer al- jetzt gelebt hat. Dadurch unterscheiden ten Eiche fallen bis zu 40.000 Eicheln bei wir uns in unseren Kräften, Fähigkeiten einer Mast herunter, das ist viel mehr als 14 Dialog
„nötig“ wäre. Ein alter Forstspruch lautet: flexibel. Wenn sich um sie herum etwas gehalten? Die Baumarten unterscheiden „Die Natur klotzt und kleckert nicht.“ Es verändert, es beispielsweise mehr Platz sich darin, in welcher Gemeinschaft sie ist die Fülle der Natur, die immer wieder gibt, reagieren sie mit Wachstum zum besonders gut gedeihen – und das ist bei begeistert, alles ist im Überfluss da. Wenn Licht, die Kronen weiten sich aus. Auch uns Menschen nicht anders. Manche sind möglich, sollten auch wir großzügig sein das können wir von den Bäumen lernen: eher wie die Eiche, eine Lichtbaumart, und in der Fülle geben und leben. Stets, egal in welchem Alter, flexibel und sie braucht Freiraum, um sich gut entwi- offen zu bleiben für Wachstum und Ent- ckeln zu können. Andere sind eher wie In der Natur sind Aktion und Kontem- wicklung. Gerade im Umgang mit jungen die Hainbuche oder die Tanne (Schatten- plation in Balance. Im Frühling brechen Menschen ist es immer wieder eine Freu- baumarten), sie ertragen lange Schatten die Knospen auf, im Sommer stehen die de, von und mit ihnen Neues zu lernen und Schutz, brauchen ihn sogar, um gut Bäume in voller Pracht, im Herbst trennen und Gewohntes in Frage zu stellen, zu wachsen zu können. Es gibt Baumarten, sie sich von ihren Blättern und im Winter überprüfen, zu erweitern und zu entwi- die besonders anspruchsvoll sind, wie die ziehen sie sich ganz zurück. Wir können ckeln, wie beispielsweise unsere Lehrin- Pappel, die sehr viel Wasser braucht, und aus dem Rhythmus der Natur, wenn wir halte oder Lehrmethoden. genauso gibt es Menschen, die viel Auf- ihn auf unser Leben übertragen, Kraft merksamkeit und Kraft brauchen. Andere schöpfen. Es gibt Zeiten im Leben mit Bäume leben einzeln und doch in Gemein- sind unkompliziert und kommen überall neuen Ideen und Projekten, Zeiten des schaft. Jeder Baum steht für sich, aber die klar wie die Birke, die beinahe auf jedem Aufbruchs und des Neubeginns, entspre- Bäume in seiner Nachbarschaft bestimmen Standort zurechtkommt und sehr belast- chend dem Frühling – Zeiten, um die Fül- mit darüber, wie er sich entwickeln kann. bar ist. Wie ist es mit den Menschen in le zu genießen, wie im Sommer – dann Bekommen Bäume nicht genügend Licht unserer Umgebung, gerade auch den uns auch wieder Zeiten, um sich von etwas zu oder werden sie von wuchskräftigeren anvertrauten Studierenden, was brauchen trennen, etwas loszulassen, wie die Blät- Bäumen überwachsen, können sie nicht sie, welche „Bedingungen“ würden ihnen ter im Herbst. Und regelmäßig brauchen mithalten und führen ein „Schatten-Da- gut tun und ihr Wachstum fördern? wir auch Zeiten, um uns ganz zurückzu- sein“ fernab ihrer Möglichkeiten. Auch für ziehen, wie im Winter und uns neu zu uns Menschen ist die Gemeinschaft wich- Ein Baum kann nur die Früchte tragen, ordnen und neue Ideen zu überlegen, um tig. „Leben wie ein Baum, einzeln und frei die zu ihm passen. Eine Eiche kann kei- dann wieder „aufzubrechen“ mit neuen und doch brüderlich wie ein Wald, das ist ne Bucheckern haben, eine Fichte keine Impulsen und neuer Kraft. unsere Sehnsucht“ (Nazim Hikmet). Leben Äpfel. Auch Menschen können nur die wir in guter Gemeinschaft, werden wir Früchte tragen, die zu ihnen passen. Ma- Bäume erneuern sich ständig, sie wach- gefördert, haben wir Raum, um zu wach- chen sie etwas anderes, strengt es sie sehr sen, bis sie sterben. Bäume bleiben immer sen oder werden wir eher „im Schatten“ an, kostet viel Kraft und gelingt oft nicht. Dialog 15
Hochschule Die eigenen, passenden „Früchte“ zu tra- gen bedeutet, seine individuellen Fähig- keiten und sein Wissen einzubringen. Das zu geben, was wir können, bringt oft das beglückende Gefühl, am richtigen Platz zu sein, weil wir das tun, was uns liegt und worin wir deshalb auch besonders gut sind. Jeder bringt hervor, was ihm mög- lich ist und kann sich getragen wissen in einer Gemeinschaft, die alle Einseitigkeit ergänzt. Jeder Baum ist verschieden, die Diversi- tät macht unsere Wälder zu besonderen Orten. Jeder Baum ist wertvoll, der ver- krüppelte, der abgestorbene genauso wie der kleine, der große. Förster wissen, dass Wälder mit starken Strukturunterschieden am stabilsten sind. Auch die Menschen sind in ihren Unterschieden wertvoll und es könnte ein lebenslanges Ziel sein, die Verschiedenheit zu feiern. Wir kommen oft an unsere Grenzen, wenn Menschen ganz anders sind als die eigenen Vorstel- lungen und Werte. Wobei für jeden etwas anderes schwierig ist. Seine eigenen Gren- zen zu kennen, ist dabei sehr förderlich, genau wie die Grundannahme, dass jeder nach seinen Möglichkeiten sein Bestes gibt: „Der innerste Kern der menschlichen Natur, die am tiefsten liegenden Schich- ten seiner Persönlichkeit, die Grundlage seiner […] Natur ist von Grund aus positiv – von Grund auf sozial, vorwärtsgerichtet, rational und realistisch.“ (Carl Rogers). Förderer der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart Rechenzentrum Region Stuttgart GmbH 16 Dialog
Hochschule Rekordzahl: Die HVF verabschiedet 416 erfolgreiche Bachelor-Absolventen Tolle Stimmung – auch durch die Band nen und Studenten aus dem Studiengang rin. Sie verwies zudem auf die Lasten der „Dizzy Bee“ – ein voller Festsaal, viele allgemeinen Finanzverwaltung und 50 Hochschule, die mit den stark steigenden glückliche und lachende Gesichter sowie Studierende aus dem Studiengang Ren- Studierendenzahlen einhergehen. Hierbei Prominenz aus der Verwaltung. Dieses tenversicherung den akademischen Grad bedankte sie sich bei der Oberfinanzdi- Bild prägte den Nachmittag des 30. Sep- „Bachelor of Laws“ verliehen. rektion Karlsruhe und dem Ministerium tember 2015 im Theatersaal des Forums Die Bachelorfeier verlief ausgesprochen für Finanzen und Wirtschaft für deren tat- am Schlosspark in Ludwigsburg. An je- harmonisch und fröhlich. So hob Prorek- kräftige Unterstützung. In diesem Zusam- nem Mittwoch feierte die Hochschule torin, Prof. Margarete Berndt in ihrer Be- menhang lobte sie besonders das große für öffentliche Verwaltung und Finanzen grüßungsansprache auch den großen Zu- Engagement der Kanzlerin Ingrid Dunkel, den erfolgreichen Bachelorabschluss von sammenhalt während der Hochschulkrise durch deren Unterstützung es gelang, das 416 Absolventen aus den Studiengängen zwischen Professorenschaft, Verwaltung Bleyle-Areal rechtzeitig zum Winterse- Steuerverwaltung, allgemeine Finanzver- und Studentenschaft hervor. „Nur durch mester 2015 fertigzustellen. waltung und Rentenversicherung und ver- diesen großen Zusammenhalt innerhalb abschiedete diese ins Berufsleben. der Hochschule und die Unterstützung Herr Ministerialdirigent Prof. Dr. Michael durch das Wissenschaftsministerium Schmitt, Abteilungsleiter für den Bereich In diesem Jahr erhielten 324 Studierende konnte die Hochschulkrise erfolgreich Steuern im Ministerium für Finanzen und aus der Steuerverwaltung, 42 Studentin- überwunden werden“, so die Prorekto- Wirtschaft, hob in seinem Grußwort ins- Dialog 17
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