Wasser - Evonik Elements Magazin

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Wasser - Evonik Elements Magazin
DAS MAGAZIN

                 Wasser

                                                          3/2017
       WEM GEHÖRT DAS WASSER? WO FEHLT ES?
     WEN BEDROHT ES? WESSEN LEBEN BESTIMMT ES?
     WIE GELINGT DER ZUGANG FÜR ALLE MENSCHEN?
                 WER HAT NEUE IDEEN?
              VON DEM NEW YORKER FOTOGRAFENKOLLEKTIV BIWA STAMMT DIESES WERK AUS DER REIHE „NATURGEWALT DES WASSERS“
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                                                                                                       Sie
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                                                                                                          »Wasser spendet
                                                                                                          Leben, aber es
                                                                                                          vernichtet auch.«                                                    Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                                                                                                                               zwei aktuelle Bilder beweisen die Macht des Wassers. Eines
                                                                                                                                                                               zeigt Zerstörung, ein anderes Wachstum. Wir sehen einmal, wie
                                                                                                                                                                               Hurrikan „Harvey“ Houston, die viertgrößte Stadt der USA, mit
                                                                                                                                                                               Starkregen unter Wasser setzt und Schäden in Milliardenhöhe
                                                                                                                                                                               verursacht. Ein anderes Mal sehen wir die Atacama-­Wüste, eine
                                                                                                                                                                               der trockensten Landschaften der Erde, in der oft über Jahr-
                                                                                                                                                                               zehnte kein einziger Regentropfen fällt. Plötzlich blüht sie in
                                                                                                                                                                               sattem Violett bis zum Fuß der Anden, nachdem Regenfälle über
                                                                                                                                                                               Stein, Sand und Geröll niedergegangen sind.

                                                                                                                                                                                   Es ist die Bandbreite, die wir mit dem Element Wasser
                                                                                                                                                                               verbinden: Es spendet Leben, aber es vernichtet auch. Diese
                                                                                                          Wasser lässt selbst die extrem trockene                              Bandbreite spiegeln die Beiträge dieser Ausgabe des Evonik-­
                                                                                                          Acatama-Wüste erblühen.                                              Magazins. Eine Reportage aus Indien analysiert die beiden
                                                                                                                                                                               gewaltigen Probleme Wassermangel und Wasserverschmutzung
                                                                                                                                                                               – und zeigt Lösungen, wie sich die Versorgung mit sauberem
                                                                                                                                                                               Wasser verbessern oder überhaupt erst herstellen lässt (Seite 14).
                                                                                                                                                                               Über zu wenig Wasser haben sich die Niederlande nie beklagen
                                                                                                                                                                               können – im Gegenteil. Aus Sturmfluten und Überschwem-
                                                                                                                                                                               mungen haben sie ihre Schlüsse gezogen. Die dort entwickelten
                                                                                                                                                                               Ideen, mit dem Wasser zu leben, klingen faszinierend bis fan-
                                                                                                                                                                               tastisch – und sind gerade deshalb oft V­ orbild für andere Länder
                                                                                                                                                                               (Seite 30).

                                                                                                                                                                                  Wie schnell man beim Thema Wasser in die Kritik gerät,
                                                                                                                                                                               weiß man wohl nirgendwo besser als bei Nestlé. Der Leiter
                                                                                                                                                                               Public Affairs des Schweizer Unternehmens, Achim Drewes,
                                                                                                                                                                               diskutiert mit Benjamin Adrion, dem Gründer der Organisa­tion
                                                                                                                                                                               Viva con Aqua, darüber, wem das Wasser gehört (Seite 40).
                                                                                                                                                                               Eine Frage, deren Folgen für die Weltpolitik Martin Keulertz,
                                                                                                                                                                               Assistenzprofessor an der American University in Beirut, unter-
Titel-Künstler: BIWA/Gallerystock | Fotos: Seite 2–3: istockphoto, BIWA/GAllerystock, Alamy Stock Photo

                                                                                                                                                                               sucht. So provokativ die Überschrift seines Essays „Krieg ums
                                                                                                                                                                               Wasser?“ klingt: Keulertz sieht Chancen für Koope­rationen
                                                                                                                                                                               sogar zwischen Staaten, die sich bislang feindselig gegenüber-
                                                                                                                                                                               stehen (Seite 18). Das macht Mut, ebenso wie die Projekte von
                                                                                                                                                                               Manfred Wilhelm, Professor für Polymerchemie am KIT: Mit
                                                                                                                                                                               seinen Studenten tüftelt er an neuen Modellen, um mit Super-
                                                                                                                                                                               absorbern Meerwasser zu entsalzen oder Abwasser von Schwer-
                                                                                                                                                                               metallen zu befreien. Was Wilhelm antreibt: Er will beweisen,
                                                                                                                                                                               dass etwas funktioniert (Seite 46).

                                                                                                                                                                                   Evonik gibt bisher zwei Magazine heraus, die sich über-
                                                                                                                                                                               wiegend an Menschen außerhalb des Unternehmens richten:
                                                                                                                                                                               elements berichtet vor allem über Projekte aus der Forschung
                                                                                                                                                                               und Entwicklung des Konzerns, das Evonik-Magazin beleuchtet
                                                                                                                                                                               ein gesellschaftliches Schwerpunktthema von vielen Seiten und
                                                                                                                                                                               aus unterschiedlichen Perspektiven. Ab dem kommenden Jahr
                                                                                                                                                                               wollen wir das Beste aus beiden Magazinen verschmelzen
                                                                                                                                                                               – und gleichzeitig etwas ganz Neues schaffen: Das Magazin der
                                                                                                                                                                               Zukunft wird den eingeführten Namen elements tragen, zu-
                                                                                                                                                                               sätzlich aber das enthalten, was die Leser am Evonik-Magazin
                                                                                                                                                                               schätzen. Lassen Sie sich überraschen!

                                                                                                                                                                               Christof Endruweit, Chefredakteur

                                                                                                                                                    3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
Wasser - Evonik Elements Magazin
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                                                     definition

                              Was ser
    Impressum

      Herausgeber

                              HERKUNFT Das Wort „Wasser“ entstand
  Evonik Industries AG
     Christian Schmid
Rellinghauser Straße 1–11

                              aus dem althochdeutschen „wazzar“,
       45128 Essen

      Objektleitung
      Matthias Ruch

 Beratung und Konzept
   Manfred Bissinger          was das Feuchte, Fließende bedeutet
                              TYPISCHE VERBINDUNGEN Wasserstoff,
     Chefredaktion
    Christof Endruweit
       (V. i. S. d. P.)

                              Trinkwasser, Süßwasser, Salz-
       Redaktion
 Adrian Geiges (Leitung)
      Nicolas Garz,

                              wasser, Hochwasser, Mineralwasser,
  Marcus Müntefering,
  Stephan Siebenbaum,
      Jörg Wagner

                              Abwasser, Wasserleitung,
    Chef vom Dienst
       Inga Borg

         Autoren
   Christoph Bauer, Eva
 Bolhoefer, Karolina Föst,
   Ursula Jäger, Martin
  Keulertz, Uwe Killing,
                              Wasserverschmutzung
                              SYNONYME Nass, H2O, Quelle,
  Jürgen Kremb, Beatriz
 Miranda, Usha Munshi,
   Nadine Nösler, Tom
  Rademacher, Andrzej
   Rybak, Thilo Thielke

Bildredaktion und Layout
   C3 Creative Code and
                              Brunnen, Sprudel
                              ANTONYME Trockenheit, Feuer
   Content GmbH Berlin

 Agentur und Anschrift
      der Redaktion
  BISSINGER[+] GmbH
       Medien und
     Kommunikation
      An der Alster 1
                              (literarisch)
     20099 Hamburg
  info@bissingerplus.de
                              GEBRAUCH
                              ALLGEMEIN: farb- und geruchlose
        Druck
     Neef+Stumme
    premium printing
       Wittingen

         Copyright
    © 2017 by Evonik
   Industries AG, Essen.
                              Flüssigkeit
                              CHEMIE: Verbindung aus den Elementen
    Nachdruck nur mit
Genehmigung der Agentur.
   Der Inhalt gibt nicht in
jedem Fall die Meinung des

                              Sauerstoff und Wasserstoff
   Herausgebers wieder.

      Fragen zum
    Evonik-Magazin
         Telefon:

                              GEOGRAFIE: Inhalt von Flüssen, Seen
   +49 201 177-3152
E-Mail: evonik-magazin@
       evonik.com

                              und Meeren
         Telefax:
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  Der Bezug des Evonik-
  Magazins ist kostenlos.

                              HANDEL: Mineralwasser
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                                       3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
Wasser - Evonik Elements Magazin
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                                                                                                                                                                                                            i n h a lt

                                                                                                                                                                                                                    menschen und werte
Fotos: Miquel Gonzalez, Wolf Heider-Sawall/laif, Sushavan Nandy/NurPhoto/ddp images, imago, WaterAid | Illustration: C3 Visual Lab

                                                                                                                                                                                                               8 Porträts
                                                                                                                                                                                                                 Von der Bierbrauerin bis zur Freitaucherin –
                                                                                                                                                                                                                 mit Wasser kann man auf ganz unterschiedliche
                                                                                                                                                                                                                 Weise zu tun haben.

                                                                                                                                                                                                             14 Fallstudie
                                                                                                                                                                                                                Beispiel Indien: die Probleme bei der Trinkwassser-
                                                                                                                                                                                                                versorgung, ihre Ursachen und Lösungen.

                                                                                                                                                                                                             18 Essay
                                                                                                                                                                                                                Wird es Krieg ums Wasser geben? Martin Keulertz,
                                                                                                                                                                                                                Assistenzprofessor in Beirut, ist Experte fürs Thema.

                                                                                                                                                                                                             20 Bildstrecke
                                                                                                                                                                                                                Heiliges Bad und moderne Technik – faszinierende Aufnahmen
                                                                                                                                                                                                                von der Quelle des Lebens.

                                                                                                                                                                                                                    wirtschaft und
                                                                                                                                                                                                                    gesellschaft
                                                                                                                                                                                                             30 Reportage
                                                                                                                                                                                                                Steigende Meeresspiegel bedrohen die Niederländer – doch sie
                                                                                                                                                                                                                sehen darin eine Chance.

                                                                                                                                     »Es geht darum, mit dem                                                 36 Historie
                                                                                                                                     Rohstoff Altplastik nachhaltige                                            Das alte Ägypten verdankte dem Nil seinen Aufstieg zur
                                                                                                                                                                                                                Weltmacht. Eine Spurensuche vor Ort heute.
                                                                                                                                     bauliche Lösungen auf dem
                                                                                                                                     Wasser umzusetzen.«                                                     38 Report
                                                                                                                                                                                                                Wie ein geschmackloses Getränk zum Kult wurde.
                                                                                                                                     Der Rotterdamer Architekt Ramon Knoester steht mit seinen
                                                                                                                                     innovativen Ideen für das, was die Niederlande umtreibt:                40 Streitgespräch
                                                                                                                                     auf Umweltgefahren und steigende Meeresspiegel mit Lösungen                Wem gehört das Wasser? Benjamin Adrion von Viva con Agua
                                                                                                                                     zu reagieren, welche die Lage des Landes am Wasser positiv                 und Achim Drewes von Nestlé diskutieren.
                                                                                                                                     nutzbar machen. Ab Seite 30

                                                                                                                                                                                                                    forschung und
                                                                                                                                                                                                                    technologie
                                                                                                                                                                                                             46 Wissenschaft
                                                                                                                                                                                                                Superabsorber sorgen für trockene Babypopos. Bald auch
                                                                                                                                                                                                                für trinkbares Meerwasser?

                                                                                                                                                                                                             50 Reportage
                                                                                                                                                                                                                Singapur: Regenwasser nutzen, Meerwasser
                                                                                                                                                                                                                entsalzen, Staudämme bauen und Kanäle
                                                                                                                                                                                                                verlegen – der Stadtstaat ist
                                                                                                                                                                                                                ein Musterbeispiel dafür, wie
                                                                                                                                                                                                                man die Probleme der
                                                                                                                                                                                                                Zukunft löst.

                                                                                                                                     Standards
                                                                                                                                     03   Editorial
                                                                                                                                     04   Definition / Impressum
                                                                                                                                     06   Facts + Figures: Menschen und Werte
                                                                                                                                     28   Facts + Figures: Wirtschaft und Gesellschaft
                                                                                                                                     44   Facts + Figures: Forschung und Technologie
                                                                                                                                     54   Berührungspunkt

                                                                                                                                                                                           3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
Wasser - Evonik Elements Magazin
menschen und werte

    Facts + Figures                                                                                                                  Wasser ist
                                                                                                                                     ihr wichtigstes
                                                                                                                                     Instru­ment:
                                                                                                                                     Frauen von der
3 fr agen an                                                                                                                         südpazifischen
                                                                                                                                     Inselgruppe
Sigrid Lüber                                                                                                                         Vanuatu
»Jeder sollte seinen

                                                                                                                                                             Fotos: Sarah Doyle, Niday Picture Library/Alamy Stock Photo, ullstein bild, The LIFE Picture Collection/Getty Images, Jeremy Horner/Alamy Stock Photo, Patrick Temme Photographie, Thomas Faehnrich | Illustration: dpa Infografik, C3 Visual Lab
Beitrag leisten«

1    Welche wichti-
     gen ­Ergebnisse
hat die UN-­
                         muss gerade beim
                         Plastikproblem um­
                         gehend und rigoros
Ozeankonferenz           gehandelt werden.
gebracht?
Die Konferenz for­
derte einstimmig ein
besseres Ressourcen­
                         3  Wie schätzen
                            Sie die Erfolgs-
                         chancen für die
management,              Zukunft ein?
­Abfallvermeidung        Die Konferenz kann
 und eine signifi­       ein Game-Changer
 kante Reduktion der     sein. Aber nur, wenn
 Plastik­nutzung.        konkrete Taten fol­
 Zudem wurden über       gen und jeder seinen
 1.300 Selbstver­
 pflichtungen zu kon­
                         Beitrag leistet: die
                         Regierungen mit kla­
                                                                      Die magische Wassermusik
 kreten, messbaren
 Aktionen eingereicht.
                         ren Aktionsplänen,
                         die Privatwirtschaft
                                                                            von Vanuatu
                         mit verpflichtenden

2    Was ist die zen­
     trale Heraus-
forderung für die
                         Reduktionsplänen
                         und jeder Einzelne,
                         indem er weniger
                                                Wasser spielt im kultu-
                                                rellen Leben der Bewohner
                                                                                       den. Die Lieder heißen „Das
                                                                                       Geräusch des Donners“,
                                                                                                                           ein Spektakel für die Ohren,
                                                                                                                           sondern auch für die Augen:
                                                von Vanuatu eine ganz                  „Wasserfall“ oder „Wellen,          durch die anmutige Art und
nächsten Jahre?          Müll produziert.
                                                besondere Rolle. Denn auf              die an das Riff schlagen“.          Weise, wie die Frauen sich
Eine große Heraus­
forderung ist der        Sigrid Lüber           der abgelegenen südpazifi-             Zentral für die Wassermu-           im Wasser bewegen und mit
Faktor Zeit. Plastik     ist Präsidentin der    schen Inselgruppe nut-                 sik ist das Zusammenspiel           der Natur eins zu werden
                         Nichtregierungs­       zen die Frauen seit vielen             von Körper und Wasser.              scheinen.
wird meistens einma­     organisation Ocean­
lig verwendet, hält      care. Als Sonder­
                                                Generationen Wasser als                Die Frauen stehen in ihren
jedoch ewig. 2050        gesandte nahm sie an   Percussion-Instrument. In              traditionellen, aus Blumen          Ursprünglich war die
könnte es daher          der ersten UN-         ihrer „magischen Wasser-               und Blättern gefertigten            Ëtëtung ein kultureller
laut Prognose mehr       Ozean­konferenz in     musik“ spiegelt sich ihre              Kleidern bis zur Taille im          Ausdruck des Volks von
­Plastik als Fisch im    New York vom 5. bis
                                                mehr als tausend Jahre alte            Wasser. Die rechte Hand             Vanuatu. Heute ist sie vor
 Meer geben. Deshalb     9. Juni 2017 teil.
                                                Geschichte.                            gibt den Rhythmus vor, die          allem eine sehr beliebte
                                                                                       linke schlägt die Seeober-          Touristenattraktion. Seit

22.
                                                Ihre Musik handelt vom                 fläche im Takt. Das laute           2008 fördert die lokale
                                                traditionellen Alltag auf              Klatschen, Wirbeln und              Kulturorganisation Lewe-
                                                Vanuatu, der sich rund ums             Umherspritzen des Wassers           ton Cultural Village tägliche
                                                Wasser abspielt. Rhyth-                erzeugt dabei ein beein-            Liveshows der magischen
                                                mus und Klänge sind dem                druckendes Klangbild. Die           Wassermusik auf den Inseln
                                                Geräusch schwimmender                  Ëtëtung („Wassermusik“            Mere Lava und Gaua.
                                                Fische oder dem Prasseln               in Mwelap, der regionalen           www.youtube.com/
                                                des Regens nachempfun-                 Sprache) ist aber nicht nur         watch?v=UMFazztdbAI

März ist der Weltwassertag.                     Sauberes Wasser
                                                                                               Ökonomisch
                                                                                               Ökonomisch sich
                                                                                               Ökonomisch   sich entwickelnde Staaten
                                                                                                             sichentwickelnde
                                                                                                                  entwickelndeStaaten
                                                                                                                               Staaten
                                                                                               Angaben
                                                                                               Angaben in
                                                                                                       in Prozent/Gesamtbevölkerung   in
                                                                                                                                      in Tausend
Er wurde in der Agenda 21 der                   weiter verbreitet
                                                                                               Bevölkerung in Tausend/Anteil mit Wasserzugang
                                                                                                          Prozent/Gesamtbevölkerung      Tausendin Prozent
UN-Konferenz für Umwelt und                                                                    1990
                                                                                              1990
                                                                                              1990
                                                                                                      4.147.024
                                                                                                      4.147.024
                                                                                                                                       70
                                                                                                                                       70
                                                                                                                                       70
                                                Deutlich gestiegen Immer mehr
Entwicklung (UNCED) in Rio de                   Menschen kommen in den Genuss
                                                                                              2015
                                                                                              2015
                                                                                              2015
                                                                                                      6.032.677
                                                                                                      6.032.677
                                                                                                                                                89
                                                                                                                                                89
                                                                                                                                                 89

Janeiro vorgeschlagen und von                   sauberen Wassers. Selbst in be­
                                                                                               Am wenigsten
                                                                                               Am wenigstenökonomisch
                                                                                                  wenigsten    ökonomischentwickelte
                                                                                                              ökonomisch  entwickelte
                                                                                                                         entwickelte  Staaten
                                                                                                                                        Staaten
                                                                                                                                      Staaten
der UN-Generalversammlung in                    sonders armen Ländern stieg der
                                                Bevölkerungsanteil mit Wasserzu­
                                                                                               Bevölkerung
                                                                                               Angaben
                                                                                               Angaben in  in Tausend/Anteil mit Wasserzugang
                                                                                                       in Prozent/Gesamtbevölkerung
                                                                                                          Prozent/Gesamtbevölkerung  in Tausendin Prozent
                                                                                                                                     in Tausend
einer Resolution am 22. Dezem-                  gang von 51 auf 69 Prozent.                   1990
                                                                                              1990
                                                                                              1990
                                                                                                      509.191
                                                                                                      509.191
                                                                                                                              51
                                                                                                                               51
                                                                                                                              51
ber 1992 beschlossen.                           Quelle: WHO, Unicef                           2015
                                                                                              2015
                                                                                              2015
                                                                                                      939.932
                                                                                                      939.932
                                                                                                                                      69
                                                                                                                                       69
                                                                                                                                      69

                                                      3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
Wasser - Evonik Elements Magazin
7
                                                           menschen und werte
                                                               facts+figures

d e s wa s s e r s m ach t      Diese Kinder

Gewal­tige
                                in Äthiopi-
                                en sind mit

 ­Fluten
                                frischem
                                Wasser aus
                                neu errichte-
                                ten ­Brunnen
                                versorgt.

Zweite Marcellusflut an
der Nordseeküste
Innerhalb von nur
zwei Tagen begrub die
Sturmflut ganze Dörfer
im Meer.

                                    STIFTUNG BAUT
Flutkatastrophe am Gel­
ben Fluss (China) 1887
Eine Flutwelle mit
verheerenden Folgen:
Schätzungen gehen

                                       BRUNNEN
von 900.000 bis zwei
Mil­lio­nen Opfern aus.

                                                Was muss es für                                       ist nur eine Seite des   Suche nach einer

                                                                                     5
                                                ein Gefühl sein, zum                                  Problems. Die andere     geeigneten Stelle
Flutkatastrophe am                              ersten Mal im Leben                                   sind fehlende Sanitär­   über die Bohrung bis
Jangtse (China) 1931
                                                sauberes Wasser zu                                    anlagen. 90 Prozent      hin zur Installation
Mehrere Flutwellen tö­
ten geschätzt über eine                         trinken? Ohne Angst                 Gründe            der Fäkalien und         der Pumpe. Neven
Million Menschen.                               zu haben, davon                       für             Abfälle landen in        Subotic übernimmt
                                                krank zu werden?                                      Flüssen – denselben,     dabei die gesamten
                             Viele Menschen     Ohne sechs Kilome­
                                                                             Afrikas Wassernot
                                                                                                      aus denen die Men­       Verwaltungs- und
                                                ter weit laufen zu                                    schen ihr tägliches      Reisekosten.
                             in Äthiopien       müssen, zu einem                                      Trinkwasser holen.
                             haben keinen       Wasserloch, aus dem                    1                                       Mehr noch: Er und
                                                                             Starkes Bevölkerungs-
                             Zugang zu          auch Tiere trinken?
                                                                             wachstum erhöht den
                                                                                                      Die Stiftung errich­     sein Team nutzen
                             Wasser oder        Die Neven-Subotic-                Verbrauch.
                                                                                                      tet auch Latrinen.       jede Gelegenheit,
                                                Stiftung schenkt                                      113 Brunnen, 57 da­      um Wasserwissen
                             Sanitäranlagen.    Menschen in Äthio­                                    von mit angeschlos­      weiterzugeben. Sie
Zyklon mit Sturmflut in      Die Neven-         pien dieses Gefühl.                    2              senen Toiletten, sind    laden Kinder und
Ostpakistan 1970                                                               Hohe Wasserver-
Bei der Katastrophe
                             Subotic-Stiftung   Sie baut Brunnen im
                                                                             schmutzung, mangeln-
                                                                                                      seit 2012 in Zusam­      Erwachsene zu einer
                                                Norden des Landes,                                    menarbeit mit einer      „Wasser-Rallye“ ein.
starben zwischen             setzt sich dafür   vor allem an Schulen
                                                                                de Infrastruktur.
                                                                                                      lokalen Organisa­        Ein solch interakti­
300.000 und 500.000          ein, dass sich     und in entlegenen                                     tion entstanden.         ver Parcours steht
Menschen.
                             das langfristig    Dörfern.                               3              Ein Anfang. Neven        im Dortmunder
                                                                               Zu wenig Regen,        Subotic, Fußballprofi    Westfalenpark. Dort
                             ändert.            In Äthiopien haben                 steigende          bei Borussia Dort­       können die Teilneh­
                                                rund 50 Millionen               ­Temperaturen.        mund und Gründer         mer Brunnen bohren,
                                                Menschen – und                                        der Stiftung, sammelt    volle Eimer aus dem
                                                damit die Hälfte                       4              dafür Spenden, ge­       Schacht ziehen und
                                                der Bevölkerung –             Zu viel Wasser wird     meinsam mit einem        20-Liter-Kanister
                                                keinen Zugang zu             für die Landwirtschaft   Team aus Mitarbei­       schleppen. So spüren
                                                sauberem Wasser.                    genutzt.          tern und ehrenamt­       sie, was es bedeu­
Tsunami in Südost­                              Das ist so, als würde                                 lichen Unterstützern.    tet, wenn man nicht
asien 2004                                      in Deutschland jeder
                                                Zweite aus Flüssen
                                                                                       5              10.500 € kostet der
                                                                                                      Bau eines Brunnens.
                                                                                                                               einfach nur den
                                                                                                                               Wasserhahn aufdre­
Rund 230.000 Tote in                                                         Schlechte Regierungs-
Indonesien, Thailand und                        oder Seen trinken              führung, korrupte      Er dauert 15 Monate,     hen muss, um seinen
vielen anderen Ländern.                         müssen. Doch das                Wasserbetriebe.       angefangen von der       Durst zu stillen.

                                                    3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                               »Am Ende ist es
                                                immer wieder
                                                  die Magie
                                                 der Tiefe, die
                                                mich am Meer
                                                  anzieht.«

                                                                  Foto: Wolf Heider-Sawall/laif

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           MIT ALLEN
                                                               menschen und werte
                                                                    porträts

           WASSERN
         ­GEWASCHEN
   Jeder Mensch braucht Wasser zum Überleben. Aber für einige von
       uns ist es mehr: ein Lebensinhalt, der sie dazu inspiriert,
  Großes zu schaffen. Diese fünf Persönlichkeiten erinnern uns immer
         wieder daran, wie wichtig das kühle Nass für uns ist.

Die Taucherin            Wer kann am längsten      ­ pnoe bedeutet
                                                   A                             Herausforderung          ausrüstung. Schon bald      große Leidenschaft –
                         die Luft anhalten? Anna   Atemstillstand: Die           für den Körper. Wer      merkte sie aber, dass       beruflich mag sie es
    Normales Tauchen     von Boettichers Rekord    Taucher nehmen vor            zu schnell nach          sie eine größere Her-       jedoch ruhiger. Die
ist ihr nicht genug –    liegt bei sechs Minuten   dem Sprung ins Wasser         oben schwimmt, ris-      ausforderung benötig-       gebürtige Münchnerin
Anna von Boetticher      und zwölf Sekunden        einen kräftigen Atem-         kiert Lähmungen.         te: „Ich wollte einfach     besitzt einen Buch­
sucht die Extreme in     – unter Wasser. Die       zug, der dann für den         Für Anna von Boetti-     wissen, wie viel Luft ich   laden in Berlin. Neben-
den Tiefen des Ozeans.   47-Jährige ist eine der   gesamten Tauchgang            cher gehört das Risiko   habe, wenn in der Tiefe     her bringt sie jungen
                         besten Apnoe-Tau-         ausreichen muss. Denn         dazu. Mit 17 Jahren      etwas schiefgeht“,          Kampfschwimmern der
                         cherinnen der Welt,       sie haben kein Sauer-         tauchte sie zum ersten   sagte sie 2011 in einem     Bundesmarine bei, wie
                         mit 33 deutschen und      stoffgerät dabei – eine       Mal – damals noch ganz   Interview mit der taz.      man unter Wasser die
                         einem Weltrekord.         extreme und riskante          harmlos mit Tauch­       Das Freitauchen ist ihre    Kontrolle behält.

                                                        3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                                                                                                                        hat mir große
                                                                                                                                       Möglichkeiten
                                                                                                                                       gegeben. Dafür
                                                                                                                                         bin ich sehr
                                                                                                                                          dankbar.«
Foto: Karl Braanaas

                      Der Milliardär           Zur Freiheit, zum        Netze auszuwerfen.         Werften, in denen er       der reichsten Männer       tauchen, sondern auch
                                               Abenteuer: Das Leben     Dort entwickelte Røkke     die Schiffe bauen          Norwegens geworden.        Plastikmüll aus dem
                         Mit 18 Jahren stach   auf hoher See zieht      schon früh einen aus-      ließ, kaufte er gleich     Dabei hat er bis heute     Meer fischen kann. In
                      Kjell Inge Røkke auf     Menschen an, die allen   geprägten Geschäfts-       mit.                       nicht vergessen, dass      einem Interview mit der
                      einem Kutter ins Meer.   Zwängen entfliehen       sinn: Sobald er genug      Als Røkke 1990             er diesen Reichtum vor     norwegischen Zeitung
                      Heute ist er einer der   wollen. So wie Kjell     gespart hatte, kaufte      schließlich bei Kværner,   allem dem Meer ver-        Aftenposten erklärte
                      reichsten Norweger       Inge Røkke, der Anfang   er sich einen eigenen      dem damals größten         dankt. Deswegen lässt      Røkke dazu: „Ich will
                      und will das Meer von    der Achtzigerjahre die   Fischkutter. Das Risiko    Konzern des Landes,        er aktuell ein 181 Me-     einen Großteil dessen,
                      Plastik befreien.        Schule abbrach, um auf   ging auf: Bald schon       einstieg, war aus dem      ter langes Schiff bauen,   was ich verdient habe,
                                               einem Fischkutter vor    besaß er eine ganze        jungen Fischer ohne        das nicht nur bis zu       der Gesellschaft zu-
                                               der Küste Alaskas die    Schiffsflotte. Und die     Schulabschluss einer       600 Meter tief hinab-      rückgeben.“

                                                                             3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                                                                                Die Retterin
                                                                                                   „Baywatch“ ist nur
                                                                                                ein Film, der Strand
                                                                                                von Hörnum auf Sylt
                                                                                                Realität. Dort rettet
                                                                                                Philine Häbich
                                                                                                Menschenleben.

                                                                                                Das Meer ist nicht nur
                                                                                                schön, sondern auch
                                                                                                bedrohlich. Das weiß
                                                                                                Philine Häbich aus
                                                                                                ­eigener Erfahrung. Als
                                                                                                 sie vor einigen Jahren
                                                                                                 allein in der Nordsee
                                                                                                 schwamm, drückte die
                                                                                                 Strömung sie an einen
                                                                                                 Felsen, mit letzter
                                                                                                 Kraft konnte sie sich
                                                                                                 retten.
                                                                                                 Heute rettet Häbich
                                                                                                 das Leben anderer
                                                                                                 Menschen. Seit 2013
                                                                                                 ist sie Rettungs-
                                                                                                 schwimmerin am
                                                                                                 Strand von Hörnum
                                                                                                 auf der Nordseeinsel
                                                                                                 Sylt. Wo andere sich
                                                                                                 entspannen, behält
                                                                                                 sie den Überblick. Oft
                                                                                                 stürzt sie sich in die
                                                                                                 Wellen, weil Men-
                                                                                                 schen zu weit hinaus-
                                                                                                 schwimmen und
                                                                                                 die Strömung unter-
                                                                                                 schätzen; ­manchmal
                                                                                                 erleiden ältere
                                                                                                 ­Urlauber einen Herz-
                                                                                                  infarkt im Wasser.
                                                                                                  In solchen Fällen muss
                                                                                                  die Rettungsschwim-
                                                                                                  merin nicht nur
                                                                                                  vollen Körpereinsatz
                                                                                                  zeigen, sondern die in
                                                                                                  Not Geratenen auch
                                                                                                  beruhigen: „Viele be-
                                                                                                  kommen Panik. Denen
                                                                                                  rufe ich früh zu, dass
                                                                                                  alles gut wird und
                                                                                                  sie sich an mir festhal-
                                                                                                  ten können“, sagt die
                                                                                                  30-Jährige.
                                                                                                  Nach einer zweijähri-
                                                                                                  gen Auszeit, in der sie
                                                                                                  sich um ihren kleinen
                                                                                                  Sohn gekümmert hat,
                                                                                                  geht es kommendes
                                                                                                  Frühjahr wieder an
                                                                                                  den Strand. Und für
                                                                                                  ein halbes Jahr wird
                                                                                                  Häbich, die in der
                                                                                                  kalten Jahreszeit als
                                                                                                  Rettungssanitäterin
                                                                                                  in Berlin arbeitet,
                                                                                                  wieder in ihrem Cam-
                                                                                                  per hinter den Dünen
 »Keine Panik!                                                                                    leben. Jeden Morgen
                                                                                                  wird sie dort vom
  Alles ist gut.                                                                                  Tosen der Brandung
Sie können sich                                                                                   geweckt. Ein neuer
                                                                                                  Tag, neue Urlauber,
     an mir                                                                                       neue Notfälle.

  festhalten.«
                                                                  Foto: Hardy Mueller H./laif

                   3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                                                 menschen und werte
                                                                      porträts

Der Athlet
   Das Schwimm­
becken ist sein
natür­liches Habitat:
Michael Phelps
gewann darin eine
Goldmedaille
nach der anderen.

Jede Sportart hat
ihren unangefoch-
tenen König. Pelé
im Fußball, Michael
Schumacher in der
Formel 1, Roger
Federer im Tennis –
und Michael Phelps
im Schwimmen.
Der US-Amerikaner
hat mit insgesamt
26 Olympiamedaillen,
davon 22 goldenen,
einen Rekord für die
Ewigkeit gesetzt.                                »Im Wasser fühle
Eine solche Aus­nah­
me­karriere ist
                                                 ich mich wirklich
nur durch beinhartes
Training möglich:
                                                   zu Hause. Dort
„Wenn ich etwas will,                             gehöre ich hin.«
dann tue ich alles
dafür und erreiche es
auch“, sagte der heute
32-jährige Athlet im
Jahr 2013 der Tages-
zeitung Die Welt. In
seiner Hochphase zog
Phelps sechs Tage die
Woche Bahn um Bahn
im Schwimmbecken.
Ein eiserner Wille
und Disziplin sind da
gefragt, aber auch
die Leidenschaft für
das, was er tut: den
Kopfsprung ins Nass,
das Gleiten durchs
Wasser, immer auf
der Jagd nach der
schnelleren Zeit.
Bei den Olympischen
Spielen in Rio 2016
beendete er seine
Laufbahn, nachdem
er ein letztes Mal auf
dem Siegertreppchen
triumphieren durfte.
Natürlich mit Gold um
den Hals.
                        Foto: AFP/Getty Images

                                                          3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                                               menschen und werte
                                                                    porträts

Die Brauerin             Die Hauptzutat von Bier   vor allem, wenn die            der Biobrauerei            wassers beeinflusst       Ihr Vorgänger brachte
                         ist weder Hopfen noch     Bierflasche am Ende ein        ­Neumarkter Lamms-         laut der 43-Jährigen      bereits in den Acht-
   Bierbrauen ist eine   Malz, sondern Wasser,     Biosiegel tragen soll.          bräu verwendet aus-       den Geschmack des         zigerjahren das erste
Kunst. Susanne Horn      mit einem Anteil von      Susanne Horn achtet             schließlich Wasser aus    Gerstensafts: „Würden     Ökobier auf den Markt.
verwendet dabei nur      achtzig Prozent. Beim     deshalb ganz beson-             einer biozertifizierten   wir unseren Standort in   Heute ist das Unter­
die besten Zutaten –     Brauen spielt daher       ders darauf, woher ihr          Quelle, 76 Meter unter    eine andere Region ver-   nehmen die erfolg-
das gilt auch für das    die Wasserqualität        Brauwasser kommt.               der Erdoberfläche. Die    legen, würde das Bier     reichste Biobrauerei
Wasser.                  eine wichtige Rolle –     Die ­Geschäftsführerin          Herkunft des Brau-        anders schmecken.“        Deutschlands.

                                                                      »Für ein gutes
                                                                    Bier braucht man
                                                                      hochwertiges
                                                                     Brauwasser. Die
                                                                                                                                                                Foto: Natalie Neomi Isser/Süddeutsche Zeitung Photo

                                                                        Quelle ist
                                                                     entscheidend.«

                                                        3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                       menschen und werte
                            fallstudie

               DURSTIGES
                INDIEN        Wasserknappheit verbindet sich in Indien mit Wasser­
                              verschmutzung. Doch jetzt tauchen überall im Land
                              Helden auf, die den Indern zurückgeben wollen, was sie
                              von Natur aus im Überfluss haben – Wasser.

Alltag in
Indien:
anstehen für
Trinkwasser
                                                         38Mrd.
                                                         Liter Abwasser täglich erzeugen Indiens
                                                         wichtigste Städte, so hat es die Umwelt­
                                                         behörde des Landes kalkuliert.
                 3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                                                                                                                                                  menschen und werte
                                                                                                                                                                       fallstudie

                                                                                                      Verschmutztes
                                                                                                      Wasser führt zu
                                                                                                      Missbildungen
                                                                                                      der Haut.

                                                                                                                                                                                                          Die Lage (2)
                                                                                                                                                                                                          Wasserverschmutzung
                                                                                                                                                                                                          Wasser an sich ist also schon Mangel-
                                                                                                                                                                                                          ware – doch auch das vorhandene ist
                                                                                                                                                                                                          kein gesundes Trinkwasser.

                                                                                                                                                                                                                    80 Prozent des Oberflächenwas-
                                                                                                                                                                                                                    sers in Indien sind verschmutzt
                                                                                                                                                                                                                    – und wiederum 80 Prozent der
                                                                                                                                                                                                          Verschmutzung stammen aus Haus-
                                                                                                                                                                                                          haltsabwässern. Jedes Jahr sterben hier
                                                                                                                                                                                                          140.000 Kinder an Durchfallerkrankun-
                                                                                                                                                                                                          gen, nachdem sie verschmutztes Wasser
                                                                                                                                                                                                            genutzt haben, so WaterAid.
                                                                                                                                                                                                                  Laut UNICEF sind 20 Verwal-
                                                                                                                                                                                                                tungsbezirke in Indiens bevölke-
                                                                                                                                                                                                                 rungsreichstem Bundesstaat Uttar
                                                                                                                                                                                                                   Pradesh mit Arsen verseucht. Im
                                                                                                                                                                                                                     Osten des Bundesstaats, ein-
                                                                                                      Die Lage (1)                                                                                                    schließlich der Hauptstadt
                                                                                                                                                                                                                        Lucknow, liegt der Arsenan-
                                                                                                      Wassermangel                                                                                                      teil im Grundwasser 20- bis
                                                                                                      Jeden Morgen dreht die Haushaltsgehilfin Sumathii den einzigen                                                    60-mal höher als die zugelas-
                                                                                                      Leitungshahn ihrer Wohnung auf, in einem Slum von Mumbai.                                                        sene Höchstgrenze. Die Fol-
                                                                                                                                                                                                                    gen sieht man hier bei vielen Be-
                                                                                                               Einmal in der Früh füllt sie eine     ten geht es den Armen                                       wohnern, etwa bei Ramesh Yadav,
                                                                                                               große Tonne mit Wasser. Sie           noch schlechter. Der                                      40 Jahre alt: Die Haut seiner Hand-
                                                                                                               braucht den Vorrat, denn Wasser       Dokumentarfilm „H2WOE.                                 fläche ist voller Missbildungen, die von
                                                                                                      fließt nur für eine Stunde am Tag. Und da-     India’s Water Crisis: A Warning To The               einer schweren Arsenvergiftung zeugen.
                                                                                                      mit gehört Sumathii noch zu den Glück-         World“ zeigt die Wasserkatastrophe im                    In anderen Teilen Indiens sieht es nicht
                                                                                                      lichen.                                        Bundesstaat Punjab, der einst für seinen             viel besser aus. Indiens Zentralbehörde für
                                                                                                          Denn ihre Nachbarn auf der gegen-          Überfluss an Wasser bekannt war. Bauern              die Kontrolle von Umweltverschmutzung
                                                                                                      überliegenden Straßenseite haben keinen        und andere Landbewohner gehen pleite,                kalkuliert: Die wichtigsten Städte erzeu-
                                                                                                      Wasserhahn zu Hause. Dreizehn Familien         weil ihr Geld nicht reicht für das Wasser,           gen täglich 38 Milliarden Liter Abwasser.
                                                                                                      teilen sich dort eine öffentliche Leitung,     das sie zu Wucherpreisen aus anderen Ge-             Nur 30 Prozent davon fließen zurück in
Fotos: WaterAid, Sushavan Nandy/NurPhoto/ddp images, imago/ZUMA Press | Illustration: C3 Visual Lab

                                                                                                      aus der nur von 23.30 bis ein Uhr nachts       genden kaufen müssen. Manche von ih-                 die Kanalisation. Von diesen wiederum
                                                                                                      Wasser fließt. Jeder Einwohner darf zehn       nen nehmen sich das Leben, wenn die von              werden weniger als 20 Prozent geklärt.
                                                                                                      Töpfe Wasser füllen. Doch die Familien         ihnen angepflanzten Früchte vertrocknen              Der Rest läuft schmutzig in Flüsse, Seen
                                                                                                      besitzen gar nicht zehn Töpfe, müssen          und ihre Schulden in die Höhe schießen.              und Teiche. Der heilige Fluss Ganges ist
                                                                                                      deshalb mehrmals kommen. Oft reicht das        Laut WaterAid Indien, dem indischen Arm              wortwörtlich zu einem stinkenden Fluss
                                                                                                      Wasser nicht für alle. Deshalb ist jeden Tag   der internationalen Wohlfahrtsorganisa-              geworden. Der Mangel an frischem Quell-
                                                                                                      eine andere Familie die erste. „Wir kamen      tion, herrscht auch in den Bundesstaaten             wasser erhöht den Verschmutzungsgrad
                                                                                                      auf die Idee, die Reihenfolge festzulegen,     Tamil Nadu und Karnataka Wasserstress.               noch. Hinzu kommt der Dünger aus der

                                                                                                                                                                                                          30
                                                                                                      nachdem wir jahrelang um das Wasser ge-            „Indien gehört weltweit zu den Län-              Landwirtschaft.
                                                                                                      kämpft hatten“, erklärt Kaalima. Um ihren      dern mit dem schlimmsten Wasserman-
                                                                                                      Lebensunterhalt zu verdienen, wäscht sie       gel, von seinen tiefsten Wasserschich-
                                                                                                      das Geschirr in den Häusern wohlhaben-         ten bis zu seinen größten Flüssen“, sagt
                                                                                                      der Leute. Die haben immer Wasser. Zwar        Puneet Srivastava von WaterAid. „Grund-
                                                                                                      sind im Prinzip auch sie von dem Mangel        wasserspiegel fallen, weil Bauern, Stadt-
                                                                                                      betroffen. Doch sie können sich behelfen,      bewohner und Industrieunternehmen mit
                                                                                                      indem sie Wasser auf Vorrat kaufen und in      ihrem Verbrauch Brunnen und Bewässe-
                                                                                                      ihren Häusern in Tanks lagern.                 rungssysteme trockenlegen. Das noch
                                                                                                          700 Kilometer entfernt, in einem Slum      verfügbare Wasser ist stark verschmutzt.
                                                                                                      der Stadt Hyderabad, sieht es genauso aus      Und die Zukunft dürfte noch schlim-
                                                                                                                                                                                                          Prozent dieser Abwässer flie­
                                                                                                      wie bei Kaalima. Auch hier stehen die          mer werden. 2030 sollen die nationalen
                                                                                                      Frauen früh am Morgen Schlange, um             Wasser­vorräte um 50 Prozent unter der               ßen zurück in die Kanalisation,
                                                                                                      Wasser von der gemeinsamen Versor-             Nach­frage liegen, so hat es das McKinsey            davon wiederum werden
                                                                                                      gungsstelle zu holen. In ländlichen Gebie-     Global ­Institute festgestellt.“                     20 Prozent geklärt – lediglich.
                                                                                                                                                           3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
16

                                                        menschen und werte
                                                             fallstudie

                                                                                             „Wassermut-
                                                                                             ter“ Amla Ruia
Die Ursachen Wachstum und Verschwendung                                                      legt in Dörfern
                                                                                             Rückhalte-
Indiens Wasserkrise hat viel mit der rasanten Industrialisierung zu tun. Aber auch           dämme an.
damit, dass die Ressourcen nicht oder nicht konsequent genutzt werden.

        „Es gibt mehrere Faktoren, die      wassers fließen einfach so in die Ozeane.“
        zu dieser Krise geführt haben“,     Als weitere Ursache der Krise nennt er den
        sagt Ayyappa Masagi. „Einer da-     verschwenderischen Umgang mit Wasser.
von: Regenwasser wird bei uns nicht zu      „Wir behandeln es wie ein Verbrauchsgut
den wichtigen Wasserquellen gezählt.“       und nicht wie eine Ressource.“ Dies führe
Masagi ist in Indien als „Wasserkrieger“    etwa zu einer exzessiven Abholzung.
bekannt. Er hat die Water Literacy Foun-        T Raghavendra Rao, Gründer und Vor-          Die Lösungen
dation und die Firma Rain Water Concepts    standsvorsitzender des Unternehmens
                                                                                             Hightech und Schlamm

97
gegründet. „Etwa 97 Prozent des Regen-      Sustainable Technologies & Environmen-
                                                                                             „Es besteht Hoffnung“, meint Rao.
                                            tal Projects (STEPS), fügt hinzu: Wäh-
                                                                                             ­Indien habe gute Voraussetzungen durch
                                            rend die absolute Menge des Wassers auf
                                                                                              den Himalaja und den Monsunregen.
                                            der Erde relativ konstant bleibe, führten
                                            Bevölkerungswachstum, ungleiche Was-
                                                                                                      Aber er warnt: „Wir kommen aus
                                            serverteilung aus geografischen Grün-
                                                                                                      den Schwierigkeiten nur heraus,
                                            den, Umweltverschmutzung und Klima-
                                                                                                      wenn wir den Wasserverbrauch
                                            wandel zu dem Mangel. „Auch wirkt sich
                                                                                             der Industrie senken, ohne die Produk­
                                            Indiens schnelle Industrialisierung aus.
                                                                                             tion zu mindern, den Wasserverbrauch
                                            Lebensmittelhersteller, Kraftwerke, Tex-
                                                                                             der Landwirtschaft senken, ohne die
                                            til- und Papierunternehmen brauchen
Prozent des Regenwassers flie­              große Mengen Wasser, das dann der Be-
                                                                                             Ernte zu verkleinern – kurzum: wir müs-
                                                                                             sen das Wasser recyceln sowie die starke
ßen ungenutzt in die Ozeane,                völkerung und der Landwirtschaft fehlt.“
                                                                                             Verdunstung und Verschmutzung in den
sagen Indiens „Wasserkrieger“.              Indien verfügt über nur vier Prozent der
                                                                                             Wasserspeichern stoppen.“
                                            Wasserressourcen der Erde, doch dort le-
                                                                                                 Daran wird bereits gearbeitet. Water­
                                            ben 16 Prozent der Erdbevölkerung.
                                                                                             Aid ist gemeinsam mit dem Wasserpro-
                                                                                             gramm der Bank HSBC dabei, die Versor-
                                                                                             gung mit sauberem Wasser zu verbessern.
                                                                                             In Dörfern des Bundesstaats Uttar Pra-
                                                                                             desh, wo die Verschmutzung besonders
                                                                            NGOs helfen      hoch ist, testen Mitarbeiter des Projekts
                                                                            Kindern mit      das Wasser auf seine Qualität und bauen
                                                                            sauberem
                                                                            Trinkwasser.
                                                                                             Filter gegen Arsen ein. Ramesh Yadav,
                                                                                             der Mann mit den schweren Hautschäden
                                                                                             an der Hand, holt nun Wasser von einem
                                                                                             Brunnen mit solch einem Filter. Pro-
                                                                                             jektkoordinatoren wie Anand Singh ge-
                                                                                             hen sogar in Privathäuser, um Qualitäts­
                                                                                             tests durchzuführen.
                                                                                                 In Uttar Pradesh sieht man jetzt Kin-
                                                                                             der, die sauberes Wasser in Eimern tra-
                                                                                             gen. WaterAid hat gemeinsam mit der
                                                                                             Partnerorganisation Shramik Bharti
                                                                                             Handpumpen in einem Gemeinwesen der
                                                                                             Stadt Kanpur repariert. Doch immer noch
                                                                                             brauchen die Einwohner mehrere Stun-
                                                                                             den, um ein paar Eimer Wasser zu bekom-
                                                                        »Behörden            men. Oft gehen die Kinder mehrmals mit
                                                                        erreichen            schweren Eimern hin und her.
                                                                                                 „Wasserkrieger“ Ayyappa M        ­asagi
                                                                        nichts               versucht mit seiner Water Literacy
                                                                        ohne die             Founda­tion und seiner Firma Rain Water
                                                                                             Con­cepts, das Gleichgewicht des Wasser­
                                                                        Öffent-              kreislaufs wiederherzustellen, indem er
                                                                        lichkeit.«           Wissen über Wasser verbreitet und ef-
                                                                                             fektive und nachhaltige Methoden der
                                                                        T Raghavendra Rao,
                                                                                             Wassernutzung entwickelt. „Wenn wir
                                                                        Gründer und Vor­
                                                                        standsvorsitzender   nur 30 oder 40 Prozent des verfügbaren
                                                                        des Umweltunter­     Regenwassers nutzbar machen, können
                                                                        nehmens STEPS        wir die Wasserkrise überwinden, die uns
                                                                                             plagt“, sagt er. Inder, die seinen Ideen fol-
                                                                                             gen, schaufeln Gruben aus und sammeln
                                                                                             darin Regenwasser für die unmittelbare
                                                                                             Nutzung, filtern es und bewahren es auf.
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                                                                                                                           menschen und werte
                                                                                                                                fallstudie
                                                                                                                                                                                                 „Wassermann“
                                                                                                                                                                                                 Rajendra Singh
                                                                                                                                                                                                 erklärt, wie man
                                                                                                                                                                                                 Dämme baut.

                                                                      Was zu viel ist, leiten sie in Bohrlöcher
                                                                      und füllen so das Grundwasser wieder.
                                                                      Solche scheinbar einfachen Lösungen
                                                                      bringen seiner Ansicht nach mehr als
                                                                      Mega­projekte wie Staudämme oder Fluss­
                                                                      umleitungen. „Wir haben Hunderte von
                                                                      Erfolgsstorys, von privaten Häusern und
                                                                      Apartments bis zu Bauernhöfen und In-
                                                                                                                    16
                                                                                                                    Prozent der Weltbevölkerung
                                                                                                                    leben in Indien, doch das Land
                                                                                                                    verfügt nur über vier Prozent der
                                                                                                                                                                    schicht und in Fabriken genutzt werden.
                                                                                                                                                                    Abwässer lassen sich wiederverwenden,
                                                                                                                                                                    nachdem man sie mit seiner Technik für
                                                                                                                                                                    Nano-Oxidation gereinigt hat. Dabei
                                                                                                                                                                    werden Biofilmträger, also Bakterien­
                                                                                                                                                                    träger, eingesetzt. Andere Techniken
                                                                                                                                                                    helfen bei der Gewässerreinigung, Sie
                                                                                                                                                                    nutzen natürliche Produkte zusammen
Fotos: WaterAid, picture alliance/dpa Illustrationen: C3 Visual Lab

                                                                      dustrieunternehmen – sie gehen dem Rest       Wasserressourcen der Erde.                      mit Schallfrequenzgeneratoren, die Al-
                                                                      des Landes mit gutem Beispiel voran.“                                                         gen und Pflanzengifte zerstören. „Diese
                                                                          Das ehrgeizige Ziel des „Wasserkrie-      genannt Johads, sammelt. Eine traditio-         nicht chemische Methode verbessert die
                                                                      gers“: eine effiziente Wassernutzung in       nelle Technik. In dem Bundesstaat gibt es       Wasserqualität gewaltig“, sagt Rao. „Als
                                                                      Indien bis zum Jahr 2020. Obwohl das          bereits 8.000 Johads, die 1.000 Dörfer mit      weitere Methoden nutzen wir schnelles
                                                                      Land davon noch weit entfernt ist, strahlt    Wasser versorgen.                               Ausflocken und schnelle Oxidation.“ Um
                                                                      Masagi Selbstsicherheit aus, will mit einer       Ebenfalls in Rajasthan wirkt Amla           industrielle Abwässer zu behandeln, wer-
                                                                      solchen Vision die Menschen begeistern.       Ruia, bekannt als die „Wassermutter von         den biologische und chemische Methoden
                                                                          Ein anderer Visionär ist Rajendra         Indien“. Sie hat in dem Bundesstaat über        sowie Oxidation kombiniert.
                                                                      Singh, genannt der „Wassermann von            100 Dörfer umgestaltet mit traditionellen          Dabei geht es immer auch darum,
                                                                      Indien“. 2015 wurde er mit dem Stock-         Techniken zur Speicherung von Wasser            die Haltung der Bevölkerung zum Was-
                                                                      holmer Wasserpreis ausgezeichnet. Er ar-      und Rückhaltedämmen, genannt Kha-               ser zu verändern. „Behörden erreichen
                                                                      beitet mit Dorfbewohnern im Bundesstaat       dins. Bevor sie mit ihrer Hilfsorganisation     hier gar nichts, wenn die Öffentlichkeit
                                                                      Rajasthan, baut mit ihnen Schlammdäm-         Aakar Charitable Trust dort aktiv wurde,        nicht einbezogen ist“, betont Rao. „So-
                                                                                     me, die dazu führen, dass      waren diese Dörfer ausgedörrt. Als Rück-        lange die Leute meinen, Wasser sei gratis
                                                                                         sich das Regenwasser in    haltedämme bauen die Bewohner kleine            und unbeschränkt verfügbar, ändert sich
                                                                                          künstlichen Teichen,      Gemäuer und häufen Erde auf. Das kostet         nichts. Wasser zu bewahren und zu recy-
                                                                                                                    wenig und ist sehr effektiv, besonders in       celn kostet, die Regierung muss genügend
                                                                                                                    hügeligem Gelände.                              dafür ausgeben – nur so haben wir eine
                                                                                             „Wasserkrieger“            Neben dieser Rückbesinnung auf ur-         ­Zukunft.“
                                                                                             Ayyappa Masagi         alte Techniken steht das Recycling von
                                                                                             lehrt Wissen über      gebrauchtem Wasser mit ganz neuen Me-
                                                                                                Wassernutzung.      thoden. Dazu hat Rao mit seinem Unter-
                                                                                                                                                                              Usha Munshi, Journalistin in Mum-
                                                                                                                    nehmen STEPS Lösungen für biologische
                                                                                                                                                                              bai, lebt in einem mittelständischen
                                                                                                                    Abwasserbehandlung entwickelt, die vor                    Apartmentkomplex mit fließendem
                                                                                                                    allem in Apartmentkomplexen der Mittel-                   Wasser rund um die Uhr.

                                                                                                                    3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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Folgen für die Weltpolitik

Krieg ums Wasser?
Hollywood hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach des Themas Wasser angenommen.
Von „Chinatown“ aus dem Jahr 1974 bis „Erin Brockovich“ (2000) ging es um skrupellose
Geschäftemacher, die aus der knappen Ressource Profit ziehen oder das Grundwasser verseuchen.
2008 kämpfte James Bond in „Ein Quantum Trost“ gegen ein kriminelles Syndikat, das in Bolivien
die Wasserinfrastruktur aufkauft. Die düsteren Visionen des Kinos spiegeln die Fragen vieler Menschen
wider: Was passiert, wenn Wasser tatsächlich einmal nicht mehr ausreichend verfügbar wäre oder
durch Verschmutzung ungenießbar würde? Gibt es dann Krieg?

                            Das International Resource Panel des Umwelt-          dafür liegt im Anbau von Baumwolle, die mit Aral-
                            programms der Vereinten Nationen sagt eine            see-Wasser bewässert worden ist. Zudem gibt es die
                            düstere Zukunft voraus. Bis zum Jahr 2030             Frage der grenzüberschreitenden Gewässer. Dies be-
                 werde knapp die Hälfte der Menschheit unter Wasser-              trifft insbesondere Flüsse. Ägypten ist dabei eines der
                 stress leiden. Dies bedeute, dass etwa vier Milliarden           am stärksten betroffenen Länder. Das seit Jahrtausen-
                 Menschen mit weniger als einer Million Liter Wasser pro          den äußerst fruchtbare Nildelta im Norden des Landes
                 Jahr und Kopf auskommen müssen. Klingt viel, bedeu-              lebt vom zweitlängsten Fluss der Welt. 84 Milliarden
                 tet aber, dass aufgrund des hohen Wasserverbrauchs der           Kubikmeter Wasser fließen jedes Jahr den Nil herunter,
                 Landwirtschaft in weiten Teilen der Welt mehr Wasser             die laut dem Nilvertrag von 1959 zwischen Ägypten und
                 benötigt wird, als vorhanden ist – insbesondere in den           Sudan im Verhältnis 80 zu 20 aufgeteilt worden sind,
                 heißen Sommermonaten. Dazu kommt eine sinkende                   da der Norden des Nilbeckens keinen Niederschlag be-
                 Wasserqualität.                                                  kommt, sondern nur der Süden. Dieses Abkommen war
                                                                                  jedoch schon immer umstritten, insbesondere weil die
                 Wasserkrise ist Frage der Landwirtschaft                         Oberlaufstaaten die Ernährung ihrer Bürger durch eine
                 Um dies zu veranschaulichen, muss man Wasser ein                 moderne Bewässerungslandwirtschaft sichern wollten.
                 wenig näher beleuchten. Wir trinken jeden Tag zwei               Deshalb hat Ägypten den Nil zu einer strategischen Res-
                 bis drei Liter Wasser. In OECD-Ländern verbrauchen               source ernannt, für die das Land im Zweifel auch Krieg
                 die Bürger 120 bis 150 Liter, zum Kochen, Duschen, Wa-           führen würde.
                 schen – pro Tag. Der Löwenanteil steckt jedoch in un-
                 serer Nahrung. So verbraucht ein Durchschnittsbürger             Klimawandel – mancherorts mehr Dürre
                 zwischen 2.500 und 5.000 Liter Wasser pro Tag – je nach          Grundwasser sackt weltweit ab und wird immer mehr
                 Fleischappetit. Dieser auch „virtueller Wasserkonsum“            zur Krisenressource. Die Erweiterung der Bewässe-
                 genannte Verbrauch findet auf unseren Esstischen statt.          rungslandwirtschaft weltweit durch die Nutzung von
                 Dazu kommt die Frage des tatsächlichen Wasserkon-                Grundwasser hat für fallende Pegel auf der gesamten
                 sums. Während unser Trink-, Koch- und Duschwasser                Erde gesorgt. Bekannteste Beispiele sind die Punjab-­
                 nur wenig verdunstet, verbrauchen Pflanzen Wasser                Region in Indien sowie der Mittlere Westen und der
                 durch Evapotranspiration. Übersetzt bedeutet dies,               Westen der USA. Das Grundwasser in Punjab ist um
                 dass man kein Wasser spart, wenn man nur 30 Sekun-               bis zu 65 Prozent abgesunken, da Hunderttausende
                 den duscht, da nur wenig Wasser evaporiert. Folgen-              Kleinbauern damit wasserintensiven Reis bewässern.
                 reicher ist das morgendliche Mettbrötchen, denn die              Der Ogallala-Aquifer, ein Grundwasserreservoir, das
                 Futtermittel der Nutztiere sind gigantische Wasser-              die Bewässerungslandwirtschaft in den US-Bundes-
                 konsumenten. Die Wasserkrise ist somit eine Frage der            staaten South Dakota, Nebraska, Wyoming, Colorado,
                 Landwirtschaft: 99 Prozent unserer Wasserressourcen              Kansas, Oklahoma, New Mexico und Texas versorgt, ist
                 werden von Pflanzen konsumiert, die wir für unser täg-           zwischen den Jahren 2001 und 2011 kumulativ genauso
                 lich Brot und das der Nutztiere brauchen. Deshalb sind           stark gesunken wie im gesamten 20. Jahrhundert. Ob-
                 insbesondere Länder mit viel Landwirtschaft mögliche             wohl sich der Grundwasserspiegel seit 2011 leicht erholt
                 Konfliktgebiete. Ist Wasser also, wie viele Analysten            hat, würde es 6.000 Jahre dauern, bis sich der einmal
                 meinen, das neue Öl?                                             ausgetrocknete Aquifer auf natürlichem Weg durch Re-
                                                                                  gen wieder auffüllen könnte.
                 Umstrittene Abkommen                                                 Hinzu kommt der Klimawandel. Eine höhere Varia­
                 Schon heute sehen wir weltweit Wasserhotspots, an de-            bilität von Niederschlag wird eine seiner wichtigsten
                 nen Wasserressourcen sehr knapp werden. Meist spielt             Konsequenzen sein. Forscher der englischen Universität
                 die Bewässerungslandwirtschaft dabei eine entschei-              Reading beobachten einen Trend, dass feuchte Regio-
                 dende Rolle. Zum Beispiel betrifft dies Oberflächen-             nen mehr Niederschlag erhalten werden. Andere, schon
                 gewässer wie den Aralsee in Zentralasien, der seit den           heute recht trockene Regionen wie der Nahe Osten oder
                 1970ern fast komplett verschwunden ist. Der Grund                das Horn von Afrika werden im Zuge des Klimawandels

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                                                                                                                   essay

                                                                                                                                                                 Wasser als Bombe
                                                                                                                                                                 Bereits heute sehen viele
                                                                                                                                                                 Länder im Wasser eine
                                                                                                                                                                 strategische Ressource.
                                                                                                                                                                 In Zukunft wird seine
                                                                                                                                                                 Bedeutung in den
                                                                                                                                                                 Beziehungen zwischen
                                                                                                                                                                 Staaten noch wachsen.

                                                                                                                                            ressourcen kämpfen, ist das Szenario von Wasser­
                                                                                                                                            kriegen übertrieben. Wasser ist dank Niederschlag eine
                                                                                                                                            erneuerbare Ressource. Deshalb sind Panzer, die Flüsse
                                                                                                                                            bewachen werden, sehr unwahrscheinlich. Außerdem
                                                                                                                                            gibt es sowohl Möglichkeiten für eine effektivere Nut-
                                                                                                                                            zung ­unserer weltweiten Wasserressourcen als auch für
                                                                                                                                            eine bessere Kooperation zwischen Wassernutzern.

                                                                                                                                            Eine Chance für Innovationen
                                                                                                                                            Die Wasserkrise ist eine Chance zur Kooperation zwi-
                                                                                                                                            schen Staaten – gerade solchen mit wenig ausgeprägten
                                                                                                                                            diplomatischen Beziehungen. Die Anrainerstaaten des
                                                                                                                                            Nils könnten viel mehr zusammen erreichen, wenn sie
                                                 mehr Dürren erleben – mit all den möglichen Konse-
                                                 quenzen für Migration und interne Konflikte.
                                                                                                              »Wasser                       ihre Ressourcen supranational managen würden. Welt-
                                                                                                                                            weit findet sich zudem ausreichend Expansionsspiel-
                                                     Ein weiteres Problem ist die absinkende Wasser­          wird                          raum für die Landwirtschaft in Osteuropa, Nordasien
                                                 qualität. In Deutschland beobachten Forscher und
                                                 Minis­terien eine hohe Nitratbelastung des Grund­
                                                                                                              knapper                       (Russland) und Subsahara-Afrika, da der Regenfall
                                                                                                                                            hoch ist und die Böden fruchtbar sind. Dafür braucht es
                                                 wassers, da Düngemittel das Wasser verschmutzen. Ein         und um­                       aber einen freien und offenen Agrarhandel, durch den
                                                 Luxus­problem im Vergleich zu China, wo 80 Prozent des       kämpf­ter.«                   wasserarme Regionen wie der Nahe Osten oder aufstre-
                                                 Grundwassers derart stark kontaminiert sind, dass der                                      bende Länder wie China und Indien ihre Nachfrage nach
                                                 Verzehr für Menschen nicht mehr ohne Gesundheits-                                          Lebensmitteln trotz heimischen Wassermangels befrie-
                                                 risiko garantiert werden kann. Ein Fall, der selbst Erin                                   digen können. Dieser „virtuelle Wasserhandel“ ist alter-
                                                 Brockovich überfordern würde.                                                              nativlos, wenn die wachsende Weltbevölkerung im Jahr
                                                     Wasser wird also knapper, schmutziger und um-                                          2050 ernährt werden soll.
                                                 kämpfter. Die „James Bond“-Drehbuchautoren ließen                                              Zudem ist die Wasserkrise eine Chance. Wir brauchen
                                                 sich von den Wasserkonflikten in Bolivien inspirieren,                                     neue Technologien, um unsere Wasserressourcen besser
                                                 die im Jahr 2000 Schlagzeilen machten. Wegen gerin-                                        zu managen und zu schonen, etwa dürre­resistenteres
                                                 geren Niederschlags aufgrund klimatischer Verände-                                         Saatgut und computergesteuerte Präzisionsbewässe-
                                                 rungen und schlechten Managements der Wasserinfra-                                         rung von Fruchtpflanzen. Nötig sind auch Alternativen
                                                 struktur erhöhten Wasserbetreiber die Preise um bis zu                                     zum Hauptwasserfresser Fleisch. 70 Prozent der glo-
Illustrationen: Henrik Abrahams, C3 Visual Lab

                                                 300 Prozent. Vorausgegangen war die Privatisierung der                                     balen landwirtschaftlich genutzten Fläche dienen der
                                                 Wassernetze auf Druck der Weltbank. Der Markt sollte                                       Fleischproduktion. In einem Kilogramm Rindfleisch
                                                 die knapperen Ressourcen regeln und besser einpreisen.       Martin Keulertz ist           stecken 16.000 Liter Wasser. Die Welt steht vor einem
                                                                                                              Assistenzprofessor an
                                                 Als Ergebnis gab es monatelang Aufstände mit mehreren        der American University       technologischen Wettlauf um Alternativen zu Fleisch.
                                                 Toten, bis die Regierung die Privatisierung zurücknahm       of Beirut. Der gebürtige      Für die Wasserressourcen der Erde wäre ein Erfolg die-
                                                 und selbst in die Wasserinfrastruktur investierte.           Düsseldorfer hat zuvor        ser Technologien ein Segen, brauchen sie doch nur etwa
                                                     Wird es in den nächsten Jahrzehnten also bolivia-        in Großbritannien, den        ein Zehntel an Wasser zur Produktion der pflanzlichen
                                                                                                              USA, Äthiopien und
                                                 nische Verhältnisse in vielen Ländern der Erde geben?        Berlin zu globalen und
                                                                                                                                            Fleischalternativen. Für manchen ist es Betrug am Ver-
                                                 Auch wenn in Subsahara-Afrika viele Tote zu ­beklagen        lokalen Wasser­themen         braucher, für andere eine entscheidende Innovation zur
                                                 sind, da Kleinbauern um den Zugang zu Wasser­                gearbeitet.                   Vermeidung einer weltweiten Wasserkrise.

                                                                                                     3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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Ohne Wasser kein Mensch: Wir trinken es, waschen uns damit,
schwimmen und planschen darin, erforschen es, erzeugen damit
   Energie und Lebensmittel, gebrauchen es in Zeremonien.
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                                            Quelle
                                             des
                                            Lebens

                                                                                                     Foto: Keren Su/China Span/Alamy Stock Photo

    Ama-Frauen schwimmen im Wasser, halten Fackeln und zünden ein Feuerwerk. Ama ist die
      japanische Bezeichnung für Muscheltaucher, gewöhnlich handelt es sich dabei um Frauen.
Hier feiern sie das Shirahama-Ama-Festival in Minamibōsō, einer Stadt der Präfektur Chiba im Osten
                              von Honshu, der Hauptinsel von Japan.

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   Die Wüste lebt – teilweise. Ohne Bewässerung sähe es im gesamten Imperial Valley so aus wie hier
rechts. Es gäbe keine Ansiedlungen und keine Landwirtschaft, denn in dem südostkalifornischen Tal ist
 es in etwa so trocken wie in der Sahara. Gut, dass der Bezirk über umfangreiche Wasserrechte verfügt.
Die zu verkaufen brachte in der jüngsten Dürreperiode mehr ein, als die Felder selbst zu bewirtschaften.

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                                                                            Foto: Edward Burtynsky

                                               Das Foto des weltberühmten
                                               Fotografen Ed Burtynsky
                                               stammt aus seinem Buch
                                               „Water“, Steidl Verlag.

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                                                                                                                                                                                                     menschen und werte
                                                                                                                                                                                                         bildstrecke
Die Bezeichnung PLEXIGLAS® ist eine geschützte Marke der Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen. Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

                                                                                                                                                              Dreharbeiten für den zweiten Teil der BBC-Dokumentation „Blue Planet“ mit dem britischen Tierfilmer und
                                                                                                                                                                Naturforscher Sir David Attenborough. Der Kameramann kann nur bis zu 40 Meter tief unter Wasser
                                                                                                                                                              tauchen. Das U-Boot Lula 1000 der Rebikoff-Niggeler-Stiftung hingegen filmt in bis zu 1.000 Meter Tiefe
                                                                                                                                                                  – durch eine 14 Zentimeter dicke Sichtkuppel aus PLEXIGLAS, die von Evonik hergestellt wurde.

                                                                                                                                                                                              3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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                                               Foto: Dave Mothershaw

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 Archiv für zu Eis gefrorenes Wasser: Im Nationalen Laboratorium für Eisbohrkerne in Lakewood im
US-Bundesstaat Colorado liegen bei 36 Grad unter null Tausende Eisbohrkerne. Sie stammen aus den
  Tiefen der Antarktis und Grönlands. Hier werden sie aufgeschnitten, fotografiert und untersucht.
Wissenschaftler gewinnen dabei Erkenntnisse über die Vergangenheit der Erde und den Klimawandel.

                              3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
wirtschaft und gesellschaft

        Facts + Figures
   super l ative

 Das ist
ganz klar

Das beste Leitungs-
wasser In Wien kommt
es aus einer Gebirgs­
quelle und gelangt via
Hochleitung direkt ins
Trinkwassernetz.               Jeans länger
                               tragen, weniger
                               Wasser vergeuden
                             Eine coole Jeans? Sieht alt und                   Bewässerung der Baumwollfelder             Das Traditionslabel Levi’s ist der
                             getragen aus. Um diesen Effekt zu                 und die Herstellung von Pestizi-           erste Konzern, der diesen nach-
Das kostbarste               erzielen, erhalten neue Hosen einen               den. Genau hier setzt das junge            haltigen Weg eingeschlagen hat,
Mineralwasser Ein            „Used Look“. Doch gerade dieses                   US-Textil­unternehmen Evrnu an.            zunächst für seine 511-Serie. Kleine
Liter „Rokko No Mizu“        chemische Verfahren ist besonders                 Für die Jeansmarke Levi’s hat das          Label wie etwa SEY oder Kuyichi
aus Japan kostet dort        umweltbelastend – und benötigt                    Start-up aus Seattle ein Verfahren         produzieren schon seit einiger Zeit
1,50 €, in deutschen
Bars bis zu 128 €.           Unmengen Wasser. Bis zu 11.000                    entwickelt, mit dem sich Jeans­            „Organic Jeans“ in schonenden
                             Liter, so die Schätzung, sind bei der             fasern komplett aus alten Baumwoll­        Verfahren, benutzen zum Bei-
                             üblichen Produktionsweise nötig,                  textilien herstellen lassen. Dop-          spiel kein Chlor fürs Bleichen. Der
                             bis ein einziges Paar Jeans über den              pelter Effekt: 98 Prozent weniger          ­Verbraucher hat die Wahl. Was

                                                                                                                                                                        Fotos: shutterstock (3), imageBROKER/Alamy Stock Photo, PR, istockphoto | Illustration: C3 Visual Lab
                             Ladentisch gehen kann.                            Wasserverbrauch und ein Recy-               auf jeden Fall Wasser spart: auf
                                                                               clingbeispiel mit großem Potenzial          „Used Look“ verzichten – und die
                             Die größten Flüssigkeitsmengen                    (allein in den USA landen 11 Millio-        Jeans einfach wieder länger tragen,
                             für den Klassiker der Alltagsklei-                nen der rund 13,1 Millionen Tonnen          bis der Zahn der Zeit ganz natür­
                             dung verschlingen die aufwendige                  Textilabfälle jährlich auf dem Müll).       liche Spuren hinterlässt.
Der reinste See Der
Blue Lake in Neuseeland
ist klar wie destilliertes
Wasser: Eine unter­
irdische Schuttanhäufung
filtert alle Schadstoffe.

                                                  Virtueller Wasserverbrauch
                                                  Dies braucht man zur Herstellung von …
                                                  Quelle: UNESCO-IHE

                                                   Legende
                                                     100 Liter

Das süßeste Meer-
wasser Es kommt in
salzfreien „Blasen“ an
Meeresböden vor (z. B.
vor Australiens Küste).
Forscher sehen darin              16.000              119                800              140              30        11.000        2.000                20
Trinkwasserreserven.          1 kg Rindfleisch   11kg
                                                   kgKartoffeln
                                                      Kartoffel      1 kg
                                                                       kg Weizen     1 Tasse Kaffee    1 Tasse Tee   1 Jeans     1 kg Papier   1 kg recyceltes
                                                                                                                                                    recycletes Papier
                                                                                                                                                               Papier

                                                                  3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
29
                                                                 wirtschaft und gesellschaft
                                                                         facts+figures

Große Unterschiede
Wasserpreise ausgewählter Städte 2014
Angaben in US-$ pro Kubikmeter
Quelle: Fortune
(Brainstorm Green)

  0,1       0,4         1,2           1,5         2,1          2,1            3,3                  3,8               6,4               6,5                      7,4
 0,1   0,45 1,15
 Kairo Schanghai Kapstadt          1,5
                                    Moskau      2,11
                                                 Tokio     2,14
                                                          Rio de Janeiro    3,27
                                                                            New York             3,8
                                                                                                 London             6,43
                                                                                                                    Berlin            6,5
                                                                                                                                      Perth                   7,38
                                                                                                                                                            Kopenhagen
(Ägypten) (China)    (Südafrika)   (Russland)   (Japan)     (Brasilien)      (USA)           (Großbritannien)                      (Australien)             (Dänemark)

                                                                                                                                  3 fr agen an

                                                                                                                       Walter Hirche
                                                                                                                       »Abwasser als Roh-
                                                                                                                       stoffquelle nutzen«
   Wasser ist auch

                                                                                                                      1
   ein Wirtschaftsgut:                                                                                                    Fast 80 Prozent
   Hoover-Staudamm                                                                                                        aller Arbeits-
   in den USA
                                                                                                                      plätze hängen nach
                                                                                                                      einer UNO-Erhe-             Abwasser aber nicht
                                                                                                                      bung vom Wasser             nur angemessen
                                                                                                                      ab. Welche Kon­             aufbereiten, sondern
                                                                                                                      sequenzen ziehen            es auch nutzen, durch

          EIN
                                                                                                                      Sie daraus?                 innovative Projekte
                                                                                                                      Die zunehmende              zur Gewinnung von
                                                                                                                      Knappheit von               Energie und Rohstof­
                                                                                                                      Wasser erfordert            fen aus Abwasser.

       FLÜSSIGES
                                                                                                                      mehr Investitionen,
                                                                                                                      um eine alternde,
                                                                                                                      ineffiziente Wasser­
                                                                                                                      infrastruktur zu
                                                                                                                                                  3   Welche konkre-
                                                                                                                                                      ten Maßnahmen
                                                                                                                                                  und Technologien
                                                                                                                      modernisieren, und          schlagen Sie vor?

     INVESTMENT
                                                                                                                      mehr ausgebildete           Ein Beispiel: Etwa
                                                                                                                      Arbeitskräfte im            22 Prozent des
                                                                                                                      Wassersektor. Es            derzeit weltweit be­
                                                                                                                      geht um den Über­           nötigten ­Phosphors –
                                                                                                                      gang zu einer grünen        eine endliche und be­
                                                                                                                      Wirtschaft, in der          reits stark dezimierte
                                                                                                                      Wasser eine zentrale        Ressource zum
Wasser ist                         Wasser ist eine         anlegen möchte,                  Ein Rohstoff für alle     Rolle spielt.               Düngen – könnte aus
                                   knappe Ressource.       macht das indirekt –             Aber ist es ethisch                                   menschlichem Urin
nicht nur le-
benswichtig,
                                   Zwar ist die Erde zu
                                   rund 70 Prozent von
                                                           durch den Kauf von
                                                           Wertpapieren der
                                                                                            vertretbar, mit einem
                                                                                            lebenswichtigen Stoff     2   Der UNO-Welt-
                                                                                                                          wasserbericht
                                                                                                                                                  und Exkrementen
                                                                                                                                                  gewonnen werden.
sondern wird                       Wasser bedeckt.         Wasserwirtschaft,                wie Wasser Gewinne        2017 legt den               Hier gibt es viel Ent­
                                   Doch der Anteil von     von der privaten                 zu erzielen? Was ist      Fokus auf die Ab-           wicklungspotenzial.
auch immer                         nutzbarem Süßwas­       Wasserversorgung                 zum Beispiel, wenn        wasserproblematik.
wertvoller.                        ser beträgt nur ein     und Abwasserent­                 ein Wasser­versorger      Warum?
Das wissen                         Prozent. Und mit der    sorgung über die                 Trinkwasser zu            Wird Abwasser
                                                                                                                                                  Walter Hirche
Anleger –                          wachsenden Welt­        Meeresentsalzung                 unverhältnismäßig         nicht angemessen            ist V
                                                                                                                                                      ­ orstandsmitglied der
                                   bevölkerung steigt      und Herstellung von              hohen Preisen anbie­      behandelt, schädigt
und machen                         der globale Durst.      Pumpen und Filtern               tet? Für Transparenz      das Umwelt, Mensch
                                                                                                                                                  deutschen UNESCO-­
                                                                                                                                                  Kommission; von 2002
Rendite mit                        Das „blaue Gold“ ist    bis hin zum Geschäft             sorgen die soge­          und Wirtschafts­            bis 2014 war er ihr
dem blauen                         dementsprechend         mit Mineralwasser.               nannten ESG-Krite­        kraft. Wir müssen           Präsident.
                                   wertvoll – nicht nur    Schätzungen zufolge              rien (Environment,
Gold. Wie                          für Konsumenten,        belief sich der welt­            Social, Governance).
funktioniert

                                                                                                                     6.000
                                   sondern auch für        weite Wassermarkt                Fonds mit diesem
das konkret?                       Anleger am Finanz­      in den vergangenen               Güte­siegel berück­
                                   markt.                  Jahren auf rund                  sichtigen Faktoren
                                                           500 Milliarden €.                wie ökologische
                                   Indirekter Kauf         Jährlich wird ein                Nach­haltigkeit,
                                   Im Gegensatz zu         Wachstum von sechs               Menschenrechte
                                   Gold oder Getreide      Prozent erwartet.                sowie den Anleger­
                                   kann man Wasser         Anleger können                   schutz. Wer sein
                                   nicht direkt kau­       davon profitieren,               Geld gut anlegen und
                                   fen und einlagern.      indem sie entweder               gleichzeitig mithel­      Liter pro Sekunde betrug der
                                   Anders als beim         „Wasseraktien“ ein­              fen möchte, globale       Wasser­verbrauch der Stadt München
                                   Erdöl gibt es auch      zelner Unternehmen               Wasserversorgung
                                   keinen globalen         oder aber Anteile an             zu verbessern, kann
                                                                                                                      in der Halbzeitpause des Finales
                                   Wasserpreis. Wer        einem Wasserfonds                sich an diesen Stan­      der Fußball-WM 2014. Beim Spiel
                                   sein Geld in Wasser     erwerben.                        dards orientieren.        selbst lag er bei nur 2.000 Litern.
                                                                 3   ⁄ 2017 das magazin von evonik industries
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