Die Ärmel hoch Endlich - Corona-Impfungen in den Arztpraxen beginnen - Ärztekammer Niedersachsen
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Mitteilungsblatt der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen 94. Jahrgang | April 2021 Die Ärmel hoch Endlich – Corona-Impfungen in den Arztpraxen beginnen Selbstverwaltung Digitalisierung Selbstverwaltung Kammerversamm- Für die sichere Neustart über 60 lung fordert Kommunikation – aus dem ÖGD in mehr Impfungen wird demnächst die Niederlassung für Bevölkerung der eHBA benötigt
ollm un n g ach g. Bit kann. e- ode t f ür S te bea Die ra ie ch um ber vo hande ten fass llum „Wer für den Notfall vorsorgt, ln ach en. In fän t au jed glich voll f med em ma izin s lie cht ha ische nimmt seinen engsten Vertrauten gt d ben wer ies z. den B. soll . den ee zu I hre inse m Be die Last von den Schultern“ nkt tzen. vollmä ist Die cht ste . In die s gesc igten (Dr. med. Martina Wenker) llt w sen h uen erden Fä ieht s vo . M llen m er f n dem it eine uss ür d r Be ie F zustä - orm nd ulie igen run g Pa tie nte nve rfü gu ng Die Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht der Ärztekammer Niedersachsen schaffen Rechtssicherheit für Angehörige und Ärzte Seh r ge ehr Sie te D h am bes aben en und chä sich Ste ftig a n Her rbe en, die ren zuk n. D ü Ä om as S ber da rzteka , Jah m t . te r s v i m m rz D i b e e le e r ist. ehnte eses V n gehö nicht Niede D n e r g r uns ie Aus große rdräng t zum erne s sachse ere e F L pre n A inand ortsc en lieg eben c ng e llta ers h t daz hen: M wand g. etz ritte g wohl u it d t, ung mit em ac auc hd u nd d em weil S dem ht ha ara ennoc Ende ie sich Ste t und n, das h verd unser zu rbe s es L rzeit m n p unsere unse ränge e b it räg n t da Lebe re Med wir, w ens – etwas her nse i z in a sa m it d nic rw ht m artun in den uf uns em ehr gd ve r alle eut so sta lic gang rk w h ges enen ie f ti rüh egen er Ein PDF-Dokument der neuen Patientenverfügung steht als kostenloser Download auf www.aekn.de und auf www.haeverlag.de zur Verfügung. Die gedruckte Version der Patientenverfügung ist gegen einen Unkostenbeitrag in Höhe von 5,00 Euro pro Exemplar (per Vorauskasse) unter folgender Adresse zu bestellen: Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH, Karl-Wiechert-Allee 18-22, 30625 Hannover, E-Mail: info@haeverlag.de
Editorial Die Ärmel hoch! Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, die Impfungen in den Praxen haben begonnen. Endlich. Und angesichts wieder steigender Infektionszahlen in der schon dritten Welle der Corona-Epidemie keinen Tag zu früh. Der bislang vorherrschende Impfstoffmangel mochte Fotos: KVN es noch rechtfertigen, die Impfungen zunächst auf hochbetagte Patienten und auf wenige Impfzentren zu konzentrieren. Doch mit wachsender Impfstoffproduktion gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, uns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte außen vor zu lassen. Wer wäre prädestiniert dafür, die größte Impfaktion in der Geschichte unseres Landes zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, wenn nicht die Haus- und Facharztpraxen im Land! Sie bilden eine medizinische Infrastruktur, mit der sich keine behelfsmäßige Impforganisation messen könnte. Und der vorausgegangene Mo- dellversuch zu Corona-Impfungen durch Niedergelassene, getragen von einer Handvoll engagierter Praxen, hat schnell gezeigt: Wir können es! Den „Versuchspraxen“ sei dafür herzlich gedankt! Auch die Rahmenbedingungen stimmen jetzt. Es gibt ein vereinfachtes, digitales Impf-Meldesystem, die Versorgung mit dem Impfstoff erfolgt auf gewohntem Wege über die Apotheken, die Einladung zu den Impfungen über die Patientendateien der Praxen – gebunden an das Priorisierungsschema der Impfverordnung. Es ist die Stunde, in der die ambulante medizinische Versorgung ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann. Fast über Nacht entstehen Tausende von Impfzentren in unserem Land, in denen routinierte Teams Menschen impfen, die ihnen mit ihren Bedürfnissen und Vorerkrankungen seit Jahren vertraut sind. Immer wieder war zu hören, dass die Menschen am liebsten von „Ihren“ Ärzten geimpft werden möchten, die sie persönlich kennen. Die wohnortnahe Versorgung und das persönliche Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient werden entscheidend zur Impfbereitschaft in unserer Bevölkerung beitragen. Nicht vergessen werden darf die „zweite Ebene“ der Pandemiebekämpfung: die Corona-Testungen. Rund 2.000 Arztpraxen beteiligen sich daran und helfen, Infektionsherde einzudämmen, solange flächendeckende Impfungen noch nicht ihre Wirkung entfalten können. Seit Anbeginn dieser Krise wird ein Großteil der Corona-Patienten durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten betreut. Wenn wir trotz zahlloser politischer Versäumnisse bislang glimpflich durch die Pandemie gekommen sind, dann haben sie daran entscheidenden Anteil. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, vor uns liegt eine Kraftanstrengung von beispiellosem Ausmaß. Doch wir sind ihr gewachsen. Beteiligen Sie sich an den Impfungen und tragen Sie dazu bei, dass diese größte medizinische Herausforderung in unserer Zeit zu einem Triumph ärztlichen Handelns wird. Herzlichst Ihre Dr. Christoph Titz Dr. Eckart Lummert Vorsitzender der Vertreterversammlung der KVN Stellv. Vorsitzender der Vertreterversammlung der KVN 4 | 2021 3
8 Der Neubau nimmt Gestalt an Führung durch 11 Wichtige berufspolitische Themen standen 14 Um mehr Normalität durch Tests und Impfun- die Baustelle des neuen Ärztehauses in Han- unter anderem auf der Tagesordnung der gen drehte sich der Live-Talk mit Dr. Martina nover für Mitglieder der Kammerversamm- zweiten Sitzung der ÄKN-Kammerversamm- Wenker und dem niedersächsischen Wirt- lung und Mitarbeitende der Ärztekammer lung der 19. Wahlperiode. schaftsminister Dr. Bernd Althusmann. ÄKN Reportage 8 Genug Platz für Fortbildungen und Prüfungen bietet der Neubau der Ärztekammer Niedersachsen. Das Gebäude Bezirksstelle Göttingen 20 „Wir Mediziner können Krise!“ Grußwort von Dr. med. Stephan Bartels, Vorsitzender der Ärztekammer-Bezirks- an der Berliner Allee in Hannover nimmt Gestalt an: Es stelle Göttingen werden Fenster eingebaut und der Innenausbau beginnt. 21 Gefragtes Klinisches Ethikkomitee (KEK) Seit 2010 un- terstützt und berät das KEK der Universitätsmedizin Politik Göttingen Ärzteschaft, Pflegekräfte, Angehörige sowie 11 Die rasche Durchimpfung der Bevölkerung forderten Patientinnen und Patienten. die Delegierten der Kammerversammlung der Ärzte- kammer Niedersachsen in ihrer zweiten Sitzung in der Bezirksstellen 19. Wahlperiode. Auf der Tagesordnung standen vor 23 Welche Schäden kann COVID-19 hinterlassen? Weser- allem berufspolitische Themen und der Neubau des Ems-Forum der Bezirksstellen Aurich, Oldenburg und Ärztehauses in Hannover. Wilhelmshaven über die COVID-19-Erkrankung am 26. April als Live-Übertragung und später als Mitschnitt auf COVID-19 dem ÄKN-Youtube-Kanal 14 Mehr Sicherheit durch Tests und Impfungen ÄKN-Live- Talk „Zur Sache Corona“ mit Kammerpräsidentin Dr. Qualitätsmanagement med. Martina Wenker und dem niedersächsischen Mi- 24 Unterstützung für „Wattwürmchen“ Projekt eines Teams nister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung rund um Professorin Susanne Grüßner am Klinikum Fotos: H. Krückeberg; I. Wünnenberg Dr. rer. pol. Bernd Althusmann, MdL Wilhelmshaven aus dem Kurs „Ärztliches Qualitäts- management“. Das Projekt bietet Hilfe für schutzbedürftige MFA Frühgeborene. 17 Auszeichnung für Berufsschule Das Konzept für Digitales Lernen der Hildesheimer Hermann-Nohl-Schule erhält Nach Redaktionsschluss eine Förderung der Landesinitiative-n21 online e.V. 67 Tuberkulose in Deutschland rückläufig Ein Surveillan- MFA-Auszubildende lernen dort mit digitalen Tools im ce-Projekt des Robert Koch-Instituts soll die Tuberkulo- Wechselmodell. se-Fallzahlen noch weiter reduzieren. Digitalisierung 18 Sichere Kommunikation mit dem elektronischen Heil- berufsausweis (eHBA). Für KIM und einige weitere An- wendungen benötigen Ärztinnen und Ärzte teilweise ab sofort den elektronischen Arztausweis. 4 niedersächsisches ärzteblatt
30 Der „Rettungsschirm“ für Praxen bleibt auch 31 Es geht los mit den Corona-Impfungen in den 36 Mit über 60 Jahren noch in die Niederlassung? in 2021 erhalten, hat die Poltik beschlossen. Praxen – endlich. Schon der Modellversuch zu Dr. Jan-Kay Worch in Helmstedt hat es Doch es gibt nicht mehr Geld. Notfalls muss den Corona-Impfungen hatte ergeben: Die gemacht – und blickt zuversichtlich in die umgeschichtet werden. Niedergelassen können es. Jetzt dürfen sie. Zukunft. KVN Honorar & Verträge 29 Impfungen individuell Neue Vereinbarung über die Durchführung berufsbedingter Impfungen mit der AOK 39 „Ambulante Grundversorgung ist ein Eckpfeiler im nie- dersächsischen Gesundheitssystem“ Abschlussbericht der Enquete-Kommission zur Sicherstellung der medizi- Niedersachsen nischen Versorgung verabschiedet 30 „Rettungsschirm“ für Praxen bleibt - mit Einschränkungen 40 Wir l(i)eben Selbstverwaltung Die KVN-Vertreterver- Weitere Umsatzgarantien für die Sicherung von Arztpraxen sammlung verkörpert das Prinzip der ärztlichen Selbst- - aber durch Umschichtungen aus der Gesamtvergütung bestimmung Corona Praxis & Versorgung 31 Impfen, Impfen, Impfen Die Impfungen gegen das SARS- 42 Neuerscheinungen CoV-2-Virus in den Arztpraxen haben begonnen 44 Seminarangebot der KVN 32 Tipps für die Corona-Impfung Kollegiale Empfehlungen 45 Vorteile für Behinderte und pflegende Angehörige Steuertipp: für einen reibungslosen Impfstart „Behinderten-Pauschbetrag“ hat sich verdoppelt 33 Zurück auf Los Modellversuch hat gezeigt: Niedersachsens Arztpraxen sind fit fürs Impfen Telemedizin & Digitales 46 Verordnung von Gesundheits-Apps geregelt Erweiterter Arzneimittel & Verordnung Bewertungsausschuss einigt sich auf Vergütung 33 Weiterbildung kompakt plexus-Webseminare zu Multi- medikation und Datenschutz Politik & Verbände 34 Behandlung der Multiplen Sklerose in der Schwangerschaft 48 Aus anderen KVen ATIS informiert: Es gibt akzeptable Wege der Therapie 35 Corona-Testpraxen über Arztauskunft Niedersachsen auffindbar Selbstverwaltung 36 Die Praxis als (Un)ruhestand Dr. Jan-Kay Worch wechselte mit 63 Jahren als Hausarzt in die Niederlassung Standards 38 Noch keine Trendwende ApoBank zeigt: Die Zahl der 3 Editorial ärztlichen Existenzgründungen auf dem Land hat sich 6 Aktuell verdoppelt. Doch das reicht nicht 25 ÄKN-Mitteilungen 49 KVN-Mitteilungen 55 Veranstaltungen 58 Rubrikenanzeigen 67 Impressum 4 | 2021 5
Aktuell Emsland weiterhin FSME-Risikogebiet 124. Deutscher Ärztetag nun als reine Seit 2019 gilt das niedersächsische Impfkommission am Robert Koch-Institut Online-Veranstaltung Emsland als Risikogebiet für die Früh- (STIKO) verbunden. Die vor der Er- am 4. und 5. Mai 2021 sommer-Meningoenzephalitis – kurz krankung schützende Impfung wird al- FSME. Auch für 2020 hat das Robert len im Landkreis lebenden Personen Angesichts der Corona-Lage in diesem Koch-Institut diese Einstufung bekräftigt. geraten, die mit Zecken in Berührung Frühjahr und der nicht vorhersagbaren Im vergangenen Jahr gab es mit 704 kommen können. Da in den vergange- weiteren Entwicklung des COVID-19- Fällen bundesweit das höchste Auf- nen Jahren darüber hinaus FSME-In- Infektionsgeschehens hat sich der Vor- kommen an FSME-Erkrankungen seit fektionen in Niedersachsen auch au- stand der Bundesärztekammer nach Einführung des Infektionsschutzgesetzes ßerhalb des Emslands beobachtet wur- eingehender Beratung am 11. März 2001. In Niedersachsen sind 2020 vier den, sollten ebenfalls Personen, die entschieden, den 124. Deutschen Ärz- Fälle aufgetreten. FSME ist eine von sich häufig in der freien Natur aufhalten tetag in der Zeit vom 4. bis 5. Mai 2021 Zecken übertragene Viruserkrankung, und einer besonders intensiven Ze- in einem zweitägigen Online-Format gegen die es bisher keine zuverlässige ckenexposition ausgesetzt sind, ge- durchzuführen. Ursprünglich sollte der Behandlung gibt. Mit der Klassifizierung meinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Ärztetag in Rostock stattfinden, aber als Risikogebiet ist zugleich eine FSME- Arzt überlegen, ob eine FSME-Impfung aufgrund der aktuellen Infektionszahlen Impfempfehlung durch die Ständige für sie sinnvoll sein könnte. r wbg ist nun eine Teilnahme vor Ort nicht mehr möglich. Die Abgeordneten, die Mitglieder des Sensibilisierungsoffensive „Kinderschutz geht alle an!“ Vorstands, die Ersatzabgeordneten nach ihrer Einwechslung in den Abgeord- Die Lebenssituationen von Kindern und und Eltern. Aber auch durch die Auslage netenstatus sowie Mitglieder der Ge- Familien sind vielfältig und mitunter in Arztpraxen und Kliniken kann erreicht schäftsführung erhalten entsprechend auch von Belastungen, Sorgen und kri- werden, dass die Aufmerksamkeit für der Geschäftsordnung der Deutschen tischen Phasen geprägt. In Niedersachsen Kinder und deren mögliche Gefährdun- Ärztetage ein persönliches Login per gibt es landesweit Beratungsstellen und gen oder Vernachlässigung erhöht wird. Post. Über das Login erhalten sie dann Ansprechpersonen, an die sich Kinder, Deshalb können die Materialien unter Zugang zum „Abgeordnetenportal“, Jugendliche, aber auch Eltern und Fach- poststelle@ms.niedersachsen.de kostenfrei um dort ihre parlamentarischen Rechte kräfte bei Unterstützungsbedarf kostenfrei bestellt werden. Bei Interesse können auszuüben. Für diese Teilnehmer ist wenden können. Zur weiteren Bekannt- weitere Materialien, wie zum Beispiel außerdem ein Livestream für die Über- machung der Beratungsmöglichkeiten Plakate mit dem Titel „Kinderschutz tragung in das Abgeordnetenportal ein- hat das Niedersächsische Ministerium geht alle an!“ oder diverse Werbeuten- gebettet. Sie benötigen keine zusätzliche für Soziales, Gesundheit und Gleich- silien angefragt werden. Nachfragen Anmeldung. stellung 2019 die Sensibilisierungsoffen- richten Sie bitte an Ingrid.Wahner-Lie- Die Ersatzabgeordneten vor ihrer Ein- sive „Kinderschutz geht alle an!“ gestartet. secke@ms.niedersachsen.de. r red wechslung, Vertreterinnen und Vertreter Auf Infokarten im Scheckkartenformat der Landesärztekammern und weiterer werden Kinder über das Beratungsange- ärztlicher Organisationen und darüber bot der „Nummer gegen Kummer e.V.“ hinaus alle interessierten Ärztinnen und sowie das Kinderschutzportal informiert. Ärzte, Angehörige medizinischer Fach- Über Postkarten für Erwachsene erhalten berufe, Medizinstudierende sowie Jour- Interessierte Hinweise zu Gefährdungs- nalistinnen und Journalisten können situationen von Kindern, Handlungs- dem Plenum ebenfalls per Livestream möglichkeiten und weiterführenden In- folgen. Die entsprechende URL zur formationen. Der Werbefolder des Kin- Anmeldung wird rechtzeitig von der derschutzportals www.kinderschutz-nie- Bundesärztekammer über die Webseite dersachsen.de – auch zu finden unter bereitgestellt. dem Link www.haeverlag.de/n/086 – Die Eröffnung des 124. Deutschen Ärz- Foto: I. Wahner-Liesecke gibt einen Überblick über die hinterlegten tetages wird ebenfalls online übertragen. Informationen und Materialien rund um Wer sich für den Livestream der Plenar- das Thema Schutz von Kindern. sitzungen anmeldet, kann auch die Er- Die entwickelten Materialien eignen sich Materialien zur Sensibilisierungsoffensive öffnungsveranstaltung verfolgen. r red „Kinderschutz geht alle an!“ gut zur Verteilung an Kinder, Jugendliche 6 niedersächsisches ärzteblatt
Aktuell Mark Barjenbruch Krankenkassen verweigern Hygienezuschläge für Arztpraxen neuer stellvertretender Zi-Kuratoriumsvorsitzender Die Verhandlungen zwischen der Kas- mich sprachlos, dass die Krankenkassen senärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ihre Unterstützung für den Hygiene- Der KVN-Vorstandsvorsitzende Mark und dem Spitzenverband der Gesetzli- aufwand verweigern“, so Berling. Er Barjenbruch ist zum neuen stellvertre- chen Krankenkassen zur Erstattung der erwartet jetzt eine sachgerechte Ent- tenden Kuratoriumsvorsitzenden des stark gestiegenen Hygienekosten in scheidung des so Erweiterten Bewer- Zentralinstituts für die kassenärztliche Arztpraxen sind gescheitert. Der GKV- tungsausschusses, der nach dem Schei- Versorgung (Zi) gewählt worden. In Spitzenverband lehnt es ab, Geld für tern der Verhandlungen im Bewertungs- einer turnusgemäßen Sitzung bestimmte notwendige zusätzliche Hygienemaß- ausschuss eingeschaltet wurde. Nach das Zi-Kuratorium, das höchste Kon- nahmen bereitzustellen. „Wir können einer Erhebung des Zentralinstituts für trollgremium der Stiftung, Barjenbruch es nicht nachvollziehen, dass der GKV- die kassenärztliche Versorgung (ZI) heute als Nachfolger von Dr. Annette Spitzenverband so wenig Interesse an mussten die Praxen im Jahr 2018 durch- Rommel. Sie war Anfang Dezember den Schutzmaßnahmen der Ärztinnen schnittlich 24.287 Euro für Hygiene- 2020 mit Wirkung zum 1. Januar 2021 und Ärzte für ihre Patientinnen und kosten aufwenden. „Die Ärzte mit den zur Kuratoriumsvorsitzenden gewählt Patienten zeigt“, kommentierte Dr. Jörg Kosten im Regen stehen zu lassen ist worden. Das Kuratorium entscheidet Berling, stellvertretender Vorstandsvor- nicht akzeptabel. Besonders zu Buche über den Haushalt und trifft grund- sitzender der Kassenärztlichen Vereini- schlagen die neuen Anforderungen zur legende Richtungsentscheidungen. Ihm gung Niedersachsen (KVN), den Vor- Aufbereitung von Medizinprodukten gehören ehrenamtlich die Vorstands- gang. In den rund 14.700 ärztlichen sowie der Mehrbedarf an Verbrauchs- vorsitzenden der Kassenärztlichen Ver- und psychotherapeutischen Praxen in und Hygienematerialien. Mehrausgaben einigungen und der Vorstand der Kas- Niedersachsen würden 90 Prozent der verursachen unter anderem auch die senärztlichen Bundesvereinigung (KBV) COVID infizierten Menschen ambulant neuen Qualifikations- und Schulungs- an. Der zweiköpfige hauptamtliche Zi- versorgt. Studien zeigten, dass das me- anforderungen an das Praxispersonal Vorstand (Vorstandsvorsitzender: Dr. dizinische Personal die am zweithäu- in Fragen der Infektionshygiene. Zur Dominik von Stillfried, stellvertretender figsten berufsbedingt an COVID er- Kompensierung der hohen Hygiene- Vorstandsvorsitzender: Thomas Czihal) krankte Berufsgruppe sei. „Hygiene ist kosten fordert die KVN die Aufnahme ist dem Kuratorium rechenschaftspflichtig. das A und O in jeder Praxis, um die von Hygienezuschlägen in die Gebüh- r ös Pandemie zu bekämpfen. Es macht renordnung“, so der KVN-Vize. r dh Wirtschaftlichkeitsprüfung: Kassen kündigen Übermittlung elektronischer Rahmenvorgaben Briefe nur noch über KIM- Dienste Der GKV-Spitzenverband hat die Rah- Verhalten der Krankenkassen. Anstatt menvorgaben für die Wirtschaftlich- in Pandemiezeiten den Praxen zu hel- Arztbriefe dürfen seit 1. April elektro- keitsprüfung überraschend gekündigt. fen, falle der GKV-Spitzenverband ih- nisch nur noch über einen von der ge- „Vor gut einem Jahr hatten wir uns nen in den Rücken. matik zugelassenen KIM-Dienst über- mit den Kassen darauf verständigt, das mittelt werden. Die Übermittlung über Regressrisiko für die niedergelassenen Zum Hintergrund: Die Aktualisierung andere Dienste darf nicht mehr vergütet Kolleginnen und Kollegen deutlich zu der Rahmenvorgaben war insbesondere werden. Dienste für Kommunikation verringern und ihnen Erleichterungen aufgrund des 2019 in Kraft getretenen im Medizinwesen – kurz KIM – wurden bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen zu Terminservice- und Versorgungsgesetzes durch das Digitale-Versorgung-Gesetz verschaffen. Diese so wichtige Unter- (TSVG) notwendig geworden. Denn eingeführt und sind aufgrund ihrer stützung für die Hausärzte und Fach- das Gesetz sieht unter anderem vor, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung beson- ärzte hat der GKV-Spitzenverband nun dass bei Regressen für verordnete Leis- ders sicher. Für die Übermittlung von Knall auf Fall einseitig aufgekündigt“, tungen nicht mehr die gesamten Kosten elektronischen Briefen dürfen die Pau- bedauerte Dr. Stephan Hofmeister, der als unwirtschaftlich erachteten schalen 86900 und 86901 sowie die stellvertretender Vorstandsvorsitzender Leistung erstattet werden müssen, son- Strukturförderpauschale 01660 nur noch der Kassenärztlichen Bundesvereini- dern nur noch der Differenzbetrag abgerechnet werden, wenn sie über gung (KBV), die Entscheidung. „In- zwischen unwirtschaftlicher und wirt- einen KIM-Dienst übermittelt wurden. stinktlos und unverschämt“ sei das schaftlicher Leistung. r ös r ös 4 | 2021 7
Reportage Genügend Platz für Fortbildungen, Tagungen, Prüfungen und die Kammerversammlung Der Neubau der Ärztekammer Niedersachsen nimmt Gestalt an: Jetzt werden die letzten oberen Geschosse fertiggestellt und die Fenster eingesetzt. In den Parkdecks ist der techni- sche Ausbau weit gediehen und in den unteren Etagen beginnt der Innenausbau Der Neubau des Ärztehauses an der Berliner Allee in Han- nover macht Fortschritte: In den Untergeschossen, die künf- tig die Tiefgarage beherbergen, ist der technische Innenaus- bau gut vorangekommen. ÄKN-Vorstandsmitglied Dr. med. Franz Bernhard M. Ensink, MBA, der das Bauprojekt von Beginn an mit betreut, und Ass. jur. Maik Böcken, der als Projektleiter den Neubau für die Ärztekammer koordiniert, führten am 6. März zwei Gruppen aus Kammerversamm- lungsdelegierten und ÄKN-Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern über die Baustelle. Auch Präsidentin Dr. med. Martina Wenker, Vizepräsidentin Marion Charlotte Renneberg und Hauptgeschäftsführer Professor Dr. med. Nils R. Frühauf, MBA, nahmen das entstehende Gebäude vom Keller bis zu den obersten Stockwerken in Augenschein. Innenausbau der Untergeschosse ist schon weit fortgeschritten In den Untergeschossen ziehen sich unter den Decken be- reits die Rohre der Abwasser- und Sprinklerleitungen entlang und auf den Kabeltrassen liegen schon erste Kabel. In den zurückliegenden Wochen konnten zudem die Arbeiten am Durchbruch zum benachbarten Dreiecksgebäude, dem so- genannten TEG-Gebäude, abgeschlossen werden. Auf der Seite des ÄKN-Nachbarn ist die provisorische Holzwand bereits einem Rolltor gewichen: „Dies ist ein gutes Beispiel für die Unwägbarkeiten bei einem Bauprojekt“, sagte Böcken im Laufe der Führung. „Die Bewehrung der Mauer hier war wesentlich dicker, als in den Plänen dargestellt. Deshalb dauerte die Maßnahme an dieser Stelle doppelt so lang, wie ursprünglich geplant.“ Wenn das Ärztehaus fertig gestellt sein wird, kann die Parkgarage des Nachbarhauses über die neue Ärztekammerzufahrt wieder erreicht werden. An einer anderen Stelle im Untergeschoss liegt hinter einer Verschalung außerdem der voluminöse Wassertank mit einem Wasserreservoir von 360.000 Litern, aus dem im Brandfall die Sprinkleranlagen des gesamten Gebäudes gespeist werden können. Nicht weit davon entfernt – auf der Seite zum Gebäude der Kassenärztlichen Vereinigung Mitglieder der Kammerversammlung wurden zusammen mit Präsi- Fotos: H. Krückberg dentin Dr. med. Martina Wenker (vorne links) und Vizepräsidentin Niedersachsen – klaffte Anfang März noch ein großes Marion Charlotte Renneberg (ganz hinten Mitte) unter anderem von quadratisches Loch in der Decke: „Hier wurde in dieser Dr. med. Franz Bernhard M. Ensink, MBA (vorne rechts) durch den Woche einer der Kräne abgebaut“, berichtete Ensink. „Wir Neubau des Ärztehauses geführt. haben auf dem Baugrundstück so wenig Platz, dass hier 8 niedersächsisches ärzteblatt
Reportage Fertigung der letzten Decken des neuen Ärztekammergebäudes quasi um den Kran herumgebaut wurde.“ Die fehlenden Aus dem Untergeschoss ging es an diesem Samstag erst ein- Stellflächen hätten auch dazu geführt, dass zum Beispiel mal hoch bis in den sechsten Stock, wo die Fassadenbauer die Tische für die Deckenschalung zum Teil zwischen den einen Großteil des Stockwerks mit Fenstern ausgestattet Einsätzen abtransportiert und woanders zwischengelagert hatten. Andere Etagen waren schon rundum mit Fenstern worden seien. versorgt und nach außen dicht, sodass hier als Beispiel für den geplanten Innenausbau ein Musterbüro aus Leichtbau- wänden installiert worden war. Von der Dachterrasse direkt gegenüber des Gebäudes der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen ließ sich zudem ein Blick gen Norden auf die von dort treppenartig ansteigenden Etagen des Neubaus werfen. An der Längsseite parallel zur Berliner Allee wird das neue Ärztehaus zum Kopfende an der Kreuzung am Schiffgraben hin in Stufen ansteigen und am höchsten Punkt zehn Stockwerke hoch sein. In der obersten Etage wird dann die Technik unter anderem für die Klimatisierung und Lüftung des Gebäudes untergebracht. Viele Prüfungsräume und eine Lehrpraxis Wieder zurück in der ersten Etage konnten die Baustellen- besucher und -besucherinnen sehen, wo die Funktionsbe- reiche zu finden sein werden: die Kantine, der zugehörige Küchentrakt, die Räume für die Poststelle und die Terrasse über dem Empfangsbereich des Erdgeschosses. Das Erdge- Führung durch den Eingangsbereich des neuen Ärztehauses schoss hat ebenfalls bereits Konturen angenommen: Mehrere 4 | 2021 9
Reportage Der Neubau des Ärztehauses nimmt allmählich seine endgültige Gestalt an. Eingänge werden Gästen, Prüferinnen, Prüfern und Prüflin- Stahlträger in der Deckenkonstruktion als Brandschutz mit gen, den Mitgliedern der Kammerversammlung sowie den einer besonderen Verkleidung versehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Von dort gelangen sie sowohl in das Fortbildungszentrum Wird dann der Rohbau im Laufe des Jahres 2021 beendet im Erdgeschoss als auch in die Büros in den oberen Etagen, sein, stehen die weitere technische Ausstattung und Innen- die Tagungszimmer, die Prüfungsräume, den Trakt der Be- ausbau an und es fallen endgültige Entscheidungen über zirksstelle Hannover oder in die Lehrpraxis. Im Erdgeschoss Materialien und Werkstoffe. Um diesen Prozess zu erleich- können rund um den Eingangsbereich Räume zu größeren tern wird es Musterinstallationen geben: „Schon jetzt steht Einheiten – etwa für die Kammerversammlung – zusam- aber fest, dass der Bodenbelag im Erdgeschoss ein schlichter, mengeschlossen werden oder auch einzeln für Veranstal- moderner Terrazzoboden sein soll“, sagte Maik Böcken am tungen genutzt werden. In diesem Bereich wurde inzwi- Ende der Führung. schen ebenfalls mit dem Innenausbau begonnen und die r Inge Wünnenberg Blick in das Foyer des Neubaus Besichtigung einer Musterinstallation für den Innenausbau 10 niedersächsisches ärzteblatt
Politik „Wir fordern eine rasche Durchimpfung der Bevölkerung, um die Pandemie zu besiegen“ Neben der COVID-19-Pandemie standen in der zweiten Sitzung der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen in der 19. Wahlperiode vor allem berufspolitische Themen und der Neubau des Ärztehauses an der Berliner Allee auf der Tagesordnung „Ich bin seit Wochen fas- zeigt. Wenker und Renneberg hatten bereits Ende Februar sungslos“, hob Dr. med. der damals noch als Sozialministerin amtierenden Dr. rer. Martina Wenker in der nat. Carola Reimann in einem Brief angeboten, die Arbeit zweiten Sitzung der einer Härtefallkommission zu unterstützen. Kammerversammlung der Ärztekammer Nie- „Wir haben das Know-how in der Ärzteschaft“, betonte dersachsen in der 19. die Ärztekammerpräsidentin auch, als sie von der Arbeit Wahlperiode zu ihrem des im November 2020 auf Initiative der Bundesärzte- „Bericht zur Lage“ an. kammer (BÄK) konstituierten Pandemierats berichtete. In- „Die Welt macht es uns zwischen hätten sich verschiedene Arbeitsgruppen gebil- vor, denn sie hat verstan- det, wie die AG Forschungsförderung zur COVID-19/SARS- den, dass man das Virus CoV-2-Infektion und die AG Ausstiegsszenario sowie die nicht mit Verordnungen AG Teststrategie mit ihrem bereits Ende 2020 veröffent- bekämpft, sondern allein lichten Thesenpapier und schließlich die AG Vulnerable Ärztekammerpräsidentin mit Impfstoff“, kritisierte Gruppen, die Mitte Februar 2021 das Positionspapier Dr. med. Martina Wenker die Präsidentin der Ärz- „Schutzkonzept für Alten- und Pflegeheime: Lessons Lear- tekammer Niedersach- ned“ vorgelegt hat. sen am 13. März den Fortschritt der Impfungen gegen CO- VID-19 sowohl in Deutschland als auch in Niedersachsen. Der Sachstand der Novellierung der Gebührenordnung für Jendrik Vietze, dem Vertreter Ärzte (GOÄ), an dem die des Niedersächsischen Mi- „Wir Ärztinnen und Ärzte wollen impfen, Bundesärztekammer aktuell nisteriums für Soziales, Ge- wir können impfen und wir müssen impfen, mit dem Verband der Priva- sundheit und Gleichstellung sonst kommen wir durch diese Pandemie ten Krankenversicherung in dieser Kammerversamm- nicht hindurch.“ (PKV) arbeitet, war ebenfalls lungssitzung, gab Wenker Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen ein Thema in Wenkers Be- unter dem Beifall der 57 an- richt. Für April ist erneut ein wesenden Delegierten mit auf den Weg: „Wir Ärztinnen Gespräch der BÄK mit den Verbänden angekündigt, in der und Ärzte wollen impfen, wir können impfen und wir müs- die bisherigen Ergebnisse dargestellt werden sollen. sen impfen, sonst kommen wir durch diese Pandemie nicht hindurch.“ Kritik am Referentenwurf zur Änderung der Approbationsordnung Forderung von Härtefall-Regelungen Kritische Worte fand die Ärztekammerpräsidentin außerdem Dabei war es Wenker ein besonderes Anliegen, Vietze als für den Ende des vorigen Jahres durch das Bundesgesund- Vertreter des Sozialministeriums auch im Namen von Vize- heitsministerium vorgelegten Referentenwurf zur Änderung präsidentin Marion Charlotte Renneberg und des Landesvor- der Approbationsordnung für Ärztinnen und Ärzte (ÄAp- stands noch einmal auf Patientinnen und Patienten mit einem prO): Während Wenker die Kompetenzbasierung analog erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf hin- zur neuen ÄKN-Weiterbildungsordnung oder die Verknüp- zuweisen: „Wir brauchen Härtefall-Regelungen etwa für Men- fung von grundlagenwissenschaftlichen und klinischen In- schen vor großen operativen Eingriffen, mit seltenen Erkran- halten in der Ausbildung begrüßte, befürchtete sie anderer- Fotos: I. Wünnenberg kungen oder schwerwiegenden Behinderungen, wie es sie seits doch eine Verdichtung des Studiums. Außerdem mut- bereits in Nordrhein-Westfalen oder im Saarland gibt“, forderte maßte sie, kooperierende Lehrpraxen könnten aufgrund Wenker. Die Ständige Impfkommission STIKO habe Beispiele verschärfter Anforderungen aus der Ausbildung aussteigen. für eine geänderte Priorisierung in solchen Einzelfällen aufge- Hier schlug Wenker als Lösung vor, die Zulassung von Pra- 4 | 2021 11
Politik xen als Weiterbildungsstätte beziehungsweise das Vorliegen halb forderten die Mitglieder der Kammerversammlung in einer Weiterbildungsbefugnis zugleich als Qualifikation für einer mit großer Zustimmung beschlossenen Resolution die die Ausbildung von Studierenden anzuerkennen. Als größtes „rasche Durchimpfung der Bevölkerung, um die Pandemie Manko des Entwurfs aber bewertete die Ärztekammerpräsi- zu besiegen“. dentin eine „deutliche Verteuerung der Medizinstudien- plätze von etwa 20 Prozent“. Das gefährde den hochnot- „Mehr Sicherheit für alle durch wendigen Aufbau weiterer Medizinstudienplätze. Impfbeschleunigung“ Neuer Vorstands-Arbeitskreis „Vor Wochen wurde angekündigt, dass in Zukunft auch „Ärztliche Versorgung“ niedergelassene Ärztinnen und Ärzte an der Corona-Impf- kampagne beteiligt werden sollen. Unsere Patienten und Der Abschlussbericht der Enquetekommission des Nieder- Patientinnen wünschen das drängend! Die komplexen sächsischen Landtags zum Thema „Sicherstellung der ambu- Priorisierungsrichtlinien verzögern unnötig die Impfge- lanten und stationären medizinischen Versorgung in Nieder- schwindigkeit. sachsen – für eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Die Kammerversammlung der ÄKN fordert daher: medizinische Versorgung“ bildete schließlich den letzten - Umgehende Einbindung der patientenversorgenden Ärz- Punkt in Wenkers Lagebericht: „Wir sollten uns rechtzeitig bis tinnen und Ärzte, die ihre Patienten kennen und sinnvoll zu den Landtagswahlen in Niedersachsen im kommenden priorisieren und vor allem schnell impfen können. Jahr in den Themen rund um die ambulante und stationäre - Nutzung vorhandener und bewährter Impfstofflogistik medizinische Versorgung und die Notfallversorgung positio- - Verbot der Nichtverimpfung zubereiteter Impfstoffe nieren“, postulierte die Ärztekammerpräsidentin, als sie die - Oberste Priorität sollte die rasche Herstellung der Her- Delegierten der Kammerversammlung über den – laut Vor- denimmunität haben! standsbeschluss vom 5. März 2021 – für die 19. Wahlperiode Die Nichtumsetzung dieser Forderungen gefährdet Menschen- neu eingerichteten Vorstands-Arbeitskreis „Ärztliche Versor- leben und blockiert die Wirtschaft. Die Politik muss alle gung“ informierte. Der Arbeitskreis werde der zentrale An- Energie in die Impfstoffbeschaffung richten! Rasche Durch- sprechpartner für Versorgungsfragen innerhalb der ärztlichen impfung ist die einzige Chance, die Pandemie zu besiegen!“ Selbstverwaltung sein, die Ärzteschaft als Ganzes vertreten und sektorenunabhängig über die ärztliche Versorgung bera- ten. Mit zum Kernteam sollen Wenker zufolge Kammerver- Zum Stand des Ärztehaus-Neubaus sammlungsmitglied Dr. med. Uwe Gerecke als Vertreter des Öffentlichen Gesundheitsdiensts sowie die noch zu wählenden Der Neubau der Ärztekammer an der Berliner Allee in Han- Vorsitzenden der Ausschüsse für Krankenhausangelegenhei- nover stand ebenfalls auf der Tagesordnung der Kammer- ten, sektorenübergreifende versammlung. Nachdem die Versorgung und Qualität und Kammerversammlungsmit- Management gehören. Darü- glieder der 18. Wahlperiode ber hinaus sollen zur Bera- bereits in der Sitzung im No- tung konkreter Themen wie vember 2020 über den Bau- zum Beispiel Notfallversor- fortschritt des Ärztehauses gung, regionale Gesundheits- informiert worden waren, zentren, Geburtshilfe oder hatten nun Anfang März Hebammenversorgung zu- sämtliche Delegierte der sätzlich noch Projektgruppen neuen Wahlperiode die gebildet werden. Möglichkeit, an einer Füh- rung über die Baustelle teil- In der sich an den „Bericht Ärztekammer-Hauptgeschäfts- Ass. jur. Ralf Noordmann, ÄKN- zunehmen. Zusätzlich hatte zur Lage“ anschließenden führer Professor Dr. med. Nils R. Geschäftsführer für Interne Diens- Dr. med. Franz-Bernhard En- Debatte der Delegierten war Frühauf, MBA te und Bezirksstellen sink, MBA, als Vertreter des die COVID-19-Pandemie Projektbeirats für den Ärzte- das vorherrschende Thema. Viele der Rednerinnen und haus-Neubau interessierte Mitglieder der neu gewählten Redner schlossen sich Wenkers tadelnden Ausführungen Kammerversammlung im Vorfeld des zweiten Plenums aus- an. Beklagt wurde zudem die große Zahl der täglich an der führlich und detailliert anhand einer Onlinepräsentation Erkrankung in Deutschland Sterbenden und kritisiert immer über Hintergrund und aktuellen Stand des Bauvorhabens in wieder die niedrigen niedersächsischen Impfzahlen. Des- Kenntnis gesetzt. 12 niedersächsisches ärzteblatt
Politik Im Verlauf der Frühjahrssitzung der Kammerversammlung und der durch die COVID-19-Pandemie gestiegenen Kosten berichteten Ass. jur. Ralf Noordmann, Geschäftsführer der sei es zur Realisierung der Fertigstellung des Neubaus not- Ärztekammer für Interne Dienste und Bezirksstellen, und wendig, den Handlungsrahmen zu erweitern und das Bau- Ärztekammer-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. med. Nils budget auf zunächst 90 Millionen Euro zu erhöhen, empfah- R. Frühauf, MBA, jetzt über die aktuelle – teils herausfor- len Frühauf und Noordmann der Kammerversammlung. Die dernde – Zusammenarbeit mit Generalplaner und General- Delegierten beschlossen in der sich nach einer Aussprache unternehmer sowie über die noch auszuhandelnden Pakete anschließenden Abstimmung mit einer großen Mehrheit bei für die Mechanische Haustechnik, die Elektro-, Gebäude- je vier Gegenstimmen und Enthaltungen eine Budgeterhö- leit- und Medientechnik und den Innenausbau. Unter ande- hung für den Neubau in Höhe von 7,5 Millionen Euro. rem aufgrund dieser noch nicht restlos eingepreisten Posten r Inge Wünnenberg Die neu gewählten Ausschüsse: Finanz- und Beitragsangelegenheiten Ausschuss „Honorarprüfung“ - Dr. med. Tilman Kaethner - Dr. med. Philip Bintaro - Dr. med. Dr. med. vet. Gerhard Ey - Dr. med. Frank Thalacker - Dr. med. Helmut Anderten - Dr. med. Marc Hanefeld - Dr. med. Raffael-Sebastian Boragk - Dr. med. Karl-Hubert Hoffschulte - Dr. med. Jürgen Tempel - Dr. med. Wolfgang Koß - Uwe Lange Satzungs- und Geschäftsordnungsfragen - Prof. Dr. med. habil. Djordje Lazovic - Matthias Feindt - Johannes Neimann Qualität und Management - Dr. med. Uwe Gerecke - Dr. med. Constantin Janzen - Thomas Perau - Stefan Drumm - Dr. med. Jürgen Tempel - Dr. med. Elke Buckisch-Urbanke - Dr. med. Wolfgang Koß Ärztliche Weiterbildung - Dr. med. Günter Meyer - Angela Schütze-Buchholz - Dr. med. Alexander Nowicki Fortbildung - Dr. med. Claudius Pettig - Dr. med. Constantin Janzen - Dr. med. Gisbert Voigt - Per Kistenbrügge - Dr. med. Karin Bremer - Dr. med. Ilka Aden - Dr. med. Thomas Fischer - Ruben Bernau - Andreas Hammerschmidt - Ernst-Dieter Boisch - Prof. Dr. med. habil. Bernd Haubitz - PD Dr. med. Dr. rer. nat. Diana Steinmann - Dr. med. Kai Johanning - PD Dr. med. Dr. PH Felix Wedegärtner - Dr. med. Katharina-Juliane Kirsche - Uwe Lange Sektorenübergreifende Versorgung - Prof. Dr. med. habil. Djordje Lazovic - Dr. med. Thomas Thiele - Dr. med. Heiko Risius - Dr. med. Gabriele Füllborn - Dr. med. Annegret Vahlbruch - Andreas Hammerschmidt - Dr. med. Nadezda Jesswein Krankenhausangelegenheiten - Dr. med. Christiane Qualmann - Dr. med. Philip Bintaro - Dr. med. Hartmut Volkmann - Prof. Dr. med. habil. Ahmed Madisch - Dr. med. Martin Winther - Mareike Grebe - Dr. med. Frauke Petersen - Detlef Schmitz 4 | 2021 13
COVID-19 Live-Talk „Zur Sache Corona“ im Ärztehaus in Hannover mit Wirtschaftsminister Dr. rer. pol. Bernd Althusmann, Ärztekammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker und ÄKN-Kommunikationschef Thomas Spieker als Moderator (v.l.n.r.). Mehr Sicherheit durch Tests und Impfungen ÄKN-Live-Talk „Zur Sache Corona“: Kammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker und der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. rer. pol. Bernd Althusmann diskutieren über aktuelle Themen der COVID-19-Pandemie. Lösungen zu finden, um den langen Lockdown dieses Kommunikationschef Thomas Spieker und Wenker. Für Pandemiewinters zu überwinden: Darum drehte sich unter Deutschland sei es keine Perspektive, von einem Lock- anderem der 23. Live-Talk in der Reihe „Zur Sache Corona“ down in den nächsten zu gehen, warnte er. Deshalb will der Ärztekammer Niedersachsen. Zu Gast waren Ärzte- Althusmann dem Bundesland mit den Maßnahmen „Imp- kammerpräsidentin Dr. med. Martina fen, Testen, Hygiene und Abstandsre- Wenker und der niedersächsische Mi- „Wir brauchen eine nationa- geln einhalten“ ein wenig Freiheit ver- nister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr le Kraftanstrengung beim schaffen: „Wenn wir das mit Tests und Digitalisierung Dr. rer. pol. Bernd Impfen und Testen.“ kombinieren, ergeben sich daraus Althusmann, MdL. Trotz der steigen- Dr. rer. pol. Bernd Althusmann, MdL, Niedersächsischer Minis- ter für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung neue Perspektiven.“ den Infektionszahlen plädierte der Mi- nister am 23. März auf dem Podium im Ärztehaus in Han- Unabdingbare Voraussetzung für Lockerungen im Laufe Foto: H. Krückeberg nover im Hinblick auf Wirtschaft, Gastronomie und Tou- der nächsten Zeit ist Althusmann zufolge „aber eine na- rismus für eine Öffnungsperspektive nach Ostern: „Ich tionale Kraftanstrengung beim Impfen und Testen“. Hin- möchte den Menschen in Niedersachsen Mut machen für sichtlich der Impfungen mit den Vakzinen gegen das ein klares Ziel“, sagte Althusmann im Gespräch mit ÄKN- SARS-CoV-2-Virus räumte der Minister Startschwierigkei- 14 niedersächsisches ärzteblatt
COVID-19 Minister Bernd Althusmanns Argumente für einen „gewichteten Risikowert“ Als weiteres Instrument, Erleichterungen für den Lock- down zu erreichen, hatte Althusmann den „gewichteten Risikowert“ in die öffentliche Diskussion gebracht. Im Live-Talk erläuterte er den von ihm favorisierten neuen Maßstab, der allerdings dem Minister zufolge weder Inzi- denzwert noch R-Wert ersetzen soll: „Der Inzidenzwert ist meiner Meinung nach zu erweitern, was die Indikatoren betrifft“, führte Althusmann aus und verwies auf das Robert Koch-Institut (RKI) als Urheber des erweiterten Parameters. „Das RKI hat selbst im Februar das Schema Wirtschaftsminister Dr. rer. pol. Bernd Althusmann, MdL vorgelegt, in dem das Alter von Erkrankten und Infizierten, die Impfquote, das Impfgeschehen sowie der Belegungs- ten ein. Dabei störte er sich – ähnlich wie Ärztekammer- grad der vorgehaltenen Intensivbetten in einer Region in präsidentin Wenker – an dem bürokratischen Aufwand, die Betrachtung einbezogen werden sollen“, so der Mi- der bislang mit den Impfungen in den Impfzentren ver- nister. Er sei immer noch davon überzeugt, dass man das bunden sei: „Warum haben wir ein so stark reguliertes RKI bitten könnte, einen solchen risikogewichteten Wert – Verfahren, dass man den Eindruck gewinnt, wir nehmen also quasi einen Inzidenzwert mit erweiterten Faktoren – in einem gesundheitspolitischen Verteidigungsfall zu- als Bemessungsgrundlage zu benutzen: „Das würde lang- nächst einmal die Dokumentation in den Blick und nicht fristig mehr Sicherheit schaffen.“ die Verteidigung – das Impfen.“ Den Papierkram in den Testzentren kritisierte im Talk Anzeige ebenfalls die Ärztekammerpräsidentin, die selbst inzwi- schen in ihren Diensten im Impfzentrum mehr als 1.000 Bürgerinnen und Bürger geimpft hat: „Wenn ich als Impf- ärztin am Tisch sitze, weiß ich, ich darf erst mit der Impf- aufklärung beginnen, wenn ich fünf Formulare unter- schrieben habe. Das ist schon arg viel. Wenn da ein älterer Mensch mit einer Maske vor einem sitzt, der Angst hat und einen vielleicht nicht richtig versteht, ist das schon extrem schwierig“, berichtete Wenker. Deshalb pflichtete sie dem Minister bei, der zuvor gefragt hatte, warum es so lange gedauert habe, die Praxen ins Impfge- schehen einzubinden: „Das Impfen muss in die Praxen! eRezept in Softwar w ree integriert Die Hausärztinnen und -ärzte kennen ihre Patientinnen Die moderne Praxissoftware medatix x bietet ein weiteres und Patienten und wissen, wann sie wen am besten imp- digitales Highlight und ermöglicht damit eine effiz iente fen können und wen sie als ersten impfen müssen“, stellte Patientenversorgung auch in Kr isenzeiten. Im Rahmen eines die Lungenfachärztin heraus. P ilotprojek tes wurde das eRezept in medatixx implementier t. Damit haben Sie die Nase vorn: Sie verordnen Medikamente schnell und einfach elektronisch. Derzeit sind es aber vor allem noch die Tests, die helfen Es kommt noch besser! medatixx entschädigt Sie für den orga- sollen, den Schulbesuch nach den Osterferien weiterhin nisator ischen und kommunikativen Aufwand, der durch die zu ermöglichen oder auch Gastronomie und Geschäfte Ausstellung der eRezepte entsteht: Bei aktiver Nutzung des zu öffnen oder offen zu halten. Althusmann plant außer- eRezepts erhalten Sie einen Rabatt von 50,0 0 €* monatlich und zusätzlich 1,00 € für jedes ausgestellte eRezept auf Ihre dem Modellprojekte, um auch den Kinos Kundenverkehr Softwarepflegegebührr.. zu ermöglichen: „Es muss zwar Notbremsen geben, wenn Greifen Sie zu! Mit dem Angebot zur Praxissof tware medatixx die Inzidenzwerte nach oben wegschießen“, räumte der und dem eRezept haben Sie die Nase vorn. Mehr Details unter Minister während des Corona-Talks der Ärztekammer nase-vorn.medatixx.de ein, aber über die Tests erhofft er, „ein Stück weit Freiheit * monatlicher Net tobetrag. Angebot sbedingunggen siehe shop.medat ix x.de zurückgewinnen zu können“. Mindest ver tragslauf zeit 12 Monate für die Prax issof t ware medat ix x. 4 | 2021 15
COVID-19 Keine Reiseempfehlung für Mallorca Einigkeit herrschte zudem unter den Diskutanten, dass es derzeit nicht geraten sei, Urlaub auf Mallorca zu machen: „Diese Entscheidung macht mich – ehrlich gesagt – fas- sungslos“, sagte Ärztekammerpräsidentin Wenker. Sie könne es nicht gutheißen, wenn sich im Flugzeug oder auf der Insel Menschen aus verschiedenen Bundesländern und Län- dern und mit verschiedenen Virusvarianten durchmischten: „Alles, was im Moment dazu beiträgt, dass wir unsere Kon- takte möglichst konsequent einschränken, ist eine wichtige Maßnahme“, betonte Wenker. Für das Infektionsgeschehen sei es derzeit mit Sicherheit besser, zuhause zu bleiben. Ärztekammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker „Den großen Drang nach einem Stück Normalität“, hat auch Althusmann in der Gesellschaft beobachtet: „Aber an- Dramatische Lage nach einem Jahr gesichts der Krise, in der wir uns befinden, ist Urlaub auf Pandemie Mallorca ein Plan, der nicht geht“, stimmte er Wenker bei. Im Rückblick auf die COVID-19-Pandemie seien es „un- Eine andere Problematik dieses Frühjahrs griff Wenker auf, zweifelhaft die behördlichen Anordnungen zur Schließung als sie erneut an die vulnerablen Menschen und die Men- von gastronomischen Betrieben, von Hotellerie, Touris- schen mit erhöhten Risikofaktoren erinnerte, die zu den be- musbetrieben und von Einzel- sonders von der Krise Be- handelsgeschäften“, die ihm am „Das Impfen muss in die Praxen! Die Haus- troffenen zählen: „Was schwersten gefallen seien, sagte ärztinnen und -ärzte kennen ihre Patientin- mich als im Krankenhaus Althusmann im Live-Talk. Aktu- nen und Patienten und wissen, wann sie tätige Ärztin sehr be- ell kurz vor den Ostertagen des wen am besten impfen können und wen sie drückt, sind die Kranken Jahres 2021 sei die Situation so- als ersten impfen müssen.“ und Schwerkranken dort gar nochmal ein Stück weit dra- Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und ihre Angehörigen“, matischer, als im vorigen Jahr sagte Wenker. Denn Pa- erwartet. „Gerade mit Blick auf die Wirtschaftspolitik besteht tientenbesuche seien nach wie vor in dieser Zeit extrem diese große Herausforderung, Wirtschaft auf der einen Seite schwierig. Wir sehen aber immerhin auch, dass die ganz al- und Gesundheitsschutz für die Bevölkerung auf der anderen ten geimpften Menschen in den Pflegeheimen nicht mehr Seite in ein Gleichgewicht zu bringen und nicht das eine so schwer krank werden, falls sie sich doch mit einer der gegen das andere aufzurechnen“, stellte der Wirtschaftsmi- neuen Virusmitaionen infizieren: „Wir bemerken jetzt immer nister fest. Sein Bestreben sei, beides zu tun: „Die Bevölke- mehr, dass das Impfen auch etwas bringt.“ rung schützen, aber gleichzeitig, dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft weiter läuft.“ Das sei allerdings extrem schwierig, Der Mittschnitt des Live-Talks kann weiterhin über die weil zum Beispiel Hinweise fehlten, wie sich das Infekti- Webseite der ÄKN oder den ÄKN-Youtube-Kanal jederzeit onsgeschehen tatsächlich weiterverbreite. angesehen werden. r Inge Wünnenberg
MFA Berufsschule für Distanzlernen ausgezeichnet Das Konzept für Digitales Lernen der Hildesheimer Hermann-Nohl-Schule erhält eine Förderung der Landesinitiative-n21 online e.V. MFA-Auszubildende lernen dort nun mit digitalen Tools im Wechselmodell. Der Fokus liegt auf Interaktion und Kollaboration Die Hermann-Nohl-Schule in Hildesheim trägt seit diesem Februar den Titel „Projektschule für Distanzlernen“ der Ini- tiative n-21 Schulen in Niedersachsen und ist somit offiziell Projektschule für Digitales Lernen 4.0 – Distanzlernen / BBS im Rahmen des Masterplans Digitalisierung. Auszubildende zur Medizinischen oder Zahnmedizinischen Fachangestellten (MFA beziehungsweise ZFA) können auf Basis eines innova- tiven Unterrichtskonzepts die für den Beruf notwendigen In- halte mithilfe moderner Technologien, digitaler Tools und neuer Unterrichtsmethoden erlernen. „Die Idee, den Berufsschulunterricht auf digitale Beine zu stellen, wurde vor allem durch die Corona-Pandemie ge- weckt“, erzählt Schulleiterin Martina Reinhardt. Aus Gründen Seit Februar 2020 ist die Hermann- des Infektionsschutzes sei es nicht mehr möglich gewesen, Nohl-Schule Hildesheim Projektschu- Schülerinnen und Schüler in voller Klassenstärke zu unter- le für Digitales Lernen und bildet richten – der Bedarf nach neuen Konzepten somit entspre- MFA und ZFA mit einem modernen chend hoch. Die alternative Lösung war schnell gefunden: digitalen Unterrichtskonzept aus. Die Lehrkräfte der Schule entwickelten ein Konzept, das es ermöglicht, Berufsschulunterricht im Distanzlernen zu ge- zuwenden und Inhalte multimedial aufzubereiten, etwa in stalten und diesen für die Zukunft multimedial aufzustellen. Podcasts oder Videos. „Die Schülerinnen und Schüler sind Eine eigens vom Lehrpersonal der Schule initiierte Digitali- total motiviert, denn sie werden in ihrer digitalen Lebenswelt sierungsgruppe hat sich seit Beginn der Pandemie einmal abgeholt.“ Zugriff auf die digitalen Tools erhalten die Ju- wöchentlich getroffen, Ideen ausgetauscht, Tools getestet gendlichen mit mobilen Endgeräten wie Laptops oder Tablets und Lernprozesse erarbeitet, mit denen die Schule die Ver- – dabei liegt der Schwerpunkt des Konzepts im kollaborativen mittlung von Inhalten im Rahmen der MFA- und ZFA-Ausbil- Arbeiten. Herausfordernd ist teilweise noch die Anschaffung dung innovierte. der mobilen Endgeräte, da diese für die Schülerinnen und Schüler mit Kosten verbunden sind und oftmals nicht gefördert Landesinitiative-n21 online e.V. fördert werden, da aufgrund der Ausbildungsvergütung ein Anspruch modernes und digitales Konzept entfällt. Deshalb ist Reinhardts Tipp an Ausbildende, wie Ärztinnen und Ärzte, Auszubildenden über deren Gehalt „Als wir dann im Oktober die Ausschreibung der Landesini- hinaus etwa Zuschüsse zu Schulmaterialien anzubieten. tiative n-21 online e. V. gesehen haben, war die Motivation „Wenn Ausbilderinnen und Ausbilder also etwa überlegen, hoch, daran teilzunehmen und unser Konzept für den wie sie für Bewerberinnen und Bewerber zusätzliche Anreize digitalen Berufsschulunterricht einzureichen“, erzählt Reinhardt. schaffen könnten, sehe ich in diesem Bereich Potenzial.“ Der Ansatz hat überzeugt und das Projekt die von der Foto: Herrmann-Nohl-Schule, Landesinitiative n-21 Initiative n-21 Schulen in Niedersachsen ausgeschriebene Auch Melanie Sokor, MFA-Ausbildungsberaterin der Ärzte- Förderung von 30.000 Euro erhalten. In der Projektlaufzeit kammer Niedersachsen in der Bezirksstelle Hildesheim, ar- bis zum 31. März 2023 kann die Schule dieses Geld für die beitet eng mit Reinhardt zusammen und begrüßt das neue Weiterentwicklung und Umsetzung des Konzepts nutzen, Konzept. Damit die Auszubildenden hier alle Möglichkeiten um es auch anderen Schulen zur Verfügung zu stellen. nutzen können, sei es auch wichtig, alle Formalia rund um die Ausbildung bei der ÄKN anzumelden. Welche das sind und Mit dem neuen Ansatz ändert sich einiges in der Unter- was zu beachten ist, erfahren ausbildende Ärztinnen und richtsgestaltung. Dabei sei vor allem die Kombination von Ärzte auch auf der Webseite der neuen Kampagne der Ärzte- Präsenzunterricht und digitaler Ausbildung interessant, so kammer: mfa-niedersachsen.de sowie bei den Beratungsteams Reinhardt. Die Auszubildenden lernen digitale Medien an- in den ÄKN-Bezirksstellen. r Esther Schmotz 4 | 2021 17
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