Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Mentalen Trainings
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Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Mentalen Trainings Unter besonderer Berücksichtigung des Schulalltags Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Naturwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz Vorgelegt von Jasmin PEINTINGER, MSc am Institut für Sportwissenschaft Begutachterin: Univ.-Prof.PhD, Mireille Nicoline Maria, VAN POPPEL Graz, Mai, 2020
Vorwort Diese Diplomarbeit entstand im Rahmen des Studiengangs „Lehramt UF Psychologie und Philosophie und UF Bewegung und Sport“ an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Die Motivation das Thema „Mentales Training“ zu wählen, resultiert einerseits aus meinem beruflichen Wirkungsbereich und andererseits aus meinem privaten Interessensbereich. Schon während meines Studiums war ich getrieben von einer immer größer werdenden Vorliebe für den Gesundheitsbereich und so auch für die Anwendung verschiedenster gesundheitsförderlicher Techniken im Schulalltag. Insofern war es für mich naheliegend, auch meine Abschlussarbeit auf diesem Gebiet zu verfassen. Da auch ich – als körperlich sehr aktive Person, für welche Sport und die damit verbundene Bewegung einen hohen Stellenwert haben- oft mit meinen Gedanken während dem Sport, aber auch im Alltag oder während der Arbeit, hadere und ich auch beruflich - als Personaltrainerin - immer wieder mit verträumten, beziehungsweise unkonzentrierten KundInnen trainiere, habe ich mein Augenmerk in den letzten Jahren verstärkt auf diese Thematik gerichtet. Zudem ist es mir wichtig, mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen und zu festigen und diese Errungenschaften gegebenenfalls auch in der Praxis anwenden zu können. I
Zusammenfassung Hintergrund: Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Mentalen Trainings, welches in verschiedensten Arbeits- und Sportbereichen erfolgreich eingesetzt wird. In all seinen facettenreichen Anwendungen verfolgt diese psychologische Methode immer das Ziel, die emotionale, kognitive und die soziale Kompetenz sowie die Belastbarkeit, das Selbstbewusstsein und die mentale Stärke zu fördern. Die Ursprünge des Mentalen Trainings verweilen im Bereich der Psychologie. Dabei handelt es sich um Techniken, welche aus psychologischen Trainingsverfahren entwickelt wurden und teilweise nach wie vor in der Psychotherapie angewendet werden. Ziel: Ziel dieser Arbeit ist es, dem Leser, der Leserin einen besseren Einblick in die Thematik des Mentalen Trainings zu verschaffen. Zudem soll eine nachvollziehbare Zusammenführung von Erkenntnissen aus der theoretischen Forschung, gewürzt mit einem Ausflug in die sportpsychologische Praxisarbeit erfolgen. Dabei soll die Wichtigkeit der Integration von mentalen Einheiten im Sport, in der Schule, aber auch im Alltag aufgezeigt werden. Methoden: Um einen Überblick über die vorhandene Literatur zu geben und diese zu vergleichen, wird die Methode der Literaturrecherche gewählt. Zu Beginn wird in einem Theorieblock eine wissenschaftliche Basis für die später folgende sportpsychologische Praxis geschaffen. Im einführenden Teil sollen vor allem die grundlegenden Begriffsbestimmungen des Mentales Trainings, der Motivation und des Visualisierens verdeutlicht werden. Der darauffolgende, große Punkt beschäftigt sich mit dem Mentalen Training, dessen Aufbau, Ziele, Techniken und Wirkungen. Von diesem Theorieblock ausgehend, wird im dritten Kapitel über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Mentalen Trainings gesprochen. Gefolgt von dem vierten und wichtigsten Kapitel dieser Arbeit, nämlich dem des Mentalen Trainings im Schulalltag. Ergebnisse: Das Mentale Training ist sehr flexibel einsetzbar. Es ist eine Form des psychologischen Trainings, welches an keine bestimmten Anwendungsbereiche gebunden ist. Weiters ist anzunehmen, dass diese Techniken in den verschiedensten Lebenslagen hilfreich und einsetzbar ist. Schlussfolgerung: Vor allem der Einsatz von Mentalem Training in der Schule, aber auch außerhalb der Schule, kann Jugendliche in ihrem Glauben an sich selbst und an ihre eigenen Fähigkeiten bestärken. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um den Herausforderungen des (Schul-)Alltags gerecht zu werden und das eigene Stressempfinden zu reduzieren. II
Abstract Background: This diploma thesis deals with the many possible uses of mental training. Mental training is successfully used in a wide range of work and sports areas. The variety of these psychological methods all pursue the same goal - to promote emotional, cognitive and social competence, as well as resilience, self-confidence and mental strength. However, the origins of mental training remain in the field of psychology. These are techniques that have been developed from psychological training procedures and some of them are still used in psychotherapy. Aim: The aim of this work is to give the reader a better insight into the topic of mental training. Another goal of this work is a comprehensible combination of knowledge from theoretical research, spiced with an excursion into sports psychological practical work. The importance of the integration of mental units in sport, in school but also in everyday life should be shown. Methods: In order to give an overview of the existing literature and to compare it, the method of literature research is chosen. For the time being, a theoretical basis is created in a theoretical block for the sport psychological practice that follows later. Accordingly, the work is divided into an introductory part, in which basic definitions such as mental training, motivation and visualization are clarified. The following big point deals with the mental training, its structure, goals, techniques and effects. Starting from this theory block, the third chapter speaks about the various possible uses. Followed by the most important, fourth chapter, mental training in everyday school life. Results: Mental training can be used very flexibly, it is a form of psychological training that is not tied to any specific areas of application. Furthermore, it can be assumed that these techniques are helpful and can be used in a wide variety of situations. Conclusion: Above all, the use of mental training at school, but also outside of school, can strengthen young people's belief in themselves and in their own abilities. This is an important prerequisite for meeting the challenges of everyday (school) life and reducing the feeling of stress. III
Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die meine Diplomarbeit „Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Mentalen Trainings“ durch ihre persönliche und fachliche Unterstützung begleitet und zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt ... ... Univ.-Prof. PhD van Poppel Mireille, welche mir die Möglichkeit gab, die vorliegende Diplomarbeit zu schreiben. Sie übernahm die umfangreiche Betreuung meiner Arbeit und unterstützte mich durch ihre motivierenden Worte, hilfreichen Anregungen und Ratschläge. Der größte Dank gilt meiner wunderbaren Familie und vor allem meinen Eltern, die mich in all den Jahren meines Studiums nicht nur finanziell, sondern auch mental unterstützt haben und ohne die mein Studium gar nicht möglich gewesen wäre. Zuletzt noch ein großes Dankschön an all meine Freunde, die mich während des Studiums begleitet haben und trotz stressiger Zeiten immer hinter mit gestanden sind. IV
Inhaltsverzeichnis VORWORT .........................................................................................................................I ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................................II ABSTRACT ........................................................................................................................ III DANKSAGUNG ................................................................................................................ IV 1. BEGRIFFSBESTIMMUNGEN ......................................................................................... 1 1.1. MENTALE STÄRKE ............................................................................................................ 1 1.2. MOTIVATION .................................................................................................................. 2 1.3. VISUALISIEREN ................................................................................................................ 3 2. MENTALES TRAINING................................................................................................. 4 2.1. WAS IST MENTALES TRAINING? .......................................................................................... 4 2.2. BEWEGUNGSVORSTELLUNGEN ............................................................................................ 6 2.3. AUFBAU VON BEWEGUNGSVORSTELLUNGEN ......................................................................... 7 2.3.1. Sprachlich-symbolischer Ansatz ............................................................................. 8 2.3.2. Räumlich-bildhafter Ansatz .................................................................................. 11 2.3.3. Kinästhetischer Ansatz ......................................................................................... 13 2.4. ZIELE DES MENTALEN TRAINING ....................................................................................... 13 2.5. VORAUSSETZUNG FÜR DAS MENTALE TRAINING................................................................... 15 2.6. KOGNITIVEN PROZESSE DES MENTALEN TRAININGS .............................................................. 16 2.6.1. Selbstgesprächsregulation ................................................................................... 18 2.6.2. Kompetenzerwartung ........................................................................................... 20 2.6.3. Aufmerksamkeitsregulation ................................................................................. 22 2.6.4. Aktivationsregulation ........................................................................................... 24 2.6.5. Vorstellungsregulation ......................................................................................... 27 2.6.6. Zielsetzung und Analyse ....................................................................................... 30
2.7. FORMEN DES MENTALEN TRAININGS ................................................................................. 31 2.7.1. Observatives Training ........................................................................................... 32 2.7.2. Verdecktes Wahrnehmungstraining..................................................................... 33 2.7.3. Subvokales bzw. verbales Training ....................................................................... 34 2.7.4. Ideomotorisches Training ..................................................................................... 35 2.7.5. Visualisieren.......................................................................................................... 36 2.7.6. Entspannungstechniken ....................................................................................... 37 3. EINSATZMÖGLICHKEITEN ......................................................................................... 42 3.1. MENTALES TRAINING IM BEREICH ARBEIT, WIRTSCHAFT UND IM ALLTAG ................................. 43 3.2. MENTALES TRAINING IN DER REHABILITATION UND NACH SPORTVERLETZUNGEN ........................ 44 3.3. MENTALES TRAINING IM SPORT........................................................................................ 48 3.4. MENTALES TRAINING IN DER SCHULE ................................................................................. 49 4. MENTALES TRAINING IM SCHULALLTAG ................................................................... 50 4.1. VORSTELLUNGSREGULATION- VISUALISIEREN....................................................................... 50 4.2. AKTIVATIONSREGULATION ............................................................................................... 53 4.3. KOMPETENZERWARTUNG- EINSTELLUNGSPRÄGUNG ............................................................. 56 4.4. AUFMERKSAMKEITSREGULATION- AUFMERKSAMKEIT UND KONZENTRATION ............................. 59 CONCLUSIO UND AUSBLICK ............................................................................................. 63 LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................................. 65 ABBILDUNGSVERZEICHNIS............................................................................................... 67 TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................... 68 ANHANG ......................................................................................................................... 69
1. Begriffsbestimmungen In diesem einführenden Kapitel werden zunächst die wichtigsten Begriffsbestimmungen geklärt und erläutert. Diese legen wiederum den Grundstein, um im weiteren Verlauf den Hintergrund des Mentalen Trainings sinngemäß erfassen zu können. 1.1. Mentale Stärke Mentale Stärke ist das Resultat von individuell persönlichen Einstellungen, Denkprozessen und Überzeugungen, welche dazu führen, dass sich Personen in mehrerlei Hinsicht an verschiedene Situationen kontrollierbar anpassen: » Es werden sich herausfordernde Ziele gesetzt, an welchen man auch unter Schwierigkeiten festhält. » Der Umgang mit Misserfolgen wird revidiert. » Eine höhere Motivation wird aufgewiesen. » Man lässt sich weniger ablenken. » Mehr Anstrengung und Ausdauer zur Erreichung der persönlichen Ziele wird aufgebracht. James E. Loehr definiert den Begriff mentale Stärke wie folgt: „Mentale Stärke ist die Fähigkeit, sich ungeachtet der Wettkampfbedingungen an seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen.“ (Loehr, 2012, S.20) Loehr (1996, S.19) gibt auch eine Zusammenfassung über die Merkmale mentaler Stärke: » Emotionales Engagement, ist die Fähigkeit, in emotional anspruchsvollen Situationen standhaft zu bleiben. » Emotionale Flexibilität, ist die Fähigkeit, sich auf unvorhergesehene emotionale Veränderungen einzustellen. » Emotionale Spannkraft, ist die Fähigkeit, vergebene Chancen, Enttäuschungen und Fehler schnell vergessen zu machen und emotional zu legitimieren. » Emotionale Stärke, ist die Fähigkeit, dem Widersacher unter Druck das Gefühl der eigenen Stärke darzubieten. 1
Diese Aufzählungen scheinen teilweise überladen zu sein, aber sie verdeutlichen sinngemäß worum es sich bei mentaler Stärke handelt. 1.2. Motivation Motivation ist ein weit verbreiteter und ein so gut wie jedem gängiger Begriff. Von vielen wird dieses Schlagwort gerne genutzt und jeder glaubt zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Dennoch verbinden Menschen die unterschiedlichsten Dinge mit diesem Terminus. Aber welche Bedeutung schreibt man dieser Begrifflichkeit nun überhaupt zu? Der Begriff Motivation stammt von dem lateinischen Wort „movere“, zu Deutsch Bewegung (vgl. Rudolph, 2003, S.1). Der Duden (Dudenredaktion) definiert den Begriff Motivation wie folgt: „Gesamtheit der Beweggründe, Einflüsse, die eine Entscheidung, Handlung o.Ä. beeinflussen, zu einer Handlungsweise anregen.“ Die Psychologie vertritt den Standpunkt, dass in jeder Person Handlungstendenzen (Dispositionen) vorkommen, Situationen auf charakteristische Weise zu bewerten und derartig zu handeln. Diese immerwährenden Persönlichkeitseigenschaften werden Motive genannt. Brand (2010, S.18) sieht ein Emporkommen von motiviertem Verhalten dann, „wenn ein bei der Person mehr oder weniger stark ausgeprägtes Motiv durch eine geeignete Situation angeregt wird.“ Motive wiederum definiert Brand als „relativ stabile personale Veranlagungen“ und Situationen als „die subjektive Deutung einer konkreten Reizumgebung“ (Rheinberg, 2002, zit. nach Brand, 2010, S.18). Wird bei einer Person ein entsprechendes Motiv in einer bestimmten Situation angeregt, kommt es zur Motivation. Motive sind situationsüberdauernd, während Motivation immer situationsabhängig ist und sich auf die aktuellen kognitiven und emotionalen Prozesse, die in einer bestimmten Situation vonstattengehen, bezieht. 2
Um sich für verschiedene Handlungen motivieren zu können, sind intrinsische oder extrinsische Bedingungen notwendig. Intrinsische Motivation geht von der Basis von Faktoren aus, welche im Menschen selbst entstehen und einen persönlichen Nutzen für ihn darstellen. Diese Art von Motivation steht für das Handeln, Arbeiten oder Lernen aus innerem, eigenem Antrieb und dient der persönlichen Befriedigung. Im Gegensatz dazu spricht man von extrinsischer Motivation, wenn äußere Faktoren, wie zum Beispiel Macht, Geld oder Ansehen, eine wesentliche Rolle spielen. Aufgaben werden also nicht aus innerem Antrieb durchgeführt, sondern aufgrund von außen initiierten Motiven umgesetzt (vgl. Meyer, 2011, S.86). 1.3. Visualisieren Das Visualisieren wird oft in den Bereich des Mentalen Trainings abgewälzt und deckungsgleich verwendet. Es gibt aber essenzielle Unterscheidungskriterien innerhalb dieser Bereiche. „Visualisieren ist der Vorgang, im Geiste Bilder zu erzeugen. [...] Es ist ganz einfach die Anwendung der Phantasie, der Vorstellungskraft, man sieht mit dem geistigen Auge. Es ist die Re-Kreation, die Wiedererschaffung eines vergangenen Erlebnisses durch geistige Vorstellungsbilder.“ (Loehr, 1991, S.110, zit. nach Stoll & Ziemainz, 2009, S.33) Kurz gesagt versteht man unter dem Begriff der Visualisierung das Sichtbarmachen, sprich das Denken in Bildern (vgl. Baumann, 2011, S.66). In Bildern zu denken, beziehungsweise sich Handlungen vorzustellen, ist eine Art geistiges Training, in welchem Situationen auf der Gedanken-, Gefühls- und Handlungsebene durchgespielt werden. Während sich das Visualisieren mit der „Sprache des Gehirns“ befasst, konzentriert sich das Mentale Training zum Großteil auf Bewegungsabläufe, beziehungsweise auf motorische Fertigkeiten und deren damit verbundene Perfektion. Auf diese Thematik wird noch genauer in Kapitel 2.7.5 eingegangen. 3
2. Mentales Training Im vorangegangenen Kapitel wurden die für das Mentale Trainings essentiellen Begriffe erläutert und der wichtige Unterschied zwischen dem Visualisieren und dem Mentalen Training geklärt. Kurzgefasst, ist die mentale Trainingstechnik eine Variante des Visualisierens, aber im Sinne von Bewegungsabläufen (vgl. Baumann, 2006, S.120). Das vorliegende Kapitel wird sich intensiv mit dem Mentalen Training befassen. Zunächst werden die allgemeinen Definitionen erörtert. In weiterer Folge wird die Grundlage für das Mentale Training behandelt. Davon ausgehend werden die zu erfüllenden Voraussetzungen für ein Gelingen des Mentalen Trainings aufgezeigt und in letzter Instanz werden die unterschiedlichen Arten des Mentalen Trainings sowie deren Einsatzmöglichkeiten und Anwendungen in der Praxis beleuchtet. 2.1. Was ist mentales Training? Mental ist ein Begriff aus dem Lateinischen und lässt sich von mens, zu Deutsch der Verstand, ableiten. Der Begriff mental wird im deutschen Sprachgebrauch auch für die Geisteshaltung einer Person verwendet. Mit der internen Vorstellung und Repräsentation von Bewegungen beschäftigen sich Wissenschaftler, Psychologen und Mediziner seit Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Heute ist die Trainingsform, welche auf dem Grundprinzip der Regulation interner Repräsentation beruht, bekannt als Mentales Training. Der Begriff des Mentalen Trainings unterliegt allerdings keiner einheitlichen Definition. Um ihn sinngemäß verwenden zu können, muss man sich vorweg die vielseitigen Verwendungsweisen ausmalen, da er mittlerweile zu einer Art Modebegriff geworden ist. Der Begriff „Mentaltraining“ ist zu einem Sammelbegriff für viele Richtungen und Methoden geworden. Verwendungen unter anderem im Sport, im Beruf oder auch in der Ausbildung sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit verfolgen alle Anwendungsvarianten mehr oder weniger ein gemeinsames Ziel, nämlich jenes des ganzheitlichen Wohlbefindens. Im engeren Sinn ist „Mentales Training“ ganz klar definiert, nämlich als „das sich Vorstellen von Bewegungen oder Teilaspekten der Bewegung“ (vgl. Eberspächer, 2007, S.11). 4
Aufgrund der erhöhten Einsatzmöglichkeiten fällt es schwer eine einheitliche Definition zu formulieren und auch zu finden, da viele verschiedene Begriffe für diese Art von Training verwendet werden. Grob gesagt versteht man unter Mentalem Training eine Vielfalt von psychologischen Methoden. Diese Methoden verfolgen alle dasselbe Ziel, die kognitive Kompetenz, die soziale Kompetenz, die emotionale Kompetenz, das Selbstbewusstsein, die Belastbarkeit, die mentale Stärke oder das Wohlbefinden zu fördern oder zu steigern (vgl. Eberspächer, 2007, S.11ff). Mentales Training ist eine Methode, um sich neue Denk- und Verhaltensweisen anzueignen und diese zu trainieren, um „mit sich im Reinen zu sein“, um in „seine Mitte zu kommen“. Der Fokus liegt bei dieser Form des Trainings auf der Wertefreiheit, auf dem Erlernen des achtsamen und gelassenen durch das Leben Gehen und der persönlichen Weiterentwicklung. Mentales Training ist keine aktive Form des Trainings, sondern eine geistige. Man spricht auch von Imagination, Visualisierung, Selbsthypnose oder Vorstellungsübung (vgl. Meyer, 2001, S.54). Aufgrund der sehr häufigen, weit verbreiteten und bekannten Definitionen des Mentalen Trainings, werden im nächsten Absatz Definitionen bekundet, welche die weitgefächerten Einsatzmöglichkeiten sowie die Bedeutung des Mentalen Trainings eröffnen sollen. .. » planmäßig wiederholte, bewusste Sich-Vorstellen einer sportlichen Handlung ohne deren gleichzeitige praktische Ausführung« (Eberspächer, 2001, S.81). » Unter MT (Mentalen Training) versteht man das Erlernen oder Verbessern eines Bewegungsablaufes durch intensives Vorstellen ohne gleichzeitiges tatsächliches Üben« (Weineck, 2007, S. 915). .. » Wesentlicher Inhalt des MT ist also das „Sich-Selbst-Sehen“ und „-Empfinden“ bei einer vorgestellten, aber nicht körperliche ausgeführten Bewegung« (Schlicht, 1992, S.25). 5
» Mentales Training ist ein Trainingsverfahren im Rahmen des sportpsychologischen Trainings, das insbesondere zur Lern- und Leistungsoptimierung im Spitzensport eingesetzt wird. Grundlage des Mentalen Trainings sind Bewegungsvorstellungen, die auch als Prüf- und Führungsgröße des menschlichen Handelns aufgefasst werden können. Beim Mentalen Training geht es also darum, adäquate Bewegungsvorstellungen aufzubauen und diese dann regelmäßig zu trainieren« (Mayer & Hermann, 2009, S.8). Die wesentlichen Gemeinsamkeiten sind offensichtlich: Das Mentale Training als sportpsychologische Interventionsmethode hat eine Leistungsoptimierung zum Ziel, läuft (wie jeder Trainingsprozess, vgl. Rom, 2009, S.25) „planmäßig“ und „zielgerichtet“ ab, hier aber ohne praktisches Tun – alles passiert im Kopf, die Bewegungsvorstellung wird im Geiste kreiert, wiederholt und perfektioniert. Die Einflüsse, Techniken und Ansätze des Mentalen Trainings entstammen vieler unterschiedlicher Richtungen. Psychologie, Sportwissenschaft, Pädagogik, Medizin und Physiologie sowie auch die Esoterik und Spiritualität finden ihren Platz in mentalen Techniken und Ansätzen (vgl. Baumann, 2006, S.13). Unter Berücksichtigung der oben genannten Definitionen und Hintergründe und um das Thema Mentales Training besser zu verstehen wird zunächst die Rolle und der Aufbau von Bewegungsvorstellungen genauer unter die Lupe genommen. 2.2. Bewegungsvorstellungen Adäquate Bewegungsvorstellungen sowie deren Differenzierung sind fundamentale Faktoren für die Wirksamkeit des Mentalen Trainings. Wenn diese Bewegungsvorstellungen konstruiert, entwickelt und optimiert werden steht der Durchführung eines Mentalen Trainings nichts mehr im Wege. Um die Bedeutung von Bewegungsvorstellungen zu verstehen, sei eine grundlegende Tatsache vorweggenommen: 6
„Da das Nervensystem des Menschen nicht zwischen mentaler und realer Bewegung unterscheiden kann und intensives Vorstellen von Bewegungsabläufen feinste motorische Impulse [...] auslöst, die den realen, tatsächlichen Bewegungsausführungen ähneln (vgl. Igel, 2000; Singer & Munzert, 2000), können Bewegungen auch ohne eine reale Ausführung trainiert werden“ (Alfermann & Stoll, 2010, S. 59). Bewegungsvorstellungen sind im Gedächtnis gespeicherte, individuell akzentuierte Informationen von Strukturcharakteristika eines Bewegungsablaufes. „Bewegungsvorstellung bedeutet der Abruf der mentalen motorischen Repräsentation im Arbeitsspeicher, ohne dass es zu einer Bewegung kommt. [...] Das individuelle Bewegungsvorstellungsvermögen ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und verbessert sich durch üben“ (Dettmers & Nedelka, 2011, S.24). Aber wie erreicht man diese Vorstellungen? 2.3. Aufbau von Bewegungsvorstellungen Mit dem Zweck, in der Praxis eine Bewegungsvorstellung zu erarbeiten oder zu entwickeln, müssen durch entsprechende Verfahren die motorischen Abläufe bewusst gemacht werden. Angelehnt an Heuer (1985) unterscheiden Mayer & Hermann (2009, S.26) Terminologien folgender Ansätze zur Nutzung des Mentalen Trainings: » Sprachlich-symbolischer Ansatz » Räumlich- bildhafter Ansatz » Kinästhetischer Ansatz 7
2.3.1. Sprachlich-symbolischer Ansatz Bei sprachlich-symbolischen Ansätzen werden Vorstellungsinhalte häufig in Stufenmodellen verbalisiert. Diese Inhalte werden hierbei vorwiegend schriftlich festgehalten, auf die entscheidenden Punkte reduziert und folglich dem Bewegungsrhythmus angepasst. Ein bekannter und besonderer Prototyp des sprachlich-symbolischen Ansatzes ist das Stufenmodell von Eberspächer. 1. Detaillierte Beschreibung der Bewegung 2. Hervorhebung der Knotenpunkte 3. Symbolische Markierung und Rhythmisierung der Knotenpunkte 4. Mentales Training der symbolisch markierten und rhythmisierten Knotenpunkte Abbildung 1: Stufenmodell nach Eberspächer 2001 (Mayer & Hermann, 2009, S.26) In der ersten Stufe liegt der Fokus auf dem Ansprechen möglichst vieler Sinnesmodalitäten im Gedächtnis während der Handlung beziehungsweise dem Bewegungsablauf. Für die Umsetzung wird die Handlung beschrieben und schriftlich festgehalten, um etwaige Fehler zu vermeiden und Kontrollen durch die TrainerInnen gewährleisten zu können. Wichtig ist bei der Beschreibung, dass das Erleben der Bewegung nachvollziehbar ist. Im Vordergrund steht hierbei nicht die objektive Beschreibung des Bewegungsablaufs, sondern die individuelle Innensicht, das individuelle Erleben der Bewegung. Die zweite Stufe des Modells von Eberspächer beschäftigt sich mit der Herausarbeitung der zentralen Punkte des Bewegungsablaufs, den sogenannten Knotenpunkte der Bewegung. Wurden die beiden Stufen erledigt, geht man über zur dritten Stufe. Der erste Schritt hierbei ist, dass der/die Beteiligte die für ihn/sie relevanten Stellen der Bewegung markiert. 8
Um die bis jetzt angesprochenen Stufen des sprachlich-symbolischen Ansatzes besser zu verstehen, veranschaulichen Mayer & Hermann (2009, S.21) dies anhand des Beispiels eines professionellen Golfspielers bei einem Drive (Golfabschlag), und geben eine detaillierte Beschreibung der Bewegung mit einer Markierung und Rhythmisierung der Knotenpunkte: "Wenn ich über dem Ball stehe, spüre ich zuerst meine Ausgangsstellung – wie ich da stehe. Das passt. Ich fühle, dass sich eine gerade Linie über meinem Rücken bildet. Und jetzt beginnt der Schwung. Ich habe einen sehr leichten Griffdruck in der Hand. Die Hand liegt auf dem Schläger, ich rotiere mit meinem linken Unterarm, leichte Hüftrotation bei 45°. Mein linkes Bein bleibt steif – ich drehe mich weiter, mein linker Arm bleibt gerade. Jetzt fühle ich in der oberen Position eine Spannung im Rumpf und in der linken Schulter, und ich fühle mich richtig geladen, als wenn ich Spannung hätte. Jetzt beginnt die Transition, ich habe eine laterale Verschiebung in meinem Hüftbereich und rotiere gleichzeitig. Jetzt fühle ich, wie mein rechter Ellbogen unter meinen linken kommt. Ich release unten, mein Schläger kommt genau auf die Trefflinie, meine rechte Hüfte bleibt in der Position, und mein Arm streckt sich. Jetzt rotiere ich nur noch durch und vollende ein langes und hohes Finish". Abbildung 2: Markierung und Rhythmisierung der Knotenpunkte (Mayer & Hermann, 2009, S.27) 9
Immer noch in Stufe drei befindlich, werden abschließend die Knotenpunkte der zu trainierenden Bewegung beziehungsweise Handlung symbolisch markiert und werden in verschiedene Kurzformeln umbenannt. Zweck ist die Verdichtung der Informationen. So soll die Vorstellung der Dynamik und dem zeitlichen Ablauf der Realbewegung angenähert werden. Zum Ausdruck gebracht wird dies anhand eines Beispiels: Symbolische Markierung und Rhythmisierung der Knotenpunkte beim Drive (Golfabschlag): "Setup" "Spann" "Rumm" "Lang" Um der Dynamik des Drives und der runden Gesamtbewegung auch in der Vorstellung näher zu kommen, wurden die Kurzformeln dem Bewegungsrhythmus entsprechend zusammengesetzt: "Setup – Schrrrrummmmmmm – Lang". Abbildung 3: Symbolische Markierung und Rhythmisierung der Knotenpunkte (Mayer & Hermann, 2009, S.28) In der vierten und letzten Stufe wird die entwickelte Bewegungs- und Handlungsvorstellung mental trainiert. Der Vorteil dieses Zugangs besteht darin, dass durch das Aufschreiben der Bewegungsvorstellung die Kommunikation zwischen Beteiligten/r und TrainerIn verbessert und optimiert werden kann. Eventuelle Korrekturen können individuell formuliert werden und der/die Beteiligte profitiert von einer externen Stütze der Bewegungsvorstellung. Ein potentielles Problemfeld dieses Stufenmodells kann die Verbalisierung von kinästhetischen, nichtvisuellen Vorstellungsinhalten darstellen. 10
2.3.2. Räumlich-bildhafter Ansatz Beim räumlich-bildhaften Ansatz wird meist versucht, mithilfe von Videoaufzeichnungen Bewegungsvorstellungen zum Ausdruck zu bringen. Anhand moderner Mittel und der damit verbundenen Präzision elektronischer Geräte, können Bewegungsaufzeichnungen bis ins kleinste Detail differenziert und analysiert werden. Eine weitere Herangehensweise ist die Spiegel-Methode, welche sich die wissenschaftlich fundierten Effekte der Spiegelneuronen zunutze macht. Spiegelneuronen sind Nervenzellen, welche im Gehirn Signale transportieren, wenn jemand eine Handlung beobachtet. Sie sind spezielle Nervenzellen, welche den Menschen zum mitfühlenden Wesen machen. Dieses Resonanzsystem reagiert dann genau so, als ob man das Gesehene selbst ausgeführt hätte. Folgende Effekte sind auf Spiegelneuronen zurückzuführen: » Beobachtetes Verhalten wird intuitiv nachgeahmt » Beobachtete Emotionen werden automatisch nachempfunden » Durch eine emotionale Verbindung zweier Menschen, werden sie unbewusst auch ihre Körpersprache harmonisieren » Auch bei der Vorstellung bestimmter Handlungen funken die Spiegelneuronen Wie das System dieser besagten Spiegelneuronen funktioniert erklärt Bauer (2006, S.26 f.) anhand eines Flugsimulator Beispiels: 11
"Ein echter Pilot zieht in einer Propellermaschine in geriner Höhe seine Kreise. Alle Flugoptionen, die er mit seiner Maschine durchführt, werden in Echtzeit in einen Flugsimulator am Boden übertragen, in dem sich der 'Beobachter' befindet. Seine 'Beobachtung' besteht darin, dass er den Flug des Piloten als Simulationsprogramm erlebt. Ebenso wie der im Flugsimulator sitzende 'Beobachter' macht auch der ganz normale Beobachter, der die Handlung eines anderen Menschen miterlebt, folgende Erfahrung: Indem er das, was er beobachtet, unbewusst als inneres Simulationsprogramm erlebt, versteht er, und zwar spontan und ohne nachzudenken, was der andere tut. Weil dieses Verstehen die Innenperspektive des Handelnden den mit einschließt, beinhaltet es eine ganz andere Dimension als das, was eine intellektuelle oder mathematische Analyse des beobachteten Handlungsablaufs leisten könnte [...] Der im Simulator sitzende Beobachter sieht, wie sich das Flugzeug des realen Piloten einem Berg nähert. Da er die Innenperspektive miterlebt, versteht er spontan und intuitiv, warum der Pilot sein Flugzeug zum Beispiel plötzlich aufsteigen lässt oder abdreht." Abbildung 4: System der Spiegelneuronen, anhand eines Flugsimulator-Beispiels (Bauer, 2006, S.26f.) Diese Variante des räumlich-bildhaften Ansatzes ist als Basis und Grundlage für das Generieren und Weiterentwickeln von Bewegungsvorstellungen und für das anschließende erfolgreiche Mentale Training von entscheidender Bedeutung. 12
2.3.3. Kinästhetischer Ansatz Beim dritten und letzten Ansatz, dem sogenannten kinästhetischen Ansatz, wird versucht durch die Erinnerung an bestimmte, intensive Bewegungserfahrungen eine Bewegungsvorstellung zu erzeugen, bei der vorwiegend kinästhetische Informationen fließen. Dieser Ansatz der Kreation von Bewegungsvorstellung wird direkt im Anschluss an eine optimale Bewegungsausführung umgesetzt, das heißt nach dem Vollzug der Bewegung spielt der/die Beteiligte diese Handlung nochmals vor dem geistigen Auge durch, um sich die daraus resultierenden Eindrücke gut einzuprägen (vgl. Mayer & Hermann, 2009, S.30ff.). Zusammenfassend kann zu diesen drei Ansätzen gesagt werden, dass eine Kombination aus allen dreien die mit Sicherheit zielführendste Modifikation ist. Ohne Zweifel bedarf es hierbei zusätzlich individueller Angleichungen, da nicht jede/r Beteiligte mit jeder Möglichkeit gleich gut verfahren kann. Ein guter Methoden-Mix, unter Berücksichtigung ständigen kritischen Hinterfragens, ist die Zauberformel für die positive Generierung von Bewegungsvorstellungen. 2.4. Ziele des Mentalen Training Sowohl die beschriebenen Faktoren, als auch die Bewegung selbst können verinnerlicht werden. Dies drängt sich als Notwendigkeit auf, da über die beabsichtigte Verbesserung der Vorstellung auch der tatsächlich ausgeführte Bewegungsablauf verbessert werden soll. Demzufolge gibt Eberspächer als Ziel des Mentalen Trainings an, „sich in einem psychischen Zustand zu versetzen, der es ermöglicht, unter allen denkbaren Bedingungen die eigenen realistischen Leistungsmöglichkeiten zu entfalten“ (Eberspächer, 2001, S.83). Wenn man Mentales Training mehr unter dem Aspekt des Hier und Jetzt betrachtet, könnte man folgende Zielsetzung definieren: Ziel ist es, durch mentale Trainingstechniken und Ansätze seinen Fokus stets dort zu haben, wo man ihn haben möchte (vgl. ebd., 2007, S.17ff.). 13
Ein wesentliches Ziel dieser speziellen Trainingsform ist es, kognitive Fertigkeiten zu erlernen, zu verändern und zu verbessern. Fertigkeiten werden als allgemeine Handlungen betitelt, welche es erlauben routinierte und wiederkehrende Anforderungen zu bewerkstelligen. Man spricht hierbei von Fertigkeiten aus dem täglichen Alltag, wie das Anziehen eines Kleidungsstückes, das Essen oder das Telefonieren. Solche Fertigkeiten laufen in der Regel sehr schnell und ökonomisch ab und benötigen größtenteils keinen hohen Grad an Konzentration beziehungsweise keine explizite Zuwendung- diese Handlungen sind automatisiert. Dennoch müssen auch diese automatisierten Fertigkeiten regelmäßig trainiert werden, um mögliche Probleme zu vermeiden. Zu diesen potenziellen Schwierigkeiten zählt unter anderem, dass die Handlungen nicht mehr sehr schnell und ökonomisch ablaufen können (vgl. Eberspächer, 2007, S.17-19). Nicht nur die Unterstützung des Erlernens und Veränderns von Handlungsabläufen, sondern auch die Optimierung des Eigenzustandes ist ein wesentliches Ziel des Mentalen Trainings. Durch diese Optimierung soll es zu einer Ausschöpfung der persönlichen Leistungsreserven kommen. Routinierte Handlungsausführungen werden durch das Training verbessert beziehungsweise verändert, um in weiterer Folge eine positive Wirkung der Bewegungsabläufe zu gewährleisten (vgl. Eberspächer, 2008, S.85). Mentale Trainingstechniken verfolgen alle dasselbe Ziel- nämlich Bewegungsabläufe gedanklich perfekt auszuführen. Baumann fasst diese routinierten Handlungsausführungen in drei Teilbereiche zusammen (vgl. Baumann, 1993, S.66f.): I. Lernen Mit Unterstützung des Mentalen Trainings sollen neue Bewegungsabläufe gelernt werden. Die effektivste Ausführung ist dabei eine Kombination aus mentalem und praktischem Training. II. Präzisieren Fehlerquellen und Abweichungen von der einwandfreien Ausführung können durch Mentales Training bereinigt werden. III. Stabilisieren Unter dem Punkt Stabilisieren versteht man das Aufrechterhalten der Motivation. Die Selbstsicherheit soll durch Mentales Training stabilisiert und dementsprechend aufgebaut werden. 14
Im Bereich der Stabilisation hat jede Handlungsausführungen zur Voraussetzung, dass ein gewisser Grad an Motivation des/der Ausführenden vorhanden ist. Die Motivation stellt dabei einen der wichtigsten Faktoren dar, um Verhaltensweisen von Menschen verstehen beziehungsweise erklären zu können. Durch bewusstes, kontrolliertes und oft wiederholtes Vorstellen neu erlernter Bewegungsabläufe folgenreich beschleunigt werden. Zudem können bereits grob erlernte Bewegungen durch präzises, vielfaches Wiederholen verfeinert und Schwachstellen auf visueller, kinästhetischer und auf mentaler Ebene verbessert werden (vgl. Baumann, 1993, S.66f.). 2.5. Voraussetzung für das Mentale Training Um effektiv im mentalen Bereich trainieren zu können, müssen folgende Faktoren gegeben sein: (vgl. Mayer, Görlich, Eberspächer, 2003, S.63f.): » Entspannungszustand Um Ziele mit Mentalen Training zu erreichen, ist die wichtigste Voraussetzung ein tatsächlicher Entspannungszustand. Dazu benötigt man zu allererst einen freien Kopf, ohne störende Gedanken, welche einen ablenken könnten. Man darf allerdings auch nicht zu sehr in der Entspannung versinken, weil man absolut fokussiert sein muss. » Eigenerfahrung Man muss ein konkretes Ziel vor Augen haben. Mit einer vagen Vorstellung einer Bewegung ist ein erfolgreiches Mentales Training nicht möglich. Ganz nach dem Prinzip „Was man noch nie erlebt beziehungsweise gemacht hat, kann man auch nicht mental trainieren“ (Mayer, Görlich, Eberspächer, 2003, S.63). 15
» Eigenperspektive Weiters muss man sich an der Eigenperspektive orientieren, was bedeutet, dass man sich auf eine Bewegung beziehen muss, welche man auch tatsächlich in der Lage ist auszuführen. Es ist nicht zielführend, wenn man sich an den Handlungen von anderen Personen orientiert, wenn man diese, aufgrund von fehlenden Fähigkeiten, nicht in die Tat umsetzen kann. Zweifellos kann man sich aber bestimmte Merkmale von jemandem herausgreifen und sie in modifizierter Weise auf die eigenen Maßstäbe anlegen, um diese dann auf seine Bewegungsvorstellung auszurichten. Diese Umsetzung ist aber nur dann erfolgreich, wenn man sich die resultierende Bewegungsvorstellung möglichst lebhaft vorstellen kann. Durch diese ausgeprägte Vorstellungskraft schafft man eine Basis die idealerweise möglichst viele Sinne anspricht. » Körperliche Reaktionen Von Vorteil ist es, wenn man die Bilder mithilfe seiner Vorstellungskraft in Farbe sieht, Düfte riecht oder charakteristische Geräusche hört. Dadurch werden die Vorstellungsbilder echter und lebhafter und man kann noch konzentrierter und intensiver in das Trainings eintauchen. Gerade diese lebhaften Vorstellungen lösen körperliche Reaktionen aus, wie zum Beispiel angespannte Muskeln, Herzklopfen oder verstärktes Schwitzen. Neben den Vorstellungsbildern können auch Selbstgespräche den Trainingsfortschritt unterstützen und verbessern. Diese extrem lebhaften Vorstellungen sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Mentalen Training. 2.6. Kognitiven Prozesse des Mentalen Trainings Neben den im Punkt 2.5 beschriebenen Voraussetzungen müssen weitere grundlegende kognitive Fertigkeiten zur Verfügung stehen. Doch wann spricht man von Fertigkeiten? „Als Fertigkeiten bezeichnet man ganz allgemein Handlungen, die zur routinierten Bewältigung wiederkehrender Anforderungen eingesetzt werden. Beispiele sind etwa das Essen mit Messer und Gabel, das Telefonieren oder das Anziehen eines Kleidungsstückes“ (Eberspächer, 2007, S.17). 16
Fertigkeiten oder auch skills sind Geschicklichkeiten aufgabenbezogener individueller Aktivitäten. Diese automatisierten und eingeübten Bewegungsabläufe finden auf sensomotorischer Ebene statt und werden einwandfrei beherrscht. Fertigkeiten werden in zwei Gruppen unterteilt: Kategorien der Fertigkeiten motorische kognitive Fertigkeiten Fertigkeiten Warnehmung/ Bewegung Handlung Wissen Erinnerung Abbildung 5: Kategorien der Fertigkeiten (eigene Darstellung) Neben den bewegungsbezogenen können genauso die kognitiven Fertigkeiten trainiert werden. Zu den wichtigsten kognitiven Fertigkeiten für ein mental erfolgreiches Training zählen: » Selbstgesprächsregulation » Kompetenzerwartung » Aufmerksamkeitsregulation » Aktivationsregulation » Vorstellungsregulation » Die Zielsetzung und die Analyse » Psychoregulation (vgl. Eberspächer, 2007, S.18) 17
Die angeführten kognitiven Fertigkeiten in den folgenden Kapiteln genauer analysiert und anhand von Praxisbeispielen veranschaulicht. 2.6.1. Selbstgesprächsregulation Die jüngsten unter uns machen es vor - sie reden, singen oder murmeln ständig vor sich hin – aber auch bei Erwachsenen kann man dieses Verhalten beobachten. Selbstgespräche finden immer wieder in unserem alltäglichem Leben statt und das ist uns oft gar nicht bewusst. Die Grundlage im menschlichen Gedächtnis, um Informationen situationsgerecht behandeln zu können, ist eine koordinierte Informationsverarbeitung. Die Verwertung der aufgenommenen Informationen erfolgt auf gedanklichem Wege. Diese Gedanken, die dem Handeln vorangehen, es begleiten und ihm nachkommen, kommen dann in Form von Selbstgesprächen zum Ausdruck (vgl. ebd. S.20f.). Die Intensität von Selbstgesprächen hängt von der erlebten Beanspruchung ab. Wenn man vor einem schwierig lösbaren Problem steht, wenn etwas neu erlernt werden muss/soll oder, wenn eine Reizüberflutung erfolgt ist, beginnt man zeitweilig sogar laut mit sich selbst zu sprechen. Inhalte von Selbstgesprächen, zur psychischen Instruktion, sollten so weit wie möglich positiver, entlastender Natur sein (vgl. ebd. S.21). Im Rahmen der Umsetzung der Selbstgesprächsregulation können unterschiedliche Techniken angewendet werden. Welche Technik explizit eingesetzt wird, muss wiederrum individuell an den/die Beteiligte angepasst beziehungsweise gemeinsam mit seinem/r Mentaltrainer/in besprochen werden. Eberspächer (2007, S.25f.) formuliert hierbei folgende Strategien: » Selbstmotivierungstechnik » Rationalisierungstechnik » Aufmerksamkeitsveränderung » Problemlösungsstrategie 18
Die Selbstmotivierungstechniken sind Maßnahmen, die dazu dienen, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Bei dieser Form macht sich der/die Beteiligte mit motivierenden Worten wie „bleib dran, gib jetzt nicht auf!“ selber Mut. Um einer möglichen Fremdbekräftigung zuvorzukommen, wird an den eigenen Siegeswillen appelliert (vgl. Eberspächer 2007, S.25). Bei der Rationalisierungstechnik wird die Bedeutsamkeit einer belastenden Situation relativiert, d.h. es erfolgt das In-Beziehung-Setzen einer Problemsituation zu anderen schwierigen Situationen, um dadurch ihre Bedeutung angemessen einordnen zu können (vgl. ebd. S.25). Eine weitere Form ist die Aufmerksamkeitsveränderung. Diese kann grundsätzlich in zwei Richtungen erfolgen. Entweder wird die Aufmerksamkeit extrem auf ein Merkmal gelenkt oder von diesem abgelenkt. So kann man sich in gewissen Situationen von bestimmten Faktoren ablenken, indem man sich nur auf angenehme Gedanken oder beispielsweise auf das Handeln anderer Personen konzentriert (vgl. ebd. S.26). Fragen wie zum Beispiel „Was könnte ich denn tun, um diese Situation zu bewältigen?“ (Eberspächer, 2007, S.26) sind der Ansatz für die Suche der Problemlösungsstrategie. Auftretende Schwierigkeiten, deren mögliche Konsequenzen und in weiterer Folge die Lösung werden mit Hilfe dieser Form erarbeitet. Eberspächer (2007, S.26) betont für alle Formen: „Das Führen positiver Selbstgespräche muss [...] systematisch trainiert werden, d.h. Bestandteil des täglichen Trainings sein. Dabei geht es nicht darum, irgendwelche unrealistischen Ziele per Selbstgespräch herbeizuzaubern, sondern die eigenen realistischen Leistungsmöglichkeiten ausspielen zu können, wenn es darauf ankommt.“ 19
2.6.2. Kompetenzerwartung Die Kompetenzerwartung dient zum einen der realistischen Selbsteinschätzung und zum anderen der Aktivierung des Bewusstseins der Selbstwirksamkeit. Wie stark der Einfluss der Kompetenzerwartung wirklich ist, hängt von der betreffenden Person, deren Anspruch und von deren tatsächlich überzeugten Wirksamkeit ab. . Stabilität und die dazugehörige Motivation sind dann gegeben, wenn der/die Beteiligte vor der selbst- oder fremdgestellten Anforderung selbstbewusst und überzeugt sagen kann: „Ich bin überzeugt, dass ich die gestellte Anforderung schaffen kann, wenn ich mich jetzt anstrenge“ (Eberspächer, 2007, S.31). Eberspächer hat diesbezüglich drei Varianten eines Kompetenzüberzeugungstrainings entwickelt: » Prognosetraining » Training der Nichtwiederholbarkeit » Prognosetraining und Training der Nichtwiederholbarkeit mit Zeitverzögerung Der grundlegende Gedanke des Prognosetrainings ist die subjektive Einsicht des/der Beteiligten. Der Umgang mit Erfolg und Misserfolg beziehungsweise psychischer Belastung kann nur dann richtig gelernt werden, wenn man sich zuerst ein realistisch erreichbares Ziel setzt, anschließend handelt und dementsprechend den Ausgang der Handlung analysiert und beurteilt. Zu betonen ist hierbei aber, dass das Prognosetraining keine Form ist, welche alleine genutzt werden sollte (vgl. Eberspächer 2007, S.32). Das Training der Nichtwiederholbarkeit oder auch Einmaltraining genannt, beschäftigt sich in der Praxis zunächst mit der Definition eines bestimmten Zeitpunktes. Bezogen auf den Sportbereich befasst sich der/die Athlet/in mit den Unterschieden des psychischen Drucks zwischen Trainings- und Wettkampfsituation. Nach der Bestimmung eines Zeitpunktes stellt man dem/der Athlet/in einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung, in welchem er/sie sich entsprechend vorbereiten soll. Der/die Sportler/in gibt eine Prognose über den erhofften Ausgang seiner/ihrer Handlung ab und hat folglich einen Versuch frei, seine/ihre Höchstleistung zu erbringen. Wird dieser Versuch nicht erfolgreich absolviert, verfolgt man das übliche Trainingsprogramm oder das Training wird nicht weiter fortgesetzt. 20
Wird das Einmaligkeitstraining am Ende des Trainings durchgeführt, kann man dem/der Athleten/in die positiven oder negativen Konsequenzen abschließend als Anregung mitteilen. Abgesehen von Erfolg oder Misserfolg ist das Training beendet. Eine weitere Chance die Leistung zu wiederholen beziehungsweise erneut zu erbringen gibt es nicht. Der/die Athlet/in kann somit eine positive Wirkung empfinden oder er/sie muss lernen mit der Konsequenz des Nicht-Erreichens des gesetzten Ziels umzugehen. (vgl. Eberspächer, 2007, S.36). Das Prognosetraining und Training der Nichtwiederholbarkeit mit Zeitverzögerung verfolgt ähnlichen Ziele wie die beiden vorhergehenden, mit dem Unterschied, dass bei dieser Variante noch eine zusätzliche Zeitverzögerung zum Einsatz kommt. So wird zunächst eine Prognose gestellt. Der/die Athlet/in erhält daraufhin einen gewissen Zeitraum, in dem er/sie sich auf die nächste Leistung dementsprechend vorbereiten kann. Diese Form bringt deshalb erschwerende Bedingungen mit sich, weil in der Zeit vor der geplanten Ausführung negative Kognitionen, wie zum Beispiel negative Selbstgespräche, auftreten können, welche den Fokus vom Wesentlichen ablenken. Dieser Effekt ist aber auch durchaus von Vorteil, da er der Realität eines sportlichen Wettkampfes sehr nahe kommt (vgl. Eberspächer, S.36f.). Wichtig ist, dass der Trainingsalltag nicht nur aus Prognosetraining besteht, da diese Übungsform nicht zur Routine werden sollte. Dennoch erscheint es von Vorteil das Prognosetraining regelmäßig und vor allem vor Höchstleistungssituationen zu praktizieren. Ziel des Kompetenzerwartungstrainings ist es zu lernen, sich selbst Ziele zu setzen und die Überzeugung zu schaffen, die selbst gesetzten Ziele verwirklichen zu können (vgl. Eberspächer, 2007, S.37). 21
2.6.3. Aufmerksamkeitsregulation Das Kapitel der Aufmerksamkeitsregulation beschäftigt sich mich folgenden Punkten: » Aufmerksamkeit » Konzentration Die Aufmerksamkeit und auch die Konzentration können im alltäglichen Leben verschiedene Richtungen annehmen. Aber sind Aufmerksamkeit und Konzentration ein und dasselbe? Tatsächlich nimmt die Konzentration nur einen Teilbereich der Aufmerksamkeit ein. Konzentriert ist jemand, der sich über einen längeren Zeitraum auf eine bestimmte Aufgabe oder einen bestimmten Gegenstand fokussieren kann. Aufmerksamkeit hingegen ist eine Fähigkeit, die bewusst gerichtet ist und über eine intensive Wahrnehmung verfügt. Vor allem im Sport ist es sehr wichtig aufmerksam zu sein, um situationsangemessen zu handeln. Aufmerksamkeit lässt sich nach Nideffer (1976) in verschiedene Arten unterteilen. Das schnelle Wechseln zwischen den verschiedenen Arten der Aufmerksamkeit ist auf jeden Fall von Vorteil. Nideffer beschreibt die Orientierung der Aufmerksamkeit über zwei Richtungserstreckungen: WEIT-EXTERNAL ENG-EXTERNAL Optimal, um komplexe Erforderlich bei Reaktion Situationen zu "lesen", um auf eine situative Umfelder einzuschätzen. Anforderung, Ermöglicht hohes Maß an Aufmerksamkeit eigeengt, Antizipation fokusiert ENG-INTERNAL WEIT-INTERNAL Optimal, um Sensibilität für Analyse des psychische und somatische Eigenzustandes, der Prozesse zu erwerben ("In- Gesamtempfindlichkeit, sich-hinen-hören"). z.B. vor Entscheidungen. Erforderlich, um sich zu Wichtig für schnelles "zentrieren" und zu Lernen regulieren und um mental zu trainieren Abbildung 6: Formen der Aufmerksamkeit nach Nideffer (Eberspächer, 2007, S.41) 22
External-weit sollte die Aufmerksamkeit dann gerichtet sein, wenn man in eine unbekannte neue Umgebung kommt und dort gleichzeitig mit vielen Informationen konfrontiert wird. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn man an einen neuen Wettkampfort kommt. External- eng wird die Aufmerksamkeit dann, wenn es darum geht, etwas genauer zu betrachten beziehungsweise, wenn man „etwas ins Auge fasst“. Wie zum Beispiel bei einem Basketballfreiwurf- hierbei richtet man seine Aufmerksamkeit auf den Korb, bevor geworfen wird. Internal-weit lässt sich die Aufmerksamkeit dann richten, wenn man sich ein Bild des eigenen Befindens machen kann. Man hört sozusagen in sich hinein. Ein möglicher Output wäre z.B. Ich fühle mich nicht wohl. Internal-eng ist die Aufmerksamkeit dann gelenkt worden, wenn man sich auf einen inneren Punkt im Körper konzentriert. Dieser kann psychischer oder auch körperlicher Natur sein, z.B. ein schmerzendes Knie. Neben der eventuellen Fokussierung der Aufmerksamkeit ist die Fertigkeit der Konzentration nicht zu vernachlässigen. Als Konzentration wird die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt definiert. Ein eher belanglos anmutender aber durchaus sinnvoller Tipp von Eberspächer hierzu lautet: „Konzentriere dich auf das, was du jetzt im Moment tust.“ (Eberspächer, 2007, S.47) 23
Um diese Terminologien genauer zu verstehen und einen Praxisbezug herstellen zu können, wird folgend ein Praxisbeispiel einer Ruderin nach Eberspächer (2007, S.48ff.) angeführt: „Eine international erfolgreiche Ruderin [...] berichtet, dass sie in einem schweren Rennen ihre eigentlichen Leistungsmöglichkeiten nie entfalten könne, [...], wenn es ‚lief‘, also alles nach Plan ging, hat sie nie über die Erfüllung oder Nicht-Erfüllung der in sie gesetzten Erwartungen nachgedacht. Dieses Nachdenken setzte aber sofort dann ein, wenn sie unter Druck geriet, ihr Leistungsniveau während dem Rennen nachließ oder es ihr nicht mehr leichtfiel, dieses Leistungsniveau zu halten. [...] Die Konzentration verlagerte sich also weg vom Rudern hin zu den Erwartungen. [...] Es ist demnach müßig, sich während des Rennens Gedanken über Ergebnisse zu machen. Sinnvoll ist es vielmehr, sich in der ersten Linie auf den technischen Ablauf des Ruderns zu konzentrieren. Der Satz den die Ruderin sich vergegenwärtigen sollte, lautete: ‚Ich bin überzeugt, dass ich die Fähigkeiten habe, die Anforderungen in diesem Rennen zu bewältigen, wenn ich mich jetzt anstrenge!‘ [...] Diese Strategie klappte sehr gut. Wir konnten die Konzentration auf das Rudern weiter verbessern und die Reflexion über Erwartungen im Rennen weitgehend abbauen.“ 2.6.4. Aktivationsregulation Für jede grundlegende Tätigkeit existiert ein jeweils unterschiedliches Aktivationsniveau. Erregung und Entspannung spiegeln dabei die zwei wichtigsten Elemente der Aktivationsregulation wieder. Um in Situationen passend handeln zu können, wird ein optimales psychisches und physisches Erregungsniveau vorausgesetzt. Das Aktivationsniveau bewegt sich auf einer Skala zwischen dem „Tiefschlaf“ als niedrigste und der „Panik“ als höchster Aktivität. In der Mitte sind Zustände wie „wache Aufmerksamkeit“ oder „entspannte Wachheit“ angesiedelt. Ein zu hohes Aktivationsniveau kann die Ausführung bestimmter Handlungen stark durch eine verminderte Leistungsfähigkeit beeinflussen. Dies ist wahrnehmbar aus hektischen Alltagssituationen, in denen noch schnell eine Fertigkeit erledigt werden soll. Ein Beispiel 24
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