DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands - Deutsche Aidshilfe

 
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DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands - Deutsche Aidshilfe
DROGENKURIERmagazin des jes-bundesverbands
märz 2021
  nr. 125
DROGENKURIER magazin des jes-bundesverbands - Deutsche Aidshilfe
editorial       DROGENKURIER

                                                      Liebe Leserinnen und Leser, Förderinnen
IMPRESSUM
                                                      und Förderer des DROGENKURIER,
Nr. 125, März 2021
Herausgeber des DROGENKURIER:                         liebe Freundinnen und Freunde des
JES*-Bundesverband e. V.                              JES-Bundesverbands
Wilhelmstraße 138
10963 Berlin                                          Ein Jahr Corona liegt nun hinter uns als Drogengebraucher*innen und Mitarbeiter*innen
Tel.: 030/69 00 87-56
                                                      in Aids- und Drogenhilfen. Gut, dass es Dinge gibt, die einfach gleich bleiben. Hierzu
Fax: 030/69 00 87-42
                                                      gehört zum Beispiel der DROGENKURIER, das Magazin des JES-Bundesverbands.
Mail: vorstand@jes-bundesverband.de
                                                      Unser Verband hat sich in den vergangenen Monaten intensiv dafür eingesetzt, dass
www.jes-bundesverband.de
                                                      die Ausnahmeregelungen für die Substitutionsbehandlung fortgesetzt werden. Dies
                                                      ist die Grundlage, um für 80.000 Substituierte die Risiken einer Corona-Infektion
DAH-Bestellnummer: 102125
                                                      zu reduzieren. Hierfür müssen die Ausnahmeregelungen aber auch konsequent
ISSN: 2512-4609
                                                      angewendet werden.
Auflage: 4.500 Exemplare

                                                      Daher möchten wir an dieser Stelle alle substituierenden Ärzt*innen auffordern,
Redaktion: JES-Bundesvorstand,
Dirk Schäffer                                         wann immer möglich die Kontakte zu substituierten Patient*innen zu reduzieren
                                                      und die Ausnahmeregelungen zu nutzen. Corona-Infektionen bei Substituierten
                                                      können durch bestehende Vorerkrankungen schwere und lebensbedrohliche
                                                      Verläufe haben.

                                                      Substitution ohne Krankenversicherung muss überall möglich sein
                                                      Durch Corona haben in der Spitze etwa 2000 User*innen den Weg in die Behand-
                                                      lung gefunden. Maßgeblich dazu beigetragen hat ein Hamburger Modellprojekt im
                                                      Drob Inn, das auch ohne Corona als Blaupause für andere Städte gelten kann.
                                                      Denn dort wurden bis November allein 300 Opioidkonsument*innen in die Behand-
                                                      lung aufgenommen – und dies unabhängig von ihren Krankenversicherungschutz.
                                                      Ú Seite 3

                                                      Mehr Eigenverantwortung durch Depotmedikamente
                                                      Wir bedanken uns sehr bei Timo, dass er uns in dieser Ausgabe seine Erfahrungen
                                                      bei der Umstellung auf ein Buprenorphin-Depotmedikament geschildert hat. Dies
                                                      könnte unserer Ansicht nach eine neue Chance für eine Individualisierung der
Titelfoto: YK/AdobeStock.com                          Substitution sein und die immer noch bestehenden Vorbehalte der Substitution
Layout, Satz: Carmen Janiesch                         im Strafvollzug ad acta legen. Ú Seite 18
Druck: onlineprinters.de
                                                      Wie funktioniert eigentlich die Testung in der Drogenhilfe?
Der DROGENKURIER wird                                 Mit dem Wegfall des Arztvorbehalts für die Antikörpertestung auf HCV, HIV und
unterstützt durch:                                    Syphilis sollten Drogengebraucher*innen einen einfacheren Zugang zum Test und
(Nennung in alphabetischer Reihenfolge)               zur Behandlung erhalten. Das Interview mit Michael Harbaum von der Drogenhilfe
Camurus, Deutsche Aidshilfe e. V.,                    Düsseldorf und Dr. Holger Hinrichsen aus Kiel, gibt einen ersten Einblick. Ú Seite 22
GL Pharma, Hexal, INDIVIOR,
Sanofi Aventis                                        Seid freundlich zur Drogenselbsthilfe!
                                                      Auch die Kooperationsprojekte zwischen dem JES-Landesverband und den JES-
* Junkies, Ehemalige, Substituierte
                                                      Bundesverband gehen weiter. So wurden die ersten Zertifikate für Drogenselbsthilfe-
Die Nennung von Produktnamen bedeutet keine
                                                      freundliche Einrichtungen verliehen. Alles weitere findet ihr dazu in dieser Ausgabe
Werbung                                               Ú Seite 28
                                                                                                                         Das Redaktionsteam

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www.jes-bundesverband.de                   topthema

                                                                    Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde

                                                 Foto: privat
                                                                    deutlich welch große Anzahl von Dro­
                                                                    gen­ge­braucher*innen in Deutschland
                                                                    ohne Obdach leben und vielfach keinen
                                                                    Krankenversicherungsschutz haben, dies
                                                                    unabhängig von ihrer Nationalität.
                                                                        Bedingt durch fehlende Einnahme-
                                                                    quellen wie Zeitungsverkäufe, betteln
                                                                    oder auch Ladendiebstähle hatten He­ro­
                                                                    in­konsument*innen von heute auf mor-
                                                                    gen keine Möglichkeit mehr den täg-
                                                                    lichen Geldbedarf zu decken, um sich
                                                                    entsprechende Mengen von Heroin auf
                                                                    dem Schwarzmarkt zu besorgen.

                                                                    Was tun, denn bisher
                                                                    galt bis auf wenige
                                                                    Einzelfälle: ohne
                                                                    Krankenversicherung
                                                                    keine Substitution
                                                                    In der Hamburger Drogenhilfeeinrich-
                                                                    tung Drob Inn entwickelte man ein neues
                                                                    und alternatives Modell einer niedrig-
                                                                    schwelligen Substitutionsambulanz. Im
                                                                    Gespräch mit Christine Tügel vom Vor-
                                                                    stand des Jugendhilfe e. V. Hamburg und
                                                                    Peter Möller, Leiter des Drob Inn, erhielten
                                                                    wir einen Eindruck von der Umsetzung.

                                                                    Wie kam es zu der
                                                                    Initiative für eine
                                                                    niedrigschwellige
                                                                    Substitutionsambulanz
Das Drob Inn Hamburg                                                und wer waren die
                                                                    Partner beim Aufbau?

Niedrigschwellige                                                   Der Arbeitskreis Suchtmedizin der Ärzte-
                                                                    kammer Hamburg und Kassenärztlichen

Substitution                                                        Vereinigung Hamburg hat die Initiative
                                                                    für eine suchtmedizinische Notversor-
                                                                    gung von bisher nicht substituierten Opi-

unabhängig vom                                                      oidabhängigen vor dem Hintergrund der
                                                                    COVID-19-Pandemie ergriffen.
                                                                       Argumente für die Corona-bedingte

Versicherungsstatus                                                 Notwendigkeit eines niedrigschwelligen
                                                                    Zugangs zur Substitutionsbehandlung
                                                                    für Personen, die der offenen Drogensze-
Das Modell des Drob Inn während der Corona-Pandemie                 ne angehören waren, dass

                                                                3
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topthema                 DROGENKURIER

•	bisherige Einkommensquellen durch              Gelingt es die Patient*innen mittelfris-     es sehr begrüßen, wenn aus dem befris-
   Betteln, Flaschensammeln, Diebstahl,           tig in andere Praxen zu überführen um        teten Projekt ein Regelangebot des Drob
   Prostitution, Verkauf des Straßenma-           dort eine dauerhafte Behandlung anzu-        Inn werden würde, weil es das Angebot des
   gazins wegfielen.                              streben?                                     Drob Inn komplettiert und dessen Wirk-
•	die Befürchtung bestand, dass der Ille-        Die Vermittlung an andere Praxen oder        samkeit im Sinne einer bestmöglichen
   gale Drogenmarkt aufgrund geschlos-            Substitutionsambulanzen gelingt bspw.        Versorgung von Opioidkonsument*innen,
   sener Grenzen zusammenbricht oder              bei erfolgter (Wieder)Herstellung des        die der offenen Drogenszene zuzurechnen
   die Preise auf der Drogenszene stei-           Krankenversicherungsschutzes und aus-        sind, deutlich erhöht.
   gen.                                           reichender körperlicher und psychischer
•	Heroinkonsument*innen als Risiko-              Stabilisierung der Patient*innen. Gleiches   Seht ihr für eine solche Einrichtung
   personen für einen schweren Corona-            gilt für die Vermittlung in Entzugsbe-       auch außerhalb von Pandemiezeiten
   Krankheitsverlauf angesehen werden             handlung und therapeutische Angebote.        Bedarf?
   müssen und durch das Leben auf der                                                          Unbedingt, denn durch die niedrigschwel-
   Drogenszene das Virus schnell ver-             Ist euer Projekt als Modell gedacht oder     lige Substitutionsambulanz wird ein un-
   breiten könnten.                               gibt es eine mittel- oder gar langfristi-    abhängig von der Corona-Pandemie un-
                                                  ge Perspektive?                              abweisbar vorhandener Bedarf abgedeckt,
                                                  Die niedrigschwellige Substitutionsam-       für die nicht krankenversicherten He­ro­
Das Modell einer                                  bulanz ist als befristetes Projekt für die   in­kon­su­ment*­in­nen sowie für besonders
niedrigschwelligen                                Dauer der Pandemie gestartet. Nun dau-       hochbelastete Menschen, die vom her-
                                                  ert diese länger als von allen erhofft und   kömmlichen System der Substitutionsbe-
Substitutions­ambulanz
                                                  das Projekt wurde bereits einmal verlän-     handlung nicht erreicht werden.
                                                  gert. Die Entscheidung einer weiteren Ver-
Das Drob Inn erwies sich schnell als pas-         längerung über den 31.3.2021 hinaus steht    Der DROGENKURIER bedankt sich bei
sende Einrichtung für ein solch neues             noch aus. Wir sind optimistisch, dass eine   Christine Tügel (Vorstand der Jugend-
Projekt, da dort bereits die gesamte Palet-       Verlängerung erfolgt, da eine Beendigung     hilfe e. V.) und Peter Möller (Leitung des
te an medizinischen und sozialen Hilfen           mitten in der Pandemie nicht zu verant-      Drob Inn) für dieses Gespräch. 
vorgehalten wird und die Einrichtung              worten wäre. Grundsätzlich würden wir                                      Dirk Schäffer
100 Stunden die Woche in unmittelbarer
Szenenähe geöffnet hat. Zudem beschäf-
tigt das Drob Inn bereits Ärzte und Ärz-            Abbildung 1: Innerhalb der ersten            Abb. 1
tinnen, die Substitutionsbehandlungen               7 Monte gelang es 296 Personen in                              48        248
durchführten und Sozialpädagog*innen                die Substitution aufzunehmen. 4/5 der
für die psychosoziale Betreuung.                    Patient*innen sind Männer und 1/5
   Innerhalb von zwei Wochen gelang                 Frauen.                                                         n = 296
es die Substitutionsambulanz an den
Start zu bringen. Seit dem 6. April 2020            Hinsichtlich des Krankenversiche-
ist eine niedrigschwellige Substitutions-           rungsschutzes wurde deutlich, dass
ambulanz täglich 3 ½ Stunden für die Ab-            etwa 68 % der Patient*innen über
gabe des Substituts geöffnet. Um zu se-             keine Krankenversicherung verfüg-
                                                                                                               Frauen            Männer
hen, ob die Interessent*innen überhaupt             ten. Lediglich 1/3 der Patient*innen
Opiate konsumieren, wurde ein Schnell-              verfügte über eine Krankenversiche-          Abb. 2
test durchgeführt. Zudem werden bei Co-             rung. Besonders interessant ist ein
                                                                                                                46,5 %      53,5 %
rona-spezifischen Symptomen PCR-Tests               Blick auf die Patient*innen mit deut-
angeboten.                                          scher Nationalität, die ja über einen
   Das Angebot richtet sich explizit auch           Rechtsanspruch für eine Krankenver-                                  100 %
an Drogenkonsument*innen ohne Kran-                 sicherung verfügen.
kenversicherung. Die Kosten für die Be-
handlung der nicht krankenversicherten              Abbildung 2: macht deutlich, dass
Patient*innen trägt die Stadt Hamburg               mehr als die Hälfte (53,5 %) der
aus einem Etat, den die Stadt für Corona-           deutschen Patient*innen über keinen
                                                                                                deutsche Patient*innen           deutsche Patient*innen
bedingte Mehrkosten eingerichtet hat.               Versicherungsschutz verfügten.                    mit Versicherung           ohne Versicherung

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leben mit drogen                    DROGENKURIER

                                                                                                                                  Foto: Veselin/AdobeStock
Substitution unter
Corona-Bedingungen
„... man könnte meinen, es gäbe kein Coronavirus mehr ...“
Aktuell geht es politisch um die Verlän-       täubungsmittelrechts so abweichen zu        schiedlicher Intensität. Auch wenn nicht
gerung der Ausnahmeregelungen für die          können, dass die Versorgung mit Betäu-      alle Ärzt*innen von den Möglichkeiten
Substitutionsbehandlung. Das Ziel des          bungsmitteln weiterhin sichergestellt       Gebrauch machten und nicht alle Subs-
Bundesministeriums für Gesundheit ist,         werden kann.                                tituierten von verlängerten Take Home
Kontakt von substituierten Personen un-           Die bisherigen Ausnahmen sind bis        Verschreibungen profitierten, muss kon-
tereinander und mit ihren Ärzt*innen zu        März 2021 befristet und sollen um ein       statiert werden, dass das Ziel dieser Maß-
reduzieren.                                    weiteres Jahr verlängert werden.            nahmen erreicht wurde.
   Infolge der, durch die Pandemie aus-                                                       Für Ärzt*innen wurde die Möglichkeit
gelösten besonderen gesundheitlichen           Erfolge nach dem ersten                     geschaffen, bis zu 8 Gespräche im Quartal
Versorgungslage, soll es insbesondere          Lockdown und nun?                           abzurechnen. Hierzu zählten auch telefo-
für Ärztinnen und Ärzte sowie für Apo-         Wirft man einen Blick in die Praxis, so     nische und digitale Kontaktaufnahmen.
theken möglich sein, in bestimmten             zeigte sich im ersten Lockdown eine brei-      Die Erfahrungen machten auch deut-
Bereichen von den Maßgaben des Be-             te Umsetzung – allerdings mit unter-        lich, dass es vermehrt Nachfragen zur

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                                           Hintergrund. Geringe Infektionszahlen,

                                                                                               SUBSTI-
Das Ziel war, Corona-                      schönes Wetter und der Drang nach Nor-
Infektionen bei                            malität waren verständliche Treiber für

                                                                                               TUTION
                                           dieses nachvollziehbare Verhalten.
substituierten Menschen                       Dann stiegen die Coronainfektionen
durch die konsequente
                                                                                                   UND
                                           auch unter Substitutionspatient*innen.
Reduzierung von                            Spätestens dort wäre der Zeitpunkt ge-
                                           wesen, um die Ausnahmeregelungen
Kontakten zu vermeiden.
                                                                                               C RONA
                                           wieder konsequent umzusetzen. Berich-
                                           te aus der Praxis nach dem Jahreswech-
Umstellung auf Buvidal, dem ersten in      sel von Sozialarbeiter*innen, Peers und
Deutschland zugelassenen Buprenor-         von Substituierten selbst, lassen daran               Ausnahmeregeln
phin-Depotpräparat mit einer Wirkdauer     aber Zweifel aufkommen. Die Rückmel-
                                                                                                                             tituierte
von einer Woche oder vier Wochen, gab.     dungen aus unterschiedlichen Regionen
                                                                                                    fo rm at io n en für Subs
                                                                                                 In                           innen
Um Einnahmeverluste von Behandler*­        lassen uns zu der Einschätzung kommen,                                konsument*
                                                                                                 und Heroin
innen zu reduzieren und eine Umstel-       dass im Rahmen des zweiten Lockdowns
lung zu befördern, wurde die Möglich-      die Ausnahmeregelungen in der Substi-              Flyer zum Thema Ausnahmeregelung
                                                                                                                                  en

keit einer Abrechnung geschaffen.          tutionsbehandlung weitaus weniger An-
   Zusammenfassend lässt sich sagen,       wendung fanden und finden als noch im
dass die gesetzlichen Maßnahmen der        Frühjahr 2020.                                  Der JES-Bundesverband und der Landes-
Politik sowie die Veränderungen von                                                        verband in Nordrhein-Westfalen haben
Seiten der Kassenärztlichen Bundesver-     Geht es ums Geld oder ist es                    sich dazu entschlossen, die wichtigsten
einigung und der Kassen eine sehr gute     Coronamüdigkeit?                                Ausnahmeregelungen nochmal in ei-
Grundlage bieten, um die Versorgung        Wir stellen uns die Frage woher dieses          nem Flyer zusammenzufassen.
substituierter Personen zu sichern.        veränderte Verhalten substituierender              Hierbei unterscheiden wir zwischen
                                           Ärzt*innen kommt. Sind es tatsächlich fi-       gesetzlichen Regelungen in der BtmVV
Dann kam der Sommer und der                nanzielle Probleme, die Behandler*innen         und anderen Ausnahmeregelungen für
zweite Lockdown                            dazu veranlassen in deutlich zunehmen-          Apotheken, hinsichtlich der Vergütung
Wie in anderen Bereichen normalisierte     dem Umfang Patient*innen wieder in die          etc.
sich in den Sommermonaten die Situa-       Praxis kommen zu lassen? Oder haben                Der erste Lockdown hat gezeigt, dass
tion und Corona rückte auch in der Sub-    wir uns einfach an ein Leben mit dem            eine Vielzahl substituierter Patient*innen
stitutionsbehandlung ein wenig in den      Coronavirus gewöhnt und die Aufmerk-            mit der längeren eigenverantwortlichen
                                           samkeit und die Sensibilität nimmt ab.          Einnahme ihres Medikaments sehr ver-
                                                                                           antwortlich umgeht. Jene die engeren
                                           Was kann die Drogenselbsthilfe                  Kontakt wünschen, haben regelmäßige
                                           tun?                                            Kontakte mit ihren Ärzt*innen vereinbart.
                                           Klar ist, dass dieses Vorgehen fatale
                                           Konsequenzen für die Gesundheit sub-            Kurzum, es gibt aus unserer Sicht keinen
                                           stituierter Patient*innen und auch die          Grund, von den erfolgreichen Verfah-
                                           behandelnden Ärzt*innen und ihre Pra-           rensweisen im letzten Jahr abzurücken
                                           xisteams haben kann.                            und auf diese Weise Patient*innen und
                                              So sagte eine substituierte Person „In       die Teams in den Praxen zu gefährden.
                                           meiner Praxis könnte man meinen es              Ganz im Gegenteil, aufgrund der aktu-
                                           gäbe kein Corona mehr“                          ell sehr hohen Infektionszahlen und den
                                              Bereits jetzt werden uns vermehrte           im Raum stehenden Mutationen des Co-
                                           Coronainfektion bei substituierten Pati­        ronavirus mit deutlich erhöhter Über-
                                           ent*innen gemeldet. Viele Substituierte         tragbarkeit, muss es darum gehen die
                                           gehören zur Risikogruppe, da sie chroni-        Ausnahmeregelungen der BtmVV um-
                                           sche Atemwegserkrankungen aufweisen,            fassend und überall dort anzuwenden,
                                           die einen lebensbedrohlichen Verlauf der        wo es verantwortbar scheint. 
                                           Coronainfektion sehr wahrscheinlich er-
Plakat zum Thema Drogen und Corona         scheinen lassen.                                                         JES-Bundesverband

                                                                                       7
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 AK  T I O N   S   T A G
SU B ST  I T U  T  I O N
   A M     5 . 5 . 2 0 2 1
                                                                                                                                  Id e e n f ü r
Mit der Kampagne 100.000 Substi-             Der 1. Aktionstag Substitution                                                      Videospots und Pros und Cons
tuierte bis 2022 wollen wir gemein-          am 5.5.2021                                                                         der Medikamente
sam dazu beitragen, die Substitu-            Dazu beitragen soll u. a. der erste Ak-                                             So wurden Videospots von substi-
tion zu stärken. Das Ziel ist, dass          tionstag Substitution am 5. Mai 2021.                                               tuierten Frauen und Männern er-
bis 2022 mindestens 60 Prozent der           Natürlich spielt das Thema Substitu-                                                stellt, die auf der Webseite www.jes-­
Opioidabhängigen behandelt werden            tion jeden Tag eine Rolle in der Ar-                                                bundesverband.de/projekte/100000-
                                             beit von Aids- und Drogenhilfen sowie                                               substituierte-bis-2022/ abgerufen
81.000 Substituierte, aber das sind          der Drogenselbsthilfe. Aber gerade in                                               werden können. Diese könnten am
nur knapp 50 %                               den letzten Monaten und Jahren hat                                                  5.5. vorgeführt werden. Mittels kur-
Kaum die Hälfte der 165.000 Opioidab-        es solch vielfältige Veränderungen im                                               zen Interventionen im Rahmen eines
hängigen in Deutschland erhält der-          rechtlichen Bereich und bei den Me-                                                 gemeinsamen Frühstücks oder eines
zeit eine Substitutionsbehandlung. Die       dikamenten gegeben. Viele dieser In-                                                Mittagessens könnten Einrichtun-
Behandlung trägt zur gesundheitli-           formationen und Veränderungen sind                                                  gen beispielsweise Nutzer*innen fra-
chen Stabilisierung bei, ermöglicht          nicht bis zu den Konsument*innen ge-                                                gen, ob sie neue Depotmedikamen-
Teilhabe am sozialen Leben und ver-          langt. Mit dem Aktionstag Substituti-                                               te kennen, die über Wochen wirksam
hindert drogenbedingte Todesfälle. In        on am 5. Mai möchten wir erreichen,                                                 sind. Sie könnten Nutzer*innen bit-
vielen anderen europäischen Ländern          dass möglichst viele Einrichtungen an                                               ten, ihnen bekannte positive und ne-
ist die Behandlungsquote höher als in        diesem tag das Thema Substitution in                                                gative Wirkweisen von Medikamenten
Deutschland. In Frankreich, Spanien          den Fokus ihrer Arbeit rücken.                                                      zu nennen, um anschließend darüber
und Norwegen z. B. liegt sie bei etwa                                                                                            kurz zu diskutieren.
85 Prozent.
100.000 Substituierte – dies scheint                                                                                             Treffen zwischen sozialer Arbeit
ein unrealistisches Ziel – insbesonde-                                                                                           und Medizin
re bis zum Beginn des Jahres 2022.                                                                                               An diesem Tag könnte auch ein Treffen
Klar ist, dass wir dieses Etappenziel                                                                                            zwischen Suchtmediziner*innen der
nur gemeinsam mit Drogenhilfeein-                                                                                                Region und der sozialen Arbeit statt-
richtungen, Multiplikator*innen der                                                                                              finden. Denn die Kontakte zwischen
Selbsthilfe und der Ärzteschaft, aber                                                                                            den Disziplinen müssen zum Vorteil
auch mit Unterstützung der Politik er-        Eine Initiative der Deutschen Aidshilfe, des JES-Bundesverbands sowie von Akzept   substituierter Menschen intensiviert
                                              mit Unterstützung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung
reichen können.                                                                                                                  werden.

                                         8
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www.jes-bundesverband.de                          leben mit drogen

 Ein                                         Coronavirus:
 wichtiges                                   Schweizer Bundesrat passt
 Element der
                                             Kriterien zur Abgabe von
 Initiative
 100.000                                     ­medizinischem Heroin an
 SuBstituierte                               Der Bundesrat hat beschlossen, Artikel

                                                                                                                                          Foto: EuroNPUD
                                             13 der Betäubungsmittelsuchtverord-
 Bis 2022                                    nung (BetmSV) zu ändern. Zur Mini-
                                             mierung der Risiken einer Infektion mit
                                             COVID-19 können Patientinnen und Pa-

d e n 5. M a i
                                             tienten aufgrund strikter Kriterien bis
                                             zu sieben Tagesdosen medizinischen
                                             Heroins mitgegeben werden.
                                                 Normalerweise müssen Patientin-
                                             nen und Patienten, die eine heroin- bzw.
 Beratungsangebot zur Substitution
                                             diacetylmorphingestützte Behandlung
 Zudem könnten Einrichtungen an die-
                                             erhalten, mindestens einmal pro Tag
 sem Tag den Fokus der Beratung auf
                                             die Behandlungszentren aufsuchen, um
 das Thema „Substitution“ legen. Mit
                                             ihr Arzneimittel zu erhalten. Angesichts
 dem Motto „Was du schon immer
                                             der Ansteckungsrisiken gelangt jedoch              Was allerdings auffällig ist, dass die-
 über die Substitution wissen wolltest“
                                             seit Beginn der Pandemie vorüberge-             se Regelungen die Diamorphinvergabe
 könnte eine solche Aktion beworben
                                             hend ein pragmatischer Ansatz zur An-           in Deutschland gänzlich ausklammern.
 werden.
                                             wendung. Dabei wurde der Abstand                Vor dem Hintergrund, dass Personen in
                                             zwischen den Konsultationen vergrös-            der Diamorphinbehandlung teilweise
 Infotisch Substitution                      sert, was zu guten Ergebnissen führte.          mehrmals täglich Diamorphin einneh-
 Die Deutsche Aidshilfe und der JES-             Der Bundesrat hat beschlossen, diese        men müssen und somit mehrmals täg-
 Bundesverband verfügen über eine            Praxis zu formalisieren und sie mittels         lich zur Ambulanz An- und Abreisen
 Vielzahl unterschiedlicher Medien           einer Änderung der Betäubungsmittel-            müssen, ist das Ausklammern dieser
 zum Thema Substitution. Einige Me-          suchtverordnung (BetmSV) rechtlich zu           Patient*innengruppe von Schutzmaß-
 dien wurden eigens für diese Initi-         verankern. Die Änderung bleibt bis zum          nahmen vor dem Hintergrund der pan-
 ative realisiert. Bestellen Sie unter       31. Dezember 2021 in Kraft. Sie sieht zu-       demischen Lage nicht nachvollziehbar.
 www.aidshilfe.de/shop und www.jes-          dem vor, dass die Zentren, die heroin-             An dieser Stelle wird das Fehlen ei-
 bundesverband.de/medienshop/ ver-           gestützte Behandlungen durchführen,             ner alternativen Darreichform z. B. als
 schiedene Medien und richten Sie ei-        einen vierteljährlich Bericht abgeben,          Tablette oder Kapsel allzu deutlich.
 nen kleinen Infotisch am 5. Mai ein.        damit eine angemessene Überwachung              Diese aktuelle Extremsituation macht
                                             dieser Praxis durch das Bundesamt für           einmal mehr deutlich, dass es für die
 Kurzum, der 5. Mai bietet vielfältige       Gesundheit gewährleistet ist.                   Diamorphinbehandlung gesetzlicher
 Möglichkeiten den Blick gemeinsam                                                           Änderungen bedarf. Dies im Hinblick
 mit Drogen­gebraucher*innen auf             Ein gutes Beispiel                              auf Erweiterungen des Zugangs zur Be-
 die Substitutionsbehandlung zu              für Deutschland                                 handlung, veränderten Darreichsfor-
 richten.                                    Die Ausnahmeregelungen zur Substi-              men als Alternative zum iv Konsum,
                                             tutionsbehandlung in Deutschland bil-           sowie die Schaffung einer Möglichkeit
       Dirk Schäffer und Heino Stöver        den ohne weiteres eine gute Grundlage           zur eigenverantwortlichen Einnahme
                      für die Initiative     um Substituierte vor Corona zu schüt-           des Medikaments. 
        100.000 Substituierte bis 2022       zen und Kontakte zu reduzieren.                                            Dirk Schäffer

                                                                                         9
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leben mit drogen                      DROGENKURIER

Einführung eines
Screenings auf Hepatitis-B
und Hepatitis-C

                                                                 Foto: CLIPAREA.Fotolia.com
Versicherte ab 35 Jahren
haben künftig einmalig den
Anspruch, sich auf die
Virus­erkrankungen Hepati-
tis-B und Hepatitis-C als
Bestandteil des sogenannten
Check-ups (Gesundheits­
untersuchung) testen zu
lassen.

Das beschloss der Gemeinsame Bun-
desausschuss (G-BA) in seiner Plenums-
sitzung. Damit sollen unentdeckte, weil
zunächst symptomlos oder schleichend
verlaufende Infektionen mit dem Hepa-
titis-B-Virus (HBV) oder Hepatitis-C-Virus
(HCV) erkannt werden.
    „Mit dem neu eingeführten Screening
kann Hepatitis frühzeitig erkannt und
behandelt werden. Bei den betroffenen
Menschen können so schwerwiegende
Leberschädigungen verhindert werden“,
so Dr. Monika Lelgemann, unparteiisches
Mitglied des G-BA und Vorsitzende des
Unterausschusses Methodenbewertung.

                                             10
Ist dies nun ein Erfolg oder wurde eine
große Chance vertan einen wirklich gro-
ßen Schritt auf dem Weg zur Eliminie-
                                              Was ist der G-BA
rung von Hepatitis C bis 2030 zu gehen?       Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist
Mit diesem Beitrag soll ein kritisch- dif-    das oberste Beschlussgremium der gemeinsa-
ferenziertes Bild auf die diesbezüglichen     men Selbstverwaltung der Ärztinnen und Ärzte,
Entwicklungen im G-BA gelegt werden.          Zahnärztinnen und Zahnärzte, Psychotherapeu-
                                              tinnen und Psychotherapeuten, Krankenhäuser
Warum empfehlen                               und Krankenkassen in Deutschland.
internationale Leitlinien                     Er bestimmt in Form von Richtlinien den Leis-
ein anderes Vorgehen?                         tungskatalog der gesetzlichen Krankenversiche-
Wirft man einen Blick in die aktuellen int.   rung (GKV) für etwa 73 Millionen Versicherte.
Leitlinien des Centers for Disease Control    Der G-BA legt fest, welche Leistungen der me-
(CDC), der United States Preventive Ser-      dizinischen Versorgung von der GKV übernom-
vices Task Force (USPSTF) und der Ame-        men werden.
rican Association for the Study of Liver      Entsprechend der Patientenbeteiligungsverordnung nehmen Patientenvertrete-
Diseases (AASLD) wird man festellen,          rinnen und Patientenvertreter an den Beratungen des G-BA mitberatend teil und
dass ein populationsbasiertes Screening       haben ein Antragsrecht. Aufgabe des G-BA ist es, innerhalb dieses Rahmens ein-
aller Personen ab 18 Jahre empfohlen          heitliche Vorgaben für die konkrete Umsetzung in der Praxis zu beschließen. Die
wird. Die Leitlinie der Canadian Associa-     von ihm beschlossenen Richtlinien haben den Charakter untergesetzlicher Nor-
tion for the Study of the Liver (CASL) emp-   men und sind für alle Akteure der GKV bindend.
fiehlt ein populationsbasiertes Screening     Bei seinen Entscheidungen berücksichtigt der G-BA den allgemein anerkannten
der Geburtsjahrgänge 1945–1975 und ein        Stand der medizinischen Erkenntnisse und untersucht den diagnostischen oder
Screening von Risikogruppen. Die deut-        therapeutischen Nutzen, die medizinische Notwendigkeit und die Wirtschaftlich-
sche S3-Leitlinie empfiehlt ein Screening     keit einer Leistung aus dem Pflichtkatalog der Krankenkassen.
von Risikogruppen und allen Personen,
die dies explizit wünschen. Die Leitlini-
en der WHO aus dem Jahr 2016 und der
Gastroenterological Society of Australia
(GESA) aus 2018 empfehlen ein Screening         Hepatitis-C-Infizierte sollen schneller
nur für Risikogruppen.
   Abweichend von internationalen Leit-         behandelt werden können
linienempfehlungen wurde im Rahmen
der Anhörung im ersten Stellungnahme-           Der gerade veröffentlichte Zusatz zu der seit 2018 gültigen AWMF-Leitlinie zur Pro-
verfahren ein höheres Alter für das Scree-      phylaxe, Diagnostik und Therapie bei HCV-Infektion enthält Neuerungen zur Indikati-
ning vorgeschlagen. Dies wurde u. a. mit        onsstellung und soll effektiver als bislang zur Elimination von Hepatitis C beitragen.
der langsamen Progression der Erkran-
                                                Notwendig geworden war der Zusatz nach Angaben der beteiligten Fachgesell-
kung begründet, so dass ein späteres
                                                schaften, weil sich die Therapieoptionen in den vergangenen zwei Jahren rasch wei-
Screening den Nutzen nicht wesentlich
                                                terentwickelt haben. Außerdem wird nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer an
einschränken würde.
                                                HCV-Infektionen in Deutschland und weltweit ausgegangen.
   Hinsichtlich der Häufigkeit des Scree-
nings wurde in der Anhörung des G-BA            Im Klartext heißt das: Menschen mit chronischer Hepatitis C sollen nun schneller
für die Mehrheit der Personen ohne er-          als bisher identifiziert und behandelt werden. Empfohlen wird, jeden Patienten mit
höhtes Risiko ein einmaliges Screening          nachgewiesener RNA des Hepatitis-C-Virus (HCV) sofort antiviral zu behandeln, der
für ausreichend erachtet. Der G-BA geht         Nachweis erhöhter Transaminasen-Werte oder einer Leberfibrose sind keine not-
darüber hinaus davon aus, dass im Kon-          wendige Voraussetzung. Dabei sollen vornehmlich pangenotypische DAA (direkt
text der Untersuchung auf eine HCV-In-          antivirale Agenzien) verwendet werden, und zwar bei DAA-naiven Patienten ohne
fektion eine ärztliche Aufklärung und           dekompensierte Zirrhose und ohne fortgeschrittene Niereninsuffizienz.
Beratung über Risikokonstellationen für
eine entsprechende Infektion stattfin-          Der neue Zusatz zu den Leitlinien ist unter u www.awmf.org/leitlinien/detail/
det. Hierbei kann bei Bedarf auf entspre-       ll/021-012.html zu finden.
chende Informationsmaterialien z. B. der
leben mit drogen                       DROGENKURIER

Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-                                                                   Es ist kein Geheimnis, dass die Patient*­
klärung (BZgA) zurückgegriffen werden.              Patienten­vertretung                               innenvertretung im G-BA über die Dau-
Dies soll zu einer erhöhten Aufmerksam-                                                                er der Beratungen und dem Ergebnis der
keit der Versicherten für die Infektionsri-
                                                   ­reagiert mit                                       Beratungen unzufrieden ist, da nach Mei-
siken führen.                                       Unverständnis und                                  nung der Patient*innenvertretung, die so-
   Zudem entfällt mit dem vom Bundes-               Enttäuschung auf die                               eben beschlossenen Maßnahmen nicht
tag am 14. November 2019 beschlosse-                                                                   zur Problemlösung beitragen werden.
nen Masernschutzgesetz (BGBl. I, S. 148)            ­Entscheidung des G-BA                                So hat sich G-BA trotz anderweitiger
für bestimmte Schnelltests, darunter                                                                   Einlassungen von Expert*innen in den
Schnelltests auf HCV, der Arztvorbehalt.                                                               Anhörungen für ein einmaliges Screening
Damit soll ein niedrigschwelliges Ange-            Bereits in vorherigen Ausgaben des Dro-             ab den 35. Lebensjahr entschieden. Wenn
bot (z. B. in Drogenberatungsstellen) ent-         genkurier haben wir über die Mitwirkung             es nach der Patient*innenvertretung ge-
stehen, um besonders gefährdete Perso-             von Patient*innenvertretungen be­richtet.           gangen wäre, wäre ein Screening ab den
nengruppen leichter zu erreichen. Damit            Zuletzt bei der Neufassung der Richtlini-           18. Lebensjahr erforderlich gewesen und
wird ein Screening Angebot für Risiko-             en für die opioidgestützte Substitutions-           man hätte Risikogruppen wie z. B. Dro­
gruppen geschaffen, die eine Gesund-               behandlung 2018.                                    gen­gebraucher*innen eine mehrmalige
heitsuntersuchung und ein damit ver-                   Nun also ging es um das Thema Hepa-             Möglichkeit des Screenings einräumen
bundenes Angebot für ein Screening auf             titis-C und -B-Screening. Dies meint die            müssen.
HCV eher selten in Anspruch nehmen.               Möglichkeit aller Bürger*innen sich im                 Natürlich wissen auch wir, dass Dro­
                                                   Rahmen eines Arztbesuchs beraten und                gengebraucher*innen nicht in Massen
u Quelle: www.g.ba.de                              testen zu lassen.                                   zum Arzt geströmt wären. Aber mit ei-

                                                                                              r­ isch erschienen und sich die Substitutions-
                                                        Foto: Stefan Fries

                                                                                               behandlung einem Heer von Kritiker*innen
  „Ich kann mich                                                                               entgegensah.

  noch erinnern,                                                                              Eine spannende, aber nicht einfache Zeit, da
                                                                                              es für Garry und seine Mitstreiter*innen auch

  als die                                                                                     persönliche Angriffe gab und man ihnen vor-
                                                                                              warf zu kapitulieren.

  Spritzenvergabe                                                                             Heute sind wir viele viele Schritte weiter, auch
                                                                                              wenn die Entkriminalisierung von Dro­gen­
  verboten war.“                                                                              konsument*innen (Erwerb, Besitz und Weiter-
                                                                                              gabe) bisher nicht realisiert werden konnte.
   Mit Garry Kaspar geht ein Kämpfer für eine
   humane Drogenpolitik in den verdienten                                                      In ihrem Leserbrief hat die Wuppertaler E
                                                                                                                                       ­ l­tern-
  ­Ruhestand                                                                                   initiative darauf hingewiesen, dass Garry
                                                                                               ­Kaspar maßgeblich daran beteiligt war, dass
  Die Mitglieder der Elterninitiative dankten Garry Kaspar bereits           Wuppertal zu den Städten Deutschlands gehört, die eine kom-
  mit einem Leserbrief für seinen Einsatz für einen humanen Um-              plette Palette niedrigschwelliger Angebote vorweisen kann.
  gang mit Drogengebraucher*innen.
                                                                             Dies passiert nicht von allein, sondern dafür braucht es Men-
  Diesem Dank möchten wir uns als JES-Bundesverband und                      schen wie Garry, Klaudia, Jürgen, Heidrun und viele andere.
  als Deutsche Aidshilfe anschließen.
                                                                             Garry, ganz lieben Dank für deine Arbeit
  Ich habe Garry in den späten 90er Jahren kennengelernt. Er                 für Drogen gebrauchende Menschen!
  war als Geschäftsführer des Bundesverbands akzept e.V.
  Garry hat sich zu einer Zeit für die akzeptierende Bewegung                            Dirk Schäffer, im Namen des JES-Bundesverbands
  eingesetzt, als viele unsere Angebote entweder noch illuso-                                                 und der Deutschen Aidshilfe

                                              12
www.jes-bundesverband.de                          leben mit drogen

ner entsprechenden Bewerbung eines           on sehr frühzeitig zu diagnostizieren und        als Staffage wirkten, als dass man sich
solchen Angebots, hätte es gelingen kön-     mit den neuen DAA-Therapien frühzei-             ihren Empfehlungen insbesondere in der
nen auch diese Gruppe zum Test zu mo-        tig erfolgreich zu behandeln. Nicht ohne         2. Anhörung angeschlossen hätte. Auch
tivieren. Als Grund gegen ein risikoad-      Grund empfehlen aktuelle internationale          die internationalen Leitlinien aus Ameri-
aptiertes Screening, wurde der Wegfall       Leitlinien mehrheitlich eine Testung ab          ka, Canada und von Lebergesellschaften
des Arztvorbehalts und die hierdurch         dem 18. Lebensjahr.                              die mehrheitlich ein populationsbasier-
gegebene Möglichkeit der Testung von                                                          tes Screening ab 18 Jahren empfehlen,
Drogengebraucher*innen in Einrichtun-        Besser als nix?                                  wurde nicht gefolgt.
gen der Aids- und Drogenhilfe genannt.                                                           So kann ich mich des Eindrucks nicht
Hierbei blieb völlig unberücksichtigt,       Nun kann man sagen, dass ein Screening           erwehren, dass es hier nicht immer um
dass durch die fehlende Förderung sol-       ab den 35. Lebensjahr zumindest ein klei-        medizinische und epidemiologische Er-
cher Angebote durch die Länder, diese        ner Schritt nach vorne ist zur Erreichung        fordernisse geht, sondern politische und
Testmöglichkeit nur sehr vereinzelt exis-    der WHO-Ziele bis 2030. Man kann aber            finanzielle Dinge handlungsleitend sind.
tieren.                                      auch sagen, dass eine große Chance nach          Anders lassen sich die Ergebnisse der Be-
   Auch das Mindestalter von 35 Jah-         mehrjährigen Beratungen vergeben                 ratungen kaum erklären. Es ist kein Ge-
ren leuchtet nicht ein. Insbesondere jün-    wurde. Ich persönlich, der selbst über           heimnis, dass es der Arbeitsgruppe, deren
gere Menschen setzen sich Risiken aus        einen langen Zeitraum an den Beratun-            Mitglied ich war, kaum möglich erschien
und Drogengebraucher*innen infizieren        gen teilgenommen hat, bin enttäuscht             diese Beschlüsse entsprechend wissen-
sich in den ersten zwei Jahren des Kon-      und ernüchtert. Eine große Chance                schaftlich in den „tragenden Gründen“
sums. Ein Screening ab 18 Jahren hätte       wurde vertan. Hierbei verärgert mich,            zu begründen. 
die Chance geboten eine etwaige Infekti-     dass die eingeladenen Expert*innen eher                                       Dirk Schäffer

                                                                    xuell übertragbaren Krankheiten bis Ende 2020 zu evalu-
                                                                    ieren.

  Coronapandemie                                                    Das konnte bisher aber nicht erfolgen Auch über die Zahl

  senkt Nachfrage nach                                              der Beratungsgespräche und die Zahl der Personen, die
                                                                    eine PrEP in Anspruch nehmen wollen, liegen der Bundes-

  HIV-Präexpositions-                                               regierung laut der Antwort keine Informationen vor. Das
                                                                    RKI schätze aber, dass es im Juni 2020 zwischen 15.600

  prophylaxe                                                        und 22.300 PrEP-Nutzende in Deutschland gab. Kenntnis-
                                                                    se über die Altersaufschlüsselung der Personen liegen der
                                                                    Bundesregierung nicht vor.

  Die Nachfrage nach der Präexpositionsprophylaxe (PrEP)            Wieland Schinnenburg, Sprecher für Drogen- und Sucht-
  ist in der Coronapandemie deutlich zurückgegangen. Das            politik und Berichterstatter für Prävention und HIV der
  zeigt eine interne Abfrage des Robert-Koch-Instituts (RKI)        FDP-Bundestagsfraktion, forderte rasche Aufklärung. „Der
  unter Einrichtungen, die PrEP verschreiben, wie aus einer         Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Infektionsge-
  Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der           schehen im Bereich der sexuell übertragbaren Krankhei-
  FDP-Fraktion im Bundestag hervorgeht. Demnach hat die             ten scheint nicht unerheblich zu sein“, sagte er.
  Nachfrage nach PrEP bei 76 Prozent der Zentren abge-
                                                                    Es müsse sichergestellt werden, dass es nicht zu vermehr-
  nommen.
                                                                    ter Spritzenteilung und Ausfall von Routine­untersuchungen
  Seit dem 1. September 2019 übernimmt die gesetzliche              komme. Schinnenburg rief Bundesgesundheitsminister
  Krankenversicherung (GKV) die Kosten für die PrEP-Me-             Jens Spahn dazu auf, regelmäßige aktuelle Erhebungen
  dikamente und Begleituntersuchungen bei Menschen mit              und Daten rund um das Thema der sexuell übertragbaren
  erhöhtem HIV-Risiko. Die Bundesregierung wurde damals             Krankheiten vorzu­legen.
  vom Gesetzgeber verpflichtet, die Wirkungen der ärztlichen
  Verordnung der PrEP auf das Infektions­geschehen der se-                                                  © hil/may/aerzteblatt.de

                                                                                         13
leben mit drogen                        DROGENKURIER

Mehr Substituierte –
weniger Ärzt*innen
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
veröffentlicht Substitutionsbericht 2021

Alle Ärzt*innen, die Substitu-                      Abb.1: Anzahl gemeldeter Substitutionspatienten in Deutschland von 2011 bis 2020
tionsmittel für Opioidabhän-                        (Stichtag 1.7.2020)
gige verschreiben, haben der                        80.000                     77.300   77.500     77.200      78.500     78.800      79.400     79.700      81.300
                                                             76.200   75.400
Bundesopiumstelle im BfArM
                                                    70.000
unverzüglich z. B. den Patien-
                                                    60.000
tencode und das verschrie-
                                                    50.000
bene Substitutionsmittel
                                                    40.000
zu übermitteln. Auf diesen
                                                    30.000
Daten basiert der jährliche
                                                    20.000
Bericht zur Substitution.
                                                    10.000

Etwa 2.000 Substituierte mehr                           0
                                                             2011     2012     2013      2014       2015        2016       2017        2018       2019        2020
in Zeiten des Lockdowns
Das Jahr 2020 war geprägt durch die Co-                                            Quelle: Bundesinstitut für Arzeimittel und Medizinprodukte / Substitutionsregister

vid-19-Pandemie. Die am 21. April letzten
Jahres in Kraft getretene SARS-CoV-2-
Arz­neimittelversorgungsverord­nung hat             Abb. 2: Anzahl meldender, substituierender Ärzte in Deutschland von 2011 bis 2020
zeitlich befristet ein Bündel von Ausnah-           (Stichtag 1.7.2020)
men von den Regelungen der BtmVV mit
praktischen Erleichterungen eröffnet.                3.000
                                                             2.703    2.731    2.691
   Während des Lockdowns im März/                                                        2.650      2.613       2.590      2.599      2.585       2.607      2.545
April 2020 und im November/Dezem-                    2.500
ber 2020 ist jeweils die Anzahl der ge-
meldeten Substitutionspatient*innen                  2.000
leicht gestiegen. Nach dem Lockdown
Mitte März 2020 stieg die Anzahl an                  1.500

Substitutionspatient*innen von nahe-
zu 80.350 (Stichtag 1.3.2020) auf 81.250             1.000

(Stichtag 1.5.2020) und lag im weiteren
Jahresverlauf recht konstant zwischen                 500

81.000 und 81.600. Im Vergleich zum Jahr
                                                        0
2019 (jeweils Stichtag 1.7.) ergibt sich ein                 2011     2012     2013      2014       2015        2016       2017        2018       2019        2020
Anstieg von 2 %. In den Vorjahren 2016
                                                                                   Quelle: Bundesinstitut für Arzeimittel und Medizinprodukte / Substitutionsregister
bis 2019 lag der Anstieg jeweils unter 1 %.

                                               14
Mehr Informationen erhalten Sie unter:
                                                                   www.aktuelles-aus-der-sucht.de

                                                                                                     AKTUELLES
                                                                                                     AUS DER
                                                                                                     SUCHT

                                                                                           Die Wissensplattform
                                                                                                     von Hexal

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leben mit drogen                                     DROGENKURIER

                                                                                                                Immer weniger Ärzt*innen behan­
Abb. 3: Art und Anteil der gemeldeten Substitutionsmittel (Stichtag 1.7.2020)
                                                                                                                deln Drogengebraucher*­innen
                                                                                                                2020 haben insgesamt 2.545 Substituti-
                                                                       Buprenorphin
                                                                       23,4 %
                                                                                                                onsärzte Patient*innen an das Substitu-
                                                                                                                tionsregister gemeldet. Die Entwicklung
                                                                                Codein
                                                                                                                der letzten 10 Jahre stellt sich wie folgt
                                                                                0,1 %
                                                                                                                dar (Abb. 2). Etwa 22 % der substituieren-
                                                                                Dihydrocodein
                                                                                                                den Ärzt*innen, nutzten 2020 die Kon-
     Levomethadon                                                               0,1 %
            36,8 %                                                                                              siliarregelung: Durch die Tatsache, dass
                                                                                Diamorphin
                                                                                                                diese Ärzt*innen ohne suchtmedizinische
                                                                                1,2 %
                                                                                                                Qualifikation bis zu zehn Patient*innen
                                                                                Morphin
                                                                                                                gleichzeitig substituieren, werden nur
                                                                                1,8 %
                                                                                                                etwa 1,5 % der Patient*innen von diesen
                                                                       Methadon                                 Ärzt*innen behandelt.
                                                                       36,6 %

                           Quelle: Bundesinstitut für Arzeimittel und Medizinprodukte / Substitutionsregister
                                                                                                                Die Dramatik wird aller-
                                                                                                                dings deutlicher, wenn
                                                                                                                man gegenüberstellt,
 Weihnachtsaktion von JES Sauerland                                                                             dass 2.000 Ärzt*­innen
                                                                                                                98,5 % aller Patient*­­in­nen
 Aufgrund der Coronapandemie sind 2020 fast alle Weihnachtsfeiern für Dro­
 gen­gebraucher*innen sowie für einsame, obdachlose und psychisch kranke
                                                                                                                behandeln und 14 %
 Menschen ausgefallen. Daher hat die JES-Gruppe Hochsauerlandkreis (HSK)                                        (350) der Ärzt*­innen
 kurzerhand eine eigene kleine Weihnachtsaktion realisiert und etwa 40 Weih-                                    40.000 Pa­ti­ent*­innen
 nachtstüten gepackt. Neben Masken, Safer Use Artikeln, Desinfektionsmittel,
 Kosmetik, haltbaren Lebensmitteln, Süssigkeiten freuten sich Menschen in                                       behandeln.
 Marsberg, Meschede und Umgebung über kleine Überraschungen. Die Aktion
 wurde u.a. von der Knappschaft, einigen Apotheken, sowie zwei Marsberger                                       Anstieg der Diamorphin-
 Betrieben und einer Privatperson durch Geld- und Sachspenden unterstützt.                                      behandlungen und
                                                                                                                „Pola überholt erstmals Metha“
                                                                                                                Im Jahr 2020 haben 13 Einrichtungen in 7
                                               Fotos: privat

                                                                                                                Bundesländern Substitutionsbehandlun-
                                                                                                                gen mit Diamorphin durchgeführt. Die
                                                                                                                überwiegend gemeldeten Substitutions-
                                                                                                                mittel sind Levomethadon (Anteil 36,8 %)
                                                                                                                und Methadon (Anteil 36,6 %). Der An-
                                                                                                                teil an Levomethadon ist in den vergan-
                                                                                                                genen Jahren kontinuierlich angestiegen
                                                                                                                und hat 2020 erstmals den Anteil an Me-
                                                                                                                thadon überschritten (Abbildung 3). Der
                                                                                                                Anteil von Buprenorphin liegt seit sechs
                                                                                                                Jahren nahezu konstant bei rund 23 %. 

                                                                                                                                            Dirk Schäffer

                                                                                                                u Quelle: www.bfarm.de
                                                                                                                u Der Gesamtbericht mit weitaus mehr
                                                                                                                Informationen steht unter www.bfarm.de,
                                                                                                                Suchbegriff „Substitution“ zum Down-
                                                                                                                load bereit

                                            16
www.jes-bundesverband.de                    leben mit drogen

Kommentar von Dirk Schäffer,                              nicht mal 50 % der Opioidkonsument*innen bisher für
                                                          die Substitutionsbehandlung erreicht werden konnten.
Deutsche Aidshilfe
                                                          Die Initiative 100.000 Substituierte bis 2022 strebt an,
                                                          dass deutlich mehr Heroinkonsument*innen für die Be-
Möchte man in Zeiten der Corona-Pandemie mit etwas
                                                          handlung motiviert werden. Mit großer Sorge frage ich,
positivem beginnen, so zeigt der Bericht, dass die Zahl
                                                          was machen wir denn, wenn es uns tatsächlich gelingt
der Substitutionspatient*innen erstmals über 80.000
                                                          mehr Heroin­kon­sument*­innen für die Substitution zu
gestiegen ist und dass es trotz der prekären Situation
                                                          interessieren.
hinsichtlich der abnehmenden Zahl substituierender
Ärzt*innen möglich war, fast 2.000 Patient*innen neu      Fachverbände wie Akzept und die Deutsche Aidshil-
aufzunehmen.                                              fe und Patientenorganisationen wie der JES-Bundes-
                                                          verband versuchen seit vielen Jahren weitergehende
Die Dramatik des Berichts wird deutlich, wenn man
                                                          rechtliche, finanzielle und strukturelle Änderungen für
sich die Zahlen genau anschaut. So behandeln 350
                                                          die Substitutionslandschaft zu fordern und skizzieren
Ärzt*innen 40.000 Patient*innen. Dies bedeutet, dass
                                                          Beispiele wie dies funktionieren kann. Es tut mir leid,
wenn nur ein kleiner Teil dieser Behandler*innen durch
                                                          dies sagen zu müssen, aber bisher fehlt es an der Un-
das Erreichen des Rentenalters ausscheidet, wir mit
                                                          terstützung der Ärzteschaft für fast alle unsere Vor-
einer fundamentalen Versorgungskrise konfrontiert
                                                          schläge.
sind.
                                                          — 	So ist unserer Ansicht nach eine erneute
Der Bericht zeigt auch, dass es trotz intensiver Bemü-
                                                              ­Veränderung der BtmVV im Hinblick auf die Dia­­
hungen nicht gelingt ausreichend neue Ärzt*innen zu
                                                               morphinbehandlung anzustreben. Zugangsindika-
gewinnen. Diese Fakten müssen uns als Patient*innen,
                                                               tionen müssen denen der „normalen Substitution“
Fachverbände, Aids- und Drogenhilfen und als
                                                               angeglichen werden. Auf diese Weise kann es uns
Ärzt*innen dazu veranlassen über fundamentale struk-
                                                               gelingen bisher nicht erreichte Menschen zu errei-
turelle Änderungen nachzudenken. Dies umso mehr,
                                                               chen und Behandlungsverläufe zu verbessern.
wenn man bedenkt, dass mit 81.300 Patient*innen
                                                          — 	Die aktuell geltenden Ausnahmeregelungen sollten
                                                               unbedingt auf ihren Nutzen überprüft werden. Soll-
                                                               ten sie positive Effekte haben, gilt es gemeinsam
                                                               dafür zu arbeiten, dass die Ausnahmeregelungen
                                                               fester Bestandteil der BtmVV werden.
                                                          — 	Denn nur wenn es uns gelingt Substituierte
                                                               deutlich individualisierter zu behandeln und bei
                                                               jenen die seit Jahren stabil substituiert werden,
                                                               die Kontaktfrequenzen in der Praxis zu reduzieren,
                                                               wird es Raum für neue Patient*innen geben.
                                                          —	Hierzu bedarf es u.a. einer Reform der EBM, denn
                                                               eine stabile Behandlung mit eigenverantwortlicher
                                                               Einnahme des Medikaments ist ein Erfolg von Arzt
                                                               und Patient und muss für Behandler*innen anders
                                                               entlohnt werden.

                                                          Wenn es uns nicht gelingt im Schulterschluss diese
                                                          und weitere Punkte anzugehen, werden zehntausende
                                                          Patient*innen in den nächsten Jahren ein böses Erwa-
                                                          chen erleben. Dies kann nicht in unserem Sinne sein.
                                                          Daher sollten wir alles tun, um eingefahrene Wege zu
                                                          verlassen und rechtliche und strukturelle Veränderun-
                                                          gen anstreben. Hierfür benötigen wir aber die behan-
                                                          delnden Ärzt*innen und ihre Dachgesellschaften.

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leben mit drogen                      DROGENKURIER

Timo ist Familienvater

                                                                               Foto: privat
und wird seit vielen Jahren
substituiert. Er hat sich
bereit­erklärt, dem
DROGENKURIER ein
Interview zum Thema
„Substitution mit einem
Depotmedikament“ zu
geben.

Wie bist du in Kontakt mit illegalen
Substanzen gekommen?
Ich habe meinen ersten Joint mit 12 Jah-
ren geraucht. So mit 13 Jahren dann
Speed. Das habe ich 10, 15 Jahre lang kon-
sumiert. Dann hat meine Freundin ein
Baby bekommen, das in meinen Armen
am plötzlichen Kindstod gestorben ist. Zu
dieser Zeit bin ich mit Heroin in Kontakt
gekommen. Dann folgte mein komplet-
ter Absturz.

Und seit wann bist du wegen deiner
Sucht in Behandlung?
Vor 13 Jahren, als ich meine jetzige Frau
in der Therapie kennenlernte, habe ich
mich entschieden, dass ich etwas ver-
ändern möchte. Nach einem erneuten
„Rückfall“ mit Speed, nach der Therapie
dachte ich „das kann es doch nicht sein“
und bin zu meinem heutigen Substituti-
onsarzt gegangen.

                  „So frei wie jetzt, habe
                    ich mich nie gefühlt“
                                  Ein persönlicher Bericht über die Substitution
                                                  mit einem Depotmedikament
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www.jes-bundesverband.de                        leben mit drogen

Wie hast du von dem neuen Medika-               „Diese Ups und                              Frau geführt. Jetzt gehe ich einmal im
ment in einer neuen Applikationsform                                                        Monat zum Arzt. So frei wie jetzt, habe
erfahren?
                                                Downs, die ich bei der                      ich mich nie gefühlt.
Mein Substitutionsarzt hat mich vor zwei        täglichen Einnahme
Jahren angesprochen. Wir hatten schon           sehr stark empfunden                        Wie hat sich die Beziehung zu deinem
viel probiert. Er hat mir empfohlen, dass                                                   Substitutionsarzt verändert?
ich es mit dem damals neuen Depotme-
                                                habe, gibt es halt beim                     Ich habe eine sehr gute Beziehung und
dikament versuchen sollte. Ich war Teil         Depotmedikament                             einen engen Kontakt zu meinem Arzt.
einer Studie und einer der Ersten der um-       nicht. Es ist quasi ein                     Das Patient-Arzt-Verhältnis muss halt
gestellt wurde.                                                                             auch stimmen. Weil, wenn man halt
                                                Dauerhoch.“                                 einen Larifari-Arzt hat, der dich schnell
Was waren die Gründe, dass du dich                                                          abfertigt und so, das finde ich auch nicht
auf ein Depotmedikament hast umstel-                                                        gut. Jetzt ist der Zwang weg. Die Substi-
len lassen?                                                                                 tution fühlt sich nun wie eine normale
Ich war so ein Kandidat, der immer           tigt. Man muss sich einfach darauf ein-        Behandlung an. So nehme ich das wahr.
wegen Take Home gedrängt hat und 7           lassen können und dem Medikament
Tage reichten mir eigentlich nicht aus.      vertrauen.                                     Wem würdest du ein Depot­medikament
Durch die Familie und Arbeit ist es halt                                                    empfehlen?
immer scheiße, wenn man jede Woche in        Was ist das Positive für dich nach der         Ich kann es eigentlich nur jedem nahele-
die Praxis muss. Da kam das Depotmedi-       Umstellung?                                    gen, es zu versuchen. Es hilft einem, Frei-
kament gerade recht. Die Spritze habe ich    Ich bin nicht mehr an eine Tablette ge-        heit und Zufriedenheit für sein Leben
dann wöchentlich bekommen, vier Wo-          bunden. Ich muss nicht jeden Tag oder          wieder zurück zu bekommen. Man muss
chen lang.                                   jede Woche in die Substitutionspraxis          sich aber auch auf das Ganze einlassen.
                                             rennen und dort mit den Leuten sitzen.         Nicht gleich wieder den Kopf in den Sand
Wie sind deine Erfahrungen nach den          Ich habe Kinder und bei den Tabletten          stecken, wenn es die ersten zwei, drei Wo-
ersten Injektionen gewesen?                  musste ich immer aufpassen, dass sie           chen ein bisschen schwieriger ist. Ich bin
Am Anfang war ich skeptisch. Ich habe        nicht irgendwo rumliegen. Urlaub war           jetzt einfach zufriedener. Ich habe meine
mich gefragt, ob das überhaupt klappt,       schwierig und diese ganzen Absprachen          Arbeit, eine Konstante in der Beziehung
dass ein Medikament zur Substitution         waren dann auch schonmal ein Heck-             und ich hab meine Kinder. Ich führe ein
so lange wirken kann.                        meck. Ich habe mich oft geärgert, weil         ganz normales Leben. 
   Nach der ersten Spritze habe ich die      was nicht klappte und dies hat manch-
Wirkung deutlich gespürt. Die Wirkung        mal auch zu Spannungen mit meiner              Vielen Dank, Timo.
war so, als wenn ich eine Buprenorphin
Tablette genommen hätte. Nach dem
zweiten, dritten Tag habe ich gedacht,
dass ich unbedingt mehr brauche, da die
Wirkung nachlässt. Dann aber hab ich
zu mir selbst gesagt: „Nee, das machst
du jetzt nicht. Warte ab Timo und schau
wie es dir morgen geht und ob es eine
Woche hält“. Als die Woche vorbei war,
da habe ich gemerkt, dass es wunderbar
geklappt hat. Keine Schwankungen in der
Wirkung wie man es vielleicht kennt bei
der täglichen Einnahme. Es war einfach
eine Kopfsache, weil die tägliche Tablet-
te halt gefehlt hat. Diese Ups und Downs,
die ich bei der täglichen Einnahme sehr
                                                                                                                                    Bildquelle: Camurus

stark empfunden habe, gibt es halt beim
Depotmedikament nicht. Es ist quasi ein
Dauerhoch. In den letzten 2 Jahren habe
ich keine höhere oder frühere Dosis benö-

                                                                                       19
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                                                                                                                                                                                              Ein einzigartiger Tag für lebende und verstorbene
 © Deutsche Aidshilfe e.V 2021 | Druck: XPress Druck Nunsdorfer Ring 13 12277 Berlin | Gestaltung: www.diegoldkinder.de | Bestellnummer: 052203

                                                                                                                                                                                              Drogengebraucher*innen
                                                                                                                                                                                              Veranstaltungen von Kiel bis München und von Emmerich bis

                                                                                                                                                  21. Juli
                                                                                                                                                                                              Jena zeigen, dass es beim Gedenktag um weit mehr geht als
                                                                                                                                                                                              verstorbenen Drogengebraucher*innen zu gedenken. In vielen
                                                                                                                                                                                              Veranstaltungen geht es auch darum die Lebens- und Konsum-
                                                                                                                                                  Internationaler Gedenktag
                                                                                                                                                                                              bedingungen für Drogengebraucher*innen zu verbessern und
                                                                                                                                                  für verstorbene
                                                                                                                                                  Drogengebraucher*innen                      auf drogenpolitische Defizite hinzuweisen. So hat sich der Ge-
                                                                                                                                                                                              denktag in den letzten 23 Jahren zum größten Gedenk- und Ak-
                                                                                                                                                                                              tionstag im Bereich illegaler Drogen entwickelt.

                                                                                                                                                                                                             Neue Medien für den Gedenktag 2021
                                                                                                                                                                                                             Im Abstand von 2–4 Jahren nutzen wir Projekt-
                                                                                                                                                                                                             mittel der Bundeszentrale für gesundheitliche
                                                                                                                                                                                                             Aufklärung, um neue Plakate und Flyer zu er-
                                                                                                                                                                                                             arbeiten, die dem Gedenktag am 21. Juli ein
                                                                                                                                                                                                             Gesicht geben sollen und vor Ort die Möglich-
                                                                                                                                                                                                             keit bieten, kommunale Veranstaltungen anzu-
                                                                                                                                                                                                             kündigen. Die ebenfalls neu erarbeiteten Flyer
                                                                                                                                                                                                             können u. a. bei Infoständen an Bürger*innen
                                                                                                                                                                                                             verteilt werden. 
                                                                                                                                                                                                                                        JES-Bundesverband

                                                                                                                                                                                                             Ab sofort besteht die Möglichkeit die
                                                                                                                                                                                                             Medien unter u www.aidshilfe.de/shop und
                                                                                                                                                                                                             u www.jes-bundesverband.de/medienshop
                                                                                                                                                  Du fehlst                                                  kostenfrei zu bestellen. Das Poster steht
                                                                                                                                                  gedenktag21juli.de
                                                                                                                                                                                                             im Format A1 und A2 bereit und enthält
                                                                                                                                                                                                             eine leicht aufgehellte Fläche, um eigene
                                                                                                                                                                                                             Veranstaltungen anzukündigen.

Der 21. Juli wirft seine
Schatten voraus
In wenigen Wochen treffen sich Eltern und Ange­hö­                                                                                                                                                Informieren und die eigene
rige sowie Mitglieder des JES-Bundesverbands, um
gemeinsam die Themenfindung für den Gedenktag
                                                                                                                                                                                                  Veranstaltung ankündigen
2021 vorzunehmen.                                                                                                                                                                                 Auch in diesem Jahr bieten wir die Möglichkeit
Mit Ihrer und eurer Unterstützung gelang es im Coronajahr                                                                                                                                         die eigene Veranstaltung auf der eigens für
2020 den bisher zahlenmäßig größten Gedenktag für verstor-                                                                                                                                        den Gedenktag geschaffenen Webseite www.
bene Drogengebraucher*innen zu veranstalten. Die unglaubli-                                                                                                                                       gedenktag21juli.de anzukündigen. Schicken Sie
che Anzahl von 72 Städten beteiligte sich am Gedenktag 2020.                                                                                                                                      Ihre Unterlagen an vorstand@jes-bundesverband.
Die Zahl der beteiligten Einrichtungen ist schwer greifbar. Un-                                                                                                                                   de. Darüber hinaus finden Sie auf der Webseite
sere Recherchen haben ergeben, dass sich mehr als 300 Einrich-                                                                                                                                    alle Informationen zum Gedenktag 2021
tungen am Gedenktag 2020 beteiligten.

                                                                                                                                                                              20
DEINE THERAPIE IST
   EINSTELLUNGSSACHE

    Sprich mit deinem
     Arzt über deine
   Dosierung, bevor der
      Suchtdruck zu
        stark wird.

Mit der richtigen Einstellung leben.
leben mit drogen                       DROGENKURIER

„Ich habe großen
Respekt vor Drogen
gebrauchenden
Menschen“
Seit vielen Jahren versuchen Akteure aus Aids- und Drogenhilfe, Medizin, sowie Wissen-
schaft und Industrie Drogengebraucher*innen als Zielgruppe mit hoher HCV-Prävalenz zum
Test und zur Behandlung zu motivieren. Darüber hinaus ist es ihr Ziel bestehende Vorbehalte
zu überwinden. Das Ziel ist, das Hepatitis C-Virus bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.

Können der Wegfall des Arztvorbehalts sowie die neue Möglichkeit des sofortigen HCV-
Behand­lungsbeginns dazu beitragen die Zahl der Tests und der Behandlungen bei aktiven
Drogenge­braucher*innen aber auch bei Substituierten zu erhöhen? Diesen und weiteren
Fragen gehen die Interviews mit Michael Harbaum von der Drogenhilfe Düsseldorf und
Dr. Holger Hinrichsen aus Kiel nach.

Welchen Stellenwert hat die Hepatitis C            Sind Drogenhilfeeinrichtungen ein ge-
in Ihrer Drogenhilfeeinrichtung?                   eigneter Ort, um Drogen­gebraucher*­in­
                                                   nen auf eine HCV-Infektion zu testen?
Hepatitis-C-Tests bieten wir schon lange
an, zunächst im Rahmen einer Koopera-              Grundsätzlich ja. Wir sind ja mit den Kli­
tion mit der Aidshilfe in Düsseldorf. Im           ent*­innen ohnehin im Gespräch, etwa
Laufe der Jahre hat der Stellenwert der Er-        um Problemsituationen zu erfassen und
krankung kontinuierlich zugenommen.                Lösungen auszuarbeiten. Wenn es sich
Seit wir in das Projekt ‚Das CHECK ich!‘           anbietet, thematisieren wir auch die He-
eingestiegen sind, ist die Hepatitis C ein         patitis C. Dabei gehen wir aber immer
Schwerpunkt unserer Arbeit.                        individuell vor. Manchmal gibt es eine

                                              22
www.jes-bundesverband.de                             leben mit drogen

                                                                                                                               nen aufbauen. Zunächst versuchen wir,
                                                                                                                               sie dazu zu motivieren, sich generell um
                                                                                                                               ihre Gesundheit zu kümmern. In diesem

                          tattoo?
                                                                                                                               Zusammenhang kann man dann auch
                                                                                                                               auf die Hepatitis C hinweisen, darüber in-
                                                                                                                               formieren und ein Testangebot machen.

                          piercing?
                                                                                                                                  Wichtig ist mir, dass es immer eine Be-
                                                                                                                               ratung zum Test gibt.

                                                                                                                               Wer führt dann den Test durch?
                             Aber sicher: Beim Profi und mit sauberem Gerät.
                             Gebrauchte Nadeln können HIV und Hepatitis übertragen.
                                                                                                                               Bei uns macht das oft eine Mitarbeiterin,
                                                                                                                               die auch Krankenschwester ist. Aber man
                                                                                                                               kann eigentlich jede*n Mitarbeiter*in mit
                                                                                                                               geringem Aufwand entsprechend quali-
                                                                                                                               fizieren. Dadurch und durch den Wegfall
                                                                                                                               des Arztvorbehalts können wir praktisch
                                                                                                                               jederzeit testen, auch ganz spontan, wenn
                                                                                                                               sich ein*e Klient*in gerade dazu ent-
                                                                                                                               schlossen hat. Das ist ein großer Vorteil.

                                                                                                                               Auch die Behandlung kann heute
                                                                                                                               schnell beginnen.
                                                                                                                               Auch das ist eine enorme Verbesserung.
                                                                                                                               Bis vor Kurzem musste man nach der Dia-
                                                                                                                               gnose erst einmal ein halbes Jahr warten,
                                                                                                                               in dem immer mal was dazwischenkom-
                                                                                                                               men konnte und die Behandlung dann
                                                                                                                               doch nicht stattfand. Diese Gefahr be-
                                                                                                                               steht heute nicht mehr. Für unsere Ziel-
  2020/bestellnr. 052121
  foto barbara dietl/dietlb.de
                                                                                                                               gruppe ist alles gut, was über kurze Wege,
                                                                                                                               schnell und unkompliziert erreichbar ist.
  model agentur deebeephunky
  gestaltung dia°/diaberlin.de
  druck druckerei conrad gmbh
  breitenbachstr. 34–36
  13509 berlin

                                                                                                                               Apropos kurze Wege: Wie gestaltet sich
                                                                                                                               die Zusammenarbeit mit Arztpraxen?

                                                                                                                               Wir arbeiten mit mehreren Einrichtungen
                                                                                                                               zusammen, darunter sind Schwerpunkt-
                                                                                                                               praxen, mit denen wir sehr gute Erfahrun-
                                                                                                                               gen machen. Bei anderen ist das Angebot
                                                                                                                               eher auf die Allgemeinbevölkerung zuge-
                                                                                                                               schnitten, es passt dann häufig nicht zu
                                                                                                                               den Anforderungen, die sich in der Be-
                                                                              Abwehrhaltung, die man nicht beim ers-
Michael Harbaum ist                                                           ten Gespräch knacken kann, manchmal
                                                                                                                               treuung von Drogengebraucher*innen er-
                                                                                                                               geben. Ideal ist die Zusammenarbeit mit
Sozialpädagoge und seit                                                       haben die Klient*innen gerade andere
                                                                                                                               Substitutionspraxen. Dort tauchen sie so-
                                                                              Prioritäten. Es braucht schon ein Gespür
langem in der Drogenhilfe                                                     für die Situation.
                                                                                                                               wieso täglich auf, und sie nehmen dann
                                                                                                                               halt zusätzlich noch ein Medikament ein.
tätig. Seit 2016 leitet er                                                                                                     Aber auch in anderen Praxen stellen wir
                                                                              Wie treten Sie an die Klient*innen
als geschäftsführender                                                        heran?
                                                                                                                               fest: Wenn es ein paar Mal geklappt hat,
                                                                                                                               dann läuft das plötzlich; wo es aber Vor-
Vorstand die Drogen­bera-                                                     Wir tun das niedrigschwellig im Rahmen           behalte gibt, ist es schwierig, überhaupt
tung Düsseldorf e. V.                                                         der Beziehung, die wir zu den Klient*­in­        einen Anfang zu finden.

                                                                                                                          23
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