Franziskanerinnen Von Vöcklabruck

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
1 | 2020                                                         Ausgabe Februar 2020 | 23. Jahrgang
                www.franziskanerinnen.at

                Franziskanerinnen             Vo n Vö c k l ab r u c k
© Fischbacher

                Im Fokus: Veränderungen
                Wie Veränderungen und Wandel
                unser Leben bestimmen | ab Seite 6

                Wie wird man Ordensschwester?
                Zu Gast im Ausbildungskonvent St. Elisabeth | Seite 22

                                                                     O F F E N . E N G AG I E R T -
                                                MIT ChRIsTus AN dER sEITE dER MENsChEN
Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                                      Inhalt                                                                                                                                                                           Editorial   Franziskanerinnen

                                                                                                                                                         Grüß Gott, liebe Leserinnen und Leser!
                                                                                                                                                         Haben Sie es schon bemerkt? Unser                 nen Sendungsauftrag, den wir mit Freude      Ich bin für meine
                                                                                                                                                         Magazin wurde neu gestaltet. Ver-                 und mit Dankbarkeit erfüllen, auch wenn      Gemeinschaft un-
    Panorama                                               leBen                                               Gesund & Sozial                           trautes haben wir losgelassen, auf                die Gemeinschaft kleiner und älter wird.     endlich dankbar,
                                                                                                                                                         Neues haben wir uns eingelassen.                                                               für meine Mitschwestern, die ehrlich bereit
     4 | Meldungen – Termine – News                        18 | Professfeier –                                 28 | Seniorenheim Haus Barbara            Und noch dazu geht es in dieser Aus-              Öfter schon machte ich die Erfahrung,        sind, mit mir und der Ordensleitung die-
           Aktuelle Inforrmationen aus dem                 		Tag des Dankes und der Freude                          Einblicke                            gabe um das Thema „Veränderun-                    dass, selbst bei Veränderungswilligkeit      se Wege zu gehen. Ganz viel hat sich über
           Ordensleben                                                                                                                                   gen“. Sie werden, so hoffe ich, einige            und einer guten Entscheidung, kurz da-       die Jahre in unseren Gemeinschaften und
                                                           20 | Kraftwerke –                                   29 | Krankenhaus St. Josef                neue, hilfreiche und vielleicht heraus-           nach noch einmal Unsicherheit oder           auch Einrichtungen geändert. Die Schwes-
                                                           		Taufrisch ins neue Ausbildungsjahr                     PLUS-Projekt bringt Mehrwert         fordernde Gedanken darüber lesen.                 vielleicht sogar Angst aufkam. Zeitgleich    tern und MitarbeiterInnen haben – Gott sei
    Fokus                                                    bei B+D                                                für PatientInnen                                                                       keimte der Wunsch, könnte nicht doch         Dank – Veränderung auch immer mitge-
                                                                                                                                                                                                           alles so bleiben? In dieser Spannung, die    tragen: die Strukturen des Ordenslebens,
     6 | Glaube als Navigationsgerät                       22 | Wie wird man                                   29 | Alten- und Pflegeheime                        Können Sie sich vorstellen, wie es       fordert und herausfordert, stehen wir in     die Ordensausbildung, das Gemeinschafts-
           Sr. Teresa zum Thema Veränderung                     Ordensschwester?                                    Mäeutik-Trainerinnen aus den                  mir als Verantwortliche für unsere       solchen Veränderungsprozessen immer          leben und auch das geistliche Leben. Im-
                                                           		Zu Gast im Ausbildungskonvent                          eigenen Reihen                       Ordensgemeinschaft oft geht? Lassen Sie           wieder. Von großer Bedeutung für mich        mer wieder heißt es, unsere Sendung zu
     8 | Das Leben ist Veränderung                           St. Elisabeth                                                                               mich einige Gedanken dazu einbringen.             ist, dass das Gewachsene und Gewor-          reflektieren und neue Wege zu suchen,
           Erzählungen                                                                                                                                   Vielleicht können einige von Ihnen uns und        dene, das, was losgelassen werden muss,      besonders auch in unseren Werken und
                                                           25 | Kasachstan: Heraus-                            Intern                                    unsere Botschaft als Gemeinschaft, die in         geachtet und wertgeschätzt bleibt. Dank-     Betrieben. Dazu braucht es Mut und Enga-
    10 | Veränderung für alle                                   forderung des Glaubens                                                                   Veränderungen steht, besser verstehen.            barkeit und Aufmerksamkeit sind hier für     gement, Freude und viel Heiligen Geist.
    		Neue GF in der TAU-GRUPPE                            		Eine Chance für die jungen Men-                   30 | Neu in unseren Betrieben                                                               mich Haltungen, die nicht fehlen dürfen!     Daher vertraue und hoffe ich, dass wir auch
                                                              schen am Land                                                                              Immer wieder hören wir, dass Veränderun-                                                       in Zukunft gemeinsam, MitarbeiterInnen
    12 | Veränderung ist kein                                                                                  31 | Verdienstmedaille                    gen anstehen: in der Gesellschaft, in der
                                                                                                                                                                                                            „Wenn wir wollen, dass alles                und Schwestern, neue Wege gehen.
         Spaziergang                                                                                                des Landes OÖ                        Kirche, in Betrieben und Bildungseinrich-
    		Gerhild Deutinger im Interview                       lernen                                                   Auszeichnung für Sr. Johanna         tungen. Von neuen Wegen ist die Rede, die
                                                                                                                                                                                                             bleibt, wie es ist, dann ist es            Auch wenn uns dabei manchmal Angst und
                                                                                                                                                         gegangen oder entwickelt werden müssen.           nötig, dass alles sich verändert.“           Furcht überkommen – diese Zeiten ken-
    14 | Es wäre jetzt wirklich an der                     26 | Ein Blick zurück in                                                                      Sie sollen in die Zukunft führen und sie sol-               Guiseppe Tomasi di Lampedusa       nen wir auch – fühlen wir uns geführt und
         Zeit, einen größeren Schritt                           Zuversicht                                                                               len sicher sein. Auch Ordensgemeinschaf-                                                       gehalten und wissen uns in Gottes Hand.
         zu wagen                                          		125 Jahre ORG Vöcklabruck                           Wussten Sie, dass ...                   ten müssen sich verändern, wenn sie eine          Wir ändern uns täglich, Veränderun-          Unsere Mitgründerin Franziska Wimmer hat
    		Sr. Johanna im Interview                                                                                                                           Zukunft haben wollen.                             gen kommen einfach, das wissen wir als       uns diesen Leitsatz hinterlassen: „Allein das
                                                           27 | WW / ORG Wels                                    ... die Franziskanerinnen von Vöckla-                                                     Gemeinschaft und daher setzen wir uns        Vertrauen auf den Herrn ist uns Stütze und
    16 | Eine kurze Zeitreise oder:                        		AbsolventInnen-Gemeinschaft                         bruck auch auf Facebook und Insta-      Bevor wir über Veränderung reden, sollten         mit dieser Thematik intensiv auseinander.    Halt“. Darauf vertraue ich, darauf setzen
         Wie sich die Schule in 35                           feiert 30-jähriges Jubiläum                         gram vertreten sind? Die 26jährige      wir uns vergewissern, was uns Stabilität          Bei den General- und Provinzkapiteln, in     wir unsere ganz Hoffnung! Wir sind nicht
         Jahren verändert hat                                                                                    Sr. Ida Vorel betreut die beiden So-    gibt und fragen, was das Wichtigste ist. Für      Arbeitskreisen, Gremien und Schwesternta-    allein – GOTT geht alle Wege mit!          ■
    		Eine ehemalige Schülerin berichtet                                                                         cial Media Auftritte mit viel Kreati-   mich lautet die Frage: „Wo sind wir – jede        gen. Wir kennen diese Herausforderungen,
                                                                                                                 vität und beachtlichem                  Schwester persönlich und wir als Gemein-          denen wir uns stellen müssen. Und wir be-
                                                                                                                 Erfolg: Weit über 1000                  schaft – verankert? Was gibt uns Halt? Ist        schäftigen uns mit der Frage: Was brauchen
                                                                                                                 Follower auf Face-                      unsere Mitte, die Jesus Christus ist, frei oder   wir, damit wir diese Veränderungen erfolg-
    Impressum:
    Medieninhaberinnen und Herausgeberinnen: Franziskanerinnen von Vöcklabruck, Salzburger Straße 18,            book, mehr als 500                      suchen wir Ansehen oder Bewunderung?“             reich meistern, sodass sie für Menschen
    4840 Vöcklabruck | Redaktion: die Kommunikationsberater, Mag. Susanne Sametinger (sam), Gerlinde             auf Instagram, und es                   Wir müssen ehrliche Antworten geben,              zum Segen werden? Anders heißt nicht                        Sr. Angelika Garstenauer
    Wiesner (wie), MSc., Plesching 26a, 4040 Linz | Erscheinungsweise: zweimal jährlich | Gestaltung: Die
    Werbezone e. U. Anita Grillberger. Bäckerweg 3, 4175 Herzogsdorf | Druck: Salzkammergut-Media Ges.m.b.H.
                                                                                                                 werden täglich mehr ...                 denn Veränderungsprozesse haben eine              zwingend besser. Wenn es aber besser                              Generaloberin der
    | LeserInnenpost: generalsekretariat@franziskanerinnen.at                                                                                            stark spirituelle Dimension. Wir haben ei-        werden soll, muss es anders werden.               Franziskanerinnen von Vöcklabruck

2                                                                                                                                                                                                                                                                                                       3
Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                              Panorama

     Ak tue ll +++ Ak tu e ll +++ Ak tue ll +++ Ak tue ll +++ Ak tue ll +++ Ak tu e ll
                                                                                                                                                                                                                                                          „Choose your mission“

                                                                                                                                               © magdalena schauer
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                                                                                                                                                                                                                                                          250 SchülerInnen beschäftigten sich am 23. Oktober
      Jetzt abonnieren auf www.franziskanerinnen.at/newsletter                                                                                 Der designierte Vorstand bis zur offiziellen Approbation (vlnr): Sr. Sonja Dolesch, P. Bernhard Bürgler,
                                                                                                                                               Sr. Franziska Bruckner, Erzabt Korbinian Birnbacher, Sr. Franziska Madl, Abt Reinhold Dessl.
                                                                                                                                                                                                                                                          im Wiener Don Bosco Haus im Rahmen von Halb-
                                                                                                                                                                                                                                                          tags-Workshops mit der Frage nach ihrer eigenen
                                                                                                                                               Premiere für Österreichische                                                                               „Mission in der Welt“.

                                                                   Service: Ordensleben und                                                    Ordenskonferenz                                                                                                     Zahlreiche      Organisationen
     www.franziskanerinnen.at:                                                                                                                                                                                                                                     beteiligten sich an der Veran-
                                                                   Ordensheilige in der Schule                                                 Am 25. November 2019 tagte erstmals die Gemeinsame
                                                                                                                                               Konferenz der Frauen- und Männerorden als „Österreichi-
                                                                                                                                                                                                                                                          staltung, die anlässlich des „Außeror-
     Freundlich, informativ und modern präsentiert sich
     der neue Webauftritt des Ordens. Schon auf der
                                                                   lebendig werden lassen                                                      sche Ordenskonferenz“ im Kardinal König Haus in Wien.
                                                                                                                                                                                                                                                          dentlichen Monats der Weltmission“
                                                                                                                                                                                                                                                          stattfand – auch die Franziskanerin-
     Startseite erhalten die BesucherInnen einen Über-                                                                                                                                                                                                    nen von Vöcklabruck waren vertreten:
                                                                            Das Berufungspastoralteam der Franziskanerinnen von Vöck-                   Mit starkem Engagement und großer Freude wurden weg-                                              Sr. Edith und Sr. Teresa haben einen Unsere Vertreterinnen
     blick über aktuelle Themen.
                                                                            labruck hat zu den Themen Ordensleben und Ordensheilige                     weisende Schritte für die Zukunft gesetzt. Die Statuten                                           Workshop zum Thema „Missionary vs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     beim Workshop: Sr. Edith ...

                                                                   – Franz von Assisi, Klara von Assisi und Elisabeth von Thüringen -          für die zukünftige Ordenskonferenz Österreich, dem Zusammen-                                               Influencer“ angeboten. „Wir wollten
              Das Angebot des Geistlichen Zentrums ist über-
                                                                   Bücher, Texte und Mini-Module für den Unterricht – vor allem für            schluss von Frauen- und Männerorden, wurden angenommen.                                                    damit aufzeigen, dass wir in unserer
              sichtlich auf einem Kalender dargestellt und
                                                                   Religionslehrer – zusammengestellt.                                         Neuer designierter Vorsitzender ist Erzabt Korbinian Birnbacher                                            Welt vielfältigen Beeinflussungen und
     gleich von dort aus buchbar. Unter den drei Hauptmenü-
                                                                   ■ Buch „Elisabeth“ von Gertrude Fussenegger mit Bildern gestaltet           und neue stellvertretende Vorsitzende ist Sr. Franziska Bruckner.                                          Manipulationen ausgesetzt sind. Mis-
     punkten „Sinnsuche & Orientierung“, „Gesundheit &
                                                                       von Elisabeth Singer. Tyrolia-Verlag                                    In den Vorstand wurden für die Frauenorden Sr. Sonja Dolesch und                                           sionarisch tätig zu sein bedeutet, das
     Soziales“ und „Bildung und Erziehung“ sind alle wesent-
                                                                   ■ Geschichte von der hl. Elisabeth von Thüringen mit 14 kopierten           Sr. Franziska Madl gewählt. Ersatzmitglied ist Sr. Hemma Jaschke.                                          zu verkünden, wovon ich überzeugt
     lichen Informationen und Angebote der Franziskanerin-
                                                                       Bildern aus dem oben genannten Buch zum Herzeigen oder zum              Für die Männerorden wurden P. Bernhard Bürgler und Abt                                                     bin – das muss nicht manipulierend ... und Sr. Teresa.
     nen von Vöcklabruck mit wenigen Klicks zu sehen. „Wir
                                                                       Auflegen in der Mitte eines Sesselkreises oder eines Tisches.           Reinhold Dessl gewählt. Ersatzmitglied ist P. Thomas Vanek. Bis                                            sein“, sagt Sr. Teresa. „Mission“ – verstanden wie das eng-
     wollen auf die Menschen zugehen, sie ansprechen, in
                                                                       Dazu gibt es auch die Bilder für den Overheadprojektor.                 zur Approbation der Statuten bleibt der jetzige Vorstand mit                                               lische „mission“ sei durchaus wieder salonfähig geworden:
     Dialog mit ihnen treten. Mit unserer neuen Ordens-Web-
                                                                   ■ Unterrichtseinheiten nach der „Kettmethode“. Es sind alle not-            Sr. Beatrix Mayrhofer und Abt em. Christian Haidinger im Amt.                                              „Die Jugendlichen reflektieren über ihre ‚mission‘ in der
     site haben wir nun die Möglichkeit, schneller und flexibler
                                                                       wendigen Materialien dabei.                                                                                                                                                        Welt von heute und morgen. Dass sie vieles anders denken
     zu informieren, Einblicke ins Ordensleben zu geben und
                                                                       1.	Unser Ordensleben (mit Berufungsgeschichten von Sr. Pauline          „Wir danken allen für ihre Bereitschaft und wünschen Gottes                                                und auch benennen, kann für uns Erwachsene bereichernd
     die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen“,
                                                                       und Sr. Susanne)                                                        Segen, Freude und alles Gute!“, sagte Sr. Angelika Garstenauer                                             sein und uns zum Nachdenken bringen.“                              ■
     freut sich Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer.       ■
                                                                       2. „Wir feiern das Fest der hl. Elisabeth“ für sieben- bis elfjährige   nach der Ordenskonferenz.                                   ■
                                                                       Kinder
                                                                       3. „Leben der hl. Elisabeth“ für Kinder bis zu acht Jahren
                                                                   ■ Fußspuren zum Leben des hl. Franz und der hl. Klara mit Begleit-                                Geistliches Zentrum der Franziskanerinnen von Vöcklabruck | Termine:
                                                                       text für SchülerInnen ab 15 Jahren
                                                                   ■ Die Welt mit den Augen des hl. Franz schauen – Bilder zum                                       ■ Fastenbesinnung „Gestärkt durch Wüstenerfahrungen“ | 28. - 29. Feb. 2020
                                                                       Auflegen mit der Lebensgeschichte des hl. Franz für sieben- bis                               ■	Biblische Quellentage „Ruth – Loslassen und festhalten“ | 20. - 21. März 2020
                                                                       elfjährige Kinder                                                                             ■	CarceriWochenende „Pace e bene“ | 27. - 29. März20
                                                                   ■ Arbeitsmaterialien zur Freiarbeit (Kopiervorlagen) für neun- bis                                ■	CarceriTag „Lass uns in die Stille hören“ | 28. März 2020
                                                                       zwölfjährige Kinder                                                                           ■	Kartage und Ostern bewusst erleben „Du bist das Leben, Gott!“ | Gründonnerstag, 09. - Ostersonntag, 12. April 2020
                                                                                                                                                                     ■	Berufungsexerzitien für junge Erwachsene „Unterwegs WOHIN?“ | 30. April - 03. Mai 2020
                                                                   Die Materialien können bis zu einer Woche entlehnt werden.                                        ■	Kurzexerzitien „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ | 21. - 24. Mai 2020
                                                                   Information und Ausgabe bei:
                                                                   Sr. Stefana Hörmanseder, Salzburger Straße 18, 4840 Vöcklabruck,                                  Das gesamte Programm finden Sie auf www.franziskanerinnen.at
                                                                   sr.stefana@franziskanerinnen.at, Tel. 0043-676-888057148         ■

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                     Fokus

                                                                                                                                                                                       © AdobeStock / by-studio
    Glaube
    als Navigationsgerät
                                          Wer kennt ihn nicht – den Fantasy-Dreiteiler „Der Herr der Ringe“?
                          © Fischbacher

                                          Er zählte und zählt zwar nicht zu meinen Filmfavoriten, aber der Beginn des
                                          Filmes ist mir noch in lebhafter Erinnerung – der Prolog Galadriels: Die Welt ist
                                          im Wandel, ich spüre es im Wasser, ich spüre es in der Erde, ich rieche es in der Luft.

                                                  Veränderungen und Wandel
                                                  bestimmen unser Leben. Man-
                                          che Veränderungen sind uns sehr recht,
                                          wir sehnen sie herbei, ja genießen sie –
                                          Urlaub zum Beispiel.

                                          Andere Veränderungen schmerzen wie-
                                          derum, besonders dann, wenn wir sie
                                          nicht verstehen können oder auch wollen,
                                          wenn Liebgewonnenes und Gewohntes
                                          in Frage gestellt wird. Oft reagieren wir
                                          skeptisch und ablehnend. Wenn es da-
                                          bei zu tiefgreifenden Veränderungen in
    Sr. Teresa Hametner
                                          Strukturen kommt, kennen unsere Reak-
                                          tionen eine große Bandbreite: von „End-
                                          lich!“ bis „Welche Zumutung“.
                                          Doch das Leben lebt eben von der Ver-
                                          änderung, vom ständigen Wechsel zwi-
                                          schen Werden und Vergehen, zwischen
                                          Kommen und Gehen.

                                          Unser Glaube ist ein verlässliches Naviga-
                                          tionsgerät auf dem Weg der Veränderun-
                                          gen, er führt uns durch den Dschungel
                                          der Emotionen hin zu Rastplätzen zum
                                                                                                                                                  „Nichts ist »ewig«,
                                          Reflektieren und zu Tankstellen um Kraft                                                  weder in der Natur noch im Menschenleben,
                                          zu finden für den weiteren Weg.                                                            ewig ist nur der Wechsel, die Veränderung.”
                                                                                                                                                   August Bebel (1840 - 1913)

                                          Ich bin dankbar für dieses Naviga-
                                          tionsgerät!.                    ■

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Fokus   Franziskanerinnen

                                                         Das Leben ist Veränderung
                                                         Erzählungen
                                                         Veränderungen jeglicher Art bedeuten Unsicherheit, Abweichung von Gewohn-                        te sie dreizehn Jahre lang. Nachdem sie
                                                         tem. Beinahe jeder von uns erlebt in seiner eigenen Geschichte einige schwer-                    verstorben war, bekam ich eine bisher un-
                                                         wiegende Abschnitte, Phasen, die das Leben gravierend verändern. Sind Verän-                     bekannte Freiheit, ich gab mein Geschäft
                                                         derungen immer schlecht und schmerzhaft?                                                         auf und machte viele Reisen.“

                                                                                                                                                          Ein anderer Bewohner sagte monoton:
                                                                Ich wollte gerne wissen, wie            löste Unbehagen in jedem Menschen aus             „Wenn alle Menschen nach Gottes Geboten
                                                                unsere BewohnerInnen über               und bedeutete Unsicherheit, Angst vor             leben würden, könnte man die Welt positiv
                                                         dieses Thema denken. Hier sind einige          dem Unbekannten. Trotzdem, so furcht-             verändern“.                            ■
                                                         Erzählungen dazu:                              bar und beschwerlich diese Zeit auch                                Dr. Irene Lehner-Adam,
                                                                                                        war, irgendwann konnte man schlafen im                  klinische Psychologin, Marienheim
                                                         „Mit 17 Jahren ging ich aus beruflichen        Lärm des Bombenhagels.“
                                                         Gründen (freiwillig) aus einem kleinen Ort
                                                         in OÖ nach Wien. Es war am Anfang sehr
                                                                                                            „Das Wesentliche aller
                                                         schwierig für mich, dort zurecht zu kom-
                                                         men. Es war extrem laut und schnellle-           echten Veränderung ist die
                                                         big, ich dachte, ich werde mich nie an die     Veränderung des Wesentlichen.“
                                                         Großstadt gewöhnen. Mit der Zeit wurde                 Peter Amendt († 1944), Franziskaner

                                                         dann alles vertraut und ich lebte einige
                                                         Jahre sogar sehr gerne dort. Auch die          Eine andere Bewohnerin berichtete:
                                                         Geburt meiner Kinder und natürlich der         „Mit dem sehr frühen, unerwarteten Tod
                                                         Heimeinzug nach meinem Schlaganfall            meines Vaters (ich war zehn Jahre alt)
                                                         waren einschneidende Veränderungen             ist sozusagen entschieden worden, dass
                                                         für mich. Am Beginn immer unbekannt            ich nicht weiterlernen kann, obwohl ich
                                                         und unsicher, manchmal auch tränen-            eine sehr fleißige Schülerin mit sehr gu-
                                                         reich, man könnte aber nicht sagen, dass       ten Noten in der Grundschule war und
                                                         es nur schlecht war.“                          gerne studiert hätte. Stattdessen musste
                                                                                                        ich bei meiner kränklichen Mutter am
                                                         Oft verändern wir unser Leben nicht            Land bleiben, wo es keine höhere Schu-
                                                         freiwillig, sondern äußere Umstände            le gab, und später das Familiengeschäft
                                                         zwingen uns dazu.                              übernehmen. Das war natürlich eine Ver-
                                                                                                        änderung, die mein Leben schlagartig
                                                         „Mit dem Ausbruch des zweiten Welt-            und sehr schmerzhaft bestimmt hat. Die
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                               © Pixabay / JamesDeMers

                                                         kriegs veränderte sich das Leben völlig. All   nächste gravierende Veränderung kam

                                                                                                                                                                                                      © Pixabay / Robindo
                                                         unsere Zukunftspläne wurden auf einmal         dann Jahrzehnte später, als auch meine
                                                         zunichte gemacht. Diese Veränderung            Mutter zum Herrn gegangen ist. Ich pfleg-

                           8                                                                                                                                                                                                9
Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                                    Fokus

                                                          Veränderung
     Die sachliche Mitteilung über die
     Nachfolge in der Geschäftsführung der                                                                                                                     Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info
     TAU.GRUPPE wurde Ende November
     bekanntgegeben. Sie bringt die Fakten
                                                                                                                                                               Johann Stroblmair und Erwin Windischbauer
     auf den Punkt. Was daraus nicht her-
     vorgeht, ist die Bedeutung dieser gro-
     ßen Veränderung für alle Beteiligten.                für alle                                                                                             folgen Günter Jakobi als Geschäftsführer nach
                                                                                                                                                               Dr. Johann Stroblmair, 52, ist seit 2002 Geschäftsführer des                         übernahm er die Co-Geschäftsführung, seit 2016 ist er Allein-
                                                                                                                                                               Diakoniewerks Oberösterreich und bringt insbesondere auch                            Geschäftsführer des Krankenhauses und seiner Betriebe. Die-
                                                                 Auf diejenigen die kommen,           setzte, Kollegen – einzustellen. Der langjäh-            langjährige und fundierte Erfahrungen als Verantwortlicher im                        se Funktionen wird Windischbauer zusätzlich zu seiner neuen
                                                                 warten neue Aufgaben. Sie            rige Chef und Weggefährte, der seit 2008 die             Bereich der Senioren- und Pflegearbeit mit. Daneben hat er als                       Aufgabe, die er bereits Anfang Dezember angetreten hat, wei-
                                                          werden sich einarbeiten, unter neuen        Geschäfte der TAU.GRUPPE führte, geht in                 Mitglied des Führungskreises des Diakoniewerks und bei zahl-                         ter ausüben.
                                                          Rahmenbedingungen, in einem neuen           Pension. In elf Jahren lernt man einen Men-              reichenden übergreifenden Unternehmensprojekten verant-
                                                          Umfeld, mit neuen KollegInnen an ei-        schen kennen. Die Vorlieben, Launen und                  wortlich mitgewirkt. Er wird seine neue Funktion Anfang Mai                          Dr. Günter Jakobi wird mit seinem 65. Geburtstag am 26.
                                                          nem neuen Arbeitsplatz. Im Namen aller      Eigenarten und so manches Detail, zum Bei-               übernehmen. Bereits ab Jänner wird Stoblmair einige Tage im                          März seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Unter seiner
                                                          Schwestern heiße ich Sie herzlich Will-     spiel, dass er gern Kaffee trinkt, sich hin und          Unternehmen sein.                                                                    Leitung ist es der TAU.GRUPPE.VÖCKLABRUCK und der TAU.
                                                          kommen, wir wünschen Ihnen Gottes           wieder für eine Zigarette in Ruhe und still in                                                                                                SERVICE GmbH gelungen, dem Auftrag zur menschlichen,
                                                          Segen, Offenheit und Engagement, Ver-       den Garten zurückzieht und an Begegnun-                  Dipl. KH-BW Erwin Windischbauer, MAS, 52, ist seit 1990                              qualitativ hochwertigen und wirtschaftlich nachhaltigen Leis-
                                                          trauen und Zuversicht, einen guten Start!   gen freut, die ihm geschenkt werden.                     in leitenden Funktionen im Krankenhaus Braunau tätig. 2005                           tungserbringung gerecht zu werden.                         ■

                                                          Diejenigen, die bleiben, haben die Aufga-   Mögen wir alle die Veränderung gut
                                                          be, sich auf zwei neue Menschen – Vorge-    schaffen, Vergangenes wohlwollend in
                                                                                                                                                            Erinnerung behalten, das Gegenwärtige                      passend: Denn einiges wurde bereits ge-                mit Sr. Elsbeth als 2. Geschäftsführerin,
                                                                                                                                                            schätzen und offen für das Neue bleiben!                   sagt. Und auch ich möchte mir die Zeit                 später dann mit deinem Team und allen
       Dr. Günter Jakobi:                                                                                                                                                                                              nehmen, Günter Jakobi als langjährigem                 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die
       Von 2008 bis 2019 Geschäftsführer der TAU.Gruppe
                                                                                                                                                            Für den, der geht, heißt es Abschied                       Wegbegleiter und Geschäftsführer mit                   TAU.GRUPPE hat sich dank Dir zu einem
                                                                                                                                                            zu nehmen. „Ein Abschied verleitet immer                   diesen Worten zu verabschieden:                        gesunden, strategisch und wirtschaftlich
                                                                                                                                                            dazu, etwas zu sagen, was man sonst nicht                                                                         gut positionierten, zukunftsfitten Unter-
                                                                                                                                                            ausgesprochen hätte.“ Dieses Zitat von                              Lieber Günter, Du blickst zurück auf ein      nehmen entwickelt. In den Betrieben wird
                                                                                                                                                            Michel de Montaigne erscheint mir hier                              erfülltes Berufsleben mit vielen Wen-         das Franziskanische gelebt und erfahrbar
                                                                                                                                                                                                                                                   dungen, die sich zu        gemacht.
                                                                                                                                                                                                                                                   einem     erfolgreichen
                                                                                                                                                                                                                                                   großen Ganzen zusam-       Dafür möchte ich Dir – im Namen aller
                                                                                                                                                                                                                                                   menfügen: Jus-Studium,     Schwestern – unseren tiefen Dank aus-
                                                                                                                                                                                                                                                   Anwaltsausbildung, zur     sprechen!
                                                                                                                                                                                                                                                   Voest Industrieanlagen-
                                                                                                                                                                                                                                                   bau und ins Manage-        Der Übertritt in den Ruhestand, die Pen-
                                                                                                                                                                                                                                                   ment, dann der Schwenk     sion, ist sicherlich nicht leicht. Geht es
                                                                                                                                                                                                                                                   in den Spitalsbereich      doch darum, das Gewohnte aufzuge-
                                                                                                                                                                                                                                                   des Landes OÖ. Und seit    ben, seinen Fokus auf etwas anderes zu
                                                                                                                                                                                                                                                   2008 die Geschäftsfüh-     richten. Möge dir dieser Schritt gelingen.
                                                                                                                                                                                                                                                   rung der TAU.GRUPPE.       Wer loslässt, heißt es, hat plötzlich beide
                                                                                                                                                                                                                                                   Zu Beginn, der Tradition   Hände frei!                               ■
                                                                                                                                                            Sr. Angelika Garstenauer mit den neuen Geschäftsführern Dr. Johann Stroblmair (li) und
                                                                                                                                                        »   Erwin Windischbauer, MAS.                                                              folgend,    gemeinsam                         Sr. Angelika Garstenauer

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen   Fokus

                                  Gerhild Deutinger: „Veränderung

                                                                                                                                                                                                                                                                                © Hahn
                                                      ist kein Spaziergang“
                                                      Wenn in Organisationen oder Unternehmen Veränderungen zu bewältigen sind,                    Monate Zeit genommen, um an einem             Ob Innovator oder Lazy Adopter – am
                                                      ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. Die Change-Expertin Gerhild Deu-          Fundament zu arbeiten und die Vision zu       Ende müssen sich alle mit der Verände-
                                                      tinger erzählt im Gespräch mit Susanne Sametinger, was Veränderungen für die                 schärfen. Dann gab es weitere eineinhalb      rung abfinden....
                                                      Betroffenen bedeuten und worauf es ankommt, wenn man sie gut meistern will.                  Jahre für die konkrete Vorbereitung des
                                                                                                                                                   neuen Vereins. In dieser Zeit haben Mitar-    G.D.: ... im Falle des VfFB ja, denn die
                                                                                                                                                   beiterInnen der bisherigen Schulvereine       Schwestern, deren Werke es sind, haben
                                                             Frau Deutinger, Sie begleiten Un-     Nun sind aber zum Beispiel eine Standort-       mitgewirkt und wir haben bewusst auch         in Kenntnis aller Rahmenbedingungen
                                                             ternehmen und Organisationen          veränderung oder eine neue Führung lan-         kritische Stimmen mitarbeiten lassen ...      die für sie beste Entscheidung getroffen.
                                                      in Veränderungsprozessen. Ist Verände-       ge nicht so komplex wie etwa eine Fusion                                                      Es war keine Entscheidung gegen einzel-
                                                      rung denn nicht etwas, was ohnehin lau-      zweier Unternehmen ...                          Wie gehen Sie in Veränderungsprozessen        ne Personen oder Standorte, sondern für
                                                      fend passiert?                                                                               mit Kritikerinnen, mit Kritikern um?          eine blühende Zukunft der Franziskani-
                                                                                                   G.D.: Strukturelle Veränderungen bedeu-                                                       schen Bildung. Die gute Nachricht: Jede
                                                      G.D.: Veränderung im Sinne des so ge-        ten immer auch eine kulturelle Verände-         G.D.: Kritik und Widerstand sind Teil des     Veränderung findet auch einen Abschluss
                                                      nannten Change ist zu unterscheiden von      rung: Wer sind wir? Was ist uns wichtig?        Veränderungsprozesses und grundsätz-          und dann ist das Neue plötzlich ganz
                                                      Weiterentwicklung. Weiterentwicklung         Wofür stehen wir? Wo wollen wir hin? Dar-       lich positiv. Sie zeigen: Die Menschen        normal. Dann kehren wieder Ruhe, Alltag
                                                      und Lernen passieren – hoffentlich – je-     an gilt es zu arbeiten! Viele Unternehmen       beschäftigen sich mit dem Neuen! Ihre         und Stabilität ein.                    ■
                                                                        den Tag. Veränderung ist   kommen viel zu schnell ins Tun – das Fun-       Sorgen und Ängste helfen, blinde Fle-
                                                                        hingegen ein massiver      dament fehlt dann und die Veränderung           cken zu erkennen. Der Kritik muss man
                                                                        Eingriff: Wir bewegen      kann nicht gelingen.                            manchmal aber auch positive Erlebnisse
                                                                        Menschen aus einem                                                         gegenüberstellen und den Blickwinkel
                                                                        Zustand A zu einem Zu-                                                     ändern. Menschen in Veränderung nei-
                                                                        stand B, der ganz anders
                                                                                                     „Menschen in Veränderung                      gen dazu, das Glas halb leer zu sehen,                                                    Mag.a Gerhild Deutinger,
                                                                 ist. Das ist irritierend.         neigen dazu, das Glas halb leer                 statt halb voll.                                                                          Gründerin und Geschäftsführerin des
                                                                                                      zu sehen, statt halb voll.”                                                                                                            impulsbüro, begleitet und berät Un-
                                                      Jede Veränderung hat ihre eigenen                        Mag.a Gerhild Deutinger             Wie kann das gelingen?                                                                    ternehmen und Organisationen bei
                                                      Herausforderungen: Einmal geht es um                                                                                                                                                   Veränderungen (Kulturwandel, interne
                                                      einen Standortwechsel, ein anderes           Sie begleiteten auch die Gründung des           G.D.: Durch Zuhören, durch laufende                                                       Entwicklungen, Organisations- und
                                                      Mal um eine neue Organisationsform           Vereines für Franziskanische Bildung,           Information, durch Dialogräume. Und                                                       Strategieentwicklung). Sie hat die
                                                      oder einen Abbau von MitarbeiterInnen        VfFB, in dem fünf Schulbetreiber zusam-         durch individuelles Eingehen auf Einzel-                                                  Gründung des Vereins für Franziskani-
                                                      ... Gibt es etwas, was diese Veränderun-     mengefunden haben. Der gemeinsame               ne. Menschen gehen unterschiedlich mit                                                    sche Bildung von Beginn an begleitet
                                                      gen gemeinsam haben?                         Nenner ist hier das „Franziskanische“ ...       Veränderungen um: Die einen preschen                                                      und ist Autorin zahlreicher Kolumnen
                                                                                                                                                   vor, sind neugierig auf das, was sie erwar-                                               zu Führungs- und Change-Themen
© AdobeStock / Studio_East

                                                      G.D.: Letztlich geht es immer um die         G.D.: ... und trotz dieses gemeinsamen          tet. Andere – so genannte ‚Lazy Adop-                                                     sowie des Buches „Kommunikation im
                                                      Menschen: Sie sind Betroffene, sie hinter-   Nenners waren die Ausgangssituatio-             ters‘, sehen sich das Ganze zuerst einmal                                                 Change“ (Springer-Gabler, 2. komplett
                                                      fragen die Veränderung, wollen wissen,       nen der einzelnen Organisationen sehr           an. Sie sind als Stabilisatoren genauso                                                   überarbeitete Auflage 2017).
                                                      ob sie davon einen Nutzen haben.             unterschiedlich. Wir haben uns neun         »   wichtig.

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                          Fokus

                              „Es wäre jetzt wirklich an der Zeit, einen
                                         größeren Schritt zu wagen.“
                              Vor der Amazonas-Synode gab es                    Sr. Johanna, wie geht es Ihnen        miteinander in Beziehung zu treten, es             sierung auch für den Orden eine Verän-
                              für Frauen in der Katholischen Kirche             mit dem Ergebnis der Synode?          geht nicht nur um Riten, sondern um eine           derung brachte. Glaube, Christentum
                              Hoffnung auf einen besseren Zugang                                                      lebendige Gemeinschaft.                            und Katholisch-Sein, ist eine von vielen
                              von Frauen zu Diensten und Ämtern.         Meine persönlichen Erwartungen waren                                                            Varianten, für die man sich bewusst ent-
                              Die Hoffnung weilte kurz. Denn die         sicherlich größer als das, was letztlich     Was können katholische Frauen dazu bei-            scheidet. Das trifft auf das Bild des Or-
                              Gleichstellung von Männern und             herausgekommen ist. Wichtig erscheint        tragen, im Besonderen die Ordensfrauen?            dens in einem noch spezifischeren Maße
                              Frauen lässt weiter auf sich warten.       mir aber, dass es überhaupt einen öffent-                                                       zu. Trotzdem, die zentralen Anliegen wie
                              Sr. Johanna Dr.in Pobitzer, General-       lichen Diskurs über die Frauenordination     Wir haben den Auftrag die Gottesbezie-             soziale Gerechtigkeit und Achtung jedes
                              sekretärin der Franziskanerinnen von       gab, neben dem Umgang mit indigenen          hung mit anderen Menschen zu leben.                einzelnen Menschen sind in unserer Ge-
                              Vöcklabruck, über ihre Einschätzung        Völkern und der Sorge um die Natur. Eine     Hinzu kommt noch die soziale Dimensi-              sellschaft wichtiger denn je. Früher war       Ich habe manchmal das Gefühl, solange          die Frauen erlösen?“ bzw. „Kann eine
                              und Erwartungen.                           zentrale Frage für mich ist „Wie können      on: Hinschauen, wo es Menschen gibt, die           es gemütlicher, Österreich war sowieso         es einfach in der bewährten, traditionel-      Frau im geweihten Amt den männli-
                                                                         wir gemeinsam Kirche leben“? Dazu ge-        Unterstützung in schwierigen Situationen           katholisch – ich finde es heute viel an-       len Struktur weitergeht, werden keine          chen Christus repräsentieren?“ Ich habe
                                                                         hört auch die Spendung von Sakramen-         brauchen. Wachsam sein und Fürsorge und            spruchsvoller diese Präsenz zu leben.          markanten Veränderungen zugelassen.            mich ein halbes Jahr eingehend damit
                                Bei der so genannten „Amazonas-          ten durch geweihte Personen. Ich hätte       Solidarität zeigen, wo Hilfe gebraucht wird.                                                      Dass Frauen für Weiheämter zugelassen          beschäftigt und kam zu der Erkenntnis,
                                Synode“ im Oktober 2019 über „neue       mir mutigere Wege gewünscht, dies si-                                                           Sie sind 1990 in den Orden eingetreten.        würden, wäre doch eine massive Verän-          es gibt tolle Ideen und das Argument,
                                Wege für die Kirche und eine ganz-       cherzustellen.                               Wie hat sich das Ordensleben verändert?            Wie haben Sie die Veränderung erlebt?          derung in der Kirche.                          dass Frauen Christus nicht repräsentie-
                                heitliche Ökologie“ berieten 185 Mit-                                                                                                                                                                                                  ren können greift theologisch gar nicht.
                                glieder, größtenteils Bischöfe, sowie    Die Synode brachte ein Votum für verhei-     Ich denke, dass die gesamtgesellschaft-            In meiner Anfangsphase kamen jedes             Müssten davor noch kleine Anpassungen          Umso enttäuschter war ich, als Papst
                                knapp 100 Ordensleute, Experten          ratete Priester in entlegenen Regionen,      liche Entwicklung in Richtung Plurali-             Jahr zwei neue Ordensfrauen, wir waren         stattfinden, „Step by Step“?                   Johannes Paul II genau in diesem Jahr in
                                und Gäste. Das Schlussdokument hat       die Viri probati. Der Umstand, dass viel                                                        eine Gruppe von zehn jüngeren Frau-                                                           einem apostolischen Schreiben die Dis-
                                keine bindende Kraft, dient aber dem     zu wenige Priester für die Gläubigen zur                                                        en und dachten, das gehe so weiter. Es         Wir „stepen“ schon verhältnismäßig lange       kussion über die Frauenweihe für end-
                                Papst zur Meinungsbildung im Blick       Verfügung stehen, trifft doch auch auf                                                          wurde bald deutlich, dass diese große          (lacht). Es wäre jetzt wirklich an der Zeit,   gültig beendet erklärte. Jetzt spüre ich
                                auf ein eigenes Schreiben, das er bis    viele Gebiete in Österreich zu.                                                                 Gemeinschaft – wir waren damals 600            einen größeren Schritt zu wagen. Es wäre       wieder Hoffnung: denn wir sehen, dass
                                zum Jahresende in Aussicht stellte.                                                                                                      Schwestern (Anm. d. Red.: aktuell sind es      kurzsichtig diese Möglichkeit zu verpas-       sich Dinge verändern können, Stichwort
                                Für jeden seiner insgesamt 120 Arti-     Christlicher Glaube hat viel zu tun mit                                                         140 Schwestern) – nicht unsere Zukunft         sen, zumal von der Kirchenleitung durch        Viri probati. Es ist nicht alles in Stein ge-
                                kel war eine Zweidrittelmehrheit der     Beziehung und Präsenz. Wenn Priester                                                            sein würde. Es kamen dann kaum Frauen          Papst Franziskus aus die Zeit günstig          meißelt. Neue Konzepte können entste-
                                181 bei der Abstimmung anwesen-          von Gemeinde zu Gemeinde fahren, be-                                                            dazu bzw. gingen viele wieder weg. Ich bin     wäre. Es gibt die Möglichkeit des Frauen-      hen. Papst Franziskus fordert uns immer
                                den Synodalen notwendig, also 120        steht kaum die Möglichkeit, eine Bezie-                                                         heute mit 50 Jahren die zweitjüngste Or-       diakonats und wir möchten diese Forde-         wieder auf, mutige Wege zu benennen.
                                Stimmen. Die meisten Gegenstimmen        hung zu den Gläubigen aufzubauen. Die                                                           densschwester mit Profess auf Lebenszeit.      rung jetzt auch einmal umgesetzt sehen.        Wenn man nun Themen angreift, die
                                erhielten die Artikel zu den verheira-   Menschen wollen wahrgenommen wer-                                                                                                                                                             bisher unveränderlich waren, ist das ein
                                teten Priestern (41 Nein-Stimmen bei     den, jeder und jede einzelne. Daher ist es                                                      „Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke   Das heißt, Sie sehen jetzt ein günstiges       Signal, dass sich etwas bewegt und dass
                                128 Ja-Stimmen) und zum Frauendi-        schade, wenn Seelsorge gleichsam zur                                                            und zu allem Guten begabte Geister zu-         Zeitfenster für Veränderung?                   wir einen Weg beschreiten, auf dem es
     Kathpress im Nov. 2019

                                akonat (30 Nein-Stimmen bei 137 Ja-      „fliegenden Dienstleistung“ wird. Wir                                                           rückstößt, nur weil es sich um Frauen han-                                                    nur vorwärts gehen kann.                   ■
                                Stimmen).                                nehmen uns so eine wichtige Dimension                                                           delt“. (Theresa von Avila, 16. Jahrhundert)    In meiner Diplomarbeit 1994 ging es um
                                                                         von Kirche. Schließlich geht es darum,                                                      »   Was sagen Sie zu diesem Zitat?                 die Fragen: „Kann der männliche Erlöser                      Interview: Gerlinde Wiesner

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     15
Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                        Fokus

     Eine kurze Zeitreise
                                     Oder: Wie sich die Schule in 35 Jahren verändert hat
                                                                                                                                            Eine ehemalige Schülerin berichtet:
     Es kommt mir noch nicht so lange vor,           Aber damals wie auch heute hat       allerdings erst, wenn eine Ordensschwes-          führen. Falls sie diesen Beitrag liest: Es war   ren tabu, sehr auffälliger Schmuck nicht                       heutigen stand, wurden Schulabschlüsse
     aber es ist mehr als 30 Jahre her, um           sich der Name Schwesternschule       ter uns das OK dafür gab. Wenn ich mich           nicht ganz vergebens. Schwester Josepha          gerne gesehen. Vor allem große Kreuze,                         und Auftritte zelebriert. Bei aller Strenge
     genau zu sein sogar 35, als ich in die   durchgesetzt. Seit ein paar Jahren habe     nicht irre, war das um 7:30 Uhr. Gesittet         war eine ganz außergewöhnliche Mathe-            wie die Sängerin Madonna sie zu der Zeit                       und Disziplin war auch Platz für Feiern,
     „Schwesternschule“ in Wels kam. Ge-      ich das Glück, wieder öfter in diesem       und leise gingen wir in unsere Klasse.            matiklehrerin, sie hat sicher Mitschuld an       trug, lösten Unmut aus. Und ich erinnere                       Beten, Gemeinschaft und auch für Spaß.
     nau genommen hieß sie: Private Mäd-      Haus sein zu dürfen. Der Grund dafür?       Und diese Klassenräume waren riesig im            meiner Liebe zu Mathematik. Schwester            mich noch, als Schwester Adelgund eine
     chenhauptschule der Schulschwestern.     Meine Tochter ging in die NMS der Fran-     Vergleich zu heute, waren wir doch 36             Felicia hatte Aufsicht im Fahrschülerraum,       meiner Mitschülerinnen heimschickte,                           Ich möchte meine Schulzeit nicht missen.
                                              ziskanerinnen (so heute der korrekte        Mädchen in einer Klasse. Später kamen             in dem wir so manche Mittagspause ver-           weil ihr Rock zu kurz war. Sie hat zuhause                     Ich weiß, dass damals viele uns „Schwes-
                                              Name) und hat nun ins ORG am selben         noch zwei dazu. Wer glaubt, so viele Mä-          brachten. Eine Institution war auch die          angerufen, die Mutter informiert und er-                       ternschülerinnen“ als weltfremd empfan-
                                              Standort gewechselt. Und mein Sohn          dels machten Radau, der irrt. Es war schon        Bastelschwester. Leider kann ich mich an         sucht, dass die Tochter mit ordentlichem                       den. Beim Umstieg in die nächste Schule
                                              besucht derzeit die NMS.                    lustig, aber ich kann mich nicht erinnern,        ihren Namen nicht mehr erinnern, sie hat         Gewand wiederkommt. Nach so einem                              habe ich wegen des rüden und schroffen
                                                                                          dass es richtig laut und ausgelassen zu-          aber den ganzen Tag gebastelt und die            Vorfall hat man sich gut überlegt, was                         Umgangstons der Lehrer und Schüler
                                              Früher betraten wir das Gebäude, so         gegangen wäre. Natürlich gab es die eine          Produkte für den guten Zweck verkauft.           man für die Schule anzog.                                      schlucken müssen. Aber ich habe auch
                                              meine Erinnerung, immer von der Sei-        oder andere Streiterei – aber nichts, was         Dort habe ich so manches Weihnachtsge-                                                                          das gemeistert und für mich beschlossen,
                                              te der Vogelweiderstraße. Links war die     sich nicht lösen ließ. Und nach außen hin         schenk besorgt.                                  Sehr gut in Erinnerung sind mir die Gottes-                    dass ich auch meinen Kindern diese „be-
                                              Pforte untergebracht und rechts befand      haben wir zusammengehalten.                                                                        dienste in der Kapelle geblieben, zu Schul-                    hütete“ Schulzeit schenken möchte.    ■
                                              sich eine Telefonzelle. Diese hätte heute                                                     Man konnte auch mittags Essen gehen,             beginn, Weihnachten, Ostern usw. Im Fest-
                                              im Zeitalter der Mobiltelefonie keinen      Schwester Adelgund und ihre                       das war ähnlich wie heute. Mit einem             saal, der aber noch nicht an der Stelle des                                             Dr. Bettina Schwarzinger
                                              Zweck mehr zu erfüllen, mich hat jedoch     Kolleginnen                                       Unterschied: Wir hatten unser eigenes
                                              der eine oder andere Anruf zu Hause vor     Trotz der großen Klasse hatte ich nicht           Besteck mit, das wir im Anschluss an das
     Bettina Schwarzinger 1988 ...
                                              einer mittleren Katastrophe bewahrt.        das Gefühl eine von vielen zu sein. Die           Essen wuschen und in die Schultasche
                                              Wenn ich meinen Handarbeitskoffer da-       Lehrerinnen, ob weltlich oder geistlich,          einpackten.
                                              heim vergessen hatte und aufgrund der       gaben sich große Mühe, uns Bildung nä-
                                              drohenden Straf-Zusatzhandarbeit ver-       her zu bringen. Und hier ist ein weiterer         Werte und klare Regeln
                                              zweifelt war, hat meine Mama ihn mir        Unterschied zu heute. Wir hatten noch             Die Werte, die uns mit auf dem Weg ge-
                                              mit dem Rad in die Schule nachgebracht.     einige Klosterschwestern, die uns unter-          geben wurden, waren sehr prägend für
                                              Oder ein Heft, oder eine Unterschrift…      richteten. Schwester Adelgund war nicht           mein weiteres Leben. Das war auf der
                                                                                          nur die Direktorin, sondern auch meine            einen Seite der katholische Glaube, der
                                              36 Schülerinnen in der Klasse               Deutschlehrerin, Schwester Hiltrud ver-           im Haus gelebt wurde, auf der anderen
                                              Moderne Spinde wie man sie heute vor-       suchte – oft leider vergebens – mich in die       Seite aber auch der respektvolle Um-
                                              findet gab es auch noch nicht, aber eine    Künste des Nähens, Stickens, Strickens,           gang miteinander. Es gab klare Regeln
                                              Garderobe im Erdgeschoss. Von dort          Bügelns, später dann auch in die Welt des         wie wir uns zu benehmen und zu kleiden
     ... und heute.                           aus ging es über die Stufen nach oben,      Kochens und der Haushaltsführung einzu-       »   hatten. Schminken und Nagellack wa-              Schwesternschülerin Bettina Schwarzinger (li.) einst und ...   ... SchülerInnen-Mutter jetzt: Der Sohn besucht die NMS, die Tochter das ORG.

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Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
Franziskanerinnen                             Leben

                                     Professfeier –                                                                                                                           65jährige Profess:
                                                                                                                                                                              Sr. Barnaba Hartl, Sr. Thoma Aiterweg-
                                                                                                                                                                                                                             50jährige Profess:
                                                                                                                                                                                                                             Sr. Hedwig Mayr, Sr. Dietberga Starlin-

                                     Tag des Dankes und der Freude                                                                                                            mair, Sr. Klarissa Wenninger

                                                                                                                                                                              60jährige Profess:
                                                                                                                                                                              Sr. Eberharda Gruber, Sr. Regis Hagler,
                                                                                                                                                                                                                             ger, Sr. Soteria Heinzelreiter, Sr. Walbur-
                                                                                                                                                                                                                             ga Achleitner, Sr. Antoinette Affenzeller,
                                                                                                                                                                                                                             Sr. Barbara Wundrack

                                                                                                                                                                              Sr. Domna Voitleitner, Sr. Theresia Mein-      40jährige Profess:
                                             Aufsingen schon in den frühen         Am 10. August 2019 feierten 20 Ordensschwestern ihre Profess-Jubiläen, zwei                gast, Sr. Ehrentraud Schimpl, Sr. Wilhel-      Sr. Theresia Matros
                                             Morgenstunden, dann reges             erneuerten ihre zeitliche Profess. Die Feier fand im Rahmen eines Festgottesdiens-         ma Stadlbauer, Sr. Heribalda Schaumber-
                                     Treiben im Mutterhaus: Ordensschwes-          tes in der Kapelle des Mutterhauses in Vöcklabruck statt, für den gemütliche Teil          ger, Sr. Fridolina Hötzinger, Sr. Marciana     25jährige Profess:
                                                                                                                                                                                                                                                                           Erneuerten zeitliche Profess:
                                     tern, die Familienangehörige und              im Anschluss hatten die Schwestern ein großes Festzelt im Garten vorbereitet.              Schmidbauer                                    Sr. Agnes Mairhofer                           Sr. Ruth Summer und Sr. Elisabeth Pérez Gutiérrez.
                                     Freunde begrüßen, Umarmungen, Gra-
                                     tulationen, kleine Geschenke, freudige
                                     Gesichter... die Professfeier ist ein Höhe-   „Die Berufung zur Ordensfrau stellt        Sr. Ruth Summer und Sr. Elisabeth Pérez
                                     punkt im franziskanischen Jahr.               euch vor riesige Herausforderungen“,       Gutiérrez erneuerten ihre zeitlichen                            „Ich bin dankbar, wenn ich zurückdenke. Freilich hat es ein Auf und Ab
                                                                                   sagte Hauptzelebrant Bischofsvikar         Ordensgelübde. Dann erneuerten 20                               gegeben ... wie das im Leben halt so ist. Ob ich es wieder tun würde?
                                     „Ja, heute ist wirklich ein Tag des Dankes    Adolf Trawöger. „Es heißt nicht: Jetzt     Schwestern ihre Gelübde zum Jubiläum                            Die Frage habe ich mir oft gestellt... JA, ich würde es wieder tun!“
                                     und der Freude“ – mit diesen Worten           hängt euch einen religiösen Mantel         ihrer Ordenszugehörigkeit. Sr. Raphael                          Sr. Wilhelmina Stadlbauer (60jährige Profess)
                                     leitete Generaloberin Sr. Angelika Gars-      um, haltet euch heraus aus der Welt.       Speichinger, die im Konvent in Savan-
                                     tenauer den Festgottesdienst ein.             Nein: Jesus hat euch in die Welt ge-       nah, Missouri, gelebt hat, hätte 2019 ihr
                                                                                                                                                                                              „In der DDR war Religion nicht erwünscht: Wer religiös war, hatte Kon-
                                                                                   schickt, um dort zu wirken. Ziel muss es   70jähriges Jubiläum gefeiert – sie ist im
                                                                                                                                                                                              flikte mit den Lehrern in der Schule, erhielt keine Ausbildung ... Ich
                                                                                          sein, fruchtbar zu sein, etwas zu   Juni verstorben.
                                                                                                                                                                                              stamme aus einer sehr religiösen Familie, die mir sehr viel geholfen
                                                                                                bewirken. Die Jubilarinnen
                                                                                                                                                                                              hat. In den Orden bin ich auf Gottes Ruf hin eingetreten. Ich würde es
                                                                                                    sind gute Beispiele da-   Unmittelbar nach dem Gottesdienst
                                                                                                                                                                                              wieder tun!“ | Sr. Barbara Wundrack (50jährige Profess)
                                                                                                       für, was gemeinsam     besuchten Sr. Angelika, Bischofsvikar
                                                                                                           möglich ist!“      Trawöger und der Schwesternchor                                 „Es gab schon mal Zeiten, wo ich mich fragte: Hast du das Richtige
                                                                                                                                                                                                                                                                           65-jähriges Profess-Jubiläum:
                                                                                                                                                                                                                                                                           Sr. Thoma Aiterwegmair (Mitte) mit Bischofsvikar Trawöger
                                                                                                                              Sr. Thoma Aiterwegmair in ihrem                                 getan? Immer wenn ich unten war, hat mich die Kraft Gottes aufgefan-         und Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer.

                                                                                                                              Zimmer im Mutterhaus, wo sie anläss-                            gen und wieder aufgerichtet. Ich könnte nicht austreten ... es ist mein
                                                                                                                              lich ihres 65jährigen Professjubiläums                          Weg, meine Bestimmung. Dabei wollte ich einmal Familie, viele Kinder
                                                                                                                              ihr Gelübde erneuerte. Die 90jährige,                           haben ...“. | Sr. Theresia Matros (40jährige Profess)
                                                                                                                              die am 25. März 2019 ihren runden Ge-
                                                                                                                              burtstag feierte, war von 1982 bis 1994                         „Nach insgesamt vier Jahren des Nachdenkens, der Entscheidungsfin-
                                                                                                                              Generaloberin der Franziskanerinnen                             dung, habe ich JA gesagt. Eine sehr lange Zeit, aber dafür habe ich
                                                                                                                              von Vöcklabruck.                                                es keine einzige Sekunde bereut. Gerade in Kasachstan habe ich bei
                                                                                                                                                                                              Schwierigkeiten immer wieder die Hilfe Gottes erfahren.“
                                                                                                                              Im Anschluss feierten die Schwestern                            Sr. Agnes Mairhofer (25jährige Profess)
                                                                                                                              mit ihren Mitschwestern, Familien und
                                                                                                                              Freunden, sowie vielen Mitarbeiterin-                           „Die Franziskanerinnen haben mich angesprochen: Sie sind offen,
                                                                                                                              nen und Mitarbeitern der Franziska-                             für die Menschen da. Ich habe ein erfülltes Leben gefunden. Unser
Alle Fotos © ralphfischbacher

                                                                                                                              nerinnen und Mitgliedern der Wegge-                             Charisma hat mich von Anfang an sehr berührt: Mit Christus an der
                                                                                                                              meinschaft TAU im Festzelt bei Speis                            Seite der Menschen.“
                                                                                                                              und Trank. Mit einer Vesper am Nach-                            Sr. Elisabeth Perez-Gutiérrez (erneuerte ihre zeitliche Profess)
                                                                                                                              mittag endete die Professfeier. (sam) ■     »

                                18                                                                                                                                                                                                                                                                                                     19
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                                                                                                                                                                                                                                                                Leben       Franziskanerinnen
Alle Fotos © baierl + demmelhuber

                                                                                                                                                                                      Der Weg zum Glück ...                                                     Jeder hilft jedem, keiner ist allein ...
                                                                                                                                                                                       Unsere Gruppe durfte mit Schwester Vitalis ein Inter-                     Gleich zu Beginn unseres Ausflugs erzählte Sr. Stefana
                                                                                                                                                                             view führen, die uns ihren Weg zum Kloster erklärte. Sie hatte drei     über die Gemeinschaft. Und genau das ist das richtige Wort für die
                                                                                                                                                                             Optionen für ihre Zukunft: ins Kloster zu gehen, den Familienhof        Schwestern – Gemeinschaft. Es ist beeindruckend, wie selbstlos sie
                                                                                                                                                                             zu übernehmen oder zu heiraten. Schwester Vitalis dachte lang           sind. In erster Linie geht es ihnen nämlich um die anderen. Selbst,
                                                                                                                                                                             über diese Entscheidung nach und entschloss sich, auf die Stimme        wenn es ihnen mal schlecht geht oder etwas Schlimmes passiert ist,
                                                                                                                                                                             Gottes zu hören und ins Kloster einzutreten.                            beten sie trotzdem für die Menschen, denen es noch schlechter geht.
                                                                                                                                                                             Schwester Vitalis beantworte alle unsere Fragen ausführlich.            Bei den Franziskanerinnen erkennt man, was Zusammenhalt heißt:
                                                                                                                                                                             Schon hier wurde das Wesen der Klosterschwestern deutlich: Sie          Jeder hilft jedem, keiner ist allein und das ist für sie selbstverständ-
                                                                                                                                                                             strahlten Ruhe, Glück und Zufriedenheit aus.                            lich. Viele Schwestern helfen sich aber nicht nur gegenseitig, son-
                                                                                                                                                                             Mich haben die unterschiedlichen Geschichten der einzelnen              dern versuchen auch die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
                                                                                                                                                                             Klosterschwestern am meisten beeindruckt. Jede hat für sich ihren       Ich finde es schön, wie offen die Schwestern sind. Wir konnten uns
                                                                                                                                                                             eigenen Weg gefunden und ist glücklich mit ihrer Entscheidung.          mit einigen sehr gut unterhalten. Sr. Walburga hat uns viel von sich
                                                                                                                                                                             In der heutigen Zeit haben viele junge Menschen nur noch wenig          erzählt, wir durften ihre ganze Lebensgeschichte erfahren.
                                                                                                                                                                             Bezug zur Kirche und dem Glauben. Bei unserem Besuch im                 Ich persönlich konnte viel von den Schwestern mitnehmen und
                                                                                                                                                                             Kloster bekamen wir einen Einblick in eine andere Lebensweise,          lernen. Ich finde ihre Art und Gutherzigkeit einfach bewunderns-

                                                        Kraftwerke               –
                                                                                                                                                                             die viele heutzutage nicht mehr kennen.                          ■      wert. Wir können uns alle eine Scheibe von ihnen abschneiden. ■
                                                                                                                                                                                                         Lena Faul | Bauzeichnerin | 1. Lehrjahr                Andrea Turtueren | Technische Systemplanerin | 2. Lehrjahr

                                         Taufrisch ins neue Ausbildungsjahr bei B+D
                                         Nach diesem Motto führte der alljährliche Azubi-Kick-Off des Innenausbau-            wanderung zur Kirche Oberthalheim.

                                                                                                                                                                             ,,
                                         unternehmens baierl + demmelhuber aus Töging am Inn (Raum Altötting)                 Hier hatte jeder die Gelegenheit, seine
                                         dieses Jahr zum dritten Mal ins Mutterhaus der Franziskanerinnen von Vöck-           persönlichen Anliegen mit einer Kerze
                                         labruck. Jedes Jahr veranstaltet baierl + demmelhuber einen zweitägigen              an den Altar zu bringen. Bei einem ge-
                                         Ausflug, bei dem Auszubildende und AusbilderInnen aller Firmenstandorte              mütlichen Lagerfeuer im Klostergarten
                                         die Chance erhalten, sich gegenseitig kennenzulernen und das Teamgefühl              ließ die Gruppe den Abend fröhlich aus-
                                         zu stärken.                                                                          klingen.                                                Jetzt möchte ich noch mehr darauf achten, meine Hilfe anzubieten ...
                                                                                                                                                                                       Schon beim Kennenlernen der Schwestern wusste ich, dass der Aufenthalt im Kloster für uns ein unvergessliches Erlebnis werden
                                                                                                                              Am nächsten Morgen startete der Tag            würde. Mit ihrer Herzlichkeit und der Lebensfreude, die Sie in ihren Augen ausstrahlten, konnte man nicht anders, als selbst ein Grinsen
                                                 Am 20. September machten            den Klosterführung konnten sich die      für alle sehr früh mit einem gemeinsa-         auf den Lippen zu haben.
                                                 sich also 67 Auszubildende und      BesucherInnen dann ganz persönlich in    men Gottesdienst. Nach dem Frühstück           Es wirkte so, als würden sie immer positiv denken, auch wenn mal eine etwas schwierigere Zeit kommen sollte. Auch die offene, ehrliche
                                         15 AusbilderInnen aus Bayern auf den        das Klosterleben einfühlen. Spätestens   und der Verabschiedung durch Sr. An-           Art, wie die Schwestern mit uns umgegangen sind, fand ich bemerkenswert.
                                         Weg in die herrliche Landschaft um          während der anschließenden Inter-        gelika machte die gesamte Gruppe eine          Wir hatten das Vergnügen, Schwester Walburga ein paar Fragen zu stellen. Sie schreckte vor keiner Frage zurück und wir bekamen einige
                                         den Traunsee. Beim Programm stan-           views in Kleingruppen erlebten sie den   Wanderung an den Ufern des Traun-              interessante Details aus ihrem Leben und ihrem Weg im Kloster zu hören.
                                         den Ruhe und Besinnung genauso wie          herzlichen Austausch mit den wunder-     sees, bevor am späten Nachmittag die           Ich möchte jetzt noch mehr darauf achten, immer meine Hilfe anzubieten, denn vier Hände schaffen einfach mehr als zwei. Außerdem
                                         Spaß und Geselligkeit an oberster Stelle.   baren Schwestern hautnah mit.            Heimreise angetreten wurde.         ■          möchte ich versuchen, die Dinge immer ins Positive zu wenden, denn aus jeder Situation, die noch so aussichtlos erscheint, kann Hoffnung
                                         Sr. Stefana begrüßte die Gruppe herz-                                                                                               entstehen und am Ende findet man den richtigen Weg.
                                         lich. Ihr „Klostermovie“ gab einen          Frisch gestärkt vom „biblischen Abend-                             Eva Mayerhofer       Wir sollten uns alle ein Beispiel an den Schwestern nehmen, uns gegenseitig unterstützen und einen guten Zusammenhalt schaffen. Wenn
                                         lebendigen Eindruck vom Leben der           essen“ mit Fisch, Brot und Wein mach-      Personalentwicklung und Ausbildungs-         jeder etwas dazu beiträgt, können wir auch in Zukunft einiges erreichen!                                                                 ■
                                         Franziskanerinnen. Bei der anschließen-     ten alle zusammen eine Fackel- Nacht-      koordination bei baierl + demmelhuber    »                                                                                  Katja Schreiner | Technische Produktdesignerin | 3. Lehrjahr

                                    20                                                                                                                                                                                                                                                                                          21
Franziskanerinnen                                                     Leben

     Zu Gast im Ausbildungskonvent St. Elisabeth:                                                                                                                                So lernen sie das Zusammenleben, tau-
                                                                                                                                                                                 schen sich auch mit erfahrenen Schwes-
                                                                                                                                                                                                                              Ordensschwestern führen. Ihre Voraus-
                                                                                                                                                                                                                              setzungen werden genau geprüft, auch
                                                                                                                                                                                                                                                                             O r de nsschweste r
                                                                                                                                                                                                                                                                            wi r d m an n icht vo n

     Wie wird man Ordensschwester?
                                                                                                                                                                                 tern aus“, erklärt Sr. Teresa.               ein psychologisches Gutachten wird
                                                                                                                                                                                                                                                                             heute au f mo rge n
                                                                                                                                                                                                                              eingeholt, denn psychische Gesundheit
                                                                                                                                                                                 Das Zusammenleben im Konvent ge-             ist eine Voraussetzung, um der Verant-
                                                                                                                                                                                 staltet sich familiär: Jede Schwester        wortung und den Herausforderungen                   Kennenlernen
                                                                                                                                                                                                                              einer Ordensschwester gewachsen zu
                                                                           Katze Boni nähert sich auf Samtpfoten und schnuppert misstrauisch: In der                                                                          sein. „Selbstverständlich kann es aber –
                                                                           kleinen Gemeinschaft im Ausbildungskonvent St. Elisabeth im Mutterhaus der                                                                         wie bei jedem Menschen – im Laufe des
                                                                           Franziskanerinnen von Vöcklabruck fällt es auf, wenn ein Gast da ist. Beim Kü-                                                                     Lebens Krisen geben, in denen man sich
                                                                           chentisch haben sich die fünf Schwestern, die dort wohnen, eingefunden, auch                                                                       Hilfe holt“, stellt Sr. Angelika klar.                 Mitleben
                                                                           die Generaloberin Sr. Angelika ist da. Sie erzählen über den Weg bis zum Eintritt
                                                                           in die Ordensgemeinschaft.                                                                                                                         Berufs- und Persönlichkeits-
                                                                                                                                                                                                                              bildung: Postulat
                                                                                                                                                                                                                              Während des Postulats sind die Anwär-
                                                                                    Derzeit leben im Ausbildungs-              Jahren ihre 60jährige Ordenszugehö-                                                            terinnen in engem Kontakt mit der Aus-             Aufnahmephase
                                                                                    konvent St. Elisabeth die Novi-            rigkeit feiern wird und die Leiterin des                                                       bildungsleiterin, die ihnen die Inhalte             (drei Monate)
                                                                            zin Sr. Isabel, Sr. Benedicta, die sich in         Ausbildungskonvents, Generalvikarin                                                            des Ordens näherbringt. Daneben ar-
                                                                            der Übertrittsphase aus einer anderen              Sr. Teresa. „Es ist wichtig, dass die Frau-       Everybody ‘s Darling: Hauskatze Boni .       beiten sie in ordensnahen Einrichtun-
                                                                            Ordensgemeinschaft befindet, Sr. Eli-              en und Schwestern in Ausbildung auch                                                           gen mit. „Ich habe in dieser Zeit auch
                                                                            sabeth, die heuer ihr zeitliches Gelüb-            mit älteren Schwestern in Kontakt sind            bewohnt ihr eigenes Zimmer, das              Deutschkurse absolviert und war ‚Mäd-                  Postulat
                                                                            de erneuert hat, Sr. Pauline, die in zwei          und den Alltag gemeinsam verbringen.          »   Wohnzimmer, die Küche und eine klei-         chen für alles‘ im Alten- und Pflegeheim         (mind. sechs Monate)
                                                                                                                                                                                 ne Kapelle nutzen sie gemeinsam. Auch        Sankt Klara. Das mache ich immer noch.
                                                                                                                                                                                 das Büro der Ausbildungsleiterin und         Daneben arbeite ich jetzt auch in der
                                                                                                                                                                                 der Raum, wo der Unterricht stattfindet,     Hostienbäckerei“, erzählt Sr. Isabel. Die
                                                                                                                                                                                 befinden sich im Konvent. Alle Schwes-       gebürtige Kenianerin hat im Sommer
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Noviziat
                                                                                                                                                                                 tern haben Aufgaben im Haushalt und          ihr Postulat beendet, jetzt ist sie Novizin
                                                                                                                                                                                 wenn es die Arbeit erlaubt, treffen sie      im Ausbildungskonvent St. Elisabeth.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    (zwei Jahre)
                                                                                                                                                                                 sich beim gemeinsamen Essen. Die ge-
                                                                                                                                                                                 meinsamen Gebetszeiten sind ein fixer        Noviziat: Beide Seiten sind offen
                                                                                                                                                                                 Punkt im Tagesablauf.                        In den zwei Jahren des Noviziats wach-
                                                                                                                                                                                                                              sen die jungen Schwestern in den                   Zeitliche Profess
                                                                                                                                                                                 Ordensschwester wird man nicht               Orden hinein und setzen sich intensiv                (zwei Jahre)
                                                                                                                                                                                 von heute auf morgen.                        mit seinen Inhalten auseinander. Es gibt
                                                                                                                                                                                 Oft nutzen junge Frauen, die sich dafür      in dieser Zeit wenig Ablenkung von
                                                                                                                                                                                 interessieren, das Angebot des „Mitle-       außen, dafür eine profunde Ausbildung.
                                                                                                                                                                                 bens“, um den Orden besser kennen                                                          Erneuerung zeitliche Profess
                                                                                                                                                                                 zu lernen. „Nach einer ersten Zeit des       „Ich habe als Novizin gelernt, wie wich-             (drei Jahre)
                                                                                                                                                                                 Kennenlernens folgt das so genann-           tig es ist, mir Zeit für Gebete zu neh-
                                                                                                                                                                                 te Postulat“, erklärt Sr. Teresa. Bevor es   men“, sagt Sr. Elisabeth. Sie ist schon
                                                                                                                                                                                 dazu kommt, durchlaufen die jungen           zwei Schritte weiter, hat die Gelübde
                                                                                                                                                                                 Frauen eine dreimonatige Aufnahme-           für zwei Jahre abgelegt und diese im
                                                                                                                                                                                 phase, in denen sie ihre Beweggründe         Sommer für weitere drei Jahre erneuert.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Profess auf Lebenszeit
     Küchentisch-Gespräch: Generaloberin Sr. Angelika, Sr. Benedicta, Sr. Pauline, Sr. Teresa, Sr. Isabel und Sr. Elisabeth.
                                                                                                                                                                                 klären und protokollierte Gespräche mit      Beten sei für sie im Arbeitsalltag nicht                                     »

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                             23
Sr. Kunigunde: „Jesus lässt sich nicht
                                                                                                                                                                                                                                           durch G´scheitsein in die Herzen

     Franziskanerinnen                                                  Leben                                                                                                                                                                     der Menschen pflanzen.“

     immer einfach, meint sie: „Trotzdem
     ist es wichtig, dranzubleiben. Ich habe
                                                                        „Das Noviziat ist eine sehr intensive
                                                                        Lern- und Übungszeit“, erklärt Sr. Te-
                                                                                                                    Schritt folgt die Erneuerung der Gelüb-
                                                                                                                    de auf weitere drei Jahre.                    Kasachstan:
                                                                                                                                                                  Herausforderungen des Glaubens
     durch diese Erfahrung eine Sehnsucht                               resa. Grundsätzlich gehe es darum, auf
     nach Gott entwickelt. Sie gibt mir die                             die Entscheidung über die Aufnahme          Es gehe weiterhin darum, sich zu ent-
     Kraft, die Sendung und das Apostolat zu                            in die Gemeinschaft, gut vorbereitet zu     wickeln, genau zu hinterfragen: „Was
     verwirklichen.“ Im Alltag habe sie nicht                           werden. Sr. Angelika betont, wie wich-      brauche ich noch, um mein Leben als
     immer die Möglichkeit, das gemeinsa-                               tig es sei, dass beide Seiten sich offen    Franziskanerin gut zu leben?“ „Es ist
     me Gebet wahrzunehmen: „Aber ich                                   auf die Erfahrungen einlassen: „Der Or-     wichtig, dem Lebensgehorsam treu
     habe gelernt, dass ich dazu keine Kapel-                           den prüft genau, ob die Novizin in die      zu bleiben“, erklärt Sr. Teresa, „denn es     „Aufbruch in den Osten“ hieß 1995 die Devise, unter der die Schwestern den Weg                               Hoffnung Jugend
     le brauche. Ich kann das auch morgens                              Gemeinschaft passt – und umgekehrt:         kommt immer wieder vor, dass sich der         nach Kasachstan fanden. Eingeladen vom Berliner Priester Lorenz Gawol, der ab                                So begeistern sich einzelne junge Men-
     im Bus tun, selbst wenn es dort Ablen-                             Die Novizin lernt die Gemeinschaft          gewählte Weg als nicht passend, nicht         1991 bei den Wolgadeutschen in Nordkasachstan tätig wurde, kamen sie nach                                    schen für gemeinsame Treffen und den
     kungen gibt.“                                                      kennen und entscheidet, ob das Leben        richtig herausstellt - so sind schon neue     Tonkoschurowka, im Norden des kasachischen Steppengebietes. Damals war das                                   dort stattfindenden Glaubensaustausch.
                                                                        dort zu ihr passt.“                         Orden entstanden!“ Ein Beispiel dafür         Dorf fast zu hundert Prozent deutsch, heute ist es leider ein „sterbendes Dorf“.                             „Das Wissen, ich bin nicht allein, wenn
                                                                                                                    ist die mittlerweile heilig gesprochene                                                                                                                    ich Jesus als Mitte annehme, gibt Kraft“,
                                                                        Eine wichtige Prämisse des Ordens ist       Mutter Teresa, die ursprünglich dem Or-                                                                                                                    ist Sr. Kunigunde überzeugt. Das normale
                                                                        die Freiwilligkeit. Sr. Angelika: „Wer zu   den der ‚Loreto Sisters‘ angehörte, be-                Zwei Schwestern leben seit 2016 in    wie es unser Ordenscharisma ausdrückt-                        Alltagsleben stellt sie freilich immer wie-
                                                                        uns kommt, soll glücklich und frei sein,    vor sie dem Ruf folgte, in Kalkutta den                Kornejewka, in dem Dorf, in dem       und das in Freude, mit dem Mut zum Risi-                      der auf eine große und harte Probe: Trägt
                                                                        es aus Freude tun! Diese Zeit der inten-    Ärmsten der Armen zur Seite zu stehen.        P. Gawol 1996 eine private Schule initiiert    ko und in der Annahme jedes Menschen.                         mein Glaube?                             ■
                                                                        siven Beschäftigung mit seinen Beweg-       Bald schlossen sich andere ihr an und sie     hatte. Diese ist heute das einzige Dorfgym-    Mit unserer Lebensform sind wir Exoten,
                                                                        gründen, in den Orden eintreten zu          gründete die Gemeinschaft der Missio-         nasium Kasachstans. Das Gymnasium soll         aber vielleicht deshalb Zeugen“.
                                                                        wollen, das Hineinwachsen in die Ge-        narinnen der Nächstenliebe.                   jungen Menschen vom Land eine Chance
                                                                        meinschaft, ist so wichtig – die kriegt                                                   auf eine gute Ausbildung geben. Auch wenn      Ökumene - gelebte Wirklichkeit
                                                                        man später nie wieder!“                     Ausbildungskonvent: Gemein-                   der Lebensstandard gestiegen ist, können       In der Schule, in der die beiden Schwes-
                                                                                                                    schaftsleben lernen                           sich doch viele die Wünsche nicht erfüllen,    tern unterrichten, ist Ökumene oder Inter-
                                                                        Profess: Vorerst auf Zeit                   Wichtig in der Ordensgemeinschaft ist         die durch Fernsehen und Internet geweckt       religiosität kein Thema, sondern gelebte
                                                                        „Niemand hat mich gezwungen, ich            die Beziehungsfähigkeit, die Bereitschaft,    werden. Alkohol ist die Droge der Verlierer.   Wirklichkeit. Sr. Agnes: „Wir feiern den
                                                                        habe mich frei entschieden“, bestäti-       mit anderen zusammenzuleben, sie an-                                                         Tag der Nächstenliebe zum Martinsfest
                                                                        gen die Novizinnen, wenn sie die Ge-        zunehmen und im Sinne der Gemein-             Was wollen die Schwestern                      mit einem Lichterumzug durch das Dorf,
                                                                        lübde ablegen. Das geschieht vorerst        schaft auch Kompromisse einzugehen.           bewirken?                                      einem Spiel und nicht zuletzt mit einer Tat
                                                                        für zwei Jahre. Die Entscheidung, ob        Sr. Angelika zitiert den heiligen Franzis-    Ist es eine vergebliche Mühe, Menschen         der Nächstenliebe, indem die Schüler ge-
                                                                        sie zu den zeitlichen Gelübden – der        kus, der sagte: „Der Herr hat mir Brüder      für den Glauben an Jesus zu gewinnen?          sammelte Kleidung zu armen Menschen
                                                                        Profess – zugelassen werden, trifft die     gegeben – wir sind einander geschenkt.“       Die Schwestern sagen klar: Nein. Es ist        im Dorf bringen. Auch das Nikolausfest
                                                                        Provinzoberin mit dem Provinzrat. „Die      „Geschenkt“ impliziere, „nicht selbst         zwar ein mühsamer Prozess des Suchens          hat seinen Platz im Schulalltag und nicht
                                                                        Jahre der zeitlichen Profess sind dazu      ausgewählt“. Wie in einer Familie müsse       nach Wegen, um bei Menschen die Fra-           zuletzt Weihnachten, wo alljährlich in ei-
                                                                        da, das Charisma und die Sendung            man die Mitglieder der Gemeinschaft           ge nach Gott zu wecken. Gewiss ist, dass       nem Theaterstück das Geheimnis - GOTT
                                                                        zu vertiefen“, erklärt Sr. Pauline, die     annehmen. Beziehungsfähigkeit sei des-        nicht das Bereden, Diskutieren oder Über-      EIN MENSCH UNTER UNS - zum Ausdruck
                                                                        zwanzig Jahre die Junioratsschwestern       halb eine wichtige Eigenschaft für die        reden hier etwas bringen. „Jesus lässt sich    kommt. Unser Umfeld ist ja russisch-or-
                                                                        begleitet hat. Daneben gehen die            Ordensfrauen. „Der Ausbildungskonvent         nicht durch G´scheitsein in die Herzen der     thodox, islamisch und nur zum kleinen
                                                                        Schwestern ihrer Arbeit nach und tau-       bietet hier ein besonders gutes Lernfeld“,    Menschen pflanzen“, meint Sr. Kunigunde.       Teil katholisch, evangelisch oder baptis-
                                                                        schen sich regelmäßig mit erfahrenen        erklärt Sr. Teresa. „In unserer kleinen Ge-   „Das gelebte Zeugnis eines oft auch sehr       tisch. Diese Buntheit wird auch in den
                                                                        Ordensfrauen aus. „Auch in dieser Zeit      meinschaft kommen immer wieder neue           anstrengenden Alltags ist unsere ganze         Sommer-Kinderlagern gelebt. Es ist dies
                                                                                                                                                                                                                                                                                Sr. Agnes: „Unser Umfeld ist
                                                                        ist es wichtig, immer wieder zu prü-        Mitglieder dazu, andere gehen weg,            Kraft, die wir uns im täglichen Gebet ho-      ein jährlich erwartetes und begeistert auf-                    russisch-orthodox, islamisch
                                                                                                                                                                                                                                                                                und nur zum kleinen Teil
                                                                        fen: Passe ich in diese Gemeinschaft?“      manche kommen als Gäste, leben einige         len und uns so stärken für diesen Dienst:      genommenes Ereignis für alle - mit Kate-                       katholisch, evangelisch
     Musik, Musik, Musik: Sr. Isabel am Klavier (oben), Sr. Benedicta                                                                                                                                                                                                           oder baptistisch.“
     an der Orgel (mitte) und Sr. Elisabeth an der Gitarre (unten).     betont Sr. Pauline. Denn im nächsten        Zeit im Konvent mit.“ (sam)              ■    Mit CHRISTUS an der Seite der Menschen,        chese und Freizeitgestaltung.“

24                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           25
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