Franziskanerinnen Von Vöcklabruck
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1 | 2020 Ausgabe Februar 2020 | 23. Jahrgang www.franziskanerinnen.at Franziskanerinnen Vo n Vö c k l ab r u c k © Fischbacher Im Fokus: Veränderungen Wie Veränderungen und Wandel unser Leben bestimmen | ab Seite 6 Wie wird man Ordensschwester? Zu Gast im Ausbildungskonvent St. Elisabeth | Seite 22 O F F E N . E N G AG I E R T - MIT ChRIsTus AN dER sEITE dER MENsChEN
Franziskanerinnen Inhalt Editorial Franziskanerinnen Grüß Gott, liebe Leserinnen und Leser! Haben Sie es schon bemerkt? Unser nen Sendungsauftrag, den wir mit Freude Ich bin für meine Magazin wurde neu gestaltet. Ver- und mit Dankbarkeit erfüllen, auch wenn Gemeinschaft un- Panorama leBen Gesund & Sozial trautes haben wir losgelassen, auf die Gemeinschaft kleiner und älter wird. endlich dankbar, Neues haben wir uns eingelassen. für meine Mitschwestern, die ehrlich bereit 4 | Meldungen – Termine – News 18 | Professfeier – 28 | Seniorenheim Haus Barbara Und noch dazu geht es in dieser Aus- Öfter schon machte ich die Erfahrung, sind, mit mir und der Ordensleitung die- Aktuelle Inforrmationen aus dem Tag des Dankes und der Freude Einblicke gabe um das Thema „Veränderun- dass, selbst bei Veränderungswilligkeit se Wege zu gehen. Ganz viel hat sich über Ordensleben gen“. Sie werden, so hoffe ich, einige und einer guten Entscheidung, kurz da- die Jahre in unseren Gemeinschaften und 20 | Kraftwerke – 29 | Krankenhaus St. Josef neue, hilfreiche und vielleicht heraus- nach noch einmal Unsicherheit oder auch Einrichtungen geändert. Die Schwes- Taufrisch ins neue Ausbildungsjahr PLUS-Projekt bringt Mehrwert fordernde Gedanken darüber lesen. vielleicht sogar Angst aufkam. Zeitgleich tern und MitarbeiterInnen haben – Gott sei Fokus bei B+D für PatientInnen keimte der Wunsch, könnte nicht doch Dank – Veränderung auch immer mitge- alles so bleiben? In dieser Spannung, die tragen: die Strukturen des Ordenslebens, 6 | Glaube als Navigationsgerät 22 | Wie wird man 29 | Alten- und Pflegeheime Können Sie sich vorstellen, wie es fordert und herausfordert, stehen wir in die Ordensausbildung, das Gemeinschafts- Sr. Teresa zum Thema Veränderung Ordensschwester? Mäeutik-Trainerinnen aus den mir als Verantwortliche für unsere solchen Veränderungsprozessen immer leben und auch das geistliche Leben. Im- Zu Gast im Ausbildungskonvent eigenen Reihen Ordensgemeinschaft oft geht? Lassen Sie wieder. Von großer Bedeutung für mich mer wieder heißt es, unsere Sendung zu 8 | Das Leben ist Veränderung St. Elisabeth mich einige Gedanken dazu einbringen. ist, dass das Gewachsene und Gewor- reflektieren und neue Wege zu suchen, Erzählungen Vielleicht können einige von Ihnen uns und dene, das, was losgelassen werden muss, besonders auch in unseren Werken und 25 | Kasachstan: Heraus- Intern unsere Botschaft als Gemeinschaft, die in geachtet und wertgeschätzt bleibt. Dank- Betrieben. Dazu braucht es Mut und Enga- 10 | Veränderung für alle forderung des Glaubens Veränderungen steht, besser verstehen. barkeit und Aufmerksamkeit sind hier für gement, Freude und viel Heiligen Geist. Neue GF in der TAU-GRUPPE Eine Chance für die jungen Men- 30 | Neu in unseren Betrieben mich Haltungen, die nicht fehlen dürfen! Daher vertraue und hoffe ich, dass wir auch schen am Land Immer wieder hören wir, dass Veränderun- in Zukunft gemeinsam, MitarbeiterInnen 12 | Veränderung ist kein 31 | Verdienstmedaille gen anstehen: in der Gesellschaft, in der „Wenn wir wollen, dass alles und Schwestern, neue Wege gehen. Spaziergang des Landes OÖ Kirche, in Betrieben und Bildungseinrich- Gerhild Deutinger im Interview lernen Auszeichnung für Sr. Johanna tungen. Von neuen Wegen ist die Rede, die bleibt, wie es ist, dann ist es Auch wenn uns dabei manchmal Angst und gegangen oder entwickelt werden müssen. nötig, dass alles sich verändert.“ Furcht überkommen – diese Zeiten ken- 14 | Es wäre jetzt wirklich an der 26 | Ein Blick zurück in Sie sollen in die Zukunft führen und sie sol- Guiseppe Tomasi di Lampedusa nen wir auch – fühlen wir uns geführt und Zeit, einen größeren Schritt Zuversicht len sicher sein. Auch Ordensgemeinschaf- gehalten und wissen uns in Gottes Hand. zu wagen 125 Jahre ORG Vöcklabruck Wussten Sie, dass ... ten müssen sich verändern, wenn sie eine Wir ändern uns täglich, Veränderun- Unsere Mitgründerin Franziska Wimmer hat Sr. Johanna im Interview Zukunft haben wollen. gen kommen einfach, das wissen wir als uns diesen Leitsatz hinterlassen: „Allein das 27 | WW / ORG Wels ... die Franziskanerinnen von Vöckla- Gemeinschaft und daher setzen wir uns Vertrauen auf den Herrn ist uns Stütze und 16 | Eine kurze Zeitreise oder: AbsolventInnen-Gemeinschaft bruck auch auf Facebook und Insta- Bevor wir über Veränderung reden, sollten mit dieser Thematik intensiv auseinander. Halt“. Darauf vertraue ich, darauf setzen Wie sich die Schule in 35 feiert 30-jähriges Jubiläum gram vertreten sind? Die 26jährige wir uns vergewissern, was uns Stabilität Bei den General- und Provinzkapiteln, in wir unsere ganz Hoffnung! Wir sind nicht Jahren verändert hat Sr. Ida Vorel betreut die beiden So- gibt und fragen, was das Wichtigste ist. Für Arbeitskreisen, Gremien und Schwesternta- allein – GOTT geht alle Wege mit! ■ Eine ehemalige Schülerin berichtet cial Media Auftritte mit viel Kreati- mich lautet die Frage: „Wo sind wir – jede gen. Wir kennen diese Herausforderungen, vität und beachtlichem Schwester persönlich und wir als Gemein- denen wir uns stellen müssen. Und wir be- Erfolg: Weit über 1000 schaft – verankert? Was gibt uns Halt? Ist schäftigen uns mit der Frage: Was brauchen Follower auf Face- unsere Mitte, die Jesus Christus ist, frei oder wir, damit wir diese Veränderungen erfolg- Impressum: Medieninhaberinnen und Herausgeberinnen: Franziskanerinnen von Vöcklabruck, Salzburger Straße 18, book, mehr als 500 suchen wir Ansehen oder Bewunderung?“ reich meistern, sodass sie für Menschen 4840 Vöcklabruck | Redaktion: die Kommunikationsberater, Mag. Susanne Sametinger (sam), Gerlinde auf Instagram, und es Wir müssen ehrliche Antworten geben, zum Segen werden? Anders heißt nicht Sr. Angelika Garstenauer Wiesner (wie), MSc., Plesching 26a, 4040 Linz | Erscheinungsweise: zweimal jährlich | Gestaltung: Die Werbezone e. U. Anita Grillberger. Bäckerweg 3, 4175 Herzogsdorf | Druck: Salzkammergut-Media Ges.m.b.H. werden täglich mehr ... denn Veränderungsprozesse haben eine zwingend besser. Wenn es aber besser Generaloberin der | LeserInnenpost: generalsekretariat@franziskanerinnen.at stark spirituelle Dimension. Wir haben ei- werden soll, muss es anders werden. Franziskanerinnen von Vöcklabruck 2 3
Franziskanerinnen Panorama Ak tue ll +++ Ak tu e ll +++ Ak tue ll +++ Ak tue ll +++ Ak tue ll +++ Ak tu e ll „Choose your mission“ © magdalena schauer Neuigkeiten von den Franziskanerinnen – bald auch via Newsletter: 250 SchülerInnen beschäftigten sich am 23. Oktober Jetzt abonnieren auf www.franziskanerinnen.at/newsletter Der designierte Vorstand bis zur offiziellen Approbation (vlnr): Sr. Sonja Dolesch, P. Bernhard Bürgler, Sr. Franziska Bruckner, Erzabt Korbinian Birnbacher, Sr. Franziska Madl, Abt Reinhold Dessl. im Wiener Don Bosco Haus im Rahmen von Halb- tags-Workshops mit der Frage nach ihrer eigenen Premiere für Österreichische „Mission in der Welt“. Service: Ordensleben und Ordenskonferenz Zahlreiche Organisationen www.franziskanerinnen.at: beteiligten sich an der Veran- Ordensheilige in der Schule Am 25. November 2019 tagte erstmals die Gemeinsame Konferenz der Frauen- und Männerorden als „Österreichi- staltung, die anlässlich des „Außeror- Freundlich, informativ und modern präsentiert sich der neue Webauftritt des Ordens. Schon auf der lebendig werden lassen sche Ordenskonferenz“ im Kardinal König Haus in Wien. dentlichen Monats der Weltmission“ stattfand – auch die Franziskanerin- Startseite erhalten die BesucherInnen einen Über- nen von Vöcklabruck waren vertreten: Das Berufungspastoralteam der Franziskanerinnen von Vöck- Mit starkem Engagement und großer Freude wurden weg- Sr. Edith und Sr. Teresa haben einen Unsere Vertreterinnen blick über aktuelle Themen. labruck hat zu den Themen Ordensleben und Ordensheilige weisende Schritte für die Zukunft gesetzt. Die Statuten Workshop zum Thema „Missionary vs beim Workshop: Sr. Edith ... – Franz von Assisi, Klara von Assisi und Elisabeth von Thüringen - für die zukünftige Ordenskonferenz Österreich, dem Zusammen- Influencer“ angeboten. „Wir wollten Das Angebot des Geistlichen Zentrums ist über- Bücher, Texte und Mini-Module für den Unterricht – vor allem für schluss von Frauen- und Männerorden, wurden angenommen. damit aufzeigen, dass wir in unserer sichtlich auf einem Kalender dargestellt und Religionslehrer – zusammengestellt. Neuer designierter Vorsitzender ist Erzabt Korbinian Birnbacher Welt vielfältigen Beeinflussungen und gleich von dort aus buchbar. Unter den drei Hauptmenü- ■ Buch „Elisabeth“ von Gertrude Fussenegger mit Bildern gestaltet und neue stellvertretende Vorsitzende ist Sr. Franziska Bruckner. Manipulationen ausgesetzt sind. Mis- punkten „Sinnsuche & Orientierung“, „Gesundheit & von Elisabeth Singer. Tyrolia-Verlag In den Vorstand wurden für die Frauenorden Sr. Sonja Dolesch und sionarisch tätig zu sein bedeutet, das Soziales“ und „Bildung und Erziehung“ sind alle wesent- ■ Geschichte von der hl. Elisabeth von Thüringen mit 14 kopierten Sr. Franziska Madl gewählt. Ersatzmitglied ist Sr. Hemma Jaschke. zu verkünden, wovon ich überzeugt lichen Informationen und Angebote der Franziskanerin- Bildern aus dem oben genannten Buch zum Herzeigen oder zum Für die Männerorden wurden P. Bernhard Bürgler und Abt bin – das muss nicht manipulierend ... und Sr. Teresa. nen von Vöcklabruck mit wenigen Klicks zu sehen. „Wir Auflegen in der Mitte eines Sesselkreises oder eines Tisches. Reinhold Dessl gewählt. Ersatzmitglied ist P. Thomas Vanek. Bis sein“, sagt Sr. Teresa. „Mission“ – verstanden wie das eng- wollen auf die Menschen zugehen, sie ansprechen, in Dazu gibt es auch die Bilder für den Overheadprojektor. zur Approbation der Statuten bleibt der jetzige Vorstand mit lische „mission“ sei durchaus wieder salonfähig geworden: Dialog mit ihnen treten. Mit unserer neuen Ordens-Web- ■ Unterrichtseinheiten nach der „Kettmethode“. Es sind alle not- Sr. Beatrix Mayrhofer und Abt em. Christian Haidinger im Amt. „Die Jugendlichen reflektieren über ihre ‚mission‘ in der site haben wir nun die Möglichkeit, schneller und flexibler wendigen Materialien dabei. Welt von heute und morgen. Dass sie vieles anders denken zu informieren, Einblicke ins Ordensleben zu geben und 1. Unser Ordensleben (mit Berufungsgeschichten von Sr. Pauline „Wir danken allen für ihre Bereitschaft und wünschen Gottes und auch benennen, kann für uns Erwachsene bereichernd die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen“, und Sr. Susanne) Segen, Freude und alles Gute!“, sagte Sr. Angelika Garstenauer sein und uns zum Nachdenken bringen.“ ■ freut sich Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer. ■ 2. „Wir feiern das Fest der hl. Elisabeth“ für sieben- bis elfjährige nach der Ordenskonferenz. ■ Kinder 3. „Leben der hl. Elisabeth“ für Kinder bis zu acht Jahren ■ Fußspuren zum Leben des hl. Franz und der hl. Klara mit Begleit- Geistliches Zentrum der Franziskanerinnen von Vöcklabruck | Termine: text für SchülerInnen ab 15 Jahren ■ Die Welt mit den Augen des hl. Franz schauen – Bilder zum ■ Fastenbesinnung „Gestärkt durch Wüstenerfahrungen“ | 28. - 29. Feb. 2020 Auflegen mit der Lebensgeschichte des hl. Franz für sieben- bis ■ Biblische Quellentage „Ruth – Loslassen und festhalten“ | 20. - 21. März 2020 elfjährige Kinder ■ CarceriWochenende „Pace e bene“ | 27. - 29. März20 ■ Arbeitsmaterialien zur Freiarbeit (Kopiervorlagen) für neun- bis ■ CarceriTag „Lass uns in die Stille hören“ | 28. März 2020 zwölfjährige Kinder ■ Kartage und Ostern bewusst erleben „Du bist das Leben, Gott!“ | Gründonnerstag, 09. - Ostersonntag, 12. April 2020 ■ Berufungsexerzitien für junge Erwachsene „Unterwegs WOHIN?“ | 30. April - 03. Mai 2020 Die Materialien können bis zu einer Woche entlehnt werden. ■ Kurzexerzitien „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ | 21. - 24. Mai 2020 Information und Ausgabe bei: Sr. Stefana Hörmanseder, Salzburger Straße 18, 4840 Vöcklabruck, Das gesamte Programm finden Sie auf www.franziskanerinnen.at sr.stefana@franziskanerinnen.at, Tel. 0043-676-888057148 ■ 4 5
Franziskanerinnen Fokus © AdobeStock / by-studio Glaube als Navigationsgerät Wer kennt ihn nicht – den Fantasy-Dreiteiler „Der Herr der Ringe“? © Fischbacher Er zählte und zählt zwar nicht zu meinen Filmfavoriten, aber der Beginn des Filmes ist mir noch in lebhafter Erinnerung – der Prolog Galadriels: Die Welt ist im Wandel, ich spüre es im Wasser, ich spüre es in der Erde, ich rieche es in der Luft. Veränderungen und Wandel bestimmen unser Leben. Man- che Veränderungen sind uns sehr recht, wir sehnen sie herbei, ja genießen sie – Urlaub zum Beispiel. Andere Veränderungen schmerzen wie- derum, besonders dann, wenn wir sie nicht verstehen können oder auch wollen, wenn Liebgewonnenes und Gewohntes in Frage gestellt wird. Oft reagieren wir skeptisch und ablehnend. Wenn es da- bei zu tiefgreifenden Veränderungen in Sr. Teresa Hametner Strukturen kommt, kennen unsere Reak- tionen eine große Bandbreite: von „End- lich!“ bis „Welche Zumutung“. Doch das Leben lebt eben von der Ver- änderung, vom ständigen Wechsel zwi- schen Werden und Vergehen, zwischen Kommen und Gehen. Unser Glaube ist ein verlässliches Naviga- tionsgerät auf dem Weg der Veränderun- gen, er führt uns durch den Dschungel der Emotionen hin zu Rastplätzen zum „Nichts ist »ewig«, Reflektieren und zu Tankstellen um Kraft weder in der Natur noch im Menschenleben, zu finden für den weiteren Weg. ewig ist nur der Wechsel, die Veränderung.” August Bebel (1840 - 1913) Ich bin dankbar für dieses Naviga- tionsgerät!. ■ 6 7
Fokus Franziskanerinnen Das Leben ist Veränderung Erzählungen Veränderungen jeglicher Art bedeuten Unsicherheit, Abweichung von Gewohn- te sie dreizehn Jahre lang. Nachdem sie tem. Beinahe jeder von uns erlebt in seiner eigenen Geschichte einige schwer- verstorben war, bekam ich eine bisher un- wiegende Abschnitte, Phasen, die das Leben gravierend verändern. Sind Verän- bekannte Freiheit, ich gab mein Geschäft derungen immer schlecht und schmerzhaft? auf und machte viele Reisen.“ Ein anderer Bewohner sagte monoton: Ich wollte gerne wissen, wie löste Unbehagen in jedem Menschen aus „Wenn alle Menschen nach Gottes Geboten unsere BewohnerInnen über und bedeutete Unsicherheit, Angst vor leben würden, könnte man die Welt positiv dieses Thema denken. Hier sind einige dem Unbekannten. Trotzdem, so furcht- verändern“. ■ Erzählungen dazu: bar und beschwerlich diese Zeit auch Dr. Irene Lehner-Adam, war, irgendwann konnte man schlafen im klinische Psychologin, Marienheim „Mit 17 Jahren ging ich aus beruflichen Lärm des Bombenhagels.“ Gründen (freiwillig) aus einem kleinen Ort in OÖ nach Wien. Es war am Anfang sehr „Das Wesentliche aller schwierig für mich, dort zurecht zu kom- men. Es war extrem laut und schnellle- echten Veränderung ist die big, ich dachte, ich werde mich nie an die Veränderung des Wesentlichen.“ Großstadt gewöhnen. Mit der Zeit wurde Peter Amendt († 1944), Franziskaner dann alles vertraut und ich lebte einige Jahre sogar sehr gerne dort. Auch die Eine andere Bewohnerin berichtete: Geburt meiner Kinder und natürlich der „Mit dem sehr frühen, unerwarteten Tod Heimeinzug nach meinem Schlaganfall meines Vaters (ich war zehn Jahre alt) waren einschneidende Veränderungen ist sozusagen entschieden worden, dass für mich. Am Beginn immer unbekannt ich nicht weiterlernen kann, obwohl ich und unsicher, manchmal auch tränen- eine sehr fleißige Schülerin mit sehr gu- reich, man könnte aber nicht sagen, dass ten Noten in der Grundschule war und es nur schlecht war.“ gerne studiert hätte. Stattdessen musste ich bei meiner kränklichen Mutter am Oft verändern wir unser Leben nicht Land bleiben, wo es keine höhere Schu- freiwillig, sondern äußere Umstände le gab, und später das Familiengeschäft zwingen uns dazu. übernehmen. Das war natürlich eine Ver- änderung, die mein Leben schlagartig „Mit dem Ausbruch des zweiten Welt- und sehr schmerzhaft bestimmt hat. Die © Pixabay / Gerd Altmann © Pixabay / JamesDeMers kriegs veränderte sich das Leben völlig. All nächste gravierende Veränderung kam © Pixabay / Robindo unsere Zukunftspläne wurden auf einmal dann Jahrzehnte später, als auch meine zunichte gemacht. Diese Veränderung Mutter zum Herrn gegangen ist. Ich pfleg- 8 9
Franziskanerinnen Fokus Veränderung Die sachliche Mitteilung über die Nachfolge in der Geschäftsführung der Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info +++ Info TAU.GRUPPE wurde Ende November bekanntgegeben. Sie bringt die Fakten Johann Stroblmair und Erwin Windischbauer auf den Punkt. Was daraus nicht her- vorgeht, ist die Bedeutung dieser gro- ßen Veränderung für alle Beteiligten. für alle folgen Günter Jakobi als Geschäftsführer nach Dr. Johann Stroblmair, 52, ist seit 2002 Geschäftsführer des übernahm er die Co-Geschäftsführung, seit 2016 ist er Allein- Diakoniewerks Oberösterreich und bringt insbesondere auch Geschäftsführer des Krankenhauses und seiner Betriebe. Die- Auf diejenigen die kommen, setzte, Kollegen – einzustellen. Der langjäh- langjährige und fundierte Erfahrungen als Verantwortlicher im se Funktionen wird Windischbauer zusätzlich zu seiner neuen warten neue Aufgaben. Sie rige Chef und Weggefährte, der seit 2008 die Bereich der Senioren- und Pflegearbeit mit. Daneben hat er als Aufgabe, die er bereits Anfang Dezember angetreten hat, wei- werden sich einarbeiten, unter neuen Geschäfte der TAU.GRUPPE führte, geht in Mitglied des Führungskreises des Diakoniewerks und bei zahl- ter ausüben. Rahmenbedingungen, in einem neuen Pension. In elf Jahren lernt man einen Men- reichenden übergreifenden Unternehmensprojekten verant- Umfeld, mit neuen KollegInnen an ei- schen kennen. Die Vorlieben, Launen und wortlich mitgewirkt. Er wird seine neue Funktion Anfang Mai Dr. Günter Jakobi wird mit seinem 65. Geburtstag am 26. nem neuen Arbeitsplatz. Im Namen aller Eigenarten und so manches Detail, zum Bei- übernehmen. Bereits ab Jänner wird Stoblmair einige Tage im März seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Unter seiner Schwestern heiße ich Sie herzlich Will- spiel, dass er gern Kaffee trinkt, sich hin und Unternehmen sein. Leitung ist es der TAU.GRUPPE.VÖCKLABRUCK und der TAU. kommen, wir wünschen Ihnen Gottes wieder für eine Zigarette in Ruhe und still in SERVICE GmbH gelungen, dem Auftrag zur menschlichen, Segen, Offenheit und Engagement, Ver- den Garten zurückzieht und an Begegnun- Dipl. KH-BW Erwin Windischbauer, MAS, 52, ist seit 1990 qualitativ hochwertigen und wirtschaftlich nachhaltigen Leis- trauen und Zuversicht, einen guten Start! gen freut, die ihm geschenkt werden. in leitenden Funktionen im Krankenhaus Braunau tätig. 2005 tungserbringung gerecht zu werden. ■ Diejenigen, die bleiben, haben die Aufga- Mögen wir alle die Veränderung gut be, sich auf zwei neue Menschen – Vorge- schaffen, Vergangenes wohlwollend in Erinnerung behalten, das Gegenwärtige passend: Denn einiges wurde bereits ge- mit Sr. Elsbeth als 2. Geschäftsführerin, schätzen und offen für das Neue bleiben! sagt. Und auch ich möchte mir die Zeit später dann mit deinem Team und allen Dr. Günter Jakobi: nehmen, Günter Jakobi als langjährigem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Von 2008 bis 2019 Geschäftsführer der TAU.Gruppe Für den, der geht, heißt es Abschied Wegbegleiter und Geschäftsführer mit TAU.GRUPPE hat sich dank Dir zu einem zu nehmen. „Ein Abschied verleitet immer diesen Worten zu verabschieden: gesunden, strategisch und wirtschaftlich dazu, etwas zu sagen, was man sonst nicht gut positionierten, zukunftsfitten Unter- ausgesprochen hätte.“ Dieses Zitat von Lieber Günter, Du blickst zurück auf ein nehmen entwickelt. In den Betrieben wird Michel de Montaigne erscheint mir hier erfülltes Berufsleben mit vielen Wen- das Franziskanische gelebt und erfahrbar dungen, die sich zu gemacht. einem erfolgreichen großen Ganzen zusam- Dafür möchte ich Dir – im Namen aller menfügen: Jus-Studium, Schwestern – unseren tiefen Dank aus- Anwaltsausbildung, zur sprechen! Voest Industrieanlagen- bau und ins Manage- Der Übertritt in den Ruhestand, die Pen- ment, dann der Schwenk sion, ist sicherlich nicht leicht. Geht es in den Spitalsbereich doch darum, das Gewohnte aufzuge- des Landes OÖ. Und seit ben, seinen Fokus auf etwas anderes zu 2008 die Geschäftsfüh- richten. Möge dir dieser Schritt gelingen. rung der TAU.GRUPPE. Wer loslässt, heißt es, hat plötzlich beide Zu Beginn, der Tradition Hände frei! ■ Sr. Angelika Garstenauer mit den neuen Geschäftsführern Dr. Johann Stroblmair (li) und » Erwin Windischbauer, MAS. folgend, gemeinsam Sr. Angelika Garstenauer 10 11
Franziskanerinnen Fokus Gerhild Deutinger: „Veränderung © Hahn ist kein Spaziergang“ Wenn in Organisationen oder Unternehmen Veränderungen zu bewältigen sind, Monate Zeit genommen, um an einem Ob Innovator oder Lazy Adopter – am ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. Die Change-Expertin Gerhild Deu- Fundament zu arbeiten und die Vision zu Ende müssen sich alle mit der Verände- tinger erzählt im Gespräch mit Susanne Sametinger, was Veränderungen für die schärfen. Dann gab es weitere eineinhalb rung abfinden.... Betroffenen bedeuten und worauf es ankommt, wenn man sie gut meistern will. Jahre für die konkrete Vorbereitung des neuen Vereins. In dieser Zeit haben Mitar- G.D.: ... im Falle des VfFB ja, denn die beiterInnen der bisherigen Schulvereine Schwestern, deren Werke es sind, haben Frau Deutinger, Sie begleiten Un- Nun sind aber zum Beispiel eine Standort- mitgewirkt und wir haben bewusst auch in Kenntnis aller Rahmenbedingungen ternehmen und Organisationen veränderung oder eine neue Führung lan- kritische Stimmen mitarbeiten lassen ... die für sie beste Entscheidung getroffen. in Veränderungsprozessen. Ist Verände- ge nicht so komplex wie etwa eine Fusion Es war keine Entscheidung gegen einzel- rung denn nicht etwas, was ohnehin lau- zweier Unternehmen ... Wie gehen Sie in Veränderungsprozessen ne Personen oder Standorte, sondern für fend passiert? mit Kritikerinnen, mit Kritikern um? eine blühende Zukunft der Franziskani- G.D.: Strukturelle Veränderungen bedeu- schen Bildung. Die gute Nachricht: Jede G.D.: Veränderung im Sinne des so ge- ten immer auch eine kulturelle Verände- G.D.: Kritik und Widerstand sind Teil des Veränderung findet auch einen Abschluss nannten Change ist zu unterscheiden von rung: Wer sind wir? Was ist uns wichtig? Veränderungsprozesses und grundsätz- und dann ist das Neue plötzlich ganz Weiterentwicklung. Weiterentwicklung Wofür stehen wir? Wo wollen wir hin? Dar- lich positiv. Sie zeigen: Die Menschen normal. Dann kehren wieder Ruhe, Alltag und Lernen passieren – hoffentlich – je- an gilt es zu arbeiten! Viele Unternehmen beschäftigen sich mit dem Neuen! Ihre und Stabilität ein. ■ den Tag. Veränderung ist kommen viel zu schnell ins Tun – das Fun- Sorgen und Ängste helfen, blinde Fle- hingegen ein massiver dament fehlt dann und die Veränderung cken zu erkennen. Der Kritik muss man Eingriff: Wir bewegen kann nicht gelingen. manchmal aber auch positive Erlebnisse Menschen aus einem gegenüberstellen und den Blickwinkel Zustand A zu einem Zu- ändern. Menschen in Veränderung nei- stand B, der ganz anders „Menschen in Veränderung gen dazu, das Glas halb leer zu sehen, Mag.a Gerhild Deutinger, ist. Das ist irritierend. neigen dazu, das Glas halb leer statt halb voll. Gründerin und Geschäftsführerin des zu sehen, statt halb voll.” impulsbüro, begleitet und berät Un- Jede Veränderung hat ihre eigenen Mag.a Gerhild Deutinger Wie kann das gelingen? ternehmen und Organisationen bei Herausforderungen: Einmal geht es um Veränderungen (Kulturwandel, interne einen Standortwechsel, ein anderes Sie begleiteten auch die Gründung des G.D.: Durch Zuhören, durch laufende Entwicklungen, Organisations- und Mal um eine neue Organisationsform Vereines für Franziskanische Bildung, Information, durch Dialogräume. Und Strategieentwicklung). Sie hat die oder einen Abbau von MitarbeiterInnen VfFB, in dem fünf Schulbetreiber zusam- durch individuelles Eingehen auf Einzel- Gründung des Vereins für Franziskani- ... Gibt es etwas, was diese Veränderun- mengefunden haben. Der gemeinsame ne. Menschen gehen unterschiedlich mit sche Bildung von Beginn an begleitet gen gemeinsam haben? Nenner ist hier das „Franziskanische“ ... Veränderungen um: Die einen preschen und ist Autorin zahlreicher Kolumnen vor, sind neugierig auf das, was sie erwar- zu Führungs- und Change-Themen © AdobeStock / Studio_East G.D.: Letztlich geht es immer um die G.D.: ... und trotz dieses gemeinsamen tet. Andere – so genannte ‚Lazy Adop- sowie des Buches „Kommunikation im Menschen: Sie sind Betroffene, sie hinter- Nenners waren die Ausgangssituatio- ters‘, sehen sich das Ganze zuerst einmal Change“ (Springer-Gabler, 2. komplett fragen die Veränderung, wollen wissen, nen der einzelnen Organisationen sehr an. Sie sind als Stabilisatoren genauso überarbeitete Auflage 2017). ob sie davon einen Nutzen haben. unterschiedlich. Wir haben uns neun » wichtig. 12 13
Franziskanerinnen Fokus „Es wäre jetzt wirklich an der Zeit, einen größeren Schritt zu wagen.“ Vor der Amazonas-Synode gab es Sr. Johanna, wie geht es Ihnen miteinander in Beziehung zu treten, es sierung auch für den Orden eine Verän- für Frauen in der Katholischen Kirche mit dem Ergebnis der Synode? geht nicht nur um Riten, sondern um eine derung brachte. Glaube, Christentum Hoffnung auf einen besseren Zugang lebendige Gemeinschaft. und Katholisch-Sein, ist eine von vielen von Frauen zu Diensten und Ämtern. Meine persönlichen Erwartungen waren Varianten, für die man sich bewusst ent- Die Hoffnung weilte kurz. Denn die sicherlich größer als das, was letztlich Was können katholische Frauen dazu bei- scheidet. Das trifft auf das Bild des Or- Gleichstellung von Männern und herausgekommen ist. Wichtig erscheint tragen, im Besonderen die Ordensfrauen? dens in einem noch spezifischeren Maße Frauen lässt weiter auf sich warten. mir aber, dass es überhaupt einen öffent- zu. Trotzdem, die zentralen Anliegen wie Sr. Johanna Dr.in Pobitzer, General- lichen Diskurs über die Frauenordination Wir haben den Auftrag die Gottesbezie- soziale Gerechtigkeit und Achtung jedes sekretärin der Franziskanerinnen von gab, neben dem Umgang mit indigenen hung mit anderen Menschen zu leben. einzelnen Menschen sind in unserer Ge- Vöcklabruck, über ihre Einschätzung Völkern und der Sorge um die Natur. Eine Hinzu kommt noch die soziale Dimensi- sellschaft wichtiger denn je. Früher war Ich habe manchmal das Gefühl, solange die Frauen erlösen?“ bzw. „Kann eine und Erwartungen. zentrale Frage für mich ist „Wie können on: Hinschauen, wo es Menschen gibt, die es gemütlicher, Österreich war sowieso es einfach in der bewährten, traditionel- Frau im geweihten Amt den männli- wir gemeinsam Kirche leben“? Dazu ge- Unterstützung in schwierigen Situationen katholisch – ich finde es heute viel an- len Struktur weitergeht, werden keine chen Christus repräsentieren?“ Ich habe hört auch die Spendung von Sakramen- brauchen. Wachsam sein und Fürsorge und spruchsvoller diese Präsenz zu leben. markanten Veränderungen zugelassen. mich ein halbes Jahr eingehend damit Bei der so genannten „Amazonas- ten durch geweihte Personen. Ich hätte Solidarität zeigen, wo Hilfe gebraucht wird. Dass Frauen für Weiheämter zugelassen beschäftigt und kam zu der Erkenntnis, Synode“ im Oktober 2019 über „neue mir mutigere Wege gewünscht, dies si- Sie sind 1990 in den Orden eingetreten. würden, wäre doch eine massive Verän- es gibt tolle Ideen und das Argument, Wege für die Kirche und eine ganz- cherzustellen. Wie hat sich das Ordensleben verändert? Wie haben Sie die Veränderung erlebt? derung in der Kirche. dass Frauen Christus nicht repräsentie- heitliche Ökologie“ berieten 185 Mit- ren können greift theologisch gar nicht. glieder, größtenteils Bischöfe, sowie Die Synode brachte ein Votum für verhei- Ich denke, dass die gesamtgesellschaft- In meiner Anfangsphase kamen jedes Müssten davor noch kleine Anpassungen Umso enttäuschter war ich, als Papst knapp 100 Ordensleute, Experten ratete Priester in entlegenen Regionen, liche Entwicklung in Richtung Plurali- Jahr zwei neue Ordensfrauen, wir waren stattfinden, „Step by Step“? Johannes Paul II genau in diesem Jahr in und Gäste. Das Schlussdokument hat die Viri probati. Der Umstand, dass viel eine Gruppe von zehn jüngeren Frau- einem apostolischen Schreiben die Dis- keine bindende Kraft, dient aber dem zu wenige Priester für die Gläubigen zur en und dachten, das gehe so weiter. Es Wir „stepen“ schon verhältnismäßig lange kussion über die Frauenweihe für end- Papst zur Meinungsbildung im Blick Verfügung stehen, trifft doch auch auf wurde bald deutlich, dass diese große (lacht). Es wäre jetzt wirklich an der Zeit, gültig beendet erklärte. Jetzt spüre ich auf ein eigenes Schreiben, das er bis viele Gebiete in Österreich zu. Gemeinschaft – wir waren damals 600 einen größeren Schritt zu wagen. Es wäre wieder Hoffnung: denn wir sehen, dass zum Jahresende in Aussicht stellte. Schwestern (Anm. d. Red.: aktuell sind es kurzsichtig diese Möglichkeit zu verpas- sich Dinge verändern können, Stichwort Für jeden seiner insgesamt 120 Arti- Christlicher Glaube hat viel zu tun mit 140 Schwestern) – nicht unsere Zukunft sen, zumal von der Kirchenleitung durch Viri probati. Es ist nicht alles in Stein ge- kel war eine Zweidrittelmehrheit der Beziehung und Präsenz. Wenn Priester sein würde. Es kamen dann kaum Frauen Papst Franziskus aus die Zeit günstig meißelt. Neue Konzepte können entste- 181 bei der Abstimmung anwesen- von Gemeinde zu Gemeinde fahren, be- dazu bzw. gingen viele wieder weg. Ich bin wäre. Es gibt die Möglichkeit des Frauen- hen. Papst Franziskus fordert uns immer den Synodalen notwendig, also 120 steht kaum die Möglichkeit, eine Bezie- heute mit 50 Jahren die zweitjüngste Or- diakonats und wir möchten diese Forde- wieder auf, mutige Wege zu benennen. Stimmen. Die meisten Gegenstimmen hung zu den Gläubigen aufzubauen. Die densschwester mit Profess auf Lebenszeit. rung jetzt auch einmal umgesetzt sehen. Wenn man nun Themen angreift, die erhielten die Artikel zu den verheira- Menschen wollen wahrgenommen wer- bisher unveränderlich waren, ist das ein teten Priestern (41 Nein-Stimmen bei den, jeder und jede einzelne. Daher ist es „Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke Das heißt, Sie sehen jetzt ein günstiges Signal, dass sich etwas bewegt und dass 128 Ja-Stimmen) und zum Frauendi- schade, wenn Seelsorge gleichsam zur und zu allem Guten begabte Geister zu- Zeitfenster für Veränderung? wir einen Weg beschreiten, auf dem es Kathpress im Nov. 2019 akonat (30 Nein-Stimmen bei 137 Ja- „fliegenden Dienstleistung“ wird. Wir rückstößt, nur weil es sich um Frauen han- nur vorwärts gehen kann. ■ Stimmen). nehmen uns so eine wichtige Dimension delt“. (Theresa von Avila, 16. Jahrhundert) In meiner Diplomarbeit 1994 ging es um von Kirche. Schließlich geht es darum, » Was sagen Sie zu diesem Zitat? die Fragen: „Kann der männliche Erlöser Interview: Gerlinde Wiesner 14 15
Franziskanerinnen Fokus Eine kurze Zeitreise Oder: Wie sich die Schule in 35 Jahren verändert hat Eine ehemalige Schülerin berichtet: Es kommt mir noch nicht so lange vor, Aber damals wie auch heute hat allerdings erst, wenn eine Ordensschwes- führen. Falls sie diesen Beitrag liest: Es war ren tabu, sehr auffälliger Schmuck nicht heutigen stand, wurden Schulabschlüsse aber es ist mehr als 30 Jahre her, um sich der Name Schwesternschule ter uns das OK dafür gab. Wenn ich mich nicht ganz vergebens. Schwester Josepha gerne gesehen. Vor allem große Kreuze, und Auftritte zelebriert. Bei aller Strenge genau zu sein sogar 35, als ich in die durchgesetzt. Seit ein paar Jahren habe nicht irre, war das um 7:30 Uhr. Gesittet war eine ganz außergewöhnliche Mathe- wie die Sängerin Madonna sie zu der Zeit und Disziplin war auch Platz für Feiern, „Schwesternschule“ in Wels kam. Ge- ich das Glück, wieder öfter in diesem und leise gingen wir in unsere Klasse. matiklehrerin, sie hat sicher Mitschuld an trug, lösten Unmut aus. Und ich erinnere Beten, Gemeinschaft und auch für Spaß. nau genommen hieß sie: Private Mäd- Haus sein zu dürfen. Der Grund dafür? Und diese Klassenräume waren riesig im meiner Liebe zu Mathematik. Schwester mich noch, als Schwester Adelgund eine chenhauptschule der Schulschwestern. Meine Tochter ging in die NMS der Fran- Vergleich zu heute, waren wir doch 36 Felicia hatte Aufsicht im Fahrschülerraum, meiner Mitschülerinnen heimschickte, Ich möchte meine Schulzeit nicht missen. ziskanerinnen (so heute der korrekte Mädchen in einer Klasse. Später kamen in dem wir so manche Mittagspause ver- weil ihr Rock zu kurz war. Sie hat zuhause Ich weiß, dass damals viele uns „Schwes- Name) und hat nun ins ORG am selben noch zwei dazu. Wer glaubt, so viele Mä- brachten. Eine Institution war auch die angerufen, die Mutter informiert und er- ternschülerinnen“ als weltfremd empfan- Standort gewechselt. Und mein Sohn dels machten Radau, der irrt. Es war schon Bastelschwester. Leider kann ich mich an sucht, dass die Tochter mit ordentlichem den. Beim Umstieg in die nächste Schule besucht derzeit die NMS. lustig, aber ich kann mich nicht erinnern, ihren Namen nicht mehr erinnern, sie hat Gewand wiederkommt. Nach so einem habe ich wegen des rüden und schroffen dass es richtig laut und ausgelassen zu- aber den ganzen Tag gebastelt und die Vorfall hat man sich gut überlegt, was Umgangstons der Lehrer und Schüler Früher betraten wir das Gebäude, so gegangen wäre. Natürlich gab es die eine Produkte für den guten Zweck verkauft. man für die Schule anzog. schlucken müssen. Aber ich habe auch meine Erinnerung, immer von der Sei- oder andere Streiterei – aber nichts, was Dort habe ich so manches Weihnachtsge- das gemeistert und für mich beschlossen, te der Vogelweiderstraße. Links war die sich nicht lösen ließ. Und nach außen hin schenk besorgt. Sehr gut in Erinnerung sind mir die Gottes- dass ich auch meinen Kindern diese „be- Pforte untergebracht und rechts befand haben wir zusammengehalten. dienste in der Kapelle geblieben, zu Schul- hütete“ Schulzeit schenken möchte. ■ sich eine Telefonzelle. Diese hätte heute Man konnte auch mittags Essen gehen, beginn, Weihnachten, Ostern usw. Im Fest- im Zeitalter der Mobiltelefonie keinen Schwester Adelgund und ihre das war ähnlich wie heute. Mit einem saal, der aber noch nicht an der Stelle des Dr. Bettina Schwarzinger Zweck mehr zu erfüllen, mich hat jedoch Kolleginnen Unterschied: Wir hatten unser eigenes der eine oder andere Anruf zu Hause vor Trotz der großen Klasse hatte ich nicht Besteck mit, das wir im Anschluss an das Bettina Schwarzinger 1988 ... einer mittleren Katastrophe bewahrt. das Gefühl eine von vielen zu sein. Die Essen wuschen und in die Schultasche Wenn ich meinen Handarbeitskoffer da- Lehrerinnen, ob weltlich oder geistlich, einpackten. heim vergessen hatte und aufgrund der gaben sich große Mühe, uns Bildung nä- drohenden Straf-Zusatzhandarbeit ver- her zu bringen. Und hier ist ein weiterer Werte und klare Regeln zweifelt war, hat meine Mama ihn mir Unterschied zu heute. Wir hatten noch Die Werte, die uns mit auf dem Weg ge- mit dem Rad in die Schule nachgebracht. einige Klosterschwestern, die uns unter- geben wurden, waren sehr prägend für Oder ein Heft, oder eine Unterschrift… richteten. Schwester Adelgund war nicht mein weiteres Leben. Das war auf der nur die Direktorin, sondern auch meine einen Seite der katholische Glaube, der 36 Schülerinnen in der Klasse Deutschlehrerin, Schwester Hiltrud ver- im Haus gelebt wurde, auf der anderen Moderne Spinde wie man sie heute vor- suchte – oft leider vergebens – mich in die Seite aber auch der respektvolle Um- findet gab es auch noch nicht, aber eine Künste des Nähens, Stickens, Strickens, gang miteinander. Es gab klare Regeln Garderobe im Erdgeschoss. Von dort Bügelns, später dann auch in die Welt des wie wir uns zu benehmen und zu kleiden ... und heute. aus ging es über die Stufen nach oben, Kochens und der Haushaltsführung einzu- » hatten. Schminken und Nagellack wa- Schwesternschülerin Bettina Schwarzinger (li.) einst und ... ... SchülerInnen-Mutter jetzt: Der Sohn besucht die NMS, die Tochter das ORG. 16 17
Franziskanerinnen Leben Professfeier – 65jährige Profess: Sr. Barnaba Hartl, Sr. Thoma Aiterweg- 50jährige Profess: Sr. Hedwig Mayr, Sr. Dietberga Starlin- Tag des Dankes und der Freude mair, Sr. Klarissa Wenninger 60jährige Profess: Sr. Eberharda Gruber, Sr. Regis Hagler, ger, Sr. Soteria Heinzelreiter, Sr. Walbur- ga Achleitner, Sr. Antoinette Affenzeller, Sr. Barbara Wundrack Sr. Domna Voitleitner, Sr. Theresia Mein- 40jährige Profess: Aufsingen schon in den frühen Am 10. August 2019 feierten 20 Ordensschwestern ihre Profess-Jubiläen, zwei gast, Sr. Ehrentraud Schimpl, Sr. Wilhel- Sr. Theresia Matros Morgenstunden, dann reges erneuerten ihre zeitliche Profess. Die Feier fand im Rahmen eines Festgottesdiens- ma Stadlbauer, Sr. Heribalda Schaumber- Treiben im Mutterhaus: Ordensschwes- tes in der Kapelle des Mutterhauses in Vöcklabruck statt, für den gemütliche Teil ger, Sr. Fridolina Hötzinger, Sr. Marciana 25jährige Profess: Erneuerten zeitliche Profess: tern, die Familienangehörige und im Anschluss hatten die Schwestern ein großes Festzelt im Garten vorbereitet. Schmidbauer Sr. Agnes Mairhofer Sr. Ruth Summer und Sr. Elisabeth Pérez Gutiérrez. Freunde begrüßen, Umarmungen, Gra- tulationen, kleine Geschenke, freudige Gesichter... die Professfeier ist ein Höhe- „Die Berufung zur Ordensfrau stellt Sr. Ruth Summer und Sr. Elisabeth Pérez punkt im franziskanischen Jahr. euch vor riesige Herausforderungen“, Gutiérrez erneuerten ihre zeitlichen „Ich bin dankbar, wenn ich zurückdenke. Freilich hat es ein Auf und Ab sagte Hauptzelebrant Bischofsvikar Ordensgelübde. Dann erneuerten 20 gegeben ... wie das im Leben halt so ist. Ob ich es wieder tun würde? „Ja, heute ist wirklich ein Tag des Dankes Adolf Trawöger. „Es heißt nicht: Jetzt Schwestern ihre Gelübde zum Jubiläum Die Frage habe ich mir oft gestellt... JA, ich würde es wieder tun!“ und der Freude“ – mit diesen Worten hängt euch einen religiösen Mantel ihrer Ordenszugehörigkeit. Sr. Raphael Sr. Wilhelmina Stadlbauer (60jährige Profess) leitete Generaloberin Sr. Angelika Gars- um, haltet euch heraus aus der Welt. Speichinger, die im Konvent in Savan- tenauer den Festgottesdienst ein. Nein: Jesus hat euch in die Welt ge- nah, Missouri, gelebt hat, hätte 2019 ihr „In der DDR war Religion nicht erwünscht: Wer religiös war, hatte Kon- schickt, um dort zu wirken. Ziel muss es 70jähriges Jubiläum gefeiert – sie ist im flikte mit den Lehrern in der Schule, erhielt keine Ausbildung ... Ich sein, fruchtbar zu sein, etwas zu Juni verstorben. stamme aus einer sehr religiösen Familie, die mir sehr viel geholfen bewirken. Die Jubilarinnen hat. In den Orden bin ich auf Gottes Ruf hin eingetreten. Ich würde es sind gute Beispiele da- Unmittelbar nach dem Gottesdienst wieder tun!“ | Sr. Barbara Wundrack (50jährige Profess) für, was gemeinsam besuchten Sr. Angelika, Bischofsvikar möglich ist!“ Trawöger und der Schwesternchor „Es gab schon mal Zeiten, wo ich mich fragte: Hast du das Richtige 65-jähriges Profess-Jubiläum: Sr. Thoma Aiterwegmair (Mitte) mit Bischofsvikar Trawöger Sr. Thoma Aiterwegmair in ihrem getan? Immer wenn ich unten war, hat mich die Kraft Gottes aufgefan- und Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer. Zimmer im Mutterhaus, wo sie anläss- gen und wieder aufgerichtet. Ich könnte nicht austreten ... es ist mein lich ihres 65jährigen Professjubiläums Weg, meine Bestimmung. Dabei wollte ich einmal Familie, viele Kinder ihr Gelübde erneuerte. Die 90jährige, haben ...“. | Sr. Theresia Matros (40jährige Profess) die am 25. März 2019 ihren runden Ge- burtstag feierte, war von 1982 bis 1994 „Nach insgesamt vier Jahren des Nachdenkens, der Entscheidungsfin- Generaloberin der Franziskanerinnen dung, habe ich JA gesagt. Eine sehr lange Zeit, aber dafür habe ich von Vöcklabruck. es keine einzige Sekunde bereut. Gerade in Kasachstan habe ich bei Schwierigkeiten immer wieder die Hilfe Gottes erfahren.“ Im Anschluss feierten die Schwestern Sr. Agnes Mairhofer (25jährige Profess) mit ihren Mitschwestern, Familien und Freunden, sowie vielen Mitarbeiterin- „Die Franziskanerinnen haben mich angesprochen: Sie sind offen, nen und Mitarbeitern der Franziska- für die Menschen da. Ich habe ein erfülltes Leben gefunden. Unser Alle Fotos © ralphfischbacher nerinnen und Mitgliedern der Wegge- Charisma hat mich von Anfang an sehr berührt: Mit Christus an der meinschaft TAU im Festzelt bei Speis Seite der Menschen.“ und Trank. Mit einer Vesper am Nach- Sr. Elisabeth Perez-Gutiérrez (erneuerte ihre zeitliche Profess) mittag endete die Professfeier. (sam) ■ » 18 19
,, ,, Leben Franziskanerinnen Alle Fotos © baierl + demmelhuber Der Weg zum Glück ... Jeder hilft jedem, keiner ist allein ... Unsere Gruppe durfte mit Schwester Vitalis ein Inter- Gleich zu Beginn unseres Ausflugs erzählte Sr. Stefana view führen, die uns ihren Weg zum Kloster erklärte. Sie hatte drei über die Gemeinschaft. Und genau das ist das richtige Wort für die Optionen für ihre Zukunft: ins Kloster zu gehen, den Familienhof Schwestern – Gemeinschaft. Es ist beeindruckend, wie selbstlos sie zu übernehmen oder zu heiraten. Schwester Vitalis dachte lang sind. In erster Linie geht es ihnen nämlich um die anderen. Selbst, über diese Entscheidung nach und entschloss sich, auf die Stimme wenn es ihnen mal schlecht geht oder etwas Schlimmes passiert ist, Gottes zu hören und ins Kloster einzutreten. beten sie trotzdem für die Menschen, denen es noch schlechter geht. Schwester Vitalis beantworte alle unsere Fragen ausführlich. Bei den Franziskanerinnen erkennt man, was Zusammenhalt heißt: Schon hier wurde das Wesen der Klosterschwestern deutlich: Sie Jeder hilft jedem, keiner ist allein und das ist für sie selbstverständ- strahlten Ruhe, Glück und Zufriedenheit aus. lich. Viele Schwestern helfen sich aber nicht nur gegenseitig, son- Mich haben die unterschiedlichen Geschichten der einzelnen dern versuchen auch die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Klosterschwestern am meisten beeindruckt. Jede hat für sich ihren Ich finde es schön, wie offen die Schwestern sind. Wir konnten uns eigenen Weg gefunden und ist glücklich mit ihrer Entscheidung. mit einigen sehr gut unterhalten. Sr. Walburga hat uns viel von sich In der heutigen Zeit haben viele junge Menschen nur noch wenig erzählt, wir durften ihre ganze Lebensgeschichte erfahren. Bezug zur Kirche und dem Glauben. Bei unserem Besuch im Ich persönlich konnte viel von den Schwestern mitnehmen und Kloster bekamen wir einen Einblick in eine andere Lebensweise, lernen. Ich finde ihre Art und Gutherzigkeit einfach bewunderns- Kraftwerke – die viele heutzutage nicht mehr kennen. ■ wert. Wir können uns alle eine Scheibe von ihnen abschneiden. ■ Lena Faul | Bauzeichnerin | 1. Lehrjahr Andrea Turtueren | Technische Systemplanerin | 2. Lehrjahr Taufrisch ins neue Ausbildungsjahr bei B+D Nach diesem Motto führte der alljährliche Azubi-Kick-Off des Innenausbau- wanderung zur Kirche Oberthalheim. ,, unternehmens baierl + demmelhuber aus Töging am Inn (Raum Altötting) Hier hatte jeder die Gelegenheit, seine dieses Jahr zum dritten Mal ins Mutterhaus der Franziskanerinnen von Vöck- persönlichen Anliegen mit einer Kerze labruck. Jedes Jahr veranstaltet baierl + demmelhuber einen zweitägigen an den Altar zu bringen. Bei einem ge- Ausflug, bei dem Auszubildende und AusbilderInnen aller Firmenstandorte mütlichen Lagerfeuer im Klostergarten die Chance erhalten, sich gegenseitig kennenzulernen und das Teamgefühl ließ die Gruppe den Abend fröhlich aus- zu stärken. klingen. Jetzt möchte ich noch mehr darauf achten, meine Hilfe anzubieten ... Schon beim Kennenlernen der Schwestern wusste ich, dass der Aufenthalt im Kloster für uns ein unvergessliches Erlebnis werden Am nächsten Morgen startete der Tag würde. Mit ihrer Herzlichkeit und der Lebensfreude, die Sie in ihren Augen ausstrahlten, konnte man nicht anders, als selbst ein Grinsen Am 20. September machten den Klosterführung konnten sich die für alle sehr früh mit einem gemeinsa- auf den Lippen zu haben. sich also 67 Auszubildende und BesucherInnen dann ganz persönlich in men Gottesdienst. Nach dem Frühstück Es wirkte so, als würden sie immer positiv denken, auch wenn mal eine etwas schwierigere Zeit kommen sollte. Auch die offene, ehrliche 15 AusbilderInnen aus Bayern auf den das Klosterleben einfühlen. Spätestens und der Verabschiedung durch Sr. An- Art, wie die Schwestern mit uns umgegangen sind, fand ich bemerkenswert. Weg in die herrliche Landschaft um während der anschließenden Inter- gelika machte die gesamte Gruppe eine Wir hatten das Vergnügen, Schwester Walburga ein paar Fragen zu stellen. Sie schreckte vor keiner Frage zurück und wir bekamen einige den Traunsee. Beim Programm stan- views in Kleingruppen erlebten sie den Wanderung an den Ufern des Traun- interessante Details aus ihrem Leben und ihrem Weg im Kloster zu hören. den Ruhe und Besinnung genauso wie herzlichen Austausch mit den wunder- sees, bevor am späten Nachmittag die Ich möchte jetzt noch mehr darauf achten, immer meine Hilfe anzubieten, denn vier Hände schaffen einfach mehr als zwei. Außerdem Spaß und Geselligkeit an oberster Stelle. baren Schwestern hautnah mit. Heimreise angetreten wurde. ■ möchte ich versuchen, die Dinge immer ins Positive zu wenden, denn aus jeder Situation, die noch so aussichtlos erscheint, kann Hoffnung Sr. Stefana begrüßte die Gruppe herz- entstehen und am Ende findet man den richtigen Weg. lich. Ihr „Klostermovie“ gab einen Frisch gestärkt vom „biblischen Abend- Eva Mayerhofer Wir sollten uns alle ein Beispiel an den Schwestern nehmen, uns gegenseitig unterstützen und einen guten Zusammenhalt schaffen. Wenn lebendigen Eindruck vom Leben der essen“ mit Fisch, Brot und Wein mach- Personalentwicklung und Ausbildungs- jeder etwas dazu beiträgt, können wir auch in Zukunft einiges erreichen! ■ Franziskanerinnen. Bei der anschließen- ten alle zusammen eine Fackel- Nacht- koordination bei baierl + demmelhuber » Katja Schreiner | Technische Produktdesignerin | 3. Lehrjahr 20 21
Franziskanerinnen Leben Zu Gast im Ausbildungskonvent St. Elisabeth: So lernen sie das Zusammenleben, tau- schen sich auch mit erfahrenen Schwes- Ordensschwestern führen. Ihre Voraus- setzungen werden genau geprüft, auch O r de nsschweste r wi r d m an n icht vo n Wie wird man Ordensschwester? tern aus“, erklärt Sr. Teresa. ein psychologisches Gutachten wird heute au f mo rge n eingeholt, denn psychische Gesundheit Das Zusammenleben im Konvent ge- ist eine Voraussetzung, um der Verant- staltet sich familiär: Jede Schwester wortung und den Herausforderungen Kennenlernen einer Ordensschwester gewachsen zu Katze Boni nähert sich auf Samtpfoten und schnuppert misstrauisch: In der sein. „Selbstverständlich kann es aber – kleinen Gemeinschaft im Ausbildungskonvent St. Elisabeth im Mutterhaus der wie bei jedem Menschen – im Laufe des Franziskanerinnen von Vöcklabruck fällt es auf, wenn ein Gast da ist. Beim Kü- Lebens Krisen geben, in denen man sich chentisch haben sich die fünf Schwestern, die dort wohnen, eingefunden, auch Hilfe holt“, stellt Sr. Angelika klar. Mitleben die Generaloberin Sr. Angelika ist da. Sie erzählen über den Weg bis zum Eintritt in die Ordensgemeinschaft. Berufs- und Persönlichkeits- bildung: Postulat Während des Postulats sind die Anwär- Derzeit leben im Ausbildungs- Jahren ihre 60jährige Ordenszugehö- terinnen in engem Kontakt mit der Aus- Aufnahmephase konvent St. Elisabeth die Novi- rigkeit feiern wird und die Leiterin des bildungsleiterin, die ihnen die Inhalte (drei Monate) zin Sr. Isabel, Sr. Benedicta, die sich in Ausbildungskonvents, Generalvikarin des Ordens näherbringt. Daneben ar- der Übertrittsphase aus einer anderen Sr. Teresa. „Es ist wichtig, dass die Frau- Everybody ‘s Darling: Hauskatze Boni . beiten sie in ordensnahen Einrichtun- Ordensgemeinschaft befindet, Sr. Eli- en und Schwestern in Ausbildung auch gen mit. „Ich habe in dieser Zeit auch sabeth, die heuer ihr zeitliches Gelüb- mit älteren Schwestern in Kontakt sind bewohnt ihr eigenes Zimmer, das Deutschkurse absolviert und war ‚Mäd- Postulat de erneuert hat, Sr. Pauline, die in zwei und den Alltag gemeinsam verbringen. » Wohnzimmer, die Küche und eine klei- chen für alles‘ im Alten- und Pflegeheim (mind. sechs Monate) ne Kapelle nutzen sie gemeinsam. Auch Sankt Klara. Das mache ich immer noch. das Büro der Ausbildungsleiterin und Daneben arbeite ich jetzt auch in der der Raum, wo der Unterricht stattfindet, Hostienbäckerei“, erzählt Sr. Isabel. Die befinden sich im Konvent. Alle Schwes- gebürtige Kenianerin hat im Sommer Noviziat tern haben Aufgaben im Haushalt und ihr Postulat beendet, jetzt ist sie Novizin wenn es die Arbeit erlaubt, treffen sie im Ausbildungskonvent St. Elisabeth. (zwei Jahre) sich beim gemeinsamen Essen. Die ge- meinsamen Gebetszeiten sind ein fixer Noviziat: Beide Seiten sind offen Punkt im Tagesablauf. In den zwei Jahren des Noviziats wach- sen die jungen Schwestern in den Zeitliche Profess Ordensschwester wird man nicht Orden hinein und setzen sich intensiv (zwei Jahre) von heute auf morgen. mit seinen Inhalten auseinander. Es gibt Oft nutzen junge Frauen, die sich dafür in dieser Zeit wenig Ablenkung von interessieren, das Angebot des „Mitle- außen, dafür eine profunde Ausbildung. bens“, um den Orden besser kennen Erneuerung zeitliche Profess zu lernen. „Nach einer ersten Zeit des „Ich habe als Novizin gelernt, wie wich- (drei Jahre) Kennenlernens folgt das so genann- tig es ist, mir Zeit für Gebete zu neh- te Postulat“, erklärt Sr. Teresa. Bevor es men“, sagt Sr. Elisabeth. Sie ist schon dazu kommt, durchlaufen die jungen zwei Schritte weiter, hat die Gelübde Frauen eine dreimonatige Aufnahme- für zwei Jahre abgelegt und diese im phase, in denen sie ihre Beweggründe Sommer für weitere drei Jahre erneuert. Profess auf Lebenszeit Küchentisch-Gespräch: Generaloberin Sr. Angelika, Sr. Benedicta, Sr. Pauline, Sr. Teresa, Sr. Isabel und Sr. Elisabeth. klären und protokollierte Gespräche mit Beten sei für sie im Arbeitsalltag nicht » 22 23
Sr. Kunigunde: „Jesus lässt sich nicht durch G´scheitsein in die Herzen Franziskanerinnen Leben der Menschen pflanzen.“ immer einfach, meint sie: „Trotzdem ist es wichtig, dranzubleiben. Ich habe „Das Noviziat ist eine sehr intensive Lern- und Übungszeit“, erklärt Sr. Te- Schritt folgt die Erneuerung der Gelüb- de auf weitere drei Jahre. Kasachstan: Herausforderungen des Glaubens durch diese Erfahrung eine Sehnsucht resa. Grundsätzlich gehe es darum, auf nach Gott entwickelt. Sie gibt mir die die Entscheidung über die Aufnahme Es gehe weiterhin darum, sich zu ent- Kraft, die Sendung und das Apostolat zu in die Gemeinschaft, gut vorbereitet zu wickeln, genau zu hinterfragen: „Was verwirklichen.“ Im Alltag habe sie nicht werden. Sr. Angelika betont, wie wich- brauche ich noch, um mein Leben als immer die Möglichkeit, das gemeinsa- tig es sei, dass beide Seiten sich offen Franziskanerin gut zu leben?“ „Es ist me Gebet wahrzunehmen: „Aber ich auf die Erfahrungen einlassen: „Der Or- wichtig, dem Lebensgehorsam treu habe gelernt, dass ich dazu keine Kapel- den prüft genau, ob die Novizin in die zu bleiben“, erklärt Sr. Teresa, „denn es „Aufbruch in den Osten“ hieß 1995 die Devise, unter der die Schwestern den Weg Hoffnung Jugend le brauche. Ich kann das auch morgens Gemeinschaft passt – und umgekehrt: kommt immer wieder vor, dass sich der nach Kasachstan fanden. Eingeladen vom Berliner Priester Lorenz Gawol, der ab So begeistern sich einzelne junge Men- im Bus tun, selbst wenn es dort Ablen- Die Novizin lernt die Gemeinschaft gewählte Weg als nicht passend, nicht 1991 bei den Wolgadeutschen in Nordkasachstan tätig wurde, kamen sie nach schen für gemeinsame Treffen und den kungen gibt.“ kennen und entscheidet, ob das Leben richtig herausstellt - so sind schon neue Tonkoschurowka, im Norden des kasachischen Steppengebietes. Damals war das dort stattfindenden Glaubensaustausch. dort zu ihr passt.“ Orden entstanden!“ Ein Beispiel dafür Dorf fast zu hundert Prozent deutsch, heute ist es leider ein „sterbendes Dorf“. „Das Wissen, ich bin nicht allein, wenn ist die mittlerweile heilig gesprochene ich Jesus als Mitte annehme, gibt Kraft“, Eine wichtige Prämisse des Ordens ist Mutter Teresa, die ursprünglich dem Or- ist Sr. Kunigunde überzeugt. Das normale die Freiwilligkeit. Sr. Angelika: „Wer zu den der ‚Loreto Sisters‘ angehörte, be- Zwei Schwestern leben seit 2016 in wie es unser Ordenscharisma ausdrückt- Alltagsleben stellt sie freilich immer wie- uns kommt, soll glücklich und frei sein, vor sie dem Ruf folgte, in Kalkutta den Kornejewka, in dem Dorf, in dem und das in Freude, mit dem Mut zum Risi- der auf eine große und harte Probe: Trägt es aus Freude tun! Diese Zeit der inten- Ärmsten der Armen zur Seite zu stehen. P. Gawol 1996 eine private Schule initiiert ko und in der Annahme jedes Menschen. mein Glaube? ■ siven Beschäftigung mit seinen Beweg- Bald schlossen sich andere ihr an und sie hatte. Diese ist heute das einzige Dorfgym- Mit unserer Lebensform sind wir Exoten, gründen, in den Orden eintreten zu gründete die Gemeinschaft der Missio- nasium Kasachstans. Das Gymnasium soll aber vielleicht deshalb Zeugen“. wollen, das Hineinwachsen in die Ge- narinnen der Nächstenliebe. jungen Menschen vom Land eine Chance meinschaft, ist so wichtig – die kriegt auf eine gute Ausbildung geben. Auch wenn Ökumene - gelebte Wirklichkeit man später nie wieder!“ Ausbildungskonvent: Gemein- der Lebensstandard gestiegen ist, können In der Schule, in der die beiden Schwes- schaftsleben lernen sich doch viele die Wünsche nicht erfüllen, tern unterrichten, ist Ökumene oder Inter- Profess: Vorerst auf Zeit Wichtig in der Ordensgemeinschaft ist die durch Fernsehen und Internet geweckt religiosität kein Thema, sondern gelebte „Niemand hat mich gezwungen, ich die Beziehungsfähigkeit, die Bereitschaft, werden. Alkohol ist die Droge der Verlierer. Wirklichkeit. Sr. Agnes: „Wir feiern den habe mich frei entschieden“, bestäti- mit anderen zusammenzuleben, sie an- Tag der Nächstenliebe zum Martinsfest gen die Novizinnen, wenn sie die Ge- zunehmen und im Sinne der Gemein- Was wollen die Schwestern mit einem Lichterumzug durch das Dorf, lübde ablegen. Das geschieht vorerst schaft auch Kompromisse einzugehen. bewirken? einem Spiel und nicht zuletzt mit einer Tat für zwei Jahre. Die Entscheidung, ob Sr. Angelika zitiert den heiligen Franzis- Ist es eine vergebliche Mühe, Menschen der Nächstenliebe, indem die Schüler ge- sie zu den zeitlichen Gelübden – der kus, der sagte: „Der Herr hat mir Brüder für den Glauben an Jesus zu gewinnen? sammelte Kleidung zu armen Menschen Profess – zugelassen werden, trifft die gegeben – wir sind einander geschenkt.“ Die Schwestern sagen klar: Nein. Es ist im Dorf bringen. Auch das Nikolausfest Provinzoberin mit dem Provinzrat. „Die „Geschenkt“ impliziere, „nicht selbst zwar ein mühsamer Prozess des Suchens hat seinen Platz im Schulalltag und nicht Jahre der zeitlichen Profess sind dazu ausgewählt“. Wie in einer Familie müsse nach Wegen, um bei Menschen die Fra- zuletzt Weihnachten, wo alljährlich in ei- da, das Charisma und die Sendung man die Mitglieder der Gemeinschaft ge nach Gott zu wecken. Gewiss ist, dass nem Theaterstück das Geheimnis - GOTT zu vertiefen“, erklärt Sr. Pauline, die annehmen. Beziehungsfähigkeit sei des- nicht das Bereden, Diskutieren oder Über- EIN MENSCH UNTER UNS - zum Ausdruck zwanzig Jahre die Junioratsschwestern halb eine wichtige Eigenschaft für die reden hier etwas bringen. „Jesus lässt sich kommt. Unser Umfeld ist ja russisch-or- begleitet hat. Daneben gehen die Ordensfrauen. „Der Ausbildungskonvent nicht durch G´scheitsein in die Herzen der thodox, islamisch und nur zum kleinen Schwestern ihrer Arbeit nach und tau- bietet hier ein besonders gutes Lernfeld“, Menschen pflanzen“, meint Sr. Kunigunde. Teil katholisch, evangelisch oder baptis- schen sich regelmäßig mit erfahrenen erklärt Sr. Teresa. „In unserer kleinen Ge- „Das gelebte Zeugnis eines oft auch sehr tisch. Diese Buntheit wird auch in den Ordensfrauen aus. „Auch in dieser Zeit meinschaft kommen immer wieder neue anstrengenden Alltags ist unsere ganze Sommer-Kinderlagern gelebt. Es ist dies Sr. Agnes: „Unser Umfeld ist ist es wichtig, immer wieder zu prü- Mitglieder dazu, andere gehen weg, Kraft, die wir uns im täglichen Gebet ho- ein jährlich erwartetes und begeistert auf- russisch-orthodox, islamisch und nur zum kleinen Teil fen: Passe ich in diese Gemeinschaft?“ manche kommen als Gäste, leben einige len und uns so stärken für diesen Dienst: genommenes Ereignis für alle - mit Kate- katholisch, evangelisch Musik, Musik, Musik: Sr. Isabel am Klavier (oben), Sr. Benedicta oder baptistisch.“ an der Orgel (mitte) und Sr. Elisabeth an der Gitarre (unten). betont Sr. Pauline. Denn im nächsten Zeit im Konvent mit.“ (sam) ■ Mit CHRISTUS an der Seite der Menschen, chese und Freizeitgestaltung.“ 24 25
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