EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin

 
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EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
Frühjahr 2022

                                   AUS
                                  IHRERN
Das Magazin der                   REGIO
für Gesundheit und Soziales

Telemedizin
FERNBLICK
AUF DAS HERZ

EINE NEUE
CHANCE
Das Regionale Betreuungszentrum
Bitburg gibt Perspektiven

Doneck Dolphins
VIEL MEHR ALS
BEHINDERTENSPORT
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
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                                                   Fernblick
                                                auf das Herz
                                      Die Digitalisierung verändert
                                            das Gesundheitswesen.
                                               Dabei spielt auch die
                                           Telemedizin eine immer
                                                      größere Rolle.

                         Eine neue Chance TEILHABE
                     Morgens aufstehen, zur Arbeit
                         gehen und abends Freizeit
                    beim Sport oder zusammen mit
                      Freunden verbringen: Für die
                    meisten Menschen ist das Alltag.
                      Nicht aber für Michael Klasek
                       und viele andere Klienten im
                        Regionalen Betreuungszen­
                    trum der Barmherzigen Brüder
                       Schönfelderhof. Sie kämpfen
                         mit schweren psychischen
                       Krankheiten und kennen oft
                     keinen geregelten Tagesablauf

                                                             4
                     mehr. Ein professionelles Team
                      steht ihnen deshalb rund um
                    die Uhr zur Seite und erarbeitet
                       mit ihnen neue Perspektiven
                                    für die Zukunft.

                                                                       10
                                                                       Vegan, aber gesund!
Foto: istockphoto

                                                                       Beim Blick in das vegane Supermarktregal kann
                                                                       man schnell den Eindruck gewinnen, dass sich Veganer
                                                                       vor allem von Sojaschnitzeln und Lupinennuggets
                                                                       ernähren. Weit gefehlt: Wer auf seine Nährstoffver­
                                                                       sorgung achtet, lebt auch als Veganer gesund.

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EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
editorial

                                      „Viel mehr als
                                      Behindertensport!“
                                      Seit Mitte der 1990er-Jahre ist                                 Werner Schmitz
                                      der Rollstuhl-Sportclub Rollis                                  Hausoberer
                                      1985 Trier e. V. erstklassig.                                   Barmherzige Brüder
                                      Das Brüderkranken­haus Trier                                    Schönfelderhof
                                      fördert die Doneck Dolphins
                                      über eine Laufzeit von zu­

                       22
                                      nächst fünf Jahren. Offizieller
                                      Anpfiff der Kooperation war
                                      bei einem Heimspiel vor
                                      überschaubarer Kulisse.

 INHALT                                                                 LIEBE LESERINNEN UND LESER,
		                                                                      Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben
		teilhabe                                                              oft Ängste, die sich andere – selbst bei aller Einfühl­
 4 Eine neue Chance                                                     samkeit – kaum vorstellen können. Dabei haben viele
 9 Langfristige Perspektiven bieten                                     vermeintlich Gesunde Angst vor psychisch Erkrankten.
                                                                           Als Barmherzige Brüder Schönfelderhof betreu­
		gesund&fit
                                                                        en wir viele Menschen mit psychischen Erkrankun­
10 Vegan, aber gesund!
                                                                        gen im westlichen Rheinland-Pfalz. Immer wieder
		telemedizin                                                           kommen auch Menschen zu uns, die aufgrund ihrer
12 Fernblick auf das Herz                                               besonderen Symptomatik viele der anderen noch
16 Schlaganfälle sicher erkennen                                        kränker machen und damit auch uns als Einrichtung
                                      Bei Fragen rund um Ihre           überfordern. Oft handelt es sich dabei um junge Men­
		kurz&knapp
                                      Gesundheit helfen wir Ihnen       schen mit fremd- und/oder selbstgefährdendem Ver­
18 Nachrichten aus der Region         gerne weiter. Schreiben Sie uns   halten. Sie mussten schon häufig den Betreuungsrah­
		inklusion                           unter: info@bk-trier.de oder      men wechseln, weil ihr Umfeld es schlichtweg nicht
22 Viel mehr als Behindertensport!    info@bb-schoenfelderhof.de        mehr mit ihnen ausgehalten hat.
                                                                           Vor zehn Jahren haben die damals fachlich Verant­
		rheuma
                                                                        wortlichen unserer Einrichtung ein Konzept mit dem
24 Patienten durchs Leben
                                                                        Ziel erstellt, für diesen Personenkreis, der bis dahin in
		begleiten
                                                                        andere Bundesländer verlegt wurde, ein Angebot in
                                                                        Heimatnähe anbieten zu können. Im Frühjahr 2019
28   Kinderseite
                                                                        öffnete schließlich das Regionale Betreuungszentrum
29   Kreuzworträtsel
                                                                        Bitburg, kurz RBZ Bitburg.
30   zumschluss
                                                                           Wie das Team den Menschen dort seither hilft, wie­
31   Impressum
                                                                        der Perspektiven für ein selbstständiges Leben zu fin­
                                                                        den, erfahren Sie ab Seite 4.
                                                                           Für uns als Barmherzige Brüder Schönfelderhof
                                                                        sind dies ermutigende Erfahrungen, die uns bei allen
                                                                        herausfordernden Alltagssituationen hoffnungsvoll
                                                                        in die Zukunft blicken lassen.

                                                                        Ich wünsche Ihnen viel Spaß und gute Anregungen
                                                                        bei der Lektüre.

                                                                        Ihr

                                                                        Werner Schmitz

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                        3
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
teilhabe

TEXT: LENA REICHMANN | FOTOS: ANDRÉ LOESSEL

EINE NEUE
CHANCE
Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen und
abends Freizeit beim Sport oder zusammen
mit Freunden verbringen: Für die meisten
Menschen ist das Alltag. Nicht aber für
Michael Klasek und viele andere Klienten
im Regionalen Betreuungszentrum der
Barmherzigen Brüder Schönfelderhof.
Sie kämpfen mit schweren psychischen
Krankheiten und kennen oft keinen gere­
gelten Tagesablauf mehr. Ein professionelles
Team steht ihnen deshalb rund um die
Uhr zur Seite und erarbeitet mit ihnen
neue Perspektiven für die Zukunft.

4
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
Kochen für die
                     gesamte Gruppe –
                     auch das gehört
                     für die Klienten
                     wie Michael Klasek
                     (re.) im Regionalen
                     Betreuungszentrum
                     zum Tagesablauf.

BBT-Magazin 1/2021                     5
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
sich nicht mehr selbst befreien konnte.
                                                                                           „Ich geriet an die falschen Leute und
                                                                                           kam am Ende sogar in die Justizvoll­
                                                                                           zugsanstalt. Das war eine sehr schwere
                                                                                           Zeit.“ Weil Michael, wie ihn alle im Be­
                                                                                           treuungszentrum nur nennen, keinen
                                                                                           Ausweg aus seiner Situation mehr fand,
                                                                                           bekam er nach der Entlassung aus der
                                                                                           Justizvollzugsanstalt einen gesetzlichen
                                                                                           Betreuer zur Seite gestellt. Sein Einzug
                                                                                           ins RBZ war eine weitere Auflage.
                                                                                                „Viele unserer Klienten haben in ih­
                                                                                           rer Vergangenheit mit Drogenproblemen
                                                                                           zu kämpfen gehabt, leiden unter Psycho­
                                                                                           sen oder Aggressionen gegen sich selbst
                                                                                           bis hin zu Suizidversuchen“, sagt Paula
                                                                                           Wirz. Die Psychologin steht den Men­
                                                                                           schen in der Einrichtung zur Seite und
Für Michael Klasek ist die Zeit im RBZ bald vorbei. Er hat wieder Pläne und eine Per­
                                                                                           unterstützt die Betreuer. Mindestens ein­
spektive für sein Leben gefunden.
                                                                                           mal in der Woche können die Klienten

D
                                                                                           mit ihr über ihre Sorgen sprechen und
                                                                                           dabei auch sich selbst besser kennen und
              er Bildschirm zeigt 5.30 Uhr     helfen, mit ihrer Krankheit besser um­      verstehen lernen. „Ich versuche immer,
              an, als Michael Klasek sein      zugehen und wieder selbstständiger am       das Positive hervorzubringen. Denn viele,
              Handy in die Hand nimmt,         Alltag teilzunehmen, wurde 2019 das         die zu uns ins RBZ kommen, sind gerade
              um den Weckton auszustel­        RBZ im Herzen von Bitburg geschaffen.       zu Beginn sehr negativ eingestellt. Mir ist
              len. Noch etwas verschlafen      Das moderne Gebäude ist nur wenige          es wichtig, dass sie ihre Stärken erkennen
              steht er auf, knipst per Fern­   Gehminuten von der Fußgängerzone in         und diese nutzen. Dazu gehört auch, sich
bedienung das Licht in der selbst gebau­       der belebten Innenstadt entfernt. „Hier     intensiv mit seiner Krankheit auseinan­
ten Lampe an und schlüpft in T-Shirt und       können wir Menschen mit herausfor­          derzusetzen und zu verstehen, woher das
Hose. Dann verschwindet er kurz im Ba­         dernden Krankheiten intensiv betreuen       eigene Verhalten kommt.“
dezimmer, das sich in einem abgetrenn­         und ihnen wieder eine Perspektive auf­
ten Bereich des Raumes befindet. Wenige        zeigen“, so Müngersdorff.                   Neuer Alltag
Minuten später verlässt der 20-Jährige
sein Zimmer und geht den Gang hinun­           Letzter Ausweg RBZ                          „Anfangs war das eine große Umstellung.
ter zum Treppenhaus. Rechts und links                                                      Ich musste mich erst einmal an die neuen
befinden sich weitere Türen. Dahinter ist      Den Glauben daran, dass er im Leben         Umstände gewöhnen und daran, wieder
es noch ruhig. Die meisten Klienten des        noch eine neue Chance bekommt, hat­         einen festen Tagesablauf zu haben“, er­
Regionalen Betreuungszentrums (RBZ)            te Michael Klasek schon verloren. Als       zählt Michael Klasek. Damals habe er sich
der Barmherzigen Brüder Schönfelder­           er im September 2019 ins RBZ kam,           auch den Betreuern gegenüber nicht im­
hof in Bitburg schlafen noch.                  ging es ihm, wie er selbst sagt, „richtig   mer fair verhalten, hatte Probleme, seine
     Das RBZ ist für viele ein Zufluchts­      dreckig“. In Bitburg endete für ihn eine    Emotionen zu kontrollieren. „Ich habe es
ort, an dem sie in einem geschützten           Abwärtsspirale: „Ich kam schon im Al­       jedem hier wirklich nicht leicht gemacht.
Umfeld wieder zurück ins Leben finden          ter von acht Monaten in eine Pflege­        Aber alle waren immer freundlich und
können. „Zu uns kommen Menschen                familie und später in ein Jugendheim.       hilfsbereit, das hat mir geholfen“, sagt
mit schwerwiegenden psychischen Er­            Als ich 18 wurde, musste ich das Heim       er auf dem Weg zur Eingangstür. Dabei
krankungen. Viele von ihnen befinden           verlassen. Damals wusste ich nicht, wo      kommt er am rund um die Uhr besetzen
sich seit Jahren in tiefen Krisen und          ich hingehen sollte, und endete auf         Dienstzimmer der Betreuer vorbei, grüßt
sind in anderen Einrichtungen bereits          der Straße“, erinnert er sich. Der junge    freundlich und hält einen Chip an das Le­
gescheitert“, erklärt die Leiterin Fran­       Mann stand vor dem Nichts und fiel in       segerät neben der Tür. Ein leises Klickge­
ziska Müngersdorff. Um ihnen dabei zu          ein tiefes emotionales Loch, aus dem er     räusch ertönt und er tritt ins Freie.

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EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
VIDEO
              Michael Klasek stellt das
                                                                                                                  teilhabe
              RBZ Bitburg und die Menschen
              dort im Video vor.

    Das ist im RBZ keine Selbstver­
ständlichkeit. Obwohl es, anders als in
ähnlichen Einrichtungen, keinen ge­
schlossenen Bereich gibt und alle Kli­
enten in zwei Wohngruppen zusam­
menleben, dürfen einige das Haus nicht
oder nur unter bestimmten Voraus­
setzungen verlassen – Grund dafür ist
meist ein gesetzlicher Unterbringungs­
beschluss. „Gerade zu Beginn ihrer
Zeit bei uns sind einige Klienten sehr
aufgewühlt und müssen erst langsam
lernen, wieder Verantwortung zu über­
nehmen. Ihre Bezugsbetreuer unter­           Unterstützung geben, aber auch Regeln vereinbaren – das leistet das Team im RBZ
stützen sie dabei und legen mit ihnen        Bitburg um Leiterin Franziska Müngersdorff (li.) und Stellvertreterin Michaela Ney.
auch klare Regeln fest“, sagt Franziska
Müngersdorff. Der außergewöhnlich            Erste Schritte ins Berufsleben              psychischen Erkrankungen behutsam
hohe Betreuungsschlüssel ist wichtiger                                                   auf das Arbeitsleben vorbereitet, können
Bestandteil des Konzepts im RBZ: Jeder       „Inzwischen arbeite ich in den St. Bern­    bei Praktika unterschiedliche Berufsbil­
Klient bekommt einen Betreuer zur            hards-Werkstätten auf dem Schönfel­         der kennenlernen und auch eine Ausbil­
Seite gestellt, der ihr oder ihm wäh­        derhof. Aktuell bin ich im Bereich Gar­     dung absolvieren. Schon kurz nach sei­
rend des Aufenthalts als Bezugsperson        ten- und Landschaftsbau eingesetzt. Das     nem Einzug ins RBZ hat der 20-Jährige
beisteht. Gemeinsam werden dann              macht mir zwar schon großen Spaß, ich       in der Einrichtung die ersten Schritte in
Ziele festgelegt. „Dazu gehören auch         möchte aber auch noch den Beruf des         Richtung Berufstätigkeit unternommen.
Treffen mit der Familie und Freunden         Lageristen kennenlernen“, sagt Michael      Dazu steht den Klienten ein voll ausge­
oder Ausflüge, wenn es der Unterbrin­        Klasek und schwingt sich auf sein Fahr­     statteter Werkraum zur Verfügung. Je­
gungsbeschluss zulässt. Die Teilhabe         rad. Unter der Woche fährt er jeden Tag     den Tag organisieren die Betreuer dort
am sozialen Leben und später, wie in         20 Kilometer mit dem Rad nach Zemmer        andere Aktivitäten – von handwerkli­
Michaels Fall, auch am Arbeitsleben ist      zu den Werkstätten, die ebenfalls zu den    chen Tätigkeiten über Gartenarbeit bis
immer unser Ziel“, betont die Einrich­       Barmherzigen Brüdern Schönfelderhof         zum Kochen für die gesamte Gruppe.
tungsleiterin.                               gehören. Hier werden Menschen mit                „Die Menschen, die zu uns kom­
                                                                                         men, kennen oft keinerlei Tagesstruk­
                                                                                         tur“, sagt Michaela Ney, stellvertretende
                                                                                         Einrichtungsleiterin. Deshalb stellen
                                                                                         die Bezugsbetreuer mit jedem Klienten
                                                                                         einen individuellen Plan auf, was wann
                                                                                         zu erledigen ist. Zusätzlich werden in
                                                                                         einer wöchentlichen Klientenrunde
                                                                                         Gruppendienste verteilt wie kochen,
                                                                                         Blumen gießen oder den Müll raus­
                                                                                         bringen. „Darüber hinaus machen wir
                                                                                         unterschiedliche tagesstrukturierende
                                                                                         Angebote. Kürzlich haben wir zum Bei­
                                                                                         spiel einen eigenen Fitnessraum einge­
                                                                                         richtet. Und auch die Arbeitstherapie
                                                                                         gehört dazu“, ergänzt Ney.

                                                                                         Sich selbst kennenlernen

                                                                                         Bei insgesamt 16 Bewohnern mit
                                                                                         heraus­fordernden Krankheitsbildern
Sich ausprobieren, Talente entdecken, etwas Eigenes schaffen; auch dafür ist
das Regionale Betreuungszentrum ein Ort.
BBT-Magazin 1/2022                                                                                                                 7
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
teilhabe

                                                                                        der Kontakt zu Freunden und Familie
                                                                                        in Krisensituationen, die einen Unter­
                                                                                        bringungsbeschluss zur Folge haben,
                                                                                        ab. „Das versuchen wir zu verhindern,
                                                                                        indem wir die Klienten ermutigen,
                                                                                        ihre sozialen Bindungen zu stärken.
                                                                                        Dazu gehört auch, Familienbesuche zu
                                                                                        begleiten“, sagt sie. Im besten Fall ent­
                                                                                        wickle sich das Verhältnis dabei so po­
                                                                                        sitiv wie bei Michael Klasek. Denn: „Der
                                                                                        Aufenthalt im RBZ ist auf maximal fünf
                                                                                        Jahre begrenzt. In dieser Zeit sollen un­
                                                                                        sere Klienten sich auch auf das Leben
                                                                                        danach vorbereiten“, sagt sie. Das kann
Ob Gartenarbeit oder handwerkliche Tätigkeiten – die Betreuer organisieren
                                                                                        zum Beispiel in einer anderen Einrich­
jeden Tag andere Aktivitäten für die Klienten.
                                                                                        tung der Barmherzigen Brüder Schön­
funktioniert das alles nicht immer rei­     zwischen deutlich besser geht, wird er      felderhof sein, wie im Fall von Michael.
bungslos. „Es gibt hier auch explosive      schon bald das RBZ verlassen und ein             „Anfang 2022 werde ich umziehen,
Tage, die von Wut, Anspannung und           Apartment auf dem Schönfelderhof            darauf freue ich mich schon sehr“, erzählt
Aggression geprägt sind“, sagt Paula        beziehen. Dass er seine Abende in der       der junge Mann, der sich schon früh von
Wirz. Zum Konzept der Einrichtung           Einrichtung verbringt, ist schon jetzt      den anderen auf der Terrasse verabschie­
gehört jedoch, dass die Betreuungsper­      seltener geworden: „Ich habe ein gutes      det hat, auf dem Weg zurück in sein Zim­
sonen den Betroffenen auch in solchen       Verhältnis zu meinen Pflegeeltern und       mer. Dieses Mal begegnen ihm unterwegs
Ausnahmesituationen stets respektvoll       verbringe die Wochenenden oft bei ih­       immer wieder andere Bewohner, die er
begegnen und niemand fixiert oder           nen in Frankfurt. Den Kontakt zu mei­       freundlich grüßt. Aus vielen Zimmern
medikamentös ruhiggestellt wird. Ein        nem alten Freundeskreis habe ich zwar       ertönt Musik und in der Küche duftet es
Deeskala­ tionstrainer unterstützt Be­      abgebrochen, weil ich gemerkt habe,         noch nach dem Curry, das einige Klien­
troffene dabei, ihre Emotionen besser       dass mir das nicht gutgetan hat. Dafür      ten mittags aus frischen Zutaten zuberei­
zu kontrollieren. „Hier ist kein Tag wie    habe ich aber neue Freunde gefunden.“       tet haben. Michael Klasek geht zielstrebig
der andere und das kann herausfor­                                                      auf seine Tür zu, hält den Chip ans Schloss
dernd sein. Umso schöner ist es, zu se­     Soziale Bindungen stärken                   und drückt sie auf. „Nach so einem langen
hen, wie die Klienten sich im Laufe der                                                 Tag bin ich immer geschafft. Und morgen
Zeit zum Positiven entwickeln, Selbst­      Das ist nicht selbstverständlich, wie Mi­   muss ich wieder früh raus“, sagt er und
kontrolle lernen und Motivation entwi­      chaela Ney hervorhebt. Häufig breche        lässt sich auf sein Bett fallen. ■
ckeln“, berichtet die Psychologin.
     So war es auch bei Michael Klasek,
der inzwischen von seiner Arbeit in der
Werkstatt zurückgekehrt ist und sich zu
einigen anderen Klienten auf die Ter­
rasse vor dem offenen Koch- und Ess­
bereich gesellt hat. „Ich habe meine Zeit
gebraucht. Aber zum Glück habe ich ei­
nen Betreuer, der sich immer für mich
eingesetzt hat“, sagt er. Weil es ihm in­

    16 Bewohner in zwei Wohngruppen:
     Im RBZ lernen die Klienten, mit sich
          und auch mit anderen wieder
                    besser umzugehen.

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EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
Wolfgang Michaely

„Wir bieten
 langfristige
 Perspektiven“
 Wolfgang Michaely ist als Fach­              die Lücke in der Versorgungslandschaft        Motivationsprobleme. Wir helfen ihnen
 leiter der Psychiatrischen Dienste           schließen. Dabei übernehmen wir als Trä-      dabei mit tagesstrukturierenden Angebo-
 für alle Einrichtungen unter dem             ger die Verantwortung.                        ten wie gemeinsamen Aktivitäten in der
 Dach der Barmherzigen Brüder                                                               Gruppe oder der Arbeitstherapie. Denn
                                              Das Ziel ist es, die Klienten während         ein geregelter Tagesablauf ist eine wichti-
 Schönfelderhof verantwortlich.
                                              ihres Aufenthalts so zu stärken, dass         ge Voraussetzung für ein eigenständiges
 Ihm liegt es besonders am Herzen,            sie wieder in ein selbstständigeres           Leben.
 den Menschen in unterschiedlichen            Leben zurückkehren können. Wel­
 Lebenssituationen individuelle               che Anforderungen stellt das an die           Sie haben schon angesprochen, dass
 Betreuungsangebote zu machen                 Einrichtung?                                  langfristige Beziehungen von zentra­
 und ihnen langfristige Perspektiven          Die wichtigsten Eckpfeiler unserer Arbeit     ler Bedeutung sind. Was bedeutet das
 zu bieten. Für ihn ist das Regionale         sind die hohe Fachlichkeit und die zur        für die Zeit nach dem Aufenthalt im
 Betreuungszentrum (RBZ) in Bitburg           Verfügung stehenden Kapazitäten. Das          RBZ?
 ein wichtiger Baustein dieses um­            ermöglicht den Bezugsbetreuern, sehr          Durch das Netzwerk der Barmherzigen
 fassenden Konzepts.                          intensiv mit den Klienten zu arbeiten – in    Brüder Schönfelderhof, bestehend aus
                                              der Regel im 1:1-Verhältnis. Außerdem         14 Einrichtungen mit Unterstützungsan-
 Herr Michaely, das RBZ hat sich in kur­      ist unser Angebot zeitlich begrenzt. Die      geboten in den Bereichen soziale Teilhabe,
 zer Zeit zu einer zentralen Anlaufstel­      Menschen können und sollen ihre Zeit in       Wohnen, Tagesstruktur, Beratung und Teil-
 le für Menschen in der Versorgungs­          der Einrichtung der Eingliederungshilfe       habe am Arbeitsleben an acht Standorten,
 region um Bitburg entwickelt, die an         nutzen, um für sich eine Perspektive und      bieten wir den Menschen auch über ihren
 anderer Stelle bereits gescheitert sind.     Lebensentwürfe zu entwickeln. Deshalb         Aufenthalt im RBZ hinaus Perspektiven. Je
 Wie unterscheidet sich das Angebot           haben wir uns bewusst für einen Standort      nach individuellem Unterstützungsbedarf
 von anderen Einrichtungen?                   mitten im Stadtzentrum entschieden, um        stehen dafür zum Beispiel unterschiedliche
 Das RBZ und das Konzept dahinter sind        ihnen die Möglichkeit, sich im öffentlichen   Wohnformen und Arbeitsangebote in un-
 das Ergebnis einer intensiven Ausein-        Raum zu bewegen, sicherzustellen.             seren Werkstätten zur Verfügung. Wir ver-
 andersetzung mit den Bedürfnissen der                                                      stehen uns daher ganz klar als verlässlicher
 Menschen in unserer Region. Chefärzte        Das Thema „Teilhabe“ ist auch Kern der        und langfristiger Partner auf Augenhöhe.
 aus ganz Rheinland-Pfalz haben in einer      Arbeit der Betreuer vor Ort. Vor welchen
 Expertenkommission daran mitgewirkt          Herausforderungen stehen sie dabei?
 und auch die Kommunen waren in Ar-           Im RBZ unterstützen wir die Klienten           Erdorfer Straße 19
                                                                                             54634 Bitburg
 beitskreisen vertreten. Unser Ziel war und   in den Bereichen soziale Teilhabe und          Tel.: 06561 6041820
 ist es, ein hochkomplexes Betreuungsange-    Teilhabe am Arbeitsmarkt. Wenn die             f.müngersdorf@fbb-schönfelderhof.de
 bot für Menschen zu schaffen, die sich in    Menschen zu uns kommen, haben sie
 immer wiederkehrenden Krisensituationen      oft Schwierigkeiten, stabile Beziehungen       Ihr Kontakt
                                                                                             Regionales Betreuungszentrum (RBZ)
 befinden. Mit diesem Angebot wollen wir      aufzubauen, viele haben darüber hinaus

 BBT-Magazin 1/2022                                                                                                                   9
EINE NEUE CHANCE FERNBLICK AUF DAS HERZ - Telemedizin
gesund&fit

VEGAN, ABER GESUND!
Beim Blick in das vegane Supermarktregal kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass sich
Veganer vor allem von Sojaschnitzeln und Lupinennuggets ernähren. Weit gefehlt: Wer auf seine
Nährstoffversorgung achtet, lebt auch als Veganer gesund.
Sich vegan zu ernähren, das heißt, tieri-    Form von frittierten und nährstoffarmen            Mit einem optimierten Speise-
sche Lebensmittel wie Fleisch, Ei, Milch     Snacks auf dem Teller, ist das sogar unge-   plan, der alle fünf pflanzlichen Le-
und Honig von seinem Speiseplan zu           sund. Vegane Kost muss abwechslungs-         bensmittelgruppen – Obst, Gemüse,
streichen. „Das hat viele Vorteile für die   reich und aus frischen vollwertigen Le-      Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte sowie
Gesundheit, die Umwelt und das Tier-         bensmitteln zusammengestellt werden,         Nüsse und Samen – enthält, sollten Sie
wohl. Viele Veganer essen bewusster          um gesundheitsfördernd zu sein. Denn         den Bedarf decken können. Spezial­
und auch deutlich vitamin- und bal-          nur so nimmt man Ballaststoffe, gesun-       produkte wie Tofu sind kein Muss,
laststoffreicher. Durch den fehlenden        de Pflanzenstoffe, Folsäure und andere       bringen aber Vielfalt. Erhöhen Sie
Fleischkonsum kann man unter ande-           wichtige Nährstoffe ausreichend zu sich.     auch die Portionsgrößen etwas, denn
rem das Darmkrebsrisiko reduzieren“,              Vegane Ernährung muss geplant           pflanzliche Lebensmittel sind vergli-
erklärt Dr. Lisa Schreyer, Internistin       sein, weiß Dr. Schreyer: „Achten Sie da-     chen mit tierischen Produkten in der
und Ernährungsmedizinerin am Dia-            rauf, Ihren Nährstoffbedarf zu decken.       Regel kalorienärmer. Das kann anfangs
ko Mannheim. Außerdem kann es vor            Insbesondere sollten Sie auf eine ausrei-    ungewohnt sein, aber nach kurzer Zeit
Übergewicht, Bluthochdruck und Fett-         chende Calcium-, B-Vitamin-, vor allem       gewöhnt sich der Magen-Darm-Trakt
stoffwechselstörungen schützen sowie         Vitamin B12-, Eiweiß- und Eisenzufuhr        an das größere Volumen und die Bal-
das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-      achten und gegebenenfalls durch Nah-         laststoffe.“ Kindern, Schwangeren und
Kreislauf-Erkrankungen senken.               rungsergänzungsmittel substituieren.         Stillenden rät die Deutsche Gesell-
     Einfach nur Tierisches wegzulassen,     Auch bestimmte Omega-3-Fettsäuren,           schaft für Ernährung von der veganen
reicht für diese positiven Effekte aber      die in fetten Fischen stecken, muss man      Ernährung ab. Wer sich dennoch dafür
nicht aus. Finden sich dafür vermehrt        versuchen, über beispielsweise Algenöl       entscheidet, sollte sich von einem Arzt
Körner, Gemüse und Co. vor allem in          zuzuführen.                                  beraten lassen.

WELCHE NAHRUNGS­MITTEL WAS LIEFERN
Omega-3-Fettsäuren                           Calcium                                      Zink
Lein-, Chia-, Hanfsamen, Walnüsse,           Bohnen, Sesam, grünes Blattgemüse,           Bohnen, Nüsse, Samen, Haferflocken,
Seetang                                      Mandeln                                      Hefeflocken

Protein                                      Eisen
Soja(produkte), Nüsse, Vollkornprodukte,     Hülsenfrüchte, Getreide, grünes Ge-
grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Quinoa         müse, Nüsse, Samen

                                                                                                               BBT-Magazin 1/2022
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                                                                                                             Tomaten-Kichererbsen-
TIPPS FÜR DEN EINSTIEG INS VEGANE LEBEN:
                                                                                                             Eintopf
Ei ersetzen: 60 g Apfelmus plus eventu-     Tofu ist nicht nur ein guter Eiweißlie-
ell 1 TL Pflanzenöl eignen sich hervorra-   ferant: Sehr fein zerkrümelt und scharf                          Zutaten
gend für Gebäck, das Bindung braucht,       angebraten liefert er die Basis für vegane                       1 Zwiebel
aber vor allem saftig sein soll.            Bolognesesaucen, Chili sin carne oder                            1 Knoblauchzehe
                                            andere Hack-Gerichte. Fein püriert lassen                        1 Chilischote
Aquafaba (Kichererbsenwasser) ist           sich daraus auch Bratlinge, beispielsweise                       300 g Tomaten
eine gute Alternative zu Eischnee. 25–30    für Burger, herstellen.                                          2 Dosen Kichererbsen
ml Kichererbsenwasser entsprechen unge-                                                                      2 EL Öl
fähr einem Eiweiß.                          Auch aus Bohnen lassen sich Bratlinge                            1–2 EL Tomatenmark
                                            zubereiten. Wie alle Hülsenfrüchte sind                          1 Dose Kokosmilch
Übrigens: In vielen Teigen wie Hefe- oder   sie sehr eiweißreich.                                            750 ml Gemüsebrühe
Mürbeteigen kann das Ei im Rezept ein-                                                                       1 TL Kurkuma
fach weggelassen werden.                    Pflanzliche Butter oder Kokosöl                                  ½ TL Kreuzkümmel
                                            können als Ersatz für Butter dienen.
                                                                                                             Zubereitung:
                                                                                                             Zwiebel, Knoblauch und Chili fein hacken.
                                                                                                             Tomate klein würfeln. Kichererbsen wa-
                                                                                                             schen und abtropfen lassen.

                                                                                                             Zwiebel, Knoblauch und Chili in Öl an-
                                                                                                             dünsten. Tomatenmark unterrühren, kurz
                                                                                                             anschwitzen. Mit Kokosmilch und Brühe
                                                                                                             ablöschen, Tomate zugeben und auf-
                                                                                                             kochen. Mit Salz, Pfeffer, Kurkuma und
                                                                                                             Kreuzkümmel würzen. Circa 15 Minuten
                                                                                                             köcheln lassen. 5 Minuten vor Ende der
                                                                                                             Garzeit Kichererbsen zugeben.

                                                                                                             Bei Bedarf mit Koriander oder Petersilie
                                                                                                             bestreut servieren. Dazu passt ein grüner
                                                                                                             Salat.

                                                                                                             Guten Appetit!

                                                                                                                                    Dr. Lisa Schreyer,
                                                                                                                                    Internistin und
                                                                                                                                    Ernährungsmedizinerin
                                                                                                                                    am Diako Mannheim
                                                                                         Foto: istockphoto

BBT-Magazin 1/2022
                                                                                                                                                 11
telemedizin

Privatdozent Dr. Frederik Voss,
Chefarzt Rhythmologie: „Durch
die Telemedizin können wir nicht
nur Patienten mit implantierten
Rhythmusaggregaten überwachen,
sondern auch Herzrhythmus­
störungen frühzeitig erkennen.“

12                                 BBT-Magazin 1/2022
TEXT: ANNE BRITTEN | FOTOS: ANDRÉ LOESSEL, WILLY SPEICHER

                     FERNBLICK
                     AUF DAS HERZ
                     Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen.
                     Dabei spielt die Telemedizin eine immer größere Rolle.
                     Besonders im ländlichen Raum wird ihre Bedeutung
                     bei der Patientenversorgung zunehmen. Schwerpunkte
                     sind die Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Rehabilita­
                     tion – so auch bei Herzpatienten.

                     D
                                   as Herzzentrum Trier und                           Bereits 2010 wurde die Fernüberwa­
                                   auch weitere Fachabtei­                       chung von Patienten mit implantierten
                                   lungen des Brüderkran­                        Rhythmusaggregaten am Krankenhaus
                                   kenhauses Trier bieten                        der Barmherzigen Brüder Trier initiiert
                                   heute schon eine Vielzahl                     und über die Jahre erfolgreich ausge­
                     an telemedizinischen Versorgungsange­                       baut. Heute ist das Herzzentrum Trier in
                     boten“, erklärt Professor Dr. Nikos Wer­                    diesem Bereich einer der größten Anbie­
                     ner, Chefarzt Kardiologie und Leiter des                    ter in Deutschland. Für die rhythmologi­
                     Herzzentrums Trier. „Die verschiedenen                      sche Fernüberwachung ist die Abteilung
                     telemedizinischen Angebote des Herz­                        Rhythmologie des Herzzentrums seit
                     zentrums Trier möchten wir nun mit der                      vielen Jahren als „CareLink“-Referenz­
                     Gründung eines kardiologischen Teleme­                      zentrum ausgezeichnet. „Dabei stellt
                     dizinzentrums zusammenführen, um so                         die telemedizinische Überwachung der
                     die Patientenversorgung auch über den                       Patienten neben rein technischen Kon­
                     Krankenhausaufenthalt hinaus weiter zu                      trollen insbesondere die Überwachung
                     verbessern“, sagt Professor Werner.                         von Herzrhythmusstörungen sicher“,

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                    13
telemedizin

Anke Kampmann, Pflegeexpertin für         Leiten das kardiologische Telemedizinzentrum: Oberärztin Neriman Osman,
Menschen mit Herzinsuffizienz M. Sc.      Schwerpunktleiterin Herzinsuffizienz, und Leitender Oberarzt Rhythmologie,
                                          Dr. Sven Kathöfer.

                                          sagt Privatdozent Dr. Frederik Voss, Chef­   zienz, und Dr. Sven Kathöfer, Leitender
                                          arzt Rhythmologie im Herzzentrum Trier.      Oberarzt Rhythmologie. „Unser Ziel ist
                                          „Neben potenziell lebensbedrohlichen         es, mittels telemedizinischer Verfahren
                                          Arrhythmien ist auch eine umgehende          die kardiologischen Diagnostikstruktu­
                                          Diagnostik von Vorhofflimmern mög­           ren im ländlichen Raum zu verbessern“,
                                          lich, sodass ohne zeitliche Verzögerung      so die beiden Herzexperten.
                                          eine Therapie zur Schlaganfallprävention
                                          eingeleitet werden kann“, erläutert der      Verschlechterungen frühzeitig
                                          Rhythmologe.                                 erkennen

                                          Geringere Sterblichkeit                      Die Kardiologie des Herzzentrums über­
                                                                                       wacht mit dem CardioMEMS HF System
                                          Daneben ist bei herzinsuffizienten Pati­     herzinsuffiziente Patienten, um früh­
Die telemedizinische Kontrolle eines
                                          enten auch eine drohende kardiale De­        zeitige kardiale Verschlechterungen zu
Defibrillators erfolgt über ein Abfra­
                                          kompensation über die implantierten          erkennen (Telediagnostik). Dabei wird
gegerät.
                                          Aggregate feststellbar. Alle rhythmolo­      der Druck in der Lungenarterie mithilfe
                                          gisch überwachten Patienten werden           eines dort eingebrachten Sensors fern­
                                          über Pflegefachpersonen und Oberärz­         überwacht. „Die direkte Beratung von
                                          te betreut und telefonisch beraten. Mitt­    Patienten mit drohender Verschlechte­
                                          lerweile sind dies bereits mehr als 700      rung, zum Beispiel über das Heart Fai­
                                          Patienten. „Diese Form der telemedizi­       lure Nurse Team, erlaubt aktuell bereits
                                          nischen Nachsorge ist wissenschaftlich       eine effektive Patienten-Teletherapie
                                          gut untersucht und führt nachweislich        und Teleedukation“, erklärt Professor
                                          zu einer reduzierten Sterblichkeit“, be­     Dr. Werner. Für Patienten mit diagnos­
                                          tont Privatdozent Dr. Voss.                  tizierter Herzinsuffizienz (Herzschwä­
                                               Die gemeinsame Leitung des              che) werden ebenfalls Video- und Tele­
                                          kardiologischen Telemedizinzentrums          fonsprechstunden angeboten.
                                          übernehmen Oberärztin Neriman Os­                 Im Bereich Katheterlabor und Herz­
                                          man, Schwerpunktleiterin Herzinsuffi­        chirurgie erfolgt die Unterstützung der
Jedes Defibrillator- und Schrittmacher­
system wird individuell auf den Pati­
enten eingestellt.

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Die Daten des Defibrillators gehen regelmäßig in die Klinik und werden dort             Chefarzt Kardiologie
ausgewertet.                                                                            Professor Dr. Nikos Werner.

umliegenden Krankenhäuser bei der Dia­      bislang nur eingeschränkt genutzt. Die      Gefäßchirurgie angeboten. Die Abtei­
gnostik und Therapie von Katheterbefun­     Nachfrage war zur Zeit der ersten Coro­     lung für Neurologie und Neurophysio­
den (Telediagnostik, aber auch Teleinter­   nawelle deutlich intensiver als aktuell“,   logie nimmt schon seit 2016 als über­
vention). In der Intensivmedizin erfolgen   beobachtet Professor Dr. Werner.            regionale Schlaganfalleinheit (Stroke
die Beratung und die Unterstützung der                                                  Unit) am Telestroke-Netzwerk in Rhein­
Notfallversorgung von Herzinfarkt-Pa­       Telemedizin in vielen Bereichen             land-Pfalz teil.
tienten über die Übermittlung des Not­                                                      Das Zentrum für Radiologie, Neuro­
arzt-EKGs (Telediagnostik) aus dem Ret­     Das Brüderkrankenhaus Trier ist auch        radiologie, Sonographie und Nuklear­
tungswagen direkt zum kardiologischen       über das Herzzentrum hinaus teleme­         medizin ist bundesweit telemedizinisch
Facharzt im Herzzentrum Trier. „Die di­     dizinisch aktiv. Videosprechstunden         mit rund 1.000 anderen Empfängern
rekte videogestützte Patientenbetreuung     werden beispielsweise auch von der          vernetzt und liefert die teleradiologische
im Herzzentrum ist etabliert, wird aber     Abteilung für Neurochirurgie oder der       Versorgung für ein weiteres Kranken­
vonseiten der kardiologischen Patienten     Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und     haus in der Region. ■

             Team des kardiologischen
                Telemedizin­zentrums:
                  Chefarzt Kardiologie
           Professor Dr. Nikos Werner,
   Nicole Follmann, Anke Kampmann,
  Chefarzt Rhythmologie Privatdozent
       Dr. Frederik Voss, Margret Thiel
       und die beiden ärztlichen Leiter
  des Zentrums, Dr. Sven Kathöfer und
      Oberärztin Neriman Osman (v. li.).

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                             15
telemedizin

 SCHLAGANFÄLLE
 SICHER ERKENNEN
 Die Abteilung für Neurologie und Neurophysiologie des
 Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier nimmt seit
 April 2016 am Telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk
 Rheinland-Pfalz (TemeS-RLP) teil, in dem sechs Schlagan­
 falleinheiten zusammengeschlossen sind. Mithilfe von soge­
                                                              K         ern des Netzwerks sind die
                                                                        sechs überregionalen Schlag­
                                                                        anfalleinheiten (Stroke Units)
                                                                        in Rheinland-Pfalz, das Katholi­
                                                              sche Klinikum Koblenz · Montabaur, die
                                                              Kliniken Idar-Oberstein und Ludwigsha­
                                                              fen, das Krankenhaus der Barmherzigen
 nannten Telekonsilen unterstützen die Experten auch andere   Brüder Trier, die Universitätsmedizin der
 Krankenhäuser, Schlaganfälle noch sicherer zu erkennen.      Johannes Gutenberg-Universität Mainz
 TEXT UND FOTOS: ANNE BRITTEN                                 und das Westpfalz Klinikum Kaiserslau­
                                                              tern. Sie wechseln sich täglich in einem
                                                              24-stündigen Bereitschaftsdienst ab. Als
                                                              Spezialisten auf dem Gebiet der Schlag­
                                                              anfallbehandlung stellen diese sechs
                                                              Netzwerkzentren ihre Expertise rund um
                                                              die Uhr für die teilnehmenden Kranken­
                                                              häuser, derzeit acht Kliniken, in Form
                                                              von Telekonsilen für alle Patientinnen
                                                              und Patienten mit Verdacht auf Schlag­
                                                              anfall zur Verfügung. Durch die neurolo­
                                                              gischen Telekonsile können Schlaganfälle

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Funktionsoberärztin
Dr. Annemarie Goldbecker,
Sonja Habscheid, pflegerische
Leiterin der Stroke Unit
und Frührehabilitation,
und Chefarzt Professor
Dr. Matthias Maschke (v. li.).

                                                                Diagnose per Video:
                                                          Dr. Annemarie Goldbecker
                                                         am Telekonsil-Arbeitsplatz.

in den teilnehmenden Krankenhäusern          haus telefonisch angefragt, wählt sich          Mit den Krankenhäusern in Bad
sicher erkannt und auf fachlich höchstem     die Neurologin an dem teleneurologi­        Kreuznach, Zweibrücken, Bad Neuenahr,
Niveau therapiert werden.                    schen Arbeitsplatz ein, um gemeinsam        Bitburg, Neuwied, Neustadt, Speyer und
     Für die Netzwerkteilnehmer werden       mit dem anfragenden Krankenhaus den         Kirchen (Sieg) finden regelmäßig Tele­
regelmäßig      Telestroke-Fortbildungen     Notfallpatienten online zu untersuchen.     konsile statt. Im Rahmen des Telestroke­
angeboten. Anlässlich der im Novem­              Für das Konsil stehen neben Kame­       netzwerkes findet auch ein Know-how-
ber 2021 vom Brüderkrankenhaus Trier         ra und Lautsprecher zwei Monitore zur       Austausch in der Pflege statt. So hätten
unter wissenschaftlicher Leitung von         Verfügung: einer für die Erhebung und       zum Beispiel zwischen dem Brüderkran­
Professor Dr. Matthias Maschke und Dr.       Besprechung der Befundungsdaten und         kenhaus Trier und dem Marienhauskli­
Annemarie Goldbecker organisierten           Befragung des Patienten, wobei neben        nikum Eifel Bitburg mehrere sogenannte
Online-Telestroke-Fortbildung      wurde     der Anamnese und Vorerkrankungen            Bedside-Trainings stattgefunden, sowohl
darüber berichtet, dass seit dem Start des   zum Beispiel auch Kontraindikationen        in Bitburg als auch in Trier, erzählt Son­
Netzwerks vor fünf Jahren bis Septem­        erhoben werden. An einem weiteren           ja Habscheid, pflegerische Leiterin der
ber 2021 über 10.000 Telekonsile durch       Monitor kann die Ärztin zeitgleich vor­     Stroke Unit und Frührehabilitation im
die teilnehmenden Häuser durchgeführt        handene CT- oder Angiografie-Aufnah­        Brüderkrankenhaus Trier.
wurden. „Die Patientenversorgung vor         men begutachten, um mit den Kollegen
Ort konnte so deutlich verbessert und        des anfragenden Krankenhauses die für       Größere Stroke Unit kennenlernen
die Lyserate, das heißt die Anzahl der       den jeweiligen Notfall erforderliche The­
Therapien, bei denen ein Blutgerinnsel       rapie zu besprechen und zu entscheiden,     Sie koordiniert diese Hospitationen am
medikamentös aufgelöst wird, deutlich        ob der Patient vor Ort weiterbehandelt      Bett, bei denen die Pflegekolleg*innen
gesteigert werden“, erklärt Professor Dr.    werden kann oder zum Beispiel bei ei­       bei einer Hospitation im Brüderkran­
Matthias Maschke, Chefarzt der Abtei­        nem schweren Schlaganfall mit großem        kenhaus die pflegerischen Arbeits­
lung für Neurologie und Neurophysiolo­       Gefäßverschluss zur Thrombektomie­          abläufe in einer größeren Stroke Unit
gie im Krankenhaus der Barmherzigen          behandlung in eines der spezialisierten     kennenlernen können. Angefangen
Brüder Trier. Für die neurologischen         Netzwerkzentren verlegt werden muss.        von der speziellen Pflege direkt nach
Telekonsile im Telestrokenetzwerk steht      „Bei einer Thrombektomie wird das           dem Schlaganfall über das Monitoring
täglich, auch am Wochenende, ein neu­        Blutgerinnsel mechanisch mittels eines      vor Ort bis hin zur Frühmobilisation,
rologischer Oberarzt als Ansprechpart­       Katheters minimalinvasiv entfernt und       Logopädie, Ergotherapie und Physio­
ner des Netzwerks für die teilnehmen­        die Durchblutung wiederhergestellt“, er­    therapie. Dabei arbeiten die Pflege­
den Häuser zur Verfügung.                    klärt die Neurologin.                       fachpersonen in interdisziplinären
                                                                                         Teams eng mit Therapeuten und Ärz­
Online-Untersuchung                          Gewinn für ländliche Regionen               ten zusammen.
                                                                                             „Der telekonsiliarische Austausch
Lokale Netzwerkbeauftragte im Brüder­        Die Zusammenarbeit im Telestroke­           zwischen den Ärzten vor Ort und den
krankenhaus Trier ist Funktionsober­         netzwerk ist aus ihrer Sicht ein Ge­        Neurologen in den spezialisierten Netz­
ärztin Dr. Annemarie Goldbecker. Im          winn, insbesondere für kleinere Häuser      werkzentren, ergänzt durch regelmäßi­
Wechsel mit weiteren neurologischen          in ländlichen Regionen, die durch die       ge Fortbildungsangebote für Ärzte und
Kolleginnen übernimmt sie alle sechs         Netzwerkteilnahme von der Expertise         Fachpflegende oder Hospitationen, leis­
Tage den 24-stündigen telekonsiliari­        der spezialisierten Häuser profitieren      ten so einen wichtigen Beitrag zur Ver­
schen Dienst des Brüderkrankenhauses         können. Dies trage dazu bei, dass die Be­   besserung der Schlaganfallversorgung
Trier. Wird ein Telekonsil von einem         handlungsqualität in der Schlaganfall­      in der Region“, ist Professor Maschke
am Netzwerk teilnehmenden Kranken­           versorgung in der Breite gestiegen sei.     überzeugt. ■

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                              17
kurz&knapp
                                                                      Ein Team: Sanitätsrat Dr. Detlef F. Stiemert, Sina Paulik,
                                                                      Sonja Kohl und Irmgard Kämmer-Stiemert (v. li.).

PHYSIOTHERAPIE IN DER KONSTANTINSTRASSE

Neue Praxis eröffnet

Die neue Physiopraxis Medico II in der Konstantinstraße bietet
gesetzlich, BG- und privat Versicherten verschiedene physiothera-
peutische Angebote. Dazu gehören allgemeine Krankengymnastik,
manuelle Therapie, manuelle Lymphdrainage, Beckenbodentraining,
Massagen und Heißluft/Rotlicht, Bobath, CMD und Taping.
    Die fachliche Leitung hat Physiotherapeutin Jennifer Caspar
                                                                        HAUSARZT
übernommen. Anlässlich der Einsegnung der neuen Räumlichkeiten
dankte Hausoberer Markus Leineweber dem Gesamtverantwort-             GUTE VERSORGUNG Das Medizinische Versorgungs-
lichen Hans-Werner Gimler, der 2021 die Leitung des Medico im         zentrum (MVZ) der Barmherzigen Brüder Trier gGmbH – Haus-
Brüder­krankenhaus übernommen hatte, und seinem Vorgänger             ärztliche Versorgung bietet in der Zweigpraxis Schönfelderhof
Michael Schumacher für die gelungene fachliche, organisatorische      den Menschen rund um Zemmer eine fachärztliche Betreuung
und personelle Umsetzung. „Gerade im Bereich des ambulanten           im Bereich Allgemeinmedizin an. Sanitätsrat Dr. med. Detlef F.
physiotherapeutischen Angebots ist eine sehr hohe Nachfrage zu        Stiemert hat dort zu Jahresbeginn nach langjähriger selbststän-
verzeichnen. Daher freuen wir uns, dass wir diesem Bedarf hier        diger allgemeinärztlicher Tätigkeit seine Arbeit als angestellter
etwas entgegnen können“, so Leineweber. Er dankte allen Betei-        Arzt aufgenommen. Die moderne Praxis liegt auf dem Gelände
ligten und gratulierte Jennifer Caspar zu der neuen Aufgabe und       der Barmherzigen Brüder Schönfelderhof.
wünschte ihr und dem Team gutes Gelingen. Zum Therapeutenteam
gehören Tanja Kreuder und Laura Prinz.                                Sprechzeiten:
                                                                      Montag bis Freitag:            8 bis 13 Uhr
Termine können ganztägig telefonisch oder online vereinbart werden:   Montag, Dienstag, Donnerstag: 15 bis 17 Uhr
Tel.: 0651 99987884
Tel.: 0651 208-2905                                                   Medizinisches Versorgungszentrum der Barmherzigen Brüder
termine.medico@bbtgruppe.de                                           Trier gGmbH
                                                                      Hausärztliche Versorgung
Physiopraxis Medico II                                                Zweigpraxis Schönfelderhof
Konstantinstr. 8–10                                                   54313 Zemmer
54290 Trier                                                           Tel.: 06580 91799-10
                                                                      hausarzt-zemmer@mvz-trier.de

Zufrieden über das neue physiotherapeutische Angebot:
Hans-Werner Gimler, Jennifer Caspar und Hausoberer
Markus Leineweber (v. li.).

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GEMEINDEPSYCHIATRISCHES BETREUUNGSZENTRUM (GPBZ) PRÜM

DIE ZUKUNFT IM BLICK
                                                                                                                      Schritt für Schritt in ein
                                                                                                                      selbstständiges Leben:
                                                                                                                      Tim Baur und Mareike
                                                                                                                      Becker haben alle
                                                                                                                      Meilensteine noch
                                                                                                                      einmal gesammelt.

Ein großer Schritt für Tim Baur: Nach mehr als sechs     sehr, dass sich sein Berufswunsch Altenpflegehelfer ver-
Jahren der Unterstützung bezog der 28-Jährige vor        festigte. Zusätzlich bereitete er sich intensiv auf seinen
wenigen Monaten eine eigene Wohnung in Schüller,         Hauptschulabschluss vor. Unterstützt wurde er hierbei
einer kleinen Ortsgemeinde im Vulkaneifelkreis. Bis      von der Heilerziehungspflege-Auszubildenden Laura
dahin war ein Apartment im Gemeindepsychiatri-           D'avolio. Begleiter in dieser Zeit waren ebenso sein
schen Betreuungszentrum (GPBZ) Prüm sein Zuhause.        langjähriger Bezugsbetreuer Erwin Krämer vom GPBZ
   Hinter dem jungen Mann liegen Jahre, die es           Prüm und Lehrerin Ursula Rogers, die ihn auch heute
buchstäblich „in sich hatten“ und die ihn immer wie-     noch ehrenamtlich unterstützt und weiterhin fördert.
der sehr forderten. In der Förderschule war Tim Baur         Es folgte ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im
aus dem Bereich der Menschen mit geistiger Behin-        Senioren- und Pflegezentrum Maternus-Stift in
derung zu den lernbehinderten Schülern gewechselt.       Gerolstein, dabei unterstützte ihn Elena Braun,
Mit dem Förderschulabschluss in der Tasche begann        Heilerziehungspflege-Auszubildende und Mitarbei-
er zunächst eine Ausbildung in der Landwirtschaft.       terin des GPBZ Prüm. Anschließend startete Tim
Wegen psychischer Probleme musste er diese jedoch        Baur seine Ausbildung zum Altenpflegehelfer an
abbrechen. Tim Baur hatte eine soziale Phobie entwi-     der Fachschule für Altenpflege Maria Hilf in Daun
ckelt, die sozialen Rückzug, Unsicherheiten und viele    sowie im Maternus-Sift. Durch diese Zeit begleitete
Ängste mit sich brachte. Auch eine Maßnahme der          ihn Mareike Becker, ebenfalls Heilerziehungspflege-
Agentur für Arbeit auf dem Birkenhof im Hunsrück         Auszubildende des Schönfelderhofs.
brach er ab und wechselte mithilfe seiner gesetzlichen
Betreuerin ins GPBZ Prüm.                                Auf eigenen Füßen
   Hier nutzte Tim Baur von Anfang an die Angebo-
te der Tagesstätte und absolvierte mehrere Kurzzeit-     Heute arbeitet Tim Baur als Vollzeitkraft im Mater-
praktika. Gleichzeitig trainierte er seine kognitiven    nus-Stift in Gerolstein. Seine Freizeit verbringt er
Fähigkeiten, gewann die notwendige Sicherheit            gerne in der ersten eigenen Wohnung – irgendwann
und Stabilität und bestand die Führerscheinprüfung       möchte er gerne ein eigenes Haus kaufen oder
Klasse B. Dabei unterstützte ihn Lena Niederprüm,        vielleicht sogar das Elternhaus übernehmen. Ver-
damals Auszubildende in der Heilerziehungspflege.        antwortungsbewusst und liebevoll kümmert er sich
                                                         um das Grab seines Vaters. „Ich danke allen, die mir         Kontakt:
Traumberuf gefunden                                      geholfen haben – sie haben für immer einen festen            GPBZ Prüm
                                                         Platz in meinem Herzen“, sagt der junge Mann und             Tiergartenstraße 84–86
Im Jahre 2017 startete Tim Baur ein Jahrespraktikum      ergänzt: „Ich benötige zwar noch immer eine Beglei-          54595 Prüm
im Alten- und Pflegeheim in Prüm – und entdeckte         tung durch meinen Bezugsbetreuer, aber auch diese            Tel.: 06551 980308
seinen Traumberuf. Die Arbeit dort begeisterte ihn so    Unterstützung wird sicherlich irgendwann enden.“             www.bb-schoenfelderhof.de

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                                        19
kurz&knapp

SENIORENZENTRUM ST. JOSEFSHEIM ALF

Mehr Plätze in der Tagespflege
Nach einer ersten Ausweitung im Sommer 2019 sind im Februar
2022 weitere zehn Betreuungsplätze in der Tagespflege des St.
Josefsheims Alf hinzugekommen. Insgesamt können das Ange-
bot aktuell 30 Tagespflegegäste nutzen. „Aufgrund der hohen
Nachfrage haben wir die Anzahl der Betreuungsplätze schritt-
weise erweitert. Damit bieten wir noch mehr pflegebedürftigen
Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, so lange wie möglich
in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld bleiben zu können – und
zwar durch eine tageweise Betreuung in einem stabilen sozialen
und familiären Umfeld mit individueller Pflege“, sagt Michael
Molitor, Hausoberer des St. Josefsheims Alf. Das professionelle
Tagespflegeteam unterstützt, motiviert und betreut die Gäste mit
großer Empathie. Den Gästen steht es offen, an Festen, Konzerten
und dem wöchentlichen Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle
teilzunehmen. „Es besteht die Möglichkeit, einen unverbindlichen
Schnuppertag mit uns zu vereinbaren“, so Karin Burg, Heim- und
Pflegedienstleitung. Mit hauseigenen Fahrzeugen werden die
Tagespflegegäste in einem Umkreis von circa 20 km zum Senio-
renzentrum und wieder nach Hause gebracht.                          NACHHALTIG
Bei Interesse oder Fragen zum Angebot können Sie sich unter
                                                                   ENERGIE VOM DACH               Einen Teil des täglich benötigten
Tel.: 06542 931-1821 oder -1571 melden.
                                                                   Stroms im Seniorenzentrum St. Josefsheim Alf liefert jetzt eine
                                                                   500 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach
                                                                   des Hauses. Pro Jahr werden rund 77.520 Kilowattstunden
                                                                   elektrische Energie über die Anlage erzeugt, wovon circa 54
                                                                   Prozent für den Eigenbedarf genutzt werden. Und das lohnt
                                                                   sich gleich doppelt: In einem Jahr können so etwa
                                                                   46 Tonnen klimaschädliche CO2-Emissionen vermieden und
                                                                   circa 10.000 Euro Stromkosten eingespart werden.

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BARMHERZIGE BRÜDER RILCHINGEN ERWEITERN IHRE ANGEBOTE

GUT VERSORGT IM ALTER
                                                                                                                  Wie viel Unterstützung
                                                                                                                  man im Alter braucht, ist
                                                                                                                  sehr unterschiedlich und
                                                                                                                  kann sich schnell ändern.
                                                                                                                  Heute gibt es eine Vielzahl
                                                                                                                  an Angeboten, aus denen
                                                                                                                  man das passende wählen
                                                                                                                  kann.
Foto: istockphoto

                                                         St. Odilia (links) und St. Walfried –
                                                         die beiden Häuser für Senioren in
                                                         Rilchingen.

  Wo und wie will ich leben, wenn ich älter bin? Am      den rollenden Mittagstisch oder die Möglichkeit,         Angebote für Senioren
  liebsten zu Hause! Die meisten Menschen stellen        in der Cafeteria der Einrichtung zu essen. Auch          der Barmherzigen
  sich ein Leben in den eigenen vier Wänden vor,         eine Unterstützung in der Pflege oder bei haus-          Brüder Rilchingen
  wenn sie an das Alter denken. Mit dieser Frage         wirtschaftlichen Tätigkeiten ist möglich. Daneben
  sollte man sich rechtzeitig auseinandersetzen, denn    stehen den Mietern auch die vielseitigen kulturellen     St. Oranna
  wer im Alter nicht alleine sein will, braucht Unter-   Angebote der Senioreneinrichtungen offen.                Pflege rund um die Uhr,
  stützung von Familie, Freunden und oft auch von                                                                 auch Kurzzeitpflege.
  professionellem Pflegepersonal.                        Tagesstruktur für Senioren – Entlastung für
      Ein Trend, der sich heute schon abzeichnet:        Angehörige                                               St. Walfried
  Immer mehr Senioren werden zu Hause versorgt                                                                    Eigenständig Wohnen mit
  und nur sehr pflegebedürftige und demenzkranke         In Haus St. Odilia stehen 30 Plätze für die Tagespfle-   Unterstützung bei Bedarf.
  Menschen werden in Heimen betreut. „Daher haben        ge zu Verfügung. Hier erhalten Senioren eine feste
  wir unser Leistungsspektrum erweitert, um auch in      Tagesstruktur und können gleichzeitig mit einer          St. Odilia
  Zukunft neben unseren bisherigen Kernkompeten-         Vielzahl an Aktivitäten ihre Fähigkeiten erhalten und    Zu Hause schlafen, in der
  zen stationärer und ambulanter Pflege und Betreu-      fördern. Gleichzeitig werden pflegende Angehörige        Tagespflege gut betreut.
  ung neue Versorgungsformen anbieten zu können“,        entlastet und gewinnen wieder mehr Freiräume.
  sagt Heimleiter Alfred Klopries.                           „In Zukunft können wir ein noch besseres, zeit-      Ambulanter Pflegedienst
      Auf dem 30.000 Quadratmeter großen Gelände         gemäßes und an die Erwartungen der Menschen              Bei der Pflege oder im Haus-
  der Barmherzigen Brüder Rilchingen in Kleinblit-       von heute angepasstes Wohn- und Betreuungsan-            halt: Rundum gut versorgt
  tersdorf wurden zwei weitere Gebäude im Frühjahr       gebot bieten. Mit den neuen Angeboten sind wir           durch Unterstützung in den
  eröffnet. Haus St. Walfried bietet 29 Wohnungen        ein Komplettanbieter im Bereich der Seniorendiens-       eigenen vier Wänden.
  für das sogenannte Service-Wohnen. Die Mieterin-       te in Kleinblittersdorf. Senioren bekommen ent-
  nen und Mieter dieser Apartments können sich zu-       sprechend ihren Wünschen alles aus einer Hand“,          Mehr Informationen auf:
  sätzlich unterschiedliche Angebote dazubuchen wie      erklärt Alfred Klopries.                                 www.bb-rilchingen.de

  BBT-Magazin 1/2022                                                                                                                21
inklusion

„VIEL MEHR ALS
 BEHINDERTENSPORT!“
     Seit Mitte der 1990er-Jahre ist der Rollstuhl-Sportclub Rollis
     1985 Trier e. V. erstklassig, auch in der aktuellen Saison spielt
     das Team von der Mosel wieder in der Bundesliga. Und seit
     diesem Jahr hat der Verein einen neuen Partner an seiner Seite:
     Das Brüderkrankenhaus Trier fördert die Doneck Dolphins
     über eine Laufzeit von zunächst fünf Jahren. Offizieller Anpfiff
     der Kooperation war bei einem Heimspiel vor überschaubarer
     Kulisse.
     TEXT UND FOTOS: MARCUS STÖLB

22                                                                       BBT-Magazin 1/2022
Gruppenbild vor Anpfiff:
          Spieler der Doneck Dolphins
             und Vertreter des Brüder­
                  krankenhauses Trier.

W             ir fördern Perspektiven“,
              steht im Halbrund des
              Mittelkreises geschrieben,
              darüber das Logo der BBT-
Gruppe, dem Träger des Krankenhauses
der Barmherzigen Brüder Trier. In der
                                            aktuellen Spitzenreiter der ersten Roll­
                                            stuhlbasketball-Bundesliga, RSB Thurin­
                                            gia Bulls. Gegen die Gäste aus Thüringen
                                            hatten die Dolphins keine Chance, doch
                                            diese nutzten sie und lieferten eine starke
                                            Partie.
                                                                                          siwan einen Ausblick. „Wir Rollstuhlbas­
                                                                                          ketballer leben Inklusion. Gemeinsam
                                                                                          mit dem Brüderkrankenhaus können
                                                                                          wir einen großen Beitrag leisten, dieses
                                                                                          Bewusstsein in die Gesellschaft zu trans­
                                                                                          portieren. Wir freuen uns, in den nächs­
neuen Halle am Mäusheckerweg, wo                                                          ten fünf Jahren viele gemeinsame Wege,
alle Heimspiele der Doneck Dolphins         Kooperation beschlossen                       Perspektiven und Aktivitäten beschrei­
stattfinden, ist der neue Partner fortan                                                  ten zu können – herzlichen Dank für Ihr
optisch präsent und auch auf den Team-      Mehr Grund zum Feiern hatte es vor            Vertrauen“, erklärte Dirk Passiwan, an die
Hoodies sowie den Rückenlehnen der          dem Anpfiff gegeben – mit der offizi­         Adresse des neuen Partners gerichtet.
Sportrollstühle spiegelt sich die Part­     ellen Präsentation des neuen Partners
nerschaft mit dem Brüderkrankenhaus         Brüderkrankenhaus Trier. Man wolle            Perspektiven fördern
wider. „Wir möchten die herausragende       beispielsweise im Bereich der Physio­
Arbeit der RSC-Rollis 85 dauerhaft un­      therapie zusammenarbeiten und mit             „Das, was die Dolphins heute wieder
terstützen, weil es sich um weit mehr       dafür werben, dass der Rollstuhlbas­          geboten haben, ist viel mehr als Behin­
als ‚nur‘ sportliche Leistungen handelt,    ketball in Trier und der Region weitere       dertensport. Mich beeindrucken insbe­
für die der Verein schon seit vielen Jah­   Freunde gewinne, kündigte Leineweber          sondere der Kampfgeist der Mannschaft
ren steht“, sagt Markus Leineweber. Für     an. Wie wichtig dem Brüderkranken­            und die Art und Weise jeder und jedes
den Hausoberen des Brüderkranken­           haus die Partnerschaft ist, zeigt auch        Einzelnen, mit der eigenen Einschrän­
hauses ist der Verein „ein besonders ge­    ein Blick auf die Vertragslaufzeit: Bis       kung umzugehen“, kommentierte Mar­
lungenes Beispiel für Inklusion und die     mindestens Ende 2026 wurde die Zu­            kus Leineweber nach dem Abpfiff den
Kooperation eine Partnerschaft auf Au­      sammenarbeit vereinbart.                      Auftritt der Trierer Rollis und ergänzte:
genhöhe, von der alle Beteiligten profi­           „Die Doneck Dolphins Trier sind        „Dass wir mit unserer Unterstützung
tieren werden. Eine Kooperation, die zu     sowohl stolz als auch glücklich, mit dem      nicht nur einen Sport, sondern Perspek­
uns passt“.                                 Brüderkrankenhaus Trier einen Premi­          tiven fördern, wird auf dem Spielfeld
     Gemeinsam mit einer kleinen ge­        umpartner gefunden zu haben. Die ge­          mehr als deutlich.“ ■
ladenen Delegation des Brüderkran­          genseitige Wertschätzung konnte man in
kenhauses – weitere Zuschauer waren         allen Gesprächen spüren und wir sehen
aufgrund der Pandemie noch nicht zuge­      in der langfristigen Kooperation einen
lassen – verfolgte Leineweber im Januar     Meilenstein in der gemeinsamen Außen­
das Heimspiel der Dolphins gegen den        wirkung“, wagte Spielertrainer Dirk Pas­

                                            Hausoberer Markus
                                            Leineweber (li.) mit
                                            Andreas Ebertz von
                                            den Dolphins.

BBT-Magazin 1/2022                                                                                                               23
rheuma

TEXT UND FOTOS: MARCUS STÖLB

PATIENTEN
DURCHS LEBEN
BEGLEITEN
Rund eine halbe Million Menschen leiden hierzulande
an Rheuma. Mehr als 300 unterschiedliche Formen
dieser Multisystemerkrankung gibt es. Deren Behand­
lung verlangt nach einer ganzheitlichen Sicht auf den
Patienten und einer individuellen Diagnose und Thera­
pie, weiß Professor Dr. Stefan Weiner.

I    mmer wieder suchten den Mann
     Fieberschübe heim, vorüberge­
     hende Hautveränderungen traten
     bei ihm ebenso auf wie Entzün­
dungen seines Ohrknorpels. Thrombo­
sen von Fußrücken über Unterarm bis
Handgelenk kamen hinzu, der Allge­
                                          an einer noch selteneren und neuen au­
                                          toinflammatorischen Krankheit, dem
                                          Vexas-Syndrom.
                                               Dass der Chefarzt der Abteilung für
                                          Innere Medizin II im Krankenhaus der
                                          Barmherzigen Brüder Trier dem eigentli­
                                          chen Übel auf die Schliche kam, verdan­
meinzustand des Patienten verschlech­     ken er und sein Patient dem umfassenden
terte sich zusehends. Eine dauerhafte     Überblick über die aktuelle Studienlage.
Inflammation mit zunehmender Blut­        Erst kurz zuvor war Professor Weiner in
armut stellten die Ärzte fest und diag­   einer amerikanischen Fachzeitschrift
nostizierten 2018 eine rezidivierende     auf einen Aufsatz zum Vexas-Syndrom
Polychondritis. Was Professor Dr. Ste­    gestoßen, bis heute wurden weniger als
fan Weiner und sein Team zu diesem        100 dieser Fälle beschrieben. Der Trierer
Zeitpunkt nicht ahnen konnten: Statt      Mediziner stellte den Zusammenhang
an dieser seltenen rheumatischen Au­      her und veranlasste eine Knochenmark­
toimmunerkrankung litt der 67-Jährige     biopsie und eine genetische Untersu­

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