Überzeugen durch Leistung - fenaco Genossenschaft
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|1 Überzeugen durch Leistung Die Geschichte des Zusammenschlusses der landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbände der Schweiz.
Impressum Herausgeberin fenaco Genossenschaft Erlachstrasse 5, 3001 Bern Auflage 1. Auflage Juli 2015 2. Auflage Mai 2018
Wir sind natürlich nah |3 Inhalt Vorwort5 1 Einleitung 7 2 Die Gründung und Entwicklung ausgewählter «Zweckgesellschaften» Genossenschaft UFA 1959 9 Vereinigung UFA-Samen 1965 17 AGROLA AG 1966 20 ANICOM AG 1966 22 frigemo AG 1974 26 POMDOR AG 1977 (Ramseier) 32 LANDOR AG 1982 35 UFA Haus & Garten AG 1990 I LANDI Schweiz AG 43 3 Die Entwicklung eines einheitlichen Erscheinungsbildes 47 4 Die Förderung des Kader-Nachwuchses 49 5 Die Reorganisation des entstandenen Konglomerates 51 6 Warum die fenaco ein zweisprachiges Unternehmen wurde 52 7 Der Fusionsprozess Die Vorbereitungsphase 55 Die Entwicklung des Fusionsprojektes 55 Fusionsteam 57 Arbeitsgruppe Finanzen und Recht 58 Arbeitsgruppe Information 63 Arbeitsgruppe Organisationsentwicklung 64 Die Namensgebung für den neuen Schweizerischen Verband 65 Der Rückzug des Landverbandes St. Gallen (LV) vom Fusionsprojekt 65 Das Gutachten von Prof. Dr. H. Tschirky vom BW-Institut der ETH In Zürich 65 8 Der Fusionsbeschluss Neutrales Urteil über den Fusionsprozess 67 9 20 Jahre nach dem Fusionsbeschluss 69 10 Schlusswort 73
Wir sind natürlich nah |5 Vorwort Vor bald 150 Jahren haben weitsichtige Bauern wurden am 24. September 1993 die Fusionsver- in ganz Westeuropa sich aus einer Krisensitua- träge durch sechs regionale landwirtschaftliche tion heraus zu genossenschaftlichen Selbsthil- Genossenschaftsverbände unterzeichnet, welche feorganisationen für die Beschaffung und Ver- die Gründung der fenaco ermöglichte. marktung von landwirtschaftlichen Produkten zusammengeschlossen. Die Gründungsgeschichte hat der damalige Pro- jektleiter Max W. Tschannen in einem 200 Seiten Ein Grund für die Entstehung dieser landwirt- umfassenden Buch festgehalten. Die vorliegen- schaftlichen Genossenschaften war der wirt- de Dokumentation enthält Auszüge aus die- Pierre-André Geiser, Präsident schaftliche Druck auf die Bauern, ausgelöst sem Buch. Sie wird ergänzt mit der Darstellung der Verwaltung durch den aufkommenden Welthandel mit Ge- der Gründung und Entwicklung ausgewählter treide und anderen Produkten. Die Preise fielen «Zweckgesellschaften», die in den Jahren 1950 dramatisch, begünstigt durch den technischen bis 1992 zu einer immer engeren Zusammenar- Fortschritt der landwirtschaftlichen Produkti- beit der Genossenschaftsverbände führten und on in Übersee, die aufkommende kommerzielle eigentliche Wegbereiter für die spätere Fusion Schifffahrt und den Strassentransport. waren. Die Dokumentation hat zum Zweck, neue Die Landwirte wollten mehr Einfluss nehmen Mitglieder der Verwaltung und Kaderangehöri- auf den Einkauf und Verkauf ihrer Produkte und ge der fenaco-LANDI Gruppe aber auch weitere diese bündeln. Beim Einkauf wollten sie günsti- interessierte Personen aus dem landwirtschaft- gere Preise erzielen und beim Verkauf höhere, lichen Umfeld mit der Entstehungsgeschichte Dr. Martin Keller, um in der Summe wirtschaftlich erfolgeich zu und den Wurzeln der fenaco vertraut zu machen. Vorsitzender der Geschäftsleitung werden. Die so entstandenen Genossenschaften nennen wir in der Schweiz heute LANDI. Diese Im Namen der Verwaltung und der Geschäfts- haben sich um die Jahrhundertwende in neun leitung der fenaco Genossenschaft danken wir regionalen Genossenschaftsverbänden organi- all jenen Persönlichkeiten, die damals in füh- siert. Diese bestanden während rund hundert renden Rollen grossen Einsatz für die Grün- Jahren, bis 1993 die Zeit reif war für einen nati- dung unseres prosperierenden Unternehmens onalen Zusammenschluss. Damals entstand die geleistet haben, das 2018 sein 25-jähriges Be- fenaco Genossenschaft als Gemeinschaftsun- stehen feiert und noch immer demselben Un- ternehmen der Schweizer Landwirte. ternehmenszweck verpflichtet ist: Die Bäuerin- nen und Bauern bei der wirtschaftlichen Ent- Weitsichtige, mutige Persönlichkeiten haben die wicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen. gemeinsame Vision in den Vordergrund und ihre persönlichen Interessen in den Hintergrund ge- Pierre-André Geiser stellt. Nach dem Abschluss des Fusionsprozesses Dr. Martin Keller
Wir sind natürlich nah |7 1 | Einleitung Die Fusion von sechs regionalen landwirt- Genossenschaftsverbände der Schweiz» ent- schaftlichen Genossenschaftsverbände steht standen Ideen zur Steigerung der Leistungsfä- am Schluss einer langen Entwicklung zur im- higkeit mit vereinten Kräften. mer engeren Zusammenarbeit. Bereits im Jahr 1931 wurde eine gemeinsame Einkaufszentrale Ein Zusammenschluss der regionalen Verbände für importierte Futtermittel gegründet. In der stand zu dieser Zeit nicht zur Diskussion. Mit tiefgreifenden allgemeinen Wirtschaftskrise der Gründung von Tochtergesellschaften, man scheiterte dieser Versuch einer Tätigkeit auf nannte sie «Zweckgesellschaften», sollten tra- nationaler Ebene. Immerhin wurden die Kon- ditionelle Aufgaben effizienter ausgeführt wer- Max W. Tschannen takte der Geschäftsleitungen weitergeführt. den (zum Beispiel die Mischfutterproduktion Während der Kriegszeit wurden im Auftrag mit der Genossenschaft UFA oder der Saatgut- der Bundesbehörden gemeinsam die Rationie- handel mit der Vereinigung ufa-Samen) oder es rungen von Futtermitteln und Düngemitteln sollten neue Aufgaben in Angriff genommen durchgeführt. werden (z. B. die Nahrungsmittelindustrie mit der Frigemo AG oder der Schlachtviehhandel Die Entwicklung von Wissenschaft und Technik mit der Anicom AG). führte in der Nachkriegszeit zu einer sprung- haften Produktivitätssteigerung in der Land- Die Entwicklung einiger «Zweckgesellschaften» wirtschaft und damit zum Bedürfnis, neue, soll nachfolgend geschildert werden, da deren komplexe Aufgaben nicht in jedem einzelnen Erfolg zweifellos Voraussetzung und Grundlage regionalen Verband, sondern gemeinsam zu lö- war, damit in den Jahren 1980 – 90 eine Dis- sen. An den Zusammenkünften der Direktoren kussion über einen Gesamtzusammenschluss der Verbände in der «Vereinigung der landw. möglich wurde.
Wir sind natürlich nah |9 2 | Die Gründung und Entwicklung ausgewählter «Zweckgesellschaften» Genossenschaft UFA 1959 entstanden rasch grössere und spezialisierte von Eugen Brühlmeier Leghennen- und später Pouletmastbetriebe. Die SEG übertrug die Mischfutterlieferungen UFA – die erste gemeinsame Marke auf die regionalen Genossenschaftsverbände der Verbände (1950 – 1959) und deren Genossenschaften. In den Proto- kollen der Vereinigung der Genossenschafts- Gründung der gemeinsamen Marke UFA verbände in den Jahren um 1950 finden sich (Beschluss 13. Juli 1950) diverse Hinweise auf die Probleme der fördera- Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die Bedeu- listischen Verbandsproduktion für SEG Misch- Eugen Brühlmeier tung der Nebenerwerbslandwirtschaft rasch ab. futterproduktion: Klein- und Kleinstbetriebe stellen die tierische • Unterschiedliche Rohstoffqualitäten, Produktion ein; die Betriebsleiter fanden in • Fehlende oder mangelhafte Kenntnisse über der aufstrebenden Industrie und dem regiona- Anforderungen der Tiere, zu wenig Rohstoff- lem Gewerbe gute Einkommensmöglichkeiten. und Rezepturfachwissen, Mittlere und grössere Betriebe steigerten ihre • Markante Qualitätsschwankungen zwischen Produktion durch bessere Leistungen der Tie- Werken, aber auch saisonale Abweichungen re sowie Ausdehnung und Spezialisierung der in den Werken, Tierproduktion. «Mischfutter» gewann an Stel- • Grosse Differenzen bei den Preisen und Mar- le von Verfütterung von Einzelkomponenten gen der Verbände und Landw. Genossen- und Ackerfrüchten rasch an Bedeutung. schaften. In der Geflügelproduktion – organisiert in der Dies führte zu Spannungen und Differenzen genossenschaftlichen Schwesterorganisation zwischen Landwirtschaftlichen Genossen- SEG (Schweizerische Eier Genossenschaft) – schaftsverbänden/regionalen Genossenschaf- ten – SEG Genossenschaften und deren Produ- zenten. An der Sitzung vom 13. Juli 1950 beschloss die Vereinigung der Landwirtschaftlichen Genos- senschaftsverbände • eine gemeinsame, nationale Mischfuttermar- ke einzuführen, • einen Herstellervertrag mit einheitlichem Sortiment und gleichen Rezepturen, und mit klaren, verbindlichen Kalkulationsvorgaben auszuarbeiten.
10| Wir sind natürlich nah UFA als Marke wurde vor dem 30.9.1950 einge- Herausgabe der unentgeltlichen Kunden- tragen (UNION DES FEDERATIONS COOPERA- zeitschrift UFA Revue TIVES AGRICOLES) und der Herstellervertrag Ein grosser Wurf der «UFA Propaganda Kom- wurde von allen Verbänden bis zum gleichen mission» war im September 1958 die Heraus- Zeitpunkt unterzeichnet. Franz Xaver Fischer gabe der ersten «UFA und SEG Rundschau» auf wurde als erster Präsident des neuen Führungs- Deutsch – Französisch und Italienisch, auf vier gremiums «UFA Betriebskommission» gewählt Grossformatseiten mit teilweise farbigen Bil- und er organisierte die nationale Arbeit erfolg- dern über die bäuerliche Leghennenhaltung, reich in den Bereichen: Schweinezucht und –mast, Kälber- und Rinder- • Zielsetzung für wissenschaftliche Mitarbei- aufzuchtfütterung und Milchviehhaltung. Die ter erarbeiten, Fütterungsversuche, Herstel- Messlatte für eine zukunftsgerichtete Fach- lerkontrolle, Futter-Nachuntersuchungen so- zeitschrift war hoch gelegt! Die Auflage war im wie Werbung und weiteres. Jahr 1963 210 000 Exemplare, nicht adressiert • Erster wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde verteilt durch die PTT in alle Landwirtschaftli- Prof. Dr. Herbert Jucker, ETH Zürich und chen Haushalte der Schweiz. Herr Ueli Schnyder, ing. agr. als erster Sekre- Im Jahre 1972 wurde die Fachzeitschrift in tär angestellt und beide wurden als Mitglie- «UFA Rundschau», respektive Französisch «Re- der in die neue UFA Betriebskommission be- vue UFA» und italienisch «Rivista UFA» umbe- rufen. nannt, bevor man ab 1977 den spracheinheitli- chen und heutigen Titel «UFA Revue» verwen- Parallel zur UFA Betriebskommission wurde ei- dete. Gleichzeitig beschränkte man sich auf die ne «UFA Propaganda Kommission» eingesetzt. zwei Sprachausgaben deutsch und französisch. Sie erarbeitete vorerst gemeinsame Inserate- Die anfänglich ein bis zwei Ausgaben pro Jahr kampagnen für die Fachpresse und die UFA Rat- wurden sukzessive auf 11 Ausgaben (ab 1984) geber als Hilfe für Fütterung-, Haltungs- und gesteigert. Heute behandelt die UFA-Revue al- Gesundheitsfragen. le Aspekte der Landwirtschaft, inklusive jene Die Verbände leisteten auf den UFA Umsätzen der Bäuerinnen, und hat sich zur führenden eine Kommission in einen Fonds, aus dem die- Schweizer Agrarfachzeitschrift entwickelt. se Leistungen abgegolten wurden. Der Über- schuss wurde einbehalten. Denn es zeigte sich Genossenschaft UFA – Start der ersten schon bald, dass die Versuchstätigkeit länger- gemeinsamen Unternehmung der Verbände fristig nur auf einem eigenen Versuchsbetrieb (1959 – 1966) durchgeführt werden konnte. Die budgetierten Die innere Aufstockung der landwirtschaft- Jahresumsätze 1959 aller Verbände betrugen lichen Betriebe sowie vermehrte Spezialisie- 28 000 Tonnen. rung in gewerbliche Tierbetriebe schritten ab
Wir sind natürlich nah |11 den 60er Jahren rasch voran. Holländische und UFA Bühl käuflich von der Gemeinde Hendschi- dänische Betriebssysteme wurden zum Vorbild ken erworben. Sie übernahm die Aufgaben der vieler Schweizer Landwirte. Mischfutter und bisherigen UFA Betriebskommission. Folgende Spezialprodukte der Tierernährung wurden Zielsetzungen wurden im Pflichtenheft zusam- zum agrarischen Wachstumsmarkt. Die Tier- mengefasst: produktion wurde zu einem sehr dynamischen • Fütterungsversuche für Schweinezucht und Pfeiler der Landwirte – der Zukunftsglaube und Mast, Eierproduktion, Pouletmast, die Verdienstmöglichkeiten beflügelten alle • Kaninchenmast (sowie vorübergehende Ver- Branchenteilnehmer. suche in Rinder- und Kälbermast) Der Wille der Verbände, diese Zukunft aktiv • Aufstallungs- und Haltungsfragen klären mitzugestalten, zeigte sich in der dynamischen • Schweinezucht auf SPF Basis (Spez. Pathogen Vorgehensweise zum Bau des Versuchbetriebes Free) mit dem Schweiz. Gesundheitsdienst UFA Bühl Hendschiken bei Lenzburg. (SGD)aufbauen • Gesundheitsfragen mit dem Tierspital Zürich Gründung Genossenschaft UFA klären (später Oedemversuche u.a.) (1. Mai 1959) Um dieses Vorhaben UFA Bühl zu realisieren, Hunderte von Grundlagenversuchen über wurde am 1. Mai 1959 die Genossenschaft UFA Rohkomponenteneignung, Rezepturversuche, gegründet und am 4. Mai bereits das Land für Wirkstoffdosierungen aller Art, Versuche über Fütterungsintensität, etc. führten die ver- antwortlichen Leiter der Wissenschaftlichen Dienste mit dem Betriebsmitarbeitern UFA Bühl in den folgenden Jahrzenten durch. Es wurde zum fachlichen Gradmesser für alle Re- zepturverantwortlichen der Verbände, die alle in der neuen «Versuchs- und Rezeptkommissi- on» vertreten waren. Bei vielen Schweinemast- und Pouletmast- versuchen wurden die Tiere nach Versuchsan- ordnung getrennt geschlachtet, zerlegt und die Resultate in die Auswertung der Versuche miteinbezogen. Fütterungsversuche endeten nicht an der Stalltüre – nein, UFA nahm die Ver- antwortung für die Qualität ihrer Produkte via Schlachthof bis zum Konsumenten wahr.
12| Welle zur Gründung von Nationalen Zweck- marktgerichtete Firma, die für sie die Produkti- gesellschaften und neuen, eigenen Konzep- on und das Marketing für die dynamischen und ten für die Tierproduktion (1966 – 1988) margenträchtigen Märkte Kälbermilchpulver, Die Schweizerische Tierproduktion entwickelte Mineralsalze, Mischfutterkonzentrate und Füt- sich in den 60er und 70er Jahren rasant zu grös- terungsspezialitäten an ihrer Stelle erfolgreich seren Einheiten. Die SEG Pouletmastintegra aufbaute. In der Distribution und im Verkauf tion wurde von SEG wie den Genossenschafts- (UFA Beratungsdienst aller Verbände) arbeitete verbänden vorangetrieben. Optigal als Migros die UFAG exklusiv mit den Aktionären zusam- Pouletmast – Integrationsprogramm entwickel- men. Diese Arbeitsteilung war im Markt aber te sich in der Westschweiz enorm. Schon bald auch finanziell äusserst erfolgreich. Folgende wurde auch das Programm Optiporc mit einem Meilensteine sind festzuhalten: Basiszuchtbetrieb von 1000 Moren durch Mi- • 1966 | Bau des gemeinsamen Kälbermilch- gros lanciert. Die Tierhaltung entwickelte sich werkes. in Richtung bodenunabhängigen, gewerbli- • 1968 | Bau eines eigenen Kälbermasttest- chen, ja industriellen Betriebseinheiten, neue und Versuchbetriebes in Geuensee zur Ver- Organisationen entstanden und suchten ihren tiefung der Fachkompetenz bei eigenen Re- Weg im boomenden Markt. zepten und technischen Empfehlungen an Mäster. Die Mitglieder der Landwirtschaftlichen Ge- • 1969 | Bau des gemeinsamen Mineralstoff-, nossenschaften und ihre Organisationen waren Konzentrat- und Spezialitätenwerkes gefordert und nahmen diese Herausforderung • 1971 | Einführung des legendären UFA Risi- zielstrebig an die Hand. koschutz: Bei Todesfall eines Mastkalbes ver- gütete die UFAG als unentgeltliche Dienst- UFAG Sursee (29. April 1965) leistung dem Mäster ca. ⅔ des finanziellen Die Gründung der UFAG ist auch aus heutiger Verlustes. Dieser Marketing Coup führte in- Sicht ein absolut genialer Schritt! Hier grün- nert zwei Jahren den Marktanteil der Kälber- deten die Verbände erstmals eine gemeinsame, milchen von 15 auf über 35%!
Wir sind natürlich nah |13 • 1971 | Aufbau eigenes Betriebslabors und tegischen Vorteil umbaute. Denn mit der Aner- stufenweiser Ausbau zur späteren UFAG La- kennung im Jahre 1972 – als gemeinnütziges boratorien AG landwirtschaftliches Hilfsinstitut durch Bun- desrat von Moos – konnte die UFA Bürgschafts- ufa med AG (13. Februar 1969) genossenschaft Bankkredite des Landwirtes bis Ziel war die Auslagerung der Mischfutterkon- maximal zu CHF 300 000.– je Betrieb grund- zentrat-Produktion sowie Aufbau einer eigenen pfandrechtlich nach der Belehnungsgrenze si- Medikamenten-Produktion für die eigenen Me- cherstellen. Somit waren die Verbände sicher- dizinalfutter, schon bald auch als Medizinal- heitsmässig besser gestellt als jede Mühle und konzentrate für die Tierarztapotheke. Die Mo- jeder Viehhändler. tivation für diese Marktabtrennung zur UFAG war die Kenntnis über einen immensen Scha- UFA 2000 Zuchtprogramm denfall mit Futterkonzentraten im Ausland. Die (Oktober 1976) Verantwortlichen wollten bei einem allfälligen Mit der Inbetriebnahme des Versuchbetriebes Schadenereignis die erfolgreiche UFAG finan- Bühl, Hendschiken im 1959 ist die UFA als Pi- ziell nicht gefährden. Die Firma wurde analog onierorganisation der Schweiz betreffend des einem Bereich in der UFAG administrativ sehr Gesundheitsstatus mit SPF Zuchtschweinen schlank geführt. gestartet. Mit der Gründung der Anicom AG im 1966 wurden sich die Verbände bewusst, dass UFA Bürgschaftsgenossenschaft sie mehr Kraft in die Schweinekernzucht mit (27. Februar 1969) SGD Status (Schweizerischer Schweinegesund- Viele aufstockungswillige Tierproduzenten heits-dienst) stecken müssen. Folgende Kern- hatten Ende der sechziger Jahre oft Schwierig- zuchtbetriebe wurden in der Folge bewilligt keiten mit der Restfinanzierung des Neubaus und gebaut: sowie des notwendigen Betriebskapitales. Ört- • UFA Spych, Oschwand BE liche Landwirtschaftliche Genossenschaften • UFA Vallon, Missy VD konnten dies auf Grund der Statuten oder Vor- • UFA Egg, Flawil SG standskompetenzen nicht machen. Mischfut- • UFA Wängi, TG als KB Station mit 40 Ebern terhersteller, manchmal auch im Verbund mit Viehhändlern stellten dies in vielen Fällen si- Im Herbst 1976 lancierte die Genossenschaft cher. Damit war der Kunde für viele Jahre an UFA das Schweinezuchtprogramm UFA 2000 die Mühle und den Tiervermarkter gebunden. mit systematischen Gebrauchskreuzungen aus- Mit der Gründung der UFA Bürgschaftsgenos- ländischer Rassen wie Hampshire und Duroc. senschaft in Sursee bildeten die Verbände ein Das IT gestützte Zuchtprogramm mit vollamt- Instrument, das dieses Handicap in einen stra- lichem Zuchtleiter und regionalen Zuchttech-
14| Wir sind natürlich nah nikern arbeiteten mit Erfolg auf bäuerlichen Bildung des nationalen Nutztierfuttermark- Zuchtbetrieben. Davon profitierten in erster tes (1989 – 1993) Linie die Züchter und Mäster, aber ganz erheb- lich auch die Anicom, Mischfutterwerke und die Gründung der ORADOR AG Herzogenbuch- regionalen Genossenschaften. UFA 2000 war see (1. Januar 1989) Marktführer. Hauptmotivation zur Auslagerung der Misch- futterproduktion in die neue ORADOR AG war Neubau von vielen Verbandsmischfutter- die ungünstige Produktionssituation bei VOLG werken (1966 – 1975) Winterthur. Die Werke Weinfelden und Winter- Alle Verbände starteten aus den 40er Jahren thur, errichtet in den 40er Jahren, waren tech- mit eher bescheidenen Kapazitäten der Werke. nologisch überholt und Winterthur im Zent- In der Periode 1966 bis 1975 bauten alle Ver- rum der Stadt gelegen; das Werk Lenzburg war bände ihre Mischfutterwerke neu oder realisier- nicht mehr wesentlich ausbaufähig. Der VLG ten wesentliche Kapazitätssteigerungen, damit Bern mit Standort Herzogenbuchsee hatte freie im wachsenden Markt die Kunden optimal be- Kapazitäten und war im Begriff in neue Techno- dient werden konnten. Zudem stieg der Anteil logien (Extruder und Kombifutter Würfel/Flo- Losefutter an grössere Tierhalter rasch an. Aus cken) zu investieren. Bei den Gesprächen war dieser «Baugeneration» stehen heute nur noch der LV St. Gallen zuerst auch dabei, entschied die Werke Hofmatt (1966, für Biomischfutter), sich jedoch vorerst nicht für die gemeinsame Sursee (1972) und St. Margrethen (1973) nach Sache. wesentlichen Neuinvestitionen in Betrieb. Somit starteten VLG und VOLG am 1. Janu- Kauf Pferdefuttermarke Hypona durch die ar 1989 gemeinsam. Die beiden fusionierten Genossenschaft UFA (10. Sept. 1981) Märkte repräsentierten bei allen Tiergattun- «Pferde fressen nicht das gleiche Mischfutter gen und bei den getätigten Umsätzen etwa wie Schweine und Rindviecher!» Jeder Marke- 50% des Marktes Schweiz. Die beiden Startjah- tingspezialist hätte blind gesagt, dass ein so re waren von bescheidenem Erfolg im Markt emotionales Produkt wie Pferdefutter nicht und Wirtschaftlichkeit gekennzeichnet, da die gleich wie Nutztierfutter hergestellt und ver- Neuausrichtung in allen Bereichen viel Kraft marktet werden kann. Daher kaufte die Ge- absorbierte. Durch die Neugründung distan- nossenschaft UFA die Marke (und Anlagen zierten sich die übrigen Verbände zuerst oft der Produktionsstätte Schaan) von der LANDI bei Fachfragen in den UFA Gremien zur ORA- Hombrechtikon und lancierte mit den Verbän- DOR AG. Denkwürdige Abstimmungen mit den die Marke Hypona mit völlig neuem Outfit dem nicht ausgesprochenen Motto «alle ge- national mit den Verbänden. gen einen» entstanden (UFA Sackgestaltung,
UFAG Mineralsalzaktion, etc.). Heute darf Mit der späteren Inbetriebnahme war der man dies als Geburtswehen einer guten neuen Marktdruck für hygienisiertes Geflügelfutter Lösung bezeichnen. Am 15. Januar 1990 wur- wesentlich gesunken. Für 1994 haben wir eine de das Werk Weinfelden, am 1. Juli 1991 das ORADOR Mischfutterproduktion von 160 000 Werk Winterthur stillgelegt. Tonnen budgetiert. Die LANDI Werke produ- zierten 1994 ca. 240 000 Tonnen. Der Markt- Beitritt aller Verbände zur ORADOR (1993) anteil ORADOR/LANDI betrug etwa 30% des Mit dem Abschluss 1991 stand die ORADOR Mischfuttermarktes. Im Spätherbst 1993 kam finanziell gesund da und dank neuer IT bes- die Fusion zur fenaco erfolgreich zustande. Da- tens organisiert für den Markt. Dies war eine durch wurde klar, dass sich die Verbandsgebiete gute Voraussetzung für die ab Neujahr 1992 des NWV und FCA marktingmässig der ORA- geführten Gespräche mit allen Verbänden. Die- DOR unterstellt werden. Daher wurden der UFA se konnten ab Frühjahr 1992 innert Wochen Technische Dienst und die Marketingservices erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei ist per 1. Januar 1994 in die ORADOR integriert. zu beachten, dass zu diesem Zeitpunkt die Ge- spräche zur Fusion fenaco erfolgreich gestartet Kooperationen mit Marken Rivaliment, waren. Lactina und melior (1993) UFA Marktbeitritte zur ORADOR AG: Parallel zu den Verhandlungen betreffend • 1. Januar 1993 | VLGZ und UCAR,Start Um- Mischfuttermarktabtretungen der Verbände bau Sursee zum Geflügelfutterwerk führte die ORADOR ab Herbst 1992 Gespräche • 1. Juli 1993 | LV bringt sein Werk ein mit fünf Mischfutterkonkurrenten durch. Alle • 1. Juli 1993 | Brand im neuen Werk Sursee waren durch die Marktsituation generell und am ersten Tag der Inbetriebnahme, definitive dem Druck auf hygienisiertes Geflügelfutter Inbetriebnahme im November 1993 verunsichert. Unsere Lösung mit dem spezia-
16| Wir sind natürlich nah lisierten Werk Sursee war klar und erfolgreich Statuten und Aktionärsbindungs-Vertrag die positioniert. Dank der Einigung innerhalb der Beteiligung bis im Jahr 2003 stufenweise auf Verbände wurden wir zum ersten Ansprech- 100 % erhöht werden. partner der Branche! Erfolgreiche Verhandlungen führten zu folgen- Innerhalb von zwei Jahren (92/93) wurden den Resultaten: so die Positionen der UFA Gruppe zukunfts- • 1. Juli 1993 | Gründung Rivalor SA Puidoux, gerichtet und einmalig neu gelegt. Arbeits- Schliessung Werke Rivaz und Puidoux im gruppen bearbeiteten viele Projekte in Bezug Herbst 1993, gemeinsame Produktion im auf Ausbau der Werke, Neuorganisation des Werk Renens der UCAR. Start des Neu- und UFA Beratungsdienstes mit neuer Speziali- Umbaus des Werkes Puidoux sierung im Markt sowie Prüfung von Schlies- Aktionäre: 40 % ORADOR, 40 % MCR (COOP) sungen der Werke Fribourg und Gelterkinden, 20 % Lactina Suisse aber auch von LANDI sowie verbandseigenen • Ende Dez.1993 | Beteiligung am Mischfutter- LANDI Werken. Die neue Ausrichtung und schwergewicht Haefliger AG mit Marke meli- Führung der fenaco bewirkte, dass sich die or. Ab Beginn konnte in Folge von speziellen ORADOR optimal auf den Markt ausrichten und jährlich Marktanteile gewinnen konnte. Im Jahre 1989 lancierte die Carnavi Holding in Zusammenarbeit mit Anicom, Genossenschaft UFA und dem UFA Beratungsdienst das Mar- kenfleischprogramm AGRI NATURA ohne Leis- tungsförderer und aus besonders tierfreund- licher Haltung. Schon bald reagierten Migros und COOP mit eigenen, ähnlichen Programmen auf das neue Konsumentenbedürfnis. Anicom konnte gemeinsam mit dem UFA Beratungs- dienst in den 90er Jahren bedeutende Markt- anteile mit bäuerlichen Betrieben in dem neu entstehenden Segment in allen Label und allen Tiergattungen aufbauen.
Wir sind natürlich nah |17 Vereinigung ufa-Samen 1965 allem «Zuchtsorten» in Erscheinung, die un- von Paul Briner terscheidbar sein und ganz bestimmte Eigen- schaften aufweisen mussten. Die Saatgutvermittlung gehörte bei den land- wirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden Diese Entwicklung erforderte, dass Sortenlis- seit jeher zu den Hauptaufgaben. Zusammen ten erstellt werden mussten, eine Aufgabe die mit den eidgenössischen Versuchsanstalten bei uns die staatlichen Forschungsanstalten (später Eidg. Forschungsanstalten für landwirt- übernahmen. Während im Ausland die Pflan- schaftlichen Pflanzenbau), mit den regionalen zenzüchtung sehr stark durch private Pflan- Paul Briner Saatzuchtgenossenschaften sowie verschiede- zenzuchtfirmen betrieben wurde, nahm in der nen Branchen-Organisationen, zum Beispiel Schweiz vor allem der Staat über seine landw. ab 1936 der VESKOF (Vereinigung schweizeri- Forschungsanstalten bei Futterpflanzen und scher Kontrollfirmen für landw. und Gemüse- Getreide diese Aufgabe wahr. Sämereien) wurden Normen und Gesetze erar- beitet, die den Samenhandel qualitativ gewal- Die landw. Genossenschaftsverbände waren tig verbesserten, insbesondere was Reinheit, schon immer im Vertrieb von Saatgut an den Keimfähigkeit, Unkrautbesatz, Feuchtigkeits- Verbraucher, vornehmlich an den Bauern, füh- gehalt usw. betraf. rend. Allerdings beschränkte sich diese Tätig- keit bei den Futterpflanzen auf den Wieder- Zu dieser Zeit spielte vor allem die Saatgetrei- verkauf. Da wo es um Importsaatgut ging, wie devermehrung eine wesentliche Rolle bei der Feldfuttersaaten etc., hatten sich private Im- inländischen Saatgutproduktion. Unter der portfirmen etabliert. Diese Privatfirmen unter- Aufsicht der Forschungsanstalten und in Zu- hielten die Beziehungen zu den ausländischen sammenarbeit mit den regionalen Saazucht- Pflanzenzüchtern und Saatgut-Vermehrungs- genossenschaften wurde im Inland feldbe- firmen und belieferten dann in der Schweiz sichtigt anerkanntes Saatgetreide produziert, Genossenschaftsverbände, örtliche landw. Ge- wobei die Reinigung und Aufbereitung des nossenschaften sowie die Bauern direkt. Das Saatgutes vorwiegend in Reinigungsstellen Saatgutgeschäft ist ein sehr internationales der landw. Genossenschaftsverbände erfolg- Geschäft und erstreckt sich über alle Kontinen- te, die auch überwiegend die Vermarktung si- te. Einerseits werden Feldfuttersaaten börsen- cherstellten. Während ursprünglich vor allem mässig mit zum Teil extrem fast täglich fluk- Saatgut–Provenienzen und Herkunftsbezeich- tuierenden Preisen gehandelt, anderseits führ- nungen gehandelt wurden (z.B. «Eifeler Rot- te die Sortenzüchtung vermehrt zur Abgabe klee», «Rotklee Hohenlohe» etc.), traten mit von Alleinvertriebsrechten an Firmen in den der fortschreitenden Pflanzenzüchtung vor Vermarktungsländern.
18| Wir sind natürlich nah Wollten die Genossenschaftsverbände mit Umsatzentwicklung UFA-Samen Feldsamen 1964 –1989 ihren an sich idealen Vertriebsstrukturen di- 5000 rekten Einfluss auf die Beschaffung, Auswahl, 4000 Produktion, Qualität, Sorten und Mengen etc. 3000 nehmen und nicht nur zu Wiederverkäufern de- Tonnen 2000 gradiert sein, so mussten von Grund auf neue 1000 Strukturen erarbeitet werden. 0 1964 1970 1975 1980 1985 1989 Es gelang vor allem Franz X. Fischer, der im Jahr Volg das 2. Departement mit den landwirt- Umsatz UFA-Samen Feldsamenimporte CH schaftlichen Hilfsstoffen führte, seine Kolle- gen zu überzeugen, dass ein Zusammenrücken der regionalen Verbände unabdingbar war. Er hatte vorher Gleiches bereits in anderen Markt- segmenten wie z. B. Futtermittel zustande ge- • Das Erreichen besserer Marktanteile. bracht. Damit konnten Marktkraft, Saatgut- • Die Bereitstellung einwandfreier Unterlagen qualität und Versorgungslage erhöht und ge- für die Praxis; Aufbau eines Informations- sichert werden. Eine weitere Herausforderung dienstes für die landwirtschaftlichen Schulen war, eine kontinuierliche Versorgung zu einem und dessen Fachlehrer über neue Sorten wie günstigen Preisniveau für ein sehr wichtiges zum Beispiel Tetragräser. Produktionsmittel sicherzustellen. Entwicklung Am 21. Januar 1965 kam es im Restaurant Re- Nach rascher Überwindung der Startprobleme be 1, Waaggasse 4 in Zürich unter Anwesenheit entwickelte sich bald und unaufhaltsam der der Vertreter von sieben Genossenschaftsver- erwünschte Aufwärtstrend. Die Geschäftstätig- bänden zur Gründungsversammlung der Verei- keit unserer Mitglieder mit den Privatfirmen nigung UFA-SAMEN. Schon im Voraus hatten wurde nach und nach reduziert und schliesslich die an der Gründungsversammlung abwesen- praktisch aufgegeben. Das Gewicht des gemein- den Mitglieder USAR (später UCAR), Lausanne samen Einkaufspotentials begann sich auszu- und Agricola Ticinese, Bellinzona ihre Zustim- wirken und Früchte zu tragen. UFA-SAMEN mung erteilt. Damit waren die neun regionalen hob sich mehr und mehr von der Konkurrenz Genossenschaftsverbände Mitglieder der Verei- ab, übernahm Alleinvertriebsrechte für beste nigung UFA-SAMEN. und neueste Züchtungen und wurde bald zum Gemäss Gründungsprotokoll waren die Haupt- weitaus interessantesten Geschäftspartner in gründe für diesen Zusammenschluss: der Schweiz für die führenden ausländischen
Wir sind natürlich nah |19 Züchter privater, genossenschaftlicher und • Gefi: Genossenschaft der Feldsamen-Impor- staatlicher Observanz. Das gemeinsame Auf- teure (gegründet 1951). treten am Markt, die Marktleistungen der Ver- Diese Organisation befasste sich mit der bände in allen Regionen des Landes machten Pflichtlagerhaltung bis zu ihrer Auflösung aus UFA-SAMEN die nationale Organisation, 2003. Das Präsidium lag bei UFA-SAMEN und die für die volle Bedarfsdeckung unserer Bau- die Geschäftsstelle bei der GGF (Genossen- ern mit einem der wichtigsten Produktionsmit- schaft für Getreide und Futtermittel). tel verantwortlich zeichnet. • Gif: Genossenschaft der Importeure von Fut- tergetreidesaatgut. Die Organisation stellte Die Entwicklung der Feldsamen-Umsätze bei den Preisausgleich von Import- und Inland- praktisch gleichbleibendem Volumen erhellt saatgetreide durch ein Umlageverfahren si- die Stärke und den Erfolg des gemeinsamen cher. Damit wurde der sichere Absatz der in- Marketings. ländischen Saatgutproduktion gewährleistet. Das Präsidium und die Geschäftsstelle lagen Der Handel mit Saatgut ist in der Schweiz seit bei der GGF. alters her gut organisiert. Verschiedene staatli- • FIS: Fédération internationale du commerce che, halbstaatliche und private Organisationen des semences (heute ISF: International Seed trugen zu einer klaren, zum Teil gesetzlich ab- Federation mit Sitz in Nyon) gestützten Marktordnung bei. Überall spielte Die VESKOF war stets Mitglied bei der FIS dabei UFA-SAMEN eine wichtige, teils zentrale und stellte dadurch dem schweizerischen Rolle: Samenhandel den freien Zugang zum Welt- • VESKOF: Vereinigung schweizerischer Kont- verband, den Landes-Verbänden sowie deren rollfirmen für landwirtschaftliche und Gemü- Mitglieds-Firmen sicher se-Sämereien (gegründet 1936). • Assinsel: Dies war der Weltverband der Pflan- • UFA-SAMEN stellte immer wieder alternie- zenzüchter und wurde in die FIS fusioniert, rend den Präsidenten für 4 Jahre. UFA-SA- die von nun an ISF heisst (siehe oben). MEN führt seit Jahrzehnten die Geschäfts- Verschiedene Vertreter von UFA-SAMEN ha- stelle. Die VESKOF wurde im Jahr 1995/1996 ben im FIS-Vorstand und in den Vorständen mit dem SSV (Schweizer Saatzuchtverband) der verschiedenen Sektionen mitgewirkt. fusioniert und hiess nun VSSJ (Verband Daneben wirkten Vertreter von UFA-SAMEN schweizerischer Saatgut und Jungpflanzen bei einer ganzen Reihe von Kommissionen, Ar- Firmen). Später kam dann noch das Zusam- beitsgruppen des Bundesamtes für Landwirt- mengehen mit der SISP (Schweizerische In- schaft, der damaligen Eidgenössischen Getrei- teressensgemeinschaft für den Schutz von deverwaltung und des schweizerischen Saat- Pflanzenzüchtungen) zu Swiss-Seed. zuchtverbandes (heute: swisssem)
20| Wir sind natürlich nah AGROLA AG 1966 von Hans Amrein Die Mechanisierung der Landwirtschaft erfuhr nach dem zweiten Weltkrieg einen ungeahnten Quantensprung. Das idyllische Pferdefuhrwerk wurde immer mehr durch leistungsfähigere Traktoren ersetzt. Immer weniger Heu und Hans Hafer für die Pferde wurde gebraucht, dafür Amrein aber umsomehr Brenn- und Treibstoffe für die Zug- und Transportfahrzeuge, sowie Öle und Schmiermittel, auch für die landwirtschaftli- chen Maschinen und Geräte. rade noch rechtzeitig Anspruch auf einen ihrem Die Strukturen der landwirtschaftlichen Ge- Marktumfeld angemessenen Anteil dieser Ge- nossenschaftsverbände und ihrer nachgela- schäfte. Auch hier galt es, die Bauern in einem gerten Primärgenossenschaften boten sich als immer wichtiger werdenden Hilfsstoffgeschäft geeignete Handels- und Verteilplattformen für nicht alleine der Willkür der unkontrollierba- Brenn- und Treibstoffe geradezu an. Obwohl ren Märkte auszusetzen. dieser schnell wachsende Markt durch Mine- raloelgesellschaften, Autogaragen und private Am 15. Dezember 1966 gründeten die dann- Heizoelhändler rasch und erfolgreich abgedeckt zumal neun landwirtschaftlichen Genossen- wurde, erhoben die Verantwortlichen der land- schaftsverbände VOLG, VLG, VLGZ, UCAR, LV, wirtschaftlichen Genossenschaftsverbände ge- FCA, NWV, GVS und AGRICOLA in Zürich die AGROLA AG. Der Grundstein war gelegt, im- mer mehr örtliche Genossenschaften erkann- ten die Chance ihrer guten Standorte für eine Selbstbedienungs-Tankstelle. So kam es, dass innert weniger Jahre die landwirtschaftlichen Genossenschaften schweizweit über das erste und grösste Selbstbedienungs-Tankstellennetz für Benzin und Dieselöl verfügten. Mit diesem Angebot hinkten die grossen Mineralölgesell- schaften aus verschiedenen Gründen über Jah- re hintennach. Es waren zu Beginn fast alleine
Wir sind natürlich nah |21 die landwirtschaftlichen Genossenschaften, che den erneuerbaren Energieträge RME und welche in der Nähe der Bahnhöfe, im Hinter- E85, ein Benzin- und Ethanolgemisch, als Er- hof ihrer Lagerhäuser über genügend grosse, satz für die mineralischen, nicht erneuerbaren nicht unmittelbar an Wohnsiedlungen angren- Treibstoffe im Sortiment führte. Um auch im zende Flächen verfügten, die sich für einen Import- und Grosshandel mitzuwirken und mit 24-Stunden-Selbstbedienungs-Tankstellen- dem Ziel, die Konkurrenzfähigkeit laufend zu betrieb eigneten. Wir packten die Chance und verbessern, kaufte AGROLA (Vereinigung der hatten Erfolg. Auch in den späteren 80er Jahre Genossenschaftsverbände) im Jahre 1974 die und um die Jahrtausendwende gehörte AGRO- private Mineralöl-Importfirma INTERPETROL LA ein weiteres Mal zu den Pionieren im Treib- AG, welche später, im Jahre 1998, zur Straffung stoffgeschäft. So war AGROLA wiederum die und Optimierung der Handelstätigkeit in die erste Mineralölgesellschaft der Schweiz, wel- AGROLA AG integriert wurde.
22| Wir sind natürlich nah Anicom AG 1966 so dass in Winterthur, Lausanne und Fribourg von Andreas Schneider weitere Niederlassungen eröffnet werden konnten. Durch die Regionalausschüsse ist das Schwieriger Start (1966 – 1970) Unternehmen in Produzentenkreisen veran- Die Tierhandelsfirma Anicom AG ist auf Ini- kert worden. tiative von Max W. Tschannen durch den VLG Bern am 17.10.1966 gegründet worden. Sie Im Jahre 1970 hat die Anicom mit acht Mit- hatte einen schwierigen Start. Das neue Un- arbeitern 97 000 Tiere im Wert von 26 Mio. Dr. Andreas ternehmen spürte den Widerstand sowohl vom Franken umgesetzt und bereits eine Dividende Schneider privaten Handel als auch von den gewerblichen von 6 % auf dem Aktienkapital von 500 000.– Produzenten. Franken ausbezahlt. Die 30 000 gelieferten Schlachtschweine entsprachen damals einem Im ersten Geschäftsbericht ist das Ziel wie Marktanteil von 1.3 %. folgt umschrieben: «Die neue Gesellschaft bezweckt die Förderung der bäuerlichen Tier- Fussfassen im Markt gelingt (1971 – 1975) produktion insbesondere durch das Mittel der 1970 beginnt eine enge Zusammenarbeit mit Vertragsproduktion. Durch die Kooperation, den UFA-Beratungsdiensten der Genossen- d.h. die vertragliche Zusammenarbeit von schaftsverbände. Die Vertragsproduktion mit Züchtern, Mästern und Verwertern, als spe- Züchtern und Mästern wird mit technischen zielle Form der vertikalen Integration, soll Hilfsmitteln ergänzt, um die Produktivität zu die Tierproduktion den bäuerlichen Famili- steigern und die Qualität zu verbessern. Es wer- enbetrieben erhalten bleiben, und ihre Kon- den Umtriebspläne entwickelt und Leistungs- kurrenzfähigkeit soll in der Zukunft gefestigt prüfungen zur gezielten Selektion angeboten. werden. Durch die Vertragsproduktion ist auf Die Vorteile der Kreuzungszucht werden ge- privatwirtschaftlichem Weg, ohne Staatsin- nutzt und die künstliche Besamung eingeführt. tervention, die Produktion den Absatzmög- Die Leistungen der Anicom (termingerechte lichkeiten möglichst anzupassen.» Lieferung und Abnahme der Tiere, transparen- te Abrechnungen sowie rasche Bezahlung) wer- Die Tätigkeit hat sich in der Startphase auf den von den Produzenten und Abnehmern zu- den Handel mit Schweinen konzentriert. Mit nehmend geschätzt. Die Beteiligung der andern Züchtern und Mästern wurden erste Verträge Genossenschaftsverbände macht eine AK Er- abgeschlossen und mit dem Schweine-Gesund- höhung auf eine Mio. Franken notwendig. Die heitsdienst begann eine gute Zusammenarbeit. Anicom wächst in dieser Periode jährlich um Die übrigen Genossenschaftsverbände haben durchschnittlich 20 000 Tiere und erzielt 1975 sich bereits 1968 am Unternehmen beteiligt, mit 19 Mitarbeitern bereits 107 Mio. Franken
|23 Umsatz. Trotz noch bescheidenen 4.6 % Markt- und in Seuzach wird für die Niederlassung Ost- anteil bei den Schlachtschweinen ist sie bei Pro- schweiz ein Neubau erstellt. Das AK wird auf zwei duzenten und Abnehmern zu einem namhaften Mio. Franken erhöht. Anicom wächst im Mit- Handelspartner geworden. tel pro Jahr um 46 000 Tiere und handelt 1985 752 000 Stück im Wert von 305 Mio. Franken. Starkes Wachstum (1976 – 1985) Nach gescheiterten Verhandlungen mit der SPF Stagnation in schwierigem Umfeld Sursee und der IGA eröffnet Anicom 1978 ei- (1986 – 1991) ne Geschäftsstelle in Sursee. Mit dem Start des In diesem Zeitabschnitt setzen Entwicklun- Zuchtprogrammes UFA 2000, das die Anicom gen ein, welche die tierische Veredelung stark und die Genossenschaftsverbände unter der beeinflussen: Der Konsument wird sensibler Leitung der Genossenschaft UFA anbieten, be- und beginnt die Nutztierproduktion zu hinter- ginnt eine starke Wachstumsphase. Die Mast- fragen. Er interessiert sich dafür, wie Tiere ge- ferkelproduktion wird durch geeignete Kreu- halten, gefüttert, transportiert und geschlach- zungen stark gefördert und das Auswertungs- tet werden. Es entwickelt sich eine Nachfrage system sorgt für genaue Daten und objektive nach Fleisch aus besonders tierfreundIicher Entscheidungsgrundlagen zur Selektion. Mit HaItung. Die Anicom beteiligt sich intensiv am gezielter Zuchtarbeit auf der Basis von MLP- Aufbau verschiedener Fleischlabel. 1989 be- Daten und der Anwendung der künstlichen ginnt die AGRI NATURA Produktion in enger Besamung wird das genetische Leistungsver- Zusammenarbeit mit der Carnavi (heute Ernst mögen der Schweine kontinuierlich verbessert. Sutter AG) und der Genossenschaft UFA. Spä- Die Anicom verstärkt damit ihre Marktposition ter hilft sie bei der Entwicklung von Coop Na- im Absatz. Mit der Ferkelrisikokasse und der turaplan mit und wird Hauptlieferant in diesem Transportversicherung rundet die Anicom ihr Label. Auch bei der Entwicklung des M-7-Pro- Dienstleistungspaket ab. grammes ist Anicom beteiligt. Insgesamt sinkt der Fleischkonsum und damit auch die Inland- Die Schweineproduktion nimmt in dieser Perio- produktion. Das Umsatzwachstum schwächt de stark zu und erreicht im Jahre 1983 ein Ma- sich ab, geht in einigen Jahren sogar zurück und ximum von mehr als 3.5 Mio. Schlachtungen. In liegt im Mittel noch bei 18 000 Tieren pro Jahr. Zollikofen kauft die Anicom ein Geschäftshaus Um Kosten zu sparen, werden die Niederlassun-
24| Wir sind natürlich nah gen Lausanne und Fribourg aufgehoben und die Der Schritt vom Schlachtviehhandel Geschäftstätigkeit in die Niederlassung Payer- ins Metzgereigewerbe ne verlegt. Gleichzeitig entsteht auch der Regi- Nach einer sehr schwierigen Anfangspha- onalausschuss Westschweiz durch Zusammen- se entwickelte sich die Anicom zum grössten schluss der bestehenden Regionalausschüsse. Schlachtviehlieferanten in der Schweiz. Die Das Handelsengagement im Bereich Kälber und konsequente Verfolgung hochgesteckter Quali- Grossvieh wird verstärkt und gesamtschweize- tätsziele in der Produktion und Zuverlässigkeit risch organisiert. Im Schweinebereich entste- in der Belieferung der Metzgereibetriebe führte hen die ersten AFP-Ringe (Arbeitsteilige Fer- zu einem gegenseitigen Vertrauensverhältnis. kelproduktion), um die Nachfrage nach grossen Hier liegt der Grund, dass einzelne Betriebe einheitlichen Mastjagerposten der Schweine- mit dem Wunsch an die Anicom gelangten, eine mäster zu erfüllen. finanzielle Beteiligung zu prüfen. Es waren Metzgereien die grosse Erweiterungs- investitionen getätigt hatten und durch den Fi- nanzierungsbedarf in einen Engpass gerieten. Die Frage nach einer Beteiligung im Metzgerei- gewerbe wurde in der «Vereinigung» eifrig dis-
Wir sind natürlich nah |25 kutiert. Die Befürworter sahen in einer Beteili- Anzahl gehandelte Tiere gung eine Verstärkung der Stellung der Anicom, 1 000 000 900 000 besonders im Hinblick auf den bestehenden 800 000 Absatzkanal für Fleischprodukte in der VOLG- 700 000 600 000 Detailhandelskette. Die Skeptiker machten 500 000 darauf aufmerksam, dass die Anicom mit einer 400 000 300 000 Beteiligung im Metzgereigewerbe indirekt zum 200 000 Konkurrenten von wichtigen Schlachtviehkun- 100 000 0 den würde. 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 Der Entscheid fiel zugunsten einer Beteiligung bei der Firma Reber AG in Langnau und später bei der Firma Gattiker AG in Freienbach. geworden. Der Erfolg basiert im Wesentlichen Fazit nach 25 Jahren (1991) auf folgenden Faktoren: Die Anicom ist ein erfolgreiches Unternehmen • Ausgewiesene Fachpersonen prägten die Ge- der Genossenschaftsverbände und der Produ- schicke der Unternehmung. Mit G. Hubacher zenten. Sie ist zum Marktleader im Tierhandel als Gesamtleiter (1966 – 1985) und H. Koch als Niederlassungsleiter Ostschweiz (1968 – 1996) waren zwei markante Persönlichkeiten über viele Jahre für das Handelsgeschäft ver- antwortlich. • Die gesamtschweizerische Tätigkeit mit regi- onaler Beschaffung und nationalem Verkauf brachte gewichtige Vorteile gegenüber vielen Mitbewerbern. • Die enge Zusammenarbeit mit dem UFA- Beratungsdienst und dessen Vernetzung mit den örtlichen LANDI, dem Schweine- gesundheitsdienst und der Carnavi hat der Anicom zu einer besonderen Marktstellung verholfen. • Die Anicom hat die technischen Möglichkei- ten für Dienstleistungen ausgeschöpft und sie den Bedürfnissen der Produzenten und der Abnehmer immer wieder angepasst.
26| Wir sind natürlich nah Frigemo AG 1974 • Gemeinsames Werbebudget von Toni Seiler • Rudimentäre Gebietsaufteilung (weite Ge- biete standen beiden offen – Basel, Zent- Einstieg in die Lebensmittel-Industrie ralschweiz, Tessin) Der VLG Bern und der VOLG haben bereits Diese Zusammenarbeit funktionierte recht Ende der 50er Jahre erkannt, dass die Speise- gut aber es kam immer wieder zu Meinungs- kartoffeln zunehmend durch Fertig- und Halb- verschiedenheiten z. B. über die Preis- und fertigprodukte substituiert werden. Deshalb Vertriebspolitik oder es gab Konflikte in den Toni waren sie als führende Grosshändler für Kar- sogenannten «freien» Verkaufsgebieten. Mit Seiler toffeln bereit, in dieses Geschäftsfeld (Kartof- der Zeit wurde das Sortiment mit zahlreichen felveredelung) zu investieren. Der Beginn war tiefgekühlten Kartoffelspezialitäten und Nass- der Fabrikationsbetrieb für Kartoffel-Futter- konserven erweitert – auch hier kam es zu Inte- flocken CISAC SA in Cressier/NE – gegründet ressen-Kollisionen. 1943. Die gemeinsame Entwicklung und die Lancierung von «Stocki®» durch KNORR 1961 Die Entstehung von neuen nationalen Kunden war ein voller Erfolg. Dieser Markenartikel (FRISCO-FINDUS und andere Glacefirmen die konnte sich bis heute sehr gut halten und wird ein Vollsortiment an Tiefkühlprodukten zu- nach über 50 Jahren nach wie vor durch uns fa- sammen mit Glace vertrieben) und die neuen briziert. An der CISAC SA hielt der VLG Bern Handelsmarken (damals z.B. «gold star» bei die Aktienmehrheit. Die UCAR (Westschweiz), COOP für alle Tiefkühlprodukte) erschwerten der Nordwestverband, FCA Fribourg sowie die die Zusammenarbeit und generierten zusätz- Gerber & Cie AG Lyss und Steffen-Ris AG Ut- liches Konfliktpotential und Widersprüchlich- zenstorf waren Mitaktionäre und konnten ih- keiten zwischen den Verantwortlichen bei VLG rem Aktienkapital entsprechend Kartoffeln in Bern und VOLG. Diese Entwicklung war über- die CISAC liefern. lagert durch den fortschreitenden Konzentrati- onsprozess im Lebensmittel-Einzelhandel, den 1966 lancierten der VLG Bern und der VOLG Markteintritt von Cash&Carry’s (PRODEGA, fast gleichzeitig die neuen vorfrittierten Pom- CCA etc.) und der Entstehung von überregiona- mes frites, die in der CISAC und in Weinfelden len Gastronomie-Ketten (MÖVENPICK, GAST- produziert wurden. Zwischen dem VLG Bern RAG, SV etc.). Dazu kam die beidseitige unbe- und dem VOLG wurde eine enge Zusammenar- strittene Absicht unser Angebot mit Tiefkühl- beit vereinbart: gemüse und tiefgekühlten Pasta-Spezialitäten • Man verkaufte diese gekühlten und tiefge- zu erweitern. Dies waren die Hauptgründe für kühlten Pommes frites unter der gemeinsa- den Vertrieb unserer Produkte die Gründung men Marke «golden frites» einer gemeinsamen nationalen Vertriebsge-
Wir sind natürlich nah |27 • Mit dieser Struktur übernahm die FRIGEMO AG den Exklusiv-Vertrieb der Kühl- und Tief- kühlprodukte von CISAC, VOLG, HALLER und CAPREZ-DANUSER. • Bei der HALLER AG stand ein Fabrikausbau an, die wir mit unserem finanziellen Engage- ment finanzieren halfen. Wir haben damals das ursprüngliche Projekt der Familie Haller stark «abgespeckt» – auf Fabrikationskapazi- täten, die man aus unserer Sicht mit unserer Verkaufsorganisation auch auslasten konnte. • Bei der CAPREZ-DANUSER AG hatten wir sellschaft vorzuschlagen. Die Vertikalisie- auch das Interesse weiterhin Kartoffelmeh- rungs-Strategie von VLG Bern und VOLG hat- le aus Cressier zu liefern, mit denen diese ten mehr zum Ziel als einfach die «Verwertung» Familienfirma Halbfabrikate für die Snack- von Kartoffeln und Gemüse – man wollte als Herstellung fabrizierte (für ZWEIFEL Pomy- erfolgreicher Player im Markt mitmischen. Als Chips AG «Snacketti» – und Export). Auch ich als sehr junger Mann 1971 die Leitung die- hier standen Investitionen, speziell in neue ses Geschäftsbereichs übernehmen durfte, hat mir mein damaliger Chef, Max Tschannen, die zwei Hauptziele einfach und klar vorgegeben: «Hohe Marktanteile und einen angemessenen Gewinn, der uns ermöglicht, weiter in dieses Geschäft zu investieren». Gründung der neuen nationalen Vertriebs- gesellschaft FRIGEMO AG Trotz einiger Widerstände wurde die FRIGE- MO AG am 1. Juli 1974 mit Sitz in Zollikofen (Büro-Baracke!) gegründet (50 % VOLG – 50 % VLG Bern). Gleichzeitig beteiligten wir uns vor- erst mit einer Minderheit am Aktienkapital der HALLER AG, Mellingen (Tiefkühlgemüse) und an der CAPREZ-DANUSER AG, Chur (Tiefkühl- und Trockenteigwaren):
28| Wir sind natürlich nah Fabrikationslinien für Tiefkühlprodukte (ge- füllte Pasta, Lasagne/Cannelloni etc.) an, die wir mit unserer Beteiligung ermöglichten. Das neue Unternehmenskonzept der FRIGEMO wurde schnell zum Erfolg: • Bei den nationalen und überregionalen Kun- den konnten wir jetzt geschlossen und glaub- würdig mit einer Stimme auftreten. • Neben der Belieferung von nationalen Glace- firmen, COOP und anderen überregionalen Kunden, haben wir unser «eigenes» Vertriebs- system mit regionalen Depositären schritt- weise weiter aufgebaut und mit dieser Mehr- fachabdeckung der Schweiz unsere Marktan- teile entwickelt. • Die Direktlieferungen an Gastronomen wur- den eingestellt und die FRIGEMO konnte bei Kartoffelprodukten einen Marktanteil z.T. über 60 % erarbeiten und bei Tiefkühlgemüse Pommes frites etwas in den Hintergrund zu und Tiefkühlpasta in der Ausser-Haus-Ver- drängen. pflegung Marktanteile zwischen 25 – 40 %. • Bereits kurz vor der Gründung der FRIGE- • Bei der Preisgestaltung für die neuen Sorti- MO sind wir erstmals bei Handelsfirmen mente orientierten wir uns ausschliesslich an eingestiegen. Nach der Übernahme unseres den teuersten Anbietern und beide komple- wichtigsten Depositärs in Genf haben wir mentären Geschäftsbereiche Tiefkühlgemüse den regionalen Vertrieb der UCAR in diese und Pasta wurden sehr schnell profitabel. Gesellschaft integriert (UCAGEL). Mit dieser • Mit dem breiten Sortiment an Premium-Pas- Beteiligung und derjenigen an der CISAC war ta-Produkten waren wir lange Zeit fast allein auch die Westschweiz ins Geschäftssystem am Markt und konnten dem Gastgewerbe eingebunden («Achse Winterthur-Bern-Lau- kreative, echte Neuheiten mit einem hohen sanne»). Mit der Fusion des Vertriebs der Vec- Kundennutzen anbieten («Margen-Generato- chio-Gruppe ist daraus später die BONFRAIS ren»). Dies hat geholfen, bei Kundengesprä- BONGEL entstanden. Später beteiligten wir chen mit dem Zwischenhandel und der Gas- uns auch vorübergehend an der PIERROT- tronomie die steten Preisdiskussionen bei FRIOLA Basel AG.
Wir sind natürlich nah |29 • Nach dem Ausscheiden eines der beiden Brü- plötzlich auch an die Mehrheit der damaligen der Haller haben wir (VLG Bern und VOLG) TRATTORIA AG, die gemeinsame nationale bei der HALLER AG die Mehrheit der Aktien Vertriebsgesellschaft für Trockenteigwaren übernommen. der CAPREZ-DANUSER AG und der Röth- • Nach einem extrem riskanten Auslandgeschäft lin AG, Kerns (Familen-Firma). Obschon (Bürgschaften) stand die CAPREZ-DANUSER Trockenteigwaren nicht zu unserem Kernge- AG 1982 plötzlich praktisch vor dem Konkurs. schäft gehören, ergaben sich damals mit die- Der Verwaltungsrat der FRIGEMO AG hat sich ser Firma interessante Synergien im Verkauf dann auf unseren Antrag, nach langem Abwä- unserer Tiefkühl-Pasta-Produkte (Überwei- gen entschlossen, die Aktienmehrheit bei die- sungsaufträge der Trattoria Aussendienst- ser Firma zu übernehmen und damit die Firma Mitarbeiter etc.) zu retten. Mit hohem zeitlichem Aufwand un- sererseits konnten wir schliesslich die Sanie- Kapazitätserweiterungen rung/Entschuldung erfolgreich abschliessen für die Pommes frites Fabrikation und die CADA wurde echt profitabel. In den ersten Jahren der Markteinführung • Mit dem Mehrheits-Engagement an der mussten wir bei Pommes frites erst mal die für CAPREZ-DANUSER AG hatten wir indirekt die Akzeptanz für dieses Convenience-Produkt
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