Elements41 - Neun Mitarbeiterteams nominiert Der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum Transparenz im Kessel - Evonik Industries
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elements41 Quarterly Science Newsletter Ausgabe 4|2012 Evonik-Innovationspreis 2012 Neun Mitarbeiterteams nominiert Biotechnologie Der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum Gesundheit Transparenz im Kessel
2 Inhalt Titelmotiv 6 Biotechnologielabor von Evonik in Halle-Künsebeck NEWS 4 Mit Rat und Tat – Neuer wissenschaftlicher Beirat für elements 4 A.SPIRE – Eine neue Partnerschaft für Innovation 5 Investment in nordamerikanischen Technologiefonds 5 Partnerschaft bei Katalysatoren für nachhaltige Chemieprodukte aus biobasierter Bernsteinsäure COATING & BONDING TECHNOLOGIES 6 Polyesterpolyole aus nachwachsenden Rohstoffen 18 ermöglichen „grüne“ Klebstoffe NEWS 11 Erste MMA-Produktionsanlage nach dem AVENEER®-Verfahren 11 Viskosefaser-verstärkte Biopolyamide: Hoher Biogehalt und gutes Verstärkungspotenzial BIOTECHNOLOGIE 12 30 Jahre Biotechnologieforschung bei Evonik: Der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum Evonik-Innovationspreis 2012 38 18 Neun Mitarbeiterteams für den Innovationspreis 2012 nominiert 19 Kategorie neue Produkte/neue Systemlösungen 22 Kategorie neuer oder verbesserter Prozess 25 Kategorie kreatives Kommunikationsmedium Biokraftstoffe 28 Bio-MTBE – Retter der Biokraftstoffquote? NEWS 33 Grundsteinlegung für neue Chemieanlage in Marl 33 Erdgaspipeline aus VESTAMID® NRG in Südamerika Innovationsmanagement 34 Erste Innovationskonferenz von Evonik für Top-Führungskräfte: Innovation führen NEWS 37 Dr. Peter Nagler zum Gastprofessor in China ernannt 37 Erster Spatenstich für Methioninkomplex in Singapur Gesundheit 38 Maßgeschneiderte Herstellung funktioneller Pharmapolymere: Transparenz im Kessel NEWS 43 Dr. Thomas Haeberle auf der ProcessNet 43 Neues Projekthaus Composites geplant Kommunikation 44 Agrarwirtschaft, wie sie wirklich ist NEWS 47 S2B Bio an „Roadmap Bioraffinerien“ beteiligt 47 Ausbau der Produktion für Vernetzungsverstärker in Wesseling 47 Impressum elements 41 Ausgabe 4|2012
Editorial 3 Kommunikation „Mathe und Chemie – das brauchst du doch nie wieder.“ Dieser Satz stammt von einem angehenden Philosophiestudenten, der soeben die Schule beendet hat. Gelesen habe ich ihn in einer Reportage über die Probleme von Erstsemestern an deutschen Hochschulen angesichts überfüllter Hörsäle und teurer Studentenzimmer. Aus dem Artikel ging übrigens auch hervor, dass dieser Student Laptop und Handy besitzt. Beides wäre ohne Mathe und Chemie wohl kaum möglich. Dass jemand, der einen Hochschulabschluss in Philosophie anstrebt, Mathe und Chemie für überflüssig hält, stimmt nachdenklich. Welchen Anteil haben wir als Chemieunternehmen daran? Kommunizieren wir zu wenig? Oder zu kompliziert? Was macht gute Kommunikation aus? Patrik Wohlhauser Eine mögliche Antwort darauf werden wir mit unserem Innovationspreis geben, Mitglied des Vorstandes der mit dem wir immer kurz vor Weihnachten unsere Forscher für herausragende Leis Evonik Industries AG tungen auszeichnen. In diesem Jahr loben wir auch einen Spezialpreis für kreative Kommunikation aus. Damit würdigen wir die Kreativität unserer Mitarbeiter, die auf der Suche nach wissenschaftlichem Nachwuchs oder bei der Vermarktung unserer Produkte sehr erfolgreich ungewöhnliche Wege gehen. Wir wollen mit dem Preis aber auch deutlich machen, wie wichtig Kommuni kation im Innovationsprozess ist. Die Art, wie wir kommunizieren, wie wir mit Querdenken umgehen, Mitarbeiter motivieren und Führungsverantwortung für Innovation übernehmen, hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie innovativ wir sind. Wir haben deshalb im September mit den Top-Führungskräften von Evonik zwei Tage lang unsere Innovationskultur kritisch hinterfragt. Denn Innovation ist eine Daueraufgabe, die wir nur dann optimal erfüllen können, wenn wir alle an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Verständnis von Innovation und Innova tionskultur haben. Dies zu entwickeln und zusätzlichen Schwung zu erzeugen war Ziel dieser sehr interaktiven Veranstaltung. Und es ist uns gelungen. Wir haben mehrere Themen auf den Weg gebracht, mit denen wir die Innovationskraft von Evonik weiter schärfen werden. Davon wird auch der oben erwähnte Philosophiestudent profitieren: in Form von neuen Produkten und Technologien, die der Gesundheit, der Ernährung oder der Ressourceneffizienz dienen. Vermutlich wird er es nicht zu schätzen wissen, aber auch dieser Kommunikationsaufgabe stellen wir uns – zum Beispiel mit dem Evonik Cyber-Classroom, einem interaktiven 3-D-Lernsystem, das wir jetzt auch auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt haben. Mit dem Cyber-Classroom unterstützen wir Schulen dabei, komplexe Chemiethemen leichter erlernbar zu machen. Und die Jugendlichen lernen ganz nebenbei, dass Wissenschaft und Technik nicht nur nützlich sind, sondern sogar auch Spaß machen können. elements41 Ausgabe 4|2012
4 News Mit Rat und Tat – Neuer wissenschaftlicher Beirat für elements 32 Ausgaben lang, und damit fast genau acht Dr. Norbert Finke (links) und Jahre, begleitete Dr. Norbert Finke vom Dr. Felix Müller Bereich Corporate Innovation Strategy & Management von Evonik den Newsletter elements als wissenschaftlicher Beirat. Er beriet die Redaktion bei der Auswahl der Themen ebenso wie bei ihrer Aufbereitung für ein fachkundiges Publikum und hat so maßgeblich dazu beigetragen, elements in- tern wie extern zu einem gern gelesenen Newsletter zu machen. Finke wird sich künf- Wie verstehen Sie Ihre neue Rolle? Hochschulkontakten und die Organisation tig stärker auf seine Tätigkeit als Controller Meine Rolle sehe ich unter anderem darin, von Innovationsveranstaltungen in Europa, bei Corporate Innovation Strategy & Manage mithilfe unseres Netzwerks an einer weiteren den USA und Asien, zum Beispiel unsere be- ment konzentrieren. Deshalb hat Dr. Felix Verbreitung von elements im Hochschul reits seit vielen Jahren etablierte Veranstaltung Müller im Sommer 2012 die Aufgabe des bereich zu arbeiten. Der Newsletter ist gut „Evonik Meets Science“. Das erfordert die wissenschaftlichen Beirats übernommen, die dazu geeignet, uns im wissenschaftlichen häufige Präsenz an unseren Partneruniver gut zu seiner Zuständigkeit für International Umfeld zu positionieren – als innovatives sitäten, etwa an der Jiao Tong University Scientific Relations innerhalb von Corporate Unternehmen, als interessanter Partner, als Schanghai oder der University of Minnesota. Innovation passt. potenzieller Arbeitgeber. Ich nehme elements Dort halte ich Vorträge, nehme an Hoch bereits jetzt immer mit, wenn ich Hochschu schulveranstaltungen teil und halte unter an- Herr Dr. Müller, welchen Bezug haben Sie len besuche, und biete meinen Gesprächs derem Ausschau nach geeigneten Gemein zu elements? partnern und deren Studenten an, das Heft schaftsprojekten. Darin fügt sich die neue Ich lese elements seit vielen Jahren und habe zu bestellen. Umgekehrt weiß ich durch mei- Aufgabe für elements sehr gut ein. die Zeitschrift immer als wichtigen Bestand ne Kontakte, welche Themen die Hoch- teil der wissenschaftlichen Kommunikation schulen besonders interessieren, und kann Was möchten Sie mit und für elements unseres Konzerns wahrgenommen – intern die Redaktion bei der Zusammenstellung der erreichen? wie extern. Anders als vergleichbare Zeit Themen entsprechend beraten. Ich möchte dazu beitragen, elements als qua- schriften hat sich elements trotz der journa- litätsvolle wissenschaftliche Zeitschrift und listischeren Aufmachung einen gewissen wis- Wie fügt sich die Aufgabe in Ihre sonstige als wichtige Plattform für Innovationsthemen senschaftlichen Anspruch bewahrt. Das be- Tätigkeit ein? zu erhalten. Da wir fast immer gemeinsam mit grüße ich, und aus vielen Gesprächen mit Neben der Lobbyarbeit in Sachen Innovation Partnern forschen, läge es nahe, diese stärker Hochschulprofessoren weiß ich, dass das Heft bei der EU-Kommission in Brüssel gehören als bisher als Autoren einzubinden. Ich werde auch an den Universitäten gut ankommt. zu meinen Hauptaufgaben die Pflege von unser Netzwerk in diese Richtung nutzen. A.SPIRE – Eine neue Partnerschaft für Innovation Evonik ist Gründungsmitglied von A.SPIRE den Bereichen Chemie, Stahl, Maschinenbau, mission. Ziel von A.SPIRE ist die Beschäf- aisbl, einer internationalen Non-Profit- Minerale, Zement, Keramik und Wasser aus tigung mit den großen sozialen Heraus- Organisation. A.SPIRE vertritt die Privatwirt rund zwölf europäischen Ländern. Evonik war forderungen, die die EU-Kommission in der schaft als Partner der Europäischen Kommis bei der Einweihungszeremonie im Juli in Brüs Agenda EUROPA 2020 definiert hat. A.SPIRE sion in der neuen Public-private-Partner- sel durch Dr. Felix Müller von Corporate In soll sicherstellen, dass Technologien und Best ship(PPP)-Initiative „Sustainable Process novation Strategy & Management vertreten. Practices entlang aller Stadien der industriel- Industry through Resource and Energy Die neue innovationsgetriebene Part- len Wertschöpfungskette entwickelt werden, Efficiency“. Die Plattform umfasst 45 führen- nerschaft ist Teil von Horizon 2020, dem die zu einer ressourceneffizienten Prozess de Akteure aus Industrie und Forschung in Forschungsprogramm der Europäischen Kom industrie beitragen. Konkret strebt die Initia tive die Reduzierung des Verbrauchs fossiler Energie in der Industrieproduktion um bis zu 30 Prozent und eine gesteigerte Nutzung erneuerbarer Rohstoffe um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum heutigen Verbrauch an. A.SPIRE hat vor kurzem die Beratungen zum Vorgehen der PPP aufgenommen. Die Teilnehmer der A.SPIRE Gründungsveranstaltung in Brüssel elements 41 Ausgabe 4|2012
News 5 Investment in nordamerikanischen Technologiefonds Evonik Industries stärkt seine Corporate- nalisierungsstrategie unserer Corporate-Ven Partner von Pangaea Ventures, erläutert: Venturing-Aktivitäten mit einem Investment turing-Aktivitäten.“ „Wir freuen uns, dass Evonik als ein führen- in den nordamerikanischen „Pangaea Ven- Evonik erhält mit dieser Beteiligung des Unternehmen der Spezialchemie nun in tures Fund III“ mit Sitz im kanadischen Van Zugang zu Partnerschaften mit jungen, inno- unseren Fonds investiert. Die Portfolio- couver. Der Fonds investiert in junge Tech vativen Technologieunternehmen in indust- unternehmen von Pangaea profitieren von nologieunternehmen mit Fokus auf neue rieübergreifenden Segmenten mit den Merk der Zusammenarbeit mit Evonik bei der Materialien und Spezialchemie, einschließlich malen Energie- und Ressourceneffizienz Erschließung neuer Märkte und der Entwick neuer Energie- und Umwelttechnologien sowie Nachhaltigkeit. Chris Erickson, General lung neuer Technologien.“ sowie Nanotechnologie. Mit Corporate Ven turing will Evonik mittelfristig ein Gesamt Evonik beteiligt sich am Pangaea Ventures Fund III, der in junge volumen von bis zu 100 Millionen € in viel- Technologieunternehmen mit Fokus versprechende Start-ups und führende spe- auf neue Materialien und Spezial zialisierte Venture-Capital-Fonds investieren. chemie investiert „Mit dem Investment in den Pangaea Ventures Fund III haben wir einen starken Partner in einem der weltweit dynamischsten Venture-Capital-Märkte mit unmittelbarem Bezug zu unseren eigenen Geschäftsakti vitäten“, erläutert Dr. Bernhard Mohr, Leiter Corporate Venturing von Evonik. „Diese Investition ist für uns ein wichtiger Schritt bei der konsequenten Umsetzung der Internatio Partnerschaft bei Katalysatoren für nachhaltige Chemieprodukte aus biobasierter Bernsteinsäure Das Geschäftsgebiet Catalysts von Evonik zeitig haben BioAmber und Evonik damit Generation Katalysatoren entwickelt“, fügt Industries hat mit dem US-amerikanischen begonnen, eine neue Generation von BDO- Huc hinzu. Unternehmen BioAmber Inc. eine langfris Katalysatoren zu entwickeln. Evonik ist weltweit führend in der Her tige Zusammenarbeit für die Entwicklung BioAmber betreibt die weltweit einzige stellung und Entwicklung von Katalysatoren und Herstellung von Katalysatoren zur Produktionsanlage für biobasierte Bernstein für ein weites Feld von Reaktionen und Produktion von BDO (1,4-Butandiol), THF säure in Pomacle (Frankreich) mit einem Prozessen in der Industrie-/Petrochemie (Tetrahydrofuran) und GBL (Gamma–Buty 350.000-Liter-Fermenter. Das Unterneh sowie in den Marktbereichen Life Sciences/ rolactone) aus biobasierter Bernsteinsäure men hat zusammen mit Mitsui & Co. in Sar Feinchemie. Das Unternehmen bietet ein vereinbart. BDO, THF und GBL sind Indus nia (Kanada) den Grundstein für eine Anlage breites Katalysatorensortiment aus einer triechemikalien, die in einer Vielzahl von für Bio-Bernsteinsäure gelegt, die Ende 2013 Hand sowie integrierte Dienstleistungen für Anwendungen zum Einsatz kommen, zum mit einer Kapazität von 17.000 Tonnen in seine Kunden. „Chemikalien aus erneuer Beispiel in Polymeren, Lösungsmitteln, Far Betrieb gehen wird. Die Ausweitung der baren Rohstoffen für die Produkte des tägli- ben und Klebern. Der weltweite Markt für Kapazität auf 34.000 Tonnen Bernsteinsäure chen Lebens werden als Ersatz für rohöl diese Produkte, die derzeit aus petroche ist bereits geplant, genauso wie eine BDO- basierte Produkte immer wichtiger“, erläutert mischen Rohstoffen hergestellt werden, be- Anlage mit 23.000 Tonnen Kapazität bis Dr. Wilfried Eul, Senior Vice President und trägt 4 Milliarden US-Dollar. Ende 2014. BioAmber plant den Bau weite- Leiter des Geschäftsgebiets Catalysts von BioAmber ist ein führender Hersteller von rer Bernsteinsäure- und BDO-Anlagen Evonik. „Zur Herstellung solcher Chemikalien biobasierter Bernsteinsäure aus erneuerbaren zusammen mit Mitsui & Co. „Durch unsere gehören oft biotechnologische Prozesse und Rohstoffen. Bio-Bernsteinsäure ist eine Platt Zusammenarbeit mit Evonik bekommen wir katalytische Umwandlungsschritte. Kataly- formchemikalie, die für zahlreiche Produkte nun die Katalysekompetenz und die Produk satoren gibt es aber nicht von der Stange, verwendet werden kann, die derzeit noch aus tionsmöglichkeiten für Katalysatoren, die sie müssen für jede einzelne Synthesereak- petrochemischen Rohstoffen hergestellt wer- wir brauchen, um eine wettbewerbsfähige tion und die jeweiligen Prozessbedingungen den. BioAmber hat die Katalysatortechnologie BDO- und THF-Technologie zügig auf den maßangefertigt werden. Evonik ist stolz dar- zur BDO-Hydrierung 2010 von DuPont in Markt zu bringen“, so Jean-François Huc, auf, zusammen mit BioAmber als führendes Lizenz übernommen und sie dann mit den CEO von BioAmber. „Wir sind froh, einen Unternehmen im Bereich biobasierte Bern Partnern Evonik und dem Center for Applied Partner vom Format von Evonik zu haben, steinsäure Innovationen voranzutreiben, was Catalysis (Zentrum für Angewandte Katalyse) der nicht nur unseren unmittelbaren Bedarf unsere Wachstumsstrategie auf der Grund an der Seton Hall University in South Orange an Katalysatoren optimieren und decken lage von Ressourceneffizienz unterstützt“, (New Jersey, USA) weiterentwickelt. Gleich kann, sondern der mit uns auch eine neue so Eul. elements41 Ausgabe 4|2012
Evonik hat reaktive PUR-Hotmelts auf Grundlage der neuen biobasierten Polyesterpolyole umfangreichen anwendungstechnischen Tests unter zogen. Das Ergebnis: Mit den neuen Polyesterpolyolen lassen sich Hotmelts mit verbesserten Eigen schaftsprofilen formulieren
COATING & BONDING TE CHNOLOGIE S 7 Polyesterpolyole aus nach- wachsenden Rohstoffen ermöglichen „grüne“ Klebstoffe Polyesterpolyole auf der Basis von nachwach Das Kleben gewinnt als Füge- und Verbindungs technik in immer mehr Anwendungsbereichen an senden Rohstoffen eröffnen den Formulierern Bedeutung. Die Hersteller können dadurch Produkte von einkomponentigen feuchtigkeitshärten- häufig kostengünstiger und flexibler fertigen. Auch den Schmelzklebstoffen neue Optionen in der Gewicht lässt sich durch Kleben einsparen. Und durch Produktpalette. Evonik hat entsprechende das Kaschieren von Sichtflächen mit geeigneten Folien werden ganz neue Oberflächenbeschaffen maßgeschneiderte hydroxylgruppenhaltige heiten möglich. Bei der Fertigung von Türen, Fens Polyesterpolyole entwickelt und damit begon- tern und Möbeln, bei der Innenauskleidung von nen, wie bei den auf Petrochemie beruhenden Automobilen, aber auch bei Funktionskleidung oder Polyolen ein Baukastenprinzip für die Formu Buchrücken spielen einkomponentige feuchtigkeits härtende Schmelzklebstoffe eine wichtige Rolle. lierer zu verwirklichen. Schon jetzt ist klar, Solche Schmelzklebstoffe sind bei Raumtempe dass sich die Eigenschaften petrochemischer ratur fest und lassen sich nach dem Aufschmelzen Produkte nicht nur nachbilden lassen, sondern verarbeiten. Nachdem die Schmelze auf ein Bauteil auch Polyole synthetisierbar sind, die die For aufgebracht ist, lässt sich die damit zu verklebende Komponente während der offenen Zeit ohne zusätz mulierungsvielfalt vergrößern. liche Fixierung fügen, weil der Klebstoff eine sehr hohe Anfangsfestigkeit hat. Kühlt der Klebstoff ab [ text Sabine Thüner, Gabriele Brenner, Dr. Christina Diehl ] und verfestigt sich, ist die Verbindung zwischen den beiden Teilen sofort funktionsfähig. Daher eignen sich feuchtigkeitshärtende Schmelzklebstoffe für Produktionsprozesse mit schnellen Taktzeiten. Mit diesen kurzen Taktzeiten geht nicht nur hohe Pro Folien- und Furnierlaminierung duktivität, sondern auch Energieeffizienz einher. Evonik hat mit der Entwicklung von maßge schneiderten hydroxylgruppenhaltigen Polyester polyolen diese Klebetechnologie bereits vor vielen Jahren maßgeblich geprägt. Nicht umsonst ist das Spezialchemieunternehmen Marktführer im Bereich Polyesterpolyole für reaktive PUR-Hotmelts, die in Profilummantelung der Kleb- und Dichtstoffindustrie Anwendung finden. Den Weltmarkt für reaktive Hotmelts insgesamt schätzen Experten auf mehrere 10.000 Tonnen pro Jahr. Die auf Polyesterpolyolen beruhenden PUR- Hotmelts haften auf sehr unterschiedlichen Substra ten, sind sehr temperatur- und chemikalienbeständig, erreichen eine hohe Endfestigkeit und lassen sich Anwendung von reaktiven Hotmelts bei relativ niedrigen Temperaturen verarbeiten – am Beipiel einer Küche Kantenumleimung typisch sind 100 bis 140 °C. Sie sind langlebig 333 elements41 Ausgabe 4|2012
8 COATING & BONDING TE CHNOLOGI E S 333 und – systembedingt – lösemittelfrei. Moderne erbaren Quellen gewinnen lassen. Das ist durchaus Polyesterpolyole, wie die Produktreihe DYNACOLL® eine Herausforderung für die Polymerdesigner, weil 7000 von Evonik, sind maßgeschneiderte, aus unter eine einfache Substitution der Monomere nicht rea schiedlichen Monomeren aufgebaute Funktions lisierbar ist. Vielmehr sind die in der Herstellung von bausteine. Sie zeichnen sich durch ein mittleres Polyesterpolyolen eingesetzten petrochemisch Molekulargewicht, eine lineare Struktur und Hydro basierten aromatischen und aliphatischen Diester, xylendgruppen aus. Dicarbonsäuren und Diole aus biologischen Quellen Die Herstellung der reaktiven Hotmelts erfolgt in bisher nicht verfügbar. der Schmelze durch Umsetzung der Polyolgemische Es galt also, einen völlig neuen Baukasten für die mit einem Isocyanat. Durch die Kombination von reaktiven Hotmelts zu entwickeln. Diese Aktivitäten amorphen, flüssigen und kristallinen Copolyestern fügen sich nahtlos in das Bestreben von Evonik ein, kann Evonik den Kunden Richtformulierungen für bei den eigenen Produkten durch einen verstärkten sehr unterschiedliche Anwendungen vorschlagen. Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen den Fokus Verschiedene Eigenschaften der Gemische resultie stärker auf die Megatrends Ressourceneffizienz und ren aus der Morphologie der Funktionsbausteine: Nachhaltigkeit zu legen (Abb. 1). Amorphe Polyester verkürzen zum Beispiel die Für Polyester geeignete biobasierte Dicarbon offene und die Abbindezeit der reaktiven Hotmelts, säuren und Diole müssen ausreichend stabil sein, um während flüssige Produkte die Formulierung von die hohen Temperaturen einer Schmelzkondensation Klebstoffen sehr flexibel machen. Die kristallinen bei 200 bis 250 °C überstehen zu können. Zudem Bausteine schließlich steuern das Abbindeverhalten müssen sie in der Polykondensationsreaktion eine und erhöhen die Kohäsion des Klebstoffs. Das ange ausreichende Reaktivität zeigen, um sich in den botene Baukastensystem des Unternehmens umfasst Polyester einbauen zu lassen. Umfangreiche Unter daher rund 25 Polyesterpolyole. suchungen waren hierfür erforderlich. Doch nicht nur die Chemie, auch der Markt Umstieg auf biobasierte bestimmte die Identifikation geeigneter Bausteine: Gibt es das Ausgangsprodukt in ausreichender Menge Polyesterpolyole nur mit neuen zu einem akzeptablen Preis? Und lässt die Marktent Monomeren möglich wicklung dies auch für die Zukunft erwarten? Ein Als Ausgangsprodukt der etablierten Polyester dien umfassendes und noch immer andauerndes Markt- ten bislang Erdöl und Erdgas. Doch seit rund zwei Screening lieferte hierzu die erforderlichen Informa Jahren untersuchen Mitarbeiter des Geschäfts tionen. Bisher fiel die Wahl für die Ausgangsprodukte bereichs Coatings & Additives, bedingt durch das der Dicarbonsäuren und Diole auf gängige Pflanzen steigende Marktinteresse, ob sich die Polyole außer wie Hirse, Mais oder Zuckerrübe. Der neue Bau auf dem petrochemischen Weg nicht auch aus erneu kasten für die Kunden von Evonik musste zwei Abbildung 1 Konventionelle Polyesterpolyole Petrochemische Petrochemisch Konventionelle im Vergleich zu Rohstoffe basierte Monomere Polyesterpolyole biobasierten Polyesterpolyolen Erdgas, Erdöl Aromatische und Nicht biobasiert, aliphatische Diester, möglicherweise Dicarbonsäuren aber bioabbaubar und Diole Nachwachsende Biobasierte Biobasierte Rohstoffe Monomere Polyesterpolyole Hirse, Mais, Rizinusöl Aliphatische Möglicherweise Dicarbonsäuren zusätzlich und Diole bioabbaubar elements 41 Ausgabe 4|2012
COATING & BONDING TECHNOLOGIE S 9 Da die Bausteine für die klassischen petro chemischen Polyester polyole aus biologi Vorgaben erfüllen: Erstens durfte er den Handlungs Die neu entwickelten Polyesterpolyole wurden in schen Quellen nicht verfügbar sind, musste spielraum der Klebstoffformulierer nicht einschrän Modellformulierungen in vielfältigen Mischungs Evonik ein neues ken, was die Entwicklung von amorphen, flüssigen verhältnissen kombiniert und die physikalischen und Baukastensystem aus und kristallinen Polyestern erforderte. Zweitens klebetechnischen Eigenschaften der reaktiven Hot Polyesterpolyolen für reaktive Hotmelts sollte der Anteil biobasierter Monomere im Polyester melts anwendungstechnisch geprüft. Dazu wurden entwickeln mindestens 30 Prozent ausmachen. zunächst die Eigenschaften von Hotmelts mit einem Viskosität, Schmelzpunkt und Glasübergangstem einzelnen Polyesterpolyol ermittelt und diese Unter peratur bestimmen maßgeblich die Eigenschaften suchungen dann auf Gemische aus zwei und drei eines Polyesterpolyols und damit auch des formulier Komponenten ausgeweitet. ten PUR-Hotmelts, also Kenngrößen wie offene Zeit, Abbindezeit und Anfangsfestigkeit. Unter dem Mar Biobasierte Polyesterpolyole kennamen DYNACOLL® Terra hat Evonik inzwischen erweitern das Eigenschaftsspektrum eine breite Palette an Polyesterpolyolen aus erneu erbaren Rohstoffen auf den Markt gebracht. Es gibt der reaktiven Hotmelts sie wie bei den petrochemischen Produkten als Bau So wurde deutlich, dass sich mit den biobasierten kastensystem – drei kristalline, zwei flüssige und vier Formulierungen nicht nur reaktive Hotmelts mit amorphe. Der Anteil der biobasierten, erneuerbaren vergleichbaren Eigenschaften wie bei petrochemisch Monomere liegt dabei je nach Polyol zwischen 30 und erzeugten Schmelzklebstoffen herstellen lassen, 100 Prozent (Abb. 2). sondern dass sogar verbesserte Produkte mög 333 Abbildung 2 Unter dem Marken Anteil an namen Dynacoll® erneuerbaren Erweichungs- Schmelz- Terra gibt es aktuell Rohstoffen punkt (R&K) viskosität drei kristalline, [%] [°C] [Pa s] zwei flüssige und vier amorphe Polyester Amorphe Typen A1 > 30 85 35 (130 °C) polyole von Evonik A2 > 30 85 32 (130 °C) A3 > 35 90 17 (130 °C) A4 > 30 95 15 (130 °C) Flüssige Typen L1 > 85 – 4 (80 °C) L2 > 75 – 4 (80 °C) DYNACOLL® Terra Kristalline Typen C1 100 65 2 (80 °C) C2 100 75 3 (80 °C) C3 > 60 80 2 (80 °C) Hydroxylzahl ca. 30 mg KOH/g und Säurezahl < 2 mg KOH/g elements41 Ausgabe 4|2012
10 COATING & BONDING TE CHNOLOGI E S Reaktive Hotmelts sind vielseitig einsetzbar. Beispiele sind die Fertigung von Fensterprofilen (links) und die Flächenkaschierung von Türen und Möbeln (rechts) 333 lich werden. Ein Beispiel ist ein reaktiver Hot melt für die Flächenkaschierung: Bei dieser Anwen dung sind lange offene Zeiten bei hoher Anfangs festigkeit erwünscht. So konnte bei vergleichbar lan ger offener Zeit die Abbindezeit der biobasierten im Vergleich zu konventionellen Formulierungen deut Abbildung 3 Flächenkaschierung mit einem reaktiven Hotmelt (RHM) aus petrochemischen lich verkürzt werden (Abb. 3). und aus biobasierten Polyesterpolyolen. Letzterer zeigt eine längere offene Eine besondere Herausforderung ist auch die Ent Zeit – das ist wichtig für die Applikation – und eine verkürzte Abbindezeit wicklung von reaktiven Hotmelts – zum Beispiel für Offene Zeit Abbindezeit die Kantenanleimung –, die sehr schnell abbinden müssen. Dafür wird ein hochkristalliner Anteil in der Formulierung benötigt, was allerdings zu Unverträg RHM mit petrochemischen lichkeiten mit den amorphen Polyesterpolyolen füh Polyesterpolyolen ren kann. Auch für dieses Problem fand man eine Lösung: Es wurden zwei neue amorphe Polyester RHM mit biobasierten Polyesterpolyolen polyole entwickelt, die dank eines neu identifizierten biobasierten Monomers eine bessere Verträglichkeit 0 200 400 600 800 aufweisen. Zusätzlich sorgt das Monomer dafür, dass [sec] die entwickelten Polyesterpolyole selbst bei hohen Glasübergangstemperaturen niedrigere Viskositäten besitzen. Diese sind sogar niedriger als der bisherige Abbildung 4 Standard. Letztlich bedeutet dies eine größere Viel Reaktive Hotmelts (RHM) Viskosität [Pa s] falt bei der Formulierung reaktiver Hotmelts. In der mit biobasierten Polyester polyolen besitzen eine 150 Kantenanleimung können so niedrigere Auftragstem niedrigere Viskosität als peraturen bei sonst gleichen Eigenschaften erzielt solche mit petrochemisch werden (Abb. 4). basierten Polyester polyolen. Damit sind zum 100 Auch wenn die Entwicklung von biobasierten Beispiel in der Kanten Polyesterpolyolen weitergeht, hat die Vermarktung anleimung niedrigere der neuen Produkte bereits begonnen. Produktions Auftragstemperaturen möglich 50 technisch sind dafür keine nennenswerten Anpassun gen an den vorhandenen Anlagen erforderlich, weil HM aus petro R chemischen Polyester die Synthesen mit denen von petrochemisch basier polyolen 0 ten Produkten vergleichbar sind. Evonik kann die 0 110 120 130 Herstellung der biobasierten Produkte also kurz HM aus biobasierten R Polyesterpolyolen Temperatur [°C] fristig skalieren – und Klebstoffformulierer können ihren Kunden erstmals reaktive Hotmelts anbieten, die aus nachwachsenden Ressourcen stammen. 777 Sabine Thüner ist im Gabriele Brenner leitet Dr. Christina Diehl Geschäftsbereich im Geschäftsbereich leitet im Geschäftsbereich Coatings & Additives von Coatings & Additives die Coatings & Additives das Evonik verantwortlich Anwendungstechnik Innovation Management für das Marketing der Reaktive Hotmelts. Adhesive Polyesters. Hotmelts. telefon +49 2365 49-4534 telefon +49 2365 49-9193 telefon +49 2365 49-7693 gabriele.brenner@ christina.diehl@ sabine.thuener@ evonik.com evonik.com evonik.com elements 41 Ausgabe 4|2012
News 11 Erste MMA-Produktionsanlage nach dem AVENEER® Verfahren Evonik Industries startet die Basisplanung für dem neuen AVENEER® Prozess arbeiten ausbeute von 95 Prozent die eingesetzten eine neue Produktionsanlage für Methyl wird, ist für Mobile (USA) gefallen. „Als Ressourcen deutlich besser. methacrylat (MMA) nach dem AVENEER® größter nordamerikanischer Standort von Evonik hat in einer Pilotanlage in Worms Verfahren am Standort Mobile (Alabama, Evonik bietet Mobile die Vorteile einer leis- in den letzten fünf Jahren das innovative Ver USA). Das Investitionsvolumen wird einen tungsfähigen Infrastruktur sowie einer opti- fahren zur technischen Reife gebracht. Ein dreistelligen Millionen-€-Betrag umfassen. malen Verfügbarkeit aller Rohstoffe und wesentlicher Vorteil ist, dass in einer Anlage Die Großanlage mit einer Produktionskapa Energien“, erläutert Gregor Hetzke, Leiter gleichzeitig Methylmethacrylat wie auch zität von 120.000 Tonnen soll Mitte 2015 in des Evonik-Geschäftsbereichs Performance Methacrylsäure produziert werden können. Betrieb gehen und bis zu 100 Arbeitsplätze Polymers. Zudem ermöglicht die Lage des „Das Verhältnis beider Produkte ist in weiten in Mobile schaffen. Das Gesamtprojekt be- Standorts am Golf von Mexiko eine weltwei- Grenzen einstellbar, was uns eine hohe Flexi darf noch der Zustimmung der Gremien. te Versorgung der Kunden auf dem Seeweg. bilität bietet“, so Dr. Hans-Peter Hauck, Leiter Methacrylatmonomere und deren Folge Bisher produziert Evonik MMA an den deut- des Geschäftsgebiets Acrylic Monomers von produkte sind die Basis innovativer Produkte schen Standorten Worms und Wesseling Evonik. für ressourceneffiziente Lösungen etwa für sowie im US-amerikanischen Fortier und in Methylmethacrylat ist als Ausgangspro den Leichtbau in der Automobilindustrie. Schanghai (China). dukt der Methacrylatplattform von Evonik „Mit der AVENEER® Technologie und AVENEER® basiert wie der traditionelle Basis für viele Produkte und ein bedeutendes unserer Entscheidung für Mobile bauen wir ACH-Sulfo-Prozess auf den Einsatzstoffen Monomer des Konzerns. Mit mehr als 100 konsequent unsere globale Methacrylat Ammoniak, Methan, Aceton und Methanol, Jahren Erfahrung in der Methacrylatchemie plattform und unsere führende Marktposition kommt allerdings ohne den Einsatz von produziert und vermarktet Evonik unter der weiter aus“, so Dr. Dahai Yu, Vorstandsmit Schwefelsäure aus. Das von Evonik entwi- Marke VISIOMER® neben MMA mehr als 50 glied von Evonik Industries, verantwortlich ckelte AVENEER® Verfahren ist sehr ressour- Monomere, die aus MMA hergestellt werden für das Segment Specialty Materials. ceneffizient und damit besonders umwelt- bzw. dem MMA verwandt sind, und stellt der Die Entscheidung für den künftigen schonend. Im Vergleich zum bisherigen chemischen Industrie damit das umfassends- Standort der ersten MMA-Anlage, die nach Verfahren nutzt AVENEER® mit einer Gesamt te Produktportfolio zur Verfügung. Viskosefaserverstärkte Biopolyamide: Hoher Biogehalt und gutes Verstärkungspotenzial Evonik hat eine neuartige Kombination aus Leistungsstark und biobasiert – die biobasierten Hochleistungspolyamiden und Produktfamilie biobasierten Hochleistungsfasern entwickelt VESTAMID® Terra und auf den Markt gebracht. Um die mechanischen Eigenschaften eines Kunststoffs zu erhöhen, werden oft Verstärkungsfasern, insbesondere Schnitt- Glasfasern, beigemischt. Bei biobasierten Polymeren bedeutet dies aber gleichzeitig, dass der Biogehalt sinkt und der ökologische Vorteil schwindet. Die Verwendung von Naturfasern als Alternative führte bisher hin- gegen zu einer deutlichen Senkung des Verstärkungspotenzials. Außerdem kommt vollständig aus Holzderivaten bzw. Faserstoff kungsfasern: Je nach Fasergehalt bieten die es beim Endprodukt zu einer unangenehmen gewonnen und basieren somit ebenfalls auf mit Viskosefasern verstärkten Biopolyamide Geruchsbildung. VESTAMID® Terra mit nachwachsenden Rohstoffen. Damit ergibt eine Gewichtsreduktion von bis zu zehn Viskosefasern behält hingegen seinen hohen sich ein insgesamt hoher Biogehalt zwischen Prozent – und das bei gleicher Verstärkungs Biogehalt – und das bei einem sehr guten 67 und hundert Prozent. leistung. Verstärkungspotenzial. Gerade im Vergleich mit glasfaserver „Mit dieser Produktentwicklung wollen Zwei Polyamidtypen der Produktfamilie stärkten Systemen bietet die Kombination aus wir unseren Kunden eine kompromisslose VESTAMID® Terra bilden die Polymermatrix: Viskosefasern und Polymermatrix eine deut- Erweiterung für den Einsatz von biobasierten Terra HS und Terra DS. Diese Polyamide wer- lich bessere CO2-Bilanz. Ein Beispiel: Die Produkten in technisch anspruchsvollen den teilweise oder komplett aus der CO2-Ersparnis beträgt mehr als 57 Prozent Anwendungen ermöglichen“, so Dr. Benjamin Rizinuspflanze gewonnen. Handelsübliche bei einem Viskosefasersystem aus PA1010 Brehmer, Business Manager Biopolymers Schnitt-Viskosefasern bilden das Verstär mit 30 Prozent Füllgrad gegenüber einem bei Evonik. Evonik bietet VESTAMID® Terra kungsfasersubstrat. Viskosefasern sind unter um 30 Prozent glasfaserverstärkten PA66. Typen mit unterschiedlichem Fasergehalt dem englischen Name „Rayon“ oder auch als Zudem weisen Viskosefasern eine deutlich an, um die verschiedensten mechanischen synthetische Zellulose bekannt. Sie werden geringere Dichte auf als mineralische Verstär Ansprüche zu erfüllen. elements41 Ausgabe 4|2012
12 BIOTECHNOLOGIE 30 Jahre Biotechnologieforschung bei Evonik Der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum Der Geschäftsbereich Health & Nutrition hat vergangenen Oktober eine Tagung zur aktuellen und künftigen Rolle der Biotechnologie bei Evonik veranstaltet. Dabei standen die Herausforderungen der Anwendungsmärkte und die Frage, welche Antworten die Biotechnologie darauf liefern kann, im Mittelpunkt. [ text Dr. Karin Aßmann ] elements 41 Ausgabe 4|2012
B IOTE CHNOLOGIE 13 „Bringt man etwas erfolgreich an den Markt, ist es Innovation, ansonsten nur eine Erfindung.“ Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch für die Biotechno An der Veranstaltung nahmen mehr als 150 Experten teil – Ver logie. Als das Vorgängerunternehmen von Evonik am Standort treter von Hochschulen, von der Pharma- und Ernährungsindus Halle-Künsebeck in Ostwestfalen im Jahr 1982 mit den For trie, von Fördereinrichtungen und von Evonik. „Pharma- und schungsarbeiten für die fermentative Herstellung der Amino Ernährungsindustrie spüren beide einen großen Veränderungs säure L-Lysin und weiterer essentieller Aminosäuren begann, druck“, so Kelle, „und die Biotechnologie kann in beiden Fällen ahnten wohl auch die damaligen Verantwortlichen nicht, vor dabei helfen, ihn erfolgreich zu meistern.“ Siehe Evonik. welche Herausforderungen die Industrie in der industriellen Patrik Wohlhauser, Mitglied des Vorstandes der Evonik In Biotechnologie gestellt wird. Heute, 30 Jahre später, mit mehr dustries AG, geht davon aus, dass „wir bis zum Jahr 2020 allein als 300 Millionen € Umsatz pro Jahr, einem global aufgestellten im Geschäftsbereich Health & Nutrition mit biotechnologisch Produktionsnetzwerk und global aufgestelltem Verkauf, sieht hergestellten Produkten eine Milliarde € umsetzen werden“. man klarer. Halle-Künsebeck, mit derzeit 100 Mitarbeitern die Die Biotechnologie biete in diversen Geschäftsfeldern interes biotechnologische Forschung für den Geschäftsbereich Health sante Chancen für künftiges profitables Wachstum und ermög & Nutrition und eine Technologieplattform für Evonik zur Un liche die verstärkte Ausrichtung der Wachstumsstrategie von terstützung weiterer Geschäftsbereiche bei der Entwicklung Evonik auf eine nachhaltige Entwicklung. von fermentativen Prozessen, bildet die Keimzelle für das heu tige erfolgreiche Biotechnologiegeschäft des Spezialchemie anbieters. „Die Biotechnologie hat für Evonik inzwischen weltweite Bedeutung. Wir stehen am Anfang eines umfassenden Wachs tumsprozesses mit existierenden Produkten und gleichzeitig vor dem Einstieg in neue Produkte und Problemlösungen mittels Biotechnologie“, betont Dr. Ralf Kelle, Forschungsleiter des Geschäftsgebiets Bioproducts. Grund genug für das Unter nehmen, das Jubiläum mit einer zweitägigen Tagung Anfang Oktober 2012 zu würdigen. Patrik Wohlhauser, Mitglied des Vorstandes von Evonik Als Unternehmen und Industrie habe man in der Vergangenheit lernen müssen, dass „neue biotechnologische Entwicklungen lange brauchen. Aber wenn es dann funktioniert, dann funkti oniert es wirklich“, so Wohlhauser mit einem Augenzwinkern. Aufgrund dieser Erfahrungen wähle Evonik einen selektiven Ansatz bei der Biotechnologie, indem sich das Unternehmen auf die meistversprechenden Bereiche konzentriere. Denn: „Inno vationen erfordern viel Zeit.“ Dr. Ralf Kelle, Forschungsleiter des Geschäftsgebiets Bioproducts von Evonik Diesen Ball nahm Dr. Peter Nagler, Chief Innovation Officer bei Evonik, in seinem Überblick über die Innovationsstrategie von Evonik auf: „Bringt man etwas erfolgreich an den Markt, ist es Innovation, ansonsten nur eine Erfindung.“ Damit aus Erfin dung Innovation wird, hat Evonik die Forschungs- und Entwick lungsaktivitäten auf zwei Säulen gestellt: Bezogen auf das Ge schäftsjahr 2011 entfielen etwa 80 Prozent des Etats in Höhe von 365 Millionen € auf die hauptsächlich markt- und anwendungs orientierte Forschung der Geschäftsbereiche, während die 333 elements41 Ausgabe 4|2012
14 BIOTECHNOLOGIE hat seit 2012 eine Jahreskapazität von 280.000 Tonnen. In Bra silien und Russland befinden sich zusätzliche Anlagen im Auf bau, sodass die Kapazitäten sich dadurch um fast 200.000 Ton nen pro Jahr erhöhen. Insgesamt investiert Evonik in die Anlagen in den USA, Brasilien und Russland rund 350 Millionen €. „Aus dieser starken technologischen und wirtschaftlichen Position wird Evonik weitere Futtermitteladditive entwickeln, die die Effizienz der Futterverwertung und die Gesundheit der Tiere erhöhen, bis hin zu integrierten Lösungen für eine nachhaltige Tierernährung“, kündigte Beste an. Neben den klassischen Anwendungsmärkten in der Schweine- und Geflügelzucht engagiert sich Evonik auch in neuen Märkten für seine Aminosäuren. Einer ist der der Aquakulturen. „Der Dr. Peter Nagler, Chief Innovation Officer von Evonik Fischverbrauch steigt, während die natürlichen Fischbestände des Meeres rückläufig sind“, umreißt Beste das Problem. „Daher 333 restlichen 20 Prozent der zentralen strategischen For schungseinheit Creavis zur Verfügung standen. Die Creavis kon zentriert sich auf langfristige und disruptive Innovationsziele auf einer Zeitskala von zehn oder gar 15 Jahren. In ihr sind Pro jekthäuser und Science-to-Business-Center angesiedelt, unter anderem das S2B Center Biotechnology, das sich auf die Biopro dukt- und Prozessentwicklung mit den Schwerpunkten erneu erbare Rohstoffe und synthetische Stoffwechselwege konzen triert. Gerade für den Erfolg mit biotechnologischen Produkten ist in Naglers Augen auch die Prozessoptimierung rund um die Fer mentation wichtig: „Aus der Zusammenarbeit der Konzernfor schung mit der Forschung in den Geschäftsbereichen und mit der Verfahrenstechnik entsteht der maximale Erfolg.“ Daneben Dr. Reiner Beste, Leiter des Geschäftsbereichs Health & Nutrition betreibt Evonik intensiv Forschung mit Partnern in verschiede nen Clustern oder Kooperationen und unterstützt seit diesem Jahr junge, vielversprechende Unternehmen mit Risikokapital – gehen Marktforscher davon aus, dass der Bedarf an Fisch aus auch im Bereich der Biotechnologie. Aquakulturen wächst.“ Deren Ernährung sei bislang aber nicht „Die Biotechnologie ist für Evonik eine Schlüsseltechnologie, sonderlich nachhaltig, wie das Beispiel der Lachsaufzucht zeige: eine maßgebliche Technologieplattform“, unterstrich Dr. Reiner „Für ein Kilogramm Lachs sind bislang einige Kilogramm Futter Beste, Leiter des Geschäftsbereichs Health & Nutrition bei Evo erforderlich, das vorrangig aus Fischmehl besteht, das wiede nik, in seinem Vortrag. „Sie ermöglicht eine einzigartige Pro rum aus den Fischbeständen des Meeres gewonnen wird.“ Die dukt-Performance und Best-in-Class-Prozesse, durch die wir Aminosäuren von Evonik verbessern die Nachhaltigkeitsbilanz eine vorteilhafte Kostenposition erreichen.“ deutlich, indem sie den Einsatz von Fischmehl minimieren, und Was das bedeutet, erläuterte Beste am Beispiel der Amino erschließen dem Unternehmen diesen Markt. säuren als Futtermitteladditive. In diesem Bereich ist Evonik Welche Bedeutung die Biotechnologie in den Kundenmärk Marktführer und die Nachfrage steigt weiter. Neben der führen ten des Geschäftsbereichs Health & Nutrition hat, verdeutlich den Marktposition bei dem chemisch hergestellten DL-Methionin ten mehrere Redner aus diesen Branchen. So beschrieb Dr. Peter ist die fermentativ hergestellte Aminosäure Biolys® mengen mäßig bereits das wichtigste biotechnologisch hergestellte Pro dukt des Unternehmens. Die Produktionsstätte in Nordamerika elements 41 Ausgabe 4|2012
B IOTECHNOLOGIE 15 „Aus der Zusammenarbeit der Konzernforschung mit der Forschung in den Geschäftsbereichen und mit der Verfahrenstechnik entsteht der maximale Erfolg.“ personalisierte Medizin schließlich berücksichtigt genetische Unterschiede der Patienten und kombiniert Diagnostik und The rapie. „Aus Sicht des Patienten bedeutet dies eine passgenaue Behandlung, aus Sicht des Herstellers eine größere Vielfalt an Produkten mit kleinerem Produktionsvolumen pro Produkt.“ Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, dem Branchenverband der Biotechnologieindustrie Heinrich, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, dem Branchenverband der Biotechnologieindustrie, die Umbruch situation in der Pharmawelt anhand von Marktzahlen. „Bei vielen Blockbuster-Medikamenten läuft der Patentschutz aus, Prof. Dr. Uwe Bücheler, Senior Vice President Global Biopharmaceuticals aber Ersatzprodukte kommen nicht so schnell auf den Markt, Operations bei Boehringer Ingelheim dass sie diese Umsatzeinbußen ausgleichen können“, sagte Heinrich. Allein in den USA belaufen sich die Verluste dadurch Wie die Lebensmittelindustrie das Thema Verbrauchervertrauen auf 74 Milliarden US-Dollar seit dem Jahr 2009. Viele der heuti nach der BSE-Krise adressiert hat, schilderte Oliver Thelen, stell gen Innovationen bei der Wirkstoffentwicklung gingen auf vertretender Geschäftsführer und Prokurist bei der QS Qualität die Biotechnologie zurück. Heinrich erwartet daher, dass die und Sicherheit GmbH. Auch auf Betreiben des Einzelhandels, Biotechnologie in der Pharmabranche weiter an Bedeutung der im Krisenfall über die Zuverlässigkeit und Unbedenklichkeit zunehmen wird und dass Biotech- und Pharmafirmen enger der verkauften Produkte Klarheit haben will, baute die Branche zusammenarbeiten werden. im vergangenen Jahrzehnt eine durchgehende Qualitätssiche Deutlich wurde dieser Wandel der Branche im Vortrag von rung auf, die alle in den Prozess der Lebensmittelherstellung Prof. Dr. Uwe Bücheler. Er ist Senior Vice President Global Bio und -verteilung Involvierten einschloss: vom Futtermittelpro pharmaceuticals Operations bei Boehringer Ingelheim und zeigte duzenten über die Landwirtschaft und Tierhaltung bis hin zu die Bedeutung der Biotechnologie anhand von drei Trends auf, Schlachtbetrieben, Weiterverarbeitern und dem Lebensmittel die sich in der Pharmabranche abzeichnen: die Kombination mo handel. „Inzwischen nehmen am QS-System 130.000 Unterneh noklonaler Antikörper mit Toxinen, neuartige therapeutische men teil, die schwerpunktmäßig in Europa angesiedelt sind“, so Proteine und Scaffolds sowie die personalisierte Medizin. Thelen. „Jedes mitwirkende Unternehmen weiß, dass seine Lie Monoklonale Antikörper mit Toxinen zu kombinieren ist eine feranten und seine Kunden ebenfalls zertifiziert sind.“ alte Idee, die inzwischen erste Erfolge zeigt. „So lassen sich To Dieses Prinzip bringt Verlässlichkeit und Transparenz in xine spezifisch zu Tumoren bringen, was Chancen für viele neue die Prozesskette. Zertifizierte Unternehmen erfüllen definierte Produkte besonders in der Onkologie eröffnet“, sagte Bücheler. Anforderungen etwa in Bereichen wie Hygiene, tierärztliche Der zweite Trend beruht auf dem Ansatz, nur Teile monoklona Befunde oder allergieauslösende Substanzen; Audits sollen für ler Antikörper oder auch andere Proteine bzw. Peptide, soge die Einhaltung sorgen. Zwischen 2005 und 2011 gab es mehr als nannte Scaffolds, zu verwenden, um mit diesen Molekülen zum 263.000 reguläre Audits. „QS arbeitet mit einem risiko Beispiel Gewebe leichter zu durchdringen oder sie spezifischer orientierten Ansatz. Betriebe, die im Audit gut abschneiden, 333 zum Ziel führen zu können. „Auch Moleküle mit verbesserten chemisch-physikalischen Eigenschaften wären damit denkbar“, so Bücheler weiter, „zum Beispiel Moleküle, denen hohe Tem peraturen oder extreme pH-Werte nichts anhaben können.“ Die elements41 Ausgabe 4|2012
16 BIOTECHNOLOGIE Arbeitsbedingungen, verantwortungsvolle Community-Bezie hungen, Verantwortung für die Umwelt sowie gute landwirt schaftliche Praktiken. „Verhandlungen und Konsensfindung sind nicht leicht“, ge stand Oskam ein, trotzdem ist er optimistisch, dass RTRS eine Entwicklung einleitet, die letztlich allen Beteiligten dient. Nut reco zum Beispiel will bis 2020 seinen Sojabedarf zu 100 Prozent aus nachhaltigen Quellen decken, die Schweiz bereits ab 2015 und Unilever hat einen 50-Prozent-Anteil bis 2015 angekündigt. Oliver Thelen, stellvertretender Geschäftsführer und Prokurist bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH 333 werden seltener kontrolliert als Betriebe, die nicht so gut dastehen“, erläuterte Thelen. Zusätzlich zu den Audits führt QS Monitoring-Programme durch, die Tierfutter auf Umweltgifte, Pestizide und Mikroor ganismen, Fleisch im tierhaltenden Betrieb und im Schlachthof auf Salmonellen und Obst sowie Gemüse auf Rückstände unter suchen. Zudem bietet QS seit diesem Jahr ein Überwachungs programm für Antibiotika in der Geflügel- und Schweinemast Jaap Oskam, Chief Procurement Officer des Futtermittelherstellers Nutreco N.V. an. „Zunächst geht es hier um die Erhebung verlässlicher Daten, weil die eben auch bei den zuständigen Behörden nicht oder nur sehr spärlich vorliegen. Aus diesen Daten sollen dann konkrete Zwei Vorträge schließlich widmeten sich nochmals den Aktivi Maßnahmen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes abgelei täten von Evonik, um künftige Geschäftsfelder und neue An tet werden“, so Thelen. wendungsmärkte zu identifizieren. Zunächst gewährte Dr. Bern Auch Jaap Oskam befasste sich in seinem Vortrag mit nach hard Schleich, Leiter Corporate Foresight bei Creavis Techno haltigeren Prozessen: Der Chief Procurement Officer des Fut logies & Innovation, den Teilnehmern einen Blick auf die Ar termittelherstellers Nutreco stellte die Bemühungen der Branche beitsweise des Foresight-Teams im Konzern, um neue, disruptive vor, neue Nachhaltigkeitsstandards für die Sojaproduktion zu Technologien und Trends rechtzeitig zu erkennen und für das erarbeiten, die von möglichst vielen Beteiligten – Herstellern, eigene Geschäft zu nutzen. Die Perspektive ist mit zehn bis Bauern, Nichtregierungsorganisationen, Staaten – akzeptiert 15 Jahren dabei eher langfristig, und das Team agiert holistisch: und eingehalten werden. „In den kommenden Jahren muss es Neben Technologie und Ökonomie spielen immer auch Politik, gelingen, die Futtermittelproduktion zu verdoppeln und den Ökologie und Gesellschaft eine wichtige Rolle in den Untersu ökologischen Footprint dabei zu halbieren – eine Herausfor chungen. „Methodisch nutzen wir dazu Szenariotechniken und derung“, so Oskam mit Blick auf die wachsende Weltbevölke innovative Workshop-Tools“, so Schleich. rung. Die dazu 2006 gegründete Round Table on Responsible Corporate Foresight könne nicht jederzeit alles beobachten, Soy Association (RTRS) zählt inzwischen mehr als 160 Mit weshalb man Fokusthemen festgelegt habe. „Bei Evonik konzen glieder, darunter auch China und Indien. trieren wir uns derzeit auf Megacitys, weil sie die Hotspots des Vor zwei Jahren hat RTRS den ersten Standard veröffentlicht, wirtschaftlichen Wachstums sein werden und dort gleichzeitig der künftig die Basis für nachhaltiges Wirtschaften bilden soll. die Zukunftsprobleme der Menschheit zu Tage treten“, erklärte Im Kern umfasst er fünf Prinzipien: Einhaltung der Rechts vorschriften und gute Geschäftspraktiken, verantwortungsvolle elements 41 Ausgabe 4|2012
B IOTECHNOLOGIE 17 „... denn letztlich geht es um die nachhaltige Erzeugung qualitativ hochwertiger und gesunder Nahrungsmittel für den Menschen.“ Schleich. Diese Herausforderungen gilt es zunächst auf den Darüber hinaus sprach Kaufmann auch neue Wachstumsfelder Geschäftskontext herunterzubrechen und dann die Implika an. So sieht Evonik zum Beispiel bei der landwirtschaftlichen tionen für Evonik daraus abzuleiten. Nutztierfütterung und -haltung im Management von Nähr stoffen, Krankheitserregern und Darmgesundheit noch viele ungelöste Probleme – etwa das Erkennen von Infektionen, die noch keine veterinärmedizinische Indikation erforderlich machen. „Hierfür entsprechende Lösungen zu entwickeln, ist Dr. Bernhard Schleich, Leiter Corporate Foresight bei Creavis Technologies & Innovation Ganz wichtig ist Input von außen: Zu den Workshops lädt das Unternehmen Architekten, Stadtplaner und Nichtregierungs Dr. Thomas Kaufmann, Leiter New Business Development im organisationen ein. Dem Foresight-Kernteam, das fünf Voll Geschäftsbereich Health & Nutrition zeitstellen umfasst, stehen dazu dedizierte Kollegen aus allen Geschäftsbereichen zur Seite. Der übergeordnete Lenkungs ausschuss tagt unter der Leitung von Evonik-Vorstandsmitglied eine komplexe, aber wichtige Aufgabe, denn letztlich geht es um Patrik Wohlhauser. die nachhaltige Erzeugung qualitativ hochwertiger und gesun Das Bild der Megacitys und das damit verbundene Thema der der Nahrungsmittel für den Menschen“, so Kaufmann. Aber auch Nachhaltigkeit diente auch Dr. Thomas Kaufmann, Leiter New hierbei – und damit schließt sich der Kreis – setzt Evonik große Business Development im Geschäftsbereich Health & Hoffnungen in die Biotechnologie. Nutrition, als Einstieg in seinen Vortrag. Da sein Arbeitsfokus In einem Rundgang durch die Labore mit vielfältigen Präsen aber auf die nähere Zukunft gerichtet ist, ging er am Beispiel tationen und Demonstrationen sowie direkter Interaktion mit der Tierernährung der Frage nach, was Nachhaltigkeit in diesem den Mitarbeitern in Künsebeck konnten sich die Besucher davon Kontext bedeuten kann und welche Implikationen sich daraus überzeugen, dass Evonik sowohl über die technologische Kom für den Geschäftsbereich Health & Nutrition ergeben. „Die petenz als auch über die Begeisterung verfügt, die notwendig Nachhaltigkeit von Futtermitteladditiven muss besser kommu ist, die Zukunft erfolgreich zu gestalten. 777 niziert werden“, so seine These, „selbst an Hochschulen gibt es dazu falsche Vorstellungen.“ Evonik hat in Life Cycle Assessments, die vom TÜV zerti Dr. Karin Aßmann ist seit Mitte 2012 im Bereich fiziert wurden, bereits mehrfach nachgewiesen, dass Amino Corporate Innovation Strategy & Management verant- wortlich für wissenschaftliche Kommunikation. Nach säuren als Futtermitteladditive den Bedarf an Rohstoffen und Chemiestudium und Promotion in makromolekularer die Abgabe von Schadstoffen senken. „Das ist kein Green- Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Washing“, bekräftigte Kaufmann. Der Geschäftsbereich will stieg sie über ein Stipendium des Fonds der chemischen Industrie in den Wissenschaftsjournalismus ein. 1996 diese Argumente nun verstärkt gegenüber seinen Kunden kom kam sie zu Evonik Industries, wo sie seither im Bereich munizieren und diesen auch Tools an die Hand geben, damit sie Kommunikation unterschiedliche Aufgaben wahrge selbst ermitteln können, wie sich eine veränderte Zusammen nommen hat; unter anderem ist sie seit zehn Jahren für die Redaktion der Zeitschrift elements verantwortlich. setzung des Tierf utters auf die Nachhaltigkeit des eigenen telefon +49 6181 59-12230 Geschäfts auswirkt. karin.assmann@evonik.com elements41 Ausgabe 4|2012
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