ZAHNTECHNIK MAGAZIN 04 - ZTM-aktuell.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
www.ztm-aktuell.de ZAHNTECHNIK MAGAZIN 04 Juni 2021 25. Jahrgang ISSN 1433-6197 TECHNIK INDUSTRIE-REPORT LABORFÜHRUNG Die Münchner Zahntechnische Gerüstwerkstoff- Mit Professionalität Schiene Trends auf der IDS 2021 zum Social-Media-Erfolg
GALVANOFORMING TECHNOLOGIEN FÜR HÖCHSTE PRÄZISION GERÄTE SERVICE BÄDER LOHN- GALVANIK Spitzentechnologie seit über 30 Jahren. Als Weltmarktführer für Galvanoforming bietet C.HAFNER mit HELIOFORM und AGC gleich zwei verschiedene Systeme inklusive der kompletten Peripherie – Geräte, Bäder, Service und Lohngalvanik. Tel. +49 7044 90 333-333, c-hafner.de/galvanoforming C.HAFNER GmbH + Co. KG Telefon +49 7044 90 333-0 Gold- und Silberscheideanstalt dental@c-hafner.de 71299 Wimsheim · Deutschland www.c-hafner.de
EDITORIAL „Schreiben ist leicht – man muss nur die falschen Zeichen weglassen.“ (nach Mark Twain) Liebe Leserinnen und Leser, die Werkstoffkunde ist die Pharmakolo- Vielleicht will man auch einfach nur „mo- Biokompatibilitätsgründen werden im- gie des Zahnarztes, der Laborzettel sein dern“ sein, wie man das am Beispiel der mer wieder auch „zahnfarbene“ Werk- Rezeptblock und der Zahntechniker sein „ripped“ oder „destroyed“ Jeans sehen stoffe angepriesen, die allerdings schon Apotheker. konnte, die dann sogar bei alternden von den reinen Werkstoffkennzahlen So ähnlich formuliere ich es in meinen weißen Männern nicht nur am Strand (E-Modul, Wasseraufnahme etc.) her Vorträgen und so ähnlich habe ich es als Beinkleid zu sehen waren. Bei mir metallischen Legierungen bei gleichen auch zu Beginn der Zahntechnikmagazin- führt es jedenfalls bei jedem Sprachhick- Dimensionen keinesfalls ebenbürtig sein ausgabe im Mai 2014 formuliert. ser, Glottisschlag oder Sternenfunkeln können. Dazwischen liegen nun ziemlich genau in immer länger werdenden Textzeilen Deshalb ist es uns immer wieder ein An- 7 Jahre – und da hat der Zeitgeist vie- zum Fremdschämen, da ja offensichtlich liegen, auch das manchmal trockene Ka- les durcheinandergebracht. So gibt es zunehmend die einfache, allumfassende pitel der Werkstoffkunde gut aufbereitet auch ein zunehmendes Bemühen um die Weite des generischen Maskulinums und an den Mann und an die Frau zu bringen Neuentdeckung der Rechtschreibung in die Brillanz der deutschen Sprache nicht und auf mögliche Hürden aufmerksam Bezug auf eine vermeintliche Geschlech- (mehr) erkannt werden. zu machen. tergerechtigkeit, wobei dabei verkannt Wie auch immer sich die Sprachmodali- Die vertrauensvolle Kooperation von wird, dass die Lesbarkeit rapide sinkt täten ändern werden: Auch in weiteren 7 Zahnarzt und Zahntechniker bleibt unab- und die Fehlerhäufigkeit steigt bzw. die Jahren bleibt meine Aussage vom Inhalt dingbar, um die für den jeweiligen Pati- Sprachverwirrung zunimmt – als Beispiel her gültig und deshalb widmet sich diese enten richtige Indikation zu stellen. Nur wie folgt: „Die Werkstoffkunde ist die Ausgabe des Zahntechnikmagazins auch die symbiotische Zusammenarbeit des Pharmakologie des Zahnarztes(*in) wieder schwerpunktmäßig den Werk- ganzen Teams von Zahnarzt, Fachassis- oder Zahnarzt*in? oder Zahnarzt:in? stoffen. tenz und Techniker in der korrekten An- oder Zahnarzt (m/w/d)?, der Labor- Dem Wildwuchs der Sprache parallel wendung unserer Heilmittel, nämlich der zettel sein* (oder sein/ihr/**?) Re- läuft nämlich das Phänomen bei den Werkstoffe, führt dann auch zu einem zeptblock und der Zahntechniker*in dentalen Materialien, diese so zu bewer- für den Patienten heilvollen Ergebnis. oder der/die Zahntechniker/in*? oder ben, dass deren Bezeichnungen auch In diesem Sinne wünsche ich Ihnen neue Zahntechniker (m/w/d)? sein Apothe- teilweise zu babylonischen Sprachver- Erkenntnisse beim Lesen, die Freude da- ker oder sein*e Apotheker*in? oder wirrungen und damit Fehlindikationen ran, dass Ihr Wissen bestätigt wird, und sein(e) Apotheker(in)? oder sein Apo- beitragen. die allgemeine Vorfreude auf die Zeit, in theker (m/w/d)? Dagegen erscheinen ja So ist es mittlerweile geübte Praxis, der der Mund-Nasen-Schutz nur noch frühere orthographische Hürden wie die durchaus hochwertige Kunststoffe (= bei der Patientenbehandlung oder der Unterscheidung des konjunktivischen Plaste) als Keramik (z.B. „Resin-Nano- Bearbeitung von Werkstoffen getragen „dass“ oder „daß“ vom Relativprono- keramik“) zu bezeichnen bzw. Kunst- werden muss. men „das“ geradezu als „Peanuts“. stoffe auch als gleichwertige Ersatzmate- rialien für Metalle anzubieten, ohne dass Ihr Ob es nun immer tiefgründige soziolo- dazu eine gesicherte klinische Studienla- gische Überlegungen, der moralische ge vorliegt. Ich möchte da als Beispiel die Zeigefinger oder einfach nur Bildungslü- Einstückklammerprothese anführen, die cken und rudimentäres Sprachverständ- klassischerweise aus einer CoCrMb-Le- nis sind, vermag ich nicht zu beurteilen. gierung besteht. Aus ästhetischen und Prof. Dr. Peter Pospiech
INHALT | JUNI 2021 TECHNIK INDUSTRIE-REPORT 190 Die Münchner Schiene 230 Zahntechnische Gerüstwerk- Josef Schweiger et al. stoff-Trends auf der IDS 2021 Dr. Christian Ehrensberger 196 Werkstoffe in der digitalen Zahnheilkunde – Teil 2 232 Prettau® 3 Dispersive® Zirkon: Annett Kieschnick et al. natürlicher Farbverlauf, extrem 196 © J. Reichel-Kann 204 Gepresste Glaskeramik Dr. Michael Tholey hohe Biegefestigkeit und höchst transluzente Schneide 233 Sheraiso-3d – das neue 208 Die implantatgetragene Isoliermittel für 3d-gedruckte Deckprothese – Teil 3 Kunststoffe Axel Mühlhäuser 215 Zirkonoxid-Implantate – Entwicklungsstand und LABORFÜHRUNG offene Fragen Prof. Jens Fischer, 234 Mit Professionalität und Nadja Rohr Ausdauer zum Social- Media-Erfolg Christin Haarmeyer 228 INTERVIEW © kuraray 228 Panavia V5: Perfektes Interface FORTBILDUNG zwischen digitaler und analoger Fertigstellung 236 Die majesthetische Lehre oder „ein Kochbuch der Majesthetik“ Achim Ludwig WEITERE RUBRIKEN 239 Industrienews 234 241 Produktinformationen 243 Vorschau/Impressum © Rawf8/fotolia Titelbild mit freundlicher Ge- nehmigung von ZTM Julia Rei- chel-Kann, Moselschleife DTC. 188 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 188
Die neueste Generation temporärer Restaurationen Sichern Sie sich Ihr kostenloses Muster Structur CAD (solange der Vorrat reicht) GEFÜLLTES COMPOSITE STATT Structur CAD THERMOPLAST! • Schnelle und effiziente CAD / CAM Herstellung passgenauer temporärer Restaurationen • Höchste Qualität und Ästhetik für eine lange, sichere Tragedauer – besonders geeignet für Langzeit-Provisorien und semi-permanente Restaurationen • Exzellente Kantenstabilität • Müheloses Polieren und Individualisieren – intra- und extraoral • Verwendung eines MMA-Primers nicht notwendig • Als Block und als Ronde erhältlich VOCO GmbH · Anton-Flettner-Straße 1-3 · 27472 Cuxhaven · Freecall 00 800 44 444 555 · www.voco.dental
TECHNIK Die Münchner Schiene Vollanatomische zahnfarbene Schienen aus Polycarbonat In der prothetischen Patientenversorgung gewinnen minimalinvasive Restaurationskonzepte zunehmend an Bedeu- tung. Das Ziel ist es, möglichst wenig an gesunder Zahnhartsubstanz durch Beschleifen zu verlieren. Vor diesem Hin- tergrund wurde vor 8 Jahren an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München ein neuartiges Versor- gungskonzept entwickelt – die Münchner Schiene. Der zugrundeliegende Workflow ermöglicht es dem Team aus Patient, Zahnarzt und Zahntechniker, sich in definierten Schritten einem geplanten Restaurationsziel zu nähern und dabei immer die Möglichkeit zu haben, Änderungen im Behandlungsplan in einfacher Weise vorzunehmen. E in wesentlicher Aspekt bei der Entwicklung der Münch- 1. Wax-up ner Schiene war die Verfügbarkeit einer modernen und Die essentielle Grundlage der Versorgung bildet das Wax- einfach zu bedienenden Dental-CAD-Software. In den up. Dieses kann entweder analog oder digital erfolgen. Beim Jahren ab 2005 kamen erstmals intuitiv zu bedienende den- Aufwachsen können für die Erzielung einer harmonischen tale Konstruktionsprogramme auf den Markt, die es erlaub- ästhetischen Gestaltung die Dimensionen nach Shimbashi ten, auch komplexe Restaurationsdesigns zu generieren. Vor berücksichtigt werden (Abb. 1 bis 4) [5]. Damit ist es einer- diesem Hintergrund konnte erstmals im Jahr 2013 das Prin- seits möglich, das Längen-Breiten-Verhältnis der mittleren zip der Münchner Schiene verwirklicht werden [1-4]. Zudem oberen Schneidezähne zu ermitteln, andererseits kann da- wurde zu diesem Zeitpunkt Polycarbonat als Material für die mit auch die Vertikaldimension festgelegt werden. Beson- dentale CNC-Fertigung vorgestellt, sodass nun eine Umset- ders wichtig ist beim Aufwachsen der Oberkieferfrontzähne, zung in die tatsächlichen Realgeometrien möglich war. Die dass bestimmte Grundsätze berücksichtigt werden (Abb. 5) Integration der Münchner Schiene in ein Behandlungskon- [6-9]. Dies sind beispielsweise: zept war letztendlich die logische und notwendige Konse- quenz, um diese neuartige Versorgungsform in die tägliche • Positive Lachlinie (OK-Eckzähne sind kürzer als mittlere Patientenbehandlung zu integrieren. Drei wesentliche As- obere Schneidezähne) pekte kennzeichnen die Münchner Schiene – das Konzept, • „Schneidezahntreppe“ (2er ist kürzer als 1er) das Material und das Konstruktionsprinzip. • Ausrichtung der Zahnachsen • Vertikale Abstufung der Approximalkontakte Das Konzept • Höhe der Interdentalpapillen Das Behandlungskonzept gliedert sich in 4 Teilschritte, die nach Auffassung der Entwickler grundsätzlich eingehalten Als besonders hilfreich hat sich die Möglichkeit erwiesen, werden sollten. Individuelle Adaptationen des Konzeptes vom Patienten einen Gesichtsscan zu machen. Damit ist sind nach Abwägung von Vor- und Nachteilen möglich, soll- der Zahntechniker erstmals in der Lage, eine virtuelle Eva- ten aber stets eingehend mit allen Beteiligten des Teams luierung des Wax-up am Patienten zu machen. Eventuelle diskutiert werden. Folgende Schritte sieht das Konzept vor: Korrekturen können mit geringem Aufwand und ohne einen zusätzlichen Behandlungstermin erfolgen. Die Berücksichti- 1. Wax-up gung von funktionellen Kriterien ist beim derzeitigen Stand 2. Mock-up der Technik noch nicht möglich. 3. Münchner Schiene 4. Definitive Versorgung 2. Mock-up Die Mock-up-Einprobe ist derzeit der sicherste Weg, die im Wax-up erarbeitete Versorgungs-Konzeption zu überprüfen (Abb. 6 und 7). Neben den ästhetischen Aspekten kön- nen dabei vor allem die funktionellen Parameter, wie bei- spielsweise die statische und dynamische Okklusion, der Sprechabstand der Zahnreihen, der bukkale Korridor oder die Phonetik überprüft werden. Hier liegt derzeit sicherlich ein wesentlicher Vorteil gegenüber der virtuellen Einprobe mittels Gesichtsscan. 3. Münchner Schiene Basierend auf den Erkenntnissen des Wax-up und des Mock- up kann mithilfe moderner CAD-Software die dreidimensi- onale Form kopiert werden und für die Konstruktion von Abb. 1: Meistermodelle der Ausgangssituation – genetisch bedingte Störung der non-invasiven, vollanatomischen, zahnfarbenen Schienen Zahnschmelzbildung (Amelogenesis imperfecta). (Münchner Schienen) verwendet werden (Abb. 8 und 9). 190 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 190–195
TECHNIK Abb. 2 bis 4: Das Wax-up erfolgt unter Berücksichtigung der Shimbashi-Dimen- sionen. Abb. 5: Beim Aufwachsen müssen grundlegende Merkmale berücksichtigt wer- Abb. 6: Die Mock-up-Schiene kann entweder in Form einer tiefgezogenen Folie den, insbesondere beim Gestalten der Oberkieferfront. über das dublierte Wax-up-Modell hergestellt werden … Abb. 7: … oder in Form eines mit dünnfließendem Silikon verfeinerten Vorwalles Abb. 8 u. 9: Basierend auf den Erkenntnissen des Wax-up und des Mock-up kann gestaltet werden. mithilfe moderner CAD-Software die dreidimensionale Form kopiert und für die Konstruktion der Schienen verwendet werden. ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 190–195 191
TECHNIK Diese werden aus Polycarbonat gefräst (Abb. 10) und kön- fräsmodus eingesetzt, sodass eine Bearbeitung auf den nen auf die vorhandenen Zähne „aufgeschnappt“ werden Standardfräsmaschinen ohne Wasserkühlung möglich ist. (Abb. 11). Aufgrund der gegenüber Polymethylmethacryla- Weitere Vorteile von Polycarbonat sind eine eine sehr gute ten (PMMA) höheren Flexibilität, sind Schienen aus Polycar- Langzeitstabilität und eine geringe Plaqueaffinität. Neben bonat weniger fraktur- und rissanfällig und können somit der glasklaren Variante werden die Fräsrohlinge auch in zum Schienenrand hin sehr dünn auslaufend ausgearbeitet verschiedenen Zahnfarben angeboten, sodass damit ästhe- werden. tisch ansprechende Versorgungen mit einer hervorragenden farblichen intraoralen Adaption gefertigt werden können. 4. Definitive Versorgung Der Kunststoff wurde insbesondere für die Herstellung voll- Die finale Versorgung kann einerseits klassisch nach minimal- anatomischer Restaurationen entwickelt und kann optional invasiver Präparation der Zähne erfolgen oder andererseits durch lichthärtende Malfarben, wie beispielsweise Optiglaze als therapeutische Versorgung im Sinne eines non-invasiven Color (4GC Germany, Bad Homburg) weiter individualisiert Konzeptes mit hochwertigen Komposits, wie z.B. Resin-Na- werden. no-Keramik-Versorgungen (Lava Ultimate, 3M Deutschland) durchgeführt werden (Abb. 12). Für die CAD-Konstruk- Konstruktionsprinzipien der Münchner Schiene tion der Kronen werden die dreidimensionalen Daten des Bei der Anwendung von Polycarbonat haben wir uns auf Wax-up verwendet, sodass sich der Konstruktionsaufwand die Herstellung der Münchner Schiene fokussiert. Aufgrund für die Versorgungen erheblich reduzieren lässt. Eventuell der flexiblen Materialeigenschaften von Polycarbonat ist in den Münchner Schienen während der Tragezeit entstan- dieses Material perfekt für die Schienentherapie geeignet, dene Schliff-Facetten können eingescannt und so für die da die CAD/CAM-gefrästen Schienen optimal in die defi- CAD-Konstruktion der finalen Versorgung verwendet wer- nierten Hinterschnitte einrasten und somit der gewünschte den. „Schnapp-Effekt“ erzeugt werden kann. Das Ergebnis sind Schienen, die fest und sicher sitzen und trotzdem problemlos Das Material vom Patienten ausgegliedert werden können. Die Münchner Polycarbonat wird als Werkstoff in der Zahntechnik für die Schiene wird zur Evaluierung von ästhetischen und funkti- Herstellung von Aufbissschienen immer häufiger eingesetzt. onellen Parametern als Vorbehandlung bei der Versorgung Inzwischen bieten mehrere Hersteller das Material in Ron- von komplexen Fällen mit Verlust der VDO (= Vertikaldi- denform für die subtraktive Bearbeitung an. Polycarbonat weist hervorragende mechanische Eigenschaften auf und zeigt im klinischen Einsatz eine exzellente Ästhetik. Da das Material flexibel ist, wird die Bruchgefahr erheblich reduziert. Sowohl das Elastizitätsmodul als auch die Bie- gefestigkeit von Polycarbonat liegen über den Werten der klassischen PMMA-Werkstoffe [10]. Neben den monochro- matischen Ronden mehrerer Hersteller gibt es inzwischen z.B. von der Firma Zirkonzahn mit dem Multistratum Flexible Block auch Multicolor-Ronden mit einem natürlichen Farb- verlauf vom chromatischen Dentin bis zum Schneidebereich. Die Transluzenz der Rohlinge wirkt sehr natürlich. Zudem zeichnet sich das Material durch den für Kunststoffe charak- teristischen Opaleffekt aus, sodass sich die vollanatomischen zahnfarbenen Schienen ästhetisch sehr gut an die intraorale Abb. 10: Die Fertigung der vollanatomischen zahnfarbenen Münchner Schienen Situation anpassen. erfolgt auf der Zirkonzahn CNC-Fräsmaschine M1 (Zirkonzahn) im Trockenfräs- Für die CNC-Bearbeitung werden Spezialfräser im Trocken- modus. Abb. 11: Aufgrund der hohen Flexibilität von Polycarbonat können die Münchner Abb. 12: Die therapeutische Versorgung im Sinne eines non-invasiven Konzeptes Schienen auf die Zähne reversibel aufgeschnappt werden. kann beispielsweise mit langzeitprovisorischen Kronen aus dem Hochleistungs- kunststoff „Lava Ultimate“ (3M) erfolgen. 192 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 190–195
TECHNIK mension der Okklusion) eingesetzt. Die vollanatomischen Zähnen in ausreichender Dimension zu gestalten. Dies kann Schienen können, da sie zahnfarben sind, im Sinne einer unter Umständen bei unsachgemäßer Handhabung durch „23-Stunden-Schiene“ (24 Std. minus 1 Std. Nahrungsauf- den Patienten zu einer frühzeitigen Schädigung der Schiene nahme) eingesetzt werden, sodass die Patientencompliance führen. und damit die Effizienz dieser Schienentherapie als hervorra- gend bezeichnet werden kann. 2. Zahnhartsubstandgetragene Münchner Schiene mit palatinaler/lingualer Verstärkung Man kann 3 grundsätzliche Konstruktionsprinzipien der Eine weiterentwickelte Form der Münchner Schiene zeichnet Münchner Schiene unterscheiden: sich durch eine palatinale/linguale Verstärkung aus (Abb. 1. Zahnhartsubstanzgetragene Münchner Schiene 14). Dieses Designprinzip hat den wesentlichen Vorteil, dass Eine Sonderform der Münchner Schiene dient dem Er- die Stabilität der Schiene deutlich erhöht wird und somit satz verlorengegangener oder nicht angelegter Zähne. Schäden an der Schiene während der Tragezeit nahezu aus- Sie wird im Sinne einer Coverdenture-Prothese [11] über geschlossen sind. In der praktischen Anwendung hat sich vorhandene Restzähne oder existierende Doppelkronen- auch gezeigt, dass die Patienten mit der Verstärkungsgeo- Primärteile gestaltet. metrie sehr gut zurechtkommen und eine problemlose Ad- 2. Zahnhartsubstanzgetragene Münchner Schiene mit aptation der Schiene innerhalb kürzester Zeit erfolgt. palatinaler/lingualer Verstärkung 3. Münchner Coverdenture 3. Münchner Schiene als Coverdenture-Prothese Eine Sonderform der Münchner Schiene dient dem Ersatz 1. Zahnhartsubstanzgetragene Münchner Schiene verlorengegangener oder nicht angelegter Zähne. Sie wird Dies ist die ursprüngliche Designform für die Münchner im Sinne einer Coverdenture-Prothese [11] über vorhande- Schiene. Der Schienenrand schließt dabei sowohl vestibulär ne Restzähne oder existierende Doppelkronen-Primärteile als als auch oral kurz oberhalb der Gingivagrenze ab.(Abb. gestaltet. (Abb. 15 und 16). Dabei ist die Schiene sowohl 13). Der Vorteil ist dabei, dass die Schienen sehr grazil ge- auf den Zähnen/Primärteilen als auch auf der Gingiva abge- staltet werden können und somit für den Patienten ein sehr stützt. Die Ausdehnung der Schiene kann dabei ganz indi- hoher Tragekomfort erreicht werden kann. Als Nachteil hat viduell gestaltet werden, wie beispielsweise mit oder ohne sich bei dieser minimalistischen Designform gezeigt, dass es Bedeckung des Gaumens oder einer Ausdehnung in den la- oftmals schwierig ist, die Verbinder zwischen den einzelnen bialen/bukkalen Gingivabereich. Abb. 13: Die ursprüngliche Designform für die Münchner Schiene: Der Schienen- Abb. 14: Eine weiterentwickelte Form der Münchner Schiene ist durch eine pala- rand schließt sowohl vestibulär als auch oral kurz oberhalb der Gingivagrenze ab. tinale/linguale Verstärkung gekennzeichnet. Abb. 15 u. 16: Eine Sonderform der Münchner Schiene bildet die Gestaltung im Sinne einer Coverdenture-Prothese über vorhandenen Restzähne oder existierende Doppelkronen-Primärteile. Streifenanzeige_dentalkompakt_Layout 1 11.02.13 13:46 Seite 1 www.dentalkompakt-online.de 194 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 190–195
Indikationen Die Münchner Schiene kann für eine Reihe von Indikationen Die Alternative! eingesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise: • Evaluierung von ästhetischen und funktionellen Parame- tern als Vorbehandlung bei der Versorgung von komple- xen Fällen mit Verlust der VDO (= Vertikaldimension der Okklusion) • Teleskopierende Zweitprothese/Reiseprothese • Prothetische Versorgung von Patienten mit Nichtanlagen, insbesondere in der Wachstumsphase (z.B. ektodermale Dysplasie) Aufgrund der großen Designfreiheit und der hervorragenden Materialeigenschaften von Polycarbonat ist die Anwendung der Münchner Schiene für weitere Indikationen denkbar und deshalb die Entwicklung weiterer innovativer Versorgungs- konzepte durchaus wahrscheinlich. Fazit und Ausblick In der Gesamtbeurteilung über einen Einsatzzeitraum von mehr als 8 Jahren hat sich das Prinzip der Münchner Schiene bewährt. Der klare und übersichtliche Behandlungsablauf ermöglicht eine sichere Umsetzung im täglichen Patienten- betrieb. Grundsätzlich ist ein Einhalten der einzelnen Behandlungs- schritte anzuraten, um so das ganze Potential dieses inno- vativen Konzeptes auszuschöpfen. Abkürzungen im Behand- lungsablauf sind nach Ansicht der Autoren zwar möglich, aber meist nicht empfehlenswert. Die Anforderungen spezi- ell im Bereich des CAD-Designs und der CNC-Fertigung sind hoch und bedürfen einer Reihe von wichtigen Grundkennt- nissen, ohne die die Herstellung einer Münchner Schiene oftmals mangelhafte Ergebnisse zeigt. Aus diesem Grund werden Spezialkurse zum Thema „Münchner Schiene“ für Zahnärzte und Zahntechniker angeboten, in denen die the- Jetzt oretischen Grundlagen und die praktischen Fertigkeiten in- i testen ! tensiv vermittelt werden. Zudem arbeitet das Autorenteam kostenfre 64 23 aktuell an einem Lehrbuch, in dem das komplette Gebiet 0 2 102 / 86 der Münchner Schiene detailliert beschrieben und erläutert wird. Literaturverzeichnis auf www.ztm-aktuell.de/literaturlisten Unlimited Performance Das fließfähige High-End Die Autoren: ZT Josef Schweiger M.Sc. Mikrohybrid-Komposit für die Prof. Dr. Jan-Frederik Güth freie Schichttechnik Prof. Dr. Daniel Edelhoff Alle Bilder: © Schweiger et al. Einfache Reproduktion aller Zahnfarben nach dem VITA* Classical System w Natürliche Ästhetik und Opaleszenz i w w Exzellente Polierbarkeit und Oberflächendichte ZT Josef Schweiger M.Sc. Digitale Dentaltechnologie Plaqueresistent und farbstabil Zahntechnischer Laborleiter, LMU Klinikum Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik * VITA ist ein eingetragenes Warenzeichen der VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen. Campus Innenstadt Goethestraße 70 · 80336 München josef.schweiger@med.uni-muenchen.de www.shofu.de
TECHNIK © ZTM Julia Reichel-Kann, Moselschleife DTC Werkstoffe in der digitalen Zahnheilkunde – Teil 2 CAD/CAM-Werkstoffe in der praktischen Anwendung Parallel zur Etablierung digitaler Fertigungstechnologien wurden zahlreiche neue Werkstoffe entwickelt und auf den Markt gebracht. Für Zahnarzt sowie Zahntechniker bedeutet dies einerseits Vielfalt und Flexibilität. Andererseits müs- sen sie sich intensiv mit der Werkstoffkunde beschäftigen. Im 1. Teil des Artikels gaben die Autoren einen Überblick zu CAD/CAM-Werkstoffen. Nachfolgend wird auf die praktische Anwendung der Werkstoffe eingegangen. B ei der Herstellung von Restaurationen aus Zirkon- - Eigenschaften: verbesserte Transluzenz (40%), hohe oxid-Keramiken sind die Werkstoffeigenschaften zu be- Festigkeit (ca. 900 bis 1200 MPa) achten, denn diese bestimmen die Indikation. Während - Anwendung: Gerüste für Verblendungen und die Anwendung von Zirkonoxid bis noch vor ungefähr 8 Jah- monolithische Restaurationen (Seitenzahnbereich) ren auf Gerüste beschränkt war, steht aktuell die monolithi- sche Restauration aus Zirkonoxid im Fokus. Moderne Zirkon- • 3. Generation: 5Y-TZP Zirkonoxid mit kubisch-tetragona- oxid-Keramiken erlauben die Fertigung eines vollanatomi- lem Mischgefüge (ca. 50% kubische Phasenanteile) schen Zahnersatzes mit adäquaten ästhetischen Eigenschaf- - höhere Dotierung von Yttriumoxid (5 mol-%), ten. Die gängige Gliederung der Zirkonoxide (insbesondere verbesserte Lichtstreuung durch kubische Kristalle für die monolithische Fertigung) erfolgt nach Generationen und höhere Transluzenz und somit nach der zeitlichen Reihenfolge der Entwicklung. - Eigenschaften: sehr hohe Transluzenz (49%), Zugleich kann eine Einteilung durch den zum Rohmaterial do- geringere Festigkeit (ca. 750 bis 800 MPa) tierten Stoff (z.B. Yttriumoxid) erfolgen. - Anwendung: monolithische Restaurationen bis zu • 1. Generation: 3Y-TZP Zirkonoxid mit tetragonalem Gefüge 3-gliedrigen Brücken (Prämolar) - Eigenschaften: hohe Opazität, hohe Festigkeit (ca. 1200 bis 1500 MPa) • 4. Generation: 5Y-TZP Zirkonoxid mit kubisch-tetragona- - Anwendung: Gerüste für die Verblendtechnik lem Mischgefüge (ca. 30% kubische Phasenanteile) - höhere Dotierung von Yttriumoxid (5 mol-%), • 2. Generation: 3Y-TZP Zirkonoxid mit tetragonalem Gefüge verbesserte Lichtstreuung durch kubische Kristalle - Modifikation auf molekularer Ebene, reduzierte Anzahl und höhere Transluzenz und Größe der Aluminiumoxidkörner sowie deren Um- – Eigenschaften: hohe Transluzenz (45%), geringere positionierung auf die Korngrenzen von Zirkonoxid Festigkeit (ca. 850 bis 1100 MPa) 196 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 196–203
TECHNIK - Anwendung: monolithische Restaurationen (Front- und lithisch eingesetzt wird – aber in anderen Ländern kann das Seitenzahnbereich) durchaus der Fall sein. • sogenannte „Multigenerations-Ronden“: Verstärkte Silikatkeramik in der praktischen Anwendung - Schichtenkombination aus 3Y-TZP und 5Y-TZP oder Bekanntester Vertreter der verstärkten Silikatkeramiken ist Li- - Schichtenkombination aus 4Y-TZP und 5Y-TZP thiumdisilikat. Zudem gibt es weitere Modifikationen. Lithi- umdisilikat- und Lithiummetasilikat-Keramiken entstehen Multilayer-Zirkonia durch eine Kristallisation aus Lithiumoxid und Siliziumoxid. Es sind Multilayer-Blanks verfügbar, die den Farbverlauf eines Bei Lithiumaluminosilikat-Keramik findet eine Co-Kristallisati- Zahnes von zervikal nach inzisal nachbilden. Zusätzlich zum on von Lithiumdisilikat und Lithiumaluminosilikat statt. Farbgradienten besitzen einige polychromatische Blanks auch einen Verlauf mit unterschiedlichen Transluzenzen. Der Trans- Lithiumdisilikat-Keramik luzenzverlauf wird durch den Einsatz von Zirkonoxidschichten Die teilgesinterten Blöcke integrieren ca. 40 Vol.-% Lithium- der unterschiedlichen Generationen 1 bis 4 und damit unter- metasilikat-Kristalle. Die vorgebrannten Blöcke befinden sich schiedlicher Transluzenz und Festigkeit gewonnen. in einer Zwischenphase und weisen geringere Festigkeiten und Härten auf. Somit lassen sie sich leichter schleifen als Von der Formgebung zur Befestigung durchkristallisierte Keramiken. Nach dem Schleifprozess fin- Die Formgebung von Zirkonoxid-Restaurationen erfolgt mit- det ein Kristallisationsbrand statt. Hierbei bilden sich Lithium- tels CAD/CAM-Fräsen aus vorgesinterten Weißlingen. Nach disilikat-Kristalle aus; das Material verfestigt sich und nimmt dem Fräsen werden die finalen Werkstoffeigenschaften durch seine endgültige Farbe und Festigkeit an. Die Festigkeit nach das Sintern erzielt. Die konventionelle Sinterzeit beträgt mehr dem Kristallisationsbrand beträgt ca. 300 bis 400 MPa. In- als 4 Stunden. Zudem ist das Speed-Sintern mit einer Sinter- dikationsbereiche sind Kronen, Abutmentkronen, 3-gliedrige zeit von bis zu 2 Stunden möglich. In Abhängigkeit von Größe/ Brücken, Inlays, Onlays und Veneers. Gewicht der Restauration (bis zu 3-gliedrigen Brücken) kann auch ein sogenanntes Highspeed-Sintern (bis 30 Min.) vor- Lithiummetasilikat-Keramik genommen werden (Abb. 1). Die Fertigstellung des Zirkon- CAD/CAM-Blöcke aus Lithiummetasilikat-Keramiken weisen oxidgerüstes wird mit Verblendkeramik – oft als Dünnschicht- als Hauptkristallphase Lithiummetasilikat auf; zudem kris- verblendung mit keramikbasierten Malfarben – oder bei der tallisieren Lithiumorthophosphat und Lithiumdisilikat. Die monolithischen Umsetzung mit Politur und/oder Glasurmasse Glasphase enthält gelöstes, nicht kristallines Zirkonoxid (10 vorgenommen. Zu beachten ist: Nur eine glatte Oberfläche Gew.-%). Restaurationen können aus dem teilkristallisierten beugt einer erhöhten Abrasion am Antagonisten vor. Daher Rohling geschliffen und dann zur Steigerung der Festigkeit ist nach jeder Einschleifmaßnahme eine Politur bzw. idealer- einer Kristallisation unterzogen werden. Alternativ werden sie weise ein Glanzbrand unabdingbar. im teilkristallisierten Zustand beschliffen und ohne Kristallisa- Bei der intraoralen Befestigung ist die schlechte Benetzbar- tion eingegliedert (Einzelkronen). Die Festigkeit nach der Kris- keit von Zirkonoxid zu bedenken. Hierzu wird empfohlen, die tallisation beträgt ca. 300 bis 400 MPa. Indikationsbereiche Oberfläche vor dem adhäsiven Einsetzen zu silikatisieren oder sind Kronen, Abutmentkronen, 3-gliedrige Brücken bis zum mittels Aluminiumoxid (50 µm, < 1 bar) vorsichtig korund- 1. bzw. 2. Prämolaren, Inlays, Onlays und Veneers. zustrahlen. Bei der Wahl des Be- festigungssystems sind folgende Kombinationen möglich: • Befestigungskomposite mit MDP-haltigen Monomeren • selbstadhäsive Befestigungs- komposite • Befestigungskomposite in Kombination mit einem MDP- Primer bzw. mit sauren Phosphat-, Phosphor-Gruppen Außerdem lassen sich Einzelzahn- restaurationen aus Zirkonoxid ze- mentieren. Zwar ist Zementieren kostengünstig und anwender- freundlich, allerdings sind Zemen- te in der Regel etwas opaker als kompositbasierte Befestigungs- werkstoffe. Dies könnte die Äs- thetik von transluzenten Restau- rationen negativ beeinflussen; dies vielleicht nicht so extrem in Deutschland, weil hier 5Y-TZP nicht im Frontzahnbereich mono- Abb. 1: Darstellung verschiedener Sinterverfahren. ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 196–203 197
TECHNIK Lithiumaluminosilikat-Keramiken eingeteilt werden. Diese werden industriell unter Druck Bei CAD/CAM-Blöcken aus Lithiumaluminosilikat-Kerami- und erhöhter Temperatur zu einem Block oder einer Ronde ken findet eine Co-Kristallisation zwischen Lithiumdisilikat polymerisiert. Dadurch weisen sie einen geringeren Restmo- und Lithiumaluminosilikat statt. Die Keramik wird nach dem nomergehalt sowie höhere mechanische und optische Eigen- Schleifen ohne zusätzlichen Kristallisationsbrand intraoral ein- schaften auf als Kunststoffe, welche erst während der Her- gesetzt. Die Festigkeit liegt bei ca. 250 MPa. Die Lithiumalu- stellung polymerisiert werden. minosilikat-Keramik ist vom Hersteller für Kronen, Abutment- kronen, Teilkronen, Inlays, Onlays und Veneers freigegeben. Polymethylmethacrylate (PMMA) Basis der PMMA-Werkstoffe sind Methylmethacrylat-(MA-) Von der Formgebung zur Befestigung Monomere, die in einer radikalischen Polymerisation aushär- Die Formgebung von CAD/CAM-Silikatkeramik wird über das ten. Die Art der eingesetzten Monomere bestimmt mit über Schleifen aus dem Endmaterial bzw. dem vorkristallisierten die Eigenschaften der Polymersysteme. Werden steifere Mo- Rohling vorgenommen. Die finale Kristallisation kann ggf. nomere verwendet oder Monomere, die eine höhere Vernet- mit einem Glasurbrand kombiniert werden. Die Fertigstel- zung unterstützen, können die mechanischen Eigenschaften lung erfolgt bei der monolithischen Umsetzung durch Poli- des Polymers höher sein. Auch ein Vermischen und die Co-Po- tur und/oder mit Glasurmasse. Zudem ist das Verblenden in lymerisation von verschiedenen Monomeren ist möglich und der herkömmlichen Schichttechnik, der Presstechnik und im kann die Materialeigenschaften optimieren. PMMA-Materia- CAD/CAM-Verfahren (digitale Verblendung) möglich. Bei der lien können zur Optimierung Präpolymerisate und geringere intraoralen Eingliederung ist das adhäsive Vorgehen zu bevor- Anteile an anorganischen Füllstoffen (z.B. Oxide) enthalten. zugen, wenn Schmelz als Klebepartner zur Verfügung steht. PMMA-Werkstoffe werden für temporäre Restaurationen Für einen stabilen Verbund muss die keramische Restauration verwendet. Ein Vorteil CAD/CAM-gefertigter Provisorien ist, ein Ätzmuster aufweisen. Ist die adhäsive Befestigung ange- dass sie vergleichsweise einfach reproduziert werden können, strebt, muss die innere Restaurationsoberfläche mit Silan akti- z.B. nach Verlust oder Fraktur. Attraktiv ist unter anderem die viert werden. Eine andere Möglichkeit zu den konventionellen Möglichkeit, die vorliegenden CAD-Daten als Ausgangslage Silanen bieten die Universaladhäsiv-Systeme. Diese beinhalten für weitere klinisch notwendige Behandlungsschritte (z.B. im neben zahlreichen weiteren funktionellen Monomeren auch Falle von Bisshebungen) zu verwenden. Zudem ist die Materi- Silangruppen, welche chemisch an die Keramik binden kön- alhomogenität CAD/CAM-gefertigter temporärer Restaurati- nen. onen besser als bei konventioneller Fertigung der Provisorien. Keramische Einzelzahnrestaurationen mit einer Biegefestig- keit von mehr als 350 MPa können im Mund zementiert wer- Komposite den. Erneut ist zu bedenken, dass Zemente in der Regel opak Komposite bestehen aus organischen (Polymer) und anorga- sind und die Ästhetik von transluzenten Restaurationen durch nischen (Füllstoffe) Bestandteilen, die über Silane miteinan- das Zementieren negativ beeinflusst werden kann. der chemisch verbunden werden. Der Füllstoffanteil kann bis ca. 80 Gew.-% betragen, wodurch sich ein höherer E-Mo- Polymerbasierte CAD/CAM-Werkstoffe dul (10 bis 18 GPa) ergibt. Die chemische Zusammensetzung Polymerbasierte CAD/CAM-Werkstoffe können in PMMA- der CAD/CAM-Komposite ähnelt den Füllungskompositen. Werkstoffe, Komposite und polymerinfiltrierte Keramiken Zu den organischen Bestandteilen zählen mehrfunktionel- le Methylmethacrylate (MA) wie Bisphenolglykoldimethacr ylat (BisGMA), Urethandimethacrylat (UDMA) oder Triethylen-Glycol-Di- methacrylat (TEGDMA), die z.B. ebenfalls in einer radikalischen Po- lymerisationsreaktion ausgehärtet werden. Füllstoffe sind anorgani- sche Partikel in verschiedenen Grö- ßen (einige Nano- bis mehrere Mik- rometer) und Formen (rund, eckig). Verwendet werden z.B. SiO2, ZrO2, Füllstoffcluster oder Präpolymeri- sate. Komposite werden für Ein- zelzahnrestaurationen, Inlays und Onlays angewandt. Polymerinfiltrierte Keramiken (PIK) Grundlage dieser Werkstoffe ist eine schwammartige keramische Struktur. Das lockere Netzwerk besteht aus Silikatkeramik und Abb. 2: Einteilung von Lithiumsilikat-Keramiken mit einigen Produktbeispielen. beträgt 86 Gew.-%. Die porösen 198 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 196–203
MONOLITHISCHE ZIRKON- FARBSCHLÜSSEL ZIRKON AUS DEN DOLOMITEN PRETTAU® – DAS TEUERSTE. FÜR KUNDEN, DIE DU SCHÄTZT. Zirkonzahn Deutschland – 73491 Neuler – T +49 7961 933 990 – info@zirkonzahn.de – www.zirkonzahn.com Zirkonzahn Worldwide – Südtirol – T +39 0474 066 680 – info@zirkonzahn.com – www.zirkonzahn.com
TECHNIK Zwischenräume des Netzwerkes werden mit einer Polymermi- schung (UDMA/TEGDMA) infilt- riert, welche abschließend po- lymerisiert wird. Der Anteil der organischen Komponente liegt bei 14 Gew.-%. Durch die in- dustrielle Polymerisation werden gute Eigenschaften erzielt, die vergleichbar sind mit denen von Leuzitkeramik. PIK werden für Einzelzahnrestaurationen, Inlays und Onlays verwendet. Von der Formgebung zur Befestigung Die CAD/CAM-Polymere sind in verschiedenen Formen (Blöcke, Ronden) erhältlich. Je nach An- bieter sind CAD/CAM-Rohlinge als monochrome und/oder als po- lychrome Variante (Multilayer) er- hältlich. Zudem werden verschie- Abb. 3: Darstellung der Biegefestigkeiten von PAEK-Werkstoffen und Kompositen. dene Zahnfarben abgedeckt. Bei den polychromen Rohlingen wird der natürliche Farbverlauf DMA verwendet werden. Bei PIK sollte das Gerüst angeätzt eines Zahnes von zervikal nach inzisal nachgebildet. Aufgrund (60 Sek. HF) und silanisiert werden. der einfachen Schleif-/Fräsbarkeit lassen sich die Restauratio- nen – gegenüber keramischen Werkstoffen – mit einem ge- PAEK-Materialien in der praktischen Anwendung ringeren Werkzeugverschleiß herstellen. Generell bieten die In der Zahnmedizin finden PEEK, PEKK und AKP Anwendung, CAM-Maschinen unterschiedliche Schleifprogramme, z.B. alle diese Untergruppen zählen zu den PAEK-Werkstoffen Schnellschleifen und Normalschleifen, an. Um ein Schmieren (Abb. 3 und 4). der Kunststoffe beim Schleifen/Fräsen durch eine erhöhte lo- kale Temperaturentwicklung zu vermeiden, kann Kühlflüssig- Polyetheretherketon (PEEK) keit verwendet werden. Im Vergleich zu CAD/CAM-Keramiken Der Thermoplast PEEK weist eine Ketongruppe auf. Er wird weisen polymerbasierte CAD/CAM-Werkstoffe einen gerin- entweder ungefüllt verwendet oder mit Titanoxid dotiert, geren E-Modul auf und sind somit meist während des Schlei- um dadurch Festigkeiten und Steifigkeiten zu erhöhen. fens kantenstabiler. Als einfachster und kostengünstigster Die Titanoxid-Anteile variieren je nach Hersteller zwischen Weg erfolgt nach dem Schleifen/ Fräsen eine abschließende Politur der Restaurationen. Bei höheren ästhetischen Ansprüchen können vor der Oberflächenpolitur farb- liche Individualisierungen mittels Verblendkomposit oder Malfarbe aufgebracht werden. Alle Restaurationen aus polymer- basierten CAD/CAM-Werkstoffen müssen nach der Oberflächenvor- behandlung, welche mittels Ko- rundstrahlen erzeugt wird (Rau- heit, Oberflächenspannung), im nächsten Schritt für das Einsetzen in den Mund konditioniert wer- den. Für PMMA empfiehlt sich Ab- strahlen des Gerüstes (50 µm, 1 bar) und das anschließende Auf- tragen eines MMA-haltigen Ad- häsivsystems. Bei Kompositen sollte das Gerüst abgestrahlt (50 µm, 1 bar) und ein Universalad- häsiv mit Silan, MDP, MMA und Abb. 4: Darstellung des Elastizitätsmoduls von PAEK-Werkstoffen und Kompositen. 200 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 196–203
10 und 30 Gew.-%. Je höher dieser Anteil ist, desto höher sind Steifigkeit und Festigkeit des Werkstoffes. PEEK wird in verschiedenen Farben (grau bis opaque, zahn- bzw. gingiva- farben) angeboten. Das ungefüllte Material ist aufgrund der geringeren Festigkeiten hauptsächlich für herausnehmba- ren und bedingt für abnehmbaren Zahnersatz sowohl zahn- als auch implantatgestützt indiziert. Das gefüllte Material verfügt über höhere Festigkeiten und ist zusätzlich zu den herausnehmbaren Möglichkeiten für festsitzende Restaura- tionen freigegeben. Polyetherketonketon (PEKK) Der Thermoplast PEKK hat 2 Ketongruppen. Diese Werk- stoffgruppe ähnelt hinsichtlich der chemischen, optischen und mechanischen Eigenschaften den PEEK-Werkstoffen, ist allerdings durch die zusätzliche Ketongruppe minimal steifer. PEKK ist mit 10 Gew.-% Titanoxid dotiert und ist für den herausnehmbaren als auch für den festsitzenden Zahnersatz freigegeben *. Arylketonpolymer (AKP) „Ein Partner Der Thermoplast AKP ist nur für die abnehmbare Teilpro- thetik (Klammerprothesen) freigegeben. Bezüglich der che- mischen Zusammensetzung und möglichen Füllstoffe liegen seitens des Herstellers bislang keine weiteren Informationen vor. „Wir mehr ist Von der Formgebung zur Befestigung Historisch gesehen werden PAEK-Werkstoffe gepresst. Seit 2011 sind Ronden und Blöcke aus PAEK zum Fräsen machen EINE SORGE Sie erhältlich. Hier wird die konstruierte Restauration mit Hart- WENIGER.“ metallfräsern ohne Wasserkühlung aus dem PAEK-Rohling herausgefräst. Diamantierte Werkzeuge kommen in der STARK.“ Regel nicht zum Einsatz. Seit Kurzem konzentriert sich die Entwicklung bei PAEK-Werkstoffen auch auf die Bereiche Tiefziehen und 3D-Druck, allerdings haben sich diese Ver- fahren in der Zahnmedizin noch nicht bewährt. Aufgrund der Opazität dieser Werkstoffe ist in sichtbaren Mundbereichen eine Verblendung mit Verblendkomposit bzw. Charakterisierung mittels Malfarbe empfehlenswert Wir kennen die Sorgen und Probleme von Dentallaboren. Seit und notwendig. PAEK-Werkstoffe sind im Vergleich zu her- kömmlichen Dentalkunststoffen monomerfrei. Somit wei- über 35 Jahren bieten wir als starker Partner zuverlässig Schutz sen sie in Bezug auf die Biokompatibilität und das eventuelle vor Forderungsausfällen und Hilfe beim Abbau von Verbindlich- Risiko allergischer Reaktionen eine gute Verträglichkeit auf. Allerdings werden für eine Co-Polymerisation mit weiteren keiten. Und sichern so Ihre Liquidität, Ihre finanzielle Flexibilität Kunststoffen (z.B. für eine Verblendung oder Befestigung) und damit Ihre Unabhängigkeit von Banken. freie Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen benötigt. Das führt dazu, dass die Haftung bzw. der Verbund zwischen den PAEK-Werkstoffen und anderen Kunststoffen nur durch Über 30.000 Dentallabore vertrauen uns bereits. Wann holen definierte Vorbehandlungsschritte möglich wird. PAEK zeigt eine sehr hohe Oberflächenspannung (und da- Sie uns an Ihre Seite? mit verbunden eine schlechte Benetzbarkeit), die den Ver- bund zu anderen Kunststoffen negativ beeinflusst. Zur Oberflächenvergrößerung und besseren Benetzbarkeit der PAEK-Oberfläche wird das Korundstrahlen mittels Alumini- umoxid (50 µm) bei 2 bis 4 bar empfohlen. Anschließend sollte unmittelbar die aufgeraute, trockene PAEK-Oberflä- che mittels Methylmethacrylat-(MMA-)haltigem Adhäsiv L.V.G. konditioniert werden. Alternativ können Universaladhäsive Labor-Verrechnungs- verwendet werden. Diese sollten MMA-Monomere bein- Gesellschaft mbH halten. Die Wahl des Verblendkomposits oder des Befesti- Hauptstraße 20 / 70563 Stuttgart T 0711 66 67 10 / F 0711 61 77 62 kontakt@lvg.de
TECHNIK gungskomposits spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtig gefertigten Prothesenbasen fehlen allerdings ausführliche ist, dass das Adhäsivsystem mit dem Befestigungskomposit wissenschaftliche Daten. Vom klinischen Gesichtspunkt ist kompatibel ist. vor allem die Biokompatibilität des fertigen Produkts ent- scheidend, da es flächig auf der Schleimhaut aufliegt. Materialien für die additive Fertigung in der praktischen Anwendung Gerüste Mittels Selective Laser Sintering bzw. Melting können Me- • Indikationen talle, beispielsweise Kobalt-Chrom-Legierungen, additiv Mithilfe der additiven Fertigung können inzwischen einige verarbeitet werden. So entstehen Gerüste für Kronen oder Indikationen in der Zahnmedizin abgedeckt werden. Brücken auch zur späteren Verblendung oder für Teilpro- thesen. Aufgrund des technischen Aufwandes findet dieses Zahntechnische Modelle Verfahren nur industriell Anwendung. Liegt der digitale Oberflächendatensatz einer klinischen Situation vor, kann dieser mithilfe der additiven Fertigung Kronen/Brücken in ein physisches Modell umgewandelt werden. Dies kann Auch Materialien für den (temporären) Zahnersatz stehen für den Zahntechniker beispielsweise dann hilfreich sein, für den 3D-Druck zur Verfügung. Bisher sind die meisten wenn eine Restauration, die auf einem Intraoralscan di- von ihnen für die Fertigung von Langzeitprovisorien durch gital gefertigt worden ist, angepasst werden soll. Solche den Hersteller deklariert, jedoch gibt es inzwischen auch Modelle können mithilfe der Stereolithografie einfach, kos- Werkstoffe, welche als definitives Restaurationsmaterial tengünstig und ausreichend präzise hergestellt werden. Ist freigegeben wurden. Für eine abschließende Beurteilung für eine ästhetisch anspruchsvolle Restauration ein Modell dieser Werkstoffe fehlen noch wissenschaftliche Daten. In gewünscht, welches möglichst genau die klinische Farbge- einer der wenigen vorhandenen Studien** zu diesem The- bung wiedergibt, bedarf es eines Oberflächendatensatzes ma konnte gezeigt werden, dass stereolithografisch gefer- mit entsprechender Farbinformation (OBJ-Datei). Da mit- tigte Brücken in ihrer Bruchlast vergleichbar mit einem ge- hilfe der Stereolithografie nur einfarbig gedruckt werden frästen PMMA-Material waren, jedoch wurden sie stärker kann, ist in solchen Fällen das Multi-Jet-Verfahren indiziert. von künstlicher Wasserlagerung beeinflusst als die Kont- Dieses ist mit einem farbigen Tintenstrahldrucker vergleich- rollgruppe. Eine Alternative zur Stereolithografie für diese bar. Jedoch werden dabei mehrere Schichten übereinander Indikation könnte das Fused Filament Fabrication sein. In 2 gedruckt, sodass ein dreidimensionales Objekt entsteht. Machbarkeitsstudien** wurden Inlays mit PEEK gedruckt. Auch für die Tiefziehtechnik, beispielsweise für kieferor- Diese zeigten mit konventionellem PEEK vergleichbare me- thopädische Aligner-Schienen, finden additiv gefertigte chanische Werte. Modelle Anwendung. Bei dieser Indikation werden stereoli- thografische Harze benutzt, die besonders schnell gedruckt • Verarbeitung werden können. Der sogenannte „digitale Workflow“ zur Erstellung einer Restauration umfasst 3 große Teilbereiche. Er beginnt mit Schienen der Datenakquise der klinischen Situation. Diese kann ent- Durch den schichtweisen Objektaufbau ist der Materialver- weder chairside mithilfe eines Intraoralscanners direkt am lust bei der additiven Fertigung durch Stereolithografie viel Patienten oder labside über den Scan eines Gipsmodells geringer als beim subtraktiven Verfahren. Besonders deut- im Labor erfolgen. Daran schließt sich das Designen (CAD: lich wird dies bei der Produktion von Schienen (Aufbissschie- Computer Aided Design) der Restauration am Computer an. nen), bei der ein Großteil der Ronde nach dem subtraktiven Der letzte Schritt ist die Herstellung der Restauration (CAM: CAD/CAM-Prozess verworfen wird. Ein weiterer Vorteil ist, Computer Aided Manufacturing). In diesem Schritt herrscht dass die additive Fertigung die parallele Produktion meh- bisher das subtraktive Verfahren vor. Von einem industriell rerer Objekte erlaubt. So kann mittels Stereolithografie bei vorgefertigten Rohling wird dabei Material durch Schlei- einer vertikalen Positionierung der Schienen eine synchrone fen oder Fräsen abgetragen, sodass das gewünschte Ob- Vielzahl von Objekten in einem Druckprozess gefertigt wer- jekt entsteht. Dieser Vorgang kann vom Prinzip her mit der den. Mithilfe von dreidimensionalen Datensätzen kann der Arbeit eines Bildhauers verglichen werden. Beim additiven Chirurg heutzutage die Position von dentalen Implantaten Verfahren hingegen wird das Objekt Schicht für Schicht auf- mitsamt prothetischem Aufbau genau planen. Hierbei kann gebaut, bis es letztendlich dreidimensional rekonstruiert ist. die Planung durch eine 3D-gedruckte Bohrschablone in den Der additiven Fertigung schließt sich eine umfassen- Patientenmund überführt werden. Neuerdings stehen sol- de Nachbearbeitung an, die einen hohen Einfluss auf die che dreidimensionalen Planungen samt Führungsschienen Güte des fertigen Objektes hat. Die Objekte müssen von auch für die Endodontie zur Verfügung. der Stützstruktur befreit und von eventuell anhaftendem überschüssigem Material gereinigt werden. Besonders bei Prothesenbasen Photopolymeren ist diese Reinigung ein zeitaufwendiges Auch bei der Fertigung von gefrästen Prothesenbasen ist Unterfangen. Viele Hersteller empfehlen die Verwendung ein hoher Materialverlust festzustellen. Zudem ist die sub- eines mit Ethanol gefüllten Ultraschallbades oder einer au- traktive Fertigung eines solchen Werkstückes zeitaufwen- tomatischen Reinigungseinheit. Jedoch hat ein solches Pro- dig. Hier könnte die Stereolithografie eine echte Alternati- cedere eventuell negativen Einfluss auf die mechanischen ve sowohl zum subtraktiven als auch zum konventionellen Eigenschaften. Für Photopolymere ist eine Nachbelichtung (Press-)Verfahren darstellen. Zur Bewertung von additiv von entscheidender Bedeutung. Hierfür steht eine Vielzahl 202 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 196–203
#B-SAFE 4business www.ids-cologne.de an Geräten zur Verfügung, welche die mechanischen und biologischen Eigenschaften beeinflussen. Prinzipiell sollte der von den Herstellern angegebene Arbeitsprozess befolgt werden. Fazit Mit den digitalen Fertigungstechnologien wird eine Vielzahl neuer Materialien angeboten. Das Wissen um die einzelnen Werkstoffeigenschaften, deren Indikation und Verarbei- tung ist ein wichtiger Teil der Digitalisierung im Dentallabor. Weiterführende Informationen rund um moderne dentale Werkstoffe vermittelt das digitale Werkstoffkunde-Kom- pendium (www.werkstoffkunde-kompendium.de), welches in 5 Teilen auf die verschiedenen Werkstoffe sowie deren Anwendung detailliert eingeht. Autoren: Annett Kieschnick, Marcel Reymus, Bogna Stawarczyk * Neben den Herstellerangaben gibt es zahlreiche in-vitro Studien, die diese Indikationen bestätigen. Die ersten (mit kurzem Beobachtungszeitraum) In-vivo-Studien werden bereits publiziert (z.B. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29850956/) ** Buch: Werkstoffkunde-Kompendium (www.werkstoffkunde-kompendium.de) i w w w 39. INTERNATIONALE Annett Kieschnick DENTAL-SCHAU inklusive Freie Journalistin Helmholzstraße 27 10587 Berlin IcoD S nnect ak@Annett.kieschnick.de 4 TAGE IN KÖLN PD Dr. Marcel Reymus Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie 22. – 25.09.2021 Ludwig-Maximilians-Universität, München Goethestraße 70 80336 München PROVIDING DIRECTION Reymus@med.uni-muenchen.de IN UNCERTAIN TIMES Prof. Dr. Dipl. Ing (FH) Bogna Stawarczyk Wissenschaftliche Leiterin Werkstoffkunde Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Ludwig-Maximilians-Universität, München Goethestraße 70 80336 München Bogna.stawarczyk@med.uni-muenchen.de Koelnmesse GmbH · Messeplatz 1 · 50679 Köln · Deutschland Telefon * 0,20+49 180 aus Euro/Anruf 677dem3577* · ids@visitor.koelnmesse.de dt. Festnetz; max. 0,60 Euro/Anruf aus dem Mobilfunknetz *0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz; max. 0,60 EUR/Anruf aus dem Mobilfunknetz
TECHNIK Gepresste Glaskeramik Keramik zu pressen hat sich bereits vor fast 30 Jahren in zahntechnischen Laboren etabliert. Trotz der steigenden Her- stellung keramischer Kronen und Brücken mittels CAD/CAM-Technologie ist dieser fast schon traditionelle Weg immer noch nicht verschwunden und erfreut sich einer großen „Fanbase“, gerade wenn es um Passung und Präzision geht. D er Ablauf beim Pressen ist dabei Glaskeramik entsteht aus einer Glas- ren durchgesetzt hat und immer noch bis auf einige Optimierungen in schmelze, in der man gezielt ein Kristall- sehr gerne und häufig zum Pressen ein- den einzelnen Schritten relativ wachstum fördert. Um dieses gezielte gesetzt wird. Dies liegt zum Großteil an unverändert geblieben. So gab es bei- Kristallwachstum zu erreichen, werden den sehr guten Materialeigenschaften spielsweise anfangs Modelle aus Gips, verschiedene Oxide bei sehr hoher Tem- (Tab. 2). die heute auf der Basis eines intraora- peratur geschmolzen und homogen len Scans auch aus Kunststoff gedruckt vermischt. Nach dem Mischen der Kom- Ein riesiger Vorteil dieser Art Glaskera- werden können. Dann wurde mit einem ponenten wird die flüssige Schmelze in miken ist die relativ hohe Biegefes- im Bunsenbrenner erhitzten Modellier- eine Form aus Platin gegossen und er- tigkeit, die es dem Behandler erlaubt, instrument die Restauration aus Wachs kaltet. Nach diesem Produktionsschritt Restaurationen aus diesem Material aufgebaut. Mit einer digitalen Abfor- wird eine sogenannte Vorkristallisation konventionell und nicht wie klassische mung bzw. dem Scan eines Modells durchgeführt, welche das spätere Ver- Silikatkeramiken zwingend adhäsiv zu können die Restaurationen heute auch kaufsprodukt, den Pellet oder auch das befestigen (nach DIN EN ISO 6872). virtuell konstruiert und dann aus Wachs Ingot, darstellt. Eine mögliche Zusam- Bei der konventionellen Zementierung oder speziellen Kunststoffen gefräst mensetzung einer solchen Lithiumdisili- muss nicht absolut trockengelegt wer- werden. Die Liste möglicher Fertigungs- kat-Glaskeramik zeigt die Tabelle 1. den, was gerade in der Molarenregion varianten könnte man noch weiterfüh- teilweise sehr schwer zu bewerkstelli- ren. Trotzdem ist der eigentliche Ablauf Beim eigentlichen Pressvorgang lässt gen ist. des Pressens relativ gleich geblieben. man die nadelförmigen Kristallite dann Die hohe Festigkeit von VITA Ambria so wachsen, dass sie schließlich bis zu (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen), die Lithiumdisilikat-Keramik – ein 95 Gewichtsprozent des Produktes mit ca. 400 MPa der einer normalen klinisch bewährtes Pressmaterial ausmachen. Der Rest der Matrix bleibt dentalen Glaskeramik aus Lithiumdisili- Das am häufigsten zum Pressen einge- amorph, also glasartig. Durch diesen kat entspricht, kann mit einem zusätz- setzte Material ist die sogenannte Lithi- definierten Herstellungsprozess ist lichen speziellen Brennprogramm auf umdisilikat-Glaskeramik (Abb. 1). Eine der gesamte Aufbau der Glaskerami- ca. 550 MPa erhöht werden, was dann ken, im Gegensatz zu Sinterkeramiken sogar an die Festigkeit von Zirkonoxiden oder Verblendkeramiken, unabhängig mit 5 mol-% Yttriumoxid (z.B. VITA YZ von der Formgebung und Verdichtung XT, VITA Zahnfabrik) herankommt und komplett steuerbar. Eine beispielhafte ohne weiteres dreigliedrige Brücken so- Struktur für die nadelförmigen Kristalle wie Maryland-Brücken im Frontzahnbe- einer Lithiumdisilikat-Glaskeramik unter reich ermöglicht. Dieser spezielle Brand einem Rasterelektronenmikroskop sieht kann zeitgleich mit dem Glanzbrand folgendermaßen aus (Abb. 2). durchgeführt werden und ermöglicht so eine deutlich höhere Festigkeit ohne Die Frage stellt sich natürlich, warum nennenswerten Zeitverlust. sich gerade diese Art der Glaskeramiken Das Wachs oder auch der Kunststoff, aus Lithiumdisilikat in den letzten Jah- welcher für das Einbetten und Ausbren- Komponenten Gewichts-% SiO2 (Siliziumdioxid) 58–66 Li2O (Lithiumoxid) 12–16 ZrO2 (Zirkondioxid) 8–12 Pigmente < 10 Sonstiges > 10 Abb. 1: VITA Ambria (VITA Zahnfabrik, Bad Säckin- Tab. 1: Chemische Zusammensetzung von VITA Ambria. gen, Deutschland). 204 ZAHNTECHNIK MAGAZIN | Jg. 25 | Ausgabe 04 | Juni 2021 | 204–207
Sie können auch lesen