Energie extra 2.03 - BFE Publikationen
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energie extra 2.03 Informationen April 2003 Bundesamt für Energie BFE und EnergieSchweiz Energieeffizienz EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Wenn von Kyoto und der Reduktion des CO2-Ausstosses die Rede ist, starren manche zahlt sich aus wie das Kaninchen vor der Unser Unternehmen, die Mettler-Toledo Inter- Vorteile. Die vielen Vorteile der Mitgliedschaft Schlange auf das Jahr 2010. national Inc., ist ein führender globaler Herstel- beim Energie-Modell Zürich möchten wir nicht Auf diesen Zeitpunkt hin sind ler von Präzisionsmessinstrumenten mit einem mehr missen: Einerseits brauchen wir die Be- Reduktion und Energiepolitik des jetzigen Umsatz von 1.2 Milliarden USD und 8700 Mit- stätigung von Fachleuten, dass wir mit unseren Jahrzehnts definiert. Was die Wirtschaft un- arbeitenden. Die in der Schweiz als Mettler-To- Massnahmen im Bereich Energie und Umwelt ternimmt, um den international vereinbarten ledo GmbH zusammengefassten Geschäftsbe- grundsätzlich richtig liegen. Andrerseits können Zielen nachzuleben, zeichnen wir in dieser reiche beschäftigen rund 1400 Mitarbeitende, wir so auf elegante Art die Auflagen des kanto- Ausgabe nach. Auf einen Nenner gebracht, produzieren Präzisionswaagen, analytische In- nalen Energiegesetzes erfüllen. Der Moderator geht es dabei um mehr Energieeffizienz. strumente, Wägemesszellen und Elektronik. Sie der Agentur berät uns überdies in unterneh- Aber damit ist es natürlich nicht getan. Die sind im Grossraum Zürich angesiedelt und ge- mensspezifischen Energie-Fragen. Motiviert zum Welt wird auch nach 2010 noch energie- deihen dank Innovationskraft und ständiger Beitritt in die Gruppe Energie-Modell Zürich hungrig sein. Viele Drittwelt- und Schwellen- Verbesserung der Kostenstruktur. wurden wir durch Kontakte mit anderen Mit- länder werden sich kräftig entwickeln müs- gliedsfirmen. Die Gruppe umfasst 14 Mitglieder sen, um uns ebenbürtig zu werden. Das geht Kostenbewusst. Zum Kostenbewusstsein und trifft sich viermal pro Jahr. Die Zusammenar- nicht ohne Energie! Entsprechend werden gehört auch das Streben nach einer optimalen beit lebt vom intensiven Erfahrungsaustausch. viele Industrieländer lernen müssen, mit Energieeffizienz. Aus diesem Grund sind wir weniger Energie zu leben! auch der Gruppe Energie-Modell Zürich beige- Dabei stossen wir immer wieder auf neue Darum sind die Ziele für 2010 nur Etappen- treten. Das Energie-Modell Zürich ist Teil der Ideen und Verbesserungsmöglichkeiten, die im ziele. Noch während wir sie ins Auge fassen, Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW); es hilft eigenen Betrieb noch nicht erkannt oder reali- müssen wir uns bereits auf die Zeit nachher ihren Mitgliedern bei den Massnahmen für siert worden sind. So machte man uns im Rah- vorbereiten. Sie wird hart sein: Das Szenario mehr Energieeffizienz und weniger CO2-Aus- men einer Gebäudesanierung auf neue Mög- der 2000-Watt-Gesellschaft etwa (ein mögli- stoss. lichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz ches Modell für die Zeit 2010-2050) sieht vor, aufmerksam. Wir berücksichtigten diese im Sa- die jährlichen CO2-Emissionen um den Faktor nierungskonzept. Oder: Als wir einen Druck- sechs schrumpfen zu lassen! luftkompressor ersetzen mussten, wählten wir In dieser Perspektive sind die Massnahmen, ein Modell, das die Nutzung der anfallenden die im Hinblick auf 2010 eingeleitet werden, Abwärme ermöglicht. keine Endziele. Es sind Lernschritte für später. Freiwillig. Die Mitgliedschaft in der Energie- Werner Hadorn Modell Gruppe Zürich zahlt sich für uns aus. Der Redaktor «energie extra» finanzielle Aufwand bewegt sich in einer Grös- senordnung von etwas über CHF 10 000 pro PS: «energie extra» will Diskussionen Jahr und umfasst externe und interne Kosten. auslösen. Also: Schreiben Sie uns! Die Erfahrung der letzten fünf Jahre hat gezeigt, dass dieses Geld für uns einen guten Return hat. Aus dem Inhalt: Das freiwillige Engagement wird sich auch in 2 Schwerpunkt: Wie die Wirt- schaft ihre Energieeffizienz Zukunft auszahlen. Die Mettler-Toledo GmbH steigern will. Hans-Ulrich schafft bereits heute die Voraussetzungen, um sich später von einer CO2-Abgabe zu befreien. Hofer 8 Pro und Contra: Zwei Sollte die CO2-Abgabe eingeführt werden, ste- Meinungen zu den Abstim- hen wir finanziell auf der guten Seite! mungen über Kernenergie. Der Geschäftsführer des Präzisionsinstru- Autosalon Genf: Bundesrat mente-Herstellers Mettler-Toledo GmbH in 10 Moritz Leuenberger stellt die energieEtikette vor. Greifensee/Nänikon setzt sich im Rahmen der Gruppe Energie-Modell Zürich für effiziente Energienutzung ein: Hans-Ulrich Hofer, Geschäftsführer Mettler-Toledo GmbH 12 Berner Frühlingsmesse: Beim «Sollte die CO2-Abgabe eingeführt Energy Roulette ein energie- werden, stehen wir finanziell auf der effizientes Auto gewinnen … guten Seite.»
2 energie extra 2.03 April 2003 KLIMAPOLITIK Unser Schwerpunkt Dass wir von unserem hohen CO2-Verbrauch herunterkommen, den Verbrauch fossiler «Für Unter- Energie einschränken, unsere Ressourcen effi- zienter einsetzen und unser Klima schonen- der behandeln müssen – wer würde heute nehmen und noch daran zweifeln? Die Frage ist längst nicht mehr «ob», sondern «wie?». Der Bund hat die Frage in Gesetzen und Ziel- Nachkommen» setzungen beantwortet. Jetzt kommt es da- Andreas Mörikofer, Leiter Bereich Andreas Mörikofer, Leiter Bereich Industrie rauf an, diese Ziele zu erreichen und die nöti- Industrie & Dienstleistungen beim & Dienstleistungen gen Massnahmen zu ergreifen. Gefragt ist Bundesamt für Energie, zu Fragen über beim BFE dabei in erster Linie die Wirtschaft mit ihrem die Zielvereinbarungen mit der Wirt- zwar beträchtlichen Energieverbrauchsanteil, schaft im klimapolitischen Umfeld. Was geschieht, wenn die freiwilligen Massnah- aber auch der Möglichkeit, steuernd in ihre men nicht ausreichen? Produktionsprozesse einzugreifen. Es ent- Herr Mörikofer, welchen Stellenwert haben Erst wenn dies absehbar ist, kann eine CO2-Ab- spricht der liberalen Praxis unseres Landes, Zielvereinbarungen? gabe eingeführt werden – frühestens 2004. Als dass die Ziele möglichst auf freiwilliger Basis Zielvereinbarungen untermauern eine neue Lenkungsabgabe ausgestaltet, fliessen die Er- erreicht werden sollen. Form der Partnerschaft zwischen Bund und Un- träge wieder an die Privathaushalte und Unter- ternehmensgruppen. Darin verpflichten sich die nehmen zurück. Betriebe können eine Ver- Das Bundesamt für Energie (mit dem Pro- Unternehmen zu freiwilligen Massnahmen, um pflichtung eingehen bzw. ihre bereits abge- gramm EnergieSchweiz) und das Bundesamt die in Anlehnung an das Kyoto-Proto- schlossene Zielvereinbarung in eine Verpflich- für Umwelt, Wald und Landschaft (BU- koll im CO2-Gesetz und im Programm tung überführen, um von der CO2-Abgabe be- WAL) haben ein ganzes EnergieSchweiz verankerten Ziele zu freit zu werden. Instrumentarium ent- erreichen. Andrerseits anerkennt der wickelt, das es jedem Un- Bund die freiwilligen Massnahmen Macht die Wirtschaft mit? ternehmen erlaubt, mit an- und berücksichtigt sie bei der Beur- Ja. Zur Zeit arbeiten über 600 Unternehmen, gepassten Mitteln energie- teilung der Notwendigkeit und organisiert in rund 40 Zielvereinbarungsgrup- effizienter zu produzieren. Höhe einer allfälligen CO2-Abgabe. pen, an der Ausgestaltung ihrer Zielvorschläge. Unternehmen mit verpflichtungs- 6 Pilotgruppen der Energie-Agentur der Wirt- In diesem energie extra ver- tauglichen Zielen erhalten die Op- schaft sowie der Verbund der cemsuisse haben suchen wir, die Grundzüge tion zu einer später möglichen ihre Zielvereinbarungen dem Bund bereits 2002 dieser recht einmaligen Abgabebefreiung. eingereicht. Sie wurden in einem unter Beizug schweizerischen Lösung zu be- von externen Experten standardisierten Audit schreiben. Wer mehr darüber Gibt es detaillierte Regelungen plausibilisiert. Damit hat das weltweit bis heute wissen möchte, sei auf eine in- für diesen Prozess? einzigartige Modell der Gruppenbildung seine formative, 6-seitige Broschüre Die Rahmenbedingungen für den Bereich Bewährungsprobe bestanden. von EnergieSchweiz (Titel:«Ener- Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sind in gie- und CO2-Management schafft Unterneh- der «Richtlinie über freiwillige Massnahmen zur Reichen die Zielvereinbarungen aus, um die menswerte …») hingewiesen. Sie zeigt nicht Reduktion von Energieverbrauch und CO2-Emis- CO2-Abgabe zu vermeiden? nur die Mechanismen der Zielvereinbarungen sionen» vom 2. Juli 2001 umschrieben, die in ei- Der Bereich Industrie und Dienstleistungen um- auf, sondern weist auch nach, warum Mass- ner beispielhaften Zusammenarbeit zwischen fasst über ein Drittel des CO2-Ausstosses der nahmen zur Steigerung der Energieeffizienz Bund (BFE/BUWAL) und Wirtschaft geschaffen Schweiz. Die jüngsten CO2-Perspektiven (Prognos auch wirtschaftlich interessant sind. wurde. 2002) zeigen, dass aus heutiger Sicht auch mit ehrgeizigen Zielvereinbarungen ohne CO2-Abga- be eine Ziellücke bleiben wird – dies aufgrund CO2-Emissionen Schweiz 2001 total 41.4 Mio t CO 2 des bedeutenden Anteils der Privathaushalte und Quelle: CO2-Inventar BUWAL 2000/2001 und Abschätzung gemäss (energetische Emissionen) insbesondere im Treibstoffbereich. Mit der Wirt- Industrie & Dienstleistungen Haushalte / Private schaft getroffene freiwillige Vereinbarungen wer- (Brennstoffe) (Brennstoffe) den aber wesentliche Beiträge zur CO2-Redukti- 30% 30% on liefern und die Höhe einer allenfalls notwen- digen CO2-Abgabe reduzieren helfen. Wem nützen Zielvereinbarungen? Mikrozensus Mobilität 2000 (ARE) Gewinnen werden nicht nur Betriebe der Wirt- schaft und der öffentlichen Hand, die im Rah- men von Zielvereinbarungen ihre Abläufe opti- mieren, Energiekosten reduzieren und von ei- 14% 23% ner Abgabebefreiung oder einer Rückvertei- Industrie & 3% Haushalte / Private lung profitieren. Gewinnen werden auch unse- Dienstleistungen (Treibstoffe) re Nachkommen mit einer intakten Umwelt. übrige (Treibstoffe) (insbesondere Tanktourismus)
April 2003 energie extra 2.03 3 Freiwillig und ZEMENTINDUSTRIE partnerschaftlich Pneus für Öl Die erste Zielvereinbarung ist seit dem 10. Februar unter Dach und Zuständig für die Umset- Fach. Als erste Branche unterschrieb zung der energie- und die Zementindustrie. klimapolitischen Ziele der Schweiz sind das Das CO2-Gesetz und das Programm Energie- Bundesamt für Umwelt, Schweiz zeigen Wirkung. Bundesrat Moritz Wald und Landschaft Leuenberger hat mit der in der cemsuisse ver- (BUWAL) sowie das Bun- bundenen Zementindustrie eine Zielvereinba- desamt für Energie rung zur Begrenzung des CO2-Ausstosses un- (BFE). terzeichnet. Mitglieder der cemsuisse sind die drei Unternehmen Vigier Cement AG, Jura Hauptinstrument ist das Cement und Holcim Schweiz AG. Programm Energie- Philippe Roch, Direktor Hans-Luzius Schmid, stv. Schweiz, das an das des Bundesamts für Um- Direktor Bundesamt für Verpflichtung. In der Zielvereinbarung ver- erfolgreiche Programm welt, Wald und Land- Energie, Programmleiter pflichtet sich die cemsuisse, die fossilen CO2- Energie 2000 anknüpft. schaft (BUWAL): EnergieSchweiz: Emissionen bis 2010 gegenüber 1990 um 44,2 «Im Rahmen des Pro- Prozent zu reduzieren. Dies entspricht einer «Das CO2-Gesetz, das energie extra stellte Kernstück der schweizeri- gramms EnergieSchweiz Verminderung der CO2-Emissionen von den beiden Vorkämpfern schen Klimapolitik, misst liefert die Wirtschaft den 586 000 Tonnen. Möglich wird diese starke für eine nachhaltige Kli- freiwilligen Massnahmen Tatbeweis für die Wirk- Reduktion durch die grossen Anstrengungen einen hohen Stellenwert samkeit des freiwilligen mapolitik die entschei- bei. Freiwilligkeit hat Vor- Ansatzes. Dieser wurde der Zementindustrie, Kohle und Öl durch al- dende Frage: Glauben rang vor einem staatli- mit dem Aktionspro- ternative Brennstoffe zu ersetzen. Als alterna- Sie daran, dass die chen Eingriff. Mit ihrem gramm Energie 2000 zum tive Brennstoffe setzen die Zementunterneh- breiten Engagement zur ersten Mal erprobt und Wirtschaft die Ziele der mit dem Energie- und men hauptsächlich Altöl, Trockenklär- Reduktion der CO2-Emis- CO2-Gesetzgebung auf sionen nimmt die Wirt- dem CO2-Gesetz gesetzlich schlamm, Tiermehl (kein Knochenmehl), alte freiwilliger Basis errei- schaft die damit verbun- verankert und verstärkt. Lösungsmittel, Altpneus und Kunststoffabfäl- chen kann – und will? dene Selbstverantwor- Zielvereinbarungen und le ein – Stoffe, die sonst anderswie entsorgt tung ernst und beweist, Agenturen sind Eckpfeiler dass der freiwillige Weg dieses freiwilligen, part- werden müssten. gangbar ist. Die einzigar- nerschaftlichen Ansatzes tige Partnerschaft zwi- des Programms Energie- Die Zementunternehmen haben den interna- schen Wirtschaft und Schweiz, das die schwei- Behörden ist international zerischen Energie- und tional hohen Anteil an alternativen Brennstof- beispielhaft und stösst in Klimaziele erreichen und fen von heute rund 40 Prozent bereits erreicht den USA und EU-Ländern eine nachhaltige Energie- und wollen diesen halten. Ausserdem hat sich auf grosses Interesse.» versorgung einleiten soll – basierend auf energieeffi- die Zementindustrie verpflichtet, auch die so zienten Technologien und genannten geogenen CO2-Emissionen um ins- erneuerbaren Energien. Je gesamt 30,3 Prozent zu reduzieren. Dabei mehr EnergieSchweiz mit handelt es sich um Emissionen, die beim Bren- freiwilligen Massnahmen erreicht, desto geringer ist nen des Kalksteines freigesetzt werden. Diese die allenfalls noch erfor- zweite Reduktionsleistung ist im schweizeri- derliche CO2-Abgabe.» schen CO2-Gesetz zwar nicht vorgesehen, wohl aber im Klimaprotokoll von Kyoto. Sie kann darum an der schweizerischen CO2-Bi- lanz angerechnet werden. Spitze. Die Schweiz steht in der nachhaltigen Zementproduktion weltweit an der Spitze. Die in der Schweiz entwickelte Verfahrens- technologie findet zudem in vielen anderen Ländern Anwendung und trägt so weltweit zu einer nachhaltigen Produktionsweise bei. Laut cemsuisse-Präsident Leo Mittelholzer hat die Zementindustrie in den Einsatz von alter- nativen Brennstoffen seit 1990 bereits 150 Mio. CHF investiert. Im Bereich der Industrie ist cemsuisse die ers- Klimakatastrophe: So sieht te Branche, mit der das Departement für Um- Zeichner Andreas Locher welt, Verkehr und Kommunikation (UVEK) ei- die Zukunft unseres ne Zielvereinbarung unterzeichnet hat. Planeten …
4 energie extra 2.03 April 2003 ENERGIE-AGENTUR DER WIRTSCHAFT Nice to know Aufspüren, analy- Zahlen und Fakten rund um Energie, Wirtschaft und die Energie-Agentur sieren, umsetzen der Wirtschaft (EnAW). Wussten Sie zum Beispiel, dass … ■ … das schweizerische Energiegesetz seit Januar 1999, das CO2-Gesetz seit Mai 2000 Als Bindeglied zwischen der Wirtschaft die Hand nehmen, desto wahrscheinlicher ist es, in Kraft ist? und dem Bund koordiniert und beglei- dass eine CO2-Abgabe überflüssig wird oder zu- tet eine spezielle Agentur die konkre- mindest weniger hoch angesetzt werden muss. ■ … der Bundesrat die Botschaft, mit dem er ten Massnahmen zur Steigerung der dem Parlament die Ratifizierung des Kyoto- Energieeffizienz sowie zur Reduktion Die EnAW hat zwei Kernangebote entwickelt: Protokolls beantragt, im August 2002 ver- der CO2-Schadstoffemissionen. ■ das Energie-Modell für Grossverbraucher abschiedet hat? Unterzeichnet hat er es be- ■ das Benchmark-Modell für kleine und mittle- reits im Frühjahr 1998. Im Kyoto-Protokoll bekennt sich die Schweiz zu re Unternehmen (KMU). einem wirksamen Klimaschutz und damit ver- ■ … die CO2-Abgabe frühestens 2004 ein- bunden zu einer schrittweisen Reduktion der Rund 60 ausgewiesene EnAW Spezialisten geführt wird und an Bevölkerung und Unter- CO2-Emissionen. Als Folge davon wurde das (Moderatoren) helfen den Unternehmen nicht nehmen zurückfliesst? CO2-Gesetz erlassen. Dieses sieht vor, dass die nur beim Aufspüren und bei der Analyse des CO2-Emissionen bis ins Jahr 2010 gesenkt wer- Energiesparpotentials, sondern auch bei der ■ … der gesamte Energieeinsatz der den, so dass die Ausstosswerte um 10 Prozent Umsetzung der Massnahmen. Schweiz 2001 1 205 970 Tera Joule betrug unter jenen des Jahres 1990 liegen. (d. h. Billionen Joule; inklusive 3,2 % Aus- Profit. Sämtliche Unternehmen, die der EnAW fuhrüberschuss an Elektrizität)? Mit gesetzlichen Normen allein kann dieses beitreten, profitieren von gemeinsamen Pro- ambitiöse Ziel jedoch kaum erreicht werden. zesserfahrungen, vom Erfahrungsaustausch mit ■ … der Verkehr mit 33,9 % 2001 grösster Energie- und CO2-Gesetz sehen deshalb vor, anderen Unternehmen und ganz konkret von Energieendverbraucher ist, gefolgt von dass die Wirtschaft ihre Aufgaben in der Ener- Effizienz- und Kostenvorteilen. Sie erhöhen so den Haushalten (27,7 %), der Industrie giepolitik freiwillig erfüllt. Im Zentrum steht die ihre Wettbewerbsfähigkeit. Sie können sich (19,8 %) und den Dienstleistungen (17 %)? Annahme, dass mit selbst gewählten Massnah- auch – verpflichtungstaugliche Zielverein- men energiepolitische Ziele eher erreicht wer- barung vorausgesetzt – von einer allfällgen ■ … die Schweiz Pro Kopf und Jahr 43 500 den als über Verordnungen. CO2-Abgabe befreien. Überdies können sie ihr kWh verbraucht? Die USA kommen auf energietechnisches Know-how ausbauen und 96 800, die OECD-Länder auf 54 400, die Bindeglied. Namhafte Schweizer Wirtschafts- ihr Image in der Öffentlichkeit als umwelt- ganze Welt auf 19 200 kWh, Bangladesch verbände stehen hinter der neuen Energiepoli- freundliches Unternehmen stärken. auf 1600 kWh. tik. Ende 1999 haben sie die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) gegründet. Als Bin- Das Bekenntnis zum Umweltschutz und zur Re- ■ … der Energieverbrauch der Schweiz deglied zwischen ihren Mitgliedern und dem duktion der CO2-Abgabe zahlt sich somit mehr- sich seit 1950 verfünffacht hat? Bund koordiniert und begleitet die EnAW die fach aus. konkreten Massnahmen zur Steigerung der ■ … die EnAW (obwohl hauptsächlich eine Energieeffizienz sowie zur Reduktion der CO2- Kontakt: Energie-Agentur der Wirtschaft, virtuelle Organisation) eine Geschäftsstelle Schadstoffemissionen. Tel. 01 421 34 45, Fax 01 421 34 79 oder im «Haus der Wirtschaft» an der Hegibach- info@enaw.ch. strasse 47 in Zürich eingerichtet hat? Kontakt: Je mehr Unternehmen mit Hilfe der EnAW ihre Tel. 01 421 34 45, Fax 01 421 34 79 oder Klimaschutzaufgaben aktiv und entschlossen an info@enaw.ch)? ■ … die Mitgliedschaft bei der EnAW je nach Unternehmensgrösse jährlich zwischen CHF 200 und über 6000 (für sehr grosse Un- ternehmen) kostet? ■ … der Bundesrat der Bundesversammlung laut CO2-Gesetz rechtzeitig Vorschläge zu Reduktionszielen für die Zeit nach dem Jahr 2010 unterbreiten muss? Bundesrat ■ … die EnAW finanziert wird durch Beiträge Moritz Leuen- berger und der Trägerorganisationen und der an Zielverein- EnAW-Präsident barungen teilnehmenden Unternehmen sowie Dr. Rudolf durch Leistungen, die der Bund bei ihr einkauft? Ramsauer bei der Unterzeich- nung des Rah- menvertrages
April 2003 energie extra 2.03 5 BEISPIEL EINKAUFSZENTREN Erfolgreich Mehr Gas Als Max Kugler, Moderator der Energie-Agen- Die drei Beispiele auf dieser Seite zei- tur der Wirtschaft (EnAW), am 4. April 2000 ei- gen, wie die Wirtschaft mit Zielverein- ne Reihe grosser Einkaufszentren informierte, barungen ihre Energieeffizienz stei- gab er damit den Startschuss zur Energie-Mo- gert und dabei nicht nur die Umwelt dell-Gruppe Einkaufszentren. Viermal jährlich schont … treffen sich seither die wichtigsten Exponenten aller Mitgliederunternehmen zu Gruppen- BEISPIEL HOTELS Workshops. Hauptfokus: Energie. Erster Erfolg: Die Energiesensibilität in diesen Betrieben ist Sparsamer duschen bereits merklich gestiegen. 2002 taten sich im Berner Oberland 49 Hote- Energie sparen im Hotel: Induktionsherd lières und Hoteliers zusammen und erklärten Zurzeit zählt die Gruppe neun in der Deutsch- den Beitritt zur «Energiespargruppe Hotelier- schweiz ansässige Unternehmen. Mit der Ziel- Verein Berner Oberland». Verantwortlich für die- vereinbarung haben sie ihre Absicht erklärt, ih- se Benchmark-Gruppe ist EnAW-Moderator Lo- re Energieeffizienz zu steigern und die CO2- renz Perincioli. Von Anfang an waren zwei star- Emissionen zu verringern. Massnahmen: Sanie- ke Partner im Boot: der Präsident und der Ge- rungen an Lüftungen, Klima- und Heizungsan- schäftsleiter des Hotelier-Vereins Berner Ober- lagen, Isolationen an Gebäudehüllen, vermehr- land, Casi Platzer und Beat Anneler. ter Gaseinsatz anstelle von Öl und viele weite- re, kleinere Betriebsoptimierungen. Die Ziele der Gruppe sind hoch gesteckt: Durch freiwillige Zielvereinbarungen sollen Energie- und Ziele. Bis 2010 dürften die Einkaufszentren ge- Betriebskosten eingespart und die CO2-Emissio- genüber dem statistischen Ausgangsjahr 1990 nen im Vergleich zum Ausgangsjahr 2000/01 um eine CO2-Reduktion von rund 30 Prozent errei- 16 Prozent vermindert werden. Bereits 20 Betrie- chen. Punkto Energieeffizienz (Ziel: 10 Prozent be liessen sich bisher dem sogenannten Energie- Diese Brause spart Wärme und Wasser. Verbesserung in 10 Jahren) sind die Einkaufs- Check unterziehen. Dabei wird jeder Betrieb indi- zentren auf Kurs: Sie konnte seit 2000 um zir- viduell durch einen Energie-Ingenieur erfasst. Im BEISPIEL THURGAU ka 2 Prozent verbessert werden. Zu den CO2- Visier: die energetischen Schwachstellen. Sofort- Emissionen fehlen noch konkrete Zahlen. massnahmen reduzieren in jedem Betrieb mit Selbstbefreiung wenig Aufwand die Kosten. Die Energie-Modell-Gruppe Thurgau besteht aus 10 Unternehmen, deren Erzeugnisse unter- Kostensparend. Hotelbetriebe können vielfäl- schiedlicher nicht sein könnten: Zucker, Storen, tig Energie sparen: durch Optimierung von Hei- gepanzerte Fahrzeuge, Werkstatt- und Büroein- zungsregelung, Lüftungssteuerung und Warm- richtungen, Webmaschinen usw. Sie verfügt wasserzirkulation und den Einsatz von moder- aber über einen grossen gemeinsamen Nenner: nen, Wasser und Heizenergie sparenden Dusch- das Streben nach einer Reduktion des CO2-Aus- brausen. Auch der Ersatz alter Geräte kann er- stosses und nach optimaler Energieeffizienz. staunliche Spareffekte auslösen. Perincioli: «Am meisten bringt die Wärmedämmung von Massnahmen. Dazu sind verschiedene Mass- schlecht isolierten Gebäudehüllen inklusive nahmen nötig: Anpassungen im Produktions- neuer Fenster.» Weitere Massnahmen sind die prozess, aber auch Wärmedämmungen von Umstellung von Heizöl auf Erdgas oder – noch Gebäuden und Leitungen und betriebliche Opti- effektvoller – auf Holz (Nahwärmeverbund). mierungen bei Haustechnikanlagen. Im Ver- Einkaufszentrum Glatt: Neue Lüftungsanlage Energiemassnahmen kommen in einer Zeit gleich zu 1990 soll der CO2-Ausstoss der Gruppe rückläufiger Übernachtungszahlen gerade bis ins Jahr 2010 um mehr als 23 Prozent sinken recht, um längerfristig Kosten einzusparen. (von 95 700 auf 77 700 Tonnen CO2). Die Gruppen-Zielvereinbarung wurde mittlerwei- le vom Bund überprüft (Fachjargon: «auditiert»). Am 2. Dezember 2002 prüften die Bundesämter In der Zielvereinbarung sind die Energiever- Resultat: Die Ziele sind genügend ambitiös. Die für Energie und Umwelt alle Daten und Voraus- brauchs-Produktionsdaten der Unternehmen für drei Betriebe mit Verpflichtungsabsicht wurden setzungen, Kennwertberechnungen und Ein- die Jahre 1990 und 2000 erhoben und aufgrund zusätzlich einzeln auditiert: Der Säntispark in sparziele der Gruppe auf Herz und Nieren. Der der voraussichtlichen Unternehmensentwicklung Abtwil und das Einkaufszentrum Glatt in Walli- Audit war erfolgreich. Die Hotelleriesuisse, der und dem vorhandenen wirtschaftlichen Mass- sellen haben die Prüfung bereits durchlaufen. Dachverband der Schweizer Hotellerie, zeigt sich nahmen-Potenzial auf 2010 hochgerechnet. Die Beim Alpamare in Pfäffikon steht die abschlies- interessiert und sieht in der Oberländer Energie- Identifikation von wirtschaftlichen Massnahmen sende Beurteilung noch aus. Positive Resultate spargruppe ein Projekt mit Pilotcharakter. Die ist ein ganz wesentlicher Teil der Zusammenar- sind aber auch hier zu erwarten. EnAW will gemeinsam mit dem Dachverband beit zwischen EnAW-Moderatoren und beteilig- der Schweizer Hotellerie im laufenden Jahr wei- ten Firmen. Die Zielvereinbarungen sind so aus- Fazit des jetzigen Gruppen-Moderators Stefan tere Benchmark-Gruppen bilden und das Modell gestaltet, dass sie bei der Einführung einer allfäl- Miller: «Wir wollen beweisen, dass die An- in der gesamten Schweiz verbreiten. Hotellerie- ligen CO2-Abgabe in eine Verpflichtung über- strengungen für die einzelnen Betriebe nicht suisse empfiehlt seinen Mitgliedern den Beitritt, führt werden können. Hält ein Unternehmen die nur umweltpolitisch, sondern auch wirtschaft- damit auch sie aktiv zur Reduktion von Ener- Ziele ein, kann es sich auf diese Weise von der lich von Vorteil sein können.» gieverbrauch und CO2-Emissionen beitragen. Bezahlung der Abgabe befreien.
6 energie extra 2.03 April 2003 ENERGIESPARWOCHEN KANTON ZÜRICH Gemeinsam Verschiedene kantonale Energiege- setze verfolgen eine ähnliche Strate- Bauchwärts gie wie die eidgenössischen Energie- Eine Motivationskampagne von Ener- und CO2-Gesetze. So liegt es nahe, gieSchweiz trägt trotz angespannter beim Vollzug der Gesetze Synergien Wirtschaftslage Früchte. zu nutzen. Der Kanton Zürich tut es. Der Apfel rollt in den Firmen, die Energiespar- Seit 1995 gibts im Zürcher Energiegesetz ein wochen von EnergieSchweiz durchführen. Die neues, innovatives Instrument: Wer sich ver- Motivationskampagne dauert jeweils bis drei pflichtet, bestimmte Effizienzverbesserungszie- Wochen – das frische und knackige Kernobst le einzuhalten, wird von der Anwendung ener- soll als natürlicher Energiespender den Energie- gietechnischer Detailvorschriften entbunden. spargedanken vom Kopf in den Bauch von Mit- 1300 Energie-Grossverbraucher mit einem arbeitenden transportieren und bewusst ma- jährlichen Wärmebedarf von mehr als 5 GWh chen, dass nicht nur Technik zur Energieopti- oder einem jährlichen Strombedarf von mehr mierung beiträgt. als 0,5 GWh können davon profitieren. Engagiert. Seit 1995 betei- Grossverbraucher können sich individuell ligten sich etwa 65 Firmen oder in einer Gruppe zur Einhaltung der Ziele und ähnlich viele öffentliche verpflichten. Gruppenvereinbarungen haben Verwaltungen mit insgesamt den Vorteil, dass nur das Gruppenresultat, je- etwa 50 000 Mitarbeitenden am doch nicht die Einzelresultate der Gruppen- Sparprogramm für den Arbeitsalltag. Geschätzte mitglieder für die Beurteilung herangezogen bisherige Einsparung: 30 Millionen kWh – etwa werden. Wer sich nicht auf dieses Vorgehen der Jahresverbrauch von 8000 Haushalten. einlassen will, muss sich auf Anweisung der «Trotz Rezession ist bei den Firmen die Nachfra- zuständigen Behörde den Energieverbrauch ge nicht eingebrochen», freut sich Myrta Burch Strom- und Wärme- analysieren lassen und zumutbare Redukti- von Promocom Group, verantwortlich für Ver- energieverbrauch werden gemessen; onsmassnahmen durchführen. Diese Bestim- trieb und Durchführung von Energiesparwo- Grafiken zeigen den mung haben weitere Kantone übernommen. chen. Beispiele sind die Basler Kantonalbank, die Mitarbeitenden, was Maschinenfabrik Bühler in Uzwil und Canon sie mit ihren Verhaltensänderun- Sichtbare Erfolge. In der 5-jährigen Einfüh- (Schweiz) in Dietlikon oder die Allgemeine Pla- gen bewirken. rungsphase haben bereits über 50 Unterneh- kat Gesellschaft (APG) in Winterthur und Lau- Verantwortlich für men einzeln oder in Gruppen eine Vereinba- sanne. «Die meisten Mitarbeitenden engagieren die Energiesparwo- chen ist Myrta rung für Energie-Grossverbraucher abge- sich für einen sinnvollen Einsatz von Energie», Burch. schlossen. Die mittlere jährliche Effizienzsteige- stellt Burch fest. Einsparungen von 9 bis 11 Pro- rung liegt bei etwa 2 Prozent. Die Erfahrungen zent beim Strom lassen sich sehen. ■ Massnahmen. Die Handlungsspielräume ha- dieser Pilotphase überzeugen: Viele wichtige ben je nach Branche unterschiedliches Gewicht. Grossverbraucher sind bereits erfasst. Zu den Drei Pfeiler sorgen für nachhaltige Resultate: In vielen Fabriken surren sich die Stromzähler Pilotgruppen gehören der Convention Pool ■ Implementieren. EnergieSchweiz bietet Akti- schwindlig. Werden beispielsweise Lagerhallen Zürich (eine Vereinigung von zwölf Vier- und onsmittel (Flyer, Stände, Intranet, Plakate, Eco- nicht unnötig beleuchtet, bleibt manche kWh in Fünfstern-Hotels), der Flughafen Zürich, die Drive-Tage und Beratungsangebote) an, die auf- der Steckdose. In Bürogebäuden kann mit klu- Gruppe der Druckereien, eine Gruppe von einander abgestimmt sind und individuell an gem Temperaturmanagement viel Wärmeenergie neun Unternehmen am linken Zürichseeufer den Betrieb angepasst werden können. Ein Vor- gespart werden: 21° C statt 24° C Raumtempe- oder das Energie-Modell Zürich mit 14 der bereitungsteam besorgt die Implementierung im ratur im Winter sparen gegen 20 Prozent Energie grössten Stromverbraucher des Kantons. Unternehmen. Das Management übernimmt die und sind obendrein gesünder. Handelsfirmen Rolle des opinion leaders, Techniker und Haus- können vor allem bei der Mobilität sparen: Dank Bund und Kanton ziehen am gleichen Strick, dienst analysieren Heizungen, Klimaanlagen und Eco-Drive-Kursen verbrennen Fahrzeuge locker wenn mit einer Universalvereinbarung Energie- Gebäudeisolierungen. EDV-Leute nehmen den 15 Prozent weniger Sprit. Die Informationskam- Grossverbraucher die kantonal verlangte Ener- Stromhunger von Computern und Peripherie- pagne weist auf solche Handlungsspielräume hin gieeffizienzsteigerung sowie die national ver- geräten unter die Lupe, Kommunikationsexper- und motiviert zum Mitmachen. langte Reduktion der CO2-Emmission in einer ten besorgen den internen Infofluss über Mass- einzigen Vereinbarung regeln. Dabei geht der nahmen und Resultate, informieren aber auch EnergieSchweiz bietet die Energiesparwochen in Kanton Zürich davon aus, dass mit der Einhal- Kunden und Akteure im Markt. zwei Versionen an: Die Version Full Size unter- tung der eidgenössischen Energie- und CO2- ■ Messen. Strom-, wo möglich auch Wärme- stützt die Unternehmen bei Vorbereitung und Anforderungen auch die kantonalen Effizienz- energieverbrauch werden gemessen und zeigen Durchführung durch Spezialisten. Projektbe- ziele erreicht sind. Die Erarbeitung der Verein- Optimierungsmöglichkeiten auf. Graphisch mit schrieb und Aktionsmittel gibts als Druckvorla- barung, die Plausibilisierung im Rahmen von Referenzmessungen verglichen, zeigen die Re- gen auf einer CD-ROM. Bei der Version Light Audits und das jährliche Reporting werden da- sultate den Mitarbeitenden die Wirkung ihrer stellt eine Fachperson das Programm in zwei bis durch einfacher, der administrative Aufwand Verhaltensänderungen auf. «Die Messungen vier Stunden vor. Die Unternehmen führen die geringer, und es gibt nur einen Ansprechpart- werden auch nach der Aktion fortgesetzt und Energiesparwochen mit den angebotenen In- ner: die Energie-Agentur der Wirtschaft. orientieren periodisch über die nachhaltige Wir- strumenten auf der CD-ROM selbst durch. kung», erklärt Myrta Burch. Siehe auch: www.energiesparwochen.ch
April 2003 energie extra 2.03 7 AUSSICHTEN INSTRUMENTE Das Management ist einbezogen Immer mehr dabei Wie man von den Zielvereinbarungen Nach eineinhalb Jahren operativer tionsprozesse, Gebäudeheizungen und weitere zu konkreten Massnahmen kommt. Tätigkeit befindet sich die Energie- betriebliche Infrastruktur. Sechs Zielvereinbarun- Agentur der Wirtschaft (EnAW) mit gen wurden im Jahr 2002 bereits vom Bund au- Die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ihrem Umsetzungskonzept für Ener- ditiert. Diese Vereinbarungen umfassen insge- begleitet die Mitgliedunternehmen bei der gie- und CO2-Gesetz auf Erfolgskurs. samt über 120 Firmen, 42 Grossunternehmen Umsetzung der Zielvereinbarungen. Sie un- und 79 KMU. Weitere sechs Gruppen stehen terstützt dabei ihre Mitglieder bei der Errei- Die dezentral organisierte Energie-Agentur ist unmittelbar vor der Auditierung. Bei diesem Ver- chung der Zielvereinbarungsvorgaben. Ihre 2002 stark gewachsen und beschäftigt im fahren prüft der Bund, ob die festgelegten Ziele Instrumente sind: Mandatsverhältnis rund 60 Moderatoren. Die ambitiös genug sind. ■ Gruppensitzungen mit den Unternehmen der Energie-Agentur der Wirtschaft ange- ■ bilaterale Sitzungen zwischen Moderatoren schlossenen Unternehmen repräsentierten Die Energie-Agentur steht in Kontakt mit knapp und Firmenvertretern 2002 rund einen Viertel der insgesamt von der 500 weiteren Firmen (zusammengefasst in rund ■ Produkte/Kurse aus bestehenden Program- Wirtschaft ausgestossenen CO2-Menge. In Zah- 60 Gruppen). Der Arbeitsstand variiert zwischen men und neu entwickelte Produkte/Kurse. len ausgedrückt, sind das rund 2,5 Mio Tonnen Einstieg in den Zielvereinbarungsprozess bis zur CO2. Bis Ende 2003 wird eine Gesamtmenge fertig ausgearbeiteten Zielvereinbarung. Gruppensitzungen stossen die eigentliche von 3 Millionen Tonnen CO2 erwartet. Umsetzungsarbeit zur Verbesserung der Ener- Zukunft. Im laufenden Jahr wird sich die Ener- gieeffizienz und zur Reduktion des CO2 an. In Engagement. Gesamthaft profitieren gegen gie-Agentur nebst der Akquisition von neuen den von den Moderatoren geleiteten Sitzun- 600 Unternehmen von der Zusammenarbeit Grossverbraucher- und KMU-Gruppen vor gen nehmen in der Regel alle Unternehmen ei- mit der Energie-Agentur. Die Unternehmen allem darauf konzentrieren, die bereits einge- ner Energie-Modell-Gruppe teil. Die Anzahl engagieren sich entweder in einer Energie- bundenen Unternehmensgruppen so zu be- Vertreter ist Firmensache und hängt vom The- Modell-Gruppe oder in einer Benchmarkgrup- treuen, dass sie die in den Zielvereinbarungen ma ab. Normalerweise steht ein Schwer- pe für KMU. gemachten Vorgaben erreichen können. punktthema im Zentrum der Sitzung. Dieses ■ Das Energie-Modell ist auf Grossverbraucher wird nach der aktuellen Interessens- und Pro- aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor Damit beginnt die eigentliche Umsetzungspha- blemlage der Gruppenmitglieder ausgewählt. ausgerichtet. Diese werden in Gruppen von 8 se. Hier wird die Energie-Agentur neue Produk- bis 15 Unternehmen zusammengefasst, die – te erarbeiten, bestehende einsetzen oder wei- Die Sitzungen finden in der Regel im Quar- moderiert durch die EnAW – gemeinsam nach terentwickeln. Geplant ist ausserdem die Imple- talsrhythmus statt und bezwecken neben all- Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizi- mentierung eines Monitoringsystems. Mit gemeinem Erfahrungsaustausch enz suchen. diesem System werden jährlich die Daten der in ■ die Bestandesaufnahme der Fortschritte bei ■ Mittlere und kleinere Unternehmen beschäf- Zielvereinbarungen eingebundenen Firmen der Massnahmenumsetzung tigen in der Regel kein Personal, das über ho- erfasst. Im 2003 wird die Zahl der dem Bund ■ die Diskussion von aufgetretenen Proble- hes technisches Wissen bezüglich Energie und zur Prüfung (Auditierung) abgegebenen Ziel- men und deren Lösung Umwelt verfügt. Für sie ist das Benchmark-Mo- vereinbarungen massiv ansteigen. ■ die Information über bevorstehende Mass- dell* ideal. In Gruppen von 30 bis 50 Unter- nahmen (Zeitplan). nehmen wird eine stark vereinfachte Methode zum Häufig wird während einer Gruppensitzung Ermitteln der Ziele für die auch ein speziell interessantes Objekt besich- CO2-Intensität und die Ener- tigt. Die Gruppensitzungen dienen auch der gieeffizienz angewandt. Überwachung: Ist ein Unternehmen bei der Anders als beim Energie- Realisierung von Massnahmen säumig und be- Modell steht hier nicht das einflusst so das Resultat der Gruppe negativ, Einsparpotenzial aufgrund werden an den Gruppensitzungen Korrekturen von Massnahmen, sondern eingeleitet. Ein Gruppenreglement hält im Ex- die Entwicklung des spezifi- tremfall zu ergreifende Sanktionen fest. schen Verbrauchs (z.B. CO2- Ausstoss pro Tonne Pro- Als besonders erfolgreich haben sich Grup- dukt) im Vordergrund. Die pensitzungen erwiesen, wenn jährlich eine Zielgrösse wird anhand ei- Management-Review durchgeführt wird. Dar- nes Benchmarks bestimmt. an nimmt neben den technikversierten Fir- Zielvereinbarungen. Die Ziele und die für die Beispiel einer EnAW-Sitzung: Moderator menvertretern auch das Management in Zielerreichung notwendigen Massnahmen wer- Bernhard Hautle (hinten rechts) mit Indu- strievertetern der Gruppe «Bern 2010». möglichst hoher Charge teil. Dabei geht es den in so genannten Zielvereinbarungen festge- * Das Benchmark-Modell eignet sich für kleine und mittlere mehr um Strategie als um Technik. Eine halten. Die Zielvereinbarungen können so ge- Unternehmen ohne spezialisiertes Fachpersonal für Energie Erfolgskontrolle zeigt den Entscheidungsträ- staltet werden, dass sie sich später in Verpflich- und Umwelt. Energieeffizienz und CO2-Fracht werden über den Verlauf des spezifischen Energieverbrauchs bzw. der spe- gern, ob ihr Unternehmen auf Kurs ist oder tungen überführen lassen. Sie ermöglichen es zifischen CO2-Emissionen bestimmt. Im Vordergrund stehen (falls nicht), was zu tun ist – das heisst: wel- den Unternehmen, sich von einer allfälligen also nicht Massnahmen zum Ausschöpfen des Energiepotenzi- als, sondern die Entwicklung des spezifischenVerbrauchs. Das che Ressourcen freigestellt werden müssen. CO2-Lenkungsabgabe zu befreien. Umgesetzt Ziel wird mit einem Referenzpunkt (benchmark) gesetzt. Min- werden die Zielvereinbarungen mit einer Viel- destens 30 Unternehmen bilden eine (von der EnAW begleite- te) Gruppe. Weil der Prozess in diesem Modell weniger kom- zahl von Massnahmen in den Bereichen Produk- plex ist, sind auch die Mitgliederbeiträge kleiner.
8 energie extra 2.03 April 2003 Pro «Die Zeit ist reif für den Atomausstieg» Eva Kuhn ist Präsidentin der Schweizerischen Energie- Stiftung (SES) und empfiehlt Die Zeit ist reif, jetzt die Stromversorgung der ein zweifaches Ja zum Verlassen Zukunft ohne Atomkraftwerke einzuleiten. des «Atompfads». «Wir haben 40 Prozent zu viel Strom, wir sind Netto-Exporteur.» Das sagt Ueli Forster, Präsi- (www.energieschweiz.ch; Fact-Sheet «Potenzia- gen zu erwarten – so bei der «Blackbox» Nach- dent des Wirtschaftsverbandes economiesuisse le»). Einerseits bietet es sich geradezu an, die rüstungskosten sowie bei den Stilllegungs- und (FACTS 36/2002). 40 Prozent – das entspricht massiven und teuren Stromüberschüsse abzu- Entsorgungskosten. Hinzu kommt, dass die Risi- exakt der gesamten Stromproduktion der fünf bauen. Davon profitiert insbesondere die Was- kokosten nicht im entferntesten berücksichtigt Schweizer AKW. Derselbe Verband führt die serkraft, weil deren Marktwert dadurch steigt. sind. Kampagne gegen die Volksinitiativen «Strom Andererseits sind die wirtschaftlich erschliessba- ohne Atom» und «MoratoriumPlus». Haupt- ren Ersatzpotenziale mehr als ausreichend. Geht Reif. Die Zeit ist reif, jetzt die Stromversorgung argument: Der Ersatz von 40 Prozent Atom- man grosszügig von einem AKW-Ersatzbedarf der Zukunft ohne Atomkraftwerke einzuleiten: strom sei nicht möglich. Das verstehe, wer will. von 15 Mia. kWh aus, sind die Ersatzpotenziale Effizientere Nutzung von Elektrizität senkt die – vorsichtig geschätzt – doppelt so gross als Stromkosten für Wirtschaft und Haushalte auf Das von economiesuisse vorgeschobene Forum überhaupt nötig. der Verbrauchsseite um 1 Milliarde Franken pro «Sichere Stromversorgung Schweiz» propagiert Jahr. Wasserkraft, Strom aus erneuerbaren das magische Zahlenpaar 60–40: 60 Prozent Doppelt so teuer. Der Bundesrat beziffert die Energien und hocheffiziente Energieumwand- Wasserkraft, 40 Prozent Atomstrom sorgen für Kosten des schrittweisen Atomausstiegs unter lung durch Wärmekraftkopplung sind die Al- eine sichere Stromversorgung. Nur: Diese Zah- Einhaltung der Klimaschutzziele für den Zeit- ternativen auf der Produktionsseite. len beziehen sich auf die Produktion und nicht raum 2004 bis 2030 auf 27,8 Milliarden Fran- auf den Verbrauch. ken.2 Das ergibt rund 1 Milliarde Franken pro Oder soll der Technologiestandort Schweiz den Jahr. Demgegenüber liegen die Kosten für den Anschluss an diesen globalen Zukunftsmarkt Ersetzbarkeit unbestritten. Schauen wir Weiterbetrieb der Atomkraftwerke bis 2019/ verschlafen? Die Schweizer Solarbranche doch einmal genauer hin: Gemäss Aussagen 2021 (Beznau I + II, Mühleberg), 2039 (Gös- braucht einen politischen Schub und einen des Forums lag die schweizerische Strompro- gen) und 2044 (Leibstadt) bei 24,020 Milliar- starken Heimmarkt. ABB setzt auf Windenergie duktion 2001 bei 70,174 Mia. kWh1. Der Lan- den Franken3. Hinzu kommen – von den AKW- und die Mikroturbine zur dezentralen Stromer- desverbrauch betrug im selben Jahr 53,7 Mia. Betreibern optimistisch geschätzte – Still- zeugung. Sulzer hat bei der Brennstoffzelle kWh. Das ergibt einen Überschuss von 16,474 legungs- und Entsorgungskosten von rund 15 (noch) die Nase vorn. Wo bleiben Aufbruch- Mia. kWh. Das entspricht der Jahresproduktion Milliarden Franken. stimmung und Pioniergeist? der vier Atomkraftwerke Beznau I, Beznau II, Mühleberg und Gösgen von 16,203 Mia. kWh Denkt man den «Atompfad» («Option Kern- Wecken wir die Schweiz aus ihrem (2001). Was soll also das Geschwätz von der energie») konsequent zu Ende, muss auch der Dornröschenschlaf – mit einem kräftigen drohenden «Stromlücke»? nahtlose Ersatz der alten Atomkraftwerke durch 2 x JA zu Strom ohne Atom und Moratori- neue eingerechnet werden. Strom ohne Atom umPlus. Die Zeit ist wirklich reif! Dass die Atomkraftwerke ersetzt werden kön- hat das getan. Das Ergebnis: Die Totalkosten für Weitere Infos: www.stromohneatom.ch nen, ist unbestritten. Die Frage ist bloss: Wie, den «Atompfad» liegen mit 57,327 Milliarden 1 Nicht eingerechnet sind hier die Bezugspflichten aus wann und zu welchen Kosten? Wers nicht Franken doppelt so hoch wie die Kosten des französischen Atomkraftwerken in der Grössenordnung glaubt, soll sich einmal beim Bundesamt für Atomausstiegs gemäss Strom ohne Atom. Und von 10–15 Milliarden kWh pro Jahr. 2 Szenarien zu den Initiativen Strom ohne Atom Energie kundig machen bei vielen Kostenposten sind böse Überraschun- sowie MoratoriumPlus, Prognos 2001 3 dito Zur Abstimmung (KKW) auf 40 Jahre mit Verlängerungsmöglich- keit (fakultatives Referendum) sowie einen entwickeln und im Markt einzuführen. ■ Verantwortbar: Der weitere Betrieb der Am 18. Mai 2003 stimmt das Schweizer Bewilligungsstopp für neue KKW und für Leis- KKW ist auch verantwortbar, weil unsere Anla- Volk u. a. auch über zwei Atominitiati- tungserhöhungen während zehn Jahren. gen im internationalen Vergleich sicher sind. ven ab. Beide streben den Ausstieg aus Die Bundesbehörden überwachen die KKW der Kernenergie an, unterscheiden sich Bundesrat, Parlament und das BFE dauernd und gewährleisten die Sicherheit der jedoch im Zeithorizont. lehnen die beiden Initiativen ab. Anlagen und der Transporte von Kernmaterial Ihre Begründung: auch in Zukunft. ■ «Strom ohne Atom» verlangt die Stilllegung der drei älteren Kernkraftwerke Beznau I und II ■ Sinnvoll: Der weitere Betrieb der KKW ist energie extra hat zwei Exponentinnen sowie Mühleberg zwei Jahre nach der Volksab- sinnvoll, weil zusätzliche Stromimporte und fos- der Befürworter und Gegner eingela- stimmung und der beiden neueren (Gösgen und silthermische Kraftwerke die Versorgungssicher- den, zu den beiden Vorlagen Stellung Leibstadt) nach 30 Betriebsjahren. heit und die Umwelt gefährden. Ausserdem zu nehmen. ■ «MoratoriumPlus» verlangt eine Befristung braucht es Zeit, um wirtschaftlich und ökolo- des Betriebs der bestehenden Kernkraftwerke gisch vertretbare Alternativen zu den KKW zu
April 2003 energie extra 2.03 9 Contra Nationalrätin Doris Leuthard (CVP) empfiehlt ein doppel- tes Nein zu den «schädlichen gungsfrage stellt sich so oder so – unabhängig vom Volksentscheid über die beiden Initiativen. Ausstiegs-Initiativen». Keine Alternativen. Was aber gibt es für Al- ternativen, um die 40-prozentige Versorgungs- «Strom aus Kern- Vorteile. Die fünf Kernkraftwerke produzieren rund 40 Prozent unseres Stroms. Das sind 25 lücke, die durch das Stilllegen der Kernkraftwer- ke entstehen würde, zu schliessen? Eine Reduk- tion des Stromverbrauchs, erneuerbare Energi- kraftwerken Mia. kWh. 60 Prozent stammen aus einheimi- scher Wasserkraft. Dieser Schweizer Strommix en, fossile Energien oder der Import von Strom? ist ökologisch hat sowohl technisch als auch ökologisch und wirtschaftlich grosse Vorteile. Die Produktion Energiesparen ist weiterhin angesagt. Letztlich müssen wir aber zur Kenntnis nehmen, dass und technisch von Strom durch Kernenergie kann ohne eine Belastung unserer Luft durch CO2 geschehen. der Stromverbrauch in der Schweiz trotz Appel- len und Energiesparprogrammen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Eine vorteilhaft» Bei einem Ausstieg hingegen fallen mindestens 9 Mio. Tonnen Schadstoffe an, zusätzlich zu starke Reduktion des Stromverbrauchs ist un- realistisch. Heute machen Wind- und Solar- den 17 Mio. Tonnen aus dem Strassenverkehr. strom lediglich rund 0,03 Prozent unserer Aus gesundheits- und umweltpolitischer Sicht Stromproduktion aus. Auch wenn dieser Anteil Bundesrat, Ständerat und Nationalrat lehnen ist dies nicht zu verantworten. Die CO2-Abgabe noch erhöht werden kann, wird es nicht mög- beide Atom-Initiativen deutlich ab. Die Initiati- wäre zudem nicht zu verhindern. lich sein, mit Wasser, Wind und Sonne die Ver- ven laufen darauf hinaus, dass die Schweizer sorgung der Schweiz sicherzustellen. Kernkraftwerke vorzeitig stillgelegt werden Zuverlässig und ohne grosse Preisschwankun- müssen. Dies ist verbunden mit hohen Kosten, gen versorgten die Anlagen unsere Wirtschaft Bei der letzten Abstimmung über den Atom- steigenden Preisen und Steuern, grösserer Aus- und die Haushalte in den letzten 30 Jahren mit Ausstieg wurde Solarstrom als die grosse Zu- landabhängigkeit und einer zunehmenden Be- Strom. Bei einem Ausstieg fallen während 40 kunftslösung angepriesen. Trotz finanzieller lastung unserer Luft mit Treibhausgasen. Jahren Mehrkosten von mindestens 1 bis 1,5 Unterstützung durch den Bund, trotz Steueran- Mia. CHF an. Strompreiserhöhungen zulasten reizen in den Kantonen hat sich die Technik Einmal mehr waren die Diskussionen im Parla- der Konsumenten und Konsumentinnen wären nicht durchsetzen können. Man geht von Ge- ment geprägt von ideologischen Grabenkämp- unumgänglich. stehungskosten von über einem Franken pro fen. Unbestritten ist: Die Schweizer Kernkraft- kWh aus (im Vergleich dazu kostet Wasserkraft werke werden mit Sorgfalt betrieben, und an Zwar bleibt die Entsorgungsfrage auf politi- 4 bis 8 Rappen und Kernkraft 4 bis 6 Rappen). den Sicherheitsstandard müssen auch in Zu- scher Ebene im Moment ungelöst. Technisch kunft grosse Anforderungen gestellt werden. ist die Lagerung der Abfälle jedoch möglich. Neu wird Windenergie angepriesen. Auch die- Lieber aber sind wir für die Sicherheit der Anla- Zurzeit werden die Abfälle im Zwischenlager se Art von Energie ist zu fördern. Sie hat aber gen selber verantwortlich, als dass wir Strom (ZWILAG) in Würenlingen sicher gelagert. In ein Problem: Der Wind weht, wann, wo und von ausländischen Anlagen kaufen und die den nächsten 20 Jahren ist aber unbedingt ein wie er will. Wegen dieses unregelmässigen An- Verantwortung delegieren. Endlager zu realisieren. Klar ist: Die Entsor- falls, müssten mit konventionellen Öl-, Gas- oder Kohlekraftwerken grosse Ersatzkapazitä- ten aufgebaut werden. Die einzig realistische Alternative zur Kernkraft sind massive Stromimporte aus x-beliebigen Quellen oder der Bau von grossen Gaskraft- werken. Beide Lösungen sind jedoch uner- wünscht, weil sie die Luft zusätzlich belasten und die Schweizer Stromversorgung vom Aus- land abhängig machen. Zusammenfassend empfehle ich ein doppeltes Nein zu den Initiativen. Sie erweisen sich bei genauer Analyse als schädlich, weil sie zu einer Kernkraftwerk Gösgen: Nach grösseren Auslandabhängigkeit führen, höhere 30 Betriebsjahren Preise für Wirtschaft, Steuerzahler und Konsu- ausschalten? menten mit sich bringen und die Umwelt zu- sätzlich belasten.
10 energie extra 2.03 April 2003 INTERVIEW AUTOSALON GENF Mitten drin Im Automekka an der Rhone stiessen «Reges Interesse» energieeffiziente Fahrzeuge beim neuen Stand des Projekts EcoCar auf Susanne Wegmann, Medienverant- der Kundschaft auf das neue Konzept eines reges Interesse. wortliche von e’mobile, zieht nach Elektrofahrzeugs mit Range Extender sein. Bei dem Autosalon eine positive Bilanz. diesem Serienhybrid können die Batterien beim «Nun sind wir mitten drin», freute sich e’mo- Fahren bei Bedarf durch einen kleinen Benzin- bile-Präsident René Bautz. Der Verband fördert energie extra: Wie gross war das Interesse motor nachgeladen werden, was die Reichwei- die Verbreitung umweltschonender Fahrzeuge des Publikums im Vergleich zu den Vorjahren? te verdoppelt. Die reinen Elektroautos sehen und war schon in den Vorjahren an einem klei- Susanne Wegmann: Schon bei früheren Sa- deren Anbieter vorläufig als Nischenprodukt. nen Stand am Genfer Autosalon präsent. lons stellten wir reges Interesse für alternative, umweltschonende Antriebssysteme fest. Der Welches Bilanz zieht e’mobile nach dem Neu. Im Hinblick auf den Salon 2003 wurde neue Stand EcoCar mitten in der Hauptaus- diesjährigen Autosalon? im Rahmen des Projekts EcoCar ein neuer stellung erleichterte es den Besuchern, gezielt Konzept und Standort des EcoCar-Standes ha- Stand gestaltet. In Halle 5 befand er sich in Informationen zu den effizienten Fahrzeugen ben sich bewährt. Der unmittelbarer Nachbarschaft zu den grossen auf dem Markt zu erhalten. Wir führten deutlich Stand mitten in der Aus- italienischen Marken. Im attraktiven Umfeld mehr beratende Gespräche als in den Vorjahren. stellung erleichtert es konnten die Besucher erstmals eine Auswahl wesentlich, das breite von energieeffizienten Fahrzeugen bestaunen. Wer besuchte den Stand? Publikum anzusprechen. Am Infodesk standen Fachleute Red und Ant- Erläuterungen vor der offenen Kühlerhaube wort. Bautz: «Der Stand sollte das Interesse wirkten auf viele anziehend, die zufällig vorbei des breiten Publikums für die effizienten Fahr- schlenderten. Gezielt den Stand aufgesucht ha- zeuge mit Alternativantrieb wecken.» ben sowohl Private wie auch Behörden- und Stand-Betreuerin Susanne Wegmann Firmenmitglieder, die sich für die Möglichkeiten Unter einer riesigen energieEtikette für Neu- einer effizienten, umweltschonenden Mobilität wagen kauerten putzige Waschbären, die interessieren. Dazu kam die potenzielle Kund- Chantal Purro, Maskottchen der Infokampagne zur Lancie- schaft der Anbieter, die auf unserem Stand ein Leiterin der Wasch- rung der schlauen Etikette. «Achten Sie beim Fahrzeug ausgestellt hatten. bär-Kampagne, und autoschweiz- Kauf eines neuen Wagens auf die energieEti- Präsident Tony kette – wählen Sie ein sparsames Fahrzeug», Welche Themen standen im Vordergrund? Wohlgensinger appellierte der Leiter von EnergieSchweiz, Grosser Informationsbedarf besteht bezüglich präsentieren die energieEtikette. Hans Luzius Schmid, an die Salonbesucher. Erdgasautos und Gastankstellennetz. Beliebt war auch der Verbrauchskata- Premieren. Mit Erd- und Biogas betriebene log von EnergieSchweiz und Fahrzeuge gelten als vergleichsweise umwelt- dem TCS mit den Effizienzka- schonend. Die Gasverbund Mittelland AG, tegorien der energieEtikette. die welsche Gaznat SA und die Erdgas Ost- schweiz AG haben deshalb die Gasmobil AG Gab es unter den gezeigten gegründet. «Bis 2010 sollen 70 000 gasbe- Fahrzeugen einen Renner? triebene Fahrzeuge auf Schweizer Strassen Die vier Erdgasfahrzeuge stan- verkehren», fordert Philippe Petitpierre, Präsi- den eindeutig im Rampenlicht. dent von Gasmobil. Diese Zahl entspräche et- wa 2 Prozent des Fahrzeugbestandes. Heute Warum sind in der Schweiz rollen etwa 500 solche Fahrzeuge auf erst 500 dieser Fahrzeuge im- Schweizer Strassen. matrikuliert? Das Tankstellennetz ausserhalb Unter den gezeigten Fahrzeugen befanden des Raums Zürich ist noch sich zwei Schweizer Premieren: der Fiat Doblò lückenhaft, landesweit gibt es Bipower, der mit Erdgas und Benzin fährt, so- erst 26 Stationen. Damit fehlte wie der überarbeitete Citroën Berlingo élec- bisher für die Anbieter der Anreiz, ihre Modell- trique. Zu sehen waren auch das Hybridfahr- palette wesentlich zu erweitern. In den nächsten Das Projekt EcoCar wurde vom Verband zeug Toyota Prius, von dem schon mehr als Jahren soll die Zahl der Tankstellen vervielfacht e’mobile lanciert und hat die Markförderung 100 000 Stück gefertigt wurden, und der in werden. Mehrere Konzerne haben auf diese An- von umweltschonenden Fahrzeugen zum Kleinserie hergestellte Smart Bi-Fuel (Benzin kündigung reagiert und neue Modelle lanciert. Ziel. Partner sind EnergieSchweiz, die Auto- und Erdgas). mobilverbände, die Fahrzeuganbieter und Obwohl seit Jahren angeboten, sind Elektroau- Verbände der Energiewirtschaft. e’mobile Der Stand von EcoCar stiess auf reges Interes- tos in erster Linie wegen der schweren Batteri- führt im Rahmen von EcoCar in der ganzen se (siehe nebenstehendes Interview). Deshalb en mit geringer Leistungsdichte nie über ein Schweiz Informationsveranstaltungen mit ist für René Bautz klar: «Wir wollen den Be- Mauerblümchendasein hinausgekommen. Ist Probefahrten durch und bietet unabhängige suchern auch an künftigen Autosalons at- eine Trendwende in Sicht? Beratung an (www.e-mobile.ch, info@e-mo- traktive Modelle präsentieren!» Vorerst dürften die Hybridfahrzeuge weiter an bile.ch). Boden gewinnen. Interessant wird die Reaktion
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