"Es ist nicht alles mehr wie sonst - Es ist ein Wandel vorgegangen." - www.theater-rudolstadt.de - Theater Rudolstadt
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Spielzeit 2021–2022 »Es ist nicht alles mehr wie sonst – Es ist ein Wandel vorgegangen.« Friedrich Schiller aus »Wallenstein« Thüringer Landestheater Rudolstadt Thüringer Symphoniker www.theater-rudolstadt.de Saalfeld-Rudolstadt GmbH
INHALT ↘ S. 8 Premieren ↘ S. 36 Sommertheater ↘ S. 44 Es ist nicht Sinfoniekonzerte ↘ S. 58 Sonderkonzerte alles mehr wie ↘ S. 68 Junges Theater ↘ S. 80 sonst – Es ist Theater- und Konzertpädagogik ↘ S. 88 ein Wandel Extras ↘ S. 92 Repertoire vorgegangen. ↘ S. 98 Theater unterwegs ↘ S. 105 Friedrich Schiller aus »Wallenstein« Service ↘ S. 107 Preise und Karten ↘ S. 112 Vorverkaufsstellen ↘ S. 114 Abonnements ↘ S. 119 Serviceangebote ↘ S. 126 Förderverein
Grußwort Grußwort Liebe Freundinnen und Freunde des Rudolstädter Theaters! Sehr geehrte Damen und Herren, es ist wieder soweit – eine neue Theatersaison steht vor der Tür! Und die Zei- »Es ist nicht alles mehr / Wie sonst – Es ist ein Wandel vorgegangen.« Mit chen stehen gut, dass zum Spielzeitbeginn im September wieder ein Stückchen diesem »Wallenstein«-Zitat ist die neue Spielzeit am Theater Rudolstadt über- Normalität in unsere Gesellschaft zurückgekehrt ist. Eine Normalität, die uns schrieben. Es sind Worte, die Schiller nach der Französischen Revolution und ermöglicht, das üppige schauspielerische und musikalische Programm unse- im Rausch der mit ihr damals verbundenen Begeisterung für einen Umbruch res Theaters in vollen Zügen genießen zu können. Es verspricht intelligenten als Aufbruch niedergeschrieben hat. Das Spielzeit-Motto rückt den mit der Humor und spannende Geschichten, satten Orchesterklang und brillante Pandemie einhergehenden gesellschaftlichen Wandel verstärkt in unser Be- Solisten. Wir werden Darbietungen begegnen, die uns begeistern, zum Lachen wusstsein, und nach anstrengenden und entbehrungsreichen Monaten wirken und Nachdenken bringen oder sogar aufregen. Auf jeden Fall werden sie Schillers Zeilen auf uns aktueller denn je. uns dabei helfen, die vergangenen Monate hinter uns zu lassen. Bereits das Wie nahezu alle Kultureinrichtungen musste auch das Rudolstädter Theater abwechslungsreiche, lebendige Sommerprogramm der letzten Saison – ein sein Programm der letzten Spielzeit weitgehend absagen. Die Theaterschaf- wunderbarer Auftakt nach der langen Schließzeit – konnte zeigen: Der Hunger fenden sind während des Vorstellungsausfalls seit Beginn des Pandemiege nach gemeinsam erlebter Kunst und Kultur ist enorm, und wir stürzen uns schehens unterstützend im Einsatz: beim Anfertigen von Schutzmasken, in regelrecht ins wiedererwachte gesellschaftliche Leben. den Thüringen-Kliniken in Saalfeld und in der Teststelle der AWO Rudolstadt. Dass wir finanziell unbelastet in die neue Saison starten können, ist nicht Für diesen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag danke ich Ihnen allen sehr! nur den kommunalen Trägern zu verdanken, die bereits seit vielen Jahren Der neue Spielplan zeigt, dass herausfordernde Zeiten während einer Pande- geschlossen hinter dem Theater und Orchester stehen, sondern auch dem mie mit einem Programm, welches bewährte Stücke neu aufleben lässt und neuerlichen Bekenntnis der Landesregierung zur Theaterförderung: Ab der mit 19 facettenreichen Premieren neue Impulse setzt, überstanden werden Finanzierungsperiode Beginn 2022 werden wir die GmbH gemeinsam mit können. Es sind fantastische Aufführungen geplant, wie das Stück »fort dem Freistaat in je gleicher Höhe finanzieren. Das ist ein großer Erfolg, der schreiten« von Konstantin Küspert, das sich mit den Themen Wandel, Fort- uns dabei hilft, den Abstand zum Flächentarifvertrag weiter zu verringern. schritt und Zukunft befasst. Wir dürfen uns auf viele faszinierende Vorstel- Bleibt nur noch zu wünschen, dass die Theatersanierung nach all den Pla- lungen, wie »Der zerbrochne Krug« oder das Sommertheater »Eine Mittsom- nungsschwierigkeiten wieder an Schwung aufnimmt und wir in absehbarer mernachts-Sex-Komödie«, freuen. Durch ein vielfältiges Programm in den Zukunft ins neue Große Haus »heimkehren« können. Bis es soweit ist, freuen Sparten Schauspiel, Konzert und Musiktheater und dank der traditionsreichen wir uns auf eine spannende, dramatische, fröhliche und musikalische Spielzeit Kooperationen mit den Theatern Nordhausen und Eisenach und nicht zuletzt 2021/22 in unserem Theater Rudolstadt mit den Thüringer Symphonikern wegen des künstlerischen Wirkens der Thüringer Symphoniker Saalfeld- Saalfeld-Rudolstadt. Rudolstadt darf sich ein breites Publikum angesprochen fühlen. Liebe Freundinnen und Freunde des Theaters Rudolstadt, die kommende Spielzeit verspricht aufs Neue interessante, unterhaltsame, unvergessliche Theater- und Konzerterlebnisse – und im Moment wünschen wir uns alle doch nur noch eines: »Vorhang auf!« Seien auch Sie wieder mit dabei – Sie sind herzlich eingeladen! Ihr Marko Wolfram Jörg Reichl Dr. Steffen Kania Landrat des Landkreises Bürgermeister der Bürgermeister der Saalfeld-Rudolstadt Stadt Rudolstadt Stadt Saalfeld Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten 4 5
Grußwort Liebes Publikum, die Zeiten haben sich geändert. So wie es einst ein Vor-dem-Krieg und Nach-dem-Mauerfall gegeben hat, wird es nun ein Vor-Corona und Nach-Co- rona geben. Schillers Ausspruch »Es ist nicht alles mehr / Wie sonst – Es ist ein Wandel vorgegangen«, unser diesjähriges Spielzeit-Motto, setzt zu dieser Erfahrung den klassischen Rahmen. Noch liegt im Dunkel der Geschichte, wie die behaupteten Veränderungen konkret aussehen werden. Ist der Einschnitt gravierend oder finden wir, schneller als wir ahnen, in die alte Normalität zurück? Aber wäre eine solche Rückkehr eigentlich wünschenswert? Die Prob- leme, die uns vor Corona beschäftigten, verschwanden nicht in der Pandemie, sie werden sich nach deren Überwindung verstärkt zeigen: die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die zunehmende Aggressivität der politischen Debat- te und ein andauernder Reformstau in vielen Bereichen. Es ist zu vermuten, dass das Theater, dass die Künste in den kommenden Auseinandersetzungen gefragt sein dürften, als Provokateure, Dialogstifter, Moderatoren. Die ver- schiedensten Lager werden – hoffentlich! – bald wieder gemeinsam, mit dem notwendigen Abstand, im Parkett Platz nehmen, um Kleists »Zerbrochnen Krug« oder Mozarts »Figaro« zu genießen. Um Differenzen zu überwinden, ist es wichtig, etwas Drittes zu finden, einen gemeinsamen Nenner, auf den man sich einigen kann. Mit zeitkritischen Stücken wie »Die Glaubensmaschine« oder »fort schreiten« stellen wir in der neuen Saison unterhaltsames Theater und kraftvolles Gedankenfutter bereit. Wir werden uns, wie in der Vergangen- heit, auch weiterhin in die politische Debatte einmischen und zur demokrati- schen Teilhabe aufrufen. Dafür wird es auch nötig sein, eigene Positionen auf ihre Berechtigung zu überprüfen und sich selbst zu zwingen, neue Perspektiven einzunehmen, ohne eigene Überzeugungen aufzugeben. Die Fotos in unserem Vorschauheft können durchaus als ein spielerischer Akt von Neuorientierung gelesen werden. Wie unser Land in Zukunft aussehen wird, darüber befinden wir nicht nur, wenn wir im September unsere Stimmen an den Wahlurnen abgeben, sondern auch im Alltag, indem wir dafür sorgen, welche Stimmung in unseren Städten und Gemeinden die Atmosphäre beherrscht: Offenheit und Freundlichkeit oder Ignoranz und Ausgrenzung. Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie wichtig für uns alle Kontakte, Gespräche und Begegnungen sind, wie sehr wir von diesen Lebensquellen abhängen, um daraus Kraft zu schöpfen. Theater ist ein Ort, an dem Energie und Hoffnung gespendet werden. Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir begrüßen Sie zurück an Bord, seien Sie herzlich Willkommen, die Reise geht weiter. Steffen Mensching Intendant und Geschäftsführer Steffen Mensching 7
THEATER IM STADTHAUS ↘ S. 13 ↘ S. 25 Premieren Ewig jung Carmen Songdrama von Erik Gedeon Ballett von Ivan Alboresi mit 18.09.2021 Musik von Georges Bizet / Rodion Schtschedrin ↘ S. 16 Kooperation mit dem fort schreiten Theater Nordhausen Stück von Konstantin Küspert 08.01.2022 02.10.2021 ↘ S. 28 ↘ S. 17 Die Kehrseite der Furor Medaille Schauspiel von Lutz Hübner Komödie von Florian Zeller und Sarah Nemitz 29.01.2022 12.10.2021 ↘ S. 32 ↘ S. 22 Der zerbrochne Krug Die Glaubensmaschine Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist Stück von Alexi Kaye Campbell 26.03.2022 27.11.2021 MEININGER HOF SAALFELD ↘ S. 18 ↘ S. 35 Der Vetter aus Dingsda Der Liebestrank Operette von Eduard Künneke Komische Oper von Kooperation mit dem Gaetano Donizetti Theater Nordhausen Kooperation mit dem 16.10.2021 Theater Nordhausen 23.04.2022 ↘ S. 31 Die Hochzeit des Figaro Oper von Wolfgang Amadeus Mozart Kooperation mit dem Lyric Opera Studio Weimar 05.03.2022 9
SCHMINKKASTEN SOMMERTHEATER AUF JUNGES THEATER SCHLOSS HEIDECKSBURG ↘ S. 23 ↘ S. 37 0 ab 5 Jahren ↘ S. 70 0 ab 5 Jahren ↘ S. 73 Die Nacht der Nächte Eine Mittsommer- Rumpelstilzchen Mein kleiner Bruder Zum Weihnachtsfeste nur das Beste! nachts-Sex-Komödie Kinderstück von Irene Budischowsky Amadeus Ein literarisch-musikalisches Schauspiel von Woody Allen frei nach den Gebrüdern Grimm Mozart für Anfänger! Programm 17.06.2022 06.11.2021, Theater im Stadthaus Theaterkonzert Dezember 2021 Kooperation mit Peter Lutz & ↘ S. 33 0 ab 5 Jahren ↘ S. 38 0 ab 10 Jahren ↘ S. 69 TheaterFusion, Berlin Das Dschungelbuch Kleider, Kleider, 23.03.2022, Meininger Hof Saalfeld Will alles wagen … Kinderstück nach Rudyard Kipling Kleider Ein Holger-Biege-Liederabend Bühnenfassung von Rüdiger Pape Bewegungstheater von David Williams 0 ab 2 Jahren ↘ S. 74 Frühjahr 2022 30.06.2022 Gastspiel des Landestheaters In der Schwebe Eisenach Theater für die Allerkleinsten 09.11.2021, theater tumult von Esther Jurkiewicz Gastspiel des Landestheaters 0 ab 3 Jahren ↘ S. 69 Eisenach Von Fischen und 27.04.2022, theater tumult Wünschen Wir fahren zusammen ans Meer – Kinderliederkonzert PRODUKTION DES 04.01.2022, Schminkkasten THEATERJUGENDCLUBS 0 ab 14 Jahren ↘ S. 74 Der Schimmelreiter 0 ab 13 Jahren ↘ S. 75 Nach Theodor Storm in einer VOR?Spiel! Fassung von John von Düffel Eine Stückentwicklung des Wir informieren Gastspiel des Landestheaters TheaterJugendClubs über Identität Sie über Änderungen Eisenach und Selbst(er)findung stets aktuell auf 09.03.2022, Theater im Stadthaus 31.03.2022, theater tumult unserer Webseite! Sowie Das Dschungelbuch als Sommertheater 10 11
Ewig jung Songdrama von Erik Gedeon Das Alter ist die beste Zeit für Skandale. Auch mausgraue Panther haben noch Krallen und Biss! Der Autor und Komponist Erik Gedeon schuf mit »Ewig jung« ein anarchistisch-anrührendes Bühnenspektakel, das unsere Vorstellung von einem beschaulichen Lebensabend um einige Verrückt- heiten bereichert. Wir schreiben das Jahr 2060. Das Theater Rudolstadt wurde vor geraumer Zeit geschlossen und zu einem Altenheim für hochbetagte Schauspieler umgebaut. Da sitzen die greisen Mimen nun auf verstaubten Fundusmöbeln vor dem Eisernen Vorhang und schwelgen – die eigenen Sternstunden mit Shakespeare und Tschechow vor Augen – in glorrei- chen Zeiten. Man ist gemeinsam alt geworden und bekennt sich unterei- nander zu seinen Macken und Marotten. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Oberschwester Angelika, eine Fachkraft für schlechte Laune, die ihre Schützlinge nicht nur mit Kinderliedern zum Mitklatschen malt- rätiert, sondern ihnen durch Vorträge über Krankheit und Sterben die ganze Stimmung versaut. Kaum aber verlässt die Betreuerin den Raum, erwacht bei den Bühnenhelden a. D. die unterdrückte Lebensgier. Mit einem Sack unsterblicher Hits im Gepäck, von »I Love Rock'n'Roll« bis »Born to be wild«, lassen sie musikalisch die Sau raus und üben den Aufstand gegen den Fluch der Vergänglichkeit. »Lerne alt zu werden mit einem jungen Herzen. Das ist die Kunst.« Goethes Maxime gilt für jeden, aber für pensionierte Theaterteufel besonders! Es steckt verdammt viel Renitenz in dieser Senioren-Residenz. Regie: Steffen Mensching Musikalische Leitung: Thomas Voigt Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres Premiere Theater im Johannes Arpe 18.09.2021 Stadthaus Name, Schauspielerin 13
fort schreiten Furor Stück von Konstantin Küspert Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz Willkommen in der Zukunft, willkommen an Bord einer interstellaren »Furor« steht für Gedankenwut, Raserei und führt in den sozialen M edien Arche am Rand des Sonnensystems! »Grande Paso«, zu Deutsch »Großer immer öfter zu einem Spiel mit dem Feuer. Kurz vor Beginn seines Wahl- Schritt«, heißt das Raumschiff, gesteuert von einer Besatzung aus mehre- kampfes läuft dem Bürgermeisterkandidaten Heiko Braubach ein junger ren Generationen. Das Ziel der Mission: die Rettung der Menschheit, denn Mann unter Drogeneinfluss vors Auto. Sein Leben lang wird er wohl im die Erde ist komplett unbewohnbar geworden. Da die Suche nach einem Rollstuhl sitzen. Braubach, den – laut polizeilicher Untersuchung – keine neuen Heimatplaneten sich über eine halbe Ewigkeit hinzieht, hat die Schuld trifft, bietet der Mutter Nele Siebold dennoch Hilfe an. Er ver- Crew Gelegenheit, gründlich über die vergangene Erdenzeit nachzuden- spricht ihr, sich persönlich um die Reha-Maßnahme und einen Ausbil- ken. Mit der »Schöpfung« scheint doch allerhand schiefgegangen zu sein. dungsplatz für den Jungen zu kümmern. Siebold, die jeden Cent gebrau- In solcher Lage braucht es viel schwarzen Humor, eine Engelsgeduld und chen kann, zeigt sich erst skeptisch, nimmt aber schließlich die Vorschläge Nervenstärke. Ständig muss improvisiert werden, die Technik streikt, und Braubachs dankbar an. Eine Einigung scheint in Sicht, doch plötzlich die Roboter maßen sich Kompetenzen an, die ihnen nicht zustehen. Ist die taucht Siebolds Neffe Jerome auf. Der glaubt Braubach kein Wort und Besatzung längst Sklave ihrer selbsterschaffenen Künstlichen Intelligenz? stellt seine hehren Motive komplett in Frage. Er mache das doch alles nur Als die Computer melden: Asteroid auf Kollisionskurs!, kommt der kri- seines Images wegen! Überhaupt hält Jerome nicht viel von Politikern und tische Moment, der in keinem Weltraumabenteuer fehlen darf. Doch die spricht in Parolen von »Systempresse« und »denen da oben«. Und Brau- Landung auf dem neuen Planeten gelingt mit Ach und Krach. Beim großen bach? Er erwidert mit einstudierten liberalen Statements. Es entwickelt Finale allerdings erhebt plötzlich ein Zukunftsprophet aus der Vergangen- sich ein wendungsreicher Schlagabtausch zwischen dem hasserfüllten heit seine Stimme und liest den Neuankömmlingen die Leviten! Wird die Außenseiter Jerome und dem abgebrühten Politiker … schöne neue Welt bald genau wie die alte sein? Das erfolgreiche Autorengespann Lutz Hübner und Sarah Nemitz Konstantin Küspert, Jahrgang 1982, zählt zu den aufregenden bringt seit Jahren brisante gesellschaftliche Themen auf die jüngeren Gegenwartsautoren. Sein unterhaltsames Science- Bühne. So auch im Kammerspiel »Furor«. In rasanten Dialogen Fiction-Stück stellt gewichtige Fragen. Wohin hat uns der Mythos zeigt es die Spirale einer argumentativen Auseinandersetzung vom Segen des »Höher, schneller, weiter!« gebracht und gibt es auf, bei der der eigene Standpunkt um jeden Preis verteidigt überhaupt noch Möglichkeiten, den entfesselten Modernisierungs- wird. Verständnis oder Versöhnung? – Fehlanzeige! Ein packen- schub mit all seinen Folgen zu kontrollieren? Ein Theaterabend des Schauspiel über Politikverdrossenheit, Radikalisierung und nicht nur für »Trekkies« und »Star Wars«-Fans! Meinungsmache im Internet, das viele Fragen aufwirft. Regie: Jens Schmidl Bühne: Kaspar Zwimpfer Kostüme: Katharina Piriwe Regie: Kathrin Brune Choreografie: Anne Römeth Bühne und Kostüme: Pia Wessels Premiere Theater im Premiere Theater im 02.10.2021 Stadthaus 12.10.2021 Stadthaus 16 17
Der Vetter aus Dingsda Operette in drei Akten von Eduard Künneke Nach einem Lustspiel von Max Kempner-Hochstädt Libretto von Herman Haller und Rideamus (Fritz Oliven) Halbszenische Aufführung Roderich und Julia, sie wären ein Traumpaar! Nur leider sitzt der Vetter seit sieben langen Jahren in »Dingsda«, einer Stadt in Südostasien, deren Namen Julia de Weert sich einfach nicht merken kann. Als allein- gelassene Millionärserbin ist die junge Dame verständlicherweise noch für weitere Interessenten höchst lukrativ: Ihr Onkel will beispielsweise seinen Neffen August auf Teufel komm raus mit ihr verkuppeln. Als dann aus heiterem Himmel der vermeintliche Traumprinz Roderich – ausgerechnet an Julias achtzehntem Geburtstag – auftaucht, ist das Chaos der Gefühle perfekt. Denn Julia findet ihn, dem sie die ewige Treue schwur, auf einmal nicht mehr so aufregend, zumindest viel weniger als den geheimnisvollen Gast im Schloss … »Der Vetter aus Dingsda« ist seit seiner Uraufführung vor 100 Jahren das erfolgreichste Stück des »Königs der Berliner Operette« Eduard Künneke. Die Mischung aus opernhaften Finali mit anspruchsvollen Gesangspartien, spätromantischer Harmonik, Salonmusik und den Modetänzen Onestep, Shim- my und Tango machten das Stück zu einem Welterfolg. Witzige Duette und Ensembles wie »Onkel und Tante, ja, das sind Ver- wandte, die man am liebsten nur von hinten sieht« verströmen noch heute das Flair der Goldenen Zwanziger. Musikalische Leitung: Oliver Weder Inszenierung: Anette Leistenschneider Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning Kostüme: Anja Schulz-Hentrich Premiere Meininger Hof Kooperation mit dem 16.10.2021 Saalfeld Theater Nordhausen Marcus Ostberg 18
Matthias Winde, Hans Burkia, Ulrike Gronow Rayk Gaida
Die Glaubens- Die Nacht der maschine Nächte Stück von Alexi Kaye Campbell Zum Weihnachtsfeste nur das Beste! Deutsch von Max Faber Ein literarisch-musikalisches Programm Wer vermutet, hinter dem Titel verbirgt sich ein akademisches Lehrstück, Wird Weihnachten 2021 wieder ein frohes Fest sein? Wo sich die ganze liegt falsch. Dieses Drama steckt voller exemplarischer Lebensentwürfe. Familie begegnet, man sich in die Arme fällt, dankend die Hände reicht Es bietet Witz, schnelle Dialoge und Menschen mit Ecken und Kanten. und gemeinsam singt – unter dem Baum oder in der gut gefüllten Kirche, Die Theater-Zeitreise, die zwischen den Jahren 1998 und 2011 hin und während es draußen schneit? Wer hofft das nicht, nach all den Entbehrun- her springt, erzählt von Liebe, Trennung, neuen Hoffnungen, Umkehr gen und Nöten der letzten Zeit. Aber innere Einkehr und ein entspanntes und Einkehr. Griechenland, New York, London, so viele Spielorte, so Miteinander sind an den Feiertagen keine Selbstverständlichkeit. Doch reich ist das Stück an Protagonisten. Da gibt es Sophie, die ihren Gelieb- vielleicht schaffen wir es ja in diesem Jahr, mit dem Shoppingwahn und ten vor die Wahl stellt, sich für sie und ihre Überzeugungen und deshalb der Völlerei endlich Schluss zu machen und uns stattdessen auf das wirk- gegen seinen lukrativen Job zu entscheiden. Da ist Edward, der Priester, lich Wesentliche zu besinnen. Damit Sie für die allerheiligsten Tage der sein Kirchenamt an den Nagel hängte und auf der Insel Patmos ein im Jahr bestens gerüstet sind, machen sich drei Künstler vom Theater Refugium sucht. Ebenso begegnen wir Tatjana, Edwards Haushaltshilfe, Rudolstadt zu Ihnen auf den Weg. In ihrem Gepäck ein Sack voller Ge- die die Ukraine verließ und großen Versprechungen auf den Leim ging. schichten, Gedichte, Lieder und geeigneter Rezepte zum Weihnachtsfest. Und nicht zuletzt Tom, dem hochbegabten Autor, der in der korrupten Von komisch bis skurril, von heiter bis nachdenklich. Werbebranche reich wurde und an seiner Liebe festhalten will. Wie soll man leben? Welchen Preis sind wir bereit für Erfolg oder Einflussnahme zu zahlen? Was ist uns wirklich etwas wert und was tun wir dafür? Campbells Stück hat durch die Erfahrungen der Corona-Pan- demie mit Sicherheit an Brisanz gewonnen. Menschen brauchen Halt in ihrem Glauben, müssen ihn aber immer wieder auf die Probe stellen ... Alexi Kaye Campbell, geboren 1966, arbeitete, bevor er sich dem Schrei- ben zuwandte, zunächst als Schauspieler, unter anderem bei der Royal Shakespeare Company. »Die Glaubensmaschine« wurde 2011 in London uraufgeführt. Szenische Einrichtung: Katja Stoppa Regie: Alejandro Quintana Musikalische Einstudierung: Thomas Voigt Bühne und Kostüme: Andrea Eisensee Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres Premiere Theater im Premiere Schmink 27.11.2021 Stadthaus Dezember kasten/mobil 22 23
Verena Blankenburg Carmen Ballett von Ivan Alboresi mit Musik von Georges Bizet / Rodion Schtschedrin Die tragische Liebesgeschichte zwischen der Zigarettenfabrikarbeiterin Carmen und dem Sergeanten Don José, die zunächst 1847 als franzö sische Novelle von Prosper Mérimée erschienen war, inspirierte den Komponisten Georges Bizet zu seiner berühmt gewordenen Oper »Car- men«. Gleich zu Beginn verrät die Musik, dass die Affäre der leiden- schaftlichen, nach Unabhängigkeit strebenden Carmen und dem gesell- schaftlich angepassten und schnell eifersüchtigen Don José nur tödlich enden kann. Ein exotisches Milieu, das musikalisch seinen Ausdruck in einer besonderen Farbigkeit der Partitur findet, feurige Rhythmen und nicht zuletzt eine spannende Handlung machten die Oper unsterblich. Der russische Komponist Rodion Schtschedrin hat weite Teile von Bizets Partitur – darunter Highlights wie Carmens »Habanera« oder das Torrero-Lied des Stierkämpfers Escamillo – in eine effektvolle Fassung für Streichorchester und Schlagwerk überführt. Dem Ballettdirektor Ivan Alboresi dient diese Bearbeitung als Ausgangspunkt für sein neues Hand- lungsballett. Übrigens: Dass Bizets Musik ein Vertanzen geradezu herausfor- dert, fand auch der Produzent Horant H. Hohlfeld, als er im Jahr 1990 für seinen Tanzfilm »Carmen on Ice« eine Choreografie für Eiskunstläufer entwickelte. Die Titelrolle besetzte er prominent mit Katharina Witt. Sie war schon 1988 bei den Olympischen Spielen in Calgary in einer Kür zu Bizets Musik als Carmen ange- treten und wurde damit Olympiasiegerin. Choreografie: Ivan Alboresi Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning Kostüme: Birte Wallbaum Premiere Theater im Kooperation mit dem 08.01.2022 Stadthaus Theater Nordhausen 25
Kathrin Horodynski Anne Kies
Die Kehrseite der Medaille Komödie von Florian Zeller / Deutsch von Annette und Paul Bäcker Männer denken immer nur an das »Eine« und die werte Damenwelt spricht nie aus, was bei ihr im »Oberstübchen« eigentlich los ist. Ein Haufen Klischees!? Wenn man doch nur einmal die Möglichkeit hätte, die Hintergedanken und das abgründige Kopfkino seines Gegenübers unge- filtert kennenzulernen ... Liebes Publikum, bei diesem Theaterabend ist genau das möglich! Daniel, gut situierter Verlagsmitarbeiter, hat seinen Freund Patrick nach Hause eingeladen. So weit, so gut. Dumm nur, dass Patrick gerade seine Frau Laurence verlassen hat, nicht einfach so, sondern für eine sehr attraktive und viel jüngere Frau. Und er bringt die neue Flamme, Emma, gleich mit zum Abendessen. Knifflig wird die Situation dadurch, dass Patricks Ex und Daniels Frau, Isabelle, die besten Freundinnen sind. Wie soll sich das in die Jahre gekommene Paar beim Antrittsbesuch der frisch Verliebten verhalten? Aufgeschlossen, ablehnend oder am besten so tun, als wäre dieser Partnerwechsel die normalste Sache der Welt? Hinter der kultivierten Konversationsfassade verbergen sich jede Menge emotiona- ler Sprengstoff und etliche Fallstricke. Die ganze Dimension der doppel- bödigen Zimmerschlacht entfaltet sich erst durch den Kunstgriff des Autors: Er lässt parallel zu den gesagten auch noch die ungesagten Worte für das Publikum hörbar werden! Florian Zeller, 1979 in Paris geboren, ist ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Dramatiker und Regisseur. Mit der »Kehrseite der Medaille« gelang ihm nach »Die Wahrheit« – einst Dauerbrenner am Theater Rudolstadt – ein erneuter Theater- Coup. Das brillant konstruierte Boulevardstück ist entlarvende Geschlechtersatire und zugleich ein genaues Psychogramm über die Kunst, sich und andere ins Unglück zu katapultieren. Regie: Herbert Olschok Bühne und Kostüme: Sabine Pommerening Premiere Theater im Benjamin Petschke 29.01.2022 Stadthaus 28
Die Hochzeit des Figaro Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart Libretto von Lorenzo Da Ponte In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln »Se vuol ballare, Signor Contino …« In Mozarts Oper »Figaros Hochzeit« riskiert der Titelheld gegenüber seinem Vorgesetzten eine ziemlich dicke Lippe. Das angebotene Tänzchen könnte schnell in eine Prügelei ausarten. Nicht ohne Grund: Graf Almaviva begehrt Figaros Verlobte Susanna in der Hochzeitsnacht für sich. Aber da die Braut von diesen Plänen wenig begeistert ist, heckt sie zusammen mit der Gräfin ein Verwirrspiel aus, um den Lüstling gehörig hinters Licht zu führen. Die Vorlage der Oper, die frivole, hochpolitische Komödie »Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit« von Beaumarchais wurde 1784 in Paris uraufgeführt. »In diesem Stück war die Französische Revolution bereits am Werk«, schrieb kein Geringerer als Napoleon. Da Ponte gelingt es im Libretto, das Verwirrspiel der Schauspiel- vorlage beizubehalten, und zugleich Raum für Arienmomente und Ensembleszenen zu schaffen. Mozarts vielfarbige Musik verleiht Personen wie der Gräfin Almaviva eine Charaktertiefe, die sie in der Komödie von Beaumarchais nicht hat. Zusätzlich gibt es We- niges auf der Opernbühne, das an musikalischem Witz und Tempo dem großen Finale des »Figaro« gleichkäme. Die Kooperation des Lyric Opera Studio Weimar mit den Thüringer Symphonikern garantiert viel Spielfreude und frische, jugendliche Stimmen auf der großen Bühne. Musikalische Leitung: Oliver Weder Inszenierung: Damon Nestor Ploumis Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres Premiere Meininger Hof Kooperation mit dem 05.03.2022 Saalfeld Lyric Opera Studio Weimar Johannes Geißer, Katrin Strocka 31
Der zerbrochne Will alles wagen … Krug Ein Holger-Biege-Liederabend »Wenn Holger sich ans Klavier setzte und zu singen begann, herrschte Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist schlagartig Ruhe im Saal. Jeder, aber auch wirklich jeder hörte ihm zu.« Scherben bringen Glück, behauptet das Sprichwort. Anders in dieser So beschreibt Gerd Christian die Kunst seines Bruders. Holger Biege war Geschichte, bei der sich aus einer scheinbaren Bagatelle ein zünftiger ein Ausnahmetalent. Wenn er sang, stand buchstäblich die Welt für einen Skandal entwickelt. Frau Marthe Rull tritt vor den Dorfrichter Adam mit kurzen Moment still. Mit enormer Bühnenpräsenz und klugen Texten zog einem lädierten Stück Steingut und einem konkreten Verdacht. Denn er die Zuhörer in seinen Bann. Er war ein Perfektionist – sensibel und nicht nur ihr wertvoller Krug ist dahin, sondern, so vermutet Marthe, kompromisslos. Sein starker Groove und der unfassbare Soul in seiner auch die Ehre ihrer Tochter Eve. In deren Zimmer ging das Corpus Delicti Stimme brachten ihm in Musikerkreisen den Spitznamen »Stevie Won- zu Bruch, während sich ihr des Nachts ein männlicher Besucher aufdring- der des Ostens« ein. Seine erste LP »Wenn der Abend kommt« machte lich näherte. Sie beschuldigt Ruprecht, Eves Verlobten, der Tat. Der wird ihn auf der Stelle berühmt. Songs wie »Will alles wagen« oder »Deine nun in Begleitung seines Vaters zusammen mit weiteren Zeugen verhört. Liebe und mein Lied« beschrieben Verluste, unerfüllte Sehnsüchte und Jeder Vorgeladene pocht vor Gericht auf seine ganz eigene Wahrheit. das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Nicht vordergründig poli- Und bei all dem Durcheinander und der Vielzahl der Perspektiven auf tisch, galt Biege als unangepasst. 1983 kehrte er nach einem West-Berlin das Geschehen gerät der eigentliche Hüter der Ordnung, Richter Adam, Gastspiel nicht mehr in die DDR zurück. Die Hoffnung auf eine Karriere zunehmend ins Visier der Ermittlungen. Im haarsträubenden Selbstbe- im Westen erfüllte sich nur teilweise. Anspruchsvoller deutscher Lieder hauptungskampf, jeglichen Verdacht von sich ablenkend, versucht er, macher-Pop kam bei der Masse nicht an. Der Künstler Biege war den mit spitzfindigen Mitteln und doppelzüngigen Reden seinen Kopf aus Plattenbossen im Westen zu sperrig; er eckte an. Mit Gelegenheitsjobs der Schlinge zu ziehen. Dummerweise erscheint zur Unzeit der hohe als Musik-Gutachter und Lagerarbeiter schlug er sich durch. Der Traum Gerichtsrat Walter, der die Verhandlungen mit Argusaugen überwacht eines groß geplanten Come-Backs im Jahre 2012 zerplatzte: Holger Biege und höchst eigensüchtige Interessen verfolgt. erkrankte und kehrte nicht wieder auf die Bühne zurück. Die Welt drehte sich weiter. Doch an diesem Abend wird sie durch seine Lieder wieder für In fast obsessiver Weise führte Heinrich von Kleist in seinen Dra- ein paar kurze Momente innehalten ... men und Erzählungen die bestehenden Ordnungen und Regeln seiner Zeit an die Grenze der Belastbarkeit. So auch hier. Am Ende Dieser Liederabend zeichnet ein sehr persönliches Portrait des viel des Lustspiels steht so manches auf dem Prüfstand: Liebe, Familie, zu früh verstorbenen Künstlers Holger Biege (1952-2018). Zu- Staatsraison, Unschuld. Bei seiner Uraufführung 1808 im Weima- gleich erzählt er von der großen Liebe zu seiner Frau Cordelia. rer Hoftheater noch ausgepfiffen, gilt Heinrich von Kleists Stück ob seines brillanten Sprachwitzes längst als eine der, wenn nicht gar als die turbulenteste Gerichtskomödie deutscher Sprache. Regie: Markus Fennert Szenische Einrichtung: Judith Zieprig Bühne und Kostüme: Teresa Monfared Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres Premiere Theater im Premiere Schmink- 26.03.2022 Stadthaus im Frühjahr kasten 32 33
Kathrin Horodynski Der Liebestrank Komische Oper in zwei Akten von Gaetano Donizetti Libretto von Felice Romani Halbszenische Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Einen Zaubersaft, der verliebt macht. Der Bauer Nemorino will ihn unbe- dingt haben, um die reiche und schöne Adina ganz für sich zu gewinnen. Als der reisende Quacksalber Dulcamara ihm ein unwiderstehliches An- gebot unterbreitet, greift der junge Mann sofort zu. Dass der Liebestrank lediglich ein edler Bordeaux ist, weiß er nicht. Nemorino gibt sein gesam- tes Erspartes aus, auch weil mit dem Sergeanten Belcore ein gefährlicher Nebenbuhler aufgetaucht ist. Zu seinem Schmerz geht Adina auf die Avancen des Soldaten ein, während sie für Nemorino anscheinend nur Spott übrig hat. Der Zurückgewiesene probiert den Liebestrank zuerst an sich selbst aus. Und das Placebo wirkt: Die entspannende Wirkung des Bordeaux macht ihn so attraktiv, dass Adina ihre sofortige Hochzeit mit dem Sergeanten verkündet, aber nur, um Nemorino noch eifersüchtiger zu machen. Doch dank einer überraschenden Erbschaft ändert sich alles. Plötzlich wird Nemorino von einer ganzen Reihe von Mädchen um- schwärmt … Seit ihrer Uraufführung 1832 in Mailand hält sich Donizettis Oper »L’elisir d’amore« auf den Spielplänen der ganzen Welt. Dies liegt nicht nur an den gelungenen komischen Szenen, sondern vor allem an der perfekt ausgewogenen, aber nie sentimentalen Melodik der Belcanto-Arien. Die raschen Stimmungsumschwünge der Protagonisten – von »himmelhochjauchzend« bis zu »schwer betrübt« – zeichnet der Komponist einfühlsam nach, ohne der Komödie im Ganzen ihre Leichtigkeit zu nehmen. Musikalische Leitung: Oliver Weder Inszenierung: Anette Leistenschneider Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning Kostüme: Anja Schulz-Hentrich Premiere Meininger Hof Kooperation mit dem 23.04.2022 Saalfeld Theater Nordhausen Markus Seidensticker 35
Eine Mittsommernachts- Sex-Komödie Schauspiel von Woody Allen Sommer Sommer Sommer Bearbeitet und übersetzt von Jürgen Fischer Theater Was machen überreizte Städter ab Mitte Juni? Na klar, sie fliehen zur Erholung in die Sommerfrische. Für ein Paar mit Sexproblemen kann so eine Auszeit zu einer echten Prüfung werden. Schon seit Monaten weicht Adrian, eine junge New Yorkerin, ihrem Ehemann Andrew aus. Als Besuch in das Landhaus einzieht, verschärft sich die Lage. Maxwell, ein Frauen- schwarm, und seine zwanzig Jahre jüngere Geliebte können ihr erotisches Verlangen nicht zügeln. Als Adrians Cousin mit seiner Braut eintrifft, brennt vollends die Luft. Denn Ariel ist die unerfüllte große Liebe von Andrew. Ihre Wirkung auf das andere Geschlecht ist so umwerfend, dass ihr auch Maxwell sofort verfällt. Da Ariel beiden wechselweise Hoffnung macht, stürzen sich die Kontrahenten, übermannt von ihren Gefühlen, blindlings in den Liebeskampf. In einer lauen Sommernacht, tief im Wald, brennen bei allen Beteiligten die Sicherungen durch. Was ein bisschen Sommerhitze so alles anrichten kann …? Woody Allens »A Midsummer Night’s Sex Comedy« zog Anfang der Achtziger Millionen Zuschauer in die Kinos. In Anlehnung an Shakespeare, Freud und Ingmar Bergman schuf der Regisseur und Drehbuchautor ein irrwitziges Spiel voller ironischer Wen- dungen und hintersinniger Dialoge. Sein Ausflug in die Natur ist umso erstaunlicher, als der überzeugte Bewohner von Man- hattan seine Heimatstadt nur verlässt, wenn es absolut zwin- gend ist. Also: Willkommen zum Sommertheater – wenn auf der Heidecksburg die wild-süßen Begierden der menschlichen Spezies und uralte Muster unseres Paarungsverhaltens komödiantisch durchleuchtet werden. Regie: Philippe Besson Bühne und Kostüme: Henrike Engel, Musik: Andreas Dziuk Premiere Schloss 17.06.2022 Heidecksburg 37
0 ab 5 Jahren Das Dschungelbuch Laura Bettinger Kinderstück nach Rudyard Kipling Bühnenfassung von Rüdiger Pape Der kleine Mogli, seinen Eltern als Säugling aus dem Dorf ge- raubt, hat bei den Wölfen eine neue Familie gefunden. Doch was wäre der mutige Junge ohne treue Freunde an seiner Seite? Balu, der gutmütige Bär, und der clevere Panther Baghira bringen dem Menschenkind die Gesetze des Dschungels bei. Dort herrscht viel Trubel, aber noch mehr Gefahr. Der Tiger Shir Khan, der das Feuer fürchtet und die Menschen verabscheut, sinnt auf Rache an Mogli. Damit nicht genug. Auch die streitsüchtige Affenbande, die sich in der Ruinenstadt niedergelassen hat, treibt haarsträu- benden Unfug und sorgt für Chaos. Die Geschichte des britischen Autors und Nobelpreisträgers Rudyard Kipling (1865–1936) über das Dschungelkind und seine spannungsvolle Existenz zwischen den Welten erschien erstmalig 1894 unter dem Originaltitel »The Jungle Book«. Der Regisseur und Autor Rüdiger Pape schuf dazu eine rasante Bühnenfassung mit tierisch guten Liedern. Mit der Aufführung des beliebten Kinderbuchklassikers auf der Schlossterrasse der Heidecksburg bieten wir erstmals ein Bühnenspektakel extra für unsere jungen und junggebliebenen Zuschauer an, ob mit dem Kindergarten, der Schule oder im Kreis der Familie. Regie: Robert Neumann Bühne: Henrike Engel Kostüme: Caroline Reuss Choreografie: Nadja Raszewski Musik: Andreas Dziuk Premiere Schloss 30.06.2022 Heidecksburg 38
Oliver Weder, Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt
Grußwort Sehr verehrte, liebe Musikfreunde, die Sehnsucht nach dem wunderbaren Land der Musik, das Hermann Hesse »Jedes Mal, wenn ich beschreibt, ist lange nicht erfüllt worden. Wer hätte gedacht, dass wir so lange Musik hörte, hatte ich die verstummen, dass es nicht mehr summt und brummt in unseren Proben- und Empfindung, ich schaue Konzertsälen, sondern so schrecklich still geworden ist um das Theater und durch ein plötzlich sein Orchester. Wo man sonst Musiker präludierend auf Korridoren und in geöffnetes Tor in ein jedem freien Zimmer traf, wo sich Sänger einsangen und schon einmal die wunderbares Land …« Hochspannung des Opernabends vorwegnahmen, da war es zuletzt stumm Hermann Hesse und dunkel. Das heißt aber nicht, dass wir untätig waren: Die Orchestermusiker haben täglich diszipliniert geübt, um fit für einen Neustart zu sein, es wurde geplant, verworfen und wieder geplant, und hier stehen wir jetzt mit einer hoffentlich üppigen und abwechslungsreichen Konzertsaison für die Musikliebhaber und Freunde des Orchesters. Wer unsere Jahreshefte aufmerksam studiert hat, der wird um ein Déjà-vu nicht herumkommen: Wir haben im vergangenen Jahr so viele Künstler ver- trösten und ihre mit Fantasie und Geschmack zusammengestellten Program- me absagen müssen, dass wir zumindest die prominentesten davon nachholen wollen. Wir haben die Wagner-Sängerin Kirstin Sharpin, die französische Harfenistin Anaïs Gaudemard und den russischen Pianisten Dmitry Shishkin wieder für uns verpflichten können, erfolgreiche und bekannte Gastdirigen- ten bereichern unseren Spielplan und nicht zuletzt stellen sich auch Musiker unseres Orchesters als Solisten ihrem Publikum vor. Unsere neue Soloflötistin Asia Safikhanova gestaltet das »Weihnachtskonzert in Versailles«, »Sissi in Budapest« erleben Sie im Silvesterkonzert und natür- lich soll es auch im Mai wieder einen rauschenden Orchesterball geben – wir haben ja einigen Feierbedarf nachzuholen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern im Jahresprogramm der Thü- ringer Symphoniker, und wir alle freuen uns, Sie in der neuen Saison gesund, vollzählig und neugierig wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Ihr Oliver Weder Chefdirigent Oliver Weder 43
1. Sinfoniekonzert Poetische Zeiten Sinfonie- konzerte Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Ouvertüre aus der Schauspielmusik »Das Kreuz an der Ostsee« (1806) Carl Reinecke: Konzert für Harfe und Orchester e-Moll (1884) Robert Schumann: 4. Sinfonie d-Moll (1851) E. T. A. Hoffmann (1776–1822) war nicht nur ein begnadeter Schrift- steller der frühen Romantik, sondern auch Kapellmeister, Komponist, Musikkritiker und Karikaturist – und das alles neben seiner Arbeit in der Amtsstube. Acht Opern, Singspiele und noch mehr effektvolle Büh- nenmusiken komponierte der Wahlberliner – darunter auch zu dem Schauspiel »Das Kreuz an der Ostsee«. Ein großer Erneuerer auf musika lischem Gebiet war Hoffmann dabei nicht, obwohl er den Formrevolu- tionär Beethoven hoch verehrte. Seine Rezensionen zu den Arbeiten des Kollegen aus Bonn sind Klassiker der Musikkritik geworden. Wie sehr hohes literarisches Niveau und subjektive Perspektiven in der Kritik den Komponisten zu neuen Formideen inspirieren, zeigt Schumanns vierte Sinfonie: Erstmals werden zwischen allen Einzelsätzen fließende Über- gänge geschaffen, so dass man den Eindruck eines einsätzigen Werkes erhält – voller Poesie und schauspielhafter Überraschungseffekte. Rund vierzig Jahre nach Schumann wurde der Komponist und Schriftsteller Carl Reinecke Herausgeber der »Neuen Zeitschrift für Musik«. In seinem Harfenkonzert zeigt sich Reineckes Experimentierfreude, aber nicht in der Struktur der Komposition, sondern vor allem am Ausloten klangli- cher Möglichkeiten: Es war das erste Konzert, in dem die damals taufri- sche Doppelpedalharfe ihr gesamtes Klangspektrum auffächern konnte. Die Solistin unseres Sinfoniekonzerts ist die junge Anaїs Gaude mard. Sie wurde beim ARD-Wettbewerb 2015 ausgezeichnet und ist seither eine gefragte Harfenistin auf den großen Bühnen Europas. Harfe: Anaïs Gaudemard Musikalische Leitung: Oliver Weder 24./25.09.2021, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 45
2. Sinfoniekonzert Evgeny Liatte, Hagen Lusche, Ioan Andreca Symmetrie und Eleganz Maurice Ravel: »Le Tombeau de Couperin«, Suite für Orchester (1919) Gioachino Rossini: »Concerto da Esperimento« für Fagott und Orchester (1845) Gabriel Fauré: Pavane für Orchester fis-Moll (1887) Alberto Ginastera: »Variaciones Concertantes« für Orchester (1953) Eine Familienzusammenführung über Länder und Generationen hinweg versuchen wir im 2. Sinfoniekonzert der Saison: Der vielfach ausgezeich nete Fagottist der Berliner Philharmoniker, Mor Biron, gastiert bei uns an der Seite seines Vaters Avner Biron, Gründer des renommierten Isra- el Camerata Orchesters Jerusalem. Auf dem Programm stehen diesmal statt gewichtiger Sinfonien kleinere und elegantere Formen, die auch den Musikern unseres Orchesters kammermusikalische und solistische Talente abverlangen. Maurice Ravel wählte für sein klingendes »Grabmal für Cou- perin« die Form der Suite, in der wie bei der Zimmerflucht eines Palastes ein eleganter höfischer Tanz dem anderen folgt. Auch Ravels Lehrer, Gab- riel Fauré, war vom Barock fasziniert und komponierte eine moderne Form der feierlich-gravitätischen Pavane. Alberto Ginasteras vielfarbige »Vari- aciones Concertantes« sind wiederum durch die Form der Variationen für Orchester und wechselnde Soloinstrumente mit dem Barock verbunden. Ginastera behandelt die Musiker einmal nicht als Klangmasse, sondern als Solistenensemble mit großartigen Freiheiten. Ein zeitgenössisches Vorbild hingegen hat das »experimentelle Fagottkonzert« Gioachino Rossinis in dem Konzert für Fagott von Carl Maria von Weber. Ecksätze voller mu- sikalischem Witz und ein traumhaftes Largo machen es für Solisten und Publikum gleichermaßen attraktiv. Fagott: Mor Biron Musikalische Leitung: Avner Biron 22./23.10.2021, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 46
3. Sinfoniekonzert Moskau, Bilder einer Stadt Dmitri Schostakowitsch: Suite aus der Operette »Moskau Tscherjomuschki« (1959) Dmitri Schostakowitsch: 2. Klavierkonzert F-Dur (1957) Reinhold Glière: »Der Rote Mohn«. Suite aus dem Ballett (1927) Dario Marianelli: Orchestersuite zum Film »Anna Karenina« (2012) BILD 2 »Moskau war, trotz seiner Cafés chantants und seiner Omnibusse, doch eigentlich nur ein stehender Sumpf.« Mit diesem Satz aus dem Mund von Anna Kareninas Bruder drückte Leo Tolstoi das gespaltene Verhältnis vieler Russen zu ihrer Hauptstadt aus: Obwohl die russischste aller Groß- städte, galt sie doch als wenig kosmopolitisch und elegant im Verhältnis zur Ostseemetropole Petersburg. Dario Marianellis opulente Musik zum Kinofilm »Anna Karenina« (2012) kombiniert den Rhythmus der Groß- stadtbahnhöfe mit der Musik glamouröser Gesellschaftsbälle. Nicht nur klanglich soll in diesem Konzert das Lebensgefühl der russischen Aristo- kratie vor der Revolution wiedererweckt werden, auch durch das Dichter wort selbst. Intendant Steffen Mensching wird Ausschnitte aus dem Roman »Anna Karenina« vortragen. Reinhold Glière war über zwanzig Jahre Kompositionslehrer am Moskauer Konservatorium. Seinen Ruhm verdankte er vor allem seinen Balletten, die geschickt sowjetische Propa- gandastoffe mit folkloristischen Musikelementen kombinierten. In dem Erfolgsstück »Der Rote Mohn« brachte er zusätzlich exotische Tonleitern und Schlaginstrumente aus dem Nachbarland China auf das Konzert- podium. Dmitri Schostakowitsch, ein Petersburger, machte sich in seiner Operette »Moskau Tscherjomuschki« über die architektonische Tristesse und Korruption in der Hauptstadt lustig. Dabei verarbeitete er Operet- tenmelodien des 19. Jahrhunderts, Zitate seiner eigenen Filmmusik und Estrade-Schlager auf kongeniale Weise. Klavier: Elisaveta Blumina, Sprecher: Steffen Mensching Musikalische Leitung: Oliver Weder 12./13.11.2021, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld Daniela Zabloschi, Ralf Sprenger 49
Alberto Travagli, Friedbert Quandt 4. Sinfoniekonzert Klänge der Erinnerung Tigran Mansurjan: 1. Violinkonzert (1981) Ernest Bloch: Baal Shem für Violine und Orchester (1939) Johannes Brahms: 4. Sinfonie e-Moll (1885) Wer ihn weiß, hat magische Kräfte: den geheimen Namen des biblischen Gottes. Solche Gelehrte wurden im orthodoxen Judentum »Baal Shem«, zu Deutsch »Meister des Namens«, genannt. In seiner gleichnamigen Fantasie für Violine und Sinfonieorchester griff der jüdische Schweizer Ernest Bloch diese Glaubensvorstellung auf. Elegische Geigenmelodien, deren rhythmische und harmonische Gestalt eine Nähe zu den Gesängen des chassidischen Judentums aufweisen, werden von geheimnisvoll- dunklen Orchesterklängen eingehüllt. Ebenfalls mystische Vorstellungen – hier des armenischen Chris- tentums – beeinflussen die Musik Tigran Mansurjans. Er zählt heute zu den bedeutendsten Komponisten Armeniens. In seinem 1. Violinkon- zert arbeitete Mansurjan zusätzlich nach Methoden der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg. Dadurch entstand eine faszinierende Mischung aus Reihenkompositionstechnik und orientalisch anmutenden Tonskalen. Schönberg seinerseits war wiederum ein großer Bewunderer der Kompositionstechnik von Johannes Brahms. Brahms letzte Sinfonie zeichnet besonderer Formenreichtum aus, der vom Sonatensatz bis zur Fuge reicht. Die Violinistin Anush Nikogoshian und Eduard Topchjan, Chef- dirigent der Armenischen Nationalphilharmonie, sind unserem Publikum bereits liebgewonnene Gäste, die das Orchester immer wieder zu außergewöhnlichen Konzerterlebnissen motiviert haben. Violine: Anush Nikogoshian Musikalische Leitung: Eduard Topchjan 14./15.01.2022, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 51
5. Sinfoniekonzert Der Glanz von Paris Louise Farrenc: Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur (1834) Camille Saint-Saëns: 2. Klavierkonzert g-Moll (1868) Théodore Dubois: 2. Sinfonie h-Moll (1913) Paris! Lange war es die Hauptstadt des bürgerlichen Konzerts. Nirgend- wo konnte man so viele berühmte Virtuosen und Sinfonieorchester hören wie in den glanzvollen Konzertsälen und Theatern der Seine-Metropole. Dieser Aufschwung des öffentlichen Musiklebens verlangte nach neuen Konzertprogrammen, nach musikalischen Raritäten. Wie Detektive machten sich Musiker und Komponisten in Archiven auf die Suche nach den musikalischen Schätzen der Vergangenheit. Die Pariserin Louise Farrenc wurde durch diese Forschungsarbeiten nicht nur eine bekannte Komponistin, sondern eine der wenigen Musikwissenschaftlerinnen des 19. Jahrhunderts. Robert Schumann lobte ihre Klaviervariationen in der »Neuen Zeitschrift für Musik«. In Farrencs brillanter Konzertouvertüre ist das Vorbild Mozart unüberhörbar. Auch Camille Saint-Saëns bediente sich für sein eigenes Werk bei historischen Vorgängern: So beginnt sein zweites, hochvirtuoses Klavierkonzert suchend wie ein Cembalo-Prélude des Barock, um dann in eine fulminante Konzertkadenz der Belle Époque zu münden – selbst Walzerzitate fehlen im zweiten Satz nicht. Weitere musikhistorische Ausflüge dieser Art durchziehen das kontrastreiche Klavierkonzert. Eine Neuentdeckung verspricht Théodore Dubois opu- lent-opernhafte Sinfonie in h-Moll, die kurz vor dem ersten Weltkrieg entstand und stark von den Orchesterwerken Franz Liszts aus den 1850er Jahren beeinflusst ist – also von einem Stil, der zu dieser Zeit schon historisch war. Alle drei Komponisten dieses Sinfoniekonzerts verbindet ein Professorenamt am berühmten Musikkonservatorium von Paris, der Konzerthauptstadt. Klavier: Dmitri Schischkin Musikalische Leitung: Oliver Weder 11./12.02.2022, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 52 Kyli Dodds, Florin Ghita, Falk Oswald
6. Sinfoniekonzert 7. Sinfoniekonzert Tangofieber Glaube und Eros Astor Piazzolla: »Die vier Jahreszeiten« (Cuatro Estaciones Porteñas) Richard Wagner: Siegfried-Idyll / Vorspiel und Liebestod aus der Oper für Klavier und Streichorchester (1965–1970) / Milonga del Angel / »Tristan und Isolde« / »Dich teure Halle« Arie der Elisabeth aus der Oper Adios Nonino / Chiquilin de Bacchín / Milonga en Ay Menor »Tannhäuser« / Suite aus der Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« / Alberto Ginastera: Suite zum Ballett »Estancia« (1943) »Einsam in trüben Tagen« Arie der Elsa aus der Oper »Lohengrin«/ Mozart Camargo Guarnieri: Danza brasileira (1941) Ouvertüre zur Oper »Rienzi« César Guerra-Peixe: Ponteado (1955) »Einen wirklichen Lichtblick gewährte mir die Begegnung mit der Wart- Leonard Bernstein: On the Town: Three Dance Episodes (1944) burg, an welcher wir in der einzigen sonnenhellen Stunde dieser Reise Jesús Arturo Márquez: Danzón No. 2 (1994) vorbeifuhren. Der Anblick des Bergschlosses […] regte mich ungemein Von den Hafenbordellen tanzte er sich in die Cafés von Buenos Aires, warm an.« Die geschichtsträchtige Burg befand sich zwar noch in einem um schließlich in Paris und London zum beliebtesten Modetanz vor dem beklagenswerten Zustand, als Richard Wagner sich von ihr zu seiner Oper Ersten Weltkrieg zu werden: der Tango. Kaum eine Musik spiegelt das »Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg« inspirieren ließ, widersprüchliche Lebensgefühl der argentinischen Hauptstadt besser doch das stand seinen monumentalen Klangfantasien nicht im Wege. Wie wider und kein Komponist hat vielschichtigere Tangos geschrieben als viele seiner europäischen Zeitgenossen war der Komponist von der Epo- Astor Piazzolla. Im sechsten Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker che des Mittelalters fasziniert. Auf Legenden und Epen jenes Zeitalters erklingen seine Cuatro Estaciones Porteñas, das sind vier Tangos, die fußen auch die Libretti der Opern »Rienzi«, »Lohengrin« und »Tristan Frühling, Sommer, Herbst und Winter in der argentinischen Hauptstadt und Isolde«. Immer geht es um das Scheitern einer großen Idee – sei es nachzeichnen. Geschickt platzierte Dissonanzen, chromatische Spiel die Neuordnung des Staates oder die Liebe zweier Personen –, was hohe figuren und Jazzelemente machen dieses Werk unverwechselbar. Alberto Dramatik und düstere Orchesterfarben erlaubt. 1870 schrieb Wagner Ginasteras Ballett »Estancia« ist vom Leben und den Liedern der »gau- schließlich das »Siegfried-Idyll«, seine einzige sinfonische Dichtung und chos«, also der argentinischen Cowboys, in der berühmt-berüchtigten ein kammermusikalisches Werk voller Leichtigkeit und freundlicheren Pampa inspiriert. Die 1943 dazu entstandene viersätzige Ballett-Suite ist Klangfarben. In der Urfassung »Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang bis heute das beliebteste Werk des Argentiniers. Instrumentale Tänze von und Orange-Sonnenaufgang« tituliert, ist dieser Geburtstagsgruß an sei- Camargo Guarnieri, César Guerra-Peixe, Leonard Bernstein und Arturo ne Frau Cosima sowohl als heitere Erinnerung an die Geburt des ersten Márquez runden dieses musikalische Portrait Südamerikas ab. Sohnes Siegfried zu verstehen, als auch Ergebnis der Beschäftigung mit der gewaltigen Musik der Ring-Tetralogie. Die brasilianische Dirigentin Ligia Amadio, erstmals am Pult der Thüringer Symphoniker, leitet das Philharmonische Orches- Als Solistin des Abends konnte die junge Preisträgerin des In- ter von Montevideo. Der Solist des Abends, Andreas Frölich, ist ternationalen Wagnerstimmen-Wettbewerbs, Kirstin Sharpin, Professor im Fach Klavier an der Hochschule für Musik und Tanz gewonnen werden. Sie hat sich bereits früh an die dramatischen Köln und spielte mit dem Mendelssohn Trio Berlin bereits viele Partien von Wagner und Richard Strauss gewagt und feiert Tangos von Piazzolla ein. damit auf den Opernbühnen weltweit Erfolge. Klavier: Andreas Frölich Sopran: Kirstin Sharpin Musikalische Leitung: Ligia Amadio Musikalische Leitung: Oliver Weder 11./12.03.2022, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 08./09.04.2022, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 54 55
Danut Bighiu, Sima Tirov, Ekaterina Tolpygo 8. Sinfoniekonzert Erhabenes und Unheimliches Heinrich Marschner: Ouvertüre zur Oper »Der Vampyr« (1828) Ludwig van Beethoven: 5. Klavierkonzert Es-Dur (1809) Franz Schubert: 5. Sinfonie B-Dur (D 485) (1813) Untote, Vampire und sogar der Satan persönlich eroberten um 1800 die Opernbühnen. Denn das Unheimliche und Erhabene reizte die Kompo- nisten des 19. Jahrhunderts. Heinrich Marschners Oper »Der Vampyr« ist ein berühmtes Beispiel dafür. Die blutige Düsternis des Stoffes stellt der Komponist schon in der Ouvertüre dank starker Kontraste eindrucks- voll dar. Das Erhabene wiederum faszinierte Ludwig van Beethoven. Dies ist auch in seinem großangelegten Klavierkonzert Nr. 5 zu hören. Wenige Jahre nach seiner Uraufführung im Jahr 1810 erhielt es den Titel »Emperor«. Das Kaiserlich-heroische darin bezieht sich auf den Gestus der Musik, nicht auf Napoleon, wie man vermuten könnte: Das Konzert wurde während der dramatischen Eroberung Wiens durch napoleo- nische Truppen im Jahr 1809 vollendet. Schuberts fünfte Sinfonie, im Geiste Mozarts geschrieben und voller jugendlicher Unbeschwertheit und harmonischer Raffinesse, bildet zum Klavierkonzert einen reizvollen Kontrast. Solistin des Abends ist die junge Erfurterin Katharina Treutler. Sie konzertierte bereits mit dem London Symphony Orchestra, dem Tokyo Philharmonic Orchestra und dem Baltimore Symphony Orchestra. Klavier: Katharina Treutler Musikalische Leitung: Oliver Weder 20./21.05.2022, 19:30 Uhr Meininger Hof Saalfeld 57
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