"Es ist nicht alles mehr wie sonst - Es ist ein Wandel vorgegangen." - www.theater-rudolstadt.de - Theater Rudolstadt

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Spielzeit 2021–2022
                »Es ist nicht
                alles mehr
                wie sonst –
                Es ist ein Wandel
                vorgegangen.«
                Friedrich Schiller aus »Wallenstein«

                                                                             Thüringer Landestheater Rudolstadt
                                                                             Thüringer Symphoniker
www.theater-rudolstadt.de                                                    Saalfeld-Rudolstadt GmbH
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Spielzeit
2021 – 2022
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INHALT

                                       ↘ S. 8
                                       Premieren
                                       ↘ S. 36
                                       Sommertheater
                                       ↘ S. 44

Es ist nicht
                                       Sinfoniekonzerte
                                       ↘ S. 58
                                       Sonderkonzerte

alles mehr wie                         ↘ S. 68
                                       Junges Theater
                                       ↘ S. 80

sonst – Es ist                         Theater- und
                                       Konzertpädagogik
                                       ↘ S. 88

ein Wandel                             Extras
                                       ↘ S. 92
                                       Repertoire

vorgegangen.                           ↘ S. 98
                                       Theater unterwegs
                                       ↘ S. 105
Friedrich Schiller aus »Wallenstein«
                                       Service
                                       ↘ S. 107
                                       Preise und Karten
                                       ↘ S. 112
                                       Vorverkaufsstellen
                                       ↘ S. 114
                                       Abonnements
                                       ↘ S. 119
                                       Serviceangebote
                                       ↘ S. 126
                                       Förderverein
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Grußwort                                                                             Grußwort

    Liebe Freundinnen und Freunde des Rudolstädter Theaters!                            Sehr geehrte Damen und Herren,
    es ist wieder soweit – eine neue Theatersaison steht vor der Tür! Und die Zei-      »Es ist nicht alles mehr / Wie sonst – Es ist ein Wandel vorgegangen.« Mit
    chen stehen gut, dass zum Spielzeitbeginn im September wieder ein Stückchen         diesem »Wallenstein«-Zitat ist die neue Spielzeit am Theater Rudolstadt über-
    Normalität in unsere Gesellschaft zurückgekehrt ist. Eine Normalität, die uns       schrieben. Es sind Worte, die Schiller nach der Französischen Revolution und
    ermöglicht, das üppige schauspielerische und musikalische Programm unse-            im Rausch der mit ihr damals verbundenen Begeisterung für einen Umbruch
    res Theaters in vollen Zügen genießen zu können. Es verspricht intelligenten        als Aufbruch niedergeschrieben hat. Das Spielzeit-Motto rückt den mit der
    Humor und spannende Geschichten, satten Orchesterklang und brillante                Pandemie einhergehenden gesellschaftlichen Wandel verstärkt in unser Be-
    Solisten. Wir werden Darbietungen begegnen, die uns begeistern, zum Lachen          wusstsein, und nach anstrengenden und entbehrungsreichen Monaten wirken
    und Nachdenken bringen oder sogar aufregen. Auf jeden Fall werden sie               Schillers Zeilen auf uns aktueller denn je.
    uns dabei helfen, die vergangenen Monate hinter uns zu lassen. Bereits das
                                                                                        Wie nahezu alle Kultureinrichtungen musste auch das Rudolstädter Theater
    abwechslungsreiche, lebendige Sommerprogramm der letzten Saison – ein
                                                                                        sein Programm der letzten Spielzeit weitgehend absagen. Die Theaterschaf-
    wunderbarer Auftakt nach der langen Schließzeit – konnte zeigen: Der Hunger
                                                                                        fenden sind während des Vorstellungsausfalls seit Beginn des Pandemiege­
    nach gemeinsam erlebter Kunst und Kultur ist enorm, und wir stürzen uns
                                                                                        schehens unterstützend im Einsatz: beim Anfertigen von Schutzmasken, in
    regelrecht ins wiedererwachte gesellschaftliche Leben.
                                                                                        den Thüringen-Kliniken in Saalfeld und in der Teststelle der AWO Rudolstadt.
    Dass wir finanziell unbelastet in die neue Saison starten können, ist nicht         Für diesen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag danke ich Ihnen allen sehr!
    nur den kommunalen Trägern zu verdanken, die bereits seit vielen Jahren
                                                                                        Der neue Spielplan zeigt, dass herausfordernde Zeiten während einer Pande-
    geschlossen hinter dem Theater und Orchester stehen, sondern auch dem
                                                                                        mie mit einem Programm, welches bewährte Stücke neu aufleben lässt und
    neuerlichen Bekenntnis der Landesregierung zur Theaterförderung: Ab der
                                                                                        mit 19 facettenreichen Premieren neue Impulse setzt, überstanden werden
    Finanzierungsperiode Beginn 2022 werden wir die GmbH gemeinsam mit
                                                                                        können. Es sind fantastische Aufführungen geplant, wie das Stück »fort
    dem Freistaat in je gleicher Höhe finanzieren. Das ist ein großer Erfolg, der
                                                                                        schreiten« von Konstantin Küspert, das sich mit den Themen Wandel, Fort-
    uns dabei hilft, den Abstand zum Flächentarifvertrag weiter zu verringern.
                                                                                        schritt und Zukunft befasst. Wir dürfen uns auf viele faszinierende Vorstel-
    Bleibt nur noch zu wünschen, dass die Theatersanierung nach all den Pla-            lungen, wie »Der zerbrochne Krug« oder das Sommertheater »Eine Mittsom-
    nungsschwierigkeiten wieder an Schwung aufnimmt und wir in absehbarer               mernachts-Sex-Komödie«, freuen. Durch ein vielfältiges Programm in den
    Zukunft ins neue Große Haus »heimkehren« können. Bis es soweit ist, freuen          Sparten Schauspiel, Konzert und Musiktheater und dank der traditionsreichen
    wir uns auf eine spannende, dramatische, fröhliche und musikalische Spielzeit       Kooperationen mit den Theatern Nordhausen und Eisenach und nicht zuletzt
    2021/22 in unserem Theater Rudolstadt mit den Thüringer Symphonikern                wegen des künstlerischen Wirkens der Thüringer Symphoniker Saalfeld-­
    Saalfeld-Rudolstadt.                                                                Rudolstadt darf sich ein breites Publikum angesprochen fühlen.
                                                                                        Liebe Freundinnen und Freunde des Theaters Rudolstadt,
                                                                                        die kommende Spielzeit verspricht aufs Neue interessante, unterhaltsame,
                                                                                        unvergessliche Theater- und Konzerterlebnisse – und im Moment wünschen
                                                                                        wir uns alle doch nur noch eines: »Vorhang auf!«
                                                                                        Seien auch Sie wieder mit dabei – Sie sind herzlich eingeladen!
                                                                                        Ihr

    Marko Wolfram                 Jörg Reichl              Dr. Steffen Kania
    Landrat des Landkreises       Bürgermeister der        Bürgermeister der
    Saalfeld-Rudolstadt           Stadt Rudolstadt         Stadt Saalfeld
                                                                                        Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff
                                                                                        Thüringer Minister für Kultur,
                                                                                        Bundes- und Europaangelegenheiten
4                                                                                                                                                                  5
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Grußwort

                       Liebes Publikum,
                       die Zeiten haben sich geändert. So wie es einst ein Vor-dem-Krieg und
                       Nach-dem-Mauerfall gegeben hat, wird es nun ein Vor-Corona und Nach-Co-
                       rona geben. Schillers Ausspruch »Es ist nicht alles mehr / Wie sonst – Es ist
                       ein Wandel vorgegangen«, unser diesjähriges Spielzeit-Motto, setzt zu dieser
                       Erfahrung den klassischen Rahmen. Noch liegt im Dunkel der Geschichte, wie
                       die behaupteten Veränderungen konkret aussehen werden. Ist der Einschnitt
                       gravierend oder finden wir, schneller als wir ahnen, in die alte Normalität
                       zurück? Aber wäre eine solche Rückkehr eigentlich wünschenswert? Die Prob-
                       leme, die uns vor Corona beschäftigten, verschwanden nicht in der Pandemie,
                       sie werden sich nach deren Überwindung verstärkt zeigen: die wachsende Kluft
                       zwischen Arm und Reich, die zunehmende Aggressivität der politischen Debat-
                       te und ein andauernder Reformstau in vielen Bereichen. Es ist zu vermuten,
                       dass das Theater, dass die Künste in den kommenden Auseinandersetzungen
                       gefragt sein dürften, als Provokateure, Dialogstifter, Moderatoren. Die ver-
                       schiedensten Lager werden – hoffentlich! – bald wieder gemeinsam, mit dem
                       notwen­digen Abstand, im Parkett Platz nehmen, um Kleists »Zerbrochnen
                       Krug« oder Mozarts »Figaro« zu genießen. Um Differenzen zu überwinden, ist
                       es wichtig, etwas Drittes zu finden, einen gemeinsamen Nenner, auf den man
                       sich einigen kann. Mit zeitkritischen Stücken wie »Die Glaubensmaschine«
                       oder »fort schreiten« stellen wir in der neuen Saison unterhaltsames Theater
                       und kraftvolles Gedankenfutter bereit. Wir werden uns, wie in der Vergangen-
                       heit, auch weiterhin in die politische Debatte einmischen und zur demokrati-
                       schen Teilhabe aufrufen. Dafür wird es auch nötig sein, eigene Positionen auf
                       ihre Berechtigung zu überprüfen und sich selbst zu zwingen, neue Perspektiven
                       einzunehmen, ohne eigene Überzeugungen aufzugeben. Die Fotos in unserem
                       Vorschauheft können durchaus als ein spielerischer Akt von Neuorientierung
                       gelesen werden. Wie unser Land in Zukunft aussehen wird, darüber befinden
                       wir nicht nur, wenn wir im September unsere Stimmen an den Wahlurnen
                       abgeben, sondern auch im Alltag, indem wir dafür sorgen, welche Stimmung
                       in unseren Städten und Gemeinden die Atmosphäre beherrscht: Offenheit
                       und Freundlichkeit oder Ignoranz und Ausgrenzung. Die vergangenen Monate
                       haben gezeigt, wie wichtig für uns alle Kontakte, Gespräche und Begegnungen
                       sind, wie sehr wir von diesen Lebensquellen abhängen, um daraus Kraft zu
                       schöpfen. Theater ist ein Ort, an dem Energie und Hoffnung gespendet werden.
                       Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir begrüßen Sie zurück an Bord, seien
                       Sie herzlich Willkommen, die Reise geht weiter.

                       Steffen Mensching
                       Intendant und Geschäftsführer

Steffen Mensching                                                                                 7
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THEATER IM STADTHAUS
            ↘ S. 13                            ↘ S. 25

Premieren
            Ewig jung                          Carmen
            Songdrama von Erik Gedeon          Ballett von Ivan Alboresi mit
            18.09.2021                         Musik von Georges Bizet /
                                               Rodion Schtschedrin
            ↘ S. 16                            Kooperation mit dem
            fort schreiten                     Theater Nordhausen
            Stück von Konstantin Küspert       08.01.2022
            02.10.2021
                                               ↘ S. 28
            ↘ S. 17                            Die Kehrseite der
            Furor                              Medaille
            Schauspiel von Lutz Hübner         Komödie von Florian Zeller
            und Sarah Nemitz                   29.01.2022
            12.10.2021
                                               ↘ S. 32
            ↘ S. 22                            Der zerbrochne Krug
            Die Glaubensmaschine               Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist
            Stück von Alexi Kaye Campbell      26.03.2022
            27.11.2021

            MEININGER HOF SAALFELD
            ↘ S. 18                            ↘ S. 35
            Der Vetter aus Dingsda             Der Liebestrank
            Operette von Eduard Künneke        Komische Oper von
            Kooperation mit dem                Gaetano Donizetti
            Theater Nordhausen                 Kooperation mit dem
            16.10.2021                         Theater Nordhausen
                                               23.04.2022
            ↘ S. 31
            Die Hochzeit des Figaro
            Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
            Kooperation mit dem
            Lyric Opera Studio Weimar
            05.03.2022
                                                                                   9
"Es ist nicht alles mehr wie sonst - Es ist ein Wandel vorgegangen." - www.theater-rudolstadt.de - Theater Rudolstadt
SCHMINKKASTEN                        SOMMERTHEATER AUF                  JUNGES THEATER
                                     SCHLOSS HEIDECKSBURG

↘ S. 23                              ↘ S. 37                            0 ab 5 Jahren    ↘ S. 70              0 ab 5 Jahren    ↘ S. 73
Die Nacht der Nächte                 Eine Mittsommer-                   Rumpelstilzchen                    Mein kleiner Bruder
Zum Weihnachtsfeste nur das Beste!   nachts-Sex-Komödie                 Kinderstück von Irene Budischowsky Amadeus
Ein literarisch-musikalisches        Schauspiel von Woody Allen         frei nach den Gebrüdern Grimm         Mozart für Anfänger!
Programm                             17.06.2022                         06.11.2021, Theater im Stadthaus      Theaterkonzert
Dezember 2021                                                                                                 Kooperation mit Peter Lutz &

↘ S. 33
                                     0 ab 5 Jahren   ↘ S. 38            0 ab 10 Jahren   ↘ S. 69              TheaterFusion, Berlin
                                     Das Dschungelbuch                  Kleider, Kleider,                     23.03.2022, Meininger Hof Saalfeld
Will alles wagen …                   Kinderstück nach Rudyard Kipling   Kleider
Ein Holger-Biege-Liederabend         Bühnenfassung von Rüdiger Pape     Bewegungstheater von David Williams   0 ab 2 Jahren    ↘ S. 74
Frühjahr 2022                        30.06.2022                         Gastspiel des Landestheaters          In der Schwebe
                                                                        Eisenach                              Theater für die Allerkleinsten
                                                                        09.11.2021, theater tumult            von Esther Jurkiewicz
                                                                                                              Gastspiel des Landestheaters
                                                                        0 ab 3 Jahren ↘ S. 69                 Eisenach
                                                                        Von Fischen und                       27.04.2022, theater tumult
                                                                        Wünschen
                                                                        Wir fahren zusammen ans
                                                                        Meer – Kinderliederkonzert            PRODUKTION DES
                                                                        04.01.2022, Schminkkasten             THEATERJUGENDCLUBS
                                                                        0 ab 14 Jahren ↘ S. 74
                                                                        Der Schimmelreiter                    0 ab 13 Jahren    ↘ S. 75
                                                                        Nach Theodor Storm in einer           VOR?Spiel!
                                                                        Fassung von John von Düffel           Eine Stückentwicklung des
         Wir informieren                                                Gastspiel des Landestheaters          TheaterJugendClubs über Identität
      Sie über Änderungen                                               Eisenach                              und Selbst(er)findung
         stets aktuell auf                                              09.03.2022, Theater im Stadthaus      31.03.2022, theater tumult
       unserer Webseite!

                                                                                   Sowie Das Dschungelbuch
                                                                                   als Sommertheater

10                                                                                                                                                11
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Ewig jung
                                       Songdrama von Erik Gedeon
                                       Das Alter ist die beste Zeit für Skandale. Auch mausgraue Panther haben
                                       noch Krallen und Biss! Der Autor und Komponist Erik Gedeon schuf mit
                                       »Ewig jung« ein anarchistisch-anrührendes Bühnenspektakel, das unsere
                                       Vorstellung von einem beschaulichen Lebensabend um einige Verrückt-
                                       heiten bereichert.
                                           Wir schreiben das Jahr 2060. Das Theater Rudolstadt wurde vor
                                       geraumer Zeit geschlossen und zu einem Altenheim für hochbetagte
                                       Schauspieler umgebaut. Da sitzen die greisen Mimen nun auf verstaubten
                                       Fundusmöbeln vor dem Eisernen Vorhang und schwelgen – die eigenen
                                       Sternstunden mit Shakespeare und Tschechow vor Augen – in glorrei-
                                       chen Zeiten. Man ist gemeinsam alt geworden und bekennt sich unterei-
                                       nander zu seinen Macken und Marotten. Alles könnte so schön sein, wäre
                                       da nicht Oberschwester Angelika, eine Fachkraft für schlechte Laune, die
                                       ihre Schützlinge nicht nur mit Kinderliedern zum Mitklatschen malt-
                                       rätiert, sondern ihnen durch Vorträge über Krankheit und Sterben die
                                       ganze Stimmung versaut. Kaum aber verlässt die Betreuerin den Raum,
                                       erwacht bei den Bühnenhelden a. D. die unterdrückte Lebensgier. Mit
                                       einem Sack unsterblicher Hits im Gepäck, von »I Love Rock'n'Roll« bis
                                       »Born to be wild«, lassen sie musikalisch die Sau raus und üben den
                                       Aufstand gegen den Fluch der Vergänglichkeit. »Lerne alt zu werden mit
                                       einem jungen Herzen. Das ist die Kunst.« Goethes Maxime gilt für jeden,
                                       aber für pensionierte ­Theaterteufel besonders! Es steckt verdammt viel
                                       Renitenz in dieser Senioren-Residenz.

                                       Regie: Steffen Mensching
                                       Musikalische Leitung: Thomas Voigt
                                       Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres

                                       Premiere          Theater im
                       Johannes Arpe   18.09.2021        Stadthaus
Name, Schauspielerin
                                                                                                            13
"Es ist nicht alles mehr wie sonst - Es ist ein Wandel vorgegangen." - www.theater-rudolstadt.de - Theater Rudolstadt
Name, Schauspieler

Ute Schmidt

              Jochen Ganser
fort schreiten                                                              Furor
Stück von Konstantin Küspert                                                Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
Willkommen in der Zukunft, willkommen an Bord einer interstellaren          »Furor« steht für Gedankenwut, Raserei und führt in den sozialen M  ­ edien
Arche am Rand des Sonnensystems! »Grande Paso«, zu Deutsch »Großer          immer öfter zu einem Spiel mit dem Feuer. Kurz vor Beginn seines Wahl-
Schritt«, heißt das Raumschiff, gesteuert von einer Besatzung aus mehre-    kampfes läuft dem Bürgermeisterkandidaten Heiko Braubach ein junger
ren Generationen. Das Ziel der Mission: die Rettung der Menschheit, denn    Mann unter Drogeneinfluss vors Auto. Sein Leben lang wird er wohl im
die Erde ist komplett unbewohnbar geworden. Da die Suche nach einem         Rollstuhl sitzen. Braubach, den – laut polizeilicher Untersuchung – ­keine
neuen Heimatplaneten sich über eine halbe Ewigkeit hinzieht, hat die        Schuld trifft, bietet der Mutter Nele Siebold dennoch Hilfe an. Er ver-
Crew Gelegenheit, gründlich über die vergangene Erdenzeit nachzuden-        spricht ihr, sich persönlich um die Reha-Maßnahme und einen Ausbil-
ken. Mit der »Schöpfung« scheint doch allerhand schiefgegangen zu sein.     dungsplatz für den Jungen zu kümmern. Siebold, die jeden Cent gebrau-
In solcher Lage braucht es viel schwarzen Humor, eine Engelsgeduld und      chen kann, zeigt sich erst skeptisch, nimmt aber schließlich die Vorschläge
Nervenstärke. Ständig muss improvisiert werden, die Technik streikt, und    Braubachs dankbar an. Eine Einigung scheint in Sicht, doch plötzlich
die Roboter maßen sich Kompetenzen an, die ihnen nicht zustehen. Ist die    taucht Siebolds Neffe Jerome auf. Der glaubt Braubach kein Wort und
Besatzung längst Sklave ihrer selbsterschaffenen Künstlichen Intelligenz?   stellt seine hehren Motive komplett in Frage. Er mache das doch alles nur
Als die Computer melden: Asteroid auf Kollisionskurs!, kommt der kri-       seines Images wegen! Überhaupt hält Jerome nicht viel von Politikern und
tische Moment, der in keinem Weltraumabenteuer fehlen darf. Doch die        spricht in Parolen von »Systempresse« und »denen da oben«. Und Brau-
Landung auf dem neuen Planeten gelingt mit Ach und Krach. Beim großen       bach? Er erwidert mit einstudierten liberalen Statements. Es ent­wickelt
Finale allerdings erhebt plötzlich ein Zukunftsprophet aus der Vergangen-   sich ein wendungsreicher Schlagabtausch zwischen dem hasserfüllten
heit seine Stimme und liest den Neuankömmlingen die Leviten! Wird die       Außenseiter Jerome und dem abgebrühten Politiker …
schöne neue Welt bald genau wie die alte sein?
                                                                                  Das erfolgreiche Autorengespann Lutz Hübner und Sarah ­Nemitz
      Konstantin Küspert, Jahrgang 1982, zählt zu den aufregenden                 bringt seit Jahren brisante gesellschaftliche Themen auf die
      jüngeren Gegenwartsautoren. Sein unterhaltsames Science-­                   ­Bühne. So auch im Kammerspiel »Furor«. In rasanten Dialogen
      Fiction-Stück stellt gewichtige Fragen. Wohin hat uns der Mythos             zeigt es die Spirale einer argumentativen Auseinandersetzung
      vom Segen des »Höher, schneller, weiter!« gebracht und gibt es               auf, bei der der eigene Standpunkt um jeden Preis verteidigt
      überhaupt noch Möglichkeiten, den entfesselten Modernisierungs-              wird. Verständnis oder Versöhnung? – Fehlanzeige! Ein packen-
      schub mit all seinen Folgen zu kontrollieren? Ein Theaterabend               des Schauspiel über Politikverdrossenheit, Radikalisierung und
      nicht nur für »Trekkies« und »Star Wars«-Fans!                               ­Meinungsmache im Internet, das viele Fragen aufwirft.

Regie: Jens Schmidl
Bühne: Kaspar Zwimpfer
Kostüme: Katharina Piriwe                                                   Regie: Kathrin Brune
Choreografie: Anne Römeth                                                   Bühne und Kostüme: Pia Wessels

Premiere           Theater im                                               Premiere           Theater im
02.10.2021         Stadthaus                                                12.10.2021         Stadthaus
16                                                                                                                                                   17
Der Vetter aus
Dingsda
Operette in drei Akten von Eduard Künneke
Nach einem Lustspiel von Max Kempner-Hochstädt
Libretto von Herman Haller und Rideamus (Fritz Oliven)
Halbszenische Aufführung
Roderich und Julia, sie wären ein Traumpaar! Nur leider sitzt der Vetter
seit sieben langen Jahren in »Dingsda«, einer Stadt in Südostasien,
­deren Namen Julia de Weert sich einfach nicht merken kann. Als allein-
 gelassene Millionärserbin ist die junge Dame verständlicherweise noch
 für weitere Interessenten höchst lukrativ: Ihr Onkel will beispielsweise
 seinen Neffen August auf Teufel komm raus mit ihr verkuppeln. Als
 dann aus heiterem Himmel der vermeintliche Traumprinz ­Roderich
– ausgerechnet an Julias achtzehntem Geburtstag – auftaucht, ist das
 ­Chaos der Gefühle perfekt. Denn Julia findet ihn, dem sie die ewige
  Treue schwur, auf einmal nicht mehr so aufregend, zumindest viel
  ­weniger als den geheimnisvollen Gast im Schloss …
      »Der Vetter aus Dingsda« ist seit seiner Uraufführung vor
         100 Jahren das erfolgreichste Stück des »Königs der Berliner
      ­Operette« Eduard Künneke. Die Mischung aus opernhaften
         Finali mit anspruchsvollen Gesangspartien, spätromantischer
       ­Harmonik, Salonmusik und den Modetänzen Onestep, Shim-
         my und Tango machten das Stück zu einem Welterfolg. Witzige
        ­Duette und Ensembles wie »Onkel und Tante, ja, das sind Ver-
         wandte, die man am liebsten nur von hinten sieht« verströmen
         noch heute das Flair der Goldenen Zwanziger.

Musikalische Leitung: Oliver Weder
Inszenierung: Anette Leistenschneider
Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning
Kostüme: Anja Schulz-Hentrich

Premiere           Meininger Hof      Kooperation mit dem
16.10.2021         Saalfeld           Theater Nordhausen                    Marcus Ostberg

18
Matthias Winde, Hans Burkia, Ulrike Gronow   Rayk Gaida
Die Glaubens-                                                                Die Nacht der
maschine                                                                     Nächte
Stück von Alexi Kaye Campbell                                                Zum Weihnachtsfeste nur das Beste!
Deutsch von Max Faber                                                        Ein literarisch-musikalisches Programm
Wer vermutet, hinter dem Titel verbirgt sich ein akademisches Lehrstück,     Wird Weihnachten 2021 wieder ein frohes Fest sein? Wo sich die ganze
liegt falsch. Dieses Drama steckt voller exemplarischer Lebensentwürfe.      ­Familie begegnet, man sich in die Arme fällt, dankend die Hände reicht
Es bietet Witz, schnelle Dialoge und Menschen mit Ecken und Kanten.           und gemeinsam singt – unter dem Baum oder in der gut gefüllten Kirche,
Die Theater-Zeitreise, die zwischen den Jahren 1998 und 2011 hin und          während es draußen schneit? Wer hofft das nicht, nach all den Entbehrun-
her springt, erzählt von Liebe, Trennung, neuen Hoffnungen, Umkehr            gen und Nöten der letzten Zeit. Aber innere Einkehr und ein entspanntes
und Einkehr. Griechenland, New York, London, so viele Spielorte, so           Miteinander sind an den Feiertagen keine Selbstverständlichkeit. Doch
reich ist das Stück an Protagonisten. Da gibt es Sophie, die ihren Gelieb-    vielleicht schaffen wir es ja in diesem Jahr, mit dem Shoppingwahn und
ten vor die Wahl stellt, sich für sie und ihre Überzeugungen und deshalb      der Völlerei endlich Schluss zu machen und uns stattdessen auf das wirk-
gegen seinen lukrativen Job zu entscheiden. Da ist Edward, der Priester,      lich Wesentliche zu besinnen. Damit Sie für die allerheiligsten Tage
der sein Kirchenamt an den Nagel hängte und auf der Insel Patmos ein          im Jahr bestens gerüstet sind, machen sich drei Künstler vom Theater
Refugium sucht. Ebenso begegnen wir Tatjana, Edwards Haushaltshilfe,          ­Rudolstadt zu Ihnen auf den Weg. In ihrem Gepäck ein Sack voller Ge-
die die Ukraine verließ und großen Versprechungen auf den Leim ging.           schichten, Gedichte, Lieder und geeigneter Rezepte zum Weihnachtsfest.
Und nicht zuletzt Tom, dem hochbegabten Autor, der in der korrupten            Von ­komisch bis skurril, von heiter bis nachdenklich.
Werbebranche reich wurde und an seiner Liebe festhalten will.
     Wie soll man leben? Welchen Preis sind wir bereit für Erfolg oder
Einflussnahme zu zahlen? Was ist uns wirklich etwas wert und was tun
wir dafür? Campbells Stück hat durch die Erfahrungen der Corona-Pan-
demie mit Sicherheit an Brisanz gewonnen. ­Menschen brauchen Halt in
ihrem Glauben, müssen ihn aber immer wieder auf die Probe stellen ...

Alexi Kaye Campbell, geboren 1966, arbeitete, bevor er sich dem Schrei-
ben zuwandte, zunächst als Schauspieler, unter anderem bei der Royal
Shakespeare Company. »Die Glaubensmaschine« wurde 2011 in London
uraufgeführt.

                                                                             Szenische Einrichtung: Katja Stoppa
Regie: Alejandro Quintana                                                    Musikalische Einstudierung: Thomas Voigt
Bühne und Kostüme: Andrea Eisensee                                           Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres

Premiere           Theater im                                                Premiere           Schmink­
27.11.2021         Stadthaus                                                 Dezember           kasten/mobil
22                                                                                                                                                  23
Verena Blankenburg
                     Carmen
                     Ballett von Ivan Alboresi mit Musik von
                     Georges Bizet / Rodion Schtschedrin
                     Die tragische Liebesgeschichte zwischen der Zigarettenfabrikarbeiterin
                     ­Carmen und dem Sergeanten Don José, die zunächst 1847 als franzö­
                      sische Novelle von Prosper Mérimée erschienen war, inspirierte den
                      Kompo­nisten Georges Bizet zu seiner berühmt gewordenen Oper »Car-
                      men«. Gleich zu Beginn verrät die Musik, dass die Affäre der leiden-
                      schaftlichen, nach Unabhängigkeit strebenden Carmen und dem gesell-
                      schaftlich angepassten und schnell eifersüchtigen Don José nur tödlich
                      enden kann. Ein exotisches Milieu, das musikalisch seinen Ausdruck in
                      einer besonderen Farbigkeit der Partitur findet, feurige Rhythmen und
                      nicht zuletzt eine spannende Handlung machten die Oper unsterblich.
                          Der russische Komponist Rodion Schtschedrin hat weite Teile von
                      Bizets Partitur – darunter Highlights wie Carmens »Habanera« oder das
                      Torrero-Lied des Stierkämpfers Escamillo – in eine effektvolle Fassung
                      für Streichorchester und Schlagwerk überführt. Dem Ballettdirektor Ivan
                      Alboresi dient diese Bearbeitung als Ausgangspunkt für sein neues Hand-
                      lungsballett.
                           Übrigens: Dass Bizets Musik ein Vertanzen geradezu herausfor-
                           dert, fand auch der Produzent Horant H. Hohlfeld, als er im Jahr
                           1990 für seinen Tanzfilm »Carmen on Ice« eine Choreografie für
                           Eiskunstläufer entwickelte. Die Titelrolle besetzte er prominent
                           mit Katharina Witt. Sie war schon 1988 bei den Olympischen
                           Spielen in Calgary in einer Kür zu Bizets Musik als Carmen ange-
                           treten und wurde damit Olympiasiegerin.

                     Choreografie: Ivan Alboresi
                     Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning
                     Kostüme: Birte Wallbaum

                     Premiere          Theater im         Kooperation mit dem
                     08.01.2022        Stadthaus          Theater Nordhausen
                                                                                          25
Kathrin Horodynski

                     Anne Kies
Die Kehrseite der
Medaille
Komödie von Florian Zeller / Deutsch von Annette und Paul Bäcker
Männer denken immer nur an das »Eine« und die werte Damenwelt
spricht nie aus, was bei ihr im »Oberstübchen« eigentlich los ist. Ein
Haufen Klischees!? Wenn man doch nur einmal die Möglichkeit hätte, die
Hintergedanken und das abgründige Kopfkino seines Gegenübers unge-
filtert kennenzulernen ... Liebes Publikum, bei diesem Theaterabend ist
genau das möglich!
     Daniel, gut situierter Verlagsmitarbeiter, hat seinen Freund Patrick
nach Hause eingeladen. So weit, so gut. Dumm nur, dass Patrick gerade
seine Frau Laurence verlassen hat, nicht einfach so, sondern für eine sehr
attraktive und viel jüngere Frau. Und er bringt die neue Flamme, Emma,
gleich mit zum Abendessen. Knifflig wird die Situation dadurch, dass
Patricks Ex und Daniels Frau, Isabelle, die besten Freundinnen sind. Wie
soll sich das in die Jahre gekommene Paar beim Antrittsbesuch der frisch
Verliebten verhalten? Aufgeschlossen, ablehnend oder am besten so tun,
als wäre dieser Partnerwechsel die normalste Sache der Welt? Hinter der
kultivierten Konversationsfassade verbergen sich jede Menge emotiona-
ler Sprengstoff und etliche Fallstricke. Die ganze Dimension der doppel-
bödigen Zimmerschlacht entfaltet sich erst durch den Kunstgriff des
Autors: Er lässt parallel zu den gesagten auch noch die ungesagten Worte
für das Publikum hörbar werden!
      Florian Zeller, 1979 in Paris geboren, ist ein mit zahlreichen
      Preisen ausgezeichneter Dramatiker und Regisseur. Mit der
      »Kehrseite der Medaille« gelang ihm nach »Die Wahrheit« – einst
      Dauerbrenner am Theater Rudolstadt – ein erneuter Theater-
      Coup. Das brillant konstruierte Boulevardstück ist entlarvende
      Geschlechtersatire und zugleich ein genaues Psychogramm über
      die Kunst, sich und andere ins Unglück zu katapultieren.

Regie: Herbert Olschok
Bühne und Kostüme: Sabine Pommerening

Premiere           Theater im                                                Benjamin Petschke
29.01.2022         Stadthaus
28
Die Hochzeit
                                  des Figaro
                                  Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
                                  Libretto von Lorenzo Da Ponte
                                  In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
                                  »Se vuol ballare, Signor Contino …« In Mozarts Oper »Figaros Hochzeit«
                                  riskiert der Titelheld gegenüber seinem Vorgesetzten eine ziemlich dicke
                                  Lippe. Das angebotene Tänzchen könnte schnell in eine Prügelei ausarten.
                                  Nicht ohne Grund: Graf Almaviva begehrt Figaros Verlobte Susanna in
                                  der Hochzeitsnacht für sich. Aber da die Braut von diesen Plänen wenig
                                  begeistert ist, heckt sie zusammen mit der Gräfin ein Verwirrspiel aus, um
                                  den Lüstling gehörig hinters Licht zu führen. Die Vorlage der Oper, die
                                  frivole, hochpolitische Komödie »Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit« von
                                  Beaumarchais wurde 1784 in Paris uraufgeführt. »In diesem Stück war die
                                  Französische Revolution bereits am Werk«, schrieb kein Geringerer als
                                  Napoleon.

                                        Da Ponte gelingt es im Libretto, das Verwirrspiel der Schauspiel-
                                        vorlage beizubehalten, und zugleich Raum für Arienmomente und
                                        Ensembleszenen zu schaffen. Mozarts vielfarbige Musik verleiht
                                        Personen wie der Gräfin Almaviva eine Charaktertiefe, die sie in
                                        der Komödie von Beaumarchais nicht hat. Zusätzlich gibt es We-
                                        niges auf der Opernbühne, das an musikalischem Witz und Tempo
                                        dem großen Finale des »Figaro« gleichkäme. Die Kooperation des
                                        Lyric Opera Studio Weimar mit den Thüringer Symphonikern
                                        garantiert viel Spielfreude und frische, jugendliche Stimmen auf
                                        der großen Bühne.

                                  Musikalische Leitung: Oliver Weder
                                  Inszenierung: Damon Nestor Ploumis
                                  Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres

                                  Premiere           Meininger Hof      Kooperation mit dem
                                  05.03.2022         Saalfeld           Lyric Opera Studio Weimar
Johannes Geißer, Katrin Strocka                                                                          31
Der zerbrochne                                                               Will alles wagen …
Krug                                                                         Ein Holger-Biege-Liederabend
                                                                             »Wenn Holger sich ans Klavier setzte und zu singen begann, herrschte
Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist                                        schlagartig Ruhe im Saal. Jeder, aber auch wirklich jeder hörte ihm zu.«
Scherben bringen Glück, behauptet das Sprichwort. Anders in dieser           So beschreibt Gerd Christian die Kunst seines Bruders. Holger Biege war
Geschichte, bei der sich aus einer scheinbaren Bagatelle ein zünftiger       ein Ausnahmetalent. Wenn er sang, stand buchstäblich die Welt für einen
Skandal entwickelt. Frau Marthe Rull tritt vor den Dorfrichter Adam mit      kurzen Moment still. Mit enormer Bühnenpräsenz und klugen Texten zog
einem lädierten Stück Steingut und einem konkreten Verdacht. Denn            er die Zuhörer in seinen Bann. Er war ein Perfektionist – sensibel und
nicht nur ihr wertvoller Krug ist dahin, sondern, so vermutet Marthe,        kompromisslos. Sein starker Groove und der unfassbare Soul in seiner
auch die Ehre ihrer Tochter Eve. In deren Zimmer ging das Corpus Delicti     Stimme brachten ihm in Musikerkreisen den Spitznamen »Stevie Won-
zu Bruch, während sich ihr des Nachts ein männlicher Besucher aufdring-      der des Ostens« ein. Seine erste LP »Wenn der Abend kommt« machte
lich näherte. Sie beschuldigt Ruprecht, Eves Verlobten, der Tat. Der wird    ihn auf der Stelle berühmt. Songs wie »Will alles wagen« oder »Deine
nun in Begleitung seines Vaters zusammen mit weiteren Zeugen verhört.        Liebe und mein Lied« beschrieben Verluste, unerfüllte Sehnsüchte und
Jeder Vorgeladene pocht vor Gericht auf seine ganz eigene Wahrheit.          das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Nicht vordergründig poli-
Und bei all dem Durcheinander und der Vielzahl der Perspektiven auf          tisch, galt Biege als unangepasst. 1983 kehrte er nach einem West­-Berlin­
das Geschehen gerät der eigentliche Hüter der Ordnung, Richter Adam,         Gastspiel nicht mehr in die DDR zurück. Die Hoffnung auf eine Karriere
zunehmend ins Visier der Ermittlungen. Im haarsträubenden Selbstbe-          im Westen erfüllte sich nur teilweise. Anspruchsvoller deutscher Lieder­
hauptungskampf, jeglichen Verdacht von sich ablenkend, versucht er,          macher-Pop kam bei der Masse nicht an. Der Künstler Biege war den
mit spitzfindigen Mitteln und doppelzüngigen Reden seinen Kopf aus           Plattenbossen im Westen zu sperrig; er eckte an. Mit Gelegenheitsjobs
der Schlinge zu ziehen. Dummerweise erscheint zur Unzeit der hohe            als Musik-Gutachter und Lagerarbeiter schlug er sich durch. Der Traum
­Gerichtsrat Walter, der die Verhandlungen mit Argusaugen überwacht          eines groß geplanten Come-Backs im Jahre 2012 zerplatzte: Holger Biege
 und höchst eigensüchtige Interessen verfolgt.                               erkrankte und kehrte nicht wieder auf die Bühne zurück. Die Welt drehte
                                                                             sich weiter. Doch an diesem Abend wird sie durch seine Lieder wieder für
      In fast obsessiver Weise führte Heinrich von Kleist in seinen Dra-
                                                                             ein paar kurze Momente innehalten ...
      men und Erzählungen die bestehenden Ordnungen und Regeln
      seiner Zeit an die Grenze der Belastbarkeit. So auch hier. Am Ende           Dieser Liederabend zeichnet ein sehr persönliches Portrait des viel
      des Lustspiels steht so manches auf dem Prüfstand: Liebe, Familie,           zu früh verstorbenen Künstlers Holger Biege (1952-2018). Zu-
      Staatsraison, Unschuld. Bei seiner Uraufführung 1808 im Weima-               gleich erzählt er von der großen Liebe zu seiner Frau Cordelia.
      rer Hoftheater noch ausgepfiffen, gilt Heinrich von Kleists Stück ob
      seines brillanten Sprachwitzes längst als eine der, wenn nicht gar
      als die turbulenteste Gerichtskomödie deutscher Sprache.

Regie: Markus Fennert                                                        Szenische Einrichtung: Judith Zieprig
Bühne und Kostüme: Teresa Monfared                                           Bühne und Kostüme: Monika Maria Cleres

Premiere          Theater im                                                 Premiere           Schmink-
26.03.2022        Stadthaus                                                  im Frühjahr        kasten
32                                                                                                                                                  33
Kathrin Horodynski     Der Liebestrank
                       Komische Oper in zwei Akten von Gaetano Donizetti
                       Libretto von Felice Romani
                       Halbszenische Aufführung in italienischer
                       Sprache mit deutschen Übertiteln
                       Einen Zaubersaft, der verliebt macht. Der Bauer Nemorino will ihn unbe-
                       dingt haben, um die reiche und schöne Adina ganz für sich zu gewinnen.
                       Als der reisende Quacksalber Dulcamara ihm ein unwiderstehliches An-
                       gebot unterbreitet, greift der junge Mann sofort zu. Dass der Liebestrank
                       lediglich ein edler Bordeaux ist, weiß er nicht. Nemorino gibt sein gesam-
                       tes Erspartes aus, auch weil mit dem Sergeanten Belcore ein gefährlicher
                       Nebenbuhler aufgetaucht ist. Zu seinem Schmerz geht Adina auf die
                       Avancen des Soldaten ein, während sie für Nemorino anscheinend nur
                       Spott übrig hat. Der Zurückgewiesene probiert den Liebestrank zuerst an
                       sich selbst aus. Und das Placebo wirkt: Die entspannende Wirkung des
                       Bordeaux macht ihn so attraktiv, dass Adina ihre sofortige Hochzeit mit
                       dem Sergeanten verkündet, aber nur, um Nemorino noch eifersüchtiger
                       zu machen. Doch dank einer überraschenden Erbschaft ändert sich alles.
                       Plötzlich wird Nemorino von einer ganzen Reihe von Mädchen um-
                       schwärmt …
                             Seit ihrer Uraufführung 1832 in Mailand hält sich Donizettis Oper
                             »L’elisir d’amore« auf den Spielplänen der ganzen Welt. Dies
                             liegt nicht nur an den gelungenen komischen Szenen, sondern
                             vor allem an der perfekt ausgewogenen, aber nie sentimentalen
                             Melodik der Belcanto-Arien. Die raschen Stimmungsumschwünge
                             der Protagonisten – von »himmelhochjauchzend« bis zu »schwer
                             betrübt« – zeichnet der Komponist einfühlsam nach, ohne der
                             Komödie im Ganzen ihre Leichtigkeit zu nehmen.

                       Musikalische Leitung: Oliver Weder
                       Inszenierung: Anette Leistenschneider
                       Bühne: Wolfgang Kurima Rauschning
                       Kostüme: Anja Schulz-Hentrich

                       Premiere           Meininger Hof      Kooperation mit dem
                       23.04.2022         Saalfeld           Theater Nordhausen
Markus Seidensticker                                                                          35
Eine Mittsommernachts-
          Sex-Komödie
          Schauspiel von Woody Allen
Sommer
Sommer
Sommer
          Bearbeitet und übersetzt von Jürgen Fischer

Theater
          Was machen überreizte Städter ab Mitte Juni? Na klar, sie fliehen zur
          Erholung in die Sommerfrische. Für ein Paar mit Sexproblemen kann so
          eine Auszeit zu einer echten Prüfung werden. Schon seit ­Monaten weicht
          Adrian, eine junge New ­Yorkerin, ihrem Ehemann ­Andrew aus. Als Besuch
          in das Landhaus einzieht, verschärft sich die Lage. Maxwell, ein Frauen-
          schwarm, und seine zwanzig Jahre jüngere ­Geliebte können ihr erotisches
          Verlangen nicht zügeln. Als ­Adrians ­Cousin mit seiner Braut eintrifft,
          brennt vollends die Luft. Denn Ariel ist die ­unerfüllte große Liebe von
          Andrew. Ihre Wirkung auf das andere ­Geschlecht ist so umwerfend, dass
          ihr auch Maxwell sofort verfällt. Da Ariel beiden wechselweise Hoffnung
          macht, stürzen sich die ­Kontrahenten, übermannt von ihren Gefühlen,
          blindlings in den ­Liebeskampf. In einer lauen Sommernacht, tief im Wald,
          brennen bei ­allen Beteiligten die Sicherungen durch. Was ein bisschen
          Sommer­hitze so alles anrichten kann …?
                Woody Allens »A Midsummer Night’s Sex Comedy« zog Anfang
                der Achtziger Millionen Zuschauer in die Kinos. In Anlehnung an
                Shakespeare, Freud und Ingmar Bergman schuf der Regisseur
                und Drehbuchautor ein irrwitziges Spiel voller ironischer Wen-
                dungen und hintersinniger Dialoge. Sein Ausflug in die Natur
                ist umso erstaunlicher, als der überzeugte Bewohner von Man-
                hattan seine Heimatstadt nur verlässt, wenn es absolut zwin-
                gend ist. Also: Willkommen zum Sommertheater – wenn auf der
                ­Heidecksburg die wild-süßen Begierden der menschlichen Spezies
                und uralte Muster unseres Paarungsverhaltens komödiantisch
                durchleuchtet werden.

          Regie: Philippe Besson
          Bühne und Kostüme: Henrike Engel, Musik: Andreas Dziuk

          Premiere           Schloss
          17.06.2022         Heidecksburg
                                                                                 37
0 ab 5 Jahren
Das Dschungelbuch                                                      Laura Bettinger
Kinderstück nach Rudyard Kipling
Bühnenfassung von Rüdiger Pape
Der kleine Mogli, seinen Eltern als Säugling aus dem Dorf ge-
raubt, hat bei den Wölfen eine neue Familie gefunden. Doch was
wäre der mutige Junge ohne treue Freunde an seiner Seite? Balu,
der gutmütige Bär, und der clevere ­Panther Baghira bringen dem
Menschenkind die Gesetze des Dschungels bei. Dort herrscht
viel Trubel, aber noch mehr Gefahr. Der Tiger Shir Khan, der das
Feuer fürchtet und die Menschen verabscheut, sinnt auf Rache
an Mogli. Damit nicht genug. Auch die streitsüchtige Affenbande,
die sich in der Ruinenstadt niedergelassen hat, treibt haarsträu-
benden Unfug und sorgt für Chaos.
      Die Geschichte des britischen Autors und Nobelpreisträgers
      Rudyard Kipling (1865–1936) über das Dschungelkind und
      seine spannungsvolle Existenz zwischen den Welten erschien
      erstmalig 1894 unter dem Originaltitel »The Jungle Book«.
      Der Regisseur und Autor Rüdiger Pape schuf dazu eine rasante
      Bühnenfassung mit tierisch guten Liedern. Mit der Aufführung
      des beliebten Kinderbuchklassikers auf der Schlossterrasse der
      Heidecksburg bieten wir erstmals ein Bühnenspektakel extra
      für unsere jungen und junggebliebenen Zuschauer an, ob mit
      dem Kindergarten, der Schule oder im Kreis der Familie.

Regie: Robert Neumann
Bühne: Henrike Engel
Kostüme: Caroline Reuss
Choreografie: Nadja Raszewski
Musik: Andreas Dziuk

Premiere          Schloss
30.06.2022        Heidecksburg
38
Oliver Weder, Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt
Grußwort

                                               Sehr verehrte, liebe Musikfreunde,
                                               die Sehnsucht nach dem wunderbaren Land der Musik, das Hermann Hesse
               »Jedes Mal, wenn ich            beschreibt, ist lange nicht erfüllt worden. Wer hätte gedacht, dass wir so lange
               Musik hörte, hatte ich die      verstummen, dass es nicht mehr summt und brummt in unseren Proben- und
               Empfindung, ich schaue          Konzertsälen, sondern so schrecklich still geworden ist um das Theater und
               durch ein plötzlich             sein Orchester. Wo man sonst Musiker präludierend auf Korridoren und in
               geöffnetes Tor in ein           jedem freien Zimmer traf, wo sich Sänger einsangen und schon einmal die
               wunderbares Land …«
                                               Hochspannung des Opernabends vorwegnahmen, da war es zuletzt stumm
               Hermann Hesse
                                               und dunkel.
                                               Das heißt aber nicht, dass wir untätig waren: Die Orchestermusiker haben
                                               täglich diszipliniert geübt, um fit für einen Neustart zu sein, es wurde geplant,
                                               verworfen und wieder geplant, und hier stehen wir jetzt mit einer hoffentlich
                                               üppigen und abwechslungsreichen Konzertsaison für die Musikliebhaber und
                                               Freunde des Orchesters.
                                               Wer unsere Jahreshefte aufmerksam studiert hat, der wird um ein Déjà-vu
                                               nicht herumkommen: Wir haben im vergangenen Jahr so viele Künstler ver-
                                               trösten und ihre mit Fantasie und Geschmack zusammengestellten Program-
                                               me absagen müssen, dass wir zumindest die prominentesten davon nachholen
                                               wollen. Wir haben die Wagner-Sängerin Kirstin Sharpin, die französische
                                               Harfenistin Anaïs Gaudemard und den russischen Pianisten Dmitry Shishkin
                                               wieder für uns verpflichten können, erfolgreiche und bekannte Gastdirigen-
                                               ten bereichern unseren Spielplan und nicht zuletzt stellen sich auch Musiker
                                               unseres Orchesters als Solisten ihrem Publikum vor.
                                               Unsere neue Soloflötistin Asia Safikhanova gestaltet das »Weihnachtskonzert
                                               in Versailles«, »Sissi in Budapest« erleben Sie im Silvesterkonzert und natür-
                                               lich soll es auch im Mai wieder einen rauschenden Orchesterball geben – wir
                                               haben ja einigen Feierbedarf nachzuholen.
                                               Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern im Jahresprogramm der Thü-
                                               ringer Symphoniker, und wir alle freuen uns, Sie in der neuen Saison gesund,
                                               vollzählig und neugierig wieder bei uns begrüßen zu dürfen.

                                               Ihr Oliver Weder
                                               Chefdirigent

Oliver Weder                                                                                                                 43
1. Sinfoniekonzert
            Poetische Zeiten

Sinfonie-
konzerte
            Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Ouvertüre aus der
            Schauspielmusik »Das Kreuz an der Ostsee« (1806)
            Carl Reinecke: Konzert für Harfe und Orchester e-Moll (1884)
            Robert Schumann: 4. Sinfonie d-Moll (1851)
            E. T. A. Hoffmann (1776–1822) war nicht nur ein begnadeter Schrift-
            steller der frühen Romantik, sondern auch Kapellmeister, Komponist,
            Musikkritiker und Karikaturist – und das alles neben seiner Arbeit in
            der Amtsstube. Acht Opern, Singspiele und noch mehr effektvolle Büh-
            nenmusiken komponierte der Wahlberliner – darunter auch zu dem
            Schauspiel »Das Kreuz an der Ostsee«. Ein großer Erneuerer auf musika­
            lischem Gebiet war Hoffmann dabei nicht, obwohl er den Formrevolu-
            tionär Beethoven hoch verehrte. Seine Rezensionen zu den Arbeiten des
            Kollegen aus Bonn sind Klassiker der Musikkritik geworden. Wie sehr
            hohes literarisches Niveau und subjektive Perspektiven in der Kritik den
            Komponisten zu neuen Formideen inspirieren, zeigt Schumanns vierte
            Sinfonie: Erstmals werden zwischen allen Einzelsätzen fließende Über-
            gänge geschaffen, so dass man den Eindruck eines einsätzigen Werkes
            erhält – voller Poesie und schauspielhafter Überraschungseffekte. Rund
            vierzig Jahre nach Schumann wurde der Komponist und Schriftsteller
            Carl Reinecke Herausgeber der »Neuen Zeitschrift für Musik«. In seinem
            Harfenkonzert zeigt sich Reineckes Experimentierfreude, aber nicht in
            der Struktur der Komposition, sondern vor allem am Ausloten klangli-
            cher Möglichkeiten: Es war das erste Konzert, in dem die damals taufri-
            sche Doppelpedalharfe ihr gesamtes Klangspektrum auffächern konnte.
                  Die Solistin unseres Sinfoniekonzerts ist die junge Anaїs Gaude­
                  mard. Sie wurde beim ARD-Wettbewerb 2015 ausgezeichnet
                  und ist seither eine gefragte Harfenistin auf den großen Bühnen
                  Europas.

            Harfe: Anaïs Gaudemard
            Musikalische Leitung: Oliver Weder

            24./25.09.2021, 19:30 Uhr            Meininger Hof Saalfeld
                                                                                 45
2. Sinfoniekonzert                                                           Evgeny Liatte, Hagen Lusche,
                                                                             Ioan Andreca

Symmetrie und Eleganz
Maurice Ravel: »Le Tombeau de Couperin«, Suite für Orchester (1919)
Gioachino Rossini: »Concerto da Esperimento« für Fagott
und Orchester (1845)
Gabriel Fauré: Pavane für Orchester fis-Moll (1887)
Alberto Ginastera: »Variaciones Concertantes« für Orchester (1953)
Eine Familienzusammenführung über Länder und Generationen hinweg
versuchen wir im 2. Sinfoniekonzert der Saison: Der vielfach ausgezeich­
nete Fagottist der Berliner Philharmoniker, Mor Biron, gastiert bei uns
an der Seite seines Vaters Avner Biron, Gründer des renommierten Isra-
el Camerata Orchesters Jerusalem. Auf dem Programm stehen diesmal
statt gewichtiger Sinfonien kleinere und elegantere Formen, die auch den
Musikern unseres Orchesters kammermusikalische und solistische Talente
abverlangen. Maurice Ravel wählte für sein klingendes »Grabmal für Cou-
perin« die Form der Suite, in der wie bei der Zimmerflucht eines Palastes
ein eleganter höfischer Tanz dem anderen folgt. Auch Ravels Lehrer, Gab-
riel Fauré, war vom Barock fasziniert und komponierte eine moderne Form
der feierlich-gravitätischen Pavane. Alberto Ginasteras vielfarbige »Vari-
aciones Concertantes« sind wiederum durch die Form der Variationen für
Orchester und wechselnde Soloinstrumente mit dem Barock verbunden.
Ginastera behandelt die Musiker einmal nicht als Klangmasse, sondern als
Solistenensemble mit großartigen Freiheiten. Ein zeitgenössisches Vorbild
hingegen hat das »experimentelle Fagottkonzert« Gioachino Rossinis in
dem Konzert für Fagott von Carl Maria von Weber. Ecksätze voller mu-
sikalischem Witz und ein traumhaftes Largo machen es für Solisten und
Publikum gleichermaßen attraktiv.

Fagott: Mor Biron
Musikalische Leitung: Avner Biron

22./23.10.2021, 19:30 Uhr             Meininger Hof Saalfeld
46
3. Sinfoniekonzert
                                            Moskau, Bilder einer Stadt
                                            Dmitri Schostakowitsch: Suite aus der Operette
                                            »Moskau Tscherjomuschki« (1959)
                                            Dmitri Schostakowitsch: 2. Klavierkonzert F-Dur (1957)
                                            Reinhold Glière: »Der Rote Mohn«. Suite aus dem Ballett (1927)
                                            Dario Marianelli: Orchestersuite zum Film »Anna Karenina« (2012)
                                   BILD 2   »Moskau war, trotz seiner Cafés chantants und seiner Omnibusse, doch
                                            eigentlich nur ein stehender Sumpf.« Mit diesem Satz aus dem Mund von
                                            Anna Kareninas Bruder drückte Leo Tolstoi das gespaltene Verhältnis
                                            vieler Russen zu ihrer Hauptstadt aus: Obwohl die russischste aller Groß-
                                            städte, galt sie doch als wenig kosmopolitisch und elegant im Verhältnis
                                            zur Ostseemetropole Petersburg. Dario Marianellis opulente Musik zum
                                            Kinofilm »Anna Karenina« (2012) kombiniert den Rhythmus der Groß-
                                            stadtbahnhöfe mit der Musik glamouröser Gesellschaftsbälle. Nicht nur
                                            klanglich soll in diesem Konzert das Lebensgefühl der russischen Aristo-
                                            kratie vor der Revolution wiedererweckt werden, auch durch das Dichter­
                                            wort selbst. Intendant Steffen Mensching wird Ausschnitte aus dem
                                            Roman »Anna Karenina« vortragen. Reinhold Glière war über zwanzig
                                            Jahre Kompositionslehrer am Moskauer Konservatorium. Seinen Ruhm
                                            verdankte er vor allem seinen Balletten, die geschickt sowjetische Propa-
                                            gandastoffe mit folkloristischen Musikelementen kombinierten. In dem
                                            Erfolgsstück »Der Rote Mohn« brachte er zusätzlich exotische Tonleitern
                                            und Schlaginstrumente aus dem Nachbarland China auf das Konzert-
                                            podium. Dmitri Schostakowitsch, ein Petersburger, machte sich in seiner
                                            Operette »Moskau Tscherjomuschki« über die architektonische Tristesse
                                            und Korruption in der Hauptstadt lustig. Dabei verarbeitete er Operet-
                                            tenmelodien des 19. Jahrhunderts, Zitate seiner eigenen Filmmusik und
                                            Estrade-Schlager auf kongeniale Weise.

                                            Klavier: Elisaveta Blumina, Sprecher: Steffen Mensching
                                            Musikalische Leitung: Oliver Weder

                                            12./13.11.2021, 19:30 Uhr             Meininger Hof Saalfeld
Daniela Zabloschi, Ralf Sprenger                                                                                   49
Alberto Travagli, Friedbert Quandt

                                     4. Sinfoniekonzert
                                     Klänge der Erinnerung
                                     Tigran Mansurjan: 1. Violinkonzert (1981)
                                     Ernest Bloch: Baal Shem für Violine und Orchester (1939)
                                     Johannes Brahms: 4. Sinfonie e-Moll (1885)
                                     Wer ihn weiß, hat magische Kräfte: den geheimen Namen des biblischen
                                     Gottes. Solche Gelehrte wurden im orthodoxen Judentum »Baal Shem«,
                                     zu Deutsch »Meister des Namens«, genannt. In seiner gleichnamigen
                                     Fantasie für Violine und Sinfonieorchester griff der jüdische Schweizer
                                     Ernest Bloch diese Glaubensvorstellung auf. Elegische ­Geigenmelodien,
                                     deren rhythmische und harmonische Gestalt eine Nähe zu den ­Gesängen
                                     des chassidischen Judentums aufweisen, werden von geheimnisvoll-
                                     dunklen Orchesterklängen eingehüllt.
                                         Ebenfalls mystische ­Vorstellungen – hier des armenischen Chris-
                                     tentums – beeinflussen die Musik Tigran Mansurjans. Er zählt heute zu
                                     den bedeutendsten Komponisten Armeniens. In seinem 1. Violinkon-
                                     zert arbeitete Mansurjan zusätzlich nach Methoden der Zweiten ­Wiener
                                     Schule um Arnold Schönberg. Dadurch entstand eine faszinierende
                                     Mischung aus Reihenkompositionstechnik und orientalisch anmutenden
                                     Tonskalen. Schönberg seinerseits war wiederum ein großer Bewunderer
                                     der Kompositionstechnik von Johannes Brahms. Brahms letzte Sinfonie
                                     zeichnet besonderer Formenreichtum aus, der vom Sonatensatz bis zur
                                     Fuge reicht.
                                           Die Violinistin Anush Nikogoshian und Eduard Topchjan, Chef-
                                           dirigent der Armenischen Nationalphilharmonie, sind unserem
                                           Publikum bereits liebgewonnene Gäste, die das Orchester immer
                                           wieder zu außergewöhnlichen Konzerterlebnissen motiviert haben.

                                     Violine: Anush Nikogoshian
                                     Musikalische Leitung: Eduard Topchjan

                                     14./15.01.2022, 19:30 Uhr            Meininger Hof Saalfeld
                                                                                                          51
5. Sinfoniekonzert
Der Glanz von Paris
Louise Farrenc: Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur (1834)
Camille Saint-Saëns: 2. Klavierkonzert g-Moll (1868)
Théodore Dubois: 2. Sinfonie h-Moll (1913)
Paris! Lange war es die Hauptstadt des bürgerlichen Konzerts. Nirgend-
wo konnte man so viele berühmte Virtuosen und Sinfonieorchester hören
wie in den glanzvollen Konzertsälen und Theatern der Seine-Metropole.
Dieser Aufschwung des öffentlichen Musiklebens verlangte nach ­neuen
Konzertprogrammen, nach musikalischen Raritäten. Wie Detektive
machten sich Musiker und Komponisten in Archiven auf die Suche nach
den musikalischen Schätzen der Vergangenheit. Die Pariserin Louise
Farrenc wurde durch diese Forschungsarbeiten nicht nur eine bekannte
Komponistin, sondern eine der wenigen Musikwissenschaftlerinnen des
19. Jahrhunderts. Robert Schumann lobte ihre Klaviervariationen in der
»Neuen Zeitschrift für Musik«. In Farrencs brillanter Konzertouvertüre
ist das Vorbild Mozart unüberhörbar. Auch Camille Saint-Saëns bediente
sich für sein eigenes Werk bei historischen Vorgängern: So beginnt sein
zweites, hochvirtuoses Klavierkonzert suchend wie ein Cembalo-­Prélude
des Barock, um dann in eine fulminante Konzertkadenz der Belle Époque
zu münden – selbst Walzerzitate fehlen im zweiten Satz nicht. Weitere
musikhistorische Ausflüge dieser Art durchziehen das kontrastreiche
Klavierkonzert. Eine Neuentdeckung verspricht Théodore Dubois opu-
lent-opernhafte Sinfonie in h-Moll, die kurz vor dem ersten Weltkrieg
entstand und stark von den Orchesterwerken Franz Liszts aus den 1850er
Jahren beeinflusst ist – also von einem Stil, der zu dieser Zeit schon
historisch war. Alle drei Komponisten dieses Sinfoniekonzerts verbindet
ein Professorenamt am berühmten Musikkonservatorium von Paris, der
Konzerthauptstadt.

Klavier: Dmitri Schischkin
Musikalische Leitung: Oliver Weder

11./12.02.2022, 19:30 Uhr           Meininger Hof Saalfeld
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6. Sinfoniekonzert                                                          7. Sinfoniekonzert
Tangofieber                                                                 Glaube und Eros
Astor Piazzolla: »Die vier Jahreszeiten« (Cuatro Estaciones Porteñas)       Richard Wagner: Siegfried-Idyll / Vorspiel und Liebestod aus der Oper
für Klavier und Streichorchester (1965–1970) / Milonga del Angel /          »Tristan und Isolde« / »Dich teure Halle« Arie der Elisabeth aus der Oper
Adios Nonino / Chiquilin de Bacchín / Milonga en Ay Menor                   »Tannhäuser« / Suite aus der Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« /
Alberto Ginastera: Suite zum Ballett »Estancia« (1943)                      »Einsam in trüben Tagen« Arie der Elsa aus der Oper »Lohengrin«/
Mozart Camargo Guarnieri: Danza brasileira (1941)                           Ouvertüre zur Oper »Rienzi«
César Guerra-Peixe: Ponteado (1955)
                                                                            »Einen wirklichen Lichtblick gewährte mir die Begegnung mit der Wart-
Leonard Bernstein: On the Town: Three Dance Episodes (1944)
                                                                            burg, an welcher wir in der einzigen sonnenhellen Stunde dieser Reise
Jesús Arturo Márquez: Danzón No. 2 (1994)
                                                                            vorbeifuhren. Der Anblick des Bergschlosses […] regte mich ungemein
Von den Hafenbordellen tanzte er sich in die Cafés von Buenos Aires,        warm an.« Die geschichtsträchtige Burg befand sich zwar noch in einem
um schließlich in Paris und London zum beliebtesten Modetanz vor dem        beklagenswerten Zustand, als Richard Wagner sich von ihr zu seiner Oper
Ersten Weltkrieg zu werden: der Tango. Kaum eine Musik spiegelt das         »Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg« inspirieren ließ,
widersprüchliche Lebensgefühl der argentinischen Hauptstadt besser          doch das stand seinen monumentalen Klangfantasien nicht im Wege. Wie
wider und kein Komponist hat vielschichtigere Tangos geschrieben als        viele seiner europäischen Zeitgenossen war der Komponist von der Epo-
Astor Piazzolla. Im sechsten Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker      che des Mittelalters fasziniert. Auf Legenden und Epen jenes Zeitalters
erklingen seine Cuatro Estaciones Porteñas, das sind vier Tangos, die       fußen auch die Libretti der Opern »Rienzi«, »Lohengrin« und »Tristan
Frühling, Sommer, Herbst und Winter in der argentinischen Hauptstadt        und Isolde«. Immer geht es um das Scheitern einer großen Idee – sei es
nachzeichnen. Geschickt platzierte Dissonanzen, chromatische Spiel­         die Neuordnung des Staates oder die Liebe zweier Personen –, was hohe
figuren und Jazzelemente machen dieses Werk unverwechselbar. Alberto        Dramatik und düstere Orchesterfarben erlaubt. 1870 schrieb Wagner
Ginasteras Ballett »Estancia« ist vom Leben und den Liedern der »gau-       schließlich das »Siegfried-Idyll«, seine einzige sinfonische Dichtung und
chos«, also der argentinischen Cowboys, in der berühmt-berüchtigten         ein kammermusikalisches Werk voller Leichtigkeit und freundlicheren
Pampa inspiriert. Die 1943 dazu entstandene viersätzige Ballett-Suite ist   Klangfarben. In der Urfassung »Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang
bis heute das beliebteste Werk des Argentiniers. Instrumentale Tänze von    und Orange-Sonnenaufgang« tituliert, ist dieser Geburtstagsgruß an sei-
Camargo Guarnieri, César Guerra-Peixe, Leonard Bernstein und Arturo         ne Frau Cosima sowohl als heitere Erinnerung an die Geburt des ersten
Márquez runden dieses musikalische Portrait Südamerikas ab.                 Sohnes Siegfried zu verstehen, als auch Ergebnis der Beschäftigung mit
                                                                            der gewaltigen Musik der Ring-Tetralogie.
      Die brasilianische Dirigentin Ligia Amadio, erstmals am Pult
      der Thüringer Symphoniker, leitet das Philharmonische Orches-               Als Solistin des Abends konnte die junge Preisträgerin des In-
      ter von Montevideo. Der Solist des Abends, Andreas Frölich, ist             ternationalen Wagnerstimmen-Wettbewerbs, Kirstin Sharpin,
      Professor im Fach Klavier an der Hochschule für Musik und Tanz              gewonnen werden. Sie hat sich bereits früh an die dramatischen
      Köln und spielte mit dem Mendelssohn Trio Berlin bereits viele              Partien von Wagner und Richard Strauss gewagt und feiert
      Tangos von Piazzolla ein.                                                   ­damit auf den Opernbühnen weltweit Erfolge.

Klavier: Andreas Frölich                                                    Sopran: Kirstin Sharpin
Musikalische Leitung: Ligia Amadio                                          Musikalische Leitung: Oliver Weder

11./12.03.2022, 19:30 Uhr            Meininger Hof Saalfeld                 08./09.04.2022, 19:30 Uhr             Meininger Hof Saalfeld
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Danut Bighiu, Sima Tirov,
Ekaterina Tolpygo
                            8. Sinfoniekonzert
                            Erhabenes und Unheimliches
                            Heinrich Marschner: Ouvertüre zur Oper »Der Vampyr« (1828)
                            Ludwig van Beethoven: 5. Klavierkonzert Es-Dur (1809)
                            Franz Schubert: 5. Sinfonie B-Dur (D 485) (1813)
                            Untote, Vampire und sogar der Satan persönlich eroberten um 1800 die
                            Opernbühnen. Denn das Unheimliche und Erhabene reizte die Kompo-
                            nisten des 19. Jahrhunderts. Heinrich Marschners Oper »Der Vampyr«
                            ist ein berühmtes Beispiel dafür. Die blutige Düsternis des Stoffes stellt
                            der Komponist schon in der Ouvertüre dank starker Kontraste eindrucks-
                            voll dar. Das Erhabene wiederum faszinierte Ludwig van Beethoven.
                            Dies ist auch in seinem großangelegten Klavierkonzert Nr. 5 zu hören.
                            Wenige Jahre nach seiner Uraufführung im Jahr 1810 erhielt es den Titel
                            »Emperor«. Das Kaiserlich-heroische darin bezieht sich auf den Gestus
                            der Musik, nicht auf Napoleon, wie man vermuten könnte: Das Konzert
                            wurde während der dramatischen Eroberung Wiens durch napoleo-
                            nische Truppen im Jahr 1809 vollendet. Schuberts fünfte Sinfonie, im
                            Geiste Mozarts geschrieben und voller jugendlicher Unbeschwertheit
                            und ­harmonischer Raffinesse, bildet zum Klavierkonzert einen reizvollen
                            Kontrast.
                                  Solistin des Abends ist die junge Erfurterin Katharina Treutler.
                                  Sie konzertierte bereits mit dem London Symphony ­Orchestra,
                                  dem Tokyo Philharmonic Orchestra und dem Baltimore
                                  ­Symphony Orchestra.

                            Klavier: Katharina Treutler
                            Musikalische Leitung: Oliver Weder

                            20./21.05.2022, 19:30 Uhr             Meininger Hof Saalfeld
                                                                                                     57
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