Forschung und Schutz über Grenzen hinweg - AVINEWS APRIL 2022 - Vogelwarte ...
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Kolbenente (Foto: Marcel Burkhardt) AV I N E W S APRIL 2022 Forschung und Schutz über Grenzen hinweg Um Vögel zu erforschen und zu koordinierte die Vogelwarte EBBA2 europäischen Überblick über Ver- möglich, die Aufenthaltsorte von schützen, braucht es Zusammen- zusammen mit einem europäischen breitung und Brutbestände sowie immer kleineren Arten ausserhalb arbeit über Grenzen hinweg. Die Expertenteam und war massgeb- deren saisonale und langfristige der Brutzeit zu ermitteln. Viele die- Vogelwarte beteiligt sich darum seit lich an der Datenanalyse und der Veränderungen. ser Studien mit Geolokatoren wur- langem auch an internationalen Pro- Erstellung von Karten und Texten In verschiedenen Forschungs- den in internationaler Zusammen- jekten. beteiligt. projekten untersucht die Vogel- arbeit durchgeführt. Die Vogelwarte unterstützt warte die Faktoren, welche Öko- Schliesslich koordiniert die Die Schweizerische Vogelwarte überdies weitere internationale logie, Verhalten und Physiologie Vogelwarte im Auftrag des Überein- hat sich der Erforschung und dem Monitoringprojekte, darunter von Vögeln in der Schweiz und kommens zur Erhaltung wandern- Schutz der Vögel und ihrer Lebens- auch die beliebte Citizen-Science- anderswo beeinflussen. So wird der wild lebender Tierarten (CMS), räume verpflichtet. Dieses Enga- Plattform ornitho.ch, auf der Tier- beispielsweise der Vogelzug in das von über 130 Staaten rati- gement erfordert auch eine inter- beobachtungen online oder mit der Schweiz seit den späten Sech- fiziert wurde, seit 2021 den afri- nationale Perspektive, weshalb der «NaturaList»-App gemeldet zigerjahren mit speziellen Radar- kanisch-eurasischen Aktionsplan grenzüberschreitende Projekte werden können. Die Vogelwarte systemen erforscht und konnte da- für ziehende Landvögel (AEMLAP). und Kooperationen der Vogel- spielte eine Schlüsselrolle bei der nach in den Mittelmeerraum und Der AEMLAP will die Situation für warte eine lange Tradition haben. Entwicklung und Bekanntmachung in die Sahara ausgeweitet werden. ziehende Landvögel durch inter- Das aktuellste Beispiel ist die von ornitho.ch, zunächst in der In neuster Zeit werden europaweit national koordinierte Massnahmen 22. Konferenz des European Bird Schweiz und später in anderen Län- Wetterradarstationen eingesetzt, in der afrikanisch-eurasischen Re- Census Council (EBCC) im April dern Europas. Sie war ausserdem um Bewegungen von Vögeln und gion verbessern, mit dem Ziel, diese 2022 in Luzern. an der Gründung des EuroBirdPor- Insekten auf dem ganzen Konti- Arten zu schützen und zu fördern Ein weiteres Beispiel ist der tal (EBP) und dem Pan-European nent quantitativ zu erfassen. Mit und die nachhaltige Nutzung ihrer 2020 veröffentlichte zweite Euro- Common Bird Monitoring Scheme dem Einsatz von Geolokatoren, an Lebensräume sicherzustellen. päische Brutvogelatlas (EBBA2). (PECBMS) beteiligt. Diese Pro- deren Entwicklung die Vogelwarte Unter der Federführung des EBCC jekte ermöglichen einen gesamt- massgeblich beteiligt war, wurde es Gilberto Pasinelli
AVINEWS APRIL 2022: IM FOKUS Vögel zählen rund ums Jahr tiven Erhebungen für die Brut- vogelatlanten 1993–1996 und 2013–2016 wurden mit dieser Methode durchgeführt. Stan- dard ist die dreimalige Begehung eines Gebiets, doch werden al- pine Flächen in der Regel nur zweimal, Feuchtgebiete und Spezialhabitate dagegen fünf bis sechsmal begangen. Um die Revierkartierungs- methode möglichst einfach und standardisiert zu hand- haben, kommen verschiedene Hilfsmittel zum Einsatz: Die Mit- arbeitenden erhalten präzise Kar- ten, auf denen die Routen und die Aufenthaltsdauer im Quadrat vorgegeben sind, und spät ein- treffende Zugvögel dürfen erst ab einem bestimmten Datum Späte Ausaperung, Steinschlag, rasche Wetterumschläge und lange Anmärsche machen Erhebungen in der alpinen Stufe gezählt werden. Eine vom Dach- zur Herausforderung (Foto: Roman Graf). verband Deutscher Avifaunisten (DDA) entwickelte Kartierapp, ein Digitalisierungstool (Terri- Eine Kernaufgabe der Schweizeri- auf über 300 Gewässer- der ganzen Schweiz erhebt. map online) und eine Software schen Vogelwarte ist es, einen Über- abschnitten und Beringungs- Dieses wird ergänzt durch Er- für die automatisierte Revier- blick über Auftreten und Bestands- stationen in Feuchtgebieten und hebungen für das nationale Bio- ausscheidung (Autoterri) helfen entwicklung der in der Schweiz auf- auf Bergpässen ist das Auftreten diversitätsmonitoring (BDM), bei heute bei der effizienten Daten- tretenden Brut- und Gastvögel zu der überwinternden und durch- dem alle 5 Jahre Aufnahmen in erhebung und -analyse. Die De- haben. Dazu setzt sie verschiedene ziehenden Vögel heute sehr gut rund 500 Kilometerquadraten vise lautet, den Kartierenden die Instrumente ein, insbesondere ver- dokumentiert. Aufwändiger ist stattfinden. Die Vogelwarte Arbeit am Schreibtisch so leicht schiedene Monitorings. dagegen das Monitoring der führt ferner zusammen mit lo- wie möglich zu machen. rund 180 regelmässigen Brut- kalen Partnern, Arbeitsgruppen Vögel sind dank ihrer Flugfähig- vogelarten. Zahlen sind aktuell und Artspezialistinnen und -spe- Bergvögel als besondere keit deutlich mobiler als andere für 176 Arten verfügbar, meist zialisten Erhebungen in rund 100 Herausforderung Tiergruppen. Dieses Kommen ab 1990. Herzstück dieser Über- Feuchtgebieten (MF), in Spezial- Die Alpen machen in der Schweiz und Gehen zu überblicken, ver- wachung ist das Monitoring Häu- habitaten, auf Waffenplätzen und 58 % des Flächenanteils aus, der langt dem Koordinationsteam in fige Brutvögel (MHB), welches die in Pärken durch. Ausserdem orga- Jura 11 %. Da unser Land eine be- Sempach rund ums Jahr einiges Bestände der häufigeren und ver- nisiert sie Zählungen von Kolonie- sondere Verantwortung für den ab. Dank rund 5000 aktiven Per- breiteteren Brutvogelarten, dar- brütern und Spezialerhebungen, Erhalt von Vogelarten der alpinen sonen auf ornitho.ch, standar- unter viele Singvögel, seit 1999 z. B. von nachtaktiven Arten oder und subalpinen Habitate hat, ist disierten Wasservogelzählungen in 267 Kilometerquadraten in von Felsbrütern (Monitoring Aus- es wichtig, dass auch diese Flä- gewählte Arten). chen repräsentativ vertreten sind. Entsprechend werden auch Bewährte Areale bis in Höhen über 2500 m Revierkartierungsmethode ü. M bearbeitet. Die Kartierun- Bei vielen Erhebungen wird eine gen in diesen Lagen sind be- vereinfachte Form der Revier- sonders anspruchsvoll: Wetter- kartierungsmethode eingesetzt. umschwünge, späte Ausaperung, Bei einer solchen Kartierung Steinschlag und durch Lawinen wird ein Gebiet auf einer vor- oder Hochwasser weggespülte gegebenen Route begangen Brücken oder Wege können Pro- und alle innerhalb eines Kilo- bleme bereiten. Im Alpenraum meterquadrats festgestellten kommen zudem viele Vogelarten Vögel werden punktgenau no- vor, deren Erfassung eine echte tiert . Die Verwendung dieser Herausforderung darstellt. Arten Methode hat in der Schweiz eine wie Alpenschneehuhn, Stein- lange Tradition, sie ist für die oft- huhn, Steinrötel und Mauer- mals nur kleinflächigen und über- läufer nutzen weite Gebiete und schaubaren Habitate gut ge- oft schlecht überblickbares Ge- Die Flächen des Monitorings Häufige Brutvögel (MHB) werden seit 1999 alljährlich eignet, und die so gewonnenen lände oder sie sind gut getarnt. kartiert, jene des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) in einem 5-Jahres- Ergebnisse lassen sich gut kom- Die Alpenbraunelle wiederum Turnus (Grafik: Schweizerische Vogelwarte, Karte: © swisstopo). munizieren. Auch die quantita- lebt in Familienverbänden, die 2
AVINEWS APRIL 2022: IM FOKUS Die Vogelwarte setzt auf eine vereinfachte Revierka rtierungsmethode. Die Kar tierenden werden dabei unterstützt mit einer App für die Aufnahmen im Feld, mit Terrimap online für die 180 160 Digitalisierung und die Auf 140 bereitung der Nachweise 120 und neu mit Autoterri, Index 100 80 einem Tool zur auto 60 matisierten Rev iera us 40 scheidung, hier am Beispiel 20 0 der Amsel (Grafik: Schwei 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 zerische Vogelwarte, Karte: © swisstopo). Dank vielen Flächen in den Alpen verfügen wir heute auch über verlässliche Trends von Arten, für die die Schweiz eine hohe internationale Verantwortung trägt, wie den Zitronenzeisig. Der Index zeigt die relative Entwicklung des Brutbestands in der Schweiz (100 = Mittelwert 1990–2021) (Grafik: Schweizerische Vogelwarte, Foto: Ralph Martin). Alpendohle geht in Scharen auf wachungsprojekten treten sie änderungen in der Bestands- über die Messung des Pulses der Nahrungssuche und streift dabei zu selten auf, um allein dar- dichte pro Kilometerquadrat natürlichen Vielfalt der Vögel in weit umher, ebenso wie Schnee- auf basierend Trends berechnen berücksichtigt werden – eine der Schweiz hinaus. Die MHB- sperling, Alpenbirkenzeisig und zu können. An der Vogelwarte Information, die in den Einzel- Daten stellen eine wahre Fund- Bluthänfling. Glücklicherweise entwickelte statistische Metho- nachweisen nicht vorhanden ist. grube für die Entwicklung neuer gibt es auch territoriale Arten wie den erlauben es nun, Daten aus Die so ermittelten Trends unter- Methoden und für die Über- Bergpieper und Steinschmätzer, unterschiedlichen Quellen für scheiden sich besonders für die prüfung ganz grundsätzlicher die sich recht gut erfassen lassen. die Trendberechnung zu kombi- 1990er-Jahre teilweise recht deut- biologischer Hypothesen dar. nieren. Hierfür werden die Einzel- lich von den Entwicklungen, die Kombination verschiedener beobachtungen aus ornitho.ch zuvor nur basierend auf den Immer breitere Verwendung Datenquellen liefert präzisere mit den quantitativen Daten aus Einzelnachweisen berechnet wur- Wenn wir auf die Entwicklung in Trends MHB, BDM, MF und den Brut- den. Eine vertiefte Analyse be- den letzten Jahrzehnten zurück- Für halbseltene, schwer zu ent- vogelatlanten zusammengelegt. stätigte, dass die neue Methode blicken, dann dürfen wir fest- deckende Arten ist es in einem Diese Anreicherung der Gelegen- in vielen Fällen verlässlichere stellen, dass die von den Über- kleinen Land besonders schwie- heitsbeobachtungen mit den bes- Trends liefert. wachungsprojekten der Vogel- rig, eine ausreichend grosse ser standardisierten Daten ist warte generierten Daten immer Datenmenge für aussage- aus zwei Gründen wertvoll: Ers- Fundgrube für die methodische begehrter sind. Das beginnt bei kräftige Trendberechnungen zu tens werden in den Monitoring- Forschung simplen Datenbankauszügen für erheben. Neben den erwähnten projekten die Probeflächen regel- Die standardisierten Erhebungen die Beurteilung von Infrastruktur- Bergvögeln gehören beispiels- mässig und mit gleichbleibendem im MHB haben sich über die Jahre oder Revitalisierungsprojekten, weise Hühner- und Greifvögel, Aufwand bearbeitet, was für eine immer wieder als hervorragende umfasst viele wissenschaftliche Spechte und einige seltene Sing- Beurteilung der langfristigen Ent- Quelle und ausgezeichnetes Roh- Analysen und Modellierungen vogelarten in diese Kategorie. wicklung entscheidend ist. Und material für neuartige statistische und geht bis zur Bereitstellung In den herkömmlichen Über- zweitens können so auch Ver- Analysen erwiesen. Vor allem aus von grösseren Datenpaketen, der Zusammenarbeit der Vogel- etwa für das EuroBirdPortal oder warte mit Andy Royle vom Pa- andere internationale Projekte. 120 tuxent Wildlife Research Center Zudem sind auch unsere metho- (USA) sind über die Jahre neue dischen Entwicklungen und die 100 analytische Methoden entwickelt Früchte unserer Grundlagen- 80 worden, die die Entdeckungs- forschung heute mehr denn je wahrscheinlichkeit einer Art be- gefragt. All dies wäre aber nicht Index 60 rücksichtigen. Diese neuen Me- möglich, wenn nicht am Anfang thoden geben Aufschluss über eines jeden Projektes viele hoch- 40 Vorkommen und Bestand, deren motivierte Freiwillige stünden, Veränderung und die Umwelt- die sich dafür engagieren, auch 20 faktoren, welche diese Grössen in sehr anspruchsvollem Gelände 0 beeinflussen. Das MHB ist da- bestmögliche Daten zu erheben. 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 durch mittlerweile in der me- Ihnen gebührt unser grösster thodischen Forschung weltweit Dank! Der SBI ® gibt die Bestandsentwicklung der einzelnen Brutvogelarten, aber ein Begriff geworden und figu- auch von Artengruppen wieder. Hier sind die Bestandstrends für die Arten riert prominent in zahlreichen Hans Schmid, Marc Kéry, der Roten Liste aufgezeigt. Die Kreissektoren geben an, welcher Prozentsatz von Brutvogelarten verschwunden (schwarz), abnehmend (rot), schwankend Forschungsartikeln und sogar Thomas Sattler und (blau), zunehmend (grün) oder neu aufgetreten (grau) ist (Grafik: Schweizerische in mehreren Lehrbüchern. Der Nicolas Strebel Vogelwarte). Wert des MHB geht somit weit 3
AVINEWS APRIL 2022: IM FOKUS Zu neuen Horizonten in der Vogelzugforschung Im Jahr 2008 wurde in der Vogel- Leben der Vögel über den gesam- zugforschung ein neues Kapi- ten Jahreszyklus. Das neuste Mo- tel aufgeschlagen: Zum ersten dell, der sogenannte µ Tag, misst Mal wurden in der Schweiz Geo- zwar nur das Licht und die Zeit, lokatoren eingesetzt. Dank die- die Daten können aber aus der ser Forschung konnten viele neue Ferne über eine UKW-Antenne faszinierende Einsichten in das ausgelesen werden. Der µ Tag Zugverhalten kleinerer Vögel ge- lässt sich mit einem Solarpanel wonnen werden. kombinieren und kann theo- retisch jahrelang Daten liefern, Dank GPS-Sendern können die ohne dass der Vogel zwischen- Bewegungen grosser Vögel wie zeitlich eingefangen werden Adler oder Störche rund um die muss. Uhr aufgezeichnet werden. Das Senden von GPS-Positionen be- Neue und überraschende nötigt aber viel Energie, und Einblicke in den Vogelzug eine entsprechende Batterie mit Geolokatoren sind so zu einem genügend Strom für ein ganzes unersetzlichen Werkzeug ge- Geolokatoren sind weniger als 1 Gramm schwer und sehr klein. Mit ihnen können Jahr wäre zu gross und schwer worden, um von kleinen Vögeln die Zugwege und das Zugverhalten kleiner Vögel untersucht werden (Foto: für kleine Vögel. Daher nahm (
AVINEWS APRIL 2022: IM FOKUS delte es sich um Zusammen- arbeiten mit internationalen Partnern mit dem Ziel, bisher un- bekannte Zugwege, Rastplätze und Überwinterungsgebiete von wenig untersuchten Vogel- arten und -populationen zu do- kumentieren. Die internationale Zusammenarbeit ist dabei be- sonders für vergleichende Stu- dien wichtig. Sie erlaubt, gross- räumige Muster im Zugverhalten zwischen den europäischen Brut- gebieten und den afrikanischen und indischen Überwinterungs- gebieten zu erkennen. Dies hilft zu verstehen, wie Zugvögel mit Alpensegler sind wahre Meisterflieger: Sie können bis zu 200 Tage ununterbrochen in der Luft sein, wie wir nun dank der Umwelt interagieren und wie Geolokatoren wissen (Foto: Marcel Burkhardt). ihre Physiologie und ihr Gesund- heitszustand Zugentscheidungen, -leistungen und Überleben be- einflussen. Da Vögel keine den nächsten Flug wieder aufzu- Keine Vogelgruppe vollführt winterungsplätze, sondern zeig- Grenzen kennen, sind inter- füllen. aber eindrücklichere Marathon- ten auch ein koordiniertes sozia- nationale Kooperationen in die- flüge als die Segler. Der Einsatz les Verhalten bei der Nahrungs- sem Forschungsfeld von zen- Marathonflüge – Dauerflüge – von Geolokatoren an Alpen- suche. Besonders erstaunlich traler Bedeutung. Die inter- Höhenflüge seglern in einer Aargauer Brut- war, dass sich solche «Freunde» nationale Vernetzung unter Der Einsatz von Geolokatoren kolonie in Baden erbrachte den manchmal auf dem Zug trennten, Zugvogelforschenden hilft zu hat auch unser Wissen darü- ersten eindeutigen Beweis: Wäh- sich jedoch später in den mehr erkennen, welche Rast- und ber revolutioniert, wie Langstre- rend der gesamten Zeitdauer von als 5000 km entfernten Über- Überwinterungsgebiete von Be- ckenzieher ökologische Barrie- sechs Monaten auf dem Zug und winterungsgebieten wieder tra- deutung für den Schutz von Zug- ren überqueren. Besonders das im Überwinterungsgebiet hielten fen! vogelarten sind. Damit besteht Mittelmeer und die Sahara bie- sich die Vögel ununterbrochen in die Möglichkeit, dass die ge- ten weder Nahrung noch Rast- der Luft auf! Das bedeutet, dass Internationale meinsamen Anstrengungen in möglichkeiten. Bis anhin war die alle physiologischen Vorgänge, Zusammenarbeit als der Grundlagenforschung dazu Annahme, dass die meisten Sing- einschliesslich Ruhephasen, Mau- Erfolgsrezept beitragen, den Schutz vieler Zug- vögel die rund 2000 km breite Sa- ser und Schlaf, ebenfalls im Flug Dies sind nur einige der High- vogelarten entlang der Zugrouten hara in Etappen, nachts ziehend erfolgen müssen. Die Druck- lights aus mittlerweile über 100 und in den Winterquartieren zu und tagsüber rastend, durch- sensoren enthüllten zudem ein Geolokatorstudien, an denen sich verbessern. queren. Die Daten zu Licht, Luft- interessantes alltägliches Ver- die Schweizerische Vogelwarte in druck und Beschleunigung von halten: Jeden Abend und jeden den letzten Jahren beteiligte. Bei Martins Briedis und mit Multisensor-Geolokatoren Morgen stiegen die Vögel für un- einer Vielzahl der Studien han- Christoph Meier ausgerüsteten Vögeln wiesen gefähr eine Stunde mehrere hun- aber ein anderes Muster auf: Die dert Meter hoch in die Luft auf Vögel verlängerten regelmässig und kehrten danach wieder auf ihre Nachtflüge bis weit in den die Ausgangsflughöhe zurück. Tag hinein und schafften die Der Grund für diese Aufstiege in Wüstenquerung in einigen Fällen der Dämmerung bleibt ein Rätsel, sogar in einem Mal. Ein Drossel- aber es könnte ein Teil eines bis- rohrsänger aus dem russischen her noch unerforschten Sozialver- Kaliningrad unternahm einen sol- haltens sein. chen Marathonflug und flog in Solche und weitere Ein- 44 Stunden nonstop über die Sa- sichten zum Verhalten sind ein hara. Von den Drucksensoren des unerwartetes Produkt aus der Geolokators wissen wir zudem, Forschung mit Geolokatoren. dass Drosselrohrsänger während Mit Geolokatoren ausgerüstete ihrer Flüge tagsüber teilweise Bienenfresser offenbarten, dass in unglaubliche Flughöhen von mehrere nicht miteinander ver- bis zu 6000 m ü. M. aufsteigen. wandte Individuen das gesamte Wahrscheinlich tun sie dies, um Jahr über zusammenbleiben. die günstigen Windverhältnisse Man könnte dabei vielleicht sogar in der oberen Troposphäre zu von einer Gruppe von «Freun- nutzen und/oder um der Tages- den» sprechen. Diese «Freunde» Entgegen der landläufigen Annahme zieht der Wiedehopf hauptsächlich nachts hitze der Wüste zu entkommen. nutzten nicht nur dieselben Über- und legt am Tag nur kurze Strecken zurück (Foto: Marcel Burkhardt). 5
AVINEWS APRIL 2022: ARTENFÖRDERUNG Neue Regionalstelle Nordostschweiz Auch nach der Pensionierung von Markus Jenny, der die Projekte im Klettgau während Jahren voran- trieb und koordinierte, wird sich die Vogelwarte im Gebiet weiter engagieren. Dazu betreibt sie ab Mai 2022 eine Regionalstelle in Schaffhausen. Die Regionalstelle wird nebst den Projekten im Klett- gau verschiedenste Engagements in der Nordostschweiz betreuen, ins- besondere in den Kantonen Schaff- hausen und Thurgau. Dank dem jahrelangen Einsatz der Vogelwarte und ihrer Partner zeichnet sich der Klettgau im Kanton Schaffhausen heute durch reich strukturierte Landwirtschaftsgebiete mit einem hohen Anteil an hochwertigen Biodiversitätsförderflächen aus… (Foto: Markus Jenny). Eine Landschaft blüht auf Seit den 1990er Jahren engagiert seit 1994 zusätzlich durch ex- stand der Grauammer ein, ob- Folge, dass sich die Habitatquali- sich die Vogelwarte für die öko- tensiv bewirtschaftete Emmer- wohl er sich bis 2010 sehr positiv tät wieder verbesserte. logische Aufwertung des Schaff- und Einkornfelder ergänzt. Ent- entwickelte. Die grossflächige ökologische hauser Klettgaus. Mit Erfolg: Der sprechend ihrer landwirtschaft- Nebst der Landwirtschaft Aufwertung einer Landschaft wie Klettgau gehört heute zu den lichen Eignung und der jeweiligen schaffen Bauprojekte immer wie- im Klettgau erfordert das Enga- vielfältigsten und ökologisch Interessen der Landwirtinnen und der Herausforderungen: Mitten gement und die Zusammenarbeit reichhaltigsten Landwirtschafts- Landwirte, entwickelten sich die durch den Klettgau führt zum Bei- vieler verschiedener Akteure, in gebieten der Schweiz. Klettgauer Teilgebiete sehr unter- spiel das Trassee der Deutschen diesem Fall waren dies die Vogel- schiedlich. Im Gebiet Widen stieg Bahn. Die Bahndämme waren ein warte, Bäuerinnen und Bauern, Zu Beginn der1990er-Jahren der Anteil an qualitativ hoch- besonders wertvoller Lebensraum, Naturschützerinnen und Natur- setzte sich die Vogelwarte das Ziel, wertigen Biodiversitätsförderflä- wo Neuntöter und Dorngras- schützer sowie die kantonalen die letzten beiden Populationen chen (BFF) auf 14,1 % im Jahr mücken brüteten. Beim Ausbau Behörden. Der Klettgau ist ein des Rebhuhns in der Schweiz in 2019. Auch in den anderen Ge- der Linie auf Doppelspur wurde Vorzeigebeispiel für die ganze der Champagne genevoise und bieten war der Anteil im Vergleich ein grosser Teil dieses Lebens- Schweiz, das belegt, dass Land- im Schaffhauser Klettgau zu er- zur übrigen Schweiz überdurch- raums zerstört. Dank dem En- wirtschaft und Ökologie durch- halten. Dazu musste der Lebens- schnittlich, betrug aber lediglich gagement der Vogelwarte und aus Hand in Hand gehen kön- raum in den beiden offenen 6,4 % bzw. 4,8 %. des lokalen Naturschutzes wur- nen. Ackerbaugebieten sehr stark auf- Dank diesen Aufwertungen den inzwischen Kompensations- gewertet werden, um mit Bunt- zeigten zahlreiche Vogelarten massnahmen realisiert, mit der Simon Birrer brachen, Rotationsbrachen, ex- beträchtliche Bestandszunahmen. tensiv genutzten Wiesen von Diese waren im Gebiet Widen hoher Qualität, Ackersäumen und deutlich positiver, dort also wo Niederhecken mindestens einen sich der höchste Anteil BFF be- Anteil von 10 % der Fläche zu er- fand. Untersuchungen zeigten, reichen. Von diesen Aufwertungs- dass für einige Brutvogelarten massnahmen sollten mit dem mindestens 14 % naturnahe Rebhuhn weitere Arten profitie- Flächen, wie qualitativ hoch- ren. In beiden Gebieten gelang es, wertige BFF oder Flächen ausser- dank der guten Zusammenarbeit halb der landwirtschaftlichen der Vogelwarte-Mitarbeitenden Nutzfläche vorhanden sein müs- mit den lokalen Landwirten, sen, um eine bestandssichernde und unterstützt durch die Kan- Dichte zu gewährleisten. Trotz tone, ein dichtes Netz an qualita- der Aufwertungen gab es aber tiv hochwertigen Lebensräumen auch Rückschläge: So kam für anzulegen. Im Klettgau wurden das Rebhuhn jede Hilfe zu spät …davon profitieren zahlreiche Vogelarten, darunter das Schwarzkehlchen diese naturnahen Lebensräume und in neuster Zeit bricht der Be- (Foto: Marcel Burkhardt). 6
AVINEWS APRIL 2022: WÜRDIGUNG Die Vision einer naturfreundlichen Landwirtschaft Während beinahe vier Jahr- gagement und angemessenen IP-Suisse und Vogelwarte. Mar- bis hin zu Expertengremien an zehnten hat sich Markus Jenny Ausgleichszahlungen stieg der kus entwickelte die Idee eines internationalen Fachtagungen. für eine naturverträgliche und Anteil ökologisch hochwertiger Punktesystems zur Beurteilung Dabei scheute er sich nicht, vogelfreundliche Landwirtschaft Lebensräume im Klettgau bald der Biodiversität auf dem Land- auch heikle Themen anzu- eingesetzt und dabei zahlreiche stark an. wirtschaftsbetrieb. Heute ist sprechen und auf Missstände Spuren hinterlassen. Nun geht er Immer wieder überraschte dieses Punktesystem die Basis aufmerksam zu machen. So in Pension. Markus mit unkonventionellen für das Label der IP-Suisse und war er es, der 2011 an der Mit- Ideen. So begann er in den hat sehr viel dazu beigetragen, arbeitertagung der Vogelwarte Vor fast 40 Jahren begann Mar- 1990er Jahren im Klettgau dass Landwirtinnen und Land- die Teilnehmenden auf die Aus- kus Jenny seine Dissertation Emmer und Einkorn anzusäen – wirte Massnahmen zu Gunsten wirkungen des Fleischkonsums zum Thema «Ökologie der Feld- alte, damals beinahe vergessene der Natur in ihre Arbeit integrie- auf die Natur hinwies und dazu lerche» an der Vogelwarte mit Getreidesorten. Säen und Ern- ren und dabei messbare Ergeb- aufforderte, den persönlichen dem Ziel, die Raumnutzung, ten reichten aber nicht aus, die nisse erzielen. Konsum kritisch zu hinterfragen. Nahrungsökologie und Ernte sollte auch zu Produkten Wer sich mit Naturschutz Inzwischen ist diese Problema- Populationsdynamik dieser Art verarbeitet und vermarktet wer- und Landwirtschaft beschäftigt, tik zum breit diskutierten Thema genauer zu verstehen. Sein In- den. So wurde Markus zum Mit- kommt unweigerlich mit der geworden. teresse ging schon damals weit gründer und Präsident der «IG Agrarpolitik und mit ihren Ins- Wenn Markus Ende April über das Generieren von Wis- Emmer und Einkorn» und wid- trumenten in Kontakt. Markus in Pension geht, wird er sich sen hinaus: Er wollte Lösungen mete sich neben Fragen zum brachte sein breites Erfahrungs- voraussichtlich nicht zur Ruhe für eine naturfreundliche Land- Naturschutz und zur Landwirt- wissen in zahlreichen Gremien setzen. Zu vielfältig sind seine wirtschaft finden und diese in schaft auch bald zu solchen der ein. So prägte er die Öko-Quali- Interessen, Talente und Leiden- die Praxis umsetzen. Er war des- Lebensmittelverarbeitung und tätsverordnung und das Instru- schaften! Wir wünschen ihm halb die Idealbesetzung für die des Marketings. Markus brachte ment der Vernetzungsprojekte sehr herzlich weiterhin viel Leitung des Vogelwarteprojekts dieses und viele weitere Projekte mit. Stets forderte er dazu auf, Freude in und an der Natur! im Klettgau (siehe gegenüber- mit seinem Enthusiasmus voran, sich mit der Komplexität des ge- liegende Seite). Dort motivierte in dem er immer wieder neue samten Landwirtschafts- und Er- Simon Birrer er Landwirtinnen und Land- Ideen entwickelte, Lösungsvor- nährungssystems auseinander- wirte, Brachen, Säume und wei- schläge einbrachte, und es ver- zusetzen und die Produktion auf tere Strukturen anzulegen. Dank stand, die Partner dafür zu ge- agrarökologische Prinzipien aus- seiner überzeugenden und of- winnen. zurichten. fenen Art erlangte er bald das Zu Beginn der 2000er Jahre Mit seinem breiten Wissen Vertrauen vieler Bäuerinnen traf Markus im Urlaub zufällig und seinem Kommunikations- und Bauern. Markus war auch auf Hans Luder, dem damaligen talent ist Markus ein beliebter immer zur Stelle, wenn Land- Präsidenten der IP-Suisse. Lange Referent. Er hielt unzählige wirte vor Problemen standen, abendliche Gespräche legten Vorträge vor verschiedensten und oft packte er selber im schliesslich den Grundstein für Publikumsgruppen, vom lokalen Feld mit an. Dank seinem En- eine intensive Partnerschaft von Naturschutz- oder Jägerverein Markus Jenny weiss, wie der Hase läuft. Dank Markus Jenny hatte in seiner Laufbahn mit zahlreichen Arten des Kulturlandes zu tun, besonders eng verbunden ist er seinem Engagement gibt es für den Feldhasen in mit der Feldlerche (Foto: Markus Jenny). ökologisch aufgewerteten Gebieten wieder Lebensraum (Foto: Markus Jenny). 7
AVINEWS APRIL 2022: NEUES AUS DER FORSCHUNG Die Krux beim Vögel zählen Werden bei einem Monitoring die Möchte man für ein artspezifi- gegen meist erst später oder gar Gerade Citizen-Science- zu kontrollierenden Gebiete nicht sches Monitoring einen Nachweis nicht aufgesucht. Dies führt zu Projekte sind anfällig auf eine sol- zufällig ausgewählt oder nicht erbringen, werden gerne die bes- einer verzerrten und zu positiven che nicht-zufällige Auswahl von jedes Jahr begangen, so kann ten und erfolgversprechendsten Stichprobe an Standorten, was bei Standorten, da die Freiwilligen dies grosse Auswirkungen auf die Gebiete zuerst besucht. Schlechter der Berechnung von Bestands- verständlicherweise möglichst Schätzung der Bestandsgrösse und zugängliche oder unregelmässig trends problematisch sein kann. Gebiete kontrollieren möchten, in -entwicklung einer Art haben. besetzte Standorte werden da- Dies war auch in einer neuen denen eine zu überwachende Art Studie der Fall, bei der Daten eher oder in grösserer Dichte vor- aus einem seit den 1960er-Jah- kommt. Umso wichtiger ist es, bei ren bestehenden Monitoring von der Datenerhebung eine zufällige Wanderfalken analysiert wurden. Gebietsauswahl anzustreben oder Das Gebiet umfasste den gesam- andernfalls Modelle zur Korrek- ten Jurabogen, wo zwischen 2000 tur zu verwenden, um eine bes- und 2020 420 Niststandorte des sere Schätzung der Bestandsent- Wanderfalken überwacht wurden, wicklung zu erhalten. aber nicht alle Standorte konnten in allen Jahren besucht werden. Um die Probleme der nicht-zu- Kéry, M., G. Banderet, fälligen Auswahl der Standorte bei C. Müller, D. Pinaud, J. Savioz, den vorliegenden Daten zu lösen, H. Schmid, S. Werner & wurden sogenannte «Bayesian oc- R. Monneret (2021): Spatio- cupancy models» eingesetzt, mit temporal variation in post- eindrücklichen Ergebnissen: Die recovery dynamics in a large Zählungen suggerierten eine Zu- Peregrine Falcon (Falco Wer möchte nicht einen jungen Wanderfalken beobachten? Oft werden bei nahme des Bestands, und erst die peregrinus) population in the einem Monitoring diejenigen Gebiete bevorzugt aufgesucht, in denen man eine Modelle zeigten, dass die Popula- Jura mountains 2000–2020. grosse Chance hat, die Art auch anzutreffen, was aber methodische Probleme tion tatsächlich im Rückgang be- Ibis 156: 217–239. mit sich bringen kann (Foto: Mathias Schäf). griffen war. doi.org/10.1111/ibi.12999. Wie entsteht eine obere Verbreitungsgrenze? und 194 Altvögel beringt. Dank plätze deshalb wenig beliebt. Im Ringkontrollen liessen sich die für Frühling werden daher von Alt- die Populationsdynamik wichti- und Jungvögeln erst die tiefen gen Faktoren Einwanderung, Ab- Lagen besiedelt, bis alle guten wanderung und Überlebensrate Nistplätze besetzt sind. Später schätzen. Über 90 % der ins Ge- eintreffende und schwächere biet zurückkehrenden Jungvögel Tiere, meist Jungvögel, müssen siedelten sich zum Brüten nicht dann in höhere Lagen mit gerin- an ihrem Geburtsort, sondern an gerer Konkurrenz, aber schwieri- einem anderen Hof an. Bei den geren Lebensbedingungen aus- Altvögeln wechselten dagegen weichen. von Jahr zu Jahr nur 17 % ihren Nach Jahren mit gutem Brut- Brutort. Sowohl Jung- als auch erfolg ist durch die Einwanderung Altvögel der höchstgelegenen von vielen Jungvögeln also ein Höfe wanderten bevorzugt an Anstieg der oberen Verbreitungs- Die Rauchschwalbe kommt verbreitet bis über 1000 m ü. M. vor. Die Höhe der überdurchschnittlich tief ge- grenze zu erwarten, nach Jahren oberen Verbreitungsgrenze wird massgeblich von der Menge einwandernder legene Brutplätze ab. An hoch- mit schlechtem Bruterfolg da- Erstbrüter bestimmt (Foto: Marcel Burkhardt). gelegenen Höfen siedelten sich gegen ein Absinken. dagegen fast ausschliesslich Jungvögel an. Grüebler, M. U., J. von Die Umweltbedingungen im Ver- In einer Studie des Rauch- Die Ergebnisse lassen sich so Hirschheydt & F. Korner- breitungsgebiet einer Vogelart än- schwalbenprojektes haben frei- erklären: Rauchschwalben fres- Nievergelt (2021): High turn- dern sich mit der Höhe über Meer. willige Beringer für die Vogel- sen praktisch nur Fluginsekten. over rates at the upper range Sie beeinflussen Einwanderung, warte eine Brutpopulation im Deren Aktivität ist wärme- limit and elevational source- Abwanderung, Bruterfolg und Prättigau GR über einen Höhen- abhängig und in Hochlagen sink dynamics in a widespread Überlebensraten und damit auch gradienten von 700 Metern wegen Kälteeinbrüchen oft redu- songbird. Scientific Reports 11: die Höhenlage der Verbreitungs- untersucht. In 14 Jahren wur- ziert. Wegen des geringeren Brut- 18470. doi.org/10.1038/s41598- grenze. den an 63 Höfen 1337 Nestlinge erfolgs sind hochgelegene Brut- 021-98100-x. 8
AVINEWS APRIL 2022: VOGELSCHUTZTHEMEN ERKLÄRT Bundesgericht stützt die Arbeit der Vogelwarte Das Bundesgericht hat entschieden, dass es rechtens ist, wenn die Vogelwarte Kulturlandparzellen aufkauft, die sie für den Schutz der Zwergohreule nutzen möchte. Somit kann die Vogelwarte ihre Be- mühungen zur Förderung der be- drohten Eule fortsetzen. Beinahe wäre die Zwergohreule in der Schweiz ausgestorben. Vor zwanzig Jahren zählte man gerade noch ein Brutpaar und einige unverpaarte Sänger. Der drastische Rückgang war ver- bunden mit der Banalisierung der Landschaft, der intensiven Land- wirtschaft und der Vernichtung von Obstgärten im Zuge der Ausdehnung von Siedlungen. Dank umfangreichen Schutz- bemühungen ist der Bestand in- zwischen immerhin wieder auf 30-40 Brutpaare angewachsen, die meisten davon im Wallis. Die Die stark gefährdete Zwergohreule kommt in der Schweiz fast nur noch im Wallis vor, weshalb dort Fördermassnahmen sehr Zwergohreule braucht eine gut wichtig sind (Foto: Marcel Ruppen). strukturierte, halboffene Land- schaft, in der sich alte Bäume und insektenreiche Blumenwiesen Dienststelle für Wald, Flussbau verweigert, und die beim Staats- Abweichung von dem Prinzip, abwechseln, in denen sie aus- und Landschaft (DWFL), mit der rat des Kantons Wallis gegen dass ein Erwerb nur einem Selbst- reichend Heuschrecken als ihre sie ihre Fördermassnahmen zu- diesen Entscheid eingelegte Be- bewirtschafter gestattet ist, sofern Hauptnahrung findet. Die Brut gunsten bedrohter Vogelarten schwerde wurde abgewiesen. Das die fraglichen Parzellen formell findet in alten Baumlöchern oder bespricht und koordiniert. Zwei mit einer neuen Beschwerde be- geschützt sind oder ihr Erwerb passenden Nistkästen statt. Parzellen waren etwas grös- fasste Kantonsgericht Wallis hat die Erhaltung einer gefährdeten Um den Lebensraum der ser als 2500 m2, wodurch deren jedoch der Klage der Vogelwarte Art oder eines seltenen Biotops Zwergohreule gezielt ökologisch Besitzänderung gemäss dem stattgegeben und den Erwerb der ermöglicht. Im vorliegenden Fall aufwerten zu können, wollte die Bundesgesetz über das bäuer- beiden Parzellen bewilligt. Dieses sind die Parzellen Teil des Lebens- Vogelwarte im Frühling 2017 in liche Bodenrecht (BGBB) be- Urteil wurde daraufhin vom Eid- raums der Zwergohreule, und der der Walliser Gemeinde Grimi- willigungspflichtig wird. Der genössischen Justiz- und Polizei- Erwerb ist somit gestattet. Im Üb- suat einige kleine Kulturlandpar- kantonale Rechtsdienst für Wirt- departement (EJPD) beim Bundes- rigen wäre ein Kulturlanderhalt, zellen erwerben. Sie folgte dabei schaftsangelegenheiten hatte die gericht angefochten. wie ihn das BGBB bezweckt, frag- einer Empfehlung der Walliser Erteilung der Erwerbsbewilligung Das Bundesgericht hat die lich gewesen. Das Bundesgericht Beschwerde des EJPD nun ab- hielt nämlich fest, dass der vor- gewiesen und den Erwerb der herige Besitzer der Parzellen kein Parzellen durch die Vogelwarte Landwirt war, sondern eine Ge- endgültig bestätigt. In seiner Ent- sellschaft, die dort einen Golfplatz scheidung (BGE 2C_1069/2020 bauen wollte! vom 27. Oktober 2021) stellt Das Urteil ist insofern von es fest, dass das BGBB in erster grundlegender Bedeutung, da Linie darauf abzielt, die Spekula- es den Anwendungsbereich des tion mit landwirtschaftlichen Flä- BGBB in Bezug auf den Erwerb chen zu verhindern und sicherzu- von landwirtschaftlichen Parzellen stellen, dass diese in Händen der aus Gründen des Naturschutzes Landwirte und Landwirtinnen ver- klarstellt. Es ist das erste Urteil zu bleiben. Das Gesetz soll jedoch diesem Thema. Das Bundesgericht nicht gleichrangige öffentliche sagt klar, dass der Kauf von Boden Aufgaben wie den Naturschutz in der Landwirtschaftlichen Nutz- behindern. Aus diesem Grund fläche ein zielführendes und kor- sieht das BGBB Ausnahmen vor, rektes Naturschutzinstrument ist, die den Erwerb von landwirt- wenn gefährdete Arten und ihre schaftlichen Flächen durch Nicht- Lebensräume betroffen sind. landwirte gestatten, sofern dies Die von der Vogelwarte erworbenen Parzellen in Grimisuat können nun für die dem öffentlichen Interesse dient. Jean-Nicolas Pradervand und Förderung der Zwergohreule aufgewertet werden (Foto: Jean-Nicolas Pradervand). Der Naturschutz rechtfertigt eine Matthias Kestenholz 9
AVINEWS APRIL 2022: VOGELSCHUTZTHEMEN ERKLÄRT Aufschwung für ein abgewertetes Hochmoor Aufschwung für die Vogelwelt Mit dem mehrjährigen Programm möchte die Vogelwarte Lebens- räume für die Vogelwelt und die Biodiversität insgesamt aufwerten und langfristig sichern. Dafür werden Partnerinnen und Part- ner in der ganzen Schweiz ge- sucht, welche über Flächen von mindestens 3 ha verfügen. Wei- tere Informationen und ein For- mular für die Meldung von Pro- jekten und Ideen befinden sich auf www.vogelwarte.ch/aufschwung. Maschineneinsatz für die Natur: Ein Bagger erstellt kleine Dämme und gräbt Teiche, um das trocken gefallene Moor wieder zu vernässen (Foto: Yvan Matthey). Seit 1900 hat sich die Fläche der sem Planungsstand wurde die albifrons) sehr schnell und posi- Zuges. Damit das Ziel der Wieder- Moore in der Schweiz um über Vogelwarte kontaktiert und um tiv auf Hochmooraufwertungen vernässung des Hochmoors und 80 % verkleinert. Obwohl Flach- Unterstützung angefragt. reagieren. Wir streben auch für der Entwicklung eines mosaik- und Hochmoore heute geschützt Im Rahmen ihres neuen Pro- das Marais de la Châtagne eine artigen Lebensraums erreicht sind, verschlechtert sich ihre jekts «Aufschwung für die Vogel- rasche Kolonisation der neu- wird, braucht es einen regel- Lebensraumqualität fortlaufend. welt» beteiligte sich die Vogel- geschaffenen Flachgewässer an. mässigen, angepassten Unterhalt. Mit geeigneten Aufwertungs- warte fachlich und finanziell an Im November 2021 führten Die Vogelwarte und Pro Natura projekten kann das Steuer herum- der Aufwertung des Marais de le wir die Aufwertungsarbeiten Neuenburg haben deshalb eine gerissen werden. Châtagne. So erstellten wir eine aus. Insgesamt soll eine arten- langjährige Zusammenarbeit für Liste von Vogelarten, die eben- reiche Vogelgemeinschaft vom dieses Objekt vereinbart. Im Tal der Brévine im Kanton falls von den Aufwertungen pro- aufgewerteten Lebensraum Neuenburg befindet sich eine fitieren könnten und prüften profitieren, nicht nur zur Brut- Arnaud Barras und Moorlandschaft von nationaler das Massnahmenset auf seine zeit, sondern auch während des Petra Horch Bedeutung. Diese besteht aus Effektivität für die Vogelwelt. Die mehreren Teilgebieten, die im weitere Entwicklung des Hoch- Inventar der Hochmoore erfasst moors soll durch eine Wirkungs- sind, darunter auch das «Marais kontrolle begleitet werden, um de la Châtagne». Bis 1995 wurde auch notwendige Anpassungen in diesem Hochmoor Torf für den am Unterhalt vornehmen zu kön- Gartenbau abgebaut. Danach nen. Die Vogelwarte stellt die wurde die Nutzung eingestellt Wirkungskontrolle für die Vögel und das Moor sich selbst über- sicher, insbesondere bezüglich lassen. Der Torfabbau veränderte der Entwicklung von Zielarten das Hochmoor aber so stark, dass wie Baumpieper und Fitis. Und es in den folgenden Jahren immer gemeinsam mit dem Kantonalen mehr austrocknete und von un- Amt für Fauna, Wald und Natur zähligen Weiden besiedelt wurde, kontrollieren wir, wie sich die was zu grossen Verlusten in der Libellenfauna entwickelt, da Li- typischen Hochmoorflora und bellen die Haupt-Zielartengruppe -fauna führte. 2020 erwarb Pro für die Aufwertung sind. Aus frü- Natura Neuenburg eine Hoch- heren Aufwertungen von Hoch- moorparzelle von knapp 5 Hekt- mooren in der Region lässt sich aren mit dem Ziel, das Marais de ableiten, dass gefährdete und la Châtagne wieder aufzuwerten. sehr seltene Libellenarten wie Die Flächen sollten entbuscht, die Grosse Moosjungfer (Leu- Die Grosse Moosjungfer, eine in der Schweiz stark gefährdete Art, ist eine Zielart wiedervernässt und durch kleine corrhinia pectoralis) und die Öst- für die Aufwertungsmassnahmen im Marais de la Châtagne (Foto: Sébastien Tschanz). Tümpel aufwertet werden. In die- liche Moosjungfer (Leucorrhinia 10
A V I N E W S A P R I L 2 0 2 2 : U N T E R W E G S M I T. . . ... Célestin Luisier Célestin Luisier ist sowohl in der falt, der man zudem fast über- Forschung als auch in der Nach- all begegnen kann. Der Einstieg wuchsförderung aktiv - das Port- in die Ornithologie sei deshalb rät eines unermüdlich Neugierigen. einfach, und kaum vertiefe man sich in dieses Gebiet, merke man, Ausgangspunkt für Célestins In- wie viel man über die Vögel noch teresse an den Vögeln war wohl gar nicht weiss. Célestin kann ein seine Mitarbeit im Walliser Wein- Lied davon singen, denn seine berg seiner Eltern. Dank einem Studien am Mauerläufer, seinem Vogelbuch seiner Grossmutter Lieblingsvogel, haben absoluten machte er bei der Bestimmung Pioniercharakter! der dort beobachteten Arten Wenn er von dieser eigen- rasch Fortschritte, und schon war willigen Art spricht, merkt man sein neues Hobby geboren. sofort, dass er völlig in ihrem Was die Vögel in seinen Augen Bann steht. Meist bekommt man so interessant macht, ist ihre diesen einzigartigen, wenig be- Der unstillbare Durst, sein Wissen über die örtlichen Vögel zu vertiefen, treibt grosse und überraschende Viel- kannten und an unzugänglichen Célestin Luisier immer wieder in die heimatlichen Berge (Foto: Julia Wildi). Orten lebenden Vogel ja nur von weitem zu sehen. Bei Célestin ist das anders, denn er studiert die Apropos Zeit – ein absoluter nächste Orni-Generation bereits Art schon seit langem: In seiner Minimumfaktor bei einem Wirbel- in den Startlöchern steht. Maturaarbeit hat er sich mit der wind wie Célestin! Neben seiner Und in Zukunft? Natürlich hat Ernährung der Nestlinge befasst, Feldarbeit mit den Mauerläufern er noch viele Ideen für Natur- jetzt sucht er nach Selektions- schliesst er derzeit nämlich sein schutz- und Vogelprojekte, auch kriterien für die Überwinterung, Bachelorstudium an der Uni- wenn dafür ein einziges Leben was er nur tun kann, weil er – versität Bern ab, und er ist auch wohl nicht ausreichen dürfte. ein weiteres seiner Forschungs- noch Präsident der Jugendgruppe Trotz seiner ornithologischen themen – die einzelnen Vögel an- von Nos Oiseaux, in der alle West- Heimatverbundenheit plant er hand ihrer individuellen Flecken- schweizer Vogelbegeisterten ausserdem eine Expedition in den muster auf den Flügeln erkennt. unter 25 Jahren vereinigt sind. Kaukasus, wo er neben neuen Wenn er im Sommer noch Zeit Das dynamische Umfeld in die- Landschaften und anderen Vö- Mauerläufer hat, beobachtet er einzelne Brut- sem Kreis motiviert ihn ebenso geln natürlich auch die örtlichen (Foto: Célestin Luisier) paare genauer. wie die Gewissheit, dass die Mauerläufer kennenlernen will. AVINEWS APRIL 2022: PERSONELLES Herzlich willkommen und auf Wiedersehen! Zu Beginn des Jahres trat Prof. Dr. rist in Pension. Er war für das Engagement und wünschen ihm In der Personalarbeit kann Barbara Helm, ihre Stelle als neue Marketinglager verantwortlich, für seine Zukunft alles Gute! Sein dank dem Eintritt von Astrid Trut- Leiterin der Vogelzugforschung packte bei Versandaktionen mit Nachfolger Philipp Ineichen hat mann die Rekrutierung für alle an. Barbara Helm erforscht die an und unterstützte die Vogel- sich bereits bestens mit den La- Feldassistentinnen und -assis- biologischen Rhythmen der warte bei vielen anderen Arbei- gern, der Vielzahl der Produkte tenten planmässig durchgeführt Vögel, beispielsweise tageszeit- ten. Wir danken Paul Albisser und all seinen anderen Aufgaben werden. liche und saisonale Muster, und ganz herzlich für sein langjähriges vertraut gemacht. die sie beeinflussenden Faktoren wie etwa Umwelt oder Verhalten. Mit PD Dr. Elizabeth Yohannes stiess eine zweite versierte For- scherin zur Vogelzugforschung. Sie bringt eine langjährige Er- fahrung bei chemischen Ana- lysen mit. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit wird bei der individuums- bezogenen Erforschung von europäischen Langstreckenzieh- ern liegen. Auch in den Bereichen Mar- keting und Betrieb gab es Ver- änderungen: Mit Paul Albisser ging unser langjähriger Lage- Von links nach rechts: Barbara Helm, Elizabeth Yohannes, Philipp Ineichen, Astrid Trutmann. 11
AVINEWS APRIL 2022: HERAUSGEPICKT Neues Lehrbuch über Populationsdynamik Für ein besseres Verständnis von baren Informationen verwendet Bestandsänderungen einer Art werden. Hier setzen die integ- spielt die Populationsdynamik rierten Populationsmodelle an: eine zentrale Rolle. Alle Be- Alle verfügbaren Daten werden standsänderungen sind Resultat zu einem einzigen Modell zu- der vier demografischen Prozesse sammengefügt, welches prä- Überleben, Fortpflanzung, Im- zisere Schätzungen liefert und migration und Emigration. Feld- es erlaubt, die demografischen studien zur Populationsdynamik Prozesse zu schätzen, die man Unser erstes Video über die Winterfütterung war ein Erfolg (Foto: Marcel Burkhardt). sind aber komplex, weil es eine nicht direkt beobachtet hat. Ein Vielzahl von Einflussfaktoren neues Lehrbuch über integrierte gibt und weil meist nicht alle Populationsmodelle richtet sich Videos und Podcasts der Individuen beobachtet und ge- an Populationsökologinnen und zählt werden können. Die ge- -ökologen und zeigt, wie diese Vogelwarte Sempach sammelten Daten zeigen daher Modelle entwickelt und benutzt ein unvollständiges und mög- werden können. Vermehrte An- Was lange währt, wird endlich fertiggestellt. Wir freuen uns da- licherweise verzerrtes Bild der wendung solcher Modelle wird gut: Im letzten November haben rauf, sie in den kommenden Wo- Dynamik einer Population. Des- zu vertieften Einblicken in die wir zum Thema Winterfütterung chen zu präsentieren und sind halb müssen die demografischen Populationsdynamik führen und unser erstes Video-Tutorial pub- sehr gespannt darauf, wie das Pu- Prozesse mit statistischen Mo- somit auch dazu beitragen, ge- liziert. Das überaus positive Echo blikum auf diese Videos reagiert. dellen geschätzt werden. Frü- fährdete Populationen besser för- hat uns in der Absicht bestärkt, Mit dem Format der Podcasts her wurde für jeden Daten- dern zu können. weitere Videos folgen zu lassen. betreten wir 2022 völliges Neu- satz ein anderes Modell ver- Auf unserer Internetseite ist land. In der Serie «Es zwitscheret wendet und die resultierenden eine Fülle von umfassenden und dihei» stellen neun Fachleute der Schätzungen wiederum in ein regelmässig aktualisierten Tipps Vogelwarte jeweils «ihre» Vogel- Populationsmodell eingefüllt, um für ein gutes Zusammenleben art vor. Über zahlreiche Anek- die Populationsdynamik zu ver- mit den Vögeln zu finden. Das doten kann das Publikum tief in stehen. Dieses Vorgehen ist in- Themenspektrum reicht von Ge- die Welt der Wissenschaft und effizient, weil nicht alle verfüg- fahren für Vögel über die Füt- des Artenschutzes eintauchen. terung bis zu Nisthilfen. Dieses Wir wünschen spannende Aus- Angebot möchten wir durch at- flüge ins Leben von Schleiereule, Das weltweit erste Lehrbuch über traktive und informative Videos Waldlaubsänger, Schneesperling integrierte Populationsmodelle ist von ergänzen. & Co.! Michael Schaub und Marc Kéry, zwei Die nächste Serie handelt von Forschern der Vogelwarte, geschrieben worden und im renommierten Academic der vogelfreundlichen Garten- Press-Verlag erschienen. gestaltung und wird zurzeit AGENDA IMPRESSUM 1.–31. Mai 2022 Redaktion: Livio Rey Vogelwarte Fotowettbewerb: https://photo.vogelwarte.ch Übersetzung: Hannes von Hirschheydt Mitarbeit: Arnaud Barras, Simon Birrer, Martins Briedis, Petra Horch, 18. Juni 2022 Marc Kéry, Matthias Kestenholz, Christoph Meier, Chloé Pang, Gilberto Nationale Seglertagung in Zunzgen BL Pasinelli, Jean-Nicolas Pradervand, Thomas Sattler, Michael Schaub, Hans Schmid, Nicolas Strebel, Felix Tobler, Véronique Wavre Auflage: 4600 Ex. Ausgaben: April, August und Dezember ISSN: 1664-9451 (elektronische Ausgabe: 1664-946X) Papier: Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Schweizerische Vogelwarte Tel. 041 462 97 00 Station ornithologique suisse Fax 041 462 97 10 Stazione ornitologica svizzera info@vogelwarte.ch Postkonto 60-2316-1 Staziun ornitologica svizra CH-6204 Sempach www.vogelwarte.ch IBAN CH47 0900 0000 6000 2316 1 12
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