FUNKTIONAL - HEIDELBERGCEMENT
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service3.com Produkte und Projekte z Strom aus dem Betonbehälter Markt und Umwelt z Grüne Welle für Hase und Igel Funktional Kunden und Partner z Panorama aus Beton im Sinne der Natur. Das Magazin von HeidelbergCement • Ausgabe 2 • 2006 • 4v Ausgabe 2 z 2006 Thema: Grün Farbe des Lebens Edle Natursteinvorsätze gepaart mit hoher Versickerungsleistung. Das Trento-Pflaster begeistert nicht nur durch seine einzigartige Oberflächenstruktur und sein wertiges Aussehen. Anders als die meisten Gestaltungspflaster kann Trento auch beim Thema Ökologie glänzen. Mit Edelsplitt verfugt, erfüllt es gar die Richtlinien für versickerungsfähige Pflaster! Mehr darüber und über die vielfältigen Gestaltungs- möglichkeiten mit Trento gibt’s im Netz unter www.trento-set.de und www.lithonplus.de. Farbe des Lebens Thema: Grün Lithonplus GmbH & Co. KG | Zentrale Lingenfeld | Schwegenheimer Straße 1 a | 67360 Lingenfeld Telefon: (0 63 44) 9 49 - 0 | Telefax: (0 63 44) 9 49 - 1 25 | www.lithonplus.de
Tipps & Termine Die Landesgartenschau liefert Anregungen Beim HeidelbergCement-Fotowettbewerb für die Gartengestaltung. sind 3.000 Euro zu gewinnen. Fotowettbewerb Ideen für die „Wohlfühlstadt“ Weil Ökologie ökonomisch ist Die HeidelbergCement AG schreibt 2006 den bundesweiten Fotowettbewerb Für Ihren Terminkalender: „Wohlfühlstadt“ aus, an dem sich Ama- „Forum Zukunft grünes Bauen“ 5. Heidelberger Bauforum teurfotografen beteiligen können. Es sol- len Aufnahmen von Orten eingesandt auf der Landesgartenschau in 27. – 29.09.2006 y Heidelberg/Leimen, werden, an denen sich Menschen beson- Heidenheim Portland Forum am Herrenberg ders wohl fühlen: Das kann ein Raum 20.06.2006, 9.00 Uhr y Heidenheim Das 5. Heidelberger Bauforum widmet sein oder ein Platz, ein Baumhaus oder sich dem Thema „Die Alterspyramide – ein Park, ein Karussell im Vergnügungs- Der öffentliche Raum – park, Spiel- und Sportplätze, ein Fußball- Pflaster und Plattenbeläge das Neubauprojekt: Schrumpfende Ge- sellschaft als neuer Markt für die Bau- stadion oder eine Musikarena. Orte, an Wertsteigerung von Immobilien und denen sich Menschen begegnen, Orte, öffentlichem Raum durch gepflegte wirtschaft“. Medien und Öffentlichkeit behandeln die demografische Entwick- die gestaltete oder gebaute Umwelt dar- Außenanlagen; Tücken und Lücken stellen. Jeder Einsender darf maximal im Vergaberecht lung mit einer immer älter werdenden Bevölkerung fast ausschließlich als Pro- drei Motive einreichen. Das Preisgeld be- blem. Im Kontrast dazu steht die grund- trägt 3.000 Euro. Einsendeschluss ist der 18.06.2006, 13.00 Uhr y Heidenheim 30. Juni 2006. Der Rechtsweg ist ausge- legende These des 5. Heidelberger Bau- Modernes Regenwassermanagement forums: Der veränderte Altersaufbau schlossen. Rückhaltung – Ableitung – Sammlung der Bevölkerung birgt nicht nur Risiken, er eröffnet auch handfeste wirtschaft- Schicken Sie Ihre Fotos an die 21.09.2006, 13.00 Uhr y Heidenheim liche Chancen. folgende Anschrift: Freizeitanlagen: Skatinganlagen, Weitere Informationen und Kletterwände, Naturschwimmteiche, HeidelbergCement AG Programm unter Abteilung Marketing Trendsportanlagen www.heidelberger-bauforum.de Stichwort „Fotowettbewerb“ Weitere Informationen und oder bei Christiane Bohlmann, Berliner Straße 6 Anmeldung unter Telefon: 0 62 21/4 81 95 07 69120 Heidelberg Beton Marketing Süd GmbH, christiane.bohlmann@heidelbergcement.com Telefon: 07 11/32 73 22 00 Weitere Informationen: info@betonmarketing.de Birgit Michel Telefon: 0 62 21/48 12 06 birgit.michel@heidelbergcement.com Impressum Herausgeber: HeidelbergCement AG, Marketing Deutschland, Berliner Straße 6, 69120 Heidelberg, Internet: www.heidelbergcement.de Chefredaktion und Kontakt: Elke Schönig (es), Pressestelle, Telefon: +49 (0)62 21/4 81-95 16, Fax: +49 (0)62 21/4 81-95 40, E-Mail: elke.schoenig@heidelbergcement.com Redaktion: Dr. Georg Haiber (gh), E-Mail: haiber@signum-web.de; Conny Schneider (cs), E-Mail: conny.schneider@heidelbergcement.com; Anne-Friederike Wilhelm (afw), E-Mail: wilhelm@signum-web.de Bildredaktion: Steffen Fuchs, E-Mail: steffen.fuchs@heidelbergcement.com Redaktion, Gestaltung und Produktion: Signum, Mannheim, Internet: www.signum-web.de Druck: Colordruck Leimen GmbH, Leimen, Internet: www.colordruck.com Bildnachweise: Getty Images, Iconica: Titel (Jeff Spielman); Gudrun Holde Ortner: Editorial 3; HeidelbergCement (Steffen Umweltschutz hat für HeidelbergCement Tradition, da natür- Fuchs): 4/5, 6 u.l.,6 u.r., 19 u. r., 23, 25, 26, 29, 37, 39; Corbis: 6 o.l. (John und Lisa Merrill), 10 (Adrianna Williams), 11 (Ralph A. Clevenger), 12, 38 (Herbert liche Ressourcen die Grundlage unseres Unternehmens bilden. Spichtinger); Benno Riffel: 7; Getty Images, Imagebank: 8/9 (Rosemary Calvert); Picture-alliance: 13 l., 13 r. (90100/KPA/HIP), 28 (Ingo Wagner); HeidelbergCement: 14-17, 27; Getty Images, Photographer‘s Choice: 18/19 (Michael Goldman); Lithonplus: 6 o. r., 20/21, 34/35, 36; BetonMarketing Deutschland GmbH: 22; Signum Der schonende Abbau und sparsame Umgang mit diesen (Ralf Mertzlufft): 24; BetonMarketing Ost (Dr. Thomas Richter): 30/31; DEGES Deutsche Einheit, Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH: 32/33. Rohstoffen sind für uns daher eine Selbstverständlichkeit. Beirat: Eckhard Bohlmann, Stephanie Brinkmann, Christian Engelhard, Dr. Klaus Felsch, Dr. Brigitte Fickel, Lutz Heckel, Gabriele Heim, Andreas Heming, Durch intensive Rekultivierungs- und Renaturierungsmaß- Georg Kühling, Günter Leitow, Gerhard Seitz nahmen geben wir stillgelegte Steinbrüche der Natur zurück Auflage und Erscheinungsweise: 7.200 Exemplare; vier Ausgaben pro Jahr. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung und schaffen so wichtige Rückzugsgebiete für selten gewor- des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr. dene Pflanzen und Tiere. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 10. Mai 2006. Die nächste Ausgabe erscheint im August 2006. 1/2006 context 39 www.heidelbergcement.de
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, nach einem langen und harten Winter hat in Deutschland endlich der Früh- ling Einzug gehalten. Das erste Grün, die ersten Blätter, Blüten und warmen Sonnentage sind nach den endlosen Monaten mit Schnee und Eis ein wahres Fest für die Sinne. Auch context kommt mit dieser Ausgabe ganz „grün“ daher, und das hat natürlich nicht nur jahreszeitliche Gründe, denn das Thema ist aus unterschiedlicher Blickrichtung auch für uns als Bau- stoffhersteller interessant: Da sind zum einen die vielen „grünen“ Anwen- dungsbereiche, bei denen der Baustoff Beton eingesetzt wird – beispiels- weise als Pflasterstein bei der Gartengestaltung, als Fertigteil für Biogasanlagen oder als Bodenbelag in der Landwirtschaft, als Rohstoff für die Modellierung künstlicher Felsen oder als Baumaterial für so genannte Grünbrücken. Auf den Seiten 28 und 29 erfahren Sie, was Kalk, auch ein Produkt von HeidelbergCement, in der Landwirtschaft dafür tut, dass es grünt und blüht. Ganz besonders beschäftigt uns als rohstoffintensives Un- ternehmen das Thema Grün natürlich bei der Rekultivierung und Renaturie- rung unserer Abbauflächen. Allein mit diesem Thema könnte man ein gan- zes Heft füllen. Aber auch die Farbe Grün an sich hat viel mit HeidelbergCement zu tun, denn sie ist weltweit unsere Hausfarbe. Lesen Sie auf den Seiten 14 bis 17, wie es dazu kam, und auf Seite 19, wie wir mit unseren Fahrzeugen Farbe auf Deutschlands Straßen bringen. Auf den Seiten 34 und 35 erfahren Sie, welche Wirkung Pigmente im Beton haben. Noch grüner wird’s beim The- ma umweltfreundliche Energiegewinnung mit dem „iRoof“, einem Beton- massivabsorber mit bauteilintegrierten Photovoltaikmodulen und einer speziellen Kunststoffbahn als Dachhaut (siehe Seite 24/25). Wir hoffen, dass wir auch mit diesem Heft und der Zusammenstellung der Themen wieder Ihre Zustimmung finden. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die sich an unserer Leserbefragung in der letzten Aus- gabe beteiligt haben. Ihre Antworten, die uns zeigen, dass Sie mit context zufrieden sind, haben uns sehr gefreut und motivieren uns, weiterzumachen. Die Ergebnisse der Befragung und natürlich die Namen der WM-Ticket- Gewinner finden Sie auf Seite 38. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe und einen schönen Bau-Sommer. Ihr Georg Kühling Marketingleiter HeidelbergCement AG, Deutschland 2/2006 context
Panorama On the road: Heidelberger Grün beim Bau des Lehrter Bahnhofs im Berliner Regierungsviertel. context 2/2006
8 20 oben links: Ausstrahlung in Grün – kleidsam nicht nur für Lobelia bamuseti oben rechts: Beton und Bäume – schöne Mitte Leonbergs unten links: König Kalk – ein Rohstoff wirkt ausgleichend unten rechts: Einfach wunderhübsch – künstliche Landschaft aus Beton 28 37 context 2/2006
03 Editorial Inhalt 04 Panorama 06 Inhalt 39 Tipps & Termine 39 Impressum thema: grün Farbe des Lebens 8 Bedeutungen einer Farbe Von Unschuld, Gift und Hoffnung Eine Farbe macht Geschichte 12 Grün im Spiegel der Kulturen Geschichte des HeidelbergCement-Logos 14 Gut gebrüllt, Löwe „Grün“ in der Sprache 18 Farbe im Wortgewand Go grün Grün ist Hausfarbe und Statement von HeidelbergCement: 19 Je grüner, desto lieber Für das Unternehmen hat der Naturschutz hohe Bedeutung. produkte und projekte Markt und umwelt 20 28 Römergalerie Leonberg Tausendsassa Kalk Das Grün kehrt in die Stadt zurück Nährstoff und Neutralisator Betonfassaden Bauen für die Landwirtschaft 22 Nicht nur sauber, sondern rein 30 Tierisch guter Beton iRoof Grünbrücken 24 Intelligentes Energiedach aus Beton 32 Grüne Welle für Hase und Igel Tiefgarage Boschwiese 26 So schön ist Parken nur in Heidelberg Kunden und partner Biogasanlagen Lithonplus 27 Strom aus dem Betonbehälter 34 „Wir bringen Farbe in den Stein“ Golfpark Gut Häusern 36 Wenn das Grün ruft ... 37 Künstliche Felslandschaften Panorama aus Beton 2/2006 context
Thema: Grün Bedeutungen einer Farbe Von Unschuld, Gift und Hoffnung „Es gibt […] nichts Wohltuenderes als Grün, weil es in das Auge einfliesst mit einer milden Fülle, die nicht etwa bloss ruhig lässt, sondern positiv beruhigt.“ Konrad Köstlin, deutscher Volkskundler Ein Tropfen auf das milde Grün: Lupinenblatt im Morgentau context 2/2006
Thema: Grün Sie wollen nach Hause. Der Bürotag war lang, der Einkauf nervtötend. Gefriergut taut im Kofferraum, doch die Ampel verwehrt Ihnen das entspannende Grün. Sie sehen rot und kochen. Grün ist die Hoffnung – nicht nur in diesem Fall. Was wären wir ohne Grün? Welche Bedeutung hat Grün für uns? Und wie wirkt es auf Herz und Verstand? 2/2006 context
Thema: Grün G rün ist eine der Grundfarben neben Rot und Blau und Farbe des Lebens die vierte Farbe im Regenbogen. Es kommt in der Na- Grün spielt in der religiösen Symbolik eine große Rolle: Die tur oft vor, denn viele Pflanzen enthalten Chlorophyll, Farbe des Lebens weist über das Leben hinaus. Das Kreuz Jesu Blattgrün. Ins Grüne zu schauen ist angenehm und entspannt beispielsweise wurde früher oft grün dargestellt, denn wie der die Augen, doch das ist nicht die wichtigste Funktion des Blatt- Frühling die keimende Hoffnung nach einer Zeit des Mangels farbstoffs. Während der Photosynthese baut Chlorophyll mit ist, ist die Auferstehung Jesu eine Erlösung aus der Zeit der Hilfe von Sonnenlicht das von Menschen und Tieren ausgeat- Finsternis. Auch Marc Chagalls (1887-1985) Auferstehungs- mete Kohlenstoffdioxid in Wasser, Traubenzucker und Sauer- fenster im Züricher Fraumünster zeigt einen grüngoldenen stoff um. Und Sauerstoff brauchen wir zum Atmen. Ohne Christus vor grünem Hintergrund, Zeichen für Versöhnung, Grün funktionieren also nicht nur Ampeln nicht. Ohne Grün Barmherzigkeit und Wiedergeburt. In Bischofsringen symboli- wäre kein menschliches Leben möglich. siert der grüne Smaragd die Hoffnung auf Auferstehung, und Grün symbolisiert Hoffnung, Frische, Kraft und Neuanfang. im Islam tragen die Propheten einen grünen Turban als Zeichen Wenn der Winter überhaupt nicht enden will, häufen sich auch ihrer Verbindung mit dem Grünen, dessen Betrachtung laut bei Schneefanatikern die Lamenti: „Ich will endlich mal wieder Mohammed Gottesdienst ist. In Ägypten ist der wiederaufer- Grün sehen!“ Schließlich platzen Knospen auf und enthüllen stehende Totengott Osiris grün. sanftgrüne Blätter. Aufbruch der Natur in den Frühling. Obwohl Was Grün bedeutet, unterscheidet sich von Epoche zu Epo- wir Europäer an den Anblick von Grün gewöhnt sind, finden che und von Kulturkreis zu Kulturkreis (vgl. S. 12/13). Bei der wir dieses Schauspiel belebend. Noch kostbarer muss Grün Darstellung des Osiris erinnert die grüne Farbe den Betrachter Wüstenvölkern erscheinen. Grün ist die Farbe des Paradieses, erst heute an die Wiederauferstehung, ursprünglich war das sie steht für Wachstum und Leben. Dieser Zusammenhang liegt Grün schlicht die Farbe des Todes. Im Altertum, also ab Mitte schon im Wortursprung: „Grün“ leitet sich vom althochdeut- des vierten Jahrtausends vor Christus, symbolisierte Grün Kraft schen „gruoni“ und mittelhochdeutschen „grüene“ ab, eine losigkeit und Vergänglichkeit, in Mesopotamien galt es als Far- Bildung zum untergegangenen Verb „grüejen“, das „wach- be mit negativer Wirkung. Auch heute weckt Grün durchaus sen“, „grünen“ bedeutet. Mit dem englischen „to grow“, negative Assoziationen: Hat jemand ein „grünes Gesicht“, „wachsen“, ist „grün“ ebenfalls verwandt. wirkt er schlapp, krank und kraftlos, und Kinderbücher zeigen Grün, grün, grün sind alle meine Farben „Vitamine für die Augen“ hält eine ziemlich grüne Kunstausstellung im Internet bereit. Auf den Seiten sind ästhetische, witzige und skurrile Bilder und Fotografien zu sehen, die die Farbe Grün kunstvoll in Szene setzen. Initiiert hat die Ausstellung fotomuseum.de, eine Produktion der Deutsche Fototage gGmbH in Zusammenarbeit mit hr-online. www.fotomuseum.de/fotomuseum/gruen 10 context 2/2006
Thema: Grün „Grün müssen wir als eine Gegebenheit der Natur nehmen. Dann verstehen wir auch, dass es […] als sichernde und hegende, das einfache Leben meinende Farbe erscheint. […] Da wir Grün ‚brauchen’, ist es auch so Smaragdgrüne eine Art Konsumgut unter den Farben.“ Hundskopfboa Heinrich Frieling, österreichischer Psychologe das Gebräu von Hexen oft in blubberndem Giftgrün. In Eng- nenarchitekten setzten dabei auf eine Farbwirkung, die schon land und Schottland ist Grün ebenfalls mit Vorsicht zu genie- Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in seiner Farben- ßen. Englische Motorsportler fordern das Schicksal heraus, lehre beschrieben hat. Er charakterisiert Grün als neutrale Farbe, wenn sie in einen grünen Rennwagen steigen, es sei denn, in der „unser Auge […] eine reale Befriedigung“ findet. Auge das Gefährt ist ein Jaguar. Der ist nicht grün, sondern „British und Gemüt ruhen, „man will nicht weiter und man kann nicht racing green“ – dann kann nichts passieren. Wer bei schot- weiter“. Ähnlich äußert sich Wassily Kandinsky (1866-1944) tischen Hochzeiten etwas Grünes trägt, begeht einen nicht in seiner Schrift „Über das Geistige in der Kunst“: „Absolutes wieder gutzumachenden Fauxpas, denn die Schotten glauben Grün ist die ruhigste Farbe, die es gibt: Sie bewegt sich nach fest daran, dass Grün den Elfen vorbehalten ist. Beim Hoch- nirgend hin und hat keinen Beiklang der Freude, Trauer, Leiden- zeitsessen sind sogar grüne Speisen wie Brokkoli, Spinat oder schaft, sie verlangt nichts, ruft nirgend hin. Diese ständige Ab- Salat gestrichen. In Korea dagegen ist Grün die Farbe der frisch wesenheit der Bewegung ist eine Eigenschaft, die auf ermüdete Vermählten. Es steht für aufkeimende Liebe, wie schon bei den Menschen und Seelen wohltuend wirkt, aber nach einiger Zeit Minnesängern, und für Fruchtbarkeit, wie bei den Kelten. des Ausruhens leicht langweilig werden kann.“ Grün sei passiv und bürgerlich, meinte der Künstler, und „wie eine dicke, sehr Farbe der Frische gesunde, unbeweglich liegende Kuh, die nur zum Wiederkäuen „Sie suchen einen erfrischenden Duft? Dann nehmen wir die fähig mit blöden, stumpfen Augen die Welt betrachtet“. grüne Serie.“ In Marketing und Werbung ist helles Grün der Eine ganz andere Wirkung hatte Grün für Kandinskys Ex- Inbegriff von Spritzigkeit, Frische und Gesundheit, dunkles pressionistenkollegen Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Max Grün strahlt Ruhe, Klarheit und Harmonie aus. Schon die Farbe Pechstein (1881-1955), Karl Schmitt-Rottluff (1884-1976) und der Verpackung ist eine eindeutige Botschaft ans Unterbe- den Fauvisten Henri Matisse (1869-1954). Mit klaren, teils wusstsein des Konsumenten. Auch grüne Kleidung kann ge- schrillen Farben stellten sie die Wirklichkeit abstrahiert und ver- zielt eingesetzt werden: Wer beständig, friedvoll, gelassen und zerrt dar, um den Betrachter aufzurütteln. Nicht Bäume sind bescheiden wirken möchte, kleidet sich am besten in gedecktes grün, sondern Straßen, Häuser und Gesichter. Ein Grün, das Grün. Bevor 2005 entschieden wurde, dass deutsche Polizei- grell leuchtet, gelblich oder graugrün matt, fast kränklich daher uniformen und -fahrzeuge in Zukunft wie im restlichen Europa kommt und im Bildzusammenhang neben der Kontrastfarbe blau sein sollen, galt Grün außerdem als „Farbe der Sicherheit“. Rot immer irritiert. Grün war alarmierend. Solange die alten Uniformen aufgetragen werden müssen, Grün ist die Hoffnung – grün ist das Gift. Grün erfrischt – wird das wohl auch noch so bleiben. Bei technischen Geräten Grün beruhigt. Grün nährt – Grün bewahrt. Grün ist die Farbe signalisiert Grün „freie Fahrt“ oder bestätigt, dass alles ord- des Todes – und die Farbe der Auferstehung. Was nun? Grün nungsgemäß funktioniert. ist eben ein Tausendsassa – mit vielen Bedeutungen und hoher Bedeutung. Farbe der Mitte (afw) z Früher wurden Wohnzimmer oft grün gestrichen oder tape- ziert, um sie zu Plätzen der Kraft und Ruhe zu machen. Die In- 2/2006 context 11
Thema: Grün Eine Farbe macht Geschichte Grün im Spiegel der Kulturen Ob wir Lindgrün als sanft, Apfelgrün als frisch oder grelles Grün als giftig wahrnehmen, hängt von der Umgebung und dem Kulturkreis ab, in dem wir leben. Ein Wüstenvolk sieht die Farbe Grün anders als ein Eingeborenenstamm im Urwald, und ein arabischer Moslem assoziiert damit andere Gedanken als ein Chinese. Einzelne Kulturen haben während der vergangenen Jahrtausende verschiedene Bilder von Grün geprägt. Eine Spurensuche. I m Buch Genesis steht: „Gott sprach: wohl grüne Erden, aus denen man die ‚Es lasse grünen die Erde Grünes, Farbe herstellte, bereits damals bekannt Kraut, das Samen bringt, und Frucht- waren. Erst mit Beginn des Ackerbaus bäume, die Früchte auf Erden tragen, in vor 9.000 bis 10.000 Jahren gab es denen ihr Same ist.’“ Seit Tausenden Götter, die mit der Farbe Grün in Ver- Drache aus Jade: Der grüne von Jahren ist die Farbe Grün ein Sym bindung gebracht wurden. Edelstein war bereits im zwei- ten Jahrhundert vor Christus bol für Leben und Fruchtbarkeit. Das wegen seiner Härte als war nicht immer so. Bei den Jägern und Grün sind die Götter Schmuckstein geschätzt. Sammlern der Steinzeit vor mehr als Im alten Ägypten besingen Hymnen den 10.000 Jahren spielte Grün eine unter- Nil, der alle Ufer mit Grün, der Farbe des geordnete Rolle, Rot triumphierte. Das Lebens, schmückt. Hathor, die älteste der belegen Höhlenmalereien, auf denen ägyptischen Göttinnen, galt im dritten Wälder und Bäume gänzlich fehlen, ob- Jahrtausend vor Christus als Herrin der 12 context 2/2006
Thema: Grün Liebe und des Lebens. Sie wurde gele- Sie symbolisierten die göttliche Macht beim Auftragen der Farbe giftige Arsen- gentlich als grüner Baum dargestellt. der Umwandlung, den Rhythmus der dämpfe entwickelten. Eben diese Dämpfe Grün ist auch die Haut des Gottes Osiris, Natur sowie übernatürliche Weisheit und wurden Napoleon Bonaparte zum Ver- dem Gott der Fruchtbarkeit, der Leben Stärke. Die Farbe Grün steht für den hängnis. Grün mochte er am liebsten, zeugt. „Grüne Dinge tun“ bedeutete bei Frühling und den Anfang neuen Lebens. deshalb waren die Räume seines Exils in den alten Ägyptern Gutes hervorbringen. St. Helena mit Schweinfurter Grün gestri- Den Ägyptern besonders wichtig war der Grün ist das Paradies chen. Chemiker analysierten nach Napo- grüne Halbedelstein Malachit. Sie zer- Grün ist auch die Lieblingsfarbe des Pro- leons Tod seine Haare und Fingernägel mahlten ihn und verrührten das Pulver pheten Mohammed (570-632 n. Chr.). und fanden darin große Mengen Arsen: mit Eiweiß, Akazienharz oder Feigen- Stets trug er einen grünen Mantel und Der französische Eroberer starb an einer milch zu einem smaragdgrünen Brei, der einen grünen Turban. „Das Anschauen schleichenden Arsenvergiftung. als Malfarbe und zum Schminken der des Grünen ist Gottesdienst“, soll Mo- Augenlider diente. hammed gesagt haben. Die Farbe gilt Grün ist die Freiheit Mit der Entstehung des Christentums bei den Muslimen und allen Wüstenvöl- Anhänger der Friedens- und Ökologie- wurde die Farbe Grün zum Hoffnungs- kern als Sinnbild für das Paradies, für bewegung gründeten 1980 in Deutsch- träger und Symbol der Erneuerung. Grün blühende Landschaften und ewige Oa- land die Partei „Die Grünen“. Auch für wurde zur Farbe der Apostel. Heute tra- sen. Bis heute ist es nur Mohammeds andere Länder hat die Farbe politische gen die Bischöfe als Nachfolger der Apos Nachfolgern, den Kalifen, gestattet, ei- Bedeutung. In der Flagge Italiens steht tel einen grünen Hut. Dieser soll an die nen grünen Turban zu tragen. Das heili- das Grün für das Recht des Menschen Wanderschaft der Apostel erinnern, die ge Banner Sandschak-i-Scherif, die kost- auf Freiheit und Gleichheit. In Irland, der links: Apostel und Heilige werden oft in grünen Gewändern dargestellt: Decken- fresko im Bibliothekssaal des Klosters Schussenried in Oberschwaben rechts: Erste Seite des Totenbuchpa- pyrus des Hohenpriesters Panedjem II., dargestellt mit grünem Gesicht Farbe Grün an den Auftrag, das Chris- barste Reliquie des Islam, ist grün und grünen Insel, beanspruchen die Katho- tentum zu verbreiten. Und der grüne mit Gold bestickt. Heute ist Grün die Far- liken Grün als Nationalfarbe. Rot, Gelb Smaragd in ihren Ringen symbolisiert die be der arabischen Liga, viele islamische und Grün sind die drei panafrikanischen Tugend der Hoffnung und die Auferste- Staaten haben die Farbe in ihrer Flagge. Farben. Sie sind häufig in den Landes- hung. Auch Heilige wie Johannes der flaggen verewigt und stehen für die Täufer und der heilige Michael tragen Grün ist das Gift Fruchtbarkeit des Heimatbodens. auf Bildern häufig grüne Kleidung. Auf Die Alchemisten bezeichneten Lösungs- In Deutschland wird die Farbe Grün Albrecht Dürers Wiener Allerheiligenbild mittel, die Gold lösen konnten, als „Grü- heute meist mit Frische und ökologi- sind die meisten der in den Himmel auf- ner Löwe“ oder „Grüner Drache“. Derar- schen Produkten in Verbindung ge- genommenen Heiligen in grüne Gewän- tige Flüssigkeiten benötigten sie für ihre bracht. Das Anfügen des Adjektivs grün der gehüllt. Wo Grün als alltäglich emp- Experimente zur Herstellung des „Steins an Begriffe wie Kosmetik oder Chemie funden wird, nimmt es im Laufe der Zeit der Weisen“. Das chlorhaltige Gebräu rückt sie in die Nähe von Natur und Na- auch die Farbe des Bösen an. Im Mittelal- war gleichzeitig der Karrierebeginn der türlichkeit – Attribute, die der Mensch ter stehen grüne Drachen und Schlan- Assoziation „Grün gleich Gift“. Förderlich als angenehm empfindet. Die Farbe genwesen für Satan und das Böse. Dä- für diese Karriere war sicherlich die Her- Grün weckt im Menschen positive Ge- monen werden meist mit grünen Augen stellung des „Schweinfurter Grün“ im fühle. Daran hat sich im Laufe der Zeit dargestellt. Im alten China besaßen Dra- Jahre 1800. Diese arsenhaltige Malfarbe nichts geändert. chen hingegen positive Eigenschaften. war äußerst gesundheitsschädlich, da sich (gh) z 2/2006 context 13
Thema: Grün Schon bei den ältesten Logos unverkennbar: Der kraftvolle Löwe mit dem doppelten Schweif steht im Mittelpunkt. 14 context 2/2006
Thema: Grün Geschichte des HeidelbergCement-Logos Gut gebrüllt, Löwe Die Gründung von HeidelbergCement geht auf den Bierbrauer Johann Philipp Schifferdecker zurück. Bier und Zement? Wie geht das zusammen? context hat ein wenig im Archiv gekramt. J ohann Philipp Schifferdecker wurde 1811 als ältestes von ten 25.000 fl. mehr dafür geboten wurden, natürlich ohne Er- vierundzwanzig Kindern des Mosbacher Bierbrauers Jo- folg, da die darin in großem Style anzulegende Cementfabrik hann Georg Schifferdecker und dessen Ehefrau Eva Maria noch höheren Gewinn verspricht.“ Doch nach zwei Jahren be- geboren. Wie seine Vorfahren erlernte er das Brauereihand- fand sich das Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten werk. 1838 überließ ihm ein Onkel seine Brauerei in Königs- und konnte nur durch den fachkundigen Zementchemiker berg, wo Schifferdecker mit der Produktion von untergärigem Friedrich Schott vor dem Ruin bewahrt werden. bayerischem Bier begann, das seine Brauerei berühmt machte. Mit 56 Jahren beschloss Schifferdecker, die Brauerei für umge- Königliches Selbstbewusstsein rechnet zirka 150.000 Euro an seinen Bruder zu verkaufen, Die Geschichte des Firmenwappens ist ebenfalls eng mit der denn seine Kinder hatten kein Interesse an einer Übernahme Stadt Heidelberg verbunden. „Stets das Beste“ lautete Schif- der elterlichen Brauerei. 1872 kehrte Schifferdecker in seine ferdeckers Wahlspruch. Um die Nähe zu Heidelberg zu doku- badische Heimat zurück. Auf der Zugfahrt von Königsberg mentieren, fügte er den Wappenlöwen Heidelbergs in das Fir- nach Heidelberg soll er den Tipp bekommen haben, sein Ver- menemblem ein. Zwar änderte sich das Markenzeichen häufig, mögen in eine Portland-Cement-Fabrik zu investieren. Was Le- die barocke Darstellung des Löwen aber blieb bis heute eine gende und was Tatsache ist, lässt sich heute nicht mehr bele- fast unveränderte Konstante. „Warenzeichen, einen doppel- gen. Es dürfte aber einem umsichtigen Unternehmer wie geschwänzten Löwen mit Krone darstellend, welcher dazu be- Schifferdecker nicht entgangen sein, dass damals gerade ein stimmt ist, beim Verkauf von Waaren/Cement auf die dessel- Gründungsboom von Portland-Cement-Fabriken eingesetzt bigen Fässer aufgeklebt zu werden“, ist im Zeichenregister des hatte. Außerdem gab der gewonnene Krieg gegen Frankreich Großherzoglichen Badischen Amtsgerichts 1886 notiert. Eine der Baukonjunktur Auftrieb. Dass sich in dieser Branche Geld der ältesten Darstellungen findet sich in einer Annonce, in der verdienen ließ, zeigten die bereits bestehenden Zementwerke das Löwenmotiv bereits in ein angedeutetes Oktogon einge- von J. F. Espenschied in Mannheim und Dyckerhoff & Söhne in passt ist. Dies wird später zum bestimmenden Element im Hei- Wiesbaden-Biebrich. delberger Logo. Schifferdeckers Sohn Paul studierte in Heidelberg. Es muss Neben dem Bezug zu Heidelberg sollte das Firmenemblem wohl dessen Liebe zu dieser Stadt gewesen sein, die den Aus- auch auf die technischen Fähigkeiten des Produzenten verwei- schlag für die Standortwahl des neuen Unternehmens gab. Am sen. Damals beherrschten englische Zemente den Markt, und 10. Januar 1873 kaufte Schifferdecker die Bergheimer Mühle es galt, sich sichtbar zu platzieren. Da lag es nahe, sich die sub- für umgerechnet rund 230.000 Euro. Der Kauf schien zunächst tile Ausdruckskraft eines herrschaftlichen Symbols zu Nutze zu ein Glücksfall zu sein. Am 24. Januar 1873 meldete die Karlsru- machen. Als Sinnbild der Tapferkeit, als Symbol des Herrscher- her Zeitung: „Als Beweis, wie rasch sich oft der Werth von hauses und der von ihm ausgehenden Macht ist der Löwe Liegenschaften erhöht, sei Ihnen mitgeteilt, dass Hrn. Schiffer- eines der beliebtesten Wappentiere. Und warum ein doppel- decker, welcher vor kaum 14 Tagen die hiesige Bergheimer schweifiger Löwe? Da kaum ein Wappenzeichner früherer Mühle für 150.000 fl. ersteigerte, schon jetzt von einem Drit- Jahrhunderte einen echten Löwen gesehen hatte, wurde er 2/2006 context 15
Thema: Grün fantasievoll mit allerlei Beiwerk ausgestattet. Bald gab es ein Dutzend Ausprägungen des Heidelberger Stadtwappens mit flatternder Mähne, ziselierter Krone und eben doppeltem Schweif. Am 20. Februar 1969 legte der Stadtrat eine neue Darstellung des Stadtwappens fest. In erster Linie war die „Schwanzfrage“ zu klären, denn der alte Pfälzer Löwe hat ei- nen Schweif, zwei Schweife hat nur der böhmische Löwe. Der doppelschwänzige Heidelberger Löwe wird daher oft als Erb- stück des Kurfürsten Friedrich V. angesehen, was historisch allerdings nicht zu belegen ist. Zum zehnjährigen Bestehen der Firma Portland-Cement- Werk Heidelberg, Schifferdecker & Söhne im Jahr 1883 ent- stand ein Plakat, das den doppelschweifigen Löwen zeigt. Zum fünfzehnjährigen Jubiläum 1887 wurde eine Farblithografie als Plakat aufgelegt, in der eine stattliche Fabrik mit rauchen- den Kaminen zu sehen ist. Qualmende Schlote galten als Sym- bole für Fortschritt – und über allem thront der barocke Löwe. Auch in Briefbögen der 1880er Jahre findet sich der Löwe in- mitten nach heraldischer Stiltradition angeordneten Auszeich- nungen, die auf Gewerbe- und Weltausstellungen errungen wurden. Der Löwe ist Sinnbild für Stärke, königliche Macht, Glauben und Vertrauen, für Großmut, Erhabenheit und Tapfer- keit. In der Baukunst steht der König der Tiere für die Zuverläs- sigkeit des Bauwerks und die Tragkraft von Bauelementen. Wie im HeidelbergCement-Logo tritt er auch in der Architektur oft in Kombination mit einem anderen Symbol auf: dem Achteck Johann Philipp Schifferdecker: geboren 1811 in Mosbach, gestorben 1877 in Königsberg als Grundrissidee für den Zentralraum. Im HeidelbergCement- Logo steht das Oktogon zudem symbolisch für die acht HeidelbergCement-Werke, die Eckpfeiler des Unternehmens. Wie der grüne Löwe ins Achteck kam 1899 wurde die in Liquiditätsschwierigkeiten geratene Port- Medaillenregen: Das Portland-Cement-Werk wurde land-Cement-Fabrik Matthäus Lude in Nürtingen erworben, in Heidelberg, Sydney, Mannheim, Melbourne, der Auftakt zu einer Reihe von Firmenübernahmen. 1901 kam Amsterdam, Chikago und Straßburg ausgezeichnet. es zur Fusion mit der Mannheimer Portland-Cement-Fabrik AG, die Werke in Mainz-Weisenau und Mannheim einbrachte. In rascher Folge wurden die Werke in Budenheim am Rhein, Die- desheim-Neckarelz, Offenbach und Ingelheim am Rhein in den Konzern einbezogen. Ergebnis der beiden Fusionen und der zahlreichen Firmenübernahmen war der umständlich lange Firmenname „Portland-Cementwerke Heidelberg-Mannheim- Stuttgart Aktiengesellschaft“. Im Zuge der Gleichschaltung der einzelnen Betriebe verfolgten die Nationalsozialisten das Ziel, den Konzern streng auf Heidelberg auszurichten. Am 26. April 1938 kam es deswegen zu einer erneuten Umbenennung in „Portland-Zementwerke Heidelberg Aktiengesellschaft“. Erst- mals nahm man auch Abstand von der alten Schreibweise und schrieb Zement mit „Z“. Nach dem Ende des Zweiten Welt- kriegs waren viele deutsche Marken im In- und Ausland ent- weder beschlagnahmt oder unter Vermögensaufsicht gestellt. 1948 erfolgte ein erster Schritt zur Wiedereinführung eines 16 context 2/2006
Thema: Grün links: Bunte Vielfalt, unter- schiedliche Größe – eine Auswahl der Heidelberger Zementmarken rechts: Kein Bier, sondern Zement – die Werkstatt der Küfer im Portland-Cement- Werk. Zement wurde früher in Fässern transportiert. gesetzlichen Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichen- den und wurden allmählich Gewohnheit. Erst Ende 1984 ent- schutzes. Die Portland-Zementwerke Heidelberg meldeten schloss man sich, den Namen „Heidelberger Zement“ als Wa- daraufhin ihr altes Warenzeichen, das für alle Heidelberger renzeichen anzumelden. Zehn Jahre später stellte sich erneuter Werke einschließlich des Gipswerks Neckarzimmern und des Veränderungsbedarf durch die Übernahme des belgischen Kon Kalkwerks Münsingen gelten sollte, erneut an. Der Löwe im zerns CBR ein. Die Übernahme des skandinavischen Konzerns Achteck war in Variationen seit Unternehmensgründung Be- Scancem und seine Integration machten deutlich, dass diese standteil des Firmenemblems. Nach einer stürmischen Aufbau- nicht einfach unter dem Dach „Heidelberger Zement“ und phase und einer jahrzehntelangen steilen Aufwärtsentwicklung dem Löwen im Achteck zu vereinigen waren. Zu kompliziert gab es erneuten Veränderungswillen erst zum 125-jährigen waren die Strukturen und die Bezüge der historisch gewach- Firmenjubiläum. Vor allem die Absatzeinbrüche infolge der senen lokalen Marken der beiden übernommenen Konzerne. Ölpreiskrise und der rückläufigen Konjunktur verlangten nach In der Hauptversammlung 2002 wurde deshalb beschlos- neuen Strategien. Ein erster Einstieg in den französischen sen, den bisher im Handelsregister eingetragenen Namen der Markt und Expansionsschritte in den USA waren die Antwor- Konzernobergesellschaft „Heidelberger Zement Aktiengesell- ten. Im Inland setzte man dem Zeitgeist entsprechend auf schaft“ in „HeidelbergCement AG“ zu ändern. Dies setzte den Diversifikation bei der Produktpalette. Der neue Kurs sollte juristischen Schlussstein bei der Einführung eines neuen Er- auch durch einen neuen Namen nach außen sichtbar werden. scheinungsbilds, das weltweit bereits seit Ende 2001 im ganzen Die Hauptversammlung segnete am 17. August 1978 neben Konzern galt. Als „visuelle Klammer“ verbindet dabei der der Änderung einiger Paragraphen der Gesellschaftssatzung Schriftzug „HeidelbergCement“ alle Unternehmen der Kon- die Änderung des Unternehmensnamens ab. Die seit 1938 zerngruppe. Der in den neunziger Jahren internationalisierte geltende Firmierung „Portland-Cementwerke Heidelberg Name entspricht der Konzernsprache Englisch und sollte die Aktiengesellschaft“ wurde in „Heidelberger Zement Aktien globale Tätigkeit des Baustoffproduzenten verdeutlichen. Die gesellschaft“ umbenannt. Die Modernisierung sollte den Namen und Logos der weltweit über 500 Mitgliedsunterneh- zahlreichen Namensgebungen ein Ende bereiten. Mitarbeiter, men und ihrer Marken blieben erhalten; sie nahmen jedoch Kunden und Lieferanten hatten verschiedene Begriffe wie den Zusatz „HeidelbergCement Group“ als Unterzeile in ihr „Portland-Zement“ oder schlicht „Portland“ in Umlauf ge- individuelles Logo mit auf. bracht. Viele Firmen, die im neunzehnten Jahrhundert gegrün- Heute steht der Name „HeidelbergCement“ in mehr als fünf- det wurden, trugen die Bezeichnung „Portland“ im Namen, zig Ländern für Kompetenz im Baubereich. 42.000 Mitarbeiter um einen Bezug zu den damals führenden englischen Zementen sind an über 1.500 Standorten tätig. Sie alle verbindet das ge- herzustellen. 125 Jahre nach der Gründung war es angesichts meinsame Logo in der grünen Farbe Pantone 355, das weltweit der normierten Zementqualitäten nicht mehr notwendig, auf eingesetzt werden kann. Im Ausland verdeutlicht der Zusatz „ den Ursprung zu verweisen. Stattdessen sollte der Firmenname HeidelbergCement Group“ die Zugehörigkeit eines Unterneh- enger an Heidelberg gebunden werden. mens zum Konzern. Den grünen Löwen im Achteck gibt es nur noch in Deutschland auf Markenebene. Heidelberg wird grün (Dietmar Cramer) z Seit 1975 fanden sich in den Firmendruckschriften immer häu- figer grüne Farbtöne. Sowohl der Name Heidelberger Zement wie auch die grüne Farbe waren eher beiläufig eingeführt wor- 2/2006 context 17
Thema: Grün „Grün“ in der Sprache Farbe im Wortgewand „Mein Herz wird grün“, ruft mein Chef und drückt mich an seine grüne Seite. Ach du grüne Neune! Aber wenigstens ist er mir grün, seit beim neuen Projekt alles im grünen Bereich ist. Ich Grünschnabel hätte es fast verbockt ... Grüner wird’s nicht – aber haben Sie alles verstanden? context erklärt Herkunft und Bedeutung einiger „grüner“ Redewendungen. Grünschnabel – Greenhorn Auf keinen grünen Zweig kommen Ein Grünschnabel oder Greenhorn ist ein Neuling, jemand, der jung, frisch Wer nicht vorwärts kommt, Vorhaben und unerfahren ist. Grünschnäbel nicht zu Ende bringt, von dem sagt trauen sich in jugendlichem Übereifer man, er komme auf keinen grünen oft zu viel zu und fallen dann auf ihren Zweig. Früher glaubten die Menschen, grünen Schnabel. Deshalb hat der Be- dass in immergrünen Bäumen die griff einen negativen Beigeschmack, er guten Geister leben. Deshalb holten etikettiert Unerfahrenheit und Unreife. sie sich im sechzehnten Jahrhundert Einander grün sein … Auch bei den Redewendungen „grün Tannenbäume in ihre Häuser. Wer oder auch nicht hinter den Ohren sein“ und „ein grü- sich aber kein Nadelgewächs leisten ner Junge sein“ steht die Farbe Grün konnte, kam zu keinem grünen Zweig Im Mittelalter schmückte man die für Unreife. – und damit auch zu keinem guten Tür derjenigen, die man liebte oder Geist. mochte, mit Maiengrün: ein deut- Grünes Licht liches Zeichen der Zuneigung. Das Grün ist die Hoffnung Laub offenbarte jedem, wem man In der Technik bezeichnet Grün Funk- „grün“ war und wem nicht. tionsfähigkeit oder freie Fahrt, abge- Grün ist die Farbe des Frühlings, die leitet von den Farben der Ampel. Wer Farbe jungen, keimenden und sprie- Komm an meine grüne Seite grünes Licht bekommt, hat volle ßenden Lebens. Weil junge Triebe Handlungsfreiheit. nach einem langen Winter die Hoff- Die grüne Seite ist die frische, leben- nung auf ein ertragreiches und frucht- dige Herzensseite. Sie ist die liebens- Ach, du grüne Neune! bares Jahr wecken, wurde Grün schon würdigste Seite eines Menschen und früh als Sinnbild für Hoffnung verwen- Sitz der jugendlichen Lebenskraft. Wer Diese Redewendung geht auf das det. „Mein Herz wird grün“, sagte jemanden auffordert, an seine grüne Tanzlokal „Conventgarten“ zurück, man früher, wenn man am Ende einer Seite zu kommen, meint: „Komm an das sich im neunzehnten Jahrhundert entbehrungsreichen Zeit wieder hoffen mein Herz, ich bin dir freundlich ge- in der Berliner Blumenstraße 9 befand. konnte. In der religiösen Symbolik sonnen.“ Populär wurde die Redensart Der Haupteingang war „Am Grünen steht Grün für die Hoffnung auf Wie- durch das schwäbische Volkslied Weg“, deshalb hieß das Etablissement derauferstehung, in der mittelalter- „Mädle, ruck, ruck, ruck an meine im Volksmund nur „die grüne Neun“. lichen Liebessymbolik ist Grün das grüne Seite“ aus Friedrich Silchers Weil es im Conventgarten immer heiß Zeichen für beginnende, hoffende Volksliedersammlung von 1836, den herging, hatte das Lokal rasch einen Liebe. Heute wird die Redewendung frühesten Beleg findet man 1548 zwielichtigen Ruf. Der Ausruf „Ach, synonym für „Gib die Hoffnung nicht bei Manuel Weinspiel: „Kum grad zu du grüne Neune!“ etablierte sich des- auf“ oder „Hoffen wir das Beste“ mir, mins Cordelin, sitz an die grüne halb als Synonym für das erschrocken- verwendet. siten min.“ echauffierte „Um Himmels Willen“. 18 context 2/2006
Thema: Grün Go grün: Je grüner, desto lieber HeidelbergCement sorgt mit seinen Fahrzeugen für Farbe im Straßenverkehr: Das einheitliche Erscheinungsbild in der Hausfarbe Grün auf den Silozügen, LKW, Betonmischern und Pumpen hat einen hohen Wiedererkennungswert. Achten Sie mal darauf, wenn Sie unterwegs sind. „Je grüner, desto lie- ber“, das ist die Philosophie von Projektleiter Oliver Hopp, der in der Marketingabteilung bei HeidelbergCement unter anderem verantwortlich dafür ist, dass fabrikneue Nutzfahr- zeuge für das Unternehmen in der richtigen Hausfarbe, „Pan- tone 355 green“, und mit der richtigen Beschriftung lackiert werden. HeidelbergCement ist mit seinen Sparten Zement, Trans- portbeton und Baustoffe bundesweit tätig. So sieht man bei- spielsweise die Betonmischer im charakteristischen Grün und mit der Aufschrift „Heidelberger Beton“ auf Baustellen in Hamburg, Bremen, Berlin oder im Ruhrgebiet genauso wie im Osten und Süden Deutschlands. Die Zement-Silofahrzeuge Am grünen Tisch entscheiden sind ebenfalls von Ost nach West und Nord nach Süd auf den Straßen des Landes unterwegs. Einen komplett einheitlichen Wenn Sie sich beim Billard das dritte Marktauftritt gibt es bisher aber noch nicht. Der Grund sind Bier bestellen, entscheiden Sie das die rasanten Veränderungen der letzten Jahre, in denen zahl- zwar an einem grünen Tisch – das ist reiche neue Unternehmen hinzugekommen sind oder umfir- aber mit dieser Redewendung nicht miert wurden. Tochtergesellschaften oder Unternehmen, die gemeint. Eine Entscheidung, die am erst seit kurzem zu HeidelbergCement gehören, fahren daher grünen Tisch getroffen wird, ist ein teilweise noch mit unterschiedlich lackierten und beschrifte- von Schreibtischtätern verzapftes, the- ten Fahrzeugen zu den Kunden. Die Farbpalette reicht dabei oretisches Konstrukt, das sich in der von blau-gelb über rot-weiß bis grau-gelb und türkis. „Wir Praxis erst bewähren muss. Die Rede- achten seit etwa einem Jahr stark darauf“, so Oliver Hopp, wendung geht zurück auf den mit „dass unser Marktauftritt bundesweit einheitlich wird. Zurzeit grünem Samt bezogenen Tisch im Re- sind hierzulande rund 1.300 Fahrzeuge für uns im Einsatz, pro gensburger Rathaussaal, an dem der Jahr werden etwa 150 durch neue ersetzt. Da ist es wichtig, „Immerwährende Reichstag“ verhan- dass wir klare Gestaltungsvorgaben machen, an die sich von delte, von 1663 bis 1806 die Stände- München bis Rostock alle halten.“ vertretung im Heiligen Römischen Die richtige Lackfarbe für die Neufahrzeuge wird bei Akzo Reich. Nobel/Nobilias speziell für HeidelbergCement angemischt. Aber nicht nur die Farbe muss stimmen. So gibt es für jeden Wer sich grün macht, einzelnen Teil eines Fahrzeugs genaue Vorgaben, die den op- den fressen die Ziegen tischen Auftritt festlegen – vom Führerhaus über den Auflie- ger bis hin zu den Radnaben, die übrigens in Verkehrsrot RAL „Will mich aber nicht weiter schmie- 3020 lackiert werden. Nach dem Lackieren werden dann die gen; denn wer sich grün macht, den Logos und Schriftzüge an die vorgesehenen Stellen aufge- fressen die Ziegen“, lässt Johann klebt, ganz gleich ob Betonpumpe oder Silozug. Da immer Wolfgang von Goethe seinen „Meister mehr Neufahrzeuge im neuen Design lackiert werden, werden der ländlichen Schule“ sagen. Goethe Straße und Baustellen Jahr für Jahr ein wenig grüner. erzählt in dieser Geschichte von einem (es) z Landmann, der sich mit Bücklingen www.akzonobel.de bei der feinen Gesellschaft anbiedert. Doch er eckt an und wird des Salons verwiesen. Wer sich grün macht, bu- ckelt und schleimt – ein Verhalten, das selten Sympathie erzeugt: Wer sich zum grünen Blättlein macht, den zer- malmen die Zähne der Ziegen. 2/2006 context 19
Produkte und Projekte Römergalerie Leonberg Das Grün kehrt in die Stadt zurück E in grünes Dach für Leonberg“ – so tungskonzept des beauftragten Architek- lautete der Titel des Siegerentwurfs tenteams überzeugte die Stadtplaner des Stuttgarter Architektenteams besonders durch die vielfältigen und har- Mit der umfassenden Neuge um Marcus Rommel, der den Realisie- monisch aufeinander abgestimmten rungswettbewerb für die Neugestaltung Details sowie die Flächengestaltung aus staltung ihres Zentrums hat die der Stadtmitte gewonnen hatte. Start- einem Guss. Auch dem Thema „Grün“ Stadt Leonberg nach langen schuss für das Gesamtprojekt war die kam eine große Bedeutung zu – und Neugestaltung der Römerstraße, einer zwar nicht nur in Form der neu ange- Planungen im Jahr 2001 ein belebten Durchgangsstraße, die kaum pflanzten chinesischen Schnurrbäume, ehrgeiziges Projekt begonnen: noch Anziehungskraft und Attraktivität sondern auch bei der Farbwahl der Bau- für Fußgänger bot – kein Wunder, rollten materialien. Die zentrale Idee der Archi- Es geht darum, die eigene hier doch täglich bis zu 40.000 Autos und tekten ist ein „grünes Dach“ für die Le- Stadtmitte wieder attraktiv und 600 Busse. Die Leonberger Stadtplaner onberger Stadtmitte, das aus den Blättern hatten bei der Neugestaltung der Römer- der neuen Bäume gebildet wird. Dieses lebenswert zu machen. straße, die nicht nur geografisch das Blätterdach soll einerseits dem Auge Herz der Stadt ist, gleich mehrere Pro- Ruhe geben und gleichzeitig die akusti- bleme zu lösen: Der Bereich sollte nach schen Beeinträchtigungen durch den an- der Umgestaltung die Lebensqualität im grenzenden Stadtverkehr reduzieren. Die Zentrum deutlich verbessern, seiner zen- Bodenflächen wurden mit großforma- Die Römergalerie im Herzen Leonbergs tralen Bedeutung weiter gerecht werden, tigen Betonplatten und einem klaren vom motorisierten Individualverkehr ent- Konzept bei Pollern und Sitzbänken ge- lastet werden und zudem einen besseren staltet. Nicht zuletzt sollte auch eine indi- Anschluss an die öffentlichen Verkehrs- viduelle Farbgebung aller verwendeten mittel bieten. Beläge und Gestaltungselemente den zu- Um aus der ehemaligen Verkehrs- rückhaltenden und beruhigenden Cha- durchgangszone einen lebendigen und rakter der Neugestaltung unterstreichen. grünen Ort der Begegnung zu machen, Passend zum Farbkonzept entwickelte war eine ganzheitliche Lösung gefragt. der beauftragte Betonstein-Hersteller Mit dem Bau der Römergalerie, eines Lithonplus eigens für dieses Bauvorhaben modernen und architektonisch anspre- einen grün schimmernden Natursteinvor- chenden Büro-, Gastronomie- und Einzel- satz namens „Leonberg“, der in allen handelszentrums, wurde der erste Schritt Belägen, bei den Gestaltungselementen für eine größere Attraktivität des Stadt- und selbst bei den Bord- und Rinnenstei- zentrums getan. In einem weiteren nen eingesetzt wurde. Eine weitere wich- Schritt wurde eine großzügige Fußgän- tige Anforderung an den Hersteller war, gerzone entlang der neu errichteten dass dieser Sondervorsatz auch bei allen Römergalerie umgebaut. Das Gestal- zukünftigen Bauabschnitten in gleicher 20 context 2/2006
Produkte und Projekte Farbe erhältlich ist, denn die Neugestal- tung der Innenstadt wird sich über meh- rere Jahre hinziehen. Da die Römerstraße ein öffentlicher Nahverkehrsknoten ist, ging es bei der Gestaltung der Fußgängerzone entlang der neu errichteten Römergalerie auch um die Nutzung von Teilflächen für den Omnibusverkehr. Die Auswahl der Pro- dukte musste diesen funktionalen An- sprüchen ebenso gerecht werden wie den ästhetischen. Mit einer Kombination aus dem Lithonplus-Funktionspflaster „Expo“ in den Formaten 37 x 25 x 12 Zentimeter, 25 x 25 x 12 Zentimeter und 37 x 25 x 8 Zentimeter sowie den groß- formatigen Platten „Via Espace“ im Son- derformat 150 x 75 Zentimeter wurde eine optimale Kombination von Funktion und Form erreicht. Der grünlich schim- mernde Sondervorsatz „Leonberg“ fin- det sich aber nicht nur in den Großfor- matplatten und Pflasterflächen, sondern passend auch in allen Produkten der in- tegrierten Stadtgestaltung wieder: Unter anderem kamen neben vierzig Pollern auch eigens gefertigte Sitzbänke zum Einsatz. Funktionell verbergen die schlichten Bänke im Format 299 x 74 x 55 Zentimeter sowohl Bodenstrahler zur Beleuchtung als auch elektrische An- schlüsse, die für Veranstaltungen auf dem Platz benötigt werden. Abgerundet wird das neue Design durch gleichfar- bige Bord- und Rinnensteine: 727 lau- fende Meter Rollstuhl-Überfahrsteine sorgen für eine behindertengerechte Ausführung. Weiterhin wurden 216 lau- fende Meter Muldenrinnen und 170 lau- fende Meter Tiefbordsteine, hauptsäch- lich entlang der Römerstraße, verbaut. Mit dem Bau des Einkaufs- und Bürozen- trums Römergalerie als Wahrzeichen und der großzügig angelegten Fußgängerzone Blick vom Dach auf das in ihrem Umfeld ist der erste Schritt zum künftige Blätterdach „neuen“ Leonberg vollzogen. Jetzt müs- sen nur noch die Bäume wachsen. (es) z www.lithonplus.de 2/2006 context 21
Produkte und Projekte Strahlender Auftritt: die Kirche St. Canisius in Berlin Betonfassaden Nicht nur sauber, sondern rein Eine Fassade, die sich selbst reinigt? Darauf hätte vor Jahren niemand gewettet. Dabei sind die Zutaten denkbar einfach: Sonnenlicht und ein Katalysator namens Titandioxid. B eton entwickelt sich mehr und mehr zu einem Multi- mit dem Bindemittel Zement untersucht, talent. Je nach Rezeptur trotzt er Frost und chemischen die Zusammensetzung des Betons und Angriffen, im Verbund mit Fasern ist er ultrastabil und das Verhältnis Zement-Titandioxid op- für Ästheten kommt er farbig daher. Die neueste Errungen- timiert sowie die Langzeitwirkung des schaft: Enthält der Beton Titandioxid (TiO2), wirkt die Oberflä- Reinigungseffekts ermittelt“, erläutert che im Tageslicht schmutzabweisend. Und Luftschadstoffe wie Projektleiter Gerd Bolte vom Heidelberg- etwa Stickoxide (NOx) werden sogar abgebaut. Die Wirkung Cement Technology Center. ist verblüffend: Fassaden aus titandioxidhaltigem Beton reini- gen sich von selbst. Das ist das Ergebnis des knapp zweijäh- Titandioxid als stiller Antreiber rigen Forschungsprojekts TiOCEM vom HeidelbergCement Verantwortlich für die erstaunlichen Ei- Technology Center, an dem Wissenschaftler aus Belgien, den genschaften des Betons ist eine spezielle Niederlanden, Schweden und Deutschland mitwirkten. „Wäh- nanokristalline Form des Titandioxids, ei- rend des Projekts haben wir die Wechselwirkungen von TiO2 ner Substanz, die in der herkömmlichen 22 context 2/2006
Produkte und Projekte Form als Weißpigment beispielsweise anderthalb Jahren zeigen die im Freien auch in Kosmetikartikeln enthalten ist. gelagerten Bauteile immer noch die glei- Blaue Aussichten: Sichtbeton bleibt Die Titandioxidkristalle haben in dieser che photokatalytische Reaktivität wie zu mit TiOCEM lange schön. speziellen nanokristallinen Form einen Versuchsbeginn. Und noch eine andere Durchmesser von zwanzig Nanometern, positive Eigenschaft bringt das Titan- das ist 2.500-mal dünner als ein mensch- dioxid mit sich: Da der Beton infolge der liches Haar. Diese winzigen Kristalle wir- TiO2-Zugabe deutlich mehr Feinstoff- ken photokatalytisch. Sie können bei Be- anteile enthält, sind Fassaden gleichzeitig strahlung die Energie aufnehmen, die im wesentlich beständiger gegen Frost. Sonnenlicht steckt. Mit dieser Energie können sie andere Reaktionen antreiben Licht als Energiequelle und Wassermoleküle an sich reißen. Das Wer auf selbstreinigende Fassaden setzt, wirkt sich auf die Eigenschaften der Be- sollte zwei Dinge beachten: Erstens müs- tonoberfläche aus. Bei Regen überzieht sen solche Fassaden so konzipiert sein, sich die Wand mit einem hauchdünnen dass ausreichend Licht auf die Oberflä- Wasserfilm, der anhaftende Verunreini- che fällt, denn erst das Sonnenlicht initi- gungen, etwa Staub- und Rußteilchen, iert den Oberflächen-Reinigungseffekt. von der Oberfläche ablöst und weg- Dementsprechend sollten Planer und schwemmt. Dadurch behalten weiße Bauherren überstehende Teile vermei- und farbige Betone ihre Farbkraft und den, die Teile der Fassade vom Licht Ästhetik. Zudem ist eine photokatalytisch abschneiden würden. Zweitens sollten aktive Oberfläche hygienisch, Algen- und die Flächen möglichst glatt sein. Gegen Pilzbewuchs wird gehemmt. Schmierereien ist allerdings selbst der Titandioxid wirkt nicht nur schmutz- Wunderbeton machtlos. „Graffiti ver- lösend. Ähnlich wie in photokatalytisch schwinden nicht von alleine. Die auf- wirksamem Putz kann es Schadstoffe zu gesprühte Farbe verhindert, dass Licht Kohlendioxid und Wasser abbauen (siehe bis zur Oberfläche durchdringt und den das Umweltamt Baden-Württemberg, Artikel S. 18 in context 2/2005). Das Reinigungseffekt auslöst“, erklärt Bolte. die Stadt Heilbronn sowie die Bundesan- Ganze funktioniert ähnlich wie ein Auto- Er ist mit den Laborergebnissen aus stalt für Straßenwesen. In Heilbronn soll katalysator, nur benötigt die Reaktion dem TiOCEM-Projekt sehr zufrieden. zu diesem Zweck eine asphaltierte Straße Licht. „Wir haben ein Prüfverfahren ent- „Wir wollen die guten Resultate jetzt mit Beton überzogen werden. Im An- wickelt, das die photokatalytische Wirk- in der Praxis bestätigen, am besten mit schluss werden über einen längeren Zeit- samkeit nachweist und misst. Dazu wird Pilotprojekten.“ Ein erstes Projekt ist kürz- raum Konzentrationen von NOx gemes- die Oberfläche des Prüfkörpers aus Mör- lich in Mouscron, Belgien, angelaufen. sen, und zwar zeitgleich in unmittelbarer tel oder Beton mit einem organischen Dort errichtet der Fertigteilhersteller De- Nähe der betonierten Straße sowie an Farbstoff bestrichen und mit Tageslicht como zusammen mit HeidelbergCement einer herkömmlichen Straße. Auf diese bestrahlt. Die Geschwindigkeit, mit der als Kooperationspartner ein Bürogebäude Weise kann ermittelt werden, wie gut sich die Prüffläche entfärbt, ist ein Maß mit selbstreinigender Fassade. Schmutz- die Betondecke Luftschadstoffe abbaut. für die photokatalytische Wirksamkeit“, abweisende Fenster und Aluprofile sind Inwieweit solche Spezialbetone zur Luft- erklärt Bolte. eingebettet in eine 1.600 Quadratmeter verbesserung in der Umgebung beitra- Auf diese Weise hat das TiOCEM- große Front, bestehend aus selbsttragen- gen können, wird künftig auch einer der Team zahlreiche unterschiedliche den Elementen aus photokatalytisch Entwicklungsschwerpunkte bei Heidel- Zement-Titandioxid-Kombinationen aktivem Beton. bergCement sein. Bolte ist sich sicher: untersucht und deren Wirkung Schritt In einem weiteren Projekt ist geplant, „Mit diesem neuen Beton bieten wir un- für Schritt verbessert. Die optimalen die luftschadstoffabbauende Wirkung seren Kunden einen echten Mehrwert.“ Mischverhältnisse variieren je nach von photokatalytisch aktiven Beton- (gh) z Zementtyp. Versuche, die eine Alterung oberflächen zu untersuchen. Beteiligt von Beton simulieren, belegen vor allem sind neben HeidelbergCement auch das gerd.bolte@htc-gmbh.com eines: Der photokatalytische Effekt ist Zentrum für Umweltmessungen, Um- wolfgang.dienemann@htc-gmbh.com über lange Zeiträume stabil. Selbst nach welterhebungen und Gerätesicherheit, 2/2006 context 23
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