Züge aus der Änderungsschneiderei - Durchmesserlinie und Viertelstundentakt - "Tango" und "Walzer": Der neue AB-Fahrplan: LEADER Digital
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www.leaderonline.ch September 8/2018 Preis Fr. 5.00 «Tango» und «Walzer»: Züge aus der Änderungsschneiderei Seite 28 Der neue AB-Fahrplan: Durchmesserlinie und Viertelstundentakt Seite 54 Appenzeller Bahnen Modernisierung als Jahrhundertprojekt
Herzlichen Glückwunsch zur Modernisierung! Mit der Durchmesserlinie, den 16 neuen Fahrzeugen und verschiedenen Bauprojek ten gehen die Appenzeller Bahnen mit Zug in eine moderne Zukunf t. Herzliche Gratulation dazu ! Wir freuen uns auf ein weiteres, par tner- schaf tliches Miteinander. thurbo.ch Werner Frit schi Leiter Mark t / Unternehmenskommunikation Thurbo AG
VORWORT Das Jahrhundertprojekt Geschätzte Leserin, geschätzter Leser St.Gallen. Diese ermöglicht künftig dank des Zusammenschlusses der bisher voneinan- Wir wohnen, arbeiten, geniessen der unabhängigen Linien Trogen-St.Gallen unsere Freizeit – doch all das und Appenzell-St.Gallen ein umsteigefreies längst nicht immer am selben Ort. Fahren durch das Stadtzentrum. Alles in al- Täglich legen wir grosse Distan- lem hat die Modernisierung ein Volumen von zen zurück. Der motorisierte Ver- rund 300 Millionen Franken, an denen sich kehr wächst ständig, die Strassen der Bund und die Kantone Appenzell Ausser werden immer voller. Umso wichti- rhoden, Appenzell Innerrhoden, St.Gallen so- ger sind effiziente, direkte Verbin- wie die Stadt St.Gallen beteiligen. dungen mit dem öffentlichen Verkehr. Ein schnelles, sicheres und bequemes Gerne widmet der LEADER der Modernisie- Reisen mit guten Anschlüssen an den Fern- rung der Appenzeller Bahnen die vorliegende verkehr: Das ermöglicht die umfassende Sonderausgabe, die nicht nur die «neuen» Modernisierung der Appenzeller Bahnen. Appenzeller Bahnen mit ihren erweiterten Angeboten und Möglichkeiten vorstellt, son- Diese Modernisierung ist das grösste Pro- dern auch die Menschen dahinter. Denn als jekt seit der Gründung der Appenzeller Bah- Ostschweizer Unternehmermagazin beur- nen 1886 überhaupt. Es besteht aus meh- teilen wir auch einen gut funktionierenden reren Bauvorhaben. Sie erlauben es, das öffentlichen Verkehr als wichtigen Stand- Appenzellerland bis Teufen und später bis ortfaktor einer Region – und da spielen die Gais mit einem attraktiven Viertelstunden- Appenzeller Bahnen definitiv ganz vorne mit. takt sowie mit Schnellzügen nach Appenzell zu bedienen. Wir laden Sie herzlich ein, mit uns die neuen Appenzeller Bahnen zu entdecken und wün- Die Neubaustrecke Ruckhalde mit ihrem schen Ihnen auf diesem Streifzug, der auch Tunnel, die den Appenzeller Bahnen den zahlreiche Blicke hinter die Kulissen ermög- Viertelstundentakt zwischen Teufen und Tro- licht, viel Vergnügen. gen ermöglicht, ist zwar das bahntechnisch grösste Teilprojekt der Modernisierung. Doch zu diesem Jahrhundertprojekt gehören Herzlich, auch eine komplett neue Fahrzeugflotte von Stadler Rail und umfassende Anpassungen der Infrastruktur am gesamten Strecken- Stephan Ziegler, Dr. phil. I netz bis hin zur Durchmesserlinie durch Chefredaktor SPECIAL | September 2018 3
PERFORMANCE ON TRACK® Innovative Systemlösungen für moderne Bahnnetze voestalpine Railway Systems ist der weltweit führende Anbieter von Systemlösungen im Bereich Bahninfrastruktur und bietet hochqualitative Produkte, Logistik und Dienstleistungen für Schienen-, Weichen-, Signal- und Überwachungsanwendungen. Die über Stahl hinausgehende vollintegrierte Werkstoffkompetenz und industrielle Wertschöpfungskette ermöglichen es voestalpine, die wechselseitigen Abhängigkeiten der Gleiskomponenten zu verstehen und mit diesem Wissen die Lebenszykluskosten des Systems zu optimieren. Durch intelligente digitale Lösungen schaffen wir die Basis für modernes Fahrwegmanagement im Sinn unseres Markenversprechens: “Performance on Track®”. www.voestalpine.com/railway-systems
INHALT Bereit für die nächsten vierzig Jahre Direktor Thomas Baumgartner im Interview Seite 6 14 Planmässiger Verlauf ohne 43 Ampel statt Sperrung Un- oder Zwischenfälle 45 Auf der Höhe der Zeit 17 Grosse Kunst braucht keine grosse Bühne 47 Laptop und Schraubenschlüssel 20 Die Modernisierung des 49 Der Quantensprung Streckennetzes im Bild 51 Die Modernisierung geht weiter 28 Aus der Änderungsschneiderei 54 «Rausgeholt, was möglich war» 31 «Tango» und «Walzer» auf einen Blick 59 Gut Ding will Weile haben 34 Tradition dezent in Szene gesetzt 66 Die Modernisierung auf einen Blick 40 Aus der Bedienersicht www.leaderonline.ch September 8/2018 Preis Fr. 5.00 «Tango» und «Walzer»: LEADER SPECIAL zur Modernisierung der Appenzeller Bahnen Züge aus der Änderungsschneiderei Seite 28 Impressum Magazin LEADER, MetroComm AG, Bahnhofstrasse 8, 9001 St.Gallen, Telefon 071 272 80 50, Fax 071 272 80 51, leader@metrocomm.ch, www.leaderonline.ch | Verleger: Natal Schnetzer | Redaktion: Stephan Ziegler (Leitung), sziegler@metrocomm.ch | Texte: Urs Fitze | Fotografie: Der neue AB-Fahrplan: Durchmesserlinie und Marlies Thurnheer, Gian Kaufmann, Axel Kirchhoff, zVg | Geschäftsleitung: Natal Schnetzer, nschnetzer@metrocomm.ch | Anzeigenleitung: Oliver Iten, Viertelstundentakt Seite 52 oiten@metrocomm.ch | Marketingservice/Aboverwaltung: Fabienne Schnetzer, info@metrocomm.ch | Abopreis: Fr. 60.– für 18 Ausgaben | Erschei- nung: Der LEADER erscheint 9x jährlich mit Ausgaben Januar/Februar, März, April, Mai, Juni, August, September, Oktober, November/Dezember, zusätzlich Appenzeller Bahnen 9 Special-Ausgaben | Satz: Beatrice Lang, blang@metrocomm.ch Modernisierung als Jahrhunder tprojekt LEADER ist ein beim Institut für geistiges Eigentum eingetragenes Markenzeichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genemigung des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. ISSN 1660-2757 SPECIAL | September 2018 5
INTERVIEW Bereit für die nächsten vierzig Jahre Mit einem lauten Knall, der ersten Sprengung im Ruckhaldetunnel, ging es richtig los mit der Modernisierung der Appenzeller Bahnen. Direktor Thomas Baumgartner blickt im Interview zurück und voraus. Thomas Baumgartner, wie beschreiben Sie mit dem Ruckhaldetunnel, der Erneuerung einem Gast aus der Fremde Ihre Bahn? des Bahnhofes in St.Gallen, der Gleisführung Vom Unesco-Welterbe in der Stadt St.Gallen am Güterbahnhof und mit der Kreuzungsstel- aus lässt sich das Appenzellerland mit sei- le Lustmühle. Doch schon rasch zeigte sich, nen Streusiedlungen, der voralpinen Land- dass das nur der Anfang sein konnte. Die In- schaft und herrlichen Ausblicken auf Berge, frastruktur der AB und die Züge waren in die Landschaft und Bodensee am besten mit Jahre gekommen, es gab einigen Nachholbe- den modernen Zügen der Appenzeller Bah- darf, auch im Vergleich mit anderen Bahnen nen erkunden… in der Region. Und so haben wir nach und nach eine umfassende Modernisierung dar- Jetzt sprechen Sie wie ein Vertreter von aus gemacht, von der Buchhaltungssoftware Appenzellerland Tourismus. über Marktauftritt, Infrastruktur und Energie- Sicher. Wer noch nie im Appenzellerland war, versorgung bis zu den Perrons und Haltestel- wird dessen Sehenswürdigkeiten mit den lenhäuschen, um nur einige zu nennen. Appenzeller Bahnen am besten kennenler- nen. Da gehen Tourismus und öffentlicher Hatten die Appenzeller Bahnen die Ent- Verkehr Hand in Hand, übrigens auch bei vie- wicklung denn verschlafen? len touristischen Angeboten, wo es selbst- So kann man das nicht sagen, auch wenn es verständlich Kombiangebote gibt. Wir sind zutreffen mag, dass man die Modernisierung eine Bahn für die touristischen Gäste von vermutlich etwas zu wenig forcierte. Aber nah und fern. Und wir sind eine moderne das lag auch an den Rahmenbedingungen, Bahn des urbanen Nahverkehrs. Dieses Pro- namentlich der Finanzierung. Am 9. Februar fil ist durch die Modernisierung ganz wesent- 2014 wurden mit der klaren Annahme der lich geschärft worden. Vorlage über die Finanzierung und den Aus- bau der Eisenbahninfrastruktur die Weichen neu gestellt. Nun wurde möglich, was zuvor als schwierig galt: die Finanzierung einer «Wir haben viel mehr in Angriff genommen, umfassenden Modernisierung der AB mit ei- als ursprünglich vorgesehen gewesen war.» nem Gesamtbudget von 150 Millionen Fran- ken für die Infrastruktur. In der Folge wurde es den AB erst möglich, nochmals dieselbe Das waren die Appenzeller Bahnen doch Summe in den Verkehr, namentlich Züge und schon seit Jahrzehnten. Werkstätten, zu investieren. Der Rest, das Das mag stimmen. Aber sie waren auch ein war letztlich der starke Wille von Geschäfts- Gemischtwarenladen mit drei verschiedenen leitung, Verwaltungsrat und Personal, diese Spurweiten, sehr unterschiedlichem Roll- Gelegenheit beim Schopf zu packen und da- material und einem Schienennetz, das am mit die Grundlage für die nächsten vier Jahr- wichtigsten Bahnhof in der Stadt St.Gallen zehnte zu legen. Es galt, nicht nur zu wollen, zwei stumpfe Enden hatte. Das hatte auch sondern es auch zu tun. historische Gründe: Die AB sind ja nach und nach aus der Fusion verschiedener Bahnen Was waren die grössten Herausforderun- im Appenzellerland entstanden. Mit diesem gen auf diesem Weg in die Moderne? Durcheinander ist es nun weitgehend vorbei. Die Parallelität der Ereignisse. Als die Steine einmal ins Rollen gekommen waren, galt es, Wie haben Sie die Modernisierung der schier unendlich viele Einzelprojekte prak- Appenzeller Bahnen erlebt? tisch zeitgleich zu koordinieren und durch- Wir haben viel mehr in Angriff genommen, als zuziehen. Das war schon eine sehr starke ursprünglich vorgesehen gewesen war. Es Mannschaftsleitung. Alle, Ingenieure, Planer, begann mit der Idee einer Durchmesserlinie Projektleiter, das Bundesamt für Verkehr als 6 SPECIAL | September 2018
INTERVIEW Thomas Baumgartner: «Die Tradition bleibt, bei aller Modernisierung, gewahrt.» SPECIAL | September 2018 7
«Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit mit den Appenzeller Bahnen und allen Projektbeteiligten und wünschen der neuen Bahnverbindung zwischen Stadt und Land einen schwungvollen Start!» Christoph Rüegg, Gesamtprojektleiter Ruckhalde-Tunnel Die Gesamtprojektleitung und die Projektleitung des 700 Meter langen Ruckhalde-Tunnels haben die Appenzeller Bahnen den Spezialisten von Amberg Engineering anvertraut. Dank ihrer langjährigen Erfahrung mit komplexen Grossprojekten und ihrem Know-how in sämtlichen Sparten des Untertagebaus haben sie massgeblich zum erfolgreichen und terminge- rechten Bau dieser wichtigen Infrastruktur der Neubaustrecke beigetragen. Amberg Engineering AG - Trockenloostrasse 21 - Postfach - CH-8105 Regensdorf-Watt - www.ambergengineering.ch
INTERVIEW Aufsichtsbehörde, die Geschäftsleitung, ein Stück ihrer Identität? aller Erfahrung bei anderen Bahnen von einer der Verwaltungsrat, jene, die auf den vielen Die Tradition bleibt, bei aller Modernisierung, Steigerung auszugehen. Aber es wird ein bis Baustellen zu tun hatten, und natürlich unser gewahrt. Sie zeigt sich etwa auch in der In- zwei Jahre dauern, bis die Veränderungen bei Personal zogen an einem Strick. nenausstattung der Tango- und Walzer-Züge den Passagieren angekommen sind. Neue oder dem Alpaufzug-Bild im Ruckhaldetun- Züge und neue Fahrplanangebote brauchen Gab es Pleiten, Pech oder Pannen? nel. Und sie zeigt sich in den touristischen Zeit, bis sie am Markt angelangt sind. Eigentlich nicht. Wenn man so will, kann man Kombi-Angeboten. Die Appenzeller Bahnen den Güterbahnhof ansprechen, wo wir das sind ähnlich beliebt wie etwa die Rhätische Für jeden Franken, den Sie von Ihren Pas- ursprüngliche Projekt verwarfen und nun mit Bahn oder die Matterhorn-Gotthard-Bahn, sagieren einnehmen, erhalten Sie von der einer Verzögerung von knapp drei Jahren eine das sind eigentliche Marken. Da verbietet öffentlichen Hand 1.45 Franken an Abgel- wesentlich bessere Lösung haben werden. es sich, allzu stark daran herumzufeilen. tungen. Dazu kommen Abgeltungen für die Aus der Panne ist etwas Besseres geworden. Doch die Modernisierung wird unsere Marke Infrastruktur, die nochmals einen Franken stärken, zumal wir unsere Tradition ja keines- ausmachen. Wie sieht die künftige Ent- Die Modernisierung ist auch für das Perso- wegs verleugnen, sondern uns dazu beken- wicklung aus? nal eine grosse Herausforderung. Wie meis- nen, auch mit der Farbgebung. Und wenn äl- Ich rechne kurzfristig mit einer leichten Stei- tern Ihre Leute das jahrelange Arbeiten im tere Menschen sich freuen, nicht mehr in den gerung. Das neue Rollmaterial ist teuer und Umbruch? Zug klettern zu müssen, sondern bequem muss abgeschrieben werden. Auch die War- Extrem gut, das war ein ganz wesentlicher und ohne Treppe zusteigen können, dann ho- tungsintensität ändert sich, denken Sie nur Faktor, dass alles so gut geklappt hat. Es war len wir diese gar zurück. Ich weiss von man- an die ganze Elektronik oder die besonders auch beeindruckend, ihre wachsende Freude chen, die unsere Züge mieden, gerade wegen heikel zu wartenden Toiletten. Ich möchte und das grosse Engagement zu sehen. der unüberwindbaren Stufen. eines betonen: Die Abgeltungen verfolgen den Zweck, auch abgelegener Siedlungen Aus Sicht der Passagiere sind die Appen- Die Appenzeller Bahnen haben 2017 über mit dem öffentlichen Verkehr und einem nut- zeller Bahnen kaum wiederzuerkennen: fünf Millionen Personen befördert. Mit wel- zergerechten Fahrplan zu erschliessen. Die- modernstes Rollmaterial, eine neue Durch- cher Steigerung rechnen Sie in den kom- ser Service public hat seinen Preis. Aber die messerlinie, ein neuer Tunnel, neue Kreu- menden Jahren? Bahn gehört wie die Schule, das Lebensmit- zungs- und Haltestellen, ein verdichteter Schwierig zu sagen. Wir bewegen uns ak- telgeschäft oder die Post zu einem lebendi- Fahrplan. Ein Quantensprung! Aber wo tuell im Rahmen der Verkehrsprognosen, gen Dorf und ist unverzichtbarer Teil für eine bleibt die Tradition? Verlieren die AB nicht wie sie 2004 gemacht wurden. Es ist nach volkswirtschaftliche Entwicklung. SPECIAL | September 2018 9
Besten Dank der Bauherrschaft für die geschätzten Aufträge. Besuchen Sie uns im Internet: www.lentec.ch » NETZBAU Hauptsitz St. Gallen Niederlassung Teufen Niederlassung Neukirch-Egnach LENTEC GmbH LENTEC GmbH LENTEC GmbH » TELEKOMMUNIKATION Schachenstrasse 5 Untere Schwendi 666 Schäfliplatz 2 » ELEKTROINSTALLATION 9016 St. Gallen 9053 Teufen 9315 Neukirch-Egnach » GEBÄUDEAUTOMATION +41 71 222 03 02 +41 71 222 03 02 +41 71 470 04 44
INTERVIEW Die Appenzeller Bahnen werden im Nah- und im Rahmen der Budgetvorgaben gemeis- verkehr der Stadt St.Gallen mit dem Vier- tert haben. telstundentakt zu den Hauptverkehrszei- ten zum wichtigen Zubringer für Pendler. Und von welchem Erlebnis werden Sie Ihren Rechnen Sie mit einem baldigen weiteren Enkeln erzählen? Ausbau? Das war nach einer musikalischen Einstim- Das wird sicher nicht so schnell gehen. Ich mung mit Hackbrett und Geige die erste rechne mit einem Ausbau in Etappen. Das Sprengung am Nordportal des Ruckhalde- hängt aber sowohl vom Passagieraufkom- tunnels – ein lauter Knall, der nach den lan- men als auch vom politischen Willen ab, die- gen Monaten des Planens, unzähliger Sitzun- sen Ausbau zu finanzieren. gen und steigender Nervosität uns allen klar machte: Jetzt geht es wirklich los! Wie lautet Ihr persönliches Fazit der Mo- Betriebsökonom Thomas Baumgartner dernisierung? (*1968) ist seit Juni 2012 Direktor der Ich bin froh, dass es gelungen ist, die AB so Appenzeller Bahnen. Zuvor hatte er in umfassend zu modernisieren. Damit haben «Es wird ein bis zwei Jahre verschiedenen Funktionen bei Verkehrs- wir ein tolles Angebot für unsere Kundinnen dauern, bis die Veränderungen betrieben und bei der öffentlichen Hand und Kunden geschaffen. Und wir alle sind bei den Passagieren angekom- gearbeitet, zuletzt als Mitglied der stolz, dass wir dieses komplexe Vorhaben in men sind.» Geschäftsleitung der Rhätischen Bahn. so kurzer Zeit und in dieser hohen Qualität Quelle: vAIRmessung.ch SPECIAL | September 2018 11
PROFIL Ein Blick hinter die Kulissen 63 Masten, 46 Tunneltragwerke, 4,2 Kilometer elektrische Fahrleitung, 10 Fahrleitungsmonteure – was hinter den Kulissen geschah, damit die Durchmesserlinie am 7. Oktober 2018 den Bahnbetrieb wieder aufnehmen kann. Schon der Beschrieb des Projekts Durch- muss die bestehende Infrastruktur mit neu- messerlinie zeigte den Spezialisten bei en, sanierten Streckenabschnitten oder Hal- Kummler+Matter: Das grösste und wich- testellen behutsam verknüpft werden – eine tigste Infrastrukturprojekt der Appenzeller wichtige Anforderung an die Planung. Eine Bahnen ist in mehrfacher Hinsicht ein ganz knifflige Herausforderung für den Bau der besonderes Bauvorhaben. Das Projekt muss Bahninfrastruktur ist der neue, 700 Meter in teilweise engen, innerstädtischen Verhält- lange Ruckhaldetunnel mit einer Steigung nissen realisiert werden. Besondere Rück- von 80 Promille (8 Prozent) – das entspricht sicht auf die Anwohner ist gefordert. Zudem der Steigung der Brünigpassstrasse! Stephan Güpfert – Geschäftsfeldleiter Fahrleitung Projekte, Kummler+Matter: «Mit diesem Projekt können wir unsere Kompetenz von der Entwicklung und Planung über die Materiallieferung bis hin zur Montage zeigen.» Heinrich Kobler – Leiter Fahrleitung, Appenzeller Bahnen: «Kummler+Matter hat den Appenzeller Bahnen mit dem Bau der Fahrleitung einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung des Projekts Durchmesserlinie geleistet.» 12 2 SPECIAL | September 2018
PROFIL An die Arbeit! weitere Aufgabe war die Bauführung für die Ein paar Fakten und Zahlen Die Projektleiter und Bauleiter von Kummler+ vier Teilprojekte St. Gallen, Ruckhalde, Lieb- Von den rund 8 Kilometern Totalstrecke wur- Matter – Spezialgebiet elektrische Fahrlei- egg und Lustmühle. den etwa 5 Kilometer von Kummler+Matter tungen und Infrastruktur – machten sich an mit neuen Fahrleitungen ausgestattet. Insge- die Arbeit. Gefragt waren neben der Planung Es geht los! samt verbaute Kummler+Matter 4,2 Kilome- und Projektierung der Fahrleitungsanlage die Nach der Planungsphase gingen die Arbeiten ter Kettenwerke (bestehend aus Tragseil und Demontage der bestehenden Fahrleitungs- los. Die Appenzeller Bahnen richteten eine Fahrleitung), 2,9 Kilometer Speiseleitung anlage vom Güterbahnhof bis zur Haltestelle Totalsperre vom 3. April bis Anfang Okto- (Transportleitung für die Einspeisung von Riethüsli sowie der Rückbau der Fahrleitun- ber 2018 ein. Die Kummler+Matter-Teams Strom) und 2,8 Kilometer Rückleitung. 70 gen von Liebegg und Lustmühle, das Setzen demontierten zunächst 70 Masten auf der Masten wurden demontiert, 63 neue Masten der neuen Masten für die Aufhängung der Strecke St. Gallen–Teufen. Nach dem Er- gestellt und 46 Tunneltragwerke im Ruck- Tragwerke und die Montage von Tunneltrag- stellen der Fundamente durch die Tiefbauer haldetunnel installiert. Bis zu 10 Monteure werken für die neue Fahrleitungsinfrastruk- konnte die Arbeit der Fahrleitungsprofis be- von Kummler+Matter waren in unterschiedli- tur des Ruckhaldetunnels. Daneben wurde ginnen: die Montage von 63 neuen Masten chen Schichten Tag und Nacht für das grosse Kummler+Matter beauftragt, das System- mit Tragwerken, das Ziehen der Kettenwerke, Bauvorhaben der Appenzeller Bahnen im material für die Fahrleitungen zu liefern. Eine bestehend aus Tragseil und Fahrdraht, das Einsatz. Ziehen der Rück- und der Speiseleiter, das Anbringen der Erdung und sowie die Reglage der Fahrleitung. Im Tunnel unterwegs Allein auf der steilen, einspurigen Tunnel- strecke des Ruckhaldetunnels waren 46 Tunneltragwerke zu montieren. Diese Instal- lationsarbeit an der Tunneldecke erfordert Kummler+Matter AG äusserste Präzision. Die Fahrleitung muss Hohlstrasse 188 jederzeit und unabhängig von Temperatur 8004 Zürich oder Feuchtigkeit gleich gespannt sein und T +41 44 247 47 47 darf nicht durchhängen – eine Kunst für sich! www.kuma.ch Es erfordert nicht nur eine präzise Berech- nung der beweglichen Ausgleichgewichte, sondern auch Fingerspitzengefühl und viel Elektrifizierung der Bahnstrecken Erfahrung bei der Montage der Fahrleitungs- mit ARCAS anlage. Hinzu kommt die nötige Maschinen- Kummler+Matter entwickelt und produ- power von Schienentraktoren, die auch auf ziert mit dem ARCAS-Fahrleitungsport- steilen Strecken einsetzbar sind. folio zukunftsweisende Produkte, Systeme und Lösungen zur Elektrifizie- Kummler+Matter konnte für die Arbeiten im rung von Bahnlinien. Das äusserst robus- und rund um den Tunnel auf eigene Fahrzeu- te und qualitativ hochwertige Material ist ge sowie auf Fahrleitungsfahrzeuge bewähr- seit Jahrzehnten in der Schweiz bei vielen ter Partnerfirmen zurückgreifen, die für sol- Bahnen im Einsatz. Am Kummler+Matter che Einsätze zugelassen sind. Hauptsitz in Zürich arbeiten die Entwick- ler täglich an der Weiterentwicklung von Sicherheit im Tunnel ARCAS. Die kürzlich erfolgte Überarbei- Für die Selbstrettungsmassnahmen im tung des ARCAS-Bahnsortiments führt Ruckhaldetunnel projektierte und instal- zu einer einfacheren Handhabung und lierte Kummler+Matter zukunftsweisende Logistik. Die Systemunterlagen richten Technologien. Darunter fallen LED-beleuch- sich an alle im Prozess beteiligten tete Handläufe für die gesamte Tunnel- Personen wie Monteure, Bauführer, länge, nachleuchtende Fluchtwegschilder, Bauleiter, Planer und Lagerlogistiker. ein modernes VoIP-Tunnel-Notrufsystem, Neu ist auch, dass für externe Planer LED-Leuchten für die Unterhaltsbeleuch- CAD-Zeichenblöcke, beispielsweise für tung und Steckdosenverteiler für den Unter- Ausleger, zur Verfügung stehen. haltsdienst. SPECIAL | September 2018 13 3
RUCKHALDETUNNEL Planmässiger Verlauf ohne Un- oder Zwischenfälle Der Ruckhaldetunnel ist das Herzstück der Modernisierung der Appenzeller Bahnen. Chefbauleiter Thomas Looser ist mit dem Bauablauf sehr zufrieden. Diese Stadt ist auf Wasser gebaut. Grund- sondern eher wie aus einer Quelle spru- wasser. Auf der Baustelle des Teilprojekts delnd, an sich kein grosses Problem für die 3.4 der Appenzeller Bahnen, zu welchem Mineure. Doch wenn das Wasser auf Sand auch der neue Ruckhaldetunnel St.Gallen trifft, wird es heikel; ein ähnliches Drama gehört, musste zuerst ein Grundwassersee droht wie beim Zusammenbruch einer Sand- abgepumpt werden, bevor mit dem Vortrieb burg, wenn die Flut kommt. Im Ruckhaldetun- begonnen werden konnte. Bei der Vonwilbrü- nel hatten die Mineure diese Einbrüche stets cke, wo es galt, das Gleis auf einer Strecke im Griff, sodass sowohl deren Arbeitssicher- von 60 Metern zwecks Ausgleichs des Gefäl- heit als auch die Sicherheit der Infrastruktur les abzusenken, sorgt eine Betonwanne für stets gewährleistet waren. Mit Injektionen Stabilität im weichen Untergrund. Diese ent- einer harzähnlichen Substanz und zahlrei- hält, nach einer schmalen Deckschicht, Torf chen Lanzen, die spiralförmig in die Molasse und liegt im Grundwasser, bevor sich feste- getrieben wurden, wurde das Tunnelprofil in rer Untergrund zeigt. Zwei Wassereinbrüche diesen Fällen stabilisiert. während des Ausbruches des Tunnelprofils im Ruckhaldetunnel sorgten für einige Aufre- gung, wie sich Chefbauleiter Thomas Looser erinnert. Immer wieder fanden sich Während nordseitig im festen Fels gesprengt im Lockergestein kleinere werden konnte, mussten sich die Mineure oder grössere Linsen aus auf der Südseite und später auch von Nor- feinstem Sand. den her mit einem Spezialbagger mit mini- malem Wendekreis durch Lockergestein ar- beiten. Zuerst wurden in dichter Abfolge, der künftigen Tunnelwand folgend, Stahlrohre in Wäre das Wasser gekommen, wenn man den Berg getrieben. Durch sie wurde eine sich gerade durch eine Sandbank von der Zementsuspension in den Untergrund ge- Grösse des ganzen Tunnels gearbeitet hätte presst. Diese sorgte für die nötige Verfesti- – und davon gab es einige –, so hätte sich gung und Stabilität, damit der Bagger weiter- ein wässriger, nur schwer zu stoppender graben konnte. Mehr als ein Meter Vortrieb Brei ins Tunnelinnere ergossen. Es wäre pro Tag war nicht möglich. Nach dem Abtrans- dann zu einigen Verzögerungen gekommen. port des Aushubs wurden radial mächtige Doch von derlei Unbill blieb man während Stahlträger eingebaut und mit Spritzbeton der ganzen Bauphase verschont. «Es ist bis- ausgekleidet. So erhielt der Tunnel nach und her alles planmässig verlaufen», freut sich nach seine endgültige Form. Thomas Looser, und er hegt keine Zweifel, dass der reguläre Bahnbetrieb pünktlich Sand wie am Strand aufgenommen wird. Der Bauingenieur wird Immer wieder fanden sich im Lockergestein noch bis Mitte nächsten Jahres mit dem kleinere oder grössere Linsen aus feinstem Schlussbericht beschäftigt sein, fünf Jahre, Sand, wie er jedem Strand zur Ehre gereichen nachdem er in der Projektierungsphase zum würde. Manchmal gab es auch nur Sand zu Team gestossen war. «Ich bin sehr zufrieden, durchqueren. Und weil sich trotz des abge- wie gut es gelaufen ist. Die Zusammenar- pumpten Grundwassersees noch immer beit mit allen Beteiligten war hervorragend, kleinere und grössere Wasserquellen im Ge- wir zogen an einem Strick. Und, für mich stein fanden, kam es mehrmals zu Wasser- das Wichtigste: Wir blieben von Unfällen einbrüchen, nicht in einem grossen Schwall, verschont.» 14 SPECIAL | September 2018
RUCKHALDETUNNEL Thomas Looser: Wenn Wasser auf Sand trifft, droht ein ähnliches Drama wie beim Zusammenbruch einer Sandburg, wenn die Flut kommt. SPECIAL | September 2018 15
RUCKHALDETUNNEL 16 SPECIAL | September 2018
RUCKHALDETUNNEL Grosse Kunst braucht keine grosse Bühne Pirmin Breu war Graffitikünstler der ersten Stunde. Er begann als künstlerischer Rebell, der Schönheit verpflichtet, und hat mit «Meine Menschen» ein künstlerisches Markenzeichen entwickelt. Für die Appenzeller Bahnen bringt er eines seiner wichtigen Motive, den Alpaufzug, als moderne Höhlenmalerei in den Ruckhaldetunnel. Mit dreizehn Jahren sprayte Pirmin Breu sein war, überraschend viel Zuspruch fanden. Ei- Ein Vierteljahrhundert später braucht sich erstes Objekt, ein goldenes Einhorn, aus ei- nige haben sich bis heute erhalten, nicht zu- Pirmin Breu nicht mehr zu verstecken. Viel- ner Spraydose, die er seinem Vater stibitzt letzt, weil Breu schon damals auf gute Farben leicht wäre er damals Schriftenmaler geblie- hatte. Da packte es ihn, das Sprayen, und es gesetzt hatte, andere musste er, auf eigene ben, doch er, der noch klassisch mit Vergol- liess ihn nicht mehr los. In seiner Jugend war Kosten nach den Wünschen der Besitzer neu den und Pinsel gearbeitet hatte, war schon er nachts unterwegs, auf der Suche nach der sprayen, in einem Falle ein Stromhäuschen. nach seiner Lehre ein Auslaufmodell, binnen Schönheit in der Darstellung wählte er, ohne Das habe 500 Franken an Material verschlun- weniger Jahre war ein ganzer Berufsstand an zu fragen, seine Wände aus, Geschäftshäu- gen, für ihn, den Schriftenmalerer-Lehrling den Computermonitor gedrängt worden. Und ser, Unterführungen, und versuchte sich mit mit 150 Franken Monatslohn, eine stattliche so blieb Breu seiner Kunst treu, ging in die ersten Werken, die, als er erwischt worden Stange Geld. Vereinigten Staaten, verdiente sich einige Für die Appenzeller Bahnen zeigt Breu einen Alpaufzug im Dunkel des Ruckhaldetunnels. SPECIAL | September 2018 17
Wir danken der Bauherrschaft für den geschätzten Auftrag. ESGB Schaltanlagen AG • Hölzlistrasse 1 • CH-9100 Herisau Tel. +41 (0)71 350 07 14 • E-Mail: info@esgb.ch • www.esgb.ch Ihr Spezialist für Ihr Spezialist für den Hochbau. den Tiefbau. Tel. +41 71 945 70 70 info@hagmann-ag.ch www.hagmann-ag.ch ARCHITEKTUR I N VOLLEN DUNG. TELEFON 071 787 39 66 INFO@MFW-ARCHITEKTEN.CH | WWW.MFW-ARCHITEKTEN.CH
RUCKHALDETUNNEL wie sie Kinder an jedem Jahrmarkt erfreu- en und wie sie ein Jeff Koons in die Welt der Kunstgalerien überführt hat, und in der sehr ernsthaften und zugleich so verspielt wirkenden Kunst eines Roman Signer, den die Bewegung ähnlich fasziniert wie Pirmin Breu. Signer sei eine grosse Inspiration und ein Vorbild, weil er sich immer treu geblieben ist, lange gerade in seiner Heimat missver- standen, ja geradezu verlacht wurde und erst seinen späteren Jahren die Anerkennung als einer der grossen Künstler seiner Zeit gefun- den habe. Er wolle sich auch treu bleiben, auf seinem Weg, seine Menschendarstellungen auf den Punkt zu bringen, durch das Weglas- sen auf das Wesentliche zu reduzieren. Eben hat Breu angefangen, die menschliche Sil- Pirmin Breu übernimmt künstlerische Lorbeeren, liess sich von gros houette als Schablone zu verwenden, er folgt die klassische Abfolge der sen Künstlern wie Jean-Michel Basquiat oder mit der Spraydose ihren Konturen, es ent- Alpaufzüge, wie sie in der Keith Haring inspirieren, machte erste Instal- stehen Profile an der Wand, die beides sind: naiven Bauernmalerei vorgegeben ist. lationen und Ausstellungen, kehrte zurück in Schablone und sehr individuelles Porträt. Ein die Schweiz und schuf sich mit «Meine Men- schönes Bild. schen» ein künstlerisches Markenzeichen. Neben seiner freien künstlerischen Arbeit Höhlenmalerei im Ruckhaldetunnel hat Breu auch stets Auftragskunst gemacht, Für die Appenzeller Bahnen zeigt Pirmin Breu mit thematischen Vorgaben, aber in künstle- einen Alpaufzug im Dunkel der aufwärts rischer Freiheit. führenden rechten Wand des Ruckhaldetun- nels. Bergauf fahren die Züge mit 60 Stun- Back to the Roots denkilometern vorbei, bergab sind es nur 40 Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt sich km/h. Nur das aus dem Zug dringende Licht Breu, der vielgereiste Sohn eines Appen- der Innenbeleuchtung wird, wie in grauer Vor- zellers, mit seinen eigenen Wurzeln, und so zeit der Schein der Fackeln auf die Felsbilder, kam er auf den Alpaufzug. Erste Arbeiten ein wenig Licht auf Breus Figuren werfen. entstanden, in einigen Werken nahm er den Er hat lange, in einem anderen Tunnel der Begriff wörtlich, die Alp auf dem Zug, und pro- Appenzeller Bahnen, mit den Abständen ex- jizierte auf grosser Leinwand seine schönen perimentiert, die ganz in Schwarz gehaltenen Sennen, Kühe, Geissen und Sennenhunde in Sennen, Sennbuben, Geissen und Kühe in die Umrissskizzen von Zügen der Appenzel- verschiedenen Körperhaltungen sollen in- ler Bahnen. Er sieht es als Spiegelbild seiner dividuell erkennbar sein, vorbeihuschend, selbst, der Reisende und der Suchende, und aber fassbar; zugleich übernimmt Breu die auch als Spiegelbild der Gesellschaft, die klassische Abfolge der Alpaufzüge, wie sie sich in allgemeiner Hektik verliert und darob in der naiven Bauernmalerei vorgegeben die Verbindung zu sich selbst, zu den Wurzeln ist. Die Rollen sind verteilt, das grosse Gan- zu verlieren droht. ze geht vor, als dessen Teil das Individuum sich versteht, ohne sich darin zu verlieren. Mit einem Hauch Weiss, in farblicher Umkeh- Seit über einem Jahrzehnt beschäftigt rung des Schattens, wird diese Individualität sich Breu, der vielgereiste Sohn eines unterstrichen. Appenzellers, mit seinen eigenen Wurzeln. Sie werden in ihrer schlichten, minimalisti- schen Schönheit nicht auffallen auf der Fahrt durch den Tunnel, manche werden sie gar Pirmin Breus Figuren sind archetypisch, sie nicht bemerken, andere vielleicht erst mit sind geerdet und sympathisch, und sie ha- der Zeit, und nach und nach, so hofft Pirmin ben Vorbilder, die weit in die Menschheits- Breu, werden sie den Betrachterinnen und geschichte zurückreichen, jahrtausendealte Betrachtern näherkommen, sie innehalten Felsmalereien, die Mensch und Tier in ähnli- lassen, zum Nachdenken bringen, auf dem cher Komposition und Reduktion zeigen – in Weg zur Arbeit, zum Tagesausflug oder in den bewegten und sich bewegenden Figuren die Ferien. Die grosse Kunst braucht keine eines Keith Haring, in den Ballonfiguren, grosse Bühne. SPECIAL | September 2018 19
STATIONEN Die Modernisierung des Streckennetzes im Bild Mit der Modernisierung der Appenzeller Bahnen ist das ganze Streckennetz auf Vordermann gebracht worden. Wie an einer Perlschnur gereiht sind diese Neuerungen. Ein Überblick. 1a In der Werkstatt Speicher werden die elf neuen Tango-Züge gewartet. Diese sind 14 Meter länger und einiges schwerer als die Vorgänger-Züge. Deshalb mussten die Arbeitsgruben entsprechend angepasst werden. 1b Beim mehrphasigen Umbau der Werkstatt Speicher wurde auch die Arbeitssicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessert. In Speicher werden die Züge gewartet und kleinere Reparaturen durchgeführt. 20 SPECIAL | September 2018
STATIONEN 2 Die Haltestelle Schützen garten in Speicher musste an die Länge der neuen Züge angepasst werden. Sie wurde 2014 umgebaut und verlängert. 3 Beim Bahnhof St.Gallen der Appenzeller Bahnen wurden zwei neue Aussenperrons erstellt. Die komplett neue, zweispurige Gleisanlage wird über den neugestalteten Bahnhof- platz fortgeführt. 4 Durch die Strecken verlegung auf die Nordseite des Güterschuppens und dem Bau einer Halte- und Kreuzungsstelle wird zukünftiges Entwicklungs gebiet im Westen der Innenstadt St.Gallen erschlossen, was die Standortattraktivität erhöht. Geplante Inbetriebnahme Ende 2021. SPECIAL | September 2018 21
STATIONEN 5 Am Süportal des 700 Meter langen Ruckhaldetunnels bietet die neue Haltestelle Riethüsli einen sicheren, ebenerdigen Einstieg. 6 Die bestehende Kreuzungsstelle Liebegg wurde im Rahmen der Modernisierung der Strecke Trogen–St.Gallen–Appenzell erneuert. Der Abstand von der Strasse zur Schiene wurde den gesetzlichen Vorgaben angepasst, sodass keine Über schreitungen der Lichtraum- profile von Strasse und Bahn bestehen bleiben. 7 Die Einführung des Viertelstundentakts erfordert mehr Kreuzungs- stellen. Die Verlängerung der Kreuzungsstelle Lustmühle trägt zur Stabilität des Fahrplans bei. Die Haltestelle wurde behindertengerecht umgebaut. 22 SPECIAL | September 2018
STATIONEN 8 Die Haltestelle Sternen in Teufen wurde behinderten gerecht umgebaut, sodass der Zugang vom Perron zu den neuen Zügen hindernisfrei möglich ist. Es entsteht ein neues Wartehäuschen, wobei das bestehende zu einem Velounterstand umfunktioniert wird. 9 Die Haltestelle Stofel in Teufen kommt neu vor der Einmündung in die Unterrainstrasse zu stehen. Aufgrund dieser Verschiebung werden sowohl die öffentlichen als auch die privaten Parkplätze in dieser Region aufgehoben bzw. verschoben. Geplant ist der Bau der Ortsdurchfahrt Teufen ab 2021. 10 Die heutige Bahnhof kreuzung Teufen wird zu einem Kreisel und damit zu einer sicheren Verkehrsanlage umge- baut. Ebenfalls werden für die Fussgänger auf allen Verbindungen ein Trottoir erstellt und auf dem heutigen Bahnhofplatz der neue Busbahnhof realisiert. SPECIAL | September 2018 23
STATIONEN 11 Im Servicezentrum Appenzell, dessen Inbetriebnahme für 2022 geplant ist, sollen künftig die grossen Instand setzungs- und Revisions arbeiten der beiden neuen Züge Tango und Walzer durchgeführt werden. Die Werkstätten in Gais und Herisau werden aufgehoben. 12 Auf mehreren Abschnitten der Strecke Gossau–Appenzell–Wasser auen wurden Gleise erneuert und Bahnüber gänge saniert. Ebenfalls sind auf dieser Linie neue Fahrzeuge – die Walzer – im Einsatz. Anzeige 24 SPECIAL | September 2018
PROFIL PROFIL Dank der CSD INGENIEURE AG hat auch die Umwelt etwas zu «sagen» Von der Abfall- und Altlastenentsorgung über die Lärmverminderung bis zur Renaturierung: Die CSD INGENIEURE AG ist beim Grossprojekt der Appenzeller Bahnen für die Umweltbaubegleitung zuständig. «Beim Bau der neuen Durchmesserlinie St.Gallen – Appenzell sind nicht nur techni- sche Aspekte, sondern auch zahlreiche Um- weltauflagen zu erfüllen», informiert Martina Schmucki, Projektleiterin Umweltbaubeglei- tung der CSD INGENIEURE AG Ostschweiz für die neue Durchmesserlinie St.Gallen – Ap- penzell – Trogen. Sie ist bei diesem Gross- projekt dafür verantwortlich, dass die Um- weltvorgaben richtig umgesetzt werden. «Wir kontrollieren während der Ausführung zum Beispiel regelmässig die Qualität des Bau- stellenabwassers sowie die Einhaltung der Einschränkungen der Arbeitszeiten bezüg- lich Lärm, oder achten darauf, dass Abfälle Abwasserbehandlungsanlage. Foto: CSD INGENIEURE richtig entsorgt werden.» (s. Bild ‹Abwasser- behandlungsanlage›). Besonders wichtig ist uns der enge Austausch mit Bauleitung und Es gibt allerdings nicht nur technische Mass- abgegrenzt und geschützt. Nur ein kleiner Teil Unternehmer. Eine gute Zusammenarbeit nahmen, die die Umwelt schützen und für die wurde gerodet und wird nach Bauabschluss mit entsprechender Sensibilisierung aller Natur einen Mehrwert bedeuten: so wurde der wieder bepflanzt werden. Ebenfalls wurden Beteiligten erleichtert unsere Arbeit sehr, so- Feldwaldbach, der an der Strecke liegt, rena- beim Teilprojekt Verlängerung Kreuzungsstel- dass wir nicht als Kontrolleure, sondern als turiert und Altlasten wie z. B. alte Teerbelags- le Lustmühle für Reptilien wie z. B. Eidechsen Berater und Partner in Sachen Umwelt wahr- stücke in der Böschung entfernt. Ökologisch Steinhaufen und Holzhaufen erstellt. (s. Bild genommen werden.» hochwertige Hecken an der Ruckhalde wurden ‹Reptilienstrukturen am Bach›). Das Mandat der Umweltbaubegleitung für das Grossprojekt Durchmesserlinie St.Gal- len – Appenzell – Trogen ist eines von meh- reren Mandaten, welches die CSD für die Ap- penzeller Bahnen ausführen darf. Seit mehr als 30 Jahren ist die CSD INGE- NIEURE AG in der Ostschweiz präsent, un- terdessen mit Büros in St.Gallen und Frau- enfeld. Die Schwerpunkte der heute mehr als 20 Mitarbeitenden unter der Leitung von Jens Bohne umfassen nebst der Bearbeitung sämtlicher Umweltthemen auch die Bereiche Geologie, Hydrogeologie und Geotechnik, Alt- lasten, Bauschadstoffe und Wasserbau. Die CSD Gruppe ist in der ganzen Schweiz und in vier europäischen Ländern mit über 700 Mit- arbeitenden im Bau- und Umweltingenieurwe- sen aktiv. Reptilienstrukturen am Bach. Foto: CSD INGENIEURE www.csd.ch 2 SPECIAL | September 2018 SPECIAL | September 2018 25
Gleis-Neutrassierung AB Ruckhalde Vom Zahnstangengleis 1889 … zum Adhäsionsgleis 2018 Am Anfang dieses Schlüsselprojekts stand der politische Auftrag an die Appenzeller Bahnen mit der Einführung des 15-Minuten-Taktes zu Spitzenzeiten. Für die Umsetzung dieses Auftrags war die Eliminie- rung der «Bergstrecke» Ruckhalde mit Zahnstangengleis und dem Ersatz durch ein reines Adhäsionsgleis mit dem Bau des Ruckhaldentunnels unumgänglich. Bestehendes Zahnstangengleis mit 110 ‰ Neigung. Bild: Legendäre Ruckhalden- Kurve mit 30 m Radius. Neues Adhäsionsgleis (ohne Zahnstange / reine Haftreibung) mit max. 80 ‰ Neigung durch den neuen Ruckhalden-Tunnel. Unser Bahntechnik-Auftrag Abbruch Neubau • 1’000 m Zahnstangengleis • 600 m Adhäsionsgleis • 9’000 m Steuer- und Datenkabel • 600 m Kabelkanal • 29’000 m Steuer- und Datenkabel Impressionen Einbau der Unterschottermatte Montage des Betonschwellen- Verlegen von Steuer- und zur Minimierung der Emissionen. gleises. Datenkabel. Unser Dankeschön Die GLEISAG bedankt sich bei unseren Auftraggebern Appenzeller Bahnen, ARGE TransRuck sowie SIEMENS für die zugesprochenen Bahntechnik-Arbeiten. Wir wünschen den Appenzeller Bahnen unfall- freie Fahrt auf den Gleisen der neuen Durchmesserlinie.
Wir sind das Bahntechnik-Unternehmen für innovative und kundenfokussierte Ausführungen. In sämtlichen Fachbereichen am Gleis bietet die GLEISAG als WALO-Tochter Leistungen an. Dabei spielen Sicherheit, Qualität und Termin- einhaltung eine zentrale Rolle. GLEISAG Bahntechnik – Kompetenzen Gleis und Weichen Industriegleisanlagen Maschineneinsätze Feste Fahrbahn Totalumbau Fahrleitungsmastbau Kabelbau Sicherungsanlagen Bahnsicherheit Gleistiefbau Spezialkonstruktionen Bankettarbeiten Abbrucharbeiten Bankettsicherung Material- und Aushub Fundamentbau Beratung «RÜGLEI» Logistik GLEISAG Gleis- und Tiefbau AG, Schuppis 21, 9403 Goldach www.gleisag.ch
TANGO UND WALZER Aus der Änderungsschneiderei «Tango» und «Walzer», die beiden neuen Züge der Appenzeller Bahnen, sind weder aus der Grossserie noch eigene Anfertigungen: Sie gleichen Anzügen aus der Änderungsschneiderei. Adrian Wetter, Leiter Projekte Rollmaterial ist mit beiden Zügen sehr zufrieden. 735 Anforderungspunkte galt es für die Of- ein. Die eine folgte den Vorgaben des Bestel- fertsteller der Züge zu erfüllen, die künftig lers, die andere machte als «Unternehmer- auf der Durchmesserlinie Appenzell–Trogen offerte» Vorschläge zum Besseren. So regte verkehren sollten. «Für die speziellen Bedin- Stadler bei den Zügen für die Durchmesser- gungen auf unserem Netz eignet sich kein linie eine Zweiteilung an; die beiden Zug- Standardprodukt,» erläutert Adrian Wetter. Er hälften sollten, etwa im Falle eines Unfalles, ist seit 2015 bei den AB als Leiter Projekte unabhängig voneinander fahren können, was Rollmaterial angestellt. Für die global tätigen auch mehr Flexibilität bei grösserem Passa- Anbieter waren diese Anforderungen offen- gieraufkommen versprach. Und dann ging bar zu hoch und die Stückzahlen zu klein, es noch um manche Details, etwa bei der sodass sich einige grosse Hersteller rasch Innenausstattung in Form farbiger Nähte auf zurückzogen, als es an das Eingemachte den Erstklasssitzen. Das Ergebnis sind zwei ging. Bei den parallel ausgeschriebenen neu- sowohl konzeptionell als auch optisch recht en Zügen für die Linie Gossau–Wasserauen unterschiedliche Züge, der «Walzer» auf der reagierte kein einziger auf die internationale Linie Gossau–Wasserauen und der «Tango» Technische Daten Zugskomposition Ausschreibung. auf der Durchmesserlinie Appenzell–Trogen. Walzer (5 Einheiten): 2,65 Meter breit, 58,8 Meter lang, Übrig blieb schliesslich ein einheimischer Der Tango: Aus dem Tram wird ein Zug 15 Sitzplätze 1. Klasse, 161 Sitzplätze Zugbauer: Stadler. Der hat zwar längst auch Der «Tango» ähnelt einem Tram, und er war 2. Klasse, 209 Stehplätze, Höchstge- international grosse Erfolge, ist sich aber es auch, bevor er zum Änderungsschnei- schwindigkeit 80 km/h, Gewicht 114 offensichtlich nicht zu schade, auch auf die der kam. «Der Tango ist ein Überlandtram», Tonnen (bei maximaler Beladung) Wünsche der kleinen Bahnen einzugehen. schmunzelt Adrian Wetter. Doch der Tango Und so reichte Stadler gleich zwei Offerten ist ein Zug, schwerer und schneller als ein 28 SPECIAL | September 2018
TANGO UND WALZER Adrian Wetter: «Für einige global tätige Anbieter waren die Anforderungen zu hoch und die Stückzahlen zu klein.» SPECIAL | September 2018 29
TANGO UND WALZER Fensterflächen und moderne Bahntechnik sind nur einige der Neuerungen. Die gesam- te Ausrichtung ist touristischer als beim Tango. Ein Teil des bisherigen Rollmaterials lebt bei den AB weiter, um in Stosszeiten ein- gesetzt zu werden, ein Teil wird verkauft, und ein Teil landet auf dem Schrottplatz. Freude und Stolz Die Wartung des neuen Rollmaterials über- nehmen die Appenzeller Bahnen nach den Vorgaben des Lieferanten selbst. So werden 14-täglich verschiedene Betriebsmittel, vom Scheibenwasser bis zum Sand für die Ver- besserung der Traktion, nachgefüllt. Weite- re Wartungen erfolgen monatlich, nach drei und nach sechs Monaten. Die allermeisten Reparaturen werden vom eigens geschulten Personal durchgeführt, nur bei der Software braucht es externe Spezialisten. Doch auch Elf «Tango» (vorne) und fünf Tram, mit zwei Führerständen und einer ers- die Mitarbeiter in der Werkstatt werden den «Walzer» bieten den ten Klasse ausgestattet, zudem auch als Schraubenschlüssel viel seltener brauchen: Passagieren Komfort und Zug zertifiziert. Sein Ursprung liegt in Ber- Ähnlich wie bei modernen Autos ersetzt die Sicherheit. lin-Pankow, wo 1994 eine Tramkomposition Sensortechnik die klassische Schrauberei. namens Variotram entwickelt worden war. Die Fehlersuche wird einfacher, Wartung und Stadler übernahm 2001 die Firma. Darauf Reparatur werden effizienter. basierende Be-4/8-Niederflurzüge wurden in den Jahren 2004 und 2008 an die damalige «Wir haben mit den neuen Zügen sehr moder- Trogenerbahn geliefert. Stadler entwickelte nes Rollmaterial, das Passagieren und Per- Konzept und Design des Variotrams weiter: sonal gleichermassen Freude bereiten wird», Der Tango war geboren. Die Baselland Trans- bilanziert Adrian Wetter. Der Laie staunt über port AG fährt seit 2008 mit Tango-Trams. die Risszeichnungen und Pläne, in denen Auf dieser Komposition basiert der im Werk sich diese schönen und zugleich sehr prak- Bussnang gebaute Tango der Appenzeller tischen Züge spiegeln. Der Fachmann freut Bahnen. Es ist ein Zug mit einer sehr ele- sich, dass diese Planung so gut aufgegangen ganten Anmutung daraus geworden. Wie ein ist. «Wir dürfen stolz darauf sein.» Massanzug. Es ist ein Zug mit einer sehr Zwei Konzepte, zwei Züge Der eine, der «Walzer», fährt nur übers eleganten Anmutung daraus Land, der andere, der «Tango» durch die geworden. Wie ein Massanzug. Stadt und übers Land. Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen: Während der «Walzer» vor allem dem Das gilt auch für die fünf auf der Stre- touristischen Verkehr dient und deshalb cke Goss au–Wasserauen verkehrenden mehr Sitzplätze bietet, befördert der «Walzer»- Züge. Der «Walzer», intern ABe «Tango» viele Pendlerinnen und Pend- 4/12 genannt, basiert auf der gleichnamigen ler, die im Falle des Falles auch mal Komposition der Serie 100, die seit 2015 einen Stehplatz einnehmen, und muss auf dem Schmalspurnetz der Freiburgischen sich dazu seinen Weg durch die Stadt Verkehrsbetriebe verkehrt. Für die Zwecke St.Gallen bahnen. Das begrenzt seine der AB haben die Züge einige Modifikationen Ausmasse an einigen Engstellen in der erfahren. «Technisch ist der Zug im Vergleich Stadt, wo es für einen konventionellen mit den alten, bald 40-jährigen Kompositio- Überlandzug wie dem «Walzer» keinen nen ein Quantensprung», sagt Wetter. Der Platz mehr hat. Darum haben sich die ebenerdige Einstieg erfreut Gehbehinder- Appenzeller Bahnen für zwei verschiede- te und Ältere gleichermassen, Klimaanla- ne Zugskompositionen entscheiden. gen, behindertenfreundliches WC, grosse 30 SPECIAL | September 2018
Der «Walzer» auf einen Blick Der «Walzer» ist 2.65 m breit und knapp 59 m lang. Er hat 15 Sitzplätze in der 1. und 161 in der 2. Klasse. Dazu kommen über 200 Stehplätze. Bei dem Zweirichtungs- fahrzeug ist der Einstieg von beiden Seiten möglich. Es punktet weiter mit einem hohen Niederfluranteil, mit Kundeninformationssystemen mit Bildschirmen sowie mit einer behindertengerechten Toilette. Seine breiten Türen ermöglichen zu Spit- zenzeiten einen rascheren Ein- und Ausstieg, seine grossen Fensterflächen einen weiten Blick auf die Landschaft. SPECIAL | September 2018 31
Projektmanagement ist unsere Leidenschaft Mit unseren Standorten in Bern, Basel, Genf, Lausanne, Luzern und Zürich sind wir ein führender Dienstleister in den Bereichen • Bauherrenberatung • Bauherrenvertretung • Bauherrenunterstützung Wir beraten und unterstützen seit 50 Jahren schweizweit öffentliche und private Bauherren bei der Umsetzung ihrer Bauvorhaben und Immobilienprojekte, sowohl im Hoch-, wie im Tief- und Infrastrukturbau. Unsere 50 praxiserfahrenen IngenieurInnen, ArchitektInnen und BauökonomInnen sind Ihre Partner und Treuhänder. Die Techdata AG ist vollständig unabhängig und neutral. Wir fokussieren uns auf die Umsetzung Ihrer Projektziele. Unter www.techdata.net lernen Sie uns näher kennen. Ihr Billett-Automat zum Mitnehmen schnell, einfach, bequem Mit nur 2 Klicks lösen Sie jetzt Ihr Billett. auch für 9-Uhr-Tageskarte, Mehrfahrtenkarte und Nachtzuschlag OSTWIND Tickets L:\GL\Management\AKQUISE FIRMA\Inserat\180816_Techdata-Inserat-Leader.docx
Der «Tango» auf einen Blick Der «Tango» ist 2.4 m breit und rund 52 m lang. Er hat 12 Sitzplätze in der 1. und 133 in der 2. Klasse. Dazu kommen 218 Stehplätze. Bei dem Zweirichtungs- fahrzeug ist der Einstieg von beiden Seiten möglich. Es punktet weiter mit einem hohen Niederfluranteil, mit Kundeninformationssystemen mit Bildschirmen sowie mit einem Multifunktionsabteil für Kinderwagen, Velos oder Ähnliches. Und: Dank seiner luftgefederten Drehgestelle fährt der «Tango» ausserordentlich ruhig. SPECIAL | September 2018 33
TANGO UND WALZER Tradition dezent in Szene gesetzt Therese Naef ist Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Design- & Consultingagentur Milani in Thalwil ZH. Sie verbindet handwerkliche mit ästhetischen Ansprüchen. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte bildet das Design von Zügen, unter anderem für die SBB und die Verkehrsbetriebe Zürich. Und die Appenzeller Bahnen. Was Naef daran fasziniert, erklärt die gelernte Modellbauerin und Diplom designerin im Porträt. «Ich habe mir schon lange gewünscht, nicht präsentieren: Es sollten Anregungen sein, nur im Umfeld der grossen Bahnen und mehr nicht. «Für viele würde es dabei blei- Transportunternehmen tätig zu sein, son- ben, andere würden sich angesprochen füh- dern auch bei der Gestaltung der Züge ei- len und sich davon inspirieren lassen.» ner regionalen Bahn», erinnert sich Therese Naef. Denn dort zähle weniger die Marke Das ‹rote Zügli› musste weiterleben als vielmehr die Region. Und weil sie dem Bei einem der ersten Entscheide ging es um Appenzellerland seit ihren Kindertagen die Aussenfarbe, und es war allen Beteilig- verwandtschaftlich verbunden ist, hat sie ten rasch klar, dass nur das klassische Rot dieser Auftrag besonders gereizt und ge- der Appenzeller Bahnen, das ‹rote Zügli›, freut. «Die Appenzeller Bahnen befördern infrage kam. Klischee hin oder her, diese ja Fahrgäste mit ganz unterschiedlichen Tradition sollte weiterleben. «Im Innenbe- Technische Daten Zugskomposition Ansprüchen, einerseits viele Ausflügler und reich greifen wir die Farbe mit den Polsterbe- Tango (11 Einheiten): Touristen, anderseits Pendler. Es gilt also, zügen in der zweiten Klasse wieder auf», so 2,4 Meter breit, 52 Meter lang, sowohl urbane als auch ländliche Motive Therese Naef. Dann kam die Frage auf, wie 12 Sitzplätze 1. Klasse, 135 Sitzplätze einzubringen und dabei die lebendigen Tra- man die Traditionen und das Städtische 2. Klasse (davon 24 Klappsitze), ca. 240 ditionen einzubinden», fasst die Wahlzür- einbringen kann. «In den eher touristisch Stehplätze, Zweirichtungsfahrzeug, cherin zusammen. Für sie war von Anfang genutzten Zügen auf der Linie Gossau– Einstieg beidseits möglich. an klar, dass es nicht darum gehen konn- Wasserauen haben wir traditionelle Moti- te, den Fahrgästen diese Themen direkt zu ve wie das Silvesterchlausen mit dezent 34 SPECIAL | September 2018
TANGO UND WALZER Therese Naef: «In den eher touristisch genutzten Zügen haben wir traditionelle Motive wie das Silvesterchlausen aufgegriffen.» © Carmen Wüest SPECIAL | September 2018 35
TANGO UND WALZER aufbereiteten Fotos an den Wänden auf der Der Tango zwischen Längsseite aufgegriffen», beschreibt die Gais und Appenzell (Linie Trogen–St.Gallen–Appenzell) Milani-Geschäftsführerin. Dazu kommen an die Sitze genähte Etiketten mit Appenzel- ler Begriffen in gelb und rot-grünen Nähten auf den Sitzen der ersten Klasse. Auf der Strecke, die durch die Stadt St.Gallen führt, Gediegener Luxus und wurde auf diese Motive verzichtet, stattdes- authentisches Brauchtum in sen setzte man ganz auf den Kreuzstich der ersten Klasse des Walzers (Linie als Symbol der textilen Tradition, die das Gossau–Appenzell–Wasserauen) Appenzellerland und die Stadt St. Gallen gleichermassen geprägt hat. «Wir zeigen ihn stilisiert an den verglasten Trennwänden als Sichtschutz, die wie bei einem Stickmuster die Silhouette des Alpsteins ergeben», er- klärt Therese Naef. «Dann kam die Frage auf, wie wir die lebendigen Traditionen und das Städtische einbringen.» Daneben war es Therese Naefs Aufgabe, sich um die Einhaltung verschiedener Aufla- gen zu kümmern. «So wird etwa das Stick- muster auf Augenhöhe etwas verdichtet dargestellt, damit es für Menschen mit Seh- behinderung gleichermassen wahrnehmbar ist», veranschaulicht sie an einem kleinen, aber wichtigen Detail. 36 SPECIAL | September 2018
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