Ganze! Bei uns geht's jeden Tag ums - Die neue Kampagne der younion.
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Die Daseinsgewerkschaft. WINTER | 2019 Mitgliedermagazin Bei uns geht’s jeden Tag ums Ganze! Die neue Kampagne der younion.
SERVICE R EC H T S B E R AT U N G I N F O C E N T E R Für die Mitglieder der Landesgruppe Wien bietet Infocenter Zentrale younion _ Die Daseinsgewerkschaft Rechtsberatung 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11 in allen dienst- und besoldungsrechtlichen Fragen Infocenter Aussenstelle wie folgt an. 1030 Wien, Rosa-Fischer-Gasse 2 Jeden Montag, Dienstag und Mittwoch Öffnungszeiten von 16.30 bis 18.00 Uhr ohne Voranmeldung Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr Dienstag von 8.00–17.00 Uhr (in den Sommerferien jeden Montag und Mittwoch, Freitag von 8.00–14.00 Uhr nicht in den sonstigen Schulferien) Schulferien in der Zentrale, 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock. Montag bis Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr Freitag von 8.00–14.00 Uhr Für die Mitglieder der Hauptgruppe VIII (ehem. KMSfB) bietet younion _ Die Daseinsgewerkschaft in allen arbeitsrechtlichen Kontakt Fragen Rechtsberatung zu bestimmten Terminen an. Tel.: +43 1 313 16-83720 bis 83724 und 83728 Bitte um Terminvereinbarung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83861. Fax: +43 1 313 16-99-83720 E-Mail: infocenter@younion.at Web: www.younion.at Lohnsteuerberatung in der Zentrale der younion Service/Leistungen (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock): Hier ein kleiner Überblick über die Tätigkeiten im Infocenter der Jeden Montag (außer in den Schulferien) von 16.30 bis 18.00 Uhr, younion für unsere Mitglieder: gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650. • Wir nehmen gerne Ihre Mitgliedsanmeldung entgegen • Erhalten Sie Informationen zu Urlaubsangeboten von Pensionsberatung Hotel Grimmingblick, Vitalhotel Styria, in der Zentrale der younion Appartements Bad Kleinkirchheim, „Grand Tours“ und „Sowegeno“ (1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock), • Im Infocenter erhalten Sie Ihre neue Mitgliedskarte sowie in der Außenstelle des Infocenters • Bei uns können Sie für die Solidaritäts-Unterstützungen einreichen (1030 Wien, Rosa-Fischer-Gasse 2): • Holen Sie sich im Infocenter die Karten für diverse Kultur-Vorstellungen Jeden Donnerstag (außer in den Schulferien) von 16.00 bis 18.00 Uhr, • Sie können bei uns Ihren Mitgliedsbeitrag einzahlen gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650. • Sie erhalten den easybank-Folder für die Mitgliedskarte mit Kreditkartenfunktion plus einmaligem Vorsorgepaket • Bei uns können Sie Ihr Passwort für das Log-In auf der Die Mitglieder der übrigen Bundesländer ersuchen wir um younion-Homepage zurücksetzen lassen Kontaktaufnahme mit der zuständigen Landesgruppe. u.v.m. IMPRESSUM Herausgeber: younion _ Die Daseinsgewerkschaft; 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11 Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel. 01/662 32 96, Fax 01/662 32 96 - 39793, E-Mail: zeitschriften@oegbverlag.at, Web: www.oegbverlag.at, UID: ATU 55591005, FN 226769i Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl; Verlagsort: 1020 Wien, Herstellungsort: 7201 Neudörfl Redaktion: 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11; Chefredakteur: Ronald Pötzl; Redaktion: Christian Meidlinger, Michael Novak, Marcus Eibensteiner; Layout/Grafik: Rainer Müllauer Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. DVR-Nr. 0046655 | ZVR 576 439 352 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz unter: www.younion.at/offenlegung
Erfolgreich verhandelt: foto: Michael Liebert 2,25 Prozent plus, mindestens 50 Euro Christian Meidlinger Vorsitzender der younion A m 20. November kamen die Ge- haltsverhandlungen zu einem er- folgreichen Abschluss. Das Ergebnis Dabei werden wir weiterhin eine brei- te Mitgliederunterstützung brauchen. Doch zuvor wartet die ruhigste Zeit Ihr kann sich sehen lassen: 2,25 Prozent des Jahres auf uns. Ich wünsche Ihnen für alle auf die Staffel, mindestens frohe Festtage im Kreise Ihrer Liebs- jedoch 50 Euro. Nebengebühren und ten! Ich wünsche Ihnen auch ruhige Zulagen werden um 2,3 Prozent er- besinnliche Tage sowie einen guten höht. Auswirkungen des Gehaltsab- Rutsch ins Jahr 2020. Christian Meidlinger schlusses finden Sie in der Tabelle. Einige Hintergrundinformationen Gehaltsabschluss 2020 zum Ablauf der Verhandlungen: Wir verhandeln im Vergleich zu anderen Branchen abgerechnete Zeiträume. So wurde für die Berechnung der In- Vorbehaltlich der Übernahme durch die Gebietskörperschaften flation das vierte Quartal des Jahres 2018 und die ersten drei Quartale des Gehalt Erhöhung Summe Erhöhung Zulagen & Jahres 2019 herangezogen. Der er- (brutto) im Monat pro Jahr in % Vergütungen rechnete Wert ergab 1,7 Prozent. Für das Wirtschaftswachstum wurden € 1.750 + € 50 (statt € 39,40) € 700 +2,86 +2,3 % die Einschätzungen des IHS und des WIFO für das Jahr 2019 herangezogen € 1.800 + € 50 (statt € 40,50) € 700 +2,78 +2,3 % und 1,5 Prozent angenommen. € 2.000 + € 50 (statt € 45) € 700 +2,5 +2,3 % In den kommenden Monaten warten große Herausforderungen auf uns. € 2.500 + € 56,25 € 787,50 +2,25 +2,3 % Darunter Besoldungsreformen (wie in Niederösterreich), Umsetzung der € 3.000 + € 67,50 € 945 +2,25 +2,3 % Vordienstzeiten, Sozialversicherung für KünstlerInnen oder auch die Sub- € 3.500 + € 78,75 € 1.102,50 +2,25 +2,3 % ventionsvergabe im Kulturbereich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Markus Tiller Manfred Wurzer, MAS, MBA Elisabeth Sigmund 40. Geburtstag, 17.11.1977 50. Geburtstag, 10.10.1969 60. Geburtstag, 5.10.1959 Landesvorsitzender FCG-younion Wien, Mitglied im Landessekretär der Landesgruppe Kärnten, Mitglied im Wiener Landesvorstand und Bundes- Wiener Landesvorstand und Bundesvorstand der Mitglied im Bundesvorstand der vorstand der younion _ Die Daseinsgewerkschaft younion _ Die Daseinsgewerkschaft younion _ Die Daseinsgewerkschaft Gerhard Berti Konsular Heinz Skala 60. Geburtstag, 8.10.1959 80. Geburtstag, 10.11.1939 Vorsitzender der Hauptgruppe VIII, Mitglied im Wie- Ehem. Vorsitzender Sektion Film, Foto, ner Landesvorstand und Bundesvorstand der audiovisuelle Kommunikation younion _ Die Daseinsgewerkschaft 3
I N H A L T Wie es anfing Unendliche Weiten Seiten 5–9 geht es weiter Die MitarbeiterInnen des Planetariums Wien haben versucht, uns fremde Galaxien näherzubringen. S chon vor 150 Jahren ging es rund. Foto: Harri Mannsberger Jubiläum Seiten 10–11 Im Kampf um bessere Arbeitsbe- 150 Jahre und kein bisschen müde. Wir blicken zurück auf die dingungen schlossen sich die Kut- Wurzeln unserer Gewerkschahft. scher und Kondukteure der Wiener Omnibus-Gesellschaft in einem Fach- Titelstory: Kampagne 2020 Seiten 12–15 verein zusammen und traten gemein- Bei uns geht‘s jeden Tag ums Ganze: Die neue Kampagne der sam auf. Sie konnten keine Ahnung younion macht unsere Mitglieder sichtbar. davon haben, was aus ihrem Protest Ronald Pötzl im Jahr 1869 einmal werden würde. Chefredakteur Gewalt im Spital Seiten 17–19 Aus diesen und zahlreichen weiteren 85 Prozent der MitarbeiterInnen in den Wiener Spitälern haben Wurzeln hat sich die younion entwi- Historische Fakten: innerhalb der vergangenen zwölf Monate Gewalt erlebt. Das ckelt, wir feiern also heuer Jubiläum. In den Anfängen galt zeigt eine große Umfrage. Das muss Konsequenzen haben. für die Vertrauens- Dazu gibt‘s nicht nur eine Festschrift, leute im Betrieb kein Sportgewerkschaft Seiten 20–21 sondern in dieser Ausgabe unseres Betriebsrätegesetz. Nach der Unterstützung für den Skispringer Lukas Müller, steht Magazins auch ein Interview mit der Ihr einziger Schutz die younion nun auch einem Kollegen aus dem Eishockey-Sport Expertin: Ab Seite 10 reist die Histori- vor Kündigung war zur Seite. kerin Marliese Mendel mit uns durch die Solidarität ihrer 150 Jahre Gewerkschaftsgeschichte. KollegInnen im Bildungskatalog Seiten 22–23 Betrieb. Das sind die Kurse im ersten Halbjahr 2020. Housing 4 All Seite 25 „Unsere ExpertInnen nehmen offenbar Wohnen wird immer teurer. Mit der aktuellen Europäischen BürgerInneninitiative fordern wir politische Maßnahmen. Anlauf: Wenn es so weiter geht, werden wir auch noch Sportgewerkschaft, gut so!“ Kommission neu Seiten 27–30 Die neue EU-Kommission will in Sachen Sozial- und Umwelt- politik aktiver werden. Die Erwartungen sind hoch. Nahtlos gelingt da der Anschluss ans aktuelle Geschehen: Ab Seite 12 dür- Digitalisierung als Chance Seite 31 fen wir unsere neue Kampagne für das Jahr 2020 vorstellen. Wie es anfing Gegen die immer „Behinderung 4.0“: Die Arbeitswelt befindet sich mitten in wieder verordnete einem Umwandlungsprozess. geht es weiter: Bei uns geht‘s jeden Tag Auflösung ihrer ums Ganze! Vereine durch die Bundesländer Seite 32–33 Behörden konnten die News aus Österreich. Die vielen Facetten unserer Gewerk- GewerkschafterInnen schaft zeigen sich nicht nur in den nichts tun. Aber Not Gemeindefinanzen Seite 34–35 vielen Reportagen dieses Magazins. macht erfinderisch: Teil 2 der Mini-Serie. Jetzt geht‘s ans Rechnen! Meist wurde der Sondern auch ab Seite 20. Zu Beginn Verein an anderer Das ist doch Stermann??!! Seite 42 des heurigen Jahres unterstützte die Adresse sofort neu younion zum ersten Mal einen Sport- gegründet. Dieses Im schönen Tirol lernt unser Kolumnist die verschlungenen ler außerhalb des Fußballs. Aktuell Spiel mit dem Feuer Wege des Kommunismus kennen. war allerdings nicht gibt es einen weiteren Fall, diesmal ungefährlich. Die so- im Eishockey. Unsere ExpertInnen auf genannten „Rädels- diesem Gebiet nehmen offenbar den führer“ standen mit Anlauf für eine spannende Entwick- einem Fuß im Krimi- lung: Wenn es so weitergeht, werden nal – immer wieder kam es zu hohen wir auch Sportgewerkschaft, gut so! Haftstrafen. Viel Vergnügen mit der Winterausga- be und frohe Weihnachten! 4
Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2019. bild: NASA Dies sind die Abenteuer der MitarbeiterInnen des Planetariums Wien, die versuchen, uns fremde Galaxien näherzubringen. Sie zeigen Sterne, die viele Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Und lassen uns in Galaxien vordringen, die eigentlich unvorstellbar sind. H bild: NASA ereinspaziert! Nehmen Sie in un- serem kleinen Raumschiff Platz, schnallen Sie sich an und genießen Sie die Aussicht. Wir sausen nach oben und sehen Ös- terreich mit seinen 83.871 Quadratki- lometern Landfläche, was rund 0,02 Prozent der Erde entspricht. Dann die EU mit rund 4,5 Millionen Quadratki- lometern Fläche (0,88 Prozent). Und schließlich die Erde mit ihrem Durch- messer von 12.742 Kilometern und ihren rund 510 Millionen Quadratme- tern Fläche. 250 Millarden Sterne allein in unserer Galaxie Wir fliegen an Mars, Jupiter, Saturn, Das ist keine Foto- Uranus und Neptun vorbei und sehen montage, sondern die Sonne in voller Größe. In sie passt eine Aufnahme des die Erde rund 1,3 Millionen mal hin- Hubble-Weltraum- ein. teleskops. Es zeigt Dann schnell durch die Milchstraße, zwei mehr als 700 Millionen Lichtjahre also durch jene Galaxie, in der wir zu entfernte Galaxien. Hause sind. Sie beherbergt rund 250 foto: Michael Hetzmannseder Fakten über den Weltraum • Unser Sonnensystem ist ca. 4.6 Mil- liarden Jahre alt und wird noch wei- Dorothea Holzschuh er- tere fünf Milliarden Jahre existieren. klärt das Modell IX von • Die Erde ist der einzige Planet, der Carl Zeiss Jena. Es kann nicht nach einem Gott benannt wurde. rund 9.000 Sterne in die Kuppel des Plantariums • 68 % des Universums sind dunkle Wien projezieren. Die Energie und 27 % dunkle Materie. Wir verwendeten Bogenlam- haben also erst 5 % des Universums pen zeigen die Himmels- von der Erde aus gesehen. körper in ihren echten • Wegen der geringeren Gravitation, Farben, sei es weiß, rot wie Beteigeuze oder würde eine Person mit 100 kg auf der auch blau wie Rigel – Oberfläche vom Mars 38 kg wiegen. beide im Sternbild Orion • Wir sehen immer dieselbe Seite vom zu finden. Mond, egal wo wir auf der Erde stehen. • Es gibt ungefähr 1022 Sterne im Welt- all. In Worten: 10 Trilliarden. Das ist mehr, als es auf der Erde Sandkörner an den Stränden gibt. 6
foto: Michael Hetzmannseder Millarden Sterne. Mit ein bisschen Fantasie erkennen wir auch Sagittari- us A*, ein gigantisches schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße. Wir werden schneller und durchque- ren rund 100 Milliarden Galaxien, bis Was war vor dem wir am Ende unseres Universums an- Urknall? Diese Frage kommen. hört Klaus Kieneswenger oft im Planetarium. Die Antwort „Nichts“ ist Hinter dem Universum allerdings unvorstellbar, ist das Nichts da es auch keine Zeit Und was ist dahinter? „Das Nichts. gab. Dort gibt es keinen Raum und keine Das Lieblings-Sternbild Materie. Das ist unvorstellbar, aber es des Astronomen ist das Kreuz des Südens. Es ist so“, erklärt Astronom Klaus Kienes- ist auch ein beliebtes wenger. Damit beantwortet er auch Motiv für Flaggen auf eine andere Frage, die oft im Planeta- der Südhalbkugel – zum rium gestellt wird. Denn bevor es un- Beispiel den Natio- ser Universum gab, war ebenfalls das nalflaggen Australiens, Brasiliens und Neusee- Nichts. lands. foto: Thomas Ledl Bevor das Planetarium 1964 zwischen Riesen- rad und Hauptallee errichtet wurde, stand es zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum und später am Praterstern. Erster Direk- tor des neuen Planeta- riums war Hermann Mucke. Heute wird es vom Physiker Werner Gruber geleitet. Wobei schon die Frage nach dem Der Sternenhimmel wirkt in der Kup- Die Entdeckung seines markantes- Davor irgendwie falsch ist. Denn im pel wie echt. Möglich macht das unter ten Sterns „Mira“, der regelmäßig die Nichts gibt es auch keine Zeit. Wer‘s anderem einer der modernsten Ster- Helligkeit verändert, war von großer anzweifelt, kann bei Einstein nachle- nenprojektoren der Welt, das Modell Bedeutung, widerlegte sie die seiner- sen und nachrechnen. IX von Carl Zeiss Jena. Er bringt rund zeitige These, die Gestirne seien ewig 9.000 Sterne zum Leuchten. und unveränderlich. Viele Antworten Viele Sternenshows weden von Pro- auf viele Fragen duktmanagerin Dorothea Holzschuh Bleiben wir also lieber bei dem, was betreut. Sie entdeckte ihre Liebe zu Veranstaltungen und Preise wir tatsächlich begreifen und auch den Sternen durch das Planetarium, Alle Veranstaltungen im Planetarium im Planetarium gezeigt werden kann. in dem sie heute arbeitet: „Ich war als Wien, der Kuffner und der Urania Stern- Zum Beispiel wird dort mit „Solaris“ Kind öfters hier und war einfach über- warte sind unter www.planetarium.wien ein Streifzug durch unser Sonnensys- wältigt. Auch heute noch bin ich be- im Internet zu finden. Der Eintrittspreis tem angeboten. Es gibt Antworten auf geistert, wie schön und geheimnisvoll beträgt zum Beispiel für „Solaris - Ein die Fragen wie sich die Planeten be- unser Universum ist.“ Streifzug durch das Sonnensystem“ 9 wegen, wieso es Jahreszeiten gibt und Das Lieblings-Sternbild von Dorothea Euro. welche Rolle die Gravitation spielt. Holzschuh ist übrigens der Walfisch. 7
Reise zum Der Mars belebt seit vielen Jahrzehnten unsere intergalaktischen Auswandererfantasien. Doch wie stehen die Chancen für Mars Laien-RaumfahrerInnen, jemals am Mars zu landen, dort zu überleben – und wann startet der erste Flug? foto: Vadimsadovski - stock.adobe.com B ei unserem Besuch im Planetari- um gerät auch ein Planet ins Vi- sier, der dieser Tage immer wieder in zu 95 Prozent aus Kohlendioxid. Die Heimat des „Onkel vom Mars“ ist nur halb so groß wie die Erde. 687 Tage Temperaturen in den Weltraum ent- schwunden oder zu Eis gefroren. Sein durchgängiges Magnetfeld hat der den Medien auftaucht: der Mars. Der dauert es dort von Silvester zu Silves- Mars abgelegt: Damit fließt schädli- Traum von seiner Besiedelung ist heiß ter. Ein Jahr, das sich zumindest auch che kosmische Strahlung auf etwaige umstritten. Neben anderen will auch in vier Jahreszeiten einteilen lässt. Marsbewohner. Lieben werden den Tesla-Chef Elon Musk den roten Pla- Mars die Übergewichtigen: Man wiegt neten kolonialisieren. Ursprünglich Reisezeit: sechs Monate ein Drittel weniger als auf der Erde. sollte das Projekt Space X die ersten Unser unmittelbarer Sitznachbar im Menschen bereits 2025 zum Mars brin- Sonnensystem ist – je nach Position – Marskolonisation gen. Angekündigte Kosten pro Ticket: rund 56 (alle 16 Jahre) bis 401 Millio- Trotzdem bleibt der erdähnliche Mars rund 200.000 US-Dollar. In zwei Jah- nen Kilometer von der Erde entfernt. für viele so etwas wie die rettende ren wird die erste unbemannte Kapsel Für die Fahrt im Raumtaxi muss man Insel – wenn auf der Erde einmal gar zum Nachbarplaneten geschickt. Und schon mehr als sechs Monate einrech- nichts mehr geht. „Ich denke, dass 2024 sollen je ein unbemannter (zum nen – one way. Die Strapazen werden der Mensch, der den ersten Schritt auf Aufbau einer Marsbasis) und ein be- einem nicht gedankt: Zur Begrüßung den Roten Planeten setzen wird, be- mannter Flug starten. steht man entweder in einem mächti- reits geboren ist“, sagt Gernot Grömer, Auf den ersten Blick wartet dort we- gen Sturm oder in einer Staubwolke. Astrophysiker vom Österreichischen nig Verlockendes. Zwei Monde mit Im Freien überlebt man sowieso nur Weltraum Forum (ÖWF). Bis es so weit grimmiger Benennung kreisen um wenige Sekunden ohne Schutzan- ist, bleibt als Vorgeschmack das Pro- den vierten Planeten unseres Sonnen- zug. Dafür ist der Mars aufgrund sei- jekt von Amazon-Gründer Jeff Bezos. systems: Phobos (griech.: Furcht) und ner dünnen Atmosphäre sehr nett zu Schon 2020 wird mit den ersten zah- Deimos (Schrecken). Die Marsatmo- Meteoriten. Er lässt sie ohne Verglü- lenden Weltraumtouristen gestartet. sphäre besteht nur zu 0,3 Prozent aus hen in voller Größe auf seine Ober- Vorerst führt der Fahrplan freilich nur Sauerstoff, zu 2 bis 3 Prozent aus Stick- fläche stürzen. Wasser ist wegen des für elf Minuten ins All, was bereits stoff, zu 1 bis 2 Prozent aus Argon und geringen Luftdrucks und der kalten Hunderttausende Dollar kosten wird. 9
foto: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung INTERVIEW 150 Jahre younion Feste gehören gefeiert. Im Jahre 1869 schlossen sich in Wien die ein weit verzweigtes Wurzelwerk, das ist ein breit gewachsener Baum. Tat- Kutscher mit den Kondukteuren zusammen. Gemeinsam kämpf- sache ist aber, dass sich 1869 – vor 150 ten sie um bessere Arbeitsbedingungen. 150 Jahre später blicken Jahren – Wiener Kutscher und Kon- wir zurück. Fazit: Es war spannend – aber gefährlich. dukteure der Omnibus-Gesellschaft in einem Fachverein zusammenge- schlossen haben, um gemeinsam für F ast hätten wir es übersehen. Im bessere Arbeitsbedinungen einzutre- foto: Bauer, Theodor / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com Eifer des Tagesgeschäfts wäre uns ten: kürzere Arbeitszeiten und mehr beinahe das 150-jährige Jubiläum un- Lohn. serer Gewerkschaft durch die Finger gerutscht. Das wäre schade gewe- War das ein illegaler Akt? sen, die Geschichte ist zu spannend, Ein bisschen illegal. Es gab das Staats- um sie sausen zu lassen. Zum Glück grundgesetz aus dem Jahr 1867, das haben rechtzeitig die Alarmglocken auch die Vereins- und Versammlungs- geläutet: Im Dezember wird unsere freiheit beinhaltete. Vereine durften Festschrift fertig (Herausgeber ist un- zwar gegründet werden, aber es war ser „Haushistoriker“ Fritz Keller). Und ihnen nicht erlaubt, sich zu Gewerk- schon jetzt durften wir eine Expertin schaften zusammenzuschließen. Es zum Interview treffen: die Historike- galt noch das Koalitionsverbot. Der rin im ÖGB-Archiv, Marliese Mendel, Verein der Kutscher und Kondukteu- reist mit uns durch 150 Jahre Gewerk- re aus dem 1. Bezirk durfte nicht mit schaftsgeschichte. dem Verein aus dem 5. Bezirk kom- munizieren. Als Antwort auf eine younited: Die younion vertritt heute große ArbeiterInnendemonstration 150.000 Menschen in mehr als 200 im Dezember 1869 und den Druck der Hermann Schulz träumte bereits im Jahr 1918 von einer Berufen. Wie hat alles angefangen? österreichweiten Organisation der Gemeindebediensteten. ArbeiterInnenbewegung unterschrieb Marliese Mendel: Die younion hat Im Jahr darauf gründete er den Reichsverband. Kaiser Franz Josef schließlich die Ko- 10
Musikerverein. Das hat ihn seine pri- foto: Marcus Eibensteiner vilegierte Stelle als Hornist am Burg- Marliese Mendel im theater gekostet, konnte ihn aber Interview mit Chef- nicht davon abhalten, 1872 noch ein- redakteur Ron Pötzl. mal einen Bund zu gründen. Der Die Historikerin mit prompt von der Behörde aufgelöst (momentanem) Schwer- punkt Arbeite- worden ist. Es folgte die Gründung des rInnengeschichte reist nächsten Wiener Musikervereins. Das mit uns durch 150 Jahre ist klassisch. Allerdings war‘s auch ge- unserer Gewerkschafts- fährlich. historie. Ein Herzstück unserer Gewerkschaft war schon früh der Gemeindedienst. Der große Organisator der Gemein- alitionsfreiheit – von nun an konnten Haus des ÖGB entstand dann während debediensteten war Hermann Schulz. Gewerkschaften gegründet werden. der Widerstandszeit im Austrofaschis- Soweit bekannt ist, war er im Steuer- Die Organisatoren der Demonstration mus und wurde 1945 umgesetzt. Das amt tätig, im 15. Bezirk, und offenbar wurden verhaftet, vor Gericht gestellt kann man auch im Geschichtsbuch bis ins Jahr 1918 vollkommen unpoli- und zu mehrjähriger Haft verurteilt. eurer Gewerkschaft nachlesen (siehe tisch. 1918 gelang es ihm, 45 Wiener Ein Schicksal, das sie auch mit ande- Kasten unten rechts). Klubs und Fachvereine zum Verband ren sogenannten RädelsführerInnen der Angestellten der Gemeinde Wien der ArbeiterInnenbewegung teilten. Die Obrigkeit hat sich diese Aktivi- zusammenzuschließen, und im Jahr Und für die Vertrauensleute im Be- täten gefallen lassen? darauf eine österreichweite Organisa- trieb galt nicht, wie heute, das Be- Nein, die haben vehement dagegen- tion zu schaffen: den Reichsverband triebsrätegesetz. Ihr einziger Schutz gesteuert, wo sie nur konnten. Im Jahr der Gemeindeangestellten. vor Kündigung war die Solidarität ih- 1884 ermordeten Anarchisten zwei Nach seinem Tod im Jahr 1926 lebte rer KollegInnen im Betrieb. Polizeibeamte und der Staat verhäng- sein Gedanke weiter, dass nur große Gewerkschaften große Erfolge erzie- len können. In den harten Zeiten der foto: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung Öffentlicher Verkehr anno dazumal: Vorne Wirtschaftskrise in den 1930er-Jah- die Pferdestärke, dahin- ren schlossen sich die Organisatio- ter der Kutscher und nen der Bundes-, Landes- und Ge- hinten im Wagen der Kondukteur. Die Männer meindebediensteten zusammen. organisierten sich und Gemeinsam vertraten sie 250.000 traten mit Forderungen Mitglieder. an die Omnibus-Gesell- schaft heran. Immer mehr ArbeitnehmerIn- nen schlossen sich in Wir schreiben Geschichte Gewerkschaften zusam- men, nicht zum Gefallen Zum 150-jährigen Jubiläum beschäf- der Obrigkeiten. tigen wir uns hier mit den Wurzeln unserer Gewerkschaft und ihren Vor- Wie gestaltete sich Gewerkschaftsar- te als Antwort den Ausnahmezustand gängerorganisationen. Unter dem beit im 19. Jahrhundert? über Wien und Umgebung. Was zur Titel „Wir schreiben Geschichte“ hat Wenn man die Geschichte dieser Folge hatte, dass die Behörden viele unser „Haushistoriker“ Fritz Keller be- historischen Vereine anschaut, ist es Gewerkschaftsvereine auflöste. reits im Jahr 2015 die Geschichte der fast immer das gleiche Strickmuster. Gewerkschaft der Gemeindebediens- Sie haben Forderungen aufgestellt Gab es Gegenwehr? teten (GdG) und die Geschichte der und Mitglieder geworben. Streiks Natürlich. Gegen die Auflösung des Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport, begonnen, manche gewonnen, viele Vereins konnten die Gewerkschafte- freie Berufe (KMSfB) vom Jahr 1945 verloren. Verlorene Streiks bedeu- rInnen nichts tun. Meist wurde der bis zur Vereinigung zur younion _ Die teten meistens auch die Selbstauf- Verein aber an anderer Adresse neu Daseinsgewerkschaft im Jahr 2015 lösung des Vereins, gewonnene gegründet. Es gibt die Geschichte vom aufgearbeitet. Streiks die Auflösung durch die Komponisten der ArbeiterInnenhym- („Wir schreiben Geschichte“, Statthaltereien. ne „Lied der Arbeit“, Josef Scheu. Er ISBN: 978-3-99046-192-1). Die Gewerkschaftsidee vom großen gründete im Jahr 1870 den Wiener 11
BEI UNS fotos: Sebastian Reich geht's jeden Tag ums Ganze Die neue Kampagne der younion macht die Mitglieder sichtbar. W ir leben in politisch unruhigen Zeiten. Ein guter Mensch wird neuerdings in den unsozialen Medien Der Müllaufleger als „Gutmensch“ verhöhnt, Solidarität bekommt im Hof der MA 48, Einsiedlergasse, mit Schwächeren ist nicht mehr mo- eine Kamera auf den dern und fast selbstverständliche sozi- Rücken geschnallt. ale Errungenschaften werden in Frage gestellt. Es profitieren die wirtschaft- lich Starken. Schwächere und Minder- heiten werden an den Rand gedrängt. Doch es gibt Widerstand. Junge Men- schen gehen auf die Straße, kämpfen für eine sinnvolle Klimapolitik und Fotograf Sebastian Reich fotografiert eine gegen den Diebstahl ihrer Zukunft. younion_Fussball- Und auch in den Gewerkschaften regt mannschaft am KSV- sich frischer Wind. Platz der HG I im Prater. Wir von der younion wollen nicht zu- sehen, wie in schwierigen politischen Die Buslenkerin Irene B. Zeiten die Rechte der Schwächeren ist sich ihrer Verantwor- unter die Räder kommen. Uns geht's tung bewusst. Auch bei um den Zusammenhalt, uns geht's um ihr geht's jeden Tag ums den Erhalt von Arbeitsplätzen und Ar- Ganze. beitsrechten, uns geht's um die Men- schen dahinter: Uns geht's jeden Tag ums Ganze. 12
Dieses Grundverständnis ist auch der Slogan unserer neuen Image-Kam- pagne. So wie es unseren KollegIn- nen bei den Gemeindebediensteten, in Kunst, Medien, Sport und freien Berufen jeden Tag ums Ganze geht, so vertreten auch wir, younion _ Die Daseinsgewerkschaft, in einem härter gewordenen politischen Umfeld die Interessen unserer 150.000 Gewerk- schaftsmitglieder in über 200 Berufs- gruppen. Und wir gehen im Ernstfall auch aufs Ganze. In unserer neuen Kampagne holen wir Beschäftigte unterschiedlichster Berufsgruppen vor den Vorhang. Da- für haben wir mit einem Film- und Foto-Team KollegInnen in ihrem be- ruflichen Alltag begleitet. Vom Ers- ten, der zeitig in der Früh das Licht Musikalischer Vormit- tag im Kindergarten Meistergasse. Die Kinder lassen sich nicht vom Kamerateam beeindrucken. in der Energieversorgung aufdreht, bis zur Letzten, die spät in der Nacht im Spital im Einsatz ist. Gedreht und fotografiert wurde unter anderem im Kindergarten Meistergasse, bei einer Feuerlösch-Übung der Feuerwehr, in der Klinik Floridsdorf, in einem Son- derbus und am Trittbrett eines Müll- autos. Regisseur und Kamera- mann Marcel Schnelli- ger bespricht die Szene mit zwei Kollegen der Berufsfeuerwehr Wien. Erscheinen wird die Kampagne in ei- ner Anzeigenserie, einem Imagefilm Dreharbeiten in der und Onlineaktivitäten voraussichtlich Klinik Floridsdorf: Die ab Ende 2019/Anfang 2020. Kamera wird am Fußen- de der Liege montiert. 13
Eine Auswahl der Motive unserer neuen Image-Kampagne. Den Imagefilm sehen Sie auf unserer Webseite: www.younion.at Bei einer Übung der Berufsfeuerwehr Wien. Location ist das Feuerwehr- Ausbildungszentrum Floridsdorf. Hier wird für den Notfall trainiert. Höhenangst oder Mutlosigkeit darf keiner der Männer haben. Kindergarten Wien Meistergasse. In dieser Einrichtung dreht sich alles um Inklusion. Kinder unterschiedlichster Herkunft, verschiedenster Sprachen und Entwicklungsstufen werden hier liebevoll und aufmerksam betreut und gefördert. Die Fachgruppe Sport der younion kämpft für faire Entlohnung von Berufssportlern und Hilfe bei Verlet- zungen oder anderen Hindernissen. Klinik Floridsdorf: Österreich besitzt eines der besten Gesundheitssys- teme der Welt. Damit eine optimale Gesundheitsversorgung auch in Zukunft für alle ÖsterreicherInnen erhalten bleibt, kämpfen wir für faire Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in den Einrichtungen. Österreichs Stromversorgung speist sich zu einem großen Teil aus Wasserkraft. Der Anteil erneuerbarer Energie soll auch aus Klimaschutzgründen in Zukunft steigen. Dass die Versorgungssicherheit in jedem Fall gewährleistet bleibt, verdanken wir der verantwortungsvollen Arbeit der Mitarbeiter in der Energieversorgung. 14
Österreich ist zu Recht stolz auf sein klares und gesundes Wasser, wie hier in den Gewölben der Wiener Hochquellwasserleitung am Rosenhügel, erbaut 1873. Ein Blick ins Ausland genügt, um die Vorteile der kommu- nalen Wasserwirtschaft zu erkennen: Privatisierungen haben die Wasserversorgung einiger Städte verschlechtert. Verantwortlich für die Idee und die Umsetzung der Kampagne ist die Agentur Skills: Stefan Sengl, Helmut Maskottchen der Stögerer (www.skills.at). Stadt. In Wien sind Kerstin Heymach (www.heymach.live) die coolen Männer ist für Konzept, Artdirektion, Grafik- der Müllabfuhr design und Text zuständig. beliebt und sorgen jeden Tag fürs Sebastian Reich fotografierte. städtische Wohl- (www.sebastianreich.com) fühlklima. Die Filmproduktion PPM 2.0 mit Pro- ducer Rudolf Janisch, Regisseur und Kameramann Marcel Schnelliger und Team machten aus dem Script einen Imagefilm. Das Technikzentrum des ORF: Die Freiheit der Medien wurde zuletzt von politischen Kräften in Frage gestellt, um kritische Stimmen zu unterdrücken, Stichwort Meetingraum im Verwaltungsgebäude der MA 65 Gebührenfinanzierung. in der Ungargasse. Hier werden oft weitreichende Es ging buchstäblich ums Entscheidungen getroffen, die dazu beitragen, Ganze! dass Wien eine der lebenswertesten Städte der Welt bleibt. Auftraggeber, Möglichmacher und Inspiratoren sind die KollegInnen des Referats für Organisation der younion _ Die Daseinsgewerkschaft: Michael Novak, Sabine Horsak und Jürgen Schmidt. 15
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Spitalspersonal von Gewalt bedroht foto: LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com Zur Entspannung der Situation sind rasche Maßnahmen notwendig. Primäres Ziel ist es aber nicht, die Spitäler in Hochsicherheitstrakte zu verwandeln. Der Wiener Krankenanstaltenverbund hat wegen einer blutigen Messerattacke in diesem Jahr eine Studie zu Gewalt und Aggression in Wiener Spitälern in Auftrag gegeben. Ergebnis: 85 Prozent der text: David Hell SpitalsmitarbeiterInnen haben schon Gewalt verspüren müssen. 17
foto: Elnur - stock.adobe.com Die Präsentation der Umfrage brachte großen Widerhall in den Medien. Im Bild Edgar Martin, stellvertretender Vorsitzender der Haupt- gruppe II (Team Gesund- heit) im Interview mit dem ORF: „Mehr als ein Viertel aller Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter haben sich an der Um- frage beteiligt. Der hohe Rücklauf bestätigt, dass Aggression und Gewalt im Spital eine hohe Relevanz haben.“ S eit vielen Jahren staut sich die Ag- gression in den Spitälern auf. Im- mer häufiger werden Fälle publik, bei sehr wenige Organisationen, die eine derart umfassende und offene Nabel- schau in diesem Bereich machen.“ ben mit Gewalt auf ihrem Arbeitsplatz konfrontiert. 61,6 Prozent von ihnen haben in den vergangenen zwölf Mo- denen Personen verbal sowie auch kör- naten so eine Erfahrung gemacht. perlich attackiert wurden. Die Spitze 7.260 Fragebögen Zum überwiegenden Teil bestanden des Eisbergs war heuer am 10. Juli: Im Der Fragebogen wurde zwischen Juli die Übergriffe in verbalen Attacken Kaiser-Franz-Josef-Spital (SMZ Süd) in und September 2019 an alle 30.000 (82,8 Prozent). Sabine Hahn, Autorin Wien wurde ein Kardiologe von einem MitarbeiterInnen des KAV verschickt. der Studie: „Der Bogen der verbalen Patienten mit einem Messer niederge- 7.260 ausgefüllte Fragebögen flossen Übergriffe spannt sich aber sehr weit stochen. Der Mediziner überlebte nur retour. „Über ein Viertel aller Mitarbei- und reicht von der Beschimpfung bis dank einer Notoperation. Von diesem terinnen und Mitarbeiter haben sich an hin zur sexuellen Belästigung.“ Aber Zeitpunkt an schrillten die Alarmglo- der Umfrage beteiligt. Der hohe Rück- 52,3 Prozent mussten auch schon min- cken. Die Ärztekammer forderte auf- lauf bestätigt, dass Aggression und destens einmal an ihrem Arbeitsplatz grund des Anlassfalles, die Spitäler Gewalt im Spital eine hohe Relevanz körperliche Aggression, wie etwa quasi in Hochsicherheitstrakte zu ver- haben“, sagt Edgar Martin, stellvertre- Schlagen oder Stoßen, erdulden. 24,8 wandeln. Doch wie gefährlich sind die tender Vorsitzender der Hauptgruppe Prozent davon haben körperliche Ge- Wiener Spitäler wirklich? Das wollte II (Team Gesundheit). Die erhobenen walt in den vergangenen zwölf Mo- nach der Messerattacke auch der Wie- Daten wurden dann an das Department naten erlebt – bei 1,4 Prozent wurde ner Krankenanstaltenverbund (KAV) für Gesundheit an der Fachhochschule danach noch eine Behandlung nötig wissen, dem insgesamt 18 Kranken- Bern (Schweiz) übermittelt und aus- und in 5,3 Prozent der Fälle wurde die und Pflegehäuser unterstehen. Daher gewertet. Nun liegt das mit Spannung Brille oder die Kleidung beschädigt. Es hat der KAV eine umfassende Studie erwartete Ergebnis vor. Und es treten wurden alle Berufsgruppen, von Tech- zu Gewalt und Aggression in den Spi- interessante Details zutage. nikerInnen, Verwaltungsmitarbeite- tälern in Auftrag gegeben, die von der rInnen, Pflege- und Therapiepersonal younion _ Die Daseinsgewerkschaft 85,4 Prozent haben schon bis hin zu den Ärzten und Ärztinnen, unterstützt wurde. Der KAV lässt damit Gewalt erlebt von der Studie erfasst. Es ist wenig auch tief in innere Strukturen blicken Insgesamt waren 85,4 Prozent aller überraschend, dass vor allem die Mit- und bietet die größte Studie zum The- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in arbeiterInnen mit laufendem Patien- ma Gewalt und Aggression. Studien- den Kranken- und Pflegeanstalten des tInnenkontakt am häufigsten mit Ag- autorin Sabine Hahn: „Es gibt weltweit KAV schon einmal in ihrem Berufsle- gression konfrontiert sind. 18
Wartezeiten machen aggressiv folgenschwerer Einzelfälle abgeleitet diesem Grund will der KAV seine Mit- Ein Grund der gestiegenen Aggressio- werden“, sagt Sabine Hahn. Mit großer arbeiterInnen weiter schulen – und nen sind vor allem die langen Warte- Spannung wird noch das Ergebnis der zwar nicht nur einzeln, sondern die zeiten in den Spitälern. Eine Spitals- Sicherheitsüberprüfungen erwartet. gesamten Teams. „Die MitarbeiterIn- behandlung ist sehr umfangreich und „Wir haben im Kaiser-Franz-Josef-Spi- nen, die täglich zusammenarbeiten, braucht Zeit. Gerade in Notfallambu- tal einen ausgiebigen Sicherheits- sollen eine einheitliche Qualifizie- lanzen liegen aber die Nerven blank, check durch das BVT durchführen las- rung haben“, sagt KAV-Generaldirek- und so kommt es häufig zu Übergriffen sen, an dem auch eine interne Gruppe torin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. foto: Elnur - stock.adobe.com Gerade in Notfallam- bulanzen liegen oft die Nerven blank, und so kommt es häufig zu Übergriffen. Der KAV will die Wartezeiten erträglicher gestalten. Verschiedene Maß- nahmen sollen den PatientInnen das Gefühl vermitteln, nicht verges- sen zu werden. Erlebte Aggression – Prävalenz Aggression durch PatientInnen und Angehörige. beteiligt war“, sagt KAV-Chefin Verbale Aggression Daher will der KAV künftig die War- Kölldorfer-Leitgeb. Die Analyse dieser (Beschimpfung, sexuelle Belästigung etc.) tezeiten erträglicher gestalten: durch Arbeit soll mit Ende des Jahres vorlie- Bedrohung persönliche Ansprache, Informationen gen und darüber entscheiden, welche (Warnung, Einschüchterung etc.) darüber, wie es in der Behandlung wei- Maßnahmen in Spitälern künftig ge- Körperliche Aggression tergeht, Abbau von Sprachbarrieren setzt werden können und sollten. Im (Schlagen, Stoßen etc.) oder durch Ablenkung mit herkömm- nächsten Jahr sollen auch die anderen lichen und digitalen Medien. Die Pa- öffentlichen Spitäler einer derartigen jemals in % tientInnen sollen einfach das Gefühl Überprüfung unterzogen werden. 85,4 haben, nicht vergessen zu werden. Aggression färbt auf 82,8 Sicherheitschecks in Spitälern MitarbeiterInnen ab 51,5 Primäres Ziel sei es eben nicht, die Interessant ist, dass Aggression fast 52,3 Spitäler in Hochsicherheitstrakte zu in gleich hohem Ausmaß von Patien- 0 20 40 60 80 100 verwandeln. „Wohldosiert und an den tInnen wie auch durch deren Ange- richtigen Stellen eingesetzt, machen hörige, BesucherInnen oder Begleite- Letzte 12 Monate in % Securitys oder Zutrittssysteme natür- rInnen ausgeht. Ein weiteres Problem lich Sinn. Aber den besten Schutz vor von erlebter Aggression ist, dass diese 61,6 in Gewalt überschlagende Aggression auch auf die SpitalsmitarbeiterInnen 57,8 bietet die persönliche Kommunikati- abfärbt. Acht Prozent der Spitalsmit- 28,5 onskompetenz der MitarbeiterInnen arbeiterInnen haben in der Studie an- und damit die Fähigkeit, Eskalation gegeben, von KollegInnen beschimpft 24,8 überhaupt zu vermeiden. Maßnah- oder bedroht worden zu sein – vier 0 10 20 30 40 50 60 70 80 men sollten nie anhand besonders Prozent durch Vorgesetzte. Auch aus 19
foto: Peter Rinderer / EXPA / picturedesk.com Sportler, vereinigt euch! Die younion _ Die Daseinsgewerkschaft unterstützte zu Beginn des heurigen Jah- res erstmals einen Sportler außerhalb des Fußballs. Der Skispringer Lukas Müller gewann einen Rechtsstreit gegen den ÖSV. Aktuell gibt es einen weiteren Fall, dies- mal im Eishockeysport. Corin Konradsheim D ie aktuellen Ereignisse im Eis- hockeysport haben durchaus Parallelen zum Fall Lukas Müller. wird nach dem Motto „wo kein Kläger, da kein Richter“ mitunter weiterge- wurschtelt wie davor. gung und den Kollektivvertrag eini- germaßen Gleichgewicht herrscht. Wie berichtet, erlitt der Schispringer Kann man in diesem System etwas eine Querschnittlähmung und war Warum ist das so? ändern bzw. verbessern? in einem Rechtsstreit gegen den ÖSV Der Sport gibt sich durch Verbands- Es ist sicher möglich, aber allerdings erfolgreich. Wir haben mit Gernot recht seine eigenen Gesetze. Viele nach der Devise des Xavier-Nai- Baumgartner, dem Vorsitzenden der Funktionäre sind dadurch in einer doo-Songs „Dieser Weg wird kein Sektion Sport, freie Berufe über das gewissen Blase gefangen und verges- leichter sein, dieser Weg wird steinig Arbeitsrecht im Sport gesprochen. sen oft, dass es außerhalb ihres selbst und schwer“. Der Schlüssel liegt si- verfassten und auferlegten Rechts cherlich in einer unabhängigen Stim- younited: Wir haben über den auch eine allgemeine Rechtsprechung me der Sportler bzw. einer starken Fall Lukas Müller berichtet. gibt. Diese steht natürlich über dem Sportlervereinigung. Diese muss eine Wie sind die Auswirkungen zu Verbandsrecht. Legislative, Exekutive Kontrollfunktion übernehmen, Miss- beurteilen? und Judikative liegen zumeist in glei- stände aufzeigen und den Dialog mit Gernot Baumgartner: Sehr differen- cher Hand, was leider noch sehr stark Vereinen und Verbänden suchen, um ziert! Einerseits hat der Fall sicherlich an das Mittelalter erinnert. In der gewisse Zustände zu verbessern! in der Sportszene für Aufruhr gesorgt Neuzeit sind wir lediglich im Fußball und sicherlich die Sinne der Vereine angelangt, wo durch Mitspracherecht Zustände, das klingt nun aber hart. und Verbände geschärft. Andererseits der Spieler durch die Spielervereini- Vielleicht, aber es trifft gewisse Bege- 20
benheiten ganz gut. Uns beschäftigt war. Somit zählt der Unfall als Frei- hat, wurde die Fachgruppe Sport ge- im Moment wieder ein tragischer zeitunfall. Das heißt, Corin Konrads- gründet. Rechtsfall, vor dessen Auswirkungen heim, der nach seinem Unfall bis heute Nun gilt es für uns, an zwei Fronten wir im Gespräch mit Funktionären nicht selbstständig gehen kann und zu kämpfen. Einerseits an der (sport-) im Eishockey schon länger gewarnt große Sprech- und Gleichgewichts- politischen Front. Die Grundlage für haben. Und das hat damit zu tun, wie probleme hat, erhält keine Rente und die Arbeit einer Sportgewerkschaft österreichische Eishockeyspieler be- Therapien und Heilbehelfe müssen aus muss ein Berufssportgesetz sein, in schäftigt sind. der eigenen Tasche berappt werden. dem die Trennlinie zwischen Hobby- und Berufssport klar gezogen wer- Kannst du uns Genaueres darüber Das könnte eine Sportlergewerk- den muss. erzählen? schaft verhindern? Aufgrund der politischen Situation Im österreichischen Eishockeysport Den Unfall natürlich nicht, aber die liegt das Projekt momentan leider „Das Motto ‚Nichts foto: Robert Rubak hören, nichts sehen, nichts sagen‘ ist unter Sportfunktionären leider noch weit verbreitet. Wären andere Sportler auch so gut abgesichert wie die Fußballer, gäbe es solche Fälle wie bei Lukas Müller und Corin Konradsheim nicht“, weiß Gernot Baum- gartner, Vorsitzender der Sektion Sport, freie Berufe und Sekretär der VdF. Die Vereinigung der Fußballer ist die Inte- ressenvertretung aller österreichischen und in Österreich tätigen Fuß- ballspieler. Sie wurde im Mai 1988 gegründet und ist eine Fachgruppe der younion. ist das – wie wir es nennen – „System Folgen. Wären andere Sportler auch auf Eis. Es wird die erste und wich- AMS“ weit verbreitet. Spieler werden so gut abgesichert wie die Fußbal- tigste Forderung an den oder die neu- systematisch nur für die Spielezeit von ler, die schon vor über 30 Jahren en/neue SportministerIn sein, einen etwa sieben Monaten übers Jahr vom begonnen haben für ihre Rechte als neuen Anlauf für ein Berufssportge- Klub beschäftigt. Die andere Zeit wer- Arbeitnehmer zu kämpfen, gäbe es setz zu starten. den sie zum Arbeitsmarktservice zum keine Fälle wie die von Lukas Müller Die zweite Front sind die Sportle- Stempeln geschickt. Die Spieler müs- oder Corin Konradsheim. rinnen und Sportler selbst. Interes- sen sich aber in dieser AMS-Zeit trotz- Anzumerken ist, dass es noch weit- senvertretung sollte immer von den dem fit halten und trainieren, sonst aus mehr Fälle gibt, die auf der Betroffenen selbst ausgehen. Den bekommen sie keine „Anschlussver- Grauzone der Arbeitsverhältnisse Sportlern sollte bewusst werden, dass träge“. Genau diesem System ist nun im Sport beruhen. Alle hier an- und sie nur in der Gemeinschaft etwas be- ein junger Eishockeyspieler zum Op- auszuführen würde aber den Rah- wirken und verbessern können. fer gefallen. men sprengen. Diesen Mut vermissen wir noch ein Corin Konradsheim hatte genau in wenig. Aber Fälle wie der von Corin dieser angesprochenen AMS-Zeit am Was sollte nun konkret passieren? Konradsheim und andere zeigen auf, Heimweg vom Training einen schweren Die Basis für eine Sportgewerkschaft wie wichtig eine gemeinsame Stimme Autounfall. Die AUVA beruft sich dar- wurde im April gelegt. Mit Unterstüt- für die Sportler wäre. Wir sind auf je- auf, dass er zum Zeitpunkt des Unfalls zung des younion-Vorsitzenden Chris- den Fall bereit und freuen uns auf die- nicht den Beruf des Eishockeyspielers tian Meidlinger, der immer ein offe- sen Weg. ausgeübt hat und beim AMS gemeldet nes Ohr für die Anliegen der Sportler 21
1. HALBJAHR 2020 MANAGEMENTMETHODEN – MANAGEMENTTECHNIKEN Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 1) 16.—20.3.2020 KSV – Sportzentrum Prater, 1020 Wien Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 2) 20.—24.4.2020 KSV – Sportzentrum Prater, 1020 Wien Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 3) 11.—15.5.2020 KSV – Sportzentrum Prater, 1020 Wien Arbeiten im Team 23.—25.3.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: Steuersparen leicht gemacht 3.—5.4.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Starke Texte und geballte Botschaften 4.—6.5.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Aktuelles aus dem Pensionsrecht 15.—18.6.2020 Hotel Müllner, 7221 Marz HUMANISIERUNG DER ARBEITSWELT Konfliktmanagement I 2.—4.3.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: Selbstcoaching I 17.—19.4.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: Selbstcoaching II 15.—17.5.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: Selbstcoaching III 5.—7.6.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Selbstverteidigung / Deeskalationsworkshop 18.—19.5.2020 KSV Sportzentrum Prater, 1020 Wien KOMMUNIKATION UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Denken mit Stift – ausgezeichnete Flipchart gestalten 9.—10.3.2020 KSV Sportzentrum Prater, 1020 Wien WES: PC-Office 2010 (Teil 1) 13.—15.3.2020 KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien WES: PC-Office 2010 (Teil 2) 24.—26.4.2020 KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien WES: PC-Office 2010 Aufbauseminar 19.—21.6.2020 KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien Atem, Stimme, Wohlbefinden 25.—27.5.2020 Hotel Bergkristall, 8924 Wildalpen POLITIKBEREICH — INTERNATIONALE POLITIK WES: Wem gehört die Welt? 6.—8.3.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: Wehret den Anfängen – Widerstand leisten! 20.—22.3.2020 Mühlviertler Hof, 4311 Schwertberg WES: Alle Räder stehen still, wenn die Gewerkschaft das will! 27.—29.3.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Da|seins|vor|sor|ge 27.—29.4.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz WES: EU – Möglichkeiten, Perspektiven, Analysen 8.—10.5.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Internationale Gewerkschaftsarbeit und EU 8.—10.6.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Kampf um den Sozialstaat 22.—24.6.2020 Vitalhotel Styria, 8163 Fladnitz Anmeldung und Auskünfte: foto: www.photoschmidt.de Tel.: +43 1 313 16-83643 E-Mail: bildung@younion.at Social Media: www.facebook.com/bildungsreferat www.instagram.com/younionbildungsreferat Grenzenlos
FÜR LEISTBARES WOHNEN! Mit der Europäischen BürgerInneninitiative fordern wir die politischen Entscheidungs- träger auf, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für bezahlbares Wohnen in der EU zu verbessern. Insbesondere folgende Maßnahmen sind zu setzen: Die Erleichterung des Zugangs für alle zu leistbarem 1. und sozialem Wohnbau. Keine Anwendung der Maastricht-Kriterien auf 2. öffentliche Investitionen in leistbaren Wohnbau. Besserer Zugang zu EU-Finanzmitteln für 3. gemeinnützige und nachhaltige Wohnbauträger. Soziale und wettbewerbsgerechte Regeln für 4. Kurzzeitvermietung von Wohnraum. Standardisierte Datenerfassung zur lokalen Wohn- situation in den Regionen und Städten durch Erweite- 5. rung des Europäischen Statistischen Programms. ! Für die Unterzeichnung der Europäischen BürgerInneninitiative ist ein Reisepass oder Personalausweis notwendig. Wohnen muss jeder – es ist ein Grundbedürf- Wohnen muss aber leistbar sein. Daher unter- foto: Robert Rubak nis. Und gerade dieser Umstand macht es aus stützt younion _ Die Daseinsgewerkschaft wirtschaftlicher Sicht so lukrativ. Wohnen wird die Europäische BürgerInneninitiative heute vielfach als Finanzinstrument gesehen „housing for all“. und nicht mehr als Menschenrecht. Während sich Vermögende über steigende Einnahmen aus Thomas Kattnig ihren Investments freuen, verzweifeln andere an Mitglied Bundespräsidium von den horrenden Kosten. Vor allem in den Städten UNTERSCHREIBE younion _ Die Daseinsgewerkschaft wird es für viele, insbesondere auch für junge DIE BÜRGERiNNENINITIATIVE AUF: Menschen und Familien, immer schwieriger, sich ein Dach über dem Kopf zu leisten. WWW.HOUSINGFORALL.EU
STRASSENUMFRAGE fotos: ÖGB D ie Zahlen über das Wohnen in Ös- terreich sind alarmierend. Inner- „Ohne Gemeindewohnung halb nur eines Jahres stiegen in Vor- arlberg die Mieten um elf Prozent. In Wien haben 64 Prozent der Jungen nur ist es nicht finanzierbar“ einen befristeten Mietvertrag. Und bis zum Jahr 2040 soll die Bevölkerung in der Bundeshauptstadt um 17 Prozent Wohnen wird immer teurer. Allein in Vorarlberg sind die Mieten anwachsen. Was sagen die Menschen um elf Prozent gestiegen – innerhalb nur eines Jahres. zum Thema Wohnen? Peter Neumann (52), Jurist Wo ich wohne, ha- ben alle Mieter ei- nen unbefristeten Vertrag gehabt. Jetzt gibt es nur noch be- fristete Verträge für Jeannine Zlesak (26), Sozialpädagogin maximal drei Jahre. Mein Bruder sucht eine 3-Zimmer-Wohnung in Wien, weil er an Eine Verlängerung ist die Familienplanung denkt. Das ist nicht mehr finanzierbar, wenn unmöglich. Es kom- man nicht Anspruch auf eine Gemeindewohnung hat. men nur Neue. Isa Macit (17), Lehrling Ich wohne noch bei meinen Eltern und weiß nicht, wie ich in Zukunft eine eigene Wohnung finanzie- ren soll. Alles wird immer teurer. Auch mein Bruder hat drei Maria Freisinger (57), Köchin Jahre eine Wohnung Aufs Land ziehen ist auch keine Lösung. Da zahlt man für 75 m2 gesucht. 630 Euro. Da bist du aber am Arsch der Welt daheim. Und hast noch die Buskosten, wenn du in der Stadt arbeitest. Isabella Führnstahl (26), Ordinations- assistentin D i e Wo h n ko s t e n sind horrend und die Jungen können sich das Wohnen einfach nicht mehr leisten. Michael Karsten Schulze (42), Organisationsberater Da muss die Politik Dort wo ich wohne, baut die Stadt gerade Familien- bzw. Start- endlich etwas dage- wohnungen. Die Politik muss aber auch etwas gegen Spekulan- gen unternehmen. ten unternehmen. 25
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foto: hadrian-ifeelstock Die EU-Kommission im Blickpunkt Die neue EU-Kommission unter Ursula von der Leyen will in Sachen Sozial- und Umweltpolitik eine neue Richtung einschlagen. text: Robert Prazak Thomas Kattnig spricht über die hohen Erwartungen. 27
I m Juli 2019 wurde Ursula von der Leyen vom Europaparlament zur neuen Präsidentin der EU-Kommissi- der Leyen ist auch die Gleichstellung von Frauen und Männern ein Anlie- gen. Der Kampf gegen den Klimawan- sichtigen sein. Thomas Kattnig sagt dazu: „Wir wollen eine Mitbestim- mung der ArbeitnehmerInnen errei- on gewählt. Zuvor hatte sich der Eu- del nimmt eine zentrale Rolle ein, so chen und die Digitalisierung men- ropäische Rat nicht auf einen der Spit- sollen die CO2-Emissionen schon bis schengerecht gestalten. Eine zentrale zenkandidaten einigen können. Nicht 2030 um die Hälfte gesenkt werden. Frage dabei ist, wie die Sozialsysteme nur die Wahl der CDU-Politikerin war Bei öffentlichen Investitionen sind erhalten bleiben. Es ist ein gerechter ein Paukenschlag, auch ihre Ankündi- die Ankündigungen noch zu vage, es Steuerbeitrag jener Unternehmen gungen sorgten für politische Erdbe- sieht aber danach aus, als könnte es nötig, die wenig Personal haben, aber ben – vor allem im Hinblick auf eine eine Abkehr von den strikten Reform- viel Gewinn erwirtschaften. Wir müs- neue Sozialpolitik und bezüglich des paketen geben. Generell soll Europa sen uns auch genau ansehen, was die Klimaschutzes hat von der Leyen gro- wieder gobal eine stärkere Rolle spie- Arbeit für die neuen Online-Plattfor- ße Erwartungen erweckt. Für Thomas len, was Kattnig prinzipiell begrüßt: men betrifft, da gibt es ja viele Arbeit- Kattnig, Mitglied des Bundespräsi- diums von younion _ Die Daseinsge- Frans Timmermans foto: EC - Audiovisual Service - Georges Boulougouris werkschaft, wird die neue Kommis- sion an ihren konkreten Taten zu Ein europäischer Green Deal messen sein – unter anderem im Hin- blick auf Mindestlöhne, KV-Systeme Mit der Umsetzung eines Just Transition und generell den sozialen Ausgleich Fonds, im Rahmen eines von Timmer- in Europa. „Soziale Indikatoren müs- mans zur erstellenden Green Deals, greift sen in der Koordinierung der EU-Wirt- die Kommission einen Vorschlag der Ge- schaftspolitik einfach wichtiger werkschaften auf. Die Beschäftigten sollen werden, statt nur auf wirtschaftliche im Zuge des notwendigen Strukturwandels Kennzahlen zu schauen. Wir werden in Richtung einer klimafreundlichen Wirt- sehen, was die neue EU-Kommission schaft aus dem Fonds unterstützt werden. nun wirklich umsetzt.“ Nicolas Schmit nehmerInnen ohne Vertrag. Kurz ge- foto: EC - Audiovisual Service - Lukasz Kobus sagt: Die Digitalisierung muss sozial Beschäftigung und soziale Rechte gestaltet werden.“ Im Hearing kündigte er Initiativen für Si- In der Praxis wird sich weisen, was cherheit und Gesundheitsschutz bei der davon umgesetzt werden kann. Die Arbeit sowie die Stärkung des sozialen Zusammensetzung im Parlament Dialogs an. Für die EU-Länder soll es ei- und auch in der Kommission kann für nen Legislativvorschlag zur Sicherstellung sozialpolitische bzw. arbeitsmarkt- einer Mindestlohnregelung geben. Auch politische Entscheidungen hilfreich die arbeitsrechtliche Absicherung für Platt- sein. Entscheidend wird aber auch form-ArbeiterInnen wurde angekündigt. sein, wie sich die europäische Wirt- schaft entwickelt. Thomas Kattnig: Was gibt Anlass zur Hoffnung, dass „Europa hat als weltweit größter Bin- „Die Aussichten trüben sich ein we- die EU sich wieder mehr den sozialen nenmarkt eine große globale Macht, nig ein, weil es durch die Sparpolitik Themen und der Steuergerechtigkeit und wir können das positiv nutzen, im Rahmen der europäischen Krisen- zuwendet? Das waren nicht nur von um hohe Werte und Standards wie politik zu wenig öffentliche Inves- der Leyens Rede vor dem Europäi- beim Klimaschutz, den Arbeitneh- titionen gibt.“ Die öffentliche Hand schen Parlament im Juli, sondern auch merInnenrechten oder in der Sozial- müsse innerhalb der EU in Bildung, die weiteren Details zum geplanten politik zu exportieren.“ Gesundheit, Umweltschutz und Inf- Programm. Ein wesentlicher Bestand- rastruktur investieren. „Nur so stel- teil davon ist die Sozial- und Beschäf- Die Digitalisierung wird für die neue len wir sicher, dass die Wirtschaft in tigungspolitik, die unter anderem ei- EU-Kommission mit Sicherheit ein Europa gut läuft und zugleich einen nen Schritt in Richtung Mindestlohn wichtiges Thema sein, dafür sor- Dienst an der Gesellschaft leistet.“ für jedes Land vorsieht. Die neue Ar- gen allein die technologischen Än- Als Beispiel dient Portugal, das sich beitsbehörde soll ausgebaut werden derungen. Vor allem die Rechte für von seiner strikten Sparpolitik ver- und Lohn- und Sozialdumping in Zu- ArbeitnehmerInnen von digitalen abschiedet hat und damit sehr gut kunft genauer prüfen. Für Ursula von Plattformen werden dabei zu berück- fährt. 28
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