POSITION. Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft Seite 7 - Pavillon aus R-Beton - vero-baustoffe.de

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5. Ausgabe 2021

Das Branchenmagazin              Betonfertigteile Betonwaren Betonwerkstein

   Pavillon aus R-Beton                     POSITION.
   Hochschulprojekt in München              Nachhaltiges mineralisches
   > Seite 21                               Bauen für die Zukunft
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Inhalt

    3           Punktum                              26   Aus- und Weiterbildung

    4           Branche im Blick                     26   Betonfertigteilexperte und -monteur

    4           Unser Leitthema 2021                 28   Update Ausbildung

    5	Gastbeitrag „Heute schon klimafreundlich,
       morgen klimaneutral“
    7	Position: Nachhaltiges mineralisches
       Bauen für die Zukunft

    9           Wandel im Bausektor
    14	Position: Beton brennt nicht!

    16          Planungsatlas Hochbau
                                                     29   FDB-Förderpreis
    17          Schallschutz mit Betonfertigteilen

    20          R-Beton                              30   Technik
    21          Pavillon aus R-Beton                 30   Sichtbeton- und Architekturbetonoberflächen

    22	Gastbeitrag „Betonrückhaltesysteme“          31   Recht
    24          Objektbericht                        31   Lieferung von Baustoffen

                                                     32   Bonusregelung

                                                     33   Aufhebungsvertrag

                                                     34   Erholungsveranstaltung

                                                     35   Veranstaltungen
                                                     35   BetonTage 2022

                                                     36   Qualität in der Bauplanung

                                                     37   EIPOS-Weiterbildung

                                                     38   Gremienarbeit

                                                     43   Neu erschienen

                                                     47   Branche intern
                                                     47   Mitgliederversammlung FBF Baden-Württemberg

                                                     50   Impressum

    Bild links: © Nordbeton GmbH
    Bild rechts: © BIBB

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POSITION. Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft Seite 7 - Pavillon aus R-Beton - vero-baustoffe.de
Punktum

Betonbauteile stehen für
gesundes Wohnklima, Sicherheit
und eine wertbeständige Bauweise

Liebe Leserschaft,

was verbinden Sie mit dem Begriff Wohnungsbau? Vielleicht bezahlbaren
Wohnraum, knapper Grundstücksmarkt, nachhaltiges und kostengünstiges
Bauen, barrierefreies Wohnen, sinnvolle Flächennutzung, Widerstandsfä-
higkeit, Langlebigkeit.

Fragt man das Internet, bekommt man die Antwort: Der Begriff Wohnungs-
bau bezeichnet den Bau von Gebäuden oder ganzen Siedlungen, die vor-
nehmlich dem Wohnen dienen. Wohnungsbau beeinflusst das Stadtbild,                     Juliane Bräunlich
die Siedlungsdichte, die Stadtentwicklung, Verkehrsströme und den Woh-                   Geschäftsführerin
nungsmarkt. Wohnungsbau kann privat oder von der öffentlichen Hand            Fachverband Beton- und Fertigteilwerke
initiiert sein.                                                                         Sachsen/Thüringen

Der Wohnungsbau umfasst noch viel mehr, wie Sie in dieser Ausgabe lesen
werden. Es ist ein komplexes und facettenreiches Thema, welches in unse-
ren Einzelheften gezielt im Fokus steht. In unseren Ausgaben eins bis drei
haben wir uns damit auseinandergesetzt, vor welchen Herausforderungen
unsere Gesellschaft und Branche im Wohnungsbau steht. Wie wir zukünf-
tig leben wollen, welche Möglichkeiten Betonfertigteile dabei bieten und
welche Infrastrukturmaßnahmen ergriffen werden müssen beziehungs-
weise bereits dazu beitragen.

Ein weiterer Aspekt bei unserer Betrachtung ist die Bauphysik von Wohn-
gebäuden. Denn was ist uns an den eigenen vier Wänden, egal ob Eigen-
tum oder Miete, wichtig? Dinge wie: Höre ich den Nachbarn husten?
Welche Energiekosten kommen auf mich zu? Ist der bauliche Brandschutz
hinreichend gegeben? Wie sieht es mit der statischen Sicherheit aus? Denn
wer möchte schon mit seinem Balkon im zweiten Stock auf den unteren
stürzen – wie in diesem Sommer in Bautzen geschehen. Dabei soll das
Objekt langlebig und damit ökonomisch sein. Es soll nachhaltig in Pro-
duktion und Nutzung sein sowie eine hohe Qualität in Bezug auf Schall-,
Brand-, Feuchte- und Wärmeschutz aufweisen. Es soll Sicherheit bieten
und vor äußeren Einflüssen, egal ob natürlich oder durch Menschen hervor-
gerufen, geschützt sein.

Mit Betonbauteilen lässt sich dies leicht realisieren ohne die ökonomischen
und ökologischen Aspekte aus den Augen zu verlieren. Wertbeständiges
Bauen für Generationen, gepaart mit Sicherheit und ein gesundes Wohn-
klima. Für all das steht massives Bauen.

Lassen Sie sich inspirieren, anregen, informieren und begeistern, welche
Vorteile das Bauen mit unserem widerstandsfähigen, äußerst tragfähigen
und langlebigen Baustoff hat.

Herzlichst Ihre

Juliane Bräunlich
Fachverband Beton- und Fertigteilwerke Sachsen/Thüringen

                                                                                    5 / 2021 punktum.betonbauteile     3
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Branche im Blick

                       Unser Leitthema 2021
                       Zukunftsgerechter Wohnungsbau

                       Wie wollen wir zukünftig wohnen? – Im vergangenen Jahr sind die
                       Baugenehmigungen im Wohnungsbau in Deutschland gegenüber
                       dem Vorjahr weiter gestiegen, die fertiggestellten Wohnungen
                       bleiben aber insbesondere in den Ballungszentren weiter unter
                       dem tatsächlichen Bedarf. Der öffentliche Diskurs zum Wohnungs-
                       bau geht jedoch längst über ein „Gibt es genug Wohnraum für
                       alle?“ hinaus. Vermehrt rücken Fragen nach ganzheitlichen und
                       nachhaltigen Wohnkonzepten in den Mittelpunkt: Wie kann ich
                       Wohnraum flexibel gestalten und meinen Bedürfnissen individuell
                       anpassen? Mit welchen Innovationen kann ich Wohnungen
                       optimieren? Wie erreiche ich eine gute Ökobilanz des Gebäudes?
                       Lässt sich bestehende Bausubstanz effektiv und kostengünstig
                       instandsetzen? Hier sind innovative und nachhaltige Lösungen
                       von Politik, Bauherren und Industrie gefragt, die sich den Heraus-
                       forderungen stellen, auf sich wandelnde und individualisierte
                       Nutzungsbedingungen einstellen und lebenswerten Wohn-
                       raum schaffen. Die sechs Ausgaben unseres Branchenmagazins
                       punktum.betonbauteile stehen daher in diesem Jahr unter dem
                       Leitthema „Zukunftsgerechter Wohnungsbau“.

                       Jede Ausgabe wird sich mit einem Schwerpunkt aus dem
                       umfangreichen Themenkomplex befassen, von den zukünftigen
                       Anforderungen an das Bauen über die Einsatzmöglichkeiten und
                       Potenziale von Betonfertigteilen bis hin zu Themen wie Sanierung
                       und Ersatzneubau sowie die Infrastruktur für die Ver- und Ent-
                       sorgung.

                       Freuen Sie sich mit uns auf ein spannendes Jahr.

                       Ihre Branchenverbände

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POSITION. Nachhaltiges mineralisches Bauen für die Zukunft Seite 7 - Pavillon aus R-Beton - vero-baustoffe.de
Dr. Ronald Rast
                                                                         Deutsche Gesellschaft
                                                            für Mauerwerks- und Wohnungsbau
Gastbeitrag
Heute schon klimafreundlich,
morgen klimaneutral

Mit den Veröffentlichungen vom statistischen Bundesamt im Juni 2021 wurde deutlich, dass das Bauen
mit mineralischen Baustoffen im Wohnungsbau Deutschlands nach wie vor die höchsten Marktanteile
aufweist. Die ausgewerteten Baufertigstellungen belegen, dass auch im gesamten Jahr 2020 wieder rund
75 % aller Wohnungsbauten in Deutschland massiv errichtet wurden.

Warum ist das so beziehungsweise immer noch         Verarbeitung) wie im Durchschnitt für die Her-
so? Einerseits haben sich diese Marktanteile die    stellung einer Tonne Mauersteine. Aber da das
mit Massivbau beschäftigten Unternehmen der         eingelagerte CO2 in der ökobilanziellen Betrach-
Bauwirtschaft und die auf mineralische Baustoffe    tung gleich gegengerechnet wird, fällt das offen-
ausgerichtete Baustoffindustrie selbst erarbei-     sichtlich gar nicht auf. In den weiteren ökobilan-
tet. Es muss Gründe geben, wenn nach wie vor        ziellen Betrachtungsphasen der Instandhaltung,
Tausende von Planern, Bauträgern, Wohnungs-         der Nutzung und des Rückbaus von Gebäuden
baugesellschaften sowie anderen institutionellen    wird der ökobilanzielle Vorteil des Bauholzes in
und privaten Bauherren eine Entscheidung pro        der Herstellung über den gesamten Lebenszyk-
Massivbau treffen und das unter den heutigen        lus aber komplett eliminiert. Daher ergeben sich
Informationsmöglichkeiten und der zunehmenden       zwischen Massiv- und Holzhäusern bei Betrach-
Orientierung aller Menschen auf klimafreundli-      tung eines 50-jährigen Lebenszyklus praktisch
ches Agieren. Andererseits werden diese Markt-      identische CO2-Emissionswerte. Wenn man
anteile gegen die einseitige politische Förderung   dann Lebenszyklen bis zu 80 Jahren betrachtet,
des Holzbaus, die über ganz konkrete Förder-        was der heutigen Nutzungsdauer von Gebäuden
ansätze, zum Beispiel in Baden-Württemberg,         wohl eher entspricht, entstehen sogar ökobi-
Nordrhein-Westfalen und Bayern, das Bauen mit       lanzielle Vorteile für Massivhäuser. So wurde in
Holz zum neuen Mainstream erhebt, gehalten.         einer wissenschaftlichen Untersuchung der LCEE
Welche Fakten, die offensichtlich von Politikern    Life Cycle Engineering Experts GmbH aus Darm-
nicht erkannt oder mit Blick auf vermeintliche      stadt mit dem Titel „CO2-Tonnagen und Wärme­
grüne Wahlerfolge verkannt werden, sprechen in      speichereffekte über den Lebenszyklus von
besonderem Maße für den Massivbau mit mine-         Gebäuden“ an einem Mehrfamilienhaus mit 12
ralischen Baustoffen?                               Wohnungseinheiten eine um 4 % geringere CO2-
                                                    Emission über 80 Jahre festgestellt. Außerdem
Kernaussage 1                                       verweisen wissenschaftliche Auswertungen zur
                                                    Baukostenentwicklung der Arbeitsgemeinschaft
Das massive Bauen ist die Bauweise, die bereits     für zeitgemäßes Bauen in Kiel immer wieder dar-
heute klimafreundliches und kostengünstiges         auf, dass vergleichbare Gebäude zum Beispiel
Bauen vereint. Wissenschaftliche Untersuchun-       aus Mauerstein bis zu 11 % kostengünstiger als
gen haben ergeben, dass massive Gebäude über        Holzbauten errichtet werden können.
den gesamten Lebenszyklus von 50 Jahren nicht
mehr CO2 emittieren, als technisch vergleichbare    Kernaussage 2
Holzhäuser. In der Phase der Herstellung haben
Holzhäuser in der ökobilanziellen Betrachtung       Die anerkannte Beurteilung von Gebäuden
leichte Vorteile, weil das im Holz eingelagerte     bezüglich der Nachhaltigkeit basiert auf den
CO2 in die Berechnung einfließt. Dabei bleibt oft   Säulen Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle
unerkannt, dass auch die industrielle Herstellung   Eigenschaften, die sich für die Gebäudenutzung
von Bauholz einen eigenen ökologischen Fußab-       ergeben. Diese Gesamtbetrachtung führt zu
druck hinterlässt. Bis aus den Bäumen im Wald       einer komplexen Nachhaltigkeitsbewertung von
eine Tonne Nadelschnittholz für die Verwendung      Gebäuden. Untersuchungen haben ergeben, dass
am Bau entsteht, wird dafür gemäß den vor-          in den anerkannten Systemen der Nachhaltig-
liegenden Produktdeklarationen genau so viel        keitsbetrachtung die Frage der CO2 -Emissionen
CO2 emittiert (Baumfällen, Transport, Trocknung,    nur mit maximal 15 % Anteil eingeht.

                                                                                                 5 / 2021 punktum.betonbauteile   5
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Branche im Blick

                                         Zu den soziokulturellen Eigenschaften eines                             mineralische Baustoffe klimaneutral herzustel-
                                         Gebäudes zählt unzweifelhaft die Sicherheit,                            len, entfallen jegliche Substitutionseffekte durch
                                         die das Gebäude seinen Bewohnern/Nutzern in                             den Einsatz von Bauholz. Dann wird es zu einer
                                         Sachen Standsicherheit, Brandschutz, Wärme-                             völlig neuen ökobilanziellen Bewertung von Bau-
                                         schutz, Feuchteschutz und nicht zuletzt Wohn-                           materialien kommen. Interessanterweise hat
                                         gesundheit bietet. Mit Blick auf die witterungsbe-                      auch Prof. Dr. Matthias Dieter, Leiter des Thü-
                                         dingten Schadensereignisse der letzten Wochen                           nen-Instituts, in seinem Eröffnungsvortrag auf
                                         und Monate werden diese Eigenschaften im                                dem Deutschen Holzkongress am 7. Juli 2021 auf
                                         anstehenden Klimawandel für das Sicherheits-                            diesen Fakt verwiesen. Gelingt es nach seiner
                                         gefühl der Bewohner/Nutzer immer bedeutender.                           Darstellung durch die ausreichende Bereitstellung
                                         Und gerade hier können mineralische Baustoffe                           erneuerbarer Energien klimaneutrale andere Bau-
                                         punkten. Nachhaltigkeit von Gebäuden umfasst                            materialien in ausreichender Menge herzustellen,
                                         weit mehr als die Einsparung oder Vermeidung                            entfallen die Substitutionseffekte für den Baustoff
                                         von CO2-Emissionen. Massive Gebäude weisen                              Holz komplett. Daher definiert er den Holzbau als
                                         bereits jetzt in allen drei Säulen der Nachhaltig-                      eine (Zitat) „Brückentechnologie“. Das Bauen mit
                                         keit Bestwerte auf.                                                     mineralischen Baustoffen ist in Zukunft also nicht
                                                                                                                 das Problem, sondern die dauerhafte Lösung für
                                         Kernaussage 3                                                           klimaneutrales und kostengünstiges Bauen.

                                         Neben dem Ist-Stand ist natürlich der Blick in                          In diesem Zusammenhang muss mit Blickrichtung
                                         die Zukunft entscheidend. Wenn wir die poli-                            auf die Politik natürlich festgestellt werden, dass
                                         tisch gesetzten Ziele in Deutschland und Europa                         wir gerade jetzt zur notwendigen Umstellung
                                         ernst nehmen, werden wir durch gemeinsame,                              der mineralischen Baustoffindustrie auf Klima-
                                         gewaltige Kraftanstrengungen bis zum Jahr 2045                          neutralität und vollständige Kreislaufwirtschaft
                                         in der Lage sein, unter anderem klimaneutrale                           die Unterstützung durch den Staat in Form von
                                         mineralische Baustoffe herzustellen und unsere                          Investitions- und Forschungsförderung brauchen.
                                         Gebäude mit ausreichend erneuerbarer Energie                            Daher ist gerade jetzt eine einseitige staatliche
                                         klimaneutral zu betreiben. Wenn es nach dem                             Förderung der Holzbauweise für eine klimaneut-
                                         bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder                            rale Zukunftssicherung am Bau kontraproduktiv,
                                         geht, sollen diese Zielsetzungen in Bayern bereits                      denn auch der Staat kann jeden Fördereuro nur
                                         2040 erreicht werden. Wir sprechen also auf                             einmal ausgeben.
                                         Bundesebene von 24 Jahren und in Bayern von
                                         19 Jahren. Wenn es in diesem Zeitraum gelingt,
        © ah_fotobox – stock.adobe.com

                                         Die Massivbauweise hat im Wohnungsbau nach wie vor die höchsten Marktanteile in Deutschland.

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POSITION.
Nachhaltiges mineralisches Bauen
für die Zukunft

Eine gemeinsame Aufgabe für Politik, Wirtschaft      Bedarfs an Gesteinskörnungen. Die Wertschöp-
und Gesellschaft wird in den nächsten Jahren         fungskette mineralisches Bauen verfolgt das Ziel,
und Jahrzehnten sein, die anstehenden Aufgaben       diese Quote etwa durch die Wiederverwendung
für nachhaltiges und bezahlbares Wohnen und          langlebiger Bauteile für eine zweite Nutzung wei-
Bauen sowie die Schaffung einer leistungsfähi-       ter zu steigern und vermehrt RC-Material einzu-
gen Infrastruktur noch effektiver mit den Anforde-   setzen.
rungen des Klimaschutzes und der Ressourcen­
effizienz in Einklang zu bringen.                    Damit der Transformationsprozess im Bausektor
                                                     erfolgreich umgesetzt werden kann, sind seitens
Das Bauen und Modernisieren ist für einen            der Politik langfristig verlässliche Rahmenbedin-
nachhaltigen Bauwerksbestand unverzichtbar.          gungen erforderlich. Um die Bauaufgaben der
Es ermöglicht Bauwerke, die bereits heute auf-       Zukunft bestmöglich bewältigen zu können, ist
grund ihrer Dauerhaftigkeit über den gesamten        innerhalb der 20. Legislaturperiode die Umset-
Lebenszyklus durch niedrige CO₂-Emissionen           zung der folgenden Punkte von zentraler Bedeu-
gekennzeichnet sind und den geänderten Klima-        tung:
bedingungen robust widerstehen. Dabei müssen
Gebäude einen ausgezeichneten sommerlichen           1. T
                                                         echnologieoffenheit bei Baustoffen und
Wärmeschutz genauso wie warme Räume im                  Bauweisen gewährleisten
Winter gewährleisten, ohne dafür immer mehr
zusätzliche technische Anlagen mit steigendem        Im Baubereich bestehen erhebliche Herausforde-
Instandhaltungs- und Energieaufwand zu benö-         rungen – vom bedarfsgerechten Wohnungsbau
tigen. Zudem ist das Bauen auch langfristig mit      über die Modernisierung des Gebäudebestan-
heimischen Rohstoffen abzusichern, so dass           des bis hin zur Schaffung einer leistungsfähigen
eine zunehmende Importabhängigkeit und lange         Infrastruktur. Dabei sind die Ziele der Klimaneu-
Transportwege vermieden werden. Die Bauwirt-         tralität und vollständig geschlossener Material-
schaft und die mineralische Baustoffindustrie        kreisläufe zu realisieren. Damit jeder Baustoff mit
bekennen sich mit dem Netzwerk NACHHAL-              seinen Stärken zur Erreichung dieser Ziele beitra-
TIG. MINERALISCH. BAUEN. zum Ziel der Klima-         gen kann, ist ein technologieoffener Innovations-
neutralität von Bauwerken über den gesamten          wettbewerb notwendig. Technologieoffenheit
Lebenszyklus sowie zu den Zielen der Circular        muss als Grundsatz in allen gesetzlichen Rege-
Economy mit Recycling und Wiederverwendung           lungen zu Bauwerken verankert sein.
der eingesetzten Baustoffe und Bauteile. Zur
Erreichung dieser Ziele besteht in den nächsten      2. L
                                                         angfristig verlässliche Rahmen­
Jahren und Jahrzehnten bei der Produktion mine-         bedingungen für die Dekarbonisierung
ralischer Baustoffe Handlungsbedarf. So haben           der Baustoff­herstellung schaffen
Baustoffbranchen wie die Zement-, Kalk- und
Mauerwerksindustrie den Weg zur Dekarboni-           Um die Dekarbonisierung zu erreichen und
sierung bereits begonnen und erste Roadmaps          mineralische Baustoffe künftig klimaneutral
vorgelegt. Die mineralischen Baustoffe werden        produzieren zu können, sind erhebliche Anstren-
dadurch Schritt für Schritt klimaneutral.            gungen notwendig. So müssen für die Energie-
                                                     versorgung zur Baustoffherstellung der Aufbau
Mit geschlossenen Stoffkreisläufen leistet die       einer leistungsfähigen Wasserstoffversorgung,
Wertschöpfungskette mineralisches Bauen mit          der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien
ihrer konstant hohen Verwertungsquote bei            und die Schaffung einer Infrastruktur für den
mineralischen Bauabfällen von etwa 90 % sig-         Transport sowie für die Speicherung beziehungs-
nifikante Beiträge und schont dadurch natür-         weise Nutzung von CO₂ sichergestellt werden.
liche Ressourcen. Die aus diesen mineralischen       Dies erfordert erhebliche Investitionen innerhalb
Bauabfällen produzierten Recycling-Baustoffe         der Industrie. Bei der Gestaltung der politischen
decken heute einen Anteil von 12,5 % des             Rahmenbedingungen besteht daher die Notwen-

                                                                                        5 / 2021 punktum.betonbauteile   7
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Branche im Blick

         digkeit, die Erreichung der Klimaneutralität durch   gezielt angestrebt und die Anwendung von Recy-
         die heimische Industrie so zu unterstützen, dass     clingbaustoffen umfassend ermöglicht werden.
         die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten     Geeignete Instrumente sind produktneutrale Aus-
         bleibt. Hierzu sind auch ein effektiver Carbon-      schreibungen und die Weiterentwicklung des im
         Leakage-Schutz und wettbewerbsfähige Energie-        Rahmen der Bundesförderung Effiziente Gebäude
         preise für Grünen Wasserstoff und Grünen Strom       (BEG) eingeführten Förderbonus für nachhal-
         notwendig. Eine grundlegende Umstrukturierung        tige Gebäude. Ist eine technisch gleichwertige
         der Finanzierung der Energiewende, die heute         Anwendung von Recyclingbaustoffen möglich,
         durch das EEG erfolgt, ist anzustreben, damit        darf es in der bauordnungsrechtlichen Behand-
         noch immer vorhandene Kostenhürden abgebaut          lung und in Ausschreibungen keine Unterschiede
         werden.                                              gegenüber Primärbaustoffen mehr geben. Dies
                                                              gilt gleichermaßen für Bauprodukte, die unter Ein-
         3. Nachhaltigkeitsbewertung über den                satz von Recyclingbaustoffen hergestellt werden.
             gesamten Lebenszyklus einführen                  Kontinuierlich güteüberwachte Recyclingbau-
                                                              stoffe sollten den Produktstatus erhalten. Zum
         Die Nachhaltigkeit von Bauwerken über den            erfolgreichen Anschub eines innovativen Wett-
         Lebenszyklus wird durch die optimale Kombi-          bewerbs müssen Nachhaltigkeitsanforderungen
         nation von Konstruktion und Material bestimmt.       und Ressourceneffizienzkriterien für Bauwerke
         Grundlage politischer Entscheidungen zur Vor-        definiert und ausgeschrieben werden, anstatt ein-
         gabe zukünftiger Anforderungen an Bauwerke           zelne Baustoffe verbindlich vorzugeben.
         muss die faire Bewertung aller Baustoffe und
         Bauweisen unter realen Nutzungsszenarien im          5. F
                                                                  reien Wettbewerb ohne staatliche
         Rahmen einer umfassenden Nachhaltigkeitsbe-             Bevorzugung einzelner Baustoffe erhalten
         wertung aller ökologischen, ökonomischen und
         soziokulturellen Kriterien sein. Die Lebensdauer     Der Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit
         vieler Baustoffe beträgt bis zu 100 Jahren und       freiem Wettbewerb ist bei allen politischen und
         mehr. Bei Gebäuden kann eine flexible Grundriss-     parlamentarischen Entscheidungen zur Vorgabe
         gestaltung dazu beitragen, längere Nutzungsdau-      von Anforderungen an Bauwerke zu berücksich-
         ern insbesondere der tragenden Konstruktion zu       tigen. Dies umfasst eine Gleichbehandlung aller
         erreichen. Eine Verlängerung der Betrachtungs-       Bauprodukte und Bauweisen, um die politischen
         dauer bei der Nachhaltigkeitsbewertung von 50        Zielsetzungen bezüglich Klimaneutralität und
         auf mindestens 80 Jahre würde es ermöglichen,        Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Eine einseitig
         den Einsatz nachhaltiger, dauerhafter Produkte       ausgerichtete staatliche Förderung oder Fest-
         realistisch zu bewerten und damit zu fördern.        schreibung einer Quote verhindert Innovationen
         Gleichzeitig sollten zukünftig Umnutzungsszena-      sowie die Optimierung von Bauwerken nach
         rien sowie Wartung, Rückbau, Recyclingfähigkeit      marktwirtschaftlichen und nachhaltigen Grund-
         und Wiederverwendbarkeit in die Nachhaltig-          sätzen. Dies schließt insbesondere die Einführung
         keitsbewertung einbezogen werden, um die Bau-        und Umsetzung von Quotenregelungen, Positiv­
         praxis noch besser abzubilden.                       listen und steuerlichen Anreizen zugunsten einzel-
                                                              ner Baustoffe und Bauweisen aus.
         4. Wiederverwendung von langlebigen
             Bauteilen und Einsatz von Recycling­               www.nachhaltig-mineralisch-bauen.de
             baustoffen erleichtern
                                                              Diesen Forderungen schließen wir uns als
         Damit der Bausektor seine Nachhaltigkeitsziele       Verbände der Betonfertigteilindustrie und
         erreicht, muss die Wiederverwendung von lang-        Herausgeber von punktum.betonbauteile an.
         lebigen Bauteilen im Sinne von Urban Mining

         ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR ZEITGEMÄSSES BAUEN • BUNDESVERBAND BAUSTOFFE – STEINE UND
         ERDEN • BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN TRANSPORTBETONINDUSTRIE • BUNDESVERBAND DER
         DEUTSCHEN ZIEGELINDUSTRIE • BUNDESVERBAND DEUTSCHER BAUSTOFF-FACHHANDEL • BUNDES-
         VERBAND KALKSANDSTEININDUSTRIE • BUNDESVERBAND LEICHTBETON • BUNDESVERBAND MINE-
         RALISCHE ROHSTOFFE • BUNDESVERBAND PORENBETONINDUSTRIE • BUNDESVEREINIGUNG RECY-
         CLING-BAUSTOFFE • DEUTSCHER BETON- UND BAUTECHNIK-VEREIN • DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR
         MAUERWERKS- UND WOHNUNGSBAU • DEUTSCHE BETONBAUTEILE • FACHVEREINIGUNG DEUTSCHER
         BETONFERTIGTEILBAU • FACHVERBAND HOCH- UND MASSIVBAU IM ZENTRALVERBAND DES DEUTSCHEN
         BAUGEWERBES • HAUPTVERBAND DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE • INFORMATIONSZENTRUM BETON
         GMBH • VERBAND BAUEN IN WEISS • VEREIN DEUTSCHER ZEMENTWERKE • BUNDESGÜTEGEMEIN-
         SCHAFT RECYCLING-BAUSTOFFE • BUNDESGÜTEGEMEINSCHAFT INSTANDSETZUNG VON BETONBAU-
         WERKEN

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Wandel im Bausektor
DGNB plädiert für
differenzierten Umgang mit Holzbau

Zu den Grundlagen des nachhaltigen Bauens gehört die ganzheitliche Betrachtung eines Bauwerkes über
alle Lebenszyklusphasen: Von der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, über Planung und Errichtung,
über die Nutzung bis zum Lebensende. Dabei hat eine verantwortungsvolle und differenzierte Betrach-
tung der zur Verfügung stehenden Baustoffe einen wesentlichen Einfluss.

Seit Wochen und Monaten fordern die Vertreter        Materialien und Bauweisen pauschal abgelehnt
mineralischer Baustoffe bei der Politik Techno-      werden. Stattdessen müssen die Kriterien einer
logieoffenheit und Wettbewerbsgleichheit bei         klimagerechten Architektur zunehmend berück-
Baustoffen und Bauweisen und kritisieren die         sichtigt werden. Wichtig ist eine faire, fakten-
einseitige und undifferenzierte Bevorzugung          orientierte und materialgerechte Betrachtung der
nachwachsender Rohstoffe.                            Bauaufgabe, um die individuell beste Lösung zu
                                                     finden und den gesellschaftlichen Zukunftsauf-
In ihrem Positionspapier Holzbau greift nun          gaben gerecht zu werden. Gefragt ist also eine
auch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges      längst überfällige Auseinandersetzung mit dem
Bauen (DGNB) dieses Thema auf und appelliert         Thema der Materialität. In Kombination mit dem
für eine differenzierte Sichtweise: „Zunächst gilt   bereits spürbaren Innovationsmut wird sie zu
für alle Baustoffe: Nur weil etwas umsetzbar ist,    einer neuen Gestaltungssprache und Baukultur
ist es nicht automatisch sinnvoll. Weder sollte      führen.“
einem Trend blind gefolgt, noch sollten einzelne

 DGNB-Aufruf an die Politik                          DGNB-Aufruf an alle
 • Innovative und zukunftsorientierte Lösungen      • Wissen in die Breite tragen und Menschen
    für eine klimagerechte Baukultur baustoffüber-     informieren, um Verständnis und Akzeptanz zu
    greifend fördern und keine monodirektionalen       schaffen
    Impulse setzen
                                                     • Heute Experten von morgen ausbilden und
 • Gesetzgebung anpassen, zum Beispiel Landes-         nachhaltiges Bauen mit einer differenzierten
    bauordnungen weiter öffnen und vereinfachen         Denkweise als essentielles Element der Ausbil-
                                                        dung und des Bewusstseins verankern
 • Ganzheitliche, systemische Ansätze denken
                                                     • Zusammenarbeit über gesamte Wertschöp-
                                                        fungskette intensivieren sowie Austausch und
 DGNB-Aufruf an Planer, Bauherren,                      Verständnis fördern
 Investoren und Projektentwickler
 • Materialwahl gezielt und projektindividuell      Das DGNB-Positionspapier können Sie unter
    treffen                                            www.bit.ly/37UpR5R herunterladen.
 • Vorteile unterschiedlicher Werkstoffe kombi-
    nieren, um die unterschiedlichen Anforderun-
    gen von Schall- und Brandschutz bis Ökobilanz
    erfüllen zu können

                                                                                         5 / 2021 punktum.betonbauteile   9
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Branche im Blick

     Modular und energieeffizient
     InnoLiving® ein Betonbau für die Zukunft

     Leistungsfähige Gebäude sind nur dann erfolgreich für den Investor und den Benutzer, wenn die nach-
     folgenden Kriterien erfüllt werden. So müssen die Gebäude zügig geplant und rasch errichtet werden.
     Die größtmögliche Flexibilität in der Verwendung mithilfe von stützenfreien Räumen muss sichergestellt
     werden. Und aus heutiger Sicht müssen die Gebäude zukünftig einen hohen Grad an autarker Energiever-
     sorgung ermöglichen.

             Diese Aufgabe erfüllen vorgefertigte Betonbau-                          Modulbauweise mit vorgefertig­
             teile auf ideale Weise, insbesondere wenn diese                         ten Elementen für Wand, Decke und
             sich in den Abmessungen der einzelnen Bauteile                          Boden
             an der Modulbauweise orientieren. Zudem muss
             man konsequent das vorhandene Betonvolumen                              Die Modulbauweise erlaubt dank einfacher
             als Wärmespeicher nutzen.                                               Abmessungen für wiederkehrende Bauteile einen
                                                                                     einfachen Fertigungsprozess. Zudem besteht
             Insbesondere den zugehörigen Deckenelementen                            das Gebäude aus nur wenigen tragenden Ele-
             kommt eine zentrale Aufgabe zu. Zum Einsatz                             menten. Diese wiederum werden über einfache
             kommen Decken mit großen Spannweiten, einem                             Verbindungen vor Ort zusammengefügt und über
             geringen Eigengewicht und einer Querschnitts-                           Steckverbindungen derart verbunden, dass sie
             form, in der sich die Elemente der Haustechnik                          sich auch jeder Zeit wieder lösen lassen. Für das
             einfach integrieren lassen. Der große Vorteil bei                       Bauvorhaben InnoLiving® besteht eine Modul-
             der Verwendung von Betonbauteilen liegt unter                           einheit aus den tragenden Elementen für die
             anderem darin, dass sie sich zukünftig als maß-                         Bodenplatte und für die Decke sowie den beiden
             gebliche Elemente der Energieversorgung nutzen                          zugehörigen tragenden Stirnwänden. Boden- und
             lassen. Denn die Masse des Betons ist der ideale                        Deckenplatte sind in ihren Funktionen identisch.
             Wärmespeicher für eine autarke Klimatisierung.                          Dank der großen Spannweite der Platten entsteht
             Zudem lässt sich über die in der Regel große freie                      eine tragende und offene Konstruktion, die im
             Betonoberfläche Wärmeenergie einsammeln                                 Inneren beliebig genutzt werden kann. Die über
             (Absorber) sowie Wärme und Kälte an den Raum                            die Längsseiten angeordneten Wände der Fas-
             verteilen (Bauteilaktivierung).                                         sade übernehmen bei dieser Konstruktion keine

             Blick in den Innenraum von InnoLiving® mit Ansicht an die GVI®-Wand, die weitgespannte Betondecke mit den integrierten Akustikabsorbern und
             die Energiefenster.
                                                                                                                                            © InnoLiving®

10
WU-Decken (vorgespannt)                Installationskanal
                                                                     Dämmung                                    Deckenplatte (vorgespannt)

GVI® Wand

                                                                                   24
                                                                                                                                                                Schaltschrank

                                                                                   10
                                                                                                                                                                Hybrid:
                          3.74

                                                                                                                                                                Holzrahmenwand
          Vorsatz

                                                                                 2.635
                                                                                                                                                                + RC Beton Wand
          Glaswand                                            Estrichplatte                       Installationskanal
          Tragender
          Fundamentsockel                                                                                                                                       Beton Sockel

                                                                                             10
                                                                               718 38 10 241
                          895
© InnoLiving®

                                                                                                     10.65

                                            Bodenplatte       Dämmung                Erdkollektor
                Längsschnitt durch das Gebäude mit der Angabe aller maßgeblichen Elemente der energieautarken Bauweise.

                Einwirkungen und können somit durch leichte                                       werks. Dabei werden die Druck- und Zugzone
                Fassadenelemente beziehungsweise Fensterele-                                      nicht nur auf unterschiedlichen Höhen, sondern
                mente ersetzt werden. Verstellbare Trennwände                                     auch versetzt angeordnet. Einzig die dazwi-
                ermöglichen eine nachträgliche Raumeinteilung,                                    schen angeordneten Rippen verbinden dann
                die jederzeit angepasst werden kann. Die erfor-                                   die beiden statischen Elemente. Die schlanken
                derlichen Bereiche mit Sanitärversorgung, wie                                     Abmessungen des zusammengesetzten Quer-
                zum Beispiel für Bad und Küche, können somit                                      schnitts mit minimalen Stärken von 0,10 m führen
                auch nahezu beliebig innerhalb des großen freien                                  zu einem extrem niedrigen Eigengewicht von
                Grundrisses angeordnet werden.                                                    g = 3,40 kN/m². Der gefaltete Querschnitt weist
                                                                                                  eine hohe Steifigkeit auf.
                Geometrisch wird das Modul von der festgeleg-
                ten Breite von b = 3,0 m und der Geschosshöhe                                     Die zusätzliche Vorspannung, welche im Spann-
                bestimmt. Ein Gebäude besteht aus mehreren                                        bett aufgebracht wird, erlaubt dann auch große
                Moduleinheiten, die entweder nebeneinander                                        Spannweiten bis zu 20,0 m. Die gewählte Quer-
                und auch übereinander angeordnet werden. Mit                                      schnittsform ermöglicht auch alle Leitungen der
                nur vier Elementen für die tragende Konstruktion                                  Haustechnik zwischen den Rippen verdeckt anzu-
                erfolgt dann eine einfache und somit effiziente                                   ordnen. Somit ist es gelungen, mit dem Decken-
                Montage eines Moduls.                                                             system für das Projekt InnoLiving® einen idealen
                                                                                                  Querschnitt für alle Randbedingungen zu entwi-
                Maßgeblich bestimmt die eigens für diese Ver-                                     ckeln. Für die Fertigung der Deckenplatten wurde
                wendung entwickelte Deckenkonstruktion die                                        eigens ein mobiles Spannbett entwickelt. Mit sehr
                einfache Gestaltung eines Moduls. Aufgrund der                                    geringem Aufwand lässt sich dieses Spannbett in
                Nutzung wird die Decke ohne jegliche Unterstüt-                                   jedem Fertigteilwerk nachträglich aufstellen. Aber
                zung von den Wänden der Stirnseiten gespannt,                                     auch als mobile Einheit direkt auf der Baustelle ist
                was zu großen stützenfreien Flächen führt. Um                                     der Einsatz möglich.
                die Einwirkungen auf die Stirnwände und der
                darunter angeordneten Fundamentstreifen so                                        Neuartige Hybridbauweise mit Holz-
                gering wie möglich zu halten, muss das Eigenge-                                   Beton-Verbund für die Wände
                wicht niedrig ausfallen. Alle Leitungen für Hei-
                zung/Kälte und für Lüftung müssen innerhalb der                                   Die Hybridbauweise stellt zukünftig die optimale
                Deckenkonstruktion vom direkten Einblick ver-                                     Materialkombination dar. Der Baustoff Beton
                deckt angeordnet werden. Deren Einbau sollte                                      übernimmt sofern gewünscht die Tragfähigkeit
                jedoch jederzeit eine Revision erlauben sowie den                                 und liefert die erforderliche Masse für die autarke
                kompletten Ersatz ermöglichen. Das wird weit-                                     Klimatisierung. Die leichte Holzständerbauweise
                gehend nur möglich sein, wenn Nischen innerhalb                                   inklusive der Dämmung dient zur Fassadenbe-
                des Deckenquerschnitts für diese Anordnung von                                    festigung. Alternativ kann die Holzständerbau-
                Leitungen vorgesehen sind.                                                        weise ebenfalls die Tragfähigkeit übernehmen.
                                                                                                  Die Betonbauteile dienen nicht nur zur Aufnahme
                Aufgrund dieser Randbedingungen eignet sich                                       und Abtragung von äußeren Einwirkungen, son-
                der Querschnitt mit der Geometrie eines Falt-                                     dern werden zu einem festen Bestandteil der

                                                                                                                                             5 / 2021 punktum.betonbauteile     11
Branche im Blick

           zukünftigen Versorgung mit Wärmeenergie. Denn
           der multifunktionale Baustoff Beton eignet sich
           hervorragend sowohl zur Speicherung sowie zum
           Verteilen als auch zum Einsammeln von Wärme-
           energie. Eine autarke Energieversorgung lebt von
           den Speichermöglichkeiten und von den Optionen,
           die Wärmeenergie zu ernten und wieder abzu-
           geben. Betonelemente vereinigen alle drei Eigen-
           schaften. Wenn das Betonmaterial wie üblich
           als Tragelement verwendet wird, dann steht es
           zudem kostenlos für die Energieversorgung zur
           Verfügung. Mit der im Beton eingespeicherten
           Wärmeenergie lassen sich die Innenräume über
           einen längeren Zeitraum klimatisieren, auch ohne

                                                                                                                                 © InnoLiving®
           dass entsprechende Wärmeenergie nachgeführt
           werden muss. So kann eine Flaute in der Ener-
           gieversorgung (zum Beispiel fehlender Sonnen-
           schein, niedrige Außentemperaturen, geringe          Montage der weitgespannten Deckenplatte für eine Moduleinheit.
           Windgeschwindigkeiten) problemlos überbrückt
           werden. Beton dient mit seiner Wärmespeiche-         Die Besonderheit der verwendeten Vakuumhülle
           rung als Ausgleich für das schwankende Angebot       liegt darin, dass seine Funktion gezielt beeinflusst
           an Strom und füllt damit eine Lücke in der Ener-     werden kann. Die beiden großen Flächen der
           gieversorgung. Die Betonbauteile der Außenwand       Wand zur Außen- und zur Innenseite können für
           bieten sich idealerweise für die Wärmespeiche-       den Wärmedurchgang geöffnet beziehungsweise
           rung an, da die vorhandene Fassadendämmung           geschlossen werden. Wechselweise wird Vakuum
           bereits einen größeren Anteil des Betonvolumens      angelegt oder abgelassen.
           gegen Wärmeverluste schützt. Aber auch die
           weiteren Betonbauteile wie Boden und Decke           Diese Funktion ermöglicht nun Wärmeenergie
           dienen als Speicher.                                 nicht nur zu speichern, sondern diese auch einzu-
                                                                sammeln beziehungsweise abzugeben. Die auf
           Zudem beschleunigt diese Bauweise den Bauab-         der Außenseite vor der Wand angeordnete Glas-
           lauf enorm, da die Betonwand, die Dämmung und        scheibe wirkt wie ein Gewächshaus. Die Wirkung
           die Fassade bis in das kleinste Detail werkseitig    der Sonneneinstrahlung vergrößert sich und die
           vorgefertigt werden können. Zudem lassen sich        dabei erzeugte Wärme dringt bei geöffnetem
           sämtliche Fenster- und Türrahmen inklusive der       Vakuum in den dahinter liegenden Beton ein, um
           bauphysikalischen Anschlüsse bereits im Werk         dort gespeichert zu werden. Sobald die Wirkung
           einbauen. Die Qualität der Bauteile wird somit       der Sonnenstrahlen nachlässt, wird das Vakuum
           ebenfalls gesteigert. Die Fertigteile aus Beton      auf der Außenseite der Betonwand wieder akti-
           werden wie gewohnt im Fertigteilwerk herge-          viert. Bedarfsgerecht kann auch die innen lie-
           stellt. Anschließend erfolgt der Transport zum       gende Seite des Betonspeichers geöffnet werden,
           Zimmereibetrieb, wo die Wände mit der Holzstän-      um dann die gespeicherte Wärme in den Raum
           derbauweise veredelt werden.                         zu leiten. Die Innovation dieser tragenden Beton-
                                                                wand besteht in einem optimalen Management
           Damit sind die Voraussetzungen für eine effizi-      von Wärmeenergie. Die Umweltwärme aus der
           ente und schnelle Endmontage gegeben.                Strahlung der Sonne wird eingesammelt, gespei-
                                                                chert und dann auch bedarfsgerecht verteilt.
           Innovative tragende Betonwand mit
           Vakuumdämmung als Wärmespeicher                      Ergänzend wurden Rohrleitungen und Beweh-
                                                                rungsstäbe aus GFK in die Betonwand eingebaut.
           Beton dient, wie berichtet, als Wärmespeicher.       Die GFK-Stäbe haben einen mittig angeordneten
           Leider lassen sich aufgrund der Bauweise die Be-     Heizdraht, um Strom aus erneuerbarer Energie in
           und Entladung nicht perfekt steuern, da die freien   Wärme umzuwandeln und im Beton zu speichern.
           Betonoberflächen die Wärme auch unkontrolliert       Über die mit Wasser geführten Rohrleitungen
           abgeben. Diesem Umstand wird nun durch eine          kann ebenfalls Wärmeenergie in das Betonvo-
           neuartige Entwicklung abgeholfen.                    lumen eingelagert beziehungsweise abgezogen
                                                                werden.
           Eine innovative Speichermöglichkeit bietet die
           tragende Betonwand, die vollständig mit einer        Dank seiner hervorragenden Dämmung dient
           Vakuumdämmung umhüllt ist. Diese hochwer-            die Betonwand als Langzeitwärmespeicher, um
           tige Art der Dämmung gewährleistet die Spei-         die gesammelte Wärmeenergie über Tage oder
           cherung von Wärmeenergie ohne große Verluste.        Monate einzulagern.

12
Das InnoLiving® Energiekonzept
für ein erfolgreiches Energie­
management: Sammeln, Spei­
chern, Verteilen von Wärmeener­
gie nur mit Betonbauteilen

Das erfolgreiche Energiekonzept nutzt
die unendlich zur Verfügung stehende
Umweltenergie. Für eine autarke Energie-
versorgung braucht es ein ausreichen-
des Speichervolumen, um die anfallende
Umweltenergie einzusammeln, auch wenn

                                                  © InnoLiving®
diese nicht direkt genutzt werden kann.
Mit Vorzug werden mehrere Speichereinhei-
ten im gegenseitigen Verbund eingesetzt.
Dabei nutzt man die einfache Möglichkeit,           Werkseitige Herstellung der Hybridwand in Holz-Beton-Verbund.
die Umweltenergie mit dem entsprechen-
den Temperaturniveau einzusammeln und abzu-
speichern. Somit entstehen verschiedene Speicher          Rohrleitungen für den Wärmetransport genutzt.
auf unterschiedlichem Temperaturniveau.                   Die Wärmeenergie wird über das Medium Wasser
                                                          vom Speicher in die vorgesehenen Bauteile zum
Mit den Betonbauteilen kann man das gesamte               Verteilen transportiert. Allerdings wird auch hier
Spektrum für ein erfolgreiches Energiemanage-             der Pufferspeicher der Betonmasse genutzt, um
ment nutzen. Bauteile aus Beton werden als                den Zeitraum ohne äußere Energiezuführung zu
Absorber zum Einsammeln der Umweltenergie                 überbrücken. Die Betonoberflächen verteilen die
eingesetzt. Das wurde bei dem Gebäude Inno-               Wärmeenergie über eine angenehme Strahlungs-
Living® unter anderem mit dem auf dem Flach-              wirkung in den Raum. Je nach der Temperatur
dach installierten Gewächshaus umgesetzt. Die             des Wassers in den Rohrleitungen kann sowohl
vorgespannte Betonplatte des Gewächshauses                gekühlt als auch geheizt werden. Damit wird eine
liegt auf der Gebäudedämmung auf und stellt               aufwendige Klimaanlage vollständig ersetzt.
eine Wanne in WU-Qualität dar. Die geneigten
Glasfenster, welche über der gesamten Fläche              Ergänzt werden die Betonspeicher durch zusätz-
der Wanne angeordnet sind, führen zu dem                  liche PCM-Speicher (Phasen-Wechsel-Materia-
Gewächshauseffekt und erwärmen die Außenluft              lien). Die Eigenschaft dieser Materialien besteht
auf ein hohes Temperaturniveau. Mit den in der            darin, bei kleinem Volumen hohe Energiedichten
Betonplatte angeordneten Rohrleitungen wird die           unter konstanten Temperaturbedingungen zur
erzeugte Wärmeenergie abgeführt und an ande-              Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu einem
ren Orten gespeichert.                                    Material wie Wasser oder Beton braucht es keine
                                                          hohen Temperaturen, um hohe Energiemengen zu
Die unter der Bodenplatte angeordnete Beton-              speichern. Bereits bei niedrigen und konstanten
platte wirkt ebenfalls als Kollektor und sammelt          Temperaturen wird Wärmeenergie geladen bezie-
die Umweltenergie aus dem umgebenden Erd-                 hungsweise abgezogen. Da die Energiemengen
reich. Der Vorteil der im InnoLiving® verwendeten         schnell ein- und ausgespeichert werden können,
Absorber liegt auch darin, dass sie die aufge-            dienen diese Elemente auch zur kurzfristigen Kli-
nommene Wärmeenergie gleichzeitig speichern               matisierung.
können. Insbesondere der Erdkollektor dient als
Langzeitspeicher mit nahezu gleichbleibenden              Mehrere kleine dezentrale Speichereinheiten mit
Temperaturen. Gegenüber der Bodenplatte ist der           PCM wirken somit optimal im Netzwerk mit den
Kollektor isoliert und hat nur einseitig den direk-       anderen Speicherelementen. Je nach Angebot und
ten Kontakt mit dem darunter liegenden Erdreich,          Bedarf an Wärmeenergie werden die einzelnen
welches in die Speicherwirkung mit einbezogen             Speicher gezielt be- und entladen. Das Energie-
wird. Im Sommer dient er zur Kühlung der Räume            management wird bestimmt durch die Größe der
und in der Übergangszeit wird der Kollektor durch         Speicher, deren Verfügbarkeit, dem Bedarf und
die im Gewächshaus erzeugte Wärmeenergie                  dem Angebot an Wärme.
beladen, die im Winter zum Heizen der Räume
genutzt wird.                                                 www.innoliving-blog.de

Die im Gebäude vorhandenen Wände und Decken
aus Beton werden zur Verteilung der Wärme-
energie genutzt. Auch hier werden die im Beton-
querschnitt der einzelnen Bauteile eingelegten

                                                                                                 5 / 2021 punktum.betonbauteile   13
POSITION.
 Beton brennt nicht!

 „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden
 muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr
 besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“
 (Gerichtsurteil des OVG Münster 10A 363/86 vom 11. Dezember 1987)

           Dieses Zitat aus einem fast 34 Jahre alten             Um diese Schutzziele zu erreichen, müssen
           Gerichtsurteil hat an Aktualität nichts verloren.      Gebäude so errichtet werden,
           Regelmäßig berichten die Medien über Haus-
                                                                  • dass sie hinreichend lange tragfähig sind, damit
           und Wohnungsbrände. Nicht umsonst gibt es in
                                                                     Bewohner oder Nutzer sich rechtzeitig in Sicher-
           vielen Bereichen heute eine Pflicht zur Installation
                                                                     heit bringen können und Rettungskräfte bei ihrer
           von Rauchmeldern. Sie verhindern jedoch keine
                                                                     Arbeit nicht durch versagende Bauteile gefähr-
           Brände, sondern warnen nur, damit sich betrof-
                                                                     det werden,
           fene Menschen rechtzeitig in Sicherheit bringen
           können.                                                • dass die Ausbreitung von Bränden auf benach-
                                                                    barte Räume, Wohnungen, Gebäudeteile oder
           Häufige Brandursachen sind Unachtsamkeiten,              angrenzende Gebäude eingedämmt wird,
           wie die unbeobachtete Kerze, die heruntergefal-
                                                                  • dass sie aus Materialien hergestellt werden,
           lene Zigarette oder das vergessene Fett in der
                                                                     die nicht zum Brandgeschehen, zur Rauchent-
           Pfanne auf dem Herd. Oftmals wird als Brand-
                                                                     wicklung oder zur Freisetzung schädlicher Stoffe
           ursache aber auch ein technischer Defekt bezie-
                                                                     beitragen.
           hungsweise Kurzschluss an Haushaltsgeräten
           oder Elektroinstallationen festgestellt. Gerade die
           Energiewende wird zu einer weiteren technischen        Die allgemeinen Anforderungen an das Brandver-
           Aufrüstung von Gebäuden und Wohnungen füh-             halten von Baustoffen und Bauteilen sind in der
           ren, zum Beispiel durch die Installation von Solar-    Musterbauordnung geregelt, die einen ordnenden
           anlagen, Zwischenspeichern für Strom oder Lade-        Rahmen für die Bauordnungen der Länder vorgibt.
           stationen für e-Mobilität.                             Hier wird unterschieden zwischen nicht brennba-
                                                                  ren, schwer entflammbaren und leicht entflamm-
           Die reine Zunahme der Anzahl elektrischer Anla-        baren Baustoffen sowie zwischen feuerhemmen-
           gen kann mittelfristig zu einer Zunahme von tech-      den, hochfeuerhemmenden und feuerbeständigen
           nischen Defekten und von dadurch ausgelösten           Bauteilen.
           Brandereignissen führen.
                                                                  Je nach Bauwerk und Bauteil werden in den
           Brandrisiken muss schon heute durch einen quali-       Landesbauordnungen Mindestanforderungen an
           fizierten vorbeugenden Brandschutz begegnet            das Brandverhalten der Baustoffe und Bauteile
           werden. Die primären Schutzziele sind dabei die        gestellt. In jüngerer Zeit gibt es in einigen Landes-
           öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere       bauordnungen auch die Tendenz, Anforderungen
           der Schutz von Leben, Gesundheit und natürlichen       abzusenken, um das Bauen mit nachwachsenden
           Lebensgrundlagen. Darüber hinaus sollte aber           Rohstoffen zu erleichtern. Die Entwicklung birgt
           auch der Schutz von Sachwerten nicht vergessen         ein erhöhtes Gefährdungspotenzial. Dabei ist zu
           werden.                                                beachten, dass sich die Mindestanforderungen
                                                                  nur an dem Ziel der öffentlichen Sicherheit und
                                                                  Ordnung orientieren. Ein guter Schutz privater
                                                                  Sachwerte und Investitionen wird allein durch die
                                                                  Einhaltung der Mindestanforderungen nicht auto-
                                                                  matisch erreicht.

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                    Anders beim Baustoff Beton. Bei den im natürli-         und das subjektive Sicherheitsempfinden der
                    chen Brand eintretenden Temperaturen von bis zu         Bewohner oder Nutzer oftmals den Ausschlag
                    1.000 °C bleiben Konstruktionen aus Beton wäh-          für massive Gebäude aus Betonbauteilen geben.
                    rend eines Brandes nahezu stabil, bildet Beton          Der Widerstand gegen Feuer, aber auch gegen
                    keinen Rauch oder setzt toxische Gase frei. Zudem       andere Elementarschäden, zum Beispiel infolge
                    weist Beton nur eine geringe Wärmeleitfähigkeit         Sturms oder Überschwemmung, können dabei ein
                    auf und trägt somit nicht zur Brandlast bei.            gewichtiges Argument sein.

                    Beton ist folglich nicht brennbar und Bauteile aus
                    Beton weisen allgemein eine hohe Feuerbestän-           Fazit
                    digkeit auf. In vielen Fällen sind Brandschäden an
                    Gebäuden aus Beton und deren Einrichtung räum-          Insofern führt an dem Baustoff Beton bei
                    lich begrenzt. Meist hat die Konstruktion nicht nur     einem ganzheitlichen Ansatz zum Brandschutz
                    eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer für die         kein Weg vorbei. Baulicher Brandschutz ist
                    Evakuierung von Menschen, sondern das Gebäude           eine der wichtigsten Aufgaben sicheren und
                    kann nach einem Brandereignis schnell und wirt-         nachhaltigen Bauens. Betonbauwerke bieten
                    schaftlich saniert und weitergenutzt werden.            nicht nur Schutz für Leib und Leben, sondern
                    All das sollte bei der Baustoffauswahl angemes-         auch für Hab und Gut. Es gilt den freien Wett­
                    sen berücksichtigt werden.                              bewerb ohne staatliche Bevorzugung einzelner
                                                                            Baustoffe zu erhalten.
                    Die Nachhaltigkeit von Bauwerken endet übrigens
                    nicht mit ihrer Erstellung. Erst die Berücksichtigung
                    des ganzen Lebenszyklus, von der Erstellung über
                    die Nutzung bis zum Rückbau und zur Wiederver-
                    wertung lässt eine valide Bewertung der Nach-
                    haltigkeit zu. In diesem Zusammenhang können
                    die hohe Lebensdauer, die objektive Sicherheit

                                                                                                             5 / 2021 punktum.betonbauteile   15
Branche im Blick

     Planungsatlas Hochbau
     Kostengünstig und energieeffizient bauen

     Erfolgreiche Planung von Gebäuden setzt die sichere Bewältigung ästhetischer, statischer und bauphysika-
     lischer Aufgabenstellungen voraus. Der interaktive Planungsatlas für den Hochbau unterstützt Architekten
     und Ingenieure unter anderem beim Wärme- und Schallschutz. Er bietet vor allem eine Zusammen-
     stellung von zahlreichen Konstruktionsdetails des Hochbaus, die für das Bauen mit Beton relevant sind.
     Darüber hinaus werden auch thermische Kennwerte für detaillierte Wärmebrückenberechnungen kosten-
     los zur Verfügung gestellt. Er reduziert damit den Aufwand bei der bauphysikalischen Nachweisführung
     erheblich.

             Wärmeschutz

             Das Modul Wärmeschutz ermöglicht
             eine detaillierte Wärmebrückenberech-
             nung mit einer individuellen Ermittlung
             des Wärmebrückenzuschlags und
             somit den Verzicht auf die ungünsti-
             geren pauschalen Aufschläge nach
             EnEV. Wärmeverluste können durch
             optimierte Detailanschlüsse minimiert
             werden. Zudem kann das Risiko von
             Schimmelpilzbildung verringert und die
             Gleichwertigkeit von Konstruktionen
             nach DIN 4108 Beiblatt 2 nachgewie-
             sen werden.

                                                                                                                                         © IZB
             Insgesamt wurden für rund 13 Mio.           Mit dem Planungsatlas für den Hochbau kann der Planer seinen Aufwand für eine
             Variationen Wärmebrücken berechnet.         detaillierte Wärmebrückenberechnung erheblich senken.

             Der Nutzer findet kostenlos über 1.100 Konstruk-
             tionsdetails, Ausschreibungstexte und thermische           Die zugehörigen schallschutzrelevanten Konstruk-
             Kennwerte (Ψ-Wert, U-Wert).                                tionen können individuell abgewandelt werden, da
                                                                        die Zeichnungen in verschiedenen Dateiformaten
             Die Detaillösungen umfassen unter anderem                  (CAD-Dateien) vorliegen. Grundlage der Berech-
             Konstruktionen in Fertigteil- und Halbfertigteilbau-       nungen ist die Normengruppe DIN 4109 Schall-
             weise sowie Bauweisen aus klein- und großfor-              schutz im Hochbau, Ausgabe 2016/2018. Neben
             matigen Betonsteinen.                                      der Berechnung des Bau-Schalldämm-Maßes
                                                                        beziehungsweise des Norm-Trittschallpegels ist es
                                                                        möglich, den Schallschutznachweis zu führen. Die
             Schallschutz                                               Konstruktionsdetails können über ein interaktives
                                                                        Gebäudemodell auch direkt ausgewählt werden.
             Das Modul Schallschutz bietet Architekten und
             Ingenieuren eine Hilfestellung zur Berechnung von              www.planungsatlas-hochbau.de
             bewerteten Schalldämm-Maßen für unterschied-
             liche Bauteilaufbauten. Nach dem Download des
             Schallschutzrechners können die Berechnungen
             offline erfolgen.

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Schallschutz mit Betonfertigteilen
                    Allgemeine Technische Informationen

                    Der Schutz vor Außenlärm, aber auch vor Geräuschbelästigungen innerhalb eines Gebäudes oder sogar
                    einzelner Wohnbereiche, ist eine grundlegende Forderung an zeitgemäße Wohngebäude. So können
                    dauerhafte Lärmbelästigungen in Gebäuden zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Nutzer und Be-
                    wohner führen.

                    Hier sorgen schwere Betonbauteile für die                                Hier wird er als Luftschall hörbar. Die beiden
                    Lösung. Aufgrund ihres hohen Flächengewichts                             Anregungsarten für den Schall sind im folgenden
                    sind sie für die Sicherstellung des erforderlichen                       Bild schematisch dargestellt.
                    erhöhten Schallschutzes verantwortlich.

                    Prinzipiell wird beim Schallschutz zwischen Luft-
                    und Trittschall unterschieden. Unter Luftschall
                    versteht man alle Geräusche, wie zum Beispiel
                    das Sprechen oder Musikhören, die durch die
                    Luft übertragen werden. Der Trittschall entsteht
                    beispielsweise durch das Gehen auf einer Decke
                    und strahlt nicht nur in den darunterliegenden
                    Raum ab, sondern wird durch die Decke und
                    die angrenzenden Bauteile weitergeleitet und
                    erreicht damit auch die benachtbarten Räume.                             Luftschall                                      Trittschall
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                    Den besten Grundstein für Schallschutz legen lärmmindernde Baustoffe wie Beton, die über eine hohe Rohdichte verfügen.

                                                                                                                                                 5 / 2021 punktum.betonbauteile   17
Branche im Blick

           Schallschutz nach Normenreihe                              Belästigungen auftreten können. Bei Bedarf sollte
           DIN 4109                                                   ein erhöhter Schallschutz vertraglich vereinbart
                                                                      werden. Die Anforderungen für einen erhöhten
           Mit dem Ziel, Menschen in Aufenthaltsräumen vor            Schallschutz sind in der DIN 4109-5:2020-08
           unzumutbaren Belästigungen durch Schallüber-               enthalten.
           tragung zu schützen, regelt die Normenreihe DIN
           4109 die Anforderungen an den Schutz gegen                 Zusätzlich gibt es vom Verein Deutscher Inge-
           Luft- und Trittschallübertragung zwischen frem-            nieure (VDI) die Richtlinie VDI 4100, welche den
           den Wohn- und Arbeitsräumen, gegen Außen-                  erhöhten Schallschutz ebenfalls behandelt.
           lärm und Geräusche von innen.
                                                                      Zum Beispiel enthält die folgende Tabelle die
           Als Instrument des Bauordnungsrechts enthält               Anforderungen an die Luftschall- und Tritt-
           die DIN 4109-1:2018-01 die Mindestanforde-                 schalldämmung der Decken nach der DIN 4109-
           rungen an den Schallschutz zur Vermeidung von              1:2018-01 für häufige Fälle sowie die Anforde-
           Gesundheitsgefahren. Das bedeutet jedoch nicht,            rungen für einen erhöhten Schallschutz nach DIN
           dass bei Einhaltung dieser Anforderungen keine             4109-5:2020-08.

              Deckentypen nach DIN 4109-1, Tabelle 2                Mindestanforderungen            Anforderungen für
                                                                      nach DIN 4109-1             erhöhten Schallschutz
                                                                                                    nach DIN 4109-5
                                                                    Luftschall     Trittschall    Luftschall     Trittschall
                                                                   erf. R‘w [dB]    erf. L‘n,w   erf. R‘w [dB]    erf. L‘n,w
                                                                                      [dB]                          [dB]
                         Decken allgemein 1)3)4)                       ≥ 54           ≤ 50           ≥ 57           ≤ 45

              Decken über Durchfahrten, Einfahrten von                 ≥ 55           ≤ 50           ≥ 58           ≤ 45
                Sammelgaragen und ähnliches unter
                        Aufenthaltsräumen
               Decken unter/über Spiel- oder ähnlichen                 ≥ 55           ≤ 46           ≥ 58           ≤ 41
                       Gemeinschaftsräumen
             Decken unter allgemein nutzbaren Dachräu-                 ≥ 53           ≤ 52           ≥ 56           ≥ 47
             men, z. B. Trockenböden, Abstellräumen und
                            ihren Zugängen
                  Decken über Kellern, Hausfluren,                     ≥ 52           ≤ 50           ≥ 55           ≤ 45
              Treppenräumen unter Aufenthaltsräumen

           Legende 1) Decken in Mehrfamilienhäusern, 3) Decken in Bürogebäuden, 4) Decken in gemischt genutzten Gebäuden

           Luftschalldämmung                                          gung der flankierenden Bauteile und gegebenen-
                                                                      falls über sonstige Nebenwege verwendet. Diese
           Für eine gute Luftschalldämmung von Bauteilen              verschiedenen Wege der Flankenübertragung sind
           sind die folgenden Punkte entscheidend:                    die Teile, die ausschließlich über die Bauteile erfol-
                                                                      gen.
           • Trennende Bauteile (Material, Dicke, Flächen-
              maße)
                                                                      Einschalige, biegesteife Bauteile
           • Flankierende Bauteile (Seitenwände, Decken, Est-
              riche, Beläge)                                          Einschalig sind Bauteile im akustischen Sinn, wenn
                                                                      sie über die ganze Dicke gleichphasig schwingen.
           • Anschlüsse (Wand/Decke, Wand/Wand, Dichtig-
                                                                      Dazu gehören Bauteile, die aus einem einheit-
             keit, Verzweigungsdämmung)
                                                                      lichen Baustoff, zum Beispiel Beton, Leichtbeton
           • Fugen (Form, Breite, Länge, Füllung, Elastizität,       und Porenbeton, aber auch Bauteile aus mehreren
             Dichtigkeit)                                             Schichten, wie Mauerwerk mit Putz, bestehen.
           • Öffnungen (Fenster, Türen, Kanäle, Schächte)
                                                                      Wichtig ist hier die flächenbezogene Masse (Flä-
           Für Anforderungen und Nachweise werden in                  chengewicht) und die Ausbildung der flankieren-
           DIN 4109 bewertete Schalldämmmaße für tren-                den Bauteile. Die flächenbezogene Masse steigt mit
           nende Bauteile einschließlich der Schallübertra-           dessen Dicke und der Rohdichte entsprechend an.

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