Geschäftsbericht 2019 - Nachbarschaftsheim Schöneberg
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www.nbhs.de Herausgegeben von Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. Nachbarschaftsheim Schöneberg Pflegerische Dienste gGmbH Holsteinische Straße 30 12161 Berlin www.nbhs.de Vorstand: Jürgen Kipp, Rosa Strobl-Zinner (stellvertretende Vorsitzende) Prof. Dr. Jutta Lukas (Schatzmeisterin) Annette Dreher, Pedro Elsbach, Havva Korkmaz, Nicolas Lindau, Dr. Ulrich Marenbach, Rainer Mohnhaupt Geschäftsführung e.V.: Karin Höhne, Franziska Lichtenstein Geschäftsführung Pflegerische Dienste gGmbH: Franziska Lichtenstein, Karen Lawerenz (Prokuristin) Redaktion: Jörg Niendorf, Simone Siwek Gestaltung: Labor für Gestaltung Schleßelmann GmbH | www.lfgberlin.de Titelfotos im Uhrzeigersinn: Ganztag Gemeinschaftsschule Friedenau, Foto: Jörg Farys Green Screen in der Kifrie Medienwerkstatt, Foto: Kifrie Fest der Nachbarn 2019, Foto: NBHS Ehrenamtliche Begleitung in der Pflege, Foto: Hospiz Schöneberg-Steglitz
Vorwort und Inhaltsverzeichnis 3 Liebe Mitglieder, liebe Kooperationspartner, liebe Das Thema Nachhaltigkeit wird uns als sozialen Träger auf vielen Ebenen weiter- Leserinnen und Leser, begleiten und beschäftigen, denn nur nachhaltig soziales Engagement kann es war im November 2013, als Pflegekräfte Doch auch soziale Arbeit nachhaltig zu ge- langfristig erfolgreich sein. Über einiges, des Nachbarschaftsheims innerhalb eines stalten und benötigte Angebote langfristig was wir bereits tun, berichten die Verant- Modellprojektes zum ersten Mal ihren Fuß aufrecht zu erhalten, braucht eine solide wortlichen aus den einzelnen Arbeitsbe- in ein Elektrofahrzeug setzten, um die Finanzierung. Besonders wichtig ist uns, reichen in diesem Jahresbericht. Elektromobilität in der häuslichen Pfle- unser bestehendes aber auch zukünftiges ge auf Alltagstauglichkeit zu testen. Die Personal angemessen zu vergüten. Oft- Wir laden Sie ein, sich mit dieser Broschü- Autos haben den Test bestanden und sind mals arbeiten viele von ihnen in ohnehin re einen Überblick über unsere Arbeit im nach wie vor im Einsatz. Unser Fuhrpark schlecht bezahlten Berufsfeldern, in de- letzten Jahr zu verschaffen, und bedanken ist seitdem um ein paar E-Bikes und ein nen lange Zeit keine oder nur sehr geringe uns herzlich für die gute und nachhaltige Lastenrad gewachsen. Nicht nur in ökolo- Tarifanpassungen stattgefunden haben. Zusammenarbeit. gischer Hinsicht war und ist Nachhaltigkeit Aus diesem Grund werden wir uns auch ein Thema, mit dem wir uns auf vielfältige weiterhin für eine bessere Bezahlung und Viel Freude beim Lesen wünschen Ihnen Weise beschäftigen; wichtig ist uns vor al- eine gesicherte, kostendeckende Finan- Karin Höhne und Franziska Lichtenstein lem eine soziale Nachhaltigkeit. Das spie- zierung der freien Träger einsetzen. gelt sich in der täglichen Arbeit in unseren Einrichtungen wider: durch das Schaffen Mitarbeiterbindung ist bedeutend für die von Gemeinschaft, durch Bildung, durch nachhaltige Kontinuität unserer Angebote Befähigung und das Ansetzen an den Stär- und so stand neben einer angemessenen ken und Potenzialen der Menschen. All Vergütung unserer Mitarbeitenden im letz- das sind für uns nachhaltige Grundlagen ten Jahr die Weiterentwicklung unseres für eine gelungene Teilhabe an der Gesell- Fortbildungsangebots im Fokus. In den schaft und ein selbstbestimmtes Leben. Mittelpunkt rückten in diesem Zusam- menhang die Leitungskräfte. Ein speziell In vielen unserer Einrichtungen und Pro- entwickeltes Pilotprojekt mit dem Ziel, Lei- jekte ist solides, längerfristig in die Zu- tungskräfte zu stärken, ihnen Handlungs- kunft wirkendes Arbeiten selbstverständ- sicherheit in ihren Aufgabenfeldern zu ge- lich. Da gibt es langjährige ehrenamtliche ben und sich mit den Werten des Trägers Kooperationen wie den Social Day, die seit auseinanderzusetzen, lud die Teilneh- 40 Jahren existierende Beratungsstelle für menden ein, sich auszutauschen und zu Karin Höhne Frauen aus dem arabischen Kulturkreis reflektieren. Wichtig war uns dabei, dass Franziska Lichtenstein oder kleinere ökologische Gartenprojekte, die Mitarbeitenden die Pilotschulung aktiv um nur einige zu nennen. Ein besonders mitgestalten. Die in einer abschließenden Geschäftsführerinnen schönes Beispiel sind hierfür unsere drei Evaluation zusammen getragenen Ergeb- Kitas, die an dem Bundesprojekt „Sprach- nisse sollen sich in zukünftigen Leitungs- Kitas“ teilnehmen. Sprache ist der Schlüs- kräfteschulungen wiederfinden. Es ergänzt sel zur Welt und in der vorschulischen unser umfangreiches Fortbildungspro- Bildung eine essenzielle Aufgabe – nicht gramm mit über 83 Angeboten für unsere selten kommen Kinder ohne ausreichende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sprachkenntnisse in die Kita. Speziell aus- gebildete Sprachkräfte, die über das Bun- desprogramm in den Einrichtungen tätig sind, unterstützen die Pädagoginnen und Inhaltsverzeichnis Pädagogen vor Ort, um so die bestmög- lichen Bedingungen für die sprachliche Aus den Bereichen Förderung zu schaffen. Auch nach Been- digung des Projektes profitieren die Erzie- Vereinsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 - 9 herinnen und Erzieher der Einrichtung von Ehrenamtliches Engagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 - 12 dem Input der Experten; sie verfügen über Stadtteilarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 - 21 ein umfangreiches Repertoire an fachli- Kinder- & Jugendarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 - 23 chen Fähigkeiten für die sprachliche För- Kindertagesstätten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 - 27 derung der Kinder. Kooperationen an Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 - 33 Das Nachbarschaftsheim Schöneberg ist Pflegerische Dienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 - 37 ein gemeinnütziger Träger und so ist es für Vormundschaften, Rechtliche Betreuung & Vorsorge . . . . . . . . . . . . . .38 - 39 uns selbstverständlich, verantwortungs- bewusst und sparsam mit den uns zugebil- Personelle & finanzielle Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 - 41 ligten finanziellen Mitteln zu haushalten. Organigramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4 Aus dem Verein Werbung für uns als Arbeitgeber, Foto: NBHS Die Rollen dauerhaft stärken Was tun wir, damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange Zeit im Nachbarschafts- heim arbeiten? Die Zahl der Schulungen und allgemeinen Fortbildungen steigt, weil das Interesse vieler Teams aus den Einrichtungen so hoch ist. Zentrales Anliegen ist auch die Entwicklung aller Leitungskräfte. Dazu startete ein Pilotprojekt. Die Neugierde und das Bedürfnis, sich weiter- rungsverhalten, aber auch um die Historie des Marika Louise Saridou zubilden, sind groß: Das ist ein sehr positiver NBHS und die damit einhergehenden Werte, Personalentwicklerin „Druck“ und Antrieb für das Personalwesen, die es ausmachen und die sich idealerweise den wir schon seit langem beobachten. Schu- im Führungshandeln abbilden lassen. Das Ziel lungen geben Sicherheit und Professionalität, der Schulung war es, Leitungskräfte zu entlas- fördern aber auch den Austausch und setzen ten und sie in ihrer Rolle zu stärken, Sicherheit ein neues Denken in Gang. Wir haben im Jahr in den Abläufen zu gewinnen und sich mit den Neue Fortbildungen 2019 2019 insgesamt 83 Fortbildungen angeboten, Werten des NBHS auseinander zu setzen. - „Stammtischparolen schlagfertig unter anderem zu Themen wie Kommunika- und überzeugend entkräften“ tion, IT, Sport und Gesundheit, Pädagogik Ein Gerüst aufbauen - „Islam, Islamismus und Muslim- für Kita und Ganztag, Pflege, Hygiene. Wie in feindlichkeit an Berliner Schulen“ jedem Jahr versuchten wir dabei, aktuelle Fra- Die Pilotgruppe, 15 Leitungen aus unterschied- - „Stehen verstehen: Stehen, gen aufzunehmen, die gesellschaftlich wichtig lichen Bereichen verschiedenen Alters und mit Heben, Tragen. Wie komme ich sind. Einige davon erhielten sogar ein beson- verschieden langer Betriebszugehörigkeit, ka- gesund durch den Arbeitsalltag“ ders positives Feedback aus dem Kollegium men an insgesamt sechs Terminen zusammen, - „Herausforderung: Verhaltens- (siehe links). um viel Input zu allen wichtigen Themen zu auffälligkeit“ - "Stärke statt (Ohn-)Macht" erhalten, aber auch um sich miteinander aus- Ebenso gute Noten gab es für die erstmals zutauschen und über Themen reflektieren zu durchgeführte Schulung speziell für die Lei- können. Sie waren eingeladen, den Prozess tungskräfte des Nachbarschaftsheims. Nun aktiv mit zu gestalten und in einem abschlie- endlich und nach längerer, intensiver Vorbe- ßenden Evaluationstermin jedes einzelne Mo- reitung (vgl. Geschäftsbericht 2018) startete dul auszuwerten und gemeinsam ein Gerüst für die Pilotphase. Es gibt im Nachbarschaftsheim eine Leitungskräfteschulung entstehen zu las- knapp 50 Einrichtungsleitungen, dies ist die sen, das zukünftig jede Leitungskraft im NBHS mittlere Führungsebene, für die diese Fortbil- durchlaufen wird. dung eigens konzipiert wurde. Ende Mai fand das erste zweitägige Modul statt: „Führen und Hier sind einige Stimmen dazu – Rückmeldun- Verantworten“. Darin ging es unter anderem gen von Teilnehmenden, die uns als verant- um die eigene Führungsrolle und das Füh- wortliches Organisationsteam sehr bestärken.
Personalwesen 5 „Leiten und Führen, das sind zwei Dinge” Sylvia Braband-Alkabir ist Leiterin der Fami- Ein Highlight war für Sylvia Braband-Alkabir lienpflege und arbeitet seit 30 Jahren im NBHS. das Modul „Wir im Stadtteil“, ein Kiezspa- Als sie gefragt wurde, ob sie am Piloten teil- ziergang durch Friedenau zu einigen unserer nehmen möchte, freute sie sich sehr, da sie Einrichtungen. „Es war so wertvoll, andere Be- es als Wertschätzung empfand, dass ihre Mei- reiche intensiver kennen zu lernen. Eine Gele- nung gefragt war und sie aktiv an der Gestal- genheit, die man sonst nicht hat. Einige Begeg- tung der Schulung mitwirken konnte. nungen davon sind absolut großartig, auch für die weitere Zusammenarbeit.“ Zunächst ging sie mit der Überzeugung in die Schulung, dass sie nach 30 Jahren Betriebs- Sehr zu schätzen weiß sie auch, dass die Ge- „Mitgestaltung ist eine zugehörigkeit eigentlich alles wissen müsse. schäftsführung mit anwesend war. Und was unschätzbare Form der Wert- Schnell wurde ihr klar, dass das ein Irrtum war. kann man selbst tun, um möglichst viel aus schätzung. Es ist so viel mehr Sie lernte nicht nur fachlich Neues, ihr wurde der Schulung zu ziehen? „Sich einlassen und wert als etwas Materielles, das auch klar, dass es hier um „etwas Wichtiges mitgestalten. Auch „alte“ Leitungen, die schon geht, nämlich darum, wie wir im NBHS leiten lange hier sind, sollten unbedingt teilnehmen. vergänglich ist.“ und führen“ – übrigens ein ganz wesentlicher Es öffnet mal wieder den Kopf.“ Unterschied, der bei der Schulung deutlich „Die Schulung hat eine Selbst- wurde. Die Teilnahme habe sich ganz besonders we- reflexion in Gang gesetzt.“ gen der Gruppe gelohnt. „...jede einzelne Per- Und so zog es sich durch alle Module hindurch: son war toll! Ich weiß nun, warum ich hier bin. Griseldis Schleicher, „Ein guter Mix aus Sachthemen und Themen, Wegen der tollen Menschen, die hier arbeiten, Leiterin Kita Vorbergstraße bei denen die eigene Perspektive gefragt war.“ die die gleiche Vorstellung von sozialer Arbeit seit 2004, nahm ebenfalls an Wichtig waren aus ihrer Sicht auch die immer und ein sehr ähnliches Menschenbild haben.“ der Schulung teil wiederkehrenden Reflexionsphasen, die zu einer Relativierung der eigenen Sichtweisen „Die Schulung hat dafür gesorgt, dass ich neu führten. „Es gab immer einen guten und gleich- erkannt habe, was mir mit den Jahren ein we- berechtigten Austausch. Jede einzelne Person nig abhandengekommen war. Es war wie eine hat etwas beigetragen.“ Bestätigung: Hier bin ich richtig!“ Blick auf den Träger geweitet Juliane Poy arbeitet seit 2016 in der Sozialsta- tion Friedenau und ist seit 2018 Pflegedienst- leiterin. Von der Schulung hat sie im Vorfeld durch ihre Bereichsleiterin erfahren. Sie äußer- te gleich, dass sie sehr gern mitmachen würde und war gespannt auf vertiefende Informatio- nen über die Geschichte des Nachbarschafts- heims. „Es ist gut, sich in den Grundsätzen des Feedback der Gruppe war gefragt. Foto: NBHS NBHS wieder zu finden, es stärkt die Identifika- tion mit dem Träger“, sagt sie. Zudem gab es viele wertvolle Informationen und Hilfestellun- Kiezspaziergang mit den Besuchen bei ver- gen, zum Beispiel über die Themen Finanzen schiedenen Einrichtungen stärkte das Gefühl und Personal. für das Große und Ganze. Aber was ihr, wie sie berichtet, am meisten Sie empfiehlt allen Teilnehmenden offen zu gebracht habe, war „das Drumherum“, also sein, ehrlich zu sein und sich nicht berieseln zu andere Kollegen kennen zu lernen und sich lassen „... und unbedingt Fragen zu stellen“. auszutauschen. „Es hat meinen Blick auf den Träger geöffnet, der sonst in meinem kleinen Universum der Sozialstation manchmal ab- handen gerät.“ Auch für sie war es sehr wert- voll, dass die Geschäftsführung dabei war. Es erstaunt nicht, dass Juliane Poy – wie vielen anderen – das Modul II am besten gefiel: Der
6 Aus dem Verein – Personalwesen Eine perfekte Start-Hilfe Fadia Teber hat gerade erst ihre Stelle als Kitaleiterin angetreten, da nimmt sie gleich an der speziellen Schulung für Führungskräfte teil: Eine besondere Einarbeitungszeit 50 wurde dies, wie sie hier berichtet. Einrichtungsleitungen Die ausgebildete Erzieherin ist zum Mai 2019 Werte und die Haltung des NBHS mit ihren ei- Unter anderem: als neue Leiterin der Kita Wielandstraße einge- genen Werten einhergehen. „Es muss authen- stellt worden, zuvor hatte sie bereits als Prak- tisch sein, damit ich als Führungskraft es so 25 tikantin und dann als Fachkraft im Nachbar- auch an mein Team weitergeben kann. Ich war schaftsheim gearbeitet. Bei ihrer Bewerbung sehr froh zu sehen, dass es tatsächlich so ist.“ an Kitas auf die Leitungsstelle äußerte sie den Wunsch, eine Weiterbildung für Leitungskräfte machen Besonders hat sich die Teilnahme aus Fadias 8 zu dürfen, um ihre neue Funktion bestmög- Sicht „wegen der Vernetzung mit anderen Be- lich ausfüllen zu können. Umso mehr freute reichen und Kollegen und Kolleginnen“ ge- an Ganztagsbetreuung sie sich, als sie die Nachricht bekam, dass sie lohnt. „Das war toll. Und es ist hilfreich zu wis- am Piloten teilnehmen darf. „Es war schön, mit sen, dass man sich bei bestimmten Themen an Schulen meinem Wunsch ernst genommen zu werden.“ bei ihnen Rat holen kann.“ 5 An die Schulung hatte sie die Erwartung, fach- lichen Input zu erhalten und offene Fragen, Was nimmt sie noch mit? „Sehr viel. Ich habe zum Beispiel gesehen, dass es eine Fehler- Pflegedienstleitungen vor allem im Bereich Personal und Finanzen, freundlichkeit gibt. Ich darf Dinge ohne Angst beantwortet zu bekommen. Ebenso war es ihr zu haben ansprechen.“ wichtig zu erfahren, ob die kommunizierten Erfolgreiche Botschaften Fachkräfte für sich gewinnen: Wie wir auf dem Berlin-Tag, der größten Messe im Bildungsbereich, eine neue Kollegin gefunden haben. Beim Berlin-Tag, der zwei Mal im Jahr statt- steller-Verzeichnis an und stellte fest, dass findet, sind meist um die 70 Schulen vor Ort, selbstverständlich auch wir vertreten sind. Sie dazu ebenso viele Träger von Kitas, Schulbe- hatte sich perfekt vorbereitet und eine ausge- treuungen und der Jugendhilfe. Sie stellen sich druckte Initiativbewerbung dabei, die sie uns Beratung auf der Messe, Foto: NBHS und ihre Arbeit vor, informieren und beraten am Messestand aushändigte. Wie der Zufall es Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterin- wollte, war eine Stelle in der Schulsozialarbeit nen und Sozialarbeiter sowie am Quereinstieg zu besetzen. Da es ihr durchaus wichtig war, Interessierte über ihre Arbeit, freie Stellen oder eine Stelle im NBHS zu bekommen, gestand 2 Berlin-Tage Qualifizierungsmaßnahmen. sie im Nachhinein, doch ein wenig nervös ge- Das NBHS war auf der Bildungs- wesen zu sein – was man ihr keineswegs an- messe im März und im September Anisa Knoch kam an den Stand des Nachbar- merkte. präsent schaftsheims, nun ist sie seit Dezember 2019 als Schulsozialarbeiterin an der Anna-Essinger- Ihren positiven Eindruck von der Begegnung 24 Einstellungen Schule beschäftigt. Vorher war sie in der Ju- auf der Messe übertraf der nächste Kontakt gendhilfe und arbeitete mit sog. Systemspren- sogar nochmals. Sie erhielt die Einladung zum Die interne Aktion „Mitarbeitende gern. Dann wurde sie schwanger und ging in Vorstellungsgespräch, das sie mit fünf (!?) Per- werben Mitarbeitende“ hatte so Elternzeit. Als Mutter einer kleinen Tochter war sonen (Fachberatung, Bereichsleitung, Schul- viele Vertragsabschlüsse zur Folge. es ihr nicht mehr möglich, in ihren alten Job zu- leitung und zwei Kollegen aus der Schule) führ- Dafür wurden insgesamt 7.500 Euro an Prämie ausgezahlt rückzugehen, da ihre Arbeit in der Jugendhilfe te. Trotz der großen Runde empfand sie es als ein hohes Maß an Flexibilität von ihr verlangte sehr angenehm und auf Augenhöhe. Auf die – nicht nur was die Arbeitszeiten betraf. Zusage musste sie ein wenig warten. Als die aber kam, war Anisa glücklich und freute sich Das Nachbarschaftsheim kennt sie – selbst auf den Einstieg. eine Schönebergerin – schon sehr lange. Als Studentin ergab es sich, dass sie als Honorar- Und der Berlin-Tag? Den empfand sie als sehr kraft an der Anna-Essinger-Schule verschiede- voll. Kein Wunder bei ca. 4000 Besuchern. Un- ne AGs anbieten konnte. Das NBHS war auch seren Stand wiederum beurteilte sie als sehr im Anschluss stets präsent. professionell und den Austausch mit uns als freundlich und zugewandt. Ihr Besuch hat sich Die Info, dass es den Berlin-Tag gibt, kam von für beide Seiten gelohnt! einem Bekannten. Anisa schaute sich das Aus-
Fotos: Gebäudemanagement NBHS Gebäudemanagement 7 Die Hand-in-Hand-Profis Neueinstellungen 2019 - ein Gärtner Das Nachbarschaftsheim hat erneut an vielen Standorten die Bausubstanz seiner Ein- - ein Sanitärfachmann richtungen verbessern lassen – und dabei wieder bewiesen, wie effektiv und nach- - ein Auszubildender als Elektriker haltig es sein eigenes Haushandwerkerteam einzusetzen weiß. Dieser Bautrupp unter- stützt größere Arbeiten und die beauftragten Fachfirmen, so geht alles schneller. Wie Qualifizierungen von zum Beispiel in den Sommerferien 2019 in der Kita Am Kleistpark. Mitarbeitern - Ausbildereignungsprüfung Sämtliche Bodenbeläge und die abgehängten Deckenpaneele und entsorgte sie ordnungs- (ein Elektriker) Akustikdecken mussten in den Kitaräumen an gemäß. Nach der vollständigen Reinigung der - Schimmelseminar (zwei Maler) der Elßholzstraße in Schöneberg dringend aus- Räume begann die Bodenlegerfirma mit der - Kettensägen-Seminar getauscht werden, da einige der alten Bauteile Verlegung des neuen Linoleumbelages, die (drei Gärtner) als schadstoffbelastet galten. Schon im Jahr zu- Trockenbauer konnten zeitlich versetzt bereits - Fahrsicherheitstraining (alle) vor war dies im Bereich der Krippe geschehen. mit dem Einbau der abgehängten Akustik- decken starten. All dies geschah in enger Zu- Weiterentwicklung der sammenarbeit mit den Elektrikern des Haus- internen Kommunikation handwerkerteams, die sich um die Installation - Digitales Auftrags- und Freimel- des neuen Beleuchtungskonzeptes kümmern. dungsmanagement Parallel fingen die Maler des Haushandwerker- - Ausstattung aller mit Smartphone teams bereits an, die Wände neu zu streichen. und Handwerker-App Baumaßnahmen 2019 (Beispiele): Eine Umweltanalyse hatte zwar ergeben, dass - Parkplatzsanierung und Erneue- keine akuten Gesundheitsgefahren bestanden, rung der Zufahrtskontrolle Hort- eine baldige Sanierung war aber ratsam. Wie- Gebäude in der Rheinstraße - Digitalisierung einer Gefahren- der boten sich die Sommerferien und damit meldeanlage in einer Kita als die Schließzeit der Kita für die Arbeiten an. So Pilotprojekt wurde der zweite Sanierungsabschnitt, finan- - Optimierung der Küche Kita ziell gefördert im Rahmen des Kita-Ausbaupro- Stegerwaldstraße gramms des Landes Berlin, von Ende Juni bis - Anstricharbeiten Kita Karl-Schra- Anfang August 2019 in der Kita umgesetzt. Nach sechs Wochen intensiver Arbeit wurden der-Straße die Sanierungsarbeiten, einschl. des Wieder- - Austausch des Schotterbelages Von Beginn an war das Haushandwerkerteam einbaus des zwischengelagerten Mobiliars gegen Allwetterbodenbelag am schnellen und möglichst reibungslosen Ab- durch das Haushandwerkerteam, fertiggestellt Bolzplatz Kita Riemenschneide- lauf beteiligt. Schon als Vorleistung der eigent- – und wieder einmal hatten Firmen und die weg lichen Arbeiten haben unsere Mitarbeiter die Mitarbeiter des Haushandwerkerteams sehr - Sanierungen und Instandhaltun- gen durch das Haushandwerker- Räume von losem und feststehendem Mobiliar erfolgreich Hand in Hand zusammengearbei- team: Maler-, Fliesen-, Tischler-, freigeräumt, sie lagerten alles in gemieteten tet, ganz gemäß dem Kosten- und Terminrah- Elektro-, Bodenbelags- und Materialcontainern zwischen. Eine Spezialfir- men. Am 5.08.2019 wurden die frisch sanier- Gartenarbeiten in diversen Ein- ma entfernte dann aus allen Räumen – außer ten Räume einem sehr zufriedenen Kita-Team richtungen den Sanitärräumen – die Bodenbeläge und die zur Wiederinbetriebnahme übergeben.
8 Aus dem Verein – Finanzwesen Nachhaltige soziale Arbeit braucht eine solide finan- zierte Verwaltung Eine wesentliche Grundlage dafür, unsere Angebote am Bedarf der Menschen orientiert, verlässlich und nachhaltig zu gestalten, ist eine solide, berechenbare Finanzierung. Je- des Projekt und jede Einrichtung soll kostendeckend arbeiten können. Gemeinsam mit anderen Stadtteilzentren machen wir uns für Verbesserungen stark. Als gemeinnütziger sozialer Träger steht im Mit- - Zuwendungen als Festbetragsfinanzierungen telpunkt unseres Handelns, unsere Satzungs- ausgereicht werden und nicht als Fehlbe- zwecke zu verwirklichen: das gesundheitliche darfsfinanzierungen; das heißt, ohne dass und soziale Wohlbefinden der Bevölkerung Eigenmittel eingebracht werden müssen zu fördern – durch Bildung, Kultur, Erziehung, Freizeitgestaltung, die Förderung der Selbst- - in allen Zuwendungen und Kostenblättern hilfe und des bürgerschaftlichen Engagements Anpassungen der Vergütungen und Sachkos- sowie durch soziale Dienste. tenerhöhungen und sonstige investive Kos- ten berücksichtigt werden und tatsächliche Franziska Lichtenstein Das setzt neben einem für uns selbstverständ- Personalkosten, wie z.B. für Köche und Haus- Geschäftsführerin lichen verantwortungsvollen, sparsamen, wirtschafter, auch als Personalkosten Berück- wirtschaftlichen und zweckentsprechenden sichtigung finden Umgang mit den Mitteln und einer finanziel- len Unabhängigkeit gegenüber Dritten auch - alle Zuwendungsgeber die bereitgestellten voraus, dass wir uns auf allen Ebenen für eine Mittel des Senats auch tatsächlich weiterge- auskömmliche Finanzierung einsetzen. ben Gleichzeitig hängen die Arbeit unserer Ein- - in den Kostenblättern alle anfallenden Kosten richtungen und Projekte und deren Nutzen für berücksichtig werden, wie die tatsächlichen die Menschen in den Stadtteilen maßgeblich Mietkosten und Instandhaltungssaufwen- von unseren Mitarbeitenden ab. Der Einsatz dungen in den Kitas qualifizierter, zugewandter und engagierter Mitarbeitender setzt unter anderem voraus, - in den Finanzierungen Risiken und Wagnisse dass sie eine Perspektive und Planungssicher- berücksichtigt werden heit haben und, dass sie angemessen vergü- tet werden können. Uns ist es wichtig, unsere - alle Versicherungskosten und Beiträge (wie Mitarbeitenden, die gesellschaftlich wichtige für die Mitgliedschaft in einem Wohlfahrtsver- Aufgaben übernehmen und in der Regel in oh- band) im Zuwendungsbereich anerkannt und nehin schlechter vergüteten Berufsfeldern (Er- refinanziert sind und auch Bestandteil in den ziehung, Pflege, Soziale Arbeit) tätig sind, an- Kostenblättern Kitas und Ganztagsbetreuung gemessen und möglichst entsprechend der sind Mitarbeitenden, die diese Aufgaben im Öffent- lichen Dienst wahrnehmen, zu vergüten. Diese Voraussetzungen sind in vielen Finanzie- rungen und Zuwendungen nicht gegeben. Die Deshalb haben wir uns gefreut, dass sich bei Gründe dafür sind vielfältig und betreffen auf- der Verabschiedung des Berliner Doppelhaus- grund der unterschiedlichen Felder, in denen haltes 2018/2019 verschiedene politische wir tätig sind, verschiedene Senatsverwaltun- Parteien im Abgeordnetenhaus maßgeblich für gen, Kostenträger und Zuwendungsgeber. Mit diese Tarifangleichung bei den freien Trägern ihnen versuchten wir insbesondere 2019 ins eingesetzt haben. Gespräch zu gehen und auch mit Schreiben an die zuständigen Verwaltungen und Fachpoliti- Leider hat dieser gute Vorsatz in der Praxis ker auf die notwendigen Voraussetzungen und noch nicht dazu geführt, dass unsere Mitarbei- den Gesprächsbedarf aufmerksam zu machen. tenden entsprechend des Tarifvertrages der Länder (TV-L) vergütet werden konnten. Die Vo- Vor allem geht es um die Projekte, die durch raussetzung dafür ist, dass jedes Projekt und Zuwendungen vom Land Berlin oder den Bezir- jede Einrichtung kostendeckend arbeiten kön- ken finanziert werden. nen muss und das ist nur zu erreichen, wenn: Insbesondere dort haben wir uns, teilweise - die Verwaltungskosten refinanziert sind, im auch zusammen mit dem Verband für sozial- Zuwendungsbereich idealerweise in Form kulturelle Arbeit (VskA) und dem Paritätischen einer Pauschale, um eine aufwendige Nach- Wohlfahrtsverband Berlin, für eine kosten- weisführung zu vermeiden deckende Finanzierung der Gemeinkosten (Verwaltungskosten) eingesetzt. Die entspre-
Vereinsmeldungen 9 chenden Kosten betragen entsprechend der Somit setzen wir uns auch weiterhin für eine Kalkulationen verschiedener Träger 12 Prozent. kostendeckende Finanzierung und die Tarif- In der Praxis finanzieren die Zuwendungsgeber anpassung bei den freien Trägern ein, um die häufig weniger als die Hälfte dieses Betrages. Bedingungen zu schaffen, ausreichend quali- Das führt zu einer Unterdeckung, die die nach- fizierte und engagierte Mitarbeitende finden haltige Fortführung von Angeboten und Projek- und binden zu können, um die für die Nachbar- ten gefährdet. schaft und Stadt gesellschaftlich wichtigen Auf- gaben weiterhin in guter Qualität übernehmen An vielen Stellen wurde unser Anliegen wohl- zu können. wollend aufgenommen, wesentliche Verände- rungen sind aber noch nicht spürbar. Sozialarbeit in New York City Zwei Cura-Mitarbeiterinnen erhiel- ten auf einer Studienreise span- nende Einblicke in die soziale Ar- beit der Megacity New York. Dabei lobten Anna Müller, Sozialarbeite- rin im Cura Vormundschaftsverein, und Dorothee von Wachsmann, Juristin im Cura Betreuungsverein, besonders die teils emotionalen Begegnungen und Gespräche mit Klient*innen von zwei Projekten. Im Fachprogramm der Reise, or- ganisiert vom Paritätischen Wohl- fahrtsverband Berlin, standen sol- che Kontakte vor Ort im Mittelpunkt – und natürlich ebenso Gespräche mit amerikanischen Kolleginnen und Kollegen aus Sozialberufen. Sie schilderten ihre pragmatische Herangehensweisen an ihre Auf- gaben. Zum Jahresende eine besondere Mission Dass wir gut zusammen arbeiten können, das haben wir vielfach festgestellt – ständig beweisen wir es aufs Neue in unserem Alltag in der Verwaltung und Geschäftsführung im Nachbarschafts- haus in der Holsteinischen Straße. Aber wie sieht es eigentlich mit dem gemeinsamen Lösen von Rätseln aus? Das haben die Kolleginnen der 2. Etage aus der H30 in diesem Jahr auf der Weih- nachtsfeier ausprobiert – und auch das klappt sehr gut und hat großen Spaß gemacht. In drei Teams aufgeteilt, haben wir in einem Escaperoom knifflige Rätsel gelöst und das alles mit etwas Zeitdruck, nämlich innerhalb einer Stunde. Beim gemeinsamen Essen im Anschluss gab es viel zu erzählen. Teilen statt Besitzen – so läuft’s Ein freies Lastenrad „fLotte“ für die Nachbarn. Nachhaltige und umweltfreundliche Mobilitätsfor- men sind wichtiger denn je, daher nutzen einige Einrichtungen des Nachbarschaftsheims mittler- weile auch Lasten oder Elektro-Fahrräder (teilweise etwa die Haushandwerker oder auch die am- bulanten Pfleger/innen). Und noch einen Beitrag haben wir, nämlich ein Transportmittel für alle: In Kooperation mit Partnern haben wir nun die Möglichkeit, kostenfrei unser "Jever" Lastenrad zur Verfügung zu stellen. Wir erhoffen uns dadurch mehr Flexibilität an Fortbewegung. "Belastet das Rad – entlastet die Umwelt“. Informationen: jeverneun.nbhs.de/angebote-fuer-die-nachbarschaft
10 Ehrenamtliches Engagement Empfang beim Ehrenamtsfest 2019, Foto: B. Lüders Teilhabe leben Verantwortung übernehmen und anderen Menschen Partizipation ermöglichen, das sind oft die Motive von ehrenamtlichem Engagement. Viele neue Ehrenamtliche sind auch 2019 wieder zu uns gestoßen – und besonders viele unserer langjährigen Enga- gierten erhielten offizielle Wertschätzungen und Ehrungen ihrer Arbeit.. In den 80 sozialen Einrichtungen von Nachbar- Bei einer feierlichen Verleihung im Roten Rat- schaftsheim und Pflegerischen Diensten waren haus am 5. Dezember wurde Ute-Maria Beese mehr als 1650 Ehrenamtliche aktiv: Menschen, für ihr langjähriges und außergewöhnliches die helfen, verändern, bewegen, gestalten, ak- Engagement durch das Land Berlin mit der tiv sind und Verantwortung für sich und ande- Ehrennadel ausgezeichnet. Frau Dr. Ute-Maria re übernehmen. Etwa 300 davon engagierten Beese begleitet und unterstützt seit 20 Jahren sich seit bereits fünf Jahren und länger. Gerade beim Cura Betreuungsverein in Steglitz-Zehlen- diese Tatsache sollte im Sommer 2019 wieder dorf ihre Betreuten dabei, ein möglichst selbst- Vivian Monteiro einmal eine besondere Aufmerksamkeit und bestimmtes Leben zu führen und setzt sich mit Copertino Würdigung erhalten: Wie alle zwei Jahre üblich viel Herz und Fachlichkeit für die Teilhabe von fand ein Ehrenamtsfest statt, geplant und or- Menschen mit Unterstützungsbedarf ein. Aber Koordinatorin ganisiert von der Koordination Ehrenamt sowie auch in anderen, vielfältigen Engagementfel- Ehrenamtliches Engagement den Kolleginnen und Kollegen der AG Ehrenamt dern begleitet sie Menschen mit Beeinträchti- (s.u.). gungen. Auch freuten wir uns, dass zwei langjährig En- Im Rahmen eines Empfangs im Rathaus Schö- gagierte, die uns mit ihrem außergewöhnlichen neberg am 17. Mai erhielt Herr Eckhard Mechow Einsatz sogar schon seit mehreren Jahrzehnten für sein langjähriges Engagement in der Ta- unterstützen, vom Land Berlin die Ehrennadel gespflege auf der Schöneberger Insel die Ver- für besonderes soziales Engagement erhielten. dienstmedaille des Bezirks Tempelhof-Schöne- berg. Herr Mechow unterstützt und bereichert Inge Schoubyé, die 2019 ihren 90. Geburtstag seit 9 Jahren das dortige Team, er hilft bei bei feierte, leistet im Theater der Erfahrungen seit der Betreuung der Gäste. Am 01.11. erhielten 33 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe Harald Kothe, Heike Riedel und Horst Rade- älterer Menschen. Die Goldene Nadel nebst macher vom Bezirk die Ehrenamtskarte, und Urkunde überreichte ihr Alexander Fischer, zwar im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Staatssekretär für Arbeit und Soziales, am 22. Schöneberg als Zeichen des Danks und der Mai im Roten Rathaus. Inge Schoubyés Einsatz Wertschätzung für ihr vielfältiges und wertvol- im und für das Theater ist außergewöhnlich, les Engagement in der Kontaktstelle PflegeEn- sie versetzt die Zuschauenden immer wieder in gagement. Erstaunen.
Ehrenamtliches Engagement 11 Ein Erfolg von Dauer: Social Days Viele Unternehmen und mittelständische Fir- men, die sich ihrer sozialen Verantwortung als „Wirtschaftsbürger“ bewusst sind, engagieren sich zunehmend für soziale Organisationen und motivieren ihre Mitarbeitenden mitzuma- chen. So brachten sich auch in diesem Jahr wieder einige Unternehmen im Rahmen von Social Days in unseren Einrichtungen und Pro- jekten ein. Mitarbeitende der Firma planet.com packten gemeinsam am 30. August in der Kita und im Jugend- und Familienzentrum JeverNeun or- dentlich an, damit Erwachsene und Kinder wie- gelände und die Räume der Einrichtung auf der in angenehm gestalteten Räumen arbeiten Vordermann zu bringen. Am 16. August gin- und spielen können. Das Team strich die drei gen 14 Mitarbeitende von ISG ausnahmsweise Räume der Dino Gruppe in der Kita und den nicht ins Büro, sondern auf das Gelände in Wi- großen Seminarraum im Jugend- und Familien- mersdorf, um kräftig anzupacken (Foto oben). zentrum, in dem sich Selbsthilfegruppen und Am 09.10. kamen sogar 30 Mitarbeitende von zum Beispiel zwei Gruppen von Näherinnen Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland mit dem treffen. Organisiert wurde die Aktion von dem gleichen Anliegen (Foto rechts). Die Stiftung Projekt „Ich bin ein Stadtteil“. Gute Tat vermittelte die Einsätze. In der Jever Neun engagierte sich in diesem Jahr Im Rahmen ihrer Zupack-Tage bauten, sägten, auch ein Team von ImmobilienScout24. Acht sortierten, räumten, harkten, strichen und wer- Fotos: NBHS Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter renovierten kelten die Helferinnen und Helfer beider Teams am 14.09. binnen eines Arbeitstages den Flur jeweils einen ganzen Tag lang – begleitet von im Untergeschoss zu Ende und schlossen die den oft neugierigen Blicken der Kinder. Am Arbeiten im großen Saal im Erdgeschoss des Hühnergehege wollte etwa das ISG-Team ge- Hauses ab. ImmobilienScout24 engagiert sich rade die Fläche begradigen, damit der Hühner- bereits das dritte Jahr in Folge in einer unserer stall eben stehen kann – und schon fragten die Einrichtungen. Schülerinnen und Schüler, was sie da täten, fast als hätten sie Angst, dass man die Hühner Und auch auf dem Abenteuerspielplatz Spira- wegschaffen will. „Wir schaffen nur mehr Platz le engagierten sich in diesem Jahr gleich zwei für die Tiere“, war die Antwort. Das stellte die Unternehmen, um das 3000 qm große Außen- Kinder natürlich sofort zufrieden. 1.661 ehrenamtlich Mitarbeitende im Nachbarschaftsheim Schöneberg, davon: Pflege, Selbst- und Nachbarschaftshilfe weiblich 226 69,5% 26,7% Cura Betreuung & Vormundschaften männlich Sozialkulturelle Arbeit 232 998 Altersverteilung Kinder- & Jugendeinrichtungen davon bestallte 284 12% > 70 11% < 40 Vormünder: 79 15,6% 40-49 60-69 31,8% 29,1% 50-59
12 Ehrenamtliches Engagement heims auf der MS Alexander von Humboldt der Stern + Kreis Schiffahrt auf eine Rundtour durch die Berliner Innenstadt. Sonnige Schiffstour mit 128 Engagierten Vom Anleger am Märkischen Ufer ging es über die Mühlendammschleuse durch das Nikolai- viertel, am Humboldt-Forum vorbei, entlang des Reichstags, des Bundeskanzleramts und des Hauses der Kulturen der Welt, vom Hum- boldthafen zum Hafen Treptow, über die El- senbrücke, Treptowers, Oberbaumbrücke und zurück. Begleitet wurde die Fahrt von Herrn Jür- gen Karwelat, Mitglied der Berliner Geschichts- werkstatt, der mit viel Humor und Fachkunde die Strecke historisch kommentierte. Wie wichtig bürgerschaftliches Engagement für das Nachbarschaftsheim, aber auch für die Gesell- Foto: B. Lüders schaft sei, hob Jürgen Kipp, Mitglied des Vor- stands, in einer würdigenden Begrüßungsrede an die Gäste hervor. Bei leckerem Fingerfood und kühlen Getränken und später bei Kaffee und Kuchen, genossen die Gäste die Fahrt auf Ehrenamtsfest 2019 dem sonnigen Oberdeck sowie im klimatisier- ten Innenraum und nutzten die Gelegenheit, Um uns bei unseren langjährig Engagierten für sich rege auszutauschen. Gegen Ende der Ver- die wertvolle Unterstützung und Bereicherung anstaltung gab es für die ehrenamtlich Enga- zu bedanken, luden wir in diesem Jahr zu einer gierten noch eine kleine süße Überraschung, festlichen Schiffsfahrt ein. um den gemeinsamen Nachmittag abzurun- den: Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Bei schönstem Spätsommerwetter ging es am Mitarbeiter überreichten ihnen als Dankeschön 17.08. mit ca. 20 hauptamtlichen Mitarbeite- kleine Konfektkästchen mit einer „königlichen rinnen und Mitarbeitern und insgesamt 128 Selektion“ der Berliner Marzipanmanufaktur ehrenamtlich Engagierten des Nachbarschafts- Ohde. Start für neues Projekt „Engage- 148 ment & Teilhabe” ihre Grenzen und beschreiben dies als eine be- sonders herausfordernde Problemstellung der Ehrenamtliche haben 2019 Zukunft. ihr Engagement begonnen Freiwilliges Engagement ist ein Schlüsselfaktor zur gesellschaftlichen Teilhabe und Inklusion. Ein Thema, dem wir uns gemeinsam mit der Le- 300 Gute Beispiele dafür, wie Menschen mit Be- einträchtigungen im Engagement eingebunden benshilfe Berlin und der Stiftung GuteTat stellen möchten. So fiel im Juli diesen Jahres nach einer engagieren sich seit fünf werden und sich mit ihren Fähigkeiten einbrin- längeren Planungs- und Antragsphase endlich Jahren oder länger im NBHS gen können, gibt es im Nachbarschaftsheim der Startschuss für das „Netzwerk Engagement Schöneberg schon länger. Menschen mit Unter- und Teilhabe“. Das durch die AKTION Mensch stützungsbedarf ist es jedoch häufig nur schwer für eine Laufzeit von drei Jahren bewilligte und möglich, sich im Rahmen derzeit bestehender finanzierte Kooperationsprojekt hat das lang- Engagementstrukturen zu beteiligen und sich fristige Ziel, nachhaltige Engagementstruktu- für andere zu engagieren. Der Bedarf an in- ren für Menschen mit Unterstützungsbedarf tensiver Beratung und Begleitung, fehlende in Tempelhof-Schöneberg zu schaffen. Die ge- Informationen in leichter Sprache über Engage- meinsame Projektidee geht davon aus, dass mentmöglichkeiten oder die Einstellung der Ge- vorhandene Engagementstrukturen wie z.B. im sellschaft gegenüber Menschen, die einen Hilfe- Nachbarschaftsheim und perspektivisch weite- bedarf haben sind nur einige der Barrieren, die rer Organisationen im Bezirk so verändert und den Zugang zum Engagement erschweren. Frei- gestaltet werden können, dass auch Menschen willigenagenturen und Einsatzstellen stoßen mit Beeinträchtigungen sich selbstverständlich dabei aufgrund fehlender Ressourcen häufig an im Rahmen dieser engagieren können.
Fest der Nachbarn, Fotos: Hanne Voget-Berkenkamp Stadtteilarbeit 13 Beständig nach vorne gewandt Die Nachbarschaftsarbeit im Nachbarschaftshaus Friedenau zeichnet sich durch hohe Kontinuität und Beständigkeit aus. Die Kontakte, die zwischen den Teilnehmenden in den Gruppen und Kursen entstehen, werden auch außerhalb des Nachbarschaftshauses gepflegt und wirken einer Vereinsamung der Menschen entgegen. So gibt es Kurse und Gruppen, die sich inzwischen zehn Jahre und länger treffen. Der Konzertchor Friedenau zum Beispiel ist ein Um Teilhabe ging es uns auch in unserer Arbeit Alexandra Schibath solches Angebot, das über die Jahre zu einem 2019 wieder verstärkt. Um solche Strukturen Koordinatorin circa achtzigköpfigen Chor angewachsen ist weiter entstehen lassen zu können, hören die Stadtteilarbeit und Leiterin und mehr erfüllt als das bloße gemeinsame Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nachbar- Nachbarschaftshaus Singen einmal in der Woche. Hier geht es um schaftshauses Friedenau bei den Besuchenden gemeinsame Ziele, denen man sich stellt: der hin, was sie sich wünschen, bewerten Nach- Friedenau nächste Auftritt, das nächste Konzert. Dieses fragen nach Angeboten, die wir zu diesem Zeit- war 2019 mit dem Vorhaben, die Carmina Bu- punkt nicht bedienen können und entwickeln rana auf die Bühne zu bringen, besonders am- mit Interessierten, die uns ihre Ideen und ihr bitioniert gewählt. Bereits Ende 2018 wurden Knowhow anbieten, neue Formate. zusätzliche Sängerinnen und Sänger gecastet; und dann wurde Woche um Woche geprobt. Am Selbsthilfetreffpunkt Ende stand ein ausverkauftes Konzert, das so- wohl für die Mitwirkenden als auch für das Pub- likum ein großartiges Erlebnis war. 85 Gruppen und Initiativen in Doch nicht nur im „Großen“ steckt der Erfolg. Räumen des NBHS Auch eine kleine Gruppe wie unsere „Mitt- 1999 wochsgruppe“ steht für die langfristige Mög- lichkeit, unser Haus zu nutzen, um sich unter- einander in der Nachbarschaft zu stärken. Bei So kam es 2019 zu einer Zusammenarbeit des In diesem Jahr wird die dieser Gruppe weiß schon gar keiner mehr so Selbsthilfetreffpunkts mit zwei ausgebildeten erste Gruppe gegründet: eine richtig, seit wann sie sich eigentlich im Nach- Tänzerinnen, die ein Konzept entwickelt ha- barschaftshaus Friedenau trifft. Es sind nur we- ben, Menschen, die in ihrer Mobilität einge- Lachgruppe nige ältere Herrschaften, die sich einmal in der schränkt sind, in die Bewegung zu bringen. Mit Woche zum Unterhalten und Spielen treffen. tänzerischen Elementen, die sowohl sitzend Dabei wird jeder Geburtstag bedacht und die als auch stehend ausgeführt werden können, Jahresfeste werden miteinander gefeiert. Die werden Muskeln und Motorik trainiert. Nach Teilnehmenden halten untereinander Kontakt, umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit durch die wenn jemand krankheitsbedingt nicht kommen Mitarbeitenden des Selbsthilfetreffpunkts und kann oder holen sich gegenseitig ab und brin- die Honorarkräfte selbst fand Endes des Jahres gen auch wieder nach Haus, damit ein Grup- ein erstes Treffen von „Into Dance“ im Saal des penmitglied weiter teilhaben kann. Nachbarschaftshauses statt. Schon bei diesem
14 Stadtteilarbeit ersten Treffen kam zwanzig Frauen und Män- Insbesondere freuen wir uns darüber, wenn ner mit den unterschiedlichsten Erkrankungen, sich Gruppen so mit unserem Haus und der zum Teil auch im Rollstuhl, und wünschten sich Nachbarschaft verbunden fühlen, dass sie ger- Kontaktstelle danach auf jeden Fall mehr davon. Der Kolle- ne auch wieder etwas „zurückgeben“ möchten. PflegeEngagement gin des Selbsthilfetreffpunkts gelang es, im So geschehen 2019 zum Fest der Nachbarn, bei Gespräch mit dem Vertreter der Krankenkasse dem ein Mitglied der Origamigruppe, ehren- 3 das notwendige Geld für die Honorare zu ak- quirieren, so dass das Angebot 2020 monatlich amtlich seine Fertigkeiten an Besuchende wei- tergegeben hat (Foto links). Die vielen Ehren- Mitarbeitende durchgeführt werden sollte. Im Vordergrund amtlichen des Nachbarschaftscafés sorgten an 2 Standorten steht bei diesem Selbsthilfeangebot nicht die am Kuchenbuffet und beim Waffeln backen für Krankheit, sondern die Bewegung, und es kann das leibliche Wohl, eine ehemalige Kollegin 40 auch von gesunden Menschen genutzt werden. und inzwischen ehrenamtlich Engagierte do- kumentierte das Fest fotografisch. Nutzerinnen Um diese Verbindung geht es in der Nachbar- von unserem Kooperationspartner „Eltern be- aktive Ehrenamtliche schaftsarbeit: „Wie bringen wir Menschen, die raten Eltern“ lasen ehrenamtlich in einer Jurte, sich sonst nicht begegnet wären, in Kontakt, die sie im Garten des Nachbarschaftshauses 17 um sich im Idealfall auch außerhalb unseres Hauses zu unterstützen oder um zumindest für aufgebaut hatten, Kindern vor, und zwei Teil- nehmerinnen aus Selbsthilfegruppen, die sich neu in 2019 unterschiedliche Gruppen sensibilisiert(er) zu regelmäßig in unserem Haus in einer Gruppe sein?“ treffen, beglückten ganz kurzfristig und überra- 14 Ein Beispiel hierfür ist im Rahmen der Kontakt- schend als Clowninnen die kleinen und großen Gäste (Foto S. 13). im Besuchsdienst stelle Pflegeengagement entstanden. Ende 2018 hat die Kollegin ganz offen alle ins Nach- Eine erfolgreiche Weiterentwicklung eines be- 26 barschaftscafé eingeladen, die sich keiner fes- ten, thematisch gebundenen Gruppe anschlie- stehenden Angebots ist im Rahmen unserer Technikhilfe für Seniorinnen und Senioren im in Nachbarschaftsinitiativen ßen wollten, aber dennoch Kontakt suchten. Umgang mit PC, Smartphone & Co. gelungen. oder Gruppen Hieraus ist 2019 eine stabile Nachbarschafts- Bereits an anderem Ort hatte ein Nachbar be- gruppe entstanden, die sowohl von der Kolle- gonnen, älteren Menschen Hilfe im Umgang mit gin als auch von Ehrenamtlichen koordiniert ihrem Smartphone oder Laptop zu geben. Als er wird. Es waren von Anfang an pflegende Ange- das vor vielen Jahren schon an diesem Ort nicht fortführen konnte, meldete er sich bei uns im Nachbarschaftshaus. Sehr gerne hatten wir das im Rahmen des Treffpunkts Nachbarschaft als Angebot aufgenommen und stellten bald fest, dass die Nachfrage riesig war, so dass es immer lange Wartelisten für einen Termin gab. 2019 nahmen das die Kolleginnen aus dem Projekt Lebendige Nachbarschaft und aus der Kontakt- stelle Pflegeengagement an unserem Standort im Stadtteiltreff „Der Nachbar“ auf. Gemeinsam mit dem etablierten Ehrenamtlichen und mit jungen Freiwilligen mit Migrationshintergrund, zum Teil auch mit Fluchtgeschichte, unterstüt- zen sie nun als ganzes Ehrenamtsteam Senio- rinnen und Senioren im „Technikc@fé“. Fest der Nachbarn, Foto: NBHS Der Frage, wie wir Zielgruppen besser errei- chen können, die noch nicht so häufig unsere Angebote nutzen, sind wir in den vergangenen Jahren bereits nachgegangen. 2019 führten die gewonnenen Erkenntnisse dazu, dass wir zum einen eine Broschüre mit den Angeboten der Stadtteilarbeit im Nachbarschaftshaus Frie- denau in einfacher Sprache erstellt haben. Zum anderen haben wir die Seite der Selbsthilfe- hörige dabei, die schon Angebote der Kontakt- kontaktstelle auf der Homepage des Nachbar- stelle Pflegeengagement nutzten sowie kranke schaftsheim Schöneberg e.V. barrierefrei(er) und/oder von Einsamkeit Bedrohte, aber auch gestaltet. Möglich war das über die Zuwendun- Ehrenamtliche und andere Personen. Im Laufe gen aus dem Land Berlin sowie über Gelder der der Zeit ergab sich nach vielen Treffen, Ausflü- Sparkasse. Fertiggestellt wurden sowohl die gen, Spielen und Gesprächen, dass auch weite- Broschüre als auch die Homepage 2020. re Gruppenmitglieder Angehörige pflegen.
Stadtteilarbeit 15 Kultur-Café 22 Veranstaltungen 1.500 Gäste 100 Ausgelassene Nachbarinnen und Nachbarn bei „Friedenau tanzt“ Foto: Henryk Weiffenbach Tanz um die Fragen der Gesellschaft „Wann bin ich schön?“ Das fragte das junge Ensemble Chaotic limbs company (Foto) an einem beeindruckenden Abend im Kultur-Café – und hinterfragte, ja berührte viele Phänome- ne unserer Zeit. Es ging um Bodyshaming und Schönheitskult. Gleich mit zwei gesellschafts- politischen Produktionen war die Kompagnie im Jahr 2019 zu Gast im Nachbarschaftshaus. Ganz typisch war diese Wahl für das Angebot des Kultur-Cafés, denn Themen von politischer Relevanz und Aktualität finden sehr häufig Eingang. Gemeinsam mit der Koordinatorin gestal- Stadtteilzeitung ten Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft das Programm. Zum Nachdenken und Diskutieren luden manche Termine ein. Gretchen Dutschke, die Witwe 10 von Rudi Dutschke, las aus ihrem Buch mit dem Titel „1968 – worauf wir stolz sein können“. Ausgaben der Stadtteil- Auch jüngere Menschen waren zu der Lesung gekommen und diskutierten über den Vergleich zeitung erschienen 2019 mit Fridays for Future und den Zielen der damaligen Zeit. Diese Ziele und was von ihnen geblie- ben ist, waren auch Thema bei der Filmvorführung des Dokumentarfilms „Bist du Beatles oder Stones“ und der anschließenden Diskussion mit dem Regisseur und Grimme-Preisträger Wolf- gang Ettlich sowie Teilen des Film-Casts: So entstand ein vielschichtiges Generationenporträt. Andere Kulturabende behandelten Krieg, Flucht und Solidarität, sei es mittels der Musik, wie es der Gewerkschaftschor „IG Peng“ bot, oder anhand von persönlichen Textdokumenten und literarischen Auszügen („Was der Krieg uns übrig lässt“). Ein besonderer Gast war der Bestsellerautor Feridun Zaimoglu, der aus seinem Buch „Die Ge- schichte der Frau“, und ungewöhnlich-Literarisches bescherte das Übersetzerduo Andreas Jandl und Frank Sievers. Anhand des Buches „Alte Wege“ beleuchteten sie nämlich einmal die Besonderheiten und Schwierigkeiten beim Übersetzen. Dies war wieder einmal eine gelunge- ne Kooperation mit der Buchhandlung Thaer. Mit dem Kissenkonzert feierte ein neues Format Premiere. In Kooperation mit der Selbsthilfe- kontaktstelle gab es keine Stühle, sondern Kissen und Matratzen im Saal, um ein anderes Konzerterleben zu ermöglichen. Ein eigens zusammengestelltes Programm (Martina Gebhardt Seit 2003 bringt eine ehrenamtliche Trio) mit leisen Tönen sorgte für eine ganz besondere Stimmung. Musik aus vielen Kulturkrei- Redaktion die Zeitung unter dem sen stehen ohnehin immer auf dem Programm. Diesmal reichte das Konzertspektrum von ei- Dach des NBH heraus. Die Ausgaben nem Trio für israelische Musik über den Friedenauer Nachbarn, der ein ehemaliger Solocellist bieten Berichte aus Friedenau, Schö- neberg und Steglitz: Kiezgeschich- der Berliner Symphoniker ist, bis hin zum Großaufgebot von Blasmusikern. Auch in diesem ten, Portraits, Lokalpolitisches, Kul- Jahr war die VHS Tempelhof-Schöneberg mit der Abschlusspräsentation der Chansongruppe turkalender, Neues von Initiativen „Kaktusblüten“ zu Gast. und Vereinen.
16 Stadtteilarbeit – Theater der Erfahrungen Von Pausenspielen und Alarmstufen Inzwischen ist das Theater der Erfahrungen 39 Jahre alt geworden, also in den besten Jahren, ein vielarmiges Gebilde, das lokal, gesamtstädtisch und international unter- wegs ist. Im Kern geht es immer noch wie schon vor fast 40 Jahren darum, gemeinsam mit älteren Menschen spannende Programme zu entwickeln und damit lebendige Ge- spräche sowie motivierende Begegnungen auszulösen – bürgerschaftliches Engage- ment im Kreativ-Bereich. Eva Bittner Theater der Erfahrungen im Kern … OstSchwung: Die Gruppe war mit diversen Auf- führungen des Demenzstückes „Eine andere Die Bunten Zellen: Im Mai ging die langersehn- Welt” und natürlich mit dem neuen Programm te Premiere der Gruppe an den Start. Mit ihrem „Alarmstufe ALT” unterwegs. Von Spandau neuen Programm „Pausenspiele - Mola Oyun- bis Hellersdorf, von Hohenschönhausen bis lar”, das diesmal mit viel Choreographie und Lichtenrade präsentierten und diskutierten die Musik arbeitet, nehmen sie sich das Thema ehrenamtlichen Spieler_innen mit ihrem Pub- Pause in seinen vielen Variationen vor: von der likum die schwierigen und vergnüglichen The- Schulpause über die Beziehungspause bis hin men des Älterwerdens. Prof. Johanna Kaiser zur ganz großen letzten Pause. Leiterinnen Theater der Erfahrungen Gruppe OstSchwung mit Alarmstufe ALT, Foto: TdE Eine Klein-Gruppe zeigte weiterhin „Linaman- no und die alten Freunde” in diversen Kitas, die Gruppe Vergissmeinnicht war mit „Rock For Ever” gut unterwegs, die beiden Workshops Gruppe Bunte Zellen mit Pausenspiele - Mola Graue Stars und Grüne Stars waren bestens Oyunlar, Foto: Kerstin Junge frequentiert und die überregionalen Nach- wuchsgruppen der Kreativen Potenziale des Spätzünder: Rund drei Jahre lang konnten sie Alters gastierten mit ihren Programmen immer ihre Revue „Eine Frau wird erst schön in der wieder im Rahmen des Heimspiels im Nachbar- Küche” nicht mehr aufführen, aber nun end- schaftshaus Friedenau. lich, nach Umbesetzungen und vielen Proben, wirbeln die Spätzünder als nicht immer so harmlose Feen Schlager schmetternd um ihre Küchenzeile, im Februar ging es mit diversen Aufführungen wieder los. Linnamanno und die alten Freunde, Mitmachthea- ter für KITA-Kinder, Foto: TdE … und in der Nachbarschaft Im September feierten wir mit unseren direkten Nachbarn – Kifrie-MusikEtage und Kinder- und Jugendzentrum VD 13 – das schon fast traditio- nelle Sommerfest „Kultur auf’m Damm”. Jung Eine Frau wird erst schön in der Küche der Alten- und Alt machten gemeinsam Musik, verkleide- schauspielgruppe Spätzünder, Foto: Beate Hänsel ten, fotografierten und vergnügten sich in Haus und Garten.
Stadtteilarbeit TdE 17 Laut und lustig ging es auch in den Herbstfe- Kochen, Malen, Trommeln, Theaterspiel oder rien zu. Gemeinsam mit der Kifrie-MusikEtage Spazieren durch den Kiez ausprobieren konn- wurde ein fünftägiger Workshop für Ältere und ten und möglicherweise danach beschlossen, Kinder, Menschen mit und ohne Beeinträchti- sich dauerhafter in einer der Berliner Kreativ- gung angeboten. Unter dem Motto Finde dein Gruppen zu engagieren. eigenes Tempo wurde gemeinsam Musik und Theater gemacht und zum Abschluss eine klei- Im Juni machte sich eine kleine Abordnung ne Vorführung für Freunde und Angehörige prä- aus den Gruppen OstSchwung, Bunte Zellen sentiert. und Spätzünder nach Dänemark auf, um dort an einem internationalen Senioren-Camp teil- Auf Landpartie ging das Theater der Erfahrun- zunehmen. Eine bunte Mischung älterer Men- gen ab Juli alle zwei Wochen, um in Gerswal- schen aus Schweden, Belgien, Dänemark und de/Brandenburg eine neue Theatergruppe von Deutschland setzten sich fünf Tage lang mittels älteren Menschen zu initiieren. Ehrenamtliche Musik, Farben, Bewegung und Theater mit der Spieler_innen der Bunten Zellen machten sich nordischen Küstenlandschaft, mit Grenzen und immer wieder freitags auf den Weg und nun Gemeinsamkeiten auseinander - sehr berei- KulturEtage Sommerfest am Vorarl- gibt es den Gerswalder Spielmut, der bald auf chernd und zukunftsträchtig. berger Damm eine erste Premiere zusteuert. Im September hatte die Theater- und-Hospiz- Gruppe die große Ehre, mit dem Programm „Bertha, stirb endlich!“ zum Jubiläum des Hospizvereins in Brig / Schweiz eingeladen zu werden. Die Aufführung vor 400 Gästen war ein riesiger Höhepunkt in der bisherigen Theater- geschichte, die Begeisterung der Zuschauen- den kannte keine Grenzen und ließ alle Betei- ligten beseligt wieder nach Berlin reisen. Ein intergenerativer und inklusiver TheaterWorkshop in den Herbstfe- rien 2019 Projekt Alt trifft Jung, Foto: Manfred Zimmermann Einen besonderen Abschluss im November fanden wir mit einem gesamtstädtischen Pro- jekt, das ganz im Zeichen von Alt trifft Jung stand. In fünf Stadtteilzentren taten sich Al- Theater der Erfahrungen tenschauspielgruppen mit Kindern und Ju- 52 gendlichen aus den Kiezen zusammen, um gemeinsam Szenen zum Thema Freundschaft zu erarbeiten. Diese ‘Theaterstückchen‘ wur- Spielerinnen und Spieler den zu einem großen Ganzen zusammengefügt betätigen sich in den drei und mit großem Erfolg im Nachbarschaftshaus Stammgruppen auf Friedenau präsentiert. Überbezirkliche Höhepunkte 53 Bertha, stirb endlich! eine Gemeinschaftsproduk- Veranstaltungen mit Im Januar gingen wir gleich in die ‚Vollen‘ und tion der Altenschauspielgruppe Spätzünder mit feierten mit „Tango & Techno” die 10-jährige Mitarbeiter_innen des Hospiz Schöneberg-Steg- Kooperation zwischen Theater der Erfahrungen und der Alice Salomon Hochschule Berlin und litz, Foto: Jörg Farys 3.435 damit 10 Jahre gemeinsame Arbeit und Aus- Hinter den Kulissen Zuschauerinnen und tausch von Alt und Jung. Am 17. Januar ging in Zuschauern Hellersdorf eine bunte Festveranstaltung mit …. blühten die Vorbereitungen für das im Jahre prominenten Redner_innen sowie spieleri- 2020 anstehende 40. Jubiläum von Theater der schen Einlagen von Studierenden gemeinsam Erfahrungen. In die Planungsphase ging ein mit älteren Menschen vom Theater der Erfah- großes Geburtstagsfest in der Ufa-Fabrik, die rungen über die Bühne. Eröffnung der Wanderausstellung „Rampen- licht statt Rückzug” im Nachbarschaftshaus Im April ging es mit dem „13. KREATIV-TAG, Friedenau, die Premiere der neuen Theater- diesmal ein wenig anders!” im Nachbar- Hospiz-Produktion Ex und Hopp(s), ein Fachtag schaftshaus Urbanstraße weiter. Eingeladen in der Alice Salomon Hochschule Berlin sowie wurden zu diesem niedrigschwelligen Ange- die erneute Präsentation des Musicals „Altes bot junge wie ältere Menschen, die sich beim Eisen”.
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