Handelsimmobilien Report - Rohmert-Medien
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Ci es | Center | Developments Handelsimmobilien Report Liebe Leser, Nr. 335 vom 04.12.2020 Kostenlos per E-Mail - ISSN 1860‐6369 in Zeiten der Covid-19-Pandemie lernt der Bürger viel Neues, bei- spielsweise auch, dass ein bis zwei qm Verkaufsfläche mehr oder we- Inhaltsverzeichnis niger in einem Geschäft bei der Eindämmung der Infektionszahlen einen Unterschied machen. In Läden mit bis zu 800 qm darf seit Editorial 1 1. Dezember jeweils ein Kunde pro 10 qm eingelassen werden, bei Geschäften ab 801 qm nur noch ein Kunde je 20 qm. Nach Adam Rie- Die neue Zukunft: Handelslagen 2 se darf der Kundenandrang in kleinen Läden somit also doppelt so müssen neu gedacht werden hoch sein wie auf größeren Einzelhandelsflächen, die im Fall der Kauf- Lockdown light: Hilfe durch die 6 und Warenhäuser in die zig-Tausende gehen und sich auf verschiede- Bundesregierung gibt Hoffnung ne Etagen verteilen, was eine beachtliche Entzerrung ermöglicht. Die Kritik des Handelsverbands Deutschland (HDE), dass es für diese Creditreform: Weniger Schulden, 10 Unterscheidung keinen „sachlichen Grund“ gibt, was ja stimmt, ist in aber auch weniger Konsum der Gesamtbetrachtung aber geschenkt. Seit der Novelle von § 11,3 OVG Münster: Keine Sonntags- 12 Baunutzungsverordnung vor 34 Jahren wissen wir, dass 800 qm Ver- öffnung im Advent für NRW kaufsfläche (dahinter stehen 1 200 qm Geschossfläche) für Deutsch- lands Planungsbehörden und Politiker eine „magische Zahl“ sind. Ge- GRR Group: Gute Position im 15 schäfte bis 800 qm sind klein, passen in die Stadtzentren und ver- harten Wettbewerbsumfeld drängen niemanden, so das Credo. Haben die Märkte mehr als 800 qm, vor allem, wenn sie am Stadtrand sind, dann entfalten sie einen Panattoni Europe: Vorsichtiger 17 Verdrängungswettbewerb auf Orts- und Stadtkerne sowie Nachbarge- Optimismus für 2021 meinden, so die gängigen Vorurteile. Nachnutzung von Warenhäusern: 18 Es gibt zwar inzwischen Studien, die belegen, dass die Größe eines Vieles spricht für Mischnutzung Einzelhandelsmarktes allein nicht maßgeblich dafür ist, ob er andere Anbieter verdrängt, aber diese Erkenntnis ist an vielen Politikern bis- Bundeskartellamt: Thalia und 22 lang abgeprallt. Bei der Corona-Schutzverordnung geht es offenbar Osiander dürfen kooperieren auch weniger um harte Fakten als um weiche Faktoren. Damit Gastro- nomie, Freizeit- und Kultur nicht das Gefühl haben, sie würden die Neue Studie: Bewertung von über 23 Last alleine tragen, wurde beim Einzelhandel am 25. November nach- 200 Einkaufsstraßen justiert. Mit Blick auf die zu befürchtenden wirtschaftlichen Folgen im Impressum 23 Weihnachtsgeschäft für die Branche, die bislang nicht als Corona-Hot- Spot aufgefallen ist, ist damit aber niemandem geholfen. Mehr Dogma als ökonomische Vernunft stand offensichtlich auch hin- Partner des HandelsimmobilienReport ter dem Eilantrag beim OVG Münster, mit dem die Gewerkschaft Verdi in NRW die Öffnung der Geschäfte an den Adventssonntagen verhin- dert hat (Seite 12). Angesichts der schwierigen Lage in Teilen des innerstädtischen Einzelhandels und mit Blick auf die Tatsache, dass immer mehr online bestellt wird, hätten sicherlich viele Beschäftigte auch gerne sonntags gearbeitet, um den Verkauf zu steigern und ihre Arbeitsplätze zu sichern. Aber das ist nicht Gewerkschaftsideologie. Die Beispiele zeigen anschaulich, dass dogmatisches Denken aus der Vergangenheit hinderlich ist, wenn zur Bekämpfung einer Pandemie und zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Existenzen kreative und ziel- gerichtete Lösungen notwendig sind. Dr. Ruth Vierbuchen Chefredakteurin
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 Marktbericht Immobilienklima bleibt auf seinem Tiefststand Nachdem das Immobilien- klima im Spätsommer eine Erholung zeigte, brach der Index im Okto- ber um 4,9% ein. Im No- vember hat sich mit der 155. Befragung von Exper- ten aus der Immobilien- branche für das Deutsche Hypo Immobilienklimas Mischobjekt. Quelle: FMZ Tor zu Stadt in Eisenach, May & Co. Holding GmbH, Ax5 architekten nun eine - wenn auch leichte - Stabilisierung der Die neue Zukunft des Einzelhandels Stimmungslage ergeben. Somit stagniert der Wert Handelslagen müssen neu gedacht werden aktuell bei 69,4 Punkten. Vor allem das Ertragsklima Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ trug mit +3,8% auf 66,1 Die zweite Welle der Corona-Pandemie in den Herbst- und Wintermonaten in Verbin- Punkte zur Stabilisierung dung mit den gesellschaftlichen Beschränkungen stellt einige Handelsbranchen, viele bei. Das Investmentklima sackte um -3,4% auf 72,7 Innenstädte und Einkaufszentren vor große Ungewissheit. Doch die genaue Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen bietet die Chance, die Zukunft weiter aktiv zu gestalten, wie Kaufland anhand seiner fünf Thesen für die Zukunft des Handels und der Handelsimmobilien herausgearbeitet hat. Handelsimmobilien Report Früher siedelte sich in den klassischen Innenstädten alles an, was zum Einzelhandel gehörte: das Lebensmittelhandwerk, mit Einführung der Selbstbedienung auch der Besuchen Sie uns Supermarkt, der Bekleidungs- und Schuhhandel, der Schuster, der Schneider, die auch auf unserer Reinigung, der Elektrohändler, der Buchhändler, das Schreibwarengeschäft und der Uhren- Schmuckhändler. Und mittendrin noch Büros und Wohnungen. Homepage: Mit zunehmendem Wohlstand, der Technisierung, Standardisierung und Globalisie- www.hi-report.de rung wurden die Sortimente und der Flächenbedarf größer und der Platz knapp und teuer. Die Lebensmittelmärkte zogen ab den 1970er-Jahren auf die grüne Wiese, Punkte ab. Dabei konnte einige Branchen starben – teilweise mangels Nachfolger - aus. das Büroklima nach länge- Das kostensparende Massengeschäft beförderte die Überproduktion und die Expansi- rer rückläufiger Entwick- on der Filialisten und damit das gleichförmige Bild der Einkaufsstraßen wie auch der lung erstmals wieder einen Einkaufszentren, die aber dank Mischkalkulation immerhin noch Bäcker, Supermärkte Zuwachs von 0,7% auf 64,2 Punkte erreichen. und Gastronomie ansiedeln können. In diesem Umfeld nutzen die jüngeren Konsu- Auch das Wohnklima legte menten vermehrt die Chance, der Gleichförmigkeit durch den Einkauf im Internet zu um 0,2% auf 134,1 Punkte entrinnen. Stationäre Geschäfte wie im Mode-Handel spüren die Online-Konkurrenz zu und das Logistikklima und das Warenüberangebot schon lange – viele verkleinern das Filialnetz. konnte mit +2,5% auf In Verbindung mit der europaweit überdurchschnittlichen Verkaufsflächenausstat- 141,9 Punkte seinen Spit- zenplatz behalten. Das tung pro Kopf in Deutschland wird der Flächenüberhang in einigen Einzelhandelsla- Handelsklima weist ei- gen sichtbar. Die Zwangsschließung der klassischen Nonfood-Händler in den Innen- nen Rückgang von 3,7% städten und den Einkaufszentren im Zuge der Pandemie-Bekämpfung hat zahlreiche auf 31,9 Punkte auf. Ho- Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten oder gar in die Insolvenz getrieben und telimmobilien kämpfen den Strukturwandel beschleunigt. Mieter gehen verloren und neue Mieter, die für dagegen mit einem anhal- Belebung sorgen sollten wie die Gastronomie, stehen besonders unter Druck. tenden Vertrauensverlust und verzeichnen einen „Handelslagen müssen neu gedacht werden“, schreibt vor diesem Hintergrund Ange- Rückgang von 16,8% auf lus Bernreuther, Head of Investor Relationship Management von Kaufland nur noch 13,9 Punkte. in der neuen Studie „Fünf Thesen für die neue Zukunft des Handels“. Das glei- 2
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 che gelte auch für die alten Handelsimmobilien, die oft vom ewig gleichen Einerlei hin zu kreativen, Standortspe- nicht mehr geeignet seien, für die heutigen Ansprüche an zifischen Konzepten verändern werden, „die in Kombina- die Flexibilität der Gebäude – von der Architektur vieler tion mit innovativen Filialisten das Einkaufserlebnis für Immobilien, die nach dem Krieg schnell wieder hochgezo- den Kunden interessanter machen“ werden. Dabei gibt es gen wurden, ganz zu schweigen. aus seiner Sicht heute nicht mehr den einen Frequenzan- ker, sondern die attraktiv gestaltete Fußgängerzone an So heißt es denn auch in These 1 der Studie, „dass Revi- sich, etwa mit kleinen grünen Ruhe- und Kommunikati- talisierungen bei Handelsim m obilien stark zuneh- onszonen und lokal geprägten Nischenkonzepten, die men werden“. Dieser Trend wird durch die Corona- immer bedeutsamer werden. bedingte Notlage vieler Städte, die etwa durch die Schlie- ßung von Karstadt- oder Kaufhofhäusern zusätzlich unter Wichtig bei der Suche nach den Lösungen für die Innen- Druck geraten, nun beschleunigt. Vor diesem Hintergrund städte sind für Heese dabei auch die Gespräche der Kom- fordert Iris Schöberl, u.a. Vorsitzende des Handelsaus- munen mit den Investoren. Dass die Innenstädte ge- schusses beim ZIA (Zentralen I m m obilien Aus- stärkt werden müssten, ist den Kommunen nach seiner schuss), dass in der öffentlichen Diskussion und in der Beobachtung durchaus klar. Und Stephanie Baden, Exe- Politik „ergebnisoffen über neue Wege und Konzepte der cutive Director ULI Germany, Austria, Switzerland, Immobiliennutzung im Allgemeinen und der Innenstadt- ergänzt, dass „Corona die Städte dazu zwingt, die Le- gestaltung im Speziellen nachgedacht“ werden muss. bensqualität zu schaffen, die alle Menschen brauchen“. Dem Quartiersmanagement und den Business Improve- Als wichtige Ergänzung zum klassischen Einzelhandel ment Districts (BI D) k om m t in diesem K ontex t ei- sieht Heese „den Erlebniseinkauf, Food & Beverage, Ver- ne größere Bedeutung zu, da laut Schöberl damit eine sorgung und touristische wie kulturelle Publikumsmagne- erfolgreiche Neuausrichtung von Handelszentren und In- ten“, wobei aus seiner Sicht auch dem Lebensmittelhan- nenstädten steht und fällt. del, der von der Corona-Krise profitiert, auf Grund seiner Anpassungsfähigkeit in punkto Größe, Sortiment und Re- Gleichwohl bleibt Lars Heese, Managing Director der Re- gionalität eine wichtige Rolle zukommt. devco Services Deutschland GmbH, zuversichtlich, dass die Einkaufslagen ihre Bedeutung behalten und sich Bei der Neukonzeption der Städte geht es laut Schöberl Alles auf Grün? Nachhaltigkeit öffnet Handels- immobilien die Türen in die Zukunft. MEC Der FMZ Report 2020. Von Brancheninsidern für Brancheninsider. Go Green Vol. 8 mec-cm.com 3
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 aber auch darum, „die Monostruktur des Konsums“ aufzubrechen, das heißt, dass die Marktbericht zentralen Lagen nicht allein von Einzelhandel geprägt werden, sondern andere Nutzun- gen wie Wohnen, Kultur, Freizeit, Gastronomie und Büros für Leben sorgen, wenn die Ifo-Geschäftsklima Geschäfte geschlossen sind – eine Strategie gegen die Verödung der Einkaufslagen. In sinkt im November der Kaufland-Studie heißt es deshalb in These 2, dass die Bedeutung von „Mixed Use Immobilien mit Handelsanteilen“ deutlich steigen wird. Die Stimmung in deutschen Chefetagen hat sich ver- Die Monostruktur des Konsums aufbrechen schlechtert. Der ifo Ge- schäftsklimaindex ist im Denn die Immobilienwirtschaft muss mit Blick auf die Verknappung und die deutlich gestiegenen Baukosten das begrenzte Gut Boden heute möglichst effektiv nutzen, wie es in der Studie weiter heißt. Das „Overstoring“ bei Nonfood-Flächen bietet in den In- nenstädten Potenzial für weitere Ansiedlungen, zumal das Interesse der Investoren am Anlage-Produkt „Mixed-Use-Immobilie“ wächst und weiter anhalten wird. In diesem Kontext geht Henrike Waldburg, Head of Investmentmanagement Retail bei Union Investment Real Estate, im Um k ehrschluss davon aus, dass Handel- simmobilien bei Multi-Asset-Immobilien auch weiterhin Bedeutung für Immobilieninves- November auf 90,7 Punkte gesunken, nach 92,5 Punk- ten (saisonbereinigt korri- giert) im Oktober. Grund für den Rückgang war vor al- lem die deutlich pessimisti- schere Erwartung der Unter- nehmen. Aber auch die ak- tuelle Lage bewerteten sie weniger gut. Die zweite Corona-Welle hat die Erho- lung der deutschen Wirt- schaft demnach unterbro- chen. Der Lichtblick ist der- zeit das verarbeitende Ge- werbe. Hier hat sich das Einkaufen und Arbeiten in den Königsbau Passagen. Foto: ECE Geschäftsklima verbessert, weil die Unternehmen die toren haben werden – „wenngleich sich die Gewichtung der unterschiedlichen Handel- aktuelle Lage deutlich bes- simmobilienarten verschieben dürfte“. Denn gerade in Corona-Zeiten sind die verschie- ser beurteilen. Die Auftrags- denen Handelsbranchen unterschiedlich erfolgreich. eingänge stiegen, wenn auch langsamer als im Vor- Bei Shopping-Centern steht das Thema Erneuerung unter der Headline „Placemaking“. monat. Der Ausblick fiel Das heißt nach den Worten von Alexander Otto, CEO der ECE, dass „die Erweiterung aber weniger optimistisch der Shopping-Center um zusätzliche Nutzungsformen wie Hotels, Wohnen und Büros aus. Im Handel hat sich das im Gebäude oder im direkten Umfeld immer wichtiger werden, weil so eine gegenseiti- Geschäftsklima verschlech- ge Aufwertung und Stärkung stattfinden kann.“ Das Stichwort heißt: Entwicklung der tert. Die Unternehmen wa- zuvor reinen Handelsstandorte zu „lebendigen Stadtquartieren“. Die ECE prüft derzeit ren mit der aktuellen Lage an einigen Standorten, wie solche ergänzenden Nutzungen wie Wohnen, Büros oder weniger zufrieden. Auch die auch Fitness-Studios und Freizeitvergnügen angesiedelt werden können. Erwartungen trübten sich merklich ein. Insbesondere die Einzelhändler berichte- Ohne Digitalisierung geht es nicht mehr ten von deutlich weniger gut Genauso stark, wie der Corona-bedingte Druck auf die Innenstädte, ist auch der Druck laufenden Geschäften. Im Bauhauptgewerbe hat der auf jeden stationären Einzelhändler, der während des Shutdowns nicht verkaufen Index leicht nachgegeben. konnte, weil er keinen Online-Vertrieb hatte. „Ein erfolgreicher stationärer Handel ist Während die Baufirmen ihre ohne Digitalisierungsstrategie nicht mehr zukunftsfähig“, sagt Christine Hager, u.a. aktuelle Lage etwas besser Vorstandsvorsitzende des German Council of Shopping Places (GCSP ). So als im Vormonat beurteilten, heißt es in These 3 der Kaufland-Studie auch, dass „die Digitalisierung Handelsimmobi- fielen die Erwartungen pes- lien noch stärker bestimmen wird“, da sie in allen Lebensbereichen voranschreiten wer- simistischer aus. de. Besonders betroffen: Der Nonfood-Handel. Deshalb geht es heute vor allem um die 4
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 neue Interaktion zwischen dem Kunden und dem Geschäft auf der Fläche: „Es geht um intelligente Besucherlenkung sowie um die digitale Positionierung eines Standorts, einer Immobilie gegenüber dem Kunden“, heißt es in der Studie. Deshalb sind die Digitalisierung und der Aufbau einer Onli- ne-Plattform und einer Omnichannel-Strategie auch ein großes Thema für die Shopping-Center-Branche mit ihren vielen Mietern aus dem Nonfood-Handel einschließlich klei- ner Fachhändler. Gerade auch kleinen Einzelhändlern ohne Online-Plattform bietet deshalb der Center-Spezialist ECE aus Hamburg laut Otto über die neue „Digital Mall“, die bereits in 50 der von ihr betriebenen Einkaufszentren implementiert ist, die Mög- lichkeit, die eigenen Produkte über einen Omnichannel- Kanal im Internet sichtbar zu machen. Im nächsten Schritt wird nun auch eine Auslieferung der Ware an die Kunden getestet. Die Zielrichtung ist klar: Die stationären Geschäfte werden künftig auch Lager sein und die Shopping-Center Logistik-Hubs für die Auslieferung. Die Vernetzung von On- line- und Offline-Aktivitäten wird auch nach der Beobach- tung des Chefs der ECE-Geschäftsführung von Kunden und Händlern immer stärker nachgefragt. Dass die „Nahversorgung zum wichtigsten Frequenzanker bei Handelsimmobilien“ wird, – wie es in These 4 heißt –, auch in Shopping-Centern - ist nach dem starken Wachs- tum der Branche in den vergangenen Jahren fast schon keine Neuigkeit mehr. Denn Nahrungsmittel, Getränke und Drogerieartikel sind unverzichtbare Basisversorgung, für die die Bundesbürger laut Kaufland-Studie etwa die Hälfte ihres verfügbaren Einkommens ausgeben. In Verbindung mit der starken stationären Präsenz des Lebensmittelhandels, hat es die Online-Konkurrenz zudem schwer, in diesem Markt Boden zu gewinnen. Deshalb dürf- te sich nichts daran ändern, dass die Nahversorger Fre- quenzanker bleiben oder werden – auch in Shopping- Centern – zumal die Branche in zentralen Lagen immer mehr nachverdichtet – selbst in den Innenstädten, die sie in den 1970er- und 1980er-Jahren verlassen hatte. Dass der durch drei trockene Sommer auch in unseren Breitengraden spürbare Klimawandel den Einzelhandel und die Handelsimmobilien berührt, ist inzwischen den meisten klar. Deshalb heißt es in These 5 der Studie auch, dass Nachhaltigkeitsthemen den Handelsimmobilienmarkt noch intensiver beeinflussen werden und Environment-Social- Governance (ESG) die Handlungsmaxime beschreibt. Bei Handelsimmobilien geht es dabei um den nachhaltigen Bau sowie den nachhaltigen Betrieb durch den Eigentümer und den Einzelhandel als Mieter. Für die Kommunen geht es darum, Flächen möglichst effizient und klimafreundlich zu gestalten. Auch wenn das Thema durch die Corona- Pandemie überlagert wird, so wird es doch als umfassende gesellschaftliche Herausforderung präsent bleiben. 5
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 Novembergeschäft im „Lockdown light“ Deals Hilfe durch die Bundesregierung gibt Hoffnung Habona erwirbt Portfolio mit sechs Nahversorgern Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ Die Frankfurter Habona Die Folgen des „Lockdown light“ in Deutschland seit Anfang November sind offenbar Invest-Gruppe hat sich für psychologischer Natur. Schon in der ersten Woche sackte die Frequenz in den Cities den für die Deka aufgeleg- ab, obwohl die Geschäfte des Einzelhandels offen waren. Eine Umfrage des Handels- ten offenen Immobilienspe- verbands Deutschland (HDE) unter 580 Einzelhändlern ergab, dass die Umsätze im zialfonds Habona Deutsche innerstädtischen Einzelhandel in der dritten Novemberwoche um ein Drittel unter Nahversorger (Inst.) von dem Vorjahresniveau lagen. Nun gibt die Zusage der Bundesregierung, den Einzel- der Carl Speer GmbH & Co. handel in die Nothilfen einzubeziehen, neue Hoffnung. KG, aus Haan im Rhein- land ein Portfolio aus sechs Nahversorgungsimmobilien mit einem Gesamtinvestiti- onsvolumen von über 19 Mio. Euro kaufvertraglich gesichert. Die Objekte mit zusammen etwa 9 000 qm Mietfläche und dem langfris- tigen Hauptmieter Netto befinden sich in Geesthacht und Hennstedt in Schleswig -Holstein, in Barth und Sundhagen in Mecklenburg- Vorpommern, in Beeskow in Brandenburg sowie in Raschau Markersbach in Sachsen. Nach den Worten von Hans Christian Schmidt Mode-Geschäfte prägen das Gesicht der Innenstädte. Foto: BTE FRICS, Geschäftsführer der Habona Invest Asset Ma- „Die Kunden kommen nicht mehr in gewohnter Zahl in die Stadtzentren“, musste nagement GmbH, liegen HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in seiner ersten Bilanz für die die Mietvertragslaufzeiten dritte Novemberwoche nach dem neuesten Shutdown, der sich in den Infektionszah- len noch nicht nachhaltig widerspiegelt, feststellen. Weniger Frequenz bedeutet auch weniger Umsatz. Das sei mit Blick auf das für viele Einzelhändler so wichtige, um- satzstarke Weihnachtsgeschäft durchaus existenzbedrohend. Nach der jüngsten Verlängerung des Lockdowns bis zum 20. Dezember sah sich der Verband denn auch veranlasst, seine Prognose für das Weihnachtsgeschäft 2020 anzupassen. Zwar hält Genth daran fest, dass der Umsatz in den Monaten November und Dezember bei 104 Mrd. Euro liegen wird, doch geht er davon aus, dass die Kun- bei durchschnittlich 12 Jah- den nun mehr Einkäufe etwa in der Größenordnung von 2 Mrd. Euro im Internet er- ren. In den nächsten Wo- ledigen werden. Diesen Eindruck bestätigt auch das IFH Köln in seinem jüngsten chen plant Habona weitere Corona Consumer Check: „Stationäre Geschäfte werden weniger besucht, die Verweildauer Ankäufe für den Spezial- in Innenstädten sinkt.“ fonds, der ein Gesamtin- Beim Bekleidungshandel lag der durchschnittliche Umsatz nach ersten Hochrechnun- vestitionsvolumen von gen im November sogar um 40% unter Vorjahresniveau wie HDE und BTE 350 Mio. Euro haben wird. (Bundesverband des Textileinzelhandels) unisono berichten. Vor diesem Hintergrund Der Käufer wurde bei der und mit Blick auf die Bedeutung der klassischen Innenstadtsortimente wie Beklei- Transaktion von der Kanzlei Bottermann Khorrami dungs- und Schuhhändler geht Axel Augustin, Sprecher des BTE noch einen rechtlich beraten, der Ver- Schritt weiter, wenn er feststellt, dass die nächsten Wochen darüber entscheiden käufer durch Könnecke würden, wie die Innenstädte und Einkaufszonen zukünftig aussehen werden. Naujok Rechtsanwälte Schon seit geraumer Zeit berichten die Immobilienberater, dass der Anteil des Mode- und Steuerberater. 6
46.000 m 2 HOTSPOT Oder anders ausgedrückt: ganz Berlin an einem Ort. Erfahren Sie mehr über die Neupositionierung der Potsdamer Platz Arkaden: www.ece.com/potsdamerplatz CREATING SPACE. INSPIRING PEOPLE.
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 handels an den Neuvermietungen immer weiter zurückgeht. Und die Gastronomie, Deals die diese Lücke zuletzt teilweise geschlossen hatte, steht als Hauptbetroffener auch des zweiten Lockdowns massiv unter Druck. Habona gewinnt Scope Award 2021 „Viele Modegeschäfte, Schuhläden und Kaufhäuser, die das Gesicht der Cities maß- geblich prägen, haben seit Anfang November hohe zweistellige Umsatzverluste erlit- Habona Invest mit Sitz in ten“, sagt Augustin. Hinzu kommt, dass die Erlöse dieser Branchen schon im gesam- Frankfurt/M. hat den Scope ten Jahresverlauf deutlich unter Vorjahresniveau blieben, also die Delle des ersten Award 2021 als Bester tiefgreifenden Shutdowns im Frühjahr bislang nicht ausgeglichen werden konnte. Asset Manager in der Ka- tegorie Retail Real Estate Dabei hat die Mode-Branche noch ein zu- Specialis“ gewonnen. Aus Foto: BTE sätzliches Problem durch die Produktion in 4 500 Fonds und mehr als Fernost und die damit einhergehenden in- 280 Assets Managern sowie ternationalen Lieferketten, die dazu führen, Zertifikatanbietern haben dass die Kollektionen mit langer Vorlaufzeit Scope Analysis und Han- geordert werden müssen. Laut Augustin delsblatt die besten An- haben die Geschäfte die Kollektionen für bieter und Manager mit dem die aktuelle Herbst/Winter-Saison schon Scope Award 2021 ausge- Anfang des Jahres 2020 bestellt – damals zeichnet. Der Preis für war die Corona-Pandemie noch ein chinesi- Habona würdigt die durch- sches Problem und damit sehr weit entfernt. weg erstklassigen Leistun- gen des Unternehmens in Umsatzausfälle durch den Shutdown zum Start der Frühjahrssaison und während des den vergangenen Jahren. Ostergeschäfts sowie der Nachfragerückgang der mit dem Wegfall vieler Geschäfts- Durch aktives Asset und termine und mit der Arbeit im Homeoffice einhergeht, waren nicht absehbar. „Die Property Management habe gültigen Kaufverträge konnten zwar vereinzelt angepasst werden“, so berichtet Au- Habona konsequent die gustin weiter, „grundsätzlich liegt aktuell im Bekleidungs-, Schuh- und Lederwaren- Wertsteigerungspotenziale handel aber zu viel Ware für die eingebrochene Nachfrage“. der Objekte genutzt und dadurch die Das erzeugt Lager- Ertragssitua- druck und damit tion der auf- steigenden Druck gelegten auf die Preise, denn Investment- Mode ist mit Blick fonds gesi- auf die aktuellen chert. Die Trends verderbliche Fokussie- Ware und modische rung des Unternehmens auf Pullis sowie Winter- den onlineresistenten und stiefel aus der krisenfesten Nahversor- gungsbereich hat sich in Herbst- / Wintersai- den vergangenen Monaten son sind im Früh- demnach erneut als weit- jahr, wenn die Pan- sichtig erwiesen. Wie Jo- demie hoffentlich hannes Palla, geschäfts- abgeflaut ist, kaum führender Gesellschafter noch zu verkaufen. der Frankfurter Habona So befürchtet der Gruppe, nach der digita- BTE-Sprecher nach len Preisverleihung fest- dem Lockdown im stellt, bestätigt diese Aus- Frühjahr nun die „zweite Horror-Saison in Folge“. zeichnung „unsere Philoso- phie und unsere seit vielen In Ergänzung zum Statement nach der ersten Novemberwoche unter Lockdown- Jahren hohe Leistung – das Bedingungen konstatierte Augustin, dass jeder Tag dem Modehandel bedingt durch macht uns stolz“. Aus seiner die Kosten weitere Verluste bringt und ihn weiter in die Verlustzone drückt. Und er Sicht spiegelt die Auszeich- warnte: „Wenn jetzt die Kunden nur noch online einkaufen, werden in vielen Ge- nung auch wider, wie sich schäften für immer die Lichter ausgehen und Geisterstädte zurücklassen.“ die Unternehmensgruppe für Anleger und Geschäfts- Vor diesem Hintergrund ist die Erleichterung im BTE sehr groß, dass die Bundesre- partner einsetzt. gierung der seit längerem gestellten Forderung des Handelsverbands HDE, auch den 8
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 innerstädtischen Einzelhandel schnell in die staatlichen Nothilfen für den November einzubeziehen, auch wenn die Branche nur mittelbar vom Shutdown betroffen ist, Deals Ende vergangener Woche nachgekommen ist. „Das sind gute Nachrichten für viele Hamburg: Das Cinemaxx durch die Corona-Krise und den Teil-Lockdown in ihrer Existenz gefährdeten Han- im Hamburger Quarree delsunternehmen in den Innenstädten“, so Genth erleichtert. Wandsbek hat mit dessen Eigentümer Union Invest- Seine Sorge war groß, dass zeitnah eine wichtige Schwelle überschritten werden ment den Mietvertrag für könnte, ab der viele Einzelhändler nicht mehr zu retten gewesen wären, wenn die die 3 450 qm große Fläche Politik nicht zeitnah mit Hilfsprogrammen eingegriffen hätte. Der Verband hatte sich vorzeitig um 15 Jahre ver- dafür stark gemacht, dass die Kriterien für die Hilfen so angepasst werden, dass längert und seine Verbun- auch Geschäfte, die nur indirekt von den Schließungen zur Eindämmung der Pande- denheit mit dem Standort. mie betroffen sind, erleichtert Überbrückungshilfen beantragen können. „Bei entspre- Im Zuge der Vertragsverlän- chenden Umsatzverlusten können somit auch Einzelhändler Hilfen bei der Deckung gerung sind im Frühjahr ihrer Betriebskosten erwarten“, teilt der HDE mit. 2021 auch Umbaumaßnah- men für das Kino geplant, Laut Genth gibt die Politik den Einzelhändlern damit in höchster Not das wichtige an denen sich Union Invest- Signal, dass die Regierung sie nicht im Regen stehen lasse. Doch es brauche in Zu- ment mit einem Baukosten- kunft noch mehr Unterstützung. Gleichzeitig begrüßte er auch die Entscheidung des zuschuss von 1,5 Mio. Euro Bundestags, 25 Mio. Euro für Konzepte zur Gestaltung der Zukunft der Innenstädte beteiligt. Mit Blick auf die bereitzustellen. Denn es sei nur mit vereinten Kräften möglich, den Handel und die schwierige Lage der Kino- Innenstädte erfolgreich in die Zeit nach der der Corona-Pandemie zu führen. Branche ist es Union Invest- ment laut Ralf Schaffuss, Der Hauptgeschäftsführer sieht „lebendige Innenstädte“ als einen gesamtgesell- Leiter Asset Management schaftlichen Wert. Jeder Euro, der in den Einzelhandel als Kernbranche der Stadtzen- Retail Deutschland wich- tren investiert werde, zahlt sich am Ende für alle aus. Zumal es sehr viel teurer sei, tig, Cinemaxx in der aktuell Innenstädte, die einmal verödet sind, wiederaufzubauen. Kurzfristig hofft der BTE, schwierigen Situation zu dass die Kunden in der Adventszeit doch noch verstärkt in die Cities kommen. unterstützen. 42.000 13 Vermietung m² vermietet Vermieter in 2019 22 660.000 Management Shopping Center m² Gesamtfläche im Management im Management IPH 5 160 Beratung Standorte Retail bundesweit Experten Werte entstehen dort, wo Immobilien funktionieren. Center Management Handelsimmobilien, die funktionieren – vom Genehmigungsverfahren bis zum Mietvertrag, vom Nutzungskonzept bis zur Nebenkostenabrechnung, von der Beratung Reinigung bis zur Rendite; vom Kiosk bis zur Shopping Mall. Von Deutschlands Vermietung & Verkauf Experten für Handelsimmobilien. 9 München • Hamburg • Berlin • Köln • Leipzig | www.iph-gruppe.de Wissen schafft Werte.
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 Creditreform: Zahlungsmoral in der Corona-Krise Deals Weniger Schulden, aber auch weniger Konsum MEAG erwirbt Rewe-Markt in Kassel Stefan Weber, Düsseldorf Die MEAG mit Sitz in Mün- Inkassounternehmen registrieren seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine für sie chen hat für ihren Immobi- überraschende Entwicklung: Die Zahlungsmoral der Verbraucher steigt und auch die lien-Spezialfonds MEAG Haltung zum Thema „Schulden machen“ verändert sich. Viele Menschen bemühen sich sehr viel ernsthafter als zuvor, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Zudem ist die Zahl derjenigen, die es grundsätzlich ablehnen, Schulden zu machen, zuletzt deutlich gestiegen. Im Ergebnis sinkt die Zahl der überschuldeten Privathaushalte in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge. Der von der Creditreform-Gruppe erstellte Schuldner Atlas registrierte zum Stichtag 1. Oktober 2020 eine Überschuldungsquote von 9,87%. Damit sind knapp 6,8 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nach- haltige Zahlungsstörungen auf – immerhin etwa 69 000 Personen weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Stark zurückgegangen ist vor allem die Zahl der Super Stores II einen in- „harten Überschuldungen“, also die Fälle, denen ein juristischer Sachverhalt wie ein nerstädtischen Rewe- Mahn- oder Vollstreckungsverfahren zugrunde liegt. Lebensmittelmarkt mit 4 160 qm in Kassel erworben. Die Adresse Westring 40-44 in Kassel zeichnet sich durch eine sehr gute innerstädti- sche, integrierte Lage sowie eine gute Verkehrsanbin- dung mit Pkw sowie ÖPNV aus. Das Objekt wurde 2005 erbaut. Die MEAG begrün- det ihre Entscheidung für den Markt mit seiner stabile Wettbewerbssituation, da Städte bei der Neuauswei- sung für Lebensmitteleinzel- händler im innerstädtischen Kernbereich zurückhaltend sind. Der Immobilien- Spezialfonds MEAG Super- Stores II mit Anlageschwer- punkt Fachmarktimmobilien hat ein Zielvolumen von 400 Mio. Euro. Die Inves- Für Handelsunternehmen ist das auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Sie erhiel- titionsstrategie zielt schwer- ten in den vergangenen Monaten häufig früher ihr Geld und konnten sich aufwändi- punktmäßig auf Mieter aus ge Mahn- und Inkasso-Verfahren sparen. Und dass, obwohl Schätzungen zufolge dem Lebensmittel- und etwa 14,7 Mio. Haushalte in Deutschland infolge der Corona-Pandemie weniger im Drogeriebereich sowie auf Baumärkte ab. Das Chance- Portemonnaie haben – als Folge von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder, bei Selbst- /Risikoprofil ist Core-Plus ständigen, fehlenden Aufträgen. mit Beimischung von Value Vor allem einkommensschwachen Haushalten, die häufig über keine großen finanzi- Add. Die angestrebte lau- ellen Reserven verfügen, ist trotz staatlicher Hilfen ein erheblicher Teil der Einkom- fende Ausschüttungsren- men weggebrochen. „Dennoch gelang es offensichtlich den meisten Verbrauchern, dite beträgt 5% p.a. im Überschuldung durch Konsumverzicht, Konsumzurückhaltung und ganz allgemein Durchschnitt. Die MEAG durch Ausgabenvorsicht zu vermeiden“, schreiben die Autoren des Schuldner Atlas. steht für das Vermögens- management von Munich Das ist die schlechte Nachricht für große Teile des Einzelhandels. Vor allem die Ge- Re und Ergo. schäftszahlen vieler Ladenbetreiber spiegeln die Konsumzurückhaltung, die sich viele 10
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 auferlegt haben. In manchen Fällen haben die Verbrau- Der Schuldner Atlas bilanziert: „Große Teile der nor- cher verfügbare Mittel seit März nicht ausgegeben, weil malerweise für Konsumzwecke zur Verfügung stehen- das nur eingeschränkt möglich war: Ladengeschäfte wa- den Geldbeträge der deutschen Verbraucher sind ren wochenlang geschlossen und zahlreiche Urlaubsziele nicht in den Konsumkreislauf gelangt und haben die wegen Reisebeschränkungen nicht erreichbar. „Zu einem durch Corona ausgelöste Krise verschärft.“ Auch Mitte anderen Teil“, so der Befund des Schuldner Atlas, Oktober gaben 56% der Verbraucher in einer von der „wurde das Geld nicht ausgegeben, da die Verbraucher Creditreform-Tochter Boniversum durchgeführten Be- ökonomisch schlechtere Zeiten befürchten.“ fragung an, krisenbedingt „weniger Geld auszuge- ben“. Hochgerechnet sind das 23,2 Mio. Haushalte. Beide Trends zusammengenommen erklären, warum Die am häufigsten genannten Sparziele waren die sich die Sparquote im zweiten Quartal dieses Jahres auf Positionen „Freizeit“ und „Urlaub“. Keine Abstriche gut 20% verdoppelte. Bis zum Jahresende wird sich die wollten die meisten dagegen bei den Warengruppen Ausgabenbereitschaft nach einer Prognose des Deut- „Tierbedarf“ und „Medikamente“ machen. schen Instituts für Wirtschaftsforschung (DI W ) Berlin zwar wieder ein wenig erhöhen. Dennoch erwar- Im nächsten Jahr wird sich die Überschuldungssituati- ten Experten für das Gesamtjahr 2020 eine Sparquote on der Verbraucher nach Einschätzung von Creditre- von immerhin noch rund 18%. form aber deutlich verschlechtern. „Die unteren sozia- len Schichten haben keine oder nur sehr geringe fi- Mehr Geld zurückgelegt haben in den vergangenen nanzielle Reserven und eine negative Sparquote – sie Monaten vor allem diejenigen Verbraucher, die gut ver- und überschulden sich“, erläutert Stephan Vila verdienen. Etwa 60% aus dieser Personengruppe, so von Boniversum. Weitere Einkommenseinbußen sowie heißt es im Schuldner Atlas, sparten ohnehin regelmäßig. Arbeitsplatzverluste durch zu erwartende Unterneh- Wer dagegen von der Substanz lebt, kann nicht sparen. mensinsolvenzen werden den Ausgabenspielraum Und das sind nicht wenige. Nach Angaben der Hans- vieler Haushalte weiter einschränken. Deshalb werde Böckler-Stiftung fehlt jedem vierten M enschen in die Überschuldungsampel für viele Verbraucher schon Deutschland jegliches finanzielles Polster. bald auf „Rot“ springen. GRR WIR SUCHEN EINZELHANDELSIMMOBILIEN EINZELOBJEKTE AB 3 MIO. EURO UND PORTFOLIOS AB CA. 20 MIO. EURO Geeignet sind Vollsortimenter, Lebensmitteldiscounter, Fachmarkt- und Nahversorgungszentren so- Bitte richten Sie Ihre Angebote an wie Einkaufszentren, die ihren Angebotsschwerpunkt auf Gütern des täglichen Bedarfs haben und bonitätsstarke Filialisten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels als Ankermieter aufweisen. Claudia Ohlschmid Transaktionsmanagement Ein detailliertes Ankaufsprofil finden Sie im Internet unter Tel +49 911 955 126 - 32 www.grr-group.de claudia.ohlschmid@grr-group.de GRR GROUP | Hugo-Junkers-Straße 17 | 90411 Nürnberg | Tel +49 911 955 126 - 0 | info@grr-group.de | www.grr-group.de 11
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 OVG Münster Deals Keine Sonntagsöffnung im Advent für NRW Neuaufträge für WISAG im Segment Center rv DÜSSELDORF. Um den durch die Corona-Krise arg gebeutelten innerstädti- schen Einzelhandel zu unterstützen, hatte die Landesregierung von Nordrhein- Die WISAG hat vier weitere Westfalen (NRW) in ihrer Corona-Schutzverordnung die Öffnung der Geschäfte an Aufträge für Standorte ge- den vier Advents-Sonntagen vor Weihnachten sowie am 3. Januar erlaubt. Dagegen wonnen, die von der MEC hatte die Gewerkschaft Verdi geklagt und beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Müns- gemanagt werden. In den ter einen Eilantrag gestellt – und vom 13. Senat, der für das Infektionsschutzrecht vier Fachmarktzentren er- zuständig ist, Recht bekommen. bringt die WISAG Facility Services aus den Bereichen Die Landesregierung von Gebäudetechnik, Gebäude- Nordrhein-Westfalen (NRW) hatte ihre Erlaubnis damit begründet, dass zur Vermei- dung von Infektionsgefahren durch einen unregulierbaren Kundenandrang an den Samstagen vor Weihnachten die Geschäfte zur Entzerrung des Andrangs auch am 29. November, am 6. Dezember, reinigung und Grünflächen- pflege. Bei den Objekten am 13. Dezember und am 20. handelt es sich um das Dezember 2020 sowie am 3. Rheinhessen Center in Januar 2021 auch sonntags Alzey, das Pfalz Center in Foto: BTE zwischen 13.00 Uhr und Kaiserslautern, das Guten- 18.00 Uhr öffnen dürfen. berg Center in Mainz und Dem mochten die Richter des 13. Senats nicht folgen, weil die von Verdi angegriffe- den Saarbasar in Saarbrü- ne Regelung „aller Voraussicht nach rechtswidrig“ sei und in einem Hauptsachever- cken. Die Immobilien verfü- gen zusammen über rund fahren für unwirksam erklärt werde. Als Maßstab für die Überprüfung diente aus- 115 000 qm Verkaufsfläche. schließlich das Infektionsschutzrecht, wobei die Richter zu dem Schluss kamen, dass Aus dem von der MEC ge- die in der Corona-Schutzverordnung landesweit zugelassenen Sonntagsöffnungen managten Portfolio betreut wahrscheinlich „keine notwendige Schutzmaßnahme im Sinne der infektionsschutz- die WISAG derzeit 27 Fach- rechtlichen Generalklausel“ sei, auf die sich das Land gestützt habe. marktzentren mit einer Ge- Aus Sicht der Richter ist das Ziel des Verordnungsgebers, den Kundenandrang an samtverkaufsfläche von rund 850 000 qm. Damit ist den vier Adventssamstagen und am ersten Samstag im neuen Jahr zu entzerren der Facility-Service- zwar legitim, doch rechtfertigt das aus ihrer Sicht keine landesweite Sonntagsöffnung Dienstleister für nahezu die im Einzelhandel. Dass an diesen Samstagen landesweit oder jedenfalls in der über- Hälfte der Fachmarktzen- wiegenden Zahl der nordrhein-westfälischen Innenstädte mit einem so großen Kun- tren im Gesamtportfolio der denandrang zu rechnen sei, dass aus infektionsschutzrechtlicher Sicht eine Entzer- MEC verantwortlich. „Aus rung erforderlich wäre, habe der Verordnungsgeber selbst nicht geltend gemacht, strategischer Sicht sind wie das Gericht anmerkt, und das sei auch sonst nicht ersichtlich. besonders die Center in Alzey, Kaiserslautern und Vielmehr spricht aus Sicht der Richter alles dafür, „dass in vielen, insbesondere länd- Saarbrücken sehr wichtig lichen Gegenden und vor allem in kleineren Städten der Kundenandrang auch an den für uns“, sagt Joaquin Adventssamstagen überschaubar bleiben werde“. Offen bleibt aus heutiger Sicht al- Jimenez Zabala, seit 2018 lerdings, wie sich die Lage in den größeren Städten entwickelt, die zumindest in Vor- Segmentleiter Shopping- Corona-Zeiten Zielpunkte für viele Besucher aus dem Umland waren. Dass in diesem Center bei der WISAG Faci- Jahr Weihnachtmärkte verboten sind, könnte den Zustrom aber dämpfen. lity Management Holding. „Mit diesen Aufträgen bauen Doch selbst wenn es an den Adventssamstagen zu einem größeren Kundenandrang wir unsere Präsenz in der kommen würde, hegen die Richter „erhebliche Zweifel“ daran, ob die Sonntagsöff- Region aus und stärken nung das richtige Mittel sei, um das Infektionsrisiko einzudämmen. Denn es ist aus damit auch unsere Nieder- Sicht des Gerichts nicht unbedingt zu erwarten, dass sich dadurch das Kundenauf- lassungen vor Ort.“ kommen an den Adventssamstagen dann auf den Samstag und den folgenden Sonn- 12
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CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 tag verteilt. Vielmehr könnte mit Blick auf den aktuellen Mangel an sonstigen Frei- Deals zeitgestaltungen die Sonntagsöffnung zusätzliche Kunden in die Innenstädte locken. Berlin: Mit dem Unterwä- Die damit zu erwartenden höheren Sozialkontakte in den größeren Städten und Ein- sche-Spezialisten Kayser kaufszentren am Samstag und am Sonntag sowie in den öffentlichen Verkehrsmitteln bei der Anreise wäre mit Blick auf den Infektionsschutz kontraproduktiv. Das stünde aus Sicht der Richter im Widerspruch zum Ziel des Verordnungsgebers, also der Lan- desregierung, soziale Kontakte vor allem in der Freizeit weitgehend einzuschränken. Mit Blick auf öffentlich geäußerte Erwartungen aus Kreisen des Einzelhandels hat der 13. Senat darauf hingewiesen, dass das pandemiebedingt große wirtschaftliche Inte- resse an den Sonntagsöffnungen zwar verständlich sei, infektionsschutzrechtlich aber keine Rolle spielen könne. Der Beschluss ist unanfechtbar. (AZ: 13 B 1712/20.NE) aus Südamerika kann das Handelsverband enttäuscht über das Urteil Einkaufs- und Freizeitzent- rum Alexa am Alexander- Der Handelsverband Nordrhein-Westfalen reagierte „maßlos enttäuscht und fas- platz in Berlin einen neuen sungslos“, auf das Urteil wie Verbandspräsident Michael Radau die Stimmung im Mieter begrüßen. Der erste NRW-Einzelhandel beschreibt. Dabei richtet sich der Unmut des Handelsverbands vor Shop in Deutschland wurde allem gegen die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die schon seit Jahren systema- am 26. November auf der tisch versucht, Sonntagsöffnungen im Interesse ihrer Mitglieder zu unterbinden, neu gestalteten Ladenfläche während der stationäre Einzelhandel zumindest mithilfe einer überschaubaren Zahl mit rund 100 qm im ersten von Sonntagsöffnungen im Wettbewerb mit dem Online-Handel Boden gut machen Obergeschoss eröffnet. will. Das würde auch die Arbeitsplätze im stationären Einzelhandel sichern. Zum Angebot gehören Un- terwäsche und Nachtwä- Vor diesem Hintergrund sche für Damen, Herren und Bild: Fotolia fragt auch Radau, was die Kinder an. Die Kollektionen Gewerkschaft „aus ideolo- zeichnen sich durch ein gischen Gründen noch gutes Preis- / Leistungsver- alles unternehmen (will), hältnis aus. Zudem setzt um die Existenzgrundlage das Team auf individuelle ihrer Mitglieder zu zerstö- Beratung. ren“? Aus Sicht des Ver- bands würde die zusätzli- +++++++++ che Öffnung an den Ad- München: Jack Wolfskin ventssonntagen gerade hat sich an der Neuhauser ängstlichen Kunden entge- Straße 29 mit 450 qm auf genkommen, so dem zu zwei Ebenen in München erwartenden hohen Besucheraufkommen an den Samstagen zu entgehen. Und diese eine Fläche für die Zukunft Entzerrung hätte auch dem Schutz der Beschäftigten gedient, verweist der Verband gesichert. Comfort vermittel- auf die auch von Verdi ins Feld geführte Sicherheit der Mitarbeiter. te. Jack Wolfskin war be- reits zuvor alleiniger Mieter Forderung nach rechtlichen Änderungen in dem Geschäftshaus ne- ben dem Augustiner Mit Verweis darauf, dass verkaufsoffene Sonntage im Advent den in mehrfacher Hin- Stammhaus, das vor rd. 20 sicht stark von den staatlich angeordneten Zwangsmaßnahmen gebeutelten stationä- Jahren als Solitär für einen ren Einzelhandel gestützt hätte, fragt sich Radau auch, „ob das OVG wirklich den Mieter konzipiert wurde. Ernst der Lage erkennt, ganze Innenstädte drohen wegzubrechen“. Für den Ver- Comfort hatte dem Unter- bandspräsident zeigt das OVG-Urteil einmal mehr, dass die Zuständigen auf allen nehmen zunächst einen Ebenen gesetzgeberisch tätig werden müssten, „um das Thema einer gelegentlichen Untermietvertrag mit dem Sonntagsöffnung im Einzelhandel rechtssicher zu gestalten“. ehemaligen Mieter New Yorker und dann einen Hintergrund der langjährigen Streitigkeiten um Sonntagsöffnungen ist Art. 139 der Interimsvertrag vermittelt. Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919, der gem äß Art. 140 Nun konnte mit dem priva- Grundgesetz Bestandteil des deutschen Grundgesetzes ist. Danach ist die ten Eigentümer ein „echter“ Sonntagsruhe grundgesetzlich geschützt. Der Sonntag gilt als Tag der Ar- Mietvertrag mit passenden beitsruhe und der seelischen Erhebung. Ausnahmen können nur aus wichtigen Grün- Laufzeit vermittelt werden. den nach eingehender Prüfung zugelassen werden. 14
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 GRR Group Rolf Wernicke managt Personalien die Pasing Arcaden Gute Position im harten Wettbewerbsumfeld Rolf Wernicke managt die Pasing Arcaden Führungswechsel in den rv DÜSSELDORF. Die erste Corona-Welle hat der Nahversorgungsspezialist GRR Pasing Arcaden: Im Novem- Group aus Nürnberg gut überstanden und kann für das Geschäftsjahr 2019/20 Führungswechsel in den ber 2020 hat Rolf Wernicke (31.5.) gute Zahlen präsentieren. Auf Grund der erfreulichen Entwicklung im Seg- Pasing Arcaden: (33 Jahre) Im Novem- als neuer Center- ment Nahversorgung, das mit seinen systemrelevanten Objekten ohne Zwangsschlie- ber 2020 die Manager hat Führung Rolf Wernicke des ßungen durch die Pandemie kommt, sieht der Vorstand auch gute Wachstumschan- (33 Jahre) als neuer Center- Vier-Sterne-Shopping Cen- cen für das laufende Jahr – auch wenn die Wachstumsdynamik wegen der unüber- Manager die Führung ters im Münchner des Westen sichtlichen Lage in Corona-Zeiten etwas abnehmen könnte. Vier-Sterne-Shopping übernommen. Die gesell- Cen- ters im Münchner schaftliche Westen Einbettung in Auf Grund des aktuellen Runs übernommen. Pasing und dieDie gesell- Stärkung auf die Anlage-Klasse Nahver- schaftliche des Standorts Einbettung in sollen weiter sorger und Fachmarktobjekte Pasing und werden. intensiviert die Stärkung Werni- mit Schwerpunkt Lebensmittel, des Standorts cke ist sollen seit Anfang weiter 2018 für der sich nach dem jüngsten intensiviert den Eigentümer werden. undWerni- Betrei- Lockdown noch verstärkt hat, cke ist seit Anfang 2018 für ber Unibail-Rodamco- erwarten die Vorstände der den Eigentümer Westfield (URW),und Betrei- tätig. In GRR Group, Martin Führlein ber den Unibail-Rodamco- vergangenen beiden (links) und Andreas Freier, Westfield Jahren leitete(URW), er dietätig. GeraIn (rechts) zwar eine Fortsetzung den vergangenen Arcaden beiden in Thüringen, davor Jahren leitete war er als er die Deputy Gera Center des Wachstumskurses, beim Arcaden Manager in imThüringen, Ruhr Park davor in Erwerb von neuen Objekten war er alstätig. Bochum Deputy Der Center gelernte rechnen sie aber mit mehr Manager im Ruhrlöst Hotelbetriebswirt ParkDomi- in Wettbewerb. Für den GRR Ger- Bochum tätig. Der gelernte nic Barg ab. man Retail Fund No. 4 m it einem Anlagevolum en von 450 M io. Euro, der im Hotelbetriebswirt löst Januar 2020 neu aufgelegt wurde, laufen derzeit Verhandlungen für weitere Über- Dominic Barg ab. nahmen, genauso wie für das bestehende Individualmandat für Dritte. Deals In diesem Wettbewerb um neue Objekte rechnet sich der Investment und Asset Ma- nager gute Chancen aus, weil nach den Worten von GRR-Vorstand Freier das Unter- Leipzig: In der Leipziger nehmen mit seinem langjährigen Know-how im Asset-Management in der Lage ist, Südvorstadt wurde das die übernommenen Märkte im Interesse der Investoren weiter zu entwickeln und Wohn- und Geschäftshaus aufzuwerten. Das ist nach seiner Erfahrung auch für die Verkäufer wichtig. in der Karl-Liebknecht- Straße 121 an ein Family Und Führlein ergänzt mit Blick auf die Systemrelevanz der Nahversorger, dass sich Office aus Baden- für institutionelle Investoren das Segment „Basic Retail“ auch in der Krise als außer- Württemberg verkauft. Ver- ordentlich wertstabil erweist. Deshalb erwartet er für die GRR Group im nächsten käufer des Neubaus in Top- Jahr eine konstant gute Entwicklung. Nur mit einigen Nebenmietern aus dem Non- Lage ist das Immobilien- food-Bereich, die von Schließung betroffen waren, wird nach Lösungen gesucht. Multi-Family-Office Pamera Real Estate Partners Das Geschäft der GRR Group, zu der die GRR AG und die GRR Real Estate Manage- GmbH. BNP Paribas Real ment GmbH (R EM ) gehören, steht auf drei Säulen: dem P ortfolio aus eige- Estate Leipzig vermittelte nen Objekten in der AG (Basic Retail Eigenportfolio), den inzwischen vier eigeniniti- die Transaktion. Der Kauf- ierten offenen Spezial-AIF unter dem Namen „GRR German Retail Funds No 1 - 4“, preis wurde nicht genannt. die die GRR REM als Full-Service-Retail-Manager betreut sowie dem Aufbau von Der Verkauf der Immobilie diversifizierten Portfolien im Rahmen von Individualmandaten für Dritte. an Pamera im Jahr 2017 wurde seinerzeit ebenfalls In diesem Kontext betreuen die 70 Beschäftigten der GRR bundesweit 500 Objekte von BNP Paribas Real Esta- mit Schwerpunkt Nahversorgungszentren, Lebensmitteleinzelhandel und Discounter. te begleitet. Das Gebäude Die Gesamtfläche summiert sich auf fast 1 Mio. qm und das Volumen der Assets un- mit sieben Etagen aus dem der Management bzw. im eigenen Bestand beläuft sich auf ca. 1,75 Mrd. Euro. Baujahr 2017 verfügt über 16 hochwertige Wohnungen Beim eigenen Portfolio mit 70 Objekten setzt die GRR Group verstärkt auf die Moder- mit 1 100 qm sowie eine nisierung und Erweiterung der Bestandsimmobilien. Dafür sieht die Finanzplanung Gewerbeeinheit mit gut 140 nach Unternehmensangaben deutlich höhere Investitionen vor. Ziel ist es, die durch- qm Mietfläche. schnittliche Mietvertragsrestlaufzeit und die Mietumsätze zu verstetigen. 15
CiƟes | Center | Developments Nr. 335 HandelsimmobilienReport 04.12.2020 Im Fonds-Bereich wurde mit der Übernahme eines Edeka-Marktes im saarländischen Unternehmens Ottweiler im November die Investitionsphase des GRR German Retail Fund No. 3 ab- geschlossen. Das Anlagevolumen war auf Grund der großen Nachfrage auf etwa 385 News Mio. Euro erhöht worden. Seit Auflage des ersten GRR German Retail Fund im Jahr 2012 wurden für die ersten drei Spezial-AIF bei Investoren wie Versorgungswerken, Hahn Gruppe publiziert Versicherungen und Banken mehr als 600 Mio. Euro an Eigenkapital eingesammelt Nachhaltigkeitsbericht und über 1,1 Mrd. Euro investiert. Die Hahn Gruppe hat den ersten Nachhaltigkeitsbe- richt veröffentlicht. Er orien- tiert sich an den internatio- nal anerkannten Richtlinien der Global Reporting Initiati- ve (GRI). Im Fokus steht eine erste umfassende Be- standsaufnahme, die im Rahmen der Wesentlich- keitsanalyse durchgeführt wurde. Unter Abwägung der Anforderungen und Interes- sen der Stakeholder wurden Immobilien des deutschen Lebensmittelhandels sehr gefragt. Foto: GRR die künftigen Kernthemen Laut GRR eröffnen die Fonds den institutionellen Investoren die Chance, in die Immo- für eine Nach- bilien des deutschen Lebensmitteleinzelhandels, der mit seinen innovativen Konzep- haltigkeits- ten und Ladenflächen in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, zu investieren. Agenda in den Wie groß das Interesse an dieser eher kleinteiligen Anlageklasse immer noch ist, zeigt Feldern Um- die Tatsache, dass auch beim Fonds Nummer 4 das geplante Anlagevolumen erhöht welt, Soziales wurde – von 350 Mio. Euro auf rund 450 Mio. Euro. Zudem wurde der Fonds mit ei- und Gover- nem eingeworbenen Eigenkapital von 258 Mio. Euro vorzeitig - schon nach drei Mo- nance (ESG) abgeleitet. Der naten - aus der Platzierung genommen. Fokus liegt nach Unterneh- mensangaben auf der öko- Das Startportfolio bildeten elf Discounter und zuletzt wurden fünf Objekte für 50 Mio. logischen Verantwortung. Euro beurkundet. Weitere Akquisitionen sollen laut Freier bis Weihnachten folgen. Der Dabei biete das verwaltete Vorstand erwartet, dass die Investitionsphase 2022 abgeschlossen werden kann. Den Immobilienportfolio von rund Vertrieb der Fondsanteile übernahm die neu gegründete GRR Funds GmbH. 150 Standorten mit über 1,6 Mio. qm Mietfläche einen Zudem will die GRR gemeinsam mit einem Kooperationspartner zeitnah bei der BaFin großen Stellhebel, um in die Vertriebserlaubnis für ein weiteres „Anlageprodukt für professionelle und semi- Zusammenarbeit mit den professionelle Investoren“ beantragen. Das Produkt soll laut Führlein im ersten Quar- Investoren und Mietern die tal des Jahres 2021 an den Markt gebracht werden. Ressourceneffizienz sowie die Klimaverträglichkeit zu Dass sich die GRR Group im aktuell herausfordernden Wettbewerbsumfeld behaupten verbessern und den ökologi- konnte, zeigt Freier anhand des Transaktionsvolumens, das sich mit 246,3 Mio. Euro schen Fußabdruck zu ver- gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +129,4% erhöhte. Einen wesentlichen Beitrag ringern. Im ersten Schritt dazu leistete die Übernahme des „Gabius-Portfolios“ im November 2019 mit 41 Le- wurde die CO2-Neutralität bensmittelmärkten und Discountern in zehn Bundesländern. beim Bezug von Strom und Wärmeenergie für die un- Insgesamt konnte die GRR Group im Geschäftsjahr 2019/20 ihr Konzernergebnis um mittelbar beeinflussbaren 14,2% auf 6,1 Mio. Euro erhöhen, nach 5,4 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2018/19 und Flächen etwa in der Haupt- 5,5 Mio. Euro im bisherigen Rekordjahr 2017/18. Der Gruppenumsatz erhöhte sich verwaltung und in den Allge- um 4,4% von 22,5 Mio. auf 23,5 Mio. Euro. mein- und Nebenflächen der Die Nachhaltigkeit ihres Wachstums will die GRR mit Blick auf die Rechtssetzung der verwalteten Handelsimmobi- EU mit einer ESG-Strategie sichern, indem alle geschäftlichen Ziele und P rak - lien realisiert. Laut Vor- tiken an Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Zielen (Environment, Social, standschef Thomas Kuhl- mann will die Hahn Grup- Governance – ESG) ausgerichtet werden. Das betrifft interne Prozesse, aber auch die pe mittelfristig auch Nach- Prüfung des Eigenbestands auf Optimierungspotenzial. Dazu gehört z.B. die Prüfung, haltigkeitsfonds anbieten. ob die Dächer die statischen Voraussetzungen für Photovoltaik-Anlagen erfüllen. 16
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