Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.

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Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
2019 | Gratis für Sie

Hojotoho!
          das Bayreuther
            Festspielmagazin
                         von
NEUINSZENIERUNG Tannhäuser                EXTRA Wolfgang Wagner
ABSCHIEDE Tristan und Isolde | Parsifal   zum 100. Geburtstag
Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
TAFF – das Team aktiver Festspielförderer
     wünscht „bewegende Einblicke“
     in die Bayreuther Festspiele mit

  Hojotoho!
         das Bayreuther
           Festspielmagazin
                          2019

                              HERAUSGEBER:                        DRUCK:
                              TAFF e.V. | Wir sind Festspiele     Leo Druck und Medien GmbH & Co. KG
                              Vorsitzender Reinhart Michalke      Ritter-von-Eitzenberger-Str. 15
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      GESAMTABWICKLUNG:                                           TAFF e.V.
      Presse & Mehr GmbH, Geschäftsführer Reiner Fürst
      Medienstraße 5, 94036 Passau                                STAND:
      Tel. +49 851 802 237, E-Mail: presseundmehr@pnp.de          Juli 2019

      LAYOUT UND GESTALTUNG:                                      SCHUTZGEBÜHR BEI VERSAND:
      CSP ComputerSatz GmbH, Silvia Niedermeier                   8€

                                                                2 | 3
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VORWORT

                   Liebe Mitglieder,
                   liebe Freunde,
                   wir freuen uns, Ihnen auch in diesem Fest-          Mit „Hojotoho! –
                   spielsommer unser Magazin „Hojotoho!“ prä-          das Bayreuther
                   sentieren zu können!                                Festspielmagazin“
                   In „Hojotoho!“ erfahren Sie alles rund um die       stellen wir Ihnen
                   Bayreuther Festspiele 2019. Ganz gleich, ob         auch TAFF vor, das
                   Sie als Wagnerianer schon ein alter Hase in         Team aktiver Fest-
                   Bayreuth sind, oder als Musikfreund voller          spielförderer. Unseren
                   Neugier und mit großen Erwartungen das ers-         Mitgliedern können wir
                   te Mal den grünen Hügel besteigen – es ist für      immer wieder Türen der
                   jeden was dabei!                                    Festspiele öffnen, die anderen
                   Das erste Mal als Regisseur in Bayreuth ist         verschlossen bleiben.
                   der Oberbayer Tobias Kratzer. Er inszeniert         TAFF ist der noch immer junge Förder-
                   die Neuproduktion von „Tannhäuser“, mit             verein der Bayreuther Festspiele. Uns liegt vor
                   der die Festspiele im Juli eröffnen. Tobias         allem die „Kinderoper“ am Herzen. Wir berich-
                   Kratzer eilt ja der Ruf voraus, mit dem Stoff       ten in diesem Magazin über die neue Produk-
                   eines Stücks einerseits besonders kreativ,          tion sowie über die Auslandsgastspiele von
                   andererseits sehr werktreu umzugehen. Er            „Wagner für Kinder“.
                   verstehe es, Szene und Musik zu einer ge-           Aber auch die Oper für „Kleine“ kostet „gro-
                   schlossenen Einheit zu formen. Und das wäre         ßes“ Geld: Meine Bitte an Sie, unterstützen
                   dann ja ganz im Sinne Richard Wagners und           Sie uns mit Ihrer Mitgliedschaft und Ihrer
                   seiner Idee vom „Gesamtkunstwerk“. Auch             Spende. Und machen Sie bitte Reklame für
                   für Valery Gergiev ist es eine Premiere, wenn       TAFF, wenn Ihnen dieses Festspielmagazin
                   er am 25. Juli im Festspielhaus den Taktstock       gefällt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich
                   zur „Tannhäuser“-Ouvertüre hebt. Kein Rollen-       mich herzlich bei allen Unterstützerinnen und
                   debüt, aber hoffentlich der Beginn einer sehr       Unterstützern dieser vierten Ausgabe von
                   langen Freundschaft mit Bayreuth ist der ers-       „Hojotoho!“ bedanken.
                   te Auftritt der norwegischen Sopranistin Lise       Nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei den
                   Davidsen. Seien Sie versichert, auf sie und         Bayreuther Festspielen 2019 und bei der Lek-
                   ihre „Elisabeth“ dürfen Sie sich richtig freuen!    türe von „Hojotoho!“
                   Lesen Sie auch eines der höchst raren Inter-
                   views mit Musikdirektor Christian Thielemann,
                   dem Dirigenten von „Lohengrin“ sowie „Tristan       Ihr
                   und Isolde“, und mit Semyon Bychkov, der heu-
                   er das zweite Mal in Bayreuth „Parsifal“ dirigie-
                   ren wird! Erfahren Sie, ob er im Vergleich zum
Foto: Marc Blome

                   Vorjahr etwas anders machen will. Die gleiche
                   Frage haben wir Yuval Sharon gestellt, dessen       Reinhart Michalke
                   „Lohengrin“-Inszenierung letztes Jahr Premiere      TAFF e.V.
                   feierte.                                            Vorsitzender des Vorstands
Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
INHALTSVERZEICHNIS

Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von 

 8                                   16                             24
 Tristan und                         Lohengrin                      Die Meistersinger
 Isolde                                                             von Nürnberg

06	��� Mit TAFF durch die Festspielzeit –     23	��� Zu Wagners Lohengrin nach Barcelona
       ­Aufführungen und „Zäsuren“
                                              26	��� Interview: Camilla Nylund über EVA +
07	��� Das Team aktiver Festspielförderer            ELSA
10	��� Interview: Christian Thielemann über   31	��� „Der Prinzipal“ Sonderausstellung im
       „BAYREUTH-OHREN“                              Richard-Wagner-Museum
14	��� Diskurs Bayreuth: SIEGFRIED            32	��� „Auf ein Wort über Wolfgang Wagner“
                                                     – Wegbegleiter erzählen
15	��� Die Sendung mit der Maus hinter den
       Kulissen                               36	��� Wahnfried-Konzerte
18	��� Interview: Lohengrin-Regisseur Yuval   40	��� Interview: Regisseur Tobias Kratzer
       Sharon über ELSA                              und sein Team über TANNHÄUSER
22	��� Täglich ein neuer Podcast              46	��� Interview: Lise Davidsen über DAS
                                                     MENSCHLICHE

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2019

  30                                       38                            52
  100. Geburtstag                          Tannhäuser                    Parsifal
  Wolfgang Wagner

49	��� Interview: Stephen Gould über              68	��� Limitierter Whisky „Brünnhilde“,
       ­AUSDAUER                                         ­Festspiele im Netz
54	��� Interview: Semyon Bychkov über den         70 	�� Premierenübertragung,
       BESTEN ORCHESTERGRABEN                            ­Einführungsvorträge von Hans M ­ artin
                                                          Gräbner, Buch: „Wagners Hunde“,
56 	�� Interview: Andreas Schager über
                                                          Festspielkalender 2020 ist da;
       ­EMOTION
                                                          ­Steigenberger-Restauration: zwischen
59	��� Interview: Uwe Eric Laufenberg und                  Champagner und Bratwurst
       Gisbert Jäkel über DEUTUNG
                                                  72	��� Zum Wohl: Festspiel-Cuvée Tannhäuser
62 	�� Ein Probentag bei der Kinderoper
                                                  73	��� Meisterkurs Dirigieren
64	��� „Wagner für Kinder“ international
                                                  74 	�� Werden Sie TAFF-Mitglied
66	��� Inspizienten – alles hört auf ihr
       ­Kommando
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SPIELPLAN + ZÄSUREN

     Terminplan der Bayreuther Festspiele 2019
                                               25. Juli bis 28. August 2019
Die Aufführungen beginnen jeweils um 16.00 Uhr.

Finden Zäsuren, die Künstler- und Regie-        Sonntags-Zäsuren:
gespräche der Bayreuther Festspiele, zur        11.08.  Drei Meistersinger:                 Exklusive TAFF-Termine:
Vorstellung statt, ist dies im Kalender                  Günther Groissböck,                 03.08.  Mitwirkendenfest
durch ein ✘ gekennzeichnet (Beginn je-                   Johannes Martin Kränzle und         10.08.  Mitgliederversammlung,
weils 11.45 Uhr, Probebühne IV, Kinde-                   Klaus Florian Vogt                           anschl. Treffen mit
roper). Der Eintritt ist frei. Die Moderati-    18.08.  Mitglieder des Bayreuther                    Festspielleiterin
on hat die Journalistin Regina Ehm-Klier.                Festspielorchesters                          Katharina Wagner
Exklusiv: 14.08. L ohengrin-Regisseur          25.08.  Überraschungsgast                    28.08.  Schlussakkord
                   Yuval Sharon zu Gast

                        MO               DI              MI             DO              FR             SA            SO
                  22         ✘    23          ✘    24 ✘           25      ✘ 26       ✘ 27       ✘ 28      ✘
                                                                    Tannhäuser Lohengrin   Die Meister- Tannhäuser
    Juli

                                                                    Premiere               singer von
                                                                                           Nürnberg
                  29       ✘ 30               ✘    31       ✘
                  Lohengrin   Parsifal               Die Meister-
                                                     singer von
                                                     Nürnberg

                        MO               DI              MI             DO              FR             SA            SO
                                                              ✘    1        ✘ 2           ✘   3        ✘ 4            ✘
                                                                    Tristan und Parsifal         Lohengrin   spielfrei
                                                                    Isolde

                  5          ✘    6        ✘ 7         ✘ 8                ✘   9        ✘ 10       ✘ 11        ✘
                  Parsifal         Die Meister- Lohengrin   spielfrei             Tristan und Die Meister- Lohengrin
    August

                                   singer von                                     Isolde      singer von   Sonntags-­
                                   Nürnberg                                                   Nürnberg     Zäsur
                  12         ✘    13     ✘ 14        ✘ 15                 ✘   16       ✘ 17     ✘ 18        ✘
                  spielfrei        Tannhäuser Lohengrin   Parsifal                Tristan und Tannhäuser Lohengrin
                                                                                  Isolde                 Sonntags-­
                                                                                                         Zäsur
                  19         ✘    20       ✘ 21     ✘ 22                  ✘   23       ✘ 24       ✘ 25       ✘
                  Parsifal         Tristan und Tannhäuser Parsifal                Tristan und Die Meister- Tannhäuser
                                   Isolde                                         Isolde      singer von   Sonntags-­
                                                                                              Nürnberg     Zäsur
                  26         ✘    27       ✘ 28        ✘ 29               ✘   30        ✘   31        ✘
                  Parsifal         Die Meister- Tristan und
                                   singer von   Isolde
                                   Nürnberg

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ÜBER TAFF

   Über TAFF – das Team aktiver Festspielförderer
  Die Zukunft fängt in der Gegenwart an: Darum wurde im Jahr       ·	Die Förderung des Festspielgedankens. TAFF sponsert zur
  2010 das Team aktiver Festspielförderer, kurz TAFF, gegrün-         Festspielzeit den „Meisterkurs Dirigieren“ sowie die Künst-
  det. Das Ziel: Die Innovationen der Bayreuther Festspiele zu        ler- und Regie-Gespräche „Zäsuren“ und blickt hinter die
  unterstützen, ohne die Traditionen zu vernachlässigen.              Kulissen mit „Hojotoho“, dem Bayreuther Festspielmagazin.
  TAFF ist der jüngste Unterstützer-Verein der Bayreuther Fest-    Werden Sie Teil dieses starken Teams (Antrag S. 74).
  spiele, weshalb uns die Jugend ein Herzensanliegen ist und
  wir nach Kräften das Projekt „Wagner für Kinder“ fördern.

  Was haben Sie davon, Mitglied bei TAFF zu sein?
  ·	Die Gewissheit, dass Ihre Mitgliedsbeiträge dafür verwendet
     werden, neue Kinderopern-Projekte zu fördern.
  ·	Bewegende Einblicke bei Veranstaltungen der Bayreuther
     Festspiele, zu denen TAFF-Mitglieder eingeladen werden.
  ·	Tickets für die Kinderoper – ausnahmsweise übrigens auch
     für Erwachsene.
  ·	Die Möglichkeit, Plätze in der Ring-Lounge zu buchen. Der
     exklusive Bereich am Festspielhaus ist ausschließlich Spon-
     soren und Förderern vorbehalten.                              Das aktuelle Führungsteam von TAFF (stehend von links): Su-
  ·	Wir pflegen engen Kontakt zur Festspielleitung, die Kraft     sanne Horn, Schatzmeisterin, Reinhart Michalke, Vorsitzender
     Amtes in den Vorstand eingebunden ist. Prof. Katharina        des Vorstands, Maria Lampl, 2. Stellvertreterin, Regina Ehm-
     Wagner steht regelmäßig in der Festspielzeit zum persönli-    Klier, 1. Stellvertreterin, Katja Schmitt, Geschäftsstelle, sowie
     chen Gespräch zur Verfügung.                                  die Beisitzer Michael Kolb (links) und Martin Scholti (rechts)

                                                                                                                             Anzeige

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Mo-Fr: 9-19 Uhr, Sa: 9-16 Uhr
So: 10-14 Uhr (01.05. bis 31.10.)                                                           MARK ET I N G     &   TO U RI S MU S   GMBH
Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
Foto: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
Tristan und
     Isolde
  Handlung in drei Aufzügen

Den letzten „Liebestod“ wird Isolde Petra Lang
am 28. August 2019 in dieser Inszenierung von
Katharina Wagner sterben. „Tristan und Isol-
de“ (Uraufführung 1865 in München) stand seit
2015 auf dem Spielplan der Bayreuther Fest-
spiele. Bis zur Premiere hatte Christian Thiele-
mann elf Jahre lang das Werk nicht dirigiert. Die
Besetzung blieb seit der Premiere fast unverän-
dert. Petra Lang übernahm 2016 die Titelpartie.
In diesem Jahr gibt es mit Greer Grimsley einen
neuen Kurwenal. Christa Mayer war von der ers-
ten und voraussichtlich auch bis zur letzten Vor-
stellung gefeierte Brangäne.

BESETZUNG 2019
Musikalische Leitung Christian Thielemann
Regie Katharina Wagner
Bühne Frank Philipp Schlößmann,
         Matthias Lippert
Kostüm Thomas Kaiser
Dramaturgie Daniel Weber
Licht Reinhard Traub
Chorleitung Eberhard Friedrich

Tristan  Stephen Gould (1., 9. und 28.8.),
         Stefan Vinke (16., 20. und 23.8.)
Marke Georg Zeppenfeld
Isolde Petra Lang
Kurwenal Greer Grimsley
Melot Raimund Nolte
Brangäne Christa Mayer
Ein Hirt Tansel Akzeybek
Ein Steuermann Kay Stiefermann
Junger Seemann Tansel Akzeybek

AUFFÜHRUNGSTERMINE 2019
Donnerstag, 1., Freitag, 9., Freitag, 16.,
Dienstag, 20., Freitag, 23.,
Mittwoch, 28. August.
Hojotoho! das Bayreuther Festspielmagazin von - Taff e.V.
TRISTAN UND ISOLDE/LOHENGRIN: Interview mit Christian Thielemann

                                                    Christian Thielemann über
                                                      BAYREUTH-OHREN
                                                      Die letzte Festspielzeit mit zwei Stücken: Christian Thielemann
                                                      hat die musikalische Leitung bei „Lohengrin“ und „Tristan und
                                                      Isolde“. Letzteres geht nach fünf Jahren in den Endspurt, steht
                                                      2020 nicht mehr auf dem Spielplan der Bayreuther Festspiele.

                                                                                                                                  Foto: Matthias Creutziger
                                                     Thielemann selbst will das Stück dann auch erst einmal wieder
                                                    weglegen.

Wie ist es, ein Jahr ohne Premiere?         Was?                                        reuth-Ohren auf, und behalte sie den
Herrlich. Aber im Grunde habe ich im-       Es gibt immer wieder Neues zu entde-        ganzen Sommer über an. Darum gehe
mer ein Premierengefühl, auch wenn ich      cken. Erst recht bei den Bayreuther         ich auch nicht woanders hin, um mir
nicht die Eröffnung dirigiere. Es schauen   Möglichkeiten. Ich habe hier so ausge-      diese Bayreuth-Ohren zu erhalten. Das
doch alle Leute hin – erst recht bei ei-    zeichnete Assistenten, die mich schon       hier muss man alles selber erfahren –
nem Wechsel in der Besetzung.               seit 20 Jahren unterstützen: Christoph      und das dauert... Darum kann ich kaum
                                            Meier, Jendrik Springer und Florian Fran-   einem Kollegen einen wirklichen Rat ge-
Diesmal die Elsa in Lohengrin, die kurz-    nek. Wir kennen uns so gut, dass ich mir    ben, höchstens global. Außerdem muss
fristig von Camilla Nylund übernommen       gerne viel von ihnen sagen lasse. Ich er-   jeder selbst wissen, wie er die Sup-
wird.                                       muntere sie auch, streng zu sein. Wenn      pe haben will. Wer hierher kommt und
Darüber bin ich sehr froh. Ich kenne Ca-    Christoph Meier sagt, es ist keine Span-    denkt, er kann das kurz im Vorbeigehen
milla Nylund seit Jahren und habe mit ihr   nung da, dann stimmt das auch.              mitnehmen, wird von sich selber ent-
gerade an der Wiener Staatsoper „Die                                                    täuscht sein, weil man einfach irgend-
Frau ohne Schatten“ gemacht, wo sie         Wie entscheiden Sie, eine Instrumen-        wann merkt: Ich bin machtlos gegen
eine tolle „Kaiserin“ sang. Sie ist als     tengruppe mehr zu betonen oder eine         dieses Festspielhaus. Ich kann mich
„Eva“ hier, und da lag es nahe, sie zu      andere weniger? Spontan?                    gut daran erinnern, dass uns Wolfgang
fragen. Frau Stoyanova ist in ärztlicher    Ich schraube hier grundsätzlich die Nor-    Wagner immer ermunterte, zu den Pro-
Behandlung und todunglücklich, dass         mal-Ohren ab und schraube die Bay-          ben der anderen Dirigenten zu gehen,
sie hier nicht singen kann.

Fünf Jahre Tristan nach elf Jahren „Ab-
stinenz“. Packen Sie das Stück jetzt                 „Außerdem muss jeder selbst wissen,
wieder weg?
Ja, ich packe es wieder weg. Wenn, wür-
                                                     wie er die Suppe haben will. Wer hier-
de ich es in Dresden aufführen, wo es              her kommt und denkt, er kann das kurz
lange keinen Tristan gab. Aber erstmal
leg ich‘s weg. So intensive Stücke kann
                                                    im Vorbeigehen machen, wird von sich
ich nicht so oft dirigieren.                       selber enttäuscht sein, weil man einfach
Konnten Sie Neues an Tristan entde-
                                                     irgendwann merkt: Ich bin machtlos
cken?                                                     gegen dieses Festspielhaus.“
Oh ja. Speziell in Bayreuth.

10 | 11
weil wir merkten, wie unterschiedlich die   nau, was sie wann, wo probieren muss,      Meine Lieblingsszene ist im zweiten Akt:
einzelnen Stücke klingen. Allein dieses     ist hochprofessionell bei der Probe,       „O sink hernieder“ – wenn Tristan und
Wissen bringt ein ganz anderes Spekt-       vergeudet keine Sekunde dieser Pro-        Isolde nach hinten singen. Das war teil-
rum. Das ist wie bei einem Hund. Wenn       benzeiten. Und vor allem: Sie bespricht    weise mit meine Idee, weil wir uns über-
man sich dem zutraulich nähert, ist er      das alles vorher, und der Dirigent muss    legt hatten, wie das akustisch am bes-
lieb. Aber er spürt sofort auch Angst –     nicht gelangweilt daneben sitzen, weil     ten zu lösen ist. Ich hatte das bei Ruth
und beißt. Das macht das Festspielhaus      20-mal derselbe Gang probiert wird.        Berghaus vor langen Jahren in Hamburg
auch, es ist eine ganz große Diva. Wenn     Man kann sich aufeinander verlas-          gesehen und festgestellt, dass das ei-
die Diva nicht bedient wird, wird sie un-   sen. Das war bei Katharina Wagner          nen indirekten Klang erzeugt. Katharina
angenehm.                                   mehrfach in der Regie augenfällig. Wir     Wagner hat es ausprobiert – und wir fan-
                                            standen schon 2014, ein Jahr vor der       den‘s alle klasse. Mir gefällt die Szene
Noch einmal zurück zu „Tristan“. Wel-       Premiere, auf der hinteren Probebühne      sehr, auch mit dieser Projektion – ein
che Rolle spielt für Sie die Regie?         vor einem fast fertigen Bühnenbild. Sie    magischer Moment, der einen fast frös-
Diese Inszenierung ist eine der ganz        wusste genau, was sie wollte und frag-     teln lässt. Da hat sie ein tolles Bild ge-
fabelhaften, bei denen ich dirigiert        te, ob das akustisch gut ist. Denn auch    funden. Aber auch der dritte Akt mit den
habe. Ich würde sie in die Reihe der        ihr Primat ist: Es muss gut klingen. Ich   Isolden-Erscheinungen ist wunderbar.
Götz-Friedrich-Produktion in Berlin oder    kann nur sagen: In den fünf Jahren ist     Ich gucke, wenn ich kann, sehr gerne
der von Ruth Berghaus in Hamburg ein-       nicht ein einziges böses Wort gefallen.    hin.
reihen. Katharina Wagner hat etwas von      Das ist ein großes Glück.
ihrem Vater gelernt, was wenige so ha-                                                 Dirigieren Sie eigentlich auswendig?
ben, nämlich eine unglaubliche Eintei-      Haben Sie eine Lieblingsszene in Tris-     Zum großen Teil, ja. In meinen Anfangs-
lung und Ökonomie. Sie weiß ganz ge-        tan?                                       jahren habe ich mir nicht einmal die Par-

                                                                                                                          Anzeige

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TRISTAN UND ISOLDE/LOHENGRIN: Interview mit Christian Thielemann

titur bei Tristan oder Lohengrin hingelegt    oder ob das nur so ein Abend wird. Da       Es verdirbt auch die Emotion zur Musik.
– aus lauter Arroganz. Irgendwann habe        ist man nackter, als wenn man sich vor      Das war ein Teil der Erörterungen beim
ich aber darüber nachgedacht, was alles       dem Publikum ausziehen würde. Da un-        Kurs. Und: Ich rate den jungen Leuten
passieren könnte ohne Partitur. Und au-       ten ist man künstlerisch nackt.             auch, mal ins Freibad zu gehen oder ir-
ßerdem: Im Graben sieht‘s doch keiner.                                                    gendetwas anderes zu tun – sie sollen ja
Ich erinnere mich, als ich Assistent bei      Aber Sie sind noch begeistert von die-      keine Fachidioten werden.
Barenboim war, hat er mir mal eine Pro-       sem Festspielhaus und von Wagner?
be überlassen. Ich habe dann die Parti-       Kein Überdruss nach dem vollendeten         Ist Lehren eine Option für Sie?
tur genommen, sie zugeklappt und eine         Kanon letztes Jahr, verschiedenen Kon-      Vielleicht. Aber ich lehre ja nicht, ich
halbe Stunde auswendig dirigiert. Daniel      zerten, dem Festakt in diesem Jahr zum      gebe nur Erfahrung weiter und beantwor-
fand das toll, Wolfgang Wagner überhaupt      100. Geburtstag von Wolfgang Wagner?        te gerne Fragen.
nicht. Er hat mich angeraunzt, was das        Nein, weil ich das Gefühl habe, ich habe
soll. Und er hatte Recht. Generell hat sich   hier noch mehr Möglichkeiten. Es ist        Jetzt werden Sie auch noch Star in der
hier in Bayreuth mein Dirigieren total ver-   eine Grundfaszination, die ich hier emp-    Sendung mit der Maus.
                                                                                          (Lacht). Ja, die Maus. Das war ein reiner
                                                                                          Zufall – aber warum nicht?
           „Und da hat doch der Wagner irre
                                                                                          Wir haben in diesem Heft ein „Extra“
         Arbeit ­geleistet, weil er den Leuten im                                         zum 100. Geburtstag Wolfgang Wag-
         Orchester­graben alle Äußerlichkeiten                                            ners und haben dabei auch Menschen
                                                                                          aus seinem Umfeld nach einer Anek­
                    ­ausgetrieben hat.“                                                   dote, einer Erinnerung befragt. Fällt Ih-
                                                                                          nen eine Geschichte ein?
                                                                                          Natürlich gibt es viele. Ich habe das
ändert: Ich mache keine Bewegung fürs         finde. Und natürlich zählt dieser Ort als   letzte Jahr seiner Parsifal-Inszenierung
Publikum, auch nicht mehr als Konzert-        Ort. Hinzukommt dann noch die Umge-         dirigiert. Wolfgang Wagner hat alle sehr
oder Operndirigent im offenen Graben.         bung, die sehr schön ist. Das Essen ist     dazu angehalten, an den richtigen Stel-
Das Allerwichtigste ist, dass die Musik so    wunderbar, man kann schöne Ausflüge         len flüssig zu singen. Nun kamen die
wahrhaftig wie irgendwie möglich klingt.      unternehmen. Das ist ein wunderbarer        Orchesterproben und er bestätigte mir,
                                              Urlaub.                                     ich sei flüssiger geworden. Aber nach
Macht man tatsächlich etwas Show                                                          den Proben hatte ich immer das Gefühl,
fürs Publikum oder die Fernsehkamera?         Sie engagieren sich sehr für den Meis-      gegen meine Gewohnheit dirigiert zu ha-
Nein, das nicht. Ich habe aber schon          terkurs Dirigieren (S. 73). Wieso?          ben, auch wenn ich spürte, dass das,
manchen Kollegen gesehen, bei dem             Es fasziniert mich, weil ich weiß, die-     was der Wagner sagte, richtig war. Als
manche Bewegung keinen musikali-              se jungen Leute – sehr gut ausgewählt       ich nach der Generalprobe die lange
schen Sinn ergab. Show würde ich aber         von meinen Mitarbeitern – die haben         Treppe vom Orchestergraben hochkom-
nicht sagen. Im Bayreuther Orchester-         Zukunft. Wir haben auch in diesem Jahr      me, sagt er zu mir: Ja, so sei‘s genau
graben gewöhnt man sich das sowieso           wieder die Verbindung von Operette zur      richtig. So sollte ich weitermachen. Aber
völlig ab. Und da hat doch der Wagner         Oper aufgezeigt, „Die lustige Witwe“ und    ich hatte mir überhaupt nicht gefallen.
irre Arbeit geleistet, weil er den Leuten     „Lohengrin“. Da stellt man fest, dass es    Ich habe dann doch so dirigiert, weil
im Orchestergraben alle Äußerlichkeiten       eine Menge an Tempofreiheiten gibt,         es auch die Assistenten bestätigten.
ausgetrieben hat. Gerade in einer Welt        die man bei „Lohengrin“ sehr wohl an-       Ich erinnere mich, wie ich da unten im
heute, wo es so auf Äußerlichkeiten an-       wenden kann, bei der „Lustigen Witwe“       Graben dachte, ich hätte getrieben und
kommt, sagt Wagner: Ihr könnt so schön        aber ein ganz großer Geschmack walten       getrieben und getrieben, ich sei viel zu
sein, wie ihr wollt, es sieht euch eh nie-    muss. Es ist ja nicht so, dass man Riter-   schnell. Es ließ mir überhaupt keine
mand. Also lasst‘s bleiben.                   dandi macht, wenn sie einem passen.         Ruhe. Bis ich dann den Radiomitschnitt
                                              Sie sind eine diffizile Angelegenheit.      hörte: Es war ziemlich langsam. Das war
Es geht um die Wahrheit?                      Und wir haben den ausländischen Kol-        einer der Schlüsselmomente, der mir
Ja, die Wahrheit ist dort unten. Und          legen erklärt: Wenn ihr Wagner machen       zeigte, wie tückisch dieser Graben ist.
wenn der Vorhang aufgeht und Sie hören        wollt, lernt Deutsch und zwar so gut es     Und das verdanke ich wiederum Wolf-
die ersten Töne des Tristan-Vorspiels,        geht. Es hat keinen Sinn, bei Sängern       gang Wagner. 
dann hört man ganz genau, ob da un-           die Aussprache zu korrigieren, wenn die
ten einer ist, der die Sache im Griff hat,    ganze Zeit nur englisch gesprochen wird.                 Interview: Regina Ehm-Klier

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DISKURS BAYREUTH

                                                       Der „Meister-Sohn“ spricht
Noch ein runder Geburtstag: Siegfried                                                                               Wagner. Frühzeitig und rücksichtslos als
Wagner würde in diesem Jahr 150 Jahre                                                                               ‚Meistersohn‘ zum „Erben von Bayreuth“
alt werden. Die Bayreuther Festspiele be-                                                                           ausgerufen, war er doch viel mehr: Kom-
auftragten deshalb für ihre Reihe „Diskurs                                                                          ponist, Dirigent, Regisseur, Szenograf und
Bayreuth“ das renommierte Autorenduo                                                                                Festspielleiter von 1908 bis zu seinem
Feridun Zaimoglu und Günter Senkel mit                                                                              Tod 1930. Ein hochkomplexer Mensch,
einem Werk – „Siegfried“, eine künstleri-                                                                           gebildet und talentiert, in heutiger Wahr-
sche Auseinandersetzung mit der Persön-                                                                             nehmung chamäleonartig schillernd, mit
lichkeit des einzigen Sohnes von Richard                                                                            durchaus auch tragischen Zügen.

                                                                                                                                                                                                                     Uraufführung: 13. August, 20 Uhr,
                                                                                                                                                                                                                     Kulturbühne „Reichshof“.
                                                                                                                                                                                                                     Weitere Termine: 15., 19. und
                                                                                                                                                                                                                     21. August, jeweils 20 Uhr.
                                                                                                                                                                                                                     Karten: www.ticketmaster.de bzw.
                                                                                                                                                                                                                     Infos www.bayreuther-festspiele.de

                                     Mehr Festspiele in „Hojotoho“
                                           2016 | 5,00 Euro

                                                                                                                                                                                2018 | Gratis für
                                                                                                                                                                                                    Sie
                                                                                                                                                                                                          TAFF blickte bereits 2016, 2017 und 2018 mit
                                                                                                                                                                                                          „Hojotoho“ hinter die Kulissen der Bayreuther Fest-
                                                                                                                                                                                                          spiele. Lesen Sie Interviews mit: Christa Mayer
                                                                                                                                                                                                          (Brangäne); Petra Lang und Stephen Gould (Tristan
                                                                                                                                                                                                          und Isolde), mit Uwe Eric Laufenberg (Regisseur Par-
                                                                                                                                                                                                          sifal) oder den Meistersingern Michael Volle (Hans
                                                                                                       2017 | 7,00 Euro
                                                                                                                                                                                                          Sachs), Klaus Florian Vogt (Walther von Stolzing), Jo-
                                                                                                                                                                                                          hannes Martin Kränzle (Sixtus Beckmesser) sowie
                                                                                                                Hojotoho!                                                                                 Dirigent Philippe Jordan in „Hojotoho“ 2017 sowie
                                                                                                                          das Bayreuther                                                                  2018 interessante Gespräche mit Günther Groiss-
                                                                                                                            Festspielmagazin
                                                                                                                                                                                                          böck (Gurnemanz, Veit Pogner), Elena Pankratova
                                                                                                                                                    von
                                                                                                             NEUINSZENIE
                                                                                                                          RUNG Loheng
                                                                                                                                     rin   ABSCHIED Der
                                                                                                                                                          fliegende Holländ
                                                                                                                                                                                                          (Kundry), Christian Thielemann über die Vollen-
                                                                                                                                                                           er

                                                                                                                                                                                                          dung des Bayreuther Kanons 2018, Chordirektor
                                                                                                                                                                                                          Eberhard Friedrich, den Lohengrin-Künstlern Neo
                                                                                                                                                                                                          Rauch und Rosa Loy, „Lohengrin“ Piotr Beczala
                  Hojo toho!                                                                                                                                                                              sowie Georg Zeppenfeld (König Heinrich und König
                     Bayreuther
                          das
                            Festspielmagazin
                                                                                                                                                                                                          Marke).
                                                                    ABSCHIED Der Ring des Nibelungen
                   NEUINSZENIERUNG Die Meistersinger von Nürnberg

                                                                                                                                                                                                          Gratis zum Download: www.taff-ev.org 

14 | 15
HINTERGRUND

                      (M)ausnahmen
Eine eigene Partitur und eine Ausnahmegenehmigung: diesen                ten in die Rollen von
„roten Teppich“ bekommt die WDR-Maus ausgelegt, die die                  Lohengrin und Tel-
Bayreuther Festspiele besuchte und so beeindruckt vom Blick              ramund geschlüpft.
hinter die Kulissen war, dass es nun eine einstündige Sonder-            Das    Maus-Kamera-
sendung gibt. Erstausstrahlung: 28. Juli 2019.                           team war mit dabei
Das Kamerateam um Jan Marschner, seit 30 Jahren Produ-                   und durfte auch bei
zent und Regisseur bei Flashfilm, durfte im Vorjahr genau hin-           den Vorbereitungen
schauen. Das ging so weit, dass erstmals seit Eröffnung des              der Lohengrin-Neupro-
Festspielhauses im Orchestergraben (nicht auf der Bühne) ein             duktion „Mäuschen“
Werk gespielt wurde, das nicht von Richard Wagner kompo-                 spielen: Ob Maske,
niert wurde: die Maus-Melodie, arrangiert von Hans Posegga,              Bühnentechnik, Schneiderei oder Proben von Telramund-­Sänger
gespielt vom Bayreuther Festspielorchester. Zuvor hatte es               Tomasz Konieczny und des Chors der Bayreuther Festspiele –
dafür einer Ausnahmegenehmigung bedurft, weil im Haus ja                 keine Tür blieb verschlossen. Sogar Neo Rauch und Rosa Loy,
ausschließlich Wagners Werke aufgeführt werden dürfen. Eine              die berühmten Künstler, die Kostüme und Bühnenbild von
Premiere auch für Musikdirektor Christian Thielemann, der die            ­„Lohengrin“schufen, ließen sich bei der Arbeit zuschauen.
Maus-Ouvertüre dirigiert.
Im Mittelpunkt der XXL-Sachgeschichte stehen Benjamin Mül-               Die Sendetermine: Sonntag, 28. Juli 2019,
ler und Kilian Hellmuth, zwei Kinder aus Bayreuth, die sich bei          9.30 Uhr Das Erste; 11.30 Uhr KiKa, Online: wdrmaus.de,
„Lohengrin“ einen Schwertkampf in luftiger Höhe liefern. Für             MausApp und ARD-Mediathek. Auch eine DVD wurde produ-
diesen Spezial-Effekt im Bühnenhimmel waren die Jung-Statis-             ziert (www.bibliothek-der-­sachgeschichten.de) 

                                                                                                                                      Anzeige

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Lohengrin
       Handlung in drei Aufzügen

Ginge es nach Regisseur Yuval Sharon würde dieses Werk
von Richard Wagner, uraufgeführt am 28. August 1850 in
Weimar unter der Leitung von Franz Liszt, „Elsa“ heißen.
Das erzählt er im Interview (nächste Seite). Auch in diesem
Jahr gab es eine Besetzungsänderung: Elsa musste we-
gen Krankheit kurzfristig umbesetzt werden (Interview ab
S. 26). Camilla Nylund übernimmt die Partie bei den ersten
fünf Vorstellungen, Anna Netrebko gibt an zwei Abenden
ihr Bayreuth-Debüt. Auch „Lohengrin“ ist in diesem Jahr
doppelt besetzt: Piotr Beczala kehrt für vier Vorstellungen
zurück, Klaus Florian Vogt ist nach der Premiere am 26.
Juli noch zweimal als Schwanenritter zu erleben.

DIE BESETZUNG 2019
Musikalische Leitung Christian Thielemann
Regie Yuval Sharon
Bühne/Kostüme Neo Rauch, Rosa Loy
Licht Reinhard Traub
Heinrich der Vogler Georg Zeppenfeld
Lohengrin Piotr Beczała (7., 11., 14., 18.8.),
             Klaus Florian Vogt (26., 29.7., 3.8)
Elsa von Brabant Camilla Nylund,
                    Anna Netrebko (14. und 18.8.)
Friedrich von Telramund Tomasz Konieczny
Ortrud Elena Pankratova
Der Heerrufer des Königs Egils Silins
1. Edler Michael Gniffke
2. Edler Tansel Akzeybek
3. Edler Marek Reichert
4. Edler Timo Riihonen

AUFFÜHRUNGSTERMINE 2019
Freitag, 26., Montag, 29. Juli; Samstag, 3., Mittwoch, 7.,
Sonntag, 11., Mittwoch, 14., Sonntag, 18. August.
Foto: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
LOHENGRIN: Interview mit Yuval Sharon

                                                   Yuval Sharon über ELSA
                                                     Mit kalifornischem Strahlen düst der Regisseur Yuval Sharon in
                                                      den Interviewraum. Seine zweite Festspielsaison von „Lohengrin“
                                                      hat begonnen. Er wirkt locker wie ein Wellenreiter. Ja, es sei in

                                                                                                                                       Foto: Bayreuther-Festspiele / Enrico Nawrath
                                                       diesem Jahr entspannter, sagt er. Dass es in diesem Jahr zwei
                                                       Besetzungen für die „Elsa“ und für die Titelpartie gibt – es lässt
                                                       sich lösen. Dass seine Leistung im vergangenen Jahr zwischen
                                                      dem Dirigat des Christian Thielemann, dem imposanten Bühnen-
                                                     bild von Neo Rauch und Rosa Loy sowie dem Retter der Titelpartie,
                                                    Piotr Beczala, eher unterging, nimmt Sharon sportlich gelassen. Am
                                                   Ende ist es eine Teamarbeit, findet er.

Wie geht es Ihnen beim zweiten Aufent-      Wie kamen Sie auf die Idee, Elsa mit          wo Wagner mit Michail Bakunin befreun-
halt in Bayreuth?                           Selbstbewusstsein auszustatten?               det war und alle Obrigkeit attackieren
Es ist ein bisschen entspannter, weil wir   Meiner Meinung nach steht das in der          wollte. Lohengrin setzt die Entwicklung
doch eine gute Basis haben. Man weiß,       Partitur. Und außerdem habe ich einen         einer zentralen Idee aus Tannhäuser
was letztes Jahr in der Inszenierung gut    Brief von Wagner gefunden, der mich           fort: dass blinde Konformität der Erz-
geklappt hat und wo man nochmal an-         sehr in der Vorbereitung beeinflusst hat.     feind jeder vollständigen, freien Entwick-
setzt. Mit dem dritten Akt war ich sehr     In einer „Mitteilung an meine Freunde“        lung des Individuums ist – doch diesmal
zufrieden, weil ich jede meiner Inszenie-   lobt er Elsa als ein Mittel gegen Lo-         legt Wagner den Ruhm und das Leiden
rungen vom Ende nach vorne entwickle.       hengrins „männlichen Egoismus“. Das           des verwirklichten Individuums nicht wie
Diesmal möchte ich eine stärkere Brü-       klingt fast feministisch, was er natürlich    in seiner früheren Oper in die Figur des
cke zum dritten Akt bauen.                  nicht war. Aber Wagner schrieb Lohen-         Titelhelden, sondern in die Frauenfigu-
                                            grin bevor er Brünnhilde schuf... Elsa ist    ren Elsa und Ortrud.
Welche Lösung haben Sie gefunden?           also mutiger als man vielleicht denkt.
Es sind nicht die ganz großen Dinge.                                                      Ortrud ist also nicht die Böse, die Elsa
Manchmal geht es darum, wie die Figu-       Landläufig wird Elsa fast als Dummchen        anstachelt, sondern sie ermuntert sie,
ren zueinander stehen, wie sie auf der      dargestellt, das durch ihre Neugier ihr       die Frage nach Nam’ und Art zu stellen?
Bühne agieren, welche Textstelle wir        Glück zerstört. Ist sie das nicht?            Für mich ist Ortrud eine sehr starke
hervorheben können, damit das auch          Ja, Elsa wird oft naiv dargestellt, und das   Frau, aber nicht in sich böse. Ich denke,
als Bild klar wird. Ich will zeigen, dass   finde ich eine konservative Lesart, die       ihr Fehler ist nur, dass bei ihr der Zweck
Elsa und Ortrud für mich die Hauptper-      nicht mit Wagners Weltanschauung in           die Mittel heiligt, wie Che Guevara oder
sonen sind.                                 dieser Zeit übereinstimmt. Es war eine        andere Freiheitskämpfer, die Gewalt für
                                            zerstörerische Zeit, diese Vormärz-Zeit,      ihre Ideen genutzt haben. Ortrud ist die
                                                                                          besiegte Frau in ihrem Land, das von
                                                                                          König Heinrich kolonialisiert wurde. Sie
                                                                                          musste zuschauen, wie ihr Land und
   „Elsa wird oft naiv dargestellt, und das finde                                          wohl alle ihre Leute geopfert wurden.
                                                                                          Das lässt sie sich nicht gefallen. Das
    ich eine konservative Lesart, die nicht mit                                           Problem ist nur, dass sie dabei nicht
      Wagners Weltanschauung in dieser Zeit                                               friedlich bleibt.
                  übereinstimmt.“                                                         War diese Darstellung von Anfang an
                                                                                          klar?

18 | 19
Sie entspricht meiner eigenen politi-         vorhandene Eitelkeit so weit zurückge-     samtkunstwerke, an denen ich arbeite.
schen Einstellung. Erst recht als Ame-        stellt, dass er nicht auf die Idee kam     Wenn man mit bildenden Künstlern wie
rikaner. Katharina Wagner hat mir Lo-         zu sagen, das geht nicht, mir schwebt      Rosa und Neo arbeitet, lässt man ihnen
hengrin angeboten genau zu der Zeit,          ein ganz anderer Ansatz vor. Sondern er    entweder ihre intuitiven Gedanken, oder
als der jetztige Präsident gewählt wurde,     hat sich lustvoll auf das ziemlich weit    man behandelt sie wie Bühnenbildner,
im Herbst 2016. Für uns alle, die es für      vorangetriebene Bühnenbild eingelas-       was ich für eine Arbeit wie diese nicht
unser Land katastrophal finden, dass                                                     den richtigen Weg finde. Mein Ansatz
nun dieser männliche patriarchalische                                                    war: Lass uns die intuitiven Anstöße
Gedanke wieder dominiert, gab es den                                                     von Neo und Rosa einfach weiterführen
hoffnungsvollen Satz – ich weiß nicht,
                                                „Haben nicht auch                        (lacht).
ob der in Deutschland so angekommen               Märchen ihre
ist: The future ist female. Die Zukunft ist                                              Waren Sie sich immer einig?
weiblich. Daran dachte ich immer. Als
                                               Schärfe, ihre kritische                   Neo, Rosa und ich waren uns bald in
ich dann die Bilder von Neo und Rosa               Botschaft?“                           vielen Punkten sehr einig. Und wenn wir
gesehen habe, fand ich sie sehr roman-                                                   nicht einig wurden, gab es immer ein
tisch, sehr märchenhaft, fragte aber:                                                    schönes Gespräch zwischen uns, wo wir
Haben nicht auch Märchen ihre Schärfe,        sen und ist mit den Elementen eine         immer einen Kompromiss im besten Sin-
ihre kritische Botschaft?                     liebevolle Allianz eingegangen.“ Hat er    ne fanden.
                                              damit recht?
Neo Rauch sagte letztes Jahr im Inter-        Ich habe es nie so wahrgenommen, dass      Wer setzt sich dann durch?
view mit uns über Sie: „Yuval Sharon          ich meine Eitelkeit zurückstellen musste   Es kam immer darauf an. Es gab Punkte,
hat Gott sei Dank als Seiteneinsteiger        (lacht). Aber eine Allianz war mir schon   die waren für Neo oder für Rosa extrem
in das Projekt seine zweifellos auch          ein wichtiges Ziel, genau wie alle Ge-     wichtig, und ich ging einen Kompromiss

                                                                                                                         Anzeige

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 Alles andere als ein glorreicher Abgang
                                                                                           für den „Schwanenritter“ Lohengrin. Re-
                                                                                           gisseur Yuval Sharon zeigt Elsa als die
                                                                                           starke Persönlichkeit der Geschichte. Sei-
                                                                                           ne Quelle war eine „Mitteilung an meine
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                                                                                           ser Elsa als ein Mittel gegen Lohengrins
                                                                                           „männlichen Egoismus“ lobt.

                                                    „Ich denke, es ist eine Harmonie zwischen
Foto: Bayreuther-Festspiele / Enrico Nawrath            dem märchenhaften Bühnenbild,
                                                      dem Geschehen auf der Bühne und der
                                                         musikalischen Seite entstanden.“

ein, oder, als ich die Idee mit der Video-     hört dazu. Man hat eine Dissonanz und       für mich eine Schlüsselszene der Insze-
projektion im zweiten Akt hatte, hatten        bearbeitet sie so lange, bis wieder eine    nierung. Für Tenöre kann es schwierig
sie das Vertrauen, mir zu folgen, auch         Harmonie entsteht.                          werden, das Heldenhafte aus dem ers-
wenn sie sich nicht vorstellen konnten,                                                    ten Akt nach und nach zu verlieren, weil
wie es aussieht.                               Es gab und gibt Wechsel bei den Sän-        Lohengrin mehr und mehr korrumpiert
                                               gern? Wie kommen Sie damit zurecht?         wurde von dieser Welt. Er ist arrogan-
Mussten Sie lange überlegen, das En-           Natürlich beeinflusst das die Arbeit.       ter geworden und denkt nun auch stark
gagement anstelle von Alvis Hermanis           Genauso wie ich mit Neo und Rosa und        patriarchalisch. Das ist eine brutale
anzunehmen, der abgesagt hatte?                Christian Thielemann einen gemeinsa-        Szene, die wir auch so brutal darstellen
Ich habe nicht lange überlegt. Mit zwei        men Weg gefunden habe, wollte ich mit       müssen. Aber der Weg dahin kann na-
so tollen Künstlern, deren Werke ich so        den Sängern eine klare Erzählung immer      türlich je nach Sänger unterschiedlich
schätze, und mit Christian Thielemann          weiter entwickeln. Aber das lässt sich      sein. Ich sage zum Beispiel zu Klaus,
zusammenzuarbeiten und in Bayreuth zu          natürlich nicht so einfach umsetzen.        was mir wichtig ist, wo ich ein wichtiges
inszenieren – das ist ein Traum.               Letztes Jahr hatten wir andere Beset-       Stichwort oder einen wichtigen Begeg-
                                               zungen, die auch ihre Ideen eingebracht     nungspunkt sehe. Gleichzeitig muss er
Das sind aber auch starke Persönlich-          haben, dazu mit Piotr Beczala einen un-     aber die Freiheit haben, das für sich zu
keiten – wie haben sich dazwischen             glaublich tollen Sänger, der sehr spät      bearbeiten. Sonst wird das keine Kunst
behauptet?                                     angekommen ist (lacht), aber die Sache      von Menschen, sondern ein Marionet-
Ich denke, das war nicht notwendig. Ein        perfekt gelöst hat. Es ist schön, dass er   tenspiel.
großer Teil meiner Arbeit als Regisseur        später in der Spielzeit wieder kommt.
ist, Brücken zwischen den Menschen zu          Aber auch mit einem großartigen Sänger      War es für Sie schwierig, die „zweite
bauen und einen Konsens zu schaffen.           wie Klaus Florian Vogt ist es ein wunder-   Geige“ hinter dem berühmten Künstler-
Keinen Konsens im Sinne von homoge-            volles Arbeiten.                            paar Rauch/Loy zu spielen?
ner Stimmung. Eine heterogene Gemein-                                                      Ich bin sicher der am wenigsten bekann-
schaft hat viele Meinungen. Wenn alle          Lassen Sie den Sängerinnen und Sän-         te Name aus dem Team (lacht). Aber als
nur auf einen hören, ist das autoritär.        gern Platz für eine eigene Interpreta-      zweite Geige habe ich mich nie gefühlt
Es war schon im letzten Jahr sehr be-          tion?                                       und wurde auch nie so behandelt. Die-
glückend. Alle waren begeistert von der        Die Lesart bleibt natürlich gleich. Aber    ser Eindruck ist mehr von Außen gese-
Harmonie. Und Harmonie heißt nicht,            darin gibt es Freiheit für die Sänger.      hen und beschreibt nicht die eigentliche
dass es keine Dissonanz gibt. Die ge-          Zum Beispiel die Brautgemach-Szene –        Lage zwischen uns. Letztendlich zählt

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das Ergebnis. Ich denke, es ist eine
Harmonie zwischen dem märchenhaften
Bühnenbild, dem Geschehen auf der
                                                  „Ich vergleiche meine Arbeit immer mit
Bühne und der musikalischen Seite ent-           dem Bau eines Flussbetts. Ich sorge dafür,
standen. Das ist das Ergebnis der Arbeit
eines leitenden Teams.
                                                   dass der Fluss von allein fließen kann.
                                                    Ich möchte, dass wir alle gemeinsam ­­­­
Braucht man ein sonniges Gemüt wie
das Ihre, um zwischen diesen Größen
                                                             etwas entwickeln.“
zu bestehen?
Kann sein, dass das auch an meiner
Generation liegt. In meiner Generation      Nun kommt der nächste ganz große         sungen und supergut gespielt. Ich glau-
hat man einen anderen Ansatz, Leute zu      Name – Anna Netrebko. Wie wird sie       be, es wird ihr gefallen, dass diese Frau
leiten. Der autoritäre Gedanke hat sich     für zwei Vorstellungen mit eingebun-     in dieser Inszenierung sehr stark ist,
überholt. Ich vergleiche meine Arbeit im-   den?                                     dass es um ihre Entwicklung geht und
mer mit dem Bau eines Flussbetts. Ich       Das werden wir sehen. Ich komme noch     nicht um ihr Scheitern.
sorge dafür, dass der Fluss von allein      einmal her, um mit ihr zu arbeiten und
fließen kann. Ich möchte, dass wir alle     freue mich sehr darauf. Anna Netrebko    Wie gut lässt sich eine kritische Be-
gemeinsam etwas entwickeln.                 hat die Elsa sehr schön in Dresden ge-   trachtung des „Schwanenritters“ über-

                                                                                                                       Anzeige

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LOHENGRIN: Interview mit Yuval Sharon

haupt in diese märchenhafte Kulisse           2021: Lass uns sehen, was wir noch           konzentrieren. Das gibt mir anschlie-
einbinden?                                    zuspitzen müssen!                            ßend wieder die Freiheit, neue Wege zu
Neo hat gesagt, dass er eine Wiederver-                                                    gehen. Meine Neigung zur Oper ist durch
zauberung der Welt möchte. Das finde          Hat Sie der „Vorgänger-Lohengrin“ von        die Moderne geprägt. Die modernen
ich eine so schöne Idee. Eine Wiederver-      Hans Neuenfels eigentlich beeindruckt        Werke liegen mir sehr am Herzen, wie
zauberung ist wissend. Das heißt: Wenn        oder in Ihrer Arbeit gehemmt?                die Arbeit von John Adams oder „Drei
die Landschaft entzaubert ist, gehen wir                                                   Schwestern“ von Péter Eötvös an der
wissend den nächsten Schritt zu einer                                                      Staatsoper Wien. Ich liebe auch Urauf-
neuen Verzauberung, aber nicht im Sin-                                                     führungen und mit den Komponisten zu
ne einer Ablenkung oder Vortäuschung.              „Die alten Werke                        arbeiten. Ich hatte mehrfach das Glück,
                                                  brauchen ihre Ge-                        dass die szenische Seite die Musik
Gab es zwischenzeitlich eigentlich Kon-                                                    noch inspiriert hat. Das geht bei älteren
takt zwischen den Beteiligten oder tref-          sprächspartner in                        Stücken natürlich nicht. Die alten Wer-
fen Sie sich jetzt erst wieder zur Pro-           unserer modernen                         ke brauchen ihre Gesprächspartner in
benzeit?                                                                                   unserer modernen Zeit, sonst spielen
Wir haben uns während des Jahres sehr             Zeit, sonst spielen                      wir nur museal. Wenn man zum Beispiel
viel unterhalten. Und Neo und Rosa sind            wir nur museal.“                        Benjamin Brittens „Gloriana“ hört und
zu mir nach Los Angeles gekommen, wir                                                      vielleicht am nächsten Tag ein Werk
haben Ausflüge gemacht, aber auch viel                                                     von Henry Purcell, hört man mit völlig
über die Arbeit diskutiert. Nach dem in-                                                   neuen Ohren. Purcell hat dann Zeitge-
tuitiven Start letztes Jahr, konnten wir in   Es war eine tolle Inszenierung. Dass die     nössisches, dank eines Gesprächspart-
diesem Jahr anders anfangen.                  Lesart bei ihm auf Lohengrin konzent-        ners wie Britten, der wiederum viel von
                                              riert war, hat mich gefreut, weil ich mich   Purcell übernommen hat. Das ist diese
Wird das Bühnenbild verändert?                sowieso auf Elsa konzentrieren wollte        fruchtbare Spannung zwischen Tradition
Visuell wird – von Kleinigkeiten abgese-      (lacht). Ich habe schon immer gedacht,       und Innovation.
hen – wenig verändert.                        diese Oper sollte eigentlich „Elsa“ hei-
                                              ßen. Insofern habe ich mich ziemlich frei
Ist jetzt alles zu Ihrer Zufriedenheit,       gefühlt.                                     Lohengrin-Regisseur Yuval Sharon ist
und müssen Sie nächstes Jahr nichts                                                        exklusiver Gast bei den „Zäsuren“ der
mehr ändern?                                  Was steht für Sie als nächstes an?           Bayreuther Festspiele am 14. August in
Nächstes Jahr mache ich ein Sabbatical        Mit meiner „Company The Industry“            der Probebühne IV (Beginn: 11.45 Uhr,
in Japan und werde nicht hier sein. Grö-      steht ein nächstes großes Projekt in         Eintritt frei). 
ßere Änderungen werden wir in diesem          Los Angeles an. Da ich die Company
Jahr machen und dann meine Assisten-          komplett alleine leite, muss ich mich
ten entsprechend instruieren. Und für         für sechs Monate ausschließlich darauf                    Interview: Regina Ehm-Klier

                                     Jeden Tag ein neues Video
                        Wie geht es am Inspizientenpult zu?         unterwegs. Ihr Auftrag: der Podcast der Bayreuther Festspiele.
                         Wie arbeitet die Kostümabteilung?          Jeden Tag steht ab der Premiere auf der Homepage der Fest-
                           Wie laut ist’s im Orchestergraben?       spiele ein neues Video zum Abruf bereit – und kann natür-
                            Wie kommt die Kinderoper auf            lich auch abonniert werden. Mitwirkende von vor und hinter
                            die Bühne? Wie schnell geht ein         den Kulissen erklären in Interviews ihre Arbeit oder ihre Rolle.
                            Bühnenumbau? Um diese und               Damit bekommen die Zuschauer einen interessanten Einblick
                            noch viele weitere Fragen zu be-        ins Räderwerk Festspiele, in dem alles perfekt aufeinander
                            antworten, sind Emilie Mayer (von       abgestimmt ist.
                           rechts), Moritz Jahn und Jonas           2008 gingen die ersten Podcasts online. Doch Geschichten
                          Kotschenreuther schon ab der Pro-         gibt es genug zu erzählen, auch in diesem Jahr werden es wie-
                        benzeit mit Filmkamera und Mikro auf        der mehr als 30 sein. Täglich neu unter www.bayreuther-fest-
                      dem Gelände der Bayreuther Festspiele         spiele.de/festspiele/podcast/ 

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LOHENGRIN

                                Mit TAFF nach Barcelona
                                                                           Das TAFF-Angebot für die Reise vom
                                                                           18. bis 21. März 2020 beinhaltet:
                                                                           · Flug mit Lufthansa ab/bis       · Flughafentransfers
                                                                             München inkl. aller Steuern · Halbtägige Stadtrundfahrt
                                                                             & Gebühren (Alternativ-Flug-      Barcelona (deutschsprachig
                                                                             häfen auf Anfrage)                im Bus)
                                                                           · 3 Übernachtungen mit
                                                                             Frühstück
                                                                                          Preis für TAFF-Mitglieder: 520 € / p. p. im DZ //
                                                                                                                       € 110,- EZ-Zuschlag
Festspielleiterin Katharina Wagner inszeniert im Frühjahr                                               Aufpreis für Nicht-Mitglieder: 50 €
2020 „Lohengrin“ am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Mit
dabei sind viele gute Bekannte aus Bayreuth: Klaus Florian                 Zusätzlich buchbar:                     Nicht inklusive:
Vogt (Bild) als Lohengrin, Günther Groissböck als Heinrich,                · Ausflug Montserrat:                   · Touristensteuer Barcelona
Evelyn Herlitzius als Ortrud. Am Pult: Josep Pons.                           € 98,- p.p.                             (muss vor Ort im Hotel
TAFF organisiert eine Gruppenreise nach Barcelona mit Pre-                 · Picasso-Museum                          gezahlt werden!)
mierenbesuch am 19. März 2020. Das Anmeldeformular steht                     (während Stadtrundfahrt),             · Premierenkarten (werden
auf der TAFF-Homepage www.taff-ev.org zum Download bereit.                   Eintritt: € 19,50 p.p.                  gesondert angeboten)

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                Der grüne Hügel in Bayreuth ist einzigartig - die Gastronomie auch!

       Wir bieten Ihnen eine vielfältige Auswahl exzellenter Speisen und ausgewählter Getränke, welche Sie in
   entspannter Atmosphäre während der jeweils 60-minütigen Pausen sowie vor der Vorstellung genießen können.
     Um den Abend gebührend zu beginnen, präsentieren wir unsere kulinarischen Highlights auch in Form von
                                   3- oder 4- gängigen Menüs inkl. Weinbegleitung.

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                     Steigenberger Festspielrestauration, Festspielhügel 1-2, D-95445 Bayreuth,
                                Telefon (0921) 87 10 550 – Telefax (0921) 8710 555
                                 Email reservierung.bayreuth@steigenberger.de

            Steigenberger Hotels Aktiengesellschaft . Sitz der Gesellschaft: Frankfurt/Main, Germany - Amtsgericht Frankfurt/Main: HRB 25755
                        Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Ralf Corsten - Vorstand: Thomas Willms (Sprecher), Matthias Heck
DIE MEISTER-
SINGER VON
 NÜRNBERG
             Oper in drei Akten
Die Riege der „Meistersinger von Nürnberg“ (Urauffüh-
rung 1868 in München) präsentiert sich seit der Premiere
2017 auch in diesem Jahr unverändert stark. Es gibt al-
lerdings wieder eine neue Eva: Camilla Nylund.

DIE BESETZUNG 2019
Musikalische Leitung Philippe Jordan
Regie Barrie Kosky
Bühne Rebecca Ringst
Kostüm Klaus Bruns
Chorleitung Eberhard Friedrich
Dramaturgie Ulrich Lenz
Licht Franck Evin

Hans Sachs, Schuster Michael Volle
Veit Pogner, Goldschmied Günther Groissböck
Kunz Vogelgesang, Kürschner Tansel Akzeybek
Konrad Nachtigal, Spengler Armin Kolarczyk
Sixtus Beckmesser, Stadtschreiber
                      Johannes Martin Kränzle
Fritz Kothner, Bäcker Daniel Schmutzhard
Balthasar Zorn, Zinngießer Paul Kaufmann
Ulrich Eisslinger, Würzkrämer Christopher Kaplan
Augustin Moser, Schneider Stefan Heibach
Hermann Ortel, Seifensieder Raimund Nolte
Hans Schwarz, Strumpfwirker Andreas Hörl
Hans Foltz, Kupferschmied Timo Riihonen
                                                           Foto: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Walther von Stolzing Klaus Florian Vogt
David Daniel Behle
Eva Camilla Nylund
Magdalene Wiebke Lehmkuhl
Nachtwächter Wilhelm Schwinghammer

AUFFÜHRUNGSTERMINE 2019
Samstag, 27., Mittwoch, 31. Juli; Dienstag, 6.,
Samstag, 10., Samstag, 24., Dienstag, 27. August.
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG/LOHENGRIN: Interview mit Camilla Nylund

                                                   Camilla Nylund über EVA + ELSA
                                                     Die Partie der Eva gehört im Grunde zum Wagner-Einsteiger-Reper-
                                                      toire von Sopranistinnen. Camilla Nylund feierte ihr Eva-Debüt
                                                       Ende der 1990er Jahre in Hannover, legte die Partie eigentlich
                                                       vor zehn Jahren ad acta. Überraschung: Sie holt die Partie für
                                                       die „Meistersinger von Nürnberg“ in Bayreuth wieder heraus, das
                                                       wurde im Vorjahr bekannt. Und noch während sie 2019 für den
                                                      Auftritt in Bayreuth probt, kommt am 10. Juli die nächste Nach-
                                                     richt: Krassimira Stojanowa, die fünfmal „Elsa“ in Lohengrin singen

                                                                                                                                    Foto: anna.s.
                                                    wollte, ist erkrankt. Camilla Nylund übernahm – mit Freude, wie die
                                                  finnische Sängerin im Interview sagt.

Camilla Nylund, es ist für Sie eine Rück-   gleichzeitig auch die „Meisterin“ Cosi-     Haben Sie gleich zugesagt, für die er-
kehr nach Bayreuth, wo Sie bis 2014         ma Wagner verkörpert. Wie finden Sie        krankte Kollegin einzuspringen? Und
die Elisabeth sangen. Dann folgte 2017      die Idee?                                   wie haben Sie Ihren eigenen Terminka-
ein Einsatz in Walküre. Wie ist es nach     Damit habe ich überhaupt kein Problem.      lender dafür organisiert?
dieser Pause, wieder nach Bayreuth zu-      Das Leben ist so. Man wird älter und        Ich habe nicht lange überlegt. Natürlich
rückzukehren?                               erfahrener. Ich singe seit so vielen Jah-   musst ich einige Konzerte absagen,
Schön – und das mit einem Stück, von        ren, und mit dieser Erfahrung kann ich      aber mit Hilfe meiner Agentur und den
dem ich eigentlich gedacht hatte, die       heute viel ruhiger und gelassener auf die   Veranstaltern war es möglich, das alles
Zeit dafür sei schon vorbei. Ich habe die   Bühne gehen. Die Eva ist anstrengend        zu organisieren.
Eva ja wirklich früh in meiner Karriere     zu singen, das kann man nicht auf die
gesungen. Als ich übrigens das erste        leichte Schulter nehmen. Und vielleicht     Ist es stimmlich eine Umstellung?
Mal Bayreuth besuchte, das war 1996,        konnte ich beim Debüt Ende der 90er         Man muss natürlich die Lyrik in der
habe ich Renée Fleming als Eva erlebt.      dem noch gar nicht so gerecht werden        Stimme behalten, die Stimme soll jung
Insofern ist es für mich jetzt ein schö-    wie heute.                                  klingen. Aber die meisten Partien, die
nes Gefühl, als Evchen auf die Bühne zu                                                 ich singe, sind ja junge Mädels: Die Sen-
kommen. Es ist spannend und ich freue       Und jetzt auch noch die Elsa an fünf        ta in Holländer, Elsa in Lohengrin oder
mich sehr. Ich kenne ja alle Kollegen       Terminen. Wie meistern Sie den Parti-       auch Elisabeth in Tannhäuser – das sind
seit langem. Nur mit Wiebke Lehmkuhl        enwechsel, zumal einige Vorstellungen       ja keine alte Frauen.
hatte ich bisher noch nicht zusammen-       sehr knapp hintereinander liegen?
gearbeitet.                                 Eva und Elsa sind beide lyrisch-jugend-     Sie sind die dritte Eva im dritten Jahr
                                            liche Partien und passen von der Tessi-     der Meistersinger – bei einer ansonsten
Regisseur Barrie Kosky wollte ja be-        tura auch gut zusammen. Ich freue mich      völlig konstanten Besetzung. Mussten
wusst eine „erfahrene“, sprich ältere,      auf die Aufgabe!                            Sie lange überlegen, die Partie anzu-
Eva, weil diese in dieser Inszenierung                                                  nehmen?
                                                                                        Klar habe ich etwas nachgedacht, weil
                                                                                        ich dachte, ich hätte die Partie vor etwa
                                                                                        zehn Jahren abgelegt. Aber ich war im
        „Als ich wusste, ja, ich kann die Partie                                        Sommer 2017 als Sieglinde in Walküre
       noch singen, fiel die Entscheidung nicht                                          hier und hatte versprochen, für die Pre-
                                                                                        miere als Cover zur Verfügung zu ste-
                  mehr so schwer.“                                                      hen. Also schaute ich mir damals schon
                                                                                        die Partie an. Als ich wusste, ja, ich

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kann die Partie noch singen, fiel die Ent-   Haben Sie bei Ihrem großen Repertoire        Ich habe ja den zweiten Akt konzertant
scheidung nicht mehr schwer. Und es ist      eine Favoritenpartie?                        mit Jonas Kaufmann aufgeführt, und es
Bayreuth! Das ist für mich immer wie ein     Ich mag es sehr, wenn ich auf der Büh-       fühlte sich gut für mich an. Nun möchte
Nachhausekommen.                             ne viel zu tun habe, wie gerade in „Frau     ich das ganze Stück nicht nur singen,
                                             ohne Schatten“. Und Strauss ist sowie-       sondern die Isolde auch auf der Bühne
Sie feierten gerade als Kaiserin in „Frau    so einer meiner Lieblings-Komponisten.       spielen. Ich bin so eine leidenschaftli-
ohne Schatten“ in Wien einen großen          Wenn man dann das Glück hat, auch für        che Schauspielerin. Ich will etwas zu tun
Erfolg und wurden zur Kammersängerin         Wagner besetzt zu werden... Auch da          haben auf der Bühne.
der Staatsoper Wien ernannt, sangen          gibt es so viele Partien.
zwischenzeitlich noch Sieglinde in Bu-                                                    Sie sind auf allen internationalen Büh-
dapest, jetzt Eva, dazwischen Lieder-        Welche wünschen Sie sich?                    nen gefragt. Wo ist Ihre Heimat?
abende – und auch in der nächsten Zeit       Die Elisabeth singe ich zurzeit gar nicht,   Ich lebe in Dresden, nächste Spielzeit
ist Ihr Terminplan gut gefüllt. Haben Sie    aber die Elsa natürlich und die Sieglin-     singe ich ziemlich oft in Wien, wo ich
keine Angst um Ihre Stimme?                  de, genauso wie die Senta. Ich bin ge-       mich dem Haus sehr eng verbunden füh-
Ja, es ist ein straffes Programm, und        rade dabei, etwas Neues einzustudieren       le, erst recht als österreichische Kam-
man muss klug mit der Stimme umge-           – die Isolde. Das ist ein langer Prozess.    mersängerin. Aber ich hänge auch sehr
hen. Das ist die große Kunst.                Ich hoffe, dass ich sie irgendwann ein-      an Dresden. Dort kann ich mich total
                                             mal singen werde. Aber es hat noch ein       entspannen und ich selbst sein. Scha-
Haben Sie ein Rezept dafür?                  bisserl Zeit.                                de nur, dass es dort kaum Direktflüge
Das lernt man mit den Jahren. Man                                                         gibt. Natürlich liebe ich Finnland, wo ich
muss auf sich hören. Es gilt, dass man       Und Brünnhilde?                              geboren wurde. Meine Mutter lebt noch
die Vorstellung gut singen kann.             Ich muss erst sehen, wie ich Isolde          dort. Nur kann ich nicht wochenlang in
                                             schaffe. Es ist eine gigantische Partie.     Finnland sein, wenn ich in Bayreuth en-

                                                                                                                             Anzeige
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