W RTSCHAFT IM SÜDWESTEN - IHK Hochrhein-Bodensee
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W RTSCHAFT FEBRUAR 2020 erscheint am 31.1.2020 IM SÜDWESTEN J a hre 900 urg b Frei ge Beila e eitig äum 28-s tadtjubil S zum Hotelchefin Porträt von Katja Newman vom Parkhotel Adler Neujahrsempfang Gäste aus Politik und Wirtschaft trafen sich auf Einladung der IHK Garnspezialist Zwirnerei an der Wutach stellt Fäden für Teebeutel her Zeitschrift der Industrie- und Handelskammern Hochrhein-Bodensee Schwarzwald-Baar-Heuberg Südlicher Oberrhein
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser F reiburg ist 900 Jahre alt. Für uns Anlass, in einer Son- dernummer, die dieser Ausgabe unserer Zeitschrift bei- liegt, auf die Wirtschaftshistorie der Stadt, die ältesten noch bestehenden Unternehmen sowie die Geschichte der IHK zurückzublicken. Unter den traditionsreichen Firmen befinden sich übrigens mehrere Apotheken. Apotheken sind auch das Titelthema der vorliegen- Bild: Florian Forsbach den Februarausgabe der Wirtschaft im Südwesten. Vier Apotheker aus der Region berichten über ihre Doppelrolle einerseits als Gesundheitsdienstleister mit gesetzlich festgelegten Aufgaben und anderer- seits als freie Unternehmer. Sich im Spannungsfeld dieser beiden Pole erfolgreich zu bewegen, ist nicht immer einfach (Seite 6). Ebenfalls in einem Spannungsfeld bewegt sich unser „Kopf des Monats“: Katja Newman, die das Park- hotel Adler in Hinterzarten seit dem Jahr 2000 in 16. Generation führt. Aufgrund ihrer Herkunft aus zwei namhaften Hotelierfamilien ist sie sowohl der Ulrich Plankenhorn Tradition als auch, ihrem Naturell entsprechend, der Innovation in der Hotellerie verpflichtet. 15 Millionen Leitender Redakteur Euro haben sie und ihr Vater bislang in das Haus investiert (Seite 14). Wie aus Tradition innovative Produkte entstehen können, be- weist die Zwirnerei an der Wutach in Stühlingen. 1886 gegrün- det, stellt sie heute vor allem Teebeutelfäden her – reißfest, geschmacksneutral, frei von Zusatzstoffen und hitzebeständig. Obwohl ein relativ kleines Unternehmen mit circa 35 Mitarbei- tern, gehört sie auf diesem Feld zu den Marktführern und belie- fert Kunden in 65 Ländern (Seite 68). Viel Spaß beim Lesen. 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 1
INHALT FEBRUAR 4 PANORAMA 6 TITEL Z wischen Gesundheitsauftrag und Wettbewerb. Die Doppelrolle der Apotheken 12 LEUTE 12 Personalien: Frank Richter/Thomas Stammel Tosja Zywietz Marc Fuchs 14 Axel Beck Roland Lüders/Jürgen Theobald Peter Michael Binder/ Kopf des Monats Michael Pfaff/Peter Wimmer/ Benjamin Jeuthe Katja Newman 13 Jürgen Gut Vor 20 Jahren hat Katja Newman die Leitung des Parkhotels Adler Uwe Köhn in Hinterzarten übernommen und dem Haus wieder zum einstigen Florian Kurt Renommee verholfen. Sie wurde mit der Wirtschaftsmedaille des 14 K opf des Monats: Landes ausgezeichnet und ist unser „Kopf des Monats“. Katja Newman 16 G ründer: Jennifer Kasa 38 17 REGIO REPORT Heinzmann Der IHK-Neujahrsempfang und wei- tere Neuigkeiten aus dem IHK-Bezirk Für saubere Motoren 38 UNTERNEHMEN Die Schönauer Firma Heinzmann 38 Heinzmann entwickelt und produziert innovative Technik für große Verbrennungs- 40 Wahl, Piluweri motoren, die dazu beiträgt, deren 41 Stage Concept Verbrauch und Emissionen zu senken. 42 Brunner Ein zusätzliches Geschäftsfeld sind Elektromotoren. Themen der Titelseite 2 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
WIS IM NETZ Ausgewählte Inhalte und das komplette E-Magazin unter: wirtschaft-im-suedwesten.de 43 Historia 44 Schwarzwaldmilch, TITELTHEMA: Gruner Zwischen Gesundheitsauftrag und Wettbewerb 45 E.Optimum, Kreissparkasse Rottweil 6 Die Doppelrolle 46 Franz Morat, Isensee 47 HWI IT, RVF der Apotheken 48 Gero, CS Instruments Apotheken erfüllen einen staatlichen Auftrag in der Gesundheits- versorgung und müssen gleichzeitig betriebswirtschaftlich arbei- 49 PRAXISWISSEN ten. Welche Herausforderungen die Apotheken in der Region 49 Umwelt dabei meistern, ist Thema unserer Titelgeschichte. 50 Innovation/Recht 51 Recht REGIO 53 54 Steuern Bildung REPORT IHK-Neujahrsempfang 56 MESSEN und Neues 56 Kalender aus dem IHK-Bezirk 68 DIE LETZTE SEITE 17 Aus dem Südwesten: Teebeutelfäden aus Stühlingen STANDARDS 68 57 Literatur FEBRUAR 2020 AF T W RTSCH BEILAGE | 64 Impressum IM SÜDWE STEN 64 Börsen Extrahe zum Stad ft tjubiläum 900 Jahre Freiburg historie Wirtschafts der Stadt Aus dem Südwesten 900 Jahre Freiburg: Beilage zum Fäden für Teebeutel Stadtjubiläum der mern Zeitschrift Die Zwirnerei an der Wutach beliefert weltweit und Handelskam Industrie- odensee Hochrhein-B erg d-Baar-Heub Schwarzwal Südlicher Oberrhein mehrere hundert Teeproduzenten und ist damit Marktführer für Teebeutelfäden. BEILAGENHINWEIS Dieser Ausgabe ist ein Extraheft zum Stadtjubiläum „900 Jahre Freiburg“ beigelegt. 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3
Panorama DIHK-Umfrage zur Unternehmensnachfolge Schwierige Nachfolgersuche F irmenchefs, die sich zur Ruhe setzen möchten, haben immer größere Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Das zeigt der „DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2019“. Demnach suchten im Berichtsjahr 2018 insgesamt 6.911 Alt-Inhaber den Rat ihrer IHK, das bedeutet einen Zuwachs von vier Prozent gegenüber 2017 und einen abermaligen Rekord. Verschärfend kommt hinzu: 48 Prozent hatten zum Zeitpunkt der Beratung noch keinen Nach- folger in Aussicht. Besonders im Osten fällt die Suche nach neuen Unternehmenslenkern schwer. Mit 54 Prozent sind dort sogar mehr als die Hälfte der Seniorchefs beim Erstbesuch der IHK noch ohne Nachfolgerin oder Nachfolger. Das gilt vor allem für Einzelhänd- ler sowie Hotel- und Gastronomiebetriebe. Weiteres Problem: Die Mehrheit der an einer unternehmerischen Zukunft Interessierten bewertet Bürokratie als „große Hürde“. Nach Einschätzung des DIHK muss die Unternehmensnachfolge insgesamt deutlich einfa- Bild: ©cirquedesprit - stock.adobe cher und schneller möglich sein. Wichtige Antworten liefern dabei digitale Lösungen und E-Government. So sollten Genehmigungen an einer zentralen Stelle abrufbar sein und Doppelmeldungen der Vergangenheit angehören. dihk Den DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge gibt es als Download unter www.wirtschaft-im-suedwesten.de, Rubrik Themen GEWERBLICHE WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 2019 Betriebe Beschäftigte Umsatz Ausland (mit mehr als 50 Beschäftigten) (in 1000) (in Mio Euro) (in Mio Euro) Sept. Oktober Novemb. Sept. Oktober Novemb. Sept. Oktober Novemb. Sept. Oktober Novemb. Stadtkreis Freiburg 47 47 47 10 10 10 228 219 230 139 127 132 Breisgau-Hochschwarzwald 95 95 95 19 19 19 308 323 334 153 157 155 Emmendingen 68 68 68 14 14 14 218 239 220 137 152 136 Ortenaukreis 236 237 237 50 50 50 1102 1179 1118 484 533 511 Südlicher Oberrhein 446 447 447 93 93 93 1856 1960 1902 913 969 933 Rottweil 105 105 105 23 23 23 435 441 439 201 219 210 Schwarzwald-Baar-Kreis 168 168 168 29 29 29 453 469 437 172 182 169 Tuttlingen 144 144 144 32 32 32 617 682 660 351 398 377 Schwarzwald-Baar-Heuberg 417 417 417 84 84 84 1505 1592 1537 724 799 757 Konstanz 75 75 75 18 18 18 465 467 458 256 250 247 Lörrach 86 86 86 18 18 18 330 360 333 212 239 218 Waldshut 57 57 57 12 12 12 331 349 343 137 143 151 Hochrhein-Bodensee 218 218 218 48 47 47 1126 1176 1134 605 632 616 Regierungsbezirk Freiburg 1081 1082 1082 225 225 224 4487 4727 4573 2243 2400 2306 Baden-Württemberg 4542 4543 4542 1208 1203 1201 30145 32084 30492 17041 18536 17315 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, die Angaben sind gerundet und ohne Gewähr (WiS 02/2020 ) 4 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
DIHK-Umfrage zum Tourismus Weiter hohes Niveau N ach zehn Rekordjahren in Folge laufen die Ge- schäfte der Tourismuswirtschaft nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Das ist ein Ergebnis der DIHK-Saisonumfrage Tourismus Herbst/Winter Dezember 2019 2019/20. Zwar sind die Geschäftserwartungen im Ver- gleich zum Vorjahr leicht gesunken, die Mehrheit der Verbraucherpreisindex Unternehmen geht aber von mindestens gleichbleiben- den Geschäften aus. So steigt die Wirtschaftsleistung Deutschland Baden-Württemberg des Tourismus weiter an, die Entwicklung verliert je- Index 105,8 106,3 doch an Dynamik. Einfluss auf diese Entwicklung haben unter anderem die deutlich eingetrübte Stimmung in Veränderung zum Vorjahr +1,5% +1,5% der Gesamtwirtschaft, die Insolvenz des größten Pau- schalreiseanbieters Thomas Cook, die Diskussion um Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie der Fachkräf- Basisjahr 2015=100; Quelle: Statistisches Landesamt/Statistisches Bundesamt (Angaben ohne Gewähr) temangel im Tourismus. Insgesamt beabsichtigen die Unternehmen der Tou- rismuswirtschaft, in der kommenden Saison mehr zu investieren; der Zuwachs fällt jedoch ebenfalls schwä- Next Generation Award cher aus als zuvor. Weniger Mittel einsetzen wollen Caterer und sonstige Preis für Nachfolge Verpflegungsdienst- leister. Die deutliche Eintrübung der Ge- schäftserwartungen D er Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) hat den „Next Generation Award 2020“ ausge- schrieben. Dafür werden Unternehmerinnen gesucht, in der Gesamtwirt- die vor mindestens einem Jahr die Übernahme eines schaft, die sich im Unternehmens erfolgreich abgeschlossen haben. Die Sommer bereits Nachfolgerin muss Gesellschafterin und/oder Inha- im Messe- und berin sein sowie eine geschäftsführende Funktion Kongresstouris- innehaben. Es gilt keine Einschränkung in Bezug auf mus bemerkbar Branche und Unternehmensgröße. Nominierungen von machte, scheint Kandidatinnen sind bis zum 1. März möglich. sum nun auch in die- ser Branche www.vdu.de/themen/next-generation-award.html angekommen zu sein. Auch Bild: Jag_cz Reisebüros wol- Landespreis für junge Unternehmen len weniger in- vestieren. Der 13. Runde Grund: Viele von ihnen waren eng an Thomas Cook gebunden und bekommen zu spüren, dass das Vertrauen der Kunden in Pauschalreisen Krat- L andesregierung und L-Bank haben zum 13. Mal den Landespreis für junge Unternehmen ausge- schrieben. Bis zum 17. Februar (Bewerbungsschluss) zer bekommen hat. Bei den Investitionen stehen aktuell können sich Persönlichkeiten bewerben, die im Team Modernisierung und Ersatzbedarf im Vordergrund. oder alleine ein junges Unternehmen führen oder die Der Fachkräftemangel stellt auch in der kommenden einen etablierten Betrieb übernommen haben. Teilneh- Saison für die Tourismuswirtschaft mit Abstand das men können Unternehmen aus Industrie, Handwerk, größte wirtschaftliche Risiko dar: Zwei Drittel der Handel, dem Dienstleistungssektor, der Gesundheits- Unternehmen und sogar 80 Prozent der Gasthöfe wirtschaft sowie aus den freien Berufen. Zugelassen sehen ihre Tätigkeit davon negativ beeinflusst. Das sind Betriebe mit Sitz in Baden-Württemberg, die nach Gastgewerbe leidet insgesamt besonders stark unter 2009 gegründet oder übernommen wurden und die den Engpässen an qualifiziertem Personal und den mindestens drei volle Bilanzjahre vorweisen können. damit einhergehenden Mehrbelastungen, steigenden Die drei erstplatzierten Unternehmen erhalten Geld- Arbeitskosten und der Notwendigkeit, das Angebot preise in Höhe von 40.000 Euro (Platz 1), 30.000 Euro einzuschränken. Und nicht zuletzt bereitet die aktuelle (Platz 2) und 20.000 Euro (Platz 3). sum Diskussion um den Sommerferienkorridor der Branche große Sorgen. dihk www.landespreis-bewerben.de 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5
Platzsparend und arbeitserleichternd: Viele Apotheken nutzen solche Automaten für die Kommissionierung der Medikamente. 6 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
tItel Zwischen Gesundheitsauftrag und Wettbewerb Die Doppelrolle der Apotheken Apotheken erfüllen einen staatlichen Auftrag in der Gesundheitsversorgung und müssen gleichzeitig betriebswirtschaftlich arbeiten. Sie sind gleicherma- ßen von Entwicklungen im Gesundheitswesen wie von Veränderungen im Ein- zelhandel betroffen. Dazu kommen branchentypische Herausforderungen wie Lieferengpässe bei bestimmten Arnzeimitteln, der wachsende Ärztemangel auf dem Land und die Konkurrenz durch europäische Versandapotheken. A potheker haben eine Doppelrolle. „einerseits inerseits Apotheke“, sagt Weitbrecht. „Hier kann man eigene sind wir Heilberufler, andererseits Kaufmän- Schwerpunkte setzen.“ ner und -frauen“, sagt Friederike Habighorst- Seit einigen Jahren spezialisierten sich viele Apotheken Klemm. Sie ist Inhaberin der „Stadtapotheke am in Innenstadtlagen zum Beispiel auf Produkte zur Marktplatz“ in emmendingen mmendingen und Vorstandsmit- medizinischen Körperpflege und Naturkosmetika. glied im landesapothekerverband andesapothekerverband Baden-Württem- In seiner Filialapotheke im Freiburger Öko-Stadtteil berg. „Nur in einem kleinen Segment können wir Vauban konzentriere er sich dagegen stärker auf als Kaufleute handeln, weil wir auch den staatlichen Naturheilprodukte, Homöopathisches und Produkte Auftrag haben, die sachgemäße Versorgung der für Schwangerschaft und Stillzeit, sagt Weitbrecht. Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen.“ Allerdings ist das Sortiment generell auf „apotheken „apotheken- Für den Betrieb einer Apotheke gibt es daher eine übliche Waren“ beschränkt - auch das ist per Ver Ver- ganze Reihe von Vorschriften, die in einer eigenen ordnung festgeschrieben. Apothekenbetriebsordnung festgeschrieben sind trotz der individuellen Gestaltung des Verkaufs Verkaufs- (siehe Infokasten auf Seite 9). Bei verschreibungs- raums, auch Offizin genannt, seien alle ApotheApothe- pflichtigen Fertigarzneimitteln, die den Großteil ken gleich aufgebaut, sagt Weitbrecht. „Apo „Apo- des Apotheken-Umsatzes ausmachen, ist die thekenpflichtige Medikamente stehen nicht im Vergütung durch einheitliche Honorare festge- Zugriffsbereich des Kunden, sondern hinter der legt; diese Medikamente unterliegen einer Preis- theke.“ Deshalb heißen sie auch OtC-Arzneimittel, O bindung. Apothekerinnen und Apotheker sind somit als Abkürzung für „Over the Counter“. Verschrei Verschrei- stark von den entwicklungen im Gesundheitswesen bungspflichtige Medikamente schließlich werden abhängig. Als Kaufleute haben sie aber auch mit all »Einerseits überhaupt nicht offen gelagert, sondern in den ty- den Herausforderungen und Veränderungen zu tun, die sind wir Heil- pischen Apotheken-Schubladen – oder in den Fä- den stationären einzelhandel generell betreffen – von chern eines sogenannten Kommissionierautomaten: Bilder: omar - Adobe Stock/ Agustin Vai - iStockphoto Mietpreisen über Internethandel und Digitalisierung berufler, ande- In Weitbrechts Apotheke steht schon seit 2007 eine bis zur Suche nach qualifiziertem Personal. rerseits Kauf- solche Anlage im ersten Stock, gleich über dem Ver- Jörg Weitbrecht leitet seit 1987 die „Apotheke am kaufsraum. Alle vorrätigen Medikamentenpackungen theater“ in der Freiburger Innenstadt. Vor seiner la- männer und sind digital erfasst; wählt eine Mitarbeiterin unten an dentür erstreckt sich der großzügige Platz der Alten -frauen« der theke per Computer eine aus, saust oben ein Synagoge, der Blick geht auf Universitätsbibliothek Wägelchen zum entsprechenden lagerplatz, greift Friederike und Stadttheater. Im Verkaufsraum der Apotheke Habighorst-Klemm die Packung und befördert sie über einen Schacht stehen Ständer mit Hustenbonbons, in hellen Rega- Vorstandsmitglied direkt zum Verkaufsplatz einen Stock tiefer. Überzäh- len präsentieren sich Kosmetikartikel, neben dem landesapothekerverband lige Packungen werden später wieder eingescannt, Baden-Württemberg Verkaufstresen Nahrungsergänzungsmittel. „Der so- per Förderband zurück nach oben transportiert und genannte Freiwahlbereich ist eine Visitenkarte der automatisch eingelagert – so wie neu angelieferte 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7
titel Apotheker aus der Region (von links): Friederike Habighorst-Klemm von der Stadtapotheke am Markt- platz in Emmendingen, die Medikamente auch. „Das ist schon eine riesige Er- sofort – und zwar von qualifiziertem Fachpersonal, auch Vorstandsmitglied des leichterung“, sagt Weitbrecht. das sich die Verschreibung noch einmal anschaut.“ Landesapothekerverbands Platz spart der Automat außerdem – und der wird ge- Neben kompetenten, freundlichen Mitarbeitern und ist, Oliver Oehrle in seiner braucht: Ebenfalls im ersten Stock liegt ein Aufent- einem ansprechenden Sortiment seien für die Zukunft Paracelsus-Apotheke in Spai- chingen, Jörg Weitbrecht in haltsraum für Notdienste, hinter der Offizin im Erdge- die gesetzlichen Rahmenbedingungen entscheidend: seiner Apotheke am Theater schoss gibt es einen kleinen, abgetrennten Raum, in „Apotheken wird es immer geben, die Frage ist nur, in in Freiburg und Gernoth Roth dem von Ärzten verschriebene Rezepturen wie etwa welcher Form.“ von der Merian-Apotheke in spezielle Salben individuell hergestellt werden können. Fragt man Verbandsvertreterin Friederike Habighorst- Steinen im Wiesental. Das für Apotheken ebenfalls vorgeschriebene Labor Klemm nach der Situation selbstständiger Apotheken- liegt noch einen Stock tiefer im Keller. Und in einem leiterinnen und -leiter, sagt sie: „Momentan ist viel Rückraum hat Weitbrecht einen kleinen Onlineshop für Sand im Getriebe.“ Als Stichworte nennt sie zum einen Kosmetika eingerichtet. problematische Lieferengpässe für bestimmte Medika- Zu seiner Apotheke am Theater gehören noch zwei mente, die aus Kostengründen von nur einem Herstel- Filialen, neben der im Stadtteil Vauban eine weitere ler in meist asiatischen Produktionsanlagen hergestellt im benachbarten Merzhausen. Beide hat er 2012 über- würden. Zum anderen mache der Ärztemangel auf dem nommen. Bis zu drei Filialen neben dem Hauptgeschäft Land den Apotheken vor Ort zu schaffen. Auch sie darf ein Apotheker inzwischen besitzen, bis 2004 galt nennt die Konkurrenz durch europäische Versandapo- ein strenges Mehrbesitzverbot. „Die Filialen haben theken. Und schließlich reichten die festgeschriebenen schon Vorteile“, sagt Weitbrecht. „Man hat mehrere Apotheker-Honorare für rezeptpflichtige Medikamente »Apotheken Standbeine, kann Personal und knappe Produkte aus- immer weniger aus, sagt Habighorst-Klemm: „Oft trägt tauschen.“ Auch im Einkauf stehe man oft besser da. sich das nur durch eine Mischkalkulation mit Produkten wird es immer Die Innenstadtlage seiner Hauptapotheke sei toll – viel aus dem frei verkäuflichen Bereich.“ geben. Die Laufkundschaft, Touristen und Studenten, viele Fach- Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker- ärzte in der direkten Umgebung und entsprechende verbände ist die Zahl der öffentlichen Apotheken in Frage ist nur, in Stammkundschaft. „Aber auch eine gut geführte Dorf- Deutschland von 21.602 im Jahr 2008 auf 19.423 Ende welcher Form« apotheke kann sich lohnen“, sagt er. 2018 gesunken. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Baden- Jörg Weitbrecht Dennoch sieht Weitbrecht aktuelle Herausforderungen: Württemberg 2.450 Apotheken, damit lag ihre Dichte Apotheke am Theater, Dass europäische Versandapotheken vielen nationalen etwas unter dem Bundesdurchschnitt. Im Südwesten Freiburg Vorschriften nicht unterliegen, keine Nachtdienste ma- ist die Entwicklung allerdings uneinheitlich, wie IHK- chen und bei verschreibungspflichtigen Medikamenten Zahlen zeigen (siehe Kasten auf Seite 10): Während im Rabatte gewähren können, weil sie nicht an die deut- ländlich geprägten Kammerbezirk Schwarzwald-Baar- schen Festpreise gebunden sind – das empfindet er als Heuberg viele Apotheken verschwunden sind, hat ihre extrem unfair. Festgelegte Preise und Vergütungen sei- Zahl am südlichen Oberrhein, Hochrhein und Bodensee en „der Grund, dass Apotheken vor Ort funktionieren“, sogar zugenommen. sagt er. „Sonst würden 50 Prozent nicht mehr existie- Im Sommer 2019 hat das Bundeskabinett auf die ins- ren.“ Und das würde dann auch den Gesundheitsauf- gesamt sinkenden Zahlen reagiert und ein „Gesetz zur trag in der Fläche gefährden, den er so beschreibt: Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ beschlossen. Es soll „Wer akut erkrankt ist, bekommt sein Medikament unter anderem ausländischen Versandapotheken Ra- 8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
batte auf rezeptpflichtige Medikamente untersagen. BESONDERHEITEN Außerdem sieht es mehr Geld für Nachtdienste und Für Apotheken gilt eine ganze Reihe besonderer neue Dienstleistungen wie etwa Grippeschutzimpfungen Regelungen und Vorgaben. Eine kleine Auswahl: durch Apotheker vor. Gegen das Rabattverbot regen sich allerdings europarechtliche Bedenken; ob und wann Die Apothekenbe- das Gesetz tatsächlich kommt, ist bisher offen. triebsordnung legt „In einer Apotheke vor Ort können Sie sich von hoch unter anderem fest, qualifiziertem Fachpersonal beraten lassen – ohne dass eine Apothe- einen Termin auszumachen und ein Honorar zu zahlen“, sagt Gernot Roth. Er leitet die Häfnet- und die Merian- »Nachtdienste ke mindestens 110 Quadratmeter groß Apotheke in Steinen im Wiesental, Landkreis Lörrach. kann man sein muss, auch be- Mehrmals pro Woche verweigere er die Ausgabe von Medikamenten oder halte vorher Rücksprache mit nicht down stimmte Räume wie ein Laboratorium und Ärzten, weil die Verschreibungen unklar seien oder zu loaden« ein Nachtdienstzimmer sind vorgeschrieben. Wechselwirkungen führen könnten. Diese Stärke des Gernot Roth, Gesundheitssystems sieht er bereits in Gefahr, gerade Merian-Apotheke, Inhaber einer Apotheke muss ein persön- im ländlichen Bereich: „Seit etwa zehn Jahren ist die Steinen im Wiesental lich haftender Apotheker sein. Neben seiner Branche unter Druck geraten, der staatliche Sparwille Hauptapotheke darf er höchstens drei Filialen schlägt inzwischen auch auf die Versorgungssicherheit führen. durch.“ Das zeigten nicht nur die Lieferengpässe bei Medikamenten, sondern auch die seiner Ansicht nach In jeder Apotheke muss stets mindestens ein nicht ausreichenden Vergütungen. Apotheker anwesend sein, der die Aufsicht Das Apotheker-Honorar für ein verschreibungspflichti- führt. ges Medikament setzt sich aus einem Festbetrag und drei Prozent des Einkaufspreises minus einem Kran- Medikamente werden durch pharmazeuti- kenkassenrabatt zusammen. Für ein Rezept über eine Bilder: Thomas Goebel (3)/LAV BW/mcbrugg - iStockphoto sches Personal abgegeben, also zumeist die 100 Euro teure Arznei zum Beispiel erhält ein Apothe- Apothekenleiterinnen, angestellte Apotheker ker eine Vergütung von 9,06 Euro, plus 16 Cent für oder pharmazeutisch-technische Assistenten. einen Nacht- und Notdienstfonds. Wenn immer mehr Hausärzte auf dem Land aufgäben und gleichzeitig Apotheken müssen bestimmte Medikamente die Konkurrenz der Versandapotheken wachse, bleibe und Medizinprodukte stets vorrätig halten, um für die Apotheke auf dem Dorf nur noch die Not- und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung Akutversorgung, sagt Roth: „Nachtdienste kann man sicherzustellen. ja nicht downloaden.“ Dafür sei der Betrieb einer Apo- theke aber zu teuer und die gesetzliche Vergütung zu Apotheken sind verpflichtet, Notdienste zu niedrig. Apotheker erschlössen sich zwar längst neue leisten. Einnahmequellen, eine Mitarbeiterin von ihm sei zum Beispiel zusätzlich Visagistin und Kosmetikerin. Doch 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9
titel ZAHLEN IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee 2009 108 Apotheken 2019 120 Apotheken IHK-Bezirk Südlicher Oberrhein 2009 194 Apotheken 2019 264 Apotheken IHK-Bezirk Schwarzwald-Baar-Heuberg 2009 154 Apotheken Bild: ollo - iStockphoto 2019 100 Apotheken entscheidend bleibe das Kerngeschäft mit Medikamen- 40 Angestellte. Seine beiden Eltern sind Apotheker, ten: „Man muss uns einen gewissen Umsatz lassen – seine Frau ebenfalls. Seit Ende vorigen Jahres nehmen sonst funktioniert das System nicht.“ Oehrles Apotheken an einem Pilotprojekt des Landes Verstärke sich das Apothekensterben, könne es wie zum digitalen E-Rezept teil. der Ärztemangel auch zu einem Standortnachteil „Ich beschäftige mich gerne mit dem Thema Digitali- etwa bei der Suche nach Fachkräften werden, sagt sierung – auch wenn es viel Zeit kostet“, sagt Oehrle, Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Stand- der zusätzlich zum Pharmaziestudium noch ein Fern- ortpolitik bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. studium in Gesundheitsökonomie absolviert hat. Bisher »Wir können „Wenn eine Familie entscheidet, ob sie in eine be- funktioniert das E-Rezept nur in Verbindung mit einer uns die stimmte Region zieht, kann die Gesundheitsversor- Onlinesprechstunde, in der ein Arzt über die App „Doc- gung eine wichtige Rolle spielen.“ Hier sei Kreativität direkt“ einen Patienten berät und ihm anschließend Digitalisierung aller Akteure gefragt, um den ländlichen Raum zu einen elektronischen Schlüssel für ein Rezept aufs zunutze stärken, die Ideen reichten von Prämienregelungen Handy schickt. Den kann der Patient dann an die Apo- für Ärzte und Apotheker bis zu Genossenschafts- theke weiterleiten und sein Medikament dort abholen machen« modellen mit angestellten Ärzten. „Der Wettbewerb oder es sich per Bote bringen lassen. Oliver Oehrle ist da, man kann sich ihm nicht entziehen – man „Das ist natürlich noch eine Nische“, sagt Oehrle, Paracelsus-Apotheke, Spaichingen muss sich aber auch nicht verstecken“, sagt er. „Die „aber wir können uns die Digitalisierung künftig zu- Kernkompetenz der Apotheken liegt in Beratung und nutze machen.“ Sie sei ein Baustein, um die Stärken Orientierung vor Ort, Herausforderungen wie die Di- der Apotheken vor Ort auch in Zukunft zu nutzen. gitalisierung bieten auch die Chance, hier neue Wege Auch ihn ärgere der „unfaire Wettbewerb“, wie er es zu gehen.“ nennt, mit den Versandapotheken. Dennoch scheue Oliver Oehrle ist schon dabei. Es ist später Vormittag er die Konkurrenz nicht, sagt er selbstbewusst: „Wir in der Paracelsus-Apotheke, an jedem Verkaufsplatz können alles, was die Versandapotheke kann, inklu- der langen Theke sind Mitarbeiter in Gesprächen mit sive Botendienst.“ Dazu komme gegebenenfalls noch Kunden. Die Apotheke liegt im Erdgeschoss eines Ärz- eine Beratung an der Haustür. Und einen weiteren tehauses am Marktplatz von Spaichingen (Landkreis wichtigen Vorteil der Vor-Ort-Apotheken nennt Oehr- Tuttlingen), Oehrle leitet sie und zwei Spaichinger Fi- le: „Hier kennen uns die Leute. Und wir kennen sie.“ lialen gemeinsam mit seinem Vater, sie haben rund Thomas Goebel 10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
Leute Personalien HORNBERG OFFENBURG Frank Richter (56, Bild), seit 2012 Vorstands- Axel Beck (54), Geschäftsführer der Offen- vorsitzender der Duravit AG mit Sitz in Horn- burger Hobart GmbH, ist seit diesem Jahr berg, legt zum 30. Juni sein Vorstandsamt auch Executive Vice President im Hobart nieder, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Mutterkonzern Illinois Tool Works und verant- Das teilte das Unternehmen im Dezember wortet dort den Geschäftsbereich Food mit. Dies sei im besten gegenseitigen Einver- Equipment mit einem Umsatz von 2,2 Milliar- nehmen auf eigenen Wunsch Richters ge- den Dollar im Jahr. Bei Hobart arbeitet er seit schehen, heißt es in der Pressemitteilung. 30 Jahren und führt die Geschäfte gemeinsam Über die Nachfolge werde rechtzeitig ent- mit Silvio Koch und Manfred Kohler. sum schieden. Der Vertrag von Technikvorstand Thomas Stammel (57) wurde dagegen vorzeitig für weitere fünf Jahre verlängert. Stammel arbeitet seit 30 Jahren für Duravit, seit KIRCHZARTEN 2016 als Technikvorstand. Drittes Vorstandsmitglied ist Martin Winkle (51). Die 1817 gegründete Duravit AG ist ein international Roland Lüders (41) ist seit Jahresbeginn Partner im Büro Theo- führender Hersteller von Designbädern, beschäftigt weltweit rund bald + Partner Ingenieure in Kirchzarten, für das er bereits seit 6.500 Mitarbeiter und setzte 2018 in der Gruppe rund 464,7 Milli- 15 Jahren als Ingenieur arbeitet. Damit wurde zugleich ein Gene- onen Euro um. mae rationswechsel vollzogen, wie das Unternehmen mitteilt. Jürgen Theobald (75) hat sich nach fast 50 Berufsjahren aus dem Alltags- geschäft zurückgezogen, steht dem Unternehmen aber weiterhin WALDKIRCH beratend zur Seite. Sein Sohn Jan Christoph Theobald (39) arbei- tet bereits seit 2013 in dem Ingenieurbüro mit seinen 30 Mitarbei- Die Sick AG hat zum ersten Januar ihren Vor- tern und leitet es nun gemeinsam mit Roland Lüders. sum stand um den promovierten Physiker Tosja Zywietz (48, Bild) für das Ressort „Opera- tions“ erweitert. In diesem neugeschaffenen TUTTLINGEN Ressort werden die produktionsrelevanten Funktionen einschließlich Einkauf und Quali- Die Binder GmbH in Tuttlingen hat die Nach- tät auf Vorstandsebene zusammengefasst, folgeplanung in der Unternehmensführung ein- heißt es in einer Pressemeldung des Waldkir- geleitet. Dafür wurden alle Abteilungen in drei cher Sensorherstellers. Zywietz war seit Unternehmensbereiche zusammengefasst, 2009 in verantwortlichen Positionen beim denen jeweils ein Vizepräsident vorsteht. Das bayerischen Technologieunternehmen Rosenberger Hochfre- Führungsteam bildet seit Jahresbeginn CEO quenztechnik tätig, zuletzt in der Funktion des Vorsitzenden der Peter Michael Binder (Bild links, 66) gemein- Geschäftsleitung. Der Sick-Konzern beschäftigte 2018 knapp sam mit den Vice Presidents Michael Pfaff 10.000 Mitarbeiter und erreichte einen Konzernumsatz von 1,6 Mil- (36), Peter Wimmer (49) und Benjamin Jeuthe liarden Euro. Der Vorstand des Unternehmens setzt sich jetzt aus (34, Bilder unten von links). Michael Pfaff, seit Robert Bauer (Vorsitzender und Technology), Reinhard Bösl (Sys- 2008 bei Binder und seit 2014 Vizepräsident, verantwortet den Be- tems und Industries), Mats Gökstorp (Sales und Services), Martin reich Sales & International Organizations. Peter Wimmer, seit 2012 Krämer (Human Resources und Legal), Markus Vatter (Controlling, bei Binder und ebenfalls seit 2014 Vizepräsident, steht dem Bereich Finance und IT) sowie Tosja Zywietz (Operations) zusammen. upl Innovation & Products vor. Benjamin Jeuthe, seit 2010 im Unterneh- men und seit Jahresbeginn Vizepräsident, ist für den Bereich Opera- tions zuständig. Peter Michael Binder konzentriert sich nun auf stra- HAUSACH tegische Themen. Ziel ist es laut Pressemitteilung, das Unternehmen langfristig aufzustellen und es sicher in die Zukunft zu führen. Bin- In der Meldung über den neuen Geschäfts- der ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Spezialist für Si- führer der Streit Service & Solution GmbH & mulationsschränke für wissenschaftliche und industrielle Labore. Co. KG in unserer Januar-Ausgabe sind uns Über 22.000 Geräte verlassen jährlich die Produktion in Tuttlingen. zwei Fehler unterlaufen: Zum einen hatten wir Hier arbeiten 390 der weltweit 420 Mitarbeiter. mae statt des neuen Geschäftsführers Marc Fuchs den Leiter der Sparte Streit Office, Clemens Imberi, abgebildet. Und dessen Na- men hatten wir auch noch falsch geschrieben (Inberi statt Imberi). Das tut uns sehr leid, wir bitten die Fehler zu entschuldigen. Und stel- len hiermit richtig: Auf diesem Bild ist nun wirklich Marc Fuchs (38) zu sehen, der sich seit Kurzem die Geschäftsführung des Hausa- cher Bürodienstleisters mit seinem Schwiegervater Rudolf Bisch- ler teilt. ine 12 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
HÜFINGEN (HGM). Dann geht der dortige Direktor Roland Hörner in den Ru- hestand. Dies teilte die Hafenverwaltung Kehl im Dezember mit Jürgen Gut (49) ist seit Jahresbeginn alleini- und verkündete zudem, dass nun ein Nachfolger für Uwe Köhn ger Geschäftsführer sowie Gesellschafter der gesucht werde. mae „IT-On.NET Süd GmbH“ in Hüfingen. Gut führt das Unternehmen, das 17 Mitarbeiter beschäftigt, bereits seit 2006. Im Rahmen ei- FREIBURG ner Nachfolgeregelung hat der Mitgründer der Firma die Anteile des ehemaligen Mutter- Florian Kurt (48) ist seit 1. Januar Geschäfts- unternehmens, der „IT-On.NET GmbH“ in führer der Regio-Verkehrsverbund Freiburg Düsseldorf, übernommen. Damit ist das Hü- GmbH (RVF). Er folgt auf Petra Bieser, die in finger Unternehmen seit Jahresbeginn eigen- die Geschäftsführung des Waldshuter Tarif- ständig. Beide IT-Unternehmen bleiben nach wie vor partner- verbunds (WTV) gewechselt ist. Die Ge- schaftlich verbunden, heißt es in einer Pressemitteilung. Sie schäftsführung des RVF besteht aus zwei ne- betreuen mittelständische Unternehmen in IT-Fragen und -Betrieb benamtlichen Geschäftsführern. Neben und sind Partner von IT-Herstellern wie Fujitsu, Microsoft, Watch- Florian Kurt hat diese Position Dorothee Guard und F-Secure sowie weitere Global-Player der Branche. Bei- Koch inne, hauptberuflich Unternehmensbe- de sind zudem Teil der IT-Systemhaus-Kooperation „iTeam“, einem reichsleiterin der Freiburger Verkehrs AG Netzwerk von über 350 Systemhäusern. mae (VAG). Florian Kurt ist Diplom-Geograf und war seit 2006 bei der SBG Südbadenbus GmbH für verschiedene Themenbereiche zu- ständig, zuletzt für die Angebotsentwicklung und Leistungspla- KEHL nung. Parallel zu seinem früheren Aufgabengebiet „Verbundorgani- sation“ war er von 2007 bis 2015 Geschäftsführer der In der Hafenverwaltung Kehl steht zum Jahresende ein Wechsel Verkehrsverbund Rottweil GmbH (VVR). In seiner neuen, hauptbe- an: Der Direktor des landeseigenen Rheinhafens Kehl, Uwe Köhn ruflichen Funktion „Marktmanager“ bei SBG Südbadenbus ist er (57), übernimmt zum 1. Januar 2021 die Geschäftsführung der gleichermaßen Ansprechpartner für die Verbünde und die Aufga- Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH benträger, Landkreise und Gemeinden. sum
Leute Kopf des Monats Schöngeist P F O K nats und Frohnatur des Mo Katja Newman | Parkhotel Adler, Hinterzarten HINTERZARTEN. Die gemütliche, holzgetäfelte Stube des men: Über einen Freund, dem ihre markante Stimme gefiel, wurde Schwarzwaldhauses aus dem Jahr 1446 mit ihren Eckbänken, his- sie für Werbetrailer engagiert und stand schließlich bei den legen- torischen Gemälden und dem Kachelofen ist nicht nur der älteste dären Weryton Tonstudios in München unter Vertrag, in denen sie Bereich des Parkhotels Adler in Hinterzarten. Sie ist auch der Lieb- vier Blues- und Rock-CDs aufnahm. „Weil Künste oft brotlos sind, lingsplatz von Katja Newman, die das Fünf-Sterne-Hotel mit seinen habe ich mich dann selbstständig gemacht“, sagt Katja Newman, fünf Gebäuden seit dem Jahr 2000 in 16. Generation führt. Allerdings die sich das Singen als Hobby bewahrt hat und gemeinsam mit muss die 1,82 Meter große Frau in dem alten Schwarzwaldhaus mit ihrem Mann, dem US-amerikanischen Gitarristen James Newman, seinen niedrigen Decken und hohen Schwellen stets aufpassen, ab und zu im Hotel Adler auftritt. In den 1990er-Jahren betrieben dass sie sich nicht den Kopf stößt. beide erst ein großes Restaurant auf der Seebrücke Heringsdorf Nicht nur wegen ihrer großen, schlanken Statur fällt die 53-Jäh- der Ostseeinsel Usedom, anschließend vier Jahre lang eine Cock- rige auf: Sie hat eine markante, heisere, tiefe und zugleich laute tailbar in München-Schwabing. Dann kam der Anruf des Vaters Stimme – und ist eine rheinische Frohnatur. „Ich bin hier in Hinter – und nach kurzem Überlegen zog das Paar 2000 nach Hinterz- zarten eine Exotin“, sagt sie. Das rheinische Wesen hat Katja New- arten und heiratete im selben Jahr. „Ich nehme kein Blatt vor den man von ihren Großmüttern. Beide stammten aus dem Rheinland, Mund“, sagt Katja Newman. „Mein Mann ist der Ausgleich, er ist machten im Schwarzwald Urlaub, verliebten sich in Hoteliers und ruhiger.“ Während er sich um das Praktische kümmert, ist sie für blieben. Ihre Großmutter mütterlicherseits heiratete in die Fami- das Kaufmännische und die Unterhaltung der Gäste zuständig. Ihr lie Riesterer und damit das Parkhotel Adler ein, die Großmutter Sohn Louis ist zwölf Jahre alt. väterlicherseits in die Familie Trescher von Treschers Schwarz- Wenn Mitte des Jahres die aktuellen Umbauarbeiten abgeschlos- wald Romantikhotel am Titisee. sen sein werden, hat Katja Newman Katja Newmans Eltern, Klaus und zusammen mit ihrem Vater bislang Gabriele Trescher, gingen allerdings nicht ins Hotelfach, sondern in die » Stillstand treibt 15 Millionen Euro in das Hotel mit großem Wellnessbereich, zurzeit 56 Immobilienbranche und zogen vom Zimmern sowie 95 Mitarbeitern und Schwarzwald in die Nähe von Mün- chen, wo Katja Newman aufwuchs. mich an « einer Auslastung von 73 Prozent in- vestiert. „Wir haben das Hotel wie- Das Familienhotel war ihr gleich- der auf Kurs gebracht“, sagt sie. Für wohl von klein auf vertraut, an den diese Leistung wurde Katja Newman Großvater Oscar Riesterer und die Urgroßmutter Olga, die sie als 2004 mit dem Branchenpreis „Hotelier des Jahres“ und 2019 mit Patriarchin bezeichnet, erinnert sie sich gut. Hier verbrachte sie der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausge- stets die Ferien. Der Grand-Hotel-Stil, der typisch für das Haus mit zeichnet. Dabei wurde auch ihr Engagement als Naturparkwirtin seiner luxuriösen, üppigen Einrichtung ist, hat es ihr schon immer gewürdigt. Für Katja Newman ist es selbstverständlich, die guten angetan. Als Kind liebte sie es, in der Lobby zu sitzen und die Gäste regionalen Produkte, die der Schwarzwald bietet, zu verwenden. zu beobachten. Zwar müsse sie den Gästen beispielsweise auch Jakobsmuscheln Dass sie das Haus selbst führt, verdankt Katja Newman, die da- bieten, Erdbeeren im Winter seien aber nicht nötig. Sie selbst mals noch Trescher hieß, einer spontanen Entscheidung nach dem schätzt es, gut und lange zu essen, so wie es zur französischen Anruf ihres Vaters vor etwa 20 Jahren. Damals stellte er sie vor die oder zur Schweizer Lebensart gehört. Auf Reisen liebt sie es, Frage: Das hoch verschuldete Haus mit einem immensen Investi- möglichst viele Restaurants auszuprobieren. Dafür, dass sie den tionsstau, das damals von externen Direktoren geführt wurde, mit Personal- und Wareneinsatz in den eigenen Restaurants besser seiner Hilfe zu kaufen, zu sanieren und weiterzuführen – oder es zu planen kann, sorgt sie gerade. Das Abendessen im Parkhotel Ad- verkaufen. „Ich wollte nicht die sein, die mit der Familientradition ler ist etwa ab Jahresmitte im Buchungspreis enthalten – das ist gebrochen hat“, sagt Katja Trescher, die im Gegensatz zu ihren eine der großen Veränderungen, die mit den Umbauarbeiten ein- Eltern und ihren beiden Brüdern mit der Branche vertraut war und hergehen (wir berichten noch ausführlich). Katja Newman hofft, damit als einzige aus der Familie für die Nachfolge infrage kam. dass im Sommer die Reihe der großen Investitionen im Parkhotel Nach vier Semestern BWL-Studium in der Schweiz hatte sie in ei- Adler beendet sein wird. Ideen für Neues hat sie gleichwohl: „Still- nem Münchener Fünf-Sterne-Haus, dem nicht mehr existierenden stand treibt mich an“, sagt Katja Newman. Gerne würde sie auch Grand Hotel Continental, eine Hotelfachlehre absolviert. Dann ein Stadthotel betreiben. „Aber es muss ein schönes Objekt sein. hatte sie allerdings einen Ausflug in die Welt der Kunst unternom- Schließlich bin ich ein Schöngeist.“ mae 14 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
Kopf des Monats Leute Bild: Maerz 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 15
Leute GRÜNDER Frau Kasa, Werbeagenturen gibt es viele. Was ist das Besondere an Ihrer? Wir heißen Livelovelife Design. Uns geht es nicht darum, Dienst nach Vorschrift zu machen. Unsere Philosophie ist es, dass wir unsere Kunden da abholen, wo sie stehen, sie vollumfänglich betreuen. Wir identifizieren uns mit jeglichen Projekten und setzen sie mit Leidenschaft um, wie der Fir- menname verrät. Wer sind ihre Kunden, und was ist Ihr Portfolio? Die Kunden, die wir betreuen, reichen von Existenzgrün- dern bis hin zu Konzernen. Wir sind mittlerweile sowohl deutschlandweit als auch in der Schweiz unterwegs. Bran- chentechnisch sind wir sehr breit aufgestellt, wir designen für Maschinenbauunternehmen, ein jährliches Musikfestival in der Region, aber auch für den kleinen Friseurladen um die Ecke oder erstellen Produkt- und Verpackungsdesigns. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir Full Service an- bieten können, von Printmedien über Websites bis hin zu Social-Media-Betreuung, Videoschnitt, Animationen und Fotografie, aber auch Marketing sowie Text und Konzeption. Was machen Sie selbst, und wofür arbeiten Sie mit Exter- nen zusammen? Wir sind zwei produktive Gestalterinnen. Wir versuchen, al- les selbst zu machen und nehmen nur Projekte an, für die wir qualifiziert sind. Aber wir haben auch ein Netzwerk, auf das wir bei Bedarf zurückgreifen können. Welches sind Ihre Qualifikationen? Meine Grundqualifikation ist eine Ausbildung zur Medienge- stalterin. Nebenbei habe ich eine Ausbildung zur Eventma- nagerin absolviert sowie in einer Werbeagentur gearbeitet. Den Ausbilderschein und meine Weiterbildung zur Medien- fachwirtin habe ich als Onlinestudium parallel bei der IHK livelovelife DESIGN gemacht. Meine Mitarbeiterin ist auch ausgebildete Me- diengestalterin und hat eine Zusatzqualifikation zur Texterin Gründer: Jennifer Kasa (29) und Konzeptionistin, sodass wir uns ergänzen. Ort: Stockach Warum haben Sie sich selbstständig gemacht? Gründung: August 2017 Ich hatte bereits einige Interessenten und potenzielle Kun- den. Zudem kann ich so alle Bereiche vereinen, in denen Branche: Dienstleistungen ich qualifiziert bin, von der Buchhaltung über Akquise, Pro- Idee: F ull-Service-Werbeagen- jektmanagement und Kundenbetreuung bis zur Gestaltung. tur mit Leidenschaft Womit haben Sie die Gründung finanziell gestemmt, und wie läuft es? Mit angespartem Budget und dem Gründungszuschuss der Jennifer Kasas Werbeagentur Livelovelife Design Arbeitsagentur. Es läuft sehr gut, wir sind am Wachsen. Ich habe im Homeoffice gestartet, im November 2018 bin ich in Full Service mit eigene Firmenräume in Stockach gezogen und habe im ver- gangenen Sommer eine Mitarbeiterin in Vollzeit eingestellt. Leidenschaft Haben Sie seit der Gründung vor zweieinhalb Jahren Ihr Konzept geändert? Ursprünglich wollte ich mich auf Gründer und kleine Un- ternehmen spezialisieren, die auch mal nur Visitenkarten brauchen. Mittlerweile sind unser Spektrum und Branchen- bereich gewachsen, sodass wir die Full-Service-Agentur für jeden geworden sind. Interview: mae 16 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee Bilder: Oliver Hanser IHK-Präsident Thomas Con- rady, Luxemburgs Außenmi- Neujahrsempfang der Wirtschaftskammern in Konstanz nister Jean Asselborn und Handwerkskammerpräsident Drei engagierte Redner Werner Rottler (von links). Drei engagierte Reden – von einem neuen und Problem sei vielmehr die Geschwindigkeit dabei. „Wir beobachten einem wiedergewählten Kammerpräsidenten eine Veränderung im Zeitraffer.“ Die rasante Gletscherschmelze in der Schweiz nannte er genauso als Beispiel dafür wie die riesigen, un- sowie einem Außenminister – prägten den Neu- kontrollierbaren Buschbrände in Australien. Eine enorme Geschwin- jahrsempfang der IHK Hochrhein-Bodensee im digkeit stellte Conrady auch bei der Digitalisierung fest und führte die explosionsartige Steigerung der Leistungsfähigkeit sowie der Bodenseeforum in Konstanz. Und natürlich viele speicherbaren und auswertbaren Datenmengen an. Darin liege ein Gespräche in lockerer Atmosphäre. riesiges Potenzial – angefangen von der Steuerung des Verkehrs bis hin zu passgenauen Dienstleistungen. „Das ist eine gute Botschaft“, A ppelle für mehr Klimaschutz richteten alle drei Redner an die sagte Conrady und formulierte Visionen wie: Autos, die miteinander 1.030 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Den kommunizieren, keine Staus, keine Verkehrstoten. Anfang machte der dienstjüngste, der im Dezember zum Prä- sidenten der Handwerkskammer Konstanz gewählte Werner Rottler. „Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Handwerk – dieser Dreiklang exis- Conrady: „Veränderungsintelligenz nötig“ tiert schon lange“, sagte er und nannte das Prinzip Reparieren statt Um all diese Herausforderungen angehen zu können, sei „Verände- Wegwerfen als einen Beleg dafür. Familiengeführte mittelständische rungsintelligenz“ nötig, betonte er. Die Erfolge der Vergangenheit Unternehmen seien an sich nachhaltig. „Wir müssen den Mittelstand müssten in Produkte und Prozesse investiert werden, mit denen hegen und pflegen“, sagte er daher und forderte die Anwesenden auf, die Zukunft gewonnen werden könne. Beispielsweise sollten wir im Netzwerk zu agieren und mit Respekt die Herausforderungen von uns Gedanken machen, wie die Innenstädte angesichts des sich morgen anzugehen. wandelnden Einzelhandels und Verkehrs in zehn Jahren aussehen Wie wichtig es sei, die Zukunft nachhaltig zu gestalten, betonte auch sollen. Drei Aspekte hält Conrady für besonders wichtig, um die ra- Thomas Conrady, der im Dezember als Präsident der IHK Hochrhein- santen Veränderungen zu meistern: erstens Bildung. Zweitens Ruhe Bodensee wiedergewählt worden war. Die Herausforderung dabei sei bewahren. Er riet, etablierte Produkte und Geschäftsmodelle erst die Geschwindigkeit der Veränderungen. „Das Problem ist nicht, dass dann aufzugeben, wenn man etwas Neues hat. Der Verzicht auf in- das Klima sich wandelt. Es hat sich schon immer gewandelt.“ Das nerdeutsche Flüge sei nur sinnvoll, wenn die Bahn pünktlich sei. Als 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 17
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee Gruppenfoto vor Beginn des offiziellen Teils: IHK-Hauptge- schäftsführer Claudius Marx, Handwerkskammerpräsident Werner Rottler, Luxem- burgs Außenminister Jean Asselborn, IHK-Präsident Thomas Conrady und HWK- Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner (von links). Bild: Oliver Hanser Drittes nannte Conrady die Lebensbedingungen vor Ort – von den Straßen bis zur Breitbandversorgung. Schließlich wünschte er den Anwesenden „dass sie bei allem Innovationsdruck nicht die Ruhe und das Selbstvertrauen verlieren, dass wir es können“. Asselborn: „Ein einmaliges Friedensprojekt“ INHALT Der Dienstälteste der drei, der Ehrengast und Hauptredner Jean Asselborn, seit 2004 luxemburgischer Minister und für Auswärtiges, Migration sowie Asyl zuständig, mahnte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Europa ein einmaliges Friedensprojekt ist.“ Natürlich sei Europa nicht perfekt, aber bei uns sei es viel besser als in vielen Regionen der Welt. Sodann nahm Asselborn die aktuellen Herausforderungen der 17 Drei engagierte Redner Europäischen Union in den Blick – von Klimaschutz über Migration bis Neujahrsempfang der hin zu verschiedenen internationalen Konflikten. Besorgniserregend Wirtschaftskammern in Konstanz findet er vor allem die „Verrohung des politischen Diskurses in vielen Mitgliedstaaten“. Der Minister betonte: „Die neue Rechte ist nicht 19 Impressionen vom Empfang salonfähig und darf es niemals werden.“ Die EU sei eine Wertege- meinschaft mit Grundprinzipien wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, 22 Tipp topp! Wahrung der Menschenrechte und Solidarität zwischen den EU- Das Ursprungszeugnis online Staaten. Asselborn forderte eine faire Verteilung der Flüchtlinge auf 24 Social-Media-Initiative der IHK alle Mitgliedstaaten. Den Klimawandel nannte er „eine der größten Jetzt auch auf Facebook Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte“ und forderte, die Kli- maziele müssten auf EU-Ebene fest verankert werden. Der „Green 25 IHK-Bildungszentrum deal“ umfasse alle Wirtschaftsbereiche, der Strukturwandel müsse Preis für Architektur als Chance begriffen werden und es müsse allen klar sein, dass man Klimaneutralität nicht mir Kernenergie erreichen könne. 26 Wirtschaftsrecht für Unternehmer Asselborn wies auf die schwierigen Verhandlungen über den EU-Haus- Seminarzyklus 2020 halt hin und sagte, es wäre wünschenswert, die Fördermittel an das Einhalten der Rechtsstaatlichkeit zu koppeln. Er bedauerte den Brexit 28 Krisenerfahrung als Chance und äußerte zugleich die Hoffnung auf ein stabiles Abkommen für eine Kostenloses Training künftige Zusammenarbeit. Anschließend betonte er seine Verbunden- 29 Lehrgang und Weiterbildung heit mit der Schweiz. Das Freihandelsabkommen von 1972 habe seine Grenzen erreicht, sagte Asselborn und äußerte die Hoffnung, dass das 30 „Einmaliges Projekt“ nun vorliegende Rahmenabkommen trotz der innenpolitischen Diskus- Interview mit Verena König sionen in der Schweiz noch in Kraft treten könne. Sorge bereiten ihm zu „Go.for.europe“ die Spannungen zwischen den USA und dem Iran, die instabile Lage sowohl in Irak als auch in Libyen und der ungelöste Konflikt zwischen 31 Preis für Projekt „TASK“ Israelis und Palästinensern. Trotz all dieser ernsten Themen hatte auch Heiteres in seiner Rede 32 Lehrgänge und Seminare der IHK Platz: „Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Schornsteinfeger zusammen gesehen“, sagte er mit Blick in den Saal. „So viele gibt es in ganz Luxemburg nicht.“ mae 18 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
Impressionen vom Neujahrsempfang G lücksmünzen der Schornsteinfeger aus dem Kammerbezirk Konstanz, ein reger Austausch bei Maultaschen und Kartoffelsalat, engagierte Re- den sowie beschwingte Bass- und Gitarrenstücke des Ravensburger Trios „Die Drahtzieher“ – all dies gab es beim Neujahrsempfang der Wirtschaftskammern in Konstanz. In Bildern festgehalten hat ihn der Kons- tanzer Fotograf Oliver Hanser. mae 2 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 19
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee 20 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee Tipp topp! Die IHK steht ihren Mitgliedsunternehmen beratend zur Seite: von der Aus- und Weiterbildung über die Existenzgründung bis hin zur Unternehmensförderung, von der Standortpolitik und dem Bereich International über Innovation und Umwelt bis hin zu Recht und Steuern. In dieser Serie möchten wir Ihnen wertvolle Hin- weise geben. Falls Sie selbst eine Frage haben, dann schreiben Sie uns gerne an presse@konstanz.ihk.de. Das Ursprungszeugnis - So kann es online beantragt werden sprungszeugnisse sind öffentliche Urkun- den (Paragraf 271 des Strafgesetzbuchs, Paragraf 415 der Zivilprozessordnung) mit Beweiskraft für und gegen jedermann. Sie genießen damit öffentlichen Glauben. Die IHK Hochrhein-Bodensee stellt auf Antrag die für den Außenwirtschaftsverkehr er- forderlichen Ursprungszeugnisse aus. Dazu ist es erforderlich, dass der Antrag- steller Firmensitz, Betriebsstätte oder Wohnsitz im Kammergebiet Hochrhein- Bodensee hat. Unternehmen können Ursprungszeug- nisse und Bescheinigungen für den Außenhandel bei ihrer Industrie- und Handelskammer online beantragen. Die dazugehörende Anwendung war bisher nur unter Verwendung einer digitalen Signaturkarte möglich. Seit neuestem gibt es die passwortgestützte Antragstellung, Bild: irinastrel123 - stock.adobe die alternativ zur Signaturkarte angeboten wird. Wie funktioniert das elektronische Ur- sprungszeugnis (eUZ)? Das Unternehmen kann auf elektronischem Weg Anträge auf Erstellung von Ursprungszeugnissen und Bescheinigungen – zum Beispiel D ie Angabe des Ursprungs einer Ware ist im in- ternationalen Handel unverzichtbar. Zum einen ist der Nachweis des Ursprungs oft eine staatliche Handelsrechnungen – bei der IHK einreichen. Die IHK bewilligt die Anträge online. Danach kann das Unternehmen die Dokumente mit IHK-Dienstsiegel Vorgabe des Empfangslandes. Zum anderen wird und Unterschrift selbst ausdrucken. Hierfür werden er auch oft vom Kunden gefordert. Es handelt sich UZ-Formulare ohne eingedruckte Nummer verwen- dabei grundsätzlich um den sogenannten nichtprä- det. Die Nummer generiert das Anwendungssystem. ferenziellen oder auch handelspolitischen Ursprung. Der Ursprung einer Ware wird nach der letzten we- sentlichen Be- oder Verarbeitung bestimmt, die an Die Anmeldung einem Produkt vorgenommen worden ist. In aller So melden Sie sich an: Schreiben Sie eine E-Mail an Regel lässt sich der handelspolitische Ursprung birgit.hasel@konstanz.ihk.de mit dem Betreff „eUZ“. ohne größere Schwierigkeiten allein durch eine Be- Benennen Sie den eUZ-Administrator mit Vorname, trachtung der letzten betrieblichen Fertigungsstufen Name und persönlicher E-Mail-Adresse. Der eUZ- ermitteln. Er wird daraufhin durch ein sogenanntes Administrator hat folgende Funktionen: Ansprech- Ursprungszeugnis (UZ) beglaubigt. partner für die IHK, Nutzerverwalter für Ihr Unter- Für die Ausstellung von Ursprungszeugnissen und nehmen und Empfänger des Gebührenbescheides. anderen Bescheinigungen sind in Deutschland in der Der Administrator erhält nach der Registrierung von Regel die Industrie- und Handelskammern zuständig der IHK einen Freischaltcode. Diesen gibt er an- (Paragraf 1 Absatz 3 des IHK-Gesetzes, IHKG). Ur- schließend in dem Portal euz.ihk.de ein und schließt 22 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2020
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