Im Blickpunkt 2 - Dekanat Büren-Delbrück

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Im Blickpunkt              2

Literaturhinweise          17

Berichte und Nachrichten   28

Termine                    48

Orgeln                     64

Anschriften                66
Im Blickpunkt                            Zeit, in der der Ausdruck subjektiver                 gelvirtuosen Bruckner und Labor liegt              sei „in die deutsche Kirchenmusik
                                                         Befindlichkeit ästhetische Priorität                  es sicher nicht, sondern vermuthlich               [...] wie ein Meteor“3 eingeschlagen,
                                                         besaß, in Wirklichkeit einen Bären-                   an einem Mangel in meiner musika-                  beredtes Zeugnis: Wiewohl für die
                                          Paul Thissen   dienst, wie aus den Worten des                        lischen Natur, dass ich längeren So-               Orgel geschrieben, wurde die Kompo-
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                         Im Blickpunkt
                                                         Musiktheoretikers Adolf Bernhard                      lovorträgen auf der Orgel nicht stand              sition weder kirchlicherseits initiiert,
                Orgel und Theologie                      ersichtlich wird; er empfand „die                     zu halten vermag. Für mich bleibt                  noch möchte sie einen wie immer
                                                         Orgel als untheilnehmend, fremd ge-                   die Orgel das musikalische Organ der               gearteten religiös-christlichen In-
                Die Orgel – das Instrument der Kirche    gen das eigentliche Gemüthsleben“                     Kirche, des Gottesdienstes, und auch               halt transponieren. Dennoch ist die
                                                         und bezeichnet sie schlussendlich                     hier ein Instrument des Präludierens               Gleichsetzung von „Orgel“ und „Kir-
                „Die Orgel ist die Königin der Instru-   als „das dogmatische Instrument,                      und Begleitens, das als selbständig                che“ offensichtlich selbst für einen re-
                mente.“ Dieses berühmte Diktum           so fest und unabänderlich und rück-                   auftretendes Concert-Instrument                    nommierten Konzertorganisten und
                geht den Meisten leicht über die         sichtslos, wie das Dogma; sie ist der                 mich bald verwirrt und betäubt […].“2              einen der bedeutendsten Interpreten
                Lippen und findet wahrscheinlich         rechte Diener der Kirche […]“1 Die von                Kaum ein zweites Instrument ist also               avantgardistischer Musik nicht über-
                auch allgemeine Anerkennung, aber:       Marx hier formulierte Tatsache, dass                  über Jahrhunderte mit so eindeuti-                 windbar. Bemerkenswert ist auch die
                Machen wir uns nichts vor – die Orgel    die eigentliche Heimat der Orgel die                  gen Assoziationen, so exklusiv mit                 Verwunderung, der Daniela Philippi
                und die für sie komponierte Musik        Kirche ist, begründet hinlänglich die                 der Vorstellung eines bestimmten                   angesichts der Tatsache, dass die
                haben es außerhalb, aber auch in-        Distanz, mit der zahlreiche, nicht                    Raums, eines Handlungskontextes,                   Uraufführung von Mauricio Kagels
                nerhalb kirchlicher Kontexte oft nicht   zugleich auch als Organisten tätige                   einer religiösen Haltung verbun-                   Improvisation ajoutée, György Ligetis
                leicht gehabt, und spätestens nach       Komponisten seit der zweiten Hälfte                   den wie die Orgel. Bis in die letzten              Volumina und Bengt Hambræus Con-
                dem Tod Johann Sebastian Bachs           des 18. Jahrhunderts dem Instrument                   Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts                    stellationes 1962 in Bremen „in keiner
                drohte das „königliche“ Instrument       begegnen, und im 19. Jahrhundert                      war die Vorstellung von „Orgel“ als                Kirchenmusikzeitschrift Berücksich-
                sogar der Bedeutungslosigkeit an-        schließlich wurde sie allen Bestrebun-                instrumentale Repräsentanz von                     tigung fand“4, Ausdruck verleiht. Hier
                heim zu fallen. Diejenigen, die der      gen zum Verhängnis, die die Orgel                     Kirche und Gottesdienst so selbstver-              stellt sich die Frage: Warum sollte
                Orgel, nachdem sie ab der zweiten        im Konzertsaal etablieren wollten.                    ständlich, dass selbst renommierte                 eine kirchenmusikalische Zeitschrift
                Hälfte des 18. Jahrhundert an die äu-    Zeuge hierfür mag der Musikkritiker                   Organisten, wenn man es einmal                     darüber berichten? Weil es sich um
                ßere Peripherie des kompositorischen     Eduard Hanslick sein, der einmal mit                  etwas provozierend formulieren                     Orgelkompositionen handelt? Weil
                Interesses und der musikalischen         einem Schuss ironisierender Selbst-                   darf, in die Konnotationsfalle tap-                sie in einer Kirche erklangen? Auch
                Entwicklung geriet, etwas Gutes tun      kritik schrieb: „Auch die Orgel wird                  pen und „ihr“ Instrument reflexartig               Philippi vermag im Fall von „Musik
                wollten, betonten ihre im Gegen-         Mode in unseren Concerten. An den                     mit „Kirche“ oder „Kirchenmusik“
                satz zur Subjektivität des Klaviers
                                                                                                                                                                  3
                                                                                                                                                                      Gerd Zacher, Meine Erfahrungen mit
                                                         beiden rühmlichst anerkannten Or-                     in Verbindung bringen. Davon gibt
                                                                                                                                                                      der „Improvisation ajoutée“, in: Werner
                stehende Objektivität, das Über-                                                               Gerd Zachers Einlassung, Mauricio                      Klüppelholz (Hg.), Kagel..../1991, Köln 1991, S.
                Persönliche, das den individuellen
                                                         1
                                                             Marx, Adolf Bernhard: Die Lehre von der
                                                                                                               Kagels Stück Improvisation ajoutée                     136-154, hier: S. 136.
                                                             musikalischen Komposition, praktisch-
                Emotionen gegenüber gleichgültig
                                                             theoretisch, zum Selbstunterricht oder            2
                                                                                                                   Eduard Hanslick, Virtuosen, in: ders.,         4
                                                                                                                                                                      Daniela Philippi, Neue Orgelmusik. Werke
                Erhabene des Orgelklangs, erwiesen           als Leitfaden bei Privatunterweisung und              Concerte, Komponisten und Virtuosen der            und Kompositionstechniken von der
                dem Instrument damit aber in einer           öffentlichen Vorträgen Bd. 4., Leipzig 1837, S.       letzten fünfzehn Jahre. 1870-1855. Kritiken,       Avantgarde bis zur pluralistischen Moderne,
                                                             22f.                                                  Berlin 1886, S. 352-357, hier S. 356.              Kassel usw. 2002, S. 140.

                2                                                                                                                                                                                                    3
für Orgel“ nicht der Assoziation „Kir-          einem Punkt sublimiert“ worden, „an              zierte teils heftige Gegenreaktionen.                 fähig sein sollte.
                che“ zu entkommen, obwohl die ent-              dem sie begann, zur reinen Idee sich             So schrieb der Literat und Orgelbauer                 Die Orgel – ein Instrument im Dienst
                sprechenden Werke dezidiert nicht               zu transferieren“6). So hoffte Max               Hans Henny Jahnn 1922: „Ich muss                      der Liturgie
                in kirchenmusikalischen Kontexten               Reger – nachdem Franz Liszt das im               mich auf die Meinung zurückziehen,
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                  Im Blickpunkt
                stehen, ja sich eher davon distanzie-           bürgerlichen Konzertwesen beheima-               die ich von dem Instrument Orgel                      Nachdem in einem ersten Abschnitt
                ren wollen. Hier bestätigt sich die             tete Virtuosentum mit einem Werk                 habe. Ich fasse sie auf als einen Or-                 die assoziative Verknüpfung von
                Richtigkeit der von Carl Dahlhaus in            wie Ad nos ad salutarem undam auf                ganismus zur Hervorbringung musi-                     „Orgel“ und „Kirche“ kursorisch
                der seinem Referat „Moderne Orgel-              die Orgel übertragen, Charles Ma-                kalischer Klänge, die als irdischer Leib              betrachtet wurde, soll nun das
                musik und das 19. Jahrhundert“ sich             rie Widor sie mit der eher säkulare              die Seele ewiger Musiken aufnehmen                    innerkirchlich-theologische Verhältnis
                anschließenden Diskussion geäu-                 Kontexte assoziierenden Gattung                  sollen. Die Musik, der ich sie unterge-               zu Orgel, Orgelmusik und Orgelspiel
                ßerten Ansicht, „daß eine Funktion              „Symphonie“ bedacht und Anton                    ordnet fühle, ist kultisch, deshalb ist               thematisiert werden. Dass dabei der
                der Orgel, die liturgische, zu einem            Bruckner nicht nur über Themen aus               der Platz der Orgel an einer Kultstätte               Darstellung von Positionen innerhalb
                Charakterzug geworden ist, den man              Wagner-Opern, sondern auch über                  zu denken. Ich habe mich für Cabe-                    der katholischen Kirche ein breiterer
                als geistlich bezeichnen kann, und              patriotische Gesänge wie Die Wacht               zon, für Merulo, für Scheidt und wie                  Raum zukommt, ist einzig der hier im
                daß es einer bewußten Anstrengung               am Rhein improvisiert hatte –, wie               sie alle heißen mögen, entschieden,                   Vergleich zur evangelischen Kirche
                bedarf, Orgelmusik als profane Musik            er in einem Brief schreibt, zeigen zu            und nicht für die gottlose Musik, die                 vorhandenen Überzahl kodifizierter,
                zu hören [...].“5 Die über Jahrhunderte         können, „daß die Orgel nicht nur ein             in dem Schaffen der vergangenen                       allgemeingültiger Bestimmungen
                hinweg geltende Bindung, ja Fesse-              Kircheninstrument ist, sondern auch              Jahrzehnte entstanden ist.“9 Und                      geschuldet.
                lung der Orgel an ganz bestimmte                Konzertinstrument ersten Ranges“7.               Hermann Keller suchte 1926 einen
                Funktionen innerhalb des Kultus der             Eine solchermaßen vollzogene Pro-                Kompromiss, indem er den unter-                       Zunächst ein kurzer Blick in die weiter
                christlichen Kirchen kann ihre Wirk-            fanierung der Orgel wurde allerdings             schiedlichen Sphären eigenständi-                     entfernte Vergangenheit: Die Orgel
                mächtigkeit bis auf den heutigen                – keinesfalls nur in Kirchenkreisen              gen Orgeltypen zuordnete, die er als                  ist es, die seit etwa tausend Jahren
                Tag entfalten, trotz verschiedener              – „als Entfremdung der Orgel von                 „Kult-Orgel“ und „Konzert-Orgel“ be-                  das bevorzugte Instrument der Kirche
                Versuche der Grenzüberschreitung                ihrem Wesen empfunden“8 und evo-                 zeichnete, wobei die Komposition für                  darstellt. Natürlich ist die Verbindung
                vor allem ab dem 19. Jahrhundert                                                                 erstere sich „mit strengster Betonung                 von Orgel und Liturgie nicht, wie
                                                                6
                                                                    Arnfried Edler, Gattungen der Musik für
                (zu denken wäre aber auch an Bachs                                                               des Überpersönlichen“ sich allen                      die Lektüre mancher kirchlicher
                                                                    Tasteninstrumente, Teil 1 (Handbuch der
                große Choralbearbeitungen der Cla-                  musikalischen Gattungen hg. von Siegried     „Ausdrucks“ enthalten, letztere da-                   Verlautbarungen vermuten lässt,
                vierübung III., über die Arnfried Edler             Mauser, Bd. 7,1), Laaber 1997, S. 97.        gegen zu „rücksichtsloser, raffinierter               etwas gleichsam Gottgegebenes,
                so treffend urteilte, „die Gattung              7
                                                                    Max Reger, Brief an Gustav Beckmann          Steigerung eben dieses Ausdrucks“10                   vielmehr basiert sie auf einer zur
                Choralbearbeitung“ sei „hier bis zu                 vom 15. 1. 1900, in: Adalbert Lindner, Max                                                         Konvention verfestigten Tradition.
                                                                    Reger. Ein Bild seines Jugendlebens und
                                                                                                                 9
                                                                                                                      Hans Henny Jahnn, Die Orgel und die              Die Geschichte der Orgel reicht bis
                                                                                                                      Mixtur ihres Klanges, in: ders., Schriften zur
                5
                    Orgel und Orgelmusik heute. Bericht über
                                                                    künstlerischen Werdens, Stuttgart 1923, S.                                                         in die griechische Antike zurück.
                                                                    269.                                              Kunst, Literatur und Politik, 2 Bde., Hamburg
                    das Erste Colloquium der Walcker-Stiftung                                                         1991, Bd. 1, S.437-470, hier: S. 437.            Im weströmischen Reich geriet
                    für orgelwissenschaftliche Forschung,       8
                                                                    Carl Dahlhaus, Moderne Orgelmusik                                                                  das Instrument im 5. Jahrhundert
                    25.-27. Januar 1968 auf dem Thurner im          und das 19. Jahrhundert, in: Orgel und
                                                                                                                 10
                                                                                                                      Bericht über die Freiburger Tagung für
                                                                                                                      Deutsche Orgelkunst vom 27. bis 30. Juli         in Vergessenheit, wohingegen
                    Schwarzwald, hg. von Hans Heinrich              Orgelmusik heute (wie Anm. 5), S. 37-54,
                    Eggebrecht, Stuttgart 1968, S. 61f.             hier: S. 39.                                      1926, hg. von Willibald Gurlitt, Ausgburg        es im oströmischen Reich als
                                                                                                                      1926 (ND Kassel 1970), S. 130.
                4                                                                                                                                                                                             5
Ausdruck besonderer Exklusivität                 Mensch in der Orgelallegorie12 in                    Von einer solchen durchaus                             „im Dienste [Hervorhebung orig.]
                des byzantinischen Kaiserhofes                   Athanasius Kirchers Musurgia                         veritablen Theologie der Orgel und                     der Liturgie steht, muß sie sich
                in hohen Ehren gehalten wurde.                   universalis sive Ars magna                           des Orgelspiels ist die katholische                    deren Anliegen zueigen machen.“18
                Im weströmischen Reich fand die                  consoni et dissoni13 und anderen                     Kirche weit entfernt geblieben, was                    Unter dieser Prämisse kann das
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                               Im Blickpunkt
                Orgel wieder Verbreitung, nachdem                zeitgenössischen Texten14 erfährt, hat               nicht zuletzt aus der grundsätzlichen                  Ziel allen künstlerischen Tuns
                König Pippin im 8. Jahrhundert vom               im theologischen Diskurs zu keiner                   Einstellung zur Aufgabe der                            in liturgischen Kontexten einzig
                byzantinischen Kaiser eine Orgel                 Zeit manifest werden können. Gott                    Künste in der Liturgie resultiert.                     „die Verherrlichung Gottes und
                geschenkt bekam – ein Ereignis                   fungiert in Kirchers Schrift nicht nur               Entscheidendes Kriterium für die                       die Heiligung des Menschen“19
                übrigens, das Notker Balbulus                    als der Erbauer einer als Emblem der                 Werke der schönen Künste, die, „mit                    sein. Das ganze 20. Jahrhundert
                auf Karl den Großen verschob,                    göttlichen Schöpfung fungierenden                    gutem Recht unter die vornehmsten                      hindurch werden päpstliche
                um so den Zusammenhang von                       „Welt-Orgel“15, sondern zudem auch                   Betätigungen der schöpferischen                        und bischöfliche Dokumente zur
                Repräsentationsfunktion der Orgel                als der Spieler dieses Instruments16.                Anlage des Menschen gezählt                            Kirchenmusik nicht müde, immer
                und Kaisertum zu unterstreichen.                                                                      werden“17, sind aus der Perspektive                    und immer wieder den solchermaßen
                Offenbar über den Musikunterricht                12
                                                                      Wolfgang Ruf, Athanasius Kirchers               der Theologie nicht ästhetische                        funktionalen Charakter der
                                                                      „Decachordon naturae“: Die Orgel als
                an den Klosterschulen fand sie                                                                        oder stilistische Maßstäbe,                            Kirchenmusik – Kurzschenkel erhebt
                                                                      Symbol der Welt, in: Susanne Schaal,/
                dann Eingang in die Liturgie der                      Thomas Seedorf / Gerhard Splitt (Hg.),          vielmehr gehört zur grundlegenden                      ihn zum „oberste[n] Gesetz“20 – zu
                Kirche, war aber, wohl im Wissen                      Musikalisches Welttheater. FS Rolf              Bestimmung kirchlicher Kunst ihre                      unterstreichen (was aber nicht
                um ihre Herkunft, durchaus nicht                      Damman, (= Freiburger Beiträge zur              Dienstfunktion. „Da die Kunst“, so                     verhindern konnte, dass, worauf
                unumstritten. So hieß 1287 die                        Musikwissenschaft, hg. von Hermann              Winfried Kurzschenkel, der Verfasser                   zuletzt Jan Assmann noch einmal
                                                                      Danuser, 3), Laaber 1995, S. [115]-135.
                Synode von Mailand die Orgel als                                                                      der ersten und bis heute einzigen                      hingewiesen hat21, dass der Kult
                einziges Gottesdienstinstrument                  13
                                                                      Athanasii Kircheri [...] Musurgia Universalis   grundlegenden Untersuchung zum                         keiner anderen Religion so unendlich
                gut, während das Generalkapitel zu                    sive Ars Magna consoni et dissoni in X libros   Verhältnis von Musik und Theologie,                    zahlreiche Werke mit hochartifizieller
                                                                      digesta, Rom 1650 (ND Hildesheim/Ney York
                Ferrara 1290 das Orgelspiel verbot. Im                1970).
                                                                                                                      die als katholisches Pendant zu Oskar                  Faktur generieren konnte wie der
                Laufe der Jahrhunderte erlangte die                                                                   Söhngens Theologische Grundlagen                       christliche Gottesdienst). Im Motu
                                                                 14
                                                                      Moritz Kelber, Leviathan: Die Orgel als
                Orgel jedoch nicht nur einen festen                   Herrschaftsinstrument, in: Mth 34 (2019), S.
                                                                                                                      der Kirchenmusik (1961) gelten darf,                   Proprio Tra le sollecitudine (22.11.1903)
                Platz als Kircheninstrument, vielmehr                 83-94.                                                                                                 z. B. schreibt Papst Pius X. (1903-1914):
                galt sie auch als „die fürnembste“11             15
                                                                      „Gleich wie [...] ein Werckmeister, der eine         Kircher, zitiert nach:Wolfgang Ruf, Kirchers
                unter den Instrumenten. Die                           Orgel zurüsten will [...] hat Gott diese             „Decachordon“, S. 131.                            18
                                                                                                                                                                                  Winfried Kurzschenkel, Die theologische
                Wertschätzung aber, die das                           grosse Welt-Orgel nach seiner Wunder-           17
                                                                                                                            II. Vatikanisches Konzil, Konstitution                Bestimmung der Musik. Neuere Beiträge
                Instrument „Orgel“ gleichermaßen                      Weisheit, gleichsam als ein consono-                 über die heilige Liturgie „Sacrosanctum                zur Deutung und Wertung des Musizierens
                                                                      dissonum zugerichtet [...].“ Athanasius              Concilium“ vom 4.12.1964, Nr. 122, zitiert             im christlichen Leben, Trier 1971, S. 212.
                wie der dieses Instrument spielende
                                                                      Kircher, zitiert nach: Wolfgang Ruf, Kirchers        nach: Karl Rahner/Herbert Vorgrimler              19
                                                                                                                                                                                  Ebd., S. 210.
                                                                      „Decachordon“ (wie Anm. 12), S. 131.                 (Hg.), Kleines Konzilskompendium.                 20
                                                                                                                                                                                  Ebd., S. 212.
                11
                     Michael Praetorius, Syntagma musicum II.    16
                                                                      „Wie Gott der allweise Schöpfer in den 6             Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums
                     ND der Ausgabe Wolfenbüttel 1619, hg. und        Tagwercken, mit den Creaturen, wie ein               mit Einführungen und ausführlichem                21
                                                                                                                                                                                  Jan Assmann, Kult und Kunst. Beethovens
                     mit einer Einführung versehen von Arno           verständiger Organist, gantz wunder-                 Sachregister, Freiburg i. Br. 231991, S. 51-90,        Missa solemnis als Gottesdienst, München
                     Forchert, Kassel usw. 2001, S. 87.               weislich gespielet hat.“ Athanasius                  hier: S. 87.                                           2020, S. 20.

                6                                                                                                                                                                                                          7
„Überhaupt muss man es als sehr                     finden, erschwerend hinzu, dass sie                   ihr besitze „die Kirche ein eigenes                in der gerade schon genannten
                schweren Missbrauch verurteilen,                    aufgrund der von der Kirche auch                      aus alter Zeit überkommenes                        Konstitution Divini cultus sanctitatem
                wenn bei den kirchlichen Feiern                     nach der Emanzipation der „reinen“                    Instrument“26. Hierauf greift                      schreibt Pius XI: Sollte der Chor
                die Liturgie als zweitrangig und                    Instrumentalmusik rigoros aufrecht                    die Liturgiekonstitution des II.                   schweigen, könne die Orgel „nach
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                                       Im Blickpunkt
                gleichsam im Dienste der Musik                      erhaltenen Vorrangstellung einer                      Vaticanums zurück: „Die Pfeifenorgel               den gegebenen Vorschriften
                stehend erscheint. Vielmehr ist die                 mit dem Wort verbundenen Musik                        soll in der lateinischen Kirche als                anmutige Klänge [was auch immer
                Musik lediglich ein Teil der Liturgie               als der Vokalmusik nachgeordnet,                      traditionelles Musikinstrument in                  das sei] ertönen lassen.“29 Die Orgel
                und deren schlichte Dienerin.“22                    ja gleichsam als exterritoriale                       hohen Ehren gehalten werden; denn                  dient in der Liturgie der katholischen
                Die Konstitution über die heilige                   Gebilde angesehen werden.                             ihr Klang vermag den Glanz der                     Kirche also entweder lediglich der
                Liturgie Sacrosanctum Concilium                     Belegbar ist dies mit dem Kapitel                     kirchlichen Zeremonien wunderbar                   Begleitung des Gemeindegesangs
                vom 4.12.1963 knüpft hieran nahtlos                 „Orgel und Musikinstrumente“ aus                      zu steigern und die Herzen                         (in diesem Zusammenhang sei
                an, und noch die Instruktion                        Tra le sollecitudini, in welchem die                  mächtig zu Gott und zum Himmel                     daran erinnert, dass Helmut
                Liturgiam authenticam vom 28.                       Vokalmusik expressis verbis als                       emporzuheben.“27 Diese Aussage                     Bornefeld die Gemeindebegleitung
                März 2001 hebt ausdrücklich hervor,                 die „eigentliche Musik der Kirche“24                  wird zwar immer wieder zitiert,                    als „kümmerliche Restfunktion“ der
                dass die Musik sich der Liturgie                    bezeichnet wird. Dem folgt auch                       besonders gerne in Festschriften zu                Orgel verstand30) bzw. des Chors
                dienend unterzuordnen habe23.                       die Liturgiekonstitution des II.                      Orgelweihen, darf aber keinesfalls                 oder aber als bloßer Lückenfüller,
                In diesem Gesamtkontext kommt                       Vaticanums: „Die überlieferte                         darüber hinwegtäuschen, dass                       als probates Mittel gegen den
                für die Orgel und das Orgelspiel,                   Musik der Gesamtkirche stellt einen                   bereits Pius XI. im o. g. Motu                     akustischen horror vacui. Exempla
                sofern sie denn in den kirchlichen                  Reichtum von unschätzbarem Wert                       proprio der Orgel vornehmlich                      classica sind die auch in „Musicam
                Dokumenten überhaupt Erwähnung                      dar [...], weil sie als der mit dem                   eine Begleitfunktion zuspricht.                    sacram“ genannten Stellen31: der
                22
                     Papst Pius X., Motu proprio über die           Wort verbundene gottesdienstliche                     Die nachkonziliare Instruktion der                 Introitus, die Kommunionausteilung
                     Erneuerung der Kirchenmusik „Tra le            Gesang einen notwendigen und                          Ritenkongregation über die Musik in                oder aber der große Auftritt post
                     sollecitudini“ (22.11.1903), Nr. 23, zitiert   integralen Bestandteil der feierlichen                der Liturgie Musicam sacram (1967)                 festum, dann nämlich, wenn das
                     nach: Hans Bernhard Meyer / Rudolf             Liturgie ausmacht“.25                                 formuliert ganz ähnlich: „Sowohl                   „Ite, missa est“ gesprochen ist, die
                     Pacik (Hg.), Dokumente zur Kirchenmusik.
                                                                                                                          bei der Missa in cantu wie bei der                 Menschen also unter mehr oder
                     Unter besonderer Berücksichtigung des          In der Konstitution Divini cultus
                     deutschen Sprachgebietes, Regensburg                                                                 Missa lecta darf die Orgel [...] zur               weniger lauter Unterhaltung den
                                                                    sanctitatem vom 20.12.1928 hebt Pius
                     1981, S. 23-34, hier: S. 33.                                                                         Begleitung des Sängerchores und                         Musik in der heiligen Liturgie „Musicm
                                                                    XI. die Rolle der Orgel hervor; mit
                23
                     Karl-Heinz Selge, Der Kirchenmusiker.                                                                des Volkes benutzt werden.“28 Und                       sacram“ vom 5.3.1967, VIII./65., zitiert nach:
                     Amtsträger in der Kirche im spezifischen                                                                                                                     Hans Bernhard Meyer / Rudolf Pacik (Hg.),
                                                                                                                          26
                                                                                                                               Pius XI., Apostolische Konstitution „Divini
                                                                    24
                                                                         Pius X., „Tra le sollecitudini”, zitiert nach:                                                           Dokumente zur Kirchenmusik, S. 175.
                     Dienst an der Verkündigung und Heiligung,                                                                 cultus sanctitatem“ vom 20.12.1928, VIII.,
                                                                         Hans Bernhard Meyer / Rudolf Pacik (Hg.),
                     in: Rüdiger Althaus, Franz Kalde, Karl-Heinz                                                              zitiert nach: Hans Bernhard Meyer / Rudolf    29
                                                                                                                                                                                  Pius XI., „Divini cultus sanctitatem”, zitiert
                                                                         Dokumente zur Kirchenmusik (wie Anm.
                     Selge (Hg.), Saluti hominum providendo.                                                                   Pacik (Hg.), Dokumente zur Kirchenmusik, S.        nach: ebd., S. 42.
                                                                         22), S. 31.
                     FS für Offizial und Dompropst Dr. Wilhelm                                                                 35-44, hier: S. 42.                           30
                                                                                                                                                                                  Helmut Bornefeld, Mein Orgel-Credo, in:
                     Hentze (= Beiheft 51 zum Münsterischen         25
                                                                         „Sacrosanctum Concilium“ (wie Anm. 17),          27
                                                                                                                               „Sacrosanctum Concilium“, 120, zitiert             Württembergische Blätter für Kirchenmusik
                     Kommentar zum CODEX IURIS CANONICI                  112, zitiert nach: Hans Bernhard Meyer
                                                                                                                               nach: ebd., S. 140.                                43 (1976), S. 221-241, hier: S. 241.
                     herausgegeben von Klaus Lüdicke), Essen             / Rudolf Pacik (Hg.), Dokumente zur
                     2008, S. [308]-340, hier: S. 320.                   Kirchenmusik, S. 138.                            28
                                                                                                                               Ritenkongregation, Instruktion über die       31
                                                                                                                                                                                  S. Anm. 28.

                8                                                                                                                                                                                                                  9
Kirchenraum verlassen – für das                       vergangenen Jahrhunderten vor                         Im Vorfeld des II. Vaticanums hat                    ihres spekulativen Charakters an Jo-
                Würzburger Domkapitel übrigens                        allem komponierende Organisten                        Papst Johannes XXIII. einen Vortrag                  hannes Tinctorisʼ Complexus effectum
                Grund genug, die dortige Domorgel                     bereit waren, bei der Konzeption von                  zu Orgel und Orgelmusik in der Li-                   musices (um 1472-1475) erinnernden
                mit einer recht umfangreichen                         Orgelmusik für die Liturgie bis an den                turgie gehalten, der einerseits auf                  Gedanken, kaum verschleiern, dass
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                            Im Blickpunkt
                Trompeteria aufzurüsten, biete diese                  Rand der Selbstaufgabe zu gehen                       Augustinus abhebt, der aufgrund ih-                  der Orgel keine Aufgabe zugeordnet
                doch, so ist in einer einschlägigen                   – was z. B. aus den einschlägigen                     res Aufbaus die Orgel als Bild für der               ist, die mit dem Rang des Chorge-
                Publikation zu lesen, die Gewähr, dass                Werken Frescobaldis erhellen mag,                     Einheit in der Vielheit und damit als                sangs oder gar des Gregorianischen
                auch bei einem „starke[n] Anwachsen                   der die Begrenzung durch liturgische                  Symbol der Kirche und der örtlichen                  Chorals vergleichbar wäre. Schlus-
                des Geräuschpegels [...] besonders                    Zwänge einkalkulierte und deshalb                     Gemeinde deutete, andererseits die                   sendlich bleibt zu konstatieren, dass
                beim Verlassen des Domes“ der                         im Vorwort zu den Orgelmusik                          Wirkung der Orgel auf die versam-                    es in der katholischen Theologie keine
                „imperiale[n] Glanz einer Domorgel“32                 für die Messe enthaltenden Fiori                      melte Gemeinde thematisiert: „Beim                   Definition zur liturgischen Funkti-
                gesichert bleibt. Der französische                    musicali (Venedig 1635) festhielt, die                Vollzug der heiligen Handlungen                      on der Orgel gibt; eine solche kann
                Organist und Musikwissenschaftler                     Organisten könnten „die Canzonen                      wird die Orgel zur Interpretin ge-                   auf der Basis der Beschreibung der
                Norbert Dufourcq konnte also                          bei den Cadenzen abschließen, die                     meinsamer Empfindungen, bringt                       Aufgaben der Orgel im Gottesdienst
                mit gutem Grund schreiben, in                         Ricercare auch, wenn sie ihnen zu                     sie die hehren und heiligen ínneren                  allenfalls umrissen werden. Dem
                der nachkonziliaren Liturgie habe                     lang vorkommen“34 –, dürfte die von                   Bewegungen zum Ausdruck. Ver-                        korrespondiert, dass es sowohl vor als
                „die Orgel das Recht, Löcher zu                       Dufourcq beschriebene Situation, die                  mittels ihrer Harmonien dringen die                  auch nach dem II. Vaticanum ebenso
                stopfen: sie interludiert ein wenig                   man durchaus mit dem Schlagwort                       Anregungen, die von der heiligen                     wenig eine Theologie der Orgel gibt,
                beim Einzug, beim Offertorium                         von der Normativität des Faktischen                   Handlung ausgehen, geheimnisvoll                     sondern allenfalls wohlmeinende,
                und bei der Kommunion, soweit                         belegen darf, den bei einem Großteil                  in die Tiefen der Seele ein: Bewunde-                letztlich aber eher blumig anmu-
                nicht auch diese Stellen mit Gesang                   der ab der zweiten Hälfte des                         rung für die Tugenden oder Verlangen                 tende Gedankenspiele wie die o. g.
                ausgefüllt werden. Erst wenn die                      20. Jahrhunderts publizierenden                       danach, Sehnsucht nach Läuterung                     aus der Feder Johannes XXIII. Dass in
                Gläubigen die Kirche verlassen, wird                  „großen“ Komponisten ohnehin                          oder innerer Umkehr, Wunsch nach                     Kurzschenkels umfangreicher Unter-
                ihr die Freiheit gelassen, mit dem                    schon vorhandenen deutlichen                          innigerer Gemeinschaft mit Gott,                     suchung lediglich knapp zwei Seiten
                Stuhlgeklapper zu konkurrieren. Im                    Widerstand gegen eine                                 Eifer im Kampf gegen das Böse, Vor-                  dem Orgelspiel gewidmet sind37 und
                Gotteshaus und bei der Liturgie ist                   nennenswerte Auseinandersetzung                       geschmack von himmlischer Seligkeit                  die Orgel einzig innerhalb der vier Sei-
                die Orgel also nur noch Requisit,                     mit der Orgel befördert haben.35                      der Gnade.“36 Trotz der hier zumin-                  ten zur „Instrumentalmusik“ Erwäh-
                bestenfalls architektonisches                              (1973), S. 359-364, hier: S. 359.
                                                                                                                            dest oberflächlich aufscheinenden                    nung findet38, ist mehr als symptoma-
                Schmuckstück.“33 Während in                                                                                 Wertschätzung können solche, ob                      tisch. So kann der spanische Priester
                                                                      34
                                                                           Girolamo Frescobaldi, Fiori musicali: Al
                32
                     Paul Damjakob, Überlegungen zur                       lettore, in: ders. Orgel- und Clavierwerke,
                                                                                                                                                                                 und Musikwissenschaftler Higino
                                                                                                                                 strikt verweigert, darf hier als die berühmte
                     Disposition der Würzburger Domorgel, in:              hg. von Christopher Stembridge, Bd. 4,                Ausnahme gelten, die die Regel bestätigt.       Anglès mit Fug und Recht konstatie-
                     Die Würzburger Domorgeln. hg. von Hans                Kassel usw. (Bärenreiter BA 8415), 2019, S. 1.                                                        ren, dass in katholischen Kontexten
                                                                                                                            36
                                                                                                                                 Giovanni XXIII, Discorsi, Messaggi, Colloqui,
                     Gerd Klais, Frankfurt a. M. 1970 S. [113]-114,   35
                                                                           Olivier Messiaen, dessen komplexen                    Bd. IV, Vaticano 1963, S. 549, zitiert nach:    die Orgel als bloßes Akzidens gesehen
                     hier: S. 113.
                                                                           theologischen Inhalten verpflichtete                  Winfried Kurzschenkel, Die theologische
                33
                     Norbert Dufourcq, Orgel und Orgelmusik                hochbedeutsame Orgelschaffen sich
                                                                                                                                                                                 37
                                                                                                                                                                                      Ebd., S. 231-233.
                                                                                                                                 Bestimmung der Musik (wie Anm. 18), S.
                     im heutigen Frankreich, in: Musica sacra 93           jeglicher Form von sog. Umgangsmusik                  232.                                            38
                                                                                                                                                                                      Ebd., S. 560-564.

                10                                                                                                                                                                                                     11
wird: „Bei uns Katholiken bildet die                und ein gewisser sozialer Status des                   bracht werde“42 Dennoch ist nicht zu                   wirkt auch noch in der Allgemeinen
                Orgel und ihre Musik nie einen ei-                  Organisten einhergeht, wohingegen                      übersehen, dass auch in der evange-                    Dienstanweisung für Kirchenmusiker
                gentlichen liturgischen Akt, während                Johannes Paul II. eine unmissver-                      lischen Kirche ein dezidiert funktio-                  in Bayern fort: „Das Orgelspiel des
                in der protestantischen und angli-                  ständliche, mit klarer Grenzsetzung                    nales Verständnis von Orgel und Or-                    Kirchenmusikers muss an der Liturgie
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                                          Im Blickpunkt
                kanischen Kirche die Orgel und ihre                 des künstlerischen Agierens ver-                       gelmusik lange dominierte. In seinem                   ausgerichtet sein. Für die Einleitung
                Kunst häufig einen liturgischen Akt                 bundene Einordnung des Kirchen-                        1927 gehaltenen Grundsatzreferat                       des Gemeindegesangs verdient die
                darstellen. Daher kommt es, daß die                 musikers in das Hierarchiegefüge                       „Orgel und Liturgie“ billigte Christ-                  melodiegebundene Orgelmusik den
                Orgel innerhalb der protestantischen                der katholischen Kirche vornahm:                       hardt Mahrenholz der Orgel zwar                        Vorzug. Freie Orgelmusik muss sich
                Liturgie immer eine viel größere Rolle              „Der Dienst des Kirchenmusikers                        die „Ausführung selbständiger got-                     der jeweiligen Gestalt des Gottes-
                gespielt hat als im katholischen Got-               ist kein autarkes, freischaffend-                      tesdienstlicher Aufgaben“43 zu, dies                   dienstes einfügen und darf in ihrer
                teshaus, in welchem die Orgel nur                   künstlerisches Wirken, sondern es ist                  aber nur unter der Voraussetzung der                   Ausführung den gottesdienstlichen
                eine begleitende Funktion inne hatte,               eingefügt in die Liturgie, verantwort-                 Unterordnung unter das liturgische                     Rahmen nicht sprengen.“45 Seit etwa
                eben den Kult zu verschönern und die                lich-weisungsbefugt geleitet vom                       Geschehen und vornehmlich choral-                      30 Jahren ist in der Praktischen Theo-
                Liturgie feierlicher zu gestalten.“39               zelebrierenden Priester.“41 Um einmal                  gebundener Musik. Ganz ähnlich for-                    logie vor allem der Evangelischen Kir-
                Anders als in der katholischen Kir-                 ganz plastisch vor Augen zu führen,                    muliert es einige Jahre später Adolf                   che mit der sog. „ästhetischen Wen-
                che wird, wie Anglès andeutet, der                  was das bedeutet: Wenn der Zele-                       Strube: „Die gottesdienstliche Wirk-                   de“ der zur Funktionalität zwingende
                Orgel im Luthertum die „Entfaltung                  brant – wie im Erzbistum Paderborn                     samkeit der Orgel muß an der Liturgie                  Würgegriff gelockert worden, so dass
                zu einer autonomen Kunst im Sin-                    geschehen – anordnet, das „Gloria“                     orientiert sein. Die Orgel hat keine ei-               die Einsicht Raum gewinnen konn-
                ne des neuzeitlichen Kunstbegriffs                  sei im Tutti der Orgel zu begleiten,                   telselbstherrliche, sondern dem Gan-                   te, eine „zu starke ‚Verkirchlichung‛
                ermöglicht“40, womit zugleich eine                  hat der Organist dies, wie unange-                     zen dienende Aufgabe, vornehmlich                      der Kirchenmusik“ schade sowohl
                fest umrissene liturgische Funktion                 messen es auch sei, auszuführen.                       die der Verbreitung und Begleitung                     der Musik, da sie „diese der ästheti-
                                                                    Demgegenüber wird in der evange-                       des Gemeindegesanges. Alle übrige                      schen Eigenständigkeit und Vielfalt“
                39
                     Das Alte und das Neue in der heutigen          lischen Kirche gottesdienstliche Or-                   selbständige Orgelmusik muß sich                       beraube, „als auch der Kirche, weil
                     Orgelmusik und die Vereinigung der             gelmusik, so Christoph Albrecht, als                   ebenfalls dem Gottesdienst einfügen                    durch die Beschneidung der eigenen
                     Christen, in: Kongreßbericht Bern 1961, Bern
                     1964, S. 9-14, hier: S. 12.
                                                                    „sacrificium laudis“ verstanden, „das                  in seiner jeweiligen Gestalt. Cantus-                  musikalischen Entfaltung besonders
                                                                    vom Organisten als dem Träger eines                    firmus gebundene Musik hat dabei                            Wege und Ziele der kirchenmusikalischen
                40
                     Arnfried Edler, Die Stellung der
                                                                    Gemeindeamtes im Namen und im                          den Vorzug.“44 Diese Auffassung                             Arbeit, in: MuK 6 (1934), S. 10-15, hier S. 14.
                     komponierten Orgelmusik zwischen
                     liturgischer Funktionalität und ästhetischer   Auftrag der Gemeinde vor Gott ge-                      42
                                                                                                                                Christoph Albrecht, Der liturgische Ort des
                                                                                                                                                                                  45
                                                                                                                                                                                       Zitiert nach: Klaus Röhring, Die Funktion
                     Autonomie, in: Die Orgel im Dienst der                                                                     gottesdienstlichen Orgelnachspiels, in: MuK            der Orgel im Gottesdienst: Zwischen
                     Kirche. Gespräch aus ökumenischer Sicht.       41
                                                                         Johannes Paul II., Chirograph zum 100.                 34 (1964), S. 73-78, hier: S. 73, zitiert nach:        Wirklichkeitsentsprechung und
                     Bericht über das sechste Colloquium der             Jahrestag der Veröffentlichung des                     Kurzschenkel, S. 563                                   Rezeptionsermöglichung, in: Orgel im
                     Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche         Motu Proprio Tra le sollecitudine über                                                                        Gottesdienst heute. Bericht über das
                                                                                                                           43
                                                                                                                                Christhardt Mahrenholz, Orgel und Liturgie,
                     Forschung in Verbindung mit dem                     die Kirchenmusik vom 22.11.2003, in:                                                                          dritte Colloquium der Walcker-Stiftung
                                                                                                                                in: Bericht über die Dritte Tagung für
                     Pontificio Instituto di Musica Sacra 8.-14.         LʼOsservatore Romano (dt.) 34 (2004) Nr. 1                                                                    für orgelwissenschaftliche Forschung
                                                                                                                                Deutsche Orgelkunst in Freiberg i. Sa., hg.
                     Oktober 1984 in Rom, hg. von Hans Heinrich          vom 2.1.2004, S. 8-9 Nr. 8, zitiert nach: Karl-                                                               13.-15. Januar 1974, hg. von Hans Heinrich
                                                                                                                                von dems., Kassel 1928, S. 58.
                     Eggebrecht, Murrhardt 1985, S. 126-146,             Heinz Selge, Der Kirchenmusiker (wie Anm.                                                                     Eggebrecht, Stuttgart 1975, S. 40-51, hier: S.
                     hier: S. 129.                                       23), S. 326.                                      44
                                                                                                                                Adolf Strube, Musik in der neuen Kirche –              42f.

                12                                                                                                                                                                                                                   13
die außerkirchliche Wahrnehmung                 Die im Anschluss an das II. Vatica-                 Orgel nahezu jedes auf den Markt                mittlerweile eine immer stärkere
                der Kirchenmusik gebremst“45 werde.             num sich entwickelnde Diskussi-                     geschmissene Produkt mit Musik                  Dominanz entwickeln. Die kürzlich
                In der katholischen Theologie konn-             on zeigt im Vergleich zu früheren                   für den Gottesdienst, ob es sich um             vorgenommene Etablierung des
                te ein solches Denken, wenn ich es              theologisch-liturgischen Diskursen                  prä- und postludierende bzw. „me-               „Popkantors“ auf evangelischer glei-
Im Blickpunkt

                                                                                                                                                                                                                       Im Blickpunkt
                richtig sehe, bisher nicht Fuß fassen,          eine ganz neue Qualität, da nicht                   ditative“ Stücke, um Vorspiele zu               chermaßen wie auf katholischer Seite
                ganz im Gegenteil. Kennzeichen des              mehr die Frage nach der Faktur von                  Liedern des Gesangbuchs, um sog.                spricht hier eine ebenso eindeutige
                neuen Konzepts von Kirchenmusik,                Musik im Mittelpunkt steht, sondern                 Halleluja-Coden oder um was auch                Sprache wie die These, für „die Zu-
                wie es in Kapitel VI der Liturgiekon-           das Zwecklos-Schöne an sich aus der                 immer handelt: Gebrauchsmusik auf               kunft der Orgel“ werde „es von ent-
                stitution des II. Vaticanums greifbar           Liturgie verbannt werden soll. Im von               Kunstgewerbeniveau. Ihre markante               scheidender Bedeutung sein, ob sie
                wird, ist die volle Integration der             Karl Rahner und Herbert Vorgrimler                  Dominanz dürfte Josef Ratzinger, den            ihren Herrschaftscharakter verwan-
                Musik in das liturgische Handeln.               verfassten Kurzkommentar zum Mu-                    späteren Papst Benedikt XVI., veran-            deln kann in einen erhebenden, oder
                Bei nüchterner Betrachtungsweise                sik-Kapitel der Liturgiekonstitution                lasst haben zu warnen: „Eine Kirche,            besser noch, in einen unterhaltenden
                kommt man allerdings nicht umhin                kann man lesen, dass die „eigentliche               die nur noch Gebrauchsmusik macht,              Charakter“49. Unter den Auspizien
                festzustellen, dass dies der Musik nur          Kirchenmusik“ nicht mehr in die Li-                 verfällt dem Unbrauchbaren und                  eines solchen theologischen Denkens
                auf den ersten Blick zum Vorteil ge-            turgie gehöre, weil sie nicht mehr mit              wird selbst unbrauchbar.“48                     ist eine tatsächlich zeitgenössische
                reicht. Mit der vom Konzil vorgenom-            ihr vereinbar sei, sondern nur noch                                                                 Orgel-Musik an und für sich obsolet,
                menen theologischen Aufwertung                  die sog. „Gebrauchsmusik“: „Echte                                                                   will sie doch kein umstandslos zu
                der Kirchenmusik über das bloße                 Kunst, wie sie in der Kirchenmusik                  Die Orgel – das Instrument der Kirche?          rezipierender, ein Wohlgefühl erzeu-
                Decorum hinausweisender Wesens-                 vorliegt, ist“, so heißt es, „von ihrem                                                             gender Ohrenschmaus sein, sondern,
                ausdruck der Liturgie ist letztlich eine        guten Sinn esoterischen Wesen her                   Nachdem Goethe noch die These ver-              ganz im Gegenteil, die „neuen intel-
                Einschränkung verbunden, avancierte             mit dem Wesen der Liturgie kaum                     trat, das Christentum sei die Mutter-           lektuellen Schauer“ evozieren, von de-
                doch in den nachkonziliaren offizi-             in Übereinstimmung zu bringen“47.                   sprache Europas, und im 18. gleicher-           nen André Breton einmal gesprochen
                ellen kirchlichen Dokumenten zur                Die logische Konsequenz präsen-                     maßen wie im 19. Jahrhundert vor                hat50.
                Kirchenmusik die „Funktionsgerecht-             tiert heute auch im Hinblick auf die                allem die Kirchen- und Orgelmusik
                heit“ zum Schlagwort der Stunde, ja                  Theologie? Eine evangelische Perspektive,
                                                                                                                    Johann Sebastian Bachs es war, die in           49
                                                                                                                                                                         Joseph Ratzinger, Zur theologischen
                zum Primärkriterium im Hinblick auf                                                                 Deutschland als ein zentrales Mittel                 Grundlegung der Kirchenmusik, in:
                                                                     in: Stefan Kopp, Marius Schwemmer,                                                                  Franz Fleckenstein (Hg.), Gloria deo, pax
                die Bewertung des überkommenen                       Joachim Werz (Hg.), Mehr als nur eine          kultureller Identifikation fungierte,                hominibus. FS Zum 100jährigen Bestehen
                kirchenmusikalischen Repertoires:                    Dienerin der Liturgie. Zur Aufgabe der         dürfte kaum zu übersehen sein, dass                  der Kirchenmusikschule Regensburg […] (=
                „Maßstab für die Eignung überlie-                    Kirchenmusik heute (= Kirche in Zeiten         zum einen in der völlig disparaten                   Schriftenreihe des Allgemeinen Cäcilien-
                                                                     der Veränderung, hg. von Stefan Kopp,
                ferter Kompositionen zur Weiterver-                  4), Freiburg i. Br. 2020, S. 18-32, hier: S.
                                                                                                                    Kultur der Jetztzeit die christlichen                Verbandes für die Länder deutscher Sprache
                wendung in der Liturgie ist neben der                                                               Kirchen massiv an gesellschaftlicher                 9), Regensburg 1974, S. 39-62, hier: S. 41.
                                                                     29. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass in
                Funktionsgerechtheit die Förderung                   dieser Publikation Orgel und Orgelspiel mit    Relevanz verlieren und zum anderen              50
                                                                                                                                                                         Harald Schroeter-Wittke, Die
                der tätigen Teilnahme der ganzen                     keinem Wort thematisiert werden.               auch innerhalb der Kirchen die ver-                  Zukunft der Orgel angesichts der
                                                                                                                                                                         Vielfalt christlicher Gottesdienste.
                versammelten Gemeinde.“46                       47
                                                                     Heinrich Rennings, Das kirchenmusikalische     schiedenen Spielarten des Populären                  Gemeindekulturpädagogische
                                                                     Erbe aus der Sicht des Liturgikers, in:        48
                                                                                                                         Karl Rahner/Herbert Vorgrimler, Kleines         Betrachtungen, in: Die Orgel zwischen
                46
                     Michael Meyer-Blanck, Musik – „Magd” der        Musica sacra 100 (1980), S. 174.                    Konzilskompendium (wie Anm. 17), S. 213.        gestern und morgen. Bericht über das
                14                                                                                                                                                                                               15
Es ist kaum zu übersehen, dass selbst            gesehen – nicht unbedingt nur Gutes   Literaturhinweise                        Schuhenn, Marius Schwemmer, Paul
                                                                                                                                                Thissen, Stephan Wahle, Godehard
                für kirchlich gebundene heranwach-               erwarten.
                sende Generationen die gedankliche                                                                                              Weithoff, Joachim Werz, Alexander
                Verknüpfung von Kirche und Orgel                                                                                                Zerfaß.
Im Blickpunkt

                immer weniger Selbstverständlich-                                                      Bücher                                   Alles in allem ein sehr lesenswertes

                                                                                                                                                                                            Literaturhinweise
                keit besitzt und die Orgel sowie die                                                                                            Buch im Hinblick auf eine aktuelle
                für sie komponierte Musik zum blo-                                                     Mehr als nur eine Dienerin der           Standortbestimmung der Kirchen-
                ßen Anachronismus zu verkommen                                                         Liturgie                                 musik.
                drohen. Umso begrüßenswerter sind                                                      Zur Aufgabe der Kirchenmusik heute                                  Harald Gokus
                die 2011 im Rahmen des „Internatio-                                                    Herausgegeben von Stefan Kopp, Ma-
                nalen Symposions zur Bedeutung und                                                     rius Schwemmer und Joachim Werz          Wort-Gottes-Feier
                Zukunft der Orgel“ in Zürich verfasste                                                 Verlag Herder GmbH, Freiburg im          am Sonntag - für den Notfall
                Resolution, in deren Mittelpunkt der                                                   Breisgau, 1. Auflage 2020, Kartoniert,   Handreichung für Leitung, Lektoren,
                Appell steht, die Orgelkultur Europas                                                  280 Seiten                               Kantor, Organist, Küster.
                nicht der Vergessenheit anheimfallen                                                   ISBN: 978-3-451-38824-8, Bestellnum-     VzF Deutsches Liturgisches Institut
                zu lassen, die 2017 vollzogene Aner-                                                   mer: P388249                             Trier, 12 Seiten
                kennung von Orgelbau und Orgel-                                                        EUR 28,00                                Artikelnummer 6149, EUR 1,80
                musik als „Immaterielles Kulturerbe                                                                                             Bestellservice: Telefon: 0651 94808-
                der Menschheit“ durch die Unesco                                                       In diesem Buch geht es um die heuti-     50; Fax: 0651 94808-33
                und nicht zuletzt die Tatsache, dass                                                   ge Bedeutung der Kirchenmusik
                der Deutsche Musikrat die Orgel als                                                    Was sind aktuell Aufgaben der Kir-       Wenn die Gemeinde zur Sonntags-
                „Instrument des Jahres 2021“ ausge-                                                    chenmusik? Ist sie Dienerin der Li-      messe versammelt ist und der Pries-
                rufen hat. Dass diese Initiativen zu-                                                  turgie oder im Museum des Kirchen-       ter überraschend ausfällt, soll eine
                vorderst von säkularen Institutionen                                                   konzertes angekommen? Der Band           Wort-Gottes-Feier stattfinden. Für
                ausgingen, spricht im Hinblick auf das                                                 widmet sich dem pluralen Aufgaben-       einen solchen Fall ist diese Handrei-
                Verhältnis von Theologie bzw. Kirche                                                   feld der Kirchenmusik(er) und nimmt      chung eine willkommene Hilfe für
                und Orgel eine eindeutige Sprache                                                      theologische Grundlagen, künstleri-      Leiter, Lektor, Kantor, Organist und
                und lässt für die Zukunft der Orgel im                                                 sche Ansprüche, pastorale Wirklich-      Küster.
                Raum der Kirchen – von deren mehr                                                      keiten und gesellschaftliche Bezüge                                 Harald Gokus
                als ungewisser Entwicklung zumin-                                                      in den Blick.
                dest in Deutschland einmal ganz ab-                                                    Mit Beiträgen von Jürgen Bärsch, Tho-    Christus-Rufe
                                                                                                       mas Halter, Winfried Haunerland, Jür-    für die Sonn- und Festtage des
                     zehnte Colloquium der Walcker-Stiftung
                                                                                                       gen Kampmann, Stefan Kopp, Marius        Kirchenjahres
                     für orgelwissenschaftliche Forschung
                     23.-25. September 2003 in Siegen, hg. von                                         Linnenborn, Franz Karl Praßl, Gerhard    VzF Deutsches Liturgisches Institut
                     Hermann Joseph Buch und Roland Eberlein,                                          Schneider, Markus Schneider, Reiner      Trier, 19 x 28 cm. 56 Seiten.
                     Köln 2011, S. 32-49, hier: S. 43.

                16                                                                                                                                                                     17
Artikelnummer 6213, 12,80 EUR            tischen Alltag. Mit der zunehmenden        MARIANISCHE ORGELMUSIK                      (Meditation), Alle Tage sing und sa-
                    Bestellservice: Telefon: 0651 94808-     Professionalisierung des kirchlichen                                                   ge (neoklassizistisch), Christi Mutter
                    50; Fax: 0651 94808-33                   Popularmusikbereiches geht gleich-         Gereon Krahforst                            stand mit Schmerzen (Meditation),
                                                             sam der Wunsch einher, auch die Or-        12 Choralvorspiele über Marienlieder        Maria breit den Mantel aus (Trio mit
                    Texte und Melodien zu den Kyrie-         gel möglichst stiltypisch einzusetzen.     Claribel-Verlag 014 (Eigenverlag)           Ritornell und c.f. im Pedal), Meerstern
Literaturhinweise

                                                                                                                                                                                              Literaturhinweise
                    Rufen der Gebet- und Gesangbücher        Es gilt demzufolge, sich in der Vielfalt                                               ich dich grüße (Meditation), Sagt an
                    Gotteslob, Unterwegs und Katholi-        der Musikrichtungen, die Rock-Pop-         Die 12 Choralvorspiele von Gereon           wer ist doch diese (romantische Cho-
                    sches Gesangbuch der deutschspra-        Jazz mit sich bringt, versiert und si-     Krahforst entstanden aus liturgi-           ralbearbeitung), Wunderschön präch-
                    chigen Schweiz. – Die für diese Editi-   cher zu bewegen.                           schen Improvisationen und lassen            tige (Meditation), Lasst uns erfreuen
                    on neu komponierten Melodien und                                                    sich stilistisch in drei Bereiche eintei-   herzlich sehr (Sortie).
                    Begleitsätze zu den Tropus-Texten        Nicht genug, dass dabei die Orgel in       len: barockisierte Formen, Romantik
                    orientieren sich an den Melodien der     gewisser Weise eine ganze Begleit-         und gemäßigte Moderne. Vielfach                                  Sebastian Freitag
                    bekannten Kyrie- und Herr, erbarme       band und deren rhythmusbetonte             arbeitet Krahforst mit imitatorischen
                    dich-Rufe; die neu verfassten Texte      Spielweise ersetzen soll: Die Praxis       Techniken, mit Ritornellen und ein-         Franz Lehrndorfer
                    sind inspiriert von den jeweiligen       zeigt immer wieder, wie wichtig es         gänglichen Formen, was sowohl dem           8 Variationen über Maria dich lieben
                    Tageslesungen der Lesejahre A, B, C.     ist, bei der Gemeindebegleitung auch       Spieler (die Choralvorspiele liegen im      Opus-Verlag 11002
                    Zusätzliche Beilage: Kyrie-Modelle a     die Melodie erklingen zu lassen, ohne      mittleren Schwierigkeitsgrad, lassen
                    cappella (4 Seiten).                     dass jedoch hierzu ein separates Me-       sich aber sehr gut studieren) als auch      Die Variationsreihe komponierte
                                                             lodieinstrument zur Verfügung steht.       dem Hörer zugute kommt.                     der ehemalige Münchener Dom-
                                             Harald Gokus                                               Der Umfang der Choralbearbeitun-            organist zur Wiedereröffnung des
                                                             Für diese Situation will die vorliegen-    gen bewegt sich zwischen 3-6 Noten-         Münchener Liebfrauendoms 1994.
                                                             de Publikation umfassende Anleitung        seiten. Ausgewogen ist der Anteil an        Unverwechselbar ist die Tonsprache
                    Noten                                    und praktische Handreichung sein.“         Bearbeitungen, die sich entweder als        von Lehrndorfer, in allen Variationen
                                                             (aus dem Vorwort)                          Meditation oder als festliches Orgel-       kommt regelrechte Freude zum Aus-
                    Orgel                                                                               stück zum Ausgang einsetzen lassen.         druck. Überdies hinaus kombiniert
                                                             Inhalt: Allgemeine Patterns; Patterns      Zudem können die Choralvorspiele            Lehrndorfer in einigen Variationen
                    Peter Wagner                             aus Rock / Pop, Blues / Swing, Latin,      in all ihrer Unterschiedlichkeit Kre-       weitere marianische Themen wie z.B.
                    Playing On Leadsheets – Stiltypische     Folk / Classic; Akkorde; Reharmoni-        ativität und Inspiration zur eigenen        das „Salve Regina“ oder „Ave Regina
                    Begleitung Neuer Geistlicher Lieder      sation; Voicing; Line Cliché; Intros;      Improvisation in unterschiedlichen          coelorum“ mit dem Kirchenlied „Ma-
                    Strube Verlag (VS 9192)                  Endings / Deceptive Resolutions; Mo-       Formen und Stilen wecken.                   ria dich lieben“.
                                                             dulation; Hinweise zur Registrierung;      Inhalt: Maria, Mutter unsres Herrn          Auch wenn manche Variationen sich
                    „Längst gehört das Begleiten Neuer       Glossar; Add On                            (Fuga), Maria Himmelskönigin (Trio),        im mittelschweren Bereich bewegen,
                    Geistlicher Lieder anhand von Akkord-                                               Freu dich du Himmelskönigin (Vier-          die Übearbeit wird sich lohnen!
                    symbolen, also auf der Basis von so-                               Strube Verlag    stimmig mit c.f. im Tenor), Gegrüßet
                    genannten Leadsheets, zum organis-                                                  seist du Königin (Marsch im Stil der                             Sebastian Freitag
                                                                                                        englischen Romantik), Ave Maria zart
                    18                                                                                                                                                                   19
Ave Maria                                  Peter Hurford                             Chor                                      Verfügung. Neben einer Partitur (mit
                    Marianische Orgelwerke der Roman-          Five Verses on a melody from the                                                    Instrumentaleinzelstimmen) sind
                    tik                                        „Paderborn Gesangbuch (1765)“             Kinderchorbücher                          ein Liederheft mit den einstimmigen
                    Butz-Verlag 2562                           Oxford University Press                                                             Melodien und eine Chorpartitur er-
                                                                                                         Sternsingerlieder                         hältlich und stellen somit ein jeweils
Literaturhinweise

                                                                                                                                                                                            Literaturhinweise
                    19 Kompositionen beinhaltet dieser         Unter der „Melody from the Pader-         Carus-Verlag, Musizierband (Partitur),    passendes Set dar für unterschiedli-
                    Band, wobei Kompositionen mit Cho-         born Gesangbuch“ verbirgt sich das        CV 12.905/03, 40 Seiten, € 19,50          che Voraussetzungen und Bedürfnis-
                    ralbezug und Transkriptionen nur den       bekannte Marienlied „Maria dich lie-      Chorpartitur CV 12.905/05, 12 Seiten,     se; insgesamt eine neue Fundgrube
                    kleinsten Teil ausmachen. Eine Kom-        ben ist allzeit mein Sinn“. Diese Kom-    € 3,90, ab 40 Expl. € 3,70, ab 60 Expl.   des seltenen nachweihnachtlichen
                    position bearbeitet das Lourdes-Lied       position des britischen Organisten        € 3,50, Liederheft (einstimmig) CV        Repertoires.
                    „Die Glocken verkünden“, zwei Kom-         und Komponisten Peter Hurford soll        3012.905, 32 Seiten, € 5,30
                    positionen vertonen das gregoriani-        an dieser Stelle Erwähnung finden,        Begleit-CD CV 12.905/99, € 14,90                             Johannes Krutmann
                    sche „Ave Maria“. Das Gros der Werke       weil sie auf 6 Notenseiten viele Facet-
                    stellt romantische Charakterstücke         ten der gemäßigt modernen Musik           Wenn man wieder singen darf, dann
                    der meditativen Art dar. Sieben der        vereinigt: zwei Triobearbeitungen, ei-    werden nicht nur Sternsingergruppen       Freiburger Kinderchorbuch 2:
                    Werke lassen sich manualiter aus-          ne „Choral“-ähnliche Variation, sowie     von diesem Buch profitieren. Es bietet    Neue Lieder für Gott und die Welt
                    führen und mit 2-4 Notenseiten sind        zwei kürzere „Allegro“-Variationen.       25 Lieder, vom bewährten „Wir kom-        Carus-Verlag, Hauptband (mit CD) CV
                    sämtliche Werke des Bandes auch            Vielleicht mag dieses Werk von Or-        men daher aus dem Morgenland“             12 .080/00 185 Seiten, € 34,95
                    hinsichtlich ihrer Länge überschau-        ganisten wiederentdeckt werden?           oder dem traditionellen „Es ist für uns   Chorbuch (Kinderband) CV 12.080/05,
                    bar. Alle Stücke sind leicht zu spielen,   Für C-Kurs Absolventen könnte es ein      eine Zeit angekommen“ über das neu-       176 Seiten, ab 10 Expl. € 11.95, ab 20
                    nur wenige erreichen den mittleren         willkommenes, alternatives Litera-        traditionelle „Stern über Bethlehem“      Expl. € 10,95, ab 40 Expl. € 9,95
                    Schwierigkeitsgrad. Mit Werken von         turstück für den Bereich „moderne“        sowie einfache Segensrufe bis hin zu
                    Abt, P.L.L. Benoît, Merritt, Brahms,       Musik sein. Am Rande sei hier noch        neuen NGL-Repertoire und zu guter         12 Jahre nach dem ersten Band er-
                    Schubert, Bossi, Boellmann, Fleury,        bemerkt, dass der damalige Pader-         Letzt sogar einem Sternsinger-Rap.        scheint mit dem Freiburger Kin-
                    D.P. Benoît, Clark, Thayer, Guilmant,      borner Domorganist Helmut Peters          Somit ist es geeignet für alle Kinder-    derchorbuch 2 die Folgesammlung
                    von Henselt, Richmond, Liszt, Prestat,     diese Komposition bei dem Weihe-          und Jugendchöre, die einen Gottes-        mit 140 Liedern für Kinderchöre mit
                    Guiraud, Lubrich jun. und Reger verei-     konzert der Domorgeln 1980, sowie         dienst zum Epiphaniefest musikalisch      Klavierbegleitung. Etwa 100 Lieder
                    nigt die Sammlung beides: bekannte         später auch auf einer Schallplatte an     mitgestalten und die Tradition des        sind dem liturgischen Repertoire zu-
                    und unbekannte Komponisten. Kurz-          der Domorgel einspielte….                 Sternsingens mit älterem und neuem        geordnet, 40 Lieder für die so genann-
                    biographien aller Komponisten sind                                                   gesungenem Repertoire bereichern          ten weltlichen Anlässe und Kontexte,
                    beigefügt.                                                      Sebastian Freitag    möchte. Zur unterschiedlichen und         darunter Spiel- und Bewegungslie-
                                                                                                         reicheren musikalischen Gestaltung        der, Geburtstags- oder Wortspiellie-
                                          Sebastian Freitag                                              stehen Instrumentalstimmen und            der und Kanons unterschiedlichen
                                                                                                         eine Tastenbegleitung bzw. Akkord-        Schwierigkeitsgrads. Die Entwick-
                                                                                                         symbole zur Gitarrenbegleitung zur        lungsmöglichkeiten zur Mehrstim-

                    20                                                                                                                                                                 21
migkeit bieten Kinderchören vom          men, 2009 begonnen und nach zehn         ren, John Eliott Gardiner o. a. gleich     sondern nur anders interpretieren,
                    Kindergarten bis etwa zum Ende der       Jahren zum Abschluss gebracht. Es ist    eine klare und deutliche interpreta-       insofern ist ein Vergleich an sich ob-
                    Grundschule dabei vielfältiges Mate-     wahrscheinlich das erste Projekt, dass   torische Kante, zu der man wie auch        solet. Unabhängig davon verlieren sie
                    rial in sinnvollen Tonhöhen und einer    sich in dieser Fülle und Vollständig-    immer Stellung beziehen kann, ist          an Expressivität, Spontaneität und
                    exemplarischen musikalischen und         keit jener Aufgabe widmet und dabei      das bei einigen von Rademanns Auf-         typischer madrigalesker Italianità
Literaturhinweise

                                                                                                                                                                                           Literaturhinweise
                    textlichen Qualität.                     sogar einige Ersteinspielungen vor-      nahmen anders. Ohne Frage ist hier         in einer - wenn auch noch so tech-
                                                             weisen kann.                             alles exemplarisch in musikalischer        nisch hochwertigen und gelungenen
                    		                Johannes Krutmann                                               und technischer Hinsicht, die Intona-      - Interpretation durch einen Chor.
                                                             In den instruktiven Texten der Beihef-   tion ist makellos, die Sprachbehand-       Unter diesem Eindruck und dieser Er-
                                                             te erfährt man Wissenswertes, gut        lung ist idealtypisch, federnd und         kenntnis hört man die Motetten der
                    CD‘s                                     recherchierte Hintergründe, mitunter     perfekt phrasiert, dennoch affektreich     Geistlichen Chormusik von 1648 doch
                                                             auch persönliche Zugänge; allerdings     und bisweilen effektvoll. Aber ist der     etwas reserviert und erinnert sich
                                                             begegnet einem auch der unvermeid-       Klang nicht eine Spur zu wenig farbig,     bisweilen lieber an die ebenfalls etwa
                    Heinrich Schütz: Die Gesamteinspie-      liche Passus der historischen Infor-     zu modern im Sinne einer makellosen        35 Jahre alte, viel kantigere Aufnah-
                    lung                                     miertheit und man wundert sich,          Homogenität, zu skandinavisch, zu          me des Knabenchores Hannover, die
                    Dresdner Kammerchor, Leitung:            dass Musikwissenschaftler nicht mit      Sopran-orientiert, in der Summe eben       dem Vorwort des Dresdner Meisters
                    Hans-Christoph Rademann                  Befremden auf diese beliebige und        ein perfekter moderner Konzertchor?        gemäß die unterschiedlichsten Beset-
                    Compact Disk, Carus Verlag, einzelne     verwässernde Bezeichnung einer           Dagegen ist nichts zu sagen, erst          zungen entfaltet und immer wieder
                    CD je € 19.90, Doppel CD € 29,90         akademischen Tätigkeit reagieren.        recht nicht, wenn es auf diesem wun-       neue, vokal-instrumentale Klangflä-
                    Box I (CD 1 bis 11), CV 83.041/00: €     Wie dem auch sei, Rademann bringt        derbaren, exemplarischen und klang-        chen eröffnet. Überhaupt ist in den
                    59,90                                    seine Interpretationsmaxime mit          lich beglückenden Niveau geschieht.        ausführlichen Vorworten, die Schütz
                    Box II (CD 12 bis 19), CV 83.042/00: €   „historisch informiert - heute inter-                                               zu seinen Publikationen geschrieben
                    49,90                                    pretiert“ auf einen für ihn passenden    Dennoch offenbart sich das beschrie-       hat, so viel an aufführungsprakti-
                    Box III (CD 20 bis 28), CV 83.043/00:    Nenner. Und genau da liegt mögli-        bene, zugegebenermaßen ausgewie-           schen Möglichkeiten enthalten, dass
                    € 49,90                                  cherweise das Problem, was weniger       sene Luxusproblem idealtypisch im          sich noch manche Werke dadurch
                                                             als eine Frage der Befindlichkeit oder   Opus 1, den Italienischen Madrigalen.      interessanter und abwechslungsrei-
                    Das Werk des wohl ersten Kompo-          unterschiedlicher musikästhetischer      Vielleicht reicht es hier nicht, sie als   cher besetzen ließen (so z. B. die Mög-
                    nisten, den man als Meister euro-        Ansichten und Geschmäcker zu be-         Chor perfekt zu singen - weil sie per      lichkeit, mehrere Echo-Ensembles
                    päischen Ranges bezeichnen kann,         trachten ist als vielmehr mit der        definitionem keine genuine Chor-           im Schlusssatz der Musikalischen
                    komplett (d. h. 500 Werke) aufzuneh-     Umsetzung von Erkenntnissen und          musik sind. Nach der wegweisen-            Exequien im Raum zu verteilen oder
                    men und editorisch aufzubereiten,        Ergebnissen aufführungspraktischer       den solistischen Referenzaufnahme          der Hinweis, zu den Rezitativen ne-
                    diese große Aufgabe hat sich Hans-       Forschung diskutiert werden sollte.      von „The Consort of Musicke“ unter         ben einer großen Orgel einen Violone
                    Christoph Rademann mit dem Dresd-        Beispiel: Hat man bei Schütz-Produk-     der Leitung von Anthony Rooley vor         zu benutzen statt Kammerorgel und
                    ner Kammerchor und zahlreichen           tionen von Cantus Cölln, Paul Mc-        etwa 35 Jahren kann man diese Ma-          Violoncello oder Gambe, eine Beset-
                    Solistinnen und Solisten sowie inst-     Creesh, verschiedenen Knabenchö-         drigale wahrscheinlich nicht besser,       zungsanordnung, die m. W. nur Paul
                    rumental Musizierenden vorgenom-
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McCreesh bei der Weihnachtshisto-          fast immer zügige Tripla. Nur selten     sinnlichen und lebensbejahenden          einer dem entsprechenden üppigen
                    rie bislang umgesetzt hat). Was an         vermutet man eine routinierte Auf-       Menschen in der besten Schaffens-        Raumsituation?
                    Klangentfaltung selbst bei einfachen       nahmesituation, wenn z. B. bei einem     kraft zur Mitte seines Lebens abseits
                    Sätzen möglich ist, lässt sich auch bei    Track zwei unterschiedliche Ausspra-     der melancholischen Distanz des          Rademann setzt mit dieser Produk-
                    Michael Prätorius nachlesen und z. B.      chearten des lateinischen Textes         erwähnten Bildnisses. Was für ein        tion Maßstäbe, die dieser Aufnah-
Literaturhinweise

                                                                                                                                                                                         Literaturhinweise
                    bei der Aufnahme der „Christmette“         gleichzeitig zu hören sind.              Jammer, dass die erste deutsche Oper     me über viele Jahre den Status einer
                    mit dem Gabrieli Consort in der Dom-                                                „Dafne“ aus der Feder von Heinrich       Referenzeinspielung verleihen und
                    kirche von Roskilde nachhören. Im          Damit ist das Haar in der Suppe aber     Schütz und sämtliche instrumentalen      die einlädt, sich mit dem Werk des
                    Becker-Psalter entfaltet die neue Auf-     auch gefunden und ausgiebig behan-       Werke von ihm verloren gegangen          großen Meisters, dessen Todestag
                    nahme mit Rademann unterschied-            delt, denn der Rest ist ausschließlich   sind und damit ein gesamter, höchst      sich im kommenden Jahr 2022 zum
                    liche Besetzungen, bleibt aber insge-      des Lobes würdig. Die verzierungs-       interessanter Teilaspekt seines Schaf-   350. Mal jährt, zu beschäftigen - um
                    samt in der Fülle der Möglichkeiten        freudigen Solisten und zuverlässi-       fens im Dunkeln bleibt.                  damit, wie Rademann es treffend
                    - vielleicht in bewusster Distinktion? -   gen Instrumentalisten sind ohne                                                   ausdrückt, gewissermaßen zu lernen,
                    ebenso kultiviert wie nobel-reserviert     Abstriche ersten Ranges und man          In drei CD Boxen darf man sich mit       „mit den Ohren zu sehen“.
                    zurück.                                    hört ihnen die Prägung und das in-       insgesamt 28 Silberlingen (die alle-
                                                               terpretatorische Konzept Rademanns       samt auch einzeln bzw. je nach Zyklus                     Johannes Krutmann
                    Was ist nun das Neue an dieser Ge-         deutlich an, was der Aufnahme ei-        als Doppel-CD erhältlich sind) durch
                    samteinspielung? Es ist neben der          nen gemeinsamen Guss und eine            das gesamte Werk hören, und man
                    Vollständigkeit des Repertoires ge-        überzeugende Handschrift verleiht.       freut sich mit jeder Aufnahme mehr
                    rade die große vokale Besetzung in         Einen Evangelisten mit so natürlicher    und mehr an Klängen, Stilen, Beset-
                    Chorstärke, wo der „gantze Haufe“          Stimmgebung und schönem Timb-            zungen, der unglaublichen Vielseitig-
                    mit „starkem Gethön“ vielen Ritor-         re wie Georg Poplutz hört man sich       keit, der perfekten Konzeption dieser
                    nellen und großen, teils mehrchöri-        auch nach einer Passion und den His-     Musik und ihrer Ausführenden. So
                    gen Besetzungen dem musikalischen          torien zur Weihnacht und Auferste-       bleiben wenige Wünsche offen: viel-
                    Ausdruck Pracht und Tiefenstaffelung       hung nicht leid.                         leicht als Ergänzung nicht doch noch
                    verleiht. Dass das nicht in einer Klan-                                             eine Neuaufnahme der Italienischen
                    gorgie wie beim erwähnten Gabrieli         Entdeckungen bieten nicht nur die        Madrigale in solistischer Besetzung
                    Consort unter McCreesh exaltiert, ist      unbekannteren Zyklen wie die Can-        und eine noch abwechslungsreiche-
                    nicht immer ein Manko, denn Rade-          tiones sacrae, Hochzeitsmusiken          re Ausführung des Becker-Psalters in
                    mann besitzt ästhetisches Augen-           und verschiedene Einzelwerke, die        einer richtig großen Besetzung mit
                    maß, Distinguiertheit und musikali-        den Komponisten nicht in gewohn-         unterschiedlichen Chorgruppen (gern
                    schen Geschmack, dessen Resultat           ter Weise als würdigen, alterswei-       auch einmal mit Knabenstimmen),
                    auch nach dem Hören von mehreren           sen Kantor wie auf dem Gemälde           an verschiedenen Aufstellungsorten,
                    CDs nicht ermüdet. Seine Tempi sind        in seinem 72. Lebensjahr zeigen,         einer historischen Orgel mit Pedal in
                    schnell bis sportlich, die Dreiertakte     sondern vielmehr einen vielseitigen,

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