Kulturexpress Unabhängiges Magazin - Ausgabe 39 - kulturexpress.info
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Je Woche 14. Jahrgang ISSN 1862 – 1996 Kulturexpress Unabhängiges Magazin Ausgabe 39 vom 23. – 29. September 2018
Inhalt o Axel Springer investiert in die US-Wohnungs-Plattform Zumper o Architektur, Design und E-Mobility - Wohnkonzept im Europaviertel o Die höllischen Lebenswelten des 22. Philosophicum Lech o Vergangenheit als Fundament für die Gegenwart o Alpiner Bungalow aus leichten Holzmodulen o Wildspitze – Hamburgs Tor zur Natur o Deutschlands höchstes Wohnhochhaus der Grand Tower feiert Richtfest o KfW eröffnet sanierte historische “Villa 102” in Frankfurt o Richtfest am Axel Springer-Neubau in Berlin o thyssenkrupp baut in New York Aufzüge ein o Vernachlässigte Großstädte – Kommentar zum Wohngipfel der Bundesregierung Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab. Impressum Herausgeber Rolf E. Maass www.kulturexpress.de Finanzamt IV Frankfurt a/M Postfach 90 06 08 www.kulturexpress.info St-Nr.: 148404880 60446 Frankfurt am Main www.svenska.kulturexpress.info USt-idNr.: 54 036 108 722 mobil +49 (0)179 8767690 Kulturexpress in gedruckter Form redaktion@kulturexpress.de Voice-Mail +49 (0)3221 134725 erscheint wöchentlich
Axel Springer investiert in die US-Wohnungs-Platt- form Zumper Meldung: new business.de Die amerikanische Mietwoh- nungs-Plattform Zumper hat sich in einer neuen Finanzie- rungsrunde (Series C) 46 Millio- nen US-Dollar gesichert. Ange- führt wurde die Runde vom Berliner Medienkonzern Axel Springer. Das berichtet das Hamburger Magazin 'new busi- ness'. Mit dem Geld will das Start-up seinen Hauptsitz in der San Francisco Bay Area um mindestens 50 neue Mitarbei- ter aufstocken. Die Immobi- die Erlöse in den vergangenen nen bei Zumper rund eine Mil- lienplattform zählt bislang in beiden Jahren verdreifacht. lion Angebote. Die Zahl der den USA landesweit 100 Be- Neben der Erhöhung der Mit- monatlichen Visits liegt bei schäftigte, davon 60 in der arbeiterzahl will er das Service- acht Millionen. An der aktuel- Zentrale. angebot auf der Website deut- len Finanzierungsrunde waren Umsatzzahlen nennt die US- lich ausbauen. Damit soll die neben Axel Springer sieben Firma zwar nicht, aber der Mit- Online-Wohnungsvermietung weitere Investoren beteili gründer und CEO Anthemos so einfach wie eine Hotelbu- Georgiades erklärte, man habe chung werden. Derzeit erschei- Siehe auch: Axel Springer erhöht Anteil am belgischen Immobilien-Portal Immoweb Architektur, Design und E-Mobility - Wohnkonzept im Europaviertel Meldung: Bauwerk Capital GmbH & Co. KG Das Joint Venture aus der Bauwerk Capital am 27. September den Wohnturm SOLID Home GmbH & Co. KG sowie der Red Square GmbH hat im Frankfurter Europaviertel vorgestellt. Das Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 3
Immobilienprojekt präsentiert sich mit einem haus immer eine besondere Herausforderung, Wohnkonzept, das neben außergewöhnlicher aber wir sind im Zeitplan. Ich habe keine Zweifel Architektur und zeitgemäßem Design auch daran, die Wohnungen pünktlich an die Käufer nachhaltige Mobilität beinhaltet. übergeben zu können", kommentiert Gerald Tschörner, Geschäftsführer von Red Square den "Immer mehr Menschen wollen heute in Städ- Baufortschritt. ten wohnen, ein Ende des Urbanisierungstrends ist bis zu diesem Zeitpunkt nicht in Sicht. Damit wird Wohnen im Hochhaus, gerade in den Metropolen, immer attrak- tiver. Die Bewohner stellen jedoch hohe Ansprüche an die Infrastruktur, aber auch an Architektur, Ausstattung, Design und Wohnkomfort sowie Mobilität. Das Ver- ständnis von SOLID Home fußt auf einem ganzheitli- chen Konzept, welches den Bedürfnissen von heute ge- Visualisierung (c) Bauwerk Capital GmbH & Co. KG/EVE recht wird", erklärt Jürgen Schorn, geschäftsfüh- Image render Gesellschafter von Bauwerk Capital. "Of- fensichtlich mit gutem Erfolg: 60 Prozent der Charakteristisch für SOLID Home ist die mar- Wohnungen sind bereits verkauft. Das zeigt uns, kante Architektur, die Kaskadenform der Terras- dass diese Art des urbanen Wohnens an Attrak- sen. Auch Matthias Koch, Leiter des Frankfurter tivität gewinnt", fügt Schorn hinzu. Büros bei KSP Jürgen Engel Architekten, aus de- ren Feder der Entwurf für die Immobilie stammt, Rund 200 Eigentumswohnungen auf 21 Stock- ist überzeugt, dass die vertikale Verdichtung werken und einer Gesamtwohnfläche von insge- eine Antwort auf die steigende Nachfrage im ur- samt 15.250 Quadratmetern wird das 66 Meter banen Raum sein kann. "Wohnhochhäuser bie- hohe Gebäude von SOLID Home bieten. In der ten viel Raum auf wenig Grundfläche, sie müs- zweiten Hälfte 2020 wird es bezugsfertig sein. sen aber sensibel in den städtebaulichen Kon- Die vier Untergeschosse, von denen zwei bereits text integriert werden. SOLID Home entwickelt weitgehend fertiggestellt sind, gehen bis zu sich aus einer geschlossenen Blockrandbebau- zwölf Meter unter die Erde. ung vertikal aus seiner Nachbarschaft heraus und schafft durch eine Staffelung der Etagen den "Ab Anfang Dezember beginnen wir mit der Er- Brückenschlag zwischen niedriger Bebauung richtung der Obergeschosse. Ab diesem Zeit- und Hochhaus.", so Koch. punkt wächst das Gebäude im Durchschnitt um zwei Etagen pro Monat. Natürlich ist ein Hoch- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 4
Laut Jürgen Schorn müssten zukunftsfähige räuscharm sind, sondern auch viel mehr Flexibi- Wohnimmobilien den Nutzern einen Mehrwert lität und Spaß im Stadtverkehr bieten. Moderne bieten. Dies wird bei SOLID Home nicht nur mit- Wohnprojekte müssen heute auf nachhaltige tels durchdachter Freiraumplanung - neben Log- Fortbewegungsmittel setzen. gien, Balkonen oder Terrassen steht den Bewoh- SOLID-Home-Kunden können ihre E-Schwalbe nern auch ein begrünter Innenhof zur Verfügung im Internet nach eigenen Wünschen konfigurie- -, sondern auch durch die sinnvolle Grundrissge- ren, bekommen sie dann fahrbereit frei Haus ge- staltung und die hochwertige Ausstattung im In- liefert und erhalten eine kostenlose Einweisung neren der Immobilie sowie ein umfangreiches durch das GOVECS-Serviceteam. Zum exklusiven Servicepaket umgesetzt. SOLID-Home-Starter-Kit gehören außerdem ein Dazu gehört auch die Ausrichtung auf nachhal- Helm und ein Schlüsselanhänger. Für die jährli- tige Mobilität. "Unser Verständnis einer zu- che Inspektion oder Reparaturarbeiten kommt kunftsweisenden Wohnimmobilie ist eines, das die mobile Werkstatt zum Kunden nach Hause. zeitgemäße Mobilität mitdenkt. Besonderes Sollte die Reparatur länger dauern, wird ein Er- Highlight ist dabei die Kooperation mit dem satzfahrzeug gestellt. Münchner Premiumhersteller von E-Scootern, Neben dem Angebot rund um die E-Schwalbe der Bewohnern von SOLID Home mit der elektri- schließt das Mobilitätskonzept auch eine Tiefga- schen Neuauflage des Rollerklassikers Schwalbe rage mit 142 PKW-Stellplätzen und 37 Ladestati- eine weitere Alternative der Fortbewegung bie- onen für Elektrofahrzeuge sowie fünf Car-Sha- tet. ring-Fahrzeuge des Anbieters stadt- mobil Rhein-Main mit ein, die dank Key-Management-System 24/7 Stun- den zur Verfügung stehen. " Jeder vierte Parkplatz in SOLID Home ist mit einer Elektroladestation aus- gestattet und wir stellen schon jetzt eine deutliche Nachfrage fest. Das zeigt, dass wir mit der Verbindung von innovativem Wohnen und nach- haltiger Mobilität auf dem richtigen Weg sind", so Gerald Tschörner. Zu- dem gibt es 239 Stellplätze für Fahr- v.l.n.r.: Christoph Lemp, Jürgen Schorn (sitzend), beide Geschäftsführender Gesellschafter Bauwerk Capital; räder und Lademöglichkeiten für E-Bikes. Matthias Koch, Büroleiter Frankfurt KSP Jürgen Engel Ar- chitekten; Gerald Tschörner, Geschäftsführer Red Square Weitere Besonderheiten von SOLID Home sind GmbH; Daniele Cesca, Pressesprecher GOVECS GmbH. darüber hinaus der große Lobbybereich, der für Foto (c) Holger Peters/ Bauwerk Capital GmbH & Co. KG die Bewohner auch Begegnungszone sein soll, ein Concierge-Service sowie kuratierte Interior- "E-Roller stellen eine aus unserer Sicht ideale Lö- und Küchenpakete der Kooperationspartner sung dar, da sie nicht nur emissions- und ge- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 5
MORGEN Interiors und SieMatic für die Woh- KSP Jürgen Engel Architekten nungen. Mit vier nationalen Büros sowie dem internatio- Baufeld 26 Nord Projektgesell- nalen Standort in Peking, China, betreut KSP Jür- schaft mbH gen Engel Architekten im In- und Ausland ein breites Spektrum von Planungs- und Bauaufga- Das Projekt SOLID Home ist ein Gemeinschafts- ben. Schwerpunkte des Büros sind Hochhaus- projekt der Bauwerk Capital GmbH & Co. KG und und Bürogebäude, Wohnungsbau und der Um- der Red Square GmbH. Bauwerk Capital ist für bau bestehender Gebäude. Eine hohe Qualität die Produktentwicklung, das Marketing und die in Entwurf und Ausführung ist kennzeichnend Vermarktung zuständig und offeriert kundenori- für die Projekte des Architekturbüros mit welt- entierte Beratung in allen Erwerbs- und Archi- weit über 250 Mitarbeitern. Eine Architektur, tekturfragen. Red Square verantwortet den Be- die vom Menschen her gedacht, wirtschaftlich reich Projektmanagement und die organisatori- und wandlungsfähig ist, gehört zum Leitbild des sche Betreuung und Abwicklung der Baustelle. Büros, das mit zahlreichen Architekturpreisen ausgezeichnet wurde. www.ksp-architekten.de Die höllischen Lebenswelten des 22. Philosophi- cum Lech Meldung: si!kommunikation Die Hölle auf Erden hat viele Gesichter: von den Torturen der Sucht über das Le- ben mit Gewalt bis zu quälender Armut und von der Beziehungs- hölle über die Tücken der Bluts- bande bis hin zur teuflischen Des- information im digitalen Zeitalter. Perspektiven- und erkenntnis- reich beleuchteten namhafte Ex- perten beim 22. Philosophicum 2018 geradezu infernalische As- pekte des Lebensalltags. Lebhafte Diskussionen und der große An- klang beim Publikum verdeutlich- ten das Erfolgsrezept des Sympo- siums, dessen Zutaten kein Geheimnis sind. Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 6
Weit über 600 Teil- dem Anspruch nehmer aus nah der internatio- und fern fanden nal renommier- sich beim 22. Phi- ten Tagung, losophicum Lech Antworten auf im weltbekannten brennende Fra- Wintersportort gen der Zeit zu ein, dessen hochal- geben und ei- pine Umgebung nen wertvollen auch im Sommer Beitrag zu ge- von ganz besonderem Reiz ist. Erst kürzlich, am sellschaftlich relevanten Diskursen zu leisten, 17. September wurde in Tannegg auf 1780 m in präsentierte sich Philosophie lebensnah und bri- Oberlech der „Skyspace Lech“ eröffnet: ein sant. größtenteils unterirdischer Bau mit öffenbarer Kuppel, der von dem international geschätzten Von der Macht der Desinformation Lichtkünstler James Turrell konzipiert wurde. und dem Horror der Sucht Der Landeshauptmann von Vorarlberg Markus Wallner kam bei seinen Grußworten zur Eröff- Den ersten Vortrag am Samstag hielt der deut- nung des 22. Philosophicum Lech darauf zu spre- sche Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, chen: „Der Skyspace ermöglicht einen unglaubli- Professor für Medienwissenschaft an der Uni- chen Blick in den Himmel – und das Philosophi- versität Tübingen und scharfzüngiger Kommen- cum jenen in die Hölle“, rühmte er die fantasti- tator aktueller Debatten. Unter dem Titel „Die sche Kombination. Hölle der Desinformation. Spielregeln der Wirk- lichkeitsordnung im digitalen Zeitalter“, entwarf Angesprochen wurde das Thema des Symposi- er eine Ethik für unsere Ära der Neuen Medien ums: „Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen“. und grassierenden „Fake-News“. Ausgehend Dass Letztere weder chaotisch noch anarchisch vom Fallbeispiel eines der bestbezahlten US-Ra- sind, sondern vielmehr Regeln, Ritualen, Zwän- dio-Talker, des Trump-Freunds und Verschwö- gen und Wiederholungen gehorchen, erläuterte rungstheoretikers Rush Limbaugh, übte er zu- der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum nächst Kritik am Postulat, dass wir uns im soge- Lech Konrad Paul Liessmann bereits in seinem nannten postfaktischen Zeitalter befänden. Vorwort zur Veranstaltung. Diesen auf den Fake-News seien bloß Oberflächenphänomene: Grund zu gehen, galt es an den letzten beiden „Indizien einer tektonischen Verschiebung der Tagen des Symposiums. Während zuvor am Frei- Informationswirklichkeit, Symptome einer ele- tag vor allem die Vorstellungswelten zur Hölle in mentaren Deregulierung des Wahrheitsmark- Kunst und Religion im Fokus standen, gerieten tes“ wie er pointiert anmerkte. Der Macht der nunmehr die ganz konkreten infernalischen As- Desinformation sei mit einer Bildungsoffensive pekte unserer Lebenswelt in den Blick. Jene er- zu begegnen, welche von der digitalen zu einer schreckenden, doch leider oft auch alltäglichen redaktionellen Gesellschaft überführen soll. Da- Facetten einer „Hölle auf Erden“, welche so runter versteht er eine Gesellschaft, in der die manchem nur allzu bekannt sind. Ganz gemäß Ideale und Maximen, die Prinzipien und Ideen Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 7
des guten Journalismus zu einem Element der sischem Glück und quälendem Siechsein, aber Gemeinbildung geworden sind. Seine Hand- auch für die Limitierung dieser beiden Pole lungsempfehlung: „Wir, die wir früher das Medi- durch den jeweils anderen, erläuterte der Ex- enpublikum genannt wurden, müssen medien- perte. Für die beste Erklärung für Sucht, dieses mündig werden, weil wir längst medienmächtig vielwurzeligen, komplexen Phänomens hält er, geworden sind. Wir müssen medienmündig dass es sich um den Versuch einer Selbstheilung, werden, weil eine Demokratie von einem Mini- einer „Selbstmedikation“ des Abhängigen han- mum an kollektiv akzeptierter Information lebt. delt. Allerdings eines gründlich danebengehen- Und weil Öffentlichkeit, verstanden als der geis- den. „Statt zur positiven Entrückung kommt es tige Lebensraum einer liberalen Demokratie, ge- zur pathologischen Verrückung, schon gar nicht rade jetzt – in diesem Moment, neu definiert zur Entzückung, sondern zum Horror“, brachte wird.“ es Haller auf den Punkt. Das eigentliche Wesen der Sucht würde in der Dominanz und Über- macht von Suchtmittel und Suchtverhalten so- wie im damit einhergehenden Autonomiever- lust des konsumierenden Individuums liegen – in der Hölle des Gefangenseins. Die Therapie sei gleichsam ein Fegefeuer, sowohl im Erleben des Patienten als auch in den Augen der Therapeu- ten. Es ginge darum, den Rausch zu domestizie- ren – oder wie schon der griechische Philosoph der Antike Platon meinte, „in der Befriedigung seiner Begierden Herr seiner selbst zu bleiben“. Über Armut als Verdikt und die (Selbst-)Zerstörungskraft der Ge- walt Am Samstagnachmittag wurden zwei Phäno- mene behandelt, die im Zusammenhang mit profanen Höllen immer wieder zitiert werden: die Hölle des sozialen Elends, der Minderprivile- Auf dem Foto Reinhard Haller gierung von Menschen – und die Hölle der Ge- walt. „Höllen der Armut“ lautete der Titel des Im Anschluss referierte der prominente Psychia- ersten Vortrags, gehalten von Philipp Lepenies, ter, Neurologe und Psychotherapeut Reinhard Gastprofessor für vergleichende Politikwissen- Haller über eine wahre „Höllenfahrt“, zu der di- schaft und Direktor des Forschungszentrums für verse legale und illegale Drogen sowie substanz- Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin. unabhängige Abhängigkeiten einladen: „Vom Nach seiner Promotion war er über 10 Jahre lang Himmel des Rausches zur Hölle der Sucht“. als Projektmanager in der bilateralen Entwick- Rausch und Sucht seien ein Modell des Zusam- lungszusammenarbeit tätig, sammelte also auch menspiels, ja der Zusammengehörigkeit von ely- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 8
praktische Erfahrung zu dem weitreichenden und den Willen zur Gewalt wäre der Mensch au- Thema. „Natürlich ist Armut oft die Hölle. Aber ßerstande, die Hölle ins Werk zu setzen. Der kann es nicht auch der Himmel sein?“, stellte er Mensch hat einen “natürlichen Hang zum Bö- zunächst eine provokant wirkende Frage. Doch sen", konstatierte Immanuel Kant. Die Gewalt das Schwanken zwischen diesen beiden Positio- gehöre zu Leben wie die Liebe und es gebe kei- nen bestimmt sozialpolitische Debatten seit vie- nen Grund, warum wir uns über ihre Allgegen- len hundert Jahren, wie er betonte. Auf der ei- wart wundern sollten. Auch im Zweiten Welt- nen Seite die Erkenntnis, dass Armut die Hölle krieg waren es „ganz normale Männer“, die zu sein muss. Auf der anderen Seite die Position, Mördern an Zivilisten wurden, weil der Gehor- dass die Armut – vor allem durch vermeintlich zu sam in einer militärischen Formation mehr generöse Unterstützung – vielleicht bereits der zählte als Mitleid, weil die meisten Menschen Himmel auf Erden sein könnte. Jedenfalls seien lieber Täter als Nonkonformisten sein wollen, so es meistens die Nicht-Armen, die sich ein Urteil der Gewaltforscher. Die Täter erniedrigen dabei darüber erlauben, wobei die Reaktion der Nicht- nicht selten die Opfer, damit sie die Last der Armen auf die Armen immer eine Einschätzung Schuld nicht spüren. Auf politischer Ebene hät- bezüglich der Persönlichkeit der Armen bein- ten es die Tyrannen schon immer verstanden, halte. So ist immer wieder davon die Rede, dass die Angst der Verschreckten zu ihrer Waffe zu Arme faul seien oder gar Schmarotzer. Darauf- machen. Die Angst vor Gewalt ist dann am größ- hin erzählte er die Geschichte vom ersten euro- ten, wenn sie schweigt und niemand weiß, wann päischen Sozialsystem in England, das mehr als sie wieder sprechen wird. Die Willkür ist also nur 250 Jahre überdauerte, bis das marktliberale eine scheinbare und besitzt eine gezielte Wir- Dogma sich durchsetzte, das System abgeschafft kung. Dem Terror gelingt es, Menschen so zu or- wurde und es zu einer Verelendung der Massen ganisieren, sagt Hannah Arendt, als gäbe es sie kam. Der Clou daran: Der politischen Überzeu- gar nicht als Einzelne, sondern nur als einen gi- gung wurde mit Hilfe von vermeintlich klaren gantischen Menschen, als Selbstabrichtungsma- und deutlichen wissenschaftlichen Erkenntnis- schine. Fortwährende Angst zerstört die Persön- sen größere Legitimität verschafft, obzwar diese lichkeit. Wer die Hölle gesehen und überlebt Genauigkeit vorgaukelten bzw. überhaupt auf hat, kann an nichts anderes denken als an die erfundenen „Fakten“ beruhten. Gewalt, die ihm angetan wurde. Wir wollen die anderen überleben. So kann man auch selbst in Es folgte das Referat von Jörg Baberowski, Pro- die Versuchung kommen, Gewalt auszuüben. fessor für Geschichte Osteuropas an der Hum- „Es ist nur ein kleiner Schritt, der uns vom Ab- boldt-Universität zu Berlin und Herausgeber et- grund trennt, und der Schlüssel, der die Pforten licher Fachzeitschriften sowie Buchreihen zum der Hölle öffnet, liegt stets bereit“, so „Leben mit der Gewalt“. In diesem schilderte er Baberowski warnend, der jedoch abschließend anhand des „Großen Terror“ der stalinistischen betonte: Wir können einen Weg finden, der uns Gewaltherrschaft beispielhaft, inwieweit zum nicht in die Hölle hineinführt. einen sowohl psychologische als auch politisch- gesellschaftliche Dynamiken Gewalt auslösen sowie befördern und zum anderen, was die Ge- walt aus den Opfern macht. Ohne die Fähigkeit Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 9
Über Beziehungshöllen und die Tü- selbst gegenüber nicht genügt. Nämlich sich in Sicherheit zu trennen, diese Zustände und Um- cken der Blutsbande stände zu beenden und sich rechtzeitig aus dem für sie nachteiligen Kontext zu entfernen.“ Die Psychiaterin verwies diesbezüglich auf Aspekte von Persönlichkeitsstörungen, wie sie im Grun- de auch Sartre in seinem Stück anspricht: Diese Leute sind wie tot, weil sie in der Wahrnehmung ihrer Probleme ihre Gewohnheiten nicht durch- brechen können. Und es gibt eine Menge Leute, die unterwegs in die Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen. „In welchem Teu- Auf dem Foto Adelheid Kastner felskreis wir auch immer sind – ich denke, wir sind frei und können durchbrechen“, meinte der Die beiden Vorträge am Sonntagvormittag stan- existenzialistische Philosoph. Und Kastner ab- den dann im Zeichen jener höllischen Dynami- schließend: Man könnte auch sagen: „Die Hölle, ken, die auf dem Naheverhältnis von Menschen das sind wir einander. Die Hölle sind wir uns gründen. Zunächst referierte Adelheid Kastner, selbst. Oder wie T S. Eliot: Die Hölle, das sind wir Psychiaterin, Psychotherapeutin und Leiterin selbst.“ der Klinik für Psychiatrie am Kepler Universitäts- klinikum in Linz, die auch als Gutachterin in zahl- reichen schweren kriminellen Fällen Bekannt- heit erlangte. Der berühmte Schlusssatz aus dem Stück „Geschlossene Gesellschaft“ von Jean-Paul Sartre „L´enfer, c´est les autres – Die Hölle, das sind die anderen“ fungierte als Titel ihres Referats, in dem sie anhand zweier Fallbei- spiele aus ihrer Praxis fatale psychische Prägun- gen und Entwicklungen aufzeigte, die zu schwe- rer Gewalt innerhalb von Beziehungen führten. Auf dem Foto Barbara Bleisch „Ich komme aus der forensischen Psychiatrie, ich bin also sozusagen das, was man einen Ex- Abgerundet wurde die Vortragsreihe des Philo- perten für Höllen nennen könnte“, meinte Kast- sophicum Lech 2018 von Barbara Bleisch, Mit- ner in ihrer typisch nonchalanten Art. Von Bezie- glied des Ethik-Zentrums der Universität Zürich, hungshöllen könne man viel öfter sprechen, als Moderatorin der Sternstunde Philosophie SRF, man meinen bzw. Betroffene gern zugeben wür- Essayistin und Jurymitglied des Tractatus-Prei- den, zu erkennen geben sie sich meistens nur, ses. Unter dem Titel „In der Familienhölle – Die wenn sie implodieren. Der springende Punkt, Tücken der Blutsbande“ erörterte sie einge- den sie mittels der beiden Fälle von Beziehungs- hend, inwiefern die höllischen Momente inner- tätern deutlich vor Augen führte: „Um es mit halb von Familien meist subtil sind. „Was macht Kant zu formulieren: beide haben der Pflicht sich eigentlich ausgerechnet die existenziellste aller unserer Beziehungen so gefährdend?“, fragte Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 10
sie einleitend und identifizierte drei Momente Mit Spannung erwartet – das des Höllischen: Erstens den Schuldgedanken, bezüglich dessen sie die zentrale These ihres Thema des Philosophicum Lech neuesten, für Debatten sorgenden Buches „Wa- 2019 rum wir unseren Eltern nichts schulden“ erläu- terte. Väter und Mütter hätten von der Geburt Wie sehr das heurige Thema wieder den Nerv ihrer Kinder an nur eine Aufgabe: nämlich diese der Zeit, heißt auch das Interesse der Teilneh- zur Selbstständigkeit zu erziehen und in ein eige- mer getroffen hat, war nicht zuletzt an den leb- nes Leben zu entlassen. Zweites Moment: Die haften Publikumsdiskussionen im Anschluss an Unentrinnbarkeit. So wiege das Scheitern in der die Vorträge abzulesen. Auch beim abschließen- Familie umso schwerer, als es offenbar keine den Vorarlberg Brunch entspann sich noch so Möglichkeit gibt, einen Schlussstrich zu ziehen. manches Gespräch über die vielen Anregungen, Drittes Moment: Die Unersetzbarkeit, hinter- Erkenntnisse und neuen Perspektiven, die den lässt doch der Kontaktabbruch oder das Ableben hochkarätigen Vorträgen zu verdanken waren. eines Elternteils oder Kindes eine klaffende Lü- Bei seinen Dankesworten hob der Bürgermeister cke, eine Leerstelle, die – anders als hinsichtlich von Lech Ludwig Muxel, die wie immer hervor- von Partnerschaften oder Freundschaften – ragende Vorbereitung sowie Auswahl und Einla- nicht gefüllt werden kann. Anschließend hob dung der exzellenten Referenten durch Konrad Bleisch drei Vorteile bzw. „Dispensationen vom Paul Liessmann hervor, während dieser wiede- Höllischen“ hervor: Erstens die Familie als Trai- rum die ausgezeichnete Organisation der Veran- ningslabor, begegne man in der Familie, anders staltung unterstrich, die in solch einer Qualität als bei Freundschaften, doch nicht nur Gleichge- ansonsten so gut wie nirgends zu finden sei. Der sinnten, was zu fürchterlich anstrengenden, Höhepunkt am letzten Tag des 22. Philosophi- aber auch wunderbar horizonterweiterten Aus- cum Lech war wie immer die Verkündigung des einandersetzungen führt. Zweitens der Um- Themas im kommenden Jahr. „Die Werte der stand, dass man sich die Familie nicht aussuchen Wenigen. Eliten und Demokratie“ lautet der Ti- kann, ins positive gedreht: nämlich nicht aus- tel. Es bestehen kaum Zweifel, dass auch das 23. wählen zu müssen. In einer Gesellschaft der Philosophicum Lech (25. bis 29.9.2019) wieder überbordenden Möglichkeiten, z. B. was die Monate im Voraus ausgebucht sein dürfte. Die Auswahl von Partnern anbelangt, sei die Familie Online-Anmeldung startet am 1. April 2019 um das Entlastungsprogramm schlechthin. Drittens: 00:00 Uhr. Ein Datum, das sich all jene dick un- Die Bedingungslosigkeit. Freunde können sich terstreichen sollten, die am Zeitgeschehen und aufgeben, Liebespartner sich verlassen, Famili- spannender intellektueller Auseinandersetzung enbeziehungen werden hingegen in aller Regel interessiert sind. bedingungslos anerkannt. Das Familienaben- teuer lohne sich auf alle Fälle. www.philosophicum.com Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 11
Eröffnungsfeierlichkeiten in der Frankfurter Paulskirche Vergangenheit als Fundament für die Ge- genwart Foto (c) Stefanie Koesting, Meldung: Stadt Frankfurt am Main (pia) Oberbürgermeister Pe- ter Feldmann hat anläss- lich des Festaktes zur Er- öffnung der neuen Alt- stadt die Bedeutung des Projektes für die Stadt- gesellschaft hervorge- hoben und dessen Ein- zigartigkeit betont. Da- bei stellte er in seiner Rede in der Paulskirche am Freitag, 28. Septem- ber 2018, die Bezüge zur 800-jährigen Geschichte der Stadt als internatio- Eröffnungsfeierlichkeiten in der Frankfurter Paulskirche naler Messestandort heraus. Zuvor hatte er im Wiederaufbau. „In der Altstadt finden wir die Beisein von Gästen symbolisch ein Band am his- Balance von Emotionalität und deren histori- torischen Krönungsweg durchschnitten. Das schen Spuren. Das macht das Projekt so beson- Herz des historischen Frankfurt war bei Bom- ders!“, beschrieb der OB den einzigartigen Cha- benangriffen im März 1944 zerstört und ist jetzt rakter des neuen Stadtteils. teilweise wieder originalgetreu aufgebaut wor- den. Das Quartier führe zu den Wurzeln der Frankfur- ter Gesellschaft zurück. „Die Altstadt ist Aus- „Mit der Altstadt haben wir ein Stück Stadt rea- gangspunkt unserer 800-jährigen Messege- lisiert, das die Menschen in ihrem Herz berührt. schichte“, sagte er weiter. Hier hätten zuge- Ganz Frankfurt wartet seit Jahren auf diesen reiste Händler ursprünglich ihre Geschäfte abge- Tag“, sagte der OB. Die Frankfurter Bürger hät- wickelt. Das Quartier sei der erste Messestand- ten das Projekt mit besonderer Hingabe beglei- ort Frankfurts und zugleich die Grundlage für die tet. Denn es entspreche einem tief empfunde- Internationalität Frankfurts. „Menschen kom- nen Bedürfnis der Frankfurter nach Identität: men seit jeher nach Frankfurt. Das ist bei uns „Wir geben der Stadt Herz und Seele zurück!“ In Normalität. Wir haben bei uns Internationalität diesem Zusammenhang berichtete er von Ge- verinnerlicht, was bei uns seit langem Teil der sprächen mit vielen Bürgern, die sich über den städtischen Gesellschaft ist“, sagte OB Feld- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 12
mann. Es gebe gute Gründe, weshalb die Main- se. Die 1947 auf ihren Kriegstrümmern errich- metropole von tiefer Zerrissenheit verschont ge- tete „Wiege der Demokratie“ steht zur Sanie- blieben sei. Diese gingen auf die Altstadt als rung an. „Nukleus“ Frankfurts zurück. „Wir brauchen die Vergangenheit als Fundament der Gegenwart“, Entstehungsprozess und Gestal- betonte er. tung haben Vorbildfunktion Der OB unterstrich in seiner Rede die städtebau- Christoph Mäckler, internationaler Architekt liche Qualität des Projektes. Die Architekten hät- und Vorsitzender des Gestaltungsbeirats, hob in ten vor der besonderen Herausforderung ge- seinem Festvortrag „Die lebenswerte Stadt“ den standen, ein Quartier aus historischen und zeit- Vorbildcharakter des Projekts hervor. Das gelte genössischen Bauten zu gestalten. Es entstan- insbesondere für den Entstehungsprozess. Er den von den 35 Häusern 15 getreu ihren Vorgän- sagte: „Die Politik hat das Projekt in allen Pha- gern, die anderen in modernen Formen, welche sen, vom Wettbewerb bis hin zur Realisierung, sich in das Ensemble einpassen. Eine Aufgabe, inhaltlich begleitet.“ Dies sei durch den Auf- die nach Ansicht des OB's hervorragend gelöst sichtsrat geschehen, der aus Magistratsmitglie- worden ist. „Wir finden in der neuen Altstadt dern und Stadtverordneten besteht. Zugleich zeitgenössische Architektur, die mit den Rekon- habe sie die Architekten maßgeblich mit einge- struktionen eine wundervolle Melange ein- bunden. Mit Blick auf die Zukunft sagte Chris- geht“. toph Mäckler: „Eine ähnliche Organisationsform Diese Leistung war nur im Zusammenspiel vieler könnte auch die Qualität von Neubauprojekten zu verwirklichen. „Die Handwerker haben Einzig- sichern.“ artiges verwirklicht“, sagte OB Feldmann weiter. Sie standen vor der Herausforderung, alt herge- brachte Techniken anzuwenden und zugleich modernen Anforderungen zu genügen. Zugleich hätten die städtischen Behörden so manche harte Nuss zu knacken gehabt. Denn das Mittel- alter mit seiner dichten Bebauung kannte weder Fluchtwege und Brandschutz. Der Oberbürger- meister lobte das Projektmanagement der städ- tischen DomRömer GmbH und ihres Geschäfts- Auf dem Foto Christoph Mäckler führers Michael Guntersdorf. „Zeitplan und Kos- tenplan eines Projektes über sieben Jahre einzu- Er unterstrich das hohe Niveau der architektoni- halten – das ist eine großartige Leistung, für die schen Leistung, die der neuen Altstadt zugrunde liegt. Die Fassadengestaltung habe Straßen- und ich besonders danke!“ Plätze mit besonderer Aufenthaltsqualität ge- OB Feldmann sprach zugleich vom Schwung, den schaffen. Diese bilde die Basis städtischen Zu- sammenlebens in öffentlichen Räumen. Denn: dieses Projekt mit sich gebracht habe. Er hofft, „So entsteht die Grundlage für schöne, leben- dass sich dieser auf die Paulskirche als weiteres dige Quartiere!“ Beispielhaft sind für ihn auch Monument des Wiederaufbaus übertragen las- die auf der Grundlage städtebaulicher Gestal- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 13
tungsvorgaben neu entwickelten Bauten, wel- Siehe auch: Rekonstruktion und differenzierte che die Rekonstruktionen ergänzen. „Sie zeich- Kostenbetrachtung auf dem DomRömer Areal nen sich durch eine zeitgenössische Formen- sprache aus, die sich typologisch auf die Baukul- Siehe auch: 3D-Projektfilm und Visualisierun- tur des Ortes bezieht, ohne auf historische Ele- gen der Frankfurter Altstadt mente zurückgreifen zu müssen.“ Die neuen Bauten seien moderne Häuser, die sich einpass- Siehe auch: Feierliche Eröffnung: Stadthaus ten ohne „anzubiedern.“ am Markt Siehe auch: Wiederaufbau der Frankfurter Alt- Michael Guntersdorf und Christoph Mäckler tru- stadt: Eine lebensgroße Madonna für das „Gol- gen sich bei dem Festakt in Anerkennung ihrer dene Lämmchen“ Verdienste in das Goldene Buch der Stadt ein. Siehe auch: Sichtbare Fortschritte in der neuen Frankfurter Altstadt Siehe auch: Führung durch die rekonstruierte Siehe auch: Neuer U-Bahn-Ausgang zwischen Frankfurter Altstadt Dom und Frankfurter Römer eröffnet Siehe auch: Aufsichtsrat entscheidet über Siehe auch: 5x5 Jetztzeithäuser suchen sich ei- Vergabe der Gastronomieflächen nen Weg durch das Getümmel Siehe auch: Neues Gesicht für Frankfurts Alt- stadt Alpiner Bungalow aus leichten Holzmodulen Meldung: Metsä Wood Der SPA-Bungalow bietet Gästen ein einzigarti- Der Designer dieses SPA-Bungalowkonzeptes ist ges Saunaerlebnis in 2.690 m Höhe mit spekta- Roger Bernet, Schweizer Designer und Entwick- kulärem Alpenblick. Der Bungalow im Lötschen- ler von Wellness-Bereichen. Er wollte ein einzig- pass Hut-Hotel in der Schweiz bietet seinen Gäs- artiges, kosteneffektives Konzept für Hotels mit ten eine Sauna, einen Ruhebereich mit Bett so- kleineren Budgets aber exquisiten Standorten wie ein Bad mit Dusche. Die drei Holzmodule des schaffen. Bernets Vision war es, ein modulares SPA-Bungalows bestehen vollständig aus Kerto Gebäude aus einem einzigen Material zu er- LVL-Furnierschichtholz, sodass ihr geringes Ge- schaffen. Es musste robust genug für die alpinen wicht den Transport mit einem Helikopter er- Umweltbedingungen und gleichzeitig leicht ge- laubt. Das Material hat sich als optimale für die- nug sein, um problemlos transportiert werden ses exklusive Design erwiesen, weil es schnell zu zu können. Darüber hinaus musste das Material verarbeiten, leicht und umweltfreundlich ist. umweltfreundlich sein und schnelles Bauen er- möglichen. Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 14
Modularer Bungalow nach nur wenigen Montagestunden ein- satzbereit Christopher Lädrach erkan-nte die Lösung sofort: Kerto LVL- Furnierschichtholz ist ein Holz- werkstoff-Produkt, das alle An- forderungen erfüllt. Roger Ber- net erläutert: „Die Furnier- schichtholz-Platten entsprech- en allen unseren technischen Anforderungen - robust und Um die Vision umzusetzen, schloss sich Bernet dennoch mit nur geringem Ge- mit seinen erfahrenen Partnern Christoph Läd- wicht, schnell zu verbauen, ökologisch und au- rach und Beat Biedermann zusammen, wobei ßerdem feuer- und feuchtigkeitsbeständig“. Lädrach für die Konstruktion und Installation zu- PDF-Download Ausführungsplan SPA-Bungalow ständig war, während sich Biedermann den Her- ausforderungen von Heizung, Sanitärtechnolo- Die Module des SPA-Bungalows wurden aus Q- gie und Elektrotechnik annahm. panel-Furnierschichtholz-Platten gefertigt. Da Kerto® LVL-Furnierschichtholz leicht und robust ist, benötigt man insgesamt weniger Material. Es Sauna, Schlafzimmer und Ruheraum Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 15
blieb kaum Material übrig. So wurde z. B. das für Haltbarkeit unter extremen alpi- die Fenster herausgeschnittene Material für die nen Umweltbedingungen Möblierung des Bungalows verwendet. Die Wet- terfestigkeit der Modul-Außenseiten wurde Der SPA-Bungalow wurde der Öffentlichkeit im durch Verkleiden mit glasfaserverstärktem November 2017 auf der Ausstellung Igeho in Ba- Kunststoff erreicht. sel vorgestellt. Dann wurde er mit einem Heli- kopter in Modulen hinauf zum Lötschenpass ge- Die Module wurden extern in ungefähr vier Wo- flogen. Winterstürme dort am Lötschenpass chen gebaut. Vor Ort wurde der SPA-Bungalow können Windgeschwindigkeiten von über 160 dann montiert und war bereits nach wenigen km/h erreichen. Die solide Struktur des SPA- Stunden für die Gäste einsatzbereit. Bungalows hat sich als widerstandsfähig erwie- sen, sogar unter diesen extremen Bedingungen. Rohbau Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 16
Demontage und bereit für den Transport Der Sockel wird überprüft Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 17
Über Nacht kam der Schnee Über Nacht kam der Schnee Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 18
Sauna Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 19
Metsä Wood stellt wettbewerbsfähige und um- einem nachhaltigen Rohstoff von höchster Qua- weltfreundliche Holzprodukte für die Baubran- lität hergestellt. Der Jahresumsatz lag 2017 bei che, industrielle Kunden und Vertriebspartner 500 Mio. Euro. Bei Metsä sind etwa 1.400 Mitar- her, deren Produkte sind aus nordischem Holz, beiter beschäftigt. Wildspitze – Hamburgs Tor zur Natur Meldung: Garbe Immobilien-Projekte GmbH Im Quartier Elbbrücken in der östlichen HafenCity entwickeln die Garbe Immobilien-Projekte GmbH und die Deutsche Wildtier Stiftung ein in je- der Hinsicht spannendes und innovatives Projekt. Auf dem Baufeld 102, prominent auf der vorspringenden Kaianlage des Baakenhafens gelegen, wird die Garbe Immobilien-Projekte GmbH bis 2021 die „Wildspitze“, Deutschlands höchstes Holzgebäude, Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 20
mit einer Kombination aus Wohnen und einer lands und ihren Problemen mit uns Menschen gemeinnützigen Nutzung mit besonderem Aus- schaffen. Dabei sollen Elemente einer „aug- stellungsformat zum Thema Natur-und Arten- mented reality“, einer erweiterten Realitäts- schutz errichten. wahrnehmung, gezielt eingesetzt werden, damit Menschen sich in die Situation von Wildtieren und ihren Be- dürfnissen besser hineinver- setzen können. Neben der Ausstellung wird Deutschlands erstes Naturfilm-Kino Besu- cher anlocken. Dort werden Tag für Tag die besten Tier- filmproduktionen und Doku- mentarfilme zu ökologischen Themen zu sehen sein, um Menschen für die Natur zu be- geistern. Als drittes Element sind ganzheitliche, naturpäda- gogische Angebote geplant, Visualisierung © Störmer Murphy and Partners GbR bei denen Kindern und Jugendlichen unter fach- licher Begleitung lebendiges Naturwissen ver- Auf dem exponierten Grundstück entstehen mittelt wird. Dabei haben die Pädagogen die nach dem Entwurf des Hamburger Architektur- Möglichkeit, mit Hilfe der Ausstellung und des büros Störmer Murphy and Partners ca. 190 Kinos die Themen multimedial aufzubereiten. Wohnungen, ein Drittel davon als öffentlich ge- Ein gastronomisches Angebot mit nachhaltigen förderter Wohnungsbau. Mit Ausnahme der Produkten wird das Konzept ergänzen. aussteifenden Treppenhauskerne werden so- wohl die tragenden Bauteile als auch die Gebäu- Die Deutsche Wildtier Stiftung bezieht in den dehülle vollständig aus Holzwerkstoffen herge- Obergeschossen zudem mit rund 35 Mitarbei- stellt. Markanter Orientierungspunkt wird dabei tern ihre Büroräume. Insgesamt werden knapp der rund 64 m hohe, 18-geschossige Turm sein, 4.000 m² von der Deutschen Wildtier Stiftung der allseitig mit einer individuell zu öffnenden, genutzt. Die Deutsche Wildtier Stiftung wird Ei- gläsernen zweiten Fassadenhaut, die als Lärm-, gentümerin der von ihr genutzten Flächen aus Witterungs- und Brandüberschlagsschutz dient, Mitteln des Stiftungsvermögens. umhüllt werden wird. Hinter dieser Glashülle wird jede Wohnung über eine großzügige Loggia Die Garbe Immobilien-Projekte GmbH stellt sich verfügen. mit diesem Projekt auch den Herausforderun- gen des zukünftigen Bauens, indem durch Ver- Die „Wildspitze“ ist jedoch kein reines Wohnge- wendung eines hohen Anteils nachwachsender bäude: Die Deutsche Wildtier Stiftung wird auf Rohstoffe und der damit verbundenen Reduzie- rund 2.200 m² über zwei Ebenen eine multime- rung des Energieverbrauchs und der Kohlen-dio- diale Ausstellung zu den Wildtieren Deutsch- xidemission während des Bauprozesses ein ak- Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 21
tiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. von Holz im Hochbau ermöglichen. So schaffen Gleichzeitig wird die Chance genutzt, mit Hilfe wir uns eine immer größere Basis, auch zukünf- eines hohen Vorfabrikationsgrads die Bauzeit tig verantwortungsvoll und nachhaltig zu signifikant zu verkürzen. bauen.“ Die natürlichen Vorteile des Holzes, seine gute Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Dämmeigenschaft, sein Potential für die Schaf- Deutschen Wildtier Stiftung: fung eines angenehmen, behaglichen Raumkli- „Mit der „Wildspitze“ bringen wir die Natur und mas sind weitere positive Aspekte, die das bau- ihre Wildtiere in die Stadt. Damit wird auch für technische Konzept dieses Projektes für Garbe die gesamte reizvoll macht. HafenCity ein weiterer – auch für den überregi- Dass Holzbau und Hochhaus keinen Wider- onalen Tourismus attraktiver – Anziehungs- spruch darstellen, zeigt die aktuelle internatio- punkt geschaffen.“ nale Entwicklung: diverse Projekte tragen den Holzbau in die Metropolen und über die Hoch- Jan Störmer, Störmer Murphy and Partners: hausgrenze hinaus. Holzhochhäuser in Wien „Uns inspiriert die Chance, mit dem Projekt (Gesamthöhe ca. 84 m), Amsterdam (ca. 73 m) Wildspitze einen bedeutenden Beitrag zur Wei- und Vancouver (ca. 52 m) befinden sich derzeit ter-entwicklung innovativer und optimierter in Bau oder wurden jüngst fertig gestellt. Prozesse in der Planung mit dem zukunfts-träch- tigen Baustoff Holz leisten zu dürfen. Die Gren- Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der zen der Einsatzmöglichkeiten von nachwachsen- Geschäftsführung der HafenCity Hamburg den Rohstoffen im großmaßstäblichen Hochbau GmbH: auszuweiten, stellt nicht nur für uns Architekten „Das Projekt „Wildspitze“ mit seiner experimen- eine der spannendsten bautechnischen Heraus- tellen, höchst anspruchsvollen Holzbauweise forderungen dar. Das Spektrum an intelligenten passt hervorragend in das Quartier Elbbrücken und zukunftsweisenden Ansätzen im gesamten und wird dessen hohen Nachhaltigkeitsstan- Planungs- und Bauprozess mit Holz ist groß – die dards und Innovationskraft sehr gut repräsentie- Zeit ist reif, die vielfältigen Möglichkeiten auszu- ren. Die Deutsche Wildtier Stiftung mit ihrer schöpfen.“ multimedialen Ausstellung und umfangreichen Siehe auch: Höchstes Holzhochhaus Deutsch- naturpädagogischen Angeboten bereichert das lands bald in Hamburger Hafen City Kultur- und Bildungsprogramm nicht nur der Ha- fenCity, sondern ganz Hamburgs.“ Daten und Fakten Georg Nunnemann, Leiter Projektentwicklung, Bauherr: Garbe Immobilien-Projekte GmbH und Garbe Immobilien-Projekte GmbH: Deutsche Wildtier Stiftung „Garbe wird durch die Realisierung der Wild- Besondere Lagequalität: Das Grundstück (Bau- spitze in Massivholzbauweise ein in allen Belan- feld 102) liegt im Zentrum es nördlichen Baaken- gen höchst innovatives Projekt realisieren. Der hafens (östlichen HafenCity) und bildet das Ent- Planungs- und Bauprozess wird weitreichende rée in das sich nach Osten erstreckende Quartier Erkenntnisse im Hinblick auf die Verwendung Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 22
Elbbrücken. Durch seine exponierte Lage auf der an dieser Stelle vorsprin-genden Kaianlage, in di- rekter Nachbarschaft zum Liselotte-von-Ranzau- Deutschlands Platz, ist das Gebäude aus allen Richtungen gut sichtbar. Die hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist durch die U4-Halte- höchstes stelle „HafenCity Universität“ sowie die zukünf- tige U-Bahn- und S-Bahnhaltestelle „Elbbrü- Wohnhoch- cken“ gegeben. Bildungseinrichtungen wie das Bildungs- und Familienzentrum am Lola-Rogge- Platz entstehen in unmittelbarer Nähe. haus der Grand Nutzung: Es entstehen rd. 18.000 qm BGF als Wohnnutzung (189 Wohnungen), davon rd. Tower feiert 12.200 qm BGF frei finanziert (135), sowie rd. 5.900 qm BGF als öff. geförderter Wohnungsbau Richtfest (54). Darüber hinaus wird die „Wildspitze“ die Foto (c) Kulturexpress, Meldung: gsp Städtebau Zentrale der Deutschen Wildtier Stiftung. Neben Büroflächen entsteht über zwei Ebenen auf ca. Der Innenausbau des Grand Tower in Frankfurt hat begonnen. Mit dem Grand Tower wird eine 2.200 qm eine Ausstellung, die mit modernsten, der letzten Lücken am Eingang zum Frankfurter multi-medialen Ansätzen die Besucher über die Europaviertel geschlossen. Am 21. September Natur Deutschland informiert, sie für Wildtiere begeistert und für den Schutz von Umwelt und Natur sensibilisiert. Ergänzende Einrichtungen: Lernwerkstätten, die Schulen und Kindergärten offen stehen, sowie gastronomisches Angebot. Insgesamt übernimmt die Deutsche Wildtier Stiftung knapp 4.000 qm BGF. Mit der „Wild- spitze“ erhält die HafenCity neben Kunst, Kultur und Sport eine weitere auch für den überregio- nalen Tourismus wichtige Attraktion mit einem bisher noch nicht bespielten Thema: Ökologie und Naturschutz. Architekten: Störmer Murphy and Partners, Hamburg Baufeld-Nummer Baufeld 102 Lage (Quartier) Elbbrücken Grundstücksgröße ca. 3.200 qm Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 23
feierten Wohnungskäufer mit den am Bau Betei- kommen: „Sie haben an den Standort Frankfurt ligten das Richtfest des Hochhauses. und an den Grand Tower von Anfang an ge- glaubt und haben uns mit diesem Projekt ihr Mit 172 Metern wird der Grand Tower Deutsch- Vertrauen geschenkt.“ lands höchstes Wohngebäude sein. Die Fertig- stellung des Gebäudes befindet sich heute je Die Adresse des Grand Tower wird „Europa-Al- nach Stockwerk in unterschiedlichen Stadien. lee 2“ lauten. Schräg gegenüber dem Gebäude Während in den oberen Stockwerken noch die liegt der Güterplatz, auf der gegenüberliegen- Luft durch den Rohbau weht, wird in den unte- den Seite das Skyline Plaza. Direkt vor dem Ge- ren Stockwerken bereits Parkett in den Woh- bäude wird sich ein Zugang zu der derzeit im Bau nungen verlegt. Am 4. September 2018 wurden befindlichen Verlängerung der U-Bahn Linie U5 die Betonarbeiten beendet und der Rohbau ist befinden. somit abgeschlossen. Jürgen Blankenberg, Geschäftsführer des Pro- Die Projektentwicklung hatte der Bauträger gsp jektentwicklers gsp Städtebau, sagte in seiner Städtebau GmbH übernommen. Die Architektur Ansprache: „Der preisgekrönte Grand Tower ist stammt nach gewonnener Wettbewerbsaus- als architektonischer Solitär quasi das Verbin- schreibung im Jahr 2014 vom Frankfurter Archi- dungsstück zwischen neuem Europaviertel und tekturbüro Magnus Kaminiarz & Cie. Der Exklu- dem gewachsenen Frankfurt. In dieser Rolle als sivvertrieb erfolgte durch Zabel Property. Bau- Auftakt - zur Stadtmitte oder zum Europaviertel beginn war im Februar 2016, wobei bereits vor hin - taucht der Grand Tower als ein Gebäude Baubeginn 25 Prozent der Wohnungen verkauft mit Landmark-Potenzial in der Frankfurter Sky- wurden. Zu Jahresbeginn 2018 waren bereits 97 line auf.“ Blankenberg dankte den Bauarbeitern, Prozent der Wohnungen verkauft. Am 21. Sep- der Verwaltung und der Kommune sowie den tember 2018 wurde das Richtfest gefeiert. Zelt vielen Dienstleistern für ihre Arbeit. Besonders und Buffet waren aufgebaut, zahlreiche Gäste hob er die Käufer der Wohnungen hervor, die waren eingeladen. Eine Band spielte live Musik, aus über 30 verschiedenen Ländern dieser Welt um den Anlass zu feiern. Daneben spielte auf Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 24
einer Leinwand ein Video im Zeitraffer mit Bil- kleidet wurde, sind gläserne Geländer schon dern zum Baustellenablauf. Das Wetter ist reg- sichtbar. In schwindelnder Höhe ist das sicher- nerisch gewesen typisch für die Jahreszeit. Die lich ein unvergleichlicher Ausblick. Doch dem Fertig-stellung des Neubaus ist für das Jahr 2019 Normalbürger werden diese Wohnungen wohl geplant. verwehrt bleiben, ausschließlich teure Luxus- und Eigentumswohnungen sind im Wohntower Charakteristisch für das Gebäude sind der rau- vorgesehen. Der Hinweis auf den U-Bahn Ein- tenförmige Grundriss, die raumhohe Verglasung gang zur U5 vor Skyline Plaza und Grand Tower und Loggienelemente. Das Problem verdunkel- klingt deshalb etwas verwegen. Passanten die ter Kernräume im Hochhaus umgehen die Archi- auf die U-Bahn Nutzung angewiesen sind, wer- tekten, indem Bäder und Hauswirtschaftsräume den bei diesen Immobilienpreisen bestimmt entlang der Wand zum Ringflur angeordnet sind. nicht in dem schicken neuen Hochhaus zum Das ermöglicht mehr Tageslicht in den Wohn- wohnen kommen. Eine Frage, die sich nicht nur und Schlafräumen entlang der Fassade. Quelle: bei diesem Wohntower Frankfurts aufwirft. Wikipedia Mittlerweile finden sich in der Mainmetropole viele solcher Beispiele, man denke nur an den Beim Blick auf die Rohbaufassade fallen weitere Neubau des Henninger Turms, wo sich ähnlich Merkmale auf. Die Dicke der Fußbodenplatten unerschwinglich teure Wohnungen im Aufbau an den Rohbau-Balkonen variiert, damit Ge- befinden. Dieses Ungleichverhältnis wird im Eu- wicht gespart werden kann am Bau. Sichtbar ist ropaviertel auch noch weiter zum tragen kom- die Aluminium-Verkleidung, die sich an den Run- men. Der Unterschied zwischen arm und reich dungen der Gebäudeform orientiert und nach zieht sich wie an einer unsichtbaren Grenze die und nach angebracht werden soll. Weshalb mit Mainzer Landstraße durch das Gallus bis an den der Verkleidung nicht im untersten Stockwerk oberen Verlauf der Straße entlang. begonnen wurde sondern mittendrin und weiter oberhalb, bleibt zunächst unklar. Dort wo ver- Foyer der Villa 102, Foto (c) Jens Steingässer KfW eröffnet sanierte historische “Villa 102” in Frankfurt Meldung: KfW Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 25
D ie KfW hat die “Villa 102”, das ehemalige Frank furter “Literaturhaus” in der Bo- ckenheimer Land straße 102, nach mehrjähriger denkmalgerechter Sanierung mit einer festlichen Abendveranstaltung wieder eröff- net. Die KfW hatte das Haus in un- mittelbarer Nachbarschaft ihres Frankfurter Hauptsitzes nach jah- Außenansicht der Villa 102 relangem Leerstand im Jahr 2012 In der Villa 102 wird zukünftig die KfW Stiftung erworben, um es als lebendiges mit Projekten und Veranstaltungen zu den gro- Kulturdenkmal zu erhalten und als ßen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Plattform für den regionalen und Globalisierung, Umwelt und Klimaschutz, demo- grafischer Wandel sowie zu Kunst und Kultur internationalen Dialog fortzufüh- präsent sein und das Haus dabei auch immer ren. Das von dem Architekten Alf- wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen. red Engelhard in einem maßvollen Zudem plant die KfW, das Gebäude für Veran- staltungen und als Dialogplattform zu nutzen. Im neobarocken Stil geplante und in 2. Obergeschoss sind moderne Funktionsräume den Jahren 1912/1913 errichtete entstanden, die für Schulungszwecke genutzt repräsentative Gebäude hatte werden. nach einer wechselvollen Ge- Der Vorstandsvorsitzende der KfW, Dr. Bräunig, schichte von 1990 bis 2005 als “Li- sagte bei seiner Begrüßungsansprache: “Die Ein- teraturhaus” in Frankfurt beson- weihung der Villa 102 fällt in das Jahr des 70. Ge- burtstags der KfW, deshalb haben wir doppelten dere Bedeutung erlangt und Grund zur Freude. Die KfW ist international tä- drohte seither zu verfallen. tig, aber am Finanzplatz Frankfurt verwurzelt. Daher ist die Villa 102 ein Gebäude, mit dem wir Bei den im Frühjahr 2014 begonnenen Sanie- uns als KfW eng verbunden fühlen. Nachdem wir rungsarbeiten wurde einerseits durch Erhalt und als direkter Nachbar seinen jahrelangen Leer- der Aufarbeitung möglichst vieler historischer stand beobachten mussten, haben wir uns ent- Elemente den Anforderungen des Denkmal- schlossen, Verantwortung zu übernehmen und schutzes Rechnung getragen. Zum anderen wur- dieses wertvolle Stück Frankfurter Geschichte zu den die vorhandenen Möglichkeiten genutzt, erhalten. Die Villa 102 wird wieder zu einem den Einbau modernster Technik in die Sanierung Symbol des Dialogs und des Austauschs wer- zu integrieren und so dem Haus künftig vielfäl- den.” tige Nutzungsoptionen zu öffnen. Zugleich wur- den im Rahmen der historischen Sanierung best- Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier mögliche energetische Standards im Hinblick auf sagte bei der Eröffnungsveranstaltung: “Die Villa den Energieverbrauch berücksichtigt. 102 ist ein echtes Schmuckstück geworden. Sol- che Bauwerke erzählen eine Geschichte. Indem Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 39 - 2018 26
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