Wirtschaftsreport November 2018 - Auch nachts drehen sich die Räder - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport
November 2018
Titelthema:
Auch nachts drehen
sich die Räder
re W intermarkt
sonde . Januar
... der be zu m 13
9. No vember bis
vom 1
Klein, aber fein.
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Foto: K.H. Althaus
Wirtschaftsreport Nov 18 1
Editorial
Ein Plädoyer für die Vernunft
Gelegentlich erlangen einzelne Vorhaben symbolhaften Charakter. Häufig ist
dies bei größeren Infrastrukturprojekten zu beobachten. Bei Stuttgart 21 war
das so, genau wie beim Berliner Flughafen, der den Glauben an die deutsche Pla-
nungs- und Ingenieurskunst bis zum heutigen Tag nachhaltig erschüttert. Auch
der „Hambacher Forst“ hat es geschafft, in diese Liga aufzusteigen. Wochenlang
spaltete die Frage die deutsche Öffentlichkeit, ob einige Hektar sehr alter Bäume
geopfert werden dürften, um dort weiter Braunkohle abzubauen. Das damit ver-
bundene Problem kommt vielschichtig daher: Darf man einem Unternehmen
verbieten, seinen Unternehmenszweck auf seinem eigenen Grund und Boden zu
verfolgen? Darf der Staat es dulden, dass seine Polizisten mit Fäkalien beworfen
werden, wenn sie geltendes Recht durchsetzen? Kann man die politisch gesteck-
ten Klimaziele noch umsetzen, wenn man weiter auf die Kohle setzt? Kann man
eine sichere Energieversorgung gewährleisten, wenn man auf sie verzichtet?
Was sagt man den tausenden von Menschen, die vom Kohleabbau in den Revie-
ren leben? Und das alles in einer Phase, in der eine auf Bundesebene eingesetzte
Kohle-Kommission Lösungswege für ein Ausstiegsszenario und damit zugleich
die Architektur für den Energiemix der Zukunft entwerfen soll.
Natürlich mutmaßten viele sogleich, RWE wolle vollendete Tatsachen schaffen,
bevor die Kommission richtig ans Arbeiten kam. Andere sahen die nordrhein-
westfälische Landesregierung als fremdgesteuerten Arm des Großkonzerns.
Das trug schon etwas Verschwörungstheoretisches in sich. Schließlich tat die
Landesregierung das, was von ihr in einem Rechtsstaat zu erwarten ist. Sie
räumte Privateigentum, um dem Eigentümer das zu erlauben, was zuvor
Gerichte gestattet hatten. Diese Banalität hat in unserem Staat mittlerweile merte, dass es nicht damit getan sein würde, lediglich einige Kernkraftwerke
offenbar bereits die Qualität, für eine Skandalisierung einer sachlich gebotenen abzuschalten, sondern zwingend die komplette Energieversorgung zu dezen-
Entscheidung zu sorgen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Räumung der tralisieren war, wenn „Erneuerbare“ die Atomkraft ersetzen sollten. Seither
Baumhäuser den Steuerzahler bei rund 1 Mio. Arbeitsstunden der eingesetzten werden eben nicht mehr Großkraftwerke, sondern Windmühlen bekämpft. Und
Beamten sicher an die 40 Mio. € kostete. die benötigten Stromtrassen? Die will man schon gar nicht. Auch sie werden
vielfach von genau der Klientel verzögert und beklagt, die zuvor vehement für
Wie häufig bei politischen Auseinandersetzungen, blieb dabei die fundierte das Ende der Kernenergie stritt. Und Pumpspeicher, damit der „flüchtige Strom“
Diskussion des aus Sicht der Wirtschaft eigentlichen Problems auf der Strecke. gespeichert werden könnte? Nein danke! Pipelines durch die Ostsee, damit wir
Nicht allein, aber vor allem die deutsche Industrie ist zwingend auf eine sichere, Gas aus Russland beziehen können? Geht gar nicht. Und die weitere Nutzung
halbwegs preisgünstige und verlässliche Energieversorgung angewiesen. In der der Kohle? Schon überhaupt nicht. Da baut man doch lieber Baumhäuser!
Chemie, im Maschinenbau, in den Stahlwerken, in unseren Gießereien und Wir sind eine Gesellschaft der Neinsager geworden, die mittlerweile alles be-
überall sonst auch. Unendlich viele Arbeitsplätze hängen davon ab. Auch und streitet, nur nicht die eigene Stromversorgung. Um nicht missverstanden zu
gerade in unserer Region. Deshalb ist es schade, dass der „Hambacher Forst“ werden: Dies ist kein einseitiges Plädoyer für den Braunkohleabbau oder den
emotional, nicht aber rational diskutiert wurde. Dann hätte sich offenbart, wie Bau neuer Kernkraftwerke. Was wir allerdings benötigen, sind mehr Zeit für
absurd unsere Energiepolitik in den letzten Jahren vorgegangen ist. Nicht die Umstellung und auch eine größere Verbindlichkeit von Entscheidungen.
allein, weil sich die Stromkosten für mittelständische Industrieunternehmen Wer indessen meint, ein Industrieland wie Deutschland könne gleichzeitig und
in nur 18 Jahren verdreifachten, unsere Strompreise die höchsten in Europa kurzfristig auf neue Stromtrassen, Gas aus Russland, neue Pumpspeicher, den
sind und kein Mensch mehr das bestehende Gewirr an Steuern und Abgaben Atomstrom und auch auf Kohlekraftwerke verzichten, der hat nicht verstanden,
durchschaut. Schlimmer erscheint, dass das politische Gefühl abhanden kam, wie komplex das Problem ist. Und noch weniger von dem, was diesem Land in
dass man solch komplexe Themen wie die Energieversorgung einer weltweit den letzten Jahrzehnten seinen Wohlstand, sein Sozialprodukt und auch seine
verflochtenen Volkswirtschaft nicht auf Knopfdruck umstellen kann. Stabilität verlieh. Es wäre daher schön, wenn in die energiepolitische Debatte
wieder mehr Vernunft einkehrte. Rund um den „Hambacher Forst“ ohnehin,
Wir erinnern uns: Zunächst beschloss „Rot-Grün“ 2002 den Ausstieg aus der aber wahrlich nicht nur dort.
Kernenergie. Dann stieg „Schwarz-Gelb“ 2010 aus dem Ausstieg aus, um kurz
danach, 2011, als Antwort auf Fukushima, der Kernenergie endgültig den Gar- In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
aus zu machen. Als einziges Industrieland der Welt im Übrigen und viel zu has-
tig. Doch das interessierte damals in der deutschen Öffentlichkeit niemanden.
Das ohnehin zur Ängstlichkeit neigende Volk klatschte laut Beifall. „Atomkraft? Klaus Gräbener
- Nein danke“ feierte fröhliche Urständ. Bis den staunenden Beobachtern däm- Hauptgeschäftsführer
2 Nov 18 Wirtschaftsreport
Inhaltsverzeichnis
Titelthema
4
In der Wirtschaft
Auch nachts drehen
sich die Räder
Nachtarbeit ist in vielen Bereichen der
Wirtschaft Alltag …
24 Horn & Co. Group
Ausländische Azubis 40 WeberHaus GmbH & Co. KG
Nach allen Regeln der 56 Schwarzes Schaf
Tradition und Moderne
ein Gewinn Baukunst vereint
Impressum
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Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Ann-Kristin Spies, Frank Steinseifer, Carmen Theis, Brigitte
Veröffentlichung. Wambsganß, Monika Werthebach Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 57
Wirtschaftsreport Nov 18 3
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» 4 Titelthema 11 | Nachrichten » 72 Jubiläen/Bücher
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internationaler Erfolg » 86 Musikalische Botschafter
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» 40 Nach allen Regeln der Baukunst » 88 Veranstaltungskalender
» 44 Höhere Produktivität und
weniger Fluktuation
» 48 Qualität und Zukunftsdenken
» 52 Industrie im Einklang mit
der Natur
» 56 Tradition und Moderne vereint
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4 Nov 18 Wirtschaftsreport
In der Wirtschaft:
Auch nachts drehen
sich die Räder
Nachtarbeit ist in vielen Bereichen der Wirtschaft Alltag. Das gilt etwa für die KAF Falkenhahn Bau AG.
Das Kreuztaler Bauunternehmen erneuert rund um die Uhr Bahnanlagen, damit die Züge schnell
wieder rollen können. Die Abschleppfirma Jörg Bormann GmbH aus Drolshagen räumt nach Unfällen
auch im Dunkeln die Autobahn frei. Und die Erndtebrücker Eisenwerk GmbH & Co. KG benötigt als
Weltmarktführer den Drei-Schicht-Betrieb – unter anderem, weil es der globale Wettbewerb erfordert.
Text: Brigitte Wambsganß | Fotos: Werkfotos
»
Wirtschaftsreport Nov 18 5
Der Ort: eine Eisenbahnbrücke bei Bensheim. Der Auftrag, den mussten die Männer vom Bahnbau an drei Tagen und Nächten
die KAF Falkenhahn Bau AG von ihrem Stammkunden, der DB das alte Gleisbett aus- und den alten Überbau abbauen. Anschlie-
Netz AG, erhält: Abriss der alten Brücke und Bau einer neuen ßend hob der Superkran das erste Teilstück der Überführung
Überführung. Und das alles unter massivem Zeitdruck, weil der ein. In der Nacht zum Samstag dann der entscheidende Mo-
Zugverkehr möglichst wenig beeinträchtigt werden soll. „Wir ment: Scheinwerfer sorgten für Licht, mit Hilfe des Raupen-
hatten insgesamt zweieinhalb Monate Bauzeit zur Verfügung“, krans schwenkten die Experten das zweite Teilstück der neuen
erklärt Jan-Christoph Stöcker, zuständig für Personal, Kommu- Brücke zentimetergenau ein. Nachdem sie ihre Endposition er-
nikation und Medien bei Falkenhahn. Die Arbeitsabläufe waren reicht hatte, mussten die „Falkenhähner“ das Bauwerk hinter-
exakt getaktet. Zunächst musste das eingespielte Falkenhahn- füllen und die Gleise einbauen. Auftrag erfüllt. Am folgenden
Team die beiden Bauteile für die neue Brücke – jeweils 20 Me- Montag rollten wieder Züge über die neue Brücke.
ter lang und fünf Meter breit, bestehend aus 83 Kubikmetern
Beton – seitlich neben der Baustelle herstellen. Das geschah Auch in der Nähe ihrer Kreuztaler Zentrale sind die Falkenhahn-
tagsüber. Auch eine 320 Quadratmeter große Betonfläche ent- Bautrupps tätig. Zuletzt am Stift Keppel, wo sie zum Teil im
stand bei Tageslicht. Auf ihr agierte der 600 Tonnen schwere nächtlichen Einsatz zunächst eine Hilfsbrücke und später ein
Gittermast-Raupenkran, der mit seinem 240 Meter langen neues Brückenbauwerk errichteten. Die meisten Baustellen lie-
Hauptausleger die Brückenteile einschwenkte. gen allerdings in einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern von
der Zentrale entfernt. Oft sind sie eine logis-
Die Aktion „EÜ Winkelbach in Bensheim“ verlief – zumindest tische Herausforderung, denn das Material
Mit „Karl August“
aus der Sicht von Laien – spektakulär. Der wichtigste Bauab- muss punktgenau vor Ort sein. Deshalb haben
schnitt fiel auf ein erweitertes Wochenende, der Streckenab- die ,Falkenhähner‘ seit kurzer Zeit eine eigene zur Baustelle
schnitt wurde dafür insgesamt fünf Tage lang gesperrt. Das Lokomotive in ihrem Fuhrpark: „Karl August“,
bedeutete für die Falkenhahn-Mitarbeiter natürlich auch wie sie in liebevoller Erinnerung an den Firmengründer heißt.
Nachteinsatz. Auf der Webseite des Unternehmens (www.fal- Sie transportiert Tag und Nacht – natürlich angepasst an die
kenhahn.de) lässt sich der Ablauf genau verfolgen. Zunächst Fahrpläne der Bahn – Material an die jeweilige Baustelle: „Die
Lok mit den angehängten Waggons holt das Material zum Bei-
spiel direkt im Schotterwerk ab“, erklärt Jan-Christoph Stöcker.
Die KAF Falkenhahn Unternehmensgruppe mit Sitz in Kreuztal
feiert 2019 ihr 100-jähriges Bestehen. Firmengründer Karl Au-
gust Falkenhahn, dessen Initialen heute noch Bestandteil des
Firmennamens sind, deckte laut Chronik „so gut wie alle
Bautätigkeitsfelder ab und machte sich auch überregional einen
Namen für Qualität, Zuverlässigkeit und Termintreue.“ Dafür
sorgten damals schon Spezialisten für den Gleis-, Brücken- und
Straßenbau. Von Anfang an waren allerdings sowohl der Gleis-
als auch der gleisgebundene Ingenieurbau die Kernkompetenz
des Unternehmens, das sich schnell weiterentwickelte.
Heute hat die Falkenhahn-Unternehmensgruppe knapp 300
Beschäftigte. In der „Keimzelle“, der Falkenhahn Bau AG in
Kreuztal, arbeiten allein mehr als 200 Mitarbeiter. Sie gehört
damit zu den größten Bauunternehmen im Raum Kreuztal. Zu-
ständig ist sie für den klassischen Ingenieur- und Gleisbau. In
Kreuztal sitzt außerdem die KAF SigBahnTec GmbH, die die Be-
reiche Baustellenlogistik sowie Leit- und Sicherungstechnik
abdeckt. Hier sind die Arbeitsplätze der Elektroniker, die –
manchmal auch nachts – an den Baustellen die Signalschal-
tungen oder die Weichenantriebe installieren. Seit der Wie-
dervereinigung hat Falkenhahn auch eine „Tochter“ in Ost-
deutschland, die Falkenhahn Bau GmbH in Teutschenthal, die
für öffentliche und private Auftraggeber in den neuen Bundes-
ländern im Einsatz ist. Die „Mutter“ bezeichnet sie als „stolzen
Teil der KAF-Familie“, der sich prächtig entwickelt habe und
noch weiter wachsen wolle.
Die Falkenhahn-Mitarbeiter sind ausgebildete Fachkräfte – Be-
ton- und Stahlbetonbauer, Gleisbauer, Ingenieure, Elektroniker
und Logistiker. Das Unternehmen profitiert von der Treue der
6 Nov 18 Wirtschaftsreport
Die KAF Falkenhahn
Bau AG riss in Bens-
berg unter massivem
Zeitdruck eine
Eisenbahnbrücke ab
und baute eine neue
Überführung.
Belegschaft, die zum großen Teil aus der „Nachbarschaft“ Jörg Bormann GmbH mit Sitz in Drolshagen, und sein Team bei
stammt. „Unsere Mitarbeiter sind wie eine Familie. Manche sind Bedarf zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs: „Wir holen
seit 45 Jahren dabei, bei vielen war schon der Vater ein ‚Falken- im Alltag ,Liegenbleiber‘ von unseren Straßen und Autobahnen
hähner‘. Sie arbeiten Hand in Hand“, sagt Jan-Christoph Stöcker. und auch aus ganz Europa zurück. Lkw- und Ladungs-Bergun-
Doch angesichts der demografischen Entwicklung bestätigt gen führen wir in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen,
Alexander Falkenhahn, in vierter Generation Mitglied der Hessen und Rheinland-Pfalz durch.“ Außerdem transportiert
Geschäftsleitung, dass der erwartete Fachkräfte- die Firma bis zu 23 t schwere Baumaschinen. Auch ein Spezi-
mangel auch das Traditionsunternehmen alfahrzeug zur Ölspurbeseitigung und Verkehrsflächenreini-
trifft. Dem beugt die Firma seit Langem gung gehört zum Fuhrpark.
vor, unter anderem durch die Verbin-
dung von Ausbildung und Studium in Auf dem Firmengelände bei Drolshagen-Eichen – und in der Nie-
einem dualen Modell. „Darum werden derlassung Lennestadt – stehen die Spezialfahrzeuge mit dem
wir weltweit beneidet. Damit diese Er-
folgsgeschichte fortgeschrieben wer-
den kann, müssen junge Leute bereits
in der Schule ermutigt werden, eine Statistisches
Ausbildung anzustreben.“ Ihm ist es • Insgesamt wurden 2016 rund 4 Mio. Erwerbstätige in
außerdem wichtig, die Bauwirtschaft attrak- Nordrhein-Westfalen in Wochenend-, Abend- oder
tiv zu machen. Mittlerweile erleichtert ein moder- Nachtarbeit eingesetzt, darunter 2,6 Mio. regelmäßig.
Jan-Christoph
ner Hightech-Maschinenpark den Mitarbeitern die Arbeit: „Wir
Stöcker (Personal, • Damit arbeitet knapp ein Viertel der abhängig Erwerbs-
kämpfen gegen ein Image, das nicht der Realität entspricht. Die
Kommunikation und tätigen regelmäßig am Wochenende (24,7 %) bzw. am
Bauwirtschaft ist eine moderne Branche mit unzähligen Kar-
Medien) ist stolz auf Abend oder in der Nacht (23,9 %).
rierechancen.“ Jan-Christoph Stöcker weiß aus vielen Gesprä-
das familiäre
chen, dass seine Kollegen „vom Bau“ ihre Arbeit als sehr erfül- Diese Anteile haben sich seit 2005 nur wenig verändert.
Ambiente bei der KAF
lend empfinden, auch wenn sie mal nachts anfällt: „Wenn man Zuvor hatte die Verbreitung von Wochenendarbeit und
Falkenhahn Bau AG
das Ergebnis sieht, kann man sagen: Ich war dabei.“ Abend- oder Nachtarbeit kontinuierlich zugenommen
(Quelle: Information und Technik NRW,
Spurwechsel: von den Gleisen auf die Autobahn. Hier sind Hol- Geschäftsbereich Statistik, Statistik kompakt 02/2018)
ger Christ, Inhaber und Geschäftsführer des Abschleppdienstes
Wirtschaftsreport Nov 18 7
Bormann-Logo für den 24-Stunden-Einsatz bereit. Der Standort Pkw, Bussen oder Baumaschinen ist zusätzlich am Heck des
Drolshagen ist optimal: „Wir haben einen guten Anschluss zur Fahrzeugs eine Berge- und Abschleppbrille verbaut. Man merkt
A45 und zur A4“, sagt der Chef. Er kaufte das Unternehmen im dem Unternehmer die große Begeisterung für seine neuen fahr-
Dezember 2017 mit Übergang zum 1. Januar 2018 von Jörg Bor- baren Betriebsmittel an. Acht von zehn Ab-
mann, der es 1994 gegründet hatte. Auf seinen neuen Fuhrpark schlepp- und Pannenwagen aus dem „alten“ Hochwertige
ist Holger Christ stolz. Zur Flotte zählen unter anderem zwei leis- Bestand wurden gegen fabrikneue Fahrzeuge
Technik
tungsstarke Pannen-Hilfs-Hubbrillenfahrzeuge, die Kraftfahr- ausgetauscht. Auch den zehn Fahrern – in-
zeuge mit bis zu 4,6 t zulässiger Gesamtmasse auf einer Achse klusive Teilzeitkräften – macht das Lenken solcher Vehikel Spaß.
in die Hubbrille nehmen und dann abschleppen können. Eben- Dass so viel Technik ihren Preis hat, ist klar. Die neuen Ab-
falls gehören mehrere Abschlepp-Lkw mit Schiebe-Hebe-Pla- schleppwagen kosten pro Stück etwa 250.000 €. „Man muss mit
teau und Kran sowie Lkw-/Bus-Abschleppbrille zum Fuhrpark. der Zeit gehen“, erklärt Holger Christ die großen Investitionen.
Auch ein „Lkw-Werkstatt-Kofferfahrzeug“ mit Hubbühne und
kompletter Lkw-Pannen-Hilfs- sowie Bergeausstattung kann Die Einsätze – ob tagsüber oder nachts – teilen sich der Chef
sofort starten. Neu im Programm ist eine Spezialanfertigung für und seine Fahrer untereinander auf. „Nach den gesetzlichen
die Jörg Bormann GmbH – ein in leuchtendem Grün lackiertes Bestimmungen“, betont Christ. Auf eine nächtliche Rufbereit-
Lkw-Bus- und Baumaschinen-Bergefahrzeug mit 570 PS. Ein- schaft folgt ein freier Tag: „Bei vollem Lohn für den Ruf-Be-
gebaut hat das Bergefahrzeug (AWU – Abschleppwagen Unter- reitschaftsdienst, auch wenn man keinen Einsatz hatte.“ Auf
fahrlift) einen 10-t-Bergearm sowie zwei 25-t-Bergewinden, vier Nächte gerechnet (Montag bis Freitag) muss der Chef oder
mit denen umgestürzte Anhänger, Busse, Lkw oder Baumaschi- einer seiner Fahrer im Schnitt nur zwei Mal raus auf die Straße.
nen wieder aufgerichtet und abgeschleppt werden können. Zur- Wenn ein Anruf der Polizei kommt, muss es besonders schnell
zeit baut eine Spezialfirma in München für Holger Christ zwei gehen: Die Abschlepp- und Bergungsfahrzeuge müssen inner-
weitere Fahrzeuge: „Sie sind extrem groß und leistungsfähig“, halb von 30 Minuten am Einsatzort sein. Holger Christ: „Des-
schwärmt er. Und recht selten. Eine der beiden Sonderanferti- halb haben die Fahrer, wenn sie eine Nacht Rufbereitschaft
gungen kann selbst schwere neueste Fahrzeuge wie SUVs oder machen, einen Lkw mit Kran vor ihrer Haustür stehen. Sie sind
Luxus-Sportwagen, sogar Lkw bis 7,5 t, sicher senkrecht hoch- sofort mit schwerem Gerät vor Ort.“ Der Einsatz-Radius des
heben. Möglich macht das der große 35-m-Bergekran mit voll- Bormann-Teams reicht vom Standort Drolshagen für den ge-
hydraulischem 360°-Drehteller. Auf dem Plateau hat das Fahr- samten Kreis Olpe bis Bergneustadt, Gummersbach und in den Die Jörg Bormann
zeug 11 t Nutzlast und für das Bergen und Abschleppen von Oberbergischen Kreis. Deshalb hat das Unternehmen weitere GmbH verfügt über
einen beeindrucken-
den Fuhrpark.
8 Nov 18 Wirtschaftsreport
Rund um die Uhr
richten die Mitar- Standorte in Lennestadt und Reichshof/Bergneustadt. „Einsät- Zwar seien die Fahrer mit ihrer reflektierenden Spezialkleidung
beiter der Bormann ze für Behörden haben immer Priorität – auch nachts“, be- gut zu erkennen, dennoch kämen immer wieder Mitarbeiter von
GmbH umgestürzte stätigt Holger Christ. Die Einsatzfahrzeuge seien daher in we- Abschleppdiensten ums Leben: „Man muss aufpassen.“ Die Ab-
Anhänger, Busse, nigen Minuten startklar. Die Experten wissen häufig schon schleppunternehmen haben, um ihren Auftrag erfüllen zu kön-
Lkw oder Bauma- vorher, wann Stress droht. „In den Ferien und bei schönem nen, übrigens besondere Rechte. So dürfen sie laut Holger Christ
schinen wieder Wetter passiert tendenziell weniger“, beschreibt der Chef die bei Bedarf „Zonen befahren, die sonst tabu sind“.
auf und schleppen Situation auf den Autobahnen. Oft würden sich aber gerade
sie ab. diejenigen Fahrer verschätzen, die Autos mit einer hohen PS- Wie werden die bei ihm angestellten Fahrer und er selbst mit
Zahl und Allradantrieb steuern: „Sie drücken auch bei Regen, den schlimmen Situationen fertig, die sie bei schweren Unfäl-
Schnee und Blitzeis aufs Gaspedal, weil man ja Allrad hat. Bei len erleben? Die Verletzten seien, wenn der Abschleppwagen
solchen Wetterverhältnissen können wir die Uhr danach stel- eintreffe, meistens bereits auf dem Weg ins Krankenhaus. Die
len, wann wir raus müssen.“ Menschen, die einen Unfall nicht überlebt haben, seien aber
teilweise noch am Unfallort. Einige Kollegen verarbeiteten so
Auch nachts rechnen die Fahrer immer damit, potenziell von etwas schwerer als er selbst, stellt Holger Christ nüchtern fest:
unvernünftigen Verkehrsteilnehmern behindert zu werden, weil „Ich bin seit 30 Jahren bei der Feuerwehr und Ausbilder für
diese keine Rettungsgasse bilden. „Manche Autofahrer folgen technische Unfallhilfe im Kreis Olpe. Da lernt man, mit solchen
unseren Fahrzeugen sogar, weil sie denken, so schneller durch Situationen umzugehen.“ Als Fahrer eines Abschlepp- und Ber-
den Stau zu kommen.“ Diese haben die Rechnung aber ohne die gungsdienstes mit Tages- und Spätdienst im Wechsel in jeder
Ordnungsbehörden gemacht, die meistens schon an der Unfall- Jahreszeit unterwegs zu sein, ist kein leichter Job. Dennoch ist
stelle darauf warten, von uns informiert zu werden und solche es für Holger Christ nicht schwer, geeignete Mitarbeiter zu fin-
Fahrer in Empfang zu nehmen. Seine Fahrzeuge sind seit einiger den: „Ich bin generell, wie auch bei der Feuerwehr, gut ver-
Zeit mit LED-Strahlern ausgerüstet, sagt Holger Christ: „So netzt.“ Wer schwere Feuerwehrfahrzeuge fahren könne, sei
haben wir viel Licht und Schutz und sind schon von Weitem zu auch prädestiniert dafür, die Abschleppriesen zu steuern. Zu-
erkennen.“ Nachts seien zwar weniger Autos unterwegs, aber dem vereine dieser Beruf, ähnlich wie der des Feuerwehrman-
die Fahrer oft übermüdet. Und das erhöhe wiederum die Gefahr nes, Spaß an Technik, Interesse an großen speziellen Sonder-
für seine Mitarbeiter und ihn, wenn sie die Pannen- und Un- fahrzeugen sowie Abwechslung, Improvisationstalent und
fallfahrzeuge auf dem Abschleppfahrzeug sichern müssten. „Aufregung“.Wirtschaftsreport Nov 18 9
In den Produktionshallen der Erndtebrücker Eisenwerk GmbH
& Co. KG (EEW) wird die Nacht zum Tage: LED-Licht sorgt hier
für eine gleichbleibende arbeitsfreundliche Atmosphäre. Nur
an der Dunkelheit vor den Fenstern lässt sich der Unterschied
erkennen. Das Unternehmen bietet vor Ort Arbeitsplätze für
circa 500 Beschäftigte. Rund 300 Mitarbeiter arbeiten in un-
terschiedlichen Schichten – jeweils 100 von 6 bis 14 Uhr, von
14 bis 22 Uhr oder von 22 bis 6 Uhr morgens. „Nachtarbeit
gehört für unser Unternehmen seit Jahrzehnten zum Arbeits-
alltag“, stellt Personalleiterin Jessica Becker fest. Marketing-
leiterin Melissa Saßmannshausen erklärt den Drei-Schicht-
Rhythmus im Werk mit der guten Auftragslage. Der Drei-
Schicht-Betrieb bringe noch ein weiteres entscheidendes Plus
für das Unternehmen, ergänzt Jessica Becker: „Man hat einen
Wettbewerbsvorteil, wenn Aufträge in einem kürzeren Zeit-
rahmen abgewickelt werden können.“
Sie weiß, dass vor allem junge Leute gerne in der Nachtschicht
arbeiten: „Für viele Mitarbeiter ist die Nachtschicht aus monetä-
rer Sicht attraktiv, da zusätzlich tarifliche Zuschläge gezahlt wer-
den.“ Deshalb sind einige Kollegen auch öfter mal dazu bereit, Personalleiterin
die Früh- mit der Nachtschicht zu tauschen. Manche bevorzugen aufgefallen. Als Teamleiter hingegen habe er die während der Jessica Becker sieht
die Nachtarbeit auch, weil sie so am Tag mehr Zeit für die Familie Nachtschicht herrschende Ruhe zu schätzen gelernt: „Man kann in der Nachtarbeit
haben. André Menke, Teamleiter im Produktionsbereich, hat in sich besser konzentrieren – kein Telefon, keine Besucher.“ einen Wettbewerbs-
den ersten Jahren – damals als Junggeselle – „sehr gerne“ Nacht- vorteil für die Erndte-
schichten gemacht: „Nachtarbeit sagte mir eher zu als das frühe Selbstverständlich müssen im Drei-Schicht-Betrieb auch die brücker Eisenwerk
Aufstehen für die Frühschicht.“ Sobald allerdings Kleinkinder zu gesetzlichen Arbeitszeitvorschriften eingehalten werden. Da- GmbH & Co. KG.
Hause seien, werde es schwieriger, nach der Nachtarbeit wieder her werden die Arbeitszeiten eines jeden Mitarbeiters erfasst
in den eigenen Schlafrhythmus zu finden. Wie empfindet er die und geprüft, betont Jessica Becker. „Die Gesundheit unserer
Atmosphäre in der nächtlichen Halle? Als er noch als Produkti- Mitarbeiter hat für uns immer höchste Priorität.“ Der Arbeits-
onsmitarbeiter an der Maschine gearbeitet habe, sei ihm medizinische Dienst untersucht daher regelmäßig alle im Drei-
während der Arbeit kaum ein Unterschied zu den Tagesschichten Schicht-Betrieb beschäftigten Mitarbeiter. Außerdem haben
Anteil der abhängig Erwerbstätigen mit Sonderarbeitszeiten in NR
RW 2005 bis 2016
30($ 40%& '&/ )/.&#+-"&#+ *3' 61*5%!&#+ #3 ,/2"&3+
30
24,4 24,7
25
24,2 23,9
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15
15,2 14,9
10
regelmäßige Wochenendarbeit gelegentliche Wochenendarbeit
regelmäßige Abend-/Nachtarbeit gelegentliche Abend-/Nachtarbeit
5
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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
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alle EEW-Mitarbeiter die Möglichkeit, Fitnessstudios zu besu- familiengeführte Unternehmen mit Stammsitz in Erndtebrück
chen. Sie können auch eine Sozial- und Gesundheits-Hotline verfügt über neun Produktionsstandorte weltweit, davon vier
in Anspruch nehmen. in Deutschland, zwei in Südkorea und jeweils einen in Malaysia,
England und Saudi-Arabien. Ob für Bohrinseln, Offshore-
EEW ist Weltmarktführer – in der Herstellung von Großrohren Windkraftanlagen oder die Errichtung von Pipelines und Raf-
aus Stahl und weltweit aktiv. Seit mehr als 80 Jahren ist die finerien – mit Innovationskraft und dem Engagement von mehr
EEW Group international führender Spezialist für die Produk- als 2200 Mitarbeitern realisiert EEW zukunftsweisende Lösun-
tion von unterpulver-längsnahtgeschweißten Großrohren. Das gen für die Energieindustrie. Die Kunden des Unternehmens
finden sich in der Öl-, Gas- und Offshore-Windindustrie wieder.
Der Exportanteil liegt bei weit über 80 %. Das mache die Lo-
EEW-Marketing-
gistik oft zu einer Herausforderung, erklärt Melissa Saßmanns-
leiterin Melissa
hausen: „Besondere Produkte erfordern besondere Maßnah-
Saßmannshausen
men.“ Die meisten Großrohre gelangen über die Schiene oder
schätzt den Drei-
per Lkw direkt vom Werksgelände aus in die großen Über-
Schicht-Betrieb ihres
seehäfen Rotterdam, Antwerpen oder Bremen – und das pas-
Unternehmens.
siert meistens nachts. Auch die Schwertransporte, die über die
Straße die Häfen ansteuern, dürfen erst ab 22 Uhr starten.
Auf dem Erndtebrücker Werksgelände herrscht nachts nicht
nur im Rahmen der Ausgangslogistik, sondern auch im Hinblick
auf die Materialanlieferung Hochbetrieb. Melissa Saßmanns-
hausen: „Die Bleche erreichen das Werksgelände per Bahn in
der Nacht.“ Dies sei ein großer Vorteil: „Dann ist das Material
pünktlich für die Frühschicht vor Ort.“ Auch Eis und Schnee im
Wittgensteiner Winter seien für die Nachtschichtler kein Pro-
blem: „Unsere Mitarbeiter kommen aus der Region und sind
auf die Witterungsverhältnisse eingestellt.“
Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2684.
Nachtarbeit – vom Gesetz geregelt
Die Nacht- und Schichtarbeit ist in Paragraf 6 des Arbeitszeitgesetzes b) im Haushalt des Arbeitnehmers ein Kind unter zwölf Jahren lebt, das
geregelt. Darin heißt es unter anderem: nicht von einer anderen im Haushalt lebenden Person betreut werden
kann, oder
• Die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer ist nach den ge-
sicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die men- c) der Arbeitnehmer einen schwerpflegebedürftigen Angehörigen zu
schengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen. versorgen hat, der nicht von einem anderen im Haushalt lebenden
Angehörigen versorgt werden kann,
• Die werktägliche Arbeitszeit der Nachtarbeitnehmer darf acht Stun-
den nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur ver- sofern dem nicht dringende betriebliche Erfordernisse entgegenstehen.
längert werden, wenn […] innerhalb von einem Kalendermonat oder Stehen der Umsetzung des Nachtarbeitnehmers auf einen für ihn ge-
innerhalb von vier Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich eigneten Tagesarbeitsplatz nach Auffassung des Arbeitgebers dringende
nicht überschritten werden. betriebliche Erfordernisse entgegen, so ist der Betriebs- oder Personalrat
zu hören. Der Betriebs- oder Personalrat kann dem Arbeitgeber Vor-
• Nachtarbeitnehmer sind berechtigt, sich vor Beginn der Beschäftigung schläge für eine Umsetzung unterbreiten.
und danach in regelmäßigen Zeitabständen von nicht weniger als drei
Jahren arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen. Nach Vollendung • Soweit keine tarifvertraglichen Ausgleichsregelungen bestehen, hat
des 50. Lebensjahres steht Nachtarbeitnehmern dieses Recht in Zeit- der Arbeitgeber dem Nachtarbeitnehmer für die während der Nacht-
abständen von einem Jahr zu. Die Kosten der Untersuchungen hat der zeit geleisteten Arbeitsstunden eine angemessene Zahl bezahlter frei-
Arbeitgeber zu tragen, sofern er die Untersuchungen den Nachtarbeit- er Tage oder einen angemessenen Zuschlag auf das ihm hierfür zu-
nehmern nicht kostenlos durch einen Betriebsarzt oder einen überbe- stehende Bruttoarbeitsentgelt zu gewähren.
trieblichen Dienst von Betriebsärzten anbietet. • Es ist sicherzustellen, dass Nachtarbeitnehmer den gleichen Zugang
Der Arbeitgeber hat den Nachtarbeitnehmer auf dessen Verlangen auf zur betrieblichen Weiterbildung und zu aufstiegsfördernden Maßnah-
einen für ihn geeigneten Tagesarbeitsplatz umzusetzen, wenn men haben wie die übrigen Arbeitnehmer.
a) nach arbeitsmedizinischer Feststellung die weitere Verrichtung von
Nachtarbeit den Arbeitnehmer in seiner Gesundheit gefährdet oderWirtschaftsreport Nov 18 11
Handlungsbedarf beim Einzelhandel
IHK-Wirtschaftsgespräch in der Wasserburg Hainchen
der Entwicklung von Gewerbegebieten ist groß“,
betonte der stellvertretende IHK-Hauptge-
schäftsführer Hermann-Josef Droege. Weiterer
Schwerpunkt des Wirtschaftsgesprächs: die La-
ge auf dem Fachkräftemarkt. „Wir haben derzeit
keine größeren Probleme, junge Menschen für
eine Ausbildung in unserem Betrieb zu finden.
Deutlich schwieriger ist es, fertig ausgebildete
Fachkräfte für den Ausbau oder die Statik zu
gewinnen“, berichtete Matthias Büdenbender.
Der Geschäftsführer der Büdenbender Hausbau
GmbH in Hainchen schlug sogleich vor, regel-
mäßig eine kleine Messe in Netphen durchzufüh-
ren, um Schülern die heimischen Unternehmen
vorzustellen. Henning Hofmann, kaufmännischer
Carsten Schmale
Leiter der Gräbener Maschinentechnik GmbH &
Co. KG in Werthenbach, sah ein Problem in der
nachrückenden Fachkräftegeneration selbst: „Die
Wirtschaftsgespräch in guter Atmosphäre im Gewölbekeller der Wasserburg Hainchen: Klaus Gräbener, Paul Wagener Work-Life-Balance hat heute bei vielen jungen
und Paul Breuer (v.l.). Berufseinsteigern einen hohen Stellenwert. Die
Bereitschaft, für längere Zeit auf Montage zu
In der Entwicklung der Gesamtbeschäftigung IHK allen 18 Städten und Gemeinden des Kam- fahren, ist nur noch bei wenigen jüngeren Men-
liegt Netphen an der Spitze aller Kommunen im merbezirks Handlungspotenziale und Empfehlun- schen vorhanden.“ Abschließend dankte Klaus
Bezirk der IHK Siegen. „Rund 7300 Menschen gen für die weitere Standortentwicklung geben. Gräbener dem Vorsitzenden des Siegerländer
stehen hier in Lohn und Brot, 1300 mehr als „Gemeinsam mit den Arbeitsgemeinschaften der Burgenvereins, Paul Breuer, für dessen Gast-
noch 1990 – ein Anstieg um fast 22 %. Das ist Sparkassen und Volksbanken investiert die IHK freundschaft. Die Teilnehmer des Wirtschafts-
Spitze in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und 90.000 € in dieses Projekt. Von den Erkenntnis- gespräches wurden vom ehemaligen Landrat im
Olpe. In beiden Kreisen wuchs die Beschäftigung sen erhoffen wir uns wertvolle Ansätze auch für Anschluss in die spannende Geschichte der Was-
im selben Zeitraum um 12 %“, erläuterte Klaus die Beratungen in den kommunalen Gremien. serburg Hainchen eingeführt und erfuhren in-
Gräbener beim kommunalen Wirtschaftsge- Ziel ist nicht ein Vergleich der Kommunen un- teressante Details zur derzeitigen Sanierung des
spräch der IHK in der Wasserburg Hainchen. Ins- tereinander, sondern Erkenntnisse für die ein- Bauwerks. Ziel sei, die Burg zu neuem Leben zu
gesamt, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, hät- zelne Kommune gewinnbringend zu nutzen. erwecken und dabei zu einer Plattform für un-
ten die Betriebe in den vergangenen zwölf Sollten sich vor Ort hieraus weitere Initiativen terschiedliche heimatbezogene Aktivitäten zu
Jahren in beiden Kreisen mehr als 28.000 neue entwickeln, sind wir gerne bereit, diese zu be- gestalten. „Damit wird man der historischen Be-
sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen. gleiten“, so Ann Katrin Hentschel. Bürgermeister deutung der Wasserburg am ehesten gerecht“,
„Im Ergebnis steht man in vielen Teilen des Kam- Paul Wagener nahm den Ball gerne auf und kün- betonte Paul Breuer.
merbezirks an der Grenze zur Vollbeschäftigung digte an, die IHK in die Präsentation der Ergeb-
oder hat sie bereits überschritten.“ Größeren nisse gegenüber der Politik einzubinden. Auch
Handlungsbedarf gibt es aus Sicht der IHK in bei der Suche nach künftigen Industrie- und Ge-
Netphen im Einzelhandel. Die Einzelhandelszen- werbeflächen arbeiten IHK und Stadtverwaltung
tralität liege für eine Stadt mit rund 23.300 Ein- eng zusammen. Derzeit wird ein neuer Regio-
wohnern und drei Einkaufszentren im Vergleich nalplan aufgestellt. Hier wird entschieden, wo
zu niedrig, beschrieb Ann Katrin Hentschel von und wie umfangreich heimische Betriebe in den
der IHK die Situation. „Mit anderen Worten: Es nächsten Jahrzehnten überhaupt noch Flächen
fließt Kaufkraft ab. Von 100 € werden nur etwas für betriebliche Erweiterungen oder Neuansied-
mehr als 65 € in Netphen ausgegeben. Das ist lungen in der Region vorfinden. Um das best-
unter Berücksichtigung der regionalen Struktu- mögliche Ergebnis zu erreichen, hatte die IHK zu
ren nicht besorgniserregend, zeigt aber Hand- Jahresbeginn ein Fachbüro beauftragt, sich ge-
lungsbedarfe auf!“ Ziel müsse sein, den örtlichen meinsam mit den Städten und Gemeinden auf
Einzelhandel für die Kunden sichtbarer zu ma- die Suche nach möglichen Flächen zu begeben,
chen. Die von der IHK angestoßene Imagekam- die für den Regionalplan vorgestellt werden
pagne „Heimat Shoppen“, an der in diesem Jahr können. „Die Ergebnisse werden noch in diesem
mehr als 800 Händler mitwirkten, leiste hierzu Jahr vorliegen. Es zeichnet sich bereits eine
einen wichtigen Beitrag. Mit einer Untersu- höhere Unterversorgung ab. Der Druck in Rich-
chung zur Attraktivität der Innenstädte will die tung interkommunale Zusammenarbeit auch bei12 Nov 18 Wirtschaftsreport
Handelsverband EuroCommerce
Zu Gast in südwestfälischen Unternehmen des Großhandels
te aus den eigenen Reihen hervorbringen und
somit ihr Profil schärfen.
Genau darin liege eine zentrale Stärke der deut-
schen – sowie im Spezifischen auch der süd-
westfälischen Wirtschaft, bekräftigt Neil Mc-
Millan, Sprecher der EuroCommerce-Delegation.
Er attestiert den hiesigen Unternehmen eine
große Bereitschaft, Ressourcen für die sukzes-
sive Verbesserung der eigenen Arbeit aufzuwen-
den. Den interessierten Firmenvertretern erläu-
terte er die Arbeitsstruktur der Organisation
EuroCommerce, die nationale Verbände aus 31
Ländern sowie insgesamt 5,4 Mio. Unternehmen
umfasst. Das Wirken des BGA stellte dessen
Brüsseler Büroleiter Jan A. Eggert vor. Er unter-
strich nach dem Austausch vor Ort, dass vor
EuroCommerce
allem die in diesem Jahr in Kraft getretene EU-
Datenschutzgrundverordnung immense Heraus-
forderungen mit sich bringe – insbesondere für
Die Vertreter des europäischen Handelsverbands EuroCommerce machten während ihrer Stippvisite unter anderem kleine und mittlere Unternehmen, die nicht im-
Station bei der Krückemeyer GmbH in Wilnsdorf. mer über ausreichende finanzielle und personel-
le Kapazitäten verfügten, um sich bestmöglich
Logistische Herausforderungen, technologischer Klebebändern. Die zweitägige Stippvisite der aufzustellen. Ein massiver bürokratischer Auf-
Wandel und Hindernisse auf dem kontinentalen EuroCommerce-Vertreter führte anschließend wand resultiere auch aus Regelungen wie der
Binnenmarkt – es war eine breite Themenpalet- zunächst zu den Wilnsdorfer Unternehmen Hu- europäischen Chemikaliengesetzgebung REACH.
te, mit der sich Vertreter des europäischen Han- go Roth GmbH und HTI Hortmann KG. Danach Diese schieße weit über das Ziel hinaus und stel-
delsverbandes EuroCommerce kürzlich im Sie- standen Besuche bei der Steiner GmbH Chemie le betroffene Firmen vor Probleme.
gerland und im Kreis Olpe auseinandersetzten. und Labortechnik und der ALFA Handelskontor
Eine achtköpfige Delegation der Organisation Heider GmbH (jeweils Siegen) sowie der Bublitz Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen sich die
mit Sitz in Brüssel reiste an, um mit heimischen GmbH (Wenden) auf der Agenda. Unternehmen konfrontiert sehen: Neil McMillan
Unternehmen über Auswirkungen internationa- stellt dem deutschen Handel insgesamt ein posi-
ler Gesetzgebung auf den Groß- und Außenhan- In allen Betrieben nutzte die Delegation die Ge- tives Zwischenzeugnis aus. Während im gesamt-
del zu sprechen. Ihren Blick richtete sie bewusst legenheit, Gespräche mit den handelnden Per- europäischen Schnitt laut aktuellen Berechnun-
auf Südwestfalen, eine der leistungsstärksten sonen zu führen – ein Gewinn für beide Seiten, gen davon auszugehen sei, dass innerhalb der
Wirtschaftsregionen Deutschlands. Den Besuch wie Jan Krückemeyer bilanziert: „Ich kenne kommenden fünf Jahre rund 30 Prozent der Ge-
ermöglicht hat der Bundesverband Großhandel, natürlich unsere heimischen Firmen, aber auch schäfte im Einzelhandel schließen, stelle sich die
Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), der ich konnte sehr viele wichtige Eindrücke gewin- Situation in der Bundesrepublik deutlich ent-
Mitglied bei EuroCommerce ist. Zu Beginn ihres nen.“ Als besonders imposant habe er den hohen spannter dar. Wichtig in diesem Zusammenhang
Aufenthalts machte die Abordnung Station in Grad der Spezialisierung aller Unternehmen sei die erfolgreiche Verzahnung von herkömm-
der Krückemeyer GmbH in Wilnsdorf. Deren Ge- empfunden. „Wir sind ja grundsätzlich gefordert, lichem Handel und Online-Angeboten. Gerade
schäftsführer Jan Krückemeyer ist Vize-Präsi- uns immer wieder den veränderten Gegebenhei- für kleine Händler sei es natürlich schwierig, die
dent des BGA und steht zugleich dem Europa- ten anzupassen, Ideen zu kreieren und uns vom entsprechende Expertise aufbringen zu können,
Ausschuss des Verbandes vor. Seine Firma agiert Standard abzuheben“, erklärt er. Schließlich um den Ansprüchen gerecht zu werden. Generell
im technischen Handel mit Schleifmitteln und seien die Kunden heute längst nicht mehr bereit, befinde sich das Land aber auf einem guten Weg,
attraktive Preise für „einfache Verteilungsleis- die Herausforderungen der Digitalisierung zu
tungen“ zu zahlen. Als umso bedeutender für die meistern. Das zeige sich auch und gerade in
SAUBERE FENSTER Firmen, auch dies sei eine Erkenntnis der Ge- wirtschaftlich starken Regionen wie den Kreisen
Unternehmen & Privat spräche, erweise sich das Thema Ausbildung. Da Siegen-Wittgenstein und Olpe. Insgesamt, kon-
die Arbeiten in den einzelnen Branchenfeldern statierte Neil McMillan, sei der Unternehmer-
des Großhandels derart spezialisiert seien, werde geist hier absolut beeindruckend: „Ich habe an
der Weg für Quereinsteiger immer schwieriger. diesen beiden Tagen sehr viele engagierte und
Um Fortschritt zu erzielen und mit der Entwick- fähige Menschen getroffen, die es genau ver-
lung auf dem Markt Schritt zu halten, müssten stehen, Kundenwünsche zu erfüllen und ihr Un-
0162 9525950 sauberfrau.biz
Unternehmen qualifizierte Nachwuchs-Fachkräf- ternehmen für die Zukunft fit zu machen.“ Wirtschaftsreport Nov 18 13
Siegener Recruiting Slam
Dritte Auflage am 13. November
Personalleiter und Geschäftsführer, die am Abend
das Lampenfieber ebenso wie den Applaus des
Publikums genießen können und im Nachgang
dann Nachwuchskräfte für ihr Unternehmen ge-
winnen, und im Saal die Schul- und Hochschul-
absolventen, die nach einem attraktiven Arbeit-
geber in der Region Ausschau halten, sich auf
unterhaltsame und kurzweilige Weise über die
diversen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
informieren und im Anschluss an den Slam di-
rekt mit den Unternehmen ins Gespräch kom-
men können. Ein erfolgreich eingeschlagener
Weg also, um der Herausforderung „Fachkräfte-
gewinnung und -sicherung“ zu begegnen, damit
Südwestfalen auch weiterhin die stärkste Indus-
trieregion in NRW bleiben kann.
Werkfoto
Der Eintritt für den 3. Siegener Recruiting Slam
Gut gelaunt bei der Bewertung: die Teilnehmer des letztjährigen Siegener Recruiting Slams. am 13. November um 18 Uhr beträgt sowohl im
Vorverkauf als auch an der Abendkasse 5 Euro
Rappende Personalleiter, eine Geschäftsführerin trotechnik GmbH & Co. KG, Personalleiter Peter (inkl. Freigetränke). Tickets erhalten Sie an der
als Superheldin, reisende Affen und ein Weltre- Langner von der SMS group GmbH oder Ge- Theaterkasse im Apollo-Theater Siegen (Morley-
kordler aus dem „Fichtenoutback“ Bad Berleburg schäftsführer Dr. Alexander Hoffmann von der straße 1, 57072 Siegen, Telefon: 0271-770277-
– so erlebten mehr als 420 begeisterte Gäste im statmath GmbH – wer wird am 13. November 20, Telefax: 0271-770277-22, Öffnungszeiten:
vergangenen Jahr Personalgewinnung beim den Kampf um die Talente für sich entschei- Di. bis Fr. von 13 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr,
Recruiting Slam der Industrie- und Handelskam- den? Abendkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbe-
mer Siegen. Am 13. November heißt es Bühne ginn), online unter www.apollosiegen.de und per
frei für die dritte Runde, in der sich wieder acht Claudius Rink, geschäftsführender Gesellschaf- Mail: theaterkasse@apollosiegen.de.
Unternehmen aus Südwestfalen auf der Bühne ter der Lachmann & Rink GmbH, trat im vergan-
des Apollo-Theaters in den wortreichen Kampf genen Jahr beim Siegener Recruiting Slam an. Bahnhofstr. 15, 57072 Siegen
um die begehrten Talente stürzen. Dieses inno- Und er gewann an diesem Abend nicht nur Telefon 0271 3134-130, Fax -128
info@ibf-siegen.de
vative Format dreht das klassische Bewerbungs- reichlich Punkte vom Publikum, sondern auch
gespräch um. Denn hier bewerben sich die Per- einen neuen Mitarbeiter. Denn im Publikum saß www.ibf-siegen.de
sonalleiter und Geschäftsführer bei den Schul- Software-Entwickler Bedrettin Aslan: „Ich bin
und Hochschulabsolventen, um sie als Nach- wohl das beste Beispiel dafür, wie schnell es ge-
wuchskräfte für sich zu gewinnen. Ganz nach hen kann. Eigentlich hatte ich schon eine Job-
dem Motto „Spannung, Unterhaltung, Einstel- zusage in Bonn und sollte am Morgen nach dem
lung“ haben die Personalleiter sieben Minuten Slam meine neuen Kollegen kennenlernen. Doch
Zeit, um die Ausbildungs- und Weiterqualifizie- eigentlich wollte ich gar nicht hier weg und im
rungsmöglichkeiten sowie die Karrierechancen Siegerland bleiben. Dieses Bauchgefühl hat mich
in ihrem Unternehmen originell und unterhal- wohl auch ins Apollo geführt. Und dann traf ich
tend zu präsentieren. auf der Bühne einen Arbeitgeber, der mich spon-
tan überzeugte. Danach ging alles ganz schnell
Der Sieger des Abends wird nach den Regeln des – ich habe abends noch die Bewerbung fertig-
Poetry Slams vom Publikum gekürt: Ob Ge- gemacht, schon ein paar Tage später den Arbeits-
schäftsführer Peter Dornseifer von DORNSEIFERs vertrag unterschrieben und direkt zum 1. De-
Frischemarkt, das Marketing- und Personallei- zember 2017 bei Lachmann & Rink angefangen.“
tungsduo Melissa Saßmannshausen-Jessica Seitdem unterstützt Bedrettin Aslan das Team
Becker von der ERNDTEBRÜCKER EISENWERK im Forschungsprojekt ‚Cyberrüsten 4.0‘, an dem
GmbH & Co. KG, Alexander Kremer von der GAR- unter anderem auch die Universität Siegen, das
TEN-CENTER KREMER GmbH, Personalleiter Siegener Mittelstandsinstitut und Westfalia be-
Thomas Kleb von der Heinrich Georg GmbH, teiligt sind.
HR-Direktorin Teresa Mason-Hermann von der
KRAH Elektronische Bauelemente GmbH, Tech- So gibt es beim Siegener Recruiting Slam auf
niker Daniel Schulte von der MENNEKES Elek- beiden Seiten nur Gewinner: auf der Bühne die14 Nov 18 Wirtschaftsreport
„Digital Scouts“
Erste Workshopreihe erfolgreich beendet
men und Branchen wie Metall verarbeitender
Industrie, Maschinen- und Anlagenbau, Automo-
tive-Zulieferern, Handel, Apotheken und Hand-
werk. Im von Marco Petracca, PSV Marketing
GmbH Siegen, moderierten Abschlussworkshop
holten sich die Veranstalter noch einmal Feed-
back von den Teilnehmern: Besonders gut gefie-
len „die praxisorientierten Übungen“, „der Aus-
tausch“, „das harmonische und vertrauensvolle
Miteinander“, „der Branchenmix“, „die Ausflüge“
zu besonderen Digitalprojekten wie Lernfabri-
IHK Siegen
ken, „Bonus-Workshops“ und „das Netzwerken
in geselliger Runde“. Begeistert war Petra Kip-
Die „Digital Scouts“ haben bis zum Schluss kreativ und methodisch ihre Themen erarbeitet, so auch beim
ping, Regionalagentur Siegen-Wittgenstein und
Abschlussworkshop.
Olpe, insbesondere vom Miteinander. Mit dem
Die ersten Wegbereiter für digitale Weiterent- mittelt. Zu Beginn standen Fragen und Werk- erworbenen Wissen geht es jetzt für die „Digital
wicklung bereichern jetzt die Unternehmen in zeuge der Prozessanalyse und -modellierung auf Scouts“ in die Unternehmen. Schließlich gilt es,
den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. dem Programm. „Hier haben wir die ‚Digital durchzustarten und die digitale Transformation
Kürzlich konnten sich die 29 Absolventen der Scouts‘ befähigt, Prozesse zu erkennen und auf in den Unternehmen der Region erfolgreich zu
ersten Workshopreihe „Digital Scouts – Wege ihr Digitalisierungspotenzial zu überprüfen“, so gestalten. Allen „Digital Scouts“ ist natürlich
zur Digitalisierung für KMU“ über einen erfolg- Jun.-Prof. Dr. Thomas Ludwig, stellv. Geschäfts- klar, dass es eine gewisse Zeit braucht und nicht
reichen Abschluss freuen. Mit der von der IHK stellenleiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzen- alles von heute auf morgen umzusetzen ist.
Siegen, der Regionalagentur Beschäftigungsför- trums der Universität Siegen. „Engagiert, wissbe- „Nach dieser erfolgreichen ersten Workshoprei-
derung der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe, gierig und besonders offen nahmen die Teilneh- he gehen wir natürlich in die zweite Runde“ so
dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Sie- mer, zum Beispiel Geschäftsführer, Angestellte, Sabine Bechheim, Projektleiterin bei der IHK Sie-
gen, den Arbeitgeberverbänden Siegen-Witt- IT- und Bereichsleiter, Personaler und Quali- gen. Die Erkenntnisse aus den Rückmeldungen
genstein e.V. und der Kreishandwerkerschaft tätsmanager, das reichhaltige Angebot wahr“, der Pilotreihe sollen in eine Neuauflage fließen.
Westfalen-Süd gemeinsam initiierten und durch- resümierte Roger Schmidt, Projektkoordinator „Alle Interessierten sollten sich schon den 5. De-
geführten Workshopreihe wurde in sechs Mona- „Digital Scouts“ der IHK Siegen. Die Teilnehmer zember 2018 vormerken. Dann starten wir näm-
ten eine Menge Wissen an die Teilnehmer ver- kamen aus unterschiedlich großen Unterneh- lich mit der Informationsveranstaltung.“
Flächendeckender 5G-Netzausbau
IHKs in Südwestfalen schmieden Bündnis
Auf Initiative der drei Industrie- und Handels- desminister für Verkehr und digitale Infrastruk- te Fachkräfte muss die Region an die Infra-
kammern Arnsberg, Hagen und Siegen haben tur, Andreas Scheuer, sowie an die Staatsminis- strukturen der Zukunft angebunden werden.
sich Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Ge- terin für Digitalisierung, Dorothee Bär, fordern Die Region der drei IHK-Bezirke mit ihren 166
werkschaften und Politik an die verantwort- die Absender konkret: Weltmarktführern und einer Vielzahl inhaber-
lichen Mitglieder der Bundesregierung gewandt, • Die Region der drei IHKs in Südwestfalen muss geführter, mittelständischer Unternehmen so-
um einen flächendeckenden Ausbau des 5G- beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes flächen- wie den ansässigen Hochschulen ist die stärkste
Netzes zu fordern. In einem gemeinsamen deckend berücksichtigt werden, um bei Zu- Industrieregion Nordrhein-Westfalens. Der zu-
Schreiben von Kammer-Präsidenten, Politik, kunftsthemen wie Industrie 4.0, autonomes künftige wirtschaftliche Erfolg Nordrhein-West-
Hochschulrektoren sowie Vertretern von Ge- Fahren und Telemedizin nicht abgehängt zu falens hängt daher auch von den Perspektiven
werkschaften und Arbeitgeberverbänden wird werden. dieser Betriebe und Institutionen ab. Diese wer-
auf die Einschätzung des Bundesministers für • Der 5G-Ausbau darf sich nicht nur an der den wesentlich dadurch bestimmt, wie weit und
besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanz- Wohnbevölkerung orientieren, sondern muss wie zügig die Potenziale der Digitalisierung ge-
leramtes, Helge Braun, Bezug genommen. Er auch die Bedarfe von Wirtschaft und Wissen- nutzt werden können. Möglich ist dies nur, wenn
hatte zuvor erklärt, dass ein flächendeckender schaft berücksichtigen, die gerade in dieser beides, ein zukunftsfähiges Glasfasernetz und
Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards nicht be- Region häufig außerhalb von Ballungszentren eine Versorgung mit dem neuesten Mobilfunk-
darfsgerecht sei. In dem Schreiben an Bundes- angesiedelt sind. standard, gegeben ist. Deshalb ist aus Sicht der
minister Helge Braun, den Bundesminister für • Auch mit Blick auf die Attraktivität als zu- Unterzeichner der Anschluss der Region an ein
Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, den Bun- kunftsfähiger Lebensraum für dringend gesuch- flächendeckendes 5G-Netz unverzichtbar. Sie können auch lesen
