Licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen
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Editorial Licht als Material, Medium oder Thema von Kunstwerken beschäftigte Generationen von Künstlern und Künstlerinnen in vielfältiger Weise – von Vermeer über Monet bis zu Dan Flavin lassen sich verschiedenste künstlerische Ansätze finden. Und auch zahlreiche kunstwissenschaftliche Publikationen sind zu dem Thema „Licht in der Kunst“ veröffent- licht worden. Doch für Museumsdirektoren und Ausstellungskuratoren geht das Inter- esse an dem Umgang mit Licht meist über eine inhaltliche Auseinandersetzung inner- halb des Kunstwerks hinaus. So ist auch die Beleuchtung von Kunst stets eine zentrale Frage im Rahmen ihrer Prä- sentation. Nicht nur unterstützt die Beleuchtung eine gewisse Atmosphäre, sie schafft auch Aufmerksamkeit und lenkt den Blick. Gelungen ist sie meist dann, wenn die Kunst in vollem Glanz erstrahlt, ohne dass der Besucher die Lichtsetzung unmittelbar be- merkt. Hierbei müssen neben ästhetischen Aspekten insbesondere konservatorische Vorgaben beachtet werden. Die Präsentation von Gemälden, Photografien, Skulpturen oder archäologischen Fundstücken erfordert stets spezifische Lichtkonzepte. Photo- grafie darf nur mit sehr geringen Luxwerten beleuchtet werden, wohingegen Skulpturen aus verschiedenen Richtungen optimal ausgeleuchtet und damit regelrecht modelliert werden sollten, um ihre volle Wirkung im Raum zu entfalten. Um für den Betrachter von Kunst das ganz besondere und auratische Erlebnis perfekt zu inszenieren und die Kunstwerke in den richtigen Fokus zu rücken, muss also indivi- duell und fallspezifisch auf Raumsituation, Medium und Ausstellungsort sowie Thema eingegangen werden. Dies kann eine Herausforderung darstellen, die ganzheitliche und technisch innovative Konzepte verlangt. Die mannigfachen Möglichkeiten, die es in diesem Bereich gibt, aufzuzeigen, hat sich das vorliegende Heft der Reihe licht.wissen verschrieben: „Licht für Museen und Ausstellungen“. Ausstellungsmacher, Kuratoren und Lichtplaner finden hier wertvolle Informationen zu der Lichtgestaltung im Museum, den technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten. Von vertikaler Wandbeleuch- tung über Licht für dreidimensionale Objekte bis zu Beleuchtungen im Außenbereich. Vielseitig einsetzbare LED-Lichtquellen und -werkzeuge werden erklärt und ein effekti- ves, nachhaltig energiebewusstes Lichtmanagement skizziert. Technisch ausgeklügelte Tageslichtsysteme nach konservatorischen Kriterien zum Schutz wertvoller Kunstgegen- stände runden das breitgefächerte Themenspektrum ab. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre viele erhellende Erkenntnisse und Impulse. Max Hollein Direktor Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung und Schirn Kunsthalle Frankfurt [Titelseite] Einstellbare Strahler mit Vorsatzlin- sen akzentuieren Exponate und geben ein span- nendes, differenziertes Lichtbild im funktionalen Raum. Städel Museum, Frankfurt am Main. [01] Deckenlichter betonen die übergroßen Ballons einer omnipräsenten Wandskulptur, die Jung und Alt gleichermaßen fasziniert. Museum GoMA, Brisbane, Australien. 3
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Licht für Architektur und Außenwirkung Seite 06 Räume und Ausstellungszonen im Museum Seite 08 Licht im Museum und Ausstellungsraum Seite 10 Licht für Wechselausstellungen Seite 12 Licht für vertikale Flächen Seite 14 Lichtwerkzeuge: Wandflutung Seite 16 Lichtwerkzeuge: Akzentbeleuchtung, Framing Seite 18 Licht für dreidimensionale Objekte Seite 24 Aufbau einer LED-Leuchte Licht-Spezial LED-Lichtquellen, Lichtqualität und Wahrnehmung Konservatorische Aspekte Seite 20 Seite 28 a) Gehäuse mit Kühlkörper 4 b) LED-Platine c) Optik
Licht für Vitrinen Seite 26 Lichtwerkzeuge: Lichtdecken Seite 32 Licht für Ausstellungen im Freien Seite 36 Licht für Fassaden Seite 38 Dynamische Inszenierung, Lichtkunst Seite 42 Licht für interaktive Ausstellungen Seite 44 Energieeffiziente Sanierungskonzepte Seite 46 Schriftenreihe Impressum Seite 50 Tageslichtsysteme Lichtsteuerung Lichttechnische Grundbegriffe Seite 34 Seite 40 Seite 48 5
Licht für Architektur und Außenwirkung Die internationale Museumslandschaft präsentiert sich enorm vielfältig. So unterschiedlich die Themen und Schwerpunkte der Häuser, so abwechslungsreich sind auch Baustile und architektonische Besonderheiten der Museumsgebäude. Architektur, Größe oder Standort – jedes Museum für sich ist individuell und einzigartig. Museale Institutionen, die bedeutende Hilfreich dabei ist eine klare, lichtgestützte Kulturgüter bewahren und präsentieren, Wegeführung, um Besuchern die Orientie- unterstreichen ihren künstlerischen Rang rung auf dem Gelände und im Gebäude gerne durch eine repräsentative Archi- zu erleichtern. Beleuchtete Skulpturen im tektur. Sie erreichen damit einen hohen Außenraum weisen schon aus der Ferne Wiedererkennungswert. Der optimale auf das Museum hin und erweitern die Einsatz von Kunstlicht unterstützt dabei, Ausstellung über das Gebäude hinaus. die architektonischen Alleinstellungs- merkmale hervorzuheben und das ge- Architektur im städtischen Kontext samte Gebäude repräsentativ in Szene Sollen Museen oder Ausstellungen im zu setzen. städtischen Kontext hervorgehoben werden, ist es essenziell, das Umfeld zu Der „Bilbao-Effekt” beachten. In einer Kleinstadt mit mittelal- Die Aufwertung von Orten durch das terlichem Flair beispielsweise kann gezielt Errichten architektonisch herausragender auf die pittoreske alte Steinmauer des Bauten nennt man den „Bilbao-Effekt“, in Gebäudes ausgerichtetes Streiflicht für Anlehnung an das besonders markante die gewünschte Aufmerksamkeit sorgen. und einzigartige Gebäude des Guggen- In Großstädten hingegen, in denen das heim-Museums in der nordspanischen Niveau der Lichtreize viel höher ist, sollten Stadt Bilbao, das nach einem Entwurf maßgeschneiderte Beleuchtungskonzepte des amerikanischen Architekten Frank entwickelt werden. So könnte vielleicht O. Gehry entstand. Städteplanerisch eine weithin sichtbare vertikale Beleuch- verwandelte Bilbao mit diesem spektaku- tung die Blicke auf sich ziehen. lären Neubau die Industriebrache eines ehemaligen Hafenviertels in einen Ort Außenwirkung durch Glasfassaden kultureller Vielfalt. Glaselemente lassen zum einen viel Ta- geslicht in das Gebäude und sorgen zum Doch nicht nur die Architektur allein anderen für Leichtigkeit und Transparenz. sorgt für die gewünschte Aufmerksam- Eine Trennung zwischen Innen und Außen [02] Undurchdringlichkeit und Offen- heit – der Blick auf die Innenstruktur des Ge- keit, der urbane Lebensraum wird durch wird bei diesem Gestaltungsansatz auf- bäudes durch das große, heller beleuchtete Licht gleichfalls aufgewertet und es gehoben. Er ermöglicht Blicke von außen Fenster in der sonst hermetischen Fassade entstehen Identifikationsobjekte für die ins Innere und motiviert potenziell Interes- weckt die Neugier der Passanten. Rauten- Bürger einer Stadt. Durch ganzheitliche sierte so zu einem Besuch des Museums. strauch-Joest Museum, Köln. Beleuchtungskonzepte lassen sich aus Nachts kann die hinter dem Glas vorhan- [03] Nähert man sich dem Gebäude, Museumsbauten nächtliche Wahrzeichen dene Fassade beleuchtet werden, was zu führt schon der erste Blick durch die erschaffen, deren Wahrnehmung im eindrucksvollen Durchsichteffekten führt. Glasfassade ins Innere. Die Trennung zwi- öffentlichen Raum, zum Beispiel durch schen Innen und Außen wird aufgehoben. temporäre Lichtinstallationen, noch ver- Generell kommunizieren beleuchtete Rheinisches Landesmuseum, Bonn. stärkt werden kann. Fassaden dem Besucher ein offenes Haus und wirken schon von Weitem sehr [04] Der außergewöhnlichen Architektur wird durch die Beleuchtung Leichtigkeit Eingangssituation einladend. Durch beleuchtete Plakate verliehen. Oscar-Niemeyer-Kulturzentrum, Der erste Eindruck ist entscheidend. Da- oder Fahnen wird diese Geste zusätzlich Avilés, Spanien. her sollte der Eingangsbereich einladend verstärkt und die Aufmerksamkeit der vor- gestaltet und von Weitem als solcher beilaufenden Passanten geweckt. [05] Klassizismus trifft Moderne – auch erkennbar sein. Licht spielt dabei atmo- lichttechnisch wird dieser Kontrast durch die gestaltenden Downlights an der Fas- sphärisch eine wichtige Rolle, weckt das sade des Neubaus gelungen hervorgeho- Interesse der Passanten und lädt sie zu ben. Villa Vauban, Luxemburg. einem Besuch des Museums ein. 7
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Wandbezogene Ausstellung Wechsel- Vitrinen ausstellungen Flure/Treppen Foyer und Kassen Ausstellung im Freien Museumsshop Cafeteria 06 Räume und Ausstellungszonen im Museum Dauer- oder Wechselausstellung, Vortragsraum oder Museumsshop. Um die Sehaufgaben von Besuchern und Mitarbeitern in den unterschiedlichen Räumen optimal zu unterstützen, sollten auf den jeweiligen Zweck abgestimmte Beleuchtungslösungen entwickelt werden. Lichtplanung im Museum muss verschie- Stromschienensysteme mit werkzeugfrei denste Parameter beachten: Lichtdrama- adaptierbaren Strahlern oder in die Decke turgie, ergonomische und konservatori- integrierte, kardanische Downlights mit sche Aspekte, Richtlinien und Normen und wechselbaren Optiken. vieles mehr. Dieses Kapitel reißt wesentli- che Planungsbereiche und Hauptaspekte Licht für vertikale Flächen der jeweiligen Lichtsituationen kurz an. Die Neben zurückhaltender, diffuser Wandflu- Folgekapitel spezifizieren die einzelnen tung über Tages- oder Kunstlichtdecken Museumsbereiche und gehen mit passen- empfiehlt sich hier die Montage flexibel den Beleuchtungslösungen ins Detail. bestückbarer Stromschienen parallel zur Ausstellungswand. Daran adaptiert, er- Licht im Museums- und Ausstellungsraum möglichen flächig oder fokussiert abstrah- Für Präsentation und Beleuchtung von lende Lichtwerkzeuge Wandflutungen oder Kunst gelten besondere Regeln. Um kontrastreiche Hell-Dunkel-Zonen. Alter- Werke optimal zu inszenieren, müssen nativ können diese Funktionen auch über viele Aspekte beachtet werden: Ist das Einbau-Downlights erzielt werden. Museum ein historisches Gebäude oder ein tageslichtdurchlässiger Neubau? Gibt Licht für dreidimensionale Objekte es konservatorische Anforderungen? Mit Skulpturale Werke brauchen raumbezo- viel Fingerspitzengefühl muss ein Gesamt- gene Lichtkonzepte. An Wand, Boden oder beleuchtungskonzept erstellt werden, das Decke platzierte Spots und Leuchten für verfügbare Lichttechnik optimal einsetzt. gerichtete Seitenlichter (Modelling) können Brillanz und Dreidimensionalität der Expo- Licht für Wechselausstellungen nate unterstreichen und ihre Materialität Temporäre Ausstellungen fördern Attrak- betonen. Konservatorische Aspekte sind [06] Grafische Darstellung unterschiedli- tivität und Besucherzahlen. Je nach dabei ebenso zu berücksichtigen wie Blick- cher Bereiche in einem Museum. Das Licht muss spezifische Bedürfnisse verschie- Ausstellungskonzept erfordern sie flexible achsen, Sockelflächen und Wege im Raum. denster Personen in den Funktions- und Beleuchtungslösungen. Gut geeignet Besucher sollten sich frei bewegen können Ausstellungsbereichen erfüllen. für Wechselausstellungsbereiche sind und nicht geblendet werden. 8
Schaudepot Depot Dreidimensionale Objekte Werkstatt Büro Bibliothek und Studienraum © licht.de Vortragsraum Licht für Vitrinen leuchten müssen in das ästhetische Zusam- Je anspruchsvoller die Sehaufgabe, desto Besonders wertvolle oder kleine, empfind- menspiel von Architektur und Ausstellungs- höher die Beleuchtungsanforderung, auch liche Objekte werden geschützt in Vitrinen geschehen integriert werden. in den ruhigen, separierten Studienräumen, präsentiert. Die Beleuchtung sollte entwe- wo besondere Dokumente aus Beständen der spiegelungsfrei von außen erfolgen Vortragsraum und Archiven eingesehen werden können. oder durch miniaturisierte und einstellbare Multifunktional ausgestattete Veranstal- Hier sind nach DIN EN12464-1 mindestens LED-Leuchten oder Lichthauben blendfrei tungsräume benötigen situationsgerechte 200 Lux bei den vertikalen Beleuchtungs- von innen. Lichtszenen. Präsentationsflächen sollten stärken auf den Regalvorderseiten sowie mindestens die 1,5-fache Beleuchtungs- Buch- und Dokumentenrücken einzuhalten. Licht für Ausstellungen im Freien stärke des Raumes aufweisen, das heißt, bei Lesebereiche sollten mit 500 Lux ausge- Archäologische Ausgrabungsstätten, einer Raumbeleuchtungsstärke von 500 Lux leuchtet werden. Technikparks oder Skulpturengärten: Licht- sollten die Vortrags- und Präsentationsberei- starke Außenraum-Beamer, fest installierte che mit mindestens 750 Lux ausgeleuchtet Depot und Schaudepot Strahler oder Bodeneinbauleuchten setzen werden. Konzentrationsfähigkeit, Aufnahme- Für einfache Arbeiten in Magazin, Depot bei Dunkelheit neue Wahrnehmungsak- vermögen und Kommunikationsbereitschaft oder Archiv wird weniger Licht benötigt, zente. Die Lichtquelle wird dabei immer erhöhen sich damit signifikant. als beim Umgang mit kleinteiligem Lager- betrachterabgewandt oder mit Blend- gut oder für Leseaufgaben (Beschriftun- schutzvorrichtungen versehen montiert. Cafeteria und Museumsshop gen, Formularerfassung). Hier sind relativ Cafeteria und Museumsshop gehören hohe Beleuchtungsstärken wichtig. Viele Foyer und Kassen zum Museumserlebnis. Besucher lieben Museen öffnen ab und zu ihre Depots, um Eingangsbereiche sind die Visitenkarte des hochwertig ausgestattete Museumscafés die dort „verborgenen“ Schätze zugäng- Hauses. Foyers mit architektonisch reprä- und den Erwerb kunstnaher Souvenirs. lich zu machen. Dann sollten die Qualitäts- sentativer, harmonischer Lichtatmosphäre Downlights oder dekorative, blendfreie Pen- anforderungen für die Beleuchtung von signalisieren einen freundlichen Empfang. delleuchten tragen zu einer angenehmen, Ausstellungsräumen gelten. Nach DIN EN12464-1 mit 500 Lux blendfrei anregenden und erholsamen Atmosphäre in ausgeleuchtete Arbeitsbereiche an Kassen der Cafeteria bei. Im Museumsshop werden Werkstatt mit Bildschirmen sowie eine lichttechnisch Bücher und Accessoires mit einem Mix aus Werkstätten im Museum benötigen eine transparente Wegeführung zu Ausstellungs- direktem und indirektem Licht von Strahlern funktionelle Arbeitsplatzbeleuchtung nach räumen, Cafeteria oder Waschräumen ga- oder Downlights gut ausgeleuchtet. Das DIN EN12464-1 mit mindestens 500 Lux rantieren hohe Funktionalität. erleichtert die Orientierung und motiviert auf den Arbeitsflächen und eine Farbwie- zum Kauf. dergabe von mindestens Ra 90 durch die Flure und Treppen Leuchtmittel. DIN EN12464-1 für öffentliche Gebäude Bibliothek und Studienraum bestimmt für „Verkehrswege“ wie Flure Die richtige Bibliotheksbeleuchtung schafft Weitere Hinweise zur Beleuchtung und Treppenhäuser mindestens 100 Lux Übersicht, hilft beim Auffinden gewünschter am Arbeitsplatz in licht.de Heft 04 „Gutes Beleuchtungsstärke auf dem Bodenniveau. Literatur, erleichtert das Lesen und prägt Licht im Büro” und Heft 05 „Industrie und Auch Sicherheits- und Rettungszeichen- eine ruhige, leicht anregende Atmosphäre. Handwerk“. 9
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Licht im Museums- und Ausstellungsraum Beleuchtungskonzepte im Museum – ob für Dauer- oder Sonderausstellungen – sollten immer die kuratorische Grundidee aufgreifen und sie lichttechnisch optimal unterstützen. Dabei sind ästhetische und gestalterische Prinzipien ebenso wie architektonische und konservatorische Anforderungen zu berücksichtigen. Gute Lichtplanung beginnt mit der Aufga- angepasst. Diffuse Grund- sowie spezifische benanalyse: Wie sind die architektonischen Ausstellungsbeleuchtung sollten koordiniert Rahmenbedingungen? Wie sind die Energie- eingesetzt werden, um ästhetisch wie wirt- kapazitäten? Ist der kontrollierte Einsatz von schaftlich optimale Lösungen zu schaffen. [07] Konservatorische Lichtplanung fügt Tageslicht gegeben? Gibt es konservatori- sich ästhetisch in die denkmalgeschützte sche Vorgaben? Die funktionale Museums- Beleuchtungstechnisch unterscheidet man Architektur ein. Fresken der Kapelle der beleuchtung nach kuratorischen Maßgaben architektonisch integrierte und additive Eleonora da Toledo im Palazzo Vecchio in ist bei Neubau wie Sanierung Teil des Bauge- Lichtlösungen. Integrierte Lichtlösungen er- Florenz. schehens. Auch der gleichmäßige, vertikale fordern eine enge Abstimmung mit bauaus- [08] Gerichtete Akzentbeleuchtung im Lichteinfall auf die Wände muss genau führenden Architekten oder Denkmalschutz. dunkel gehaltenen Raum setzt den Fokus geplant werden. Lichtdecken und flächig Additive Lösungen werden meist mit ange- auf die Exponate. Brandhorst Museum, abstrahlende Leuchten erzeugen eine diffuse bauten oder abgependelten Stromschienen München. Grundbeleuchtung im Ausstellungsraum. für flexible Strahler umgesetzt. In beiden Besondere Ausstellungsbeleuchtungen Fällen sollte geprüft werden, ob Ein- bzw. [09] Eine Lichtdecke schafft für Gemäl- degalerien ideales, gleichmäßiges Licht werden vom Ausstellungsgestalter sowie Ku- Anbaubaupunkte zu erwartende Lasten im Raum. Germanisches Nationalmuseum rator, der Technik oder dem Restaurator des tragen können und die Brandschutzanfor- Nürnberg. Museums nach individuellen Anforderungen derungen erfüllt sind. Projektprozess Licht für Museen und Ausstellungen Zum Prozess der Planung einer guten Museums- und Ausstellungsbeleuchtung gehört, dass alle Beteiligten von Anfang an vollständig in das Ausstellungskonzept invol- viert werden. Je nach Örtlichkeit, Aufgabenstellung und Anwendung müssen die einzelnen Schritte differenziert umgesetzt werden. Einzelne Punkte müssen gegebenen- falls mehrfach überprüft, modifiziert und abgearbeitet werden. Folgende Schritte sind im Lichtplanungsprozess besonders zu bedenken: ▪ Bedarfsbudget-Ermittlung der geforderten Beleuch- tungslösung ▪ Erstellung Gesamtkonzept Beleuchtung (unter Berücksichtigung architektonischer Gegebenheiten, Tageslicht, Ausstellungs- und Lichtkonzept) ▪ Bemusterung ▪ Kostenplanung inklusive Montage ▪ Entscheidung aufgrund - kuratorischer - lichtplanerischer - konservatorischer - energieeffizienter - und wirtschaftlicher Aspekte ▪ Ausführung, Justierung, Übergabe und Bauabnahme 07 10
White Cube versus Black Box Bestimmten Grundmustern folgend, erfor- Bühnentechnik zur Anwendung, vor allem Der Charakter der Lichtplanung kann von dern Ausstellungen in der Regel ähnliche Akzentstrahler. Aus dem Dunkel heraus zwei extremen Raumkonzepten bestimmt lichttechnische Notwendigkeiten. Dabei leuchtende Vitrinen überhöhen die Expo- werden: „White Cube“ und „Black Box“. kommt es selten zu reinen idealtypischen nate. Der Ausstellungsraum selbst tritt in Die Black Box „löscht“ mit der Dunkel- Lösungen. Häufiger sind am Projekt als den Hintergrund. heit den Blick auf den physischen Raum. Ganzem orientierte Kombinationslösungen: Exponate, Figuren, statische und bewegte Ausstellungstyp Galerie – Vorwiegend Bilder wirken prominenter. Auch in extrem Ausstellungstyp Historischer Raum – Räume serielle Präsentation von Exponaten ohne reduzierter, fokussierter Lichtdosierung in originaler Erhaltung und Ausstattung Hervorhebung einzelner Objekte erscheint alles sehr deutlich. Die Objekte Die Beleuchtung kann hier durch abgepen- Die Atmosphäre ist unaufdringlich. Tages- erlangen als Unikate monumentale Wir- delte Leuchten mit einem Direkt-Indirekt- licht-Oberlichter spenden gleichmäßige, kung. Die „szenografische“ Black Box Anteil zur Anstrahlung der Decke realisiert fast schattenlose Helligkeit. Architektur und tendiert zur Reduktion, vermittelt Stille werden, oder durch freistehende Leuchten, Dimensionen des Raumes bleiben sichtbar und Innenschau. die, gut abgeschirmt, die Exponate von der und erlebbar. Seite beleuchten. In diesen Räumen gibt es Im White Cube wirken einfachere Parame- häufig auch Tageslichtdecken oder künstli- Weitere Varianten bestehen in der vertikal ter. Der Präsentationsrahmen ist neutral, che Lichtdecken. Tageslicht sollte allerdings gleichmäßigen Ausleuchtung von Hänge- sachlich, eingegrenzt. Die Kunst wirkt für auf die konservatorischen Werte gefiltert wänden oder in der Hervorhebung serieller sich, Werke werden gleichmäßig ausge- werden. Exponate durch Akzentbeleuchtung. Auch leuchtet. Bilder und Wände ergeben eine die Kombination beider Beleuchtungsarten homogene Einheit, dem Besucher vermit- Ausstellungstyp Inszenierung – Konfigura- mit einem Helligkeitsschwerpunkt auf der telt sich ein heller, weiter, ruhiger Raum- tion für eine komplexe Gesamtwirkung vertikal beleuchteten Wand in Augenhöhe eindruck. Im White Cube werden vor allem Exponate werden in weitgehend abgedun- ist möglich. moderne Kunst und Rauminstallationen kelten Räumen inszeniert. Dabei kommen präsentiert. lichttechnische Erfahrungen aus der 08 09 11
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Licht für Wechselausstellungen Um regelmäßig ein breiteres Publikum anzuziehen, zeigen viele Museen parallel zu den Dauerausstellungen ihrer Sammlungsbestände auch attraktive Wechselausstellungen. Für Museumsbereiche mit immer wieder neuen Exponaten sollten Beleuchtungslösungen daher möglichst so flexibel geplant werden, dass sie wechselnde Anforderungen erfüllen können. Wechselausstellungen bieten für Museen das Beleuchtungsniveau aus konserva- die Chance, neben dem Stammpublikum torischen Gründen sehr weit abgesenkt neue Zielgruppen zu gewinnen. Für be- werden muss. grenzte Zeit und mit Leihgaben kuratiert, definieren Leihverträge die konservatori- Alternativ zu den Stromschienen ist auch schen Anforderungen für die Präsentation die Verwendung von Einzelleuchten im Museum. Für Licht- und Klimatechnik denkbar, z.B. kardanisch frei ausrichtbare gilt dabei immer mindestens der Standard Einbau-Downlights. Fest in der Decke der Dauerausstellung; nicht selten wird installiert, lassen sie sich um bis zu auch eine besondere technische Ausstat- 360° drehen und um ca. 30° schwenken tung gefordert. (bei Richtstrahlern ist der Drehbereich geringer). Raum- und Deckenansicht Flexibilität wirken ungestört und ruhig. Auch bei Wechselausstellungen bedeuten mitunter Downlights lässt sich der Ausstrahlwinkel räumliche Veränderungen. Die Beleuch- verändern. Das Auswechseln der Optiken tungsanlage in den entsprechenden und die Einstellung des gewünschten Museumsbereichen sollte daher mög- Schwenkwinkels sind etwas aufwendiger lichst flexibel modifizierbar sein. Raumbe- als bei Stromschienenstrahlern. Dauerhaft leuchtungen schaffen durch Lichtdecken installierte Downlights im Wechselausstel- oder breitstrahlende Leuchten bereits lungsbereich setzen außerdem eine gut flächig-diffuse Lichtverhältnisse. Im Rah- abgestimmte Planung bezüglich Archi- men individueller Lichtkonzepte können tektur und Ausstellungsanforderungen zudem gezielt Akzente über gerichtetes voraus. Licht gesetzt werden. Technisch empfiehlt sich hierfür eine anpassungsfähige Oft wird die Einstellung für die „richtige Infrastruktur mit Stromschienen unter der Beleuchtung“ erst kurz vor der Ausstel- Decke, an denen schnell und werkzeug- lungseröffnung gefunden. Eine unkompli- los schwenk- und drehbare Strahler an zierte Handhabung der beschriebenen jeder beliebigen Stelle montiert werden Leuchten für eine flexible Ausleuchtung können. Einige Stromschienen sollten für der Exponate ist daher von großem Vor- eine Wandbeleuchtung parallel zu den teil. Für schwer zugängliche Stellen könn- Wänden verlaufen, andere in rechtecki- ten fernsteuerbar einzustellende Strahler ger oder quadratischer Anordnung, um die bedarfsgerechte Lösung sein. alle Bereiche im Raum zu erreichen. Die Schienen können dafür in die Decke ein- Bei Wechsel-, Sonder- und Wanderaus- [10] Zurückhaltend in die Architektur gelassen oder an der Decke montiert wer- stellungen kommen oft mobile Stellwände integrierte kardanische Leuchten eignen den. Auch eine Abhängung der Schienen zum Einsatz, die über Wandausleger mit sich durch ihre Flexibilität sehr gut für über Drahtseile ist möglich. Strahlern eine zielgerichtete Beleuchtung Wechselausstellungen. Rheinisches Lan- der Exponate ermöglichen. Der Abstand desmuseum, Bonn. Die eingesetzten Strahler sollten mit der Leuchte von der Stellwand sollte eine [11] Ein punktgenaues Ausrichten der wechselbaren Optiken unterschiedliche gute, akzentuierende Lichtverteilung Strahler lässt Exponate plastisch erschei- Ausstrahlwinkel erzeugen können. Ein- ermöglichen. Optimal für diese Lösung ist nen. K21, Düsseldorf. zeln dimmbare Strahler und eine flexible eine in die Stellwand integrierte Elektrifi- Lichtsteuerung ermöglichen die Anpas- zierung, die über Bodentanksteckdosen [12] Parallel zur Wandfläche erlaubt die galerieartige Ausleuchtung der Bilder mit sung der Beleuchtung für alle Arten von oder Stromschienenadapter gespeist Strahlern an Wandauslegern einen blend- Exponaten, auch für höchst lichtemp- wird. So werden gefährliche Stolperfallen freien Blick. Photokina, Köln. findliche Ausstellungsstücke, bei denen vermieden. 12
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Licht für vertikale Flächen Eine ideale und zugleich vielseitige Beleuchtung der Wände ist für viele Museen eine der zentralen Herausforderungen. Ob akzentuiert oder einheitlich, Kunstwerke sollten mithilfe der richtigen Beleuchtung passend zum Ausstellungskonzept in Szene gesetzt werden. Eine wandbezogene Beleuchtung im flexibel umsetzbar. Sie schafft spannungs- Museum wird in der Regel in enger Zu- reiche Raumsituationen. Der Blick des sammenarbeit mit dem jeweiligen Kurator Betrachters wird durch Licht auf bestimmte und Ausstellungsarchitekten entwickelt. Im Gegenstände im Raum gelenkt, der Aus- Grundsatz unterscheidet man zwei grund- stellungsmacher entscheidet, wie er den legend verschiedene Beleuchtungsstile. Fokus steuert. Die Wandflutung Für dreidimensionale Objekte, zum Bei- Die Wandflutung mit großflächig angeleg- spiel Reliefe, gilt: Richtet man zwei oder ter Beleuchtung wirkt tendenziell sachlich mehr Strahler auf sie, werden Höhen- und und neutral. Räume erscheinen ruhig, weit Tiefenstrukturen optisch herausgearbeitet. und hell. Sie bieten viel gleichberechtigte Es entsteht ein räumlicher Blick auf das Präsentationsfläche. Bilder hängen hier mit Objekt. der gleichen Gewichtung nebeneinander, die Ausstellungsräume wirken verein- Auf den folgenden Seiten werden beide heitlicht, weniger individuell, universeller. Ansätze detaillierter erklärt und die dazu- Der Betrachter wird zum Interpreten des gehörigen Lichtwerkzeuge vorgestellt. Eine Gesehenen. Er entscheidet, wohin er seine gute Lösung für viele Ausstellungen liegt Aufmerksamkeit wenden möchte. Das auch in der Kombination beider Stile. Das Licht unterstützt ihn dabei. Zusammenspiel von Objektakzentuierung mit generalisierender Wandflutung schafft Die akzentuierte Wandbeleuchtung und ein besonderes Spannungsfeld im Raum. eine ihrer Unterarten, das „Framing“. Akzentuierung entsteht, wenn Objekte Farbige Wände im Raum gezielt heller leuchten als ihre Farbige Wände als Gestaltungselement Umgebung. Der Leuchtdichtekontrast findet man häufig in Gemäldegalerien der sollte – mit mindestens 5:1 – so gewählt „Alten Meister“. Bewusst wird ein starker, werden, dass Objekte besonders hervor- dennoch farblich abgestimmter Kontrast gehoben wahrgenommen werden. Eine zwischen Wand und Bild gewählt, der har- akzentuierende Beleuchtung ist durch monisch wirkt. Auch für Ausstellungskon- einfache Montage einzelner Strahler zepte mit farbigen Wänden ist eine gleich- innerhalb des gewählten Schienensystems mäßige Wandflutung sehr gut geeignet. [13] Schienensysteme mit Leuchten in unterschiedlichen Ausstrahlwinkeln er- möglichen eine flexible Anpassung an die Exponate. Long Museum, Shanghai. [14] Akzentuiertes Licht auf die Reliefe an der Wand rechts lässt diese dreidimen- sional erscheinen. Fränkische Galerie, Kronach. [15] Große Meister entfalten ihre beson- dere Wirkung im gleichmäßigen Licht auf farbigen Wänden. Gemäldegalerie, Berlin. 15
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Lichtwerkzeuge: Wandflutung Bilder und Reliefe hängen oder stehen meist mit geringem Abstand vor der Wand. Mit einer Wandflutung werden sie für den Betrachter in einem hellen, harmonischen und sachlichen Umfeld präsentiert. Für alle flachen, an der Wand exponierten Wandansatz bis zum Bodenniveau, wobei Ausstellungsgegenstände ist die gleich- die wandnahen Bodenflächen nicht direkt mäßige Ausleuchtung über eine flächige mitbeleuchtet werden (siehe Abbildung 18). Wandbeleuchtung ideal geeignet. Sie schafft neutrale Hintergründe, sodass Bild Großformatige Bilder und Wand eine Einheit bilden können. Besonders für großformatige Kunstwerke Sollen Objekte in sachlicher Atmosphäre eignet sich das Beleuchtungskonzept der präsentiert werden, ist die Wandflutung Wandflutung optimal, da hier die Notwen- das ideale Instrument. Vertikalen Flächen digkeit der einheitlichen Raumausleuchtung wird so bewusst jede Dramatik genommen. in besonderer Weise zum Tragen kommt. Nicht nur Bild und Wand sollen gleichwer- Bei kleinen Räumen, die von einer quadra- tig wahrgenommen werden, sondern auch tischen Grundform abweichen, ist es sehr alle im Raum gezeigten Kunstwerke. So wichtig, auf die korrekte geometrische An- kann der Betrachter sich – unbeeinflusst ordnung von Leuchten und Lichtsystemen von Akzentuierung und szenografischen zu achten. In der Regel sollte sie in der Form 16 Elementen – seinen eigenen Eindruck von der Grundfläche des Raumes entsprechen. den Arbeiten verschaffen. tiefe, sondern auch eine wahrnehmbare Eine gute Gleichmäßigkeit des Lichts auf räumliche Abgrenzung einzelner Ausstel- Anwender nutzen für diese Beleuch- den Wänden kann - mithilfe von großen lungszonen zueinander. Der entstehende tungsstrategie in der Regel Leuchten mit Leuchtflächen - auch durch Lichtdecken helle, ruhige Raumeindruck bildet den asymmetrischer Lichtverteilung durch oder große, aufgesetzte Leuchten, die idealen Hintergrund für Kunstwerke und entsprechende Linsenoptiken oder Reflek- Oberlichter simulieren, erzielt werden. andere Exponate; der Raum wirkt als toren (siehe Abbildung 20). Die optimale homogene Einheit. Durch die Reflexion Positionierung von Wandflutern richtet sich Betonung der Architektur durch vertikale über die Wände sorgt die Wandflutung immer konkret an der zu beleuchtenden Beleuchtung zugleich für eine angenehme Helligkeit in Wand aus. Qualitativ hochwertige, ent- Die Wandflutung schafft durch die Beto- der Raummitte und kann je nach Geo- blendete Wandfluter verteilen das Licht nung der Flächigkeit der gefluteten Wände metrie des Raums als Beleuchtung sogar nahezu komplett gleichmäßig vom oberen nicht nur eine explizite Weite und Raum- komplett ausreichen. Lichtwerkzeuge im Vergleich: A) Leuchten für hell geflutete Wände Für eine homogene Wandflutung [17-20] (siehe Abb. Anordnungsmethode) ist eine korrekte Anordnung der Leuchten, orientiert an Lichtverteilung und Raumgeometrie, wichtig. Es gilt die Faustregel: Der Wandabstand „a“ der Wandfluter sollte ein Drittel der Deckenhöhe „h“ betragen. Der Leuchtenabstand zwischen den Leuchten „b“ entspricht in etwa dem Wandabstand „a”. Er sollte das 1,5fache des Wandabstandes auf keinem Fall überschreiten. Eine Bemusterung vor Ort ist zu empfehlen und liefert die genauen Positionsangaben. Raumansicht Seitenansicht Draufsicht Lichtverteilungskurve Wandflutung 105° Wand- abstand a Wand- 90° abstand a Decken- 75° höhe h 800 60° Leuchtenabstand b 1200 45° 1600 2000 cd/klm 2400 30° 17 © licht.de 18 © licht.de 19 © licht.de 20 15° 0° 15° © licht.de © licht.de 16
Ergänzung der Wandflutung durch Akzente zung. Einerseits sorgt die Wandflutung für Akzente lichttechnisch inszenieren und ver- Eine Wand muss natürlich nicht grundsätz- eine homogene Grundhelligkeit im Raum leiht so dem Raum eine Lebendigkeit und lich flächig beleuchtet sein. Je nachdem, und sichert so eine gute Erkennbarkeit der Rhythmik. Siehe dazu auch die Grafiken 21 wie man die vertikale Raumfläche lichttech- Exponate. Andererseits setzt der Einsatz bis 24. nisch behandeln möchte, können Anwen- von gezielt gerichteten Strahlersystemen der auf verschiedene Lichtwerkzeuge und mit höherer Beleuchtungsstärke Akzente in Positionierungsmethoden zurückgreifen. Richtung lichtdramaturgischer Differenzie- Für Ausstellungen, denen eine extreme Be- rung einzelner Kunstwerke oder stärkerer schränkung auf das Konzept der Wandflu- Modellierung von Skulpturen. [16] Eine gleichmäßig helle Lichtvertei- tung nicht gerecht wird, weil man sie als zu lung auf den Wänden verleiht der Präsen- uniform erlebt, eröffnet die Kombination mit Selbstverständlich lässt sich auch die tation eine sachliche Atmosphäre. Saatchi der Akzentbeleuchtung die ideale Ergän- eigentliche Wandabwicklung durch gezielte Gallery, London. Lichtwerkzeuge im Vergleich: B) Leuchten für rhythmisch akzentuiert beleuchtete Wände Sollen die Wände akzentuiert beleuchtet werden [21-24], kann dieses mit engstrahlenden Leuchten realisiert werden. Wandnah platzierte Downlights mit ihren vertikalen, aufeinanderfol- genden Lichtkegelabschnitten, sogenannten „Scallops“, verleihen dem Raum eine besondere Lichtdynamik. Raumansicht Seitenansicht Draufsicht Lichtverteilungskurve Akzentbeleuchtung 105° Wandabstand a Wandab- 90° stand a Decken- 75° höhe h 800 60° Leuchtenabstand b 1200 45° 1600 2000 cd/klm 2400 30° 21 © licht.de 22 © licht.de 23 © licht.de 24 15° 0° 15° © licht.de © licht.de 17
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Strahlung im Randbereich (Streulicht und Lampenanteil) Halbstreuwinkel Auch Halbwertswinkel / Ausstrahlwinkel / Öffnungswinkel = Hauptlichtanteil bis 50% der Maximallichtstärke 25 26 Lichtwerkzeuge: Akzentbeleuchtung, Framing Eine weit verbreitete Art der Beleuchtung in Ausstellungen und Museen ist die Akzentbeleuchtung. Genau definierte und fokussierte Lichtkegel heben die besonderen Vorzüge einzelner Exponate hervor. Sie werden im Vorfeld durch Kuratoren und Ausstellungstechnik perfekt justiert. Die Akzentbeleuchtung ist variabel einsetz- betragen. Bei einem Kontrast von 1:20 sind bar. Sie eignet sich zur Beleuchtung von deutliche Akzente zu sehen, bei 1:100 wirkt Bildern jeglicher Größe, zur Anstrahlung drei- die Installation geradezu dramatisch, was dimensionaler Objekte und zur Ausleuchtung nur in sehr dunklem Umfeld möglich ist. von Exponaten in Vitrinen. Die flexible Ak- zentbeleuchtung im Museum kann unkompli- Reflexblendung und Sehkomfort ziert durch an Stromschienen adaptierbare Auch der Sehkomfort der Beleuchtung trägt Strahler erzeugt werden, die schnell an die wesentlich zur Qualität des Ausstellungser- jeweiligen Ausstellungsverhältnisse ange- lebnisses bei. Enge Lichtkegel und abge- passt werden können. Das spart Zeit und schirmte Lichtaustrittsflächen minimieren die langfristig auch Betriebs- und Beleuchtungs- Direktblendung und störende Reflexblen- kosten. Hilfreich bei der richtigen Strahler- dungen. auswahl sind Lichtverteilungskurven (anhand von sogenannten „Polardiagrammen“ und Halbstreuwinkel „Kegeldiagrammen“) der Hersteller. Für Dau- Der Halbstreuwinkel beschreibt den photo- erausstellungen können auch Downlights, metrisch relevanten Winkelbereich einer besonders Richtstrahler, verwendet werden, Lichtstärkeverteilung. Dieser Winkel entsteht die die gleichen Effekte erzielen. zwischen den beiden Punkten bei denen die [25, 26] Die DIN-Norm 5040-4:1999-04 maximale Lichtstärke noch 50% beträgt. Der spricht hier von Halbstreuwinkeln. Für Strah- Lichtwirkungen bei der Akzentbeleuchtung Halbstreuwinkel definiert den Durchmesser ler und Reflektorlampen mit rotationssymmet- Soll die Wandfläche akzentuiert beleuchtet eines Lichtkegels, sagt aber nichts über die rischer Lichtstärkeverteilung gilt: werden, so kann dieses mit engstrahlenden Begrenzung von Streulicht und mögliche Engbündelnd: < 10°, Bündelnd: 10° bis 35°, Leuchten (siehe auch Seite 17, Abb. 21-24) Blendung aus. Breitstrahlend: > 35° realisiert werden. Die vertikalen, aufeinander- [27] Die engen Ausstrahlwinkel der folgenden Lichtakzente verleihen dem Raum 30° Museumswinkel Leuchten verursachen durch Hell-Dunkel- durch ihren Hell-Dunkel-Verlauf auf der Zur Gemäldeausleuchtung bietet sich eine Zonen eine starke Lichtdynamik im Raum. Wand eine gewisse Lichtdynamik. Sie führen „30°-Museumswinkel“-Konzeption an. Die Kunstmuseum, Göteborg. den Blick des Ausstellungsbesuchers und geeignete Lichtquelle muss, je nach Bild- bewirken seine ungestörte Konzentration auf größe und Entfernung, nach Halbstreuwinkel [28] Lichtakzente heben die einzelnen Werke hervor und geben dem Raum eine die Kunst. Interieur und Architektur spielen und Lichtstärke ausgewählt werden, um die ordnende Struktur. Brandhorst Museum, dabei nur eine sekundäre Rolle. Je enger die erforderliche vertikale Beleuchtungsstärke München. Lichtkegel, umso dramatischer ihre Wirkung, für die auszuleuchtende Fläche zu gewähr- je breiter, umso stärker werden Exponate leisten. Hält der Planer die geometrische [29] Beim „Framing“ wird exakt aus- auch als Teil des Raumes wahrgenommen. Relation zwischen Lichtquelle und Exponat schließlich das Bild beleuchtet, der Rest des Raumes bleibt ausgespart. Die Kunstwerke Damit ein Lichtkegel als Akzent ins Auge ein, ist auch eine Betrachtung aus naher Dis- wirken dadurch, als ob sie von innen heraus fällt, muss der Helligkeitsunterschied zwi- tanz ohne störende Überlagerungsschatten leuchten würden. Musée Magritte, Gent. schen Exponat und Umfeld mindestens 1:5 möglich (siehe Abbildungen 30 und 31). 18
27 28 29 30° Museumswinkel Blickfeld des Betrachters 30 © licht.de 31 © licht.de 32 © licht.de Leuchten korrekt positionieren Reflexblendung vermeiden Framing © licht.de Bei der Beleuchtung von Gemälden und Skulpturen [27, Positioniert man zur Beleuchtung eines Bildes zwei Framing als besonderes Highlight: [32] Begrenzt man 30] bietet sich das bewährte Prinzip des 30°-Museums- Strahler jeweils seitlich [31], vermeidet man bei dessen Lichtkegel exakt auf das Bildformat des Exponates, winkels an, bei dem das Licht in einem Einfallswinkel von Betrachtung nicht nur eine Reflexblendung auf dem scheint das Bild eigenständig von innen heraus zu leuch- 30° auf das zu beleuchtende Objekt trifft. Ein steilerer Exponat, sondern auch eine Verschattung des Bildes. ten. Diesen Effekt nennt man Framing (engl. Einrahmung). Einfallswinkel würde für ein zu starkes Streiflicht sorgen Bei mit Glas gerahmten Bildern können Spiegelungen Als Lichtwerkzeuge verwendet man hier Strahler mit und folglich lange Schatten unterhalb des Bildrahmens der Leuchten auf der Scheibe lästige Blendmomente Konturenschiebern und Projektionslinsen. Die Wirkung erzeugen. Bei größerer Distanz zwischen Leuchte und bewirken und den Genuss der Betrachtung behindern. kontrastreicher Hell-Dunkel-Szenen wird durch diese Art Exponat wächst die Wahrscheinlichkeit einer störenden Abgeschirmte Lichtaustrittsflächen, enge Lichtkegel und der Beleuchtung besonders unterstrichen. Schattenbildung durch den Betrachter auf dem Bild. eine optimale Anordnung der Leuchten helfen dabei, Reflexblendungen zu vermeiden. 19
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen LED-Lichtquellen, Lichtqualität und Wahrnehmung Hochwertige LED-Lichtquellen sind unentbehrlich für die moderne Museumsbeleuchtung. Faktoren wie gute Lichtausbeute, Farbtemperatur und Farbwiedergabe, Lebensdauer und Lichtverteilung sind wichtige Voraussetzungen, um die spezifischen Anforderungen an gute Beleuchtung zu erfüllen. Um sich für das richtige LED-Lichtsystem wird beim Betrieb der Diode über Gleich- in der optimal auf Beleuchtung und Betrieb spannung Licht erzeugt, direkt oder durch abgestimmten Qualität entscheiden zu eine reflexive Auskopplung. Während können, empfiehlt es sich, sämtliche Anfor- herkömmliche Glühlampen immer ein kon- derungen an die Beleuchtung im Vorfeld tinuierliches Lichtspektrum aussenden, zu definieren. Dabei spielen Parameter wie lässt sich über eine LED Licht in einer Lichtausbeute [lm/W], Farbwiedergabe, ganz bestimmten Farbe emittieren. Sie ist ähnlichste Farbtemperatur [CCT], Lebens- im Wesentlichen abhängig vom verwen- [34] Die abgebildeten LED-Module dauer, Betriebsweise, Lichtstromverhal- deten Halbleitermaterial. eignen sich für vielfältige Anwendungen, ten, Baugröße, Lichtverteilung, Binning, wie die Erzeugung linearer Lichtstrukturen, Wartungsfaktoren, Lichterzeugungsprinzip die Akzentuierung von Exponaten oder die Ausleuchtung großer Raumflächen. und die Umgebungsbedingungen eine besonders wichtige Rolle. [35] Aufbau einer LED-Leuchte: Die an der LED-Platine entstehende Wärme muss Dieses Kapitel konzentriert sich grundle- über das Gehäuse mit spezifischem Kühl- gend auf die spezifischen Funktionsweisen körper abgeführt werden, damit Lichtquali- und die Eigenschaften von LEDs. In Mu- tät und Langlebigkeit erhalten bleiben. Die Optik sorgt für Lichtlenkung und passen- seen und Ausstellungen sind sie heute die den Abstrahlwinkel. wohl am häufigsten zum Einsatz kommen- den modernen Lichtquellen. 33 [37] In der Praxis sind LEDs während © licht.de ihrer gesamten Einsatzzeit, abhängig Das Grundprinzip der LED Photolumineszenz von der jeweiligen Anwendung, praktisch wartungsfrei. Die Einflussfaktoren auf die LEDs (Light Emitting Diodes) bauen sich Blaue LEDs können weißes Licht erzeu- einzelne LED können ebenfalls Auswirkun- aus mehreren Halbleiterschichten (Lay- gen, wenn man sie mit einer dünnen Phos- gen auf das gesamte LED-Modul haben. ern) auf. In der jeweils aktiven Schicht phorschicht versieht. Das energiereiche, LED-Module Aufbau einer LED-Leuchte Aufbau einer LED-Leuchte a) Gehäuse mit Kühlkörper b) LED-Platine c) Optik d) Abdeckscheibe 34 35 © licht.de © licht.de 20
kurzwellige blaue Licht der LED bringt die Dimmbarkeit in Kombination mit einem auf die einzelne LED und auch auf das Phosphorschicht zum Leuchten: Sie gibt passenden Vorschaltgerät. Durch ihre gesamte LED-Modul und dessen Lebens- energieärmeres gelbes Licht ab. Ein Teil kleinen Abmessungen sind LED-Leuchten dauer haben. des blauen Lichts wird hier also durch die optimal für den Einsatz in der Museums- wie ein Filter wirkende Phosphorschicht in und Ausstellungsarchitektur geeignet. Sie Die Temperaturentwicklung weißes Licht umgewandelt. Je nach Do- sind zuverlässig, schaltfest und reagieren Wann immer Licht entsteht, entsteht auch sierung des Phosphor-Farbstoffes können sofort, zeichnen sich durch hohe Stoß- Wärme. In der Regel wirkt sich diese verschiedene Weiß-Töne entstehen, wie und Vibrationsfestigkeit aus, emittieren nachteilig auf Lebensdauer und Lichtstrom Warmweiß, Neutralweiß oder Kaltweiß. so gut wie keine UV- oder IR-Strahlung, der LEDs aus. Daher ist es sehr wichtig, bieten eine hohe Farbwiedergabe und schon bei der Konstruktion durch ein sind nachhaltig sowie quecksilberfrei. Wärmemanagement mit entsprechenden Kühlkörpern dafür zu sorgen, die entste- Einflussfaktoren auf Zuverlässigkeit und hende Wärme gut abzuleiten. LED und Lebensdauer Leuchtengehäuse (mit dem Kühlkörper) In Abhängigkeit der Anwendungssitu- sollten also thermisch optimal miteinander ation und unter Berücksichtigung der verbunden werden. Grundsätzlich gilt die Betriebsbedingungen sind LED-Systeme Regel: Je kühler, desto höher die Lebens- 36 © licht.de im Vergleich zu traditionellen Lichttech- dauer und umso effizienter und heller das niken nahezu wartungsfrei, denn bei guten Licht der LED. Vorteile der LED-Technik Bedingungen können LEDs eine Lebens- Im Vergleich zu anderen Lichttechnologien dauer von 50.000 Stunden und mehr LED-Module bieten LEDs neben maximaler Zuver- erreichen. Für eine lange Lebensdauer LED-Module erzeugen Licht über Plati- lässigkeit und Funktionalität auch unter empfiehlt es sich, die Datenblätter mit den nen, die mit Einzel-LEDs bestückt sind. schwierigen Umgebungsbedingungen entsprechenden Angaben zum Einsatz der Je nach Beschaffenheit sind die Module viele Vorteile. Anwender profitieren auch LED-Leuchten zu beachten. bereits mit einer Optik zur Lichtlenkung vom hohen wirtschaftlichen Nutzen durch und einem Kühlkörper ausgestattet. Mit niedrigen Energieverbrauch, einer lan- LEDs fallen im Vergleich zu anderen ihrer ursprünglichen Optik verteilen LEDs gen Lebensdauer bei hoher Effizienz Lichtquellen nur äußerst selten aus. Es das Licht in der Regel breitstrahlend in und längeren Wartungsintervallen. Dabei wird empfohlen, die typenbedingte Licht- einem Halbstreuwinkel von 150°, der nicht bieten sich vielfältige Designmöglichkei- stromdegradation zu beachten und bei für alle Anwendungsbereiche geeignet ist. ten mit LEDs durch Lichtfarbenvielfalt, der Planung zu berücksichtigen. In der Justierbare optische Systeme ermöglichen kompakte Abmessungen und Flexibilität untenstehenden Grafik [37] werden Ein- eine bessere Kontrolle der Lichtverteilung. der Module, aber auch durch stufenlose flussfaktoren dargestellt, die Auswirkungen Sie können aus einer breit- auch eine eng- strahlende Lichtverteilung machen. Einflussfaktoren auf die LED-Lebensdauer Umdenken Einflussfaktoren auf die LED-Lebensdauer Die Verwendung moderner LEDs in Leuch- ten und optischen Systemen erfordert im Vergleich zur Lichtplanung mit traditionel- len Lichtquellen einen anderen Ansatz bei Temperatur der Projektierung. LEDs sind im professi- Strahlung onellen Bereich meist nicht mehr schnell Strom und Licht und werkzeuglos austauschbar. Um hier Standards zu setzen, gibt es verschie- denste Aktivitäten der Leuchtenindustrie, um Module und Light-Engines einfach LED Lebensdauer austauschbar zu machen. Chemische Feuchtigkeit Einflüsse Mechanische Einflüsse 37 © licht.de © licht.de 21
licht.wissen 18 Licht für Museen und Ausstellungen Spektrum Spektrumdes desLichts Lichts CIE-Farbdreieck mit Planckschem Kurvenzug CIE-Farbdreieck mit Planckschem Kurvenzug kos- Röntgen- mische strahlung Wellen- Höhen- Gamma- Ultra- Mikro- Rund- Wechsel- länge strahlung strahlung violett Infrarot wellen funk strom in nm 10 -16 10-12 10-8 10 -4 100 104 10 sichtbares Licht urvenzug er K sch ck an Pl Ultra- Infrarot violett 400 500 600 700 Wellen- länge in nm © licht.de 38 39 © licht.de Qualitätsprodukte also besonders gut für die Beleuchtung „natürlicher” werden die Objektfarben LEDs liegen im Trend und bieten für die sensibler und wertvoller Exponate. Spek- im Vergleich zu der Referenzlichtquelle allermeisten Anwendungsbereiche eine tren von warmweißen und neutralweißen wahrgenommen. Für Farbtemperaturen ideale Lösung. Allerdings empfiehlt es LED-Lichtquellen im Vergleich: bis 5.000 K dient als Referenz die sich angesichts der Vielfalt von LED- Glühlampe, bzw. der „Schwarze Körper” Produkten aus aller Welt, sich genau mit welcher im Planckschen Kurvenzug den Produkten auseinanderzusetzten. abgebildet wird. 100 % Ungeeignete Systeme zeigen oft erst im Warmweiß Betrieb ihre Schwächen. 80 Neutral- Die Wahrnehmung ist abhängig von Farb- weiß temperatur und Farbwiedergabeeigen- 60 Geeignete LED-Leuchten und -Systeme schaften der eingesetzten LEDs. Beispiel: müssen bestimmte Kriterien erfüllen, wie 40 Rote Farbtöne erscheinen bei warmwei- z.B. eine nur ganz geringe Anzahl an Früh- ßem Licht gesättigter und brillanter als bei 20 ausfällen, die Möglichkeit, ältere Quali- tageslichtähnlichem Licht – auch wenn tätsstufen in einheitlichen Lichtfarben und 0 beide Lichtquellen einen hohen Ra-Wert homogener Helligkeit mit gleicher Licht- 300 400 500 600 700 nm aufweisen. qualität nachzurüsten. Sie bieten eine gute 40 Wärmeableitung, einen guten Wartungs- Schädigungsfaktor faktor sowie eine lange Lebensdauer des Im Kapitel „Konservatorische Aspekte” auf Zur Bewertung der aus konservatorischer gesamten Systems. Wichtig sind in diesem Seite 30 sind auf den Abbildungen [01-03] Sicht der Museen geeigneten Lichtquel- Zusammenhang besonders die Stichworte die Spektren verschiedener Lichttechnolo- len berechnet man den „relativen Schä- „Wärmemanagement“ und „Binning“. gien im Vergleich zu sehen. digungsfaktor“ aus dem Verhältnis von schädigungswirksamer Bestrahlungsstärke Spektrum Lichtfarbe und Farbwiedergabe zur Beleuchtungsstärke. Eine warmweiße Um eine Lichtqualität für die praktische Die Lichtfarbe einer Lichtquelle wird durch LED-Beleuchtung hat einen geringeren Anwendung zu bestimmen, sollte man die ähnlichste Farbtemperatur, angegeben Schädigungsfaktor als beispielsweise neben der Lichtfarbe auch die spektralen in Kelvin (K), bestimmt. Niedrige Werte eine Beleuchtung durch Niedervolt-Halo- Farbwiedergabe-Eigenschaften (Farbwie- (Farbtemperatur unter 3.300 K) stehen genlampen mit oder ohne UV-Filter und dergabeindex Ra) einer Lichtquelle ken- für warmweiße Beleuchtung, höhere für ist daher für empfindliche Objekte besser nen. Das Licht einer Glühlampe beispiels- kühlere (Neutralweiß zwischen 3.300 K und geeignet. weise setzt sich aus einem kontinuierlichen 5.300 K; Tageslichtweiß höher als 5.300 K). Spektrum zusammen, ganz anders als bei Binning Entladungslampen (Hochdruckentladungs- Inwieweit der farbliche Eindruck eines In der Produktion von LED-Chips kommt und Leuchtstofflampen) mit diskreten Objektes bei künstlicher Beleuchtung es fertigungsbedingt zu leichten Abwei- Spektren. Für LEDs gilt je nach Lichtfarbe richtig wahrgenommen und beurteilt chungen: Lichttechnische Eigenschaften ein nahezu durchgehendes Spektrum. wird, hängt von der Spektralqualität der können beispielsweise in Farbe und verwendeten Lichtquelle ab. Als Bewer- Leuchtkraft variieren. Um eine konstante LEDs sind nahezu frei von UV- und IR- tungssystem wird hier der sogenannte Lichtqualität mit homogenem Helligkeits- Strahlung und haben damit einen gerin- Farbwiedergabeindex Ra verwendet. Je niveau und vereinheitlichter Lichtfarbe gen Schädigungsfaktor. Sie eignen sich höher dieser Wert ist (max Ra 100), desto zu gewährleisten, müssen LEDs einer 22
41 42 Charge sortiert werden. Das passiert in ander abweicht. Nach ANSI-Norm sollte LED-Lichtdimmung. Der Stromfluss durch sogenannte „Bins“ (englisch: Behälter/ der Farbwert innerhalb einer Ellipse mit vier die LED wird rhythmisch nach einer be- Klasseneinteilung). Dieser „Binning“-Pro- Schwelleneinheiten liegen. LEDs aus diesen stimmten PWM-Frequenz unterbrochen. zess ist besonders bei weißen LEDs von jeweils eng gefassten Bins garantieren eine Je größer die Stromlücken zwischen den großer Bedeutung. Auswahlkriterien beim einheitliche Lichtfarbe. In einem Binning mit Stromphasen, desto niedriger wird der Binning sind der Lichtstrom (gemessen in < 3 Step MacAdam sind Farbunterschiede effektive bzw. der mittlere Strom durch Lumen), die Farbtemperatur (gemessen so gut wie nicht wahrnehmbar. die LED und damit deren wahrgenomme- in Kelvin), der Farbort und die Vorwärts- ne Helligkeit. Die PWM-Frequenz sollte spannung (gemessen in Volt). Stromdimmung bei LED-Lichtquellen dabei in einem für das menschliche Auch das Dimmen von LEDs ist heute Auge nicht wahrnehmbaren Bereich über Heute definiert die ANSI-Norm (American technisch komfortabel möglich. Das 300 Hz liegen, damit kein erkennbares National Standards Institute) Farbwertab- Absenken der Amplitude des Vorwärts- „Flimmern“ entsteht, obwohl faktisch eine weichungen mithilfe der MacAdams-Ellip- stromes führt zu einer Reduktion des entsprechende Lichtmodulation vorliegt. sen. Sie beschreiben gerade wahrnehm- Lichtstroms. Sobald ein gewünschtes Um die Vorteile beider Verfahren optimal bare Farbabstände auf den XY-Koordinaten. Licht- oder Stromniveau eingestellt ist, zu nutzen, können diese auch kombiniert bleibt dieses zeitlich konstant. werden. ANSI-Farbwerte, Detail aus Grafik [39]: Ansi Farbwerte Stromdimmung: Cy Stromdimmung: nm 0,440 weiß I I I 0,420 Warm 100% 80% ß 0,400 wei tral 0,380 Neu 3000 K 2700 K 20% [38] Licht ist der für das Auge sichtbare 3500 K Teil der elektromagnetischen Strahlung. Im 0,360 eiß ltw 4000 K elektromagnetischen Spektrum umfasst der 0,340 Ka t t t 5000 K Bereich des Lichts Wellenlängen von etwa © licht.de 0,320 44 380 nm bis 780 nm. An das sichtbare Licht 6500 K Cx grenzen die Bereiche der Infrarot- (Wellen- 0,300 PWM-Dimmung: PWM-Dimmung längen zwischen 780 nm und 1 nm) und Ul- 0,300 0,340 0,380 0,420 0,460 nm 43 © licht.de traviolettstrahlung (Wellenlängen zwischen I I I 10 nm und 380 nm). 100% 80% 20% Die Kurve in Grafik [43] zeigt den Planck- [39] Die Kurve im Inneren des Farbdrei- schen Kurvenzug (BBL = Black Body ecks zeigt den Planckschen Kurvenzug Locus). Hier werden die Farbkoordinaten (BBL = Black Body Locus). mit unterschiedlichen Temperaturen (K = t t t Kelvin) der abgegebenen Strahlung ange- [41, 42] Beispiel für eine verbesserte © licht.de geben. So lassen sich die Farbkoordinaten 45 Wahrnehmung nach erfolgter Sanierung. Durch höhere Leuchtdichten werden die in Farbtemperaturen übertragen. Angaben Wandmalereien für die Besucher deutlich von MacAdams-Ellipsen informieren den Auch die Reduktion des Mittelwerts des besser erkennbar. Sixtinische Kapelle, Rom. Nutzer darüber, wie weit beispielweise die Vorwärtsstromes – die sogenannte Puls- Photo Copyright - Governatorato dello Stato Lichtfarbe einzelner LED-Module vonein- Weiten-Modulation (PWM) – führt zur della Città del Vaticano – Direzione dei Musei. 23
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