MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin

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MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
10  | 2018

MBZ
Mitteilungsblatt Berliner Zahnärzte

                                      Kennen und Erkennen

                                    Psychosomatik
                               in der ZahnMedizin
MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
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AUS DER REDAKTION

                                                                                              10

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
jeder fünfte Patient in den Zahnarztpraxen hat neben somatischen       ●  In diesem Jahr sind die Vertragsverhandlungen mit einigen Kran­
Beschwerden auch psychische Probleme. Und die Zahl psychisch           kenkassenverbänden gescheitert. Die Parteien hatten grundlegend
auffälliger oder verhaltensgestörter Patienten steigt in den letzten   unterschiedliche Einschätzungen zur Kosten- und Versorgungstruk­
Jahren kontinuierlich.                                                 tur in den Berliner Zahnarztpraxen. Fazit: Das Schiedsamt wurde
Den Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober nehmen            angerufen. In seinem Leitartikel auf Seite 6 erläutert Dr. Jörg-Peter
wir zum Anlass, uns näher mit Psychologie und Psychosomatik in         Husemann den Sachverhalt und lässt dabei nicht unerwähnt, dass
der Zahnmedizin zu befassen.                                           es auch anders geht.
Dem Autor unseres Titelthemas, Dr. Wolfgang Schmiedel, lang­
jähriger Präsident der Zahnärztekammer Berlin, ist das Thema seit      ● Sowohl die Medizingeräte als auch die Elektrogeräte in einer

Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit. So wurde maßgeblich             Praxis müssen regelmäßig überprüft werden, um haftungsrecht­
auf seine Initiative in Berlin die Patientenberatungsstelle „Seele     liche Konsequenzen auszuschließen. Auf Seite 32 informieren
uns Zähne“ eingerichtet.                                               wir Sie über die gesetzlichen Vorschriften und das Angebot des
In seinem Überblicksartikel zeigt er die wichtigsten psychischen       Referats Praxisführung der Zahnärztekammer, den sogenannten
und psychosomatischen Persönlichkeitsstörungen bzw. Krankheits­        E-Check bei Ihnen vor Ort durchführen zu lassen.
bilder auf.
Diese psychosomatischen Auffälligkeiten zu erkennen, nimmt ei­         ●  Wie es der Name sagt: Die Probezeit dient zum gegenseitigen
nen immer größeren und wesentlicheren Teil der Diagnostik in           Erproben – sowohl auf Seiten der Auszubildenden als auch auf
Anspruch. Daher wird zunächst auf die teilweise schweren Er­           Seiten der Ausbilder. Dabei kann sich manchmal herausstellen,
krankungen eingegangen, die meist ohne direkten Bezug zum              dass es einfach nicht passt. Ab Seite 34 gehen wir auf die recht­
Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich stehen, deren zumindest grobe             lichen und kommunikativen Aspekte der Kündigung eines Auszu­
Kenntnis dennoch hilfreich für eine Therapie sein kann.                bildenden während der Probezeit ein.
Anschließend werden die psychischen und psychosomatischen
Krankheitsbilder benannt, die nicht primär in Beziehung zum            ● „Aber ich habe doch die Leistungsziffer dokumentiert!?“ denkt

Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich, aber indirekt mit zahnmedizini­          mancher Zahnarzt, wenn er erschrocken feststellt, dass die Kas­
schen Problemen in Verbindung stehen.                                  senzahnärztliche Vereinigung ihm aufgrund einer mangelnden Do­
Und abschließend geht es um die psychosomatischen Krankheits­          kumentation Honorar abgezogen hat. Auf Seite 36 erläutern wir,
bilder, in deren Zentrum der Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich steht,       wie der Zahnarzt ordnungsgemäß dokumentiert, um böse Über­
und die eine direkte Beziehung zur zahnärztlichen Therapie haben.      raschungen zu vermeiden.
Hinweise zur notwendigen speziellen psychosomatischen Anam­
nese und Diagnose sowie zu einer möglichen Therapie runden             Eine anregende Lektüre wünscht
das Thema ab. Seite 10.                                                Stefan Fischer

                                                                                                                          MBZ 10 | 2018        3
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INHALT

                                                                                                                             LAG Berlin
                                                               Polonius
               22                                                         24

                    Leitartikel
                6 Honorarverhandlungen
                                                                          18 Paro-Praktikerabend
                    Meldungen                                                Neuropsychiatrie für Menschen mit Behinderung
                8 Rahmenvereinbarung zur Gruppenprophylaxe                   Filme aus den einstigen Zahnkliniken
                  ZäPP-Teilnahmefrist verlängert                             Schnittstelle Implantologie – Prothetik
                  Ältester kariesfreier Patient gesucht                   20 Fortbildungen der KZV Berlin
                  Weiterentwicklung der Heilmittelversorgung              21 Herbstsymposium 2018
                                                                          22 Manuelle und Osteopathische Medizin
                    Thema                                                 24 Familiensportfest im Olympiapark
               10 Psychologie und Psychosomatik                           26 Kursangebot des Philipp-Pfaff-Instituts
                  in der ZahnMedizin
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                    Zahnmedizin                                           28   Beruflicher Nachwuchs im Fokus
               16 Nur schwierig oder psychisch krank?                     29   Kammer vor Ort
               17 Dienstagabend-Fortbildung der Zahnärztekammer           30   Berliner Hilfswerk Zahnmedizin
                  Neue Fachkollegen                                       31   Berliner Zahnärztetag

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4   MBZ 10 | 2018
MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
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                                                                                                                              Radke | MfN
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    37                                                               42

         Praxis & Team
    32 Prüfung medizinischer und elektrischer Geräte

         Recht
    34 Azubi-Kündigung während der Probezeit                              Panorama
    36 Richtige Dokumentation abgerechneter                          42 KammerKultur im November
       Leistungen                                                    43 Neu in der Leihbücherei

         GOZ & BEMA                                                       Kalender
    37 Lachgassedierung                                              50 Oktober 2018
       Einschleifen einer Okklusion                                     Deutscher Zahnärztetag 2018
                                                                        Brandenburgischer Zahnärztetag 2018
         Amtliches                                                      Berliner Zahnärztetag 2019
    38 Vertreterversammlung der KZBV
       Delegiertenversammlung der ZÄK Berlin                         45 Rubrik-Anzeigen
       Sitzungstermine des Zulassungsausschusses                     47 Impressum
    39 Neuzulassungen im September                                   49 Ansprechpartner

                                                                                                                    ANZEIGE

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                                                                                                     Otto
     Praxiswertermittlung
 Praxiswertermittlung                                                                 Olaf Steingräber
     Kauf-
 Kauf-  undund  Mietvertragsabwicklung
              Mietvertragsabwicklung
                                                                                        Olaf Steingräber
     Vermittlung von Kaufinteressenten                                                   Volker Schorling
 Vermittlung von Kaufinteressenten
     Unterstützung bei Vertrags-
 Unterstützung bei Vertrags-
      Arztsitzausschreibungen
  Arztsitzausschreibungen
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 Praxiskooperation
   Job-Sharing Partnerschaften                                                Giesebrechtstraße     6 • 213
                                                                                 Tel.: 213 90 95 • Fax:  10629  Berlin
                                                                                                             94 94
 Job-Sharing Partnerschaften
     MVZ-Konzepte                                                                Tel.:  213 90
                                                                                       E-mail:    95 • Fax: 213 94 94
                                                                                               info@fab-invest.de
 MVZ-Konzepte                                                                           E-mail: info@fab-invest.de

                                                                                                           MBZ 10 | 2018      5
MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
LEITARTIKEL

                 Honorarverhandlungen

                 Es geht auch anders ...

                 Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                 hin und wieder kommen auch aus der KZV Berlin positive Nach-               stellte das Statistische Bundesamt fest, dass in jeder Zahnarzt­
                 richten. So erhielten alle Kollegen mit der Quartalsabrechnung             praxis jeweils eine Vollzeitkraft 100 Tage im Jahr ausschließlich mit
                 II/2018 nicht nur die Nachberechnung des AOK-Punktwertes für               Dokumentations- und Informationspflichten beschäftigt ist. Seit-
                 das Jahr 2017 – immerhin ca. 1 Cent/Punkt mehr –, sondern auch             dem ist der Zeitaufwand nicht geringer geworden. Zumindest die
                 alle Betroffenen die HVM-Einbehalte für das gleiche Jahr zurück-           finan­zielle Situation könnte entschärft werden, wenn IKK und vdek
                 erstattet. Solch positive Nachrichten bleiben leider sehr viel selte-      ihren partnerschaftlichen Verpflichtungen nachkämen. Dass dies
                 ner im Gedächtnis als die Flut an neuen Richtlinien, angefangen            trotz der oben beschriebenen guten Finanzlage nicht geschieht,
                 bei RKI-Richtlinien bis zur einrichtungsinternen und einrichtungs-         wirft ein zunehmend schlechtes Bild auf diese Landesverbände!
                 übergreifenden Qualitätssicherung, von den Richtlinien zum Quali-              Stattdessen trägt der vdek bei jeder sich bietenden Gelegenheit
                 tätsmanagement ganz zu schweigen. Diese rauben uns die Zeit für            angebliche Ungerechtigkeiten beim Morbi-RSA vor, die aber, wenn
                 unsere Patienten und führen zu einer nicht mehr nachvollziehba-            es tatsächlich diese Ungerechtigkeiten geben sollte, ausschließlich
                 ren Bürokratiebelastung in unseren Praxen.                                 den ärztlichen Bereich betreffen. Das sind Sprüche, die wenig hilf-
                                                                                                                               reich und noch weniger zielfüh-
                                                                                                                               rend sind.
                                                                                                                               Damit wird eine Steigerung unse-
                                                                                                                               rer Hono­rierung, die beim vdek als
                                                         Der zahnärztliche Bereich ist von                                     größtem Player im Berliner Kas-
                                                         angeblichen Ungerechtigkeiten                                         sengefüge immerhin ca. 55 Pro-
                                                                                                                               zent der Gesamtvergütung aus-
                                                         beim Risikostrukturausgleich                                          macht, in sehr weite Ferne gerückt.
                                                         gar nicht betroffen.                                                  Nur mit Glück werden wir endgül-
                                                                                                                               tige Abschlüsse noch in diesem
                                                                                                                               Jahr zu erwarten haben.
                                                        Dr. Jörg-Peter Husemann,                                               Warum sich der vdek nicht einfach
    KZV Berlin

                                                        stv. Vorsitzender des Vorstandes der KZV Berlin                        dem Schiedsamtsurteil in Sachen
                                                                                                                               IKK anschließt, sondern ein eige-
                                                                                                                               nes Verfahren sucht, bleibt sein
                                                                                                                               Geheimnis. Der Verdacht drängt
                 Zu den positiven Nachrichten in diesem Jahr gehören zweifellos             sich allerdings auf, dass der Berliner Landesvertretung weitgehend
                 die frühzeitigen Vertragsabschlüsse mit der AOK Nordost und der            die Prokura entzogen wurde und dass ausschließlich die Bundes-
                 Knappschaft. Mit dem Landesverband Mitte der BKKen konnte im-              vertretung die Verhandlungsrichtung vorgibt. Dann sollte aber bei
                 merhin noch Ende August – nach mehreren Anläufen und nicht                 den nächsten Vertragsverhandlungen gleich jemand aus dieser
                 immer ganz leichten Verhandlungsrunden – ein Abschluss erreicht            Bundesvertretung mitwirken. So hätten wir nämlich spätestens im
                 werden. Die neuen Punktwerte, die seit 01.01.2018 gelten, haben            Frühjahr dieses Jahres die Verhandlungen für gescheitert erklären
                 wir Ihnen im Rundschreiben Nr. 9 mitgeteilt.                               und das Schiedsamt anrufen können und hätten wenigstens rela-
                 Dass die Verhandlungen mit den Krankenkassen in diesem Jahr                tiv zeitnah neue Punktwerte gehabt.
                 schwierig werden würden, habe ich im MBZ 7-8|2018 schon be-
                 richtet. Damals war ich allerdings insofern optimistisch, als ich mir      Der Kollege Rommel, Vorsitzender der KZV Thüringen, der vor den
                 tatsächlich nicht vorstellen konnte, mit IKK und besonders mit             gleichen Verhandlungsproblemen steht, bringt die Situation auf
                 dem vdek im Schiedsamt zu landen.                                          den Punkt, indem er den betroffenen Patienten nun zunehmend
                 Ich konnte mir das schon deswegen nicht vorstellen, weil die Kran-         sagt: „Macht nichts, dass Sie ersatzkassenversichert sind, wir be-
                 kenkassen mit mehr als 20 Milliarden Euro an Finanzreserven im             handeln Sie trotzdem.“ Und fügt dann hinzu: „Noch!“ – So weit
                 Geld schwimmen, wie man einer Pressemitteilung des Bundesmi-               sollte es in Berlin nicht kommen, hoffe ich.
                 nisteriums für Gesundheit vom 04.09.2018 entnehmen konnte.
                     Nicht im Geld schwimmen dagegen die Berliner Zahnärzte. An-            Ihr
                 schaffungen für neue Hygienegeräte, Personal- und Mietkosten so-
                 wie der immer größer werdende Zeitaufwand an zum Teil als sinn-
                 los empfundenem oder tatsächlich sinnlosem Bürokratieaufwand
                 (s. o.) führen zu massiven Ausgabensteigerungen. Bereits 2015              Jörg-Peter Husemann

6                MBZ 10 | 2018
MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
H e r bs t e r f r i s c h e
                                                                                                            nd

                                                                                    minilu bringt frischen Wind
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MELDUNGEN

    Gruppenprophylaxe

                                                                                                                                                           ZÄK Berlin | Jens Jeske
    Rahmenvereinbarung
    angepasst
    Die aktuelle Epidemiologische Begleituntersuchung zur Grup-          Bei der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung: v. l. Daphne Bongardt, Vorsit-
                                                                         zende der LAG Berlin, Dilek Kolat, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleich-
    penprophylaxe der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend-          stellung, und Dr. Michael Dreyer, stellvertretender Vorsitzender der LAG Berlin
    zahnpflege (DAJ) zeigt, dass Deutschland zwar bei den 12-Jäh-
    rigen bei der Zahngesundheit einen internationalen Spitzenplatz      der Zahnärztekammer Berlin, den Krankenkassenverbänden und
    belegt, die Prävention im Milchgebiss aber hinter Ländern wie        dem Land Berlin angepasst. So wird künftig die fachliche Exper­
    Dänemark, England oder Frankreich zurückbleibt. Der Sozial- bzw.     tise der Zahnärztlichen Dienste der zwölf Berliner Bezirke stärker in
    Bildungsstatus wird zum stärksten Marker für den Kariesbefall. Das   die Landesarbeitsgemeinschaft zur Verhütung von Zahnerkrankun-
    belegt eindrucksvoll auch der Kinder- und Jugendreport 2018 der      gen (LAG) eingebunden. Die zahnmedizinische Gruppenprophy-
    DAK-Gesundheit. Danach gibt es bei Kindern aus bildungsarmen         laxe bei Kindern ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller verantwort­
    Familien 2,8-mal häufiger Karies als bei Kindern von Eltern mit      lichen Institutionen.
    hohem Bildungsabschluss.
    Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wurde die             LAG Berlin
    Rahmenvereinbarung zur Gruppenprophylaxe im Land Berlin von          Daphne Bongardt | Dr. Michael Dreyer

    Zahnärzte-Praxis-Panel                                               IfK und BZÄK
    Teilnahmefrist                                                       Ältester kariesfreier Patient
    verlängert                                                           gesucht
    Ziel des Zahnärzte-Praxis-Panel (ZäPP) ist, eine aussagekräftige     Kariesfrei bis ins hohe Alter? Die Informationsstelle für Karies­
    und belastbare Datenbasis über die Rahmenbedingungen ver-            prophylaxe (IfK) sucht gemeinsam mit der Bundeszahnärzte­
    tragszahnärztlicher Tätigkeit und für die Weiterentwicklung der      kammer (BZÄK) die ältesten kariesfreien und mundgesunden Pati-
    vertragszahnärztlichen Vergütung zu schaffen. Diese dient auch       enten in Deutschland. Als kariesfrei und mundgesund gilt, wer ein
    jeder KZV als Argumentationsbasis in den Honorarverhandlungen        vollständiges, naturgesundes Gebiss ohne Karies und schwere pa-
    mit den Krankenkassen. Nur durch eine hohe Beteiligung der Ver-      rodontale Erkrankungen hat (DMFT 0).
    tragszahnärzte an der Befragung kann dieses Ziel erreicht werden.
    Zu diesem Zweck wurde die Teilnahmefrist bis zum 16. Novem-          Nehmen Sie jetzt mit Ihrer Praxis teil:
    ber 2018 verlängert.                                                 Zahnarztpraxen können bis zum 15. November 2018 das Alter
    Wir bitten Sie um Unterstützung bei dem für die Vertragszahnärzte­   sowie die Anzahl ihrer kariesfreien Patienten melden unter
    schaft so wichtigen Projekt.                                         kariesvorbeugung.de/aktion-kariesfrei

    KZV Berlin                                                           BZÄK

    Eckpunktepapier
    Weiterentwicklung der Heilmittelversorgung
    Um die Versorgung der Patienten mit Heilmitteln zu stärken und       Berufsschulgeld soll abgeschafft werden
    die Arbeitsbedingungen der Physiotherapeuten, Logopäden, Ergo-
    therapeuten und Podologen zu verbessern, hat Bundesgesund-           Die Eckpunkte sehen u. a. eine höhere Vergütung vor, einheitliche
    heitsminister Jens Spahn (CDU) Mitte September ein Eckpunk-          Verträge für Heilmittelleistungen und weniger Bürokratie. Außer-
    tepapier vorgelegt. Schon zuvor hatte Spahn die Verbände und         dem soll der Zugang zu diesen Berufen vereinfacht und das Schul-
    Praktiker in Berlin zum Gespräch empfangen, um über die Weiter­      geld für Auszubildende abgeschafft werden. Dazu will der Minis-
    entwicklung der Heilmittelversorgung zu sprechen. „Heilmittel­       ter zusammen mit den Bundesländern ein gemeinsames Konzept
    erbringer leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversor-     erarbeiten.
    gung. Das muss uns als Gesellschaft mehr wert sein als bisher“,
    so Spahn.                                                            Bundesministerium für Gesundheit

8   MBZ 10 | 2018
MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
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                  N SF
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         I SI O                                                                              KAPITALANLAGE IN
                                                                                           BERLIN UND POTSDAM

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MBZ Psychosomatik in der ZahnMedizin - Kennen und Erkennen - KZV Berlin
THEMA

     Vom Kennen und Erkennen psychosomatischer Auffälligkeiten

     Psychologie und Psychosomatik
     in der ZahnMedizin
     D      ie Zahlen psychisch auffälliger oder verhaltensgestörter
            Patienten sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich ge-
     stiegen. Durchschnittlich jeder fünfte Patient in der Zahnarztpraxis
                                                                              Entstehung von Gingivitiden verantwortlich gemacht und der zeit-
                                                                              gleiche Anstieg von Interleukin-1-Beta führt zu Knochenzerstörung
                                                                              und fördert somit in letzter Konsequenz die Entstehung von Paro-
     ist neben seinen somatischen Beschwerden mit psychischen Pro-            dontitis und Parodontose. Langjährige evidenzbasierte Studien be-
     blemen behaftet. Dies als ZahnMediziner (mit großem „M“) zu              legen eindrucksvoll, dass eine solche Parodontose keine auf die
     erkennen, die betroffenen Patienten von ihrem rein somatischen           Mundhöhle beschränkte Einzelerkrankung darstellt, sondern wech-
     Standpunkt abzuholen und mit ihnen ge-                                                               selseitig auch in anderen Bereichen des
     meinsam einen ganzheitlichen Heilungs-                       Seit Urzeiten schon                     Körpers direkt oder indirekt zu krankhaften
     weg zu beschreiten, ist eine Aufgabe,                      wissen die Menschen                       Veränderungen führen kann 3,4,5,6.
     der zukünftig mehr Beachtung geschenkt                   um die Zusammenhänge                        Auch Dys- und Parafunktionen können
     werden muss. Die Kenntnis sowohl der                     zwischen Seele (Psyche)                     psychosomatische Ursachen haben. Für
     verschiedenen psychischen und psycho-                       und Körper (Soma):                       die Einleitung eines Heilungsprozesses ist
     somatischen Krankheitsbilder als auch die                                                            es dabei das Wichtigste, zunächst den Ur-
     Kenntnis und Anwendung entsprechen-                                                                  sachen der psychosomatischen Störun-
     der zahnärztlicher Verhaltensmaßnahmen                    Seele und Körper,                          gen auf den Grund zu gehen. Dazu stell-
     tragen zu einer Vertiefung des Vertrau-                                                              te Thure von Uexküll im Jahre 1998 fest 1:
     ensverhältnisses der Zahnarzt-Patienten-              so  meine     ich,  reagieren                  „Psychosomatische Medizin ist keine Spe-
     Beziehung bei und sollen letztlich dazu           sympathetisch auf­einander.                        zialdisziplin, sondern eine veränderte Be-
     führen, zahnärztliche Fehlbehandlungen                                                               trachtungsweise des kranken Menschen.“
     zu vermeiden.                                             Eine Veränderung                           Der bisweilen abgedroschene Begriff ei-
     Die heutige moderne ZahnMedizin weiß                                                                 ner „ganzheitlichen“ Betrachtung trifft hier-
     sehr genau um die Zusammenhänge zwi-
                                                         in dem Zustand der Seele                         bei den Nagel auf den Kopf. Dies wird un-
     schen allgemeinmedizinischen und zahn-              erzeugt eine Veränderung                         terstrichen durch die Aussage von Rolf H.
     medizinischen Befunden. Es ist maßgeb-                                                               Adler, der 1998 formulierte: „Der sichers-
     lich Professor Georg Meyer aus Greifswald          in der Gestalt des Körpers                        te Weg zur Verhinderung einer iatroge-
     zu verdanken, dass unsere zahnärztliche                    und umgekehrt.                            nen Chronifizierung (einer Erkrankung)
     Profession nach Jahren des „Alleingangs“                                                             besteht in der Vermeidung diagnostischer
     wieder als wichtiger Teil der Allgemeinme-                Eine Veränderung                           und therapeutischer Irr- und Umwege
     dizin angesehen wird und in diese wie-                                                               eines zweistufigen Vorgehens.“2
     der eingegliedert worden ist. Eine – war-
                                                        in   der   Gestalt    des   Körpers
                                                                                                          Da bis heute die Ätiologie und Wechsel-
     um auch immer – bis heute andauernde                erzeugt eine Veränderung                         wirkungen psychosomatischer Erkrankun-
     Unterscheidung zwischen „Humanmedi-                                                                  gen sowie die Kenntnisse über mögliche,
     zinern“ und „Zahnmedizinern“ verbietet
                                                        in dem Zustand der Seele.                         vor allem auch interdisziplinäre Therapie-
     sich demnach.                                                                                        konzepte im Rahmen des Zahnmedizin-
                                                            Aristoteles (384 - 322 v. Chr.)               studiums, das immer noch auf der Ap-
     Bio-psycho-soziale                                                                                   probationsordnung von 1955 basiert,
     Wechselwirkungen                                                                                     gar nicht oder nur ungenügend vermittelt
     Die Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und de-                 werden, muss für diese zunehmend wichtige Thematik sensibili-
     ren unmittelbarer Auswirkung auf die Zahn- und Mundgesundheit            siert werden.
     eines Patienten dürfen mittlerweile als bekannt vorausgesetzt wer-       Die Zahnärztin Ute Stein konstatierte 2002: „Der Frage, wo Krank-
     den. Die beim Bruxismus auftretenden Maximalkräfte von 500 bis           heit beginnt, müssen sich alle Menschen stellen, die mittel- und
     750 Newton allein reichen schon aus, um die Zähne, den Zahn-             unmittelbar mit kranken und gesunden Menschen arbeiten. Die
     halteapparat und die beteiligten knöchernen Strukturen wie z. B.         moderne Psychologie betont immer wieder die wechselseitige Be-
     die Kiefergelenke dauerhaft zu schädigen. Eine damit oft einher­         einflussung organischer und psychischer Prozesse. Die Krankheit
     gehende reduzierte Speichelproduktion bei Stresspatienten mit            ist als Mitteilung tiefgreifender, oft verdeckter Verhaltensstörungen
     der Folge einer Verschiebung des ursprünglich neutralen pH-              zu verstehen. Krankheiten ‚drücken etwas aus’, sie tragen die Infor-
     Wertes führt auf Dauer zur Kariesbildung. Das bei diesem Perso-          mationen über unser individuelles und soziales Leben, über Un-
     nenkreis fehlende Immunglobulin A wird unter anderem für die             glück und Befinden.“ 8

10   MBZ 10 | 2018
THEMA

                           Daten, Zahlen und Fakten                                            wird in ganz Deutschland auf 8 % bis 12 % geschätzt 11), sondern
                                                                                               Personen mit Angstzuständen, psychogenen Herz-Kreislauf-Erkran-
                           Die Zahlen der von psychischen Erkrankungen betroffenen Per-        kungen, psychisch verursachten Bluthochdruckerkrankungen oder
                           sonen in Deutschland steigen in den letzten Jahren nachweislich     Angina-pectoris-Anfällen bis hin zu Alkoholikern, Suchtkranken
                           kontinuierlich, teilweise dramatisch an. Nach wissenschaftlichen    oder Patienten mit Essstörungen.
                           Untersuchungen, Schätzungen der Fachpresse, der gesetzlichen        Nimmt man den bereits erwähnten Begriff „Stress“ noch dazu,
                           Krankenkassen, der Privatversicherungen sowie der Ärzte-, Zahn-     dürfte die Zahl der psychisch betroffenen Personen in unserer Ge-
                           ärzte- und der Psychotherapeutenkammern sind zwischen 25 %          sellschaft noch um einiges höher liegen. Wenn man nun weiß,
                           und 38 % unserer Bevölkerung von psychischen bzw. psycho-           dass (mindestens) 25 % der Bevölkerung zu einem gegebenen
                           somatischen Erkrankungen betroffen 9,10, wobei die Zahl in den      Zeitpunkt unter einer psychischen oder psychosomatischen Er-
                           Großstädten eher höher zu liegen scheint. Dabei sind nicht die      krankung leiden, folgt daraus, dass ca. 20 % der Patienten in un-
                           besonders schweren psychischen Befunde wie paranoide oder           seren Zahnarztpraxen Beschwerden aufweisen (die restlichen 5 %
                           schizoide Persönlichkeiten, Borderline-Patienten, depressive oder   werden in der Zahnarztpraxis nicht vorstellig), bei denen psycho-
                           manisch-depressive, zwanghafte, hysterische oder abhängige Per-     soziale Faktoren eine Rolle spielen 11. Mit anderen Worten: Jeder
                           sonen gemeint (allein der Anteil der Patienten mit Depressionen     fünfte unserer Patienten mit Beschwerden ist psychisch beein-
                                                                                               trächtigt.
                                                                                               Nach wissenschaftlichen Untersuchungen und Schätzungen er-
                             Patientenflyer „Seele und Zähne“                                  kranken jährlich 5 Millionen Menschen in unserem Lande neu an
                             Die Zahnärztekammer Berlin und die Psychotherapeuten­             einem psychischen oder psychosomatischen Leiden, von denen
                             kammer Berlin geben eine aktuelle Neuauflage des Flyers           sich aber nur ca. 1,5 Millionen in ambulante oder stationäre Be-
                             „Seele und Zähne“ heraus. Er wurde vollständig überarbei-         handlung begeben 9,10. Viele „tragen“ demnach ihre Beschwerden
                             tet und informiert über die möglichen Ursachen und Zusam-         „mit sich herum“, ohne sich jemals in ärztliche oder zahnärztliche
                             menhänge zwischen zahnmedizinischen und psychischen               Beratung zu begeben.
                             Problemen.                                                        Nach Hochrechnungen werden im Jahre 2020 unter den zehn
                                                                                               wichtigsten bzw. am häufigsten auftretenden Erkrankungen fünf
                             Der Flyer ist für Zahnarztpraxen und Patienten über die           psychischer Natur sein.
                             Zahnärztekammer zu beziehen: presse@zaek-berlin.de                Man schätzt, dass rund 40 % der Gesamtbevölkerung im Laufe
                                                                                               ihres Lebens von einer psychischen Störung betroffen sind 9,10.
                                                                                               Dabei erkranken Frauen statistisch deutlich häufiger als Männer
                                                                                               (37 % zu 25 %) und selbst bei 7 % der Kinder im Alter zwischen
                                                                                               3 bis 17 Jahren sind psychische Auffälligkeiten nachweisbar 9,10.
                                                                                               Korrelationen psychischer Auffälligkeiten mit niedrigem sozio­
                                                                                               ökonomischem Status, Migration, Rauchen und sexueller Belästi-
                                                                                               gung sind dabei evident und statistisch nachgewiesen 12,13.
                                                                                               Nahezu alle Patienten mit psychischer oder psychosomatischer
                                                                                               Auffälligkeit erwarten vom Zahnarzt in erster Linie eine somati-
                                                                                               sche Behandlung oder eine Präventivmaßnahme. Entsprechend
                                                                                               unserer traditionellen Rolle erfolgt deshalb in Abhängigkeit der
                                                                                               geschilderten Beschwerden in aller Regel eine rein zahnärztliche
                                                                                               Befund­erhebung und Therapie. Psychosoziale Belastungen und
                                                                                               psychosomatische Erkrankungen werden dadurch häufig erst viel
                                                                                               zu spät erkannt, was im Endeffekt zum Misserfolg der gesamten
                                                                                               zahnärztlichen Behandlung führen kann.

                                                                                               Psychische Krankheitsbilder
                                                                                               und ihre wichtigsten Merkmale
                                                                                               • Psychische Krankheiten
                                                                                                ohne direkten Bezug zum Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich

                                                                                               Zu den schweren Persönlichkeitsstörungen bzw. psychischen Er-
                                                                                               krankungen zählen paranoide oder schizoide Persönlichkeiten,
                                                                                               Menschen mit Borderline-Struktur, ängstliche, manisch-depressive,
New Africa - Fotolia.com

                                                                                               zwanghafte, hysterische oder abhängige Persönlichkeiten. Bei der
                                                                                               Klassifizierung wird hier auf die internationale Klassifikation psychi-
                                                                                               scher Störungen (International Statistical Classification of Diseases
                                                                                               and Related Health Problems – ICD-10) der Weltgesundheitsor-
                                                                                               ganisation (WHO, 2000) Bezug genommen. Die Darstellung der

                                                                                                                                                    MBZ 10 | 2018        11
THEMA

     Ausdrucksformen dieser schweren psychischen Erkrankungen soll          durch eine Depression ausgelöst oder aufrechterhalten bzw. ver-
     sich hier aus Platzgründen auf wenige Schlaglichter reduzieren,        stärkt werden können (beispielsweise Gesichtsschmerz, Zungen-
     ohne den Anspruch zu erheben, eine umfassende und vollständi-          und Schleimhautbrennen, Burning Mouth Syndrom).
     ge symptomatische Beschreibung abgeben zu können.                      Essstörungen mit zahnärztlicher Relevanz sind die Anorexia nervo-
     Paranoide Persönlichkeiten reagieren übertrieben sensibel, nach-       sa (ICD-10: F 50.0) und die Bulimia nervosa (ICD-10: FS0.2). In
     tragend, sind misstrauisch, streitsüchtig und rechthaberisch. Zu-      beiden Fällen zeigen die Patienten eine gestörte Nahrungsaufnah-
     rückweisungen, Belehrungen, sogar sachliche Aufklärung werden          me. Im ersten Fall einhergehend mit selbst induziertem Erbrechen
     schwer bis gar nicht ertragen. Sie weisen eine starke Tendenz zur      und starkem Gewichtsverlust, im zweiten Fall verbunden mit Ess­
     Selbstbezogenheit auf und glauben häufig an eine „Verschwörung“        attacken und annähernd gleichbleibendem Gewicht. Wir Zahn­ärzte
     gegen sich selbst als Versuch der Erklärung für individuelle perso-    erkennen häufig die charakteristischen Schädigungen der Zahn-
     nennahe Ereignisse.                                                    hartsubstanz, oft in Verbindung mit massivem Untergewicht der
     Schizoide Persönlichkeiten zeigen eine emotionale Kühle und            betroffenen Patienten.
     sind gekennzeichnet durch das Unvermögen, positive Gefühle wie         Somatopsychische Erkrankungen sind dadurch gekennzeichnet,
     Freude zu erleben. Sie pflegen kaum zwischenmenschliche Kon-           dass schwerkranke Patienten (z. B. Tumorpatienten) erhebliche
     takte, sind introvertiert, exzentrisch und haben oft eine kritische    (psychische) Probleme bei der Krankheitsbewältigung haben. Ein
     frühkindliche Mutter-Kind-Beziehung. Die Mutter erscheint als Be-      Nicht-Akzeptieren bzw. Verleugnen der Schwere der Erkrankung
     ziehungs- und Okkupationsobjekt mit starker Angst vor dieser.          führt bisweilen zu einer Vermeidung adäquater Behandlung bis hin
     Borderline-Struktur: Diese Personen sind instabil und haben eine       zu Resignation und Hoffnungslosigkeit. Die psychische Symptoma-
     starke Ich-Spaltung. Erlebnis und Handeln finden häufig in vonein-     tik ist hier die Folge der somatischen Erkrankung, und es kommt
     ander getrennten Ich-Zuständen statt. Sie begeben sich oft in im-      durch die Bewältigungsstörung zu einer Beeinträchtigung bis hin
     pulsive und unkontrollierte Auseinandersetzungen mit ihren Mit-        zur gänzlichen Verweigerung ärztlicher Therapie.
     menschen, haben eine extreme Angst vor dem Verlassen-werden
     und zeigen in emotionalen Krisen häufig ein destruktives Verhalten     • Psychische Erkrankungen
     bis hin zu Suiziddrohungen.                                             mit direktem Bezug zum Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich
     Manisch-depressive Personen zeigen lange Phasen der Unauffäl-
     ligkeit, dann unvermittelt extreme Stimmungsschwankungen. In           Ängstliche Personen sind gekennzeichnet von einem dauernden
     Phasen tiefster Depression ist jegliche Intervention im Leben des      Gefühl der Anspannung und Besorgtheit; sie sind geprägt von Un-
     Patienten bzw. an seiner Person unmöglich.                             sicherheit und mangelndem Selbstwertgefühl. Sie suchen Nähe
     Zwanghafte Persönlichkeiten zeigen ein überzogenes Sicherheits-        und Zuneigung, lassen sich aber kaum auf Gefahren und Risi-
     bedürfnis, neigen zu übertriebener Kontrolle bei Abläufen und          ken ein. 60 % bis 80 % der Bevölkerung geben zu, Angstgefühle
     Handlungsweisen anderer und haben eine latente Angst vor Ver-          vor dem Zahnarztbesuch zu entwickeln, ca. 20 % gelten als hoch-
     änderungen.                                                            ängstlich und (geschätzt) 10 % vermeiden den Zahnarztbesuch
     Hysteriker haben eine Neigung zur Dramatisierung und zum the-          völlig, da sie unter Zahnbehandlungsphobie (ICD 10: F 40.2) lei-
     atralischem Verhalten mit übersteigertem Ausdruck von Gefühlen,        den. 15
     sind egozentrisch und selbstbezogen, leicht beeinflussbar. Sie stre-   Als Ursache der Zahnbehandlungsphobie gelten unter ande-
     ben nach dauernder Anerkennung, nach Spannung und Aktivitä-            rem traumatische Erlebnisse in der Kindheit, die sich noch Jah-
     ten.                                                                   re später zu einer Erwartungsangst manifestieren können. Vor al-
     Abhängige Persönlichkeiten übertragen häufig die Verantwortung         lem ist hier das sozio-ökonomische Umfeld, insbesondere die
     für das eigene Leben anderen Mitmenschen, können sich nicht            Familie, an der Entwicklung und Manifestation der Angst vor ei-
     behaupten, fühlen sich hilflos, inkompetent und schwach.               ner zahnärztlichen Behandlung entscheidend beteiligt. Die The-
                                                                            rapie, d. h. Abstellung oder Verringerung dieser speziellen Pho-
     • Psychische Krankheiten                                               bie, unterliegt zunächst der Forderung, diese Patienten nach
      mit indirektem Bezug zum Mund-Kiefer-Gesichts-Bereich                 denselben zahnärztlichen therapeutischen Grundsätzen zu be-
                                                                            handeln wie nicht ängstliche Patienten. In Ergänzung dazu be-
     Somatoforme Störungen zeigen laut ICD-10 eine wiederholte Dar-         darf es der kausalen Therapie der Verhaltensstörung, um dem
     bietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen           Patienten einen mittel- bis langfristigen Einstieg in eine dauer-
     Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wieder-            hafte zahnärztliche Behandlung und Betreuung zu ermöglichen.
     holter negativer Ergebnisse und der Versicherung der Untersucher,          Patienten mit chronischem Gesichtsschmerz stellen eines der
     dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind. Die Patien-        komplexesten Probleme in der Zahnarztpraxis dar. Je nach der
     ten gehen „von einem Arzt zum anderen“ in der Hoffnung, dass           Ätiologie unterscheiden sich die Beschwerden hinsichtlich der Lo-
     der wahre, vermeintlich körperliche Grund der Beschwerden doch         kalisation, Qualität, Intensität und insbesondere der psychischen
     noch gefunden und behandelt werden möge.                               Leidensverarbeitung der Betroffenen. Dabei wird die Form des
     Depressive Personen zeigen fehlende Initiative und Aktivität, sie      chronischen (d. h. über 6 Monate anhaltenden) Schmerzes ohne
     streben nach Harmonie und ungetrübter Nähe. Die Suche danach           erklärenden organischen Befund von neurologischer Seite als aty-
     ist aber stets geprägt von einer negativen und depressiven Erwar-      pischer Gesichtsschmerz (ICD-10: G 50.l) und von psychosoma-
     tungshaltung. Aus zahnärztlicher Sicht ist es von Bedeutung, dass      tischer Seite als somatoforme Schmerzstörung (ICD-10: F 45.4)
     psychosomatische Beschwerden im Mund­-Kiefer-Gesichts-Bereich          bezeichnet, es dürfte sich aber um dasselbe Krankheitsbild han-

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THEMA
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                              deln. Eine interdisziplinäre Diagnostik (Neurologie, Hals-, Nasen-
                              und Ohrenarzt, Orthopädie) ist bei chronischen Schmerzen in den              Die craniomandibuläre Dysfunktion
                              meisten Fällen indiziert, um eine Abgrenzung zwischen psycho­
                              sozialen und somatischen Faktoren vornehmen zu können.                        ist der mit Abstand am häufigsten
                              Psychogene Zahnersatzunverträglichkeit ist der psychischen Erkran-
                              kung der somatoformen Störungen zuzuordnen (ICD-10: F 45). Es
                                                                                                                in unseren Zahnarztpraxen
                              handelt sich dabei in aller Regel nicht, d. h. also so gut wie nie, um        vorkommende Krankheitsbefund.
                              eine Materialunverträglichkeit, obwohl dies von nahezu allen Pa­
                              tienten angenommen wird. Eher schon sind als Ursachen Adapta-
                              tionsschwierigkeiten, ungenügende Information über den neuen             Abschließend kommen wir zum mit Abstand am häufigsten in un-
                              Zahnersatz, dadurch bedingt negative Akzeptanz seitens des Pati-         seren zahnärztlichen Praxen vorkommenden Krankheitsbefund,
                              enten sowie bisweilen eine gestörte Zahnarzt­-Patienten-Beziehung        der Myo- bzw. Arthropatie bzw. der craniomandibulären Dysfunk­
                              anzunehmen. Dennoch müssen die zweifellos beschriebenen                  tion (CMD), als welche sie heute in der internationalen Diskussion
                              Symptome wie ausstrahlende Schmerzen, Zungen- und Schleim-               üblicherweise bezeichnet wird (ICD-10: D76).
                              hautbrennen, Geschmacks­irritationen, Schluckbeschwerden und             Dazu wieder ein paar Zahlen: Die Angaben der davon betroffe-
                              Probleme beim Speichel­fluss ernst genommen werden. Dabei sol-           nen Personen, die einer Therapie bedürfen, schwanken zwischen
                              len grundsätzlich bis zur endgültigen fachärztlichen Abklärung der       20 % und 30 % 14, 16. Andere Quellen gehen von 15 % der Frauen
                              psychosomatischen Störung nur eindeutig zahnärztlich indizierte          und bis zu 10 % der Männer aus. Dabei besteht eine signifikante
                              Maßnahmen bei objektiv nachweisbaren zahnärztlichen Befunden             Häufung bei den 35- bis 45-Jährigen 16. Nach aktueller Studienlage
                              durchgeführt werden.                                                     gelten die folgenden Ergebnisse: 100 % aller Patienten mit Kopf-
                              Patienten mit einer körperdysmorphen Störung beschäftigen sich           und Gesichtsschmerzen mit Chronifizierungsgrad III haben CMD,
                              mit einem vermeintlichen, objektiv nicht vorhandenen Mangel              50 % aller Patienten mit Rückenschmerzen haben CMD, 85 % al-
                              ihrer körperlichen Erscheinung, insbesondere im Bereich des              ler Patienten mit Nackenschmerzen haben CMD, 36 % der 7- bis
                              Gesichtes. Diese Patienten sind von der (objektiv nicht vorhan-          14-Jährigen und 41 % der 15- bis 18-Jährigen haben CMD, 50 %
                              denen) Realität ihres körperlichen Mangels überzeugt und wer-            der durch Neurologen untersuchten Patienten mit Trigeminusneu-
                              den in der ICD-10 den Patienten mit hypochondrischer Störung             ralgie hatten Okklusionsstörungen 16, 17. Okklusale Interferenzen
                              (ICD-10: F 45.2) zugeordnet. Eine zahnmedizinische Behandlung            von bereits 0,1 mm können zu erhöhter Muskelaktivität, verstärk-
                              ohne objektive Indikation führt hier selten zum Erfolg, weil der Pa-     ter Adrenalinausschüttung und Schlafstörungen führen, man den-
                              tient nie zufriedenzustellen sein wird, insbesondere dann, wenn          ke dabei an das „störende“ Haar im Mund.
                              diese Störung noch mit anderen Störungen wie Depression, Schi-           Bis heute ist die genaue Pathogenese der CMD nicht zweifels-
                              zophrenie oder sozialen Phobien einhergeht.                              frei geklärt. Allgemein besteht jedoch Einigkeit darüber, dass

                                                                                                                                                        MBZ 10 | 2018       13
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                                       es sich um ein langfristiges                                                                                 Schwindelgefühlen, über
                                       multifaktorielles Geschehen                      Bei einer ersten Begegnung                                  Tinnitus, Nacken- und Rü-
                                       handelt. Dabei kommt dem                                                                                     ckenschmerzen, Kopf- und
                                       Faktor Stress sicher eine
                                                                                                 spielt die                                         Gesichtsschmerzen bis hin
                                       ganz maßgebliche Rolle zu.                      nonverbale Kommunikation                                     zu Migräne und Schlafstö-
                                       Als Beispiele für krankheits-                                                                                rungen, dürfen hier als be-
                                       auslösende Faktoren werden                       eine deutlich größere Rolle                                 kannt vorausgesetzt wer-
                                       in der Literatur immer wie-                            als die verbale.                                      den. Die Therapie dieser
                                       der Schwierigkeiten am Ar-                                                                                   vielfältigen und vielschichti-
                                       beitsplatz bis hin zum Ver-                                                                                  gen Ursachen und Auswir-
                                       lust desselben genannt sowie familiäre Probleme, beispielsweise        kungen kann rein symptomatisch oder kausal erfolgen, am bes-
                                       die Last der Verantwortung für erkrankte Angehörige, und finanzi-      ten jedoch in einer Kombination aus beidem. Hierbei spielen nach
                                       elle Schwierigkeiten 12, 13, 14. Aber nicht jeder Mensch, der an ei-   meinen Erfahrungen die Kenntnis über die multifaktoriellen Ge-
                                       ner Störung der Okklusion oder unter sozialen Schwierigkeiten lei-     schehnisse und die Patientenanamnese, nicht zuletzt aber auch
                                       det, erkrankt „zwangsläufig“ in der Folge an CMD. Dies bedeutet,       die Authentizität des Behandlers eine ganz entscheidende Rolle.
                                       dass offenkundig auch die individuelle Konstitution und die Dispo-
                                       sition zu erkranken bei jedem einzelnen Menschen unterschied-          Anamnese und Diagnose
                                       lich ausgeprägt ist.
                                       Die vielfältigen Symptome und Beschwerden, von Para-                   Bereits Anamnese und Diagnose können ein erster Schritt in die
                                       funktionen über Kaubeschwerden, Kiefergelenksbefunden,                 „richtige Richtung“ sein, wenn man bestimmte Verhaltensweisen
                                                                                                              berücksichtigt. Allein schon das manuelle zahnärztliche „Eindrin-
                                                                                                              gen“ in die Intimzone Mund wird von vielen Patienten von Ab-
                                       Patientenberatung „Seele und Zähne“
                                                                                                              wehrreaktionen begleitet. Kein Wunder, denn ob wir essen, kauen,
                                       Hat Ihr Patient Angst vor einem Zahnarztbesuch oder vermeidet          beißen, schmecken, lachen, drohen, schmollen, küssen oder spu-
                                       ihn, obwohl eine Behandlung nötig ist? Vermuten Sie oder ein           cken; jede dieser Ausdrucksformen des Mundes ist direkt gekop-
                                       Psychotherapeut, dass hinter den Zahnschmerzen des Patienten           pelt an endokrine vegetative Prozesse. Um wie viel schwieriger ist
                                       seelische Konflikte stehen, oder hinter seelischen Belastungen         es dann erst, in den „Kopf“, die „Seele“ oder gar das „Herz“ eines
                                       zahnmedizinische Aspekte?                                              Patienten vorzudringen. Hierzu bedarf es gründlicher Kenntnisse
                                                                                                              zum Aufbau einer vertrauensvollen Zahnarzt-Patienten-Beziehung,
                                       Die Beratungsstelle „Seele und Zähne“ ist ein gemeinsames kos-         unter anderem der für jeden ZahnMediziner erlernbaren Verhal-
                                       tenloses Angebot der Zahnärztekammer Berlin, der Kassenzahn-           tensweisen verbaler und nonverbaler Kommunikation.
                                       ärztlichen Vereinigung Berlin und der Psychotherapeutenkammer
                                       Berlin.                                                                Einfühlsame, wertschätzende Grundhaltung
                                                                                                              Die drei zentralen Stichwörter sind hier Empathie, Wertschätzung
                                       Erst nach ausdrücklicher Empfehlung eines Beratungsgesprächs           und Authentizität. Die ganzheitliche Betrachtung meint also, sich
                                       durch Sie, als behandelnder Zahnarzt, kann Ihr Patient einen           empathisch in die „Welt und Wirklichkeit“ des Patienten „einzufüh-
                                       Termin vereinbaren. Jede Beratung wird gemeinsam von einer             len“, dessen Gefühle so „wahr“-zunehmen, als stünde man selbst
                                       Psychologischen (Schmerz-)Psychotherapeutin und einer Zahn-            an dessen Stelle, sich wertschätzend (und nicht abschätzend) und
                                       ärztin durchgeführt.                                                   „aufgeschlossen“ zu zeigen, den Patienten mit seinem gesamten
                                                                                                              sozioökonomischen Background zu akzeptieren, sich alles in al-
                                       Patientenberatung Seele und Zähne im Zahnärztehaus,                    lem authentisch und glaubwürdig zu verhalten. In diesem Zusam-
                                       Terminvergabe Telefon (030) 89 00 44 00                                menhang benutze ich gerne den Begriff des „Hin“-Hörens, der im
                                                                                                              Gegensatz zum „Zu“-Hören die innere Einstellung beschreibt und
                                                                                                              in vielen Fällen schon das erforderliche Sich-Öffnen des Patien-
                                                                                                              ten bewirkt.
                                                                                                              Wichtig vor allem beim psychisch auffälligen Patienten ist, dass
                                                                                                              dieser von seinem somatischen Standort „abgeholt“ wird. Dies
                                                                                                              bedarf gewisser Grundkenntnisse im Bereich der Psychosoma-
                                                                                                              tik und einer (bisweilen) zeitaufwendigen sensiblen Gesprächs-
                                                                                                              führung. Das Anamnesegespräch soll dabei im wahren Sinne
                                                                                                              des Wortes „auf Augenhöhe“ stattfinden und eben nicht „von
     Syda Productions | shutterstock

                                                                                                              oben herab“. Der Gesprächsraum sollte frei von äußeren Störun-
                                                                                                              gen sein, und der Patient wird zunächst mit der offenen Frage
                                                                                                              begrüßt, was ihn zu mir führt. In dieser Phase wird überwiegend
                                                                                                              „hin“-gehört und, falls möglich, nicht unterbrochen. Anschlie-
                                                                                                              ßend werden konkrete Fragen zum jetzigen Leiden gestellt (zeitli-
                                                                                                              ches Auftreten, Qualität, Intensität, Lokalisation und Ausstrahlung,

14                                     MBZ 10 | 2018
THEMA

Begleitzeichen, intensivierende oder lindernde Faktoren, Umstän­      Schlussbetrachtung
de beim erstmaligen Auftreten usw.). Erst danach stellen sich die
Fragen nach früheren Erkrankungen, Familienanamnese, sozialer         In besonders schwierigen Fällen gelangt auch der geschulte Zahn­
Anamnese und, falls möglich, nach psychischen Faktoren wie bei­       arzt an seine Grenzen. Dann müssen Psychologen oder Psycho­
spielsweise denkbaren krankheitsauslösenden Belastungen, Trau­        therapeuten eingeschaltet werden. Die Zahnärztekammer Berlin
matisierungen und Verlusterlebnissen.                                 hat im Jahr 2006 die Patientenberatungsstelle „Seele und Zähne“
                                                                      ins Leben gerufen, die betroffene Patienten auffangen kann (siehe
Empathische Kommunikation                                             Infokasten S. 14). Diese für Patienten kostenlose Beratung wird da­
Die nonverbale Kommunikation spielt nach meiner Erfahrung bei         bei von einer speziell hierfür ausgebildeten Zahnärztin sowie einer
dieser ersten Begegnung eine deutlich größere Rolle als die verba­    Psychotherapeutin gemeinsam durchgeführt und von der Zahn­
le. Dabei benutze ich gerne die Abkürzung „KGB“, die für „Körper­     ärztekammer Berlin, der Psychotherapeutenkammer Berlin und
haltung, Gestik (Mimik) und Blickkontakt“ steht. Gerade die Signa­    der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin gemeinsam getragen,
le, die unser Gegenüber aufgrund dieser „Einstellung“ empfängt,       finanziert und evaluiert. Die regelmäßigen statistischen Auswertun­
haben verstärkende oder verhindernde Wirkung auf die verbale          gen dieser Beratungsstelle zeigen die Notwendigkeit einer solchen
Kommunikation. Diese verba­                                                                                 Einrichtung, die Patienten und
len und nonverbalen „Tech­                                                                                  Zahnärzten gleichermaßen
niken“ sind den allerwenigs­               Sind Sie am Ende der Anamnese                                    Hilfestellung gibt. Wünschens­
ten Menschen gegeben, aber                                                                                  wert wäre es, dass dieses an­
für jeden erlernbar. Verges­                  zu einer Diagnose gelangt,                                    erkannte Modellprojekt bun­
sen Sie dabei nie: So, wie Ihre            hat der Patient ein Recht darauf,                                desweit Schule macht.
„Ein“-Stellung zum Patienten                                                                                Die Beschäftigung mit dem
ist (nicht etwa dem Patien­                     diese auch zu erfahren.                                     Thema „Psychosomatik in der
ten „gegen“-über), so ist auch                                                                              Zahnmedizin“ ist allemal loh­
Ihre „Aus“-Strahlung. Sind Sie                                                                              nenswert. Ein besseres Ver­
am Ende der Anamnese zu einer Diagnose gelangt, hat der Pati­         ständnis für die zunehmende Zahl „problematischer“ Patienten zu
ent ein Recht darauf, diese auch zu erfahren. Sollte es im Verlauf    gewinnen, dient nicht nur den Patienten selbst, sondern färbt auch
des Gesprächs gar gelungen sein, dem Patienten „näher“ zu kom­        positiv auf das Ansehen der zahnärztlichen Praxis und somit in
men, vielleicht sogar durch behutsames Handauflegen mit „Fin­         letzter Konsequenz auf das Wohlbefinden der zahnärztlichen Be­
gerspitzengefühl“ auf den Arm des Patienten, dessen unsichtbare       handler ab.
Intimzone zu betreten, ist der erste Schritt in ein vertrauensvol­
les Patienten-Arzt­-Verhältnis bereits getan - und der Weg in Rich­   Dr. Wolfgang Schmiedel
tung Linderung oder Heilung der Beschwerden darf gemeinsam
beschritten werden.                                                   Auszugsweiser Nachdruck
Hier noch ein einfacher Trick, der verblüffende Erfolge erzielt:      mit freundlicher Genehmigung des Spitta-Verlags
Schauen Sie dem Patienten bei wichtigen Mitteilungen nicht in
die Augen, sondern kommen Sie „auf den Punkt“: Schauen Sie            Weiterführende Literatur | Autor | Korrespondenz
fokussiert auf den Punkt zwischen die Augen, wenn Sie mit ruhi­
ger und fester Stimme Ihre Botschaften artikulieren. Diese Art der    • Bundeszahnärztekammer, Leitfaden für Psychosomatik
Fremdsuggestion, begleitet von positiven Aussagen, verstärkt die        in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Inhalte einer Ansprache in beeindruckender Weise und löst biswei­     • Prof. Hans G. Sergl (Hg.),
len schon den „Knoten“ im Kopf des Patienten. Am besten wird            Psychologie/Psychosomatik in der Zahnheilkunde,
diese Vorgehensweise im Freundes-­oder Familienkreis trainiert.         München 1996
In diesem Zusammenhang bedarf der gesamte Themenkomplex               • Umfangreiche Literaturverweise zur Vertiefung des Themas
„Hypnose“ hier durchaus einer Erwähnung, kann aber aus Platz­           können gerne beim Autor abgerufen werden.
gründen nicht im Detail ausgeführt werden.
                                                                      Dr. Wolfgang Schmiedel
Therapie                                                              Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Die oben erwähnten vielfältigen Krankheitsbilder und Symptome         1980–2016 Niedergelassen in eigener
psychisch gestörter oder psychosomatisch auffälliger Patienten las­   Fachzahnarztpraxis in Berlin-Tempelhof
sen in dieser Betrachtung keinen Raum für detaillierte Anweisun­      1996–2004 Präsident der European Fede­
gen für eine Therapie, da etliche der verschiedenen Beschwer­         ration of Orthodontic Specialists Associations
den bisweilen auch nur interdisziplinär behandelt werden können.      2003–2010 Vorstandsmitglied der
Der erste Schritt für eine erfolgreiche Linderung oder gar Heilung    Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie
                                                                                                                                                  ZÄK Berlin | Titze

der subjektiven Beschwerden muss nach alledem die vertiefte Be­       2004–2016 Präsident der Zahnärzte­-
schäftigung mit der besprochenen Thematik sein. Dazu gehört           kammer Berlin
auch, sich im Kollegenkreis darüber auszutauschen und dies­
                                                                      E-Mail: dr.schmiedel@t-online.de
bezügliche Qualitätszirkel und Netzwerke zu bilden.

                                                                                                                         MBZ 10 | 2018       15
ZAHNMEDIZIN

     Dienstagabend-Fortbildung

     Nur schwierig oder psychisch krank?

     D      ie Zahnärztekammer Berlin kümmert sich seit Jahren im
            Rahmen der gemeinsamen Patientenberatungsstelle „Seele
     und Zähne“ in Zusammenarbeit mit der Psychotherapeutenkam­
                                                                            werden. Daher ist bei einem Verdacht wie diesem gleichzeitig eine
                                                                            psychotherapeutische Diagnostik unbedingt anzuraten.
                                                                            Auch Persönlichkeitsstörungen können uns in der Praxis begeg­
     mer um die Diagnostik und Betreuung von Patienten mit psychi­          nen und sollten in Therapieentscheidungen einfließen. Denn nicht
     schen und psychosomatischen Krankheitsbildern. Kollegen können         selten wird bei psychosomatischer Mitbeteiligung eine Therapie-
     Patienten dorthin überweisen oder sich auch persönlichen Rat ein­      und Diagnostikkette eingeleitet, die sich auf somatische Proble­
     holen, wenn es um ihre eigene psychische Gesundheit geht. Dies         me beziehen, dem Patienten aber keine Hilfe sind. Zudem kommt
     und auch das subjektive Empfinden, dass diese Patientengruppe          es durch die Zeitverzögerung oft zu einer Verfestigung der Be­
     häufiger in den Praxen in Erscheinung tritt, war ein Grund, wie­       schwerden. Bei der Erkrankung Depression ist beispielsweise ein
     der einmal eine Dienstagabend-Fortbildung hierzu zu veranstalten.      psychodentales Begleitsyndrom bekannt, welches unter anderem
     Über 120 Teilnehmer beim Fortbildungsabend Anfang September            durch einen verminderten Speichelfluss hervorgerufen wird. Da­
     zeigten, dass dieses Thema den Nerv in der Kollegenschaft trifft.      durch kann der Patient in einen Teufelskreis geraten, in dem sich
     Immerhin weist jeder dritte Deutsche im Laufe eines Jahres             Schmerz und Depression gegenseitig erhalten.
     psychische Störungen auf, wobei die Angststörungen, Alkohol­           Grundsätzlich kann es in diesen Fällen sinnvoll sein, den Hausarzt
     missbrauch und Depressionen hierbei die häufigsten Erkrankun­          mit einzubeziehen, bei dem die Fäden zusammenlaufen, um eine
     gen sind. Dr. Bettina
     Kanzlivius wies in ih­
     rem Referat auf die
     Unterschiede zwi­
     schen psychosomati­
     schen, funktionellen
     sowie somatischen
     Störungen hin und
     erläuterte die unter­
     schiedlichen Begriff­
     lichkeiten. Verschie­
     dene Patientenfälle
     untermauerten typi­
     sche in der Zahnarzt­
     praxis auftretende Pro­
     bleme. Insbesondere
     anhaltende Schmerz­
     störungen, Prothe­
     senunverträglichkeit,
     das Burning Mouth
     Syndrom, cranioman­
     dibuläre Dysfunktion
     und Bruxismus, aber
     auch die Zahnbehand­
     lungsangst können
                                                                                                                                                 ZÄK Berlin

     uns Zahnärzte an die
     Grenze unserer Fähig­
     keiten und Belastbar­
     keit führen. Denn eine individuelle Disposition kann durch auf­        Zusammenarbeit von Zahnarzt, Psychotherapeut, Facharzt für Neu­
     tretende Schmerzbelastungen verfestigt werden und langwierige          rologie/Psychosomatik oder Psychiatrie zu koordinieren.
     Folgen haben.                                                          Die wohl wichtigste Aussage des Vortrages von Kanzlivius war:
     Die atypische Odontalgie beispielsweise, auch neuropathischer          Nehmen Sie die Patienten ernst, bauen Sie ein Vertrauensverhält­
     Zahnschmerz genannt, kommt bei knapp ein Prozent der Bevöl­            nis auf, aber lernen Sie auch, sich abzugrenzen und die Patienten
     kerung vor, wird wahrscheinlich durch Schädigungen von Nerven­         zu führen.
     endigungen hervorgerufen und trifft hauptsächlich Frauen. Wenn
     diese auftritt, ist es kein ärztlicher Kunstfehler, aber nachfolgen­   Dr. Juliane von Hoyningen-Huene
     de Behandlungsversuche ohne klare Diagnose können zu einem             Zahnärztliche Fort- und Weiterbildung

16   MBZ 10 | 2018
ZAHNMEDIZIN

Zahnärztekammer Berlin

Dienstagabend-Fortbildung
Die Zahnärztekammer bietet Kolleginnen und Kollegen aus Berlin kostenlos Vorträge zu aktuellen Themen der Zahnheilkunde an.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Termin:             2. Oktober 2018                                        Zeit:                     20:00 c.t. bis ca. 21:45 Uhr
Thema:              Gutachten –
                    zwischen Pflicht und Selbstschutz                      Veranstaltungsort:        CharitéCentrum 3
Referent:           Dr. Michael Dreyer                                                               Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
                                                                                                     Hörsaal 1, Aßmannshauser Straße 4–6
Termin:             6. November 2018                                                                 14197 Berlin (Schmargendorf)
Thema:              Allgemeine Prinzipien der Qualitäts­-
                    messung und Besonderheiten                             Fahrverbindungen:
                    im Bereich der Zahnheilkunde                           U-Bahn:           U3 Heidelberger Platz
Referent:           Dr. Alexander Steiner                                                    oder Rüdesheimer Platz
                                                                           S-Bahn:           S41/42, S45/46/47 Heidelberger Platz
Moderation:         Dr. Juliane von Hoyningen-Huene                        Bus:              101 Hanauer Straße
                                                                                             249 Heidelberger Platz
CME-Bewertung: je 2 Fortbildungspunkte                                                       186 Rüdesheimer Platz

Fachzahnarztprüfungen Sommer 2018

Neue Fachkollegen

N      ach erfolgreich abgeschlossener Weiter­
       bildung und Fachgesprächen mit den jewei­
ligen Prüfungsausschüssen der Zahnärztekammer
Berlin erhielten folgende Kolleginnen und Kollegen
die Fachzahnarztanerkennung:

                    Oralchirurgie:
          ZA Karl Bühring, Dr. Giuliana Oddo

                Kieferorthopädie:
     Dr. Fabian Jäger, Dr. Katharina von Wallis

Die Prüfungen zur Anerkennung der Gebiets­
bezeichnung „Oralchirurgie“ wurden am 13. Juni
2018, die Prüfungen zur Anerkennung der Gebiets­
bezeichnung „Kieferorthopädie“ am 4. Juli 2018 ab­
solviert.

Die Zahnärztekammer Berlin gratuliert allen Absol­
                                                                                                                                                          ZÄK Berlin

ventinnen und Absolventen zur bestandenen Prü­
fung und wünscht ihnen weiterhin viel Erfolg auf
ihrem beruflichen Weg.
                                                      Der Präsident der Zahnärztekammer Berlin, Dr. Karsten Heegewaldt (l.), Vorstandsmitglied
                                                      Dr. Juliane von Hoyningen-Huene (2. v. r.) und Vize­präsident Dr. Michael Dreyer (r.) gratulieren
Dr. Juliane von Hoyningen-Huene                       dem Kollegen Karl Bühring (2. v. l.) zur Fachzahnarztanerkennung Oralchirurgie.

                                                                                                                                   MBZ 10 | 2018                   17
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