MEHR SPEED IM - INDUSTR.com

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APRIL | 2021
AUSGABE APRIL 2021 I 23. JAHRGANG I WWW.INDUSTR.COM

                                                         Digital Twin beschleunigt Time-to-Market
                                                           MEHR SPEED IM
                                                         MASCHINENBAU
                                                      Mehrwerte über kompletten Lebenszyklus

                                                                                                                                                TITELBILD-SPONSOR: LENZE

                                                      NEUER FUNKSTANDARD    EXKLUSIVES INTERVIEW           DIGITALE SERVICES
                                                      Ist 5G mehr als nur   Partnerschaft: Rittal, Eplan   Disruptiven Wandel
                                                      ein Hype? S. 15-23    und Phoenix Contact S. 24      nicht verschlafen S. 52
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                        Dipl.-Ing. (FH) Christian Vilsbeck, Chefredakteur A&D:
                           Kann ich rund um Schlagwörter wie Künstliche
                              Intelligenz, 5G, Digital Twin, Subscription-Modelle
                                & Co. Innovationen als kleines oder mittelstän-
                                 disches Industrieunternehmen überhaupt noch
                                 allein stemmen? Bleibe ich bei der Dynamik
                                 der Digitalisierung ohne Partnerschaften noch
                                 konkurrenzfähig? Doch selbst für Partnerschaf-
                                ten muss die interne Organisation gerüstet sein,
                               um neue Geschäftsmodelle zu forcieren, ohne das
                             Stammgeschäft zu vernachlässigen. Doch wie soll
                          das funktionieren? Deshalb frage ich mich:

„WIRD EINE ORGANISATIONALE
AMBIDEXTRIE BENÖTIGT?“

    Dipl.-Ing. Hubertus Breier, MBA, Head of
Technology der Balluff Gruppe: Für uns ist die
Antwort ja. Das Denkmodel der „Beidhändig-
keit“ (Ambidextrie) beschreibt dabei Dilemma
und Lösung zugleich. Es geht darum, Kernge-
schäft und Innovationen gleichzeitig voran-
zutreiben. Während es im Kerngeschäft um
Optimierung (Exploitation) geht, die am besten
durch feste Strukturen, Prozesse, Zeithorizonte
und Regelkonformität erreicht wird, geht es in den
Innovationsräumen um Kreativität, das Brechen von
Routinen und Mustern, das Verlassen der Komfortzone und
darum, neue Lösungen zu finden (Exploration). Diese Gegensätzlichkeit kann durch
externe Innovation entschärft werden, jedoch bleibt dabei ein großes Potential auf
der Strecke. Die Integration des Neuen in das Bestehende. Das Kerngeschäft von       Mit Lastwiderständen von FRIZLEN
Morgen.                                                                              die Leistungsfähigkeit von
                                                                                     Spannungsquellen testen.
    Die Dynamik der Digitalisierung betrifft beide Teile gleichermaßen: Im Kern-
geschäft unserer Sensorik- und Automatisierungstechnologien ermöglichen neue           USV-/ Notstromanlagen
digitale Software-, Vernetzungs- und Kommunikationstechnologien erweiterten            Laborprüfungen
Kundennutzen. Im Innovationsbereich ermöglichen sie uns die Erweiterung des
Portfolios mit neuen Wertversprechen und Geschäftsmodellen. Unter dem Begriff
                                                                                       Lastsimulation (auch für 19"-Rack)
IDEAbiz führen wir intern mehrere strategische Inkubationsprogramme, die mit
einer Lean Startup-Methode neue, innovative Geschäftsideen entwickeln. Wir be-       FRIZLEN Leistungswiderstände
treiben also beides innerhalb des Unternehmens in atmenden und durchlässigen
                                                                                       Belastbar
Strukturen, das fördert sowohl die Verbindung als auch die Akzeptanz für Neues –
„Startup meets Mittelstand“                                                            Zuverlässig
                                                                                       Made in Germany

                                                                                     Tel. +49 7144 8100-0
                                                               3
                                                          INDUSTR.com                www.frizlen.com
TITELSTORY
     INHALT                                               MEHR SPEED IM
                                                          MASCHINENBAU

     AUFTAKT
06   Bildstory: Eine Million Laserdioden
08   Highlights der Branche
10   Titelstory: Mehr Speed im Maschinenbau
12   Titelinterview: „Mehr als Simulation“

     FOKUS: 5G & IIOT
15   Warum 5G neue Standards in
     der Industrie setzen wird                                         15
                                                                       FOKUSTHEMA VON
18   Interview: (R)Evolution der Mobilfunkstandards
                                                                       SEITE 15-31
22   Umfrage: Ist 5G mehr als nur ein Hype?
                                                                       5G & IIoT
24   Interview über durchgängige
     Digitalisierung von Prozessen
30   Industrie 4.0 Use Cases

     INDUSTRIELLE SOFTWARELÖSUNGEN
32   KI hält Einzug in der Produktionsplanung

     SPEZIAL: MOBILE AUTOMATION
36   Freie Fahrt mit Überspannungsschutz
40   Modulare Installation mobiler Maschinen

     RUBRIKEN
03   Editorial
39   Impressum & Firmenverzeichnis
66   Rücklicht

                        42
                        MULTIPROTOKOLLCHIP
                        Sprachtalent sucht Bewegung

                                                          4
                                                      INDUSTR.com
10
TITELSTORY
Mehr Speed im Maschinenbau
mit dem Digital Twin
                                                       INDUSTRIELLE KOMMUNIKATION
                                                  42   Multiprotokollchip für industrielle Kommunikation
                                                  45   Selbstkonfigurierende E/A Module mit ASi-5
                                                  46   Interview über Datensicherheit bei der Fernwartung

                                                       ANTREIBEN & BEWEGEN
                                                  49   Trendsetter im Gespräch: Servoantriebe
                                                  50   Hochdynamische Linearmotoren
                                                  51   Interview: „Präzision und Dynamik kombiniert“
                                                  52   Interview über digitale Services

                                                       SENSORIK & MESSTECHNIK
                                                  56   Energieautarke Näherungsschalter
                                                  58   Interview über Einsatzmöglichkeiten
                                                       der Wiegand-Technik
                                                  59   Dünne Miniatursensoren für
                                                       neue Anwendungen

36
ÜBERSPANNUNGSSCHUTZ
                                                  62
                                                       VERSORGUNGS- & VERBINDUNGSTECHNIK
                                                       Plug & Play im Schaltschrank

Störungsfreien Betrieb garantieren

Digital Innovation Park
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Whitepapern und mehr.                                                                            www.turck.de/dip
A U F TA K T

               Additive Fertigung macht Spritzguss Konkurrenz

EINE MILLION LASERDIODEN
 Mit der LaserProFusion-Technologie nutzt EOS ein spezielles Verfahren zur additiven
 Fertigung mit Kunststoffen: Knapp eine Million Diodenlaser schmelzen den Werkstoff
auf und lassen das Bauteil entstehen. Der Bauprozess ist so produktiv, dass er in vielen
                   Anwendungen als Spritzgussersatz dienen kann.
                                       T EX T + BI LD: EOS

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                                         INDUSTR.com
EOS optimiert mit der LaserProFusion-Technologie das Zusammenspiel
        zwischen Pulverwerkstoff und Laser beständig. Die Dauer der Belich-
        tungszeit wird mit der Technologie signifikant verkürzt und ist unabhängig
        von der Anzahl der Bauteile und ihrer Geometrie. Im Gegensatz zum
        bisherigen Laser-Sintern fährt kein CO2-Laser das gesamte Baufeld ab,
        sondern es kommen bis zu einer Million Diodenlaser zum Einsatz. Diese
        können eine maximale Gesamtleistung von bis zu 5 Kilowatt erreichen.
        Pro Bauteilschicht werden auf den Pixel genau nur die Laser an den
        Stellen zum Schmelzen des Pulvers aktiviert, an denen es die CAD-Daten
        des Bauteils vorgeben. Der Hersteller spricht von einer bis zu 10-mal
        schnelleren Produktion. LaserProFusion ist auf die Anforderungen der
        Serienfertigung ausgerichtet, verkürzt die Produktentwicklung, ermöglicht
        einen werkzeuglosen Spritzguss und kann bei vielen Anwendungen sogar
        als Spritzgussersatz dienen. Mit EOS LaserProFusion sind dann Kostenein-
        sparungen von bis zu 20 Prozent möglich.

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INDUSTR.com
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                                                                                 A U F TA K T

                                HIGHLIGHTS
                      Zahlen, Fakten, Köpfe & Trends: Was hat sich in der Branche getan? ABB ernennt
                       neuen Leiter für B&R, KI wird nicht gefürchtet, Dunkermotoren kauft ein und
                      Messen werden weiterhin abgesagt. Bei Universal Robots gibt es einen neuen Mann
                             an der Spitze, bei Phoenix Contact geht der CTO in den Ruhestand.
                                               Quelle: iStock, cosmin4000

                                                                                                Quelle: Dunkermotoren

                          1                                                      2                                        3
Quelle: ABB

                                               Quelle: Teradyne/ Finn Broendum

                                                                                                Quelle: Phoenix Contact

                          4                                                      5                                        6
Quelle: Frank Hügle

                                                                                      8
                                                                                 INDUSTR.com
Leiter Division Maschinenautomatisierung (B&R)   Mitarbeiter sehen KI positiv
Personalie ABB                                   KI-Umfrage
ABB hat Jörg Theis zum Leiter der Division       Die Trendstudie 2021 der IUBH mit über 500
Maschinenautomatisierung (B&R) ernannt.          Teilnehmern zeigt: Drei Viertel der Mitar-
Er übernahm am 1. April 2021 das Amt von         beiter in deutschen Unternehmen haben
Clemens Sager, der die Division seit dem         keine Angst, dass der Einsatz Künstlicher
1. Januar 2021 ad interim leitete. Theis ist     Intelligenz in Unternehmen ihren Arbeitsplatz
seit 23 Jahren für ABB tätig, unter anderem      gefährdet. Nur 17,9 Prozent der Befragten
in der Prozess- und Fabrikautomatisierung        geben aber an, dass ihr Unternehmen über

                   1                                                 2
mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung        alle Kompetenzen verfügt, um Künstliche
von digitalen Serviceangeboten.                  Intelligenz erfolgreich einzusetzen.

Erfahren Sie mehr: industr.com/2566556           Erfahren Sie mehr: industr.com/2573784          Drehverbindung mit Direktantrieb

Dunkermotoren übernimmt EGS Automation           all about automation im Mai                     Franke-Torque:
Geschäftsübernahme                               Messeabsagen
Dunkermotoren übernahm zum 01. März
2021 das Automatisierungs-Unterneh-
                                                 Die für den 5. bis 6. Mai 2021 in Hamburg
                                                 und den 19. bis 20. Mai 2021 in Heilbronn
                                                                                                 superkompakt,
men EGS Automation. Mit der Akquisition
übernimmt Dunkermotoren 100 Prozent
                                                 geplanten all about automation finden auf-
                                                 grund der Corona-Pandemie nicht statt. Ab       superindividuell
der Anteile von EGS. Für beide Geschäfts-        Juni stehen für 2021 vier all-about-automa-
führer Robert Eby (EGS) und Uwe Lorenz           tion-Messen auf der Agenda, hinzu kommt
(Dunkermotoren) stellt die Akquisition eine      ein neuer Standort. Außerdem gibt es mit

                   3                                                 4
Chance dar, die Kompetenzen des jeweiligen       about automation digital plus eine digitale
Unternehmens weiter zu stärken.                  Ergänzung.
                                                                                                 Ein Franke-Torqueantrieb Typ LTD
Erfahren Sie mehr: industr.com/2571042           Erfahren Sie mehr: industr.com/2571332
                                                                                                 bietet außergewöhnliche Vorteile.
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Seit März bei Universal Robots                   CTO von Phoenix Contact                         Lagertechnik benötigt er geringst-
Neuer Präsident                                  Ruhestand                                       möglichen Raum und lässt sich
Teradyne ernennt Kim Povlsen zum neuen           Am 28. Februar beendete Roland Bent, CTO        ideal an spezifische Anforderungen
Präsidenten von Universal Robots. Der ge-        bei Phoenix Contact, sein Berufsleben. Mehr
                                                                                                 anpassen.
bürtige Däne wird die nächste Wachstums-         als 36 Jahre war er beim Unternehmen tätig,
und Innovationsphase von Universal Robots        davon langjährig als CTO. Seine Kernaufga-
leiten. Mit Povlsens Ernennung will das          ben nimmt CDO Frank Possel-Dölken wahr,
Unternehmen den Ausbau und die Weiterent-        mit Fokus auf die Digitalisierung von Phoenix
wicklung der lokalen Robotik-Gemeinschaft        Contact. Bent wird als „Chief Representati-

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unterstützen. Povlsen übernahm seine neue        ve“ weiterhin das Unternehmen im internati-
Rolle am 1. März 2021.                           onalen Normungsumfeld begleiten.

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                                                                          9                      www.franke-gmbh.de
                                                                     INDUSTR.com
Digital Twin sorgt für Mehrwerte bei Maschinen und Anlagen

DIE BESCHLEUNIGER
Patrick Bruder staunt. Auch für ihn, einer der Vordenker des digitalen Zwillings bei Lenze,
sind das, was in der Schweiz geplant wird, ganz neue Dimensionen seines Lieblingsthemas. Die
Meldung war bis zu diesem Gespräch auch für ihn neu: Die ETH Zürich entwickelt ein digitales
Erdmodell, einen Zwilling zur Überwachung der Entwicklung und zur Vorhersage möglicher
zukünftiger Trajektorien. Was hat das jetzt mit Maschinen und Anlagen zu tun?

TEX T: Ines Oppermann, Lenze BIL D : iStock, cosmin4000

    Für diese Trajektorien, also Entwick-                 Anlage in allen ihren Aspekten. Der di-       ders aus: eine Datendurchgängigkeit
lungspfade, wollen die Forscher neben                     gitale Zwilling ist dabei nicht zwangs-       oder Strategie ist – Stand heute – kaum
den herkömmlich für Wetter- und Kli-                      läufig eine bestimmte Datei oder ein          vorhanden, viele Assets sind unbekannt
masimulationen genutzten Beobach-                         bestimmtes Modell, sondern eine Klam-         und die Engineering-Zeit verschlingt
tungsdaten neue, auch für das Klima-                      mer um alle versionierten und referen-        viel Geld“, erklärt Bruder. „Aber es geht
system relevante Daten menschlicher                       zierten Daten eines Produktes.“ Somit         voran. Die Industrie arbeitet jetzt an
Aktivitäten in das Modell integrieren, so                 können alle Werkzeuge im Produkt-             den Standards und Lenze ist dabei, au-
dass das virtuelle Erdsystem-Modell die                   lebenszyklus auf einem gemeinsamen            ßerdem haben wir mit der Industrial
gesamten Prozesse an der Erdoberfläche,                   Datenstamm arbeiten, der sukzessive           Digital Twin Association (IDTA) einen
den Einfluss des Menschen in Bezug auf                    um weitere Informationen ergänzt wird.        Schritt nach vorne gemacht hin zu mehr
das Wasser-, Nahrungs-, und Energie-                                                                    Durchgängigkeit. Wir bei Lenze werden
management, einschließlich der Prozes-                         Auf diese Weise begleitet der digitale   in den kommenden Monaten die ersten
se im physischen Erdsystem, möglichst                     Zwilling ein Produkt über den gesamten        veröffentlichten Standards für unsere
realitätsnah abbildet.                                    Lebenszyklus. Er wächst mit und ordnet        Geräte umsetzen und bedienen schon
                                                          sich auch mit ein. „Sie können sich das wie   jetzt erste Use Cases, die unsere Kun-
Gemeinsamer Datenstamm                                    eine Matrjoschka vorstellen. Der Zwilling     den durchaus überzeugen.“ Stichwort
                                                          des Sensors, der Zwillings des Antriebs,      Standards: Ein wesentlicher Grundsatz
    „Es ist toll, wie auch andere Bran-                   der Zwilling des Umrichters sind alle Teil    ist, dass Modelle in jeder Phase und für
chen und Wissenschaftsdisziplinen von                     des Zwillings der Maschine und dieser ist     jede Anwendung so einfach wie möglich
der Technologie profitieren. Und wir                      Teil des Zwillings der Fertigungsstraße       und so genau wie nötig sein sollten. Dies
als Industrie leisten mit unseren digi-                   und dieser ist Teil des Zwillings der Fab-    bedeutet, dass es in der Regel nicht not-
talen Zwillingen einen Beitrag dazu,                      rik. Alle Zwillinge sind beschrieben, brin-   wendig ist, die Physik vollständig abzu-
dass beispielsweise Klimadaten ganzer                     gen ihre Daten und Informationen mit.“        bilden, sondern nur für den jeweiligen
Industriebranchen systematisch erho-                      Und der Anwender greift auf standardi-        Anwendungsfall hinreichend genau –
ben werden können. So können wir                          sierte Daten und Informationen zu und         das schafft Transparenz, aber entlas-
Optimierungen anstoßen und Prozesse                       kann dann beispielsweise die Realdaten        tet auch die Systeme, die den digitalen
beschleunigen, also Engineering-Zeit                      gegen Plandaten fahren lassen, Fehler er-     Zwilling zur Verfügung stellen.
verkürzen. Jede Fabrik wird zum digita-                   kennen und Optimierungen durchführen
len Zwilling und wir können dann Asset                    – rein virtuell zunächst, ohne Risiko von     Pflöcke einrammen
für Asset durchgehen – bis zum Sensor;                    Stillständen. „Wir können dann dem di-
den gesamten Lebenszyklus bis zur Ent-                    gitalen Zwilling sogar noch Softwarebau-          Lenze will sich positionieren, als
sorgung und des Recyclings der Maschi-                    steine mitgeben oder trainierte Modelle.“     Vorreiter für den digitalen Zwilling.
ne“, verspricht Bruder. Er kommt ins                                                                    Entwickler und Konstrukteure können
Schwärmen. „Wir wollen weg von der                        Realitäten in der Fertigung                   zukünftig beispielsweise über einen
reinen Visualisierung eines Produkts.                                                                   Webdienst die technischen Daten und
Ein digitaler Zwilling ist die vollständige                   Ein Traum!? „Wir stehen am Anfang,        Dokumentationen eines Gerätes direkt
digitale Abbildung einer Maschine oder                    die Realität in vielen Fabriken sieht an-     in ihre Software einbinden oder gezielt

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T I T E L S TO R Y

nach Lenze-Produkten suchen. Die Be-         Und: „Es soll auch Unternehmen geben,
reitstellung von Komponentendaten            die wissen oft gar nicht, welche Assets in
durch den Lieferanten vereinfacht Inte-      der Fertigung vorhanden sind“, lacht der
grationsprozesse im Entwicklungspro-         Ingenieur Bruder. Der Zwilling schaf-
jekt. Ziel ist es, durch die Vermeidung      fe Transparenz in den Prozessen,
doppelter Modellierungsarbeit und eine       sind die Lenze-Entwickler über-
im Idealfall komplett hardwarefreie Ent-     zeugt. „Darauf aufsetzend kann
wicklung schneller und kosteneffizient       der Kunde die OEE analysieren
Produkte auf den Markt bringen zu kön-       und optimieren. Wir reduzieren
nen. Gut für den Anwender, schlecht für      also nicht nur Engineering-Zeit,
Lenze – die Vergleichbarkeit der Kom-        sondern optimieren auch
ponenten fällt dem Kunden noch leich-        die Prozesse“, ist Bruder
ter. „Das Risiko schätzen wir gering ein,    begeistert.
wir haben gute Produkte und scheuen
keinen Vergleich. Der Kunde muss Zeit
und Geld sparen. Das ist uns wichtig“,
verteidigt Bruder das Engagement. In
einem Strategiepapier von Lenze heißt
es: Der digitale Zwilling wird zukünftig
so selbstverständlich sein, wie heutzuta-
ge die Bereitstellung von Datenblättern
auf der Homepage. Wer aus dieser digi-           Und am Ende des Gesprächs kommen
talen Zwillings-Lieferkette herausfällt,     Interviewer und Interviewpartner dann
wird früher oder später auch aus der         noch einmal ins Staunen. Die ETH-For-
realen Wertschöpfungskette herausfal-        scher schätzen, dass der Betrieb eines
len, da ansonsten auf Seiten der Kunden      digitalen Erdzwillings in vollem
der Aufwand zur Modellierung zu groß         Umfang ein System mit ca. 20.000
wird. Das Motto der Hamelner: Lie-           GPUs erfordert, das schätzungs-
ber früh dabei sein und schon Pflöcke        weise 20 MW Stromleistung
einrammen.                                   benötigt. „Da brauchen wir si-
                                             cher weniger für die Fabrik“,
Rechenleistung gefragt                       lacht Bruder und ergänzt
                                             wieder ernst: „Aber Re-
    Ein zweiter, zunächst trivial klingen-   chenleistung ist eine
der Ansatz: Die Zwillinge zur Dokumen-       wichtige Vorausset-
tation ganzer Anlagen beispielsweise für     zung auch in der
Instandhaltungsaufgaben zu nutzen.           Fertigung.“ ☐

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TITELINTERVIEW

Interview über Digital Twin im Maschinenbau

„Mehr als Simulation“
Der Digital Twin ist mehr als nur Simulation, er beschleunigt die Time-to-Market und
sorgt für Mehrwerte über den gesamten Lebenszyklus von Maschinen. Burkhard Balz,
Senior Vice President Automation Systems bei Lenze und Mitglied des IDTA-Vorstandes
sowie Patrick Bruder, Business Development Manager Automation bei Lenze erläutern
im Gespräch mit A&D aktuelle Entwicklungen.
DA S I NTERVIEW FÜHRTE: Christian Vilsbeck, A&D BIL D ER: Lenze; iStock, cosmin4000

Profitiert der Maschinenbauer über den                  le oder Asset Administration Shell (AAS)     hang mit dem digitalen Zwilling. Digital
kompletten Lifecycle-Prozess einer Ma-                  für das Kreieren eines digitalen Abbil-      Engineering nutzt die Digital Twins der
schine vom Digital Twin?                                des einer Maschine. Der digitale Zwil-       Geräte – beispielsweise die technischen
Balz: Auf jeden Fall. Der Digitale Zwil-                ling ist auch Basis für die Nutzung von      Daten, CAD-Modelle – und lässt den di-
ling ist die Basis für Anwendungen und                  Cloud-Services, die zur Optimierung von      gitalen Zwilling der Maschine entstehen.
Dienste entlang des Lebenszyklus von                    Fertigungsprozessen beitragen bis zur        Das heißt, in der Design-Phase lässt sich
Geräten und Maschinen. Er bietet eine                   intelligenten Auswertung von Betriebs-       bereits eine erste Struktur der Maschi-
echte Unterstützung in der industriellen                daten aus den Antrieben, die zusätzliche     ne erstellen, die im weiteren Verlauf in
Automation, macht beispielsweise die                    Sensoren überflüssig machen. Und nicht       der Steuerungssoftware abgebildet oder
virtuelle Inbetriebnahme oder auch das                  zuletzt erhöht er die Flexibilität von An-   in der Elektronik-Konstruktion genutzt
Asset Management möglich. Mit dieser                    lagen, in denen ganze Fertigungsmodule       wird. An diesem Punkt kommen dann
                                                                                                     automatisiert und standardisiert weitere
                                                                                                     Daten hinzu. Dieses Spiel zieht sich durch
                                                                                                     den gesamten Engineering-Prozess, ange-
                                                                                                     reichert mit den Maschinendaten entsteht
                                                                                                     so der digitale Zwilling der Maschine.
                                        „Der Digital Twin steht für die
                                                                                                     Letztendlich baut sich eine Struktur auf,
                                       neue, offene und standardisierte                              aus vielen verschiedenen digitalen Zwil-
                                       Interoperabilitätskomponente in                               lingen – von den Komponenten, über die
                                                                                                     Maschinenmodule bis hin zu gesamten
                                              der Industrie 4.0.“                                    Anlagen.
                                                          Burkhard Balz
                                     Senior Vice President Automation Systems bei                    Welche Voraussetzungen benötigt ein
                                         Lenze und Mitglied des IDTA-Vorstandes                      Maschinenbauer sonst noch, um sich
                                                                                                     überhaupt mit dem Thema Digital Twin
                                                                                                     beschäftigen zu können?
                                                                                                     Bruder: Aus meiner Sicht sind gar keine
                                                                                                     speziellen Voraussetzungen nötig – nur
Durchgängigkeit und den Zugriffsmög-                    einfach per Plug & Produce ausgetauscht      die Bereitschaft, sich auf neue Technolo-
lichkeiten auf relevante Daten und Doku-                werden können.                               gien und Methodiken einzulassen. Aber
mente aller verbauten Geräte sind, über                                                              auch hier gilt: suchen Sie sich die rich-
den gesamten Lebenszyklus betrachtet,                   Ist ein Digitales Engineering die Grund-     tigen Partner, die – wie Lenze – bei der
Einsparpotentiale im zweistelligen Proz-                voraussetzung, um vom Digital Twin ei-       Umsetzung unterstützen. Es geht nicht
entbereich möglich. Lenze hat innerhalb                 ner Maschine profitieren zu können?          darum, gleich radikal alles Gewohnte
seines Automatisierungsangebots den                     Bruder: Das Spannende ist gerade die         über den Haufen zu werfen, sondern dar-
„EASY System Designer“ geschaffen. Die-                 Verknüpfung all der verschiedenen Dis-       um, überhaupt anzufangen, erste Durch-
ses neue Tool nutzt die Verwaltungsscha-                ziplinen und Use-Cases im Zusammen-          stiche zu machen und zu lernen.

                                                                                 12
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„Für den Digital Twin benötigen Maschinen-
                     bauer keine speziellen Voraussetzungen – nur
                    die Bereitschaft sich auf neue Technologien und
                               Methodiken einzulassen.“
                                             Patrick Bruder
                        Business Development Manager Automation bei Lenze

Für den Digital Twin einer Maschine          beitskreisen aktiv sind, bei der ersten       den durchgereicht vom Engineering, über
werden immer digitale Zwillinge der          Umsetzung unterstützen.                       die Inbetriebnahme bis hin zu Wartung.
einzelnen Komponenten benötigt. Wo
bekommt der Maschinenbauer die Daten         Engagiert sich Lenze auch in der neu          Um von den Vorteilen des Digital Twins
her und worauf muss er achten?               gegründeten IDTA, um die Standardi-           zu profitieren: Warum sollen Maschi-
Bruder: Hier sind ganz klar die Auto-        sierung aus Sicht des Maschinenbauers         nenbauer auf die Lösungen von Lenze
matisierer wie Lenze und alle Kompo-         voranzutreiben?                               setzen?
nentenlieferanten in der Pflicht. Es ist     Balz: Ja, wir halten das für absolut essen-   Balz: Unser oberstes Ziel ist es, unse-
erstaunlich, wie viele Daten bereits heute   ziell. Kunden geben uns recht: Auf der        ren Maschinenbaukunden das Enginee-
verfügbar sind. Allerdings muss man sie      virtuellen Messe SPS im November 2020         ring zu erleichtern und sie mit unse-
sich aktuell noch mühsam manuell zu-         hat Lenze mit den Unternehmen Hegla,          rer Hardware, Software und Brainware
sammensuchen. Zum Teil lassen sich Da-       Festo und Phoenix Contact am Runden           bestmöglich zu unterstützen. In diesem
ten schon nach gewissen Standards wie        Tisch die Perspektiven aus Forschung          Zusammenhang ist uns das Thema of-
beispielsweise ECLASS ausleiten. Richtig     und Industrie zum aktuellen technischen       fene Standards und Interoperabilität ein
spannend und komfortabel wird es aber        Stand des digitalen Zwillings in der Praxis   echtes Anliegen. Darum engagieren wir
erst dann, wenn sich Tools und Software-     beleuchtet. Bereits realisierte Mehrwer-      uns schon seit Jahren in verschiedenen
lösungen diese Daten standardisiert ab-      te wie das wesentlich beschleunigte En-       Gremien und arbeiten in Forschungspro-
holen können. Entsprechende Webdiens-        gineering und die Verwendung einheit-         jekten mit. Wir haben seit über 20 Jahren
te, die genau das anbieten, entstehen ak-    licher Kommunikationsschnittstellen wie       Digitalisierungskompetenz im Unterneh-
tuell auch bei Lenze.                        OPC UA oder IO-Link über alle Diszipli-       men und verfügen zudem über die not-
                                             nen hinweg, wurden von der Gesprächs-         wenige Domainexpertise, um unseren
Bietet Lenze eine Lösung an, mit der sich    runde erfreut bestätigt. Der einheitliche     Maschinenbaukunden digitale Services
einfach ein Digital Twin kreieren und        Tenor galt aber auch der Fortführung, die     und Lösungen anzubieten, die ihnen ei-
verwalten lässt?                             Entwicklungsarbeit des Digital Twins im       nen echten Mehrwert bieten – sei es die
Bruder: Ja, unser EASY System Designer       Konsortium weiter voranzutreiben.             Beschleunigung der Entwicklungspro-
ist genau ein solches Werkzeug. Damit                                                      zesse, die Verbesserung der Qualität oder
lässt sich die Maschine modular beschrei-    Was steht bei Lenze in Bezug auf den Di-      die Möglichkeit, Tätigkeiten zu paralleli-
ben, auslegen und teilweise verwalten        gital Twin demnächst auf der Agenda?          sieren. Auf der digitalen Hannover Messe
und zudem eine Struktur für den digi-        Bruder: Es geht in die konkrete Umset-        zeigen wir neue Apps, Werkzeuge und
talen Zwilling ausleiten. Die Verwaltung     zung, wir werden Asset-Daten unserer          Prototypen, die bereits heute eine durch-
des digitalen Zwillings ist noch ein span-   Systemkomponenten wie das digitale Ty-        gängige Datennutzung ermöglichen. ☐
nendes Thema. Wo ist er gespeichert?         penschild, technische Daten und Doku-
Besteht er nur aus Links und Verknüp-        mentation über Webdienste bereitstellen.
fungen zu Webdiensten? Ist es eine loka-     Das klingt im ersten Moment vielleicht                          Das vollständige
le Datenbank? Welcher Teil wird auf der      nicht sehr spannend, aber der Mehrwert                          Interview lesen Sie
Steuerung abgelegt? Hier können unsere       über den gesamten Lebenszyklus einer                            online unter:
Experten, die in den verschiedenen Ar-       Anlage ist enorm – denn diese Daten wer-                        industr.com/2572329

                                                                  13
                                                              INDUSTR.com
Die Faszination AUTOMATION
                                                                                                                                                                                                im Fokus. Der Blick in andere
                                                                                                                                                                                                Branchen als Inspiration.

                                                                                                                         12 | 2019
DEZEMBER 2019 I 21. JAHRGANG I WWW.INDUSTR.COM

                                                    FLEXIBLE UND LANGLEBIGE
                                                   LEITUNGEN FÜR ENERGIEKETTEN

                                                       PERFEKTE
                                                      PERFORMANCE
                                                                                                                                 TITELBILD-SPONSOR: IGUS

                                                                                                                                                           Das A&D-Web-Magazin liefert relevante News, Artikel, Videos, Bildergalerien sowie Whitepaper
                                                 FLEXIBLE FERTIGUNG        SERVOMOTOREN              SECURE GATEWAY
                                                 Welches Potenzial         Was gibt es, wo sind      Neue Stufe der
                                                 steckt in MRK? S. 16-28   die Unterschiede? S. 36   Absicherung S. 46

                                                                                                                                                           und macht die Faszination der Fertigungsautomation lebendig.

                                                                                                                                                           Es ist vernetzt mit den anderen Web-Magazinen von publish-industry – gemeinsam sind sie Teil
                                                                                                                                                           des Industrie-Ecosystems INDUSTR.com mit über 20.000 relevanten Inhalten. Gehen Sie online und
                                                                                                                                                           registrieren Sie sich kostenfrei: INDUSTR.com/AuD.
FOKUSTHEMA

             5G & IIoT

Warum 5G neue Standards
  in der Industrie setzen wird   Seite 16

                                            BILD-SPONSOR: AXIANS
5G & IIoT

Einsatz von 5G in industriellen Campus-Netzen

5G – die smarte Mobilfunk-Ära
für schlaue Köpfe
Immer wenn eine neue bahnbrechende Technologie auf den Markt kommt, sind schlaue und
kreative Köpfe gefragt, innovative Lösungen daraus zu entwickeln. So ist zu erwarten, dass der
neue Mobilfunkstandard 5G in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen neue Standards setzen wird.
TEX T: Armin Przirembel, Axians BILD ER: Axians; Shutterstock

    Richtig umgesetzt hat der Mobilfunkstandard 5G das Po-               men wurden bereits mehr als 100 Lizenzen vergeben. Im Ver-
tenzial zum Game Changer. Jetzt sind die Pioniere gefragt, die           gleich zur initialen Versteigerungssumme sind diese durchaus
dieses Potenzial voll ausschöpfen und die neue Technologie               günstig zu erwerben. Der jeweilige Preis berechnet sich aus
mit Leben füllen.                                                        Bandbreite, Laufzeit und den abzudeckenden Flächen. So kos-
                                                                         tet beispielsweise eine Lizenz für eine Bandbreite von 50 MHz
Der Einstieg in 5G ist günstiger als man denkt                           mit 10-jähriger Laufzeit zur Abdeckung von 500 Quadratme-
                                                                         tern Produktionsfläche und zwei Quadratkilometern sonsti-
    Im August 2019 wurden nach 497 Runden die 5G Mo-                     ger Fläche insgesamt 17.500 Euro – für die gesamte Laufzeit.
bilfunkfrequenzen für die Rekordsumme von 6,6 Milliarden                 Wer sich nicht so lange verpflichten und erst einmal einen
Euro versteigert. Seither arbeiten die vier Mobilfunkanbie-              Testlauf absolvieren möchte, kann auch mit einer kürzeren
ter Telekom, Telefonica, Vodafone und Drillisch daran, die               Laufzeit, zum Beispiel für ein Jahr starten. Zu den ersten pri-
deutschlandweite Netzabdeckung mit 5G aufzubauen. Par-                   vatwirtschaftlichen Lizenznehmern gehören Hochschulen,
allel dazu können seit November 2019 erstmals auch Firmen                Universitäten, Messen, Energieversorger, Kommunikations-
eine Lizenz für ein privates 5G im Frequenzbereich zwischen              dienstleister, Automobilhersteller und innovationsfreudige
3.700–3.800 MHz erwerben, um diese für Industrie, Land- und              Industrieunternehmen.
Forstwirtschaft sowie private und öffentliche Organisationen
für innerbetriebliche Anwendungen zu nutzen. Für Unterneh-               Große Anforderungen – Vorteile noch größer

                                                                            Der Einsatz von 5G verspricht von technischer Seite
                                                                         neue Superlative mit einer Datenrate von bis zu 20 Gbit/s,
                                                                         1 ms Latenzzeit, 99,99 Prozent Verfügbarkeit und 100 Pro-
                                                                                                  zent Netzabdeckung. Pro Sektor
                                                                                                     können weit mehr als Tausend
                                                                                                        – pro Quadratkilometer bis
                                                                                                           zu einer Million Devices
                                                                                                             eingebunden werden,
                                                                                                               mit einer Lokalisie-
                                                                                                                rungsgenauigkeit von
                                                                                                                weniger als einem
                                                                                                               Meter. Das Ganze
                                                                                                            funktioniert nicht nur
                                                                                                         statisch, sondern auch bei
                                                                                                         einer Bewegungsgeschwin-
                                                                                                         digkeit von bis 500 km/h.
                                                                                                        Und auch die Energieeinspa-
                                                                                                        rung ist gewaltig: Während

                                                                    16
                                                                INDUSTR.com
Konfiguration
                                                 Systemtechnik

in deutschen Rechenzentren derzeit pro Jahr 13 Milliarden               und können die kommenden Entwicklungen mitprägen. Aus
KWh in Wärme umgesetzt werden, kann durch den Einsatz                   Städten werden Smart Cities, in der Landwirtschaft entwickelt
von 5G der Stromverbrauch im Netzwerk um 90 Prozent redu-               sich Smart Farming, Stromnetze werden zu Smart Grids, das
ziert werden und die in den IoT-Sensoren verwendeten Batte-             Gesundheitswesen wird eHealth-Applikationen einsetzen. Im
rien liefern bis zu zehn Jahre lang Strom. Neben diesen Perfor-         Bereich von Mobilität, Logistik und Handel ergeben sich völ-
mance-Werten stellen Firmen weitere hohe Anforderungen an               lig neue Spielmöglichkeiten, Produktionsprozesse werden zu
ihr betriebseigenes Funknetzwerk: Die Betriebssicherheit von            Industrie 4.0 mit hochflexiblen Möglichkeiten. Es entsteht ein
Maschinen muss zu jeder Zeit gewährleistet sein. Es dürfen              taktiles Internet, in dem Menschen, Maschinen und Systeme
keine Ausfallzeiten oder Datenpaketverluste auftreten, sonst            in Echtzeit interagieren. Hinter alldem stecken smarte Köp-
steht die Produktion still. Neben der wirklichen Echtzeit ist es        fe, die das Beste daraus machen. Dazu gehören auch Sie, liebe
für Produktionsprozesse zwingend notwendig, dass zwischen               LeserInnen! Lassen Sie uns darüber sprechen, welche Chancen
Rechner und Sensoren eine Synchronisationsgenauigkeit von               der Einsatz von 5G für Ihr Unternehmen bietet.
±1 Mikrosekunden gegeben ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt
ist das Zusammenspiel mit den bereits existierenden Protokol-           Standards mit 5G und richtigem Partner setzen
len. Da es in jeder Fertigung unterschiedliche Maschinen mit
jeweils verschiedenen Protokollen und Netzwerken gibt, be-                   Axians verfügt als ICT-Systemintegrator über mehr als
deutet die Vereinheitlichung über den 5G-Standard eine enor-            25 Jahre Erfahrung in Projekten zur Einrichtung von In-
me Erleichterung in Sachen Interoperabilität.                           house-Funknetzen: zuverlässig, versorgungssicher und güns-
                                                                        tig. Wir unterstützen Unternehmen aktiv bei Planung, Rollout
    Im Wesentlichen lassen sich die Vorteile beim Einsatz von           und Betrieb einer eigenen 5G-Infrastruktur sowie bei De-
5G kompakt zusammenfassen: Drahtlose Anbindung, erhöhte                 sign und Lieferung der passenden Lösungen. In Kooperation
Ausfallsicherheit, Standardisierung für den industriellen Ein-          mit Partnern aus dem globalen Markennetzwerk von VINCI
satz, mehr Agilität und Flexibilität für eine adaptive Produkti-        Energies erfolgt die komplette Realisierung aus einer Hand.
on, Senkung der Betriebskosten, kürzere Time-to-Market und
zukunftssichere Investition.                                               Kontaktieren Sie gerne Axians – wir freuen uns auf einen
                                                                        smarten Gedankenaustausch mit Ihnen! Ihr Ansprechpartner:
Grenzenlose Einsatzszenarien

   Anders als bei den vorhergehenden Generationen 2G
(GSM), 3G (UMTS), 4G (LTE) sind bei der Entwicklung der
Standards für 5G auch Vertreter der Wirtschaft direkt mit                                        Armin Przirembel
beteiligt, wenn neue Releases vorbereitet werden. So können                                      BU Manager Mobile Netzworks
praxisbezogene Anforderungen für industrielle Anwendungen                                        Vodafone bei Axians Deutschland
von Anfang an berücksichtigt werden. Die Vernetzung durch                                        Tel: +49 7142 969-161
5G wird in absehbarer Zeit unser Leben und Arbeiten deutlich                                     Mobile: +49 163 7439748
verändern. Wir stehen noch ganz am Anfang einer neuen Ära                                        armin.przirembel@axians.com

                                                                   17
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Interview über 5G in der Industrie

(R)Evolution der Mobilfunkstandards
Kaum ein Technologiethema hat in jüngster Vergangenheit so viel mediale Aufmerksam-
keit erfahren wie die beginnende Einführung von 5G-Netzwerken. Die Erwartungshaltung
an den neuen Standard für Funknetzwerke ist hoch – nicht nur beim privaten Anwender,
sondern insbesondere in der Industrie. Was die 5G-Technologie für Unternehmen aus dem
Bereich der Automatisierungstechnik so attraktiv macht und mit welchen Visionen sie sich
der Thematik nähern, erklären Dr.-Ing. Christian Bauer, Lead Developer 5G bei Trumpf,
Dr. Werner Thoren, Technology Manager bei Endress+Hauser sowie Benedikt Rauscher,
Manager Globale IoT-Projekte bei Pepperl+Fuchs.
B I L DER: Trumpf; Pepperl+Fuchs; Endress+Hauser

Welche Erwartungen dürfen zuerst mal               ten fallen unter den Begriff „eMBB“ – kurz   ge Kommunikation von Maschinen bzw.
private Anwender denn an 5G haben?                 für „enhanced Mobile Broadband“. Die         deren Komponenten über enorm viele
Dr. Thoren: Der häufigste Wunsch dürfte            Effekte der beiden anderen Service Modes,    Verbindungen auf engem Raum – etwa im
der nach einer höheren Datenrate sein. 5G          uRLLC und mMTC, sind für den Endan-          Gefüge einer hochautomatisierten Fabrik.
kann im Download Übertragungsraten                 wender vielleicht nicht so direkt erlebbar   Der Endanwender kommt bei diesen bei-
von bis zu 20 Gbit/s erreichen. Dadurch            wie eMBB, werden seinen Alltag aber mit-     den Service Modes also eher mit den in-
eröffnen sich beim Media-Streaming und             telbar ebenfalls beeinflussen.               dustriellen Erzeugnissen als mit dem Mo-
                                                                                                bilfunkstandard 5G in Kontakt.

                                                                                                Wie ist der starke Fokus von 5G auf die
                                                                                                Industrie im Vergleich zu den Vorgän-
                                   „Bisherige Mobilfunkstandards                                gern? Bruch oder logische Entwicklung?
                                                                                                Dr. Thoren: Betrachtet man die Entwick-
                                   vernetzten die Menschen. 5G                                  lung der Mobilfunkstandards seit Anfang
                                   hingegen wird erstmals die                                   der 80er-Jahre, stellt man fest, dass wir
                                                                                                jetzt den nächsten Schritt einer Evolution
                                   Maschinen im großen Umfang                                   in einer zunehmend digitalisierten Welt
                                   miteinander vernetzen – im                                   sehen: 1G-Netzwerke dienten ausschließ-
                                                                                                lich der analogen Sprachübertragung, 2G
                                   Auftrag des Menschen.“                                       konnte zusätzlich bereits SMS und MMS
                                   Dr.-Ing. Christian Bauer                                     übertragen. Mit 3G kamen Videoüber-
                                   Lead Developer 5G, Trumpf                                    tragung und das mobile Internet hinzu,
                                                                                                4G ergänzte dies um Echtzeit-Audio und
                                                                                                HDTV. 5G bietet die Erweiterungen, die
                                                                                                die Digitalisierung in der Industrie voran-
der virtuellen, erweiterten Realität ganz          Rauscher: „uRLLC“ beziehungsweise „Ul-       treiben werden.
neue Möglichkeiten und das auch an Hot-            tra Reliable Low Latency Communication“      Dr. Bauer: Die genannten Standards ver-
Spots mit vielen Nutzern gleichzeitig.             beschreibt die Hochverfügbarkeit von 5G,     netzten die Menschen. 5G hingegen wird
Dr. Bauer: 5G gliedert sich in drei soge-          die gerade für sicherheitskritische Anwen-   erstmals die Maschinen im großen Um-
nannte „Service Modes“, anhand derer sich          dungen im Bereich der Prozessindustrie       fang miteinander vernetzen – im Auf-
die Vorteile der neuen Technologie sehr            relevant ist. „mMTC“ bezeichnet hinge-       trag des Menschen. Das Stichwort hier
gut erklären lassen. Die eben angesproche-         gen die sogenannte „massive Machine Ty-      lautet M2M, also „Machine to Machine
nen extrem hohen Datenübertragungsra-              pe Communication“, also die feinmaschi-      Communication“. Die Einführung von

                                                                       18
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5G & IIoT

                                                      „5G bietet die Erweiterungen,
                                                       die die Digitalisierung in der
                                                    Industrie vorantreiben werden.“
                                                                               Dr. Werner Thoren
                                                               Technology Manager, Endress+Hauser

        5G kann also auch als ein revolutionärer    rausforderungen für die Stromversorgung     Mobilfunkstandard zuvor wird 5G durch
        Schritt in der Evolution der Funknetz-      eines batteriebetriebenen Sensors nach      die Anforderungen von Unternehmen aus
        werke im industriellen Umfeld betrachtet    sich. Mit 5G werden wir bei Pepperl+Fuchs   dem Bereich Operation Technology (OT)
        werden. Es handelt sich dabei insbeson-     künftig einen ganz anderen Spielraum ha-    geprägt, zu denen ja auch Endress+Hauser,
        dere in diesem Kontext mehr um einen        ben, funkbasierte Sensorlösungen zu ent-    Trumpf und Pepperl+Fuchs zählen.
        Kommunikations- als einen bloßen Mo-        wickeln, die mit geringen Zykluszeiten      Dr. Bauer: In der Vergangenheit musste die
        bilfunkstandard.                            Daten via Mobilfunknetzwerk übertragen.     MSR-Technik auf die spezifischen Eigen-
        Rauscher: Die aktuell gängigen Mobil-                                                   arten des jeweiligen Mobilfunkstandards
        funkstandards sind für Industrieanwen-      Ist diese Entwicklung Richtung Industrie-   hin angepasst werden beziehungsweise war
        dungen nur mittelfristig eine Lösung. Das   anwendung ein Selbstläufer?                 grundsätzlich kabelgebunden. Nur so war
        häufig verwendete GSM verbraucht bei-       Rauscher: Dass sich 5G in diese Richtung    eine durchgängige Kommunikation mög-
        spielsweise beim Herstellen der Verbin-     entwickelt hat, ist kein Zufall, sondern    lich. Bei 5G wandelt sich dieses Verhältnis.
        dung mehr Energie als beim Senden der ei-   das Ergebnis des erfolgreichen Zusam-       Beide Seiten, also die OT-Hersteller, und
        gentlichen Daten. Das zieht besondere He-   menschlusses vieler Parteien. Wie kein      die Informations- und Kommunikations-

Auf Erfahrung bauen.
Technologie vorantreiben.
Potenziale voll ausschöpfen.                                     Digital Expo
                                                                 April 19–23, 2021

Ultraschallsensor
Serie UC18GS mit IO-Link

Mehr Informationen unter
pepperl-fuchs.com/pr-UC18GS

Die Serie UC18GS verbindet die Vorteile der
Ultraschalltechnologie mit leistungsstarken
Funktionen zu einer Sensorlösung, die prak-
tisch jeder Herausforderung gewachsen ist.
5G & IIoT

                              „Mit 5G könnte der Service-
                              Techniker im Feld künftig Wartungs-
                              anweisungen ultrahochaufgelöst und
                              verzögerungsarm in einer AR-App auf
                              seinem Smartphone einsehen.“
                              Benedikt Rauscher
                              Manager Globale IoT-Projekte, Pepperl+Fuchs

technikbranche (ICT), zu der Chip-Her-         Rauscher: Für Pepperl+Fuchs ist das The-       ben wird. Insbesondere die nicht-öffentli-
steller und Netzwerkanbieter wie Intel,        ma aus mehreren Perspektiven interessant.      chen 5G-Netzwerke mit definierter „Qua-
Qualcomm, Telekom oder Vodafone ge-            Zunächst sehen wir uns als ein innovatives     lity of Service“ bieten die erforderliche
hören, stimmen sich seit Beginn der Ent-       und neugieriges Unternehmen – das ist          Flexibilität und Zuverlässigkeit hierfür in
wicklung sehr eng miteinander ab. Nur          Teil unserer „DNA“. Wir gestalten die Zu-      den oft weit verteilten Anlagen unserer
ein möglichst harmonisierter Standard          kunft von Industrie 4.0 aktiv durch unsere     Kunden. Unser Ziel ist es, zusammen mit
nutzt auch allen Anwendern.                    Arbeit in diversen Verbänden mit und sind      unseren Kunden das Potenzial der Tech-
Dr. Thoren: Aus unserer Sicht ist es kein      von Beginn an dabei, wenn neue Standards       nologie auszuschöpfen und für eine geeig-
Selbstläufer, da aus der Industrie zum         definiert werden. IO-Link, ASi 5 oder der      nete Standardisierung zu sorgen.
Beispiel deutlich höhere Anforderungen         Advanced Physical Layer (APL) sind zum         Dr. Bauer: Trumpf war bereits von Be-
an Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der       Beispiel Themen, bei denen wir ebenfalls       ginn an bei Themen wie der vernetzten
Netze gestellt werden. Hierzu ist ein Dialog   intensiv involviert sind. Gleichzeitig sehen   Produktion oder Industrie 4.0 aktiv in-
zwischen Vertretern der operativen Tech-       wir natürlich neue Umsatzpotenziale, die       volviert. Also ist es nur logisch, auch die
nologien und der Informations- und Tele-       durch den massiven Einsatz von verteilter      entsprechenden Technologien, welche
kommunikationstechnologien notwen-             5G-gestützter Funksensorik erschlossen         diesen Wandel in der Produktion erlau-
dig, um zu gemeinsamen Lösungen zu             werden können. Hierdurch wird ein um-          ben, früh zu begleiten und mitzugestal-
kommen. Dieser Dialog findet maßgeb-           fassendes Abbild der physikalischen Welt       ten. 5G bietet hier das große Potenzial,
lich in der 5G Alliance for Connected          und damit für unsere Kunden eine bessere       die entscheidende Enabler-Technologie
Industries and Automation statt, kurz          Planung und Steuerung der verschiedens-        für die Datenkommunikation in der Pro-
5G-ACIA. Sie ist die Erweiterung ei-           ten Produktionsabläufe möglich. Ich wür-       duktion zu sein und die sich bietenden
ner bereits 2017 im ZVEI gegründeten           de also von einer gesunden Mischung aus        Mehrwerte sind sehr vielfältig – sei es
Task Force zum Thema 5G und vereint            Forscher- und Unternehmergeist sprechen.       Komplexitätsreduktion von bestehen-
Schlüsselspieler aus beiden Industrien,        Dr. Thoren: Als die „People for Process        den Lösungen, Retrofitting von Brown-
aber auch Mitglieder aus der Hochschul-        Automation” haben wir ständig ein Ohr          field- Umgebungen oder auch die Ent-
landschaft und anderen Verbänden. Die          bei unseren Kunden, um zu erkennen, was        wicklung ganz neuer Anwendungen mit
5G-ACIA sieht sich als eine Ergänzung          ihnen heute und in Zukunft helfen wird,        deutlich gesteigerter Flexibilität aufgrund
zu den bereits existierenden Standardi-        ihre Produktion zu optimieren, die Anla-       der schnellen drahtlosen Kommunika-
sierungsgremien und Verbänden, wie             genverfügbarkeit zu erhöhen und den si-        tion. Um in diesem Umfeld Erfolg zu
der 3GPP und der NGMN Alliance, und            cheren Betrieb der Anlagen zu gewährleis-      haben, muss 5G aber den Anforderun-
bringt sich dort entsprechend im Inte-         ten. Hier zeichnet sich ein Trend zu mehr      gen einer industriellen Datenkommuni-
resse eines industriell ausgerichteten         Sensorik und vermehrter Nutzung bereits        kation genügen. Aus diesem Grund ist
5G-Standards ein.                              vorhandener Daten ab, was auch von der         Trumpf, genau wie Endress+Hauser und
                                               NAMUR, einer bedeutende Nutzeror-              Pepperl+Fuchs, Mitglied der 5G-ACIA,
Mit welcher Zielsetzung engagiert sich Ihr     ganisation der Prozessindustrie, mit der       um dort in enger Abstimmung mit welt-
jeweiliges Unternehmen?                        NAMUR Open Architecture vorangetrie-           weit führenden ICT-Unternehmen den

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Standard 5G im Sinne der industriellen         Standards spezifiziert werden. Wir bei
Anforderungen mitzugestalten.                  Trumpf verfolgen diese Thematik natürlich
                                               genau, gestalten in der 5G-ACIA aktiv mit
Gibt es bereits Entwicklungspläne oder         und sind auch bereits heute in verschiede-
Anwendungsszenarien in Ihren Unter-            nen Forschungs- und Förderprojekten zur
nehmen?                                        Thematik engagiert. Wichtig ist hier für
Dr. Thoren: Von Beginn der digita-             uns vor allem, früh das notwendige Wissen
len Kommunikation an lassen sich die           aufzubauen, um bei Verfügbarkeit entspre-
Endress+Hauser Feldgeräte durch die Un-        chender Technologien und Hardware diese
terstützung offener Standards nahtlos in die   direkt nutzen zu können.
Systeme unserer Kunden integrieren. Auch       Rauscher: Wie ich vorhin schon anklin-
bei der drahtlosen Kommunikation waren         gen ließ, beschäftigen wir uns seit längerer
wir mit WirelessHART-Produkten zusam-          Zeit mit funkbasierter Sensorik. Dazu zäh-
men mit Pepperl+Fuchs einer der ersten         len zum Beispiel batteriebetriebene Ultra-
Anbieter im Markt. Für die Bedienung und       schallsensoren, die Füllstände über Funk-
Parametrisierung von Feldgeräten, aber         technologien übertragen. Mit 5G liegt hier
auch zum Auslesen von Daten mit mobi-          für die Zukunft noch eine Menge an Po-
len Geräten, nutzen wir heute Bluetooth.       tenzial, das wir erschließen können. Auch
Tradition hat auch die Mobilfunkkommu-         im Geschäftsbereich Prozessautomation
nikation im Bereich verteilter Messstellen     verfolgt man die Entwicklung von 5G sehr
in der Logistik und in Versorgungsnetz-        aufmerksam. Wir bieten schon heute ein
werken. Neu ist hier ein einfaches, autono-    umfassendes Portfolio industrietauglicher
mes Füllstandmessgerät, das sich über den      und explosionsgeschützter Mobilgeräte.
Standard NB-IoT per Knopfdruck in die          Dank der Datenübertragungsraten von
Endress+Hauser Cloud-Lösung „Netilion“         5G könnte der Service-Techniker im Feld
integriert und Informationen liefert – eine    Wartungsanweisungen zu einer Kom-
echte IIoT-Lösung, getrieben von Kun-          ponente zukünftig ultrahochaufgelöst
denanwendungen. Mit 5G werden wir in           und verzögerungsarm in einer Augmen-
Zukunft mehr solcher Anwendungen noch          ted-Reality-App auf seinem Ex-Smartpho-
besser bedienen können.                        ne einsehen. Zudem erwägen wir gerade,
Dr. Bauer: Die Standardisierung von 5G         uns am Stammsitz in Mannheim einen ei-
ist ein längerer Prozess, bei dem durch die    genen Frequenzbereich einzurichten, um
3GPP (die Standardisierungsorganisation        noch tiefer in die Materie vorzudringen
für Mobilfunk) in mehreren Release-Zy-         und neue Applikationsszenarien erproben
klen jeweils einzelne Aspekte des neuen        zu können. ☐

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5G & IIoT

          Nachgefragt: So wichtig ist der neue Mobilfunkstandard für die Industrie

           IST 5G MEHR ALS NUR EIN HYPE?
 Das Thema 5G wird vielerorts wie Künstliche Intelligenz „gehypt“ – ohne geht es in der industri-
ellen Automatisierung nicht mehr. 5G ist also der Treiber einer vernetzen Produktion. Reicht aber
 vielen Industrieunternehmen die aktuelle Mobilfunkversorgung bereits aus oder wird WLAN als
     die bessere Alternative gesehen? Wir haben bei Experten nach einer Einschätzung gefragt.
                        UMFRAGE: Ragna Iser, A&D   BI LDER: VDMA; Red Lion; Siemens; iStock, Deagreez

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AUSGE
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                                                                             SANDER
                                                                                                           NET!
                                                                           ROTMENSEN                        UNSERE MP420 EVOCHAIN®
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                                                                                                             WÄHRTE EIGENSCHAFTEN
                                                                        5G ermöglicht zwei unter-
   HEISTER                                                              schiedliche       Implementie-       IN EINER ENERGIEKETTE.
                                                                        rungen: Es gibt das öffentliche
5G ist ein wichtiger Baustein                JÜRGEN                     5G-Mobilfunknetz, das von          WIR WURDEN AUSGEZEICHNET
für die Umsetzung von Indus-                                            den Mobilfunkanbietern flä-        UND SIND STOLZER GEWINNER
trie 4.0. Es wird immer rele-                GRAUER                     chendeckend ausgerollt wird.            IN DER KATEGORIE
vanter Maschinen miteinan-                                              Damit lassen sich in der In-        MACHINES & ENGINEERING
der zu vernetzen und 5G           Die 5G-Technologie bietet             dustrie vor allem Anwen-
bietet hierfür eine industrie-    Unternehmen       die    groß-        dungsfälle abdecken, die
taugliche Funkschnittstelle.      flächige Vernetzung von bis           Fernzugriff erfordern. 5G bie-
Zugleich zeigen die gewon-        dato nicht angeschlossenen            tet aber auch die Möglichkeit,
nenen Erfahrungen, dass der       Anlagen inklusiver Sensoren.          private, lokale Campusnetze
Maschinenbau neben 5G auch        5G sorgt für große Bandbrei-          aufzubauen, ähnlich wie mit
Bedarf nach einer Betrach-        ten und bietet eine hohe Über-        Industrial WLAN (IWLAN)
tung weiterer industrietaug-      tragungsrate. Global gesehen          heute. Ein Unternehmen kann
licher Funktechnologien wie       erhöht die Technologie die            dadurch das Netz nach seinen
WiFi 6 hat. Der VDMA ist der      Wettbewerbsfähigkeit speziell         Anforderungen gestalten, be-
Ansicht, dass auch in den         für den deutschen Maschinen-          nötigt dafür allerdings ein pri-
kommenden Jahren je nach          bau, aber auch in weiteren In-        vates 5G-Spektrum. Neben
industrieller Anwendung di-       dustrien mit Remote-Standor-          den Entwicklungen bei 5G
verse Funktechnologien koe-       ten. Red Lion bietet hier             sind heute schon viele Anwen-
xistieren werden. Daher ist die   besonders mit der Edge-Auto-          dungsfälle in Fertigungen mit
Sicherstellung der Koexistenz     mation-Plattform FlexEdge             industriellem Wireless LAN
und Interoperabilität für eine    einen Gateway für 5G-Appli-           möglich. Der IWLAN-Stan-
optimale und störungsfreie        kationen in der OT/IT-Kon-            dard wird ständig weiterent-
Integration unerlässlich. Dies    vergenz.                              wickelt, derzeit mit dem aktu-
ist    ein   zentraler    The-                                          ellen Standard IEEE 802.11ax
menschwerpunkt innerhalb          Sales Director Europe,                („Wi-Fi 6“). Zukünftig werden
der VDMA Arbeitsgemein-           Red Lion                              sowohl Industrial 5G als auch
schaft Wireless Communica-                                              Industrial Wireless LAN neue
tions for Machines.                                                     Möglichkeiten in der draht-
                                                                        losen Vernetzung der Produk-
Geschäftsführer,                                                        tion ermöglichen.
VDMA Elektrische Automation
                                                                        Director Industrial Wireless
                                                                        Communication,
                                                                        Siemens Digital Industries

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                                                                                                                 www.mp.de/420
Dr. Thomas Steffen studierte und
                                        promovierte im Fach Maschinen-
                                        bau an der RWTH Aachen und
Roland Bent ist CTO bei Phoenix         absolvierte ein Studium der
Contact. Bereits seit 1984 ist er für   Betriebswirtschaftslehre an der        Sebastian Seitz ist Vorsitzender der
das Unternehmen tätig. Seine Lauf-      Fernuniversität Hagen. Er ist          Geschäftsführung von Eplan und
bahn begann er als Entwicklungs-        seit 2001 bei Rittal, zunächst als     Cideon. Er studierte Ingenieurwesen
ingenieur für Feldbus-System-           Hauptabteilungsleiter Qualitäts-       mit Schwerpunkt Physik sowie
technik. Seit 2001 ist er als Mit-      management. Danach übernahm            Marketing. Nach beruflichen Stationen
glied der Geschäftsführung für          er als Bereichsleiter das internati-   bei KPMG Consulting und der BMW-
Marketing und Produktentwicklung        onale Qualitätsmanagement. Seit        Group wurde er 2006 zum Geschäfts-
sowie Innovations- und Technolo-        2007 ist Dr. Steffen Geschäftsfüh-     führer bei Cideon berufen. Seit August
gie-Management zuständig. Anfang        rer Forschung und Entwicklung.         2018 verantwortet er als CEO das
2017 wurde in seiner Position als                                              Business von Eplan sowie der
Chief Technology Officer zusätzlich                                            Schwestergesellschaft Cideon.
die Technologie- und Prozess-
verantwortung für die Produktion
zusammengefasst.

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5G & IIoT

Interview über die Digitalisierung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau

„Ein Muss für die Wettbewerbsfähigkeit“
Mit der SEAP-Initiative „Smart Engineering and Production“ begründeten Eplan, Rittal und
Phoenix Contact eine Technologie-Kooperation für den Steuerungs- und Schaltanlagenbau
mit dem Ziel einer durchgängigen Digitalisierung von Engineering und Produktionsprozessen.
Welche Vorteile der Schaltschrankbau damit erreicht und warum dies zwingend notwendig ist,
erläutern Sebastian Seitz, CEO von Eplan, Dr. Thomas Steffen, Geschäftsführer Forschung und
Entwicklung bei Rittal und Roland Bent, CTO von Phoenix Contact im Gespräch mit A&D.
DA S I NTERVIEW FÜHRTE: Christian Vilsbeck, A&D BIL D ER: Phoenix Contact; Rittal; Eplan

SEAP wurde vor rund fünf Jahren ins Le-                  Seitz: Eine Haupttriebfeder aus der Sicht     Schafft SEAP somit auch die Grundlage
ben gerufen. Wie kam es zu dieser Idee?                  von Eplan war natürlich, zu zeigen, dass      für eine wirtschaftliche Losgröße 1 Pro-
Dr. Steffen: Unsere drei Unternehmen ha-                 mit der Weiterentwicklung und Schaf-          duktion – beispielsweise um kundenspe-
ben sich schon lange vor SEAP laufend                    fung von Standards proprietäre Lösungen       zifische Konfigurationen bereits aus
über Entwicklungen und Standards aus-                    zur Vergangenheit gehören.                    Webshops heraus realisieren zu können?
getauscht und gemeinsame Projekte durch                                                                Bent: Absolut. Und das macht gerade das
geführt. Mit der zunehmenden Digitali-                   Ist das primäre Ziel von SEAP somit ein       Beispiel des Schaltschrankbaus so attrak-
sierung in der Produktion haben wir dann                 durchgängig virtuelles Engineering? Als       tiv, denn hier reden wir fast immer von
unsere Interpretationen von Industrie 4.0                Voraussetzung für Industrie 4.0!              Losgröße 1. Das SEAP-Projekt verdeut-
miteinander abgeglichen, um für den                      Seitz: Das Engineering ist eine sehr wich-    licht, wie standardisierte Datenmodelle
Steuerungs- und Schaltanlagenbau besse-                  tige Voraussetzung für wirklich durch-        letztendlich zu einer vollautomatisierten
re Standards noch schneller auf die Stra-                gängige Industrie 4.0-Szenarien. Den-         Fertigung beitragen. Das ist aber nur
ße zu bringen. Dabei fokussieren wir bei                 noch ist das Engineering nur eine von         eine Möglichkeit, da sich die Vorteile
SEAP eine Durchgängigkeit im digitalen                   vielen Prozessphasen. Wir benötigen           genauso in teilautomatisierten oder ma-
Engineering und der kompletten horizon-                  standardisierte Datenbeschreibungsmo-         nuellen Prozessen zeigen. Beispielswei-
talen und vertikalen Wertschöpfungsket-                  delle schon viel früher, wenn beispielswei-   se generieren Assistenzsysteme aus dem
te über den gesamten Product-Lifecycle.                  se ein Fertigungsbetrieb Anforderungen        digitalen Schaltschrankmodell direkt die
Bent: Und schon vor SEAP haben wir                       an Maschinenbauer, Schaltschrankbauer         Anweisungen für den nächsten Bearbei-
uns alle unabhängig voneinander mit der                  oder Anbieter von Automatisierungslö-         tungsschritt. Ohne digitale Modelle wäre
Automatisierung des Schaltschrankbaus                    sungen formuliert. Wenn hier bereits mit      insbesondere beim individuellen Schalt-
beschäftigt – jeder aus seiner Sicht, jeder              standardisierten Daten gearbeitet wird,       schrankbau dann auch ein automatisiertes
in seiner Sparte. Es war dann nur logisch,               dann kann das Engineering diese gleich        Prüfen einer verdrahteten Klemmenleiste
dass wir unsere Kräfte und Ideen bündel-                 1:1 verwenden. Das ergibt deutliche Effi-     nicht sinnvoll denkbar. Aber so kann das
ten, um gemeinsam zu definieren: Wie                     zienzgewinne, Fehlinterpretationen sind       physische Produkte direkt, ohne aufwen-
müsste ein Datenmodell aussehen, mit                     passé. Aber die Durchgängigkeit der Da-       dige Teaching-Prozesse, gegen seinen
dem man diese Kette vom Engineering                      ten endet nicht im Engineering, sondern       digitalen Zwilling kontrolliert werden.
bis zur automatisierten Produktion eines                 am Ende des Tages beim Kunden, denn           Eine durchgängige Digitalisierung ist al-
Schaltschranks wirklich durchgängig un-                  die gleiche Datengrundlage dient dann         so die Grundvoraussetzung für die wirt-
terstützen und abbilden kann? Mit SEAP                   zur Optimierung seiner Geschäftsprozes-       schaftliche Umsetzung einer Losgröße 1.
begannen wir also, bestehende Standards                  se, zur Anbindung von Online-Shops, um        Aufbauend auf dieser Digitalisierung
weiterzuentwickeln, zu überlegen, was                    Produktionsschritte einfacher zu simulie-     lässt sich der Grad der Automatisierung
wird benötigt, um die Kette tatsächlich                  ren, um den Service der Anlage effizien-      skalieren und schrittweise können vollau-
komplett zu automatisieren.                              ter zu gestalten und vieles mehr.             tomatisierte Prozesse umgesetzt werden.

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