Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde

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Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Nassauischer Verein
für Naturkunde

Mitteilungen                                                Nr. 72

        Lanzettblättrige Glockenblume (Campanula baumgartenii),
           NSG Reifenberger Wiesen; Foto: Prof. Dr. R. Wittig.

Wiesbaden, September 2020                            ISSN 0946-9427
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Nassauischer Verein für Naturkunde
                                        gegründet 1829

Vorstand                                 Adressen und Ansprechpartner

Dr. Helmut Arnold                        Nassauischer Verein für Naturkunde
(1. Vorsitzender)                        c/o Museum Wiesbaden
                                         Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Dr. Wolfgang Ehmke                       www.naturkunde-online.de
(2. Vorsitzender)
                                         Dr. Helmut Arnold (1. Vorsitzender)
Hans-Jörg Freiling                       Kiedricher Str. 9
(Schriftführer)                          65197 Wiesbaden
Dr. Tilli Reinhardt                      Tel.: 0611/7242721
(Schatzmeisterin)                        e-Mail: Dr.H.Arnold@gmx.net
Prof. Dr. Benedikt Toussaint
(Schriftleiter)                          Dr. Tilli Reinhardt (Schatzmeisterin)
Wolf-RüdigerWandke                       Panoramastr. 55
Dr.Michael Weidenfeller                  65199 Wiesbaden
                                         Tel.: 0611 / 424348 privat
                                         e-Mail: reinhardt.nvn@online.de
Beirat
Dr. Barbara Bimler
Dr. Kurt Emde                            Mitgliedsbeiträge
Fritz Geller-Grimm                       Erwachsene                      €   30,--
Dr. Doris Heidelberger                   Zweitmitglieder                 €   20,--
Susanne Kridlo                           Studenten und Auszubildende     €   14,--
Dr. Esther Mietzsch                      Schüler                         €    7,--
Dr. Gudrun Radtke
Wiltraut Stroothenke                     Mitgliedsbeiträge und Spenden erbeten auf
Dr.Timo Willershäuser                    IBAN: DE87 5105 0015 0100 0011 44
                                         bei der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden
                                         BIC: NASSDE55XXX
Presse
Dr.Barbara Bimler                        Die Mitgliedsbeiträge sind steuerlich abzugsfähig. Die Mit-
Susanne Kridlo                           gliedskarte berechtigt zum freien Eintritt in die Daueraus-
                                         stellungen bei den Abteilungen des Museums Wiesbaden
Archiv                                   und eigene Sonderausstellungen der Naturhistorischen
                                         Samm­lungen.
NN

                                         Wenn Sie den Nassauischen Verein für Naturkunde unter-
                                         stützen wollen, freuen wir uns über Ihre Spende.

Anschrift der Redaktion:		                                                           Redaktion:

Prof. Dr. Benedikt Toussaint        Herausgeber:                                     Benedikt Toussaint
Seifer Weg 25                       Nassauischer Verein für Naturkunde
65232 Taunusstein                   c/o Museum Wiesbaden

                Beiträge für die Mitteilungen Nr. 73 sind der Redaktion willkommen!
                  Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 31. Juli 2021.

2                                                              Mitteilungen Nr. 72 September 2020
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Inhalt

Vereinsnachrichten

      Die Seite des Vorsitzenden .........................................................................                            5

      Gekürztes Protokoll der Jahreshauptversammlung 2020 am 17.09.2020...                                                            6

      Wir begrüßen die neuen Mitglieder .............................................................                                12

      Spender (01.08.2019 / 31.07.2020) ............................................................                                 12

      Beiträge unserer Mitglieder .........................................................................                          12
           Brückenschlag zwischen Geologie / Mineralogie und Kunst ........................................                          12
           Der Prinz zu Wied und sein Wirken im Spiegel von Museen und Ausstellungen .........                                       13
           NVN-Naturkundetag 2020 im Hochtaunus...............................................................                       20

      Kurz gemeldet ...............................................................................................                  22
		 Unserem 2. Vorsitzenden Dr. Wolfgang Ehmke wurde der Ehrenbrief des Landes
		 Hessen verliehen ..........................................................................................................       22
		 Unser Mitglied Prof. Klaus Werk wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande
		ausgezeichnet ...............................................................................................................      22
		 Unser Mitglied Dr. Hermann Josef Roth ist Namensgeber für eine neu entdeckte
		 terrestrische ostafrikanische Orchidee .........................................................................                  23
		 Infotafeln für die Steine auf der Museums-Nordseite im März 2020 angebracht ..........                                            23

      Ideen zum 25. Naturkundetag des Nassauischen Vereins
      für Naturkunde im Jahr 2021 .........................................................................                          25
      Einladung zu Mitgliederversammlung 2021...................................................                                     26
      Aufrufe ....................................................................................................................   27

Presseschau
      Usinger Anzeiger vom 29. Juni 2020: Nassauischer Verein für Naturkunde
      unternimmt Exkursion ins Taunusbiotop ................................................................                         28
      Wiesbadener Kurier vom 14. Juli 2020: Ein Dorado für Naturforscher .................                                           30

Aus den Naturhistorischen Sammlungen
      Das aktuelle Ausstellungsprogramm und Aussicht auf 2021 ......................                                                 31
      Schmetterlingen auf der Spur. Mit Illustrationen von Johann Brandstetter .                                                     32

Natur des Jahres 2020
      Andesit: Gestein des Jahres 2020 .........................................................................                     35
      Der Urvogel Archaeopterix – Fossil des Jahres 2020 ...........................................                                 36
      Der Boden des Jahres 2020 – Wattboden ............................................................                             37
      Die Nase ist Fossil des Jahres 2020 .....................................................................                      38
      Die Robinie ist Baum des Jahres 2020 .................................................................                         39

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                                                                    3
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Inhalt

Natur des Jahres 2020
    Turteltaube, Vogel des Jahres 2020.......................................................................              40
    Wildtier des Jahres 2020: Der Maulwurf ................................................................                41

Umweltschutz – Klimaschutz
    Weltwassertag 2020: 10 Fakten über Wasser .......................................................                      43
    Wasserknappheit ...................................................................................................    46
    Wasserknappheit: Die wichtigsten Ursachen und Auswirkungen des
    Wassermangels .....................................................................................................    48
    Mangelware Wasser ..............................................................................................       51
    Klimawandel – Definition, Ursachen, Folgen .........................................................                   53
    Gibt es wirklich einen Klimawandel? – Behauptung: „Es gibt gar keine
    Erderwärmung“ ......................................................................................................   56
    Klimawandel und seine Auswirkungen in Deutschland .........................................                            59
    So schlimm steht es um die Artenvielfalt ...............................................................               61
    Bedrohte Biodiversität: So verändert der Eingriff des Menschen die Natur ..........                                    64

Aus der Wissenschaft
    “Höllen-Phase“ ging schnell vorüber .....................................................................              66
    Ältestes Indiz für Plattentektonik ...........................................................................         67
    Tanz ums Massenmonster bestätigt Einstein ........................................................                     69
    Gigantisches Reptil steckt in Fischsaurier ............................................................                70
    Schädel von Urvogel steckt im Bernstein ..............................................................                 71
    Ältestes Fossil moderner Vögel – „Wunderhuhn“ ist ein wenig Gans ...................                                   72

Adressen anderer naturkundlicher Vereine / Behörden                                                                        74

4                                                                                  Mitteilungen Nr. 72 September 2020
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Seite des Vorsitzenden

Sehr geehrte Damen und Herren,                   Ich bin sicher, dass es uns wieder gelingen
liebe Vereinsmitglieder,                      wird, ein insgesamt attraktives Winterpro-
                                              gramm 20/21 und dann ein Sommerpro-
ich hoffe und wünsche, dass Sie alle wohl-    gramm 2021 Ihnen und weiteren Interes-
behalten die Pandemie-Zeit verkraftet ha-     sierten anzubieten und ich freue mich auf
ben und weiterhin gesund bleiben.             ein Wiedersehen.
   Für den Nassauischen Verein für Natur­        Die größte Herausforderung sehe ich für
kunde e. V. bedeutet die COVID-19 Pande-      den Verein derzeit darin, junge/jüngere en-
mie Verschieben der Mitgliederversamm­        gagierte Mitglieder für unseren Verein zu
lung vom März auf den September, zeit­weise   gewinnen. Ein stolzer Rückblick auf eine
Schließung des Museums, daher auch Ab-        190-, ja bald 200-jährige Geschichte genügt
sage der Vorträge und Führungen dort bis      hierzu nicht, kann die Faszination für na-
zum September, Absage der frühen Exkur-       turkundliche Themen nicht ersetzen. Ich
sionen, vor allem der Exkursion mit der       bitte Sie daher, Ihnen bekannte naturkund-
RNG in den Hochschwarzwald (Todtnau)          liche Interessierte (Lehrer, Hobbyforscher,
und der nach Assmannshausen.                  Naturwissenschaftler und Naturengagierte,
   Allerdings wurden noch vor der Infek-      aber auch vor allem interessierte Jugendli-
tionswelle unsere informativen Tafeln zu      che) anzusprechen und für unseren Verein
den Steinen auf der Nordseite des Museums     zu werben und zu gewinnen. In Wiesba-
endlich eingebracht!                          den fehlt leider eine naturwissenschaftliche
   Zum Glück konnten wir aber nach all­       Hochschule, die uns auch eine Nachwuchs-
mählicher Lockerung der Gesundheitsvor­       quelle sein könnte. Umso wichtiger ist aber
gaben eine sehr gut besuchte Exkursi­   on    unsere naturkundliche Bildungsarbeit!
zu den Bodendenkmälern des Dyckerhoff-           Vorstand und Beirat werden sich noch
Stein­ bruchs (Führung: Dr. Bohatý) und       stär­ker als bisher mit dem Thema Mitglie-
un­­se­ren erfolgreichen Naturkunde-Tag       dergewinnung und der Bereitschaft, im Ver-
im Hochtaunus (Konzeption: Dr. Ehmke)         ein fachliche oder organisatorische Funkti-
durch­führen; zu hoffen ist, dass auch die    onen zu übernehmen, auseinandersetzen
klas­sische Thermalquellenführung (mit Dr.    müssen
Mittelbach) am 19. August gut angenom-           Ein besonderer Impuls hätte auch für uns
men wird (BT: sie wurde!).                    die Anerkennung unseres ‚Arbeitsraumes‘
   Im September startet das Vortragspro-      als Biosphären-Region Rhein-Main-Tau-
gramm im Museum, wobei ich auf den            nus-Wiesbaden sein können. Nach dem
Vortrag von Frau Prof. Dr. Juliane Koepcke    ab­­
                                                 lehnenden Votum des Rheingau-Tau­
(verh. Diller) am 10. November hinweise,      nus-Kreises ist m. E. eine entsprechende
der auch von den Freunden der Kunst im        Ini­­ti­ative sehr viel schwieriger geworden.
Museum unterstützt wird. Wir wollen mit          Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre viel-
dieser Veranstaltung auch der Forschungs-     fach großzügige Unterstützung und bitte
station „Panguana“ im peruanischen Re-        Sie, uns weiterhin Ihr Wohlwollen zukom-
genwald, die von ihren Eltern aufgebaut       men zu lassen. Sie hat den Verein lange Jah-
wurde, etwas helfen.                          re getragen und wird es hoffentlich auch
   Wir setzen mit unserem Winterprogramm      weiterhin tun.
2020/21 unser gewohnt fachlich-hochwer-
tiges Programm mit Vorträgen und dem          Dr. Helmut Arnold, Juli 2020
be­sonderen Kinderprogramm „Natur unter
die Lupe genommen“ fort; natürlich alles
nach den jeweiligen Sicherheitsvorgaben.

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                        5
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Vereinsnachrichten

Gekürztes Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 17.09.2020

    Ort: Museum Wiesbaden, anwesend 26 Mitglieder; Beginn 18:00 Uhr, Ende 19:30 Uhr

TOP 1: Begrüßung und Tagesordnung             Die ausgeschlossenen sechs Mitglieder waren schon
                                              seit einigen Jahren postalisch nicht mehr erreichbar
                                              oder hatten ihren Mitgliedsbeitrag länger nicht ge-
Der Vorsitzende Dr. Arnold begrüßte die       zahlt. Ihnen ist gem. § 5 Abs. 6 der Vereinssatzung
Anwesenden und verwies dabei auf die Co-      vom Vorstand die Mitgliedschaft im Nassauischen
rona-bedingte Verschiebung der Versamm-       Verein für Naturkunde e.V. entzogen worden.
lung von März auf September. Er stellte
die Tagesordnung vor und die fristgerechte    Jubiläen
Einladung sowie die Beschlussfähigkeit ge-
mäß Satzung fest. Er dankte dem Museum        25 Jahre Mitgliedschaft:
für die stete Gastfreundschaft und die Nut-   – Günter Schulz Mainz
zung der Räumlichkeiten.                      – Michael Denk, Mörfelden-Walldorf
                                              30 Jahre Mitgliedschaft:
                                              – Stefan Wolf, Wiesbaden
TOP 2: Genehmigung des Protokolls             – Rosemarie Zenker, Wiesbaden
der Jahreshauptversammlung 2019               40 Jahre Mitgliedschaft:
                                              – Dr. Ulrich Hecker, Mainz
Zum Protokoll der Jahreshauptversamm-         50 Jahre Mitgliedschaft:
lung vom 21.03.2019, abgedruckt in den        – Oscar Richard Bauer, Wiesbaden
Mitteilungen Nr. 71, wurden keine Einwän-     – HansHeinrich Schmidt, Taunusstein
de erhoben. Das Protokoll wurde – unter       60 Jahre Mitgliedschaft:
Enthaltung des Schriftführers – genehmigt.    – Rotraud Heisswolf, Wiesbaden
                                              65 Jahre Mitgliedschaft:
                                              – Doris Becker, Bad Dürrheim
TOP 3: Jahresberichte NVN und Mu-             70 Jahre Mitgliedschaft:
seum (NHS) über das Vereinsjahr               – Kulturamt Wiesbaden
2019
                                              Vorstand im Jahr 2019
3.1 Jahresbericht NVN                         Dr. Arnold, 1. Vorsitzender
                                              Dr. Ehmke, stellv. Vorsitzender
Verstorbene Mitglieder im Jahr 2019:          Hr. Freiling, Schriftführer
Prof. Dr. Remigius Fresenius, Wiesbaden       Dr. Reinhardt, Schatzmeisterin
Claudia Sanitvongs, Hattersheim               Prof. Dr. Toussaint, Schriftleiter
                                              Hr. Wandke
bereits 2014 verstorben                       Dr. Weidenfeller
Hans Wiedhöft, Wiesbaden
                                              Beirat im Jahr 2019
Mitglieder-Entwicklung                        Dr. Bimler
Anzahl am 31.12.2018 283 Mitglieder           Dr. Bohatý
Eintritte              8 Mitglieder           Dr. Ehmde
Austritte              5 Mitglieder           Hr. Geller-Grimm
verstorben             2 Mitglieder           Dr. Heidelberger
ausgeschlossen         6 Mitglieder           Fr. Kridlo
Anzahl am 31.12.2019 278 Mitglieder           Dr. Mietzsch
                                              Dr. Radtke

6                                                        Mitteilungen Nr. 72 September 2020
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Vereinsnachrichten

Fr. Stroothenke                               arbeit mit der Museumspädagogik und den
Dr. Willershäuser                             NHS für Kinder 8–12 Jahren durch. Die
                                              Veranstaltungen waren mit insgesamt 101
Sitzungen von Vorstand und Beirat             Teilnehmern gut besucht.
                                                Zur Unterstützung der Naturpädago-
Es fanden fünf Vorstandssitzungen statt,      gik und dank Spendenmitteln der BBBank
davon zwei mit dem Beirat.                    konnten zwei Aufbewahrungsschränke und
   Ferner gab es ein Treffen mit dem Vor-     Bestimmungsbücher beschafft und der Mu-
stand der „Freunde des Museums“, die          seumspädagogik übergeben werden.
ebenfalls die Aktion „Museums-Biohonig“
unterstützen, sowie das jährliche Treffen     Naturkundetag
mit der Rheinischen Naturforschenden Ge-      Der 22. Naturkundetag fand dieses Jahr
sellschaft (RNG) in Mainz.                    im Lahnmarmor-Museum in Villmar an
                                              der Lahn unter dem Motto Lahnmarmor –
Veranstaltungen                               Wissenschaft, Geschichte und Praxis statt.
                                              Herr Prof. Flick referierte über die Geolo-
2019 fanden programmgemäß insgesamt           gie der Lahnmulde und die Entstehung des
11 Vorträge sowie 10 Exkursionen / Füh-       Lahnmarmors. Es schloss sich eine Füh-
rungen statt. Die Vorträge wurden im Vor-     rung durch das neu gestaltete Lahnmarmor-
tragssaal des Museums Wiesbaden gehal-        Museum an. Der Nachmittag war der Ex-
ten, für die Organisation und Unterstützung   kursion in die Unika-Steinbrüche und dem
bedankt sich der Verein besonders bei Fr.     Besuch des letzten steinverarbeitenden Be-
Kridlo.                                       triebes gewidmet.

Vorträge                                      190 Jahre Nassauischer Verein für Na-
Die Vorträge standen zum Teil im Zusam-       turkunde
menhang mit Themen der Ausstellungen          Am 31. August wurde das Jubiläum zum
der Naturhistorischen Sammlungen des Mu­­     190-jährigen Bestehen des Nassauischen
seums Wiesbaden, wie z. B. zu Insekten        Ver­eins für Naturkunde mir rd. 90 Mitglie-
und Federn (s. 3.2).                          dern und Gästen gefeiert. In den Grußwor-
                                              ten wurde die Bedeutung eines Vereins, der
Exkursionen                                   sich die Vermittlung der Kenntnisse über
10 Exkursionen konnten in 2019 durchge­       die Natur Aufgabe ge­macht hatte, beson-
führt werden. Neben den Exkursionsklas­       ders hervorgehoben. Gruß­worte, Vorträge,
si­­kern Frühjahrsblüher, Dyckerhoff-Stein­   musikalische Begleitung und das gemüt-
bruch und Thermalquellen wurden Exkur­si­     liche Beisammensein zum Abschluss der
onen durchgeführt zusammen mit der Rhei­      Veranstaltung waren ein würdiger Rahmen
nischen Naturforschenden Gesellschaft aus     für ein solches Jubiläum.
Mainz in den Vordertaunus, zum Botani-
schen Garten in Frankfurt/M, Landschaft       Weitere Aktivitäten
um Schloss Vollrads, Fledermausstandorte      – Der Verkauf unserer Publikationen und
bei Wehen und Radtour zu Renaturierungs-      Spendensammlung bei Vorträgen / Exkur-
und Ausgleichsflächen in Wiesbaden.           sionen erbrachten 1157,60 €.
                                              – Die Jahrbücher werden mit 175 nationa-
Natur unter die Lupe genommen:                len und internationalen Partnern getauscht.
Seit 2015 führen Herr Wandke und Frau         – Zusammen mit den Freun­den des Muse-
Stroothenke das Kinderprogramm „Natur         ums wird die Aktion Museums-Biohonig
unter die Lupe genommen“ in Zusammen-         unterstützt.

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                      7
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Vereinsnachrichten

– Unser Vereinsarchiv wurde an das Stadtar-    Pflanzenarten, Biografien von naturkund-
chiv übergeben. Ein Depositalvertrag wur-      lich forschenden Personen und digitalisier-
de abgeschlossen, der die Nutzung unserer      te Literatur sowie unterstützende digitale
Archivalien garantiert. Die Eigentümerrech-    Bibliotheken.
te bleiben unberührt, das Stadtarchiv arbei-   – Die Tafeln mit der Kurzbeschreibung der
tet unsere Vereinsdaten archivmäßig auf.       fünf Steine an der Nordseite des Museums
– Der Verein ist weiterhin Mitglied in der     sind aufgestellt worden.
Stiftung Hessischer Naturschutz.               – Frau Dr. Mietzsch kümmert sich in dan-
– Herr Wandke hat am 19. Mai während           kenswerter Weise um die Pflege unserer
der Mineralienmesse des Geowissenschaft-       Homepage.
lichen Freundeskreises e.V. Mainz-Wies-
baden (gwf) im Bürgerhaus in Wiesbaden-        3.2 Jahresbericht Museum / NHS
Dotzheim den NVN mit einem eigenen
Stand repräsentiert.                           Frau Kridlo berichtet, dass nach dem Weg-
– Frau Dr. Mietzsch kümmert sich in dan-       gang von Dr. Alexander Klar im August
kenswerter Weise um die Pflege unserer         2019 und der anschließenden kommisari-
Homepage                                       schen Leitung des Museums durch Dr. Jörg
                                               Daur seit dem 1. März 2020 Dr. Andreas
Projekte in 2020                               Henning neuer Direktor des Museums
– Es konnten bereits drei gut besuchte Ex­     ist. Dr. Henning zeigt sich gegenüber den
kur­sionen durchgeführt werden, in den Dy­     Naturhistorischren Sammlungen und der
ckerhoff-Steinbruch, beim Naturkundetag        Arbeit der Mitarbeiter sehr aufgeschlos-
und die Themalquellen-Führung in Wies­ba­      sen. Weil der neue Direktor wegen seines
den.                                           Urlaubs die Jahreshauptversammlung des
– Ab September gibt es wieder Vorträge, je     NVN nicht besuchen konnte, richtete Frau
nach der Entwicklung der Corona-Pande-         Kridlo seine Grüße aus.
mie mit eingeschränkter Personenzahl.             Die Abteilung NHS des Museums hat
– Die Pflege des Dr. Carl-Koch-Denkmals        2019 und im aktuellen Jahr zwei Kuratoren
im Nerotal wird von Frau Stroothenke und       dazugewonnen, außerdem konnte eine wei-
Dr. Tilli Reinhardt weiter vorangetrieben.     tere halbe Stelle eingerichtet werden.
Es sollte der durch Postkarten gut doku-
mentierte historische Zustand so weit wie      Ausstellungen
möglich und sinnvoll wieder hergestellt
werden. Geplant ist auch eine Informati-       7. Okt. 2018 bis 21. Apr. 2019
onstafel. Das wäre ein Beitrag zu dem von      Eiszeit-Safari
der Stadt Wiesbaden geplanten Jahr des
Wassers 2022.                                  26. Dez. 2018 bis 31. Mrz. 2019
– Der NVN hat einen öffentlich-rechtlichen     Die Mineralien nach Brauns
Vertrag mit dem Hessischen Landesamt für
Denkmalpflege im Steinbruch Ostfeld ab-        17. Mrz. 2019 bis 18. August 2019
geschlossen (Federführung Dr. Bohatý).         Rot, Weiß, Blau – Farbgeschichten aus
– Die Museumspädagogik wurde mit zwei          Hessen
weiteren Schränken und Literatur bedacht.
– Unsere Publikationen werden in die Zoo-      16. Jun. bis 8. Mrz. 2020
logische und Botanische Datensammlung          Mit fremden Federn
(ZoBoDat), Linz/Österreich, übernommen.
Diese Datenbank beinhaltet Daten zur mit-      22. Sep. 2019 bis 5. Apr. 2020
teleuropäischen Verbreitung von Tier- und      Auf Staatsbesuch im Insektenreich

8                                                       Mitteilungen Nr. 72 September 2020
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Vereinsnachrichten

Vorträge März 2019 bis Januar 2020              zeichnen. An den freien Samstagen kamen
                                                immerhin bis zu 900 Besucher täglich.
Entwicklung der Kulturlandschaft: An­
for­derungen und Perspektiven
Prof. Dr. Werner Konold, Freiburg               TOP 4: Bericht des Schriftleiters

Von der Natur- zur Chemiefarbe                  Als Schriftleiter ist Herr Professor Dr. Tous-
Dr. Wolfgang Metternich, Frankfurt a. M.        saint für die Herausgabe der Publikationen
                                                des Nassauischen Vereins verantwortlich.
Vögel – die artenreichste Wirbeltier­grup­      So wurden von ihm veröffentlicht:
pe im eozänen Ökosystem der Gru­        be      – die Programme Sommer/Winter 2018/19,
Messel                                          Sommer 2019, Sommer/Winter 2019/20
Dr. Gerald Mayr, Senckenberg                    – die Mitteilungen Nr. 71 vom September
                                                2019
Grundwasserbeschaffenheit in Hessen,            – das Jahrbuch Nr. 140 aus 2019
vor allem im Hessische Ried                       Das in Vorbereitung befindliche und im
Dr. Georg Berthold                              Herbst 2020 erscheinende Jahrbuch 141 ist
                                                das 20. Jahrbuch, das Herr Prof. Toussaint
Geteiltes Erbe – Altmexikanischer Feder­        in seiner Eigenschaft als Schriftleiter her-
schmuck in Wien. Die „Federkrone Moc­           ausgeben wird.
tezumas                                           Die Vorarbeiten für den Band 142 für das
Prof. Dr. Christian Feest, Altenstadt, in Zu­   Jahr 2021 sind bereits in vollem Gange.
sammenarbeit mit den Freunden des Mu­se­
ums Wiesbaden
                                                TOP 5: Kassenbericht
Federn machen Vögel. Zur Evolution
und Funktion der Vogelfeder                     Frau Dr. Reinhardt trägt als Schatzmeiste-
Dr. Frank Steinheimer, Martin-Luther-Uni­       rin den Kassenbericht 2019 vor.
versität Halle-Wittenberg                          Der Kassenstand entwickelte sich für
                                                2019 wie folgt:
Das Einmaleins der Honigbiene                   Bestand am 31.12.2018          18.248,19 €
Prof. Dr. Jürgen Tautz, Würzburg                Bestand am 31.12.2019          25.104,58 €
                                                Bestandsveränderung             6.856,39 €
Die Plainsfederhaube im Spiegel von                Nach den Unterlagen der Buchhaltung
Ver­gangenheit und Gegenwart                    er­gibt sich für 2019:
Dr. Markus Lindner, Institut für Ethnologie,    Einnahmen                      20.110,13 €
Goethe-Universität Frankfurt                    Ausgaben                       13.253,74 €
                                                Bestandsveränderung             6.856,39 €
Ameisen: Von Sklavenräubern und Pup­
penspielern
Prof. Dr. Susanne Foitzik, Johannes Guten­      TOP 6: Bericht der Kassenprüfer
berg Universität Mainz
                                                Die Kasse wurde am 25.02.2020 von den
Im Jahr 2019 haben 120.000 Menschen das         Kassenprüfern Löhner und Heinz geprüft.
Museum besucht, im Corona-Jahr 2020             Es wurde die tadellose und übersichtliche
sieht das entsprechend anders aus. Trotz-       Kas­senführung bestätigt. Al­le Ausgaben wa-
dem konnte das Museum kurz nach dem             ren satzungsgemäß und zweckdienlich. Es
Lock­down Tage mit 300 Besuchern ver-           gab keine Beanstandungen.

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                          9
Mitteilungen Nr.72 Nassauischer Verein für Naturkunde - Nassauischer Verein für Naturkunde
Vereinsnachrichten

TOP 7: Entlastung von Schatzmei-                worden, der Antrag musste aus formalen
sterin und Vorstand                             Gründen jedoch erneut gestellt werden. In
                                                den Mitteilungen 71 und auf unserer Ho-
Auf Antrag von Herrn Löhner wurde die           mepage war der Antrag auf Satzungsän-
Entlastung der Schatzmeisterin und des Vor­     derung bzgl. EU-DSGVO, über den zu be-
standes durch die Versammlung einstim­mig       schließen war, veröffentlicht und somit den
erteilt.                                        Mitgliedern zur Kenntnis gebracht worden.
                                                Herr Dr. Arnold erläuterte nochmals die we-
                                                sentlichen Bestimmungen der Datenschutz-
TOP 8: Neu- und Zuwahlen gemäß §§               grundverordnung DSGVO.
8, 9 und 11 der Satzung                           Es wird ein neuer § 11 Datenschutz in
                                                die Satzung aufgenommen. Die alten §§
Erforderlich waren Wahlen zum Vorstand          verschieben sich um eine Nummer als neue
und zum Beirat. Bei den nachfolgend Ge-         §§ 12–15.
nannten war die dreijährige Wahlperiode
ab­gelaufen. Gegenkandidaten gab es nicht.      § 11 Datenschutz
Gegen eine offene Abstimmung gab es keine
Einwände.                                       Abs. 1
                                                Der Datenschutz im Verein bezieht sich auf
Neuwahl für den Vorstand                        das Erheben, Verarbeiten Speichern, Verän-
Herr Wandke wurde bei eigener Enthaltung        dern, Übermitteln, Sperren und Löschen von
als Mitglied des Vorstandes wiedergewählt.      personenbezogenen Daten. Der Umgang mit
                                                diesen Daten ist nur zulässig, wenn er für die
Neuwahl für den Beirat                          Erfüllung der Vereinszwecke erforderlich ist.
Frau Dr. Heidelberger wurde bei eige-           Der Verein darf die ihm bekannten Daten nur
ner Enthaltung als Mitglied des Beirates        im Rahmen des Bundesdatenschutzgesetzes
wieder­gewählt.                                 (BDSG) oder der EU-Datenschutzgrundver-
   Herr Geller-Grimm wurde bei einer Ent-       ordnung (EU-DSGVO) nutzen. Diese Be­
haltung als Mitglied des Beirates wiederge-     stim­mungen können nicht per Satzung ein-
wählt. Er war bei der Wahl nicht anwesend,      geschränkt werden.
stimmte aber im Vorfeld im Fal­le seiner
Wiederwahl der Annahme des Man­dates zu.        Abs. 2
   Herr Dr. Bohatý hat leider auf eine erneu-   Der Vorstand ist zuständig für den Schutz der
te Kandidatur verzichtet. Der Verein dankt      für Vereinszwecke gespeicherten personen-
ihm für seine Leistungen.                       bezogenen Daten.

Neuwahl für das Amt des Revisors                Begründung
Herr Löhner wurde bei eigener Enthaltung        Die EU-Datenschutzgrundverordnung trat am 24.
                                                Mai 2016 in Kraft und ist ab dem 25. Mai 2018 ver-
mehrheitlich als Revisor wiedergewählt.         bindlich anzuwenden, auch in unserem Verein.
                                                    Sie hat den Schutz personenbezogener Daten zum
                                                Gegenstand und legt fest, dass derartige Daten nur
TOP 9: Anträge                                  nach Treu und Glauben für festgelegte Zwecke und
                                                mit Einwilligung der Betroffenen oder auf einer ge-
9.1: Satzungsergänzung bzgl. Daten-             setzlichen Grundlage verarbeitet werden dürfen. Es
schutz-Grundverordnung § 11, Abs. 1             gilt somit, natürliche Personen bei der Verarbeitung
und 2 (neu)                                     personengebundener Daten zu schützen.
                                                    Im Verein ist für die Einhaltung dieser Vorschriften
                                                der Vorstand zuständig. Ein Datenschutzbeauftrag­ter
Die Satzungsänderung war bereits auf der        ist erst erforderlich, wenn mindestens zehn Personen
Jahreshauptversammlung 2019 beschlossen         ständig mit der Verarbeitung personenbezogener Da-

10                                                          Mitteilungen Nr. 72 September 2020
Vereinsnachrichten

ten beschäftigt sind (§ 38 Bundesdatenschutzgesetz).   nithologie und Geologie Lücken entstanden,
Das ist beim Nassauischen Verein für Naturkunde mit    die unbedingt gefüllt werden müssen, damit
satzungsgemäß maximal neun Mitgliedern (§ 9 Abs.
1 der Satzung) ausge­schlossen. Zur Zeit besteht der   wieder fachkundi­ge Führungen angeboten
Vorstand aus 7 Mitgliedern.                            werden können. Die Vereinsmitglieder wer-
   Bei Veränderung der Vorstandsgröße wäre die Be-     den aufgerufen, sich diesbezüglich selbst zu
auftragung eines Datenschutzbeauftragten zu prüfen.    engagieren oder auf Personen aufmerksam
                                                       zu machen, denen man diese Aufgaben zu-
   Die Änderung der Satzung in der vorge-              traut.
legten Form wurde von der Mitgliederver-               – Der Flyer Geologischer Rundweg Ra-
sammlung bei zwei Stimmen Enthaltung                   bengrund wird aktualisiert.
mehr­heitlich beschlossen.                             – Der NVN wird zusammen mit der NHS
                                                       am Wasserprojekt der Stadt Wiesbaden 2022
9.2: Ehrenmitgliedschaft für Prof. Dr.                 teilnehmen. Die Arbeiten am Carl-Koch-
Toussaint                                              Denkmal im Nerotal werden eine Aktion des
                                                       Vereins dazu sein.
Der Vorstand des Nassauischen Vereins für              – Der NVN wird 100 Schülerführungen zu
Naturkunde beschloss am 19. Mai 2020,                  den naturkundlichen Sammlungen und Aus-
der Mitgliederversammlung vorzuschlagen,               stellungen finanzieren.
Herrn Professor Dr. Toussaint für seine Ver-           – Am 18. März 2021 wird die nächste Jah-
dienste um den Verein die Ehrenmitglied-               reshauptversammlung stattfinden.
schaft zu verleihen. Diesem Vorschlag wurde               Der Vorsitzende dankt für die Aufmerk-
von der Mitgliederversammlung ohne Ge-                 samkeit sowie Mitwirkung und beschließt
genstimmen und Enthaltungen zugestimmt.                die Jahreshauptversammlung 2020.
   Er hat als in nationalen und internationalen
Fachkreisen anerkannter Hydrogeologe seine             Dr. Helmut Arnold, September 2020
Fähigkeiten und Kenntnisse seit inzwischen
19 Jahren auch dem Nassauischen Verein für             Nach der Jahreshauptversammlung musste
Naturkunde zur Verfügung gestellt. Er hat              sich das neue Ehrenmitglied Frau Kridlo
sich als Autor in unserem Jahrbuch, als Ex-            als Fotografin stellen.
kursionsleiter, Vorstandsmitglied und kom-
missarischer Vorsitzender, vor allem aber als
langjähriger und erfolgreicher Schriftleiter
engagiert. Die Ehrenmitgliedschaft soll die
Dankbarkeit des Vereins für seinen Einsatz
für den Verein dokumentieren.

10. Ausblick und Verschiedenes

– Aus der Entwicklung der Mitgliederzah-
len ergibt sich, dass der Verein zur Erfüllung
seines eigenen Anspruches neue Mitglieder
werben muss. Jedes Mitglied ist dazu auf-
gerufen, Interessenten auf unsere Veranstal-
tungen hinzuweisen und möglichst auch als              Dr. Vorsitzende Dr. Arnold gratuliert dem neuen
                                                       Ehrenmitglied mit Urkunde, Mammut-Medaille des
Mitglieder zu werben.                                  NVN und Blumenstrauß.
– Nach dem Ausscheiden der Herren Zingel
und Dr. Kümmerle sind in den Bereichen Or-

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Vereinsnachrichten

                        Wir begrüßen die neuen Mitglieder

Leonardo Bress, Berlin                          Dr. Wolfgang Girke, Kelkheim
Trutz Torben Dersch, Wiesbaden                  Anke Trischler, Wiesbaden
Heide Ernst, Frankfurt a. M.                    Dr. Sabine Zyganow, Wiesbaden

                         Spender (01.08.2018/31.07.2019)

Unter Verweis auf die EU-DSGVO wird auf         Allen Spenderinnen und Spendern wird
eine Spenderliste mit Namen und gespende-       herzlich gedankt, Ihre Spenden kommen
tem Betrag verzichtet. Von Einzelpersonen       der Arbeit des Nassauischen Vereins für
sind insgesamt 13.881 Euro eingegangen,         Naturkunde zugute.
von einer Institution weitere 1.500 Euro.

                             Beiträge unserer Mitglieder

          Brückenschlag zwischen Geologie / Mineralogie und Kunst*

Als Hobby-Fossiliensammler beschäftige
ich mich seit Jahren mit geologischen und
mineralogischen Prozessen, die sich dann
in Gesteinen ausdrücken. Verarbeitet wird
hier das naturkundliche Reale unter ästhe-
tischen Aspekten, nicht fotorealistisch, son-
dern zumeist mittels Kollagen. Diese zeigen
sowohl die Bildung und den Aufbau der
Erdkruste als auch die gesteinsbildenden
Mineralien in künstlerischer Form.              Bild 2: Eklogit (hoch metamorphes Gestein entwe-
   Die Darstellung der Mineralien erfolgt       der aus Mergelton oder Gabbro).
teilweise stark vergrößert. Die zugrundelie-
genden Dünnschliffe sind mit Säure behan-
delt.
Insgesamt stehen die nachstehenden drei
Darstellungen für mehr als 50 vorliegende
derartige künstlerische Verarbeitungen von
Gesteinen.

                                                Bild 3: Kalkstein.

                                                Die Bilder über die geologischen Prozes-
                                                se sollen einen Eindruck vom Aufbau der
                                                Erdkruste vermitteln, auch über die unter-
                                                schiedlichen Gesteinsstrukturen, die teil-
Bild 1: Terra rossa.                            weise durch Druck und Temperatur defor-

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miert, verzerrt oder zerrissen sind. Bildlich
verarbeitet wurden Schichtungen, Verwer-
fungen, Klüfte und Trockenrisse, aber auch
vulkanische und plattentektonische Prozes-
se. Beispielhaft sind dargestellt:

                                                   Bild 4: Subduktion / Schleppung.

                                                   Der Brückenschlag zwischen Geologie / Mi­
                                                   neralogie und künstlerischer Darstellung
                                                   könn­te und sollte durch eine Gegenüberstel-
Bild 1: Verwerfung.                                lung beider Teile verdeutlicht und vertieft
                                                   werden. Auch als Mitglied des Nassauischen
                                                   Vereins für Naturkunde wünsche ich mir,
                                                   dass ein derartiger Brückenschlag anzustre-
                                                   ben ist.

                                                   Wiesbaden, Januar 2020

                                                   Karl J. R. Ernst, Dipl.-Ing.

                                                   *Die Anregung zu diesem Beitrag verdanke ich
Bild 2: Flusssedimente im Vertikalprofil.
                                                   Herrn Dr. H. Arnold; Vorsitzender des NVN.

Bild 3: Fließfalten.

                       Der Prinz zu Wied und sein Wirken im Spiegel
                              von Museen und Ausstellungen

Die Bemühungen um das Andenken an                  derstadt (1995/96), Remscheid (1996), Ra-
Prinz Maximilian zu Wied (Abb. 1) seit etwa        debeul (1997, 2007), Neuwied (1998, 2017),
1950 haben in mehreren Ausstellungen ih-           Overath (1998), Köln (2000), Frankfurt
ren Niederschlag gefunden: Porto Alegre            (2002), Dortmund (2004, 2006), Steinfurt
(Brasilien, 1952), Berlin (1982, 1983), Bonn       (2006/07) und Zürich (2008).
(1993/94, 1995, 2000), Koblenz (1992),               Die Ausstellung in Porto Alegre ging zu­­
Wes­terburg (1993), Hachenburg (1995), Fil-        rück auf die Initiative des Koblenzer Staats-

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                           13
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archivdirektors Dr. Josef Röder (1914–                 Alle früheren Veranstaltungen be-
1975), der wesentlich zur Wiederbelebung            schränkten sich stets auf einen bestimmten
des Andenkens an Prinz Maximilian beige-            Ausschnitt im Wirken Maximilians (Brasi-
tragen hat. In Berlin, Koblenz-Ehrenbreit­          lien- oder Nordamerika-Reise, Prärieindi-
stein, Neuwied und Zürich gaben die be-             aner, Bibliothek). Eine auf ehrenamtlicher
treffenden Museen selber den Anstoß und             Grundlage gebildete Projektgruppe (1989)
organisierten die Ausstellungen in ihren            wollte dann versuchen, möglichst das ge-
ei­­genen Räumen. Alle übrigen Veranstal-           samte Spektrum des wiedischen Schaffens
tungen sind entweder direkt von einer im            und seiner Persönlichkeit (Prinz, Jäger, Sol-
Museum Koenig gegründeten Projektgrup-              dat, Sammler, Forscher, Reisender, Amateur
pe angeregt oder doch erst durch enge Zu-           und Akademiker) in den Blick zu rücken.
sammenarbeit mit derselben zustande ge-             Nachdem bisher hauptsächlich korrespon-
kommen.                                             diert worden war, traten die Mitglieder erst-
                                                    mals am 20. April 1993 im Museum Koenig
                                                    zusammen. Anwesend waren Dr. Martin
                                                    Ber­ger, Dr. Wolfgang Böhme, Dr. Bruno P.
                                                    Kremer, OStR Antonius Kunz, Dr. Hermann
                                                    Josef Roth und Prof. Dr. Wolfhart Langer.
                                                       In Hachenburg kam man 1995 endlich
                                                    zur Verwirklichung dieser Idee und zeigte
                                                    im Landschaftsmuseum Westerwald „Ma-
                                                    ximilian Prinz zu Wied – Jäger, Forscher,
                                                    Reisender“ vom 26. März bis zum 30. Sep-
                                                    tember dieses Jahres. Seit fast 130 Jahren
                                                    konnten hier erstmals wieder Originale in
                                                    der mittelrheinischen Heimat des Prinzen
                                                    zusammengeführt werden, die seinerzeit in
                                                    einem Nebenbau des Neuwieder Schlosses,
                                                    der sogenannten Fasanerie, ausgestellt wa-
                                                    ren und zusammen mit der Antikensamm-
                                                    lung des Fürsten das erste Naturkunde-Mu-
                                                    seum der Region bildeten. Dieses ranghohe
Abbildung 1: Prinz Maximilian zu Wied als preußi-   Projekt ließ sich leider nur gegen großen
scher Offizier, 1830.                               Widerstand des Museumsträgers durchset-
   Vor deren Gründung erhielt der Verfas­ser        zen. Die Unterstützung der Stiftung Rhein-
die Möglichkeit, zur Eröffnung des Staatli-         land-Pfalz für Kultur sicherte die nötigen
chen Adolf-Reichwein-Seminars in Wester-            wissenschaftlichen und organisatorischen
burg das Thema dem Anlass gemäß durch-              Maßnahmen im weiteren Vor- und Umfeld.
zuspielen. Hier wurden Szenen aus den                  Insgesamt 23 Leihgeber steuerten Ori-
wiedischen Amerikareisen unter beson­               ginale (z. B. Abb. 2) oder wertvolle Repro-
derer Berücksichtigung pädagogischer und            duktionen und Repliken als Exponate bei.
didaktischer Gesichtspunkte und weniger             Trotz der Einmaligkeit und auf lange Sicht
nach dem Wert der Exponate gestaltet. Dies          Unwiederholbarkeit des Arrangements ließ
im Sinne, darf man sagen, dass sie eine der         sich die Museumsverwaltung nicht für die
originellsten Wied-Ausstellungen gewesen            sachlich unbedingt wün­schens­werte Erstel-
ist. Das verdankt sie vor allem dem Ge-             lung eines Kataloges gewinnen. Man be­
schick des Pädagogen Dr. Uli Jungbluth.             gnügte sich mit einem schlichten Begleitheft
                                                    in Eigenproduktion, das im Wesentlichen

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die erweiterten Tafeltexte und -bilder der       Wied bis zur Nachwirkung Maximilians.
Ausstellung enthielt. Wenn aus Platzgrün-        Die Chronologie wurde zurückhaltend als
den hier nicht alle Objekte genannt werden       Ordnungsprinzip und Orientierungshilfe ein-
können, die wegen ihres historischen oder        gearbeitet, gelegentlich aber auch bewusst
künstlerischen Wertes bemerkenswert wä-          durchbrochen. So standen den Aquarellen
ren, soll die unten anschließende Übersicht      aus Brasilien (Wied) und Nordamerika
wenigstens einen Ein­druck vermitteln und        (Bod­mer) zum Vergleich Farbfotos gegen-
vielleicht künfti­gen Ausstellungen Anre-        über, die beim Nachvollzug der Routen
gungen liefern. Des­halb nennt sie die Ori-      (1990, 1992, 1993) vom Verfasser angefer-
ginale aus der Sammlung Wied und aus             tigt worden waren. Dazwischen befanden
dem Privatbesitz des Fürstenhauses, die in       sich transkribierte Auszüge aus Briefen des
Hachenburg gezeigt wurden, vollständig.          Prinzen, Reproduktionen von Urkunden,
                                                 alten Ansichten, Portraits, Landkarten und
                                                 sonstigen Druckwerken.

Abbildung 2: Rotfußseriema (Cariama cristata).   Abbildung 3: Botocuden-Physiognomien und
Wies; In: Acta Leop. Nova XI, 1823.              „Schrumpf­kopf “; Kupferstich aus „Reise in Brasilien“.

   Die Exponate waren teils nach zoolo-
gisch-taxonomischen oder ethnologischen          Die Bonner Ausstellungen von 1995 und
Kriterien geordnet, teils aber auch zu Dio­      2000
ramen oder „Stillleben“ eingerichtet. Ne-
ben thematischen Schaukästen (Militärzeit,       1. Museum Alexander Koenig
Jagd, brasilianische Indios, siehe Abb. 3)       Von Anfang an war das Ausstellungsvor-
war versucht worden, den Arbeitsplatz des        haben im Museum Koenig als Wander-
Prinzen mit Büchern und Naturalien in            ausstellung beabsichtigt. Die plakatierten
verkleinerter Form nachzubauen. Ein Dio-         Stellwände konnten als kompletter Satz be-
rama bildete die Landschaftstypen „Wester-       quem transportiert werden. Den Modulen
wälder Seenplatte“ und „Buchenwald“ mit          entsprechend ließ sich das Arrangement
der entsprechenden Fauna aufgrund der im         unterwegs stets flexibel den räumlichen Ge-
GNOR-Band erstmals veröffentlichten Auf-         gebenheiten anpassen. Dem Entleiher blieb
zeichnungen Maximilians nach.                    überlassen, je nach Interessenlage und Ma-
   Auf 18 Stellwänden, ganz im Blauton des       gazinbestand den angelieferten Tafelsatz zu
wiedischen Wappens gehalten, waren mo-           einer eigenen Ausstellung zu ergänzen oder
dulartig die einzelnen Aspekte des Themas        auszubauen. Seit Bildung der „Projektgrup-
aufbereitet, angefangen bei der Familien-        pe“ (1989) war das Museum Alexander Koe­­­­
geschichte der Grafen von und Fürsten zu         nig in Bonn als erste Station ausersehen.

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                                   15
Vereinsnachrichten

Zum einen zeigte man dort bemerkenswer-              seinem Stellvertreter, Herrn Dr. Wolfgang
tes Interesse an dem Vorhaben. Sodann wa-            Böhme, die Aufgabe, das Vorhaben fachlich
ren manche Exponate aus den Beständen                zu begleiten. An dieser Stelle sei Böhme für
des Hauses zu erwarten. Doch auch Bonn               die tatkräftige Unterstützung und insbeson-
bot sich an als Stadt, die historische Erinne-       dere für seine schier endlose Geduld herz-
rungen an Prinz Maximilian und seine Fa-             lich gedankt. Auch die Mitarbeiter des Mu-
milie bereithält. Insbesondere der Botani-           seums sind ausnahmslos seinem Beispiel
sche Garten, die Universitätsbibliothek und          gefolgt und standen uns Amateuren mit Rat
der Naturhistorische Verein der Rheinlande           und Tat zur Seite. Ehrenamtliche Tätigkeit
und Westfalens (NHV), dessen Ehrenmit-               lässt keinen festen Arbeitsplan zu. Den-
glied Ma­ximilian gewesen ist, besitzen zum          noch ging man bereitwillig auf jede noch so
Teil umfangreiche und äußerst wertvol-               spontane Frage oder Bitte ein. Bemüht wur-
le Objekte aus dem Nachlass des Prinzen              den nicht nur die Bibliothek und die Samm-
(Abb. 4).                                            lungsleiter der einzelnen Fachabteilungen;
                                                     ebenso brauchte man die Sachkenntnis und
                                                     die Wirk- und Werkstätten des Zeichners
                                                     und Graphikers sowie des Schreiners, oder
                                                     auch nur mal kräftige Leute bei Transpor-
                                                     ten. Nicht zuletzt hat uns auch Frau Sabine
                                                     Heine sehr bei der Werbung und Medien-
                                                     arbeit geholfen, obwohl sie erst kurz zuvor
                                                     diese ÖffentlichkeitsarbeitFunktion im Mu-
                                                     seum übernommen hatte.
                                                        Neben dem Museum Koenig selber erfuhr
                                                     das Unternehmen die tatkräftige Unterstüt-
                                                     zung folgender Bonner Vereinigungen und
                                                     Institute: Botanischer Garten der Univer-
                                                     sität, Deutsch-Brasilianische Gesellschaft,
                                                     Naturhistorischer Verein der Rheinlande
                                                     und Westfalens, Paläontologisches Institut
                                                     der Universität, Universitäts- und Landes-
                                                     bibliothek Bonn. Auswärtige Leihgeber wa-
                                                     ren: S. D. Friedrich Wilhelm Fürst zu Wied,
                                                     Prof. Dr. Dr. Hans Engländer (Zoologisches
                                                     Institut, Universität Köln), Oberstudienrat
                                                     Christian Polenthon, Eugen Moll („Flora“ –
                                                     Botanischer Garten, Köln), Fürstlich-Wie-
                                                     disches Archiv, Landesgemeinschaft Na-
                                                     turschutz und Umwelt NRW (Arnsberg),
                                                     Rautenstrauch-Joest-Museum für Völker-
                                                     kunde Köln, Rheinisch-Bergischer Natur-
Abbildung 4: Ehrenurkunde des Vereins für Natur-     schutzverein (Overath), Stadtbib­     liothek
kunde im Herzogthum Nassau (seit 1866 Nassaui-       Kob­­lenz, Stiftung Rheinland-Pfalz für Kul-
scher Verein für Naturkunde), Mai 1830 (Verleihung   tur und Museum Wiesbaden (Naturwissen-
der Ehrenmitgliedschaft).
                                                     schaftliche Sammlung).
  Der damalige Direktor des Museums                     Die restriktiven Auflagen des Westerwald­
Koenig, Prof. Dr. Clas Naumann, übertrug             museums erzwangen eine Verschiebung der
                                                     Eröffnung, so dass die Dauer auf die Zeit

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vom 10. Oktober bis zum 30. November           Schlangenarten: Trugboa (engl. False coral
1995 verkürzt werden musste. Dem Cha-          snake, bras. Cobra coral falso; Pseudoboa
rakter des Museums Koenig entsprechend         neuwiedii), Doppelkopf (bras. Caninana
sind durch eigene Exponate (Präparate,         verde; Chironius bicarinatus), Kielschwanz-
Ori­ginaldrucke) zoologische Akzente ge-       natter (engl. Wied’s Keelback, bras. Cóbra
setzt worden.                                  d’agua; Helicops carinicaudus), Bunt- oder
   Eine Matinee am 19. November würdig-        Goldbauchnatter (engl. Wied’s ground sna-
te in Anwesenheit von S. D. Metfried Prinz     ke, bras. Parelheira; Liophis poecilogyrus)
zu Wied, Burg Runkel, das Andenken Ma-         und Wieds Lanzenotter (bras. Jararáca pin-
ximilians durch Verlesen eines Grußwor-        tada auch: Urutú, Bothrops neuwiedii).
tes von Staatsministerin Dr. Rose Goette,         Die Bibliothek des Museums Koenig prä-
Mainz, als Schirmherrin. Ansprachen von        sentierte stolz ausgewählte Blätter aus den
Prof. Dr. Clas Naumann, Bonn, S. E. Pedro      großformatigen „Abbildungen zur Naturge­
Luiz Carneiro de Mendonça, Geschäftsfüh-       schichte Brasiliens“ des Prinzen Maximili-
rer der brasilianischen Botschaft in Berlin,   an zu Wied (Weimar 1823–1831) (Abb. 5).
Landrat Rainer Kaul, Neuwied, und Prof.        Dazu traten weitere bibliophile Werke zur
Dr. Wolfhart Langer, Bonn, ergänzten das       Naturgeschichte beider Amerikas sowie
Bild jeweils aus ihrem Kompetenzbereich.       Ori­ginalbriefe und Dokumente als Leihga-
   Die reichen Exponate des Museums Koe­       ben der Universitäts- und Landesbibliothek
nig machten es leicht, ein Gegengewicht zur    Bonn sowie aus Privatbesitz.
von auswärts übernommenen „Flachware“
zu bilden. Einen attraktiven Blickfang bil-
dete dabei zweifellos die „Wiedische Kat-
ze“, das Baumozelot (bras.: Gato do mato
grande; Felis wiedii), das von Maximilian
erstmals beschrieben worden ist und da-
her seinen Namen trägt. Sie zierte auch das
hauseigene Plakat nach einer Abbildung aus
Brehms Tierleben (1893). Eindrucksvoll
wirkte auch der Schlangenadler (Circaetus
gallicus), den der Prinz noch im Westerwald
als Brutvogel erlebte und über den er eine
eigene Studie veröffentlicht hat. Die Entde-
ckerfreude und deren Nachwirkung soll-
ten einige Kleinsäuger aus dem Mu­seum
dokumentieren, deren Entdeckung Wied
zugeschrieben wird, wie etwa die Rotna-
senmaus (engl. Red-nosed mouse, bras. ra-
to-bico-de-lacre; Wiedomys pyrrhorhinos),
eine Bewohnerin der Baumsteppe (Cerra-
do) Brasiliens.
   Großzügig durften wir vor allem auf
die herpetologische Sammlung des Hau-
ses zugreifen, die viele Belege wiedischer
Taxa besitzt. Davon waren zu sehen: ein        Abbildung 5: Dreizehiges Faultier (engl. Three-toed
Wasserpfeifer-Laubfrosch (bras. Perereca;      sloth, bras. Preguiça de três dedos; Bradypus tridac-
Pseudacris crucifer), eine unserem heimi-      tylus). Aus „Naturgeschichte Brasiliens“, Bibliothek
schen Laubfrosch ähnliche Art, sowie fünf      Museum Koenig.

Mitteilungen Nr. 72 September 2020                                                               17
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2. Landesvertretung Rheinland-Pfalz                  sellschaft mit Sitz in Bonn gern bereit war,
                                                     die Wied-Projektgruppe bei einer entspre-
Weltweit fand die 500-Jahrfeier der Lan-             chenden Ausstellung zu unterstützen.
dung portugiesischer Seefahrer unter Ka-              Die Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz
pitän Pedro Álvares Cabral (ca. 1468–1520)           beim Bund war sofort bereit, ihre Räume in
an der brasilianischen Küste Beachtung.              der Heussallee zu Bonn für die Zeit vom 12.
Mit der Aufrichtung eines Kreuzes zu Os-             April bis zum 5. Mai 2000 zur Verfügung zu
tern 1500 bei Porto Seguro setzte nicht nur          stellen und auch organisatorische Hilfestel-
die europäische Einwanderung ein, sondern            lung zu leisten. Über das Konzept von 1995
auch die naturwissenschaftliche Erkundung            hinausgehend hieß das Motto jetzt: „Vom
jener Zonen der Neuen Welt. Zahlreiche eu-           Rhein nach Rio. Rheinische Beiträge zur
ropäische Abenteurer, Forschungsreisende             Erschließung Brasiliens“ (Abb. 6).
und Auswanderer – darunter überraschend
viele aus dem Rheinland – sind seitdem in
das ferne Land gezogen. Als Wissenschaft-
ler, Ärzte, Lehrer, Siedler, Missionare und
Künstler haben sie wesentlich am Aufbau
der brasilianischen Nation mitgewirkt.
   Die Reihe rheinischer Entdecker, die zur
Kenntnis und Erschließung des tropischen
Riesenlandes beigetragen haben, reicht von
Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen
(1604–1679) über Prinz Maximilian zu
Wied (1782–1867) bis hin zu Zeitzeugen               Abbildung 7: Goethea cauliflora – dieses Malvenge­
der Gegenwart. Sie haben uns mit ihren For-          wächs wurde vom Prinzen zu Wied aus Brasilien
schungen und Arbeiten ein Bild der „Neuen            mitgebracht und dem Botanischen Garten Bonn.
Welt“ vermittelt, das die „Alte Welt“ bis in
die Alltagskultur hinein mehr geprägt hat,              Für eine Überraschung sorgte der Bota-
als dies gemeinhin bewusst ist. Verständ-            niker Prof. Dr. Wilhelm Barthlott, als er zur
lich, dass die Deutsch-Brasilianische Ge-            Eröffnung der zweiten Bonner Ausstellung
                                                     (2000) den ansehnlichen Sprossteil einer
                                                     Urwaldpflanze überreichte. Es handelte sich
                                                     um das brasilianische Malvengewächs Go-
                                                     ethea cauliflora. Die Exemplare im Botani-
                                                     schen Garten Poppelsdorf gehen nämlich
                                                     auf Pflanzenmaterial zurück, das Prinz Ma-
                                                     ximilian 1817 mit nach Bonn brachte. So ist
                                                     der Forschungsreisende in Bonn buchstäb-
                                                     lich lebendig geblieben (Abb. 7).

                                                     3 Auswärtige Ausstellungen
Abbildung 6: In der Landesvertretung Rhein-
                                                     Der Anfangserfolg weckte reges Interesse,
land-Pfalz, Bonn: von links Carl Fürst zu Wied †,
Isabelle Fürstin zu Wied, Hermann Josef Roth, Vi-    so dass die Tafeln des Landschaftsmuseums
zepräsidentin der Deutsch-Brasilianischen Gesell¬-   Westerwald auf Wanderschaft gingen und
schaft Gabi von der Heyden, Staatssekretär Martin    den Kern einiger der nachfolgend beschrie-
Stadelmeier.                                         benen Ausstellungen bildeten.

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   Mit einer Vernissage wurde am 3. De-        dieser Ausstellung folgte vom 26. März bis
zember 1995 die Ausstellung in der Städ-       zum 25. Juni „Indianer, Trapper, Fallen-
tischen Galerie Filderstadt bei Stuttgart      steller. Der Prinz zu Wied – ein Vorläufer
durch Oberbürgermeister Dr. Peter Blüm-        von Karl May?“ Das Grundkonzept wur-
lein eröffnet und war bis zum 5. Januar 1996   de dann vom Schulmuseum des Kreises
zu sehen. Dem Charakter der Galerie ent-       Gifhorn in Steinfurt übernommen, aber
sprechend wurden hier den brasilianischen      auf eigene Weise eindrucksvoll umgesetzt
Skizzenblättern Wieds originalgetreue Re-      (2006). Auch das Museum Wiesbaden gab
produktionen des Zeitgenossen Johann           bei seiner Ausstellung über die Regenwäl-
Moritz Rugendas (1802–1858) gegenüber-         der Brasiliens (2006) dem Wirken Maxi-
gestellt.                                      milians angemessenen Raum. Wesentliche
   Die Grundausstattung wanderte in die        Teile der Ausstellung wurden sodann vom
Stadtbibliothek Remscheid (11. Septem-         Karl-May-Haus in Radebeul übernommen
ber bis 11. Oktober 1996), wo sie aus dem      (31. März bis 30. September 2007).
Fundus der Bücherei individuell gestaltet         In Ausstellungen zur Forschungsge-
wurde. Frau Dr. Ulrike Schaksmeier hatte       schichte und Ethnologie beider Amerikas
diesen Standort ebenso vermittelt wie den      wurde und wird zudem meist Bezug auf
anschließenden in Radebeul (1997). Im          Maximilian genommen. So zeigte die Fir-
Schloss Hoflössnitz gelangten die schlich-     ma Boehringer Ingelheim 1993 „Indianer
ten Stellwände nun in eine Umgebung mit        Nord-Amerikas. Kunst und Mythos“. Die
historischer Beziehung zu Brasilien, zie-      Bundeskunsthalle in Bonn dagegen präsen-
ren doch den Festsaal etwa 80 Bildnisse        tierte im Eingangsbereich zu „Alexander
neotropischer Vögel von Albert Eckhout         von Humboldt – Netzwerke des Wissens“
(1607–1665), der im Gefolge des Fürsten        (1999/2000) zwar das bekannte Gemälde
von Nassau-Siegen bis 1654 in der hollän-      von Johann Heinrich Richter (1828), das
dischen Kolonie Pernambuco tätig gewe-         Maximilian mit dem Botokuden Quäck vor
sen war. Die anschließende Ausstellung im      einer Urwaldkulisse darstellt, verschweigt
Naturschutzzentrum Bergisches Land des         aber im Katalog den Prinzen. Die Veran-
RBN, Overath (1997), setzte stärker regio-     stalter waren erst während des Aufbaus der
nale Akzente.                                  Ausstellung durch die damalige Geschäfts-
   Zum letzten Mal kamen die Hachen-           führerin der Deutsch-brasilianischen Ge-
burger Stellwände zum Einsatz bei den          sellschaft, Martina Merklinger, auf die ih-
Ausstellungen in der „Flora / Botanischer      nen offensichtlich unbekannte Beziehung
Garten zu Köln“ (2000) und bei der Deut-       der beiden Gelehrten aufmerksam gemacht
schen Ibero-Amerikanischen Gesellschaft        worden.
(DIAG) in Frankfurt am Main (2001), wo            Nach langer Pause kam es überraschen-
beide Male ähnlich wie in Bonn das Haupt-      derweise abermals zu einer Ausstellung,
augenmerk auf Brasilien gerichtet war.         die dieses Mal in Maximilians Heimat-
   Als danach trotz andauernder Anfragen       stadt Neuwied stattfand. Vorgestellt wurde
das Museum Hachenburg die Ausstellungs-        vom 25. Juni bis zum 15. Oktober 2017 im
tafeln ohne Abstimmung mit der Projekt-        Roentgen-Museum „Ein rheinischer Na-
gruppe verschrottete, zwang dies zu grund-     turforscher in der Alten und Neuen Welt“.
sätzlich neuer Konzeption. Das westfälische    Äußerer Anlass war die Veröffentlichung
Schulmuseum in Dortmund entwarf nun            von Auszügen des Reisetagebuches von
zwei getrennte Ausstellungen. Zunächst         1808 durch Schwaben, Schweiz, Lombar-
folg­te man „Mit Gehrock und Zylinder im       dei und Piemont, das bisher nur als maschi-
Dschungel“ Prinz Max nach Brasilien (21.       nen-schriftliche Transkription des Origi-
März bis 21. Juli 2004). Nach dem Erfolg       nals durch den verstorbenen Direktor des

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Vereinsnachrichten

Staatsarchivs Koblenz Josef Röder (1914–       in Omaha (T. Jurovics, S. 144–147) be-
1975) vorlag. Ohne diese einzusehen, hat       schließen den schmalen Band. Auch bei
nun Susanne Koppel unter Mitwirkung von        der Bebilderung stößt man vielfach auf Alt-
Birgit Kirschstein-Gamber nach dem ihr         beanntes, drucktechnisch allerdings in be-
vorliegenden Original Zitate ausgewählt        ster Qualität.
und in ihre Schilderung der Reiseumstände         Die Exponate waren zum Teil dieselben,
eingebettet. Reizvoll sind die farbigen Wie-   die auch in Hachenburg gezeigt worden
dergaben von Personen und Landschaften,        sind (vgl. GNOR & Roth 1995: 349–354).
die der Prinz unterwegs gezeichnet hat.        Davon seien die originalen Erinnerungs-
   Das Begleitbuch ist kein Ausstellungska-    stücke an Prinz Max aus Schloss Neuwied
talog. Es enthält außer dem vorgenannten       besonders hervorgehoben, weil sie bisher
Beitrag, den Grußworten und der Einfüh-        nur in Hachenburg und nachfolgend in
rung weitere Aufsätze, wobei drei davon        Neuwied gezeigt worden sind: Jagdgewehr,
bereits im Heimat-Jahrbuch des Kreises         Pulverbeutel, Hirschfänger und Hut, so-
Neu­ wied erschienen sind, nämlich: H.-J.      dann Gemälde des Prinzen in preußischer
Krüger über „Vorbereitung der Brasilien-       Soldatenuniform, mit seinem Bruder Carl
reise“ (S. 58–67) und die Finanzierung der     und dem Jäger Dreidoppel sowie im enge-
Reisen (S. 128–141) sowie der Herausgeber      ren Familienkreis, schließlich ein Portrait
über den Botokuden Quäck (S. 98–105). Zu       des Botokuden Quäck.
„Wieds Reisen in Brasilien“ äußert sich M.
Glau­brecht in der bereits bekannten Weise     Der Beitrag ist ein geringfügig überarbeiteter Nach­
                                               druck aus der Zeitschrift des Zoologischen For-
(S. 68–97) und M.G. Noll begleitet „Wied       schungsmuseums A. Koenig zu Bonn: KOENIGI-
in Nord­amerika“ (S. 16–127). Zwei kurze       ANA Band 13 (2) 2019, S. 71–80, Dezember 2019
Berichte über die Archiv- oder Bibliothek-     ISSN 2627-0005. Dort sind weitere Quellen- und
bestände der Robert Bosch GmbH (S. Lutz,       Literaturhinweise verzeichnet.
S. 142–143) und des „Joslyn Art Museum“                              Dr. Hermann Josef Roth

                    NVN-Naturkundetag 2020 im Hochtaunus

Am 27. Juni 2020 fanden sich 20 Personen       Endemiten, die Lanzettblättrige Glocken-
in der Familienferienstätte Dorfweil bei       blume (Campanula baumgartenii), die nur
Schmitten ein. Dort wurde der diesjährige      im Feldberg-Massiv und im Pfälzer Wald
(24.) Naturkundetag des NVN abgehalten.        vorkommt. Dr. Rainer Dambeck (Geograph
Dabei mussten wegen der Corona-Pande­          an der Universität Frankfurt/M.) schilder-
mie mehrere Sicherheitsvorkehrungen be­        te seine Untersuchungen über die frühere
ach­tet werden. Zunächst schilderte Dr.        Landnutzung und Wirtschaft im Taunus.
Wolf­gang Ehmke (2. Vorsitzender des NVN)      Er konnte zahlreiche Beispiele des Eisenab-
die Methodik der Kartierung des südlichen      baues und der Eisenverhüttung sowie der
Taunus durch die Botanische AG Taun-           Holzkohlenherstellung demonstrieren, die
us, deren Ergebnisse demnächst als „Tau-       sich in vielen Pingen, Brennofenresten und
nus-Flora“ veröffentlicht werden sollen,       Köhlerplatten in Luftbildern und im Gelän-
sowie die speziellen floristischen Verhält-    de feststellen lassen. Auch die Glasbrenne-
nisse im Hohen Taunus. Dieser ist geprägt      rei („Glashütten“) war im Hochtaunus ver-
durch eine ganze Reihe von Höhenzeigern        breitet. Anschließend berichtete Dr. Ulrich
wie den Wald-Storchschnabel (Geranium          Jansen (Paläontologe am Forschungsinstitut
sylvativum) oder die Hain-Flockenblume         Senckenberg in Frankfurt/M.) über die
(Centaurea nigra ssp. nemoralis) sowie einen   Geologie des Hochtaunus. Dabei konnte er

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