Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg

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Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
September 2014 . A 12041

Ihr Wirtschaftsmagazin von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg

                                                 Handel(n) für
                                                 die Innenstadt
                                                 Stirbt die City?

 Das besondere Unternehmen   Recht und Steuern
 WetterOnline GmbH:          Pflegezeit - Heraus-
 Heiter bis wolkig           forderung an die

                      26                         30
 und trocken                 Personalpolitik
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
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Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Editorial
Nicht nur der Onlinehandel und die Ar-
beitswelt, die weniger Zeit für Einkäufe
lässt, stellen viele Händler in den Innen-
städten vor große Herausforderungen.
Auch die Konkurrenz mit anderen Stand-
orten oder die schwierige Erreichbarkeit
der City machen es den Ladeninhaberin-
nen und -inhabern nicht immer leicht,
den gewünschten Umsatz zu erzielen. Ab       laut einer aktuellen Studie nur 16 Pro-
Seite acht sehen wir uns die Situation in    zent der Personalchefs das Pflegezeit-
Bonn/Rhein-Sieg einmal genauer an und        gesetz gut, der Wissensstand über das
fragen nach, welche Lösungen die Betei-      Familienpflegezeitgesetz ist noch gerin-
ligten vor Ort gefunden haben.               ger. Ab Seite 30 informieren wir genauer
     Fast die Hälfte des Umsatzes im         über die gesetzlichen Vorgaben.
stationären Einzelhandel wird über ei-             „Sport 4.0 – Bewegung, Integra­
ne Online-Recherche vorbereitet. In ei-      tion und digitale Bildung in Bad Godes-
nem Interview mit unserer Zeitschrift        berg“ – so lautete der Titel eines einwö-
analysiert Boris Hedde, Geschäftsführer      chigen CSR-Projektes, das die IHK Bonn/
des IFH Institut für Handelsforschung in     Rhein-Sieg gemeinsam mit dem Stadt-
Köln, welche Chancen und Möglichkei-         sportbund sowie der Stiftung Jungdhilfe
ten der Strukturwandel für den lokalen       in den Ferien ausrichtete. Mehr darüber
Handel und die Innenstädte bietet.           ab Seite 33.
     Anfang Juli fand der 2. Ideenmarkt           In unserer Leserumfrage ab Seite
der IHK Bonn/Rhein-Sieg in der Kloster-      35 wollen wir von Ihnen wissen, wie
kirche Hennef statt. Mehr über die Ge-       Ihnen „Die Wirtschaft“ gefällt. Als
                                             ­
winnerinnen und Gewinner der unter           Dankeschön verlosen wir unter den
                                             ­
der Schirmherrschaft von NRW-Wirt-           Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teil-
schaftsminister Garrelt Duin stehenden       nehmern viele attraktive Preise, die
kreativen Leistungsschau erfahren Sie        Unternehmen aus Bonn und dem
ab Seite 22.                                 Rhein-Sieg-Kreis gesponsert haben.
     Nicht nur im verregneten August
Thema Nummer eins: das Wetter. In
Bonn sitzt mit WetterOnline einer der            Viel Spaß beim Lesen.
ältesten und größten Wetterdienst-­
­
Anbieter fürs Internet. In unserer Reihe
über besondere Unternehmen aus der
Region berichten wir ab Seite 26 über
die Prognose-Methoden der „Wetter­
frösche“ aus der Beethovenstadt.
     Die Personalpolitik vieler Betriebe                          Dr. Hubertus Hille
ist noch nicht optimal auf den demogra-                 Hauptgeschäftsführer der IHK
fischen Wandel eingestellt. So kennen                              Bonn/Rhein-Sieg
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
INHALTSVERZEICHNIS

    Impressum
    Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg,
    Bonner Talweg 17, 53113 Bonn,
                                                                                                   Editorial                          1
    Telefon 0228 2284-0, Fax: 0228 2284-170,
    E-Mail: info@bonn.ihk.de, Internet: www.ihk-bonn.de
                                                                                                   Inhalt / Impressum                 2
    Redaktion und Gestaltung:
    Friedhelm Wallnisch, (verantwortlich)
    Telefon 0228 2284-132,                                                                         Aktuelles                          4
    E-Mail: wallnisch@bonn.ihk.de
    Sabine Blome, Telefon 0228 2284-136,
    E-Mail: blome@bonn.ihk.de                                                                      Titelthema
    Michael Pieck, Telefon 0228 2284-130,
    E-Mail: pieck@bonn.ihk.de                                                                      Stirbt die City?
    Redaktion-Fax: 0228 2284-124                                                                   Handel(n) für die Innenstadt       8
    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Lothar Schmitz, Constanze Elter                                                                Interview mit Boris Hedde,
    Ausgabe: September 2014
                                                                                                   Geschäftsführer des IFH Köln
    Erscheinungsdatum: 15. September 2014                                                          „Die Innenstadt wird es
    ISSN 0176-9162                                                                                 auch 2020 noch geben“          19
    Titelbild: Michael Marasson,
    Telefon 02241 332142, Fax: 02241 336006                                                        Reportagen
    Cartoon: Ralf Butschkow
                                                                                                   2. Ideenmarkt
    Fotonachweis: Marasson, Stadt Siegburg, Igor Mojzes_Fotolia, Adpic, leguano (2), Galeria
    Kaufhof (2), Mayersche Buchhandlung, Fotostudio Berns, Stadt Bonn_Sondermann (2),              in der Klosterkirche Hennef
    Oliver Hoffmann, HUMA, Trowista (2), cirquedesprit_Fotolia, Stadt Bad Honnef (2), Stadt        BaseCamp Bonn siegt bei der
    Hennef (2), Georg Christian Dörr, Heinrich Pützler, IHK (6), Stadt Königswinter, IFH Köln,     kreativen Leistungsschau    22
    wanhoff fotografie (8), BaseCamp, RF_sole1_Fotolia, WetterOnline (5), Peter Maszlen_Fo-
    tolia, Kadmy_Fotolia, BonnNouvelle (4), DIHK (2), medien.de, Volker Ebener_fundg-gmbh,         Besondere Unternehmen:
    Bürgerstiftung Bonn, Qualle via Wikimedia Commons, Kameha Grand Bonn, Forest Finance           WetterOnline GmbH aus Bonn
    Service, Dr. Starck, Am Zehnhoff-Söns, 2rent4you, doo, Feldes & Vogt, VoBa Bonn Rhein-
                                                                                                   Heiter bis wolkig und trocken 26
    Sieg, Kuraray Europe, Villa Godesberg, Katrin Linzbach, Gutsche, Urban Surfers, Airnergy,
    Care Concept, Sparkasse KölnBonn, Monika Strokol, managerSeminare, Conet, GKN Sinter           Recht: Pflegezeit- und
    Metal, Bonner Werkstätten, Knauber Mineralöl, COSPV_Fotolia, Nmedia_Fotolia, © Arta-
                                                                                                   Familienpflegezeitgesetz
    lis_Fotolia, BITMi, MK_Fotolia, Uwe Schlick_pixelio, Stillkost_Fotolia, VRD_Fotolia, FM2_Fo-
    tolia, Weiterbildungsgesellschaft                                                              Pflegezeit - Herausforderung
                                                                                                   an die Personalpolitik       30
    Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Autors,
    jedoch nicht unbedingt die Ansicht der Kammer wieder.
                                                                                                   CSR-Projekt für Kinder und
    Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck signierter Beiträge ist die Geneh-          ­Jugendliche in Bad Godesberg
    migung des Verfassers erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen Gebrauch
                                                                                                    Olympiasieger
    sind gestattet. Die Zeitschrift ist das offizielle Organ der IHK Bonn/Rhein-Sieg und wird
    an kammerzugehörige Unternehmen im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer                beim Sportcamp 4.0         33
    besonderen Bezugsgebühr abgegeben.

    Hinweis: Bei Fremdbeilagen/-beiheftern und Anzeigen handelt es sich um werbliche In-            Attraktive Preise zu gewinnen
    formationen von Anzeigenkunden. Inhalte, Aussagen und Gestaltung von Beilagen/-heftern
                                                                                                    Leserumfrage 2014:
    liegen allein in der Verantwortlichkeit des Kunden.
    Verlag, Anzeigen und Druck:                                                                     Ihre Meinung bitte!         35
    JF. Carthaus GmbH & Co. KG, Stiftsgasse 11, 53111 Bonn
    Telefon: 0228 7260-20, Fax 0228 7260-260,
    E-Mail: verlag@carthaus.de, Internet: www.carthaus.de                                           Verlag Spezial
    Geschäftsleitung: Dirk-Olaf Stroessel                                                           Umwelt40
    zur Zeit gültig: Anzeigenpreisliste vom 1. Dezember 2010
    Abonnement: Bezugspreis: 18,- Euro jährlich

2   Die Wirtschaft September 2014
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
INHALTSVERZEICHNIS

                                                               Handel(n) für
                                                               die Innenstadt
                                                               Stirbt die City? Ist der „böse Online-
                                                               Handel“ schuld am Aussterben des
                                                               innerstädischen Handels? Wie steht
                                                               es in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis
                                                               tatsächlich um den Handel und die
                                                               Innenstädte? „Die Wirtschaft“ sprach
                                                               mit Einzelhändlern und Stadtver-
                                                               antwortlichen, mit Wirtschafts- und
                                                                     Handelsexperten. Und so viel sei

                                                               8     bereits verraten: Es hat sich viel
                                                                     verändert in der Region.

Unsere Region                              Das besondere
Firmenberichte                 46          Unternehmen:
                                      WetterOnline GmbH
Arbeitsjubiläen                57
                                    Gesprächsthema Nr. 1 in
Service                             Deutschland: das Wetter.
Standortpolitik                58   Was verbreitet Wetterpro-
                                    gnosen schnell, aktuell
International                  59
                                    und interaktiv? Das Inter-
Multimedia, Gesundheit         60   net. Wir stellen Ihnen mit
Umwelt, Innovation             61   WetterOnline einen der
Recht und Steuern              62          größten und ältesten Wetterdienst-Anbieter im

Thema des Monats:
Fachkräfte dringend gesucht 63
                                    26     Internet vor. Das Bonner Unternehmen wurde 1996
                                           gegründet und zählt inzwischen 60 Beschäftigte.

Berufsbildung und
Fachkräftesicherung            64                               Leserumfrage 2014: Wie
Veranstaltungskalender         65                               gefällt Ihnen „Die Wirtschaft“?

                                                ?
IHK-Börsen                     67                               Im vergangenen Jahr haben wir unsere
                                                                Zeitschrift umgestaltet. Nun würden wir
Bekanntmachung                 67                               gerne von Ihnen wissen: Sind wir auf
                                                                dem richtigen Weg? Als Dankeschön für
                                                                Ihre Teilnahme an unserer Umfrage
IHK Intern/DIHK
                                                                verlosen wir zahlreiche attraktive Preise
Neues aus Berlin und Brüssel   69                               – darunter ein Micro­
Aus der Arbeit des Ehrenamtes 70                                soft Surface-Tablet.

Fragen an... Volker Ebener
Cartoon/Vorschau
                               71
                               72                                Online-Umfrage:
                                                                                     35
                                                                 www.ihk-bonn.de | Webcode 2603

                                                                          Die Wirtschaft September 2014
                                                                                                          3
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AKTUELLES

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                                                                                         Seminar über das
                                                                                         UN-Beschaffungswesen
                                                                                         Das große Einkaufsvolumen der Vereinten
                                                                                         Nationen (UN) bietet deutschen Unterneh-
                                                                                         men gute Geschäftsmöglichkeiten - gera-
                                                                                         de am Standort Bonn mit 18 UN-Organi-
                                                                                         sationen. Beschafft werden sowohl Wa-
                                                                                         ren als auch Dienstleistungen u.a. aus den
                                                                                         Bereichen Informations- und Sicherheits-
                                                                                         technologien, Ausrüstung und Catering für
                                                                                         Veranstaltungen, Büroausstattungen so-
                                                                                         wie daran gekoppelte Dienstleistungen.
                                                                                         Das Seminar richtet sich aber auch an Me-
                                                                                         diengestalter und Ausrüster für die inter-
                                                                                         nationalen UN-Interventionen.
                                                                                              Am Dienstag, 30. September können
                                                                                         sich interessierte Unternehmen von 8:30 bis
                                                                                         17 Uhr im Konferenzraum des Alten Hoch-
                                                                                         hauses auf dem UN-Campus, Platz der Ver-
                                                                                         einten Nationen 1 in 53113 Bonn, über die
                                                                                         Ausschreibungsverfahren der UN unterrich-
Bürgerstiftung Bonn                                                                      ten lassen sowie im Voraus zu vereinba-
                                                                                         rende Einzelgespräche mit UN-Ver­   tretern
Bonner Bildungsfonds erfolgreich gestartet                                               wahrnehmen. Weitere Informationen bei
Der „Bonner Bildungsfonds“ der Bürger-       unterstützen die Initiative zur Bildungs-   Gerhard Weber, Tel.: 0228 2284-171, E-Mail:
stiftung Bonn hat im vergangenen Schul-      förderung benachteiligter Kinder auch im    weber@bonn.ihk.de oder unter www.ihk-
jahr mit 25.000 Euro insgesamt 235 Schü-     zweiten Jahr: Die Sparkasse KölnBonn gab    bonn.de | Webcode 6491743
ler an fünf Bonner Grundschulen gefördert.   bereits eine Förderzusage von 30.000 Euro
     Im kommenden Schuljahr wird der Bil-    für die nächsten drei Jahre.                Jetzt für Ludwig 2015 bewerben
dungsfonds auf neun Kitas aus dem Um-             Weitere Unternehmen, Stiftungen        Kostenfreie Informationsver-
feld dieser Grundschulen ausgeweitet, für    und Privatpersonen sind eingeladen, sich    anstaltung am 3. November
die ein Gesamtbudget von 70.000 Euro zur     dem „Bündnis Bonner Bildungsfonds“ an-
Verfügung gestellt werden soll. Alle Bünd-   zuschließen. Weitere Informationen sind     Die IHK Bonn/Rhein-Sieg und die regiona-
nispartner des Bonner Bildungsfonds –        im Internet unter www.bonner-bildungs-      le Servicestelle der Oskar-Patzelt-Stiftung,
fünf Stiftungen und drei Unternehmen –       fonds.de erhältlich.                        SC Lötters, rufen kleine und mittelständi-
                                                                                         sche Unternehmen wieder zur
                                                                                         Teilnahme an den Wettbe-
Nicht verpassen!                                                                         werben Großer Preis des
Die 9. Bonner Unternehmertage in der Godesberger Redoute                                 Mittelstands und Ludwig
                                                                                         auf. „Wir suchen wieder
Am 23. und 24. September 2014 finden         nehmenssicherheit sowie das Erkennen        Mittelständler, die in der
die 9. Bonner Unternehmertage in der Re-     und Nutzen von Zukunftschancen.             Region durch ihre Leistung
                                                  Den Vortag am Abend des ersten Ver-    und ihr Engagement auffal-
                                             anstaltungstages hält Oberstaatsanwalt      len. Im letzten Jahr waren es
                                             a.D. Egbert Bülles zum Thema „Organi-       zwölf Unternehmen, die nominiert werden
                                             sierte Kriminalität im Rheinland – Krimi-   konnten, 2015 dürfen es gerne noch mehr
                                             nalität als Standortfaktor“.                sein“, so Michael Pieck, Pressesprecher der
        23. und 24. September 2014
                                                  Die Teilnahme an der Veranstaltung     IHK Bonn/Rhein-Sieg.
                                             ist kostenlos. Nähere Informationen zum          Um den Unternehmen weitere Informa-
doute in Bonn-Bad Godesberg statt. Wie-      Programm gibt es – ebenso wie die Mög-      tionen zu den Wettbewerben an die Hand zu
der bieten Ihnen die IHK Bonn Rhein-Sieg,    lichkeit zur Online-Anmeldung – unter       geben, findet eine Informationsveranstaltung
die Volksbank Bonn Rhein-Sieg e.G. und       www.bonner-unternehmertage.de               am Montag, 3. November, 18 Uhr, in der IHK
die Sozietät Meyer Köring einen bunten            Ansprechpartner bei der IHK Bonn/      Bonn/Rhein-Sieg, Bonner Talweg 17, 53113
Strauß von aktuellen Themen an. Schwer-      Rhein-Sieg ist Detlev Langer, Tel.: 0228-   Bonn, statt. Nähere Informationen auch un-
punkte bilden die Themenbereiche Unter-      2284134, Mail langer@bonn.ihk.de            ter www.ihk-bonn.de | Webcode 2580.

4   Die Wirtschaft September 2014
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
AKTUELLES

Mehr Gäste in der Region
Stärkere Positionierung nötig
Die Zahl der Gästeübernachtungen im B ­ ezirk
der IHK Bonn/Rhein-Sieg ist im ersten Halb-
jahr 2014 von um 2,5 Prozent auf 1.330.650
gestiegen. „Damit setzt sich die erfreuliche
Tendenz aus den vergangenen Jahren weiter
fort“, so Kurt Schmitz-Temming, stellvertre-
tender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/
Rhein-Sieg, zu den aktuellen Zahlen des
statistischen Landesamtes. Während die
­
Übernachtungen in Bonn um 7,4 Prozent auf
705.521 stiegen, war im Rhein-Sieg-Kreis
ein leichter Rückgang um 2,6 Prozent auf
625.129 zu verzeichnen. Bei den Gäste­
ankünften gab es sowohl in Bonn (plus 7,5
Prozent) als auch im Rhein-Sieg-Kreis (plus
1,3 Prozent) Zuwächse.
     Schmitz-Temming: „Wir müssen die re-                                       Vor 700 Jahren wurde im Bonner Münster ein König gekrönt.
gionalen Potenziale stärker ausnutzen und
die beiden Teilregionen Bonn und Rhein-         „Der König. Die Stadt. Das Münster.“
Sieg noch enger miteinander verzahnen.          Katholische Kirche in Bonn sucht noch Unterstützer
Während in Bonn Geschäftsreiseverkehr
und Städtetourismus dominieren, punktet                                 „Der König. Die        Symposiums vom 27. bis 29. November im
der Rhein-Sieg-Kreis vor allen Dingen mit                               Stadt. Das Münster.“   Münster-Carré, einer Matinée im Alten Rat-
der reizvollen Landschaft und Freizeit­                                 Unter diesem Mot-      haus am 29. November sowie historischen
tourismus. Dabei leistet die Tourismus &                                to feiert das Stadt-   Führungen, königlichen Tafeln, Konzerten
Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler                                 dekanat Bonn ei-       und einer Präsentation im Bonner Münster
e.V. als gemeinsame Plattform einen we-                                 nen besonderen Ge-     vom 15. bis 29. November.
sentlichen Beitrag zur Vermarktung der          burtstag: Am 25. November vor 700 Jah-              Für dieses außergewöhnliche Veran-
touristi­schen Gesamtregion.“                   ren krönte der Kölner Erzbischof Heinrich      staltungsprogramm werden noch Unter-
     Eine der zentralen Herausforderungen       von Virneburg den Habsburger Friedrich der     nehmen gesucht, die sich im Rahmen eines
für die Akteure sei jedoch die Schaffung        Schöne im Bonner Münster zum römisch-          Sponsorings an den Kosten beteiligen wol-
einer klaren Zielmarke, die die gesamte
­                                               deutschen König. Dieses Ereignis feiern das    len. Nähere Informationen sind im Internet
Region attraktiv repräsentiere, ohne die
­                                               Bonner Münster und die Universität Bonn        unter der Adresse www.kroenung700.de
bestehenden Einzelmerkmale zu vernach-
­                                               mit einer Präsentation eines Internationalen   zu erhalten.
lässigen, so Schmitz-Temming und weist auf
den aktuellen Tourismusreport der IHK hin:                                Workshop „Kreativität         im Unternehmen"
„Trotz der positiven Zahlen benötigen wir
                                                                              Donnerstag, 25. September 2014, ab 16:00 Uhr
eine Profilschärfung der Region Bonn/
­
Rhein-Sieg unter einer einheitlichen Desti-
nationsmarke. Die in unserem Report identi-                                                      Für den zweiten Workshop „Kreativi-
fizierten städtischen wie regionalen Allein-                                                     tät im Unternehmen“ des FORUM In-
stellungsmerkmale bestehen noch zu sehr                                                          novation konnten der Bonner Theolo-
„parallel“ und verlieren somit ihre tatsäch­                                                     gie-Professor Prof. Dr. R. Schmidt-Rost,
liche Gesamt-Durchschlagskraft. Dieses                                                           der Karikaturist Burkhard Mohr und der
sollte für alle handelnden Akteure die zent-                                                     Schauspieler und Erzählkünstler Peter
rale Handlungsleitlinie im weiteren Dialog-        Glass gewonnen werden, die jeweils aus ihrer persönlichen Sicht das Thema „Kreati-
prozess um die Zukunft des Tourismus und          vität“ in Vorträgen beleuchten werden.
der Hotellerie Bonn/Rhein-Sieg darstellen.“            Anschließend haben die Teilnehmer die Möglichkeit, in drei Arbeitsgruppen
     Im ersten Halbjahr 2014 besuchten            ­kreativ zu werden. Freuen Sie sich darauf, selbst einmal eine Karikatur zu zeichnen,
                                                   Einblicke in die Kunst des Storytellings zu erfahren oder bildhauerisch tätig zu wer-
über 10,2 Millionen Gäste die 5.368 nord-
                                                   den, und Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Die Teilnahme ist kostenfrei.
rhein-westfälischen Beherbergungsbetriebe
(mit mindestens zehn Gästebetten und auf
                                                  Veranstaltungsort: Halle 10, Tapetenfabrik Bonn-Beuel, Auguststr. 10, 53229 Bonn
Campingplätzen); sie brachten es auf insge-
                                                  Informationen:     www.ihk-bonn.de | 6491741
samt 22,8 Millionen Übernachtungen.

                                                                                                       Die Wirtschaft September 2014
                                                                                                                                            5
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
AKTUELLES

                                                Veranstaltung am 13. Oktober                   Engagierte Unternehmen gesucht!
                                                Gleichstellung bringt                          4. „Marktplatz Gute
                                                Wettbewerbsvorteile                            Geschäfte" am 26. September
                                                Gleichstellung der Geschlechter bringt         Es werden noch engagierte Unternehmen
                                                Wettbewerbsvorteile. Diese Erkenntnis er-      für den Marktplatz Gute Geschäfte Bonn/
                                                gibt sich nicht nur aus zahlreichen Studien,   Rhein-Sieg gesucht. Der 4. Marktplatz
                                                sondern darauf basieren auch die Women’s       bringt am Freitag, 26. September 2014, ab
                                                Empowerment Principles (WEP). Die frei-        14.30 Uhr, wieder Unternehmen sowie
                                                willigen Grundsätze für Unternehmen            Organisa­tionen und Vereine aus der Region
                                                wurden von UN Women und UN Global
                                                ­                                              zusammen. Wie auf dem Börsen­      parkett
                                                Compact gemeinsam entwickelt. Seit der         verabreden beide Seiten bei einem Speed-
                                                Lancierung im Jahr 2010 haben weltweit         Dating der besonderen Art Projekte und
                                                fast 800 CEOs die Prinzipien unterzeichnet:    Engagements auf Gegenseitigkeit und
                                                Damit engagieren sich Führungskräfte für       Augen­höhe.
                                                mehr Gleichstellung von Frau und Mann               Nähere Informationen gibt es unter
                                                am Arbeitsplatz, auf dem Arbeitsmarkt und      www.gute-geschaefte-bonn.de oder bei
                                                in der Gesellschaft.                           Michael Pieck, Telefon 0228/2284-130,
                                                     Am Montag, 13. Oktober 2014, 18 bis       E-Mail: pieck@bonn.ihk.de. Der Markt-
Innungsfrühstück                                20 Uhr wird das UN Women Nationales            platz wird wieder von einer Gruppe Frei-
Mit dem Elektroroller zum                       Komitee Deutschland e.V. in Kooperation
                                                ­                                              williger aus Unternehmen und Organisa-
Gedankenaustausch                               mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg sowie „UN          tionen organisiert und wurde von der IHK
                                                Global Compact“ und „Business and Profes-      Bonn/Rhein-Sieg initiiert. Die Veranstal-
Mit einem umweltfreundlichen Elektro-           sional Women e.V.“ im Universitätsclub         tung ist kostenfrei!
roller traf IHK-Vizepräsident Fritz Georg       Bonn, Konviktstr. 9, 53113 Bonn eine Veran-
Dreesen (l.) im August zum monatlichen Ge-      staltung zu diesem Thema durchführen.
dankenaustausch unter Touristikern ein, der           Eingeladen sind Führungskräfte aus der
von Jürgen Sieger, Präsident der Hotel- und     Wirtschaft sowie Fachleute und Beratungs-

                                                                                                    Wussten
                                                                                                     schon Sie
Gaststätteninnung Bonn und Rhein-Sieg           personen für Gender & Diversity, H   ­ uman
e.V. (r.), unter dem Titel „Innungsfrühstück“   Resources und Corporate Social Responsibi-
organisiert wird. Auf dem Programm der

                                                                                                            ...
                                                lity. Mehr Informationen zur Veranstaltung
Veranstaltungsreihe stehen Vorträge, Fir-       unter www.unwomen.de in der Rubrik Aktu-
menbesuche und Branchenberichte.                elles/Veranstaltungshinweise.

IHK-Kongress 2014 im Volksbank-Haus Bonn
Gründer gewinnen, Erfahrungen teilen, Allianzen schmieden
„Gründer gewinnen, Erfahrungen teilen, Al-      den“ präsentieren. Unter dem Motto „Er-        ... dass     Alfter, Neunkirchen-Seelscheid,
lianzen schmieden.“ Unter diesem Titel rich-    fahrungen teilen – Impulse, Anstöße, Aus-      Rheinbach und Swisttal bei der Gewerbe-
tet die IHK Bonn/Rhein-Sieg ihren Kongress      sichten“ finden Talks und Gesprächsrunden      steuer und Grundsteuer B die Hebesätze er-
zum Jahresthema 2014 „Deutschland im            mit interessanten Impulsgebern statt. „Wir     höht haben? In Ruppichteroth und Windeck
Wettbewerb: Gutes sichern – Neues wa-           wollen das Gründungsklima durch dieses in-     zog die Grundsteuer B an.
gen“ aus. Er findet mit freundlicher Unter-     novative und kreative Format in der Region          Bei allen anderen Kommunen im IHK-
stützung der Volksbank Bonn Rhein Sieg          befruchten und freuen uns über hochkarä-       Bezirk Bonn/Rhein-Sieg sind die Gewer-
am Mittwoch, 19. November, 16 bis 21 Uhr,       tige Unternehmer und Experten“, sagt IHK-      besteuer- und Grundsteuerhebesätze im
im Volksbank-Haus, Heinemannstraße 15,          Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille.       Haushaltsjahr 2014 unverändert geblieben.
53175 Bonn, statt. Erstmals richtet die IHK     Ihre Erfahrungen teilen u. a. Dr. Jörg Haas         „Die neugewählten Räte müssen jetzt
Bonn/Rhein-Sieg damit einen gemeinsamen         (HW Partners AG), Kent Hahne (apeiron ag),     ihrer Verantwortung nachkommen und Ein-
Kongress der Fachbereiche Existenzgrün-         Professor Dr. Tobias Kollmann (Professor für   sparungen vornehmen, statt weiter an der
dung, Innovation und Kreativwirtschaft          E-Business, Essen), Dr. Bernd Kunze (Reifen-   Steuerschraube zu drehen.“ So kommen-
aus. Er findet im Rahmen der bundeswei-         häuser Group), Nicolas Lecloux (true fruits    tiert Detlev Langer, Bereichsleiter Recht und
ten Gründerwoche Deutschland statt und          GmbH) und Sabine Meister (Volksbank Bonn       Steuern der IHK Bonn/Rhein-Sieg, die aktu-
richtet sich an Gründer und etablierte Un-      Rhein Sieg).                                   elle Umfrage des Deutschen Industrie- und
ternehmer. Rund 20 ausgewählte Gründer               Nähere Informationen sind bei Karl        Handelskammertages (DIHK) zu den Real-
aus der Region werden sich unter dem Mot-       Reiners, Telefon 0228/2284-166, E-Mail:        steuer-Hebesätzen 2014 aller Gemeinden
to „Gründer gewinnen & Allianzen schmie-        reiners@bonn.ihk.de erhältlich.                ab 20.000 Einwohnern.

6   Die Wirtschaft September 2014
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Nils und Julian Stentenbach. Ihr junges Unternehmen
                                                                             Voltavision prüft Batterien für Elektrofahrzeuge und
                                                                            hilft so, den Weg ins elektromobile Zeitalter zu ebnen.
                                                                           Die ganze Erfolgsstory auf www.nrwbank.de/weitsicht

Wir fördern das Gute in NRW.
Die Weitsicht, mit der nachhaltige Unternehmen
die Energiewende meistern.
         Weitsicht ist die Basis für eine aussichtsreiche Zukunft unserer Region. Für die NRW.BANK
         Grund genug, neue Wege mitzugehen. Zum Beispiel mit attraktiven Fördermitteln für
         Elektromobilität und mehr Energieeffizienz in der Produktion. Sprechen Sie mit uns,
         damit die Energiewende Realität wird. Das NRW.BANK.Service-Center
         erreichen Sie unter 0211 91741- 4800. Oder besuchen Sie uns auf
         www.nrwbank.de/weitsicht
Handel(n) für die Innenstadt - Stirbt die City? - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Stirbt die City?

 Handel(n)            „Die Innenstadt stirbt weiter“, „On-
                      line-Handel bedroht die Innenstäd-

    für die
                     te“ – die regelmäßigen Überschriften
                     in der Tagespresse lassen an Deut-
                     lichkeit nichts vermissen. Das Opfer:

Innenstadt           der Handel in der Innenstadt. Der
                     Täter: die böse Online-Welt. Doch ist
                     es wirklich so einfach?
„Die Wirtschaft“ wollte wissen, wie es in Bonn und
im Rhein-Sieg-Kreis tatsächlich um den Handel und
die Innenstädte steht. Sie hat mit Einzelhändlern und
Stadtverantwortlichen gesprochen, mit Wirtschafts-
und Handelsexperten. Und so viel sei bereits im Vor-
spann verraten: Es hat sich viel verändert in Bonn,
Siegburg, Königswinter und anderswo, doch einen
Abgesang auf die Innenstadt muss niemand anstim-
men, auf den stationären Handel auch nicht.

Die Zukunft der Innenstädte
Vom Sterben der Innenstädte ist allent-
halben die Rede. Wer Ende Juni die
Medien­berichterstattung       verfolgte,
staunte deshalb nicht schlecht. „Der
Discounter Aldi drängt mit seinen
Filialen zunehmend in die Innen­
­
städte“, lautete eine Schlagzeile. Das
Unternehmen wolle damit auch eine
Rolle bei der Nahversorgung in den
Städten übernehmen, zitierten Zei-
tungen den Leiter Filialentwicklung der
Regionalgesellschaft Langenfeld von Aldi
Süd, Jan Riemann.
      Ebenfalls Ende Juni berichtete die
Presse bundesweit über die Eröffnung der
                                                                             Bahram Zamani, Einzelhändler in Siegburg: „Dank
48. deutschen Ikea-Filiale in Hamburg-Alto-                                  ­unseres intensiven Online-Engagements lässt sich das
na. Die Filiale ist nämlich etwas Besonderes:                                 Einkaufsverhalten unserer Kunden, die tendenziell
Sie ist die erste Dependance des schwedi-                                     immer mehr online-orientiert sind, kompensieren.“
schen Möbelriesen in einer Fußgängerzone!
Anstelle der gewohnten riesigen Hallen auf
der grünen Wiese will Ikea nun in einer Innenstadt       seinem „Handelsszenario 2020“ prognostiziert das
mit großen, dekorierten Schaufenstern die Passanten      Kölner Forschungsinstitut einen Online-Umsatzanteil
anlocken – ein völliger Bruch mit den bisherigen Prin-   am Einzelhandel zwischen zehn und 22 Prozent. 2012
zipien. Denn üblicherweise finden sich die riesigen      erzielte der Online-Handel ein Plus von 13 Prozent ge-
blauen Ikea-Filialen am Stadtrand, nahe der Auto­        genüber dem Vorjahr, 2013 ein Plus von zwölf Prozent.
bahn.                                                    Der Online-Umsatz lag 2013 bei 33,1 Milliarden Euro.
      Die beiden Beispiele zeigen: Es gibt prominen-     Dagegen nahm der Einzelhandel insgesamt 2013 nur
te und erfolgreiche Marktteilnehmer, die den Innen-      um ein Prozent zu. „Der E-Commerce hat längst die
städten eine Zukunft attestieren. So schnell sterben     Rolle eines wichtigen Wachstumstreibers übernom-
sie offenbar nicht. Spekulationen über das baldige       men“, sagt Josef Sanktjohanser, Präsident des Han-
Ende des dortigen stationären Handels sind offen-        delsverbandes Deutschland (HDE).
kundig fehl am Platze. „Die Innenstadt wird es auch           Mehr Online-Käufe bedeuten weniger Fahrten
2020 noch geben“, ist beispielsweise Boris Hedde, Ge-    und Gänge zum Einzelhändler in der Innenstadt. Der
schäftsführer des IFH Instituts für Handelsforschung     wachsende Online-Handel führt also zu Frequenz-
in Köln, überzeugt (siehe Interview Seite 19).           rückgängen. Aktuelle Umfrageergebnisse des IFH
                                                         Köln bestätigen dies: Rund jeder dritte Verbraucher
                                                         hat die Anzahl der Fahrten ins Stadtzentrum zuguns-
Herausforderung Nummer 1:
                                                         ten des Online-Handels verringert. Vor allem Frauen
der Online-Handel                                        (40,5 Prozent) – Kernzielgruppe vieler Händler – ver-
Dennoch ist es unbestritten und lässt sich überall be-   zichten verstärkt darauf, in die Innenstadt zu fahren,
sichtigen: Der Strukturwandel ist in vollem Gange.       und shoppen stattdessen von zu Hause aus.
Eine der größten Herausforderungen ist seit einigen           Bahram Zamani kann das unterstreichen. Er be-
Jahren der wachsende Online-Handel. Er hat nach          treibt ein Geschäft für gehobene Damen- und Herren-
Einschätzung des IFH Köln einen immer größeren Ein-      mode – mitten in der Siegburger Innenstadt. Vor ein
fluss auf die Handelsstrukturen in Deutschland. In       paar Jahren wurde ihm klar, dass sich das Einkaufs-

                                                                                                   Die Wirtschaft September 2014
                                                                                                                                     9
TITELTHEMA

                                                                                verhalten vieler Kunden verändern würde. „In weiser
                                                                                Voraussicht“, wie der Unternehmer selbst sagt, star-
                                                                                tete er deshalb 2010 zusätzlich einen Online-Shop.
                                                                                „Dank unseres intensiven Online-Engagements lässt
                                                                                sich das Einkaufsverhalten unserer Kunden, die ten-
                                                                                denziell immer mehr online-orientiert sind, kompen-
                                                                                sieren“, betont Zamani.
                                                                                      Der Siegburger Einzelhändler hat es richtig
                                                                                gemacht. Denn alle Handelsexperten propagieren
                                                                                ­
                                                                                sogenanntes „Multi-Channeling“, also das intelli-
                                                                                gente Verknüpfen verschiedener Vertriebskanäle, vor
                                                                                allem von stationär und online. Denn in ihren Studien
                                                                                fanden sie heraus: Viele Kunden kaufen nicht online
                                                                                statt offline, sondern nutzen beide Wege. So w­ erden
                                                                                laut einer Untersuchung des E-Commerce-­       Center
 Einzelhandel in Innenstädten:                                                  Köln rund 50 Prozent des stationären Umsatzes
             „Online goes Offline“                                              durch Online-Recherchen vorbereitet. ­    Zamani be-
                                                                                stätigt das: „Viele unserer Kunden stöbern auf unse-
 Dieser Weg ist seit Jahren bekannt: Der stationäre Handel legt sich einen      rer Internetseite – und kommen dann ins Geschäft,
 zusätzlichen Vertriebskanal via Internet zu. Doch es geht auch umgekehrt!      um spezielle Fragen zu klären und ihre Lieblings­
 Aus reinen Onlinehändlern werden stationäre Händler, lautet ein ziem-          stücke anzuprobieren.“
 lich neuer Trend. „Zalando“ etwa betreibt in Berlin ein stationäres Outlet,          Auch der Siegburger Unternehmer Winfried
 „mymuesli“ hat bundesweit rund zehn Läden in Innenstädten eröffnet. Die        Schneller reagiert auf diese Entwicklung. Seit länge-
 Gründe dafür sind stets die gleichen: Der stationäre Handel ist nach wie vor   rem setzt er sich ehrenamtlich für eine Verbesserung
 attraktiv, Untersuchungen, etwa vom E-Commerce-Center Köln, belegen,           der Einzelhandelslandschaft ein, derzeit im Vorstand
 dass die Menschen nach wie vor gerne stationär einkaufen. Sie fassen gerne     des Verkehrsvereins Siegburg e.V. So hat er das Web-
 an, probieren aus und nehmen die gewünschte Ware am liebsten sofort mit.       portal „www.siegburg-im-trend.de“ erarbeitet. „Ziel
 Außerdem gilt ein Ladengeschäft in vielen Branchen auch als Imagefaktor.       dieser Plattform ist es, den Fokus der Verbraucher
       Einen weiteren Aspekt hat der stationäre Handel anderen Vertriebs­       wieder auf die Heimatstadt zu lenken“, erläutert
 formen voraus: Wenn es sich um beratungsintensive, erklärungsbedürftige        Schneller, „so dass sie ihre Einkäufe, wenn schon on-
 Produkte handelt, ist er unschlagbar.                                          line, bei ortsansässigen Unternehmen durchführen.“
       Das ist der Grund, weshalb zum Beispiel die leguano GmbH aus Sankt       Das Portal lässt sich auch auf andere Städte und
 Augustin in die Innenstädte strebt. Das Unternehmen begann vor sieben          ­Gemeinden übertragen.
 Jahren mit dem Verkauf auf Messen und anderen Veranstaltungen, dann                  Die Galeria Kaufhof sieht in der konsequenten
 kam ein Online-Shop hinzu. Im Internet erzielt leguano rund ein Siebtel sei-   Verzahnung von Filial- und Online-Geschäft sogar
 nes Umsatzes. Nahezu 50 Prozent wird das Unternehmen hingegen spätes-          eine große Chance für zukünftiges Wachstum. „Seit
            tens Ende nächsten Jahres stationär erzielen – bis dahin wird es    August werden auch in der Bonner Filiale die Bera-
                deutschlandweit 25 bis 30 Läden geben. Und zwar bevorzugt        tungs- und Verkaufsgespräche mithilfe von Tablets
                 in 1A-Lagen mittelgroßer Städte, Ferien- und Kurorte. In der    mobil ergänzt“, berichtet Annegret Treseler, Filial­
                  Region werden Bonn und Königswinter leguano-Shops be-          geschäftsführerin der Galeria Kaufhof Bonn. Mit
                  kommen.                                                        diesen digitalen Verkaufshelfern werde es künf-
                      „Wir verkaufen eine Philosophie – mit einem positiven      tig möglich sein, auf das vollständige Sortiment des
                     gesundheitlichen Effekt und materiellem Inhalt“, be-        Online-Shops „galeria.de“ zurückzugreifen, das der-
                           tont Gründer und Geschäftsführer Helmuth Ohl-         zeit 160.000 Produkte umfasst und permanent aus-
                              hoff. Konkret: leguano verkauft Barfußschuhe.      geweitet wird. „Damit“, so Treseler, „verbindet auch
                               Derzeit 150.000 Paar pro Jahr. „Wir müs-          die Galeria Kaufhof Bonn die Stärken des stationären
                                 sen unsere Kunden überzeugen – durch An-        Handels, also persönliche Beratung und Inspiration,
                                   und Ausprobieren sowie kompetente Bera-       mit den Vorteilen des Online-Shops, nämlich Waren-
                                    tung“, erklärt Ohlhoff, „und das geht am     verfügbarkeit und Sortimentstiefe – ganz zum Vorteil
                                     besten im Laden.“ Die zurzeit zehn Läden    der Kunden.“ Die Produkte können dann wahlweise
                                      versteht das Unternehmen als Kompe-        an die Wunschadresse des Kunden oder in die Filiale
                                      tenzcenter, das Personal wird sorgsam      vor Ort geliefert werden.
                                         ausgewählt und geschult. Die Ver-            Diesen Service bieten auch immer mehr Buch-
 leguano-Gründer und Geschäfts-
                                         triebskanäle Messen und Internet        händler an, die ebenfalls die Konkurrenz durch das
 führer Helmuth Ohlhoff
                                         werden beibehalten, doch das Augen-     Internet deutlich spüren. Sie stellen sich mit allen
 merk des jungen Unternehmens gilt dem stationären Handel. Ohlhoff: „Das         Kräften der Herausforderung, durch eigene Online-
 ist jetzt strategisch vorrangig.“                                               Strategien einerseits, durch Öffentlichkeitsarbeit

10   Die Wirtschaft September 2014
TITELTHEMA

                                Sehen das zunehmende Online-Geschäft als Herausforderung - und
                                ­nehmen sie an: Annegret Treseler, Filialgeschäftsführerin der Galeria
                                Kaufhof Bonn (l.) und Astrid Blankenstein, Leiterin der Mayerschen
                                Buchhandlung in Troisdorf.

andererseits. Die Mayersche Buchhandlung KG mit       Das gelingt offenbar. „Wir merken aber auch gerade
Hauptsitz in Aachen etwa: Im Sommer 2013 star-        hier in Troisdorf, dass die lauter werdenden Diskussio-
tete sie für den gesamten Einzelhandel die Kampa-     nen um Amazon und Co. den Kunden sensibilisiert
gne „Meine Stadt soll leben! Shoppen und Surfen       haben“, sagt Astrid Blankenstein, Leiterin der Mayer-
vor Ort“. Die beteiligten Händler wollen ihren Kun-   schen Buchhandlung in Troisdorf. „Darum kommt un-
den bewusst machen, welche Folgen ihre täglichen      sere Kampagne genau zum richtigen Zeitpunkt, und
Kaufentscheidungen haben.                             wir bekommen viele positive Rückmeldungen.“

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                         steuerbescheid genügt als Nachweis
TITELTHEMA

     Einzelhandel        Der Einzelhandel in der Region setzte im Früh-        Herausforderung Nummer 2:
            in der       jahr seine positive Entwicklung aus dem Vorjahr       gesellschaftliche Veränderungen
                         fort. Dies zeigt der Wirtschaftslagebericht der IHK
          Region:        Bonn/Rhein-Sieg zum Frühsommer 2014. Der Ge-          „Ja, die Zahl der Besucher und Kunden in der Bonner
      Zahlen und         schäftsklimaindex für den Einzelhandel erreichte      Innenstadt geht zurück“, bestätigt Oliver Hoffmann,
           Fakten        mit 118,7 Punkten den besten Wert seit drei Jah-      Vorsitzender von City-Marketing Bonn e.V., „aber
                         ren. Dieser positive Trend wird allerdings dadurch    der zunehmende Online-Handel ist nicht der einzi-
                         getrübt, dass nahezu jedes fünfte Unternehmen         ge Grund dafür!“ Der Juwelier macht eine wesentlich
                         seine Geschäftslage als schlecht beurteilt. Die-      größere Umwälzung aus: ein hohes Maß an Überstun-
                         ser Anteil hat sich seit Jahresbeginn verdoppelt.     den, mehr Frauen, die halb- und ganztags arbeiten,
                         Zugleich klagen einige Händler über die Umsatz-       immer mehr Kitas und Schulen mit Ganztagesbetreu-
                         entwicklung. Trotzdem haben sich die Zukunfts-        ung, längere Wege zur Arbeitsstelle.
                         erwartungen im Einzelhandel aufgehellt: Mehr als           „Die moderne Arbeitswelt sorgt dafür, dass in
                         ein Drittel der Befragten geht von einer sich ver-    der Woche weniger Zeit für Freizeit bleibt oder diese
                         bessernden Geschäftsentwicklung aus!                  erst später beginnt“, ist Hoffmann überzeugt. Die
                                                                               Folge: Sie fahren seltener in die Innenstädte. „Die
                              Laut Verkaufsflächenumfrage 2014 der IHK
                                                                               Umsatzverluste, die viele Händler zwischen Montag
                         Bonn/Rhein-Sieg verfügt der stationäre Einzel-
                                                                               und Freitagmittag einfahren“, weiß Hoffmann, „kön-
                         handel in der Region über eine Verkaufsfläche
                                                                               nen sie am Freitagnachmittag und Samstag, wenn
                         von 1,39 Millionen Quadratmetern. Davon ent-
                                                                               die Innenstadt manchmal aus allen Nähten platzt,
                         fallen 952.380 Quadratmeter auf den Rhein-
                                                                               nicht aufholen.“
                         Sieg-Kreis, knapp 439.000 Quadratmeter auf
                         Bonn. Im Rhein-Sieg-Kreis steigt die Verkaufs-
                         fläche seit Jahren stetig, was den Wettbewerb         Herausforderung Nummer 3:
                         zwischen Betriebsformen und Standorten nach           Erreichbarkeit der Innenstadt
                         Analyse der IHK verschärft.
                                                                               Dann kommt Hoffmann auf eine weitere Herausfor-
                             Auch in Bonn wird die Verkaufsfläche zuneh-       derung für den Innenstadthandel zu sprechen: die Er-
                         men. Laut einem Gutachten verträgt die Bonner         reichbarkeit. „Da hat Bonn ein Problem“, findet er.
                         Innenstadt mit ihren derzeit rund 125.000 Qua-        „Zum Beispiel führen alle Verkehrsströme aus dem
                         dratmetern Verkaufsfläche weitere 35.000 Qua-         Norden über die Bornheimer Straße direkt in den
                         dratmeter. Entstehen sollen diese vor allem mit       Stau“, klagt er, „nur Insider wissen, wie sie dieses
                         den Großprojekten Viktoriakarree, Maximilian-         Nadel­öhr umgehen können. Seine Forderung: „Wir
                         center und Nordfeld (Hauptbahnhof).                   brauchen dringend ein intelligentes Verkehrsleitsys-
                                                                               tem!“ Mehr Radwege seien schön, aber die Verant-

12     Die Wirtschaft September 2014
TITELTHEMA

wortlichen dürften nicht vergessen, dass nach wie vor
40 Prozent der Kunden mit dem eigenen Pkw kämen.
     Fast täglich könne man in der Tagespresse über
den „Verkehrskollaps“ und die „schwere Erreichbar-
keit“ der Bonner Innenstadt lesen, klagt auch die Bon-
ner Kaufhof-Chefin: „Dies sind keine Schlagzeilen,
die bei den Kunden Vorfreude auf einen entspannten
‚Shoppingtag‘ verbreiten.“
     Bonns Wirtschaftsförderin stimmt dem zu: „Die
Erreichbarkeit der Innenstadt muss für alle Verkehrs-
arten gewährleistet bleiben“, betont Victoria Appelbe.
In Bezug auf den Pkw-Verkehr der Kundschaft gehe es
dabei nicht nur um die Unterbringung des ruhenden
Verkehrs in ausreichend dimensionierten Parkhäusern
und Tiefgaragen. „Wichtig ist auch die Zeit, die Innen-
stadt als solche zu erreichen“, erklärt sie, „Staus auf
den Autobahnbrücken wirken sich auch negativ auf
                                                            „Die Zahl der Besucher und Kunden in der Bonner Innenstadt geht zurück“,
die Innenstadt aus!“
                                                            sagt Oliver Hoffmann, Vorsitzender von City-Marketing Bonn e.V., „aber der
                                                            zunehmende Online-Handel ist nicht der einzige Grund dafür!“
Herausforderung Nummer 4:                                   die heimische Einzelhandelssituation, während die
Großprojekte und Nachbarstandorte                           Projekte in den Nachbarkommunen selten für Applaus
Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Die Innenstädte            sorgen. In Troisdorf zum Beispiel herrscht Freude über
sehen sich einem zunehmenden Wettbewerbsdruck               die neue Einkaufspassage am Wilhelm-Hamacher-
ausgesetzt – und zwar nicht erst mit der verstärk-          Platz. „Ein wichtiger Meilenstein für die weitere Ent-
ten Konkurrenz durch den Online-Handel. „Beim Wer-          wicklung der Troisdorfer Innenstadt“, wie es auf der
ben um die Gunst des Kunden stehen sie auch mit an-         städtischen Website heißt: Der „neue, attraktive
deren Standorten in starker Konkurrenz“, beobachtet         Publi­kumsmagnet in der Fußgängerzone“ hat eine
Nicolaus Sondermann, der beim IFH Köln unter ande-          Verkaufsfläche von 9.000 Quadratmetern, 18 Anbie-
rem für die in Kürze startende Untersuchung „Vita-          ter präsentieren dort ihre Waren.
le Innenstädte 2014“ (siehe Kasten Seite 14) verant-             In Sankt Augustin herrscht zumindest V   ­ orfreude:
wortlich ist.                                               Vor zehn Monaten fand in Sankt Augustin der S­paten­
     Man könnte auch sagen: Des einen Freud‘ ist des        stich zum Um- und Neubau des „HUMA-Einkaufsparks“
anderen Leid. Denn natürlich verspricht sich die jewei-     statt, der Bauherr investiert rund 100 Millionen Euro in
lige Kommune von ihrem Projekt positive Effekte auf         das voraussichtlich 2017 fertig werdende Projekt.

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Das Nachsehen hat Siegburg. Dort entschieden sich      negativen Auswirkungen durch das „HUMA“. Ergo
                          die Bürger vor drei Jahren gegen ein modernes Ein-     schloss sich die Kommune der Siegburger Klage an.
                          kaufszentrum. Nun bangt die Stadt um den Einzel-            Die IHK Bonn/Rhein-Sieg sieht eine solche Klage
                          handel – und geht sogar gerichtlich gegen das Pro-     sehr kritisch. Sie plädiert nach Abwägung aller Fakto-
                          jekt in Sankt Augustin vor. Dabei geht es Siegburg     ren für den Neubau. „Das Einkaufszentrum in Sankt
                          vor allem um die Frage, ob die Stadt Sankt Augustin    Augustin ist in die Jahre gekommen“, argumentiert
                          mögliche schädliche Auswirkungen des neuen „HU-        Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender IHK-Haupt-
                          MA-Einkaufsparks“ auf die Nachbarkommunen aus-         geschäftsführer, „und verlangt nach einer Komplett­
                          reichend abgewogen hat. Auch in Troisdorf wich die     erneuerung.“ Zumal das Städteviereck Troisdorf, Sankt
                          Freude über die eigene Entwicklung der Sorge vor den   Augustin, Siegburg und Hennef insgesamt auf einem
                                                                                 guten Weg sei mit jeweils stabiler Bevölkerungsent-
                                                                                 wicklung und einem sich kontinuierlich anpassenden
                                                                                 Einzelhandelsangebot.
                                                                                      Kritische Stimmen kommen hingegen nicht nur
                                                                                 aus Siegburg und Troisdorf, sondern auch aus Bonn.
                                                                                 „Die Bonner Innenstadt steht im Wettbewerb mit
                                                                                 anderen Einzelhandelslagen, wie den Nachbarstäd-
                                                                                 ten Köln, Siegburg, Sankt Augustin, aber auch den
                                                                                 nichtintegrierten Einkaufszentren auf der ‚Grünen
                                                                                 Wiese‘“, skizziert Victoria Appelbe die Lage. Kritisch
                                                                                 seien daher die Ansiedlungen sogenannter F­ actory
                                                                                 Outlet Center (FOC) in Bad Münstereifel und Königs­
                                                                                 winter zu sehen. „Für die Bonner Innenstadt beson-
                                                                                 ders kritisch werden vor allem die Erweiterung der
                                                                                 Handelsfläche in Sankt Augustin und das nicht­
                                                                                 integrierte FOC in Königswinter“, fürchtet die B
                                                                                                                                ­ onner
     Studie „Vitale Innenstädte 2014“ –                                          Wirtschaftsförderin.
     Befragung in der Bonner Innenstadt                                               In Königswinter wiederum verspricht man sich
     Mit der Untersuchung „Vitale Innenstädte 2014“ knüpft das IFH Institut      viel von einem innenstadtnahen FOC. Die Stadt hat
     für Handelsforschung Köln in Zusammenarbeit mit dem Deutschen In-           seit Jahren mit erheblichen Leerständen in der Alt-
     dustrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Bundesvereinigung City-        stadt zu kämpfen. Die Politik hat die Verwaltung
     und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) an die seit vielen Jahren erfolg-     deshalb beauftragt, konkrete Möglichkeiten zu
     reich durchgeführte Kundenverkehrsuntersuchung an und setzt damit           deren Beseitigung und zur Wiederbelebung der Alt-
     nach eigenen Angaben die größte empirisch basierte Innenstadtstudie         stadt zu prüfen, unter anderem durch die Ansiedlung
     Deutschlands um. Im Rahmen der für Herbst 2014 geplanten Passanten-         eines FOCs.
     befragung wird ein umfassendes Bild der Innenstädte und ihrer Besucher           Grund für den Leerstand sind insbesondere die
     zu den Themen Kunde, Verkehr und Wettbewerb erstellt. Die IHK Bonn/         überwiegend kleinteiligen Gebäudestrukturen mit
     Rhein-Sieg ist für ihren Bezirk regionaler Kooperationspartner der Stu-     geringen Verkaufsflächengrößen, aber auch ein ge-
     die. In der Bonner Innenstadt findet die Befragung statt am Donnerstag,     wisser Sanierungsstau bei einigen Gebäuden. Vor
     25. September, und Samstag, 27. September, jeweils von 10 bis 20 Uhr.       diesem Hintergrund hatte der Rat der Stadt Königs-
                                                                                 winter für einen Teilbereich der Altstadt 2004 ein

14     Die Wirtschaft September 2014
HUMA-Reloaded: Ab voraussichtlich
                                                                                     2017 können die Bürger im erweiterten
                                                                                     und erneuerten „HUMA-Einkaufspark“
                                                                                     shoppen. (Foto S. 14)
                                                                                     Wichtiger Meilenstein für die weitere
                                                                                     Entwicklung der Troisdorfer Innen-
                                                                                     stadt: die neue Einkaufspassage am
                                                                                     Wilhelm-Hamacher-Platz.

Sanierungsgebiet beschlossen. Dank der damit ver-                   Trotz dieser Entwicklung mangelt es dem Handel in
bundenen privaten Förderungen konnte in den ver-                    Königswinter an Anziehungskraft. Dies könnte sich
gangenen Jahren das optische Erscheinungsbild der                   mit einem FOC unter anderem auf den ehemaligen
Altstadt verbessert werden. Weitere positive Im-                    Lemmerz-Flächen ändern, hofft die Stadt. Die Flä-
pulse erhielt die Altstadt durch die Umsetzung von                  chen sind derzeit allerdings nicht an die Innenstadt
Baumaßnahmen im Rahmen der Regionale2010. Die                       angebunden. „Grundvoraussetzung ist für die Stadt
Folge: ein deutlicher Anstieg der Besucherzahlen in                 Königswinter deshalb, dass das Vorhaben städtebau-
Königswinter.                                                       lich mit der Altstadt verknüpft wird; es muss sicher-

                                                                                                                        u k u nf t
                                                                                                                      Z
                                                                                                                      jetzt en!
                                                                                                                              lt
                                                                                                                      ges ta

    Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

                                                                  Wir machen den Weg frei.

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                                                                                                               Die Wirtschaft September 2014
                                                                                                                                                     15
Schöner Einkaufen in Bad Honnef. Laut
                          Wirtschaftsförderer Adalbert Fuchs sind
                          die Händler hier äußerst motiviert und
                          finden gute Standortbedingungen vor.

                          gestellt werden, dass der Handel in der Altstadt von    Starke Innenstädte?
                          den zusätzlichen Kundenströmen profitieren kann“,       Drei Positivbeispiele
                          erklärt Anya Geider, Leiterin des Geschäftsbereichs
                                                                                  Andere Innenstädte stehen vergleichsweise gut da,
                          Planen und Bauen der Stadt Königswinter. Derzeit
                                                                                  Bad Honnef zum Beispiel. Wirtschaftsförderer Adal-
                          lässt die Verwaltung das gesamtstädtische Einzelhan-
                                                                                  bert Fuchs nennt dafür drei Gründe: „Die Einwoh-
                                         dels- und Zentrenkonzept überarbeiten,
                                                                                  nerschaft ist wohlhabend, wir sind die Stadt der Mil-
                                         anschließend sollen eine Verträglich-
                                                                                  lionäre und Pensionäre, außerdem ist Bad Honnef
                                         keitsuntersuchung und ein Verkehrs-
                                                                                  Tagungsstadt. Zudem sind Handel und Handwerk be-
                                         gutachten in Auftrag gegeben werden.
                                                                                  günstigt und motiviert, weil hier vieles höherpreisig
                                         Die planungsrechtlichen Rahmenbe-

     ’’
                                                                                  ist, ob Immobilien oder Waren.“
                                         dingungen sind jedoch komplex; so
                                                                                        Die hohen Immobilienpreise sieht er aber gleich-
        Wir                              müssen beispielsweise für Teilflächen
                                                                                  zeitig als Herausforderung, ebenso den Internethan-
 hoffen auf                              der Regionalplan geändert und die
                                                                                  del und der Rückgang von Tagungsgästen infolge des

       ,,
das Factory                              Auswirkungen des Vorhabens auf die
                                                                                  Wegzugs des Katholischen Sozialen Instituts. Außer-
                                         umliegenden Städte und die Region
     Outlet                                                                       dem fürchtet Fuchs Großansiedlungen in Nachbar-
                                         untersucht werden. Hier ist mit meh-
Center.                                                                           kommunen: „Ein Outlet-Center in Königswinter wäre
                                         reren Jahren für die verschiedenen
                                                                                  absolut negativ für Bad Honnef.“
     Anya Geider,         Planungsverfahren zu rechnen, allein das Bebau-
                                                                                        Auch in Hennef herrscht insgesamt Zufrieden-
     Stadt Königswinter   ungsplanverfahren könnte zwei Jahre in Anspruch
                                                                                  heit. „Wir haben kein Leerstandsproblem“, unter-
                          nehmen. Das Problem aus Sicht der IHK Bonn/Rhein-
                                                                                  streicht Irmgard Graef, 1. Vorsitzende der Werbege-
                          Sieg: Dann sind die Konkurrenzprojekte Montabaur,
                                                                                  meinschaft Hennef e.V. „Eher ist das Gegenteil der
                                       Remscheid und Bad Münstereifel längst
                                                                                  Fall: Viele namhafte Händler wollen unbedingt nach
                                           am Markt. „Wo“, fragt Kurt Schmitz-
                                                                                  Hennef!“ Als Beispiel nennt sie die Ansiedlung eines
                                             Temming, „will ein FOC Königswin-
                                                                                  Saturn-Fachmarktes in dem neuen Einkaufszentrum
                                              ter da seine Kunden hernehmen?“
                                                                                  an der Ladestraße. Auch Gerry Weber ziehe es in die
                                                                                  Hennefer Innenstadt.
                                                                                        Viele Hennefer kaufen gerne in der eigenen
                                                                                  Stadt ein, beobachtet Graef: „In Hennef legen wir
                                                                                  viel Wert auf Dienstleistung am Kunden und eine
                                                                                  hohe Aufenthaltsqualität!“ Die wiederum werde
                                                                                  dank der neuen Gestaltungssatzung weiter steigen,
                                                  Ihre IHK-                       ist Graef überzeugt. Ein weiteres Plus: Rund 70-80
                                                  Ansprechpartner                 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte seien inhaber-
                                                                                  geführt, schätzt sie, auch das sorge für eine starke
                                                                                  Bindung zwischen Kunden und Hennefer Händlern.
  Kurt Schmitz-Temming, Tel.: 0228 2284-142,
                                                                                        Dem kann Gerhard Brandt nur beipflichten. „Die
  E-Mail: schmitz-temming@bonn.ihk.de
                                                                                  meisten Einzelhandelsgeschäfte hier sind inhaber-
  Eva Eichenberg, Tel.: 0228 2284-145,                                            geführt“, sagt der 2. Vorsitzende des Gewerbevereins
  E-Mail: eichenberg@bonn.ihk.de                                                  Rheinbach, selbst große Lebensmittelfilialisten hätten
                                                                                  Geschäftsführer, die dem Standort sehr verbunden sind.

16      Die Wirtschaft September 2014
Zwei lebendige Innenstädte: Hennef und Rheinbach. Dafür setzen sich auch
                                Irmgard Graef und Gerhard Brandt ein.

„Die Inhaber und Angestellten kennen ihre Kunden min-           Läden. Zudem lobt er die gute Erreichbarkeit. „Es be-
destens mit Namen und schaffen es damit, viele Men-             lebt die Stadt, dass die Kunden auch mit dem Pkw
schen an sich zu binden“, freut sich Brandt und fügt            kommen können“, beobachtet der Unternehmer.
hinzu: „Das macht den Flair unserer Innenstadt aus!“                 Zwei weitere Aspekte sind ihm wichtig: Rhein-
     Das besondere Engagement der Händler zeigt                 bach habe frühzeitig in einem Einzelhandelskonzept
sich nach Ansicht von Brandt auch bei der Vielfalt              fest­
                                                                    gelegt, dass es keine Besiedlung der „Grünen
des Angebots und der Beratungsintensität in den                 Wiese“ geben dürfe, keine großen Einkaufszentren

                                                    Mittelstandsbank

                                                    Weil wir die
                                                    beste Bank für
                                                    den Mittelstand
                                                    bleiben wollen.

  2014_08_21_FL_AZ_Schnieders-Schrewe_185x134_IHK_plus.indd 1                                                                 21.08.14 18:19

                                                                                                         Die Wirtschaft September 2014
                                                                                                                                               17
TITELTHEMA

                                                                                         außerhalb der Innenstadt. „Bis heute konnte die Rats-
                                                                                         mehrheit allen Ansinnen interessierter Investoren wi-
                                                                                         derstehen“, freut sich Brandt. Außerdem gebe es in-
                                                                                         nerhalb des Gewerbevereins Rheinbach eine eigene
                                                                                         Arbeitsgruppe Einzelhandel, und die arbeite sehr eng
                                                                                         und gut mit der Stadt zusammen.
                                                                                              Alles gut in Rheinbach? „Noch“, warnt Brandt,
                                                                                         „aber auch unsere Händler sehen sich mit dem zuneh­
                                                                                         menden Online-Handel konfrontiert – und fürchten
                                                                                         Umsatzverluste durch das neue FOC in Bad Münster­
                                                                                         eifel sowie das geplante FOC auf der Grafschaft.“
    „Klangwelle ist wichtiger
     Bestandteil der Bonner Innenstadt“
                                                                                         Die Zukunft des Einzelhandels
                                                                                         in der Innenstadt
     Regionale Wirtschaft beklagt finanzielle Ausfälle in Millionenhöhe
                                                                                         Was früher die „Grüne Wiese“ war, sind heute der
     Die regionale Wirtschaft hat sich für weitere Groß-Veranstaltungen in der           Online-Handel und die ebenso beliebten wie um­
     Bonner Innenstadt ausgesprochen. „Für Gastronomie, Hotellerie und den Ein-          strittenen FOCs – nämlich Bedrohungen einerseits,
     zelhandel ist es sehr wichtig, dass sich die Stadt weiterhin dafür einsetzt, dass   Verheißungen andererseits, je nach Perspektive.
     Veranstaltungen eines solchen Stellenwertes auch zukünftig durchgeführt             Nüchtern betrachtet, sind es aber schlicht und er-
     werden können und nicht durch Einzelklagen verhindert werden. Vorgaben des          greifend Herausforderungen, denen man sich stellen
     Landes zu Lärmemissionen müssen dabei im Sinne des Gedankens einer leb-             muss – und kann. Wenn Politik und Handel die Wei-
     haften und europäischen Stadt entsprechend gelockert werden können“, so die         chen richtig stellen, Kommunen besser zusammen-
     IHK, der Einzelhandelsverband, DEHOGA, city-marketing Bonn, der Förderver-          arbeiten und die Kunden sich bewusst machen, dass
     ein der T & C und die Erfa-Gruppe Bonner Hotels II.                                 sie mit jeder Entscheidung über Art und Ort des Ein-
           Das Aus der Klangwelle sei ein großer Verlust für die Bonner Innenstadt,      kaufs an einer lebendigen Innenstadt mitwirken
     da das zehntägige Event über 100.000 Besucher in die Stadt gezogen habe. Bei        (oder eben nicht), dann werden die Innen­städte nicht
     durchschnittlichen Ausgaben von Touristen bei Tages- bzw. Übernachtungs-            sterben. „Auch nachwachsende Kon­sumenten­gene­
     ausflügen zwischen 17 und 33,50 Euro für Gastronomiebesuche und im Einzel-          rat­ionen können sich nicht vor­stellen, auf den stati-
     handel kommen hier zwischen 1,7 und 3,3 Millionen Euro zusammen! Vor allem          onären Handel zu verzichten“, sagt IFH-Köln-Ge-
     Tagestouristen nutzten die Möglichkeit, die Abendveranstaltung mit einem            schäftsführer Boris Hedde im In­     ter­
                                                                                                                                 view mit „Die
     Ausflug nach Bonn zu verknüpfen. Davon profitierten vor allem der inner­            Wirtschaft“ (siehe Seite 19).
     städtische Einzelhandel und die dort ansässigen Gastronomiebetriebe. „Da                  Einkaufszentren kommen, FOCs gehen – und die
     die Klangwelle durch ihr einmaliges Konzept einen besonderen touristischen          Innenstadt bleibt, idealerweise. Sie leben – und dort,
     ­Anreiz über mehrere Tage bietet, werden diese Einnahmen durch Hotelüber-           wo sie sich schwertun, versuchen die Akteure mit
      nachtungen, Restaurantbesuche und Spontaneinkäufe zukünftig entfallen“, so         den verschiedensten Mitteln, die Vitalität wieder-
      die Vertreter der regionalen Wirtschaft.                                           herzustellen. Ein ermutigender Trend.
                                                                                                         Lothar Schmitz, freier Journalist, Bonn

                                                                                                                        Emser Therme GmbH
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