Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Das Magazin für Wirtschaftspolitik

Die Volkswirtschaft
9-2003 76. Jahrgang CHF 14.90

                                Seite 5

Seite 41
                                Monatsthema:
IKT-Nutzung
in der Schweiz
                                Die neue
Seite 46
                                Landwirtschaftspolitik
Doha-Runde:
Weichenstellung
in Cancún
Seiten 56 und 61

Einbürgerungsrecht
und Ausländeranteil

                       09

9 7 7 1 0 1 1 386001
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Editorial

            Agrarpolitik 2007 setzt klare Leitplanken
               Die Agrarpolitik entwickelt sich. Eine weitere Etappe ist am 20. Juni dieses Jahres
            mit der Schlussabstimmung zur Agrarpolitik 2007 im Parlament abgeschlossen wor-
            den. Nach anfänglichem Widerstand zu zentralen Themen, wie dem Ausstieg aus der
            Milchkontingentierung oder der Versteigerung der Zollkontingente für Schlachtvieh
            und Fleisch, hat eine Mehrheit des Parlamentes einer vorausschauenden, ausgewoge-
            nen Revision zum Durchbruch verholfen.
               Das Gesamtpaket ist eine zweckmässige Weiterentwicklung der bisherigen Agrar-
            politik. Sie gibt unserer Landwirtschaft klar vorhersehbare Rahmenbedingungen.
            Dazu gehören auch die drei landwirtschaftlichen Zahlungsrahmen für die kommen-
            den vier Jahre. Sie ermöglichen grundsätzlich eine kohärente Umsetzung der be-
            schlossenen Reformschritte. Die angespannte Situation des Bundeshaushaltes erfor-
            dert jedoch substanzielle Kürzungen, auch im Agrarbereich. In der Botschaft zum
            Entlastungsprogramm 2003 (EP03) hat der Bundesrat die Auswirkungen auf die
            Landwirtschaft aufgezeigt.
               Im Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement waren wir gut beraten, uns
            frühzeitig auf mögliche Szenarien der künftigen Entwicklung der Landwirtschaft –
            mit Einbezug des Umfeldes von WTO und Europäischer Union – einzulassen und
            der Agrarpolitik eine klare Stossrichtung zu geben. Sie hat uns in Krisensituationen,
            wie beispielsweise im Milchsektor geholfen, zukunftsgerichtete und tragfähige
            Lösungen zu finden. Ein weiteres Zeichen, dass wir mit unserem agrarpolitischen Kurs
            richtig liegen, lässt sich aus den jüngsten Entwicklungen in der Europäischen Union
            ableiten. Grundsätze wie Trennung der Preis- und Einkommenspolitik und die
            Bindung der Direktzahlungen an ökologische und gemeinwirtschaftliche Leistungen,
            die unsere Politik seit zehn Jahren prägen, etablieren sich
            jetzt als Stossrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik.
               Der Bundesrat wird die Gesetzesänderungen der
            Agrarpolitik 2007 und die entsprechenden Ausführungs-
            bestimmungen auf den 1. Januar 2004 in Kraft setzen.
            Er ist überzeugt, dass die Landwirte dadurch den er-
            wünschten zusätzlichen Handlungsspielraum am Markt
            erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit des
            gesamten schweizerischen Lebens-
            mittelsektors verbessert wird.
            Gleichzeitig werden aber –
            im Interesse der Allgemein-
            heit – auch die gewünschte
            Pflege der Landschaft
            sowie der Schutz von
            Boden, Wasser und
            Tieren sichergestellt.

            Joseph Deiss
            Bundesrat, Vorsteher
            des Eidgenössischen Volks-
            wirtschaftsdepartements
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Tagungszentren und Seminarhotels

                       Bildungszentrum
                       Matt
    Ihr Tagungsort im Grünen

                                                                         www.szgerzensee.ch
                                                                                                              Impressum

                                                                                                              Herausgeber
                      3 Plenarsäle 80-120 m2
                                                                                                                Eidgenössisches Volkswirtschafts-
                      6 Seminarräume 40-50 m2
                                                                                                                departement (EVD), Staatssekretariat
                      Garten und Parkanlage
                                                                                                                für Wirtschaft (seco)

   Bildungszentrum Matt, 6103 Schwarzenberg LU                                                                Redaktionsausschuss
   T: 041 499 70 99 F: 041 499 70 90 www.bzmatt.ch                     Eine halbe Stunde von Berns Zentrum      Aymo Brunetti (Leitung des Redaktions-
                                                                           entfernt, ist das Studienzentrum     ausschusses), Rita Baldegger, Christian
                                                                            Gerzensee ein idealer Ort für       Maillard, Manuel Sager, Eric Scheidegger,
                                                                               Tagungen und Seminare.           Geli Spescha, Markus Tanner, Boris Zürcher
                                                                            Wir bieten Ihnen eine optimale
                                                                                                              Redaktion
                                                                          Infrastruktur für entspanntes und
                                                                                                                Effingerstrasse 1, 3003 Bern
                                                                                  kreatives Arbeiten.           Telefon 031/322 29 39/18
                                                                        3 Plenar- und 8 Gruppenräume mit        Fax 031/322 27 40
                                                                                                                E-Mail: kaethi.gfeller@seco.admin.ch
  Ambiance mit Ambitionen                                               modernster Ausrüstung, 50 Zimmer
                                                                        mit Direktwahltelefon und Modem-        Gesamtleitung: Markus Tanner
           Mitten im Grünen                                              anschluss, leichte Saisonküche.        Chefredaktor: Geli Spescha
       Seminare Tagungen Meetings                                                                               Redaktion: Urs Birchmeier,
     Grosszügige Räume, viel Tageslicht und                                                                     Simon Dällenbach, Käthi Gfeller,
                                                                           Studienzentrum Gerzensee,
  eine einmalige Parkanlage sind Garant für den                                                                 Christian Maillard, René Sintucci
              Erfolg Ihres Anlasses!                                      Postfach 21, 3115 Gerzensee
                                                                              Telefon 031 780 31 22             Der Inhalt der Artikel widerspiegelt die
PARK FORUM WYLIHOF · Wylihof 43 beim Golf
4542 Luterbach-Solothurn · Telefon 032 681 34 34 · Fax 032 681 34 35   E-mail: reservation@szgerzensee.ch       Auffassung der Autorinnen und Autoren
parkforum@wylihof.ch · www.parkforum-wylihof.ch                                                                 und deckt sich nicht notwendigerweise
                                                                                                                mit der Meinung der Redaktion.
                                                                                                                Der Nachdruck von Artikeln ist, nach
                                                                                                                Bewilligung durch die Redaktion, unter
                                                                                                                Quellenangabe gestattet; Belegexemplare
                                                                                                                erwünscht.

  LANDGASTHOF ZU DEN 3 STERNEN                                                                                Verlag, Herstellung
                                                                                                                 Zollikofer AG, Fürstenlandstrasse 122,
           BRUNEGG                                                                                               9001 St.Gallen, Telefon 071/272 77 77,
                                                                                                                 Fax 071/272 75 86,
                                                                                                                 www.zollikofer.ch

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                                                                                                                 Fix & Flex

                                                                                                              Inserate
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                                                                                                                 E-Mail: dievolkswirtschaft@zollikofer.ch

                                                                                                              Abonnemente /Leserservice
                                                                                                                Zollikofer AG, Lena Yesilmen,
                                                                                                                Telefon 071/272 74 01, Fax 071/272 75 86,
                                                                                                                E-Mail: dievolkswirtschaftabo@zollikofer.ch

   Ihr Seminarhotel im Autobahndreieck Zürich–Bern A1/                                                        Abonnementpreise
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   Frischprodukte-Küche
                                                                                                              ISSN 1011-386X
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Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Inhalt
Monatsthema
 5   Agrarpolitik 2007 – vom Entwurf zum Gesetz                                    5 Die Agrarpolitik 2007 ist die konsequente
       Manfred Bötsch                                                              Fortsetzung des mit der Agrarpolitik 2002 ein-
                                                                                   geschlagen Wegs der Trennung von Preis- und
10   Grundzüge der Ausführungsbestimmungen
                                                                                   Einkommenspolitik sowie der Verbindung von
       Gustav Munz und Thomas Meier
                                                                                   ökologischen Anliegen und ökonomischen An-
15   Agrarreform – grosse Herausforderungen für die Landwirtschaft                 reizen. Eine verstärkte Marktorientierung ist
       Urs Schneider                                                               dadurch gesichert. Damit bestehen aber nach
19   Agrarpolitik 2007 aus Sicht des internationalen Handels                       wie vor grosse Differenzen zwischen der z.T.
       Heinz Hauser und Thomas A. Zimmermann
                                                                                   international geforderten vollständigen Markt-
                                                                                   öffnung der Agrarwirtschaft und dem Konzept
                                                                                   der Multifunktionalität der Landwirtschaft, wie
Wirtschaftspolitische Stellungnahmen                                               es die Schweiz verficht.
26   Agrarpolitik 2007 aus Sicht eines Grossverteilers
       Stefan Flückiger
27   Konsolidierung begonnener Reformschritte
       Sibyl Anwander Phan-Huy
28   Die Zeit bis 2009 nutzen!
       Thomas Egger
29   Reformbereitschaft geschwächt
       Herbert Karch
31   Umsetzung entscheidend
                                                                                   41 Die Nutzung von Informations- und
       Kurt Nüesch
                                                                                   Kommunikationstechnologien bei Schweizer
32   Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?                                     Unternehmen zeigt seit 2000 ein verlangsamtes
       Liselotte Steffen                                                           Wachstum gegenüber den Neunzigerjahren. Vor
                                                                                   allem die Anwendung von Internet und Home-
33   Standpunkt der Nahrungsmittelindustrie
                                                                                   pages hat noch deutlich zugenommen, während
       Guy Emmenegger
                                                                                   andere Bereiche nur noch schwach zulegten.
                                                                                   International gesehen liegt die Schweiz unmit-
Schweizer Volkswirtschaft                                                          telbar hinter den führenden skandinavischen
                                                                                   Ländern und gehört damit zur Spitzengruppe.
34             Wirtschaftspolitische Agenda

39   Strukturberichterstattung:
     Ausschreibung von Studien zum Schwerpunktthema 2003
41   Nutzung von IKT in der Schweizer Wirtschaft
       Heinz Hollenstein und Martin Wörter

Internationales
46   Doha-Runde: Weichenstellung in Cancún                                         46 Ein umfangreiches Programm erwartet die
       Luzius Wasescha                                                             Teilnehmer an der WTO-Ministerkonferenz vom
                                                                                   10.–14. September in Cancún. Es gilt dort, den
51   Konfliktprävention: Chance für die Privatwirtschaft                           Rückstand in der Umsetzung der Beschlüsse
       Daniel Möckli, Andreas Wenger und Jens Drolshammer                          von Doha abzuarbeiten und eine lange Liste an-
                                                                                   stehender Entscheide zu fällen. Für die Schweiz
Arbeit, Bildung und Forschung                                                      besonders wichtig ist, dass eine realistische
                                                                                   Lösung in der Landwirtschaftsfrage zustande
55   Buchtipp – Wirtschaftspolitik                                                 kommt und Fortschritte in der Gleichberech-
     William J. Baumol: The Free-Market Innovation Machine                         tigung der Entwicklungsländer erzielt werden.
       René L. Frey
56   Einbürgerungen in der Schweiz
       Philippe Wanner und Gianni D’Amato
61   Bürgerschaftsrecht und zukünftige Zusammensetzung der Schweizer Bevölkerung
       Rainer Münz und Ralf Ulrich
67   KMU-Test
     Berufsbildung «Lehrmeister»
       Jiri Elias

Bundesstellen präsentieren sich                                                    56, 61 Die geplante Revision des Bürgerschafts-
                                                                                   rechts sieht im Wesentlichen eine Reduktion der
71   Facheinheit Sucht und Aids des Bundesamtes für Gesundheit                     Wohnsitzfrist auf 8 Jahre für die erste und zweite
                                                                                   Generation sowie die automatische Staatsbürger-
Aktuelle Wirtschaftsdaten                                                          schaft für die dritte Generation vor. Die hier vor-
                                                                                   gestellten beiden Studien liefern Antworten auf
75   Auswahl statistischer Tabellen                                                die Frage, wie sich die geplanten Änderungen auf
                                                                                   das Einbürgerungsverhalten der ausländischen
                                                                                   Bevölkerung und den Ausländeranteil auswirken
Monatsthema der nächsten Ausgabe: Wie viel Wettbewerb braucht die Schweiz?         werden.
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

Agrarpolitik 2007 – vom Entwurf zum Gesetz
Am 20. Juni 2003 hat das Parla-
ment die Botschaft zur Weiter-
entwicklung der Agrarpolitik
(Agrarpolitik 2007) zu Ende
beraten und damit Änderungen                 Die Landwirtschaft befindet sich auf dem                      nung ein kohärentes Gesamtpaket zu schnüren.
                                         Weg zur Nachhaltigkeit. Die Zwischenbilanz                        Der daraus resultierende Bericht des Eidgenös-
in sechs Bundesgesetzen so-
                                         der agrarpolitischen Neuorientierung darf be-                     sischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD)
wie den Bundesbeschluss über             züglich der verfolgten Stossrichtung zu «mehr                     wurde vom 21. September 2001 bis zum 10. Ja-
                                         Markt und mehr Ökologie» als positiv be-                          nuar 2002 in die Vernehmlassung geschickt.
die finanziellen Mittel für die
                                         wertet werden. Es bestand deshalb keine Ver-
Landwirtschaft in den Jahren             anlassung, mit der Agrarpolitik 2007 die
                                                                                                           Durchzogene Vernehmlassungsresultate
                                         Grundzüge und Zielsetzungen der bisherigen
2004–2007 verabschiedet. Die
                                         Agrarpolitik zu ändern. Der Landwirtschafts-                          Die Resultate der Vernehmlassung im Be-
Kernstücke der Vorlage sind die          artikel in der Bundesverfassung (Art. 104 BV)                     reich der Kernelemente der Vorlage fielen sehr
                                         ist nach wie vor richtungsweisend und um-                         kontrovers aus. Der Zeitpunkt für einen wei-
Aufhebung der Milchkontingen-
                                         fassend. Im Gegensatz zu den grundlegenden                        teren Reformschritt – relativ kurz nach der
tierung, die Versteigerung der           und tief greifenden Reformen der Neunziger-                       Umsetzung der Agrarpolitik 2002 – wurde
                                         jahre geht es in diesem Revisionspaket darum,                     vielfach als zu früh und die Vorschläge als noch
Fleischimportkontingente, die
                                         den mit der Agrarpolitik 2002 eingeschlage-                       nicht ausgereift beurteilt. Vor allem für die
Erweiterung der Strukturverbes-          nen Weg konsequent weiterzuverfolgen: Tren-                       bäuerlichen Kreise war das Reformtempo zu
                                         nung der Preis- und Einkommenspolitik und                         hoch und die Folgen zu wenig gründlich ab-
serungsmassnahmen und die
                                         die Verwirklichung der ökologischen Anliegen                      geklärt. Insbesondere wurde einer Aufhebung
neuen Zahlungsrahmen für die             durch ökonomische Anreize. Eine zentrale                          der Milchkontingentierung viel Skepsis entge-
                                         Herausforderung besteht darin, die Wettbe-                        gengebracht.Wie die Kantone lehnten auch die
Landwirtschaft. Unter Vorbehalt
                                         werbsfähigkeit der Schweizer Land- und Er-                        meisten politischen Parteien und die bäuerli-
des Referendums sollen die Ge-           nährungswirtschaft im Kontext der Nach-                           chen Organisationen die vorgeschlagene Kom-
                                         haltigkeit und Multifunktionalität weiter zu                      petenzdelegation an den Bundesrat zur Auf-
setzesänderungen plangemäss
                                         verbessern.                                                       hebung der Milchkontingentierung ab. Eine
per 1. Januar 2004 in Kraft tre-                                                                           Mehrheit der Kantone und Organisationen
                                                                                                           äusserte sich auch gegen eine Umlagerung der
ten. Der Entwicklungsprozess             Intensive Vorarbeiten
                                                                                                           Milchmarktstützung in Direktzahlungen.
dieser Gesetzesvorlage war von               Im Juli 2000 hat das Bundesamt für Land-                          Betreffend Verteilung der Zollkontingents-
                                         wirtschaft (BLW) das Strategiepapier «Hori-                       anteile Fleisch waren nebst der Fleischwirt-
zahlreichen Unsicherheiten
                                         zont 2010» mit dem Ziel veröffentlicht, den                       schaft auch die bäuerlichen Organisationen für
geprägt. Das Schlussergebnis             Anstoss für eine offene und transparente Dis-                     die Beibehaltung des aus ihrer Sicht bewähr-
                                         kussion über Strategie und Stossrichtung der                      ten Inlandleistungsprinzips beim Schlachtvieh
überzeugt in seiner Klarheit
                                         agrarpolitischen Weiterentwicklung zu geben.                      und Fleisch und lehnten deshalb eine Verstei-
und Kohärenz.                            Die Reaktionen auf die Publikation waren ins-                     gerung von Zollkontingenten ab. Von den
                                         besondere von Seiten der bäuerlichen Interes-                     Wirtschaftsverbänden, den Konsumentenor-
                                         senvertretung heftig und reichten von Rück-                       ganisationen sowie der Swiss Retail Federation
                                         weisung bis volle Zustimmung. Die Wogen                           wurden hingegen wettbewerbsgerechtere Ver-
                                         waren noch nicht geglättet, als Ende August                       teilungsarten verlangt. Dabei wurde teilweise
                                         2000 die Beratende Kommission Landwirt-                           ausdrücklich die Versteigerung gefordert.
                                         schaft, welche vom Bundesrat gestützt auf Arti-                       Unter Berücksichtigung der Vernehmlas-
                                         kel 186 Landwirtschaftsgesetz (LwG) eingesetzt                    sungsergebnisse hat der Bundesrat am 29. Mai
                                         wurde, in die agrarpolitischen Debatten ein-                      2002 die Botschaft zur Weiterentwicklung der
                                         griff. In Koordination mit der Kommission                         Agrarpolitik (Agrarpolitik 2007) an das Parla-
                                         wurden im Oktober 2000 drei breit abgestützte                     ment überwiesen. Diese Vorlage enthielt nun
                                         Arbeitsgruppen beauftragt,Vorschläge zur Op-                      einen konkreten Fahrplan für den Ausstieg aus
                                         timierung der agrarpolitischen Massnahmen                         der Milchkontingentierung und für die Ver-
                                         auszuarbeiten. Die im März 2001 vorgelegten                       steigerung der Fleischimportkontingente.
                                         Vorschläge der Arbeitsgruppen wurden durch
                                         die Kommission beurteilt. Damit waren zur
                                                                                                           Priorität im Parlament
                Manfred Bötsch           Konkretisierung des Projekts «Agrarpolitik
                Direktor Bundesamt für   2007» Grundlagen verfügbar, die bereits die                          Vom September 2002 bis Juni 2003 haben
                Landwirtschaft (BLW),
                Bern
                                         Spreu vom Weizen trennten. In der Folge war es                    die Eidgenössischen Räte die Agrarpolitik
                                         Aufgabe der Verwaltung, aus der Auslegeord-                       2007 in effizienter Art und Weise beraten und

                                         5 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

     Grafik 1                                                                                                                             gesetzt werden und entlastet das Agrarbudget.
     Agrarpolitische Agenda                                                                                                               Als der Nationalrat in der Frühjahrssession bei
                                                                                                                                          der Fleischimportregelung den bundesrät-
                                                                                                                                          lichen Vorschlag mit einer klaren Mehrheit
                                                 Verfassungsgrundlage (Art. 104 BV)
                                                                                                                                          übernahm, war der Weg für die Versteigerung
                                                                                                                                          geebnet. Die Differenzbereinigung konzent-
                      Agrarpolitik 2002                                                                                                   rierte sich auf vom Parlament eingebrachte
                                                                          Milchbericht
                                                                                                                                          Vorschläge, insbesondere ein Moratorium
                                 Teilrevision LwG/
                                                                                                                                          für gentechnisch veränderte Organismen, die
                                                                                      Agrarpolitik 2007
                               neue Zahlungsrahmen                                                                                        Aufhebung der Einkommensgrenze für Di-
                                                                                                                                          rektzahlungen, die minimale Ausbildung der
                Ratifikation                        Umsetzung Agrarabkommen mit EU/Weitere Verhandlungen
                                                                                                                                          Direktzahlungsbezüger sowie Beiträge für
                                                                                                                                          Hochstammobstprodukte.

                                            Freihandelsabkommen mit Dritten/Neue WTO-Agrarhandelsrunde
                                                                                                                                          Fünf Handlungsachsen
         2000             2001            2002           2003          2004           2005          2006           2007                       Obwohl bei den einzelnen Massnahmen
                                                                                                                                          teilweise kein klarer Konsens auszumachen
                                                                                                      Quelle: BLW / Die Volkswirtschaft
                                                                                                                                          war, bestand bereits bei der Vernehmlassung
                                                                                                                                          eine weit reichende Übereinstimmung über
                                                                   damit die Einhaltung des Fahrplans ermög-                              die Stossrichtung der Agrarpolitik 2007. Es
                                                                   licht. Der Ständerat hat als Erstrat nach einer                        wurden fünf Handlungsachsen im Interesse
                                                                   ausführlichen Eintretensdebatte die Versteige-                         eines wettbewerbsstarken und produktiven
                                                                   rung der Fleischimportkontingente mit einer                            Agrarsektors, einer qualitativ hochwertigen
                                                                   Zweidrittelsmehrheit abgelehnt und dem Aus-                            und sicheren Ernährung sowie einer ökolo-
                                                                   stieg aus der Milchkontingentierung 2009                               gisch nachhaltigen Entwicklung definiert. Die
                                                                   statt 2007 und mit zusätzlichen flankierenden                          Kohärenz der einzelnen gesetzlichen Anpas-
                                                                   Massnahmen bis 2012 zugestimmt. In der Fol-                            sungen kann durch die Zuordnung zu den
                                                                   ge haben die bäuerlichen Organisationen ihre                           Handlungsachsen aufgezeigt werden.
                                                                   Meinung zur Fleischimportversteigerung ge-
                                                                   ändert. Finanzpolitische Überlegungen sowie                               (1) Sicherung der Marktanteile unter här-
                                                                   die Beibehaltung der öffentlichen Märkte be-                           teren Konkurrenzverhältnissen, insbesondere
                                                                   gründeten den Meinungsumschwung. Der                                   durch eine weitere Flexibilisierung des Milch-
                                                                   Versteigerungserlös kann zur Deckung der                               marktes: Der Ausstieg aus der Milchkontin-
                                                                   Entsorgungsbeiträge für Schlachtabfälle ein-                           gentierung ist auf den 1. Mai 2009 terminiert.
                                                                                                                                          Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt die öffentlich-
     Kasten 1
                                                                                                                                          rechtliche Milchmengenregulierung grund-
        Zahlungsrahmen für die Landwirtschaft, 2004–2007                                                                                  sätzlich bestehen. Im Vorfeld sind jedoch
                                                                                                                                          bereits erste Flexibilisierungsschritte möglich.
           Gleichzeitig mit den Gesetzesänderungen hat                  bewährten, von der Produktion komplett ent-                       Gemäss Artikel 31 LwG können zum Beispiel
        das Parlament die drei Zahlungsrahmen für die                   koppelten Direktzahlungen die erwünschten                         einzelne Käseorganisationen die Milchmenge
        Landwirtschaft in den nächsten vier Jahren ver-                 Leistungen wie Landschaftspflege, Erhalt der
        abschiedet. Neu erhält der Bundesrat die Mög-                   Artenvielfalt und natürlichen Ressourcen sichert
                                                                                                                                          ihrer Produzenten mittels Antrag an den Bun-
        lichkeit, infolge von neuen WTO-Verpflichtungen                 und entschädigt.                                                  desrat erhöhen. Da die globale Milchmenge
        Mittel aus der Marktstützung in die Direktzahlun-                  Die nachfolgenden Summen sollen allerdings                     im laufenden Jahr bereits auf das Niveau von
        gen umzulagern. Konkret wurde noch keine Um-                    gemäss der Botschaft des Bundesrates zum Ent-                     2002/03 reduziert wurde, hat der Bundesrat
        verteilung beschlossen.                                         lastungsprogramm 2003 noch gekürzt werden.
           Das Schlussergebnis der Reform ist ein ko-                   Der Bundesrat stellt einen Kürzungsbetrag von                     Vorbehalte gegenüber einer weiteren Senkung
        härentes marktorientiertes Paket, das mit er-                   jährlich 40 Mio. für 2004, 110 Mio. für 2005 und                  der Milchmenge angekündigt. Er will im Hin-
        weiterten Strukturverbesserungsmassnahmen                       160 Mio. Franken ab 2006 zur Diskussion. Damit                    blick auf die Liberalisierung den Markt mög-
        und neuen Sozialmassnahmen den unumgäng-                        würde der Strukturwandel von geschätzten 2,5%
                                                                                                                                          lichst nahe an ein Gleichgewicht von Angebot
        lichen Strukturwandel abdämpft sowie mit den                    bis 3% auf gegen 4% pro Jahr ansteigen.
                                                                                                                                          und Nachfrage heranführen. Eine Verknap-
                                                                                                                                          pung der Milchmenge würde diesem Anliegen
        Tabelle 1                                                                                                                         zuwiderlaufen.
                                                                                                                                             Ein weiterer Flexibilisierungsschritt ist die
        Vergleich der Zahlungsrahmen 2004–2007 und 2000–2003
                                                                                                                                          Ausstiegsoption gemäss Absatz 2 in Artikel 36a
                                                 2004           2005     2006         2007      2004–2007           2000–2003             LwG für Organisationen mit einem eigenen
         Grundlagenverbesserung                                                                                                           Mengenmanagement. Produzentenorganisa-
         und Sozialmassnahmen                      276           280      284          289                1 129             1 037
                                                                                                                                          tionen zusammen mit einem bedeutenden
         Produktion und Absatz                     769           749      720          708                2 946             3 490         regionalen Verwerter und Branchenorganisa-
         Direktzahlungen                         2487           2492     2500         2538            10 017                9 502         tionen können ab dem 1. Mai 2006 frühzeitig
         Total                                   3532           3521     3504         3535            14 092              14 029          aus der öffentlich-rechtlichen Kontingentie-
                                                                                                   Quelle: BLW / Die Volkswirtschaft
                                                                                                                                          rung aussteigen. Dadurch sollen wertvolle Er-
                                                                                                                                          fahrungen für die generelle Aufhebung der

                                                                   6 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

Kontingentierung gesammelt werden. Um die                         haltung dieser Richtpreise gezwungen werden.
offenen Fragen der Aufhebung der Milchkon-                        Gegenüber den Bestimmungen im Kartellge-
tingentierung rechtzeitig zu klären, wird das                     setz wird den landwirtschaftlichen Organisa-
EVD im Jahr 2005 einen Milchbericht veröf-                        tionen ein Sonderrecht zugestanden,das in den
fentlichen.                                                       parlamentarischen Beratungen unbestritten
    Damit nach dem Übergang zu den privat-                        war und angesichts der häufig asymmetrischen
rechtrechtlichen Mengenregulierungen wei-                         Marktverhältnisse gerechtfertigt ist.
terhin geordnete Marktverhältnisse herrschen,                         Wichtiger, zusätzlicher Handlungsspiel-
hat das Parlament bis 2012 befristete Leitplan-                   raum entsteht durch die Ausweitung der Inves-
ken gemäss Artikel 36b LwG beschlossen. Da-                       titionshilfe auf Selbsthilfeorganisationen und
zu gehört die Mindestdauer von einem Jahr                         für die Diversifizierung in landwirtschafts-
für Milchkaufverträge und die Möglichkeit,                        nahe Tätigkeiten. Neu werden auch gemein-
beim Bundesrat die Allgemeinverbindlichkeit                       wirtschaftliche Bauten, die zur Vermarktung
von Sanktionen bei Vertragsverletzungen zu                        von in der Region erzeugten Produkten selbst
beantragen.                                                       erstellt werden, mit Beiträgen unterstützt. Zur
    Mit der geplanten Aufhebung der Milch-                        Anpassung des Angebots an die Erfordernisse
kontingentierung wird auch der Zielpreis für                      des Marktes werden im Obst- und Weinbau
Milch aufgehoben. Er hatte bisher nur eine                        Umstellungsbeiträge befristet bis 2011 aus-
geringe Bedeutung, da sich der Bund aus den                       gerichtet. Diese Unterstützung erhalten im
Märkten schrittweise zurückzieht und die                          Obstbau nur kollektive, von einer Produzen-
Verantwortung den Marktpartnern überlässt.                        tengruppierung vereinbarte Massnahmen.
    Im Weiteren hat das Parlament einer Flexi-                    Gefördert wird die Umstellung auf innovative
bilisierung der Butterimportregelung zuge-                        Kulturen oder früh- bzw. spätreife Sorten mit
stimmt. Der Kreis der Butterimporteure kann                       guten Marktschancen.
dadurch geöffnet werden. Die Verteilung der                           Der Bundesrat hat in seiner Botschaft
Zollkontingentsanteile ist nicht mehr auf die                     festgehalten, dass Direktzahlungen nach dem
Butterproduzenten, Schmelzkäsefabrikanten                         Prinzip «Leistung – Gegenleistung» ausgerich-
und die Nahrungsmittelindustrie beschränkt.                       tet und dass die Landwirtschaftsbetriebe in
Solange die Importeure die marktregulieren-                       ihrer strukturellen Entwicklung nicht behin-
de Ventilfunktion wahrnehmen, beabsichtigt                        dert werden sollen. Das Parlament hat deshalb
der Bundesrat das bisherige Verteilsystem                         die Abstufung der Direktzahlungen nach Flä-
beizubehalten.                                                    che und Tierzahl aufgehoben. Die Einkom-
                                                                  mens- und Vermögensgrenzen bleiben – ent-
    (2) Stärkung der unternehmerischen Leis-                      gegen den bundesrätlichen Vorschlägen –
tungsfähigkeit durch Erweiterung des Hand-                        erhalten. Für verheiratete Bewirtschafterin-
lungsspielraums: Die unternehmerische Leis-                       nen und Bewirtschafter wurden die bereits
tungsfähigkeit wird einerseits durch die                          2001 auf Verordnungsstufe eingeführten hö-
Aufhebung der Milchkontingentierung und                           heren Grenzen im Gesetz verankert.
andererseits durch die schrittweise Einfüh-
rung der Versteigerung der Zollkontingent-                            (3) Erhaltung von Arbeitsplätzen im länd-
santeile für Schlachtvieh und Fleisch gestärkt.                   lichen Raum durch eine optimierte Abstim-
Alle Marktakteure erhalten künftig Zugang zu                      mung der agrarpolitischen Instrumente auf
Importrechten. Dadurch werden die Margen                          die Regionalpolitik: Die Landwirtschaft leistet
der Fleischverarbeiter unter Druck kommen                         einen Beitrag zur dezentralen Besiedlung des
und der Wettbewerb unter den Importeuren                          Landes. Regional- und agrarpolitische Mass-
wird intensiviert, was die Entwicklung kon-                       nahmen des Bundes unterstützen sie in dieser
kurrenzfähiger Strukturen unterstützt.                            Aufgabe. Die Abgrenzung der Instrumente ist
    Damit der Viehabsatz aus dem Berggebiet                       vielfach fliessend, indem zahlreiche agrarpoli-
weiterhin gewährleistet werden kann, werden                       tisch motivierte Massnahmen eine Regional-
in verstärktem Masse Viehkäufe ab öffent-                         komponente enthalten und umgekehrt. Zur
lichen Märkten mit Importrechten honoriert.                       Aufrechterhaltung von Produktionsmöglich-
10% der Zollkontingentsanteile für Fleisch                        keiten – und damit Arbeitsplätzen – im länd-
von Rindvieh und Schafen werden aufgrund                          lichen Raum werden gewisse agrarpolitische
der Zahl der ab überwachten Viehmärkten er-                       Instrumente, abgestimmt auf die regionalpo-
steigerten Tiere zugeteilt. Dieses Zugeständnis                   litischen Ziele, weiterentwickelt. Neu werden
ans Berggebiet hat wesentlich zur Akzeptanz                       im Berggebiet auch gemeinschaftliche Bauten
der Versteigerung beigetragen.                                    mit Beiträgen unterstützt, die zur Vermark-
    Produzenten- und Branchenorganisationen                       tung von in der Region erzeugten Produkten
können auf nationaler oder regionaler Ebene                       selbst erstellt werden. Ebenso werden pau-
Richtpreise bestimmen, auf die sich die Liefe-                    schale Beiträge an die periodische Wiederin-
ranten und Abnehmer geeinigt haben. Ein ein-                      standstellung von Bodenverbesserungen aus-
zelnes Unternehmen darf jedoch nicht zur Ein-                     gerichtet.

7 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

     Grafik 2                                                                                                                                   (5) Festigung des Vertrauens der Konsumen-
     Etappen des Ausstiegs aus der Milchkontingentierung                                                                                    tinnen und Konsumenten in die Nahrungs-
                                                                                                                                            mittel durch eine weitere Förderung der Qua-
                                                                                                                                            lität und Sicherheit sowie bessere Ausschöpfung
        Agrarpolitik 2007                                                                        Kontingentierung aufgehoben
                                                                                                                                            des Potenzials bestehender agrarökologischer
        Autonome Festlegung der Mengen (Art. 31 Abs. 2 LwG)                                                                                 Instrumente für eine nachhaltige Nutzung der
                                                                                                                                            natürlichen Ressourcen: Das Risikomanage-
        • Branchenorganisationen
                                                                                                 Art. 36b LwG                               ment wird zu einem zentralen Element für die
                                                                                                 – Vertragspflicht                          Agrarwirtschaft. Wie die jüngsten Erfahrun-
                                                                                                 – Angebotsbündelung
        Vollzug Bund                                                                                                                        gen gezeigt haben, ist die Nahrungsmittel-
                                                                                                 – Unterstützung
                                                                                                 – Sanktionierung
                                                                                                                                            sicherheit als Prozessüberwachung zu verste-
                                                   Art. 36a Abs. 2 LwG                                                                      hen, die beim Einsatz der Produktionsmittel
                                                                                           • Branchenorganisationen
                                                   Organisationen mit eigenem              • Produzentengemeinschaften                      auf dem Landwirtschaftsbetrieb beginnt und
                                                   Mengenmanagement                        • Regionale Milchverwerter
                                                   • Branchenorganisationen                                                                 als Nahrungsmittel im Laden endet. Eine
                                                   • Produzentenorganisationen mit                                                          aktive Gesundheitspolitik sowie eine transpa-
                                                   • bedeutendem regionalem Milchverwerter
                                                                                                                                            rente und umfassende Information der Bevöl-
                                                   Vollzug privat                                                                           kerung sind wesentliche Elemente zur Ver-
      1.5.2004                                   1.5.2006                                    1.5.2009                        1.5.2012       trauensbildung.
                                                                                                        Quelle: BLW / Die Volkswirtschaft       Die Nahrungsmittelsicherheit wird durch
                                                                                                                                            die gesetzliche Verankerung der Produkte-
                                                                                                                                            sicherheit als Grundsatz im 2. und 7. Titel des
                                                                       Um zusätzliche Einkommensmöglichkei-                                 Landwirtschaftsgesetzes sowie durch die An-
                                                                    ten zu schaffen, kann auch die Diversifizierung                         passungen im Bereich der Produktionsmittel
                                                                    der Tätigkeiten im landwirtschaftlichen und                             (Vorsorgemassnahmen, Herstellungs- und
                                                                    landwirtschaftsnahen Bereich mit Investi-                               Verwendungsvorschriften), die Einsetzung
                                                                    tionskrediten gefördert werden. Als Starthilfe                          einer Zentralstelle für die Ermittlung von Zu-
                                                                    wird der Aufbau von bäuerlichen Selbsthilfe-                            widerhandlungen sowie die Ergänzungen im
                                                                    organisationen im Bereich der marktgerech-                              Tierseuchengesetz 1 (vgl. Teil IV der Botschaft)
                                                                    ten Produktion und der Betriebsführung un-                              unterstützt. In diesem Kontext sind die zu-
                                                                    terstützt. Das Parlament hat zusätzlich zu den                          ständigen Behörden bestrebt, den Vollzug der
                                                                    Vorschlägen des Bundesrates auch Investi-                               Massnahmen über die verschiedenen Bundes-
                                                                    tionskredite für Projekte zur regionalen Ent-                           gesetze hinweg zu optimieren und die Kom-
                                                                    wicklung und zur Förderung von einheimi-                                munikation zu verstärken.
                                                                    schen und regionalen Produkten,an denen die                                 Vorsorgliche Massnahmen können be-
                                                                    Landwirtschaft vorwiegend beteiligt ist, im                             schlossen werden, wenn eine hohe Wahr-
                                                                    Gesetz verankert.                                                       scheinlichkeit besteht, dass die Gesundheit
                                                                                                                                            von Mensch, Tier und Pflanzen oder die Um-
                                                                       (4) Sozialverträglicher Strukturanpassungs-                          welt gefährdet ist. Sie sind zu befristen und
                                                                    prozess durch spezifische Begleitmassnahmen:                            dürfen nur angeordnet werden, wenn die Risi-
                                                                    Damit der Strukturanpassungsprozess sozial-                             kohypothesen wissenschaftlich plausibel sind.
                                                                    verträglich abläuft, werden Begleitmassnah-                                 Mit der Agrarpolitik 2007 wird die Mög-
                                                                    men bereitgestellt.Die Palette an notwendigen                           lichkeit, vorsorgliche Massnahmen zu ergrei-
                                                                    sozialen Massnahmen ist vom Ausmass und                                 fen, im Gesetz klar festgelegt. Auf nationaler
                                                                    Tempo des Anpassungsprozesses und von den                               und internationaler Ebene galt bisher das Vor-
                                                                    Marktentwicklungen abhängig. Zusätzlich zur                             sorgeprinzip vor allem auf dem Gebiet des
                                                                    bisherigen Betriebshilfe für unverschuldet in                           Umweltschutzes. Im Zuge der BSE-Problema-
                                                                    Not geratene Bewirtschafter werden die neuen                            tik (Rinderwahnsinn) wurde die Befolgung
                                                                    Umschuldungsmöglichkeiten und die Um-                                   dieses Grundsatzes von den Konsumenten –
                                                                    schulungsbeihilfen für ausstiegswillige Bäue-                           dies auch im Zusammenhang mit der Produk-
                                                                    rinnen und Bauern sowie eine Anpassung der                              tion von Nahrungs- und Produktionsmitteln
                                                                    Liquidationsgewinnbesteuerung den Verän-                                – immer häufiger gefordert.                    
                                                                    derungsprozess sozial flankieren. Letztere ist
                                                                    nicht direkt Gegenstand der Agrarpolitik
                                                                    2007. Geplant ist diese zusätzliche Erleichte-
                                                                    rung des Ausstiegs aus der Landwirtschaft im
                                                                    Rahmen der Unternehmenssteuerreform. Im
                                                                    Nationalrat hat eine Mehrheit die Einführung
                                                                    einer zusätzlichen Betriebsaufgabeerleichte-
                                                                    rung favorisiert. Angesichts der begrenzten
                                                                    finanziellen Mittel war dieses zusätzliche Ins-
                                                                    trument im Differenzbereinigungsverfahren
     1 Tierseuchengesetz vom 1. Juli 1966 (TSG); SR 916.40.         nicht konsensfähig.

                                                                    8 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

     Agrarpolitik 2007: Grundzüge der Ausführungsbestimmungen
     Unmittelbar nach Abschluss der
     parlamentarischen Beratungen
     zur Agrarpolitik 2007 hat das
     Eidgenössische Volkswirtschafts-
     departement (EVD) am 25. Juni                                                                         politik 2007 will mit dieser wesentlichen Neu-
                                        Kernelemente des
                                                                                                           erung die Wettbewerbsfähigkeit und die fle-
     2003 bei den Kantonen, den         Verordnungspaketes 2007
                                                                                                           xible Anpassung der Milchproduktion an den
     politischen Parteien und den          Voraussetzung für den einheitlichen Voll-                       Markt fördern. Dies ist im Hinblick auf die
                                        zug sind präzise Begriffe und Definitionen.                        Marktöffnung zur Europäischen Union im
     interessierten Organisationen
                                        Im Landwirtschaftsgesetz und im bäuerlichen                        Zusammenhang mit dem bilateralen Agrar-
     die Vernehmlassung zum Verord-     Bodenrecht erfolgt dazu eine Harmonisie-                           abkommen von grosser Bedeutung.
                                        rung zum Begriff der Standardarbeitskraft                              Gemäss Artikel 31, Absatz 2 des Landwirt-
     nungspaket 2007 eröffnet. Es
                                        SAK. In der landwirtschaftlichen Begriffs-                         schaftsgesetzes (LwG) können einzelne Bran-
     enthält neue und geänderte         verordnung werden unter anderem das Ver-                           chenorganisationen eine Anpassung ihrer
                                        fahren für die Anerkennung von Betrieben                           Milchmenge beim Bundesrat beantragen. In
     Ausführungsbestimmungen in
                                        und die Zusammenarbeitsformen geregelt. In                         der Milchkontingentierungsverordnung wird
     38 Verordnungen des Landwirt-      dieser Verordnung werden auch die Faktoren                         neu festgehalten, welche Schritte dazu un-
                                        zur Ermittlung des Bedarfs eines Betriebes                         ternommen werden müssen. Aufgrund der
     schaftsgesetzes und in zwei
                                        an standardisierten Arbeitskräften angepasst,                      neuen Übergangsbestimmungen (LwG,Arti-
     Verordnungen zum Tierseuchen-      damit diese einheitlich berechnet werden.                          kel 187b,Absatz 7) hat der Bundesrat bis 2006
                                           Das EVD beabsichtigt mit dem Verord-                            Vorschläge zur Ausgestaltung der Milch-
     gesetz. Die Frist der Vernehm-
                                        nungspaket 2007 unter anderem zu den fol-                          marktordnung nach der Aufhebung der
     lassung ist auf den 5. September   genden sechs Themen neue Regelungen ein-                           staatlichen Mengenbeschränkung auszuar-
                                        zuführen bzw. bestehende aufzuheben:                               beiten. Weil bereits ab 2006 ein vorzeitiger
     2003 festgesetzt. Dies ermög-
                                        – Anpassungen der Milchmarktordnung;                               Ausstieg für Organisationen mit einem eige-
     licht dem Bundesrat, die Ver-      – schrittweise Einführung der Versteigerung                        nen Milchmengenmanagement auf freiwil-
                                           für Fleischimportkontingente;                                   liger Basis gemäss Artikel 36a, Absatz 2 mög-
     ordnungen soweit vorgesehen
                                        – Erweiterung der Investitionshilfen (perio-                       lich ist, hat sich das EVD bereit erklärt, bereits
     gleichzeitig mit den Gesetzes-        dische Wiederinstandstellung, Erweite-                          im Jahr 2005 einen Bericht zu den noch offe-
                                           rung der Investitionskredite);                                  nen Umsetzungsfragen des Systemwechsels zu
     änderungen auf den 1. Januar
                                        – Umschulungsbeihilfe als neue Sozialmass-                         erstellen. Im Weiteren wird die Kontingents-
     2004 in Kraft zu setzen.              nahme;                                                          abrechnung für die Sömmerungsbetriebe ge-
                                        – Direktzahlungsbestimmungen;                                      lockert. Ab 1. Mai 2004 beträgt die Über-
                                        – Umstellungsbeiträge für Spezialkulturen.                         lieferungsabgabe für Alpbetriebe nur noch
                                                                                                           10 Rappen anstelle von bisher 60 Rappen.
                                           Hinzu kommen verschiedene weitere Än-                           Im Gegenzug muss der Transfer von Milch-
                                        derungsvorschläge (vgl. www.blw.admin.ch).                         kontingenten vom Alp- in den Heimbetrieb
                                                                                                           unterbunden werden.
                                        Erste Anpassungen
                                        der Milchmarktordnung                                              Schrittweise Einführung der Versteige-
                                                                                                           rung der Zollkontingente beim Fleisch
                                           Das Parlament hat die Aufhebung der
                                        öffentlich-rechtlichen Milchkontingentierung                          Die Verteilung der Importkontingente wird
                                        auf den 1. Mai 2009 beschlossen. Die Agrar-                        gemäss dem neuen Artikel 48 LwG über eine
                                                                                                           Totalrevision der Schlachtviehverordnung
                                                                                                           (SV) neu geregelt. Mit einem WTO-konfor-
                                                                                                           men Verteilsystem werden transparente und
                                                                                                           konkurrenzfähige Strukturen auf der Verar-
                                                                                                           beitungs- und Grosshandelsstufe gefördert.
                                                                                                           Gestützt auf Artikel 187b LwG wird die Ver-
                                                                                                           steigerung der Zollkontingente für Schlacht-
                                        Gustav Munz                        Thomas Meier                    vieh und Fleisch etappenweise eingeführt. Für
                                        Wissenschaftlicher Mit-            Wissenschaftlicher Mit-         die Kontingentsperiode 2004 bleibt der bishe-
                                        arbeiter, Projektleitung           arbeiter, Projektleitung
                                        Verordnungspaket 2007,             Verordnungspaket 2007,
                                                                                                           rige Verteilmechanismus für alle Fleisch- und
                                        Direktionsstab, Bundes-            Direktionsstab, Bundes-         Fleischwarenkategorien in Kraft. Für die Jahre
                                        amt für Landwirtschaft             amt für Landwirtschaft          2005 und 2006 wird das Bundesamt für Land-
                                        (BLW), Bern                        (BLW), Bern                     wirtschaft (BLW) die Zollkontingentsanteile

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Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik
Monatsthema

sowohl nach Massgabe von Inlandleistungen                            werden müssen. Die Beiträge werden – wo
wie auch durch Versteigerung zuteilen. Der                           möglich – als Pauschalen festgelegt, basie-
versteigerte Anteil wächst dabei von einem                           rend auf beitragsberechtigten Kosten pro
Drittel im Jahr 2005 auf zwei Drittel im Jahr                        Einheit, zum Beispiel pro Weglänge. Sie
2006. Ab 2007 werden alle Importkontingente                          können neu auch auf der Grundlage einer
versteigert, mit Ausnahme von 10% der Zoll-                          Leistungsvereinbarung mit dem Kanton
kontingentsanteile für Rind- und Schaffleisch.                       gewährt werden. Mit dieser neuen Unter-
Diese werden an Käufer von ab öffentlichen                           stützung kann die vor allem im Berggebiet
Viehmärkten ersteigerten Tieren zugeteilt.                           oft sehr hohe Belastung für die längerfris-
Diese Zuteilung gilt ab 2005; sie ist mit der                        tige Erhaltung lebensnotwendiger Infra-
Pflicht verbunden, die öffentlichen Vieh-                            strukturen reduziert werden. Solche Arbei-
märkte in Überschusssituationen vollständig                          ten werden in aller Regel in der Region
abzuräumen.                                                          selbst beschäftigungswirksam.
    Für die Infrastruktur der öffentlichen                         – Für die Unterstützung gemeinschaftlicher
Viehmärkte im Berggebiet kann der Bund                               Bauten zur Vermarktung, von Bauten und
neu Beiträge ausrichten. Sie dienen zur Mit-                         Einrichtungen zur Diversifizierung im
finanzierung der Anschaffung und Instal-                             landwirtschaftlichen und landwirtschafts-
lation von Geräten und Ausrüstungen auf                              nahen Bereich und für die Starthilfe für
Marktplätzen. Die Massnahme wird durch                               bäuerliche Selbsthilfeorganisationen wer-
die Kantone vollzogen; sie tritt auf den 1. Ja-                      den Vorschläge unterbreitet zur Verbesse-
nuar 2007 in Kraft.                                                  rung der Wertschöpfung und des Einkom-
                                                                     mens in der Landwirtschaft. Die Mass-
                                                                     nahmen leisten einen wesentlichen Beitrag
Erweiterung der Investitionshilfe
                                                                     zur Förderung des ländlichen Raumes.
   Mit der Agrarpolitik 2007 wird zur Verbes-
serung der landwirtschaftlichen Einkommen
                                                                   Umschulungsbeihilfe
und zur Förderung des ländlichen Raumes die
                                                                   als neue Sozialmassnahme
Unterstützung im Bereich der Strukturver-
besserung erweitert, und es werden neue In-                            Die Umschulungsbeihilfe ist eine spezi-
vestitionshilfen gewährt. Die entsprechen-                         fische Sozialmassnahme für die Landwirt-
den Ausführungsbestimmungen sollen in die                          schaft, die zur Abfederung des etwas schnelle-
Strukturverbesserungsverordnung (SVV) auf-                         ren Strukturwandels neu eingeführt wird. Sie
genommen werden:                                                   soll dazu beitragen, dass ausstiegswillige Be-
– Für die Unterstützung einzelbetrieblicher                        triebsleiterinnen und Betriebsleiter oder ih-
   Massnahmen ist neu anstelle des ma-                             re Ehepartner eine ausserlandwirtschaftliche
   ximalen Einkommens der minimale Ar-                             Tätigkeit aufnehmen können. Diese Beiträge
   beitsbedarf (Standardarbeitskraft SAK) als                      können nur einmal bezogen werden. Voraus-
   Eintretenskriterium massgebend. Für wirt-                       setzung dazu ist die Aufgabe der eigenen land-
   schaftlich gefährdete Gebiete wird dieser                       wirtschaftlichen Existenz bis spätestens zwei
   Bedarf etwas tiefer angesetzt. Das Bundes-                      Jahre nach Abschluss der Umschulung. Die
   amt bestimmt die Kriterien für die An-                          Umschulungsbeihilfen werden aus Landwirt-
   wendung dieser Ausnahme und genehmigt                           schaftskrediten finanziert, was gegenüber den
   die von den Kantonen festgelegten Ge-                           Bedingungen im Berufsbildungsgesetz zu-
   biete. Damit muss die Unterstützung einer                       sätzliche Auflagen rechtfertigt.
   einzelbetrieblichen Strukturverbesserung                            Die Verordnung über soziale Begleitmass-
   nicht mehr aufgrund eines zu hohen Ein-                         nahmen (SBMV) ersetzt die Betriebshilfever-
   kommens des ausserhalb der Landwirt-                            ordnung (BHV). Die SBMV ist so aufgebaut,
   schaft tätigen Partners abgelehnt werden.                       dass sie autonom ist, das heisst keine Verweise
   Ausserdem werden die Vermögensgrenzen                           auf Artikel in der Strukturverbesserungsver-
   angehoben, um sie an die höheren Ertrags-                       ordnung mehr enthält. Es gelten folgende Re-
   werte grösserer Betriebe und die Bauteue-                       gelungen:
   rung anzupassen.                                                – Neu wird grundsätzlich unterschieden
– Die periodische Wiederinstandstellung von                            zwischen der klassischen Betriebshilfe (bei
   Erschliessungsanlagen, von Anlagen zur                              unverschuldeter finanzieller Bedrängnis)
   Verbesserung des Wasserhaushaltes des                               und den Umschuldungsfällen (Ablösung
   Bodens und von Wasserversorgungen im                                verzinslicher Darlehen).
   Berg- und Hügelgebiet sowie im Sömme-                           – Die Eintretenskriterien für berechtigte
   rungsgebiet wird neu unterstützt. Unter                             Bewirtschafter oder Bewirtschafterinnen
   «periodischer Wiederinstandstellung» wer-                           werden neu definiert, wobei anstelle des
   den umfangreichere Sanierungsmassnah-                               Einkommens wie bei der Investitionshilfe
   men bezeichnet, welche planmässig in Ab-                            das standardisierte Arbeitsaufkommen
   ständen von mehreren Jahren ausgeführt                              massgebend ist. Ausserdem werden die

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Monatsthema

                                                                                                                                                              Bild: BLW
     Im Rahmen der Agrarpolitik 2007 sind einer-
     seits Beiträge für die Umstellung von Obst-
     anlagen und andererseits für die Anpflanzung
     innovativer Obst- und Gemüsekulturen zur
                                                      Vermögensgrenzen zur Anpassung an die                               Die wesentlichen Änderungen betreffen
     Erreichung eines vermarktungsfähigen Volu-       höheren Ertragswerte grösserer Betriebe                          die folgenden Massnahmen:
     mens vorgesehen.                                 und an die Teuerung angehoben.                                   – Das Parlament hat beschlossen, für neue
                                                    – Die SBMV enthält die Ausführungsbes-                                Bezüger von Direktzahlungen eine bäuerli-
                                                      timmungen für die neuen Umschulungs-                                che Ausbildung zu verlangen. Die Anforde-
                                                      beihilfen. Diese umfassen Beiträge an die                           rung ist – analog zu den Strukturverbesse-
                                                      Umschulungskosten und Lebenskosten-                                 rungsmassnahmen – grundsätzlich erfüllt,
                                                      beiträge. Sie werden gewährt, sofern für die                        wenn die Bewirtschafterin oder der Be-
                                                      Bewirtschaftung des Betriebes bisher min-                           wirtschafter über eine abgeschlossene
                                                      destens 0,75 SAK notwendig waren und die                            berufliche Grundbildung nach Artikel 38
                                                      Umschulung vor Vollendung des 52. Al-                               des Berufsbildungsgesetzes als Landwirt/
                                                      tersjahres beginnt. An die Umschulungs-                             Landwirtin oder eine gleichwertige Ausbil-
                                                      kosten werden 50%, im Maximum aber                                  dung verfügt. Eine nachgewiesene dreijäh-
                                                      6000 Franken pro Jahr gewährt. Die                                  rige, erfolgreiche Betriebsführung wird als
                                                      Lebenskostenbeiträge betragen maximal                               gleichwertig betrachtet.Für Betriebe in Ge-
                                                      4000 Franken pro Monat. Ihre effektive                              bieten der Hügel- und der Bergzone, in
                                                      Höhe wird durch das Bundesamt für Land-                             denen die Bewirtschaftung oder eine ge-
                                                      wirtschaft festgelegt. Die Unterstützung                            nügende Besiedlungsdichte gefährdet ist,
                                                      einer Umschulung dauert höchstens drei                              wird eine andere abgeschlossene Berufs-
                                                      Jahre.                                                              lehre der landwirtschaftlichen Grundbil-
                                                                                                                          dung gleichgestellt.
                                                                                                                       – Die Eidgenössischen Räte haben der Auf-
                                                    Anpassungen der
                                                                                                                          hebung der Beitragsabstufungen nach Flä-
                                                    Direktzahlungsbestimmungen
                                                                                                                          che und Tierbestand zugestimmt. Die in
                                                       Die Änderungen der Direktzahlungsver-                              der Folge zusätzlich benötigten finanziel-
                                                    ordnung (DZV) ergeben sich nicht nur aus der                          len Mittel von rund 29 Mio. Franken sind
                                                    Teilrevision des Landwirtschaftsgesetzes.Wei-                         im Finanzplan enthalten.
                                                    tere Anpassungen sind durch die Weiterent-                         – Die vom Bundesrat vorgeschlagene Ab-
                                                    wicklung einzelner Massnahmen entstanden                              schaffung der Einkommens- und Ver-
                                                    oder aufgrund der Erfahrungen im Vollzug                              mögenslimite wurde vom Parlament ab-
                                                    notwendig geworden.                                                   gelehnt. Dem in der parlamentarischen

                                                    12 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Monatsthema

    Debatte mehrfach geäusserten Anliegen,                         Gemüseproduktion an die Erfordernisse des
    den Beitrag der Ehefrau zum landwirt-                          Marktes unterstützt werden. Einerseits sind
    schaftlichen Einkommen oder zum Fami-                          Beiträge für die Umstellung von Obstanlagen
    lieneinkommen in Abzug zu bringen, wird                        und andererseits für die Anpflanzung inno-
    neu auch im Gesetz Rechnung getragen.                          vativer Obst- und Gemüsekulturen zur Errei-
    Nach der geltenden DZV wird der Grenz-                         chung eines vermarktungsfähigen Volumens
    wert beim steuerbaren Einkommen für                            vorgesehen. Die Unterstützung der Anpas-
    verheiratete Bewirtschafter oder Bewirt-                       sung der Kirschen- und Tafelzwetschgen-
    schafterinnen um 30 000 Franken sowie                          produktion bedingt, dass die entsprechen-
    beim steuerbaren Vermögen um 200 000                           den Marktentlastungsmassnahmen aufge-
    Franken erhöht. Wegen der teilweise tiefe-                     hoben werden. Die Abschaffung dieser Mass-
    ren SAK-Faktoren in der landwirtschaft-                        nahmen, sofern es sich nicht um Export-
    lichen Begriffsverordnung besteht ein ge-                      subventionen handelt, ist per 1. Januar 2006
    ringerer Bedarf an Standardarbeitskräften                      vorgesehen.
    für die meisten Betriebe. Die bisherige un-
    tere Grenze soll bei den Direktzahlungen in
                                                                   Finanzielle Rahmenbedingungen
    ihrer heutigen Wirkung grundsätzlich un-
    verändert weitergeführt werden. Deshalb                            Die im Verordnungspaket eingeführten
    wird der Mindest-Arbeitszeitbedarf von                         Beitragsansätze basieren auf den vom Parla-
    0,3 SAK auf 0.25 reduziert. Ohne diese An-                     ment in der Sommersession 2003 beschlosse-
    passung würden rund 2300 Kleinbetriebe                         nen Zahlungsrahmen für die Landwirtschaft.
    keine Direktzahlungen mehr erhalten.                           Unterdessen hat der Bundesrat am 2. Juli 2003
                                                                   ein Entlastungsprogramm 2003 als Botschaft
                                                                   an das Parlament verabschiedet. Demnach
Umstellungsbeiträge
                                                                   hätte die Landwirtschaft innerhalb der be-
für Spezialkulturen
                                                                   schlossenen Zahlungsrahmen für die Periode
   Für die Weinwirtschaft wird in der Wein-                        2004–2007 eine Kürzung der Mittel um total
verordnung eine 3-Punkte-Strategie festge-                         470 Mio. Franken in Kauf zu nehmen. Eine
legt:                                                              Konsequenz daraus ist unter anderem die
– Die wichtigste Änderung im Rebbau sind                           Kürzung der Mittel bei den Investitionshilfen
   die Umstellungsmassnahmen. Es wird ge-                          und den Sozialmassnahmen, was auch spür-
   schätzt, dass angesichts der heutigen Markt-                    bare Auswirkungen auf das Berggebiet haben
   verhältnisse die mit Chasselas und Müller-                      wird. Gewisse Betriebe werden Schwierig-
   Thurgau bestockten Flächen um 500 bis                           keiten haben, die nötigen Investitionen zu
   1000 Hektaren zu gross sind. Daher drängt                       tätigen. Der Strukturwandel wird dadurch zu-
   sich eine Umstellung dieser Flächen auf                         sätzlich beschleunigt, auch durch die Aus-
   weisse Spezialitäten und rote Rebsorten                         wirkungen der Sparmassnahmen hinsichtlich
   auf. Ein Umstellungsbeitrag pro Flächen-                        frühzeitigen Abbaus der Marktstützung bei
   einheit soll es den Weinproduzenten und                         der Milch und generell durch die Reduktion
   -produzentinnen ermöglichen, sich rascher                       bei den Direktzahlungen.                    
   an die veränderten Marktverhältnisse an-
   zupassen und im harten internationalen
   Wettbewerb ihre Marktanteile zu behaup-
   ten. Mit einem vorgesehenen Beitrag von
   sechs Mio. Franken pro Jahr können ab
   2004 alljährlich rund 200 Hektaren Reben
   erneuert werden.
– Ausserdem wird vorgeschlagen, die Wein-
   bezeichnungen der Kategorie 1 zu verein-
   fachen. Statt Weine mit Ursprungsbezeich-
   nung und mit kontrollierter Ursprungs-
   bezeichnung zu unterscheiden, wird nur
   der letztere Begriff beibehalten. Auf inter-
   nationaler Ebene werden die beiden Be-
   zeichnungen oft als Synonyme betrachtet.
– Es wird vorgeschlagen, eine Kategorie
   «Landwein» mit einer kantonalen Ortsbe-
   zeichnung einzuführen.

   Im Obstbereich können neu gemeinschaft-
liche Massnahmen von Produzentinnen und
Produzenten zur Anpassung der Früchte- und

13 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Monatsthema

Agrarreform – grosse Herausforderungen für die Landwirtschaft
Damit die Landwirtschaft ihren
Verfassungsauftrag erfüllen
kann, darf nicht grenzenlose
Liberalisierung die oberste
Maxime sein. Vielmehr braucht                                                                             rungssysteme lanciert und sind auf breiter
                                   Auswirkungen
                                                                                                          Front in die Labelproduktion eingestiegen.
es Rahmenbedingungen, welche       der bisherigen Reformetappen
                                                                                                      –   Spezialisierung in den einzelnen Produk-
die Erfüllung des multifunk-           Mit der Agrarreform durchlief die Land-                            tionsbereichen – z.B. Tierhaltung, Obst-,
                                   wirtschaft in den letzten zehn Jahren einen                            Gemüse- und Weinbau – tragen zu einem
tionalen Auftrags ermöglichen.
                                   Prozess, wie sie ihn kaum je zuvor durchge-                            hohen Qualitätsniveau bei.
Während in den letzten 50 Jahren   macht hat. Wohl kein anderer Wirtschafts-                          –   Ausnützung von Erwerbskombinationen,
                                   zweig hatte in dieser Zeit derart gravierende                          überbetriebliche Zusammenarbeit – z.B.
ein enormer Mechanisierungs-
                                   Umwälzungen zu bewältigen. Der massive                                 Produktionsgemeinschaften – und die Ver-
und Technologisierungsprozess      Abbau der Produktestützungen und das Weg-                              grösserung der Betriebe, wo sich Gelegen-
                                   fallen der Abnahmegarantien hatte Auswir-                              heiten dazu bieten, tragen dazu bei, Ein-
stattgefunden hat, gilt es, in
                                   kungen. Die Schweizer Bauern geben ihre Er-                            kommenseinbussen aufzufangen.
Zukunft mit einer Qualitäts-       zeugnisse heute gesamthaft um über 2 Mrd.                          –   Mit dem Nutzen von Marktnischen und
                                   Franken günstiger als zu Beginn der Neunzi-                            der Produktion von Spezialitäten werden
strategie möglichst hohe Anteile
                                   gerjahre ab (vgl. Grafik 1). Das Einkommen                             neue Einkommensquellen erschlossen.
am Inlandmarkt zu halten und       der Bauern wird ergänzt mit Direktzahlun-                          –   In enger Zusammenarbeit mit Verarbei-
                                   gen für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen                          tungs- und Vermarktungsunternehmen
Spezialitäten im Hochpreisseg-
                                   und den ökologischen Leistungsauftrag. Die                             übernehmen die Bauern Verantwortung
ment auf dem internationalen       Preissenkungen werden nur teilweise durch                              für den Absatz ihrer Produkte. Mit einer
                                   Direktzahlungen aufgefangen. Die damit ver-                            breit angelegten Basiskommunikations-
Markt zu verkaufen. Die hohen
                                   bundene Einkommenssituation hat zur Folge,                             Kampagne («Gut, gibts die Schweizer
schweizerischen Produktions-       dass sich die Betriebsstrukturen – und damit                           Bauern») machen sie auf ihre Leistungen
                                   auch das Erscheinungsbild der Landwirt-                                aufmerksam.
kosten, für welche auch Kosten
                                   schaft – verändern.                                                –   Mit Direktvermarktung und Anlässen auf
treibende Auflagen verantwort-         Es ist erstaunlich und verdient grosse Aner-                       ihren Höfen stärken sie die direkte Bezie-
                                   kennung, wie offensiv der überwältigende Teil                          hung zu den Konsumenten und zur Bevöl-
lich sind, müssen weiter gesenkt
                                   der Bauernfamilien auf die Herausforderun-                             kerung.
werden. Einkommenseinbussen        gen reagiert. Landesweit werden grosse An-                         –   Die Bauern reagieren heute schnell auf
                                   strengungen unternommen, um günstiger zu                               Marktbedürfnisse.
können durch den Verkauf von
                                   produzieren und besser zu verkaufen und dies
Produkten mit höherer Wert-        bei gleichzeitiger Verbesserung der Ökologie.
                                                                                                      Bilanz der ersten Reformetappen
                                   Dazu einige Beispiele:
schöpfung, Nebenerwerb, Inno-
                                   – Umweltschonende Produktion ist heute                                Es ist schwierig, bereits heute eine gültige
vationen oder andere Mass-             die Regel. Eine Grundbedingung für den                         und umfassende Bilanz aus den ersten Re-
                                       Erhalt von Direktzahlungen ist das Erfül-                      formjahren zu ziehen. Immerhin sind die fol-
nahmen aufgefangen werden.
                                       len eines ökologischen Leistungsnachwei-                       genden Punkte herauszuheben (vgl.Tabelle 1):
                                       ses, der weltweit einzigartig ist.                                Die Landwirtschaft hat grosse Anstrengun-
                                   – Die Schweizer Bauern haben der Nah-                              gen zur Verbesserung der Qualität der Pro-
                                       rungsmittelsicherheit einen enormen Stel-                      dukte sowie in den Bereichen Ökologie und
                                       lenwert eingeräumt. Als Erste haben sie auf                    Tierschutz geleistet. Die allgemeine wirtschaft-
                                       den Einsatz von Tiermehl bei Wiederkäu-                        liche Situation der Landwirtschaft ist aber
                                       ern verzichtet. Sie haben Qualitätssiche-                      nach wie vor gedrückt. Sicher gibt es Betriebe,
                                                                                                      die mit den neuen Bedingungen zurechtkom-
                                                                                                      men und auch eine vergleichbare Entwick-
                                                                                                      lung aufweisen wie Vergleichskategorien. Da-
                                                                                                      gegen darf nicht ausgeblendet werden, dass
                                                                                                      gemäss der zentralen Auswertung der Buch-
                                                                                                      haltungen der Eidgenössischen Forschungs-
                                                                                                      anstalt Tänikon (FAT) drei Viertel aller Land-
                                   Urs Schneider                                                      wirtschaftsbetriebe die Vergleichseinkommen
                                   Stv. Direktor des                                                  nicht erreichen, und dass der Arbeitsverdienst
                                   Schweizerischen Bauern-
                                   verbandes (SBV), Brugg
                                                                                                      der Bauernfamilien im Durchschnitt weniger
                                                                                                      als 60% des Vergleichseinkommens beträgt.

                                   15 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
Monatsthema

                                                                                                                                     Der Durchschnitt der Betriebe liegt bedenk-
                                                                                                                                     lich tief. Zahlreich sind sodann jene Betriebe,
                                                                                                                                     welche im Gefolge der Agrarreform in existen-
                                                                                                                                     zielle Schwierigkeiten geraten sind. Die physi-
                                                                                                                                     sche und psychische Belastung ist in vielen
                                                                                                                                     Betrieben zu einem echten Problem geworden.
        Grafik 1
                                                                                                                                     Es ist wichtig, diese Kehrseite der Medaille
        Produzentenpreisindex landwirtschaftlicher Produkte, 1993–2000                                                               nicht einfach auszublenden. Auch und gerade
                                                                                                                                     hier braucht es für die Zukunft Lösungen, ins-
            Milch                       Fleischschweine               Schlachtrinder                    Eier                         besondere im sozialen Bereich.
            Brotgetreide                Futtergetreide                Kartoffeln                        Gemüse

            Obst                        Weintrauben                   Landwirtschaftliche Produkte                                   Reform geht weiter
        Mai 1993 = 100
                                                                                                                                         Mit der Agrarpolitik 2007 (AP 2007), die
  120
                                                                                                                                     das Parlament im Sommer 2003 verabschiedet
                                                                                                                                     hat, wird eine weitere Reformetappe eingelei-
                                                                                                                                     tet. Die AP 2007 sieht vor, den eingeschla-
  110
                                                                                                                                     genen Weg weiterzuverfolgen und die agrar-
                                                                                                                                     politischen Massnahmen auf die Ziele und die
                                                                                                                                     veränderten Rahmenbedingungen hin zu op-
  100
                                                                                                                                     timieren. Abgestimmt auf die zukünftigen
                                                                                                                                     Herausforderungen sollen nach den Vorstel-
                                                                                                                                     lungen des Bundesrates Anpassungen des Ins-
   90                                                                                                                                trumentariums in fünf Handlungsachsen er-
                                                                                                                                     folgen:
                                                                                                                                     1. Sicherung der Marktanteile unter härte-
   80                                                                                                                                    ren Konkurrenzverhältnissen, insbesonde-
                                                                                                                                         re durch eine weitere Flexibilisierung des
                                                                                                                                         Milchmarktes;
   70
                                                                                                                                     2. Stärkung der unternehmerischen Leitungs-
                                                                                                                                         fähigkeit durch eine Erweiterung des Hand-
                                                                                                                                         lungsspielraums;
                                                                                                                                     3. Erhaltung von Arbeitsplätzen im länd-
   60
                    1993         1995                 1997              1998                 1999                   2000
                                                                                                                                         lichen Raum durch eine optimierte Ab-
                                                                                                                                         stimmung der agrarpolitischen Instru-
                                                                                                 Quelle: SBV / Die Volkswirtschaft
                                                                                                                                         mente auf regionalpolitische Ziele;
        Tabelle 1
                                                                                                                                     4. Sozialverträglicher Strukturanpassungs-
                                                                                                                                         prozess durch spezifische Begleitmassnah-
        Kennzahlen zur Landwirtschaft, 1989 und 2001
                                                                                                                                         men;
                                                                                        1989                              2001       5. Festigung des Vertrauens der Konsumen-
         Anzahl Landwirtschaftsbetriebe total                                          95000                             68800           tinnen und Konsumenten in die Nah-
           – Vollerwerbsbetriebe                                                       64000                             48800           rungsmittel durch eine weitere Förderung
           – Nebenerwerbsbetriebe                                                      31000                             20000
                                                                                                                                         der Qualität und Sicherheit sowie bessere
         Durchschnittsgrösse aller Betriebe                                            11,2 ha                         15,6 ha
                                                                                                                                         Ausschöpfung des Potenzials bestehender
         Anteil Betriebe mit integrierter Produktion                                                                 Standard
                                                                                                                                         agrarökologischer Instrumente für eine
         Einsatz von Handelsdünger, Stickstoff, 1000 t                                     76                                64          nachhaltige Nutzung der natürlichen Res-
         Einsatz von Handelsdünger, Phosphor, 1000 t                                       46                                21          sourcen.
         Anteil Betriebe mit biologischem Anbau                                           1%                                9%
         Anzahl Betriebe mit Mutterkuhhaltung                                            1100                              4602
                                                                                                                                     Wettbewerbsfähigkeit
         Milchleistung, kg je Kuh und Jahr                                               4900                              5540
                                                                                                                                     auf allen Stufen verbessern
         Milchpreis, Rp. je kg und Produzent                                              102                              77
                                                                                                               (2003: ca. 72)           Eine gewisse Extensivierung als Ziel der
         Milchpreis, Rp. je kg, Konsument                                                 175                               160      Agrarreform ist sicher gerechtfertigt.Doch ge-
         Selbstversorgungsgrad, Nahrungsmittel                                           0,68                              0,59      rade im Zusammenhang mit der Reduktion
         Nettoeinkommen aus landwirtschaftlicher                                                                                     der Marktstützung im Milchsektor ist zu be-
         Tätigkeit der Familienarbeitskräfte                                   3,87 Mrd. Fr.                     2,44 Mrd. Fr.       obachten,dass sich die Produktion nicht mehr
         Arbeitsverdienst pro Familien-Jahreseinheit:                                                                                lohnt und dass auf extensivere Produktions-
           – Talgebiet mittel                                                   Fr. 40 336.–                      Fr. 37 523.–       formen ausgewichen wird. Die Produzenten
           – Berggebiet mittel                                                  Fr. 22 252.–                      Fr. 20 809.–       bekommen die Direktzahlungen und können
         Anteil Nebenverdienst am Gesamteinkommen                                        10%                               27%       im Übrigen leichter einem ausserlandwirt-
         Anzahl Betriebe, die Ferien auf dem Bauernhof anbieten                           150                               270      schaftlichen Teilerwerb nachgehen. Es ist zu
                                                                                                 Quelle: SBV / Die Volkswirtschaft   befürchten, dass mit einer zu einseitigen Sen-

                                                             16 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 9-2003
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