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2019 nachrichten Interview mit Solarstiftung Felix Finkbeiner Ulm/Neu-Ulm „Wir werden nicht aufhören“ Abschlussveranstaltung im Stadthaus mit 15 geförderten Projekten
unw - Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung e. V. Marktplatz 8 89073 Ulm fon: 0731 38859-40 eMail: info@unw-ulm.de INHALT Vorwort Wir begleiten konstruktiv und kritisch 3 Stadthausveranstaltung 2019 Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm Gunter Czisch Platz für neue Ideen und Initiativen 16 Veränderung ist eine Herausforderung 5 Projektförderung Michael Kopatz Aktuelle Projektstände 18 Schluss mit der Ökomoral 6 Aus dem unw Podiumsdiskussion Manfred Helzle ist tot 22 „Seien Sie ein Teil des Ganzen“ 8 Platz 1 im Südwesten 24 Sagen Sie mal … Felix Finkbeiner „Wir werden nicht aufhören“ 10 Mobil von A nach B 26 Blue Energy Europe Group Intelligente Verknüpfungen 27 Nachhaltigkeit als Antrieb 12 Ideen für eine gemeinsame Zukunft 29 Julius Gaiser GmbH & Co. KG in Ulm Seit über 90 Jahren immer divest ulm einen Schritt voraus 13 Nachhaltiger Umgang mit Geld 30 Sieben Fragen an Oliver Schmidt Es geht nicht um Greta 14 Impressum 30
Vorwort Wir begleiten konstruktiv und kritisch Sehr geehrte Freunde und erneuerbaren Energien, den Verkehr oder das Heizen angeht, sehr wichtig. Förderer des unw, Allerdings müssen diese sinnvoll ab lange Jahre war der Klimaschutz nur gestimmt werden und sie müssen allen eine Randnotiz auf der politischen gesellschaftlichen Akteuren für einen Agenda. Dies hat sich zum Glück im längeren Zeitraum Planungssicherheit vergangenen Jahr grundlegend gewandelt. geben. Die Chancen für einen solchen Selten hatte der unw so viel Rücken- gesellschaftlichen Konsens sind gerade Foto: Stefan Loeffler wind für seine Themen. Von der kom- so gut wie noch nie, da die Notwendig- munalen bis zur bundespolitischen keit einer Energie- und Verkehrswende Ebene stehen weichenstellende Ent- nicht mehr in Zweifel gezogen wird. scheidungen zum Schutz des Klimas Der unw hat im vergangenen Jahr zum an. Der unw wird diese Entscheidungen Beispiel durch die Stadthausveranstal- mit seinem Sachverstand konstruktiv und tung mit Michael Kopatz wichtige Impulse gegebenenfalls auch kritisch begleiten. in der Diskussion gesetzt (Regulierung Die Diskussion um den Klimaschutz ist besser als der Appell an moralischen wird gerade sehr emotional geführt, Konsum), aber auch konkret bei der was wichtig ist, um Entscheidungspro- Umsetzung durch die Solarstiftungs zesse voranzubringen. Jedoch müssen projekte geholfen, wegweisende Projekte aber auch bei der Umsetzung alle ge- für Ulm auf die Straße zu bringen. sellschaftlichen Gruppen mitgenommen Dies alles können Sie in den vorliegen- werden. In einer sich immer weiter aus- den unw-Nachrichten nachlesen. differenzierenden Gesellschaft werden Wir werden auch im kommenden Jahr sonst die Ränder der Gesellschaft ge- genau an dieser Stelle weiterarbeiten stärkt ohne wirklich zur Umsetzung (auch im Kontext von städtischen Pro- zu kommen. Integration auch bei Maß jekten, an denen der unw beteiligt ist), nahmen des Klimaschutzes ist das denn die Ziele im Klimaschutz sind klar, Gebot der Stunde, sonst drohen Proteste nun bedarf es der Umsetzung! wie in Frankreich oder gar eine Spaltung der Gesellschaft, wie wir sie in den USA Ich wünsche Ihnen nun viel Freude bei oder England gerade erleben. Dies be- der Lektüre und verbleibe im Namen deutet nicht, dass man sich beim Klima des ganzen Vorstandes mit herzlichen schutz keine anspruchsvollen Ziele setzen Grüßen. soll. Im Gegenteil, diese sind, was die Ihr Martin Müller 3
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Oberbürgermeister Gunter Czisch und der unw-Vorstandsvorsitzende Prof. Martin Müller eröffnen am 21. Mai 2019 die Stadthausveranstaltung Veränderung ist eine Herausforderung VON STEFAN LOEFFLER Foto: Stefan Loeffler Traditionell wird die Stadthausveranstal- nen und sich deshalb etwas verloren Rollen, also zum Beispiel als Konsument, tung von Ulms Oberbürgermeister eröff- fühlen. In vielen Debatten wird ange- als Wähler oder eben auch als Mitar net. Gunter Czisch begrüßte die Gäste klagt, gefordert, doch gibt es eben im- beiter in einem Unternehmen, das auch zu einem Abend, der unter dem Motto mer Bürger und Bürgerinnen, die keine CO2 ausstößt, was das bedeutet? „Herausforderung Klimaschutz – Bereit Chance auf Teilhabe besitzen. Diesen Eine Studie der deutschen Akademie sein für Veränderungen“ ein für ihn sehr Konflikt muss man diskutieren und man der Naturforscher Leopoldina hat ge- praxisnahes Thema aufgreift: „Uns fehlt muss sich die Fragen stellen, was man zeigt, dass die Umsetzung der Dekarbo- es meistens ja nicht an Erkenntnissen, verbessern kann. Wir müssen einfach nisierung, des Netzausbaus, der Elektro- wir haben jedoch oftmals Defizite bei etwas tun. Und man sieht ja auch, dass mobilität sowie die Sanierung von der Umsetzung. Wenn man sich in der viele Unternehmen bei vielen Projekten Häusern bis 2050 etwa 2.000 Milliarden Stadt umschaut, trifft man Mitmenschen, bereit sind, mit dem Ulmer Initiativkreis Euro kostet. Das ist die Summe, die die sich einen neuen SUV gekauft haben nachhaltige Wirtschaftsentwicklung von 1990 bis heute für die deutsche und gleichzeitig Werbung dafür machen, neue Wege zu gehen.“ Wiedervereinigung ausgegeben wurde. dass es mit dem Klimaschutz vorangehen Für so einen erneuten Kraftakt benötigt sollte. Ich möchte niemanden anklagen, Kraftakt benötigt politische Willen man natürlich einen politischen Willen. aber die vierköpfige Familie eines Fach- Prof. Dr. Martin Müller betonte bei Und auch die Bürgerinnen und Bürger arbeiters, die in der Weststadt in einer seiner Begrüßung, dass der unw sich müssen mitmachen. Sich zu verändern 80 Quadratmeter großen Wohnung lebt, seit nunmehr 25 Jahren mit dem Thema ist eine Herausforderung. Doch wenn die besteht auf ihrem Auto mit dem Hinweis, Klimaschutz befasse und auch schon Klimakrise erst einmal da ist, ist es dazu dass sie eine viel bessere Ökobilanz einige Stadthausveranstaltungen in zu spät. Der Transformationsprozess habe als eine Familie mit vier Autos, diesem Kontext stattgefunden haben: muss weit davor eingeleitet werden.“ die zudem in einer 300 Quadratmeter „Wir freuen uns sehr, dass dieses Thema großen Wohnung lebt. Diesen Zwiespalt durch die Jugendbewegung „Fridays for erleben wir in der Kommunalpolitik Tag Future“ noch einmal Dynamik be- für Tag. Wir haben im Bereich Klima- kommt. Auch an der Universität Ulm schutz schon viel angestoßen. Anders hat sich mit „Scientists for Future“ eine als noch vor 20 Jahren möchte heute Gruppe gebildet, der sich bereits über keiner mehr eine Wohnung, die nicht 100 Personen angeschlossen haben. die besten Energiewerte aufweist und Es vergeht auch kein Tag mehr, an dem nicht barrierefrei ist. Dieses Wissen ist dieses Thema nicht in der Presse auf- in der Gesellschaft angekommen. Hier taucht. Der Aufwind ist immens. Die müssen wir weitermachen, ohne jeman- Frage ist: Wissen denn alle Akteure, den zu vergessen. Wir müssen alle im welche Herausforderungen auf uns Blick haben, auch diejenigen, die sich zukommen? Wissen die Bürger und keine Photovoltaik-Anlage leisten kön- Bürgerinnen in ihren verschiedenen 5
Stadthausveranstaltung 2019 - Vortrag Michael Kopatz Schluss mit der Ökomoral Der Autor Michael Kopatz sprach bei der Stadthausveranstaltung über das Thema: „Ökoroutine – Erlöst die Konsumenten“. Seinen Vortrag hat Dieter Bühler zusammengefasst. Nachhaltiges Verhalten ziert wird nur, was gekauft wird. Dabei statt Menschen. Verhältnisse ändern der Bundesbürger geben sie jährlich ca. 30 Mrd. Euro zur statt Verhalten. Erlöst die Konsumenten Die Menschen tun nicht das, was Sie Verkaufsförderung Ihrer Produkte aus, von den permanenten Moralappellen! für richtig halten. Dazu einige Beispiele. damit Dinge gekauft werden, die man Stattdessen heben wir die Standards an Die Ergebnisse der Marktforscher zeigen, nicht braucht. All das hat uns nicht und definieren Limits. Voraussetzung ist, dass 90 Prozent der Bundesbürger glücklicher gemacht. Glück ist eben dass klare Aussagen über die Regeln bereit wären, deutlich mehr für gutes nicht beliebig steigerungsfähig. und den zeitlichen Ablauf gemacht Fleisch auszugeben, doch nur vier In dieser verfahrenen Situation macht werden. Gesetze und Regeln gehören Prozent tun es. Oder: Die Menschen das Konzept der Ökoroutine einen ganz in einer Demokratie dazu. hätten gerne weniger Autos in den einfachen Vorschlag: Strukturen ändern Städten. Oder: Sie unterstützen eine ambitionierte Klimapolitik, wollen aber nicht bei sich selbst beginnen. Im Gegenteil: Wohnungen, Fernseher und Einsparfahrplan für Gebäude mit der schrittweisen Kühlschränke werden immer größer. Verschärfung von 1978 bis 2018 Autos sind heute doppelt so schwer und zahlreich als in den achtziger Jahren. Und geflogen wird auch immer mehr. Krass sind auch solche Widersprüche, Wärmeschutz- verordnung Jahresprimärenergiebedarf [kwh/(m2AN-a)] bei denen zum Beispiel Hunden nur das 450 1977 Beste gefüttert und gleichzeitig Billig- Wärmeschutz- würstchen aus martialischer Massen- 400 verordnung 1982 tierhaltung auf den Holzkohlegrill gelegt 350 Wärmeschutz- werden. Solche Widersprüche erleben 300 verordnung 1995 wir auch bei den Politikern, die vehe- 250 EnEV ment Klimaschutzmaßnahmen fordern 200 2007 EnEV und gleichzeitig immer mehr Straßen 150 2009 EnEV und Landebahnen oder Lärmschutz- 100 2014 wände bauen, Tempobeschränkungen 50 auf den Autobahnen jedoch ablehnen. 0 Die Hersteller von Konsumgütern geben den Verbrauchern die Verantwortung 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2018 dafür, was sie verkaufen, denn produ- Quelle: dena Gebäudereport 2015 6
Höhere Standards alle Wettbewerber gleiche Bedingun- Tu was! Ein Beispiel aus dem Wohnungsbau. gen zu schaffen. Für entscheidend halte ich das persön- Wie die Grafik zeigt, ist dort seit 1978 liche Handeln von jedem. Ob man auf stufenweise ein Energie-Einsparfahrplan Limits statt Expansion überflüssigen Konsum verzichtet, sorg- für Gebäude entstanden. So verlangt Neben steigenden Standards braucht sam mit den Lebensmitteln umgeht, zum Beispiel die aktuelle Energiespar- es Limits, zum Beispiel im Luftverkehr. Kompensationen (wie bei Flügen) leistet verordnung (EnEV), dass über 30 Jahre Die Deutschen fliegen viel zu viel. oder sich in Demonstrationen engagiert. alte Gas- und Ölkessel ersetzt werden Wenn wir den Klimaschutz ernst neh- Entscheidend ist es, Änderungen zu müssen. Oder Eigentümer sind ver- men, muss dies eingeschränkt werden. bewirken. pflichtet, die oberste Geschossdecke Der schlichte Vorschlag: Limitierung Ich halte den politischen Protest für besser zu isolieren und auch die Wände, der Starts und Landungen auf heuti- effizienter als Konsumverzicht, obwohl sofern eine weitgehende Sanierung – gem beides ganz wichtig ist. Damit werden mehr als 10 Prozent der Fläche – der Niveau durch keine weitere Vergabe auch die Reformer in der Politik unter- Fassade geplant ist. Dazu gibt es Förder- von Lizenzen für Starts und Landungen stützt. Nicht zuletzt kann man so eines programme. und auch keine Erweiterung der Flug- Tages seinen Enkeln erzählen, dass häfen in München und Hamburg. Dann man Widerstand geleistet hat. Der Ansatz steigender Standards gilt wird das Limit automatisch erreicht. auch für die Landwirtschaft zur schritt- Zudem gilt es, den Straßenausbau zu Michael Kopatz ist wissenschaftli- weisen Umstellung auf Ökolandbau. beenden. In den letzten 15 Jahren hat cher Mitarbeiter am Wuppertal Dabei geht es lediglich um die weitere der Lkw-Verkehr um 30 Prozent zuge- Institut und dort Dozent und Projekt- Begrenzung des Eintrags von Pestiziden nommen. Für weitere 15 Jahre hochge- leiter der Forschungsgruppe Energie-, und Düngemitteln. Für ein bereits be- rechnet wären es dann ca. 70 Prozent. Verkehrs- und Klimapolitik. stehendes Regelwerk müssten nur noch Dabei hat sich die BRD verpflichtet, den Zudem ist er Lehrbeauftragter an das Ausmaß und die Zeitstufen der CO2-Ausstoß bis 2030 um 70 Prozent den Universitäten Lüneburg und Reduzierung (zum Beispiel bis zum Jahr zu reduzieren. Die freiwerdenden Mittel Kassel und seit 2016 Gemeinderat 2030) von Chemie und Düngemitteln könnten zum Beispiel für den weiteren für die Partei Bündnis 90/Grüne festgelegt werden. Ein Anfang dürfte Ausbau der Bahn oder für infrastruk in Osnabrück. Mit seinem Buch die wohl nicht mehr wieder erneuerte turelle Innovationen zum Wandel der „Ökoroutine. Damit wir tun, was Verlängerung zur Verwendung von Mobilitätskultur verwendet werden. wir für richtig halten“ hat er den Glyphosat sein. Damit wären auch die Dazu muss der Verkehrsraum neu Begriff „Ökoroutine“ in die Diskus- Landwirte zufrieden, wenn Regeln er- aufgeteilt werden. Zum Beispiel profi- sion gebracht. stellt werden, die von allen eingehalten tiert der öffentliche Nahverkehr durch werden müssen. die Umwandlung einer Pkw-Spur in Neben dem Hausbau wurden auch einen Busstreifen. Es ist erwiesen, dass Elektrogeräte und Autos effizienter der Autofahrer genau dann in den durch die schrittweise Erhöhung der Bus umsteigt, wenn er sein Ziel damit gesetzlichen Standards. So wurde schneller erreicht. zum Beispiel der Stromverbrauch von Standby-Geräten von 30 W auf 0,5 W Ähnliches gilt für die Radwege, die brei- begrenzt. Täglich erleben wir auch die ter und insbesondere sicherer werden Anhebung der Standards für Autos, die sollen, indem auch mal ein Parkstreifen ab 2028 emissionsfrei sein könnten. in einen Radweg umgewidmet wird. Zum Schutz der körperlichen Unversehrt- Das Ziel ist die Transformation von der heit können Autos schon heute nur durch autogerechten in die menschen umfangreiche Verkehrsregelungen den gerechte Stadt. Und dies nicht nur durch Benützer schützen. Viele erinnern sich Absichtserklärungen und moralische noch an das Riesentheater bei der Ein- Appelle. führung der Gurtpflicht, die heute welt- weit ganz selbstverständlich geworden ist. Auch hier gilt es, durch Regeln für 7
Stadthausveranstaltung 2019 - Podiumsdiskussion „Seien Sie ein Teil des Ganzen“ Im zweiten Teil der Stadthausveranstaltung, die von vielen Jugendlichen besucht war, öffnete der unw das Podium für alle interessierten Besucher. Neben Michael Kopatz nahmen auch die Studierenden Elias Kormann und Johannes Preiß auf der Bühne Platz. Moderator Albrecht Knoch: „Wir haben hier oben noch drei freie Stühle. Wer also aus dem Publikum Fragen oder einen Beitrag hat, der ist herzlich eingeladen, zu uns zu kommen.“ VON STEFAN LOEFFLER Um es vorweg zu nehmen: Die Stühle viele Möglichkeiten, das Pariser Abkommen mir Mut weiterzumachen. Man wird später auf der Bühne blieben während der umzusetzen. Entscheidend ist natürlich, selten sagen können, dass man eine Ver- gesamten Diskussion nicht lange unbe- wie stark die einzelnen Länder und änderung bewirkt hat, aber man hat eben setzt. Bevor jedoch die ersten Teilnehmer Kontinente in der Verantwortung sind.“ auch dazu beigetragen. Man muss sich das Mikrofon ergriffen, erklärte Elias Zu Beginn der Diskussion in großer Runde selbst als Teil des Ganzen sehen.“ Kormann, Jura-Student aus Bayreuth, stellte ein Teilnehmer die Frage an Michael Ob man nun in kein Flugzeug mehr steige weshalb er sich auch in seinem Studium Kopatz: „Sie sagen, dass ein beachtlicher oder das Plastik verbanne, für Michael der Rechtswissenschaften mit dem Teil Ihre Thesen Utopien sind. Wenn Sie Kopatz ist das persönliche Handeln Thema Klimaschutz befasse, auf das er fordern, dass weniger Straßen gebaut der entscheidende Punkt, mit dem man versuchen sollte, für sich selbst das stets „Auch wenn das Thema Klimaschutz der Standard- Richtige zu tun. Er machte an dem Abend jedoch auch deutlich, dass für ihn politi- inhalt in vielen Schulfächern war, hatte man immer scher Protest wichtiger sei als privater das Gefühl, dass dies nicht ausreicht.“ Konsumverzicht: „Man soll mitwirken, die Verhältnisse zu verändern. Wenn jedoch Elias Kormann, Jura-Student aus Bayreuth viele nicht mitmachen, fühlt man sich als Einzelner nicht nur allein gelassen, sondern schon in jungen Jahren aufmerksam wurde: werden sollen, führt das ja nicht zu auch geradezu ohnmächtig.“ Für ihn ist „Auch wenn es der Standardinhalt in diesem Ergebnis. Was erwarten Sie?“ aber auch klar: „Man kann Selbstbegren- vielen Schulfächern war, hatte man immer Der Autor antwortete: „Politische Verän- zung fordern, ohne sich selbst zu begren- das Gefühl, dass dies nicht ausreicht. derungen werden auf den Weg gebracht, zen. Es kann ja nicht sein, dass jeder, der Ich finde es wichtig, dass man in diesem wenn möglichst viele Menschen, und einmal geflogen ist, sich nicht politisch Bereich nicht nur an die Verbraucher, darunter auch Entscheidungsträger, von engagieren darf.“ sondern immer auch an die gesellschaft- einer guten Idee überzeugt sind.“ So Doch wann werden Maßnahmen wie die lichen und staatlichen Institutionen ap- entstand zum Beispiel auch das Gesetz Erhebung einer CO2-Steuer oder ein pelliert. Und für die rechtlichen Umset- für erneuerbare Energien. „Das verrückte Anheben der Spritpreise zum Eingriff in zungen sind eben immer Beschlüsse und an meiner Idee, ist, dass sie so einfach die persönliche Freiheit? Elias Kormann: Gesetzgebungen erforderlich.“ Für den ist, aber zu wenige sich trauen, dies aus- „Dieser Eingriff ist nicht gegeben, wenn Wirtschaftsingenieur Johannes Preiß, der zusprechen. Meine Vision ist, dass die entsprechenden Personen zustimmen, sich zudem für ein Studium der nachhal- Politiker diesen Mut bekommen.“ dass Maßnahmen erforderlich sind, sie tigen Unternehmensführung entschieden Für ihn sei zum Beispiel die Fridays-for- sich also zum Beispiel für den Klima- hat, steht beim Thema Klimaschutz der Future-Bewegung eine riesige Motivation, schutz und gegen Massentierhaltung globale Ansatz im Vordergrund: „Es gibt sich selbst zu engagieren: „Das macht aussprechen. Dies kann man in vielen 8
Bereit sein für Veränderungen Es muss etwas geschehen! Laut aktueller Umfragen wünscht sich eine große Mehrheit der Bevölkerung mehr Engagement von Politik, Industrie und Bürgern beim Klimaschutz. Doch geflogen wird so viel wie nie zuvor und die Motoren der Autos werden immer stärker. Kollektiv wollen wir den Wandel, individuell sind wenige bereit, den Anfang zu machen und ihr Verhalten Foto: Stefan Loeffler zu ändern. Wie sehen Kinder und Jugendliche Albrecht Knoch (r.) diskutierte mit den Studenten Elias Kormann (li.) Ihre Zukunft? Das wollte der unw und Johannes Preiß (2.v.l.) sowie mit Michael Kopatz. im Vorfeld der Stadthausveranstal- Foto: Stefan Loeffler tung wissen und startete einen Kurzfilm-Wettbewerb, bei dem Umfragen hören. Man muss jedoch auch Baumpflanzaktionen gegenüberstehe, Sichtweisen und Forderungen für mit denjenigen, die zum Beispiel nicht die oftmals ja auch belächelt würden: eine lebenswerte Zukunft im Mittel- auf ihr Auto verzichten können, in den „10.000 Bäume sind für Ulm vorgesehen.“ punkt standen. Die vier besten Diskurs treten und Lösungen suchen.“ Michael Kopatz: „Bäume sind gut. Je Beiträge wurden von einer Jury Johannes Preis hakte nach und gab zu mehr, desto besser. Vermutlich wären sie noch bei der Stadthausveranstal- bedenken, dass es beileibe keine kleine jedoch nicht ausreichend, um die CO2- tung mit jeweils 125 Euro prämiert. Bevölkerungsschicht sei, die davon be- Problematik in den Griff zu bekommen.“ Gewonnen haben die Schüler/-innen troffen wäre, wenn pro Monat noch ein- Der Besucher hakte nach: „Woher neh- des Albert-Einstein-Gymnasiums mal zusätzlich 120 Euro CO2-Steuer zu men Sie ihren Optimismus, denn viele mit „Class for Climate“, Monre Koze bezahlen wären: „Das betrifft breite Dinge diskutieren wir doch bereits seit (Praktikant Donau 3FM) mit „Heraus- Massen des Mittelstandes, die sich das etlichen Jahren?“ forderung Klimaschutz – Regio eventuell nicht leisten können und den- Michael Kopatz: „Ich stimme zu, dass es nalität“, die Teilnehmer/-innen des noch auf ihr Auto angewiesen sind. Hier nicht schnell genug vorangeht. Doch Anna-Essinger-Gymnasiums mit kommt dann der soziale Aspekt ins Spiel.“ muss man sehen, dass es bereits Verän- „Save the Planet – Devil & Angel“ Ein weiterer Podiumsteilnehmer verstand derungen gegeben hat. Viele Standards sowie die Spitalhof-Schule mit dem nicht, weshalb man sich so oft Sorgen in der Landwirtschaft sind umweltfreund- Beitrag „Zeit“. um Verbote mache: „Vielmehr sollte man licher geworden, Gebäude werden heute die Alternativen reizvoller machen, mit umfänglich saniert. Das alles wurde poli- Die Filmbeiträge der denen die Menschen sich freiwillig ent- tisch beschlossen. Der Anteil der erneuer- Gewinner*innen finden Sie scheiden können, nachhaltiger zu leben. baren Energien beträgt bei der deutschen unter www.unw-ulm.de/filmwett Ich fahre seit Jahren eine längere Strecke Stromversorgung 40 Prozent. Das stimmt bewerb-2019. mit dem Rad zur Schule, auch im Winter. mich zuversichtlich. Und hinschmeißen, Ich bekomme jedoch keinen Anreiz von weil es nicht schnell genug geht, ist für der Schule oder von der Gemeinschaft mich keine Alternative.“ dazu, was es für mich lohnenswerter „Lobbyismus oder Bequemlichkeit?“ machen würde hinzukommen, als die Moderator Albrecht Knoch wollte wissen, Strecke eben privat zurückzulegen.“ was denn der größte Feind der Öko Stichwort: Globales Denken und lokales wende sei. Die Antwort von Michael Handeln. Ein Teilnehmer wollte gerne Kopatz kam schnell: „Beides!“ wissen, wie denn Michael Kopatz den 9
Sagen Sie mal … Felix Finkbeiner „Wir werden nicht aufhören“ Im Jahr 2007 gründete der neunjährige Felix Finkbeiner die Organisation „Plant-for-the-Planet“. Das Ziel des Viertklässlers: Auf der ganzen Welt Bäume zu pflanzen, um die Klimakrise zu bekämpfen. Daraus wurde eine weltweite Bewegung, die Kinder und Jugendliche zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit ausbildet. Wir sprachen mit dem Initiator über seine Erfolge, sein Vorbild und seine persönlichen Ziele. VON STEFAN LOEFFLER Alles begann 2007 mit einem Schulpro- zu pflanzen. Das haben wir auch als Auf- inspirierende Reden und können vor Ort jekt. Wie darf man sich Ihre Organisation trag von den Vereinten Nationen bekom- ganz viel bewirken. Unternehmen wollen „Plant-for-the-Planet“ heute vorstellen? men: Die übertrugen uns 2011 die Ver- wir dafür gewinnen, dass sie Teil unserer antwortung für die Billion Tree Campaign. Mitmach-Bewegung werden. Sie können Wir sind immer noch eine Kinder- und 13,6 Milliarden Bäume wurden schon selbst Bäume pflanzen und gleichzeitig Jugendinitiative. 81.000 Kinder in 73 Län- gepflanzt. Allein mit der Guten Schokolade ihre Kunden auffordern, das auch zu tun. dern haben wir schon ausgebildet auf haben wir selbst schon fast vier Millionen Und das geht ganz einfach: App runter unseren Plant-for-the-Planet-Akademien, Bäume gepflanzt. laden und mitpflanzen. Die gibt’s für iOS die dank vieler ehrenamtlicher Helfer und Android. Über die App ermöglichen möglich sind. Auf unserer Pflanzfläche Wie viele Bäume haben Sie denn schon wir Pflanzprojekten weltweit, Spenden in Mexiko beschäftigen wir mehr als 100 selbst gepflanzt? zu sammeln. Das ist das Besondere: Wir Waldarbeiter aus der Region, und im sammeln hier nicht egoistisch nur für unser Sekretariat in Tutzing helfen 20 haupt- Leider habe ich nie mitgezählt. Es waren Projekt, sondern öffnen die Plattform amtliche Mitarbeiter den Kindern dabei, schon eine ganze Menge. Besonders war auch anderen Baumpflanzern. Nur so ihre Ziele zu erreichen. Die wichtigste für mich die Erfahrung, letztes Jahr auch können wir 1.000 Milliarden Bäume Aufgabe der Kinder ist es, Vorträge vor auf unsere Pflanzfläche in Mexiko mitzu- erreichen. Gerade haben wir noch ein Erwachsenen zu halten. Es ist unglaub- helfen. Die Männer dort machen wirklich Projekt gestartet: Go For Climate. Eine lich zu erleben, wie souverän viele von eine tolle Arbeit. Im Schnitt alle 15 Se- junge Frau macht sich auf den Weg von ihnen auf der Bühne stehen. Und dann kunden pflanzen sie einen Baum und Berlin nach Ouarzazate in Marokko, zum gehört zu Plant-for-the-Planet auch noch jeden Baum, den sie pflanzen, pflegen größten Solarpark der Welt. Auch das ist die Gute Schokolade. Die Marke wurde sie, damit er gesund weiterwächst. ein Thema, für das wir begeistern wollen, letztes Jahr sogar zum Sieger im Test von um saubere Energie aus Nordafrika nach Stiftung Warentest. Auch sie hilft uns, Ihr Projekt ist auf die internationale Un- Europa transportieren zu können. An einem Bäume zu pflanzen und Kinder auszubilden. terstützung von Schulen und Unterneh- Tag schickt die Sonne auf die Wüsten der men angewiesen. Wie kann man helfen? Erde so viel Energie, wie die Menschheit Was ist Ihr Ziel und wie viel konnten Sie im ganzen Jahr verbraucht. Das können schon umsetzen? Lehrer und Eltern helfen am besten mit, wir nutzen, wenn Unternehmen, Gesell- indem sie Kindern von unseren Akademien schaft und Politik die Weichen dafür stellen. Wir haben uns vorgenommen, insgesamt erzählen. Die Kids können kostenlos eine Million Kinder und Jugendliche zu mitmachen. Großartig ist es auch, wenn werden. Wir nennen uns Botschafter für Schulen und Veranstalter Kinder einla- Klimagerechtigkeit und wollen die Men- den, auf einem Event zu sprechen. Die schen motivieren, 1000 Milliarden Bäume Kinder und Jugendlichen halten wirklich 10
Mit Ihrem Projekt erregten Sie als 9-Jähriger große Aufmerksamkeit und sprachen unter anderem vor dem europäischen Parlament. Dies ist schon zehn Jahre her. Würden Sie sich selbst als einen der Vorreiter der Fridays-for-Future-Bewegung sehen? Ich glaube schon, dass die vielen Kinder und Jugendlichen, die schon seit Jahren bei Plant-for-the-Planet aktiv sind und ganz viele Vorträge halten, dazu beige- tragen haben, dass die Klimakrise jetzt so eine große Aufmerksamkeit hat. Auch Kinder in Ulm und der Region, wo wir schon ganz viele Botschafter ausgebildet haben. Dass wir schon seit zwölf Jahren als Kinder und Jugendliche über das Thema reden, hat bestimmt auch der Bewegung sich schon in die Richtung – aber sie sind In wieweit können Sie in Ihrer Organisati- jetzt was gebracht. Umgekehrt spüren wir Vorreiter und ihrem Beispiel müssen jetzt on selbst noch aktiv sein und was sind jetzt auch, wie viele Menschen sich gegen alle folgen. Damit das passiert, müssen Ihre persönlichen Ziele für die Zukunft? die Klimakrise und für die Zukunft der Kin- wir Kinder und Jugendliche dranbleiben der engagieren möchten. Unsere Lösung, und Vorträge halten. Und das tun wir Ich halte viele Vorträge, helfe mit bei das Bäumepflanzen, ist eine von vielen. auch, wir werden nicht aufhören! der Entwicklung unserer App, und wenn möglich, bin ich auch bei mindestens Von Ihnen stammt auch die Kampagne Heute fordert die 16-jährige Schwedin einer unserer Kinderkonferenzen dabei, „Stop talking. Start planting“. Hat sich Greta Thunberg die Politik und Wirt- wo die Kinder sich einmal im Jahr treffen das Umweltbewusstsein bei Politikern schaft auf, endlich zu handeln. Sind Sie und Neues lernen. Aktuell arbeite ich an und auch in der Gesellschaft in den ihr schon einmal persönlich begegnet? der ETH Zürich an meinem PhD, es geht vergangenen Jahren verändert? – natürlich – um Wiederaufforstung und Leider nein, das hat sich noch nicht ihr Potential, CO2 zu binden. Es geht ja leider nicht nur um Umwelt ergeben. bewusstsein. Es geht ganz konkret um Herr Finkbeiner, Hand aufs Herz. die Zukunft von uns, wenn die Klima Was wünschen Sie dieser engagierten Ist diese Welt noch zu retten? katastrophe auf uns zukommt. Und da Umweltaktivistin? merken wir, dass vielen jetzt klar wird, Ja, wir haben noch eine Chance. 1.000 wie dramatisch die Situation ist. Wir Alle Unterstützung, die sie sich wünscht. Milliarden Bäume geben uns geschätzte brauchen globale Lösungen! Wir versu- Ich bewundere Greta wirklich sehr, sie 15 Jahre mehr Zeit. Zeit, die wir brauchen, chen dazu, die Unternehmen für Klima hat in so kurzer Zeit so viele Menschen aber auch nutzen können, um unsere Treib- neutralität zu gewinnen. Wir möchten erreicht und für uns alle so viel bewirkt. hausgas-Emissionen auf null zu senken. erreichen, dass sie parallel zur Reduktion Auf geht’s! und Vermeidung von CO2-Emissionen Haben Sie selbst Vorbilder? auch helfen, in Ländern des Globalen Südens wiederaufzuforsten. Das ist unser Wangari Maathai ist mein großes Vorbild, Zeitjoker im Kampf gegen die Klimakrise ohne sie wäre ich mit neun Jahren nicht auf und bringt gleichzeitig den Menschen die Idee gekommen, Bäume zu pflanzen. vor Ort Arbeit und Perspektiven. Außer- Sie war Professorin in Kenia und pflanzte dem können neue Wälder auch ökolo- mit Frauen in Afrika mehr als 30 Millionen gisch Großartiges bewirken, indem sie Bäume. zum Beispiel den Wasserkreislauf stabili- sieren. Die ersten Unternehmen bewegen 11
Blue Energy Europe Group Nachhaltigkeit als Antrieb Die Blue Energy Europe Gruppe mit Sitz in Senden setzt auf die Optimierung bestehender Energieanlagen. VON STEFAN LOEFFLER Geprägt von einer ganzheitlichen Um- weltethik hat sich die Mitte 2013 von Jochen Sautter gegründete Blue Energy Europe Gruppe auf die transparente Entwicklung und Versorgung von nachhaltigen Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien spezialisiert. Sie sieht es als ihre Aufgabe, an der welt- weiten Einsparung von CO2-Emissionen mitzuwirken. Der Fokus der Unternehmensgruppe liegt dabei auf der Beteiligung an sowie der Entwicklung und Optimierung von Kommunen, den Anforderungen einer In ihren Projekten bezieht der Betrieb Up-Cycling-Projekten zur Förderung umweltfreundlichen Energieversorgung regionale Besonderheiten mit in die einer nachhaltigen und ökologischen gerecht zu werden. Bei ihrer Arbeit Planung ein. Diesem Anspruch folgend Energiegewinnung. So nutzt Blue Energy setzt die Blue Energy Europe Gruppe produziert das 2015 gegründete Tochter- Europe bestehende unwirtschaftliche auf bewährte und innovative Technolo- unternehmen Prinz-Eugen-Energiepark Kraftwerke, um sie mit Ausrichtung auf gien in bekannten Märkten und strenge GmbH mit Sitz im nordhessischen Bad eine ganzheitliche Umweltethik in die Bewertungsvorgaben. Die Versorgung Arolsen Pellets aus dem nachwachsen- Wirtschaftlichkeit zurückzuführen. der Anlagen mit Rohstoffen erfolgt da- den Rohstoff Holz – regionale Säge „Wir suchen gezielt Anlagen im Bereich bei möglichst regional und transparent. werke und die waldreiche Umgebung der erneuerbaren Energien, die nach „Soweit möglich, verwenden wir aus- sichern die Produktion ab. „Durch die hohen Standards errichtet, bisher jedoch schließlich Reststoffe oder Nebenpro- Nutzung ökologischer Abfallstoffe wie nicht wirtschaftlich betrieben werden dukte, was einen wesentlichen Beitrag Holzspäne oder die Optimierung bereits konnten“, erklärt Jochen Sautter, zur Schonung wertvoller Ressourcen bestehender Kraftwerke sparen wir Geschäftsführer der Blue Energy Europe darstellt“, so Sautter. nicht nur erhebliche Ressourcen ein, Gruppe. Dann wird die Optimierung der Neben der Übernahme bestehender sondern geben auch den Mitarbeitern kritischen technischen Komponenten Anlagen entwickelt und baut die Blue neue Perspektiven“, erläutert Sautter. geplant. Im Anschluss entwickeln die Energy Europe GmbH auch neue Kraft- Jährlich produziert das Werk 60.000 Spezialisten Konzepte, die sicherstellen, werke. Mit dem Standort in Senden Tonnen Pellets, die 20.000 Haushalte dass die Projekte stabile und langfristig verfügt Blue Energy über eine weitere mit grüner Energie versorgen. Somit planbare Erträge generieren. Dies unter- Biomasseanlage mit hochwertiger Bau- werden hier jährlich etwa 72.000 Tonnen stützt gleichzeitig Unternehmen und substanz. CO2 eingespart. 12
Julius Gaiser GmbH & Co. KG in Ulm Seit über 90 Jahren immer Mitg liede einen Schritt voraus port r- raits 1928 als Einmannbetrieb gegründet, ist die Julius Gaiser GmbH & Co. KG heute mit über 260 Mitarbeitern der Spezialist für technische Gebäude ausrüstung in unserer Region. VON STEFAN LOEFFLER erneuerbaren Energien, wie z.B. Bio- masse und Solar, rückt immer mehr in den Fokus des Unternehmens. Auch sozial engagiert sich Gaiser an vielen regionalen Hilfsprojekten. Krankheits- bedingt übergibt Roland Gaiser im Jahr 2010 die Geschäftsleitung an Harald Kretschmann und Reinhold Köhler und verstirbt ein Jahr später nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 45 Jahren. „Als familienfremde Geschäftsführer verstehen wir uns als Treuhänder der Familie Gaiser und handeln ganz in deren Sinne“, erklärt Reinhold Köhler, Geschäftsführer der Julius Gaiser GmbH Die Geschäftsführer Reinhold Köhler (li.) und Harald Kretschmann & Co. KG. Vieles haben die beiden Ge- schäftsführer seit 2011 umstrukturiert, Firmengründer Julius Gaiser ist fleißig Ab den 1970er-Jahren konzentriert sich gebündelt, ausgebaut und neugeschaffen. und er ist ein Tüftler. In den 30er Jahren Gaiser auf die Heizungs-, Lüftungs- und So wurden ein angrenzendes Grund- entwickelt er einen ölbeheizten Bade- Sanitärtechnik und erhält die ersten stück an der Blaubeurer Straße zum ofen, der die Ulmer Bauspenglerei inner- Großaufträge. Im Alter von 84 Jahren weiteren Unternehmensausbau erwor- halb weniger Jahre zu einem erfolgrei- geht Julius 1982 in den verdienten ben, sämtliche Gebäude energetisch chen Produktionsunternehmen Ruhestand. Im Jahr 1991 tritt Enkel saniert und neben einem Neubau ent- heranwachsen lässt. Hunderte dieser Roland Gaiser in das Unternehmen ein standen in den vergangenen Jahren Badeöfen werden jeden Monat ausge- und führt dieses gemeinsam mit seinem auch neue Arbeitsplätze. liefert. Selbst die komplette Zerstörung Vater Hermann. Roland denkt visionär „Gaiser soll künftig gewerkeübergreifend seiner Firma im Zweiten Weltkrieg kann und entwickelt erste Energie-Contrac- als Generalunternehmer tätig werden den Unternehmer nicht entmutigen – ting-Modelle, die bis heute eine bedeu- und dabei weiterhin nachhaltig wachsen. unbeirrt baut er sie wieder auf. Wirt- tende Säule des Geschäftsmodells Mit unserer Zukunftsvision „Gaiser2030“ schaftlicher Aufschwung, Produktneu- darstellen. Neben Planung, Installation haben wir uns hierfür ein realistisches heiten und der Eintritt von Sohn Hermann und Wartung betreibt Gaiser nun auch Ziel gesetzt“, so Harald Kretschmann. in das Unternehmen verhelfen, rasch energieeffiziente Anlagen als Energie- wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. dienstleister. Auch der Einsatz von 13
Sieben Fragen an Oliver Schmidt Es geht nicht um Greta Das Klima verändert sich spürbar. Zeit zu Handeln. Auch in Ulm gehen seit Beginn des Jahres Schüler und Studenten der Fridays for Future-Bewegung auf die Straße, um die Politiker aufzurütteln. Darunter auch Oliver Schmidt aus Dellmensingen. Der 19-jährige Abiturient ist im Organisationsteam der Ulmer Ortsgruppe. DAS GESPRÄCH FÜHRTE STEFAN LOEFFLER 1 Im Januar 2019 gab es die erste Demonstration der Ulmer Fridays- wir den Menschen klar machen, wie ernst die Lage ist. Auch 40- und 50-Jäh- rige werden vom Klimawandel betroffen Unterricht mehr. Die Demos zuvor be- gannen um 12 Uhr. Das heißt, dass man maximal zwei Stunden verpasst hat. for-Future-Bewegung. Wie wurde der sein. Er ist nicht abstrakt, sondern eine Das ist eine Stunde pro Monat. Im Ver- Protestzug organisiert? große Gefahr, und wird jeden treffen. gleich zu den Stundenzahlen, die auf- grund von Lehrermangel oder Krankheit Viele hatten sich bei den damaligen Organisatoren über die Sozialen Medien gemeldet und angefragt, wie sie sich 3 Oftmals wird das Engagement der Fridays-for-Future-Bewegung auch ausfallen, ist das eine verschwindend geringe Zahl. Anstatt sich über diese eine Stunde aufzuregen, sollte man lieber einbringen können. Andere, die an der belächelt und deren Teilnehmer als das Thema der chronischen Unterver- Thematik interessiert waren, brachten Schulschwänzer bezeichnet. sorgung von Lehrkräften anpacken. Zu- Freunde mit, so dass das Team schnell dem trifft sich das Organisationsteam gewachsen ist. Ich selbst gehöre der Man muss hier unterscheiden. Es gibt nicht im Unterricht, sondern alle zwei Ortsgruppe seit März an. Auch wenn Menschen, die den Klimawandel schlicht Wochen in der Freizeit. die Bewegung ursprünglich aus Schülern leugnen. Mit ihnen kann man nicht ernst- und Studierenden bestand, ist es unser Ziel heute, möglichst viele Vertreter aller Generationen auf die Straße zu bringen. haft diskutieren, da sie sich gegen Fakten verwehren. Und diese sind für einen Konsens unerlässlich. Wer uns belächelt, 4 Was muss denn in Ulm am dringlichsten angepackt werden? meint ja auch, dass wir nur Parolen rufen 2 Am 20. September kamen 6.000 Teilnehmer zur großen Klima-Demo. und keine Ideen haben. Mal ganz ehrlich, es wäre ja auch wirklich traurig, wenn 12-jährige Schüler Lösungsvorschläge Ganz wichtig ist für mich der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs. Die aktuellen Klimazahlen, die uns die Stadt präsen- Wie kann man noch mehr Menschen hätten und nicht die Forscher, die sich tiert hat, stammen allerdings noch aus aktivieren? seit 40 Jahren mit dem Klimaschutz be- dem Jahr 2016. Sie machen deutlich, schäftigen. Es geht uns von Fridays for dass die Werte des CO2-Ausstoßes in Wir müssen die Reichweite noch weiter Future nicht darum, dass man uns zuhört. allen Bereichen leicht gegenüber 2010 erhöhen. Erreichen wir die jüngere Gene- Wir sagen: Hört den Wissenschaftlern zu! gesunken sind - eben bis auf den Ver- ration eher über Facebook, Twitter und Das Argument des Schulschwänzens ist kehrssektor. Wir haben in der Stadt ein- Instagram, so kommen wir an ältere Teil- ja nun bald verbraucht. Das hat einfach fach zu viele Baustellen, durch die die nehmer überwiegend über Berichte und keinen Halt mehr. Wir haben in Ulm etwa viel zu vielen Autos fast jeden Tag im Stau Aufrufe in den Zeitungen heran. Zudem alle zwei Monate eine Demonstration. stehen. Dennoch bleibt vielen Menschen arbeiten wir sehr eng mit den Gewerk- Die jüngste am 20. September begann in Ulm und um Ulm herum durch das schaften zusammen. Wichtig ist, dass an einem Freitag um 15 Uhr. Da ist kein schlechte ÖPNV-Angebot nichts ande- res übrig, als den Pkw zu benutzen. 14
Bord hatte, dann bringt das keinem Menschen etwas. In dieser Zeit könnte man doch auch an konkreten Lösungen arbeiten. Foto: Oliver Schmidt 7 Wie siehst Du die Welt in 50 Jahren? Nicht sehr optimistisch. Ich glaube, dass wir das Klimaproblem nicht zügig genug in den Griff bekommen. Wir 5 Mit welcher bekannten Person würdest Du gerne einmal persönlich 6 Greta Thunberg gilt ja mit ihrem stillen Protest in Stockholm als unge- Menschen haben die schlechte Ange- wohnheit, dass wir die Dinge erst ein- mal kaputtmachen und sie dann versu- über das Thema Klimaschutz sprechen? wollte Initiatorin der Fridays-for-Future- chen zu reparieren. Wenn ich mir das Bewegung. Wie empfindest Du den Hype, Klimapaket der Bundesregierung an- Wer würde nicht gerne einmal mit Angela der um die junge Schwedin gemacht wird? schaue, sehe ich keine Chance, dass Merkel oder den Verkehrsministern wir das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Ab- der vergangenen Jahre diskutieren? Am Es ist für sie sicherlich schwierig, mit kommens erreichen. Ich denke, dass die liebsten würde ich tatsächlich mit Bundes- diesem Personenkult umzugehen, den Erderwärmung noch deutlich ansteigen oder Landespolitikern sprechen, die sie ablehnt. Sie möchte sich ja nicht wird, was wiederum zu katastrophalen schon lange in ihren Positionen sind und zum Popstar aufschwingen, sondern nur Kettenreaktionen führt. Zum Teil sind auch Einfluss haben. Denn sie hatten auf das Thema Klimaschutz aufmerksam die Folgen mit den heißen Sommern in den vergangenen Jahren die Möglich- machen. Oftmals ist sie ja bei Preisver- und der Zunahme von Unwettern ja keiten, etwas in diesem Bereich anzu- leihungen gar nicht anwesend. Ich finde heute schon zu spüren. Genau deswe- stoßen und umzusetzen. Sie haben es es schade, dass sich die Presse immer gen ist es jetzt umso dringlicher, dass jedoch nicht gemacht. Jetzt dem Trend auf Greta stürzt, denn es geht nicht um jeder von uns seinen Teil beiträgt und hinterherzurennen, damit man keine Greta. Es geht darum, wie vorhin schon wir uns nicht mit kleinlichen Streitereien Wähler verliert, finde ich zum Teil schon erwähnt, der Wissenschaft zuzuhören. aufhalten. sehr scheinheilig. Wenn man also tagelang über eine Schiffsreise über den Atlantik diskutiert und dass Greta eine Plastikflasche an 15
Solarstifung Ulm/Neu-Ulm Platz für neue Ideen und Initiativen Für Ivo Gönner war es eine eher ungewöhnliche Aufgabe. „Als Festredner kenne ich mich aus. Als Trauerredner wurde ich bislang noch nicht gefordert“, erklärte der Alt-OB bei seinem Grußwort zur Veranstaltung „Solare Energien und Energie- effizienz – praktisch erlebbar“. Kein Problem, denn Grund zum Trauern gab es im Stadthaus beileibe nicht. VON STEFAN LOEFFLER Und wirklich, mit der Präsentation der OB Gunter Czisch weiß das sehr zu durch die Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm schätzen: „Ich danke dem Ulmer Initia- von 2015 bis 2019 geförderten Projekte tivkreis sehr herzlich für diese Arbeit. gab es am 6. November mehr als ge In den Projekten wurde gute Vorarbeit nügend Gründe positiv in die Zukunft geleistet, die nun konkret umgesetzt zu blicken – auch wenn die Stiftung im werden muss. Denn letztlich geht es dabei kommenden Jahr nach einem erfolgrei- auch um Standortpolitik und die Entwick- chen Vierteljahrhundert, laut Ivo Gönner lung gewinnbringender Geschäfts „zu Grabe getragen“ wird. Gegründet modelle.“ Zudem erhoffte sich das wurde sie im Jahr 1995 von den beiden Stadtoberhaupt von der Veranstaltung Städten Ulm und Neu-Ulm. Diese freuten Impulse für die lokale Unternehmerschaft. sich damals über eine kräftige Steuer- An dem Tag wurden alle Projekte in einem rückzahlung an die gemeinsamen Stadt 60-minütigen Speed-Dating vorgestellt. werke. „Daraus entstand die Idee, das Zu den Projektträgern gehörten unter Geld in konkrete Projekte im Bereich anderem die Technische Hochschule Ulm, der solaren Energien und der Energie das WBZU Berufsbildungs- und Techno- effizienz zu investieren“, so der damalige logiezentrum gBgA, die Regionale Ener- Alt-OB Ivo Gönner war Mitbegründer der Solar- Rathauschef und Mitbegründer: „Anfäng gieagentur Ulm gGmbH, die Hochschule stiftung: „Anfangs wurden wir durchaus belächelt“. lich wurde dieses Vorhaben durchaus für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm, belächelt. Doch heute gehört es längst das Zentrum für Sonnenenergie- und dass die Anwendungsmöglichkeiten zum Standard, dass man sich landauf, Wasserstoff-Forschung Ulm sowie der solarer Energien oder deren effiziente landab mit regenerativen Energien aus- Verein der Freunde und Förderer der Nutzung vielfältig sowie eine große einandersetzt.“ Robert-Bosch-Schule Ulm. Chance für die beiden Städte Ulm, Dies war auch ein Grund, den Tag im Ob es um den Bau von Lastenfahrrädern, Neu-Ulm und die Region sind. Stadthaus zu veranstalten. Zur Erinne- das Monitoring von Einfamilienhäusern, Eingebettet war die Präsentation in ein rung: Vor fünf Jahren wurde die Solar- die Versorgungssicherheit und Netz Programm voller interessanter Vorträge, stiftung Ulm/Neu-Ulm in eine Verbrauchs- stabilität durch die intelligente Regelung darunter über PV-Freiflächenanlagen stiftung umgewandelt. Seither wurden dezentraler Anlagen in Ulm, Brennstoff- oder den Umgang von Photovoltaik beim 15 Projekte in ganz unterschiedlichen zellen für kommunale Einsätze oder Denkmalschutz und auf kommunalen Anwendungsfeldern angestoßen und moderne Heizsysteme im Neubau ging, Dächern. mit greifbaren Ergebnissen zum Ab- ein Rundgang zu den einzelnen Stationen, Zum Abschluss sprach Hans-Josef Fell, schluss gebracht – unter dem Projekt- die im großen Saal des Stadthauses Präsident der Energy Watch Group, träger unw. aufgebaut waren, machte schnell klar, über die Auswirkungen auf unser Leben, 16
unw-Mitglied Birgit Schäfer-Oelmayer stellte den Tag im Stadthaus Ein Haus voller effizienter Ideen. Die Mitstreiter der energietour.ulm möchten gemeinsam mit Kai Weinmüller von der unw-Geschäftsstelle auf die Beine. Energie- und Klimaschutzangebote in der Region dauerhaft etablieren. Fotos: Stefan Loeffler wenn die Menschheit nicht zu 100 Pro- zent auf erneuerbare Energien umstelle. Konkreter Mehrwert für Mit erschreckenden Bildern: „Eine alle Ulmer Erdüberhitzung auf drei Grad bis 2050 ist existenzbedrohend. So werden zum „Bei der Auswahl der 15 Solar Beispiel 55 Prozent der Menschheit stiftungsprojekte stand immer jährlich mindestens an 20 Tagen tödli- auch die praxisrelevante Anwen- cher Hitze ausgesetzt sein. Und derzeit dung und der konkrete Mehrwert Solare 20 Millionen Klimaflüchtlinge sind erst der Anfang.“ Doch für den ehemaligen für die Ulmer Bürgerschaft im Mittelpunkt, reine Grundlagen Energien Bundestagsabgeordneten ist eine Um- forschung wurde nicht gefördert“, und Energie- kehr der schändlich vernachlässigten schreibt der unw-Vorsitzende effizienz praktisch Klimapolitik möglich – wenn rasch Prof. Dr. Martin Müller im Vorwort erlebbar Geförderte Projekte gehandelt wird: „Die Energiewende ist der Broschüre „Solare Energie der Solarstiftung Ulm/Neu-Ulm 2015 –2019 keine Frage von technischer Machbar- und Energieeffizienz – praktisch SolarstiftLogo06 08.09.2006 10:03 Uhr Seite 1 C M Y CM MY CY CMY K keit oder Wirtschaftlichkeit, sondern erlebbar“. Darin werden alle von eine des politischen Willens. Die Auf 2015 bis 2019 geförderten Projekte Solarstiftung Ulm – Neu-Ulm gaben sind groß, doch die Lösungen auf 38 Seiten beschrieben. www.solarstiftung.de sind da. Packen wir es an.“ Und so sah das ja auch Ivo Gönner, der Zu beziehen ist die Probedruck dann letztlich doch nicht als Trauerred- Broschüre über: ner auftrat: „Die Zeit der Solarstiftung unw-Geschäftsstelle ist zwar vorbei. Doch nun macht sie Marktplatz 8 Platz für neue Ideen und Initiativen.“ 0731 38859-40 Der Tag im Stadthaus war der beste Beweis dafür. 17
Projektförderung Aktuelle Projektstände Gemeinsam Mobil II – Miteinander fahren und das Verkehrsaufkommen in der Region reduzieren Projektleitung Hochschule Neu-Ulm (HNU) Ziel Im Rahmen eines Reallabors soll ein Carpooling-Portal im Testfeld der Hochschule Neu-Ulm (HNU) erprobt werden. Dabei ist das Ziel Erkenntnisse über Akzeptanzprobleme, Barrieren und Hemmnisse bei der Nutzung von Mitfahrzentralen in unterschiedlichen Nutzerkreisen zu gewinnen Das Auto einfach mal stehen lassen, Ulm erarbeitet. Seit Mai 2019 läuft an wurde. Fahrgemeinschaft.de bietet trotzdem mobil sein und keinen Kom- der Hochschule Neu-Ulm die aktive An- gegenwärtig die erfolgreichste Car fort einbüßen müssen? Damit dies nicht werbephase, um das Portal bekannt zu pooling-Lösung im nichtfinanziellen Markt nur Gedankenspiele bleiben, sondern machen. Basierend auf dem Kommuni- in Deutschland an (1,5 Mio. Nutzer, auch in Ulm und um Ulm herum in naher kationskonzept wurden Werbebotschaften 2,5 Mio. Inserate pro Jahr, größte kosten- Zukunft realisiert werden kann, widmet erarbeitet und an den Stellen platziert, freie Mitfahrzentrale in Deutschland), sich das von der Solarstiftung geförderte welche von den Studierenden am häu- soll aber zeitnah durch das neue und Projekt Gemeinsam Mobil II der Frage, figsten wahrgenommen werden: per technisch gereifte Portal ride2go ersetzt wie Mitfahrgelegenheiten als Bestand- Beamer und Screens in der Mensa, auf und abgelöst werden. Mit Hilfe seiner teil der Mobilitätskette in Ulm, Neu-Ulm digitalen Stelen im Foyer der Hochschule, Carpoolinglösung wird in der zweiten und der Region besser verankert werden per E-Mail, per Instagram und Facebook Jahreshälfte erforscht, wo bei unter können. sowie als eine Art Visitenkarte an Autos schiedlichen Nutzergruppen Hemmnisse, In den ersten zwei Quartalen 2019 auf dem HNU-Parkplatz. Bedürfnisse und Probleme entstehen wurden dafür die Grundlagen geschaffen und wie darauf reagiert werden soll und in enger Abstimmung mit der Uni- Mit ride2go Hemmnisse, Bedürf bzw. kann. versität Ulm Co-Design Workshops nisse und Probleme erforschen Die Studierenden und Mitarbeiter der vorbereitet, nutzergruppenspezifische Im Sommer folgte die Einführung des Hochschule testen in dieser Zeit das Promotoren und Inhibitoren erfasst Portals ride2go, welches von Sven Portal unter realen Bedingungen. Zum sowie ein Kommunikationskonzept für Domroes, Gründer und Geschäftsführer Ende des Projekts wird mit Hilfe eines die Einführung an der Hochschule Neu- von fahrgemeinschaft.de, entwickelt Workshops sowie einer Befragung ge- 18
prüft, an welchen Stellen Probleme auf- Projekthaus Ulm: getaucht sind, wo Hemmnisse bestehen Laufzeit Sektorkopplung mit Elektromobilität und wie die Nutzung noch optimiert 2018 – 2019 werden kann. Parallel dazu werden Projektleitung Nutzerzahlen ausgewertet, um beispiels- Kooperationspartner Verein der Freunde und Förderer der weise zu sehen, welche Kommunikations- lokale agenda 21 ulm RBS Ulm e.V.: OStD. Gerhard anlässe und -botschaften welchen Effekt Landkreis Neu-Ulm Braunsteffer auf NutzerInnen hatten. Europabüro der Stadt Ulm Parallel hierzu findet eine Befragung MiFaZ Ziel unter allen Oberbürgermeistern, Bürger Universität Ulm Objektive und unabhängige Informatio- meisterInnen, OrtsvorsteherInnen und nen über den Betrieb von Elektroautos OrtssprecherInnen in Ulm, Neu-Ulm, Kontakt und der Ladeinfrastruktur in Kombinati- dem Landkreis Neu-Ulm und dem Alb- Wissenschaftliche Projektleitung: on mit einer PV-Anlage in modernen Donau-Kreis statt. Der Fokus liegt hier- Prof. Dr. Wilke Hammerschmidt, Wohngebäuden für verschiedene Ziel- bei auf dem generellen Interesse einer Hochschule Neu-Ulm, gruppen. gemeinsamen, kostenfreien Lösung für wilke.hammerschmidt@ die Region und individuellen Heraus hs-neu-ulm.de Strom vom Dach direkt ins Elektroauto forderungen und Mobilitätsbedarfen in 0731 9762-1544 Während das vorangegangene Projekt den einzelnen Verantwortungsgebieten AxIOME_BAR sich auf die Kombination der Befragten. Projektdurchführung von Photovoltaik und Wärmepumpe Jens Boscheinen konzentriert hat, fokussiert sich die Projektende erst im Dezember 2019 Hochschule Neu-Ulm Fortsetzung PHU_Emob auf die Kombi- Mit dem Abschluss des Projektes im jens.boscheinen@hs-neu-ulm.de nation aus Photovoltaik und dem heimi- Dezember 2019 sollen dem unw, der 0731 9762-1206 schen Laden eines Elektroautos. Auf- Solarstiftung, den Letter Of Intent (LoI)- grund der kurzen Laufzeit bis November Partnern des Projektes sowie den im Einen ausführlichen 2019 und der Beschaffung eines voll- Verlauf des Projektes hinzugewonnenen Abschlussbericht finden Sie elektrischen Kleinwagens im April 2019 Interessenten die Ergebnisse in Form unter www.unw-ulm.de lassen sich die bisherigen Messdaten eines grafisch gestalteten „insight-books“ nicht für ein ganzes Jahr erheben. Um übergeben werden. Diese Handreichung dies zu kompensieren und dennoch soll dazu dienen, ein landkreisübergrei- eine Aussage treffen zu können, dienen fendes Mitfahrportal als Erweiterung die erhobenen Messdaten als Grundla- des Mobilitätsangebotes in der Region ge für eine Simulation über ein ganzes ab 2020 zur Verfügung zu stellen. Jahr. 19
die Simulation noch um weitere, zu fallsgenerierte Fahrprofile und weitere Elektroautotypen erweitert. Nach Abschluss des Projekts im November, werden die Ergebnisse in Form eines ausführlichen Abschluss berichts wieder auf der Projekthome- page www.projekthaus-ulm.de zur Verfügung stehen. Erhebung der Messdaten Simulation Um die Messdaten zu erheben wurde In der Simulation werden die Erzeu- Laufzeit einerseits die bestehende Messtechnik gungsleistung der Photovoltaik-Anlage 2019 im Projekthaus Ulm ergänzt und eine aus dem Jahr 2018 genutzt und zwei 11-kW-Ladeeinrichtung installiert. Zum verschiedene Ladestrategien und drei Kooperationspartner anderen werden seit April die Bewe- Ladeleistungen berücksichtigt. Die Lade- Dr.-Ing. Holger Ruf, THU gungsdaten (Uhrzeit, Position, Geschwin- strategien sind ein tägliches und ein Robert-Bosch-Schule Ulm digkeit) des Elektroautos der Bewohner bedarfsorientiertes Laden, jeweils nach Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze in Sekundenauflösung gemessen. Zu- Feierabend und Ankunft zuhause. Dabei GmbH sätzlich konnten auch noch die Fahr- zeigt sich, dass der Autarkiegrad mit Projekthaus Ulm strecken eines weiteren PKWs aus dem steigender Ladeleistung sinkt und ein Regionale Energieagentur Zeitraum März 2018 bis Mai 2019 zur tägliches Laden höhere Autarkiegrade Datenauswertung gewonnen werden. als bedarfsorientiertes Laden ergibt. Kontakt: Die Datenauswertung der bisherigen Der Autarkiegrad gibt den Anteil des Projektleiter Dr. Holger Ruf Daten (Stand: August 2019) verdeut- Ladestromverbrauchs an, der durch die Ingenieurbüro licht, dass über 95 % aller Fahrten nur Photovoltaik-Anlage direkt gedeckt wird. Dornstadter Straße 15 eine Distanz von 20 km oder weniger Je höher der Autarkiegrad ist, desto 89081 Ulm aufwiesen. Dies sind Strecken, die ohne weniger Strom wird aus dem Stromnetz ruf@holger-ruf.de Weiteres von Elektroautos zurückgelegt bezogen. Umgekehrt bedeutet natürlich werden können und sind vergleichbar eine niedrige Ladeleistung eine längere Mitarbeiter: mit nationalen Studien. Diese Statistik Ladedauer. Patrick Kober ist auch die Grundlage zur Simulation Robert-Bosch-Schule Ulm der Fahr- und Ladezyklen über ein Wichtige Aussagen für künftige ganzes Jahr. Planungen der Stadtwerke Einen ausführlichen In der Planungsstrategie der Stadtwerke Abschlussbericht finden Sie spielt die Gleichzeitigkeit, also wie viele unter www.unw-ulm.de Fahrzeuge in einem Gebiet zur selben Zeit laden, ein zentrales Element. Um hierzu Aussagen treffen zu können, wird 20
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