NACHRICHTEN TUTZINGER - JUGEND WOHIN? Der Sprung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
37. Jahrgang www.tutzinger-nachrichten.de Ausgabe 06 / Juni 2019 TUTZINGER NACHRICHTEN Das Magazin für Tutzing und seine Bürger JUGEND WOHIN? Der Sprung von dahoam ins globale Leben Heft 06/19
FINDEN & LESEN EINBLICK Liebe Leserin, lieber Leser, 3 TUTZING REPORT Jugend in Tutzing – wohin 4 „Ist die Jugend heute anders?“ Schülersprecherinnen und Direktor des Gymnasiums Tutzing im Diskurs 5 Was tut die Gemeinde für die Jugend? 8 Lebensfragen Jugendlicher: Kirche ist nicht „uncool“ 9 Jugendarbeit mit Engagement und Liebe 10 Grafitti im Ort - zwiespältige Jugendkultur 11 UNSERE GEMEINDE RATHAUS KOMPAKT Aktuelle Trends und News 12 Stromversorgung – Konzessionsvertrag mit Bayernwerk verlängert 13 Übernahme des Gymnasiums durch den Landkreis 14 SCHLAGLICHT Kommunale Jugendpolitik: Die Jugend beteiligen 16 WIE ICH ES SEHE Matthias Gröschel; „Generationenkonflikt – eine Chance? 17 HANDEL, HANDWERK & SERVICE AMEO Sports mit innovativem für Atemgerät für Unterwassersport 18 Traditionsgaststätte Drei Rosen in Bernried 19 Outfits Rookie and me 20 TN-Inserentenliste Juni 21 Über die Schulter geschaut Zehn Fragen an Alex Zink, Praxis für Osteopathie Notdienste im Juni 22 23 Planen Bauen Wohnen Schritt für Schritt Neubau · Anbau ...kann so einfach sein. WIE ES FRÜHER WAR Bauplanung Sanierung und Umbau Früher war alles anders / News anno dazumal 24 Energieberatung Gewerbebau MENSCHEN IN TUTZING Anneliese Schönnenbeck 100 Jahre und zufrieden 26 Rektor a.D. Walter Köhler hat uns verlassen 27 Walter Eberl – die Bernrieder Kommunallegende ist 90 28 TUTZINGER SZENE Anton Leitner GmbH I 82327 Tutzing I Tel. 0 81 58/90 76 10 I Fax 0 81 58/90 76 121 Neuer Vorsitzender des Freundeskreises Brahmstage e.V. 29 E-Mail: info@leitner-wohnbau.de I www.leitner-wohnbau.de Geschichte des Tutzinger Baumeisters Knittl im Radio / Klavierabend mit Andreas Skouras 30 Vortrag über die Reformen von Papst Franziskus / Pfarrfest St. Joseph 31 Malerin und Pianistin Kristina Bauer / Erlebnistag im Golf-Club 32 70 Jahre Freundeskreis Evang. Akademie 33 Schützennachrichten 34 Rathaus-Ausstellung zum Wirken der Missions-Benediktinerinnen 35 Englische Barockmusik in der alten Pfarrkirche / Blühpatenschaften 36 Kirchenchor St. Joseph zum Jubiläum mit neuen Stimmen 37 JUNGES TUTZING Studentisches Wohnen 2019 / Mottowoche vor dem Abi 38 Tutzinger Ferienprogramm 2019 39 KALENDER & KONTAKTE Aktuelle Termine im Juni 201940 KIRCHENMITTEILUNGEN Juni 41 Der Tratzinger / Mai-Gruß / Impressum 43 Redaktionsanschrift: Titelbild: Jugendlicher 37. Jahrgang www.tutzinger-nachrichten.de Ausgabe 06 / Juni 2019 TUTZINGER E-Mail: redaktion@tutzinger-nachrichten.de Sprung ins Wasser (Deutscher Fotopreis) NACHRICHTEN Das Magazin für Tutzing und seine Bürger Verteilung: Hermann Buncsak, Tel. 08158/2050 Foto: Ursula Düren- Anzeigen: Roland Fritsche, Dornberger anzeigen@tutzinger-nachrichten.de, Tel. 08807/8387 Post: Tutzinger Nachrichten Zugspitzstraße 30, 82327 Tutzing Redaktionsschluss für das Juliheft 2019 ist der 04. Juni 2019. JUGEND WOHIN? Der Sprung von dahoam ins globale Leben Zulieferungen danach können leider nicht mehr berücksichtigt werden. Wir bitten um Verständnis. Heft 06/19 Ihre Beiträge und Fotos sind uns sehr willkommen, bitte als E-Mail oder auf CD und mit Angabe der Quelle/Foto. Anzeigenschluss 14. Juni 2019, Erscheinungstermin: 27. Juni 2019. Bitte besuchen Sie die Internet-Seite der Tutzinger Nachrichten mit zahlreichen aktuellen Leserinformationen und Inserentenkontakten - www.tutzinger-nachrichten.de 2
EINBLICK Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Die Welt macht schlimme Zeiten durch. „Kompetenz kommt niemals aus der Mode. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst.“ Ob das stimmt, versucht unser Titelthema „Ju- Genauso wenig wie gend in Tutzing – wohin?“ herauszube- kommen. Wir stellen uns die Frage: Kön- nen wir unsere Jugend eigentlich noch erreichen? Wie unser junges Redaktionsmitglied das sieht, lesen Sie unter dieser Rubrik. Was tut die Gemeinde Tutzing für die Jugend? Was Vertrauen.“ machen die Kirchen und die Vereine? Lebensfragen und reli- giöse Bedürfnisse Jugendlicher - Unsere Kirche ist nicht „un- Bei U.B.I Immobilien steht seit den Anfängen cool“ sagt die Diakonin der evangelischen Kirche und der das ganzheitliche und nachhaltige katholische Pastoralreferent setzt sich für die Jugendarbeit ein. Es geht aber nicht nur um die Sicht der Älteren auf die- Immobilienmanagement im Vordergrund. ses Thema. Zusammen mit Verkauf und Vermietung, Wie sehen Jugendliche selbst ihre allgemeine Zukunft? Und Grundstücksentwicklung, Projektsteuerung, ist eine Zukunft in Tutzing? Ist die Jugend heute „anders“? Le- die professionelle Verwaltung von Immobilien sen Sie dazu ein interessantes Gespräch am Gymnasium Tut- ein wesentliches Geschäftsfeld unseres zing mit den Schülersprecherinnen, dem Direktor und zwei Unternehmens. Studentinnen. Sicher sind es auch eher Jugendliche als Erwachsene, die un- Ihre Interessen sind unsere Interessen. seren Ort „verschönern“- durch Graffiti. Aus der Gemeinde gibt es einiges zu berichten: Stromvertrag und Brückensperrungen, vor allem aber brennt die Übernah- me des Gymnasiums Tutzing durch den Landkreis auf den Ursula Bluhm | Hauptstraße 42 | 82327 T u t z i n g Nägeln. Dazu ein Gespräch mit der Ersten Bürgermeisterin. 08158-9066290 | www.ubi-immobilien.de Handel, Handwerk und Service stellt sowohl eine Weltneu- heit vor als auch eine Traditionsgaststätte, einen online-shop und eine Praxis für Osteopathie und Physiotherapie. Früher – da war die Traubinger Straße noch ein Schotterweg und eine jungen Tutzingerin ist einfach mal über den See geschwommen! Das berichtete sogar das Tagblatt. Großen Raum nehmen dieses Mal die „Menschen in Tutzing“ ein. Zwei runde Geburtstage und ein Nachruf - so wie das Le- ben eben verläuft. Einen Neuanfang können die Brahmstage mit ihrem neuen Vorsitzenden vermelden. Die Tutzinger Szene macht aufmerksam auf eine akustische Reise im Radio zu Häusern am Starnberger See, auf einen Klavierabend und zu Vorträgen im Roncallihaus und im Orts- museum. Eingeladen wird zum katholischen Pfarrfest, einem Golf-Erlebnistag und der Ausstellung im Rathaus zum Wir- ken der Missions-Benediktinerinnen. Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie feiert mit einer Tagung und einem Abendprogramm mit Christian Springer sein 70 jähriges Jubiläum, der Kirchenchor St. Joseph sein 100 jähriges mit einem Konzert. Es gibt Informationen über Blühpatenschaften und Schüt- zennachrichten. Eine Mottowoche der Abiturienten mit wit- zigen Themen und das Ferienprogramm für 2019 beschlie- ßen unser Juniheft. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser ganz viel Spaß damit, dass Sie Neues erfahren und wir freuen uns im- mer über Ihre Rückmeldungen Herzlichst Ihre Heft 06/19 3
TUTZING REPORT Jugend in Tutzing – wohin? Die Welt macht schlimme Zeiten durch. Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. (Mönch Peter, 1274) „Die Jugend“ gab und gibt es gar nicht – es gibt viele un- und ökologisches Bewusstsein zu schaffen. Daneben geht es terschiedlich orientierte Teilgruppen junger Menschen. natürlich um Spaß, Freizeit und Gemeinschaftsgefühl. Auch Dennoch stellt sich generell die Frage: Können wir unsere die kirchlichen Jugendeinrichtungen haben für jeden etwas Jugend eigentlich überhaupt noch erreichen? Sind Parteien, zu bieten. So macht die Evangelische Jugend z.B. Freizeiten Vereine, die Kirchen und andere Institutionen für die Ju- im Lindenbichl und Reisen nach Spanien und Südfrankreich gendlichen von 2019 noch von Bedeutung? Daraus ergibt als highlights neben der regelmäßigen Jugendarbeit. Die sich die nächste Frage: Jugend – wohin? Was wollen die jun- Jugendfeuerwehr bietet Quizmeisterschaft des KJR, Baye- gen Leute von heute, was interessiert sie, was machen die risches Jugendleistungsabzeichen, Kartfahren und vieles eigentlich? mehr. TSV und Tennisclub haben in fast allen Abteilungen Die typische Jugendvita: Der Weg durch die Schulen bis zum Abitur oder zur beruflichen Ausbildung Fotoquellen: merkur.de, Stefan Schuhbauer- von Jena Alle Organisationen klagen über Nachwuchsmangel, denn mehrere Jugendmannschaften, KOBE zeigt vielerlei Mit- die jungen Leute können oder wollen sich nicht langfristig machmöglichkeiten in Ehrenämtern für Jugendliche auf. binden, sie wollen keine verkrusteten „alten“ Vereins- und Wer gerne tanzt kann in einer Tanzschule u.a. Ballett für Ju- Parteiformen, die wenig Erlebnisse oder aktive Beteiligung gendliche, Modern Dance, Jazz Dance, Hip-Hop, Videoclip versprechen. Das wird deutlich, wenn man sieht, dass sie sich Dancing, Luftartistik und Zirkuskünste lernen oder in den z.B. in workshops, Tagungen oder Demonstrationen durch- Tanzsportclub gehen. BRK / Wasserwacht versprechen, dass aus kurzfristig und gezielt für eine Thematik engagieren, Jugendliche mit Spaß dabei sein werden, denn neben den weil sie dort auch Spaß haben und schnell gestalten können. dienstlichen Aktivitäten gibt es viele Möglichkeiten für Spiel und Spaß bei gemeinsamen Ausflügen, Trainingstagen oder Ebenso evident wie eine gewisse Bindungslosigkeit ist, dass gemütlichen Grillabenden. Yachtclub, Gilde, Ruderverein für die christliche Religiosität mit Einbindung in die Kirchen- und zahlreiche Vereine und Clubs mehr kümmern sich um gemeinden die Werte kontinuierlich sinken. Vier von fünf die Jugend, wenn diese denn auch kommt und die Angebote Jugendlichen gehen nicht den Gottesdienst. Die Kirchen ha- annimmt. ben lange Zeit starken Einfluss genommen auf moralische, gesellschaftliche und ethische Werte. Dieser Einfluss schwin- Natürlich finden es die „Alten“ wenig spannend, wenn man det jedoch immer mehr – egal ob es sich dabei um Sexuali- der Jugend das Engagement und womöglich auch noch die tät vor der Ehe, um die Akzeptanz von Homosexualität, um Freizeitgestaltung sozusagen hinterher tragen muss. Aber Schwangerschaftsverhütung oder Abtreibung handelt. war das früher anders? Auch wir haben gejammert, dass in Tutzing für die Jugend „nichts los“ ist und haben uns dann Doch auch die heutige Jugend sucht durchaus nach Bin- doch immer ganz gut amüsiert. dungen und Werten, um sich daran zu orientieren und Wobei – ein erlaubter Grillplatz würde vielleicht das Ab- festzuhalten. Vielleicht müssten sich die Älteren darü- brennen des Kustermann- Zauns verhindern, ein gepflegter ber bewusst werden, dass sie im Zusammenhang mit den Beach-Volleyballplatz an schöner Stelle besser angenommen Bedürfnissen der kommenden Generationen nicht mehr werden, ein Jugendhaus die Jugendlichen ….. Na ja, da kön- zwangsläufig maßgeblich sind, weil diese eben andere Vor- nen sie sich schließlich auch mal selber engagieren- die Ju- stellungen haben. gendlichen in Tutzing! Dann wissen sie wohin! esch Es gibt sie nämlich – die Jugendlichen mit Vorstellungen, mit Gestaltungswillen, Zukunftsbewusstsein und auch Sach- »Wenn auch die Welt im ganzen fortschreitet, kenntnis. Ein gutes Beispiel dafür ist in Tutzing die JM. Die die Jugend muß doch immer wieder von vorn hat es sich u.a. zur Aufgabe gemacht, junge Menschen an ein solidarisches und soziales Verhalten in der Gesellschaft anfangen und als Individuum die Epochen heranzuführen sowie sie zu einem eigenverantwortlichen der Weltkultur durchmachen.« Handeln anzuhalten, sie für die aktive Mitgestaltung an der Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) freiheitlich demokratischen Grundordnung zu gewinnen 4
Zukunft beginnt heute: Ist die Jugend heute „anders“? Die Schülersprecherinnen des Gymnasiums Tutzing, Chiara Bachfischer, Helena Krestan, Caroline Mantz und die Schülerin Charlotte Neumüller (alle Q 11) stellten sich zusammen mit Direktor Bruno Habersetzer den Fragen unserer Redaktion: Wie geht es Euch, wenn die ältere Generation sich über die mittlerweile eine Voraussetzung, um auch in der Zukunft Jugend von heute beschwert, z. B. über Konsumdenken, bestehen zu können, man muss immer weiter neue Sa- schlechte Manieren, Null-Bock? chen lernen. Es ist nicht so sehr die Angst vor der Zukunft, Schülersprecherinnen: Wir sind anders, wir sind eine neue Ge- sondern eher der Respekt vor dem, was auf uns zukommt. neration und man kann nicht alle in einen Topf werfen. Es Der Leistungsdruck nimmt schon zu, besonders von der stimmt auch so nicht: Die Jugend hat nicht nur z.B. Konsum fünften bis zur elften Klasse. Wir finden aber auch, dass es im Kopf oder schmeißt Sachen in die Gegend. Klar gibt es ganz viele Schüler gibt, die sich selber den Druck machen Leute, die so drauf sind, aber das kann man nicht verallge- - nicht nur von außen. Jeder möchte möglichst sein Bestes meinern. geben und sieht darin eine Möglichkeit, größere Chan- Direktor Habersetzer: „Null Bock Generation“ kann man gar cen zu haben. Das muss eigentlich nicht immer so sein. nicht mehr sagen, schauen Sie nur auf die Aktion „Fridays for Future“. Da gibt es junge Menschen, die sich sehr genau in- Wie sehen Sie für die Jugendlichen heute eine Perspektive formieren und sich sehr intensiv engagieren. Das gilt beson- für die Zukunft? ders für die Umwelt. Die Schüler, die etwas verändern wollen, Direktor Habersetzer: Von der Jugend verlangt man in der sind sehr aktiv und haben viele kreative Ideen, z. B. gibt es bei Schulzeit und später sehr viel Flexibilität. Es ist nicht mehr so uns ein Mülltrennungskonzept und eine Umwelt AG. Es gibt wie früher, dass es völlig klar ist, wenn man das Abitur hat, ein starkes Interesse an der politischen Entwicklung, wenn dann studiert man und nach dem Studium übt man den Beruf ein Schüler auf die Freitagdemos geht und dies korrekterwei- ein Leben lang aus. Sondern es ist sehr viel freier geworden, se anmeldet: „Wir gehen jetzt dahin, obwohl wir wissen, dass ein lebenslanges Lernen ist ganz wichtig. Warum nur einen es nicht ganz legal ist, aber uns ist das Anliegen so wichtig, einzigen Beruf ein ganzes Leben lang ausüben und auch nur und wir wollen das machen.“ Da steckt eine große Ernst- bei einer Firma und in einer Fachrichtung und warum das haftigkeit dahinter, die ich früher nicht so gemerkt habe. ganze Leben Vollzeit arbeiten? Da gibt es andere Lebensmo- Die überwiegende Zahl unserer Schüler ist freundlich und re- delle. spektvoll und es liegt ihnen etwas daran, eine gute Gemein- Schülersprecherinnen: Wir lernen, wie man mit Leistungs- schaft zu bilden. Ein Beispiel hierfür ist „Schule ohne Rassis- druck umgeht. mus“, eine Initiative für ein Schulklima, das eine Ausgrenzung Direktor Habersetzer: Die Schüler sind selbstbewusster ge- von Schülern, die aus anderen Ländern kommen, verhindern worden. Für die jetzige Generation ist die berühmte Selbst- soll, dies bedingt einen respektvollen Umgang miteinander. verwirklichung im Beruf wichtiger als es noch bei anderen Schülergenerationen der Fall war. Es muss nicht unbedingt Muss im Gegensatz zu früher von Euch immer mehr Leistung der Beruf des Vaters wiederergriffen werden. Sie lassen sich erbracht werden? Habt Ihr Angst vor der Zukunft? deutlich weniger beeinflussen und sagen: „Ich möchte einen Schülersprecherinnen: Angst vor der Zukunft nicht, weil Beruf haben, der mich erfüllt und nicht unbedingt einen, mit man ja viele Möglichkeiten in der Zukunft hat. Jeder möch- dem ich viel Geld verdienen kann.“ te sich doch gerne selbst verwirklichen und die Zukunft mitgestalten. Der Leistungsdruck ist in jeglicher Hinsicht ge- Ist der Vorwurf vieler Pädagogen berechtigt, dass die Eltern wachsen, vor allem auf dem Gebiet der Bildung und in der ihren Erziehungsauftrag schlecht erfüllen? Schule, gerade im Gymnasium. Das lebenslange Lernen ist Direktor Habersetzer: Sehr schwierige Frage. Die Erziehung ist Heft 06/19 5
TUTZING REPORT in der jetzigen Zeit sehr viel schwieriger geworden als früher. Wann habt Ihr das letzte Mal einen handschriftlichen Brief Es gibt viel mehr Einflüsse auf die Jugendlichen. Ich denke da geschrieben: nur an die neuen Medien. Dies ist sowohl für die Eltern, als Schülersprecherinnen: Chiara: Ich habe früher an meine Oma auch für die Schule eine ganz große Herausforderung. Das einen Brief geschrieben, aber jetzt schon lange nicht mehr. verlangt sehr viel Verantwortungsbewusstsein. Die allermeis- Es geht einfach schneller, über WhatsApp zu schreiben. ten Eltern haben eine klare Vorstellung, was gute Werte sind Caroline: Ich habe an Weihnachten meiner Gastfamilie in und welche Werte sie den Kindern vermitteln wollen. Kinder Australien geschrieben. können sich auch in schwierigen Situationen befinden, wenn das familiäre Umfeld nicht traditionell ist. Es gibt immer mehr Machen Sie sich Sorgen um die deutsche Sprache? Patchwork-Familien, mehr alleinerziehende Eltern und auch Direktor Habersetzer: Es ist wichtig, dass man sich klar aus- mehr ältere, bereits alleinlebende Jugendliche. drückt, klare Argumentationslinien aufbaut, eine klare Spra- Schülersprecherinnen mit Schuldirektor im Austausch über Entwicklungen heute: Der Leistungsdruck nimmt zu Foto: HB Könnt Ihr Euch ein Leben ohne Handy und Internet noch vor- che hat. Man muss differenziert denken lernen und dafür stellen? brauche ich ein möglichst gutes, sprachliches Instrumentari- Schülersprecherinnen: Das Handy lässt sich nicht mehr weg- um. Die Zeiten, in denen man so literarisch anspruchsvolle denken. Bereits Kleinkinder haben heutzutage ein iPad etc. und philosophische Texte wie Thomas Mann gelesen hat, sind Man muss es sich auch nicht mehr wegdenken, da es einfach wohl einfach vorbei. eine neue Zeit ist und es uns neue Möglichkeiten eröffnet. Dazu ist die heutige Kommunikation eine andere, aber ich Das Handy wird nicht nur zur Unterhaltung genutzt, son- bedauere dies nicht unbedingt, da es heutzutage andere dern man kann damit auch etwas für die Schule machen, mit Ausdrucksformen wie z.B. Poetry Slam, die bei der Jugend Freunden in Kontakt bleiben. Man kann auch mit einem Click sehr beliebt ist, gibt. Es hat einfach ein Wechsel in der Kultur am Handy die aktuellen Nachrichten der Welt abrufen oder stattgefunden. sich in einer fremden Stadt zurechtfinden. Aber die digitalen Möglichkeiten sollten bewusst und sinnvoll und nicht nur Inwieweit hat die Digitalisierung Einzug gehalten im Schul- zum Zeitvertreib eingesetzt werden. Es ist wichtig, dass man alltag? gerade Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang Direktor Habersetzer: Es gibt eine große Digitalisierungskam- mit Medien beibringt. Eine zeitliche Regulierung gerade für pagne, den Masterplan für Bayern. Das Gymnasium Tutzing jüngere Kinder ist nötig, damit sie auch noch an die frische ist da relativ gut ausgestattet. Wir haben in allen Klassenzim- Luft gehen. Als Fortschritt lässt sich die Digitalisierung nicht mern Internetanschluss, Beamer und PC, da sind wir weiter mehr rückgängig machen. Ohne Handy ist es schwierig, in als andere Schulen. der Gesellschaft mitzuhalten. Selbst Hausaufgaben und Un- terrichtsinhalte werden über WhatsApp ausgetauscht, auch Der Breitbandanschluss fehlt, soll aber kommen. Wir werden seitens der Lehrer. auch zwei Klassensätze an Laptops bekommen. Aber es gibt Wir retten Wertvolles DDM MeDien PARTneR Werner Huber Boeckelerstr. 5 82327 Tutzing Tel.: 08158 - 905 44 84 Fax: 08158 - 906 12 95 ddm-partner@t-online.de 6
auch immer noch die Schultafeln mit Kreide. Es wird in der Können Sie den Schülern die Teilnahme an den Freitagsde- Zukunft auch neue Lernformen geben, z.B. immer mehr Lern- monstrationen ermöglichen? videos, das sog. E-Learning. Schüler müssen dann nicht mehr Direktor Habersetzer: Ermöglichen kann ich das leider nicht, in die Schule kommen, sondern Lehrer nehmen die Unter- ich habe aber Sympathie dafür. Der ganz große Erfolg die- richtsstunde auf und ein Schüler der krank ist, kann sich das ser Freitagsdemonstrationen liegt darin, dass ein Dialog von zu Hause aus anschauen. Das haben wir zwar noch nicht, begonnen hat, in den Familien, zwischen den Schülern, in aber die Schüler greifen, meiner Information nach, viel auf der Gesellschaft überhaupt, was niemand erwartet hätte. Lernvideos aus dem Internet zurück. Eine offizielle Unterrichtsbefreiung geht nicht. Die Eltern müssen einen Unterrichtsbefreiungsantrag stellen, der aber Schülersprecherinnen: Wir sehen in fast jedem Fach Lernvideos meinerseits nicht genehmigt wird. an, weil dort der Lernstoff leicht erklärt wird. Es gibt verschie- Die Schüler gehen dann trotzdem freitags zur Demo. Dieses dene Lernvideoportale, die vor allem von Studenten bereit- Schulschwänzen wird dann zwar nicht durch Ordnungsmaß- gestellt werden. Man kann das Video unterbrechen oder sich nahmen sanktioniert, sondern „kompensiert“, indem den mehrmals ansehen, bis man es verstanden hat. Es gibt mitt- Schülern nahegelegt wird, bei anderen Veranstaltungen, z.B. lerweile zu jedem Fach für jedes Thema passende Lernvideos. das Ramadama in Tutzing oder dem Klimadialog in Starn- Direktor Habersetzer: Es werden auch Tafelbilder abfotogra- berg, teilzunehmen. fiert oder korrigierte Schulaufgaben. Schülersprecherinnen: Wir Schülersprecherinnen waren schon bis zu 10 Mal auf den Freitagsdemonstrationen. Das Wie seht Ihr die Bereitschaft, dass sich Schüler heute politisch wichtigste Ziel ist der Kohleausstieg. Das Bewusstsein der Be- engagieren? völkerung für den Klimaschutz wird gestärkt und jeder sollte Schülersprecherinnen: Wir sehen durchaus diese Bereitschaft, bei sich erstmal nachdenken, was er selbst verändern kann. aber es ist eben auch eine Typ-Frage. Es gibt Menschen, die sich da engagieren und die Initiative ergreifen wollen, aber Wie kann die Schule den Jugendlichen ein alternatives Enga- es gibt auch Menschen, die sich lieber anders engagieren. gement anbieten? Es könnte schon so sein, dass die Schule hier noch einen Bil- Direktor Habersetzer: Wir hatten bereits eine Pflanzakti- dungsauftrag übernimmt und eingehender über die politi- on, bei welcher Beete mit Blumen für Bienen angelegt und schen Parteien informiert. Wir dürfen aber auch noch nicht ein Kräutergarten angepflanzt wurden; es ist auch ein Ak- wählen. Das Interesse ändert sich dann vielleicht noch mal. tionstag zum Thema Klima geplant und eine Umwelt AG. Schülersprecherinnen: Es arbeiten derzeit Schüler aus der 8. Ist politisches Engagement in der Schule erwünscht? Klasse am sog. Pizzatower, bei welchem die Pizzakartons sta- Bruno Habersetzer: Nein. Die Schule muss neutral sein. Um pelweise in einem Behälter entsorgt werden können. Politik kann es nur auf der informellen Ebene, nicht im Rah- men einer Beeinflussung gehen. Wie sieht es mit dem Umweltbewusstsein in Eurem Alltag aus? Wie engagieren sich die Tutzinger Schüler im Rahmen der Schülersprecherinnen: Man denkt nunmehr darüber nach, ob Freitagsdemonstrationen der Aktion „Fridays for Future“? man wirklich so viel Plastik haben möchte, ob man nicht seine Schülersprecherinnen: Von unserem Gymnasium gehen Schü- eigene Tüte mitnimmt. Das Umweltbewusstsein der Kinder ler zu den Freitagsdemonstrationen nach München, aber es wirkt sich auch gegenüber den Eltern aus, wenn Kinder z.B. werden weniger. Wir glauben schon, dass diese Schüler hin- auf den Kauf eines Joghurts im Glas statt in Plastikbechern ter der Message stehen. hinwirken. Gemüse und Obst sind in viel Plastik verpackt, was es oftmals nicht bräuchte. Hier gehen wir bewusster zum Es gibt bestimmt auch Schüler, die nicht so genau informiert Einkaufen und denken darüber nach, was man ändern kann. sind, worum es bei dieser Aktion genau geht. Es waren auch Direktor Habersetzer: Ich mache mir um die Zukunft der Ju- einige beim Klimadialog in Starnberg und haben sich infor- gendlichen keine Sorgen. Es ist eine wahnsinnige Energie in miert, was die Kreisstadt für den Klimaschutz macht. ihnen vorhanden, die uns „Alte“ einfach mitreißt. HB/UC Kompetenz Wir verkaufen und vermieten Ihr wertvollstes Gut – seit 40 Jahren info@loeger.de • Hauptstraße 57 • Tutzing • Telefon: 08158-3020 • www.loeger.de Heft 06/19 7
TUTZING REPORT Was tut die Gemeinde Tutzing für die Jugend? Geht man auf die Homepage der Gemeinde Tutzing, findet stört und unbeobachtet treffen, andererseits geht es um man auf der Seite „Leben in Tutzing“ „Senioren“, auch „Fa- Ordnung, Pflege, Lärm und nicht zuletzt um Sicherheit und milie“, aber einen Bereich „Jugend“ sucht man vergebens. Aufsichtspflicht.“ Und noch eine Sache spiele eine Rolle: Im Im Gespräch mit den TN räumt die Erste Bürgermeisterin, Sommer werden die Räume wenig angenommen – der See Marlene Greinwald, ein, dass sich dies ändern muss. Sie will wird dann immer Konkurrenz sein. Außerdem ist die Jugend sich sofort darum kümmern. Schließlich könnte hierbei über in unserer Gegend selbständig und mobil - auch weil der öf- Veranstaltungen, Freizeiteinrichtungen und auch über Links fentliche Nahverkehr mittlerweile gut ausgebaut ist. Zum zu Vereinen mit Jugendarbeit informiert werden. Außerdem anderen sind die Wege zu den Freizeiteinrichtungen oder im solle dabei die Ansprechpartnerin in der Verwaltung der Sommer zum See kurz und können leicht auch zu Fuß oder Gemeinde, Lisa Gollwitzer – lisa.gollwitzer@tutzing.de - er- mit dem Fahrrad erreicht werden. reicht werden können. Diskutiert wird im Gemeinderat die Möglichkeit, einen Ju- gendbeirat zu etablieren. Allerdings gab es dieses Angebot Gibt es in Tutzing denn kein Angebot an die Jugend bereits vor 25 Jahren, das aber nicht ange- für junge Heranwachsende? nommen wurde. Häufig und immer wieder wird ein „Jugendtreff“ gefordert In der Gemeinde wird momentan auch diskutiert, ob man - eine Räumlichkeit, in der sich die Jugend treffen kann. Die die Stelle eines Jugendpflegers einrichtet, dessen Aufgabe Bürgermeisterin nennt die vorhanden Angebote: „In der allerdings in der Art eines Streetworkers angedacht ist. EK Evangelischen Gemeinde stehen feste Räume für die Jugend zur Verfügung. Das ehemalige „Sportlerstüberl“ hat die Ge- meinde der JM Tutzing zur Benützung überlassen. In Trau- bing benützt die JM Traubing Räume in der Grundschule. Unter der Federführung des Fördervereins der Mittelschule ist mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde eine schul- übergreifende Mädchengruppe entstanden.“ In der katholischen Kirchengemeinde stehen der Clubraum sowie der Jugendraum für Jugendarbeit zur Verfügung, wobei jeder Jugendliche eingeladen ist, zu kommen. Der frühere offene Jugendtreff in der sog. „Teestube“ musste wegen klassischer Probleme (wie Lautstärke, Alkohol, Aus- grenzung) aufgelöst werden. Für Freizeitbeschäftigung im Freien wurde von der Gemein- de der Beach-Volleyball-Platz in der Nähe des alten Fest- platzes errichtet. Leider stellte sich heraus, dass die Lage nicht ideal ist: Der Platz liegt im Dauerschatten und ist somit Tag der offenen Tür häufig nass. Nach Aussage von Marlene Greinwald ist die Ge- meinde auf der Suche nach einem anderen Standort. Darüber hinaus wird gerade über die Errichtung eines Bou- le-Platzes diskutiert. Wobei Boule-Spielen nicht unbedingt Wir laden Sie herzlich ein! von Jugendlichen bevorzugt wird. Aber – stimmt die Lage – könnten vielleicht auch sie sich dafür begeistern und den Samstag, den 29.06.2019 Boule-Platz als Treffpunkt wählen. von 10.00 - 16.00 Uhr Vielleicht erweist sich auch der neue Hubert-Hupfauf-Platz als ein weiteres Kommunikationszentrum, besonders auch Seit 35 Jahren ist das W.A.F. Institut ein erfolgreiches und für Jugendliche. stark wachsendes mittelständisches Unternehmen in der „Das Thema insgesamt ist etwas schwierig“, seufzt die Bür- Betriebsräte-Fortbildung. Werfen Sie einen Blick „hinter die germeisterin, „einerseits möchten sich Jugendliche unge- Kulissen“ und gewinnen Sie einen Einblick! Schlendern Sie über unseren Streetfood-Markt, lernen Sie unsere Mitarbeiter näher kennen und informieren Sie sich in unserer Bewerber-Ecke über aktuelle Job-Angebote. Auch für die kleinen Gäste halten wir tolle Überraschungen bereit! Wir freuen uns auf Sie und Ihre Familie! W.A.F. Institut für Betriebsräte-Fortbildung Blumenstraße 3 82327 Tutzing 8
Kirche ist nicht „uncool“ Lebensfragen und religiöse Bedürfnisse Jugendlicher Mit großer Offenheit erläu- on kein leeres Versprechen sein soll, ergibt sich daraus die terte die aus dem Nördlinger freiwillige Bereitschaft, Teil der Gemeinschaft zu sein und Ries stammende Diakonin Bea- diese mitzugestalten – und andere haben auch etwas davon. trix Bayerle (27) aus ihrer Sicht Viele Teenager engagieren sich in der kirchlichen Mitarbeit die Einstellung von Jugend- rasch als JugendleiterInnen, pflegen Freundschaften und lichen zur evang.-luth. Kirche in entwickeln Spaß bei den vielseitigen Aufgaben in unserer Tutzing. Kirchengemeinde. Auch „normale“ Gemeindegottesdienste könnten dazu der Raum sein, wenn sie jugendgemäß und Welche Erwartungen hat die vor allem alltagsorientiert sind. Jugendliche unterscheiden Jugend heute an die Kirche? also bewusst zwischen Glaube und Religion. Im Lauf des Er- Wenn Jugendliche sich der wachsenwerdens behalten die meisten ihre Gläubigkeit. christlichen Religion und dem Glauben zuwenden, dann sind Welche Faktoren sind in der Jugendarbeit der evang.-luth. Will Jugendlichen helfen, damit Lebensumstände verbun- Kirche besonders wichtig? ihren Platz in der Kirche den. Sie sind neugierig, wollen Inzwischen haben wir ein wunderbares Jahresprogramm für zu finden - Beatrix Bayerle Neues erfahren und Antworten die evangelische Jugend für Tutzing und Bernried (EJT) auf- Foto: WK auf Wünsche, Erwartungen, gebaut. Diese Informationen können rund um die Uhr auf Hoffnungen, möglicherweise tiefe Sehnsüchte bekommen. unserer Homepage aufgerufen werden. Dort finden Sie Wis- Sonst würden sie erst gar nicht unsere zahlreichen Angebote senswertes zu Freizeiten in Spanien, Schnupper-Wochenen- der Jugendarbeit annehmen und schon gar nicht auf Dauer den oder einem Zeltlager. Ganz gleich welchen Altersgrup- bleiben. Glaube ist ohnehin schwer begreifbar und jeder He- pen die Kids angehören, es ist für jeden etwas dabei. Um nur ranwachsende tut sich schwer, diesen Mehrwert in das eige- ein Beispiel herauszugreifen, so erkunden wir mit vielen an- ne Leben einzubeziehen. deren Kindern bei den „Gartenzwergen“ im Alter zwischen Evangelische Kinder- und Jugendarbeit ist in einem umfas- 7 bis 9 Jahren die Natur und ihre Bäume, Tiere und Pflanzen senden Sinne „Lebenshilfe“. Mädchen und Buben müssen – im Wechselspiel der Jahreszeiten. Außerdem kochen wir zu- wie alle Menschen – ihren Alltag bewältigen: Schule, Familie sammen und schmecken uns durch die vielfältigen Lebens- und ihre (Liebes)-Beziehungen, ihre Freizeit und ihre Kon- mittel. Die gemeinsamen Aktivitäten bringen viel Freude, sumwelten, eben ihr ganz normales Leben. Junge Menschen Spaß und ehrliches Lachen. Dabei entsteht Vertrauen und erleben in ihren Alltagswelten vielfältige Leistungsanforde- Verlässlichkeit in der Gartengruppe oder natürlich auch in rungen sowie Konflikte mit oft scheinbar unbewältigbaren anderen Teams. Hürden. Gegenüber früher hat sich allge- mein die Lebenssituation grundlegend verändert. Wer kennt sie nicht die täg- liche Reizüberflutung schon bei Kinder- gartenkindern und Grundschülern durch Fernsehen, Handy und Computer? Wenn sich also junge Leute in kirchliche und religiöse Räume begeben, sind ihre Moti- vationen selten explizit religiös. Natürlich wollen sie mehr über den Glauben und das Leben als Christ erfahren, zusammen beten und Teil einer intensiven, intimen Gemeinschaft sein. Sie befinden sich in Jugendräume der katholischen und der evangelischen Kirche Fotos: EK ihrer „eigenen Welt“, prägen kurzlebig Zeitgeist, Mode oder Musik-stile und wollen sich selbst erst Motivation ist Energie und bewegt uns zum Handeln. Nicht finden, abgrenzen und identifizieren. jeder Tag ist gleich und so ist es mit unsere Aufgabe den Bezug zur Realität mit zu entwickeln. Hoffnung im Glauben Differenziert die heutige Jugend zwischen Kirche und dem heißt – Gott ist da, wenn es einem mal nicht so gut geht. Glauben? Jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens unzählige Trau- Im Jugendalter ist es manchmal schwer, zuzugeben, dass ererfahrungen. Verluste sind Abschiede von Dingen, Men- man auf Erwachsene hört und dass man mit Gott etwas an- schen, Tieren, Träumen, körperlichen und geistigen Fähig- fangen kann. Egal ob christlich, muslimisch oder konfessions- keiten, von allem, womit wir uns innerlich verbunden fühlen. los - generell interessieren sich Jugendliche sehr für die Fra- Und so unterstützen und helfen wir dem Nachwuchs nicht gen des Lebens: Woher kommen wir, wohin gehen wir nach nur im Gottesdienst mit christlichen Glaubensinhalten, son- dem Tod, was ist gerecht und moralisch? Das gilt für schöne dern rund um die Kirche im positiven Umgang miteinander. wie auch schmerzhafte Erlebnisse. Der Reichtum des Lebens Persönlich geht es mir im Blick auf Kirche nicht darum, mehr zeigt sich gerade in seinen zahlreichen Facetten. Was den Menschen zum Gottesdienst zu bewegen. Es ist jedoch heu- Glauben angeht, so gibt es natürlich auch Halbwüchsige, die te wie morgen wichtig, dass der gläubige Mensch seinen aus bestimmten Beweggründen heraus nach der Konfirma- Platz in der Kirche findet und die Kirche auf die Bedürfnisse tion der Kirche den Rücken kehren. Wenn die Konfirmati- der Leute eingeht und sich so verändert. WK Heft 06/19 9
TUTZING REPORT Jugendarbeit mit Engagement und Liebe Er vermittelt Freude, Wissen und hat viel Geduld für diese nen ähnlichen Tagesablauf wie Stefan. Allerdings leben die Schar von Kindern und Jugendlichen: Stefan Petry, der An- vier in Weilheim zwecks günstigerer Miete. Stefan Petry hat gelpunkt für Vieles und Alles. Spontane Aussage von Juline: Kommunionsunterricht bei den Drittklässlern, hat Kontakt Wir machen viele tolle Sachen wie Rätsel, Spiele und Wett- mit diesen Kindern, die ab dieser Zeit Ministranten sein kön- kämpfe. Miguel meint dazu: Mir gefällt, dass sich die Grup- nen und die Freizeit mit den anderen verbringen können. penleiter immer so gut vorbereiten. Auch wir Kinder dürfen Natürlich können sie abspringen, wenn sie ins Gymnasium mitbestimmen was gemacht wird, tolle Ausflüge z.B. Minist- wechseln, jedoch auch weiter zu den Gruppenstunden kom- rantentage. Diese Äußerungen sagen von den Jugendlichen men, wenn sie Lust dazu haben. Und ob sie wollen! Anna all das, was der Dekanatsjugendseelsorger Stefan sich bei äußert sich dazu: Mir macht beides Spaß! Das Ministrieren der Ausbildung schon ein bisserl vorstellen konnte. üben und das Spielen. Deswegen komme ich jede Woche! Jeder kann kommen! Nicht nur Stephan Petry, sondern ausgebildete Jugendlei- ter, d.h. auch Oberministranten sind für Gruppenstunden zuständig. Gemeinsam wird getüftelt und geplant für Aus- flüge, z.B. Ministrantenwochenende im „Klösterl“, Tages- ausflüge nach Oberammergau, Wandern, Klettern, Vorbe- reitungen für Pfarrfeste. Als Dekanatsjugendseelsorger ist er auch zuständig für fünf Pfarreiengemeinschaften die da wären Herrsching, Seefeld, Weßling, Pöcking, Starnberg und natürlich Erling, Machtlfing, Frieding und Wörthsee. Bei al- len Jugendlichen und Kindern gilt Stefan Petrys Maxime: Leistung muss nicht sein, Gemeinschaft bedeutet spielen, locker lassen, persönlich miteinander da sein und Kontakte suchen und finden. Natürlich gehören auch christliche The- men wie Jugendgottesdienste oder die Beteiligung bei den Heiligen Drei Königen dazu. Bei den Sammlungen kommen die Spenden armen Kindern in der Dritten Welt zugute. Ganz wichtige Gruppenstunden Dekanatsseelsorger Stefan Petry: Gemeinschaft fördern, waren im Mai: Bastelstunde für Muttertag, Begrüßung der am Miteinander freuen Foto: St. Petry neuen Minis, Basteln für Vatertagsgeschenk, Würstl und Er studierte Theologie und Sozialpädagogik, wurde nach Stockbrotnachmittag. Bei diesen Programmen lockt es sicher vier Jahren Ausbildung Pastoralreferent und begann 2005 viele Kinder, die sich auf Gemeinschaft und das Miteinander seine Arbeit und sein Wirken in Tutzing. Dazu ist er Ehe- freuen. Die Jugendleiter, Oberministranten und Stefan Petry mann und Vater von zwei Töchtern. Seine Frau übt in Weil- erreichen Sie unter 904602 oder SMS/Whatsapp Stefan 0151 heim den Beruf als Jugendreferentin aus und hat daher ei- 27526234 IC STEAKWOCHE Für Feinschmecker 02.06. bis 09.06.2019 Selektiertes Kalbinnen BIO-Fleisch der Premium Klasse von SALON-BEEF mit verschiedenen Beilagen. ∙ HOTEL ∙ RESTAURANT ∙ CAFÉ ∙ Auf Ihren Besuch freut sich Petra Gsinn mit Team Hauptstraße 32 • 82327 Tutzing • Tel.: 08158-9360 10
Unser Ort soll schöner werden – auch durch Graffiti? Was heißt „Schönheit des Ortes“, wer findet was „schön“ und von wem wird diese „Schönheit“ hergestellt? Von der Gemeinde, Bürgern, Künstlern oder gar Jugendlichen? Beim Thema Graffiti scheiden sich jedenfalls die Geister. Den einen ist es Schmiererei, die juristisch verfolgt wird, die an- deren sehen in den Zeichnungen oder Sprühbildern vorzugs- weise an Betonwänden Street-Art. Tatsache ist, dass die erste voll besprühte S-Bahn des MVV, die sogenannte „Geltendorf-Train“ von 1985, als Geburts- stunde des Münchner Graffiti gilt, das sich von der Metropo- le schnell in anderen Städten verbreitete. Zweitens ist klar, dass es sich bei der Street-Art-Szene um Jugendkultur han- delt. Und nachdem die sich seit den 80ern sichtbar in Groß- städten austobt, finden wir seit einigen Jahren auch in Tut- zing ihre Spuren. Erste zaghafte Filzstift-Kritzeleien in den Unterführungen wurden von der Gemeinde noch überstri- chen. Seit etwa drei Jahren wird aber „hardcore“ gesprüht. In den dunkelsten Ecken - sehr bunt und mit künstlerischem Anspruch. Neuerdings trauen sich die Akteure auch aus den Niederungen der Unterführungen in die Höhe von Gewer- bebauten. Klar ist, dass diese Malereien nach wie vor Sachbeschädi- gungen darstellen und juristisch verfolgt werden. Beson- ders, wenn politische Parolen oder Kürzel, egal, ob von rechts oder links, an den Wänden verbreitet werden. Ihre Entfernung kostet richtig Geld und die Polizei in Starnberg muss immer wieder Anzeigen von privat aufnehmen. Andererseits gibt es auch Bilder in „Styles“ und Techniken, die sich sehen lassen können. In Tutzing werden vor allem die Unterführungen und ihr begleitendes Betongrau be- sprüht. Da unterscheidet sich schnell und gut sichtbar die Spreu irgendwelcher gekritzelter Sprüche vom Weizen sorg- fältig gesprühter Motive (siehe Fotos). Letztere sehe ich als Bereicherung für die ehemals als begrünt versprochenen Be- tonwände. Aber so viele hässliche Mauern wie die Akteure für ihr kreatives Potential brauchen würden, gibt es an die- sem Ort gar nicht. Deshalb meine ich, dass die Jugendlichen „Sprühflächen“ zur Verfügung gestellt bekommen sollten. Zum Beispiel könnten um die zukünftigen Baustellen Zäune aufgestellt werden, deren Material sich zum Besprühen eignet und was der Bauherr auch ausgewiesener Maßen gestattet. Damit hätten Tutzings Kreative, die ja nicht nur Jugendliche sein müssen, eine legale Sprühfläche. Diese temporäre Kunst würde beim Abbau sicher auch Liebhaber finden. Anja Behringer Jugendkultur oder Sachbeschädigung? Fotos: Anja Behringer Heft 06/19 11
UNSERE GEMEINDE Diemendorfer Straße als Umleitungsstrecke für PKW wäh- RATHAUS KOMPAKT rend dem Bau des Kreisverkehrs vorgehalten werden soll. Da ein Neubau der Brücke aufgrund planungs- und genehmi- Defekte Straßenbeleuchtungen gungsrechtlicher Gründe zeitnah nicht möglich ist, hat die Ab sofort können defekte Straßenbeleuchtungen auch Gemeinde sich entschieden ein Provisorium für PKWs zu er- online über folgenden Link an die Gemeinde Tutzing ge- stellen. Durch die Verschwenkung der Straße an dieser Stelle meldet werden: https://kommunalportal.bayernwerk.de/ kann kein standardisiertes Provisorium verwendet werden. app/#/09188141/overview Die provisorische Brückenkonstruktion muss nun für das Es stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung den Vorhaben extra hergestellt werden. Die Planungen sind Schaden an der Straßenbeleuchtung zu beschreiben und zu sehr aufwendig, werden demnächst aber abgeschlossen. Im melden: Über die Nummer, welche an der Beleuchtung an- nächsten Schritt gilt es ein Unternehmen für die Ausführung gebracht ist, über die Adresse bzw. den Standort oder gleich zu finden. Die Gemeinde strebt eine Ausführung im Juli/Au- direkt auf der Karte zum Anklicken. Auch über das Smart- gust an. Der anvisierte Terminplan ist dann allerdings auch phone ist die Meldung möglich. Einfach den QR-Code am noch vom ausführenden Unternehmen abhängig. Smartphone einscannen und für zukünftige Verwendung den Link z. B. auf dem Homescreen ablegen. Den Link finden Bienenwiese zum Selbersäen Sie auch auf der Homepage der Gemeinde Tutzing (www. Marlene Greinwald, Erste Bürgermeisterin möchte in diesem tutzing.de) im Schnellzugriff. Jahr erstmalig wie bereits von der Gemeinde Penzberg ge- zeigt die „Bienenwiese“ zum Selber-Säen anbieten. Brückenreparaturen Daher kann der Samen ab sofort abgepackt zu 50 Gramm für Brücke Monatshauser Straße eine Fläche von 10 Quadratmetern, für fünf Euro im Rathaus Der Bauhof der Gemeinde Tutzing hat provisorisch an der Tutzing (Kirchenstraße 9, 82327 Tutzing) während der Öff- gesperrten Brücke auf der Monatshauser Straße ein Gelän- nungszeiten erworben werden. Darin enthalten sind zum der für Fußgänger und Radfahrer aufgebaut. Nun ist die Beispiel: Mohn, roter und blauer Lein, Schleierkraut, Klatsch- Brücke bis zur Erneuerung wieder für Fußgänger und Rad- mohn, Kornblumen, Ringelblumen, Schmuckkörbchen, Mar- fahrer freigegeben. Die Erneuerung ist im Juli 2019 geplant. geriten, Sonnenblumen, etc. Informationen über die Aussaat finden sie auch auf der ge- Brücke über den Grünholzgraben/Stockergraben in Un- meindlichen Homepage. terzeismering: Die Brückensperrung in der Diemendorfer Straße musste aus Sicherheitsgründen erfolgen. Grund da- Bücherei für waren große Schäden und die damit verbundene akute In den Pfingstferien (11. Juni - 20. Juni) hat die Gemeindebü- Einsturzgefahr. Untersuchungen haben ergeben, dass die cherei Tutzing nur an den Freitagen 15. u. 21. Juni von 10.00- Brücke komplett erneuert werden muss. Die grundhafte Er- 13.00 und 15.00-18.30 Uhr und an den Samstagen 16. u. 22. neuerung der Ortsdurchfahrt Tutzing sieht aber vor, dass die Juni von 9.00-12.00 Uhr geöffnet. Anke Benn-Ortlieb Garten- und Landschaftsbau Gartenbau Landschaftsbau · Neugestaltung / Umgestaltung · Baumfällarbeiten Ihres Gartens · Entastungen mit Hebebühne · Terrassenarbeiten · Wurzelstockfräsen · Bepflanzungen · Hebe- und Kranarbeiten · Zaunarbeiten · Bauplatz- und Grundstückrodungen · Natursteinmauern · Rodungsarbeiten aller Art · Pflanzplanung · Erdarbeiten · Teichbau · Abbruch- und Kanalarbeiten · Spezialbaggerarbeiten Anton Leitner GmbH I 82327 Tutzing I Tel. 0 81 58/90 76 10 I Fax 0 81 58/90 76 121 E-Mail: info@leitner-wohnbau.de I www.leitner-landschaftsbau.de 12
Stromversorgung: Tutzing und das Bayernwerk verlängern Konzessionsvertrag Die sichere Stromversorgung der Gemeinde Tutzing im ober- treiben sowie Versorgungsanlagen und Leitungen auf ge- bayerischen Landkreis Starnberg ist auch in Zukunft Aufga- meindlichen Wegen und Grundstücken für die Versorgung be des Bayernwerks. Bürgermeisterin Marlene Greinwald der Bürgerinnen und Bürger und der örtlichen Wirtschaft zu und Ursula Jekelius, Leiterin des Bereichs Kommunen und errichten. Kooperationen Oberbayern beim Bayernwerk, unterzeich- Für das Bayernwerk bedeute diese Verlängerung einen neten gemeinsam mit Kommunalbetreuerin Silke Mall am großen Vertrauensbeweis und sei auch ein wichtiger Schritt Mittwoch, den 08. Mai, den neuen Konzessionsvertrag. Die in die Energiezukunft, erklärte Ursula Jekelius: „Wir freuen Laufzeit wird um weitere 20 Jahre verlängert. uns, dass wir weiterhin der Wunschpartner der Gemeinde für den Betrieb des Stromnetzes sind und die Zusammenar- beit für eine sichere Versorgung der Bürgerinnen und Bür- ger mit Energie fortsetzen.“ Im Bayernwerk-Netz speisen insgesamt rund 270.000 dezen- trale Erzeugungsanlagen Erneuerbare Energie ein. Dies stelle die Leistungsfähigkeit der regionalen Verteilnetze im Zuge der Energiewende vor zunehmende Herausforderungen. „Die Grundlage einer umfassenden Versorgungssicherheit vor dem Hintergrund der Energiewende sind kontinuierliche Wartung und Instandhaltung der Infrastruktur, der Einsatz innovativer Technologien, ein moderner Netzbetrieb und die strukturelle Nähe zum Netz“, so Jekelius weiter. Tutzing liegt im Zuständigkeitsbereich des Bayernwerk- Kundencenters Penzberg. Zum Stromnetz der rund 10.000 Kooperation um 20 Jahre verlängert: Die Vertragspartner bei Einwohner zählenden Kommune gehören Kabel und Lei- Unterzeichnung im Tutzinger Rathaus Foto: Gemeinde Tutzing tungen im Nieder- und Mittelspannungsbereich in einer Län- Die Kommune räumt mit der Vergabe der Konzession dem ge von rund 215 Kilometern. Zur sicheren Stromversorgung regionalen Netzbetreiber formal das Recht ein, in den kom- der rund 2.400 Hausanschlüsse sind 74 Trafostationen und menden 20 Jahren das Stromnetz auf ihrem Gebiet zu be- 770 Kabelverteiler installiert. Passt unser Studio zu Ihnen? IHR ONLINE CHECK Teilnahme über unsere Website www.life-competence.info Mitmachen und 1 Woche kostenlos bei uns trainieren Figur • Gesundheit • Fitness Tel. 08158 - 3622 Heft 06/19 13
UNSERE GEMEINDE Übernahme des Gymnasiums Tutzing durch den Landkreis Seit vielen Jahren gibt es Bestrebungen, die Trägerschaft für schöpft werden müssen und dann erst tritt die 90%-Rege- das Gymnasium an den Landkreis abzugeben. Dies scheiterte lung beim Landkreis in Kraft. Mit allen diesen Anträgen und aber immer wieder an heftigen Widerständen. Es wurde u. Verwaltungsarbeiten kommt eine Gemeinde unserer Größe a. befürchtet, dass mit der Übernahme durch den Landkreis an ihre Grenzen. auch das wertvolle Grundstück abgegeben werden müsste. Dennoch hat die Gemeinde die Planungen zur Sanierung der Turnhallen, der Kalle Villa und Umbau Südbau mit dem daraus resultierenden neuen Brandschutzkonzept voran- getrieben, um die Schule bestmöglich zu unterstützen. Die Planungskosten im sechsstelligen Bereich finanziert die Ge- meinde alleine. Zur Finanzierung der laufenden Kosten des Gymnasiums bekommt die Gemeinde Tutzing vom Landkreis Gastschulbeiträge, auch für die eigenen Tutzinger Schüler. Diese Beiträge fließen in den Verwaltungshaushalt für den laufenden Betrieb. Hier wurden vom Kämmerer des Land- kreises „ominöse“ 1,6 Millionen Euro ausgerechnet, die die Gemeinde Tutzing angeblich in den letzten Jahren gut ge- macht haben soll. Bei dieser Berechnung wurden z. B. kei- ne Personalkosten, die sich in der Gemeinde immerhin über mindestens sieben Stellen verteilen, eingerechnet. Tatsäch- lich hat die Gemeinde Tutzing im Verwaltungs- und Vermö- genshaushalt seit 1984 bis heute fast 9 Millionen Euro für den Unterhalt des Gymnasiums aus eigener Tasche investiert und hat zu keiner Zeit am Gymnasium „verdient“. Dieses Geld fehlt in Tutzing dringend für andere Investitionen. Wenn der Landkreis das Gymnasium übernimmt, wird die Gemeinde natürlich durch die Kreisumlage wiederum bela- stet, aber eben nur anteilig. Der Gemeinderat Tutzing hat nun bei einer Gegenstimme beschlossen, dass die Trägerschaft des Gymnasiums Tutzing an den Landkreis abgegeben werden soll. Mit diesem Be- schluss hat er gleichzeitig die Bürgermeisterin beauftragt, im Kreistag die Übernahme der Trägerschaft durch den Landkreis zu beantragen. So hat die Bürgermeisterin zuerst beim Kreisausschuss und dann beim Kreistag den entspre- chenden Antrag gestellt. Der Kämmerer des Landkreises hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald – Verhandlungen eine sehr lange Begründung abgegeben, dass der Landkreis mit verschiedenen Stellen Foto: HB aus finanziellen und personellen Gründen die Trägerschaft Tutzing ist die kleinste Gemeinde Bayerns mit einem eige- nicht übernehmen sollte. Aber sowohl im Kreisausschuss, nen Gymnasium und mit dem Unterhalt dieses Gymnasiums als auch im Landkreis konnte sich unsere Bürgermeisterin überfordert, allein schon wegen der anstehenden Sanierung mit ihren Argumenten durchsetzen und in der Märzsitzung von ca.12 Millionen Euro, an der sich die Gemeinde mit min- wurde einstimmig die Übernahme des Gymnasiums Tutzing destens 1,2 Millionen beteiligen müsste. Rein rechtlich ge- durch den Landkreis beschlossen. hört es zu den Pflichtaufgaben des Landkreises und nicht einer Gemeinde die weiterführenden Schulen zu betreiben. Jetzt müssen zunächst die Übernahmemodalitäten gefasst Groß war die Hoffnung, dass die Gemeinde das Gymnasi- werden und mit dem Aufbau einer Schulverwaltung begon- um doch alleine stemmen könnte, als vor ca. vier Jahren die nen werden. Dazu soll eine neue Personalstelle im Land- 90%-Regelung eingeführt wurde. ratsamt geschaffen werden, die dann die Übernahme vorbe- reiten und durchführen wird. Die Bürgermeisterin ist optimi- Doch damit wurde alles nur noch komplizierter. Die Haus- stisch, dass dies noch in diesem Jahr fertig verhandelt wird. haltsanforderungen für das Gymnasium müssen bereits vor Das Grundstück kann, wie bei Übernahmen von Schulen in den Sommerferien vorliegen, damit sie in den Haushalt des anderen Landkreisen, mit einer Rückfallklausel gesichert Landkreises im Herbst einfließen können. Diese Planungen werden. Auch in Starnberg und Gauting gibt es noch eigene werden doppelt geprüft, erst bei uns im Rathaus und dann Gymnasien. Es bleibt abzuwarten, ob diese dem Tutzinger von der Aufsicht des Landkreises noch einmal. Bei einer zen- Beispiel folgen werden. tralen Schulverwaltung würde diese doppelte Prüfung weg- Der Elternbeirat des Gymnasiums befürchtet, dass die Ver- fallen. handlungen zwischen Gemeinde und Kreis lange dauern So wird z. B. die so dringende Renovierung des Balkons an könnten und es damit bei den anstehenden Renovierungsar- der Kalle Villa als Einzelmaßnahme nicht gefördert, nur als beiten einen Stillstand geben könnte. So wird es auf Initiati- Gesamtmaßnahme „Sanierung Kalle Villa“. Dabei ist zu be- ve des Elternbeirats Anfang Juni eine Besprechung mit allen rücksichtigen, dass zuerst die Fördermittel vom Staat ausge- Beteiligten zur Zukunft des Gymnasiums geben. HB 14
Heft 06/19 15
UNSERE GEMEINDE S C H L A G L I C HT Kommunale Jugendpolitik verlangt Beteiligung Für die Zukunft einer Gemeinde ist es wichtig, dass die Planungen und Problemlösungen sind oft ganz andere – aber Einwohner/-innen jeden Alters ausreichend berücksichtigt kreativ und kompetent. Es reicht ganz und gar nicht aus, dass werden. Bei der Beteiligung kommen die jungen Leute aber es „Experten“ gibt, die für sie entscheiden. Vielmehr sind Ex- leider oft zu kurz. Wenn Tutzing für sie dahingehend nicht perten dafür einzusetzen, die jungen Leute zu informieren, attraktiver wird, geht die Entwicklung wie inzwischen be- ihre Bedürfnisse zu erfragen, sie zur Mitwirkung oder zur rechnet so weiter, dass in den nächsten 15 Jahren der Alten- selbstbestimmten Partizipation zu motivieren bzw. gemein- quotient gegenüber des Jungenquotienten deutlich stärker sam Lösungen zu entwickeln. ansteigen wird. Gerne wird in Tutzing mit Einschränkungen durch fehlende Eine gelingende kommunale Jugendpolitik kann dieser Ten- Finanzen argumentiert. Nicht jeder Wunsch bedeutet gleich- denz entgegenwirken. Sie gestaltet positive Rahmenbedin- zeitig hohe Kosten. Oft ist es einfach Gestaltungsbedarf bei gungen um Kinder-, Jugend- und Familienfreundlichkeit zu Großprojekten (z. B. Sanierung Hauptstraße). Hier nur einige schaffen. Sie ist eine querschnittliche Aufgabe aller Bereiche Anmerkungen, welche Schritte oder Mittel uns dahingehend und ein wichtiger ‚weicher‘ Standortfaktor für die Zukunfts- in Tutzing weiterbringen: fähigkeit. • Besetzung der Jugendpflegestelle in der Gemeinde Dafür ist es erforderlich, die Betroffenen mit einzubinden. Ne- (seit etwa sechs Jahren vakant) um eine Ansprechperson ben den Familien gilt dies ganz speziell für die Einbeziehung für die Anliegen zu haben und um Maßnahmen zu der Jugend, also aller jungen Menschen unter 27 Jahren. organisieren. Kinder und Jugendliche sind sehr daran interessiert, an Ent- • Durchführung einer Jugendbefragung scheidungen beteiligt zu werden. Das gilt aber nur, wenn • Jungbürger(innen)versammlung sie als gleichberechtigte Partner behandelt werden und sie • Bedarf eines Jugenzentrums ermitteln ernst genommen werden. Die Beteiligung muss in geeigneter • Einführung eines verpflichtenden Jugend-Check im Form, ihrem Alter und den Erwartungen entsprechend und Gemeinderat bei allen Maßnahmen, die die Jugend im Ort echt sein. So wirkt eine Bürgerversammlung am Montaga- betreffen können (ähnlich wie auf Bundesebene: www. bend um halb acht Uhr auf junge Leute wohl kaum attraktiv. jugend-check.de) Es ist also Kreativität in der Wahl von Ort, Zeit, Format, Me- Wichtig ist es, dass ein Grundverständnis entwickelt wird, dass thoden und Inhalt gefordert. Die Sichtweise der Jugend bei wir unsere Jugend aktiv mit einbinden und beteiligen wollen. Jugend gehört in die Mitte und nicht nur an den Ortsrand. Jugend darf nicht nur erwähnt werden, wenn etwas „schief gelaufen“ ist. Oft vergessen die älteren Leute, dass auch sie jung waren, selbst (mit)bestim- men oder wenigstens gefragt werden wollten und dass sie in ihrem Leben Fehler gemacht ha- ben. Auch Fehler gilt es zu ak- zeptieren – aus diesen lernt man schließlich für das Leben. Wenn sich unsere jungen Leute in der Gemeinde als vollwertige Claus Piesch (50) ist Vorsit- Mitglieder akzeptiert und auf- zender des Kreisjugendrings gehoben fühlen, werden sie mit Starnberg. Der Berufsoldat hoher Wahrscheinlichkeit hier lebt mit seiner Familie in bleiben und sich später auch Tutzing-Kamperg und ist viel- (sozial) engagieren. fältig ehrenamtlich engagiert. 16
Sie können auch lesen