NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
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2 7 . J a h r g a n g • A u s g a b e 3 / 2 0 1 6 • H e r b s t
NATUR & UMWELT
i m P a n n o n i s c h e n R a u m
BERTA Projekt
Betreuung von
Schutzgebieten
Windkraftbetreiber
Im Interview:
Lukas Püspök
Lebensraum
Gedanken zu unserem
Umgang mit Wald
Schutz der Arten
Eine wichtige Säule im Naturschutz
Damit unsere Natur so bleibt wie sie ist,
muss sich bei der Energie vieles ändern.
Um die Lebensräume für
Menschen und Tiere zu erhalten,
darf sich die Erde nicht weiter erwärmen.
Heimischer Strom aus Windkraft ist aktiver
Klimaschutz und Naturschutz.
Foto: Curioso/
Shutterstock
editorial
Geschätzte Leserinnen und Leser,
verehrte Freundinnen und Freunde von
NATUR & UMWELT IM PANNONISCHEN RAUM
Ich hoffe, dass Sie die Sommermonate angenehm
erlebt und gut über die Runden gebracht haben. Im
Vorjahr mussten wir noch das zweitwärmste Jahr der
Messgeschichte mit konstant warmen, trockenen und Mag. Dr.
sonnigen Tagen ertragen. Die Wiener Bevölkerung Ernst Breitegger
war an 18 Tagen einer Temperatur von mindestens
35 Grad Celsius ausgesetzt; die Eisenstädter an elf
Tagen. Der Sommer 2016 erwies sich beständig un-
beständig. Konnten Sie das Auf und Ab der Tempera-
turen auch feststellen? Kurze schwüle Phasen haben
sich mit kühlen Abschnitten abgewechselt. Kleinräu-
mig herrschte im August sogar Bodenfrost. Die Un- bekommen haben? Diese Zustände können sogar
wetter nahmen örtlich katastrophale Ausmaße an. in eine leichte oder schwere Atemnot übergehen.
Diese ungleiche Verteilung der großen Regenmengen Sollte das der Fall gewesen sein, dann haben Sie
führte mancherorts zu Unheil und Zerstörung. Unsere wahrscheinlich einen Allergieschub einer inzwischen
Kulturlandschaft ist auf solche Niederschlagsmengen gefürchteten, neu zugewanderten Pflanze durchge-
nicht vorbereitet. macht; der Ambrosia artemisiifolia, des Beifuß-Trau-
benkrauts oder – mit englischem Namen – dem Rag-
weed. Fatal ist, dass sie im August und September
gerade zu einer Zeit blüht und eine Unmenge Pollen
in die Luft befördert, zu der eigentlich für Allergiker
keine Belastung vorliegt. Der Naturschutzbund sieht
seine Bemühung um Lebensraumschutz auch eng
verbunden mit dem Schutz des Menschen. Wir wei-
sen seit 2006 regelmäßig auf dieses Umweltproblem
hin. Zahlreiche Gespräche und Treffen haben ledig-
lich eine Informationsbroschüre für Landwirte zustan-
de gebracht. Im Burgenland gibt es noch immer keine
festgeschriebene Verpflichtung, um die inzwischen
hunderte Hektar von Ragweed zu reduzieren, die sich
nur im Landessüden befinden. In der Schweiz ist je-
der Bürger bei Strafe verpflichtet, wenn er eine Rag-
weed-Pflanze sieht, diese zu entfernen. Die betroffe-
nen Flächen müssten noch vor der Blüte gehäckselt
und umgeackert werden. Aufgrund der Bedrohung
der Gesundheit der Bevölkerung ist es schwer einzu-
sehen, dass die von Ragweed-Befall betroffenen Kür-
bis- und Sojafelder als Ausbreitungsstätten dieser Al-
lergiepflanze auch noch eine Förderung bekommen.
n Ragweed
Freuen Sie sich auf die unterschiedlichsten Bei-
träge in dieser Ausgabe. Der Schwerpunkt Arten-
Haben Sie heuer auch den Winter im Frühling er- schutz wird weiter verfolgt; unter anderem wird
lebt? Am 26. und 27. April fielen in der Steiermark die Smaragdeidechse und das Problemfeld der
und in Kärnten ein Meter Schnee. Nach Schätzungen Neophyten genauso beleuchtet wie das Haupt-
war in Österreich eine Fläche von 50.000 ha betrof- thema des Jahres 2016 „Nachhaltigkeit“ mit dem
fen; lokal wurden 80 % der Kulturen vernichtet. Die Thema „Alternative zu Industrie 4.0“. Der Verein
Ernte von Äpfeln, Birnen, Kirschen und Nüssen hat der Naturschutzorgane kommt jetzt ebenso regel-
sich für mich jedenfalls heuer erledigt. Meine Wein- mäßig zu Wort. Eine Vielzahl von Beiträgen stammt
trauben kamen zwar ein zweites Mal zum Blühen; sie auch diesmal von den zahlreichen Partnern von
zeigen jedoch eine reduzierte Fruchtmenge. NATUR & UMWELT. Ich wünsche Ihnen einen
hohen Lesegenuss.
Konnten Sie vielleicht feststellen, dass Sie im
August, obwohl vollkommen gesund und trotz schönen Ihr Obmann des Naturschutzbunds Burgenland
Wetters, auf einmal Nasenrinnen und Augenjucken Ernst BREITEGGER
3 N+U
In dieser Ausgabe:
Editorial BIO AUSTRIA Burgenland
03 NB-Obm. Ernst Breitegger 31 Nachhaltig über Generationen
Interview Diözese Eisenstadt
06 GF Lukas Püspök 32 Das gemeinsame Haus ...
08 Artenschutz im Burgenland ...
auch für die Zwergohreule 08
Artenschutz
Wichtige Säule im Naturschutz 33
Burgenländischer Forstverein
Harmonie unter Waldnutzern?
Nachhaltigkeit Energieagentur Burgenland
10 ... und Kreislaufwirtschaft 34 Vorzeigeregion Energie
Das ökoEnergieland
35 Leitprojekt OptiPV
Feuersalamander Burgenland Tourismus
12 Workshop für Kinder 36 Gans Burgenland 2016
Jahreshauptversammlung Esterházy
13 Naturschutzbund Burgenland 37 Fledermäuse: Jäger der Nacht
Smaragdeidechsen / Schüler
14 erforschen Lebensraum
52 Biotope / Neue Broschüre VCÖ Mobilitätspreis
15 des Naturschutzbunds 38 E-Carsharing-Initiative
12 Feuersalamander im Fokus eines
Workshops für Kinder 16
Multifunktionaler Wald
... und wie wir damit umgehen 40
www.naturverbindet.at
Jeder m2 zählt
Verein BERTA
18 Schutzgebietsbetreuung
Dreiländer Naturpark Raab
20 Auf Cäsars Spuren n Titelfoto:
Herbstzeit ist Pilzzeit: Unsere
Naturpark in der Weinidylle Titelseite ziert diesmal ein
21 Bunter Veranstaltungsreigen Buchenschleimrübling
Naturpark Geschriebenstein (Oudemansiella mucida).
22 Aktiv sein im Naturpark Der kann zwar nach gründlichem
Naturpark Landseer Berge Waschen verzehrt werden, ist
23 Neuer Naturpark-Vorstand aber kein echter Genuss. Schön
anzuschauen ist er allemal!
28 Grenzüberschreitend: Die Reisen
eines beringten Seeadlers
24
Welterbe Naturpark
Kanu-Tour im RamsarReserve
Foto: Bertold Nagy
Naturpark Rosalia Kogelberg
25 Spaß und Action im Naturpark
Verein Naturschutzorgane
26 Aufgaben und Pflichten
Hianzenverein
27 20-Jahr-Jubiläum
NP Neusiedler See
28 Weitgereister Seeadler
Auf Natursafari!
28 Siegerehrung Fotowettbewerb
Bgld. Müllverband
29 Entsorgung von E-Geräten
WLV Nördliches Burgenland
38 VCÖ Mobilitätspreis 2016 geht
an Energie Burgenland-Initiative
30 60-Jahr-Fest mit Bevölkerung
N+U 4
Impressum + Offenlegung
Wiederverwenden statt wegwerfen!
Mit der Re-Use-Box Verleger, Inhaber, Herausgeber: • „Natur & Umwelt im Pannoni-
• Naturschutzbund Burgenland schen Raum” erscheint vier Mal
Weil Vieles zum Wegwerfen zu schade ist, sammelt der BMV alles, was du Joseph-Haydn-Gasse 11 pro Jahr und wird in Zusammen-
nicht mehr brauchst. Hol dir von den Abgabestellen gratis deine Re-Use-Box 7000 Eisenstadt arbeit mit den folgenden Vereinen
und befülle sie mit gut erhaltenen und noch funktionierenden Altwaren, T +43 664 8453048 und Institutionen erstellt:
wie zum Beispiel: www.naturschutzbund-
Hausrat und Geschirr, Kleidung, Spielsachen, Sport- und Freizeitartikel, burgenland.at • Naturschutzbund Burgenland,
• Bgld. Naturschutzorgane,
Klein-Elektrogeräte uvm.
Co.-Herausgeber: • Verein B.E.R.T.A.
Die gesammelten Waren werden überprüft und dann in Sozialmärkten • Land Burgenland, Abteilung 4 • Bio Austria Burgenland,
verkauft. Dadurch werden die Müllberge kleiner und Leute Hauptreferat Natur-, Klima- und • Int. Clusius-Gesellschaft,
mit schmalen Brieftaschen können Schönes und Umweltschutz, Europaplatz 1 • Energieagentur Burgenland,
Brauchbares deutlich günstiger einkaufen. 7000 Eisenstadt • Welterbe-Naturpark,
www.burgenland.at • NuP Rosalia-Kogelberg,
• NuP Landseer Berge,
Euer Redaktionsbeirat: • NuP Geschriebenstein-Irottkö,
Franz Bauer, • NuP In der Weinidylle,
Lois Berger, • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko,
Thomas Böhm, • Bgld. Müllverband,
Ernst Breitegger, • NP Neusiedler See – Seewinkel,
Maria Busch, • WLV Nördliches Burgenland
Bernhard Deutsch, • Verein „Initiative Welterbe”
Hermann Fercsak, • „Hianzenverein”
Sonja Fischer, • Das ökoEnergieland
Hermann Frühstück, • Burgenland Tourismus
Andrea Grafl, • Biolog. Station Neusiedler See
Thomas Knoll, • Diözese Eisenstadt
Anton Koo, • Bgld. Forstverein
Alois Lang, • Esterházy Betriebe
Ernst Leitner,
www.bmv.at Paul Mayerhofer,
Klaus Michalek,
• „Natur & Umwelt im Panno-
nischen Raum” ist das offizielle
Elisabeth Pfeiffer, Mitgliedermagazin des Natur-
Naturnaher Blumenschmuck Gottfried Reisner,
Nikolaus Sauer,
schutzbundes Burgenland
und als solches ein grenzüber-
Der Blumenschmuckwettbewerb wurde heuer Thomas Schneemann, schreitendes – A, HU, SK, SLO,
zum bereits 29. Mal durchgeführt. Durch die Kontinu- Doris Seel, HR ... – Informationsmedium.
ität dieses Bewerbs konnte das Niveau von Bepflan- Ernst Trettler, Mitgliedsgemeinden des
zungen sowie Orts- und Dorfverschönerungen deut- Thomas Zechmeister Naturschutzbunds Burgenland:
lich gehoben werden. Die Preise wurden in Goberling Markus Zechner Leithaprodersdorf, Stotzing,
durch LH Niessl, die LRinnen Dunst und Eisenkopf, Müllendorf, Baumgarten,
Redaktion, Produktion: Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera,
LR Petschnig sowie LWK-Präs. Hautzinger verliehen.
DIE SCHREIBMEISTER OG Mattersburg, Forchtenstein,
Auf Initiative von Umwelt- und Naturschutzlan-
Manfred Murczek Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf,
desrätin Mag.a Astrid Eisenkopf wurde in Koopera- 2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2 Burgauberg-Neudauberg, Markt
tion mit dem Hauptreferat Natur-, Klima- und Um- T +43 676 6106297 Allhau, Wolfau, Grafenscha-
weltschutz des Landes Burgenland heuer erstmals murczek@speed.at chen, Oberschützen, Bernstein,
ein Sonderpreis für „naturnahen Blumenschmuck“ www.schreibmeister.info Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl
ausgeschrieben. Ziel dieses Sonderpreises ist es, am See, Tadten, Unterrabnitz-
mehr Natur in die Gemeinden zu bringen, z. B. in Auflage: 7.500 Stück Schwendgraben, Draßmarkt.
Form heimischer, mehrjähriger Pflanzen, Wiesen-
kräuern, Biotopen, Feuchtbiotopen und dergleichen. • Es wird ausdrücklich darauf • Die Zeitschrift transportiert
Die Sieger dieser Sonderpreise 2016 heißen: hingewiesen, dass die Inhalte die Inhalte des Natur- und
der Artikel nicht in allen Fällen Umweltschutzes im Pannonischen
w Naturnahes Dorf: Gemeinde Mühlgraben
die Meinung des Verlegers bzw. Raum und dient als Sprachrohr
w Naturnahes Feriendorf: Vila Vita Pannonia
des Herausgebers wiedergeben. sowie Koordinations- und Informa-
w Naturnaher Platz: Gemeinde Antau (Bild unten) Für die Inhalte sind die jeweiligen tions-Drehscheibe aller mit Natur-
Autoren direkt verantwortlich. und Umweltschutz befassten
Foto: Manfred Murczek
burgenländischen Institutionen.
• Bezahlte, redaktionell gestaltete Das gemeinsame Ziel ist die
Anzeigen oder Beiträge, für die Gewährleistung einer verstärkten
ein Druckkostenbeitrag geleistet Zusammenarbeit und mehr
wurde, sind entsprechend Effizienz in der Arbeit für den
gekennzeichnet. Natur- und Umweltschutz.
5 N+U
Am Wort ist ...
Lukas Püspök_GF Püspök Group
„
Herr Püspök, was macht Ihnen zu arbeiten, versuchen, Fördergel- in Richtung Nachhaltigkeit verän-
derzeit mehr Sorgen: Der niedrige der immer effizienter einzusetzen. dern muss.
Rohölpreis oder der Gegenwind Dafür sind die Innovationen auch
zunehmend vieler Menschen, die wichtig. Wohin geht die Reise für Ihr Unter-
meinen, Windräder stören das nehmen als Windkraftbetreiber. Es
Landschaftsbild? ist ja nicht wirklich sinnvoll, immer
Püspök: Die größte Sorge mehr Windräder aufzustellen, oder?
macht mir vor allem, dass offen- Püspök: Wir sind als Wind-
bar das Bewusstsein noch immer kraftbetreiber hauptsächlich im
nicht gesickert ist, dass wir im Mit Re-Powering Burgenland aktiv und da gibt es
Sinne unserer Kinder, der nach- zwei Stoßrichtungen. Das eine
folgenden Generationen, diesen ist eine ist die Effizienzsteigerung durch
gesamthaften Umstieg im Ener-
giebereich schaffen müssen, und
Effizienzsteigerung Re-Powering. Das heißt, auf der
selben Fläche, auf der wir vor 15,
zwar möglichst schnell schaffen; ohne zusätzliche 20 Jahren Windräder aufgestellt
„
und dafür auch die eine oder an- haben, die auch jetzt noch betrie-
dere Unannehmlichkeit – wenn Sie Belastung des ben werden, können wir mit Re-
schon das Landschaftsbild ange-
sprochen haben – einfach in Kauf
Landschaftsbilds Powering die Energieausbeu-
te bis zu verdreifachen. Mit Re-
nehmen müssen. Wir haben aus möglich. Powering ist eine Effizienzsteige-
meiner Sicht keine andere Wahl. rung ohne zusätzliche Belastung
Und dieses Bewusstsein, dass wir des Landschaftsbilds möglich.
den menschgemachten Klima- Natürlich wird es notwendig
wandel, der in einer unglaublichen sein, dort, wo es von der Bevöl-
Geschwindigkeit voranschreitet, Was hingegen die Nachhaltig- kerung gewollt ist, wo es politisch
nachhaltig stoppen müssen, um keit betrifft, so haben wir bereits gewollt ist, wo es auch wirtschaft-
auch die Natur, so wie sie ist, zu vor Jahren viele Weichen gestellt. lich sinnvoll ist, also im Einklang
erhalten. Das passiert zu wenig Wir haben hier in Parndorf auch mit allen Stakeholdern, neue Pro-
und das ist auch das, was mir am eine neue Unternehmenszen- jekte umzusetzen. Ein großflächi-
meisten Sorgen macht. trale gebaut, die mehr Energie ger Zubau im Nordburgenland
Die Höhe des Rohölpreises produziert als wir hier brauchen. wird im gleichen Umfang wie in
halte ich langfristig gesehen für Wir betreiben hier eine große, den letzten Jahren so nicht mehr
gar nicht so wesentlich, viel wich- Photovoltaikanlage mit 42 kWp möglich sein.
tiger ist, dass das Bewusstsein in und wir sind dabei, die Energie,
der Bevölkerung weiter wächst, die wir hier produzieren, auch Wie schauen die Wachstumserwar-
dass dieser Umstieg auf alterna- speichern zu können, sodass wir tungen in Ihrer Branche aus und
tive Energieformen unvermeidbar in Richtung einer echten Autar- welche Geschäftsfelder werden in
ist und dass er nicht erst in 50 kie gehen. Wir haben beschlos- Zukunft interessant für Ihr Unter-
Jahren erfolgen kann, sondern sen, dass sämtliche Neuwagen, nehmen sein?
dass wir jetzt mit großem Elan da- die wir anschaffen, ausschließlich Püspök: Unsere Erwartung ist
ran arbeiten müssen. Elektro-Autos sind. Es ist auch die, dass wir weiter an der Ener-
kein Zufall, dass wir hier in unmit- giewende, speziell an der Strom-
Sie haben das Wort nachhaltig ge- telbarer Nähe zum Bahnhof sind, wende mitarbeiten können. In
braucht. Nachhaltigkeit, Innovation, denn wir nutzen diese Verkehrsin- punkto Windenergie betreiben wir
das sind so Begriffe, die sich schon frastruktur, das heißt, wir sind zu auch Anlagen in Niederösterreich,
relativ abgenutzt haben. Trotzdem: Terminen in Wien mit dem Zug un- beobachten die Situation in ande-
Was bedeuten diese Begriffe für Ihr terwegs. Kurzum: Wir versuchen, ren Bundesländern genau und ha-
Geschäftsmodell? das vorzuleben, von dem wir glau- ben auch einen Fuß im Ausland.
Püspök: Wir sind Windkraftbe- ben, dass es für die ganze Gesell- Das heißt, es gibt für uns aus un-
treiber, das heißt, wir setzen die schaft wichtig ist. Und auch, wenn ternehmerischer Sicht in diesem
Innovationen in diesem Bereich der Begriff Nachhaltigkeit abge- Bereich die Möglichkeit, weiter zu
um, obwohl wir intern natürlich droschen klingt ändert es nichts wachsen.
viele Prozessinnovationen testen, daran, dass sich unser ganzes Viel wichtiger ist uns aber die
versuchen, damit immer effizienter Leben, unser ganzer Alltag mehr Sicht auf das ganze Thema Er-
N+U 6
neuerbare Energie. Wir sind auch
große Fans der Elektro-Mobilität.
Das ist für das Burgenland ein
ganz großes Thema. Ich persön-
lich bin überzeugt, dass spätes-
tens ab dem Jahr 2020 die Kosten
für ein Elektroauto in jeder Kate-
gorie niedriger sein werden als die
für ein normales Auto mit Verbren-
nungsmotor, und zwar sowohl
in der Anschaffung als auch im
Betrieb. Die Reichweitenthematik
wird insofern gelöst sein, als flä-
chendeckend echte Schnelllade-
stationen geschaffen werden, wo
es möglich sein wird, in 10 bis
15 Minuten die nächsten 300 km
reinzuladen.
Mein kompetentes Team und
ich sind weiters davon überzeugt,
dass die Photovoltaik, die Solar-
energie eine ganz, ganz große Rol- n Geschäftsführer der Püspök Group, Lukas Püspök. Foto: Steve Haider
le spielen muss und wird. Wenn
man sich überlegt, dass das, was
an Energie von der Sonne in we- tet damit, dass man mit ihr in re- den wird – auch dann, wenn sie
nigen Stunden auf der Erde auf- lativ kurzer Zeit große Mengen an nur noch 70, 75 % an Leistungsfä-
trifft, grundsätzlich ausreicht, um Ökostrom ins Netz bringen kann. higkeit aufweisen. Man wird dann
den Jahresbedarf der gesamten Die Photovoltaik hingegen ist aus in irgendeiner Form in einem Ort,
Weltbevölkerung zu decken, dann meiner Sicht in Österreich ein we- im Bezirk, in einer Stadt dezentral,
ist es nur logisch, dass man diese nig vernachlässigt worden, wobei aber doch konzentriert, Speicher-
kostenlos zur Verfügung gestell- man nicht die eine Technologie ge- kapazität anbieten können.
te und landschaftsbildschonend gen die anderen ausspielen sollte. Ich schließe nicht aus, dass
zu installierende Technologie in- Um eine Versorgung mit 100 % wir als Unternehmen künftig im
tensiver nutzen muss. Wir haben erneuerbarem Strom zu schaffen, Speicherbereich aktiv sein wer-
eine ganz ausgezeichnete Kos- müssen die Potentiale aller Tech- den, weil dieses Thema für die
tendeckungssituation in diesem nologien in allen Bundesländern Energiewende ein enorm wichti-
Bereich. Die Kosten sinken weiter, möglichst ausgeschöpft werden. ges ist.
wie übrigens auch in der Wind-
kraft. Nicht zuletzt deshalb sind Gibt es zum Thema Speicherfähig- Danke für das Gespräch!
wir sicher, dass den Erneuerbaren keit alternativer Energie in Ihrem
Energien die unmittelbare Zukunft Unternehmen Überlegungen? Die Fragen stellte
gehört. Es muss nur viel schneller Püspök: Die gibt es natürlich, CR Manfred Murczek
gehen als bisher. denn die Thematik der Speiche-
Die Herausforderungen, auch rung ist eine Schlüsselfrage in
auf der Kostenseite, die durch der Energiewende. Ich bin sicher,
einen solchen Systemwechsel dass es auch hier schneller gute Die PÜSPÖK Group
entstehen, beispielsweise im Lösungen geben wird als heute ... ist ein Familienunternehmen,
Bereich der Netze, in gewisser viele glauben. das sich seit 1997 mit der Ent-
Weise auch für den Naturschutz, Wir gehen davon aus, dass wicklung und dem Betrieb von
sind enorm. Das Burgenland ist spätestens 2025 der größte Teil Windparks beschäftigt.
übrigens ein sehr gutes Beispiel der Autos einen Batteriespei- ... ist der größte private Strom-
dafür, wie Naturschutz und Ener- cher haben wird. Wenn man sich erzeuger im Burgenland und einer
giewirtschaft gemeinsam an diese die Mengen anschaut, die für die der größten Windkraftbetreiber
großen, drängenden Herausfor- Produktion notwendig sind, die Österreichs.
derungen herangehen und nach derzeit in der ganzen Welt in gro- ... versorgt mit aktuell 91 Wind-
Lösungen suchen, um einen na- ßem Stil hochgefahren wird, dann energieanlagen in den Gemein-
turschutzgerechten Ausbau zu werden aus diesen Autos, die, so den Gols, Halbturn, Mönchhof und
gewährleisten. wie auch heute, alle vier bis fünf Gattendorf sowie in Scharndorf
Wenn Sie Windkraft mit Photovol- Jahre ausgetauscht werden, so- und Trautmannsdorf (NÖ) rund
taik vergleichen, wie fällt dieser Ver- genannte Second-Life-Batterien 160.000 österreichische Haushal-
gleich aus? dasein, die man nicht gleich re- te mit sauberem Strom.
Püspök: Die Windkraft punk- cyclen, sondern wiederverwen-
7 N+U
Naturschutzrechtliche Basis
für Artenschutz im Burgenland
Der Artenschutz ist ne- Rande der Alpen im Übergangs- wildlebenden Tiere der Roten
ben dem Lebensraum- und bereich zum pannonischen Liste sowie alle Arten aus den
dem Gebietsschutz eine Becken und der daraus resultie- entsprechenden Anhängen der
renden Vielfalt an unterschied- Vogelschutzrichtlinie, der Fauna-
wichtige Säule im Na- lichen Lebensräumen ein Hotspot Flora-Habitat-Richtlinie, der Ber-
turschutz. Er kommt vor der Artenvielfalt in Österreich. Das ner Konvention und der Bonner
allem dann zur Anwendung, reich strukturierte südburgenlän- Konvention als geschützt. Unab-
wenn Arten durch das allei- dische Hügel- und Terrassenland, hängig davon sind auch prinzi-
nige Ausweisen von Schutz- das Mattersburger Hügelland, das piell alle wildlebenden Vogelarten
gebieten oder breit ange- Leithagebirge, der Neusiedler See geschützt, sofern sie nicht als
samt Schilfgürtel, aber auch so Federwild dem Jagdrecht unter-
legtem Lebensraumschutz manche Siedlungen sind Lebens- liegen. Der Schutz gilt dabei für
nicht mehr ausreichend ge- raum für hochrangige Schutzgü- alle Entwicklungsformen. Auch
schützt werden können. ter. Dieser Artenreichtum der hei- das Entnehmen von Eiern sowie
mischen Tier- und Pflanzenwelt ist das absichtliche Zerstören oder
Dies betrifft zum Beispiel durch das Burgenländische Na- Beschädigen von Nestern bzw.
Kulturfolger wie Fledermäuse, turschutzgesetz geschützt: anderen Fortpflanzungs- und Ru-
Schwalben oder die Schleier- w Die wildwachsenden Pflanzen hestätten dieser Art ist verboten.
eule, die lange Zeit menschlich der Roten Liste sowie der Anhän-
geschaffene Strukturen genutzt ge II, IV und V der Fauna-Flora- w Landesrecht und Europarecht
haben, heute aber auf Grund Habitatrichtlinie und des Anhangs Naturschutz wird in Österreich
eines Wandels in der Entwick- I der Berner Konvention (Überein- von den Bundesländern geregelt.
lung von Siedlungen immer we- kommen zur Erhaltung der euro- Der Artenschutz wird aber auch
niger Lebensraum finden. Aber päischen Pflanzen und Tiere und durch Europarecht sowie völker-
auch sehr seltene, sehr spezia- ihrer natürlichen Lebensräume) rechtliche Übereinkommen ge-
lisierte oder nur auf einen bzw. sind geschützt. Geschützte Pflan- stützt.
wenige Standorte beschränkte zen dürfen weder ausgegraben, Das Burgenländische Natur-
Arten stehen häufig im Fokus des von ihrem Standort entfernt, be- schutzgesetz sieht gemäß der
Artenschutzes. Der Artenschutz schädigt oder vernichtet werden. Vogelschutz- und der Fauna-
ermöglicht es, auch außerhalb Wer Pflanzen der geschützten Flora-Habitat-Richtlinie vor, dass
von Schutzgebieten gezielte Maß- Arten besitzt, hat deren Herkunft eine ausreichende Vielfalt und
nahmen zu setzen. der Behörde auf Verlangen nach- eine ausreichende Flächengrö-
zuweisen. ße der Lebensräume der in den
w Artenvielfalt schützen w Sofern Tierarten nicht dem Richtlinien genannten Arten sowie
Das Burgeland ist auf Grund Jagdrecht oder dem Fischerei- ein günstiger Erhaltungszustand
seiner geografischen Lage am recht unterstellt sind, gelten die gesichert oder wiederhergestellt
n links: Schwalben – im Bild eine Rauchschwalbe in ihrem Nest – finden immer weniger Lebensraum
n rechts: Der Schutz der Großtrappe ist hingegen ein positives Beispiel, wie Artenschutz funktionieren kann
N+U 8
werden. Eine Maßnahme dafür ist
die Pflege und schutzorientierte
Gestaltung der Lebensräume.
w Artenschutzprogramme
Zur Vorbereitung, Durchfüh-
rung und Überwachung von Maß-
nahmen zur Erhaltung geschütz-
ter oder gefährdeter wildlebender
Pflanzen- und Tierarten sind im
Naturschutzrecht Artenschutz-
programme vorgesehen. Diese
orientieren sich inhaltlich an der
Erfassung und der fortlaufenden
Dokumentation bedrohter Arten,
der Bewertung der wesentlichen
Gefährdungsursachen sowie auch
an Vorschlägen für Schutz- und
Entwicklungsmaßnahmen.
Ein gutes Beispiel dafür ist das
Artenschutzprogramm für die
Zwergohreule (Otus scops) im
Mattersburger Hügelland. Der
Bestand des zweitgrößten Brut-
vorkommens dieser Eulenart in n Das Artenschutzprogramm für die Zwergohreule im Mattersburger Hügel-
Österreich wird regelmäßig er- land gibt Aufschluss über die Lebensweise dieser geschützten Art.
fasst. Gleichzeitig wurden zur Foto: Otto Samwald
Verbesserung des Brutplatz-
angebots Nistkästen angebracht, oder auch beabsichtigt eingebür- ren, sind Schwalbennester heute
die auch gewartet und kontrol- gert werden. Das Naturschutz- an den eigenen vier Wänden für
liert werden. Diese Nistkästen recht besagt in diesem Zusam- viele Hausbesitzer unerwünscht.
ermöglichen es, die Zwergohr- menhang, dass das Einbürgern Auch hier greift der Artenschutz
eulen individuell zu markieren, was oder künstliche Fördern nicht dahingehend, dass Schwalben-
zu einem besseren Verständnis autochthoner Arten in der Natur nester, die von Jahr zu Jahr wie-
der Art im heimischen Brutgebiet einer Genehmigung der Landes- der besetzt werden, geschützt
führt. Maßnahmen zur Sicherung regierung bedarf. sind und nicht ohne weiteres ab-
und Erhaltung der Lebensräume Besonders problematisch ist sichtlich zerstört werden dürfen.
(Tageseinstände, Jagdflächen) es, wenn standortfremde Arten Die Wechselkröte hat im Osten
runden das Maßnahmenpaket ab. das Potential haben, sich unkon- Österreichs ihren Verbreitungs-
Eines der bekanntesten trolliert und schnell zu vermehren. schwerpunkt. Die Art ist im An-
Schutzgüter des Burgenlands ist Das Resultat ist eine Verfälschung hang IV der FFH-Richtlinie gelistet
die Großtrappe (Otis tarda). Die der heimischen Fauna und Flora, und somit streng geschützt. Das
Bestände dieser stark gefährdeten was im schlimmsten Fall zum Ver- Bewusstsein für diese besonde-
Vogelart werden laufend erhoben. schwinden von konkurrenzschwä- re Art fehlt jedoch häufig, da die
Neben dem Schutz von geeigne- cheren, heimischen Arten führen Wechselkröte in nennenswerten
ten Lebensräumen sind es auch kann. Zahlen auch in Privatgärten zu
gezielte Artenschutzmaßnahmen, finden ist und dabei nicht immer
die sich positiv auf die heimischen w Das Zusammenleben mit willkommen geheißen wird.
Trappenbestände auswirken. Da- geschützten Arten Dem Stichwort „Bewusstseins-
runter fallen das Markieren von Geschützte Arten findet man bildung“ kann diesbezüglich im
Hochspannungsleitungen um überall, auch in Siedlungen. Bei- Artenschutz eine große Rolle zu-
das Kollisionsrisiko zu verringern, spiele dafür sind diverse Fleder- kommen, insbesondere im Sied-
das Verlegen von Leitungen unter mausarten, die Wechselkröte lungsgebiet. Naturschutz kann
die Erde, aber auch das Anlegen (Bufotes viridis) oder der Weiß- vor der eigenen Haustür begin-
von Trappenbrachen und Winter- storch (Ciconia ciconia). Die To- nen und auch etwas zur Lebens-
äsungsflächen. leranz gegenüber Wildtieren im qualität im persönlichen Umfeld
Alltag scheint jedoch in der Be- beitragen.
w Neozoen und Neophyten völkerung zu sinken. Dies trifft Gilbert HAFNER, MSc
Ein Ungleichgewicht in un- ganz besonders auf Schwalben Biologische Station
seren heimischen Ökosystemen zu. Während sie einige Jahrzehnte Neusiedler See
kann durch nicht autochthone zurück noch gern gesehene Un- Text und Fotos
Arten entstehen, die ungewollt termieter und Glücksbringer wa-
9 N+U
Problemlöser Nachhaltigkeit
und Kreislaufwirtschaft
schen übernehmen. Auch hoch-
[suh-stey-nuh-bil-i-tee] qualifizierte Arbeitsplätze werden
sustainability von Expertensystemen zuneh-
Sustainable Development stands for meeting the needs of present mend ersetzt. Der Bankensektor
generations without jeopardizing the ability of future generations wird gerade entvölkert, man sieht
vielerorts nur noch menschen-
to meet their own needs – in other words, a better quality of life for
leere Automatenfoyers. Ein Groß-
everyone, now and for generations to come. It offers a vision of teil der Arbeitsplätze in Transport-
progress that integrates immediate and longer-term objectives, local wirtschaft, Lagerlogistik und Ein-
and global action, and regards social, economic and environmental zelhandel wird verschwinden. Die
issues as inseparable and interdependent components Freihandelsabkommen werden
of human progress. (European Commission) durch Abbau der Zollschranken
und Normierung der Leistungen
Nachhaltigkeit wird hierzulan- Entschärfen manch brennender diese dramatische Entwicklung
de oft nur als Wort auf grün gefär- Problemfelder helfen. noch beschleunigen.
belten Plastikverpackungen wahr- Auf Ebene der EU hat der für Die öffentliche Hand versucht,
genommen, die uns Konsumenten die Umwelt zuständige Kommis- durch Investitionsprogramme
das angenehme Gefühl geben, sar Vella Nachhaltigkeit ganz oben und Entlastung der Industrie-
etwas für die Umwelt getan zu auf die Prioritätenliste gesetzt. betriebe ein Wirtschaftswachstum
haben. Auch in der Politik wird oft Auch Umweltminister Rupprech- zu erzeugen, damit Arbeitsplät-
eine nachhaltige Entwicklung be- ter untersteicht die Vorteile nach- ze erhalten bleiben. Die Industrie
schworen, die Realität sieht aber haltigen Wirtschaftens: „Ambi- verwendet die Gelder aber für
anders aus. tionierte Kreislaufwirtschaft, die Automatisierung, um die Kosten
Es wird immer sichtbarer, Ressourcen optimal nützt und zu senken, die Arbeitsplätze wer-
dass die globalen Entwicklungen Abfall minimiert, bringt Vorteile für den trotz steigender Produktivität
beim Verbrauch von Ressour- die Umwelt, die Wirtschaft und für laufend weniger.
cen, der Umweltbelastung, dem jede Bürgerin und jeden Bürger.“ Ein nachhaltiges Wirtschafts-
Klimawandel, beim Verlust von modell fördert lokale Betriebe, die
Arbeitsplätzen und beim Auf- w ... erhält Arbeitsplätze vor Ort langlebige Güter herstel-
gehen der Schere zwischen Arm draußen in den Dörfern len. Diese Produkte können repa-
und Reich keinesfalls auf ein Nachhaltige Kreislaufwirtschaft riert und am Ende ihrer Lebens-
Happy End zusteuern. Doch wir erhält Arbeitsplätze draußen in zeit vollständig recycelt werden,
wollen eigentlich mit solchen den Dörfern. Die „industrielle Re- was Arbeitsplätze sichert und die
Botschaften beim Posten von volution 4.0“ mit dem „Internet der Müllmenge reduziert. So rücken
Katzenbildern in den sozialen Dinge“ verändert die Arbeitswelt wieder die Arbeitsstätten und die
Medien nicht gestört werden. weltweit dramatisch. Bis zu 40 Wohnbereiche näher zusammen,
Ganz so einfach wird es nicht % der Arbeitsplätze werden, vor es vermindert sich der Pendler-
gehen, aber Nachhaltigkeit und allem in niedrig bezahlten Berei- verkehr, die Menschen haben
Kreislaufwirtschaft als Entwick- chen, wegfallen, weil Roboter die mehr Freizeit, und unsere Kinder
lungsprinzip könnten uns beim bisherigen Tätigkeiten der Men- bekommen mehr Eindrücke von
der Arbeitwelt der Eltern.
w ... wirkt dem Klimawandel
entgegen
Der Klimawandel ist auch in
Österreich angekommen. Natur-
katastrophen werden häufiger
und heftiger. Migrationsbewegun-
gen können lange Wartezeiten an
den Grenzen verursachen.
Eine wirksame Reduzierung
n links: Industrie 4.0! Und wo bleibt
der Mensch?des Treibhausgasausstoßes – w ... führt Rohstoffe in vor Ort erzeugte Produkte besse-
um dem Klimawandel entgegen Kreisläufen re Marktchancen gegenüber Im-
zu wirken – ist nur mit regionaler Unsere Ressourcen sind be- porten aus Billiglohnländern mit
Erzeugung und Verzicht auf Fern- grenzt. Nachhaltige Bewirtschaf- niedrigen Umweltstandards.
verkehr möglich. tung führt deshalb die Rohstoffe
Im Pariser Klimaschutzab- in Keisläufen w ... reagiert schneller auf
kommen hat sich Österreich ver- Die lineare Wirtschaft mit der Störungen
pflichtet, beim Treibhausgas CO2 Förderung von Rohstoffen, der Unsere Kommunikationsnet-
41 % an Emissionen einzuspa- Produktion von kurzlebigen Pro- ze sind für längere Stromausfälle
ren, um die Erderwärmung unter dukten und der darauf folgenden oder größere Störversuche nicht
2°C zu halten. Dieses Ziel ist nur Müllentsorgung belastet die Um- ausreichend widerstandsfähig.
mit ambitionierten Einsparungen welt. In naher Zukunft werden Die hoch spezialisierte Großin-
bei der Heizung und einer Halbie- einige Rohstoffe nicht mehr in der dustrie kann sehr effektiv Din-
rung beim Verkehr möglich. Unser benötigten Menge abgebaut wer- ge herstellen, aber schon kleine
bestehendes Wirtschaftssys- den können, auch macht sich die Störungen im Zulieferverkehr,
tem erzeugt überdimensional viel Wirtschaft dadurch von einzelnen bei der Energieversorgung oder
Güterverkehr, weil dieTransport- Ländern abhängig. bei der Informationsverarbei-
kosten niedrig sind und sich so Eine Kreislaufwirtschaft pro- tung führen zu einem – teuren –
eine Verteilung der Arbeitsschritte duziert hauptsächlich wiederver- Produktionsausfall.
auf Billiglohnländer rechnet. Der wendbare Produkte und plant Nachhaltig produzierende
Trend wird sich noch verstärken, schon bei der Entwicklung eines Unternehmen können leichter
weil in absehbarer Zeit autonome Geräts eine vollständige Recyc- mit unvorhersehbaren Ereignis-
(fahrerlose) Lastwagen Personal lierbarkeit ein. So entstehen Ar- sen fertig werden, sprich: eine
einsparen und auch Ruhezeiten beitsplätze im Land für Reparatur nachhaltige Produktion ist wider-
wegfallen. So wird die an sich und Wiederverwertung – und wir standsfähiger gegen Störungen.
umweltfreundlichere Bahn noch werden weniger abhängig von Soweit – und in Ergänzung des
stärker unter Druck kommen. Rohstoffimporten. in der Ausgabe 2/2016 von Natur
Der Umstieg auf umweltfreund- & Umwelt im Pannonischen Raum
liche Elektroantriebe und kurze w ... baut auf ein faires erschienenen Interviews mit der
Strecken zwischen lokaler Pro- Steuersystem Nachhaltigkeitskoordinatorin
duktion und Verbrauchern senken Unser Steuersystem belastet für das Land Burgenland, Mag.a
die Emissionen aus dem Verkehr. die menschliche Arbeit, die Arbeit Cornelia Frank, – ein kurzer Aus-
Bei den Zustelldiensten kann eine von Robotermaschinen wird hin- zug aus zahllosen Ansätzen und
gesetzliche Regelung die Anzahl gegen nicht besteuert. Ideen, wie Nachhaltigkeit und
an Kurierfahrten reduzieren, wenn Ein nachhaltiges Steuersys- nachhaltige Kreislaufwirtschaft
sie zu einer Zusammenarbeit ver- tem besteuert Produkte nach als Alternativen zur „industriellen
pflichtet werden. So steigt die dem Ressourcenverbrauch, der Revolution 4.0“ funktionieren
Lebensqualität in den verkehrs- eingesetzten Energie und den tat- können.
nahen Wohngebieten in den Städ- sächlichen Kosten für den Waren-
ten, was die Stadtflucht und den verkehr. Die menschliche Arbeits- Franz BAUER
Wochenendstau verringert. leistung wird entlastet. So haben Autor
Aktionstag Klimaschutz 2.0 n LRin Mag.a Astrid Eisenkopf (re.)
mit Margit Schachinger, Koordina-
Landesumweltanwaltschaft geschöpfe. Dabei ist es wichtig, torin der ÖKOLOG-Schulen, sowie
Burgenland, Bio Austria Burgen- Umweltschutz in den Alltag zu Schülern des 2. Aufbaulehrganges
land, Luftgüte Burgenland, Na- integrieren“, so LRin Mag.a Astrid der BHAK Mattersburg
turschutzbund Burgenland, der Eisenkopf. u Foto: LMSB
Umweltbeauftragte der Diözese
Eisenstadt, das Haus der Begeg-
nung und die ÖKOLOG-Schulen
Burgenland führten am 23. Juni
2016 wieder einen „Aktionstag
Schöpfung“ durch. Dieser stand
ganz im Zeichen der Thematik
„Klimaschutz 2.0 – Gemeinsam
die Schöpfung bewahren“.
„Schöpfungsverantwortung
bedeutet Engagement für die
Bewahrung der Natur, der
Lebensräume und für unsere Mit-
11 N + UFeuersalamander-Workshop
im Naturpark Landseer Berge
Naturparkschulen und -kindergärten konnten sich im in der wissenschaftlichen For-
Frühjahr über besonderen Besuch freuen: Amphibien und schung und im praktischen Arten-
Feuersalamander hautnah kennenzulernen, war für die schutz tätig ist, ein Programm ge-
staltet. So konnten Schülerinnen
Kinder ein echtes Erlebnis! und Schüler ihre Fragen direkt an
eine Expertin stellen: Was ist der
ge in unterschiedlichen Klassen Feuersalamander für ein Tier? Wie
kleine Workshops zu diesem The- lebt er? Was frisst er? Ist er giftig?
ma ab. Jeweils auf die Altersstufe ... Dies und noch viel mehr inte-
der jungen Teilnehmerinnen und ressierte die Kinder jeden Alters.
Teilnehmer abgestimmt, wurden Gemeinsam wurde auch überlegt,
vom Kindergarten bis hin zur Neu- welchen Lebensraum diese Tiere
en Mittelschule unterschiedliche benötigen – und welch wichtige
Der Feuersalamander „Sebastian“ Programme zum Thema „Amphi- Rolle ein Naturpark hierbei spielen
ist das Maskottchen des Natur- bien und Feuersalamander“ an- kann. Denn während vielerorts die
parks Landseer Berge. Im Frühjahr geboten. Ihre spannende Biologie Populationen rückläufig sind, gibt
2016 – dem Jahr, in dem der Feuer- zwischen Wasser und Land stand es in den naturbelassenen Wäl-
salamander österreichweit zur dabei ebenso im Mittelpunkt wie dern rund um die Ruine Landsee
Amphibie des Jahres gewählt angewandter Naturschutz: Denn doch noch einige Exemplare die-
wurde – hatten die Kinder in alle heimischen Amphibienarten ser schönen Tierart. Wer dort nach
sieben Naturparkschulen und stehen auf der Roten Liste gefähr- einem ordentlichen Regenguss zu
-kindergärten Gelegenheit, die- deter Arten. Straßenverkehr, Um- einem Spaziergang aufbricht, hat
se faszinierenden Tiere näher weltgifte und Lebensraumverlust gute Chancen auf eine Begeg-
kennenzulernen. In Kobersdorf, sind dabei die Hauptgefährdungs- nung mit einem Feuersalamander.
Oberpetersdorf, Markt St. Martin, ursachen.
Kaisersdorf, Schwarzenbach und Aus dem Erlös der Pannnoni- w Drei wissenswerte Dinge über
Weingraben hielt der Naturschutz- schen Natur.Erlebnis.Tage 2015 den Feuersalamander
bund Burgenland in Kooperation wurde von der Biologin Mag.a Eva 1. Uralt! Die Tiere haben eine
mit dem Naturpark Landseer Ber- Csarmann, die seit vielen Jahren sehr hohe Lebenserwartung: Feu-
ersalamander können bis zu 50
Jahre alt werden – wenngleich
dieses stattliche Alter in der Natur
wohl eher selten erreicht wird.
2. Unverwechselbar! Das
Fleckenmuster ist bei jedem In-
dividuum einmalig, unverwech-
selbar und bleibt ein Leben lang
erhalten – ganz so wie unser Fin-
gerabdruck.
3. Ungenießbar! Erwachse-
ne Feuersalamander haben keine
Fressfeinde. Denn sie sondern
bei Gefahr ein Hautgift ab, das sie
schützt. Als Mensch muss man
sich jedoch vor dem Gift des Feu-
ersalamanders nicht fürchten. Ein
Tier, das z. B. in einem Keller oder
auf der Fahrbahn gefunden wird,
kann ohne Bedenken in die Hand
genommen und in Sicherheit ge-
bracht werden.
Mag.a Eva CSARMANN
Text und Foto
N + U 12Einladung zur
Jahreshauptversammlung 2016
des Naturschutzbunds Burgenland
Freitag, 18. November 2016
17 bis 18 Uhr, Biologische Station, Illmitz
davor
15 bis 16.30 Uhr Exkursion: Gänsestrich im Seewinkel
Treffpunkt: Informationszentrum des Nationalparks
Neusiedler See – Seewinkel, Illmitz, Hauswiese
danach
18 bis 19 Uhr Vortrag: „Leben in der Antarktis“
von Univ.-Prof. Dr. Roman Türk (+ Buffet)
Biologische Station, Illmitz
Der Naturschutzbund Burgenland lädt alle interessierten Mitglieder herzlich zur Jahreshauptversammlung
2016 in die Biologische Station Burgenland nach Illmitz ein. Anträge, die behandelt werden sollen, sind bis
11. November an das Büro der Landesgruppe, Joseph Haydn Gasse 11, 7000 Eisenstadt oder per E-mail an
burgenland@naturschutzbund.at zu richten. Bei Anwesenheit von weniger als zwei Drittel der Mitglieder wird
die Jahreshauptversammlung um eine halbe Stunde verschoben und danach ohne Rücksicht auf die Anzahl
der anwesenden Mitglieder durchgeführt.
Tagesordnung
1. Begrüßung und Genehmigung des Protokolls der Jahreshauptversammlung 2015
2. Bericht des Obmanns, des Geschäftsführers, des Kassiers und des Rechnungsprüfers
3. Entlastung des Vorstands
4. Neuwahl des Vorstands
5. Berichte der Fachreferenten
6. Berichte der Bezirksgruppen
7. Behandlung rechtzeitig (bis 11. November 2016)
eingelangter Anträge
8. Diskussion aktueller Naturschutzfragen
9. Allfälliges
Im Anschluß an die Jahreshauptversammlung lädt der
Verein zum Vortrag „Leben in der Antarktis“ von
Univ.-Prof. Dr. Roman Türk (Dauer ca. 60 min.)
Danach Buffet mit Schmankerln aus der Region.
Infos und Anmeldung zur Jahreshauptversammlung
2016: www.naturschutzbund-burgenland.at, Sekretari-
at: 0664 / 8453048, ilse.szolderits@naturschutzbund.at,
persönliche Anmeldung aus organisatorischen Gründen
erforderlich. Bei Interesse an einer Mitfahrgelegenheit n Vor der Jahreshauptversammlung steht heuer der
wenden Sie sich bitte ebenfalls an das Sekretariat des Gänsestrich im Seewinkel im Fokus einer Exkursion
Naturschutzbunds Burgenland. Foto: Hansjörg Lauermann
13 N + UKinder auf Eidechsensuche
Die Kinder der Volksschule Neckenmarkt erwanderten die wurde an einem der Vormittage
heimatliche Umgebung – einen Smaragdeidechsenlebens- zwischen dem 27. – 30. Juni 2016
raum! – und lernten dabei Tiere und Pflanzen kennen. im Bereich des Galgenbergs eine
Wanderung durchgeführt. Der
im Südburgenland wenige kleine Galgenberg liegt in der halbof-
Vorkommen finden, existiert im fenen Kulturlandschaft nahe der
Mittelburgenland nur ein einzi- Volksschule und war für die Kin-
ges, allerdings größeres Vorkom- der innerhalb kurzer Zeit problem-
Die Smaragdeidechse, eine men im Bereich der Gemeinden los zu erreichen.
echte Wärmeliebhaberin, ist in Neckenmarkt und Ritzing. Hier Die erste Exkursion fand nach
Österreich nur in wärmebegüns- wird im Rahmen von vielfaltleben einem Gewitter statt. Wegen
tigten Lebensräumen anzutref- ein Artenschutzprojekt über die der Nässe mussten wir auf den
fen. Im Burgenland sind dies z. Smaragdeidechse durchgeführt. Hauptwegen bleiben. Am zweiten
B. sonnenexponierte Hänge und Die Aktion vielfaltleben ist eine Tag war das Wetter deutlich bes-
Hügel. Sie bewohnt hier naturna- Artenvielfaltskampagne des Bun- ser, an den letzten beiden Tagen
he, lichte Wälder, vor allem aber desministeriums für Land- und wurde es richtig heiß. Bei einer
strukturierte Wald- und Gehölz- Forstwirtschaft, Umwelt und Was- Böschung, die von der Smaragd-
ränder sowie das angrenzende, serwirtschaft gemeinsam mit dem eidechse genutzt wird, wurden die
halboffene Kulturland, kann aber Naturschutzbund Österreich so- Kinder begrüßt. Leider zeigte sich
auch abseits liegende, verbusch- wie anderen Partnern. Beim Sma- bei keiner der Exkursionen eine
te Trocken- und Halbtrockenra- ragdeidechsen-Projekt geht es Smaragdeidechse.
sen besiedeln. Der Schwerpunkt um die Erfassung des Bestands, Eidechsen haben keine kon-
ihres Vorkommens liegt im Nord- vor allem aber um Lebensraum- stante Körpertemperatur (sind
burgenland an den Waldrän- schutz und -verbesserung sowie wechselwarme Tiere), diese wird
dern des Leitha-, Rosalien- und Öffentlichkeitsarbeit. Es ist daher von der Umwelt (z. B. Sonne, Wär-
Ödenburger Gebirges und dem ein besonderes Anliegen, die orts- meabstrahlung von Oberflächen)
hier angrenzenden Kulturland so- ansässige Bevölkerung über die stark beeinflusst. Damit sie nicht
wie im Ruster Hügelland. Im Mit- Lebensraumbedürfnisse dieser überhitzen, müssen Eidechsen
tel- und Südburgenland ist sie Eidechsenart zu informieren. daher bei heißem Wetter kühlere
deutlich seltener. Während sich So konnte die Volksschule Plätze (Schatten, dichte Vegeta-
Neckenmarkt unter ihrer Leiterin, tion, Erdhöhlen) aufsuchen und
Frau Direktorin Heinrich, für na- leben dann sehr versteckt. Die
n Kinder der Volksschule Necken- turkundliche Exkursionen in den Chance, im Sommer am späteren
markt auf naturkundlicher Exkur- Smaragdeidechsenlebensraum Vormittag eine Smaragdeidechse
sion: „Gruppenbild“ (unten links), gewonnen werden. Aus organi- direkt zu beobachten, ist somit ge-
„während der Rast“ (unten rechts), satorischen Gründen fanden die- ring. Im Frühjahr hingegen lassen
„Ausschwärmen mit Fangbechern“ se nicht in der Woche der Arten- sich die Tiere wesentlich besser
(rechte Seite oben links) und „auf vielfalt (Mitte Mai) sondern erst in sichten. Ein besonders schöner
Entdeckung“ (rechte Seiten oben der letzten Schulwoche statt. Mit Anblick sind da die erwachsenen
rechts) jeder der vier Volksschulklassen Männchen im Prachtkleid, bei
N + U 14denen Hals, Kehle und Kopfseiten Jeder Gruppe wurden auch kleine finden sich sowohl weiß- als auch
leuchtend blau gefärbt sind. Den kreisförmige Erdtrichter der Amei- schwarzfrüchtige Bäume.
Weibchen fehlt diese Blaufärbung. senlöwen gezeigt. Ameisenlöwen Die Exkursionen verliefen in
Da wir keine Smaragdeidech- sind die Larven der Ameisenjung- sehr guter Stimmung. Insgesamt
se direkt beobachten konnten, fer, einem geflügelten Insekt aus nahmen 74 Kinder und neun Er-
wurden den Kindern im Gelände der Ordnung der Netzflügler. Zur wachsene daran teil. Einmal ging
großformatige Fotos vorgelegt Demonstration wurden Ameisen- auch ein Mädchen einer Wie-
und im Zuge der Exkursion die Le- löwen mit Ameisen gefüttert, aber ner Volksschule mit. Die Kinder
bensweise und die Lebensraum- auch ausgegraben. Mit einer der aller Klassen sowie ihre begleiten-
ansprüche dieser Eidechsenart Gruppen war es zeitlich möglich, den Lehrerinnen und Elternteile
kurz erklärt. Viele im Gebiet typi- dass alle Kinder mit Bechern und zeigten sich überaus interessiert
sche Pflanzen und Tiere konnten Dosen ausschwärmten und selbst und stellten sehr viele Fragen.
gezeigt werden. Bei den Tieren lag Insekten fingen. Wenn möglich Es war mir eine Freude, mit der
das Schwergewicht bei Schmet- wurde dann der Fang vor Ort beim Volksschule in Neckenmarkt zu-
terlingen, Heuschrecken und Kä- Namen genannt, etwas über die sammenarbeiten zu dürfen. Ich
fern, wobei vor allem die letzten Lebensweise des Tieres berichtet hoffe, dass die Ausflüge in den
beiden ein wesentliches Futter für und oft auch erklärt, ob die er- Smaragdeidechsenlebensraum
die Smaragdeidechse darstellen. beuteten Tiere von den Smaragd- eine spannende Abwechslung im
Bei den Schmetterlingen flogen eidechsen gefressen werden. Schulalltag waren, die lange Zeit
oft das schwarz-weiße Schach- Eine kleine Rast, bei der die mit- in positiver Erinnerung bleiben
brett, der Kleine Kohl-Weißling gebrachte Jause verzehrt werden werden.
und der Grünader-Weißling. Doch konnte, lockerte den Ausflug zu- DI Dr. Anton Stefan REITER
wurden z. B. auch Tagpfauen- sätzlich auf. Zumindest einmal Text und Fotos
auge, Distelfalter und Bläulinge konnten wir unter einem älteren
angetroffen. Unter den Käfern Maulbeerbaum rasten und so
blieben den Kindern wahrschein- mancher kostete zum ersten Mal
lich die Marienkäfer in Erinnerung. von seinen Früchten. Im Gebiet
Broschüre stellt 52 Biotope vor gefördert. Sie kann gegen eine
freie Spende beim Naturschutz-
Die neue Broschüre „Biotop- Arten- und Landschaftsschutz“, bund – Tel. 0664 8453047 oder
schutzprogramm des Natur- ist Naturschutz-LRin Mag.a Astrid burgenland@naturschutzbund.at
schutzbunds Burgenland“ be- Eisenkopf überzeugt. – erworben werden.
schreibt 52 Biotopschutzflächen Die Broschüre wurde aus Mit- Bei einer Reihe weiterer Pro-
im Land und soll die Bedeutung teln des Landschaftspflegefonds jekte – z. B. Kampagne „Jeder
und Schutzwürdigkeit von Natur- Quadratmeter zählt“, Fischotter-
und Landschaftsvielfalt im un- management etc. – arbeiten Land
mittelbaren Lebensumfeld in den und Naturschutzbund Burgenland
Blickpunkt rücken. ebenfalls zusammen. Insgesamt
„Mit der Erkenntnis, dass der beträgt das Kooperationsvolu-
Naturschutz nicht nur im Natio- men rund 1 Million Euro für die
nalpark oder in den Naturparks kommenden drei Jahre. u
stattfindet, sondern dass viel-
leicht auch in der eigenen Ge- n Naturschutz-LRin Mag.a Astrid
meinde eine Fläche liegt, die Eisenkopf und Dr. Klaus Michalek,
Lebensraum für gefährdete Tier- GF Naturschutzbund Burgenland,
oder Pflanzenarten ist, entsteht präsentieren die neue Broschüre.
ein neues Bewusstsein für den Foto: LMSB
15 N+UGedanken zu unserem
Umgang mit Wald
Über einen leicht schon seit tausenden von Jahren von Landschaften gewöhnt, dass
ausgetretenen besteht, bekommt einen Besitzer, wir naturferne und degradierte
Wildpfad steige der über sein weiteres Schicksal Forstwälder als schön empfinden!
ich in einen steilen bestimmt – und wie dieses aus- Setzen sich dann Menschen für
Graben hinunter. sieht ist vorprogrammiert. Wachs- die Erhaltung intakter Naturland-
Beidseits dieses Grabens stehen tum und Profit zum Wohle unser schaften ein, werden sie als Ver-
wunderbare, mindestens 120-jäh- aller Verschwendung. Konkret: hinderer angesehen, diffamiert,
rige Rotbuchen, bestens geeignet Die alten Bäume müssen weichen. demoralisiert, sozial ausgeschlos-
für Spechte. Ich bin auf der Su- Doch gerade diese alten Bäume sen und nicht selten sogar be-
che nach der Bruthöhle eines hier sind ein enorm wichtiger Lebens- droht. Doch man kann es drehen
ständig rufenden Grünspechts. raum für eine Vielzahl an Tierarten. und wenden wie man will, wir sind
Doch der Graben ist viel zu schön Besonders Spechthöhlen sind ein von einer intakten Umwelt abhän-
um weiter zu suchen, also lege ich sehr gefragter Wohn- und Brut- gig. Ohne intakte Ökosysteme lei-
mich neben den kleinen Bach und platz. Was würden die für diese det unsere Gesundheit und damit
genieße das Vogelkonzert und die Holzentnahmen zuständigen Ver- auch unsere Wirtschaft. Trotzdem
mächtigen Buchen. Nach etwa 15 antwortlichen sagen, würde man wird alles in unserer Gesellschaft
Minuten plötzlich ein lautes La- ihre Häuser ohne Vorwarnung be- dem Primat der Wirtschaft, des
chen. Knapp 5 m über mir fliegt seitigen? Profits und des Wachstums unter-
der Grünspecht direkt in seine Wir nehmen uns von der Natur geordnet, einem System von dem
Bruthöhle. Was für ein Erlebnis, und unserer Umwelt als gäbe es wir wissen, dass es zum Kollaps
was für ein toller Graben. Innerhalb kein Morgen, als gäbe es keine führt (z. B.: D. Meadows „Limits to
von 50 m brüten heuer Schwarz-, Kinder. Die meisten der Entschei- Growth: The 30-Year Update“).
Grün- und Buntspecht, Hohltau- dungsträger haben doch auch
be, Kleiber und Kohlmeise, keine Kinder! Was geht in deren Köpfen w Funktionen von Wäldern
400 m weiter der Schwarzstorch. vor? Sind wir schon derart natur- Dabei sind die ökosystemaren
Doch wie geht es mit die- fremd geworden, dass wir vor lau- Leistungen von Wäldern, also die
sem Idyll weiter? Wie fast über- ter Materialismus, Wohlstand und Funktionen, die Wälder auch für
all handelt es sich auch hier um Bequemlichkeit unsere Abhän- uns Menschen erbringen, sehr
einen Wirtschaftswald und sein gigkeit von einer intakten Umwelt breit gestreut: Kohlenstoffsenken,
Besitzer, ein Forstbetrieb, muss nicht mehr erkennen (können, Wasserspeicher, Wasserfilter, pH-
wirtschaften. Sein Besitzer? Ein wollen)? Mittlerweile haben wir Filter gegen Bodenversauerung,
Ökosystem, das wahrscheinlich uns schon so an die Degeneration Bodenschutz, Klimaregulator,
Luftfilter, Pharmaka der Zukunft,
n Der Wald als Wohlfühloase und Erholungsraum Genpool, Gesundheit, Erholung,
Umweltbildung, regionale Wert-
schöpfung uvm. Somit haben
Waldbesitzer eine enorm wichti-
ge Verantwortung für unsere Ge-
sundheit und unser Wohlbefinden.
Doch um all diese Leistungen op-
timal zu erfüllen, müssen Wälder
naturnah bewirtschaftet und Tei-
le davon sich selbst überlassen,
sprich aus der Nutzung genom-
men werden.
Eine Möglichkeit (und mora-
lische Verpflichtung) wäre, dass
Betriebe/Konzerne, die auf Kosten
unserer Umwelt Gewinne erzielen,
einen Teil davon für die Erhal-
tung (Nichtnutzung) unserer Wäl-
der zurückgeben, etwa durch die
Einführung der lange diskutierten
N + U 16Ökosteuer mit einer zweckgebun- n rechts: Grünspecht an seiner
denen Abgabe für die Nichtnut- Bruthöhle;
zung von Teilen unserer Wälder. n unten: Wald erfüllt wichtige
Doch jeder Grund- und Wald- Funktionen, u. a. als Wasserreiniger
besitzer hat auch eine Verantwor-
tung gegenüber den nächsten zu nehmen. Berücksichtigt man,
Generationen. Hier muss erneut dass Österreich zu knapp 50 %
der mittlerweile abgedroschene von Wald bedeckt ist (Deutsch-
Spruch „Wir haben die Erde von land nur zu rund einem Drittel),
unseren Eltern nicht geerbt, son- sollten diese 5 % für uns das Mi-
dern von unseren Kindern nur nimum darstellen. Und wie sol-
geliehen“ erwähnt werden. In die- len wir dann die hohe Nachfrage
sem Sinn wäre es nur gerecht, nach Holz befriedigen? Es wird
wenn Waldbesitzer, die ihren Wald uns nicht erspart bleiben, dass wir
wirtschaftlich nutzen – und somit unseren Konsum stark reduzie-
ebenfalls unsere Umwelt schädi- ren. Globales Wachstum wie bis-
gen – parallel zum Vertragsnatur- her lässt sich nicht auf Dauer er-
schutz freiwillig Teile ihrer Wälder halten (schon gar nicht im Wald).
stilllegen (also ohne finanzielle Die Menschen müssen einsehen,
Entschädigungen und natürlich dass sie am kürzeren Ast sitzen.
ohne laufende Abgaben). Wer sich nicht selbst diszipliniert,
In anderen Ländern begreift den diszipliniert das Leben bzw.
man mittlerweile, welch wertvol- die Natur.
le Leistungen die Wälder für uns Nicht unerwähnt soll bleiben,
erbringen. New York etwa schützt dass etliche Grund-/Waldbesit-
lieber die Wälder der Catskill zer ihre Wälder sehr/zu intensiv Senner und Kräutersammler aus
Mountains, als eine teure, men- bewirtschaften, die Gewinne ein- den Dolomiten (Buchtipp: „Gebt
schengemachte Wasseraufberei- streifen und die Allgemeinheit für der Wildnis das Wilde zurück“),
tungsanlage zu finanzieren. Und in die nachfolgenden Schäden auf- der stets im Einklang mit seiner
Costa Rica zahlen die Wassernut- kommen muss, wie beispielswei- Umwelt lebte, wurde bei einer
zer am Unterlauf von Wasserein- se Hangsicherungen, Projekte zur Slow Food-Tagung gebeten, über
zugsgebieten den Waldbesitzern Erhaltung der Artenvielfalt, Bo- seine Erfahrungen und sein Leben
am Oberlauf für die Nichtnutzung denschwund (betrifft besonders in und mit der Natur zu erzählen.
deren Wälder entsprechende die kommenden Generationen), Dazu reichten ihm drei Worte:
Beträge. verminderte Erholungsfunktion, „NATUR IST ALLES“ - dann trat er
2007 wurde von der deutschen verminderte Ökosystemleistun- (unter Applaus) schweigend ab.
Bundesregierung die Nationale gen etc. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Biodiversitätsstrategie beschlos- Ferruccio Valentini – auch
sen – mit dem Ziel, 5 % der deut- Waldmensch genannt –, ein Mag. Manfred FIALA
schen Wälder aus der Nutzung weiser und erfahrener Hirte, Text und FotosSie können auch lesen
