Naturschutz im Kreis Kleve - Projekte Veranstaltungen Aktionen
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Naturschutz im Kreis Kleve Kreis Kleve e. V. Herbst / Winter 2003 IKK Projekte • Veranstaltungen • Aktionen
400 neue Mitglieder beim NABU Kleve! Ein herzliches Willkommen an alle neuen Mitglieder! Vielen Dank dafür, dass Sie sich entschieden haben den NABU Kleve aktiv zu fördern. Besonders gefreut haben wir uns über die zahlreichen Beitritte niederländischer Bürger, die in Kranenburg und Kleve wohnen. Je mehr Bürgerinnen und Bürger uns durch ihre Mitgliedschaft unterstützen, desto mehr Gewicht haben unsere Argumente zum Erhalt der heimi- Kreisverband Kleve schen Natur bei Politik und Verwaltung.Außerdem Geschäftsstelle: Kapellener Markt 2 können wir mit den Mitgliedsbeiträgen noch mehr 47608 Geldern · 02838-96544 für den Schutz der heimischen Tier- und Pflanzen- Vorsitzende: Monika Hertel welt tun, z. B. beim Schleiereulen- und dem 2. stellvertretender Vorsitzender: Amphibienschutz und der Fürsorge für die ersten Adalbert Niemers Weißstorch-Ansiedlungen. Davon profitiert auch Bankverbindung: die kontinuierliche Arbeit in den vielen praxis- Verbandssparkasse Goch, bezogenen Naturschutzprojekten im Kreis Kleve, Kto.-Nr. 264499 · BLZ 322 500 50 wie zum Beispiel im Gebiet „de Gelderse Poort“ bei Spenden und Beiträge sind steuerlich absetzbar Kranenburg, in der Hetter bei Emmerich und in den Fleuthkuhlen bei Geldern. Die beiden NABU-Einrichtungen im Kreis, die Der Naturschutzbund ... NABU-Naturschutzstation in Kranenburg und das … kauft, pachtet und pflegt Naturschutzzentrum Gelderland in Geldern- ökologisch wertvolle Flächen Kapellen, sichern nicht nur die professionelle … betreut im amtlichen Betreuung solcher Projekte. Sie sind außerdem Auftrag Schutzprojekte wichtige Anlaufstellen für Bürger, die an Fragen des Natur- und Umweltschutzes interessiert sind. … gestaltet neue Lebensräume und sichert vielen bedrohten Dass sich jedes Mitglied durch die Teilnahme an Tier- und Pflanzenarten das unseren Exkursionen selbst ein Bild von unserer Überleben erfolgreichen Arbeit machen kann, erkennen Sie an … nimmt Einfluß auf die dem umfangreichen Veranstaltungsangebot und Naturschutz- und Umwelt- Hinweisen auf Aktionen (siehe die Übersicht hinten politik im Heft). … informiert die Öffentlich- Ehrenamtlich aktiv werden kann sicher nicht jedes keit über Natur und Umwelt Mitglied.Wir freuen uns über jeden neuen Förderer … betreibt Umweltbildung für unserer Arbeit. Erwachsene und Jugendliche Monika Hertel (1.Vorsitzende) … beteiligt sich an internatio- nalen Schutzprojekten NIKK 2 2003 3
In diesem Heft Aus dem Kreisverband 400 neue Mitglieder 3 „Hans-guck-in-die-Luft“ im Waldnaturschutzgebiet Aus der NABU-Natur- Geldenberg 6 schutzstation Kranenburg Waldrand-Projekt Besucherzentrum in Issum-Sevelen 8 „De Gelderse Poort“ Amphibienschutz feierlich eröffnet 18 Langfristige Lösung in Zwischen den Gänsesaisonen 20 Uedem-Steinbergen 10 Neues aus der Erfolgreicher Amphibien- Gänseforschung 22 schutz auf der „Boeckelt“, Mehr Natur für Vater Rhein 26 Geldern 11 Personalien 28 Umsiedlung von Wildbienen 12 Bau einer Pelzbienen- Aktuelles Nistwand 13 Das Solar- und Sparprojekt des Willibrod Aus dem Naturschutz- Gymnasiums Emmerich 29 zentrum Gelderland Kolobris am Niederrhein ? 31 Kartierung von Tagfaltern 14 Zur Heideblüte in den 10 Jahre NZG 16 „Maasduinen“ NL 32 Förderverein zu Gast in den Fleuthkuhlen 16 Hallo junge Naturschützer! Auf Schlangentour im Meinweg 34 Bilder-Story Naju Issum- 36 Sevelen Impressum 43 Wichtige NABU- Anschriften im Kreis Kleve 43 Veranstaltungsprogramm Herbst / Winter 2003 45 NIKK 2 2003 5
Aus dem Kreisverband „Hans-guck-in die-Luft“ im Waldnaturschutzgebiet Geldenberg Vor der Mitgliederversammlung „zusammengedrückt“ aussehen, da die des NABU Kreisverbandes Mitte Buchen ihnen den Platz streitig Mai 2003 trafen sich etwa 20 Inter- machen. Junge Buchen, die zurzeit essierte zu einer Exkursion durch nicht genug Platz haben, um die Krone das Naturschutzgebiet Geldenberg. in eine Lücke hineinwachsen zu lassen, Die Exkursion wurde von Dr. stagnieren kurzerhand in ihrem Hardersen, Naturschutzreferent der Wachstum. Sobald in der Nachbar- NABU-Naturschutzstation, geleitet, schaft aber ein Baum abstirbt, haben der das Gebiet seit vier Jahren fach- diese „Oskars“ ihre Chance und lich betreut. Zusammenarbeit mit wachsen in kurzer Zeit rasant in die dem Staatlichen Forstamt Kleve? Lücke hin zum Licht. Zu Beginn der Exkursion wurde die Nachdem die Exkursionsteilnehmer jüngere Forstgeschichte des Reichswal- eine Zeit lang wie „Hans-Guck-in-die des am Beispiel verschiedener Wald- Luft“ durch den Wald gegangen waren, typen (junger Buchenwald, Kiefern- standen sie plötzlich vor einer kleinen forst, etc.) erläutert. Danach ging es Fläche, die wie gepflügt aussah. Dr. zum „Highlight“ des Nachmittags, in Hardersen erklärte, dass hier Wild- die Naturwaldzelle „Rehsol“. Hierbei schweine nach Nahrung gesucht und handelt es sich um forstwissenschaft- dabei gleichzeitig ein bisschen „tieri- liche Beobachtungsflächen, die seit sches Biotopmanagement“ vorgenom- 30 Jahren sich selbst überlassen sind. men hätten.Auf dem durch die Wild- Das heißt, dass hier weder Bäume gefällt, noch schweine freigelegten mineralischen Boden können gepflanzt, noch andere Maßnahmen durchgeführt junge Bäume viel besser keimen und wachsen, als in werden. Naturwaldzellen stehen insbesondere für der Laubstreu des ungestörten Bodens. langfristige Untersuchungen zur Verfügung. Der nächste Exkursionspunkt war ein mächtiger toter Dr. Hardersen erklärte, dass die Landesanstalt für Baum. Obwohl der Baum abgestorben war, wurde Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF) schnell deutlich, dass der Stamm dennoch voller seit 30 Jahren das Konkurrenzverhältnis zwischen den Leben steckt. Einerseits konnten einige Käfer auf der hier wachsenden Buchen und Eichen erforsche. Diese rissigen Borke beobachtet werden.Viel deutlichere Untersuchungen hätten gezeigt, dass die wuchskräf- Hinweise waren jedoch die zahlreiche kleinen Löcher, tigen Buchen die Eichen verdrängen. Der Blick in die die von vielen Insekten stammten, und die Spuren, Kronen führte den Exkursionsteilnehmern sehr deut- die Nahrung suchende Spechte hinterlassen haben. lich vor Augen, dass die Kronen der Eichen oft richtig Totholz im Wald sei, so Dr. Hardersen, für den Natur- NIKK 2 2003 6
schutz von ganz besonderer Bedeutung. Insbesondere mächtige, tote Stämme seien ein Schlüssel für die Artenvielfalt im Wald. So hätten Untersuchungen der NABU- Naturschutzstation im Reichswald erge- ben, dass viele seltene Vogelarten, wie Trauerschnäpper und Kleinspecht, die Naturwaldzellen in auffallend hoher Dichte besiedelten. Das Totholz böte diesen Vögeln Bruthöhlen.Außerdem bildeten die vielen Insektenarten, die in den toten Stämmen leben, eine reiche Nahrungs- grundlage für diese Arten. Dr. Sönke Hardersen Kurzportraits Der Trauerschnäpper ist ein typischer Der Kleinspecht bewohnt Wälder, Friedhöfe Brutvogel der lichten Altholzbestände der und Gärten mit alten Laubbäumen. Laub- und Mischwälder, die reich an natür- In Wäldern bevorzugt diese Art Eichen- lichen Baumhöhlen und damit ökologisch bestände. Die Bruthöhlen zimmert der besonders wertvoll sind. Er besiedelt auch Kleinspecht ausnahmslos in geschädigte, Parkanlagen,Alleen und Obstanlagen, kranke oder morsche Stämme und Äste. wo er allerdings meistens auf das Angebot von Nistkästen angewiesen ist. NIKK 2 2003 7
Aus dem Kreisverband Mitglieder der NABU-Ortsgruppe Ideen gesucht fen. Die Baumpflanzung reicht meist bis an Issum beim den Rand der angrenzenden Ackerflächen. Pflanzen und Es gibt sie noch: Zeitgenossen, die aus eige- Eine in Reih und Glied gepflanzte Kiefern- Zäune ziehen. nem Antrieb etwas für die Natur tun wollen. Monokultur grenzte so auch an den betreffen- Georg Elspaß aus Rheurdt gehört dazu.Vor den Acker. Dabei ist der Waldrand von Natur zwei Jahren sprach er den NABU an, ob wir aus ein besonders wertvoller Lebensraum, nicht eine Idee für die ökologische Umgestal- in dem die meisten Pflanzen- und Tierarten tung von einem Morgen Ackerland am Markt- vorkommen. In Mitteleuropa sind dies bis zu weg in Issum-Sevelen hätten.Wir hatten – 3000 verschiedene! allerdings erst nach einer gründlichen Über- prüfung, was auf dieser Fläche ökologisch Um den vorhandenen Wald um einen Wald- rand zu ergänzen, machten wir uns zunächst Waldrand-Projekt an die Auswahl der Sträucher, die sandigen Boden und z. T. auch Halbschatten vertragen. in Issum-Sevelen Nur 15 Arten blieben übrig. Dazu zählen z. B. Weißdorn, Kreuzdorn, Hundsrose oder sinnvoll und machbar ist. Die untere Land- Besenginster. Die Pflanzung dieser Sträucher schaftsbehörde, das Forstamt Kleve, die Jäger- wurde auf der Fläche gezielt unregelmäßig schaft und die ehrenamtlichen Mitglieder des gebogen durchgeführt, um den neuen Wald- Naturschutzzentrums Gelderland einigten rand möglichst lang anzulegen. Die neu sich auf ein Waldrand-Projekt – in dieser gesetzten Pflanzen mussten zudem vor dem Form sicherlich eine Premiere im Kreis Kleve. Verbiss durch Kaninchen und Rehe geschützt werden. Nur ein aufwändiger Zaun hält diese Ziel: Ein ökologisch Tiere von den „Leckerbissen“ ab. gestalteter Waldrand Vor der Sträucherpflanzung schlängelt sich Die kleinparzellierten Wälder sind im Bereich eine Wildwiese mit vielen Blütenpflanzen, die des Marktweges meistens ohne schützenden für Insekten und Insektenfresser ein wahres Rand aus Sträuchern und Kräutern anzutref- Paradies darstellen. Dazu darf die Wiese nicht NIKK 2 2003 8
Der neu gestal- gedüngt und nicht zu früh geschnitten wer- Spontane „Eroberer“ tete Waldrand im den. Um eine gelegentliche Schafbeweidung des neuen Biotops Frühjahr 2003 im Spätsommer möglich zu machen, wurde Ganz schnell wurde das neue Biotop von der auch die Wildwiese mit Spanndraht einge- Tierwelt angenommen: Als erstes stellten sich zäunt (Stacheldraht würde eine unnötige Rehe, Feldhasen und Wildkaninchen ein. Die stark gefähr- Verletzungsgefahr für Wildtiere darstellen). Es folgten im Frühjahr 2003 Misteldrossel, dete Wachtel Großinsekten wiederum sind Nahrungs- Großer Kohlweißling, Distelfalter und die fand die Flächen grundlage vieler Tiere, z. B. auch des Neun attraktiv. Wegen stark gefährdete Wachtel. töters, der vor 15 – 20 Jahren noch am Markt- ihrer perfekten weg vorkam. Noch nicht als ausgestorben, Hermann-Josef Windeln Tarnung ist sie aber als gefährdet gilt das Rebhuhn, dessen meistens nur zu Küken für ihr Wachstum dringend große hören. Das Bild wurde in einem Mengen Insekten brauchen.Auch diese Art Zoo aufgenom- wird von dem Waldrand sehr profitieren. men. Zusammenarbeit und Sponsoren Die Verwirklichung dieses Waldrand- Projektes wurde erst durch die finanzielle Unterstützung der folgenden Sponsoren möglich, für deren Unterstützung wir uns ganz herzlich bedanken: Gemeinde Issum, Sparkasse Geldern und die Jagdpächter Dr. Kalinowski und Dr. Hüttner stellten insgesamt 2500 Euro dafür zur Verfügung. Die künftig erforderlichen Pflegemaß- nahmen auf der Fläche übernimmt die NABU-Ortsgruppe Issum. NIKK 2 2003 9
Aus dem Kreisverband Amphibien Langfristige Lösung für Amphibienschutz in der für die Abgrabung erforderli- chen Ausgleichsmaßnahmen wur- Uedem-Steinbergen de ein Ersatzlaichgewässer in etwa 200 m Abstand zur Straße im Kal- In den achtziger Jahren begann Amphibienschutzzaunes und becker Wald angelegt. Im Herbst man mit der Abgrabung Stein- gründete eine neue Betreuungs- 2003 soll außerdem eine stabile bergen vor den Toren Uedems. gruppe. Er erreichte 1997, dass die Krötensperre aus Leitplanken ent- Daraufhin entwickelte sich hier Abgrabungsfirma Teunesen lang der Straße gebaut werden. eine größere Krötenpopulation. Material für den Bau eines 1 km Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass langen Krötenschutzzaunes spen- 1991 führte zunächst die Umwelt- sich im neuen Laichgewässer eine dete. Da ein Folienzaun immer nur schutzgruppe der Hauptschule eigene Krötenpopulation etabliert. begrenzt haltbar ist und durch Uedem unter Leitung von Theo Wenn dort junge Kröten schlüp- verschiedenste Ereignisse wie Ver- Steinmann die ersten Hilfsmaß- fen, dann ist das große Baggerloch kehrsunfälle, umstürzende Bäume, nahmen für die Erdkröten durch. für den Fortbestand der Kröten- Straßenpflegemaßnahmen usw. 1997/98 baute die Straßenverwal- population auf dieser Straßenseite regelmäßig beschädigt wird, tung entlang der L 5 bzw. Uedemer nicht mehr zwingend erforderlich. musste hier eine bessere und lang- Straße auf Weezer Gebiet einen Die Krötensperre soll zudem wirk- fristigere Lösung her. Dazu bot Fahrradweg. Für den zeitgleichen sam ein über die Straße wandern sich Gelegenheit, als der Besitzer Bau einer Krötenschutzanlage war der „Altkröten“ verhindern. Das der angrenzenden Grundstücke die Straßenbauverwaltung jedoch Herübertragen wandernder Krö- die bestehende Kiesabgrabung nicht zu gewinnen, weil sie die ten wird so überflüssig, da der erweitern wollte. Nach vielen Entwicklung der Krötenpopulation Krötenbestand im Kalbecker Wald Gesprächen mit dem Grundeigen- auf die Abgrabung Steinbergen jetzt durch das neue Gewässer tümer, der Rentei Kalbeck, und zurückführte und darauf bestand, gesichert ist. Damit kann die in- den zuständigen Behörden wurde dass die Träger der Abgrabung für tensive Arbeit der Naturschützer dann diese Abgrabung unter der den Krötenschutz zuständig seien. an diesem Krötenzaun mittelfristig Maßgabe genehmigt, den Kröten- beendet werden. Es bleibt aber die Durch den Wegzug von Theo schutz entlang der L 5 deutlich zu Kontrolle des Sperrzaunes und des Steinmann bedingt übernahm verbessern. Im Mai 2003 war es Ersatzlaichgewässers. Theo Mohn die Betreuung des dann endlich soweit: Im Rahmen Theo Mohn Über 260 Berg- molche und 4 Teichmolche laichten am Strohweg in Issum. NIKK 2 2003 10
schutz Erfolgreicher Amphibienschutz auf der „Boeckelt“, Geldern Mit der Hilfe von ca. 30 Helfern der 139 Paare) und 17 Gras- NABU-Ortsgruppe Geldern und fröschen sowie der dem Tierschutzverein Geldern e.V. 29.4.03 bei Regen und wurde im Frühjahr der demolierte 15° C mit 790 Erdkröten Amphibienschutzzaun auf der und je zwei Berg- und Boeckelt auf 800 m Länge neu Teichmolchen. aufgestellt und gesichert.Auch die Die regelmäßig geführte Gelderner Pfadfinder engagierten Fundliste ist von den Hel- sich beim Zaunaufbau. Das Ein- fern perfekt ausgefüllt sammeln der Tiere übernahm worden. Besonders auf- federführend der Tierschutzverein fallend war das Verhältnis Geldern e.V., fachlich unterstützt von Männchen zu Weib- vom NABU. chen bei den Erdkröten Besonders eilig hatte es im Jahr war am 9.3.03 mit ca. 9:1 und am NAJU arbeitet am Amphibienzaun 2003 ein Erdkrötenmännchen: 24.3.03 mit ca. 7:1. Die auch im „Zur Boeckelt“, Geldern. Schon bei 1,5° C versuchte es am Durchschnitt deutlich höhere Zahl 22.2.03 zu den begehrten Weib- der Männchen (ca. 2-3 mal so viele gehen. Manchmal werden sie aber chen zu kommen. Bei Regen ab männliche Tiere) hängt damit auch von zu vielen Männchen zu dem 1.3.03 setzte dann die erste zusammen, dass die Erdkröten- lange festgehalten und ertrinken. größere Wanderung ein. Die Höhe- weibchen zu etwa 50% beim oder Auch wandern die Weibchen nicht punkte der Wanderung waren am nach dem Laichen sterben. Sie in jedem Jahr zu den Laichgewäs- 11.3.03 morgens bei 10 °C und verausgaben sich beim Laichen so sern, sondern pausieren schon Regen mit 798 Erdkröten (davon sehr, dass sie vor Erschöpfung ein- mal. Die an dem Amphibien- schutzzaun ermittelten Zahlen geben somit nur ein unvollständi- ges Bild der wirklich vorhandenen Populationsgröße wieder, sind aber dennoch interessant, um den Erfolg der Maßnahme zu kontrol- lieren. Hermann-Josef Windeln Betreuer der Schranke am Marktweg in Geldern. NIKK 2 2003 11
Aus dem Kreisverband Nachgefragt: Der typische zurückversetzte Nestverschluss einer Pelz- Umsiedlung biene (Anthophora plumipes ehemals: A. acervorum) in einer Lehmfuge. Auf dem Foto beißt sich gerade ein junges von Wildbienen Pelzbienen-Männchen durch den Nestverschluss. erfolgreich Im April war dann so weit: In Kranenburg, Rees-Bie- nen, Straelen,Wachtendonk, Krickenbeck und Kirch- In Wankum wurden 2002 die Gefache eines alten hellen schlüpften als erstes die Pelzbienen aus den Fachwerkhauses mit ungebrannten Lehmziegeln Lehmziegeln. Selbst in kleinen Ziegel-Bruchstücken im Rahmen einer Renovierung vernichtet. Durch hatten die Tiere den harten Winter überdauert. Kurze den beherzten Einsatz von Naturschützern konnte Zeit später flogen die Weibchen diese Lehmwände ein Teil der in den Ziegeln nistenden Pelzbienen-, wieder an und legten ihre Eier darin ab. Etwas später Seidenbienen- und Trauerbienen-Population in tauchten in kleinerer Anzahl Trauerbienen auf. Dabei ihrer Behausung umgesiedelt werden (siehe NIKK handelt es sich um so genannte „Kuckucksbienen“, Herbst / Winter 2002). die ihre Eier in die „gemachten Nester“ der Pelzbienen legen, diese so also parasitieren. Dazu wurden die Lehmwände in transportable Stücke zerteilt und an geeigneten Standorten neu aufgestellt. An vielen Stellen gibt es durch diese überaus erfolg- Im Frühjahr 2003 wurde es dann spannend: Hatten reiche Aktion nun kleine Bestände der „Wankumer“ die umgesiedelten Wildbienen die Umsiedlung gut Wildbienen, die u.a. als Bestäuber eine wichtige öko- überstanden? Erfahrungsberichte über eine solche logische Funktion wahrnehmen. Natürliche Steilwän- Aktion waren uns nicht bekannt.Würden Sie sogar de und Abbruchkanten existieren jedoch kaum noch. die neuen Standorte für die nachfolgende Generation Auch vom Menschen geschaffene Ersatz-Nistgelegen- annehmen? heiten für Pelzbienen, wie mit Lehm verfugte Mauern und Wände, sind selten geworden.Wenn die umgesie- delten Wandelemente durch weitere Nistgelegenheiten ergänzt würden, könnten sich aus den kleinen Wild- bienenbeständen wieder individuenreiche Populatio- nen entwickeln. Dabei können auch Sie helfen - der folgende Artikel bietet Ihnen praktische Hinweise. Monika Hertel,Volker Fockenberg Die Trauerbiene (Melecta albifrons ehemals: M. punctata) lebt als Kuckucksbiene bei Pelzbienen. An Nistplätzen von Pelzbienen kann man beobach- ten, wie eine Trauerbiene in einem Pelzbienennest verschwindet um dort ihr Kuckucksei zu legen. Bei der Rückkehr der Wirtsbiene kommt es gelegent- lich zu kämpferischen Auseinadersetzungen. NIKK 2 2003 12
Bau einer Pelz- bienen-Nistwand Pelzbienen nisten nicht in angebohrten Baum- Zudem besiedeln Pelzbienen lieber etwas höher gele- scheiben oder in Bienenhotels aus gebranntem gene Bereiche als solche im Bodenbereich. Ist der Ton. Sie graben ihre Nester selber in mineralisches Zement der unteren Lagen abgebunden, können die Substrat. Eine effektive und leicht zu erstellende übrigen Backsteine mit Lehm aufgemauert werden. Nisthilfe für Pelzbienen wird hier vorgestellt. Ungebrannte Lehmziegel aus dem Öko-Baustoffhan- del werden von Pelzbienen nicht besiedelt, da sie Stroh Für eine solche Pelzbienen-Nistwand wird unbedingt und Holzfasern erhalten. Die Pelzbienen beziehen ein regengeschützter Standort benötigt. Es bietet sich dann die Lehmfugen zwischen den Backsteinen, die an, die Nistwand direkt an ein Gebäude mit über- daher eine Breite von ca. 3 cm aufweisen sollten. Der stehendem Dach zu bauen. Die Nistwand muss von Lehm oder Löss für die Fugen sollte geknetet werden. den Bienen frei anzufliegen sein. Es sollten daher Lehmpulver wird dazu in einen Eimer oder Mörtel- keine Sträucher oder andere höhere Pflanzen vor der bottich mit Wasser gegeben und mit Hilfe einer Bohr- Nistwand wachsen.Anders als bei angebohrten maschine mit Rühraufsatz gemischt. Es wird so lange Baumscheiben ist ein sonniger Standort nicht unbe- Lehmpulver hinzugegeben, bis eine teigartige Lehm- dingt notwendig. masse entsteht. Je feuchter der Lehm ist, desto eher Benötigt werden: (alte) Backsteine, etwas Zement und entstehen beim Trocknen Risse. Um eine gute Verbin- unbelasteter Lehm oder Löß (Ton wird nach dem dung von Backstein und Lehmmörtel zu erreichen, Trocknen steinhart und ist als Nistsubstrat für Pelz- sollten die Backsteine und ggf. die dahinter liegende bienen wenig geeignet). Das Material muss sich nach Gebäudewand mit Wasser befeuchtet werden. Je nach dem Trocken mit dem Fingernagel abschaben lassen, Größe der Nistwand ist diese durch geeignete Veran- sonst ist es zu hart für die Steilwandbewohner.Auch kerungen (z. B. in der dahinter liegenden Gebäude- Lehm mit hohem Sandanteil ist wenig geeignet, da wand angedübelte Haken, die in die Lehmfugen einge- durch die oft scharfkantigen Sandkörner die Oberkie- mauert werden) zu sichern. fer der Bienen beim Graben der Nestgänge stark Die Lehmfugen sollten langsam trocknen.Vor stärke- abnutzen können. Lehm oder Löß sollte nur dort ent- rer Sonneneinstrahlung ist eine frisch erstellte Nist- nommen werden, wo kein wertvoller Lebensraum wand daher in den ersten Tagen zu schützen. Unter geschädigt wird! Hervorragend hat sich Lehmpulver Frosteinwirkung würde noch feuchter Lehm reißen. In von Claytec (Lehm gemahlen 0 – 0,5 mm im 30 kg die getrockneten Lehmfugen werden ca. 3 cm tiefe Sack; erhältlich im Öko-Baustoffhandel – siehe Gänge von ca. 7 mm Durchmesser gebohrt. Die Bienen www.claytec.de unter Vertrieb) bewährt. werden dadurch angelockt und graben von diesen Auf ein tragfähiges Fundament werden zwei bis drei kurzen Bohrungen aus ihre Nester. Den Pelzbienen Lagen Backsteine mit Zement aufgemauert. Der Ein- sollte eine solche Nistwand spätestens Ende März zur satz von Zement ist dabei sinnvoll, da die Nistwand so Verfügung stehen.Also frisch ans Werk! besser gegen Feuchtigkeitsschäden geschützt ist. Volker Fockenberg (www.wildbiene.com) NIKK 2 2003 13
Naturschutzzentrum Gelderland Kartierung Ich habe mir dazu die wunder- schön blühende Magerrasen- Blauer Eichenzipfelfalter (ab 24.06.03) Rostbraunes Ochsenauge (Maniola von Blumenwiese am Havelring (100m) und eine Waldwiese im tithonus, Rote Liste NRW „gefährdet“) (ab 03.07.03) Tagfaltern Naturschutzgebiet Fleuthkuhlen in Sevelen ausgesucht. Schwalbenschwanz (Rote Liste NRW „selten“) (ab 07.07.03) Ergebnisse Weitere Tagfalter Gebiet und im Raum Geldern Untersuchungsziel Folgende Arten wurden von mir in der Zeit vom 1.1. bis 03.08.03 Um über die oben beschriebene Ab diesem Jahr gibt es ein auf den Zählflächen beobachtet: Erfassung der Probeflächen hinaus Erfassungsprogramm für die Tag- einen aktuellen Überblick über die falter in Nordrhein-Westfalen Kleiner Fuchs (ab 14.03.03) C-Falter (ab 21.03.03) Tagfalter-Vorkommen unserer (NRW).Damit sollen wertvolle Zitronenfalter (ab 13.04.03) Region zu gewinnen, notiere ich Kenntnisse über die Verbreitung Tagpfauenauge (ab 26.03.03) alle Schmetterlinge, die ich bei und Gefährdung dieser auffälligen Waldbrettspiel (ab 12.04.03) meinen sonstigen Exkursionen und schönen Tiergruppe in Nord- Rapsweißling (ab 16.04.03) durch das Gelderland beobachte. rhein-Westfalen gewonnen werden Aurorafalter (ab 16.04.03) Großer Kohlweißling (ab 15.04.03) Auch andere aufmerksame Beob- (s.u.). Inzwischen haben sich 15 Faulbaumbläuling (ab 16.04.03) achter melden mir ihre Schmetter- Kartierer aus ganz NRW gemeldet, Kleiner Kohlweißling (ab 24.04.03) lingfunde. Zusätzlich zu den oben die zugesagt haben, mindestens Landkärtchen (ab 28.04.03) genannten konnte Frau Gerrits in 10 Jahre lang die verschiedenen Admiral (ab 10.05.03) Geldern einen Segelfalter beob- Schmetterlingsarten zu zählen, die Hauhechel-Bläuling (ab 16.05.03) Mauerfuchs (ab 15.05.03) achten. tagsüber fliegen. Die Untersuchung Distelfalter (ab 20.05.03) erfolgt von April bis September im Großes Ochsenauge (ab 07.06.03) Zum Schwalbenschwanz wöchentlichen Rhythmus bei Son- Rostfarbiger Braundickkopffalter nenschein und mindestens 13°C (ab 10.6.03) Der seltenste und schönste über eine Dauer von 30–60 Minu- Braunkolbiger Dickkopffalter Schmetterling im Gebiet, der ten. Dabei werden ausgewählte (ab 16.06.03) Schwalbenschwanz, wurde erfreu- Schwarzkolbiger Dickkopffalter Zählflächen kontrolliert. licherweise außer auf den Flächen (ab 16.06.03) Brauner Waldvogel (ab 16.06.03) des Erfassungsprogrammes noch mehrfach beobachtet: In Kevelaer- Wemb am 11.5.03 bei der Eiablage und in Nieukerk Mitte Mai in einem Garten. Der seltenste und schönste Tagfalter im Gelderland ist der Schwalben- schwanz, der als Raupe an der Wilden Möhre lebt. NIKK 2 2003 14
Die häufigsten einheimischen Falter fressen als Raupe Brennnesseln. Das Landkärtchen Vorläufige Bewertung (hier die braune Frühlingsfärbung Mit den oben dargestellten Beob- der 1. Generation) achtungen sind zurzeit 23 Arten vermehrt sich von insgesamt 48 am Niederrhein zweimal pro Jahr. vorkommenden Tagfalterarten auf Die 2. Generation den beiden Zählflächen nach- hat eine schwarze Grundfarbe. gewiesen, also vergleichsweise Das „Landkarten- wenige. Für NRW sind insgesamt muster“ unter den 105 Arten und in Deutschland Flügeln ist immer sogar 193 (Stand 1.6.98) nachge- zu sehen. wiesen.Wie im ganzen Land gibt es auch bei uns zu wenige naturbe- lassene, magere und blütenreiche Flächen, auf denen die Falterrau- pen groß werden können. Das hat zur Folge, dass die Falter immer weniger Lebensräume finden und in NRW schon zu 75,5% auf der Roten Liste der vom Aussterben schaft und die Möglichkeit vor- und hilft bei einer Kontaktaufnah- bedrohten Arten stehen. handen sein, von April bis Septem- me zur Landes-Arbeitsgemein- ber einmal die Woche mindestens schaft. Direkte Informationen gibt Neugierig geworden? Lust eine Stunde Zeit für die Zählung es auch im Internet unter zu eigenen Aktivitäten? aufzubringen. Sie können sich www.nabu-nrw.de/htm/aktuell/ Das Erfassungsprogramm für Tag- dazu selbst eine Fläche in Ihrer tagfaltermonitoring/htm falter wird koordiniert von der unmittelbaren Umgebung aussu- Auch Meldungen von Einzelfun- „AG Tagfalter Monitoring“ des chen (eine Wiese, einen lichten den, wie z.B. Beobachtungen im NABU Nordrhein-Westfalen. Mit Wald oder auch einen Wegrand). Garten oder auf Spaziergängen, diesem Programm sollen auf einer Die Strecke sollte mindestens 100 helfen uns, das Bild über die Ver- möglichst breiten Basis viele m lang sein. Fachleute der Arbeits- breitung von Tagfaltern zu vervoll- Kenntnisse gewonnen werden, die gemeinschaft helfen bei der Aus- ständigen! Bitte melden Sie sich zum Schutz der Arten dringend wahl der Probestrecken und leihen beim Naturschutzzentrum Gelder- notwendig sind: Wie häufig sind Arbeitsmaterial aus bzw. bieten es land (Tel. 02838-96544; E-Mail: die einzelnen Arten? Nimmt die zum Kauf an.Auch Anfänger sind nz-gelderland@nabu-kleve.de) Häufigkeit zu oder ab? Wo kom- willkommen! Für sie werden Ex- men sie vor, wo fehlen sie? kursionen angeboten, bei denen Hermann-Josef Windeln die Bestimmung der Arten geübt Wer mithelfen möchte, diese werden kann. Fragen zu beantworten, kann am Erfassungsprogramm teilnehmen! Der NABU-Kreisverband Kleve Dazu muss lediglich die Bereit- gibt gerne weitere Informationen NIKK 2 2003 15
Naturschutzzentrum Gelderland NZ GELDERLAND-NEWS 10 Jahre Natur- Förderverein der den Schmalkuhler Weg Rich- tung Geldern-Walbeck zur Ste- schutzzentrum NRW-Stiftung zu prather Mühle weiter.Auch die Gelderland Gast in den Steprather Mühle ist ein von der NRW-Stiftung unterstütztes Am 23.August 1993 fand in Fleuthkuhlen Projekt. Nach einer ausführ- der Boeckelter Schule bei Zum zweiten Mal besuchten lichen Besichtigung der Mühle, Geldern die Gründungsver- Mitglieder des Fördervereins eine der ältesten noch funkti- sammlung für das Naturschutz- der NRW-Stiftung das Natur- onsfähigen Mühlen in Deutsch- zentrum Gelderland statt – schutzgebiet Fleuthkuhlen. Die land, und einer Tasse Kaffee mit inzwischen ist dies 10 Jahre her. Stiftung hat hier inzwischen ca. selbst gemachtem Kuchen Hervorgegangen ist das Natur- 150 ha Flächen erworben, die wurde die Rückfahrt über Pont schutzzentrum aus der „Kartie- von dem Naturschutzzentrum angetreten. Dort durfte natür- rergemeinschaft Fleuthkuhlen“ Gelderland fachlich betreut lich ein Halt an dem renaturier- und den umliegenden NABU- werden. Menschen z. B. aus ten Teilstück der Niers nördlich Ortsgruppen Kevelaer, Issum Recklinghausen,Wuppertal, von Pont nicht fehlen, um dieses und Geldern.Viel hat sich seit- dem Ruhrgebiet und Issum (!) Pilotprojekt des Niersverbandes dem ereignet und in den von erkundeten per Rad das Gebiet vorzustellen. Nach 35 km dieser NABU-Einrichtung be- und ließen sich vor Ort über die erfolgte dann die Rückkehr treuten Schutzgebieten Fleuth- erfolgten, aber auch die geplan- nach Geldern. Die Mitarbeiter kuhlen bei Geldern, Hangmoor ten Pflege- und Entwicklungs- des Naturschutzzentrums waren Straelen und Fleuthbende bei maßnahmen informieren. erleichtert, da alles gut geklappt Kevelaer-Winnekendonk getan. Da die Gruppe sehr groß war, hatte, und freuten sich zusam- Eine ausführliche Bilanz planen wurde sie geteilt und von vier men mit den offenbar zufriede- wir für das kommende Heft Mitarbeitern des Naturschutz- nen Teilnehmern über eine „Naturschutz im Kreis Kleve“. zentrums fachlich versiert gelungene Radtour. Vielleicht liegt dann auch schon begleitet. Nach einem Mittag- Monika Hertel die neue Veröffentlichung über essen in der stilvollen Atmos- die Fleuthkuhlen vor. phäre des Restaurants im Schloss Haag ging es dann über NIKK 2 2003 16
NABU-Naturschutzstation Kranenburg Besucherzentrum Am 31.5.2003 war es endlich soweit: Das Besucher- zentrum „De Gelderse Poort“ öffnete im ehemali- „De Gelderse Poort“ gen Kranenburger Bahnhof seine Pforten.Am Nachmittag übergab NRW-Umweltministerin Bär- feierlich eröffnet bel Höhn die Dauerausstellung in Anwesenheit von u.a. Dr. Barbara Hendricks, der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Julius Meisters, dem Kranenburger Bürgermeister, und Dr.Volkhard Wille, dem Vorsitzenden der NABU-Naturschutzstation, und einigen hundert Gästen. Im Rahmen eines Festakts für geladene Gäste im Katharinenhof betonten alle Redner die Wichtig- „De Gelderse Poort“. Die Unter- keit dieser Einrichtung für die bringung des Besucherzentrums Entwicklung von Kranenburg im Gebäude des ehemaligen Bahn- sowie der Region und freuten sich hofes bot die Möglichkeit zu einer über das gelungene Projekt. Gang vom Katharinenhof zum ungewöhnlichen Gestaltung: Das Besondere Beachtung wurde der Besucherzentrum wurde von Pro- Herzstück der Ausstellung bildet Rede von Elke Pegel, der Kreis- testen einer Handvoll Landwirten ein Modell eines Zuges in Original- landwirtin, zuteil. In ihrem muti- begleitet, die ihren Unmut gegen größe, der zur virtuellen Rundreise gen Beitrag baute Frau Pegel Na- Haushaltskürzungen der Ministe- durch die bäuerliche Kulturland- turschützern und Landwirten eine rin vortrugen.Die neue Daueraus- schaft einlädt. Brücke und warb um gegenseitiges stellung informiert anschaulich Die Ausstellung wurde bislang sehr Verständnis und Vertrauen. Der über die Kulturlandschaft von gut angenommen. NIKK 2 2003 18
Die Ausstellung hat geöffnet: Montag bis Freitag: 10 – 16 Uhr Samstag, Sonntag, Feiertage 10 – 18 Uhr Nicht geöffnet: vom 24.Dezember bis 1. Januar sowie am Ostersonntag. Der Eintritt für Erwachsene kostet 2 ¤, für Kinder 1 ¤ und für Familien 5 ¤. Weitere Ermäßigungen gibt es für Gruppen, Schulklassen sowie NABU-Mitglieder, Studenten und Behinderte.Weitere Informationen über das Besucherzentrum finden Sie unter: www.besucherzen- trum-kranenburg.de oder www.nabu-natur- schutzstation.de. Alt gab es Informationen rund punkt und der Fremdenverkehrs- um das Thema Natur.Außerdem verband der Niederlande (VVV) war reichlich für das leibliche im Besucherzentrum unterge- Wohl gesorgt. Das Fest kam bei bracht. Für alle Beteiligten und den Besuchern so gut an, dass besonders die NABU-Naturschutz- eine Fortführung im nächsten Jahr station war das bestimmt das Umrahmt wurde die Eröffnung der unbedingt wünschenswert ist. herausragende Ereignis des Jahres. Ausstellung von einem ganztägi- Die hier veröffentlichten Fotos gen Bahnhofsfest rund um das Damit ist Kranenburg jetzt um mögen diesen besonderen Tag Besucherzentrum. Neben Musik- eine Attraktion reicher und für alle illustrieren und allen, die gruppen, den Kranenburger Naturinteressierten am Unteren anwesend waren, eine schöne Musikvereinen,Volkstanz, einem Niederrhein eine erstklassige Erinnerung sein. Streichelzoo sowie weiteren unter- Anlaufstelle.Auch sind der haltenden Angeboten für Jung und Kranenburger Touristen-Info- Michael Schmolz NIKK 2 2003 19
NABU-Naturschutzstation Kranenburg Dr. V. Wille beim „Durchchecken“ der Gänsetrupps – vor der Kamera des WDR Zwischen den Gänsesaisonen Mehr als 3200 Besucher bei Naturschutzstation Kranenburg in 13 Wochen Exkursionen zu den Wildgänsen in immerhin 3239 interessierte Besucher zu den 2002/03 Rastplätzen der arktischen Wildgänse. Damit war es die bisher erfolgreichste Gänsesaison. Während auf Taimir beim Schreiben dieser Zeilen (Ende Juli) gerade die ersten Gössel Das Konzept der aktiven Besucherlenkung hat das Licht der arktischen Tundra erblickt sich also einmal mehr bewährt und bestätigt haben dürften und wir uns noch gar nicht auch, dass ein großer Bedarf an geführten damit anfreunden wollen, dass die arktischen Exkursionen abseits der üblichen touristi- Wildgänse und somit der Winter bald wieder- schen Angebote besteht und als sinnvolle kommen, soll hier einerseits ein Rückblick Alternative zum oft störenden Individualfrei- auf die vergangene, äußert erfolgreiche Saison zeitverkehr angenommen wird. Für die geworfen und andererseits ein Ausblick auf NABU-Naturschutzstation stellt der so die kommende Saison gegeben werden. genannte Gänsetourismus ein gelungenes Beispiel dafür dar, wie man sanften Touris- „Gänsetourismus“ und „NABU-Naturschutz- mus, den Wunsch, Natur aktiv zu beobachten, station Kranenburg e.V.“ das sind zwei und Naturschutz miteinander vereinen kann. Begriffe, die seit über 10 Jahren untrennbar miteinander verbunden und zu echten Mar- Um den schnatternden Wintergästen eine kenzeichen der Region geworden sind. So weitgehend ungestörte Rast zu ermöglichen, wundert es nicht, dass das Angebot boomt. wurde von der NABU-Naturschutzstation ein Durch eine gute Präsenz in den Medien, die Konzept zum Schutz der Wildgänse ent- bestimmt durch die Jubiläumssaison noch wickelt. Hierbei spielt die Besucherlenkung gefördert wurde, konnten bisher nicht unter der Devise:„Beobachten ohne zu stö- bekannte Besucherzahlen erreicht werden: ren“ eine zentrale Rolle. Deshalb bietet der Im Winter 2002/2003 führte die NABU- NABU seit nunmehr über 10 Jahren fach- kundig geführte Busexkursionen zu den Rastplätzen der Wildgänse an. In den zurück- liegenden elf Wintern haben über 23.000 Besucher an dieser Art des sanften Tourismus teilgenommen. Beobachten ja, Stören nein. Aus dem Bus kann man Gänse gut beobachten. NIKK 2 2003 20
Ausblick Auftakt der Gänsesaison 2002 / 2003: Mit neuen Ideen will die NABU-Naturschutz- Die Exkursionsteilnehmer station auch in der nächsten Saison Menschen in Zyfflich für Wildgänse und Natur begeistern. Das Exkursionsangebot soll flexibler gestaltet und noch mehr auf die Bedürfnisse und Erwar- tungen der Besucher zugeschnitten werden. So ist beispielsweise angedacht, auch vormit- tags Exkursionen zu starten. Auch in Kombination mit dem Besucherzentrum und dem neu eröffneten „Caféhaus Nieder- rhein“ im ehemaligen Bahnhof ergeben sich ganz neue Möglich- keiten für Gäste in Kranenburg einen angenehmen und abwechslungsreichen Aufenthalt zu arrangieren. Die Saison startet – wie immer - Mitte November und dauert bis Mitte Februar. Informationen stehen im Internet unter: www.nabu- naturrschutzstation.de bereit. Michael Schmolz natürlich - vital - wertvoll : OSTPREUSSISCHE SKUDDEN UND RAUHWOLLIGE POMMERSCHE LANDSCHAFE Skuddenschäferei am Reichswald Pommernzucht Acosta -Sokolowski Herdbuchzucht Ostpreußischer Skudden Herdbuchzucht Rauhwolliger Pommerscher Landschafe Jürgen Tönnesen Familie Acosta - Sokolowski 47574 Goch – Nierswalde, Dorfstraße 28 47533 Kleve – Brienen, Lüps ´sche Straße 25 Tel. 02823 – 92 82 448 Tel. 02821 – 97 52 97 Zu einem Besuch unserer Schafe laden wir Sie sehr herzlich ein! Auf Wunsch zeigen wir Ihnen die edlen Tuche, Strickwollen und Filze aus den Wollen der Tiere sowie wunderschöne Felle. Gerne helfen wir mit Informationen zur Haltung und vermitteln rassetypische Zuchttiere. _____________________________________________________________ Herdbuchbetriebe im Zuchtverband für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe e.V.,Auf der Heide 3 - 53343 Niederbachem NIKK 2 2003 21
NABU-Naturschutzstation Kranenburg Neues aus der Darüber hinaus haben am 10.12.1986 das Land NRW und der Rheinische Landwirtschaftsver- Gänseforschung band eine Vereinbarung unterzeichnet, die beinhaltet, dass diejenigen Landwirte, die auf Vergrämungsmaßnahmen der geschützten Bekanntermaßen stellt der Zugvögel verzichten und dadurch evtl. Schaden Niederrhein für Tausende arkti- an ihren Kulturen durch Gänsebeäsung hin- scher Wildgänse ein heraus- nehmen müssen, im Gegenzug durch das Land ragendes, international NRW für die entstandenen Fraßschäden bedeutsames Rastgebiet dar. entschädigt werden. Von Oktober bis März bevöl- kern hauptsächlich Bläss- und Da diese Entschädigungszahlungen in den Saatgänse die Wiesen,Weiden letzten ca. 15 Jahren deutlich zunahmen, und Äcker zwischen Duisburg und obwohl sich die Gesamtzahl der Gänse nur Nijmwegen. Dieses Gebiet wurde zwar noch geringfügig änderte, wurde nach Wegen schon immer als Überwinterungsgebiet von gesucht, wie die Ausgaben, die das Land für den Gänsen aufgesucht, jedoch konnte erst ab Gänsefraßschäden an die Landwirte entrichten Anfang der 1980er Jahre eine starke Zunahme muss, reduziert werden könnten. der Gänse registriert werden. Bis Ende der Nach dem dreijährigen Projekt „Minderung von 1980er Jahre stieg der Gesamtbestand am Gänsefraßschäden“ wurde im Folgewinter das Niederrhein mehr oder weniger kontinuierlich Projekt „Evaluation der Gänsefraßentschädi- an und weist seit der Saison 1987/88 konstant gungen 2001/2002“ vom Naturschutzzentrum Maximalbestände von über 100 000 Gänsen im Kreis Kleve, von der Biologischen Station im auf. Seit rund 15 Jahren findet also keine nen- Kreis Wesel und von der NABU-Naturschutz- nenswerte Zunahme mehr statt und die Gänse- station Kranenburg (Projektleitung) durchge- bestände sind somit als mehr oder weniger führt. Der Bezirksregierung Düsseldorf und stabil zu betrachten. dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft Gleichzeitig fand eine Verschiebung der Rastbe- und Verbraucherschutz (MUNLV) gilt unser stände zu Gunsten der Blässgans statt: Die Saat- herzliches Dankeschön für die finanzielle gans, die anfänglich die klar dominierende Art Unterstützung des Projekts. Im Folgenden war und in den 1980er Jahren mit Maximalzah- sollen einige zentrale Ergebnisse des Projekts len von über 60 000 Exemplaren ihr Bestands- vorgestellt werden. maximum erreichte, trat in den späten 1980er Jahren deutlich hinter die Blässgans zurück. Wo waren die Hauptgänsevorkommen? Die arktischen Wildgänse sind seit 1969/70 am Unteren Niederrhein freiwillig und seit 1975/76 Erstmalig wurde im Projektgebiet (weite Teile in ganz NRW gesetzlich geschont. Eine Beja- des EU-Vogelschutzgebietes „Unterer Nieder- gung findet in NRW seitdem nicht mehr statt. rhein“) das Gänsevorkommen in einem zeitlich engen Rahmen (zwei Zählungen pro Woche!) NIKK 2 2003 22
parzellenscharf kartiert. Damit konnte man in tiert wurden. Entscheidend für eine erfolgrei- etwa die Gänsezahlen auf einer Parzelle mit den che Überwinterung ist also die Kombination Entschädigungsleistungen, die flurstückgenau von Grünländern in Rheinnähe mit großen, ausgezahlt werden, vergleichen (s.u.). weitgehend ungestörten Grünländern im Hinterland. Es zeigte sich, dass sich die Gänse während einer langen Phase ihres Aufenthalts im Winter- Was die Verweildauer auf einer Fläche betrifft, quartier überwiegend auf den rheinnahen ist interessant, dass auch hier die rheinnahen Grünländern aufhielten. Die großen Trupps Flächen besonders häufig und lange beäst wur- verlagerten sich jedoch im Hochwinter (Mitte den. Hier gab es im Bereich Düffel / Salmorth Dezember bis Mitte / Ende Januar) auf die Flächen, die bis zu 25mal aufgesucht wurden großen Weiden und Wiesen im Hinterland (z.B. (Oraniendeich). Im „Hinterland“ hingegen um Kranenburg). Hier wurden dann für kurze wiesen die meisten Flächen einen nur ein- bis Zeiträume (s.u.) zum Teil sehr hohe Dichten zweimaligen Besuch durch Gänse auf: Mit (viele Gänse pro Hektar) angetroffen, was die 45,5% wurde zum Beispiel in der Düffel fast die Bedeutung dieses Raums für die Gesamtüber- Hälfte aller beästen Flächen nur ein einziges winterung unterstreicht. Ein Grund für diese Mal besucht.Auf der anderen Seite gab es z.B. temporäre Verlagerung dürfte darin zu suchen in der Düffel mit 2,6 % an der Gesamtfläche sein, dass für die sehr großen Trupps auf den nur sehr wenige Flächen, die an 10 oder mehr „Rheinwiesen“ die Kapazitätsgrenze erreicht Tagen eine Gänsebeäsung erfuhren. wurde und sie dort allein nicht mehr genügend Der Druck auf eine einzelne Fläche ist Nahrung fanden. Lediglich im Herbst war demnach in den allermeisten Fällen die Verteilung etwas heterogener, da hier als sehr gering einzustufen. überwiegend Äcker mit Ernteresten frequen- NIKK 2 2003 23
NABU-Naturschutzstation Kranenburg Welche landwirtschaftlichen Welche Kulturen sind von Flächen fanden die Gänse Gänseschäden besonders betroffen besonders attraktiv? oder besonders teuer? Im Herbst, als zunächst kleine Gänse- In den Kreisen Kleve und Wesel beliefen sich trupps anwesend waren, spielten Acker- die Entschädigungssummen zu rund 90 % auf flächen und hier vor allem abgeerntete Mais- die Nutzungsarten Wintergetreide (ca. 627.000 ¤) (v.a. Oktober) und Zuckerrübenfelder und Dauergrünland (ca. 570.000 ¤).Allerdings (v.a. Oktober bis Dezember) eine große Rolle war Dauergrünland von der reinen Schadens- (Erntereste!).Auf abgeernteten Zuckerrüben- fläche her die größte entschädigte landwirt- flächen konnten sich allerdings schon sehr schaftliche Kultur, was sich allerdings aufgrund große Trupps einstellen. Danach nahm die der geringen Entschädigungssätze (62 ¤/ha) Bedeutung von Dauergrünland fast kontinuier- nicht auf die ausgezahlten Geldbeträge nieder- lich zu. So ästen bereits im Januar deutlich schlug. Hohe Erstattungen bekamen die Land- über 80 % der Gänse und in Februar und März wirte für Flächen, auf denen sie „Ackergras“ über 90 % auf Grünland. Daneben wurde oder Wintergetreide anbauten.Auf abgeernte- auch Wintergetreide in wechselnden Anteilen ten Feldern entstanden keine Schäden. Mit 61% (durchschnittlich 12,5 %) und „Ackergras“ war die Kategorie 11-100 ¤ bei den ausgezahl- (durchschnittlich 4,0 %) beweidet. ten Beträgen am häufigsten vertreten, wobei hier der überwiegende Anteil auf Dauergrün- land entfiel (z.B. Düffel / Salmorth fast 95%). In welchem Umfang fanden Besonders hohe Sätze mit 2500 ¤/ha wurden Entschädigungszahlungen statt? für Schäden an Zuckerüben vor der Ernte ge- In Nordrhein-Westfalen wurden im Winter zahlt. Solche Schäden sind aber extrem selten 2001/2002 insgesamt über 1,4 Mio. ¤ an Land- und kamen in dem Betrachtungszeitraum nur wirte, die Schäden durch Gänsebeäsung melde- einmal vor. ten, ausbezahlt. Die Gesamtschadensfläche belief sich auf über 14.000 Hektar. Insgesamt Saßen dort, wo das meiste Geld flossen 94,2 % der in ganz NRW ausbezahlten gezahlt wurde, auch die meisten Entschädigungsgelder in die Kreise Kleve und Gänse? Wesel. Die durchschnittliche Entschädigungs- leistung betrug in diesen Kreisen rund 98 ¤/ha. Um diese Frage zu beantworten, wurden die von der Landwirtschaftskammer erstmalig flurstückgenau zur Verfügung gestellten Ent- schädigungsdaten analysiert. Im Unter- suchungsgebiet „Düffel / Salmorth“ wurden beispielhaft die Entschädigungszahlungen dem realen Beäsungsdruck durch die Gänse gegen- übergestellt. Im Großen und Ganzen bestand hier eine einigermaßen große Übereinstim- NIKK 2 2003 24
mung: Es gab nur sehr wenige Stellen, wo Geld werden. Die Flächen verkleinern sich deshalb, ausbezahlt worden ist, aber eine Gänsebeäsung weil die Fluchtdistanzen ja größer sind und nicht nachvollziehbar erschien. Es zeigte sich somit in Bereichen, wo vormals eine Beweidung aber dennoch, dass die Gesamtfläche der Flur- durch die Gänse noch möglich war, dies jetzt stücke, auf die Entschädigungsgelder flossen, verhindert wird. deutlich größer war, als die Gesamtfläche, auf Im Wesentlichen sollen deshalb die Zahlungen, der Gänse festgestellt werden konnten. Die am besten in Form von Duldungsprämien, Differenz konnte auf eine Größenordnung von beibehalten, jedoch transparenter gehalten rund 20 % beziffert werden. Umgekehrt gab es werden. Dazu wird eine bessere Kooperation aber auch einige Flächen, auf denen Gänse zwischen Landwirten, Landwirtschaftskammer saßen, die aber nicht entschädigt wurden. Dies und Biologischen Stationen vorgeschlagen, die waren oft Flächen, auf denen kein Schaden fest- einen schnelleren Austausch von Schadens- stellbar war (Äcker mit Ernteresten). daten und gemeinsame Begehungen vorsieht. Aufgrund des räumlich und zeitlich engen Auch sollen sich die Duldungsprämien / Ent- Netzes der Zählungen dürften größere Fehler schädigungsleistungen am aktuellen Gänsevor- durch die Zählmethode kaum anzunehmen kommen orientieren, wozu ein Monitoring sein: Bei einer durchschnittlichen Beweidung durch die Biologischen Stationen notwendig ist. einer Fläche durch Gänse von 4-5 Tagen, dürf- Auch diese Gänsezählungen sollen flexibler ten Zählungen zweimal pro Woche ausreichend gestaltet und den aktuellen Begebenheiten sein, um zumindest einmal einen solchen angeglichen werden. Ein möglicher Zahlungs- Trupp festzustellen. Sollten dennoch auf schlüssel berücksichtigt dann die aktuelle Flächen, wo wir nie Gänse feststellen konnten, Dynamik der Gänserastbestände. Gänse aufgetreten sein, so kann die Beäsung Auch die Bewirtschaftungsweise der Kulturen hier eher nur kurz und somit wenig schadens- soll den lokalen Verhältnissen besser angepasst intensiv ausgefallen sein. werden, was z.B. in schadensträchtigen Bereichen (v.a. in Deichvorländern) auch eine Empfehlungen für ein künftiges Umwandlung von Ackerflächen in Grünland, Gänsemanagement späteres Umpflügen von Ernteresten und Verzicht der Einsaat von Wintergetreide nach Bei den zwei grundsätzlichen Methoden Ver- Zuckerrüben beinhaltet. grämung (bis hin zum Abschuss) und Duldung erscheint uns die Duldung der Gänsebestände So hoffen wir, dass wir mit dieser Untersuchung der einzige gangbare Weg.Vergrämungen füh- und der Veröffentlichung der Ergebnisse zur ren zu mehr Flugbewegungen und Erhöhung weiteren Entschärfung des Konflikts zwischen der Reaktionsdistanzen, da die Gänse scheuer Naturschutz und Landwirtschaft werden werden und demzufolge noch häufiger auf- beitragen können, um den arktischen Gänsen fliegen müssen.Als Konsequenz steigt der am Niederrhein ein weitgehend unbeschwertes Energiebedarf stark an. Dies muss durch mehr Überwintern zu ermöglichen. Fressen auf kleineren Flächen ausgeglichen Michael Schmolz NIKK 2 2003 25
NABU-Naturschutzstation Kranenburg Zweite Phase des arbeit mit der Wasserstraßenverwaltung aus Rheinprojektes gestartet ihrem engen Steinkorsett befreit“, freut sich Klaus Markgraf-Maué, Leiter des Projektes bei der NABU-Naturschutzstation.„Dort kann Mehr Natur der Rhein dann die weitere Gestaltung des Ufers wieder selbst übernehmen.“ für Vater Rhein Unbefestigte Kiesbänke und vielfältige Ufer können sich ausbilden. Solche Bereiche sind In Kranenburg fiel jetzt der Startschuss die Kinderstuben der Barbe und anderer zur Umsetzungsphase des Projektes Rheinfische.Aber auch seltene Vogelarten wie „Lebendiger Rhein – Fluss der tausend Flussregenpfeifer und Flussuferläufer profitie- Inseln“ des NABU. Wie bereits während ren davon. Dabei stehen auch weitergehende der Pilotphase des Projekts liegt die Maßnahmen wie die Schaffung von Inseln Leitung wieder in Händen der NABU- durch Anlage von Seitenrinnen oder die Ein- Naturschutzstation. richtung wellengeschützter Flachwasserbereiche auf der Dr. Barbara Hendricks lässt sich das NABU-Projekt vor Ort erläutern (16.09.2002) Agenda des NABU. Bei dem im Kreis Kleve geplanten Modell- projekt bei Emmerich geht es um die Reduktion der Sohlen- erosion des Rheins, die zu immer weiter absinkenden Grund- wasserständen und damit zur Austrocknung führt. Zugleich soll das naturnahe Ufer weiter optimiert werden. Der jetzt gestarteten Umset- zungsphase war eine einjährige Vorlaufphase vorgeschaltet, in Anhand von neun Modellprojekten zwischen der die grundsätzlichen Chancen geprüft und Iffezheim (Oberrhein) und Emmerich will der die Voraussetzungen zur Umsetzung konkre- NABU in den nächsten vier Jahren aufzeigen, ter Vorhaben geschaffen wurden. Dr. Barbara wie an der am meisten befahrenen Binnen- Hendricks, Parlamentarische Staatssekretärin wasserstraße Europas wieder mehr Raum für im Bundesfinanzministerium, hatte in dieser die Flussnatur geschaffen werden kann. Phase im Herbst letzten Jahres das Projekt im Kreis Kleve besucht und sich im Anschluss „Wenn alles nach Plan läuft, werden schon in persönlich für die Fortsetzung der Finanzie- diesem Herbst die ersten 1,5 Kilometer rung des Projektes durch die Deutsche Bun- Rheinufer bei Duisburg in enger Zusammen- desstiftung Umwelt eingesetzt. Mittlerweile ist NIKK 2 2003 26
sie selbst Mitglied im Kuratorium der Bun- und Faszination genommen.Wir wollen desstiftung, die innovative Projekte im Bereich deshalb dem Strom wieder etwas von seiner des Umwelt- und Naturschutzes fördert. früheren Lebendigkeit und seinem Flair zurückgeben“, so Rheinexperte Markgraf- Mit seinem Pilotprojekt packt der NABU Maué. beispielhaft und konkret an, was sich die Internationale Kommission zum Schutze des Möglich machen das Projekt Fördermittel der Rheines (IKSR) im Programm „Rhein 2020“ Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Deut- auf die Fahne geschrieben hat:„Erhöhung der schen Umwelthilfe, der Michael-Otto-Stiftung Strukturvielfalt im Uferbereich, Entwicklung für Umweltschutz, der Stiftung Naturschutz- naturnaher Flussbettstrukturen, Revitalisie- fond Baden-Württemberg und des rheinland- rung geeigneter Fischlebensräume im Haupt- pfälzischen Umweltministeriums sowie die strom“, so lauten die dort gesteckten Ziele. Kooperationsbereitschaft der Wasserstraßen- „Der rigorose Ausbau der letzten zwei Jahr- verwaltung. hunderte hat dem Rhein viel von seiner Kraft Klaus Markgraf-Maué Streit um FFH und Meerneunauge als „step- Industrie- und Handelskam- am Rhein ping stones“, also quasi als mern,Wirtschaftsverbände Etappenziele, zur Verfügung und der DGB NRW machen Die Prüfung der von den stehen. Die Wasserstraße soll unter diesem Titel mobil Bundesländern nach der außen vor bleiben, um Kon- gegen die Pläne der Landes- europäischen Richtlinie flikte zu minimieren. Soweit regierung. Sie befürchten „Flora-Fauna-Habitat“ (FFH) ist dies durchaus sinnvoll Einschränkungen für die gemeldeten Gebiete durch die und akzeptabel, wenn auch Schifffahrt und die nächsten EU-Kommission hat drin- nicht ausreichend, weil Ausbauziele der Wasserstraße. genden Nachmeldebedarf verschiedene Arten mit Sogar die Mannheimer Akte im Hinblick auf die Wander- meldewürdigen Vorkommen von 1868 wird ins Feld fische im Rhein ergeben. wie Rapfen und Groppe geführt. Diese internationale NRW möchte dem durch bisher nicht berücksichtigt Rechtsgrundlage für die Meldung ausgewählter Ufer- sind. Rheinschifffahrt besagt, dass abschnitte mit ihren Buhnen- der „freien Schifffahrt“ keine feldern bis maximal zur Ganz anders sieht das die Hindernisse entgegengestellt Fahrrinne nachkommen. „Arbeitsgemeinschaft FFH werden dürfen. Real handelt es sich in der im Rhein“. Das ist nicht etwa Regel um die rheinseitige ein Verein zur Förderung von Die Meldung der Gebiete soll Erweiterung bestehender Natura 2000, sondern ein noch vor der Sommerpause Naturschutzgebiete. Diese Zusammenschluss von nach Brüssel erfolgen. Der Flachwasserzonen sollen den Gegnern der Ausweisung von NABU bleibt am Ball. Wanderfischen wie Lachs FFH-Flächen im Rhein. Die NIKK 2 2003 27
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