Naturschutz in MG 34. Jahrgang Ausgabe 2021 - Sperber - NABU Mönchengladbach
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Steinbrecher Naturschutz in MG • 34. Jahrgang • Ausgabe 2021 Foto: Willi Eckers Sperber Steinbrecher 1
NABU Mönchengladbach – Stadtverband Inhaltsverzeichnis Für Mensch, Natur und Zukunft Berichte aus den Jugendgruppen ................................................................. 4 „Jeder, der etwas Gutes wirkt, hat für die Ewigkeit gearbeitet.“ Biotop-Pflegeeinsätze des NABU-MG ...................................................... 6 Friedrich Schiller Rabenvögel – ein Plädoyer ........................................................................... 10 Der Sperber ..................................................................................................... 12 Ob an der frischen Luft oder am Verhandlungstisch, mit dem Rechen oder der Kamera, mit dem Balkenmäher oder dem Fledermausdetektor, unsere Bemü- Anlage eines Wildgartens .............................................................................. 14 hungen sind so vielfältig wie die Probleme, die es zu lösen gilt. Das neue Beet ................................................................................................. 17 Der grüne Vorgarten ...................................................................................... 22 Jeder, ob jung oder jung geblieben, ist willkommen. Sprechen Sie uns an! Nachtfalterraupe ............................................................................................ 34 Kontakte: siehe Seite 72 Amphibien an der Herzparkklinik .............................................................. 35 Amphibien und Reptilien – Kartierung in MG ......................................... 36 Der Steinkauz in MG und sein Lenbensraum ............................................. 41 Neue Landschaftspfleger in der Bistheide ................................................... 44 NSG Nordpark – ein Feuchtgebiet .............................................................. 45 Ausbau der A 52 / A 61 – Stellungnahme des NABU-Stadtverbands ...... 47 Beobachtungen: Vögel, Insekten und anderes ............................................ 50 Buchempfehlung ........................................................................................... 62 Mitmachen – Ehrenamtlich für den NABU tätig werden ........................ 63 Termine 2021 Mitgliederversammlung .................................................................. 66 Biotop-Pflegeeinsätze ...................................................................... 66 Veranstaltungen ................................................................................ 67 Einladung und Tagesordnung der Mitgliederversammlung ....... 71 Kontakte NABU-Vorstandsmitglieder .......................................................... 72 Ansprechpartner/innen .................................................................. 73 Impressum ...................................................................................................... 75 Foto: Peter Wihan 2 Steinbrecher Steinbrecher 3
Berichte aus den Jugendgruppen Beim nächsten Treffen wurde am Beim letzten Termin im Februar haben Friedhof die Wand aufgestellt und be- wir uns an Schloss Rheydt draußen ge- von Liselotte Uhlig stückt. Man sieht auch, wie viel Spaß troffen und dort viel entdecken kön- Der NABU Mönchengladbach betreut wegen Corona nicht mehr möglich, uns die ganze Aktion gemacht hat. nen. seit 2019 nur noch eine Jugendgruppe. aber wem erzähle ich das! Diese Situa- Deshalb wäre es sehr schön, wenn sich tion kennen wohl die meisten von uns. wieder eine Kindergruppe zusammen- Auf jeden Fall haben wir es noch ge- finden würde. Als Alternative dazu schafft, unser Projekt „Wildbienen- wäre auch eine Familiengruppe denk- wand am Memoriam-Garten auf dem bar, gerne auch mit den Großeltern. Friedhof Preyerstr.“ durchzuführen. Denn der Vorteil von altersgemischten Die Familie Ohlig hat die Organisa- Gruppen ist, dass auch wieder neue tion für das Material der Wildbienen- Aspekte in den Naturschutz einge- Wand und teilweise auch den Bau bracht werden. Unterstützung von Ju- der Wildbienenbehausungen mit der gendlichen können wir dabei sowieso Jugendgruppe übernommen. Dafür jederzeit gebrauchen, und ich würde möchten wir uns noch mal ganz herz- bei der Gründung der neuen Gruppe lich bedanken. gerne helfen. Die Teilnahmegebühr für Gruppen- mitglieder beträgt 18,-- € / Jahr, und damit ist man auch gleichzeitig NABU- Mitglied, denn das ist auch der Jahres- beitrag für den NABU. Fotos: Liselotte Uhlig Kontakt: „Ansprechpartner“ Seite 73 Der NABU Mönchengladbach möch- Jugendgruppe te sich ganz herzlich bei Christopher „Die Waldfreunde“ Nobis für seinen Einsatz vor und bei Wir konnten uns dort treffen und den Gruppenstunden bedanken. Lei- Wir treffen uns einmal im Monat dank der Vorbereitung sofort loslegen. der verlässt er uns in diesem Jahr. samstags morgens. Da die Gruppe für Die Jugendlichen haben für sich je den Stadtteil Rheydt gegründet wur- einen Wildbienenkasten gebaut. Dann Wir wollen 2021 gern mit praktischem de, treffen wir uns meistens an Schloss haben wir in der restlichen Zeit noch Naturschutz weitermachen, soweit es Rheydt. Leider war das ab März 2020 für die Wildbienenwand gearbeitet. die Lage zulässt. 4 Steinbrecher Steinbrecher 5
Biotop-Pflegeeinsätze des NABU – MG (Zeitraum: Oktober 2019 bis Oktober 2020 – zusammengestellt von Christoph Goette) 26.10.2019 NSG Knippertzbach: Vier Kopfweiden geschneitelt und Astma- terial mit Lohnunternehmer abtransportiert. (17 Teilnehmer, 80 Std.) Rundgang für drei „Neue“. 09.11.2019 zwei weitere Kopfweiden geschnitten. (17 Teilnehmer, 70 Std.) Bistheide – Flachsgrubenpflege Winter NSG Bistheide, Park des Franziskus-Krankenhauses, Hardter 2019/2020 Wald: Nistkästen gereinigt, z. T. mit Hilfe zweier Paare mit klei- 25.01.2020 Schnitt der Flachsgruben mit Balkenmäher und Freischneider so- nem Kind. wie Abtransport des Mahdgutes. Schluckbrunnen im Ostteil der Anzahl der Nistkästen Grabensysteme mit Motorsäge vom Strauchwerk freigeschnitten. – am Franziskushaus: Torsystem (Pfosten und Glattdraht) um den Großen Teich er- 8 Meisen-/Kleiber-, 3 Fledermaus-, neuert. Kopfweide geschneitelt. (18 Teilnehmer, 75 Arbeitsstd.) 3 Hohltauben-/Eulenkästen – im Hardter Wald: Januar bis Herzparkklinik / Amphibien: 1021 Kröten, 96 Frösche und 58 176 Meisen-/Kleiber-, 9 Fledermaus-, März 2020 Molche wurden im Feierabend-Verkehr über die Straße getragen, Hohltauben-/Eulen-, Baumläuferkästen, damit sie im Bereich des Vorster Buschs laichen können. 1 Hornissenkasten Die Aktion läuft seit 2010. – in der Bistheide: 9 Meisen-/Kleiber-, 4 Fledermaus-, 08.02.2020 NSG Gerkerather Wald: Saumbereiche zurückgeschnitten. Kopf- 3 Hohltauben-/Eulenkästen, weiden geschneitelt. Zwei Birken gefällt. Zwei in der Fläche ste- 2 Hornissenkästen hende Kopfweiden sind umgefallen. Eine Mulde führte Wasser. NABU Traktor blieb nach unserem Einsatz mit Batterieschaden 23.11.2019 NSG Bistheide: Mahd zwischen den Flachsgruben fortgeführt. liegen und musste zeitaufwendig abgeschleppt werden. (23 Teil- Mahdgut abtransportiert. Salweide zurückgeschnitten. Perso- nehmer, 83 Std.) nenreichster Pflegeeinsatz des NABU-MG nur mit NABU-Ak- tiven. (26 Teilnehmer, 104 Std.)! 07.03.2020 NEW Theeshütte: Obstbaumrückschnitt und -lichtung. (17 Teil- Jahresabschluss mit Weckmann-Frühstück am Holzfeuer. nehmer, 60 Std.) 04.01.2020 Mahd und Abräumen zwischen den Flachsgruben fortgeführt. Großen Teich freigeschnitten und abgeräumt. 13 Wildrosen und Liguster an der Ostseite des Weges 418 gepflanzt. (19 Teilnehmer, 76 Std.) 6 Steinbrecher Steinbrecher 7
Theeshütte – Obstbaumschnitt 12.09.2020 NSG Bistheide: Mahd zwischen den Flachsgruben mit Balken- mäher und Freischneider. Rohrkolben aus Gruben entfernt. 120 m Stacheldraht durch Glattdraht ersetzt. Reichhaltiges Früh- stück, spendiert von Eva Drach und Gisela Noll. (15 Teilnehmer, 60 Std.) 26.09.2020 NSG Gerkerather Wald: Mahd ausgewählter Bereiche mit Frei- Ralf Fikert schneider und Balkenmäher, jedoch wegen Dauerregens vorzei- Fotos: Christoph Goette tig abgebrochen. (8 Teilnehmer, 20 Std.) 24.10.2020 Absage des Pflanztermins wegen Corona-Warnstufe 2 in MG; trotzdem konnten die Pflanzflächen mit Motorsense freigeschnit- ten und dann je 50 Weißdorn-, Hainbuchen- und Hundsrosen- pflanzen wurzelnackt gepflanzt werden. (60 Std.) Herzlichen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer! Gerkerather Wald – Neugestaltung des Waldsaums 8 Steinbrecher Steinbrecher 9
Ein Plädoyer für die Rabenvögel sorgt und Feinde gemeinsam bekämpft Dass die intelligenten Rabenvögel von Ludwig Winkens und vertrieben. Nach wie vor werden auch für Verwunderung und Kuriosi- in Deutschland jährlich tausende Ra- täten sorgen, ist hinlänglich bekannt. benvögel erlegt bzw. erschossen. Viele So berichteten der Schriftsteller und Rabenvögel suchen nicht nur deshalb Ornithologe J. Roth von einem Kri- immer mehr die Nähe von städtischen minaloberkommissar vom Dezernat Räumen. Zum einen wissen sie, dass IV in München-Mitte, der auf einer sie dort vor der Bejagung sicherer sind, Pressekonferenz folgendes mitgeteilt und zum anderen finden die sehr an- hatte: In der Occamstraße um die Mit- passungsfähigen Vögel in den Städten tagszeit sei es zu einem ernsten Vorfall und Siedlungen leichter Nahrung als zwischen einem gebürtigen Münche- Elster – Foto: Winfried Seppelt Saatkrähe – Fotos: Willi Eckers auf den industrialisierten Feldern mit ner und einer vermutlich zugezogenen Zu unseren heimischen Rabenvögeln negativen Ruf beigetragen und ebenso ihren (für die Vögel) toten landwirt- Krähe gekommen. Die Krähe habe gehören Dohlen, Eichelhäher, Elstern, die Tatsache, dass Rabenvögel unter schaftlichen Monokulturen. einen murmelgroßen Stein aufgelesen, Raben- und Saatkrähen und inzwi- anderem auch Eier und Jungvögel sei auf eine Traufe hinaufgeflogen und schen auch wieder Kolkraben. Raben fressen. Aber Eichhörnchen und Bunt- Rabenvögel als Nützlinge: habe den Stein alsdann, weil ihr of- und Krähen waren in der Kulturge- spechte machen das ebenfalls – sie gel- • Krähen und Kolkraben nutzen fenbar langweilig gewesen sei, gezielt schichte als weise Omentiere, Aasbe- ten hingegen bei uns als Sympathieträ- der Land- und Forstwirtschaft, wo auf den besagten Münchener Passan- seitiger, Galgenvögel und Hexenbeglei- ger. Wenn unsere Gärten und Anlagen sie zahlreiche Mäuse und Käfer ten hinabgeworfen und ihn am Kopf, ter bekannt. Ihre Fähigkeiten waren wieder wie einst mehr mit einheimi- vertilgen. der von keinem Hut bedeckt war, ge- umrankt von Mythen und Märchen, schen Pflanzen, Hecken und Gehölzen • Außerdem sorgen sie als Aas- troffen. Daraufhin habe der Mann die und man sagte ihnen im Mittelalter bestückt wären, dann hätten Kleinvögel fresser für Hygiene und somit für Fassung verloren und die Krähe, die übernatürliche Kräfte nach. Sie galten beste Chancen, den Nachstellungen der unsere Gesundheit. auf der Dachrinne sitzenblieb und als Symbol der Weisheit, aber auch als Rabenvögel zu entgehen. Heutzutage • Eichelhäher verstecken viele Ei- sich keiner Schuld bewusst war, als Todbringer und Unglücksboten. Den sieht man häufig in den Gärten pflege- cheln und Bucheckern im Boden. „Schweinsdrecksack, verreckter!“ als alten Germanen war der Rabe als der leichte Plattierungen, Schotterwüsten, Dadurch wachsen zahlreiche eine „Scheißbürst’n“, einen „Oarsch- Bote des mächtigsten Gottes Odin so- Rasen oder Pseudogrün wie Kirschlor- junge und neue Bäume nach. krampler“ und einen „Gottseibeiuns“ gar heilig. beer und Thuja, was den Kleinvögeln • Dohlen, die ihre innerstädtischen beschimpft. Es sollen noch weitere nicht den erforderlichen Schutz bietet. Brutplätze sorgfältig von Kot säu- Ausdrücke in dieser Richtung gefallen Viele Menschen haben heute eher ein bern, verdrängen erfolgreich sein. Gegen den Münchener ist ein Er- negatives Bild von den hochintelligen- Rabenvögel halten innerhalb ihrer Art verwilderten Stadttauben. mittlungsverfahren in Gang gesetzt ten und sehr sozial lebenden Vögeln. sehr zusammen, besonders die ger- • Die Nester von Elstern werden worden, zu Recht, wie die Staatsanwalt- Ihr dunkles Federkleid, ihre krächzen- ne in einer Kolonie lebenden Dohlen gerne von Baum- und Turmfal- schaft ausrichten ließ. de Stimme und ihr oft massenhaftes und Saatkrähen. Kranke Vögel werden ken sowie von Waldohreulen als Auftreten haben womöglich zu dem nicht selten von der Sippschaft mitver- Nachfolger genutzt. 10 Steinbrecher Steinbrecher 11
Der Sperber Bei vielen Vogelfreunden ist der Sper- Regulator ein, wie andere Beutegreifer von Ludwig Winkens ber nicht gerade beliebt. Bereits vor auch. Und heute ist bekannt, dass kein rd. 200 Jahren urteilte Tiervater Alfred Beutegreifer seine Beutetiere ausrottet, Schon seit 1971 küren NABU und der Brehm über den Sperber wie folgt: „Der sondern die Anzahl der Beutetiere die Landesbund für Vogelschutz in Bayern Mensch tritt dem überaus schädlichen Anzahl der Beutegreifer beeinflusst. (LBV) den „Vogel des Jahres“ – doch Räuber überall feindlich entgegen, wo zum 50. Jubiläum ist alles anders: Erst- er ihn und sein verderbliches Treiben mals ruft der NABU die Bevölkerung kennengelernt hat. Dieser Raubvogel dazu auf, den „Vogel des Jahres“ 2021 verdient keine Schonung, sondern die selbst zu wählen. Ab sofort kann je- unablässigste und rücksichtsloseste der unter www.vogeldesjahres.de den Verfolgung. Man tut nicht zu viel, wenn eigenen Lieblingsvogel nominieren. man anrät, gegen ihn jedes Mittel anzu- Da der Vogel des Jahres aber erst am selbst eine Verfolgung durch Gestrüpp wenden.“ Halt, nun aber mal langsam, 19. März 2021 verkündet wird, hat sich und Hecken nicht scheut. Der Sperber möchte man dem lieben Herrn Brehm der NABU Stadtverband Mönchen- ist bei seiner Jagdtechnik gelegentlich zurufen. Der Sperber nimmt in unse- gladbach entschlossen, stattdessen den ein gewiefter Verstellungskünstler. So rer Natur eine wichtige Funktion als Sperber zu porträtieren, der keine Lob- ist er in der Lage, den hüpfenden Bo- by hat und es deshalb verdient, mal in genflug eines ahnungslosen Spechtes den Vordergrund gestellt zu werden. nachzuahmen, um dann diesen besser Steckbrief des Sperbers Fotos: Willi Eckers überraschen zu können. Man hat auch Nicht viele haben diesen kleinen, wen- beobachtet, wie der schlaue Räuber Größe: digen und äußerst tollkühnen, versteckt sich wie von Todeszuckungen getrof- Etwa wie eine Taube, wobei das Weibchen (ca. 38 cm) deutlich größer lebenden Greifvogel bisher zu Gesicht fen vom Baum fallen ließ, um dann als das Männchen mit ca. 28 cm ist bekommen, obschon der Sperber bei blitzschnell in das näher hüpfende und uns in MG und Umgebung keineswegs Gewicht: neugierig gewordene Spatzenvolk zu Weibchen 240 g , Männchen ca. 180 g eine Ausnahmeerscheinung ist. Der ge- fahren. übte Beobachter kann den taubengro- Vorkommen: ßen Sperber besonders im Winter auch In Oberkrüchten wurde ein Sperber be- In ganz Europa verbreitet. Er begnügt sich mit kleinen Waldbereichen, in Städten und Dörfern jagen sehen, obachtet, wie er eine flüchtende Amsel findet sich aber auch in unseren Parks und Gärten ein. denn dort verspricht unsere regelmä- im Jagdeifer furchtlos durch ein offen ßige Winterfütterung zahlreiche Beute. stehendes Fenster einer Wohnung wei- Nahrung: Wo viele Kleinvögel sind, da findet sich ter verfolgte und den dort verblüfften Vor allem Kleinvögel, die im Überraschungsangriff erbeutet werden. auch gerne der Sperber ein. Der agile Personen einen derartigen Schrecken Das Weibchen erbeutet Vögel bis zur Größe einer Taube und das und geschickte Greifvogel hat sich auf einjagte, dass die Kaffeetassen nur so Männchen nur bis Amselgröße. die Kleinvogeljagd spezialisiert, der flogen. 12 Steinbrecher Steinbrecher 13
Anlage eines Wildgartens auf dem platt gewalz- von Andrea Grote-Schultz ten Boden ausgebracht haben, durchsetzen Liebe NABU-Freunde, konnten. Schon im ers- beteiligten wir uns an kindgerechten ich bin als Beisitzerin seit 2020 neu im ten Jahr hat sich eine NABU-Einsätzen. Danach folgte eine Vorstand des NABU-Stadtverbands wahre Blütenpracht passive Zeit, bis ich vor fünf Jahren MG. ergeben. Im Einzel- im Steinbrecher von der alljährlichen nen blühen dort u. a. Rettungsaktion Krötensammlung an Vor 20 Jahren bin ich mit meiner Fa- Nachtviole, diverse der Hardter Waldklinik las. Ich mel- milie dem NABU beigetreten. Im Kin- Mohnarten, Borretsch, dete mich bei Ruth Seidel und helfe dergarten meiner Töchter lernten wir Salbei, Tausendschön seither in jedem Spätwinter / Frühjahr Ralf Fikert, den 2. Vorsitzenden des (auch Bartnelke ge- den Kröten, Fröschen und Molchen NABU-Stadtverbands, und sein Enga- nannt), gemeiner Lein, über die Straße in ihr Laichgebiet am gement für den Naturschutz kennen. wilde Kornblume, Fär- Vorster Busch. Damit fing meine akti- berkamille sowie echte ve Zeit beim NABU wieder an, und zu- Kamille, Johanniskraut sammen mit meiner Familie helfe ich und Lichtnelke. regelmäßig bei den NABU-Biotoppfle- geeinsätzen. Zusätzlich haben wir noch drei Obstbäume Schon lange Zeit habe ich mit dem Ge- (Dülmener Herbst-Ro- danken gespielt, einen Wildgarten an- senapfel, Quitte und zulegen, der Wildblumen und Insek- Fotos: Andrea Grote-Schultz Pflaume) Himbeer- ten eine Heimat bietet. 2017 ergab sich nung der Umgestaltung gegangen. Zu- und schwarze Johannisbeersträucher die Chance, diese Ideen auf einem ca. nächst haben wir im wahrsten Sinne sowie zwei Haselnusssträucher ge- 400 m² großen Grundstück umzuset- des Wortes den Boden für die Wild- pflanzt. zen. Bis dahin lag dieses Grundstück blumenwiese bereitet, indem wir den Im Mittelteil des Grundstücks habe ich brach und war verwildert. Es sollte hier typischen Lehmboden kräftig aus- ein vergleichsweise großes Stück mit nunmehr in ein Insektenparadies mit gemagert haben: Auf einer Fläche von dem natürlichen Bewuchs belassen. großen Wildblumenwiesen, diversen 6 m x 12 m haben wir die oberste Dort wachsen Rainfarn, wilde Möhre, Obstbäumen, einem naturbelassenen Grassodenschicht abgestochen und Brennnesseln, Gräser und Disteln, die Wiesenstück und mehreren Insekten- Andrea Grote-Schultz und Ralf Fikert anschließend mit einer Gartenfräse 1 vielen Lebewesen, wie Schmetterlin- Foto: Christoph Goette hotels verwandelt werden. m³ Sand untergepflügt. Damit waren gen, Vögeln und Igeln, Nahrung, Fort- Schon damals und während der Zeit die Voraussetzungen geschaffen, dass pflanzungsmöglichkeiten und Unter- Mit großartiger fachlicher Hilfe durch meiner Kinder in der Grundschule sich die Wildblumensamen, die wir schlupf bieten. Ralf Fikert sind wir dann an die Pla 14 Steinbrecher Steinbrecher 15
Außerdem haben wir ein großes In- Die Wildwiese im Mittelteil wird ein- Das neue Beet – Blau, Weiß, Rosa, Lila sektenhotel und einen Totholzhaufen mal im Jahr im Spätsommer gemäht. Text und Fotos von Dr. Carmen Druyen, Krefeld errichtet. Das Insektenhotel wurde Aus der Blumenwiese sammle ich von auch umgehend von mehreren Wild- den verblühten Pflanzen den Samen Nach dem Neubau unseres Hauses le ich endlich 120 Pflanzen und mache bienenarten angenommen. und schneide sie dann ab. So haben 2018 steht die Anlage des Gartens an. mich an die Arbeit. Die Fläche ist lei- später blühende Pflanzen Platz. Ich stehe vor ca. 27 m² leerer Fläche, der gar nicht mehr so leer. Die umlie- Da ich keinen Wasseranschluss im die einmal ein Beet werden soll. Auf ihr gende Natur hat reichlich abgegeben, Garten habe und auch nur wenig Re- Arbeit gibt es in einem so großen Gar- stehen eine Kiefer und eine Tanne, die und nun rupfe ich jede Menge Disteln genwasser auffangen kann, werden bei ten natürlich immer, aber wenn man das Beet über den Tag hinweg auch vo- Löwenzahn, Butterblumen, Quecken mir nur die drei Obstbäume, ein paar mal keine Zeit und Lust für die Pflege rübergehend beschatten werden, aber und andere unliebsame Wildkräuter Kräuter und die Gemüsepflanzen ge- hat, braucht man kein schlechtes Ge- überwiegend ist es ein Sonnenbeet. Es aus. Nachdem ich alle 120 Pflänzchen gossen. Alle anderen Pflanzen müssen wissen zu haben, weil alles auch wun- sind stattliche alte Bäume, die einzi- versenkt habe, bin ich doch ein wenig mit dem leben, was Mutter Natur her- derbar alleine wächst. gen, die auf dem Grundstück verblie- enttäuscht. Wo ich mir Büsche vorge- gibt (was ja in den letzten Jahren nicht ben sind. Mein Mann, dem Planung stellt hatte, ragte ein Stil aus der Erde. viel ist). Trotzdem sieht mein Garten Viele Leute haben mich bereits auf die wichtig ist, fragt mich nach meinen Die Gräser sind fern von üppig. „Die nicht vertrocknet aus; es setzen sich Blütenpracht angesprochen. Ich hoffe Kriterien für die Gestaltung. Das ist wachsen doch noch“, versucht mein halt die Pflanzen durch, die mit wenig deshalb, dass mein Garten zum Nach- einfach: PFLEGELEICHT wegen dro- Mann zu trösten. Wasser auskommen. ahmen anregt. henden Alters, bienenfreundlich, blau, rosa, lila, weiß. Er nickt: „Na, dann kannst du ja anfangen zu planen.“ Ich fange an und wälze Gartenbücher, lese Artikel in Zeitschriften und befrage das Orakel im Internet. Die Antwort heißt „Staudenbeet“. Nachdem das geklärt ist, geht es an die Pflanzen- auswahl und das Farbarrangement. Ich liebe die Gras- und Staudenland- Aber irgendwie ist es doch jämmer- schaften von Piet Oudolf. Sie strahlen lich. Ein NABU-Nachbar mit einem Ruhe und Eleganz aus, aber es gibt wundervollen Garten voller blühen- auch so viele interessante Pflanzen, der Pflanzen und meine 80-jährige, die ich am liebsten alle hätte. Ich fer- gartenerfahrene Tante erbarmen sich tige Skizze um Skizze an. Vor meinem meiner und teilen eifrig Pflanzen für Auge entstehen blau-weiß-rosa-lila sich und mich. Beide sind begeistert, Landschaften mit einigen Gräsern als bei mir eine Art Pflanzendependance Foto: Andrea Grote-Schultz Kontrapunkte. Im Herbst 2018 bestel- zu errichten, und ich fülle frohgemut 16 Steinbrecher Steinbrecher 17
und dankbar mein Beet. Stolz zeige ich begleitet ein früher kleiner Schmetter- lung „Rot-Gelb“. Im Herbst ist es dann Im Frühjahr 2020 warte ich wieder un- mein Werk jedem Besucher. So viele ling. Den ersten Erdhummeln und so weit, ich pflanze um, das Beet ist geduldig auf das Auferstehen meiner Pflanzen und wie das toll wird. Die Wildbienen verspreche ich beim Aus- farbbereinigt. Dem Reiz des Katalogs Pflanzenbande. Und allmählich kom- meisten stimmen höflich zu, schei- graben der Distelkolonien, Ersatz zu der Staudengärtnerei kann ich mich men sie. Manche überraschen mich. nen meine Begeisterung aber nicht schaffen. Es gibt ja vielleicht auch hüb- natürlich nicht entziehen, und frei Hatte ich sie doch weder gepflanzt so recht zu teilen. „Sieht nach Arbeit sche und weniger übel stechende Dis- werdende Plätze werden mit neuen noch gesät. Einwanderer! Herzlich aus“, meint ein Freund. Das Alter muss telvarianten. Außerdem können wir Bewohnern ausgestattet. Das wurzel- willkommen, wir schaffen das. Die wohl noch warten. immer noch gemeinsam auf das Er- bereinigte Restbeet bedenke ich mit Vergissmeinnicht haben sich üppig scheinen von Flockenblumen, Eisen- einer Wildsamenmischung für Vögel, ausgebreitet, Krokusse hatte ich einge- Der Winter kommt, die Stauden ver- kraut, Wiesenraute, Salbei, Agastache, angegeben mit 42 unterschiedlichen streut und so ist auch für das Frühjahr schwinden und ab Februar laufe ich Katzenminze, Prachtkerze, Rosmarin, Sorten. Spannend! Da ich zu der Er- gesorgt. Nur die Vogelsamenfläche täglich in den Garten, um zu sehen, Zitronenmelisse, Thymian Majoran kenntnis gelangt bin, dass auch Dis- macht keine Anstalten sich zu zeigen – was überlebt hat. Außer ein paar Ver- und Minze hoffen. teln, Butterblumen, Klee und Brenn- es sei denn die Tüte enthielt 42 Sorten gissmeinnicht und Primelchen ist nesseln wichtige Nahrungsquellen für Distelsamen. Und dann, beinahe über nicht viel zu sehen. Den Frühling hat- Und tatsächlich, allmählich lassen sie Insekten darstellen, treffe ich Verein- Nacht steht mein Garten in Flammen. te ich allerdings pflanztechnisch auch sich alle blicken. Das Beet füllt sich, barungen mit dem Nachbarn. Er be- Überall Mohn. In allen denkbaren vernachlässigt. Am 10. März über- Blätter und Blüten wachsen und ent- hält seine Brennnesseln und seinen Varianten. „Großes Kino!“ meint die rascht mich dann eine naturbeding- falten sich. Mein Beet wird bunter und Giersch und ich schaffe Bereiche, in Nachbarin, die freundlich über den te Gartenkorrektur. Ein Sturm fällt bunter. Rosa, blau, lila, weiß? Feine denen Löwenzahn und Co sich entfal- Zaun auf mein rotes Feld schaut. Ja, es meine beiden letzten Bäume und zwei Idee! Aber Alchemilla, Akelei, Nel- ten können. Bei Kratzdisteln bleibe ich ist wirklich grandios. Vor allem mor- Nachbarbäume gleich mit. „Jetzt hast kenwurz, Mohn und Ringelblumen, jedoch immer noch kompromisslos. gens. du ein Sonnenbeet“, so die stets opti- Sonnenhut, Felberich, Nachtkerze und mistische Tante. Damit steht aber auch Königskerze fügen dem Beet voller der bisher freie Bereich um die Bäume Selbstbewusstsein zunehmend Gelb, herum zur Gestaltung an, sobald Bäu- Rot und Orange hinzu. Ich hatte dem me und Wurzeln entfernt sein werden. Nachbarn und der Tante offensichtlich In der Zwischenzeit krieche ich durch nichts von meinem Farbkonzept ver- mein kahles Beet, denn Disteln und raten. Brennnesseln zeigen keine Hemmun- gen, sich aus der Erde zu erheben. Pfle- Während ich also im Sommer und geleicht habe ich mir wirklich anders Herbst auf meiner Bank zwischen Blu- vorgestellt. Meine Stauden hingegen men und Bienen sitze, wenn ich nicht scheinen erfroren oder ausgewandert. gerade Disteln und Löwenzahn und „Du musst auch etwas Geduld haben“, Butterblumen im Beet jage, schmiede mahnt Tante Liesel. Meine Erdarbeiten ich Umsiedlungspläne für die Abtei- 18 Steinbrecher Steinbrecher 19
Eine Vielzahl von Insekten scheint mei- Aber wie war das noch – Weiß, Blau, und habe Zeit, mir zu überlegen, was ne Freude an dem Feuerwerk zu teilen. Rosa, Lila? Nichts da! Und irgend- ich denn noch ändern könnte und be- Der NABU-Nachbar beäugt skeptisch wie taucht auch überall wieder Gelb obachte die fleißigen Arbeiterinnen. meinen gefüllten Mohn. „Da kommen auf. Ich sehe auch, dass Pflanzen nicht Es gibt da doch immer noch interes- die Bienen nicht an den Nektar.“ Aber wieder an den Stellen erscheinen, an sante Pflanzen, die ich ihnen und mir hallo! Als ich vor einer Mohnblüte ste- denen sie mich verlassen haben, son- gönnen könnte. Wo ist denn nur der he erwacht diese zum Leben. Sieben dern heimlich neue Standorte aufge- Katalog? Wildbienen wirbeln das Innere der sucht haben. „Wir sind umgezogen.“ Blüte durcheinander. In einer offenen Rot wollte zu Rosa. Der Natternkopf Mohnblüte beobachte ich eine wild hat bei einigen Nachkömmlingen die gewordene Erdhummel, die in rasen- Farbe gewechselt. Sie sind pink. Nun der Geschwindigkeit alle Staubgefäße immerhin halten sie sich an das Farb- der Blüte niedermäht. Auch hier gibt konzept. Allmählich begreife ich, dass es Rabauken. Einzelne Schmetterlin- Pflanzen ihren eigenen Kopf und wohl ge finden Gefallen am Natternkopf. auch Beine haben. Ich glaube, ich löse Feuerwanzen und Schwebfliegen, und mich vom Farbkonzept. Sie belohnen mir unbekannte Insekten tauchen in mich dafür, indem sie zusammenrü- den Blüten auf und ab. Es ist viel los cken und Disteln und anderen Wild- im Beet. kräutern weniger Platz lassen. Fotos: Dr. Carmen Druyen Man findet mich jetzt seltener im Beet. Hier und da mal rupfen reicht. Der verblühte Mohn lässt sich leicht entfer- nen, und ich höre, wie der raschelnde Samen das nächste Spektakel vorberei- tet. Im Vogelsamenbeet kommen jetzt immer neue Kandidaten zum Vor- schein. Ob es 42 sind, weiß ich nicht, aber der Bereich macht keine Arbeit, wenn man wild mag. Den Bienen habe ich statt der Kratzdisteln Artischocken und Wilde Karde besorgt. Sie scheinen zufrieden mit dem Ange- bot. Und so sitze ich auf meiner Bank 20 Steinbrecher Steinbrecher 21
Der grüne Vorgarten – die Visitenkarte des Der Vorgarten – „Steinwüste“ Ein grüner Vorgarten ist ökologisch vs. ökologisch wertvoller betrachtet ein persönlicher Beitrag Hauses und seiner Bewohner Lebensraum zum Erhalt der Artenvielfalt. Er bietet Text und Fotos von Dipl.-Geogr. Dirk Aschenbrenner-Lohmann und Dennoch werden Vorgärten oftmals Vögeln, Insekten und anderen Tieren Dipl.-Geogr. Kordula Lohmann „stiefmütterlich“ behandelt. Leider Nahrung, Rückzugsbereiche und wert- verbreiten sich zunehmend und nicht vollen Lebensraum.Vögel und Nütz- Der Vorgarten ist das Entree zum und jedem Besucher einen besonderen nur in der Stadt die Schottergärten, linge revanchieren sich dann gerne Haus und der optische Rahmen für Empfang und heißt sie willkommen. meist dunkle Steine mit wenig bis gar als Schädlingsbekämpfer. Auch beein- den Hauseingang. Die Person, die sich Gut gelungen präsentiert sich ein Vor- kein Grün, sowie – eher noch schlim- flusst ein grüner Vorgarten das Mi- dem Grundstück nähert, erhält einen garten, wenn er den persönlichen Ge- mer – vollkommen versiegelte Flä- kroklima im direkten Lebensumfeld ersten Eindruck von den hier lebenden schmack der Hausbesitzer widerspie- chen. Abgesehen von der unschönen positiv. Schattenwurf und kühlende Menschen. Der Vorgarten ist somit die gelt, die Architektur und den Baustil Ästhetik bieten derartig gestaltete Wirkung durch Wasserverdunstung Visitenkarte des Hauses und seiner Be- unterstreicht sowie landschaftstypi- Flächen keinen Lebensraum und wei- über Blätter verhindern, dass sich die wohner. Zudem bereitet er Bewohnern sche Elemente integriert. sen auch keinerlei Nahrungsangebot Luft im Sommer zu sehr aufheizt. Des für Vögel und Insekten wie z. B. Bie- Weiteren schützt das Grün den Boden nen und Schmetterlinge auf. Vor dem vor Erosion und beeinflusst seine phy- Hintergrund des aktuellen Rückgangs sikalischen Eigenschaften. Intensive des Vogel- und Insektenbestandes ist Durchwurzelung und hoher Humus- dies als problematisch anzusehen, sind gehalt bestimmen z. B. den Lufthaus- doch neben anderen Insekten gerade halt des Bodens und seine Wasser- Bienen, solitär lebende Wildbienen speicherkapazität. Das Grün hat auch und ebenso Hummeln für die Be- günstige Auswirkungen auf die Bo- stäubung ausgesprochen wichtig. Ein denfruchtbarkeit und schafft günstige weiterer gravierender Aspekt ist, dass Lebensbedingungen für Bodenflora sich Schottergärten an heißen Tagen und -fauna. Eine Vielzahl von Regen- stark erwärmen und diese gespeicher- würmer werden die Streu (Herbstlaub, te Wärme nachts wieder abgeben, was abgestorbene Pflanzenteile) in den zu zusätzlicher Aufheizung der Städte Boden einarbeiten (Erhöhung des Hu- führt. In den letzten Jahren kamen zu- musgehaltes) und Milliarden von Mi- nehmend heiße Tage mit mehr als 30 kro-Bodenlebewesen die organische Grad bzw. tropische Nächte mit Tiefst- Substanz anschließend über mehrere temperaturen von 20 Grad und höher Stufen abbauen und dabei Nährstoffe vor. Zudem bewahrheitet sich das Ver- freisetzen, die von Pflanzen über die Unser Vorgarten sprechen, die Fläche sei pflegeleicht, Wurzeln aufgenommen werden. Die erwiesenermaßen nicht. ebenfalls freigesetzte Wärmeenergie 22 Steinbrecher Steinbrecher 23
begünstigt das Pflanzenwachstum. Zu- ten sind und keine Bedrohung für die damit sie ein Blickfang und kein alles Unser Vorgarten – ein Plädoyer dem ist der Vorgarten eine wichtige heimische Pflanzenwelt darstellen. beherrschendes Element werden und für naturnahen Lebensraum Versickerungsfläche, um Niederschlä- Zum harmonischen Gesamtbild eines evtl. sogar Nachbarschaftsstreitigkei- Seit nunmehr fast 30 Jahren wohnen ge direkt dem Grundwasserkreislauf pflegeleichten, naturnahen Vorgar- ten auslösen. wir in Hardt. In dieser Zeit haben wir zuzuführen. tens gehören neben lang blühenden die Fläche vor dem Haus gestaltet, Stauden und Pflanzen mit attraktivem Zur Gestaltung eines Vorgartens ge- umgestaltet und teilweise auch neu- Der grüne Vorgarten – das A und Blattwerk auch Bodendecker, die un- hören aber nicht nur Pflanzen, son- gestaltet. Von Anfang an war klar, die O einer kreativen Gestaltung erwünschte Wildkräuter unterdrücken dern auch dem Weg zum Haus sollte vier Jahreszeiten sollten auch vor dem Damit der Vorgarten das ganze Jahr und das Erdreich feucht halten. Auch gebührende Beachtung geschenkt Haus erlebbar sein. Entstanden ist ein über attraktiv und ökologisch wertvoll schützt eine geschlossene Pflanzen- werden. Generell gilt hinsichtlich der naturnaher Vorgarten mit insekten- ist, bedarf es jedoch einer geschickten decke vor Bodenerosion und trägt Breite, dass sich zwei Personen ohne und vogelfreundlichen Pflanzen, der Gestaltung und abwechslungsreichen zur Bodenfruchtbarkeit bei. Generell auszuweichen begegnen können. Bei auf das optische Erscheinungsbild des Bepflanzung. Darüber hinaus dürfen sollten sich die Ansprüche der Pflan- der Art der Befestigung des Weges Hauses (Klinkerfassade) abgestimmt rein funktionale Aspekte wie Wegefüh- zen mit den örtlichen Licht-, Boden-, spielen die Vorlieben der Hausbesitzer ist und zusammen mit dem Haus eine rung mit gut begehbarem Belag bzw. Wasser- und Nährstoffverhältnissen und der Geldbeutel eine große Rolle. Einheit bildet. rutschfester Pflasterung, Platzbedarf decken. Werden Pflanzen nach ihren Kleinformatige Steine mit Fugen sind für Müll- und Wertstofftonnen sowie Standortbedingungen ausgewählt, ist größeren Platten vorzuziehen. Für gegebenenfalls Garage oder Stellplatz ein gutes Wachstum möglich und der Pflasterarbeiten kann zwischen Beton- bei der Planung nicht außer Acht ge- Pflegeaufwand verringert sich enorm. steinen verschiedener Arten (die bei lassen werden. Auch das Kriterium Selbst für Extremstandorte lassen sich entsprechendem Produktionsverfah- Arbeitsaufwand für die Pflege und das Lösungen finden, z. B. der Bewuchs ren auch natürlich aussehen können) Wässern spielt eine wichtige Rolle. mit Funkien und Farnen im feuchten und Natursteinen gewählt werden. Vollschatten oder die Anlage eines ech- Natursteine sind i. d. R. teurer und Lebendig wird der Vorgarten jedoch ten Steingartens mit Trockenheit tole- unregelmäßiger in Größe und Ober- erst durch Pflanzen. Idealerweise wer- rierenden Stauden auf vollsonnigem flächenstruktur. Eine Wegbefestigung den heimische Wildpflanzen (Pflan- Areal. Bäume und Sträucher sorgen im mit traditionellen Ziegelsteinen oder zen, die in unseren Breiten auch wild Vorgarten für Struktur und begeistern niederrheintypischem Klinker sorgt vorkommen) verwendet, um ihre Be- mit Blüten, Blattwerk, Früchten oder im Vorgarten durch Verlegemuster stände zu erhalten. Optimal sind da- Farbenspiel. Allerdings schränken oft- und Farbnuancen für eine ganz beson- Gesamtansicht unseres Vorgartens bei Wildarten, die nicht züchterisch mals die zur Verfügung stehende Flä- dere Atmosphäre. Bei einem längeren verändert sind und somit ihre geneti- chengröße und bestehende Abstands- Weg zum Haus bewirken leichte Bie- Inspiriert von Beispielen aus Garten- sche Vielfalt und Anpassungsfähigkeit regelungen das zur Auswahl stehende gungen ein natürlicheres Aussehen. zeitschriften und unseren persönli- bewahrt haben. Auch fremdländische Gehölzspektrum ein. Kleinbleibende Bei einer kurzen Strecke ist ein gera- chen Vorlieben dominieren bei den Pflanzen sind willkommen, sofern sie und langsam wachsende Bäume und der, direkter Zugang die bessere Va- Blütenfarben Blau- sowie Hellrosa- bis Nahrungsquelle für Vögel und Insek- Sträucher sind hier die richtige Wahl, riante. Dunkelviolett-Töne, unterstrichen von 24 Steinbrecher Steinbrecher 25
klarem Weiß. Hier und da ziehen gelbe lilie, Phlox, Rosen) und Kontaktdufter Geschickte Pflanzenauswahl – haben dann höhere Stauden (Tag- Farbtupfer (Sumpfschwertlilie, Troll- (Waldmeister, Echter Dost (Wilder mit standortgerechter Vielfalt lilien, Schwertlilien, Salomonssiegel, blume, Goldlauch, Gelber Sonnen- Majoran), Teppichthymian) verströ- durch das Jahr Schwarze Stockrose, Gelber Sonnen- hut, Goldrute, die Kletterrose „Golden men zu bestimmten Uhr- oder Jahres- Christrosen, Winterlinge und Schnee- hut, Flammenblume (Staudenphlox), Shower“, Winterjasmin) die Blicke zeiten betörende Düfte und Aromen. glöckchen kündigen im Februar/März Prachtspiere, Prachtscharte, Lupine, auf sich. Sie bringen an trüben Tagen Die Bepflanzung ist so gewählt, dass das Frühjahr an. Schon bald gesellen Gartennelken, Glockenblume, Wald- Sonne in den Vorgarten und bauen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen sich weitere Frühlingsboten in üppiger geißbart, Echter Dost) ihren großen Spannung im Beet auf. Zudem bele- Ruhe und Spannung herrscht und mit Anzahl und mit breitem Farbspektrum Auftritt. Sie blühen mit Blattschmuck- ben Pflanzen unterschiedlicher Höhe Hilfe einer geschickten Kombination dazu. Viele von Ihnen neigen zur Ver- pflanzen (Funkien, Frauenmantel, mit schönen Wuchs- und Blattformen von unterschiedlichen Blütezeiten jede wilderung und bilden mit den Jahren Purpurglöckchen, Silbergarbe) sowie sowie interessantem Farbspiel das Saison abgedeckt ist. schöne Blütenteppiche (Schneeglöck- Strauchrosen, Glockenheide und Hor- Areal. Blüten- (Bärlauch, Nelke, Tag- chen, Scharbockskraut, Blausternchen, tensien um die Wette. Knollen- bzw. Hasenglöckchen, Traubenhyazinthen, Rhizomgewächse (Herbstzeitlose, Buschwindröschen). In der Zeit zwi- Sumpfgladiole) sowie Stauden mit schen März und Ende Mai überrascht leuchtenden Farben und Blütenfülle uns die Natur mit frischem Grün und (Goldrute, Herbstanemone, Herbst- es startet die Hauptblühzeit mit vielfäl- astern) sind für den Spätsommer- und tiger Farbenpracht. Zwiebel- (Schnee- Herbstaspekt charakteristisch. Bau- glöckchen, Märzenbecher, Mini-Nar- ernhortensien als Dauerblüher präsen- zissen, Tulpen, Zierlauch, Hyazinthen, tieren immer noch ihre Schaublüten Zwerg-Iris, Schachbrettblume) und und Gräser (Blauschwingel, Flammen- Knollen- bzw. Rhizompflanzen (Win- gras, Schlangenbart, Zittergras), Seg- terling, Buschwindröschen, Maiglöck- gen (Morgensternsegge) sowie Simsen chen, Bergenie) sowie viele frühblü- bestechen durch Formenvielfalt und hende (Klein)Stauden (Lerchensporn, Farbe. Küchenschelle, Akelei, Polsterphlox, Pfingstrose, Kleinblättriges Immer- grün, Balkan-Storchschnabel, Wald- Kleine Auswahl an meister, Bärlauch, Hohe Schlüssel- Zwiebel- bzw. blume, Kugelprimel, Lerchensporn, Knollenpflanzen des Frühjahrsaspektes Enzian, Trollblume, Doldiger Milch- (oben: stern, Haselwurz, Schattenblümchen, Schneeglöckchen, Heidenelke) bevölkern nun die unter- Hasenglöckchen; schiedlichen Standorte und als Gehölz unten: Winterling) blüht die Kornelkirsche. Ab Mai/Juni 26 Steinbrecher Steinbrecher 27
die fast schwarze Tulpe „Queen of the der Vorgartenplanung war die nahezu Night“) bei uns wohlfühlen und ande- rechteckige Form mit 18 m Länge, 6,5 re trotz mehrmaligen Versuchs nicht m Breite und damit 117 m² Gesamt- angesiedelt werden konnten. Glückli- fläche, auf der gestalterische und funk- cherweise gehören die eingebrachten tionale Elemente elegant, aber sinn- Bodendecker (Kriechender Günsel, voll ihren Platz finden sollten. Zudem Höhere Blütenstauden Kleinblättriges Immergrün, Walderd- ist der Vorgarten nach Nordnordwest des Sommer- und/ beere, Efeu, Storchschnabel, Sedum- ausgerichtet. Direkt am Haus erreicht oder Herbstaspektes Arten, Steinbrech (sukkulente Arten), nur morgens Sonne die Pflanzen. Je oben von links nach rechts: Prachtspiere, Schattenblümchen, Zimbelkraut, Sil- näher die Straße kommt, umso sonni- Gelber Sonnenhut, bergarbe) nicht dazu. Sie haben schnell ger wird der Standort. Prachtscharte Flächen überzogen und erledigen ihre unten von links nach Hauptaufgaben perfekt, nämlich nicht An der Grundstücksgrenze gibt es zur rechts: Flammenblume, erwünschte Wildkräuter zu unter- Straße hin keine Abgrenzung. So wirkt Goldrute, drücken und den Pflegeaufwand zu der Vorgarten großzügig und einla- Herbstanemone minimieren. Einige von ihnen über- dend. Zwischen 6 m und 12 m steht raschen im Frühjahr und Sommer mit die 3,25 m breite Garage am von der In den Wintermonaten setzen Winter- Erkenntnis und Toleranz – der einem üppigen Blütenteppich (tritt- Straße gesehenen rechten Rand. Sie jasmin, Christrose und die verwand- Weg zum naturnahen Vorgarten fester Teppichthymian, Polsterphlox, ist wie das Wohnhaus mit den glei- ten Lenzrosen dezent Farbakzente. Im Laufe der Jahre haben wir Ex- Polsterglockenblume). Auch interes- chen Klinkersteinen verblendet. Unter Bis zum Frühjahr bleiben insbeson- emplare unzähliger Pflanzenarten in sante, eingewanderte Pflanzen erhal- der Garage haben wir eine 5.000 Liter dere Stauden mit attraktiven Samen- den Boden gebracht, darunter auch ten eine Chance (Weiße Königskerze, fassende Regenwasserzisterne gebaut. ständen, Hortensien mit ihren de- „Raritäten“ (z. B. eine im Labor ver- Dreimasterblume). Unser Vorgarten Sie wird gespeist durch das Garagen- korativen Blütenballen, immergrüne mehrte, heimische Orchidee), denen ist stets im Wandel, mal durch geringe, dach und die rechte Dachfläche des Blattschmuckpflanzen sowie Gräser der Vorgarten als Refugium dient. unumgängliche Eingriffe, mal durch Hauses. Normalerweise reichen er- unbeschnitten. Von Raureif überzogen Die meisten Pflanzen haben sich sehr bewusste Neupflanzungen sowie uner- giebige Regenfälle, die sich über die zaubern sie während der tristen Jah- gut entwickelt, während andere durch wartete Neuzugänge oder aber durch Vegetationsperiode verteilen, und reszeit eine faszinierende Atmosphäre. Konkurrenzdruck oder veränderte lo- vagabundierende Gewächse, die schon gespeicherte Bodenfeuchtigkeit aus, Zudem sind die Pflanzen besser vor kale Wetterbedingungen auf Nimmer- mal an untypischen Standorten „sess- um unsere Pflanzen mit Wasser und Frost geschützt, überwinternde Vögel wiedersehen verschwunden sind. Wie- haft“ werden (z. B. ein Farn im sonni- Nährstoffen zu versorgen. Nur punk- finden weiterhin Nahrung und Insek- der andere breiten sich zu sehr aus und gen Bereich). tuell erhalten gegebenenfalls sensible ten Unterschlupf. müssen „im Zaum gehalten“ werden. Gewächse (Hortensien, Frauenmantel, Auch mussten wir akzeptieren, dass Ein „schmales Handtuch“ – Trollblume) eine Extraportion Flüs- sich von einigen Pflanzengattungen Möglichkeiten der Gestaltung signahrung. Ganz unkompliziert ist nur wenige Arten bzw. Sorten (z. B. Eine besondere Herausforderung bei insbesondere der vollsonnige Bereich. 28 Steinbrecher Steinbrecher 29
Die hier vorkommenden Dickblatt- chertes Regenwasser aus der Zisterne. gittern in Szene setzen. Auf den Weg zen strahlt Ruhe aus und zeigt jahres- gewächse (Sedum- und Steinbrech- Sie ist dann der perfekte, kostengüns- zum Haus sind weitere, ebenfalls ver- zeitliche Aspekte und Veränderungen. Arten) können in Trockenphasen auf tige „Dienstleister“, der den Pflanzen klinkerte Mauerelemente in den Vor- Mehrere durch Bewegungsmelder ge- in ihren Zellen eingelagertes Wasser das Überleben erleichtert. Besonders garten integriert, um ihn dekorativ zu steuerte LED-Leuchten erhellen den zurückgreifen und Blühpflanzen mit in den sehr trockenen Sommern der unterteilen oder um zur Beleuchtung gesamten Vorgarten, tauchen ihn in kleinen, nadelförmigen (Polsterphlox, letzten drei Jahren hat sie an vielen Ta- notwendige Elemente aufzunehmen warmes Licht und vermitteln beim Be- Heidenelke) oder langen, schmale gen gute Dienste geleistet. Zu Beginn bzw. zu verdecken. So ist der Vorgar- treten des Grundstücks Sicherheit. Blättern (Zierlauch) ihre Transpiration der Vegetationsruhe 2018 war die Zis- ten nicht auf den ersten Blick komplett reduzieren. Im Vorteil sind an die- terne zum ersten Mal komplett leer. einsehbar und ermöglicht es uns und sem Standort auch Tiefwurzler (eini- Dieses Jahr (2020) ist diese Situation Besuchern jeden Tag etwas Neues zu Die Zufahrt zur Garage – der ge Storchschnabel-Arten) und Gräser bereits Mitte September eingetreten. entdecken. andere Weg (Blauschwingel) mit sehr schlankem Die Zufahrt zur Garage ist nicht voll- Laub. So entnehmen wir nur an sehr An der Garagenmauer können sich Aufgrund der Länge ist der Weg zum flächig gepflastert, sondern es führen warmen, trockenen Sommertagen mit drei Kletterrosen (zwei rosa blühende Hauseingang leicht geschwungen mit Fahrspuren von der Straße zur Garage. extremer Wasserverdunstung über „New Dawn“ und eine weiße „Rosa anthrazitfarbenen Betonsteinen mit Zwischen den Fahrspuren gedeihen Blatt- und Bodenoberflächen gespei- Waltz Courtyard“) mit Hilfe von Rank- unregelmäßiger Oberfläche gepflas- flache, dem Standort entsprechend tert. Die Fugen sind rund 1,5 cm breit sonnenhungrige Pflanzen. Auf der und mit feinem Split verfüllt. Diese von der Straße gesehen linken Seite breiten Fugen ermöglichen z. B. den ist ein weiterer Stellplatz vorhanden, Bewuchs mit trittfestem Teppich- ebenfalls nur mit zwei Fahrspuren und thymian im sonnigem Bereich oder flachen Gewächsen dazwischen ausge- Moosen im feuchteren (Halb-) Schat- führt. Anfangs waren die Pflanzstreifen ten. Langgestreckte Blumenbeete und zwischen und neben den Fahrspuren abwechslungsreiche Rabatten säumen unter Verwendung niederrheinischer rechts und links den Wegeverlauf und Kiese als echter Steingarten angelegt. binden ihn in den Vorgarten ein. Zu- Dieser vollsonnige Bereich ist für tro- nächst flankieren niedrige Pflanzen, ckenheits- und sonnenverträgliche mit zunehmender Entfernung zum Pflanzen (Walzenwolfsmilch, Enzian, Weg mittlere und dann höhere Ar- Edelweiß, Steinbrech, Prachtschar- ten die Strecke. Die standortgerechte te, Sedum (Mauerpfeffer, Fetthenne, Kombination aus Tuffs von Zwiebel-, Tripmadam, Immergrünes Fettblatt), Knollen bzw. Rhizomgewächsen, (Blü- Polsterphlox, Polsterglockenblume, ten-)Stauden, Strauchrosen, Gräsern, Witwenblume, Glockenheide, Heide- Simsen, Seggen, Farnen, Bodende- nelke, Kartäusernelke) ein optimaler Mit Kletterrosen geschmückte Garagenwand ckern und immergrünen Kleingehöl- Standort. Mittlerweile haben sich die 30 Steinbrecher Steinbrecher 31
Pluspunkte – „Hausbaum“ und Grünschattierungen sowie immer- Fassadenbegrünung grüne Zwergsträucher (Zwergmispel, Aufgrund der geringen Breite des Vor- Berberitze). Dauerhaft bepflanzte Käs- gartens steht hinter der Garage unser ten (Schneeglöckchen, Spindelstrauch, „Hausbaum“, eine inzwischen stattli- winterharte Strauchveronika) schmü- che Kornelkirsche, deren rote Früchte cken das Fenster. jedes Jahr geerntet und verarbeitet so- wie von Vögeln gerne gefressen wer- Fazit: Durch geschickte Planung las- den. Ebenfalls hinter der Garage ist sen sich Vorgärten so gestalten, dass Platz für die Lagerung von Brennholz ohne viel Pflegeaufwand zusätzlicher sowie für drei Tonnen (Restmüll, Alt- Lebensraum mit Wohlfühlcharakter papier, Grünschnitt). Eine verputzte, für Mensch, Tier und Pflanze geschaf- etwa zwei Meter hohe, zum Nachbar- fen und somit die Lebensqualität im Pflanzstreifen neben einer Fahrspur zur Garage (links: höhere Stauden neben der Fahr- spur; rechts: niedrige Stauden zwischen den Fahrspuren) haus gehörende Wandfläche zwischen direktem Umfeld erhöht wird. Garage und Haus ist geschickt mit Pflanzen so ausgebreitet, dass nur noch zen Schachbrettblume, Sumpfschwert- Holz-Zaunelementen kaschiert und vereinzelt größere Steine zwischen ih- lilie und Bergenie auffällige Akzente. bietet Winterjasmin und der Klet- nen hervorlugen, die trotz vollsonni- Ein niederrheinischer Mühlstein als terrose „Golden Shower“ (Sonne bis gem Standort teilweise Flechten- und Springbrunnen verleiht dem Ganzen Halbschatten) Halt. Moosbewuchs aufweisen. Lebendigkeit. Sein Plätschern und Selbst die Hausfassade ist in die Ge- Sprudeln zieht nicht nur Menschen, staltung des Vorgartens einbezogen. Verstecktes Kleinbiotop – sondern auch Vögel magisch an. Im Die Begrünung mit zwei selbsthaften- Wasser im Vorgarten Sommer herrscht in dieser kleinen den Kletterhortensien puffert Tempe- Zwischen Wohnhaus und Garage liegt Oase angenehme Kühle. raturunterschiede sehr gut ab. Alle zu- versteckt ein Mini-Paradies. Der aus sätzlichen, vertikalen Flächen sorgen Beton errichtete und mit Kiesen aus- für platzsparenden Blütenschmuck gekleidete Teich, in den das Vordach und lassen den Vorgarten noch viel- entwässert, hat sich im Laufe der Jahre fältiger erscheinen. Der Hauseingang zu einem kleinen Biotop entwickelt. ist erreicht und damit der schattigste Mittlerweile tummeln sich Libellen- Teil des Vorgarten. Als Empfangsko- larven und eingewanderte Molche im mitee fungieren hier überwiegend Bo- Wasser. Bachnelkenwurz, Blutweide- dendecker, Blattschmuckstauden und rich, Sumpfgladiole und Binsen (wir- Farne (Frauenfarn, Hirschzungenfarn, ken wasserreinigend) breiten sich in Rippenfarn) mit interessanten Blatt- der Uferzone aus. Am Teichrand set Kleiner Teich mit Mühlstein-Springbrunnen strukturen und in unterschiedlichsten 32 Steinbrecher Steinbrecher 33
Riesige Nachtfalterraupe entdeckt Amphibien-„Sammlung“ an Herzparkklinik von Ruth Seidel von Ruth Seidel Was ist das für eine riesengroße Raupe, Biologie: Die Eier werden vom Falter in Im Jahr 2020 begann unsere „Kröten- über den tatsächlichen Gesamtbestand die da vor mir über den Rasen krabbelt? Rindenritzen gelegt, die Raupen boh- rettung“ wegen der warmen Tempera- der Amphibien aussagen. Das Buch „Raupen und Schmetterlinge ren sich bis ins Kernholz, wo sie zwei turen überaus früh, nämlich schon ab Europas und ihre Futterpflanzen“ be- bis vier Jahre bleiben. Im April verpup- dem 20. Januar. Da kein längerer Käl- Anders als Frösche und Kröten bleiben antwortet die Frage schnell. Es ist die pen sie sich in Kokons aus Seide und teeinbruch erfolgte, waren bereits Mit- Jungmolche bis in den Spätsommer in Raupe des Weidenbohrers (Cossus cos- Holzstücken, entweder in Fraßgängen te März „alle“ Kröten (1021), Frösche ihrem Geburtsgewässer und sind des- sus). Länge: bis 65 mm; Habitat: Au- oder im Erdboden. Die Falter, 30 – 41 (96) und Molche (58) über die Straße halb von der Trockenheit im Sommer landschaften, Waldgebiete, Obst- und mm, schlüpfen dann im Juni und flie- getragen worden, wobei auffiel, dass die und dem Austrocknen der Laichge- Hausgärten; Futterpflanzen: Verschie- gen nur nachts; sie sitzten tagsüber gut Frösche an einigen Abenden besonders wässer besonders betroffen. Weil aber dene Laubbäume (Weiden, Pappeln, getarnt auf der Baumrinde. gern sprangen. Da die Aktiven, wie in alle hiesigen Amphibien erst nach drei Eichen), auch Obstbäume. den Jahren zuvor, auch 2020 nur wäh- Jahren geschlechtsreif werden und erst rend es abendlichen Berufsverkehrs im dann zum Ablaichen wandern, hat die Bereich der Herzparkklinik unterwegs Trockenheit der letzten Sommer noch sind, enthalten diese Zahlen also nicht keinen so großen Einfluss auf unse- die Mengen, die in der gesamten Nacht ren Bestand gezeigt. Jedoch erleiden laufen. Deshalb können wir, auch wenn sicherlich manche erwachsene Tieren wir die Zahlen verschiedener Jahre mit- durch die lang andauernden Trocken- einander vergleichen, nichts Genaues heit den Tod. Anzahl der Amphibien, die über die Straße getragen wurden: Jahr Kröten Frösche Molche 2013 778 34 11 2014 566 23 17 2015 812 37 134 Foto: Peter Wihan 2016 430 36 108 2017 1170 77 78 2018 959 128 247 frühestes Datum: 20.01.2020 2019 1366 237 145 spätestes Datum: 16.04.2013 2020 1021 96 58 (hier aber auch bereits Rückwanderung) längste Rettungszeit: 23 Tage (in je drei Jahren) kürzeste Rettungszeit: 12 Tage (in 2013) Foto: Walter Eberl / pixelio.de längste Pause: 4 Wochen (Kälte in 2013) 34 Steinbrecher Steinbrecher 35
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