Nikolausbrief - Die Kraft der Bilder - wir-e
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nikolausbrief aus der evangelischen Kirchengemeinde Nikolausberg 06/2021 bis 08/2021 Die Kraft der Bilder
Inhalt Editorial / 2 Die Kraft der Bilder Impressum Liebe Leserin, lieber Leser, Angedacht 3 als die Tages- oder Wochenzeitun- gen durch Magazine (stern, Spiegel, Gemeinde aktiv 5 Bunte u.a.) ergänzt wurden, wurde dies Thema: 12 mit der Kraft der Bilder erklärt. Diese Entwicklung in der Medienlandschaft Die Kraft der Bilder wurde stark durch die Verbesserung Aus dem KV 22 der Fotografie befördert. Das vor Ort aufgenommene Foto versprach, ein au- Redaktion intern 22 thentisches Zeugnis des Geschehens zu sein. Bildhafte Darstellungen erzeugten jeden Tag „ins Auge springen“. Online- Portrait 22 und erzeugen bei den Betrachter*innen Magazine haben Bereiche für „Bilder 24 die Vorstellung, quasi vor Ort bei der des Tages“ eingerichtet, in denen bei- Aufnahme gewesen zu sein. Hieraus nahe stündlich neues Fotomaterial zur speist sich ganz wesentlich die (Über- öffentlichen Betrachtung eingestellt Für Kinder 29 zeugungs-)Kraft von Bildern. wird. Die große Zahl der Internetnut- Diese medialen Erkenntnisse sind zer ergänzt das schon üppige Angebot 5 KiNO im Nordosten 30 aus heutiger Sicht fast Binsenweishei- durch private Fotos, die z. B. bei Face- Kirchenkreis 32 ten. Auch dieser Gemeindebrief be- book, Instagram oder WhatsApp im dient sich der Abbildungen, um Über- Status „gepostet“ werden. Die starke Lesen 32 zeugungskraft zu entfalten. Verbreitung des Smartphones hat dafür Bilder können aber auch Fehlvorstel- gesorgt, dass jährlich mehr als 1 Billion Termine 34 lungen von Realität erzeugen, manch- Fotos jährlich geschossen werden (de- Regelmäßige 38 mal sogar gewollt. Fast alle Fake-News ren Anteil: mehr als 85 Prozent). Reiz- der vergangenen Jahre waren mit Fotos überflutung. Hier ist offensichtlich ein Veranstaltungen garniert, die die aufgestellte Behaup- Überangebot entstanden, das keine ge- So erreichen 39 tung als wahr erscheinen lassen sollten. steigerte Überzeugungskraft mehr ent- Sie uns In Bildern liegt nicht nur Überzeugungs- faltet, sondern Desinteresse erzeugt. kraft, sondern auch Täuschungspoten- Moment noch ... 40 zial − die Macht der B ilder. Kurzweiliges Vergnügen beim Le- Bilder im Kopf des Betrachters ent- sen, ohne Desinteresse zu erzeugen, stehen aber nicht nur durch Fotogra- wünschen fien, durch gemalte oder gezeichnete Ulrich Hundertmark Abbildungen, sondern auch z. B. durch und die ganze Redaktion Musik, die beim Hörer ähnliche Emp- findungen wie Fotos auslösen können. Schließlich entstehen Bilder im Kopf des Lesers auch durch Texte, z. B. Gedichte oder Geschichten. Selbst die Bibel ist voller textlicher Bilder, die Glaubensin- Titelfoto: halte mit Überzeugungskraft darbieten. Die Klosterkirche im „Farbrausch“. So können Menschen, die nicht mit Au- Das Gotteshaus präsentiert sich hier als gen sehen, teilhaben. Zu all dem erfah- optischer und akustischer Kunstraum. ren Sie etwas in diesem Heft. Andreas Düker fotografierte während des Das Leitthema dieses Heftes „Die Konzerts der Gentle Spirits „Across the Kraft der Bilder“ lässt uns aber auch an Isles“ im Mai 2019 (vgl. auch die Betrach- die zahlreichen Fotos denken, die uns tung von J. Zirkel, GB 2019-4, S. 5). Impressum: Herausgeber: Kirchenvorstand Nikolausberg – Adressen siehe S. 39 Redaktionsteam: Andreas Düker (ad), Heinrich-Otto Hannemann (hh), Ulrich Hundertmark (uhu), Gaby Jahn (gab), Rolf Janetschek (jan), Anna Kiefner (ak), Jens Kuhlmann (jk), Thomas Markschies (thm), Annika Quentin (aqu) Fotos: Ulrich Hundertmark, wenn nicht anders angegeben Anzeigen: Thomas Markschies (thm) Layout: Beate Hautsch Druck: klartext GmbH, Auflage: 2.000 Exemplare 2 nikolausbrief 3 | 2021
Angedacht An(ge)dacht: Die Kraft der Bilder Vor gut einem Jahr bin ich mit mei- mich, dass die Jünger, die auf dem Weg ner Familie ins Pfarrhaus einge- nach Emmaus sind und hier im Bild ge- zogen. Nicht alle Möbel, Bücher, rade den Spaziergang durch den Wald Lampen und Bilder haben sofort ih- machen, noch sehr aufgewühlt von der ren festen Ort gefunden. Und wenn Kreuzigung Jesu sind. Sie erkennen in ich ehrlich bin, irren einige immer dem Mann aber nicht ihren Freund Je- noch bestimmungslos durchs Haus sus. Sie gehen also alle drei ein Stück und machen mal hier und mal dort des Weges zusammen. Jesus fragt sie halt, je nachdem wo sie gerade ge- „Worüber unterhaltet ihr euch auf eu- braucht werden. rem Weg?“ Einer der Jünger − laut dem Aber darum soll es heute nicht pri- Lukasevangelium heißt er Kleopas − ist mär gehen, um die umherirrenden ganz erstaunt und antwortet dem ihm Dinge. Vielmehr liegt mir daran, einen unbekannten Mann – Jesus − mit einer bestimmten Gegenstand in den Mittel- Gegenfrage: „Du bist wohl der einzige punkt zu rücken. Dieser Gegenstand ist in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in ein Bild in einem goldenen Rahmen von diesen Tagen passiert ist?“ Darauf fragt meinem Opa. Er war − beziehungsweise Jesus wiederum: „Was denn?“ ist es eigentlich noch immer − leiden- Vielleicht denken Sie und denkt schaftlicher Flohmarktgänger und hat ihr jetzt: „Das ist doch Jesus, der muss auf seinem Dachboden und in seiner doch nicht so dumm oder viel schlim- Wohnung so einige schöne Schätze mer noch ‚scheinheilig‘ nachfragen. Will (an-)gesammelt. So also auch dieses er die Jünger etwa prüfen oder gar aus- besondere Bild. Wir haben es von ihm horchen, was sie über die Kreuzigung immer und überall auf der Hand liegt, schon während meines Vikariats in Ros- denken? Ich bin überzeugt davon, dass was einem anderen Menschen gerade dorf geschenkt bekommen. gerade das Gegenteil der Fall ist. Denn auf dem Herzen liegt. Was jemandem Wer die Geschichte hinter dem Bild diese Geschichte zeigt mir, was ‚gelebte Kummer macht, was ihn oder sie be- nicht kennt, sieht auf den ersten Blick Jesusnachfolge‘ bedeuten kann. In der schäftigt. Es erinnert mich aber auch vermutlich bloß einen etwas düsteren Geschichte wird erzählerisch gezeigt, daran, dass es eine riesige Erleichte- Wald. Zwischen den Bäumen verläuft dass es egal ist, dass Jesus die Ge- rung ist, wenn man die Last, die Ver- ein geschwungener Weg. Dieser Weg schichte schon kennt – ja, dass er sie so- antwortung und vielleicht auch den führt über eine kleine steinerne Brücke, gar selbst erleiden musste. Für Gesprä- Kummer mit anderen Menschen tei- durch die ein kleiner Bach fließt. Der che ist es oft hilfreich, wenn ich mein len kann. Sei es im direkten Gespräch Himmel im Hintergrund ist wolkenver- Vorwissen und vor allem auch meine mit Mitmenschen, oder im direkten Ge- hangen. Die großen alten Bäume tau- Vorurteile – die ja jeder Mensch hat – spräch mit Gott und seinem Sohn Jesus chen den Weg in abwechselnde Licht- beiseiteschiebe. Es ist zunächst einmal Christus, wenn wir beten „Vater unser und Schattenfelder. So weit ist es also egal, was ich selbst denke, denn es geht im Himmel…“ bloß ein Bild, das eine schöne, wenn darum, mit offenen Ohren und offe- Bleibt behütet und kommen Sie gut auch etwas dunkle Landschaft abbildet. nen Augen durch die Welt zu gehen. durch diese andauernde Pandemie. Warum es für mich aber weit mehr ist, Jemand anderen am Telefon oder in ei- Ihre/Eure Pastorin Anna Kiefner. erklärt sich nun. nem Brief oder wo möglich auch in ei- Auf dem Weg – gerade in einem der nem direkten Gespräch zu fragen „Was Schattenfelder und damit eher etwas ist denn passiert?“ Vielleicht ist es ge- unscheinbar – gehen drei Männer in lan- nau diese Frage, die gerade gebraucht gen Gewändern. Von einem sieht man wird. Für die beiden Jünger ist es das nur den Rücken, der von einem roten auf jeden Fall. Denn sie können Jesus langen Gewand bedeckt ist. Von den auf ihrem Weg nach Emmaus erzählen, beiden anderen Männern kann man das was sie erlebt haben. Ganz frei aus ih- Gesicht im Profil sehen. Der mittlere der rer eigenen Perspektive. Jesus teilt ihre drei Männer hat ein weißes langes Ge- Geschichte mit ihnen. Er hört ihnen zu wand an und reckt seinen Finger hoch und geht ein Stück des (schweren) We- in die Luft. Es ist eine alte und bekannte ges mit ihnen. Diese Geschichte, die in Redegeste. Vermutlich wissen Sie und dem wunderschönen Bild meines Opas wisst ihr jetzt schon, welche biblische so unscheinbar daherkommt, hängt in Geschichte auf dem Bild dargestellt unserem Wohnzimmer über der Couch ist. Es ist die sogenannte Emmaus-Ge- und hat dort beim Umzug sofort sei- schichte, sie steht im Lukasevangelium nen angestammten Platz gefunden. im 24. Kapitel in den Versen 13-31. Das Das Bild erinnert mich das ganze letzte Besondere an dieser Geschichte ist für Corona-Jahr daran, dass es eben nicht Pastorin Anna Kiefner nikolausbrief 3 | 2021 3
Gemeinde aktiv Zwischen Absurdität und Hoffnung Gottesdienste in Corona-Zeiten in der Klosterkirche Während in vielen Gemeinden keine oder nur sehr wenige Gottesdienste gefeiert werden, kann die Kirchengemeinde Nikolausberg auf eine ganze Ohne Requisiten und ohne Bühnen- Reihe von Gottesdiensten zurückblicken. Zwei ganz besondere Veranstal- bild ist es Majewski und Zinck in zwei tungen fanden am 14. und 21. März 2021 statt: „Warten auf Godot“ und Szenen als Wladimir und Estragon ge- „Words of wisdom – Sehnsucht nach Frieden und Gewaltlosigkeit in der lungen, das ganze Dilemma der beiden Pop-Kultur“ Gefährten glaubhaft darzustellen. Den biblischen Bezug zum Hoffen, War- ten und Erwarten stellte Sup.i.R. Heinz Behrends in seiner Predigt neben ei- nem von Harald Knoke gemalten Por- trät des Autors dar. Umrahmt wurde die Aufführung von Elke Hardegen-Düker (Blockflöte und Flügel), Andreas Düker (E-Gitarre) und Nils Weinrich (Orgel), die mit zeit- genössischer Musik einen besonderen musikalischen Akzent setzen. „Nichts zu machen, gehen wir.“ ist der letzte Satz des Stückes. Und dann gehen sie nicht. Sie warten. Kommt ei- nem absurd, aber irgendwie bekannt vor. Words of wisdom – Worte der Weisheit Nicht der gewohnte gewaltige Klang der Orgel begleitete die Gedanken von H. Behrends zur „Sehnsucht nach Gerd Zinck u. Roman Majewski lesen aus „Warten auf Godot“ Frieden und Gewaltlosigkeit in der Pop-Kultur“. Es war vielmehr Uwe Mei- Warten auf Godot – gar nicht so nem Schuh. Nichts bewegt sich, er ver- le, der an diesem Tag sein Können absurdes Theater sucht es aufs Neue. Sein Gefährte Wla- am Flügel eindrucksvoll unter Beweis Die Tatsache, dass es zzt. keinen Ge- dimir tritt auf. Gemeinsam warten sie stellte. Große Varianz zeichnete sein meindegesang geben kann, verändert auf Godot, der aber nicht erscheint. Ob Spiel bei den unterschiedlichen Stü- den Charakter der Gottesdienste er- sie tatsächlich mit ihm verabredet sind, cken aus, mit denen er die Gemeinde heblich. bleibt ebenso im Dunkeln wie die Frage, musikalisch durch den Gottesdienst Der vierte Sonntag in der Fastenzeit ob sie ihn an diesem Tag und an dieser führte, virtuos auch und besonders bei „Laetare“ (lat. „Freue dich“) mitten in der Stelle treffen sollen. Auch im Gespräch, den leisen Tönen. strengen Fastenzeit soll den Gläubigen das sich entwickelt, bleiben für den Zu- Mit insgesamt 16 Stücken wurde ein schon einen ersten Vorgeschmack auf schauer einige Fragen offen. „Nichts weiter Bogen geschlagen. Er reichte von die Osterfreude gewähren. Und so war zu machen.“: Bezieht sich das auf den Die Gedanken sind frei bis zu Somewhere es für die Besucher der Klosterkirche Schuh, der nicht vom Fuß will oder auf over the rainbow (Eva Cassidy), von Udo eine Freude, einen Literaturgottesdienst das sinnlose Warten auf Godot? „Ich der besonderen Art erleben zu können. glaub es fast auch …“ auf das „Nichts Denn zentrales Element im Gottesdienst zu machen“ oder darauf, ob Godot nun waren – in diesen theaterlosen Zeiten – kommt oder doch nicht? Es bleibt Vieles zwei leibhaftige Schauspieler! im Dunkeln, das Stück ist aber auf ab- Roman Majewski und Gerd Zinck surde Weise sehr unterhaltsam. vom Deutschen Theater spielten an die- Die ersten Aufführungen von War- sem Tag – in einem Dialog von Theater ten auf Godot kamen beim Publikum und Theologie – Szenen aus Warten auf übrigens nicht gut an, wie Heino Han- Godot von Samuel Beckett (1906-1989). nemann in einem kurzen Text zu Autor Das 1953 in Paris uraufgeführte Stück und Stück zu berichten wusste. Zahlrei- begründete Becketts Ruhm als Autor che Zuschauer verließen damals in der des „Theater des Absurden“. Pause empört das Theater. Mittlerweile Estragon steht an einer Landstraße ist das Stück allerdings zu einem Klas- Uwe Meile am Piano mit Pop-Songs unter einem Baum und zerrt an sei- siker geworden. zum Frieden nikolausbrief 3 | 2021 5
Gemeinde aktiv Lindenbergs Wozu sind Kriege da? bis Frieden aber bleibt unverwüstlich, zu Pete Seegers Where have all the flo- nicht nur in Bibel und der Verkündi- wers gone?, von John Lennons berühm- gung Jesu. Auch die Pop-Kultur bringt ter Ballade Imagine bis zu Louis Arm- diese Sehnsucht auf vielfältige Weise strongs Traum What a wonderful world. zum Ausdruck.“ Pop-Songs können vi- Manche der etwas betagteren Besu- sionär sein, so etwa, wenn John Len- cher des Gottesdienstes mochten sich non in Imagine singt „Stell dir vor, alle an die friedensbewegten Zeiten ihrer Menschen leben in Frieden …“. Und sie Jugend zurückerinnert haben. Doch es können bei aller Ernsthaftigkeit auch war nicht nur der Blick zurück, der den ein Lächeln auf das Gesicht der Zuhö- besonderen Reiz dieses Gottesdienstes rer zaubern, z. B. wenn es in Somewhere ausmachte. Es war auch die erschrec- over the rainbow heißt, dass Probleme kende Aktualität der Texte aus den 60er „dahinschmelzen wie Zitronendrops“ Foto: Internet und 70er Jahren, die zeigen, dass viele und man den Geschmack auf der Zunge der damals beschriebenen Probleme zu spüren meint. anreden lassen“ konnte, wie er es stets noch heute unverändert fortbestehen Dank gebührt all denen, die in die- am Anfang seiner Gottesdienste for- und dass die Sehnsucht nach Frieden sen besonderen Wochen und Monaten muliert. Und so war die Welt der Got- wohl ein zeitloses Hoffen ist. Gottesdienste in der Klosterkirche er- tesdienste in Nikolausberg keineswegs Schon in der Ankündigung des Got- möglicht und gestaltet haben. Ein be- „vorübergehend geschlossen“ wie ein tesdienstes hieß es: „Jesus predigt Ge- sonderer Dank an Sup.i.R. Heinz Beh- Kino dieses Namens in den USA. Wie waltlosigkeit und wird selbst Opfer ei- rends, der unermüdlich dafür gesorgt schön! ner Gewalttat. Die Sehnsucht nach hat, dass die Gemeinde sich „von Gott jk Ostern 2021 in Bildern In diesem Jahr hat unsere Kirchenge- tars mit dunkelviolettem Tuch, so dass mahl. Wegen der herrschenden Co- meinde das Osterfest auf besondere der Blick „automatisch“ auf die Kreuzi- rona-Beschränkungen bekamen die Weise gefeiert. Während der Elternzeit gungsszene auf Golgatha im Mittelteil Besucher*innen einen Einzelkelch und unserer Pastorin Anna Kiefner gestal- gezogen wurde. ein Stück Brot, säuberlich abgedeckt tete Sup. i.R. Heinz Behrends (Gast- Am Gründonnerstag feierte die neben dem jeweiligen Sitz. Die Ein- dienst) die Karwochenandachten. Gemeinde erstmals nach mehr als ei- nahme des Abendmahls zelebrierte Ungewohnt war in diesem Jahr die Ab- nem Jahr wieder das Abendmahl, aber Behrends feierlich; niemand musste deckung der Seitenflügel des Hauptal- nicht als traditionelles Tischabend- ein erhöhtes Infektionsrisiko befürch- (Gründonnerstag) Kerzen symbolisieren die 12 Apostel nikolausbrief 3 | 2021 7
Gemeinde aktiv ten. Am Karfreitag hielt Pn. Charlotte gesang und mit dem Anzünden der Os- Scheller (pfarramtliche Vertretung) den terkerze. Begleitet wurde die Andacht Gottesdienst am Vormittag und über- durch das Konzert der Vögel, die sich raschte die Anwesenden mit einem kla- nach und nach zu einem Vogelchor zu- ren, wunderschönen Sologesang. Zur sammenschlossen. Im feierlichen Fest- Sterbestunde hielt Behrends noch eine gottesdienst um 10.00 Uhr wurde die kurze und prägnante Andacht. Am Os- Osterkerze dann erneut angezündet. tersonntag in der Frühe um 05.30 Uhr Insgesamt gab es ein außerordentlich feierte die Gemeinde die Auferstehung dichtes und stimmiges Gottesdienstan- Christi auf dem Friedhof – als Lebens- gebot, das zahlreiche Gemeindeglieder raum – in einer sehr stimmigen Andacht wahrgenommen haben. uhu mit Lesungen aus der Bibel, mit Solo- Ostergottesdienst: Sup. i.R. Behrends Pastorin Scheller Passion: Das Kreuz im Mittelpunkt Frühgottesdienst zwischen den Gräbern am Ostermorgen nikolausbrief 3 | 2021 9
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Gemeinde aktiv Die Pflanze des Monats Juni 2021 – der Echte Lorbeer Der Echte Lorbeer, der in seiner Heimat Vorderasien und im Mittelmeer- raum zu großen Bäumen heranwachsen kann, wird in unseren Breiten zu- meist als kleinere Gewürzpflanze gezogen, deren Blätter z. B. Suppen, Eintöpfen, aber auch Fisch- und Fleischgerichten Aroma verleihen. Frische Lorbeerblätter schmecken herb-aromatisch und leicht bitter, sie duften zart-würzig. Verwendung finden in erster Linie die zweijährigen Blätter, wobei frische wesentlich aromatischer sind als getrocknete. Die alten Griechen und Römer nutz- Entwicklungen. Entsprechende Abbil- ten den Echten Lorbeer als Heilpflanze dungen finden sich z. B. auf Briefmar- bei Problemen mit dem Magen oder ken der Deutschen Bundespost. der Blase. Auch heute noch wird Lor- Erfolgreiche Sportler und Musiker beer in der Naturheilkunde geschätzt. unseres Landes werden mit dem Sil- Im alten Christentum galt Lorbeer als bernen Lorbeerblatt der Bundesregie- Der kleine Lorbeerstrauch im Klostergarten Symbol der Unvergänglichkeit wegen rung geehrt. Der Verfasser erinnert sich seiner immergrünen Blätter und man auch an Bundesjugendspiele in NRW, Akademische und schulische Lor- bahrte die Toten auf ihnen auf. In den bei denen ein Lorbeerkranz die begehr- beeren wurden und werden mit dem Überlieferungen der griechischen My- teste Auszeichnung war, bei etwas we- Baccalaureat (frz. Abitur) und anderen thologie verwandelt sich Daphne in ei- niger guten Leistungen gab es immer- Titeln honoriert. Auch die antike Tradi- nen Lorbeerbaum, um sich vor ihrem hin noch ein kleines „Sträußchen“, auch tion, hervorragende Dichter mit einem Verehrer Apollon zu verstecken, der aus Lorbeerzweigen. Lorbeerkranz zu schmücken, wird fort- wiederum aus Trauer Kränze aus Lor- geführt, so gibt es z.B. in England und beerlaub trug. Lorbeerblätter wurden den USA einen „poet laureate“, einen in Griechenland genutzt, um Olympi- „lorbeergekrönten“ Dichter. oniken zu ehren, im Römischen Reich Die Pflanze steht im Beet Nr. 7 bei ehrte man siegreiche Feldherren mit den mediterranen Gewürzpflanzen. Lorbeerkränzen, eine Tradition, die sich Der Lorbeer ist leider nicht winter- bis in die Neuzeit fortgesetzt hat. Al- hart, wenn man ihn also gepflanzt hat, lerdings bezieht sich die Symbolik des kann man sich nicht auf seinen Lorbee- Lorbeerkranzes heute nicht allein auf ren ausruhen :), man muss sich immer die heroischen Sieger nach Kriegen, wieder kümmern! sondern sie zielt auf den darauf hof- Heinz-Bernd Zirkel fentlich folgenden Frieden und positive für das Klostergartenteam Schick uns Dein Lied! Wir suchen die Top 5 für das neue Gesangbuch „Lobe den Herrn“ oder „Da wohnt hen müssen. Ab Sonntag, 2. Mai, sind die Geschichte des evangelischen Ge- ein Sehnen tief in uns“? „Anker in die Leitungen freigeschaltet. Dann sangbuchs und ein Anmeldeformular der Zeit“ oder „Von guten Mächten“? können Sie im Internet auf der Seite für den E-Mail-Newsletter, der regel- Welches Lied singen Sie am liebsten www.ekd.de/top5 drei Monate lang mäßig erscheint. im Gottesdienst? Was ist Ihr persön- Ihre Vorschläge eintragen. Aus al- Der QR-Code führt Sie direkt zur licher Hit? Genauer gefragt: Was sind len genannten Liedern wird eine ge- Homepage (ht tps://w w w.ekd.de/ Ihre TOP 5? Denn genau die suchen meinsame TOP 5 gebildet, die Sie schick-uns-dein-lied-63832.htm) mit wir. Und zwar für das neue Gesang- voraussichtlich Ende dieses Jahres in der Umfrage und vielen weiteren In- buch, das bis 2030 erscheinen soll. der Liederapp „Cantico“ finden. Das formationen. Zunächst digital, später auch in ge- neue „Gesangbuch“ wird viele Hinter- druckter Form. Dabei können Sie uns grundinfos und deutlich mehr Lieder unterstützen. Schicken Sie uns Ihre enthalten. Auf der Website www.ekd. Lieblingshits und zwar von Platz 1 bis de/evangelisches-gesangbuch finden 5. Also genau die Songs, die auf je- Sie viele weitere Informationen zur den Fall im neuen Gesangbuch ste- Entstehung des neuen Gesangbuchs, nikolausbrief 3 | 2021 11
Thema: Die Kraft der Bilder Die Kraft der Bilder Täglich werden wir mit Bilddarstel- die Allgegenwar t der Fotografie Kopf, z. B. durch bildhafte Sprache, die lungen konfrontiert, ob wir es wollen (nachfolgend), banal oder manipula- die Fantasie inspiriert. Die Bibel selbst oder nicht. Bilder drängen sich auf. tiv (S. 13) umgibt uns wohl am inten- liefert anschauliche Beispiele (S. 16). Es ist die Kraft der Bilder, der äuße- sivsten. Künstlerisch selektiv gestal- Wie aber wird das Unsichtbare sicht- ren, aber auch der inneren, die unse- tet erzeugt sie ästhetische Eindrücke. bar, wenn jemand sein Augenlicht ver- re Vorstellungen prägt. Abbildungen in unserer Klosterkirche liert (S. 17)? Hierzu lesen Sie nachfolgend. Die stehen im Mittelpunkt mehrerer Arti- hh tägliche Bilderflut, ausgelöst durch kel (S. 14, 18). Bilder entstehen auch im Die tägliche Bilderflut Jeden Tag werden wir überall mit einer großen Anzahl an Bildern konfron- Fotos werden dann natürlich auch im tiert: auf der Straße, in Zeitschriften, im Internet. Laut einer Studie des Internet geteilt. Während Fotos früher Digitalverbandes Bitkom wurden im Jahr 2017 weltweit 1,2 Billionen Di- vor allem als Erinnerungen geschossen gitalfotos geschossen, heute sind es vermutlich viele mehr. Jedes Bild, das wurden, sind sie heute ein zentraler Be- wir sehen, beeinflusst uns, ob es uns bewusst ist oder nicht, und übermit- standteil der Interaktion und Gruppen- telt eine Nachricht. Es ist paradox: Peter Vorderer, Medienpsychologe an bildung. Social-Media Plattformen le- der Universität Mannheim, sagt: „Bildern haftet nichts Besonderes mehr ben davon, dass Privatpersonen und an“. Sie verlieren also an Bedeutung, denn es gibt immer mehr davon, und Prominente Bilder teilen, die einen Ein- dennoch werden sie wichtiger genommen denn je. blick in ihr Privatleben erlauben. Dar- über hinaus verdienen Influencer Geld damit, dass sie Artikel online durch Fo- tos bewerben. Auch offline begegnen uns in jeder Zeitschrift und an Plakat- wänden an Bushaltestellen riesige Wer- bebilder. Doch was macht das mit uns? Be- sonders junge Menschen sind oft ver- unsichert, wenn sie die Fotos „perfekt aussehender“ Menschen sehen. Dass diese Fotos meist stark bearbeitet sind, gerät dabei in Vergessenheit. Schnell neigt man dazu, sein eigenes Aussehen mit dem anderer zu vergleichen, und sich schließlich schlecht zu fühlen. Aber die Fotos implizieren meist auch etwas, das weit über die Optik hinausgeht: Sie suggerieren ein perfektes Leben und zeigen einen immer glücklichen Men- schen, obwohl sie selbstverständlich nur sorgfältig ausgewählte Momentauf- nahmen sind. Sie zeigen nur das, was Selbst das Essen wird fotografiert Foto: Wikipedia gesehen werden soll. Dies wird auch als impression management, also Steu- Bis vor einiger Zeit war die Situation tage besitzt so gut wie jeder Mensch erung des Eindrucks, den man auf an- noch ganz anders. Im Mittelalter sahen eine Kamera in Form eines Smartpho- dere Menschen machen will, bezeich- europäische Christen Bilder nur in Kir- nes, und die meisten tragen sie ständig net. Man präsentiert also mindestens chen. Die Kirche war, neben den Adli- mit sich herum. Dadurch, und vor al- seine beste Seite, und meistens sogar gen, der Hauptauftraggeber für Male- lem auch, weil Fotografieren heute kos- mehr als das. Doch besonders junge rei und Bildhauerei. Dies änderte sich tenlos ist, schießen viele von uns täg- Menschen, die gerade auf der Suche im Laufe der Zeit, u.a. mit der Erfindung lich Bilder, seien es Landschaftsfotos, nach sich selbst sind, haben häufig des Fotoapparates und später der Ver- Selfies oder Aufnahmen ganz banaler Schwierigkeiten, sich dies bewusst zu breitung handlicher Kameras. Heutzu- Dinge, wie unseres Essens. Und diese machen. Das kann zu negativen Auswir- 12 nikolausbrief 3 | 2021
Thema: Die Kraft der Bilder kungen auf das Selbstbewusstsein und entsteht, die Anzahl der Likes mit je- Mensch” ist eine Illusion und oft nur ein die Identitätsbildung führen. Identitäts- dem neuen Foto wieder zu erreichen Resultat entsprechender Bildbearbei- bildung ist immer ein Zusammenspiel oder zu übertreffen. Eine Abhängig- tungsprogramme oder langen Wartens der inneren und der äußeren Welt. Da- keit kann entstehen. Neben diesen Aus- auf den „richtigen” Moment. Anderer- für ist es wichtig wahrzunehmen, wie wirkungen bewerten manche Forscher seits haben wir heute alle die Chance, uns die Außenwelt wahrnimmt. Anders auch ein schlechteres Erinnerungs- und mit unserem Smartphone kreative Fo- als offline erhalten wir online für hoch- Konzentrationsvermögen sowie Angst- tos zu schießen und unsere Liebsten an geladene Fotos direkt positives, aber zustände als Folge der Bilderflut, der unserem Leben auch digital teilhaben unter Umständen auch negatives Feed- wir täglich ausgesetzt sind. zu lassen. Durch Bilder lassen sich wun- back, z.B. durch Likes und Kommentare. Doch der Wandel vom analogen Bild derbar Emotionen ausdrücken und ver- Likes haben häufig einen ähnlichen Ein- hin zum Digitalfoto ist nicht mehr auf- mitteln. Gerade in einer Zeit wie dieser fluss auf uns wie Schokolade: Sie akti- zuhalten. Wir alle sollten uns der Ge- können uns Bilder helfen, uns auch mit vieren unser Belohnungssystem, wes- fahren einerseits und der Chancen an- Abstand nah zu sein. wegen unterbewusst das Verlangen dererseits bewusst sein. Der „perfekte aqu Der Blick durch die Kamera – arrangierte Wirklichkeit „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, sagt ein Sprichwort, wenn es einem im aktuellen Pressekodex des Deut- Bildmotiv eine besonders starke Bildwirkung zuschreibt. In der deutschen schen Presserats unter Ziffer 2: „Zur Sprache hat es Kurt Tucholsky erstmalig im Jahre 1926 verwendet, also zu Veröffentlichung bestimmte Informa- einer Zeit, als die Fotografie auf dem Vormarsch war und andere bildge- tionen in Wort, Bild und Grafik sind mit bende Verfahren – die Zeichnung, die Malerei – an Bedeutung verdrängte. der nach den Umständen gebotenen Während die anfängliche Fotografie des 19. Jahrhunderts lediglich insze- Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu nierte oder arrangierte Realität abbilden konnte, wurden die Filmmate- prüfen und wahrheitsgetreu wieder- rialien zunehmend lichtempfindlicher, so dass die „schnelle“ Fotografie zugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbei- Sekundenbruchteile einer Bewegung „einzufrieren“ in der Lage war. Der tung, Überschrift oder Bildbeschrif- technische Prozess der Bildherstellung durch Betätigen des Kameraver- tung weder entstellt noch verfälscht schlusses − frei von künstlerischen Gestaltungseingriffen – vermittelte werden.“ In Zeiten, in denen Fake- den Eindruck der klaren, unverfälschten Dokumentation der Wahrheit. News zur Alltäglichkeit geworden sind, Der zu Beginn des letzten Jahr- tagen geradezu die authentische Wie- ist es wert, diesen guten journalisti- hunderts aufkommende bildgestützte dergabe des tatsächlichen Geschehens schen Grundsatz wieder einmal her- Journalismus nahm mit seinen Repor- für sich in Anspruch. So heißt es auch vorzuheben. Zwei Versionen: Soldaten der Roten Armee hissen die rote Sowjetflagge auf dem Dach des Reichstags am 2. Mai 1945. Es wurde das Symbol für das Ende des Zweiten Weltkriegs und Inbegriff über den Sieg des Faschismus. Quelle: Volland/Krimmer: Jewgeni Chaldej – Der bedeutende Augenblick, 2008 nikolausbrief 3 | 2021 13
Thema: Die Kraft der Bilder Längst wissen wir, dass Fotografien den? Sicher gibt es eindeutige Fälle Anders verhielt es sich zwei Jahre auch lügen können. Überspitzt wird von der Bildmanipulation, in dem nicht nur später. Der italienische Fotograf Gio- Fachleuten gerne behauptet, die Bild- Flecken wegretuschiert, sondern ganze vanni Troilo hatte eine Fotostrecke über manipulation, also die Meinungsbeein- Berge versetzt werden, Personen ver- bestimmte Quartiere der belgischen flussung durch Fotos, sei genauso alt schwinden oder Objekte hinzugefügt Stadt Charleroi eingesandt, aus der auch wie die Fotografie selbst. Damit wird werden. Mit Photoshop oder anderen das Siegerfoto stammte. Nach der Preis- darauf hingewiesen, dass praktisch alle Bildbearbeitungsprogrammen der di- verleihung hagelte es Proteste aus der fotografischen Parameter die Wirkung gitalen Fotografie ist das kein großes unrühmlich dargestellten Stadt. Troilo einer Fotografie in gewisser Richtung Problem, aber auch in der Dunkelkam- musste einräumen, dass ein Foto der Se- beeinflussen: die Wahl des Aufnah- mer wurde früher manipuliert und re- rie (nicht das Siegerfoto) an einem ande- mestandorts, der gewählte Bildaus- tuschiert. Bildbände enthalten schon ren Ort aufgenommen worden war und schnitt, die Abbildungseigenschaft lange den Hinweis, dass die veröffent- dass das prämierte Foto eine gestellte des Objektivs (Tele, Weitwinkel), die lichten Fotos nicht bearbeitet worden Szene darstellte, an der sein Cousin mit- Belichtungsdauer, die Fokussierung seien, um die hohe Fotokunst des Au- gewirkt hatte. Das kostete ihn die Aus- (Schärfe-/Unschärfebereich). Auch der tors zu unterstreichen. zeichnung, obwohl er keines der einge- Kontext ist von Bedeutung (s. Presse- Vor der schwierigen Abgrenzungs- reichten Fotos selbst manipuliert hatte. kodex). Ein guter Fotograf wird diese frage der noch erlaubten Bildgestal- Beide Entscheidungen werden in der Gestaltungsmöglichkeiten einsetzen, tung zur nicht mehr erlaubten Manipu- Fachwelt kritisch diskutiert. um die gewünschte Bildwirkung beim lation steht jährlich die Jury des World Auch der deutsche Presserat muss Betrachter zu erzeugen. Meister dieses Press Photo Award, der für die besten sich zunehmend mit angeblich oder Fachs schufen Fotos, die sich als „Iko- Pressefotos in verschiedenen Katego- tatsächlich unerlaubten Manipulati- nen der Zeitgeschichte“ in das kollek- rien ausgelobt wird. Das Siegerfoto onen befassen. 2020 war ein Rekord- tive Gedächtnis „eingebrannt“ haben, des Jahres 2013, das den Trauerzug für jahr. 4.085 Anzeigen gegen Print- und z.B. das Hissen der roten Sowjetfahne zwei im Gaza-Streifen getötete Kinder Onlinemedien wurden registriert. Die auf dem ausgebrannten Reichstags- zeigt, wurde nach der Preisverleihung meisten Rügen sprach der Presserat gebäude bei Kriegsende (Chaldei), der von Experten in Zweifel gezogen, weil wegen Verstoßes gegen den oben zi- genüsslich Zigarre rauchende Revoluti- die Lichtwirkung nicht stimmig erschien. tierten Kodex Nr. 2 aus (mangelnde onär Che Guevara (Burri), die brennen- Der schwedische Fotograf Paul Hansen Sorgfaltspflicht): etwa 225 Mal. Wen den Twin T owers des World Trade Cen- gab zu, dass er das Foto schichtweise die Rügen treffen? Das kann den Inter- ter (Drews u. a.). mit anderen Fotos optimiert hatte, bevor netseiten und dem Jahresbericht 2020 Wie aber ist gut gestaltete von ma- er das Gesamtwerk einreichte. Er durfte entnommen werden. uhu nipulativer Fotografie zu unterschei- den weltweit begehrten Preis behalten. Musikengel der Klosterkirche treffen Marc Chagall Was haben die Musikengel in unserer Klosterkirche mit einem von Marc ihn in seiner großen Herrlichkeit! Lobet Chagall gestalteten Glasfenster in der Kathedrale von Chichester (GB) ge- ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psal- meinsam? Klingt ziemlich weit hergeholt, oder? Aber überraschenderwei- ter und Harfen! Lobet ihn mit Pauken se haben die beiden bildlichen Darstellungen nach meiner Auffassung und Reigen, lobet ihn mit Saiten und dasselbe Thema: Psalm 150, den letzten der Psalmen, das große Halleluja. Pfeifen! Lobet ihn mit hellen Zimbeln, Die Kirche als Bilderbuch! Eine not- Skulpturen auch in unserer Klosterkir- lobet ihn mit klingenden Zimbeln! Al- wendige Erscheinung, um v.a. in frühe- che in Nikolausberg, die im Mittelalter les, was Odem hat, lobe den HERRN! ren Jahrhunderten den religiösen Emp- als Wallfahrtskirche einen großen Ein- Halleluja! findungen der Menschen Richtung und zugs- und Wirkungsbereich hatte. Da So der Text der Lutherbibel 2017. Ziel zu geben, denn bis in die Neuzeit war jedes Detail von Bedeutung (s. Ar- Man kann feststellen, dass zumindest hinein waren Lese- und Schreibfähig- tikel auf S. 24/25). eine Auswahl der genannten Instru- keit den Geistlichen, Gelehrten, Teilen So ist es kein Zufall, dass sich die mente in den Händen der Engel zu se- des Adels und später dem gehobenen Darstellung der Engel im Vierungsge- hen ist, wenngleich über ihren eigent- Bürgertum vorbehalten. Biblische Ge- wölbe befindet. Sie umgeben das Zent- lichen Charakter – konsultiert man schichten und damit Glaubenserfah- rum: Christus, dargestellt als das Lamm verschiedene Übersetzungen – nicht rungen wurden ermöglicht mit Hilfe Gottes, das die Sünden der Welt trägt immer Übereinstimmung zu erzielen von Skulpturen und Gemälden, ge- und sie erlöst. Um ihn kreist das große sein wird. So entspricht die Posaune dacht zur Illustration und als Hilfen, Halleluja des letzten Psalms: dem dargestellten sog. Serpent, dem uns selbst als Menschen im Bezug zur Halleluja! Lobet Gott in seinem Hei- geschwungenen Blasinstrument; Psal- Schöpfung zu verstehen. Hiervon zeu- ligtum, lobet ihn in der Feste seiner ter und Harfe waren im Mittelalter wohl gen die Altäre, Gemälde, Fresken und Macht! Lobet ihn für seine Taten, lobet auch Instrumente in Gestalt der 4-saiti- 14 nikolausbrief 3 | 2021
Thema: Die Kraft der Bilder Farbe Rot, aufgebrochen durch eine Anzahl grüner, blauer und gelber Far- belemente: Gestalten, Engel, Men- schen, Tiere, in festlicher Stimmung rühmen den Herrn, tanzen und prei- sen seine Größe und seine Schöpfung. Die Musiker spielen die Instrumente, die der Psalm 150 nennt: Blasinstru- mente, Trommel, Saiteninstrument und Zimbeln. Ein Mann neben einem Tier, ganz rechts im Bild, hält ein geöffne- tes kleines Buch und zeigt damit an, dass auch das Wort in diese Lobes- hymne einstimmt. Dies verweist auf den Psalter in der Form des Stunden- buches, des Verzeichnisses der Psal- men. Im Zentrum halten zwei Figuren den siebenarmigen Leuchter, während David, der Dichter des Psalms, die ge- samte Darstellung krönt und auf ei- nem Tier reitend seine Harfe spielt. Auf diese Weise stellt Chagall zusätz- lich eine Beziehung von Judentum und Christentum her, die das große Halle- luja bewirkt. Die beiden Darstellungen, unsere mittelalterlichen Musikengel und die Figuren im Glasfenster in der Kathe- drale von Chichester, sind nicht nur geografisch und zeitlich, sondern auch künstlerisch meilenweit vonei- nander entfernt. Und auch die Wir- kung, die von ihnen ausgeht, ist un- terschiedlich. Beide sind Zeugnisse der Menschheitsgeschichte als Bild- geschichte. Wir sehen die Fresken in unserer Klosterkirche mit anderen Au- M. Chagall, Glasfenster zu Psalm 150, Chichester Cathedral, GB Foto: hh gen als die Wallfahrer des Mittelalters. Und wir betrachten die Farbpracht des gen Cithara, einer Art Laute, die, wenn späten Mittelalter. Sie werden zuneh- Glasfensters von Chichester auch auf man genau hinsieht, in unserer Dar- mend als Mittler zwischen Gott und den dem Hintergrund der Geschichte des stellung ebenfalls 4 Saiten besitzt. So Menschen aufgefasst und mit menschli- 20. Jahrhunderts. Mit den Engeln, die steht die Laute stellvertretend für alle chen Zügen versehen, werden dadurch über unserer Vierung schweben, ver- Saiteninstrumente. Der Reigen wird in Teil der sinnlich erfahrbaren Welt und binden wir ganz konkret Gottesdienste anderen Übersetzungen mit dem Chor auch musizierend dargestellt. Insofern und zahlreiche Veranstaltungen kon- bezeichnet. Und damit ist eine Bezie- müssen unsere Musikengel und ihre In- zertanter Musik geistlicher und weltli- hung zur Gemeinde hergestellt, die sich strumente zu ihrer Entstehungszeit sehr cher Natur, die die Gültigkeit des 150. unter dieser Darstellung seit Jahrhun- modern gewesen sein. Psalms immer wieder ‚betonen‘(!). Viel- derten versammelt und in das Lob mit Blicken unsere Engel gewisserma- fach greift gerade die Kunst auf Traditi- Gesang einstimmt. Gegenüber befin- ßen noch als Abgesandte der Himmli- onen zurück. Die Kirchenfenster eines det sich der Engel mit dem Organum, schen Heerscharen auf uns herab, sieht Marc Chagall aus dem 20. Jahrhundert einer kleinen tragbaren Orgel. Zuletzt die künstlerische Verarbeitung des 150. sehen anders aus als diejenigen ver- verdienen die Zimbeln Aufmerksam- Psalms bei Marc Chagall aus dem Jahre gangener Jahrhunderte, die als Bilder- keit, denn dieser Begriff kennzeichnet 1978 vollkommen anders aus. Der zur bibeln dienten. Aber indem die Kunst im späten Mittelalter kleine Handglo- Zeit der Entstehung 88-jährige Künst- Inhalte und Motive mit neuen Formen cken unterschiedlicher Tonhöhen, die ler taucht das große Halleluja in den versieht und interpretiert, vermag sie zu besonderen festlichen Anlässen ge- Farbrausch eines Glasfensters. Die tri- eine Beziehung über Raum und Zeit läutet wurden. Abbildungen musizie- umphale Qualität dieses Gesangs wird herzustellen. render Engel findet man erst seit dem ausgedrückt durch die Dominanz der hh nikolausbrief 3 | 2021 15
Thema: Die Kraft der Bilder Brunnen und Flut, Taube und Schlange, Flüsse und Meer Von der Bildersprache der Bibel Die Sprache der Bibel wird zu allen Zeiten verstanden werden. Denn sie spricht in Bildern, die es geben wird, solange Menschen leben. Es sind Bil- der aus dem Alltag, aus dem Erleben der Menschen: Berg und Tal, Baum und Haus, Hand und Fuß, Brot und Wein. Die Worte erzeugen Bilder im Kopf, sie rufen Vertrautes ab. Sie rufen ein Gefühl ab. Bilder werden ge- zeigt ohne Fotoapparat, sie lassen Raum zum Assoziieren. In der Ausbildung der Rundfunkau- Wo das Morgenrot aufgeht, da ist An- toren lernen wir, diese Bilder zu benut- fang, Auferstehung. Eines der schöns- zen. Wir haben 90 Sekunden Zeit für ten poetischen Worte dazu in Ps. 139 eine Botschaft. Die Bilder müssen kon- „Nähme ich Flügel der Morgenröte“. Die kret sein und ansprechen, trösten, ermu- Geschichte des Menschen beginnt mit tigen, anregen. Also sage nicht Blume“, dem Garten, dem unbelasteten Anfang sondern „Rose“ oder „Tulpe“ oder „La- und schließt mit der Stadt Jerusalem mit vendel“. Dann entsteht eine konkrete ihren 12 geöffneten Toren und den flie- Vorstellung im Hörer. Die Bibel tut das ßenden Bächen in den Straßen, dem Ort schon seit mehr als 3000 Jahren. Das des Friedens, an dem keine Gefahr mehr ist ihre Stärke. Jesus von Nazareth war droht. Die Entwicklung des Menschen darin ein Meister. Jedes Bildwort lässt von der Natur zur Kultur. eine andere Wirklichkeit durchschim- So lebt die Bibel von der Fülle an mern. Der Sturm auf dem See ist die Be- Bildworten aus den elementaren Le- drohung des Lebens, der Feigenbaum, benswelten des Menschen. der keine Frucht bringt, ist eine Mah- • Die Jahreszeiten: Abend und Mor- Der Weinstock und die Reben – ein zentrales Bildmotiv in der Bibel Foto: hh nung. Das volle Netz der Fischer steht gen, Sommer und Winter. für den Erfolg. Das Boot, das das an- • Die Tiere: Schlange und Drachen, dere Ufer ansteuert, das ist der Mensch Schaf und Lamm, Fische, Taube, Esel • Wasser: See, Ufer, Fluss, Brunnen, im Übergang seines Lebens. Der Stall – und Ross. Quelle, Meer, Boot, Flut. die Kargheit, in der Gott den Menschen • Pflanzen: Garten, Feigenbaum, Wei- • Gegenstände: Tisch, Leuchter, Sche- in seiner Geburt ganz nahekommt. Oh- zen. mel, Tür, verlorener Groschen, Buch ren – der Mensch versteht oder er ver- • Landschaft: Berg und Tal, Hügel, mit 7 Siegeln. steht nicht. Augen – er ist blind für Gott. Wüste, Felsen. • Körper: Leib, Glieder, Hand und Fuß, Nieren, Herz, Auge und Ohr, Salbe. • Nahrung: Brot und Wein, Salz. • Gebäude: Haus und Hütte, Turm zu Babel, Tür, Arche, (Stadt)Tor. Alle verstehen. Sie bilden innere Bilder ab, die durch das Hören und Lesen der Worte wach werden und sich im Men- schen ausbreiten und etwas auslösen. Erinnerungen, Gefühle. Das ist un- schlagbar. Das ist nicht autoritär, wie ein abfotografiertes Bild es sein kann. Selbst die neueren Bibelübersetzun- gen rühren diese Bilder nicht an. Anschaulich gemacht werden möge ihre Wirkung an Psalm 23. Er ist immer noch der bekannteste Text. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf ei- ner grünen Aue und führet mich zum fri- schen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um sei- nes Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Ste- Pieter Bruegel d.Ä. Der Turmbau zu Babel Foto: Wikipedia cken und Stab trösten mich. 5 Du be- 16 nikolausbrief 3 | 2021
Thema: Die Kraft der Bilder reitest vor mir einen Tisch im Angesicht den. Führen, wandern, bereiten, salben, teres Tal. Gefahren werden abgewehrt, meiner Feinde. Du salbest mein Haupt schenken, folgen, bleiben. Die Bewe- Stecken und Stab. Es findet Liebe in der mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes gung eines menschlichen Lebens. An- Gemeinschaft, der gedeckte Tisch. Es und Barmherzigkeit werden mir folgen schaulich durch die Bilder. Das Kind kommt an im Zuhause, im Hause des mein Leben lang, und ich werde bleiben spielt auf dem begrenzten Raum einer Herrn. Es schaut zurück: Ja, es war alles im Hause des HERRN immerdar. Aue, es erfreut sich am frischen Was- gut. Barmherzigkeit ist mir immer ge- Er lebt von den Tätigkeitsworten. ser. Es geht hinaus ins Leben, die rechte folgt. Wo Tätigkeit ist, da ist Bewegung. Wei- Straße, es erlebt Freud und Leid, fins- Heinz Behrends Das Licht der Welt In den Wochen meiner Erblindung habe ich nie über meinen Konfirmati- War das ein hellseherisches Lebens- onsspruch nachgedacht. Sobald mein Augenlicht dann aber restlos ver- motto für eine Theologin, die exakt an schwunden war und mein Spiegelbild auf Nimmer-Wiedersehen zu einer ihrem dreißigsten Geburtstag aus der Vergangenheit gehörte, fiel er mir wieder ein. „Ich bin das Licht der Welt. Dimension des sichtbaren Lichts ge- Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern wird das worfen wurde …? Licht des Lebens haben.“ Das Licht des Lebens ist kein opti- sches, sondern ein existenzielles Phä- nomen. Es kann nicht von Sehnerv und Netzhaut in Bilder verwandelt werden, sondern muss vielmehr durchwandert, durchlitten, eingeatmet, gespürt und mitgefühlt, schließlich auch gedeutet werden. Zugegeben: Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich solche Unterschiede tröstlich finden konnte. „Nichts!“, so nannte ich das Chaos um mich herum. Dennoch: Dieses Nichts ist nicht nichts. Es fühlt sich voll oder leer an, rau oder kuschelig, kalt, warm, lau. Ich weiß nicht mehr, wann das Licht der Welt wieder bei mir anklopfte. Irgendwann öffnete ich die Tür meines Lebens und war be- reit, die Dimension der Unsichtbarkeit zu erkunden. Pn. Susanne Krahe Aus: Der Andere Advent 2020, Foto: Grit Taschenberger Andere Zeiten e. V., Hamburg Baum & Garten Pflegen · Schneiden · Fällen Ich übernehme für Sie fachgerecht und kompetent: − Baumschnitt − Fällarbeiten an Problemstandorten − Hecken- und Strauchschnitt − Dachrinnenreinigung Alexander Auth, ABNEHMEN DURCH HYPNOSE Diplom-Forstingenieur Hypnosepraxis Andrea Ruß Mobil: 01520 - 956 37 33 Homepage www.hypno4motion.com E-Mail: auth.baumpflege@gmail.com Telefon 0176 568 424 00 nikolausbrief 3 | 2021 17
Thema: Die Kraft der Bilder Licht und Schatten Ein fotografischer Blick in die Klosterkirche Fotografien von Andreas Düker und Zitate aus dem Buch „Die helle Kammer“ von Roland Barthes Fotografie ist eine „Emanation des Referenten. Von einem realen Objekt, das einmal da war, sind Strahlen ausgegangen, die mich erreichen, der ich hier bin.“ „Ich kann zwar der PHOTOGRAPHIE nicht auf den Grund kommen, sie nicht durchdringen. Ich vermag nur meinen Blick über ihre stille Oberfläche schweifen zu lassen.“ 18 nikolausbrief 3 | 2021
Thema: Die Kraft der Bilder „Das Charakteristische der sogenannten fortgeschrittenen Gesellschaften ist dies: sie konsumieren heute Bilder und nicht mehr, wie die früheren Gesellschaften, Glaubensinhalte; sie sind daher liberaler, weniger fanatisch, dafür aber auch ›falscher‹ (weniger ›authentisch‹).“ „Was immer auch ein Photo dem Auge zeigt und wie immer es gestaltet sein mag, es ist doch allemal unsichtbar: es ist nicht das Photo, das man sieht.“ nikolausbrief 3 | 2021 19
Thema: Die Kraft der Bilder „Das punctum einer Photographie, das ist jenes Zufällige an ihr, das mich besticht (mich aber auch verwundet, trifft).“ Was ist das für eine Anziehungskraft, »die etwas in mir zum Klingen bringt«? Roland Barthes: Die helle Kammer Bemerkungen zur Photographie Barthes (1915-1980) war ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker des 20. Jahrhunderts. Seine letzte Veröffentlichung ist eines der Standard werke über die Fotografie. 20 nikolausbrief 3 | 2021
Aus dem Kirchenvorstand leistet werden, da diese nur eine halbe dem Laufenden gehalten. Angesichts Stelle ermöglicht. Pn. Kiefner ist in ih- fortschreitender Durchimpfung der rem Probedienst je zur Hälfte in Niko- Bevölkerung und umfänglicher Tes- lausberg und St. Petri Weende tätig. tungen dürfen wir aber die Hoffnung Wie die Gottesdienstlandschaft in un- haben, dass sich dieser einschränken- serer Kirchengemeinde in Zukunft aus- de Zustand bessert. Übrigens: Auch sehen kann und wird, stand zum Re- die Kirchengemeinde bietet wie je- daktionsschluss noch nicht fest, wird der Arbeitgeber ihren Haupt- und Eh- aber im Rahmen der Region 5KiNO in renamtlichen zweimal wöchentlich Zusammenarbeit von Hauptamtlichen Selbsttestungen an. Pastorin Kiefner zurück und Ehrenamtlichen fortlaufend durch- Seit dem 28. April ist Pastorin Anna dacht. Liegenschaften Kiefner nach Mutterschutz und Eltern- Noch eine Bitte: Melden Sie Ihren Am Samstag, dem 5. Juni, veranstal- zeit in den Dienst zurückgekehrt. Die Gottesdienstbesuch vorher über die In- tet der Kirchenvorstand erneut einen Mitarbeitenden und der Kirchenvor- ternetseite nikolausberg.gottesdienst- „Reinigungstag“ in und um die Klos- stand freuen sich und heißen sie will- besuchen.de oder telefonisch während terkirche. Einsatzzeit: von 09:30 Uhr kommen. der Bürozeiten an. bis 13:00 Uhr. Wenn es die Corona-In- Während der „Auszeit“ von Mitte fektionslage zulässt, gibt es zum Ab- November letzten Jahres bis zum 27. Mitgliedschaft schluss ein kurzes Zusammensein mit April wurde unsere Pastorin vertreten Mit gewisser Sorge betrachtet der Kir- Essen und Trinken. Es sollen vor allem von Pn. Charlotte Scheller (Pfarramt) chenvorstand die Entwicklung, dass solche Arbeiten ausgeführt werden, und Sup. i.R. Heinz Behrends (Gast- sich die Gesamtzahl der Gemeinde- die nicht in der wöchentlichen Reini- dienst). Beide haben ihre Aufgaben sehr mitglieder stetig verringert. Die Ursa- gungsroutine liegen. Alle Gemeinde- engagiert wahrgenommen und wurden chen sind unterschiedlich und für den mitglieder sind herzlich eingeladen, deshalb während ihrer letzten Gottes- KV nicht immer erkennbar: Wegzug, sich einzubringen. Um einen Überblick dienste am 18. und 25. April mit gro- Kirchenaustritt, Tod. Dieser Mitglie- über die Anzahl der Teilnehmer*innen ßem Dank und einem Geschenk verab- derrückgang führte auch dazu, dass zu bekommen, melden Sie sich bit- schiedet. An dieser Stelle noch einmal unsere ehemals ganze Pastorenstel- te wie bei einem Gottesdienst über herzliches Dankeschön beiden Geist- le in zwei Schritten auf nunmehr eine die Internetseite nikolausberg.gottes- lichen für ihren umfänglichen Einsatz. halbe reduziert wurde. dienst-besuchen.de oder telefonisch Nicht selten stellt der Kirchenvor- während der Bürozeiten. Gottesdienste stand fest, dass der Verlust der Ge- Unser Sakristeibuch weist in ganz meindezugehörigkeit unbewusst er- nüchternen Fakten einen großen Er- folgt, nämlich dann, wenn ein Mitglied folg nach: In der Vertretungszeit in ein Senioren- oder Pflegeheim wech- haben Pn. Scheller und Sup. i.R. Beh- selt und seinen/ ihren Wohnsitz in Ni- rends 33 Gottesdienste und Andach- kolausberg aufgibt. Der Verlust der Mit- ten gehalten, mehr als 1.000 Personen gliedschaft muss aber nicht sein. Es ist mit der Verkündigung von Gottes möglich, jederzeit einen Antrag auf Op- Wort erreicht und dabei „ganz neben- tierung zu unserer Kirchengemeinde bei“ etlichen Künstler*innen eine Büh- zu stellen, um die Bindung zu unse- ne geboten, die die Kirchengemeinde rer christlichen Gemeinschaft nicht zu mit Gesang, mit Musik, mit Lesungen verlieren bzw. wiederherzustellen. An- und szenischem Spiel bereichert ha- tragsformulare sendet die Pfarrsekretä- ben. Dies ist gerade in Corona-Zei- rin gerne zu. Jeder Antrag ist willkom- ten eine beeindruckende Bilanz. Die men. Teilnehmer*innen haben es den Geist- lichen gedankt mit zahlreichen posi- Gemeindeleben tiven Rückmeldungen, aber auch mit Bis zur Drucklegung war nicht klar, erheblichen Spendensummen: 5.363 wann welche Lockerungen staatlicher- EUR sind zusammengekommen, da- seits zugelassen werden. Daher können von allein für die Arbeit in der Gemein- wir noch keine verlässlichen Aussa- de 1.611 EUR. Nochmals ein herzliches gen zu unseren einstigen Gruppen Heinz Behrends im „Rotmann“ Dankeschön allen Spender*innen. und Treffen tätigen. Bitte beachten Sie Es ist offensichtlich, dass es in der die Internetseite der Kirchengemein- Am 30. März besuchte Herr Brauk- Vertretungszeit gewissermaßen eine de (nikolausberg.wir-e.de), den News- müller als Mitarbeitender des Eigen- Vollversorgung der Kirchengemeinde letter (Anmeldung via: newsletter@ tümers, der Klosterkammer, die Klos- gab. Dies ist natürlich erfreulich, kann nikolausberg.de), den Schaukasten terkirche zu einer Gebäudeschau. Die aber aufgrund der Anzahl der Kirchen- und die Abkündigungen in den Got- elektrische Anlage ist zu überprüfen, mitglieder langfristig nicht gewähr- tesdiensten; dort werden Sie stets auf der Brandschutz soll durch Austausch nikolausbrief 3 | 2021 21
Portrait und Erhöhung der Anzahl der Feuerlö- scher verbessert werden. Wesentliche Ulrike Maßmeyer, „Beanstandungen“ gab es nicht. Die Heizungsanlage des Gemeinde- Künstlerin hauses bekam im Anschluss an die jähr- Seit über zwanzig Jahren lebt Ulri- liche Wartung im April und Mai eine ke Maßmeyer mit ihrer Familie (und Optimierung: Sämtliche Thermostat- Haustieren) in Nikolausberg und ventile wurden gegen moderne ausge- bietet nebenberuflich Malkurse im tauscht, zudem wurde die stromfres- Einzelunterricht in ihrem hauseige- sende Zirkulationspumpe gegen eine nen Atelier an. Dort traf ich sie für neue bedarfsgesteuerte ausgewech- ein Interview. selt. Die erwartete Senkung der Ener- gab: Liebe Ulrike, für mich bist du giekosten wird die Modernisierungs- eine begabte Künstlerin. Beruflich ge- kosten in wenigen Jahren amortisieren. sehen bist du allerdings Gesundheits- und Krankenpflegerin. Wie bist Du ei- Termine gentlich zur Malerei gekommen? Sie sind herzlich eingeladen, an den UM: Gefühlt müsste die Frage für öffentlichen Sitzungen des Kirchen- mich andersherum lauten. Wie bin ich vorstands als Gast teilzunehmen. Die Krankenschwester geworden, obwohl nächsten Sitzungen finden statt am: ich immer künstlerisch arbeiten wollte? Mi. 9. Juni Die Malerei hat mich, denke ich, Mi. 14. Juli unterbewusst schon immer fasziniert. Änderungen sind vorbehalten. Die Und kreativ sein, ist wie atmen. Ich Sitzungen beginnen jeweils um 19.30 kann auch nicht lange die Luft anhal- Uhr und werden digital abgehalten. Sie ten. Ich wollte nach dem Abitur Kunst sind herzlich willkommen! Wenn Sie studieren. Das ging aber nicht. Ich bin teilnehmen möchten, melden Sie sich nämlich in der DDR aufgewachsen, bitte unter redaktion@nikolausberg.de als Tochter eines Pastorenehepaars. an; Sie bekommen dann einen Link zur Ich wollte Restauratorin werden und Teilnahme. Da die Sitzungen mit einer helfen, die vielen Kirchen zu erhalten. kleinen Besinnung beginnen, bitten wir Ein Grund der Ablehnung war, dass Sie, rechtzeitig dabei zu sein. ich, Zitat: „nicht gesellschaftlich, poli- Ulrich Hundertmark tisch organisiert“ war, d.h. ich war kein Vorsitzender Mitglied der FDJ und der DSF (Ges. für Dt.-Sowjet. Freundschaft). Dazu bin ich auf dem Land groß geworden, (in Klö- den an der Elbe, unweit der Luther- Ulrike Maßmeyer vor ihrem Atelier stadt Wittenberg) Dort gab es keine Foto: privat künstlerische Förderung. Mir fehlte so- mit der Nachweis künstlerischer Fach- kurse. Dazu mein christliches Eltern- alten Pfarrhaus, 1730 gebaut, hingen haus – das war dann wohl zu viel. Ich Portraits der ersten Pfarrer. Dunkle Bil- wurde abgelehnt. Ein Jahr später kam der mit düster dreinblickenden Perso- die Wende. Ich hatte gerade ein Dia- nen. Ich gruselte mich als Kind davor. konisches Jahr in einem Altenheim in Kunst kann auch deprimierend wir- Gernrode/Harz begonnen, um mich ken. Aber eben auch faszinieren. Zum neu zu orientieren. Meine Großeltern Beispiel die wunderschönen, Jahr- lebten dort. Irgendwie kam ich damals hunderte überdauernden Wandbilder gar nicht darauf, dass mir nun die Tü- in den Kirchen. Und sie können ein- Liebe Leserin, lieber Leser, ren wieder offenstehen würden, was schüchtern, üben Macht aus. So wie die das neue Outfit unseres „nikolaus- die Kunst betrifft. Relativ unentschlos- Bilder von Erich Honecker, die in je- brief“ hat allgemein Zustimmung sen rutschte ich dann, mehr oder we- dem Klassenzimmer hingen. Wir sind gefunden. Vereinzelt haben uns niger zufällig, in die Ausbildung zur viel mehr von Bildern und ihrer kraft- auch noch Verbesserungsvorschlä- Krankenschwester und lernte noch in vollen Wirkung umgeben, als uns klar ge erreicht, die wir gern aufgreifen. der Ausbildung meinen Mann in der ist. Natürlich nehmen wir die Bilder mit Die Redaktion freut sich, wenn Sie UMG kennen. Und irgendwie ist ein unterschiedlichem Interesse wahr. Das unsere Arbeit auch in Zukunft enga- Teil von mir noch immer dort. ist mit Musik und z.B. Fußball ja nicht giert und kritisch begleiten. gab: Woher kam die Faszination? anders. uhu UM: Die Kraft der Bilder hat eben gab: Hier bei Dir hängt die Mona auch bei mir früh gewirkt. In unserem Lisa! Natürlich nicht die Echte. 22 nikolausbrief 3 | 2021
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