NRW wählt Bildung: der Parteiencheck - nds-zeitschrift.de
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4-2017 Geflüchtete in Dortmund: eine Bilanz Empfehlungen für gelingende Inklusion Wie geht Gerechtigkeit? Durchblick im Tarifdschungel Digitale Hochschule: Goldene Zeiten? DIE ZEITSCHRIFT DER BILDUNGSGEWERKSCHAFT Wer reformiert die Schulaufsicht? NRW wählt Bildung: der Parteiencheck 69. Jahrgang April 2017 ISSN 0720-9673 K 5141
Foto: Ty / Fotolia Schule in der Einwanderungsgesellschaft – Chancen und Herausforderungen Fachtagung der GEW NRW und des Landesausschusses für Migration, Diversity und Antidiskriminierung der GEW NRW AM 13. MAI 2017, 10.00 BIS 16.00 UHR IM DGB-HAUS IN DÜSSELDORF FACHFOREN INFOS UND ANMELDUNG 1. Herkunftssprachlicher Unterricht als Förderung der Zweisprachigkeit Tagungsort: DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße 34–38, und Mehrsprachigkeit: Richtlinien und didaktischer Ansatz 40210 Düsseldorf 2. Eine Religion wird missbraucht: Phänomen gewaltbereiter Anmeldung: per Online-Formular und mit Angabe der Salafismus. Erklären, erkennen und immunisieren – Jugendliche gewünschten Arbeitsgruppe unter stark machen gegen Rattenfänger. www.tinyurl.com/schule-einwanderung 3. Auffangklassen, Seiteneinsteigerklassen, Willkommensklassen, Anmeldeschluss: 5. Mai 2017 Internationale Förderklassen: Das Rezept zur Beschulung der neu Teilnahmebeitrag: 20,- Euro für GEW-Mitglieder, 45,- Euro für Nichtmitglieder zugewanderten Kinder und Jugendlichen?! 4. WIR in der Schule. Strategien und Wege im Umgang mit Stereotypen Kinderbetreuung wird bei Bedarf angeboten, und Vorurteilen im Kontext Schule bitte bei der Anmeldung angeben.
nds 4-2017 3 Wählt eine Politik der Gerechtigkeit und Toleranz! Nordrhein-Westfalen wählt einen neuen Landtag. Ob ein Erfolg der AfD wie 2016 in Baden- Württemberg droht? Diese Frage beschäftigt mich. Mit 15,1 Prozent ist die AfD als stärkste Oppositionsfraktion in den baden-württembergischen Landtag eingezogen und hat die SPD mit 12,7 Prozent hinter sich gelassen. Die Wahlbeteiligung ist von 66,3 Prozent bei der Wahl 2011 auf 70,8 Prozent gestiegen. Die Wahlanalysen belegen, dass es der AfD gelungen ist, sehr viele Nichtwähler*innen zu mobilisieren. Überproportional häufig wählten Gewerkschaftsmitglieder Doro Moritz die AfD – aus Protest und Unzufriedenheit mit der Politik wollten viele den etablierten Parteien einen Denkzettel verpassen. Ich sage klar: Auch eine berechtigte Unzufriedenheit ist kein Grund, Vorsitzende der GEW Rechtspopulist*innen zu wählen. Baden-Württemberg Der Rechtspopulismus ist kein Gespenst, das wir ignorieren können Die GEW Baden-Württemberg hat beschlossen, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten. Aber damit haben wir unsere Hausaufgaben längst nicht gemacht. Wir müssen uns mit der AfD auseinandersetzen. Dass sie sich zum Beispiel gegen befristete Beschäftigung von Lehrkräften ausspricht, macht sie nicht weniger inakzeptabel. Die AfD ist in unserer Gesellschaft präsent, transportiert Positionen und Stimmungen und sie taucht bei bildungspolitischen Veranstaltungen auf. Im baden-württembergischen Landtag beantragte sie, alle Stellen der Landeszentrale für politische Bildung zu streichen. Auch das zeigt, wofür sie steht. Die AfD formuliert ihre Positionen offensiv und selbstbewusst und sie ist weit weg von Fak- ten. Manchmal lässt sie Demokrat*innen sprachlos zurück, aber der Rechtspopulismus ist kein Gespenst, das wir ignorieren können. Schon 2014 haben wir in Baden-Württemberg erlebt, dass fast 200.000 Menschen eine Online-Petition gegen die Verankerung von Akzeptanz und Toleranz von (auch sexueller) Vielfalt im Bildungsplan unterzeichneten, namentlich viele AfD-Mitglieder. Und im Landtagswahlkampf behauptete eine Kandidatin der AfD: Gender Mainstreaming, das Programm der Frühsexualisierung, animiere Kinder im Kindergarten zu homosexuellen Hand- lungen und Masturbation, Beschäftigte in Bildungseinrichtungen würden den Kindern raten zu schweigen. Dieselbe Kandidatin sitzt jetzt im Landtag. Wir müssen einstehen für eine demokratische und offene Gesellschaft Wir – die GEW als Organisation und alle ihre Mitglieder – müssen uns aktiv einmischen. Wir müssen sichtbar machen, dass wir für eine demokratische und offene Gesellschaft, für Solidarität und Chancengleichheit stehen. Das ist nicht nur ein Signal an die Rechtspopulist*innen, sondern auch an die etablierten Parteien, die diese Ziele nicht konsequent verfolgen. Ich fordere jede*n auf, wählen zu gehen und die Stimmen demokratischen Parteien zu geben. Potenzielle Nichtwähler*innen warne ich davor, zu hoffen, dass es schon nicht so schlimm kommen werde. Wer nicht wählt, stärkt die Rechtspopulist*innen. Jede*r von uns muss als Bürger*in und als Pädagog*in Zivilcourage zeigen. Wir dürfen nicht sprach- und tatenlos wegsehen. Wir müssen im Alltag auf Rechtspopulismus, Diskriminierung jeglicher Art, Rassismus, Hetze gegen Geflüchtete, auf Mobbing reagieren. Wir müssen widersprechen und unsere Stimme erheben. Die GEW muss diese Prozesse unterstützen. Sie muss ihren Mitgliedern Angebote machen, die ermutigen und stärken für die Auseinandersetzung. Die demokratischen Parteien müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und Benachteiligungen in unserer Gesellschaft abbauen: „Bildung. Weiter denken!“ Es gibt immer mehr Verlierer*innen. Immer mehr, die nicht die Chance haben, am Wohlstand unserer Gesellschaft teilzuhaben. Sie, aber nicht nur sie, sind anfällig für Rechtspopulismus. Den Bürger*innen von NRW wünsche ich, dass durch die Mobilisierung aller demokratischen Wähler*innen eine Politik der Gerechtigkeit und Toleranz gestärkt wird. //
4 INHALT SONDERHEFT BILDUNG 17 8 punktlandung 2017.1: NRW wählt Bildung: Wie geht gerecht? der Parteiencheck * Nachgefragt auf Facebook Bildungsausgaben und Stellen Und ihr so? Seite 8 Seite 18 Digitalisierung im Bildungssektor Gerechtigkeit Seite 9 Der Totschlagbegriff Seite 19 Frühkindliche Bildung und Kita Seite 10 Generationengerechtigkeit Heute schon an morgen denken Studium und Studienfinanzierung Seite 20 Seite 11 Geschlechtergerechtigkeit Zurück in die Zukunft Förderschulen Für gute Fördermöglichkeiten an allen Förderorten Seite 22 Seite 12 Soziale Gerechtigkeit Geflüchtete in Dortmund Keine Wahl? Schaffen wir das? Seite 24 Seite 14 Empfehlungen des Fachbeirats inklusive schulische Bildung Vom Ideal noch weit entfernt Seite 16
nds 4-2017 5 ARBEITSPL ATZ IMMER IM HEFT Nachrichten Seite 6 Weiterbildung Seite 25 Leserbriefe Seite 32 Jubilare Seite 33 Infothek Seite 34 Termine Seite 38 Impressum Seite 39 28 Fragen und Antworten zur Länder-Tarifrunde 2017 Dieser nds ist für alle Tarifbeschäftigten die aktuelle Ent- Durchblick im Tarifdschungel gelttabelle beigelegt. Sollte sie in Ihrer Ausgabe versehent- lich fehlen, geben Sie uns gern Bescheid per E-Mail an Seite 26 poststelle@gew-nrw.de Digitalisierung an der Hochschule Goldene Zeiten? Kritische Seiten! Seite 28 *Auf den Seiten 8 bis 11 wurden die Parteiprogramme zur Landtagswahl 2017 von SPD, CDU, Die GRÜNEN, DIE LINKE, FDP und AfD berücksichtigt – sofern sie Aussagen Reform der Schulaufsicht zum jeweiligen Thema treffen. Wer hat den Hut auf? Seite 30 Ausschreibung Gewerkschaftstag 2017 Seite 31
6 NACHRICHTEN Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre ... In Nordrhein-Westfalen würden die Sozialdemokraten am besten ab- UMFRAGEERGEBNISSE DER LETZTEN SONNTAGSFRAGE FÜR NORDRHEIN-WESTFALEN schneiden, wenn am nächsten Sonntag (Stand: 11. April 2017) schon die Landtagswahl wäre. In der letzten Sonntagsfrage (siehe Grafik), die für das bevölkerungsreichste Bundesland erhoben wurde, holte die Partei von SPD 37 % Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 37 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei wäre die CDU mit 28 Prozent, gefolgt von der FDP und der rechtspopulis- CDU 28 % tischen AfD mit jeweils 10 Prozent der Wähler*innenstimmen. An vierter FDP 10 % Stelle wären die GRÜNEN mit 6 Prozent. Schlusslicht bildet DIE LINKE mit AFD 10 % einem Anteil von 5 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis der Landtagswahl Grüne 6% am 14. Mai 2017 ist traditionell ein Indikator für die Bundestagswahl am DIE LINKE 5% 24. September 2017. Vier der für die GEW NRW entscheidenden Themen Sonstige 4% sind Studienfinanzierung, Digitalisierung, Lehrer*innenstellenbedarf und frühkindliche Bildung. Ob diese Bildungsthemen eine Rolle in den Wahl- programmen der einzelnen Parteien spielen und was die Politiker*innen im Detail nach der Wahl umsetzen wollen, ist ab Seite 8 zu lesen. Mehr dazu unter www.tinyurl.com/sonntagsfrage-nrw. kue/INSA Quelle: INSA, Hochrechnungen vom 11. April 2017 für NRW Vorbildung JAKO-O-Elternbefragung zu G8 / G9 Die schulische Vorbildung der Das sogenannte „Abitur im eigenen Takt“ erhält eine ebenso hohe Begreifen Auszubildenden in Nordrhein-West- Zustimmung bei den Eltern wie die Rückkehr zu G9. Das ist ein Ergebnis zum Eingreifen falen wird immer besser: Im Jahr 2015 hatten zwei von fünf Auszu- der „JAKO-O Bildungsstudie regional Nordrhein-Westfalen“, die Eltern- meinungen repräsentativ ermittelt hat. 40 Prozent der Eltern sprechen bildenden (39,8 Prozent) im dualen sich für eine vollständige Rückkehr zu G9 aus. 39 Prozent wünschen sich, System mit neuem Ausbildungsver- dass Gymnasien ihre Oberstufe so organisieren, dass Schüler*innen sie Wahl-O-Mat 2017 www. trag die Fachhochschul- beziehungs- in zwei oder drei Jahren durchlaufen können. Damit findet die Forderung Der Wahl-O-Mat zur Landtags- weise Hochschulreife. Im Jahr 2007 der GEW NRW im Streit um die Schulzeit am Gymnasium breite Unter- wahl in NRW startet am waren es nur 27,6 Prozent. In der stützung bei den Eltern. Nur acht Prozent der Eltern sprechen sich für 24. April 2017. Das interaktive Broschüre „NRW (ge-)zählt: Berufs- die bedingungslose Beibehaltung von G8 an Gymnasien in NRW aus. Tool gleicht eigene politische bildung in Nordrhein-Westfalen“ Zwischen dem 17. November 2016 und dem 10. Dezember 2016 wurden Positionen mit denen der Parteien ab. www.tinyurl.com/ stehen alle Ergebnisse der Studie zur rund 500 Elternteile von schulpflichtigen Kindern befragt. Die Stichprobe nrw-wahl-o-mat beruflichen Bildung. Mehr dazu un- wurde hinsichtlich der Region, Schulbildung und Berufstätigkeit der ter www.tinyurl.com/schulische- Befragten, Alleinerziehung sowie Anzahl und Alter der Kinder gewichtet. Nach dem Brexit www. vorbildung. IT.NRW Mehr dazu unter www.tinyurl.com/bildungsstudie-jako-o. ms Die Brit*innen haben sich in einem EU-Referendum entschie- den, die Europäische Union zu Wegbereiter Kodex-Check für Universitäten verlassen. Welche Folgen der Brexit für Deutschland haben Die steigende Zahl von zugewan- „An welcher Universität möchtest du arbeiten?“ Die Antwort auf diese könnte, hat das Institut der derten und geflüchteten Kindern Frage soll künftig mit dem Kodex-Check der GEW leichter fallen. Die Web- deutschen Wirtschaft Köln und Jugendlichen stellt Kommunen seite gibt einen Überblick über die Personalpolitik an den 82 staatlichen zusammengefasst. www.tinyurl. com/dossier-brexit vor Herausforderungen. Denn die Universitäten in Deutschland mit Promotionsrecht. Neben dem Anteil Weichen für den Bildungsweg wer- befristeter Beschäftigter können sich Nachwuchswissenschaftler*innen Einfluss durch Populismus www. den auf kommunaler Ebene gestellt. über den Frauenanteil an der Universität und den Anteil der Teilzeit- Nach der Wahl von Martin Die Zusammenarbeit mit Kommu- beschäftigten informieren sowie über Karrieremöglichkeiten und die Schulz zum SPD-Parteichef wun- nen steht deshalb im Fokus des Familienfreundlichkeit der Einrichtung. „Wissenschaftler*innen inte- dert sich Autor Albrecht Müller neuen Projekts „Wegbereiter – Bil- ressieren sich heute nicht mehr nur für die Forschungsbedingungen, über das eindeutige Votum. Er dungswege für zugewanderte Kin- sondern zunehmend auch für die Beschäftigungsbedingungen an den fragt sich, ob Populismus Ein- fluss auf die Selbstdarstellung der und Jugendliche bereiten“ von Hochschulen“, sagte Andreas Keller, Referent für Hochschulpolitik der der Demokrat*innen haben RuhrFutur. Mehr dazu unter www. GEW. Von der Studie erhoffe sich die GEW zum einen mehr Transparenz kann. www.tinyurl.com/kampf- tinyurl.com/bildungsprojekte. und wolle zum anderen Anreize für Hochschulen geben, ihre Personal- gegen-populismus RuhrFutur politik zu überdenken und zu verbessern. GEW
nds 4-2017 7 NRW 2020: DGB-Zwischenbilanz Sylvia Löhrmann plant 2.000 Stellen Der DGB NRW hat zu Beginn des Jahres 2015 sein Programm NRW Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann greift 2020 vorgestellt und zu einem wirtschaftspolitischen Dialog eingeladen. als Spitzenkandidatin der Grünen im Wahlkampf die Forderung der Das Ziel heißt: Für eine gute Zukunft Nordrhein-Westfalens sollen 500.000 GEW NRW auf, zusätzliche Stellen für Schulen in schwierigem Umfeld neue, sozialversicherte Arbeitsplätze bis zum Jahr 2020 entstehen. Nun bereitzustellen. In einem Interview mit der Welt am Sonntag sagte sie legt der DGB mit der Unterstützung von Wissenschaftler*innen eine auf die Frage, wie viele Pädagog*innenstellen sie nach der Wahl schaf- Zwischenbilanz vor. Die Ergebnisse zeigen, dass NRW auf einem guten fen wolle: „Es werden die Stellen geschaffen, die notwendig sind. Die Weg ist. In den vergangenen beiden Jahren sind 250.000 sozialversicherte genaue Bezifferung hängt unter anderem von der Zuwanderung und Beschäftigungen entstanden. Für die Zwischenbilanz wurden folgende dem Familiennachzug ab.“ „Etwas genauer bitte“, fordert die Welt. „Unter Bereiche untersucht: die Entwicklung des Arbeitsmarkts, private und anderem will ich 2.000 Stellen bereitstellen, um Schulen in schwierigem öffentliche Investitionen, Innovationstätigkeit sowie der Zusammenhang Umfeld besser zu unterstützen.“ Die GEW NRW hatte bei Vorlage der zwischen Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Damit will Studie von Gerd Möller und Prof. Dr. Gabriele Bellenberg zum schulbe- sich der DGB NRW von anderen Untersuchungen abgrenzen, die nur zogenen Sozialindex einen Bedarf von etwa 2.000 zusätzlichen Stellen die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes berücksichtigt. Mehr dazu vorgelegt, wenn man lediglich Grund- und Hauptschulen und Schulen unter www.tinyurl.com/dgb-zwischenbilanz-nrw-2020. DGB NRW des gemeinsamen Lernens berücksichtigt. Mehr dazu ab Seite 8. ms Private Ersatzschulen sind gefragt Modellprojekt gegen Kinderarmut Jede*r zwölfte Schüler*in wird an einer privaten Ersatzschule unter- Fast jedes fünfte Kind in Nordrhein-Westfalen wird in einer Familie richtet. Das entspricht einer Gesamtzahl von 161.578 Schüler*innen in groß, die von Hartz IV lebt. Doch welche Maßnahmen helfen wirklich Nordrhein-Westfalen im laufenden Schuljahr. Das sind 8,4 Prozent aller 1,9 dabei, die Folgen von Kinderarmut zu vermindern? Dieser Frage geht die Millionen Schüler*innen an allgemeinbildenden Schulen. Weiterbildungs- Koordinationsstelle Kinderarmut des Landschaftsverbands Rheinland kollegs sind in diesen Zahlen nicht eingeschlossen. Während die gesamte (LVR) nun gemeinsam mit den Jugendämtern der Städte Bergheim, Essen, Schüler*innenzahl im Vergleich zum vorherigen Schuljahr (2015 / 2016) Kerpen und Nettetal nach. „Unser Ziel ist es, ein alltagstaugliches Instru- um 0,3 Prozent gestiegen ist, erhöhte sich die Zahl der Schüler*innen an ment zu entwickeln, das Jugendämtern dabei hilft, die Wirksamkeit ihrer privaten Ersatzschulen im selben Zeitraum um 0,8 Prozent. Im Vergleich Maßnahmen gegen die Folgen der Kinderarmut zu überprüfen“, erklärt zum Schuljahr 2006 / 2007 hat sich die Zahl der Privatschüler*innen um Christoph Gilles, Leiter der Koordinationsstelle. In die Bewertung sollen 1,0 Prozent erhöht. Aufgeschlüsselt nach Schulformen werden zurzeit 16,6 unter anderem Nutzungs- und Teilnehmer*innenzahlen von Angeboten, Prozent aller 527.499 Gymnasiast*innen an einer privaten Ersatzschule die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen sowie Rückmeldungen unterrichtet. An den Gesamtschulen ist der Wert geringer. Dort sind es von Fachkräften, Kindern und Eltern einfließen. 39 Kommunen beteiligen 4,3 Prozent der 294.749 Gesamtschüler*innen. Mehr dazu unter www. sich mittlerweile am LVR-Programm „Teilhabe ermöglichen – Kommunale tinyurl.com/ersatzschulen. IT.NRW Netzwerke gegen Kinderarmut“.LVR Neuer Newsletter am Start Gewonnen! Sie haben Post! Seit dem 31. März 2017 verschickt die GEW NRW ihren neuen Newsletter. In der Neuauflage gibt es immer ein Schwerpunkt- Freikarten für die RUHRFESTSPIELE 2017 in Recklinghausen ha- thema, aktuelle Neuigkeiten aus verschiedenen Bildungsbereichen, wichtige ben gewonnen: Burgel Baur, Euskirchen; Anke Böhm, Wetter; Jürgen Dokumente zum Download sowie Hinweise auf neue Veranstaltungen Breuckmann, Hamm; Eva Lange-von Au, Wuppertal; Hans Hermann und Fortbildungen. In der nächsten Ausgabe wird unter anderem die Kindervater, Bergisch Gladbach; Manfred Nawroth, Holzwickede; Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Thema sein. Am 12. Mai 2017 Detlev Schreiber, Dortmund; Dagmar Vorkoeper, Hattingen; Christian wird der kostenlose Newsletter verschickt. Wer noch keine Post bekommt: Wagner, Krefeld; Anneliese Zepezauer, Borken. Wir Schnell anmelden unter www.gew-nrw.de/newsletteranmeldung. kue gratulieren allen Gewinner*innen und wünschen viel Spaß! Die Tickets sind bereits mit der Post auf dem Weg zu Ihnen. nds-Redaktion Foto: s_karau / photocase.de Korrektur: Lehrer*innenkalender Im Lehrer*innenkalender hat sich ein Fehler eingeschlichen. Die Service-Telefonnummer der Verbraucherzentrale war veraltet. Die aktuelle Telefonnummer der Verbraucherzentrale lautet 0211- 3809423. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen. nds-Redaktion
8 BILDUNG Parteiencheck zur Landtagswahl Foto: zdyma4 / Fotolia Bildungsausgaben und Stellen Wer bessere Bildung will, muss mehr in Bildung investieren. Der Etat des Schul- Arbeit der Lehrer*innen & Arbeitszeit ministeriums NRW umfasst knapp ein Viertel des Gesamtetats des Landes. Zur längst überfälligen Senkung der Arbeits- Dabei machen Personalausgaben im Haushalt 2017 über 86 Prozent aus: rund zeit der Lehrer*innen, die zusätzliche Stellen 15,4 von 17,8 Milliarden Euro. Wer beurteilen will, ob die Parteien es ernst mei- erfordern würde, schweigen die Parteien. Statt- nen in der Schul- und Bildungspolitik, muss also prüfen, was sie zu Bildungs- dessen wohlfeile Aussagen, dass es natürlich auf ausgaben und Stellen sagen. Konkret werden die Parteien jedoch leider nicht. die Lehrer*innen ankomme. Es liegt sogar der Verdacht nahe, dass Lehrer*innen mehr unter- Unterrichtsausfall & Vertretungsreserve Inklusion richten sollen. Wie? Indem sie von Verwaltungs- Die FDP wird scheinbar deutlich: Sie fordert Dass es vorne und hinten bei der Inklusion arbeit entlastet werden. Die FDP möchte Raum eine Unterrichtsgarantie und eine schulscharfe nicht reicht, ist keine originelle Feststellung. schaffen, dass Lehrer*innen sich bestmöglich Erfassung des Unterrichtsausfalls. Wenn die Dass es leicht fallen sollte, beim Stellenbudget auf die Förderung der Schüler*innen konzen- Liberalen dann ankündigen, den Schulen in und der Doppelbesetzung konkret zu werden, trieren können, die CDU möchte Lehrer*innen einem ersten Schritt eine mindestens 105-pro- ist offensichtlich. Wenn zum Beispiel die CDU von unterrichtsfremden Tätigkeiten entlasten. zentige, mittelfristig eine 108-prozentige ankündigt, dass sie verbindliche Qualitätsstan- Tatsächlich interessant ist stattdessen der grüne Lehrer*innenversorgung als Vertretungs- und dards sowie ein Konzept für den Einsatz von Vorschlag eines Bachelorstudiengangs Schul- Gestaltungsreserve zur Verfügung stellen zu wol- Sonderpädagog*innen an inklusiven Schulen management. // len, wird es bedenklich. Stellen, die der Vermei- vorlegen wird, so heißt das wohl, dass sie rech- dung von Unterrichtsausfall und der individuellen nen werden, wenn sie regieren. Die, die zuletzt Was hier ungesagt bleibt Förderung dienen, gibt es seit Jahren. Was ist regiert haben, werden auch nicht konkret. Was neu bei der Gestaltungsreserve? Spannend ist der ist davon zu halten, wenn die SPD gezielten In den Ganztag und die Schulsozialarbeit CDU-Finanzierungsvorschlag für die geforderte Einsatz von Doppelbesetzungen und Phasen wollen alle Parteien investieren, das Gymnasium effektive Vertretungsreserve. Die angeführten der individuellen Förderung ermöglichen will? wollen sie reformieren. Aber auch hier fehlen Mittel der BAföG-Erstattung des Bundes sind Das Schulgesetz sichert jedem jungen Men- handfeste Angaben dazu, was das kosten darf. // schon verfrühstückt. Wo soll gekürzt werden? Mit schen das Recht auf individuelle Förderung zu. der FDP-Forderung nach schulscharfer Erfassung Die Sozialdemokrat*innen wollen nun Phasen oder der CDU-Forderung nach softwaregestütz- davon ermöglichen, um Inklusion zum Erfolg www. GEW NRW: alle Parteiprogramme sowie ten Lösungen für eine schulscharfe Erfassung zu führen? Konkret wird wieder nur DIE LINKE: alle Forderungen der GEW NRW zur Land- bedient man Stammtische und ignoriert die Sie verspricht tatsächlich mindestens 9.000 tagswahl 2017 im Überblick Diskussionen der Bildungskonferenz. Das neue Lehrer*innenstellen für den Inklusionsprozess. // www.gew-nrw.de/landtagswahl-nrw-2017 rollierende Verfahren sorgt für Transparenz, jetzt muss die Schaffung einer ausreichenden Vertretungsreserve im Mittelpunkt stehen. // DIE GEW NRW FORDERT Klassengröße & Schüler*innen- Lehrer*innen-Relation //////////////////// M EHR IN BILDUNG INVESTIEREN! Stellenforderungen, die die GEW NRW unter anderem in Stellungnahmen bei den jähr- SPD, CDU, GRÜNE, FDP und DIE LINKE kündi- lichen Beratungen zum Landeshaushalt vorträgt, werden von den Parteien oft und schnell gen an, die Schüler*innen-Lehrer*innen-Relation als utopisch abgetan. Dennoch bleibt es richtig, immer wieder darauf zu verweisen, dass verbessern zu wollen. Die SPD hält das vor allem das Schul- und Bildungssystem in Nordrhein-Westfalen strukturell unterfinanziert ist. Die für eine gute Unterrichtsversorgung für entschei- Landespolitik muss hier endlich liefern und deutlich mehr tun. Allein in NRW wird die Lösung aber nicht zu finden sein. Eine im Bund verabredete andere Steuer- und Finanzpolitik und dend, die FDP will so durch eine schrittweise eine Aufhebung des Kooperationsverbotes gehören aus Sicht der Bildungsgewerkschaft Verkleinerung der Klassen in allen Schulformen ebenso auf die Agenda. die Bildungsqualität verbessern. Konkret wird Michael Schulte, Geschäftsführer der GEW NRW nur DIE LINKE: Sie gibt das Ziel vor, die Klassen auf 20 Schüler*innen zu verkleinern. //
nds 4-2017 9 Parteiencheck zur Landtagswahl Illustration: PureSolution / shutterstock.com Digitalisierung im Bildungssektor Digitalisierung gehört zu den zentralen Wahlkampfthemen aller Parteien. Unumstritten ist es, dass digitale Bildung in Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung gestärkt werden muss. Doch welche Inhalte gehören für die Parteien dazu? Wie wollen sie Digitalisierung finanzieren und haben sie die Beschäftigten im Blick? DIE LINKE: Digitalisierung als SPD: Digitale Teilhabe ermöglichen CDU: Digitale Grundbildung für alle Aufgabe aller Bildungsbereiche Die SPD verweist auf ihr Leitbild „Lernen im Die CDU strebt an, Nordrhein-Westfalen DIE LINKE meint, dass digitale Angebote Digitalen Wandel“ und ihr Investitionsprogramm zum „digitalen Bildungsland Nummer 1“ zu intuitiv nicht nutzbar seien. Den verantwor- „Gute Schule 2020“, das zwei Milliarden Euro machen. Sie ist der Auffassung, dass digitale tungsbewussten Umgang mit Medien müssen Investitionsvolumen für bessere Schulgebäude Grundbildung für alle und die Stärkung digitaler Kinder und Jugendliche deshalb erlernen. In der vorsieht und unter anderem für Breitbandausbau Exzellenz nötig seien. Sie will die Kompetenzen Schule müsse Medienbildung stärker vermittelt in Schulen sorgen will. Für die SPD ist es Ziel, der Schüler*innen im kritischen Umgang mit werden, dazu zählen Medienkritik, Medienkunde die Teilhabe am digitalen Leben zu ermöglichen digitalen Medien und Informationen fördern und Mediengestaltung. Datenschutz und Privat- sowie mehr Fachkräfte für den digitalen Wandel und möchte Kindern und Jugendlichen grund- sphäre, Cybermobbing und Netiquette sowie zu gewinnen. Digitale Kompetenz und kritische ständige IT-Kenntnisse durch zeitgemäßen Infor- digitale Bürger*innenrechte und Demokratie Mediennutzung seien wichtige Voraussetzungen matikunterricht vermitteln. Dazu ist die digitale in Zeiten des Internets gehören auf die Agenda. für ein selbstbestimmtes Leben. Fort- und Weiterbildung der Lehrer*innen er- DIE LINKE ist der Auffassung, dass die Ver- Für den Hochschulbereich verweist die SPD forderlich. mittlung von Medienkompetenz nicht auf die auf die Allianz „Wirtschaft und Arbeit 4.0“, die Studienfächer und duale Ausbildungen Schule beschränkt werden darf. Sie muss auch die Digitale Hochschule NRW zum zentralen müssen nach Auffassung der CDU an die Di- an den Hochschulen und in der Weiterbildung Projekt der Digitalisierungsstrategie der Hoch- gitalisierung angepasst werden und in deren berücksichtigt werden. // schulen in NRW weiterentwickeln soll. // Lehrplänen berücksichtigt werden. // FDP: Investitionsstau auflösen DIE GEW NRW FORDERT Die FDP meint, dass die Chancen der Di- gitalisierung in den Schulen endlich aktiv ge- ///////////////////////// G ESUNDE DIGITALISIERUNG! nutzt werden sollen, um nicht den Anschluss Die GEW NRW fordert die Entwicklung eines Curriculums „Digitale Bildung“ als integraler zu verlieren. Um dem riesigen Investitionsstau Bestandteil der Lehrpläne aller Schulformen und Bildungsgänge sowie umfassende Fort- entgegenzuwirken, schlägt sie vor, in den nächs- bildung für die Beschäftigten. Soft- und Hardware müssen für die Beschäftigten kostenfrei zur Verfügung stehen. Für die technische Administration müssen Ressourcen bereitgestellt ten fünf Jahren insgesamt 1.000,- Euro pro werden; die GEW NRW fordert eine Stelle für 500 Nutzer*innen. Außerdem darf Digita- Schüler*in in die Ausstattung der Schulen mit lisierung nicht zur Entgrenzung der Arbeits- und Lernzeit und damit zur Ausweitung der moderner Technik zu investieren, zum Beispiel in Arbeitszeit führen. Hier ist ein entsprechender Arbeits- und Gesundheitsschutz gefragt. Breitbandanschlüsse, WLAN, Tablets, Notebooks, Ute Lorenz, Referentin für Beamt*innenrecht und Mitbestimmung der GEW NRW IT-Wartung und -Service. Außerdem soll die Digitalisierung auch in der berufsschulischen Ausbildung stärker genutzt werden mit moder- ner IT-Ausstattung sowie die Qualifikation und Die GRÜNEN: Fortbildungsoffensive für digitale Kompetenz Unterstützung der Lehrkräfte verbessert werden. Die GRÜNEN wollen „Schulen zu Lernräumen Lehrer*innen und Erzieher*innen. Schulen sol- Die FDP sieht es als gemeinsame Aufga- (...) machen, die auf ein Leben (und Arbeiten) in len flächendeckend mit digitalen Endgeräten ben von Hochschulen, Studierenden und Leh- der durch Digitalisierung geprägten Welt vorbe- ausgestattet und die Kommunen als Schulträger renden an, die modernen Methoden digitaler reiten“. Digitale Medien, digitale Infrastruktur, dafür aktiv unterstützt werden. Digitale Medien Wissensvermittlung in die akademische Lehre Cloud-Dienste, Medienpädagogik, Informatik sollen im Rahmen der Lernmittelbereitstellung einzubinden. // und Qualifizierung seien als Einheit zu denken und -beschaffung anerkannt werden. und Querschnittaufgabe aller Schulformen. Die GRÜNEN möchten auch weiterhin, dass Der Weg zur digitalen Kompetenz zukünftiger Studierenden ihre Unterlagen für Lehrveranstal- www. GEW NRW: Parteiencheck zur Landtags- wahl – Digitalisierung im Bildungssektor Gesellschaften erfordere eine außerordentliche tungen digital zur Verfügung gestellt werden. (erweiterte Textfassung) Fortbildungsoffensive für die aktiven Lehrkräfte Die Auswirkungen der Digitalisierung sollen www.nds-zeitschrift.de/nds-4-2017/parteien- und eine Anpassung der Ausbildung zukünftiger wissenschaftlich begleitet werden. // check-digitalisierung-im-bildungssektor
10 BILDUNG Parteiencheck zur Landtagswahl Frühkindliche Bildung und Kita Die Landesregierung hat angekündigt, dass sie bei einer Wiederwahl ein neues Finanzierung: Verantwortung des Kita-Gesetz auf den Weg bringen wird. Es soll das von der GEW vielfach kritisierte Bundes & Beitragsfreiheit Kinderbildungsgesetz (KiBiz) ablösen. Auch die anderen Landtagsfraktionen wollen Die SPD will „eine qualitativ hochwertige ein neues Gesetz einführen oder das KiBiz reformieren. Die GEW NRW begrüßt Kindertagesbetreuung in den Kernzeiten kosten- das Vorhaben und hat gemeinsam mit ver.di und dem DGB NRW Forderungen frei anbieten“. Die Kernzeiten umfassen für sie formuliert: zu Personal, Öffnungszeiten, Finanzen und Gruppenstruktur. Was 30 Stunden pro Woche. Unter der Maßgabe haben die Programme der Parteien zur Landtagswahl dazu zu bieten? „Ungleiches ungleich behandeln“ will die SPD besondere finanzielle Unterstützung für „beson- dere Herausforderung“. Sie fordert eine stärkere DIE GEW NRW FORDERT finanzielle Beteiligung des Bundes an den Kosten der frühkindlichen Bildung. Die GRÜNEN wollen //////////////// MEHR GELD FÜR BESSERE QUALITÄT! bei der Kita-Finanzierung eine Anwendung von Sozialindikatoren einführen. Sie erklären als Die GEW NRW fordert eine verbindliche Mindestpersonalbemessung sowie einen ver- besserten Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1 : 3 in der U3-Betreuung und 1 : 7,5 für über ihr grundsätzliches Ziel, Bildung von der Kita dreijährige Kinder. Um ihren Aufgaben – etwa der Umsetzung der Inklusion – gerecht zu an beitragsfrei zu gestalten. DIE LINKE will werden, brauchen Kitas multiprofessionelle Teams. Sowohl Ausfallzeiten als auch Verfü- ausreichende kostenfreie Ganztagsangebote für gungszeiten, also Zeiten, in denen unter anderem die Vorbereitung für die Arbeit mit den Kindern stattfinden soll, müssen mit einem Anteil von mindestens 25 Prozent berücksichtigt Kinder in Kitas und Schulen schaffen. Die CDU werden. Jede Kita braucht zudem eine Leitung und eine ständige Vertretung der Leitung. will die Kommunen beim bedarfsgerechten und Für die Finanzierung von Personalkosten müssen die realen Kosten entsprechend des Per- flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung sonalschlüssels auf Basis des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) zugrunde unterstützen und zudem eine „Förderung der gelegt werden. Finanzschwache Kommunen müssen mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet kirchlichen, betrieblichen und privaten Initi- werden. Perspektivisch fordert die GEW NRW eine gebührenfreie Kita, allerdings nicht zulasten der Qualität. Solange Elternbeiträge erhoben werden, müssen sie landesweit einheitlich ativen“ erreichen. Nach Ansicht der FDP soll geregelt sein. Da der Bund und die Sozialkassen von dem Erfolg früher Bildung am meisten die Kindpauschale, das KiBiz-Instrument zur profitieren, ist die finanzielle Beteiligung des Bundes entsprechend einzufordern. Ermittlung der Finanzierungskosten für Kitas, Joyce Abebrese, Referentin für Tarifpolitik der GEW NRW als „indexbasierte, also an Kostensteigerungen orientierte Kindpauschale“ eingeführt werden. Langfristig strebt die FDP Beitragsfreiheit an, allerdings habe die „Verbesserung der Betreu- ungsqualität Priorität“. Sie fordert bis dahin faire Personal: Mehr Wertschätzung & multiprofessionelle Teams Höchstgrenzen für Elternbeiträge. Zudem steht Die SPD will in NRW „für Gute Arbeit in der Zudem sollen mehr Fachkräfte mit Migrations- die FDP für eine Erhöhung der Angebotsvielfalt, Kita sorgen“. Sie möchte die „Anerkennung für hintergrund beschäftigt werden und bi- sowie sodass auch gewerbliche und private Träger den Arbeitsplatz Kita erhöhen“ und damit eine multikulturelle Konzepte Einzug halten. Die sowie Betriebskitas staatliche Förderungen er- faire tarifliche Bezahlung, sichere Arbeitsver- halten sollen. Die AfD will eine Wahlfreiheit bei GRÜNEN wollen „Rahmenbedingungen schaffen, hältnisse sowie ein gesundes und förderliches der Betreuung von Kleinkindern. Sie fordert einen die eine bessere Bezahlung ermöglichen und den Arbeitsumfeld schaffen. Die Beschäftigten sol- materiellen Ausgleich für Eltern, „die sich selbst Ausbildungsberuf, gerade für Männer, attraktiver len genug Zeit für Vor- und Nachbereitung der Erziehung ihrer Kleinkinder widmen“. Ein „Er- machen“. Gemeinsame Fort- und Weiterbil- sowie Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglich- ziehungsgehalt“ soll als „finanzielle Anerkennung dungen der beteiligten Fachkräfte sollen den elterlicher Erziehungsleistung“ gezahlt werden. keiten erhalten. Die SPD fordert zudem eine Übergang zwischen Kita und Schule verbessern. Ein Krippenplatz für unter Dreijährige kostet Verbesserung des Betreuungsschlüssels. Die DIE LINKE will die „Stellen der Sozial- und Erzie- ihrer Auffassung nach 1.200,- Euro monatlich. // GRÜNEN wollen einen „rechtsverbindlichen hungsberufe ausbauen und gerecht bezahlen“. Fachkraft-Kind-Schlüssel, der wissenschaftlichen Die CDU verspricht, unter dem Stichwort „Wert- Empfehlungen entspricht“, einführen. Sie wollen alle Tätigkeiten der Erzieher*innen und die schätzung für die gesellschaftlich bedeutende Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher“ über die GEW NRW, DGB NRW, ver.di: Eckpunkte Leitungszeit finanziell absichern und den Kitas PDF der gemeinsamen Forderungen für ein ein höheres Fortbildungsbudget zur Verfügung Ausbildung und Bezahlung von Erzieher*innen neues Kita-Gesetz stellen. Zudem fordern Die GRÜNEN einen nachzudenken. Die FDP will die duale Ausbil- www.tinyurl.com/kitagesetz-eckpunkte „Personalmix aus Fachkräften mit Hochschul- dung für Erzieher*innen mit angemessener www. GEW NRW: Parteiencheck zur Landtags- Vergütung und plant den Einsatz weiterer Fach- wahl – frühkindliche Bildung und Kita abschluss, Erzieher*innen und ergänzenden (erweiterte Textfassung) Kinderpfleger*innen“ sowie zur weiteren Ent- kräfte in Kitas – zum Beispiel Logopäd*innen www.nds-zeitschrift.de/nds-4-2017/parteien- lastung zusätzliches Hauswirtschaftspersonal. oder Kindheitspädagog*innen. // check-fruehkindliche-bildung-und-kita
nds 4-2017 11 Parteiencheck zur Landtagswahl Illustration: PureSolution / shutterstock.com Studium und Studienfinanzierung Allgemeine Studiengebühren gibt es seit 2014 in keinem deutschen Bundes- land mehr, in NRW seit 2011. Viele Bundesländer halten allerdings an Gebüh- ren für ein Langzeit- oder Zweitstudium, für internationale Studierende oder an überzogenen Einschreibegebühren fest. Zuletzt haben die Gebührenpläne der grün-schwarzen Landesregierung in Baden-Württemberg die Diskussion neu entfacht. Wie sehen die parteipolitischen Pläne für NRW aus? FDP: „Es geht um weltbeste Bildung.“ DIE LINKE: „Wir setzen uns für einen Hochschulzugang ohne Selektion ein.“ Die FDP fordert, dass die Hochschulen in NRW DIE LINKE fordert einen Hochschulzugang schlüsse. Die Hochschulen sollen ihr komplettes an die „besten Hochschulen in der Welt“ heran- ohne Selektion, der auch die Gebührenfreiheit Studienangebot auch als Teilzeitstudiengänge rücken. Dazu soll das Hochschulfreiheitsgesetz einschließt. Die „Abschaffung des Numerus anbieten können, und die Schaffung von bezahl- wieder in Kraft gesetzt und weiterentwickelt clausus und anderer Selektionsinstrumente, mit barem Wohnraum für Studierende soll gefördert werden. Neben einer Ausweitung der Teilzeit- und denen junge Menschen am Studium gehindert werden. Die Wiedereinführung des elternun- Fernstudienangebote sollen Studierende finan- werden“, ist in ihrem Wahlprogramm veran- abhängigen BAföGs und eine Anpassung der ziell besser unterstützt werden. Das bisherige kert. Darüber hinaus fordert sie ausreichend BAföG-Sätze an die heutigen Lebenshaltungs- BAföG wird durch einen elternunabhängigen Studienplätze für alle Studiengänge und Ab- kosten sind weitere Ziele. // Zuschuss von 300,- Euro monatlich ersetzt. Studierende können zusätzlich ein zinsgünstiges GRÜNE: „Studiengebühren SPD: „Studiengebühren bleiben Studiendarlehen von bis zu 500,- Euro monatlich erteilen wir eine klare Absage.“ in NRW abgeschafft.“ beantragen. Darüber hinaus sollen Hochschulen wieder Studienbeiträge einführen dürfen. Dabei Laut dem Wahlprogramm der GRÜNEN bleibt Die SPD fordert, dass finanzielle Hürden in entscheiden die Hochschulen selbst, ob sie das Studium weiterhin gebührenfrei. Dafür soll Bezug auf das Studium abgebaut werden und mit Studierenden sogenannte Studienverträge das Land den Hochschulen dauerhaft mehr lehnt jegliche Formen von Studiengebühren ab: abschließen, mit denen sie den Studierenden Mittel zur Verfügung stellen. Zusätzlich soll die „Die von CDU und FDP geforderte Wiederein- exzellente Studienbedingungen und verbind- Grundfinanzierung der Studierendenwerke erhöht führung von Studiengebühren wird es mit uns liche Förderangebote zusichern. Die Einnahmen werden, um Studierenden weiterhin günstigen nicht geben.“ Das BAföG soll bedarfsgerecht durch die Studienbeiträge sind zweckgebunden, Wohnraum, preiswertes Mensaessen und gute angepasst und dynamisiert werden. Die Gruppen um die Studienbedingungen zu verbessern. Im Sozialberatung bieten zu können. Die GRÜNEN der Bezugsberechtigten sollen erweitert und planen einen rechtsverbindlichen Anspruch auf Lösungen für Menschen entwickelt werden, die Gegenzug entrichten die Studierenden nach einen Masterplatz. Für Lehramtsstudiengän- sich im Übergang zwischen zwei Studiengängen Abschluss des Studiums eine Erfolgsprämie an ge soll eine kombinierte Zulassung zum Ba- oder in einem Teilzeitstudium befinden. Darüber die Hochschule. Diese darf maximal 500,- Euro chelor und Master entwickelt werden, damit hinaus soll günstiger Wohnraum für Studierende pro absolviertes Semester umfassen. // Absolvent*innen einen Masterplatz am gleichen gefördert werden. Teilzeitstudiengänge sollen Studienort zugesichert bekommen. Auch das ausgebaut und mehr Masterplätze geschaffen Teilzeitstudium soll weiter gefördert werden. // werden. // CDU: „Wir stellen die Hochschul- freiheit wieder her.“ Die CDU bewertet die Zeit des Hochschul- freiheitsgesetzes als sehr erfolgreich und das DIE GEW NRW FORDERT darauffolgende Hochschulzukunftsgesetz als rückwärtsgewandt. Studierenden soll aber wei- /////////////////////// FREIEN ZUGANG ZUM STUDIUM! terhin ein kostenfreier Zugang zur Hochschul- Die GEW NRW bleibt bei ihrer Forderung nach einer bedingungslosen Gebührenfreiheit des bildung ermöglicht werden, Studiengebühren Hochschulstudiums. Der Zugang zur Hochschule darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten werden abgelehnt. Darüber hinaus wird eine der Studierenden und ihrer Eltern abhängen, sondern muss allen offenstehen, die eine breite Stipendienkultur zur Förderung beson- Hochschulzugangsberechtigung erworben haben. Ob nun allgemeine Studiengebühren, ders kluger Köpfe begrüßt. Die Kooperationen Gebühren für ein Langzeit- oder Zweitstudium oder sogenannte Studienkonten – die GEW NRW lehnt Studiengebühren in jeder Form ab. Darüber hinaus fordern wir eine strukturelle zwischen Stiftungen und Universitäten sollen Erneuerung der Ausbildungsförderung, die perspektivisch zu einem elternunabhängigen unterstützt und die Wirtschaft aufgefordert Studienhonorar weiterzuentwickeln ist. werden, sich stärker finanziell zu engagieren. Julia Löhr, Jugendbildungsreferentin der GEW NRW Die Stärkung der Vereinbarkeit von Studium und Familiengründung ist ein weiteres Ziel. //
Fotos: micjan, suschaa, gb-photodesign.de / photocase.de 12 BILDUNG Förderschulen mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung Für gute Fördermöglichkeiten an allen Förderorten Mit dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz hat die Landesregierung in NRW 2013 die Stellenzuweisung verringerte sich von zuvor Weichen für schulische Inklusion gestellt. Entgegen aller Prognosen ist seitdem einer Lehrer*innenstelle für 7,83 Schüler*innen der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf jedoch auf jetzt eine Lehrer*innenstelle für 9,92 nicht zurückgegangen. Das zeigt sich vor allem an Förderschulen mit dem För- Schüler*innen. derschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ESE). Diese Schulform zu Gleichzeitig wirkt sich ein intensivpädago- schließen, steht über alle Parteigrenzen hinweg nicht mehr zur Debatte. Doch gischer Förderbedarf gemäß § 15 der Ausbildungs- gutes Lernen und Lehren sind dort trotzdem schwierig geworden. ordnung sonderpädagogische Förderung (AO-SF) für die Förderschule ESE nicht mehr bedarfser- Mit Inkrafttreten des 9. Schulrechtsände- überschaubaren und gut strukturierten Lerngrup- höhend aus. Vor 2014 wurden Schüler*innen rungsgesetzes sowie der damit einhergehenden pe neue Lernerfahrungen sowohl im sozialen als mit einem nachgewiesenen intensivpädago- Änderung der Verordnung zur Ausführung des auch im emotionalen Bereich machen können. gischen Förderbedarf noch mit einer eigenen § 93 Absatz 2 des Schulgesetzes haben sich von Der Eindruck vieler Kolleg*innen an den För- Schüler*innen-Lehrer*innen-Relation von 1 : 4,17 einem Schuljahr auf das andere die Rahmen- derschulen ESE, dass die häufig vorkommende gerechnet, jetzt fallen sie ebenfalls unter die bedingungen an der Förderschule ESE deutlich räumliche Enge sowie die gestiegenen Grup- neue allgemeine Schüler*innen-Lehrer*innen- verschlechtert. pengrößen zu vermehrten Konflikten führen, Relation im LES-Bereich. scheint vor diesem Hintergrund sehr plausibel. Diese deutlichen Verschlechterungen hat das Größere Lerngruppen Schulministerium erkannt. Das Land versucht in zu kleinen Klassenräumen Gesunkene Personalressource daher durch zusätzliche Stellen, ausgezeichnet Wurden zuvor im Schnitt elf Kinder bei Seit 2014 hält das Land NRW für die För- als Mehrbedarfe, die deutlich geringeren Per- einem Klassenhöchstwert von 14 Kindern in derung von Kindern mit sonderpädagogischem sonalressourcen gerade an den Förderschulen einer Lerngruppe unterrichtet, sind es seit dem Unterstützungsbedarf in den Bereichen Lernen, ESE auszugleichen. Hierbei soll der „Mehrbedarf Schuljahr 2014 / 2015 bis zu 17 Kinder. Dies Sprache und emotionale und soziale Entwick- I“, der Brüche in der Unterrichtsversorgung wirkt sich im Schulalltag massiv aus: Bereits im lung ein Stellenbudget vor, das sowohl die vermeiden soll und aktuell landesweit sehr dritten Jahr nach der Schulrechtsänderung ist Personalressource im Gemeinsamen Lernen unterschiedlich eingesetzt wird, in den nächs- ein Großteil der Lerngruppen größer als es im als auch die an den Förderschulen abdecken ten Schuljahren sukzessive abgebaut werden. Schuljahr 2013 / 2014 noch zulässig war. In soll. Allerdings reicht die Größe derzeit nicht Perspektivisch wird das noch einmal zu einer immer mehr Lerngruppen werden mittlerweile aus, um eine angemessene Förderung an allen weiteren Verschärfung der Situation an den 15 und mehr Kinder gemeinsam gefördert. Da Förderorten zu gewährleisten. Daher fordert die betroffenen Förderschulen führen. Die Vertei- viele Förderschulen ESE ursprünglich für klei- GEW NRW eine Aufstockung dieses Stellenbud- lung der Stellen aus dem Bereich „Mehrbedarf nere Klassen gebaut wurden, führt dies neben gets um 7.000 Stellen. II“ – vorgesehen für Maßnahmen zur Förde- vielen anderen Problemen häufig zu deutlich Mit der Einführung des Stellenbudgets für rung von Kindern mit intensivpädagogischem zu kleinen Klassenräumen. den Bereich der Lern- und Entwicklungsstö- Förderbedarf – erfolgt ebenfalls landesweit Gerade Kinder mit einem Unterstützungsbe- rungen (LES) wurde auch eine einheitliche sehr unterschiedlich und teilweise intranspa- darf im Bereich der emotionalen und sozialen Schüler*innen-Lehrer*innen-Relation festge- rent, ohne festgelegte Kriterien seitens des Entwicklung benötigen zumindest zeitweise legt, die eine Verschlechterung für den Bereich Ministeriums. Auch reicht der Umfang dieses einen Schonraum, in dem sie in einer kleinen, ESE von circa 27 Prozent mit sich brachte. Die Mehrbedarfstopfes bei Weitem nicht aus, um
nds 4-2017 13 eine qualitativ angemessene Förderung sicher- ner ausreichenden Besetzung mit sonderpä- positive Lernerfahrungen sowohl im schulischen zustellen. Das Problem der größeren Klassen dagogischen Lehrkräften multiprofessionelle als auch im sozialen und emotionalen Kontext wird so nicht gelöst. Teams – analog zu den Teams, die schon zur angebahnt und gefestigt werden. Integration neu zugewanderter Schüler*innen Daher fordert die GEW NRW auch, dass die Veränderte Schüler*innenschaft an Regelschulen existieren. So könnten die Klassenfrequenzrichtwerte an den Förderschu- Durch eine zunehmend auch inklusive Be- Kinder die individuelle, qualitativ angemessene len ESE sowie den Verbundschulen mit dem schulung von Kindern mit dem Unterstützungs- und teils intensivpädagogische Unterstützung Förderbedarf ESE wieder deutlich verringert bedarf im Bereich der emotionalen und sozialen tatsächlich erhalten, die sie benötigen – dazu werden und mindestens die alte Schüler*innen- Entwicklung an Schulen des Gemeinsamen gehören etwa Präventionsprogramme, Psycho-, Lehrer*innen-Relation wieder eingeführt wird. Lernens – die amtlichen Schuldaten aus NRW Spiel-, Sprach- und Ergotherapie. Außerdem muss sich auch im Bereich der emo- zum Schuljahr 2015 / 2016 verzeichnen einen tionalen und sozialen Entwicklung ein intensiv- Anstieg um etwa 32 Prozent – hat sich auch die Qualität der sonderpädagogischen För- pädagogischer Förderbedarf nach § 15 AO-SF Problematik der Kinder verändert, die weiterhin derung an allen Förderorten ausbauen wieder bedarfserhöhend auswirken. an Förderschulen ESE unterrichtet werden. Viele Mit der Ratifizierung der UN-Behinderten- Nur durch verbesserte Rahmenbedingungen Kolleg*innen berichten von immer komplexeren rechtskonvention hat sich Deutschland dazu kann dem Recht der Kinder nach einer an- Auffälligkeitsbildern, von einem immer höheren verpflichtet, gesellschaftliche Teilhabe auch gemessenen Förderung entsprochen werden. psychologischen Therapiebedarf sowie einem von Menschen mit Behinderung zu stärken. Der Und auch die Kolleg*innen, die diese Kinder deutlich angestiegenen Aggressionspotenzial. Besuch einer allgemeinen Schule stellt dabei fördern, benötigen für ihre Arbeit bessere Rah- Auch wenn eine Gesamtauswertung der aktu- nur einen Teil der Forderungen der Konvention menbedingungen, um nicht täglich bis an die ellen COPSOQ-Erhebung nach Förderschultypen dar (Artikel 24 Absatz 2). Vielmehr geht es auch Belastungsgrenze und darüber hinaus gehen leider nicht vorliegt, scheinen Einzelergebnisse um eine Bildung, die sich an der Erfüllung der zu müssen und ihren Beruf auch weiterhin dieser Erhebung psychischer Belastungen am Bedürfnisse aller Lernenden orientiert. Eine gesund ausüben zu können. Dies ist laut § 3 Arbeitsplatz die Berichte der Kolleg*innen aus angemessene, individuelle und sonderpädago- des Arbeitsschutzgesetzes übrigens eine Grund- den Schulen zu untermauern. Hinzu kommt ak- gisch fundierte Förderung von Schüler*innen pflicht des Landes NRW als Arbeitgeber aller tuell noch, dass immer wieder auch Kinder aus mit dem Unterstützungsbedarf im Bereich der Lehrer*innen. // inklusiven Settings an die Förderschule zurück- emotionalen und sozialen Entwicklung bedarf kehren, da sie unter den Rahmenbedingungen passender Rahmenbedingungen an allen För- an der Regelschule nicht angemessen gefördert derorten. Nur so kann auf Dauer die gesell- werden konnten. Diese Misserfolgserlebnisse schaftliche Teilhabe von Kindern mit diesem www. GEW NRW: Aktuelles und Hintergründe zu führen dann häufig zu einem noch verstärkten Unterstützungsbedarf sichergestellt werden. Förderschulen und Gemeinsamem Lernen Auftreten der gezeigten Problematiken. Ein solcher Förderort kann aktuell neben der www.gew-nrw.de/foerderschule- gemeinsames-lernen Die COPSOQ-Ergebnisse stützen Berichte Regelschule aber auch noch die Förderschule von Kolleg*innen darüber, dass sie in ihrer sein. Gerade Kinder, die einen erheblichen täglichen Arbeit an der Förderschule ESE bis sonderpädagogischen Förderbedarf aufweisen, an die Grenze ihrer gesundheitlichen Belastung benötigen – mindestens temporär – eine sehr Stephan Osterhage-Klingler gehen – und teilweise darüber hinaus. Um individuelle Förderung in einer kleinen, gut Bezirksfachgruppe Sonderpädago- gische Berufe im Regierungsbezirk Schüler*innen mit diesem extremen Unter- strukturierten Lerngruppe mit der Möglichkeit, Detmold und Mitglied im Referat C stützungsbedarf gerecht werden zu können, sehr individuell auf sie eingehen zu können. (Schulrecht, Bildungsfinanzierung und brauchen auch die Förderschulen neben ei- Nur unter diesen Rahmenbedingungen können -statistik) der GEW NRW
14 BILDUNG Fotos: andrey-fo, inkje, ruewi / photocase.de Geflüchtete in Dortmund Schaffen wir das? Dortmund gehörte 2015 zu den zentralen Schauplätzen der „Willkommenskultur“. Geflüchteten ist, desto positiver und entspannter Tausende Menschen aus vielen Krisengebieten der Welt erlebten hier ihr Ankom- äußern sich viele der Interviewpartner*innen. men im Westen. Wie sieht es etwas über ein Jahr danach aus? Wie hat sich die Bei den Gegner*innen handelt es sich eben- Stadtgesellschaft durch die Geflüchteten verändert? Eine Studierendengruppe falls nicht um eine einheitliche Gruppe. Einige der Fachhochschule Dortmund hat sich auf die Suche nach Antworten begeben. argumentieren aus politischer Überzeugung Hoffnungsvolle Zeichen im Jahr danach. gegen jeden Zuzug von Geflüchteten. Andere treiben eher Angst und Unsicherheit. Sie haben Die Dortmunder Stadtgesellschaft und -ver- Stadtbild „schluckt“ somit die neu Zugewan- Angst vor negativen Veränderungen in ihrer waltung standen im Sommer 2015 vor riesigen derten, ohne sich stark zu verändern. Dies ist Stadt, etwa vor einer Zunahme von Gewalt oder Herausforderungen: Innerhalb von Stunden der positive Aspekt. vor Konkurrenz um Ressourcen, zum Beispiel musste eine Logistik für das Nötigste zur Ver- Der kritische zweite Punkt ist jedoch, dass auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Das gilt fügung gestellt werden. Turnhallen wurden zu es bisher auch nur sehr wenige Beispiele für auch für Menschen mit Migrationshintergrund. Schlafsälen umfunktioniert, Notaufnahmen ein gelungenes Zusammenleben „auf Augen- geschaffen. Viele Dortmunder Schulen reagierten höhe“ gibt. Zumeist bleiben die Geflüchteten mit Auffangklassen, improvisierten zunächst und sowie die Einheimischen noch unter sich. Die trugen so ihren Teil zur Chaosbewältigung bei. staatlichen Stellen und die vielen freiwilligen Zum Weiterlesen Etwas mehr als ein Jahr später ist das Chaos Helfer*innen sind zwar Brückenbauer*innen Dierk Borstel, Stephanie Szczepanek (Hrsg.): vorbei, Notunterkünfte konnten geschlossen einer neuen Gesellschaft des gemeinsamen werden und die Zahl der Neuankömmlinge ist Zusammenlebens. Noch gibt es jedoch sehr Perspektiven auf Flüchtlinge gesunken. Es ist wieder Alltag eingekehrt. Hat viele Hindernisse: Sprachbarrieren, Unsicher- in Dortmund sich darin aber etwas verändert? Wie gestaltet heiten im Asylverfahren, formale Hürden oder sich heute das Zusammenleben in der Stadt eine Konzentration des Zuzugs in bestimmten mit den Geflüchteten? Welche Probleme tau- Stadtteilen. Ob ein Zusammenwachsen tatsäch- epubli Verlag, 2017 chen auf, was gelingt gut? Um diese Fragen zu lich gelingt, ist noch völlig offen. ISBN: 978-3-7450-3554-4 beantworten, starteten Studierende der Fach- 276 Seiten These 2: Es gibt eine starke 10,99 Euro hochschule Dortmund ein Forschungsprojekt, Polarisierung – dafür oder dagegen! dessen Ergebnisse nun vorliegen. Das Erfreuliche Dortmund gehörte 2015 und 2016 zu den deut- vorweg: Entgegen vieler Unkenrufe konnte der In nahezu allen Reportagen, die die Studieren- schen Städten, in denen die meisten Geflüchte- den für das Projekt zusammengetragen haben, ten ankamen. Von hier aus wurden tausende organisierte Rechtsextremismus bisher nicht Menschen weitergeschickt. Andere kamen, um profitieren. wird von einer starken Polarisierung innerhalb in Dortmund zu bleiben. In der Bevölkerung der Dortmunder Bevölkerung berichtet. Der regte sich sofort rege Anteilnahme und Unter- These 1: Für viele hat sich konkret im Zuzug der Geflüchteten wird begrüßt oder ab- stützung in der sogenannten „Willkommenskul- Alltag nur sehr wenig verändert. tur“. Schnell waren aber auch kritische Stimmen gelehnt. Moderierende Stimmen zwischen den in der Stadt zu hören. Dieses Buch fragt – im Die Geflüchteten sind da, aber die meisten beiden Positionen sind selten. Dabei variieren Jahr danach – nach den Perspektiven in der Dort- Bürger*innen sehen sie nicht. Das hat vermut- die Argumente und Motive innerhalb der beiden munder Bevölkerung auf die Flüchtlinge in ihrer lich sehr unterschiedliche Gründe. Zum einen Pole. Einige Befürworter*innen argumentieren Stadt. Wie werden sie wahrgenommen? Welche Erfahrungen gibt es im Alltag? Hat sich was existieren noch viele Vorstellungen davon, wie mit der Macht des Faktischen: Geflüchtete kämen verändert? Gibt es Konflikte? Gibt es positive „Kriegs- oder Armutsflüchtlinge“ vermeintlich nun mal und das sei besonders im Falle eines Erfahrungen? Eine studentische Projektgruppe aussehen, die mit der Realität schon lange Krieges auch nachvollziehbar. Dieser Prozess sei der Fachhochschule Dortmund hat sich dazu auf eine Reise in die Dortmunder Stadtgesellschaft nichts mehr zu tun haben. Zum anderen ist zu gestalten. Andere Befürworter*innen argu- begeben und in 30 Reportagen die Sichtweisen Dortmund sowieso schon seit Jahrzehnten von mentieren moralisch oder mit religiösen Motiven. zusammengetragen und analysiert. Vielfalt und Migration geprägt. Das bisherige Dabei fällt auf: Je konkreter der Kontakt zu
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