Obstanbau im Einklang mit der Natur - Obstanbau ohne Gift
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Obstparadies Staufen - Obstbau im Einklang mit der Natur Schutzgebühr: 3 Euro Obstanbau Obstanbau ohne Gift 1 im Einklang mit der Natur
Warum Obstanbau ohne Gift? Der Behandlungsindex (BI) stellt die Anzahl Das heist 31 Pflanzenschutzanwendungen pro Jahr. der Pflanzenschutzanwendungen auf einer betrieb- Herbizide, Fungizide oder Insektizide. lichen Fläche dar. Da sollten wir nicht so überrascht tun, wenn man- Im Apfelanbau lag im Zeitraum von 2011 bis 2019 cherorts schon bis zu 80% der Insekten verschwun- der durchschnittliche Behandlungsindex über 31. den sind. Wikipedia definiert: „Ein Insektizid ist ein Pestizid, das zur Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien verwendet wird.“ 2017 wurden in Deutschland 17.652 Tonnen Insektizide abgegeben. Wie neueste Daten belegen, sind bis zu 80 Prozent der Insekten verschwunden. Wenn in Reihenkultur-Obstan- lagen zu Beginn der Obstsaison mit Insektiziden gegen Läuse gespritzt wird, werden nicht nur die Läuse, sondern auch die Nützlinge getötet. Insektizide unterscheiden nicht zwischen schädlichen und nützlichen Insekten. Sie töten nicht nur die Obstschädlinge, sondern auch die Insekten, die wir für die Blütenbestäubung brauchen. In unseren Breitengraden gibt es rund 550 ver- schiedene Wildbienenarten. Wespen, Hummeln und Hornissen sind die bekannteren Wildbienen- arten. Aus der Sicht der Wildbienen ist unsere moderne, industrielle Landwirtschaft eine einzige Katastrophe. Diese Zahlen kommen aus der Moderne Obstreihenkultu- Statistik des NAP (Nationaler ren können systembedingt Aktionsplan Pflanzenschutz) weder konventionell noch und basieren auf gesetzlichen im Bioanbau ohne Pestizide Vorgaben der EU. bewirtschaftet werden. 2 3
Obstanbau ohne Einsatz von Gift! Der Marktanteil von ungespritztem Obst liegt in Deutschland nur bei 0,5 Prozent. Gleichzeitig würden laut Umfragen 85 bis 93 Prozent der Bevölkerung gerne unge- spritztes Obst essen. Junganlage mit Obstbäumen 2009 entstand die Idee, in Staufen viele verschie- Obstbaubücher suchten, gab es immer dieselben dene Obstarten ohne Einsatz von Herbiziden, Hinweise: Obstbau ohne Spritzmittel geht nicht. Fungiziden und Insektiziden anzubauen. Wir such- Das hat in uns den Ehrgeiz geweckt, es einfach zu ten Grundstücke und fingen an zu pflanzen. Wenn probieren. wir Rat bei Spezialisten oder in wissenschaftlichen Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat’s einfach gemacht. 4 5
Die Lösung kommt aus einer Zeit, als es noch keine Spritzmittel gab Das Studium von alter Literatur aus der Zeit vor Viele Dinge begreift man erst, wenn man beginnt, 1950 sowie das Beobachten der Natur und den Zu- die Kreisläufe zu verstehen. Manche Dinge sind sammenhängen sind heute die Grundlagen unserer so komplex, dass wir sie vielleicht nie verstehen neuen Obstanbauart. werden. Und es geht doch! Mit einer Anbaufläche von über 20 Hektar und Angebaut werden in unserem Weinbauklima neben einem großen Anbauspektrum sind wir inzwischen den Obstklassikern zahlreiche Wildobstarten sowie ein landwirtschaftlicher Bioland-Vollerwerbs- einige heimische Exoten. betrieb. Dabei verzichten wir auf jegliche Art von Spritzmitteln und auf chemisch-synthetisch her- gestellten Stickstoffdünger. 6 7
Obstbau früher und heute Um unser Tun zu verstehen, ist es wichtig, einen Bohnapfel, Champagner Renette, Williams Christ- Seit 1950 wurde Obst immer häufiger weltweit ge- Massenerzeugung. Heute wird Obst überwiegend Rückblick in die Obstbaugeschichte zu machen. Birne und Pastorenbirne. handelt. Industrieller Anbau, vermehrter Spritzmit- über die großen Einzelhandelsketten verkauft. Die Obstsorten, wie Französische Renette, Gold- Damals war Obst ein exklusives Gut der wohl- teleinsatz, bessere Lager- und Transportlogistik ver- ursprüngliche Obstvielfalt stirbt aus. parmäne, Große Grüne Reneklode, Haferschlehe habenden Bevölkerung. Was nicht frisch verzehrt änderten die Situation rasant. In der Nachkriegszeit Weltweit werden noch etwa ein Dutzend Apfelsor- oder die Mirabelle von Nancy wurden schon vor werden konnte, wurde zu Dörrobst, Mus, Obst- wurden verstärkt Reihenkulturen angebaut. Für ten in großem Stil angebaut. Die Selbstversorgung über 400 Jahren angebaut. Alte leckere Sorten, wein oder Obstessig verarbeitet und somit haltbar die Rodung der Streuobstbestände gab es Prämien. mit Obst gehört der Vergangenheit an. Nur noch die wir heute noch gerne anbauen sind Rheinischer gemacht. Über Jahrzehnte setzte man auf Rationalität und 18 Prozent des Obstes, welches wir essen und Johann Martin Morat, Staufen (von Südwesten), um 1840, Gouache Johann Martin Morat, Staufen (von Norden), vor 1845, Gouache Erst im 17. und 18. Jahrhundert entwickelt sich edler, seltener Obstarten und Obstsorten. Die Zeit trinken, wird noch in Deutschland angebaut. 50 Prozent der Äpfel in China angebaut. Die land- Obst zum Grundnahrungsmittel. Um die Dörfer zwischen 1830 bis 1950 gilt als die Zeit der großen 82 Prozent des Obstes wird importiert. Das größte wirtschaftlichen Löhne in China liegen im Vergleich entstanden Streuobstbestände für die Selbstver- Sortenvielfalt. Bis 1950 gab es in Deutschland über europäische Apfelanbaugebiet liegt in Polen. Dort zu uns bei lediglich fünf Prozent. sorgung. Überschüsse wurden regional verkauft. 1.000 Apfelsorten. liegen die Lohnkosten gegenüber Deutschland bei Bildnachweis: Augustinermuseum, Städtische Museen Freiburg In barocken Gärten entstanden Sammlungen 20 Prozent. Weltweit werden inzwischen fast Fotos: Axel Killian 8 9
Natur beobachten, Prozesse und Wechselwirkungen verstehen Wenn ein großkroniger 70-jähriger Apfel- baum in einem Jahr 1.630 Kilogramm gesunde schmackhafte Saftäpfel hervorbringt, zeigt dies, dass es um mehr geht, als um die Technik, Äpfel Das Wurzelwerk der großkronigen Obst- anzubauen. Die Pflanzen und Tiere auf unseren bäume ist gewaltig. Die Wurzelmasse im Obstwiesen sind alle Teile eines großen Ganzen, Untergrund ist größer als der sichtbare Teil sind Teil einer wunderbaren Schöpfung. Diese des Baumes. Das Massenverhältniss Wurzel, Wahrnehmung und Erkenntnis hat für unser zu Mykorrhizapilze liegt bei ca. 20:80. Tun im Obstparadies weitreichende Folgen. Das Wurzelwerk Unsere Bäume sind zum Teil zehn Meter hoch und Auch hier gibt es unsichtbare Wechselspiele. haben Kronendurchmesser von zwölf Metern und Mykorrhizapilze dringen in die Wurzeln lebender mehr. Damit der einzelne Baum Wind und Wetter Pflanzen ein. Sie holen sich Zucker von ihren Wirts- standhält und jährlich Hunderte Kilo Obst tra- pflanzen und können sich dann zu gigantischer gen kann, braucht er ein stabiles Wurzelwerk. Bei Größe ausdehnen. Der Pilz liefert den Wurzeln im jedem Baum ist das Wurzelwerk im Untergrund Gegenzug Wasser und Nährstoff. Die Wurzel allein mächtiger als der Baum überirdisch. Die Wurzeln wäre dazu nicht in der Lage. Ein Teelöffel Wald- alleine sind aber trotz ihrer Mächtigkeit nicht dazu boden enthält über einen Kilometer Pilzfäden. in der Lage, den Baum mit seinen Blättern und das Mykorrhizapilze verhelfen ihren Wirtsbäumen zu Obst mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. gewaltiger Widerstandskraft. Hohe Temperaturen, Dürre, Nährstoff- knappheit, niedriger Sauerstoffgehalt und Überschwemmungen können so von großen Bäumen besser verkraftet werden. Je älter und größer die Bäume in unseren Obstanlagen werden, desto weniger Pro- bleme haben sie mit Mehltau- und Schorf- pilzen. Wie der Wassertransport in einem Baum tatsächlich funktioniert, wissen wir bis heute noch nicht genau. Umso größer wird unser Respekt vor der Natur, wenn einzelne Bäume immer wieder über tausend Kilo- gramm gesunde Früchte hervorbringen. 10 11
Unser Erdreich ist prallvoll mit Das Wiesengras, das ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird, sowie die Blätter werden von den unendlichen Mengen an Kleinstlebewesen zu Hu- geht es um die Wertschätzung der Schöpfung, die uns heute und wenn möglich auch in Zukunft er- nährt. Leben. Es gehört zu den kostbarsten mus - zu natürlichem Flächendünger - verwandelt. Jegliche Art von Spritzmitteleinsatz, aber auch der Die Bedeutung der Ameisen Einsatz von chemisch-synthetisch hergestelltem Reichtümern dieses Planeten. Stickstoffdünger würde viele solcher Prozesse, die auf gesunden Böden Jahr um Jahr ablaufen, min- Die Ameisen holen unermüdlich Insekten aller Art von Bäumen und Sträuchern. Für die Aufzucht dern oder gar verhindern. ihrer Brut benötigen sie Larven, Raupen, Insekten Wir Menschen können immer wieder nur beobach- und deren Eier. Das Wunder fruchtbare Erde Regenwürmer erzeugen Humus ten und staunen. Das vielfältige Leben mit seinen Verschiedene Spechtarten suchen auf den Bäumen In einem Liter fruchtbarer Erde existie- Gerade im Herbst, wenn der Boden noch feucht vom Mor- Kreisläufen belegt, dass das Ganze jeweils größer unserer Streuobstwiesen nach Ameisen. Da wir ren zahlenmäßig mehr Lebewesen, gentau ist, finden wir oft Hunderte von Apfelbaumblättern ist als die Summe seiner Teile. Wer behauptet, dass auch die alten Bäume mit Baumhöhlen hegen und als Menschen auf der Erde leben. Der zusammengerollt und senkrecht im Boden steckend. Mehltau- er die Auswirkungen des Einsatzes der Insektizide, pflegen, brüten Spechte in den Anlagen. Die Spech- Boden lebt und die Landwirtschaft hat und Schorfpilze überwintern hauptsächlich auf dem Falllaub. Herbizide und Fungizide abschätzen kann, irrt. te suchen nicht nur die Baumstämme nach Ameisen es in der Hand, ihn zu erhalten oder zu Regenwürmer und viele andere Kleinstlebewesen können Es geht eben nicht nur um das Feststellen von ab, sie fressen auch andere tierische Besucher, die zerstören. heruntergefallenes Laub im Winter zu Humus umwandeln. Grenzwertüberschreitungen im Obst. Inhaltlich sich im Obstbaumholz niedergelassen haben. Viele der Bodenbewohner sind für unser Dank der Regenwürmer wird so auch der Mehltau- und normales Auge nicht sichtbar. Wenn Schorfbefall in den Anlagen stark reduziert. Sind die pilz- wir jedoch nur eine einzige Gruppe befallenen Blätter allerdings bis zum Frühjahr nicht von den innerhalb dieser Lebensgemeinschaft Kleinstlebewesen verarbeitet, gelangen bei Regen von den zerstören, ist das gesamte Gleichgewicht vorjährigen Blättern neue Pilzsporen auf die tiefhängenden gestört. Triebe in den Obstanlagen. Tage hat es sanft geregnet, die Ameisen mussten es wissen, dass es so kommt. Das sanfte Glimmen der Glühwürmchen ist Vorsorglich haben sie mit vereinten Kräf- selten geworden. Es ist aber immer wieder ten eine Festung gebaut. Nein, nicht eine eine große Faszination, wenn wir sie nachts Festung, sondern Hunderte … gelegentlich auf unseren Wiesen entdecken. 12 13
Die Blütezeit ist die schönste Zeit im Obstparadies Jede einzelne Blüte ist ein Wunderwerk der Schöpfung. Man kann sich kaum daran satt sehen. Wenn Triebe sich zeigen, wenn Knospen sprießen, wenn Blüten ihre volle Pracht entfalten, dann entsteht etwas Wunderba- res, etwas Neues. Aus Millionen von Blüten wird wundervolles Obst, aus Tausenden von Kaulquappen Frösche, aus Hunderten von Raupen wunderschöne Schmetterlinge und aus Hunderten von Vogeleiern Vögel, die täglich zwitschern. Wir dürfen dies immer wieder erleben. Immer wieder und immer wieder. Dies ist es, was uns faszi- niert, was uns an der Natur so beeindruckt und antreibt. 14 15
Wir bewirtschaften Obstwiesen an acht verschie- Diese Tiere - und noch viele mehr - haben in denen Standorten. Die Flächen weisen eine unter- unserem Obstparadies eine Heimat. Dazwischen schiedliche Strukturvielfalt auf. Überall haben wir wachsen Jahr um Jahr die vielen leckeren eine große artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. ungespritzten Obstarten. Lebensgemeinschaft im Obstparadies 16 17
Die Hundertjährigen im Obstparadies … ... könnten sie ihre Geschichten erzählen, würden wir uns nie langweilen. Die Farben, das Licht der Jahreszeiten, der Duft, die Tiere und das Leben. Ein Meisterwerk an Wissen und Schönheit, welches alle Winkel unserer Obstwiesen ausfüllt. 18 19
Totholzplätze, Totholzbäume, Steinbiotope Auch wenn Totholzbäume als Obstbäume aus- und Teiche bilden Inseln für eine Vielzahl von gedient haben, dürfen sie zwischen den neu Käfern und Schmetterlingen, Blindschleichen, gepflanzten Bäumen stehen bleiben. Sie wer- Ringelnattern, Kröten, Frösche, Salamander, den im Kreislauf der Natur zu Wohnungen für Haselmäuse, Bilche, Siebenschläfer, Igel, Eich- viele unterschiedliche Tierarten. hörnchen, Eidechsen und viele mehr. Sie alle haben auf den Obstparadies-Grundstücken eine Heimat. 20 21
Trockenheit und der damit Auch die Tierwelt verbundene Wassermangel wird braucht bei Hitze Wasser künftig die größte Heraus- In den Hitzemonaten kommen hier alle 2 – 3 Stun- keit kreuz und quer über die Wasseroberfläche, um forderung für die Landwirtschaft den bis zu 50 Schwalben, um Wasser zu holen. Sie segeln für ein paar Minuten in Höchstgeschwindig- im Flug Wasser aufzunehmen. Innerhalb weniger Sekunden sind sie dann wieder verschwunden. Fast alle Obstparadies Grundstücke ver- fügen über Bäche und Teiche. Die Teiche wurden angelegt, um Oberflächenwasser zu sammeln und zu speichern, damit Beeren und Jungbäume in extremen Trockenphasen gewässert werden können. Honig- und Wildbienen, alle, die Durst haben, können in unseren Teichen Wasser holen. Wenn bei extremer Trockenheit die kleinen Bäche kein Wasser mehr führen, kommen auch große Vögel wie Rostgänse, Nilgänse, Fischreiher oder Störche immer wieder vorbei. 22 23
Obstparadies Teiche sind nicht nur Lebensgrundlage für die Tierwelt. Unsere angelegten Teiche bringen die Vielfalt zum Explodieren. Zehntausende Sie sind zu jeder Jahreszeit Kaulquappen, Frösche, Kröten, Ringel- nattern, Salamander, Molche, Wasserläufer auch eine traumhafte Augenweide. und Wasserschnecken tummeln sich in und um diese Biotope. Verschiedene Libellen, deren Flügel in der Sonne glänzen, Gottesanbeterinnen und Käfer aller Art. Die Seite würde nicht ausrei- chen, wollten wir alle aufzählen. Je größer die Gesamtvielfalt in den Anlagen, desto stabiler das ökologische Gleichgewicht. 24 25
Oft unscheinbar stehen sie in allen Wetterlagen auf unseren Wiesen. Wir haben schon Hunderte Blumenbilder in unseren Wiesen gemacht. Meist herrscht eine heute selten gewordene Stille aller Art vorbei. Sie laben sich am Morgentau oder Mit der Vielzahl der Arten könnten wir ein eigenes Buch machen. in den Obstwiesen. Gelegentlich schauen Insekten sind auf der Suche nach Nektar. Sie sind klein, aber wunderschön. Manche dieser farbenen Backen aufblähte. Ein Bild entstand, als Blumenwiesenbilder entstanden in den Abend- zwei Wildkatzen zehn Meter weiter durchs Gras stunden, als sich eine Kumuluswolke mit pfirsich- streiften. 26 27
Pflanzen nehmen ihre Umwelt sehr detail- Daraufhin werden in den Blättern Gift und liert wahr. Sie fällen Entscheidungen und Bitterstoff angereichert, um diese für die entwickeln dabei beeindruckende Lebens- Tiere ungenießbar zu machen. Wissenschaft- strategien. Es gibt Pflanzen, die sich mit ler können längst belegen, dass Pflanzen einem Nervengift in den Blättern schützen, keinen festen mechanischen Abläufen ge- damit sie nicht von Fressfeinden angeknab- horchen, sondern hochkomplexe Lebe- bert werden. Andere produzieren Duft- wesen sind. Diese Phänomene gilt es in stoffe, die Nützlinge anlocken, welche die einer cleveren Landwirtschaft zu nutzen. Feinde fressen. Es gibt Bäume, die Duftstof- fe aussenden, um die Artgenossen in ihrer unmittelbaren Nähe zu warnen. Der wiederkehrende Wandel der Jahreszeiten Aura einzelner Pflanzen wie hier beim Rotklee fasziniert uns immer wieder aufs Neue. oder bei der Distel. Sie stehen zu Tausenden in Oft ist es aber auch die Verwandlung, die sichtbare unseren Anlagen. Im Obstparadies stehen viele Büsche, die den Vögeln Nahrung und Schutz bieten. Es gibt viele verschiedene Weiden, zum Teil Frühblüher, die den ersten Insek- ten nach der Winterruhe ein rei- ches Nektarangebot darbieten. In der tief stehenden Herbstsonne sind es vor allem die Efeuplätze, an denen sich die Insekten noch- mals Nahrung holen können. 28 29
Wildbienen sind für uns systemrelevant. Viele der Wildbienen brauchen für die Brutablage hohle Stängel, Oft klein und unscheinbar, Totholz, Lehm oder Sand. Unterstützend haben wir aber alle haben ihren Platz im über 100 Wildbienenhotels unterschiedlichster Art ge- großen Ganzen. baut, aufgestellt oder in die Bäume gehängt. Feine Düfte und unterschiedlichste Gerüche locken sie an. Sie suchen Nahrung. Es sind endlos viele, wenn man sie nicht ständig mit Pestiziden reduziert. Neben der Honigbiene spielen die Wildbie- nen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung. Die Honigbiene fliegt erst bei Temperaturen ab 12 Grad Celsius. Viele Wildbienen fliegen bereits ab 4 Grad Celsius. Fällt die Baum- blüte mit niedrigen Temperaturen zusam- men, sind die Wildbienen also besonders wichtig. Manche Obstarten brauchen, um eine gute Ernte zu erreichen, eine Schüttel- bestäubung. Diese übernehmen Hummeln besonders gut. 30 31
Die Schönheit der Schöpfung Das Obstparadies – ein idealer in voller Pracht! Lebensraum für Pflanzen und Tiere Libellen mit ihren schimmernden Flügeln im Mor- Alle Busch- und Baumkulturen stehen auf Wiesen. genlicht. Schmetterlinge in der glühenden Sommer- Die Wiesen werden sehr spät gemäht, damit die hitze. Oder Klatschmohnbesucher im Abendrot. zahlreich vorhandenen Blumen und Gräser aus- Immer sind es die besonderen Momente im Obst- blühen und sich vermehren können. Die Flächen paradies. Wir sind der festen Überzeugung, dass werden streifenweise zeitlich versetzt gemäht. es besser ist, mit den Insekten zu leben, als sie mit So können die unendlich vielen Kleinstlebewesen, Herbiziden umzubringen. die die Wiese als Lebensraum brauchen, in der Anlage bleiben. 32 33
Wir erfreuen uns immer wieder über die vielen Vögel im Obstparadies. Sie Diese Vogelarten singen hauptsächlich bei Tagesanbruch, wenn es sonst noch eher ruhig ist. Die „Vogelbistros“ helfen den Tieren vor allen sehen wir immer Die kühle und feuchte Morgenluft kann ihre Gesänge und deren Bedeutung wieder in unseren Dingen bei Schnee und Frost ausreichend Futter Obstanlagen: weit über unsere Obstwiesen tragen. zu finden. Denn wenn eine Meise 24 Stunden lang kein Futter findet, stirbt sie. In unseren Amsel Anlagen hängen rund 400 Nisthilfen für Vögel Bachstelze und Fledermäuse. Immer wieder staunen wir, Bergfink wie schnell die Nistkästen belegt sind. Damit Blaumeise die Vögel ihre Nester bauen können, brauchen Buchfink sie Moos, Stroh, Heu, Federn, Blätter oder Buntspecht kleine Zweige, all das finden sie in unseren Dohle Obstanlagen. Dorngrasmücke Eichelhäher Elster Fasan Weniger zu spritzen Feldsperling oder statt chemisch-syn- Garten- thetischer biologische rotschwänzchen Wirkstoffe zu spritzen, Girlitz ist oberflächlich betrach- Goldammer tet ein Erfolg, führt aber Graureiher nicht wirklich zum Ziel. Grünfink Denn Insektizide, auch Grünspecht die natürlichen, die im Haubenmeise Bioanbau zugelassen Kleiber sind, sollen Insekten Kohlmeise töten. Möglichst schon Kuckuck beim ersten Mal. An- Mauersegler sonsten muss häufiger Mäusebussard gespritzt werden. Die Mehlschwalbe Folge: keine Insekten, Mittelspecht keine Vögel. Mönchsgrasmücke Nachtigall Der Käfer wurde von einer Neuntöter Neuntöterfamilie als Nahrungs- Nilgans konservierung zum Trocknen Pirol aufgehängt. Dies Schauspiel der Rauchschwalbe Natur haben drei Praktikanten Ringeltaube erlebt und fotografiert. Fünf Rostgans junge Neuntöter suchten wie Rotkelchen ihre Eltern Käfer, um sie dann Rotmilan aufzuspießen. Saatkrähe Sie reduzieren vor allem während der Schwarzkelchen Brutzeit die sogenannten Obstschädlinge Warum wir Vögel besonders fördern wie Apfelwickler, Pflaumenwickler, Kirsch- Schwarzspecht Singdrossel Ein Meisenpaar vertilgt mit seiner Brut im Lauf eines fruchtfliege, Kirschessigfliege, Walnussfrucht- Star Jahres bis zu 75 Kilogramm Insekten. Die Vögel fliege und viele mehr. Uns ist es eine große Steinkauz suchen die Sträucher und Bäume nach Insekten ab, Freude, Tag für Tag die Vögel zu beobach- Stieglitz um die hungrigen Mäuler ihrer Jungen zu stopfen. ten. Was die Vögel tagsüber nicht vertilgen, Stockente Viele Hundert Vogelnisthilfen geben unseren übernehmen in den Abendstunden die Storch Vögeln Schutz und eine gute Nistmöglichkeit. Wir Fledermäuse. Auch sie fressen große Men- Türkentaube verwenden Holzbetonkästen mit einem speziellen gen von Insekten. In speziellen Fledermaus- Turmfalke Marderschutz. An einigen Plätzen füttern wir im nisthilfen haben sie ebenso eine Heimat auf Wendehals Winter die Vögel. unseren Obstwiesen gefunden. Wiedehopf Zaunkönig 34 35
Manchmal muss man mit der Geduld, die aus dem Verständnis heraus wächst, nur abwarten Sitzstangen und Nisthilfen für Raubvögel wie Eu- Bei einer Übervermehrung fangen Wiesel mehr len, Falken, Bussarde und Co. sind wichtig, um die Mäuse, als sie fressen können. Da Feld- und Wühl- Mäusepopulationen ganzjährig in Grenzen zu hal- mäuse sich vegetarisch ernähren, sind sie für das ten. Hierbei helfen auch Hermelin und Mauswie- Wurzelwerk von Büschen und vor allem für Jung- sel. Beide Wieselarten wohnen in eigens errichteten bäume gefährlich. Aus diesem Grund werden im Steinhaufen. Wiesel sind wichtige Gegenspieler von Obstparadies alle Büsche und Baumwurzeln mit Mäusen. großem Aufwand unterirdisch mit Drahtkörben geschützt. Im Obstparadies unterstützen Nützlinge In unseren Anlagen hängen Tausende von Ohrwurm- wohnungen, das sind umgekehrte Tontöpfe, gefüllt mit Holzwolle. Die nachtaktiven Tiere können sich dort tagsüber vor ihren Feinden, den Vögeln, verstecken. Der gemeine Ohrwurm ernährt sich räuberisch von Blatt- läusen und kleinen Schadinsekten. Er ernährt sich aber auch, wie etwa der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer von Mehltaupilzen. Weitere Gegenspieler verschiedener Läusearten sind Blumenwanzen, Weichwanzen, Kamel- halsfliegen, echte Netzfliegen, Florfliegen, Ahlenkäfer, gemeiner Weichkäfer, verschiedene Marienkäferarten, Blutlauszehrwespen, Erzwespen, verschiedene Blattlaus- schlupfwespen, räuberische Gallmücken, Schwebfliegen, Sperlingsvögel und Kohlmeisen. Eines haben alle diese Gegenspieler gemeinsam. Sie überleben keine Insektizid- spritzungen! Sind die Nützlinge weg, haben die Läuse einfaches Spiel. Vor allem in Monokulturen. Die Folge: Noch mehr Spritzungen 36 37
„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“ Arthur Schopenhauer Wer die Schönheit der Natur wahrnimmt und beginnt sie zu begreifen, sieht die Welt mit anderen Augen. Die Tarnung der Raupe oder des Rebhuhn- weibchens sind hochinteressant. Wenn aus dem Laich von Tausenden Froscheiern Kaulquappen werden und daraus Frösche, offenbart sich etwas Besonderes, etwas Einmaliges. Die industrielle Landwirtschaft, auch der industri- elle Bioanbau, gerät immer mehr in die Sackgasse. Dafür gibt es endlos viele Belege. Zu viele Nebel- bomben haben in der letzten Zeit die Sicht ver- hüllt. Am Beispiel der blühenden Randstreifen, die das Insektensterben aufhalten sollen, wird es deutlich. Es ist geradezu peinlich, sich für eine Insektenviel- falt auf den blühenden Randstreifen zu beschrän- ken. Alle wissen, danach kommt der Riesentraktor mit gewaltigen Auslegern, der dann den Giftnebel versprüht. Insektizide, die gerade die störenden Insekten umbringen sollen, machen auch vor dem Blühstreifen keinen Halt. Und wie sieht es nach dem Giftregen mit der Kommunikation der Pflan- zen und Tiere aus? Dies ist kein Ufo im Obstparadies. Wir wissen wenig, viel zu wenig. In einem unserer Sandflächen, die wir für Wildbienen anlegten, fanden wir mehrere dieser kreis- förmigen Strukturen. Kleine Tiere haben Gräser in den Sand gezogen. Sind die Kreise im Sand durch den Wind entstanden? Oft stehen wir vor Rätseln ... Florianne Koechlin schen: es sind Methyljasmonate, die zum Beispiel schreibt in einer ihrer vielen Veröffentlichungen: auch in Parfums verwendet werden. Bei Experi- menten an der Washington State University musste Pflanzen „kommunizieren“ Forschungsleiter Bud Ryan seinen Forscherinnen vorschreiben, im Gewächshaus kein Parfum zu ge- Wenn eine Tomate von einer Raupe angegriffen brauchen - das hätte die Tomaten verwirrt. und verletzt wird, dann beginnt sie sich zu wehren und bildet zum Beispiel Toxine gegen die Raupe. Die verletzte Tomatenpflanze tut aber noch mehr: Pflanzen sind „sensibel“ Sie sendet einen SOS-Duftstoff aus und warnt Heute wissen wir, dass Pflanzen mindestens 17 ver- damit andere Tomatenpflanzen in der Umgebung, schiedene Umweltvariablen wahrnehmen, also „er- damit diese auch Abwehrstoffe zu bilden beginnen. spüren“ können. Sie können chemische Duftstoffe ForscherInnen kennen dieses SOS-Signal inzwi- „riechen“ und Licht differenziert wahrnehmen. 38 39
Der Golden Delicious hatte in den 70er-Jahren bist zu zweidrittel Marktanteil. Dies war nur mit extremem Pflanzenschutz möglich, da er Alte ungespritzte Obstsorten stark pilzanfällig ist. Im Bild: Golden Delicious ohne Pflanzenschutz aus dem Obstparadies Unsere angepflanzten alten Tafelobstsorten bie- Die Geschmackspalette wird von rund 300 ver- ten im Gegensatz zu den Supermarktsorten eine schiedenen Aromen geprägt. Die wenigen moder- unbeschreibliche, große Geschmacksvielfalt. Die nen Supermarktsorten können geschmacklich nicht Angebotspalette reicht von fein säuerlich bis saftig ansatzweise mithalten. Zu einseitig waren die Züch- süß, von würzig aromatisch bis herrlich fruchtig. tungsziele der vergangenen Jahrzehnte. Bei einer Untersuchung von 500 Markt- und Aufgrund der einseitigen Züchtung mit wenigen, Züchtungssorten, die nach 1920 entstanden sind, zum Teil aber sehr krankheitsanfälligen Ahnen, ist wurde der Golden Delicious 347-mal als Stamm- es nicht verwunderlich, dass moderne, aber auch sorte eingekreuzt. Weitere pilzempfindliche alte Biosorten, intensiven Pflanzenschutz benötigen. Sorten wie Jonathan, McIntosh, Red Delicious Leider halten auch die pilzresistenten Sorten, die oder James Grieve wurden ebenfalls sehr häufig oft im Biobereich angebaut werden, nicht das, was als Stammsorte bei der Züchtung verwendet. sie versprechen. Wir haben einen großen Teil der Quelle: Hans-Joachim Bannier modernen pilzresistenten Sorten, die wir zu Beginn gepflanzt haben, wieder rausgerissen. 40 41
Obstparadies Äpfel und Birnen werden auf land- mittel. Im Einklang mit der Natur arbeiten wir mit Unsere Bäume, die auf großkronigen Unterlagen mer schnelllebigeren Zeit. Wir bewirtschaften über schaftsprägenden großkronigen Bäumen erzeugt. Mischkulturen. Die Bäume stehen auf Wiesen, die veredelt wurden, können bei Äpfeln bis 80 Jahre, 1000 Bäume in einer Altersstruktur von 30 – 120 Wir verzichten bewusst auf jegliche Art von Spritz- vor der Ernte gemäht werden. bei Birnen bis 120 Jahre alt werden. Sie kommen Jahre. Über 3000 Bäume haben wir die letzten 10 jedoch erst ab dem 10. Jahr langsam in Ertrag. Dies Jahre veredelt und gepflanzt. ist ein großer wirtschaftlicher Nachteil in einer im- Je größer die Bäume, je tiefgründiger die Wurzeln. besonderen Geschmacksnuancen in den Früchten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Bäume mit sind sehr viele natürliche Wechselbeziehungen ver- Dadurch können die Bäume die Nährstoffe in sehr Die Bewirtschaftung ist jedoch etwas anspruchs- zunehmender Größe und zunehmmendem Alter antwortlich. Es ist immer wieder faszinierend, dies tiefen Schichten aufnehmen. Dadurch entstehen die voller und geht nur mit viel Handarbeit. weniger anfällig für Blattkrankheiten sind. Dabei beobachten zu dürfen. 42 43
Wir erzeugen in unseren Baumobstgärten eine sorten dazu. Zu Beginn leider erst in kleineren Sie erhalten bei uns ungespritzte Tafeläpfel. Aber für Apfelallergiker oder Diabetiker geeignet. In Vielzahl unterschiedlicher alter Sorten. Viele Sorten Mengen. Wir haben Sommer-, Herbst- und Winter- auch Äpfel zur Verarbeitung. Besondere Sorten unserer Obstparadies Manufaktur verwenden ernten wir in größeren Mengen. Aufgrund der äpfel. Sie finden bei uns im Herbst eine einzigartige zum Kuchenbacken, Kompott oder Trockenobst wir die große Apfelvielfalt, um unterschiedlichste Neupflanzungen kommen immer mehr Liebhaber- Apfel- und Birnensortenvielfalt. herzustellen. Viele unserer alten Sorten sind auch leckere Getränke herzustellen. 44 45
Auch Birnen bauen wir in einer großen Sortenviel- anonymen Verkaufsart kann der Handel im Obst- falt an. Richtig reif könnte man viele von ihnen als bereich keine optische und geschmackliche Vielfalt die reinsten Aromabomben bezeichnen. Die Bild- anbieten. Auch richtig reifes Obst, welches am auswahl kann nur einen kleinen Ausschnitt zeigen. leckersten schmeckt, fällt da raus. So sind viele der Birnenzeit ist von August bis Oktober. Das Angebot alten Birnen im Markt verschwunden. Dies ist der variiert von Woche zu Woche. Unsere Äpfel und Grund, warum 99,5% des konsumierten Obstes Birnen sind ungespritzt und ungeschminkt. Sie kön- intensiv gespritzt wird. Dies hat auch den Bioobst nen deshalb nicht immer so makellos wie gespritz- Handelsbereich längst eingeholt. Der Handel will tes Obst aussehen. Sie variieren in Farbe, Form makellose und möglichst immer gleich aussehende und Größe und im Geschmack. Dies passt nicht in Früchte. die Struktur des heutigen Handels. Aufgrund der 46 47
Um 1920 waren in Deutschland über 1000 Apfel- Die ursprüngliche Geschmacks- und Sortenvielfalt Im März ist im Obstparadies Veredelungszeit. Viele Sorten konnten wir nicht mehr als Jungbäu- sorten bekannt. Heute finden wir in den Super- ist fast verschwunden. Mit ihr die bei uns einst Wir haben einen Großteil unserer Neupflanzungen me kaufen. Immer Ende November machen wir märkten gerade noch ein Dutzend moderne verbreitete Apfel- und Birnenkultur. Pomologen die letzten Jahre selbst veredelt. einen kleinen Pflanzenmarkt, an dem die eine oder Sorten. Es sind Züchtungen für den industriellen (Sortenkundler), die sich im Pomologenverein zu- andere Rarität den Besitzer wechseln kann. Plantagenanbau. Wichtig sind gleiches Aussehen sammengetan haben, versuchen die alten Sorten zu Die Termine werden auf unserer Internetseite ver- und Transportfähigkeit. bewahren. öffentlicht. Der Pomologenverein organisiert Vereinstreffen, Tübingen bis Heilbronn statt. Wir sind Mitglied im Sortenausstellungen, Sortenbestimmungskurse, Verein und daran interessiert, dass auch in unserem Baumschnittkurse und vieles mehr. Raum mehr stattfindet. Ein großer Teil der Vereinsaktivitäten der Landes- Sollten Sie Interesse haben, melden Sie sich einfach. gruppe Baden-Württemberg findet im Bereich Internetadresse: www.obstparadies-staufen.de 48 49
Alte Apfel- renette, Weiße Wachsrenette, Weißer Matapfel, Weißer Winterkalvill, Weißer Winter-taffetapfel, Welschbrunner, Wettringer Taubenapfel, Winterbananenapfel, Winter- Vereins Dechantsbirne, Wahl‘sche Schnapsbirne, Wei- denblättrige Herbstbirne, Weilersche Mostbirne, Wilde Eierbirne, Wildling von Einsiedeln, Williams Christ, und Birnensorten aus unserem gravensteiner, Winterhimbeerapfel, Winterzitronenapfel, Wohlschmeckender aus Vierlanden, Zabergäurenette, Zimtapfel, Zitronenapfel, Zuccalmaglios Renette, Züri- Winterdechant, Winternelis, Zitronenbirne, Zuckerbirne von Montlucon, Zweibutzen. Obstparadies Erhaltungsprojekt apfel. Alte Birnensorten: Viele Kollegen aus dem Pomologenverein haben uns bei der Sortensuche unterstützt und bei der Sorten- bestimmung geholfen. Ein besonderer Dank gilt hier Alexander Lucas, Alexandrine Douillard, Ananas de dem Birnenspezialist Hermann Schreiweis (Bild), Werner Courtray, Anjou, Apfelbirne, Auringer Winter- Nussbaum, Hans-Thomas Bosch, Herr Dr. Mayr vom birne, Badische Weinbirne, Bamberger Kugelbirne, KOB, Hans-Joachim Bannier und vielen mehr. Ihre Über 300 Apfelsorten und über 200 Birnensorten beerapfel aus Holovous, Hochzeitsapfel. Holsteiner Bardowieker Sommerbergamotte, Baronin von Mello, Arbeit hat einen unschätzbaren Wert für die künftigen haben wir inzwischen angepflanzt, um sie zu erhalten. Cox, Holsteiner Splittapfel, Horneburger Pfannkuchen- Bayrische Weinbirne, Berner Dornbirne, Beste Birne, Generationen. Dies ist eine Investition in die Zukunft. Die Bäume in apfel, Idared rot, Ingrid Marie, Ivette, Jägers Renette, Betzelsbirne, Beuckes Butterbirne, Bimmbirne, Bini- unserem Erhaltungsgarten kommen nach und nach in Jakob Fischer, Jakob Lebel, James Grieve, Jonathan, bolbirne, Blumenbachs Butterbirne, Blutbirne, Bosc‘s Ertrag. Immer wieder sind wir von der Farbe, Form und Josef Musch, Kaiser Alexander, Kaiser Wilhelm, Kaiser- Flaschenbirne, Brunnenbirne, Bunte Julibirne, Cham- Geschmacksvielfalt überrascht. krone, Kanada Renette, Kardinal Bea, Karmeliter- pagner Bratbirne, Clapps Liebling, Condo, Conference, Renette, Karmijn de Sonaville, Große Kasseler Renette, Denkinger Zuckerbirne, Deutsche Nationalbergamotte, Alte Apfelsorten: Käsapfel, Klarapfel, Kohlenbacher, Königsluike, Königin Diels Butterbirne, Direktor Hardy, Doppelte Philipps- Adamsapfel, Adamsparmäne, Adersleber Kalvill, Allen- apfel, Königlicher Kurzstiel, Konstanzer, Korbacher Edel- birne, Dr. Martin, Edelcrassane, Esperens Bergamotte, dorfer Rosenapfel, Alkmene, Altländer Pfannkuchen- renette, Korbiansapfel, Körler Edelapfel, Kronprinz Esperine Butterbrine, Ettenbirne, Fässlesbirne, Feigen- apfel, Altländer Rosenapfel, Ananasrenette, Apfelberger Rudolf, Krügers Dickstiel, Lanchester Greening, Lands- birne von Alencon, Fellbacher Weinbirne, Feuchtwan- Zuckeräpfelchen, Badener Renette, Baumanns Renette, berger Renette, Lanes Prinz Albert, Langelandapfel, ger Butterbirne, Flachsbirne, Frankelbacher Weinbirne, Berner Rosenapfel, Biesterfelder Renette, Bischofsmütze, Lausitzer Nelkenapfel, Lavanthaler Bananenapfel, Le- Frankfurter Birne, Französische Blutbirne, Frühe große Bismarckapfel, Bittenfelder, Birnenförmiger Apfel, ckerbissen, Lichthardts Apfel, Linsenhofer Renette, Links Muskateller, Frühe von Trevoux, Geddelsbacher Most- Blauacher, Blumberger Langstiel, Blutrote rheinische Rosenapfel, Litauer Pepping, Luikenapfel, Lütticher birne, Gelbe Koresser, Gelbe Wadelbirne, Gelbmöstler, Renette, Boikenapfel, Böblinger Straßenapfel, Börtlin- Rambour, Luxemburger Renette, Maigold, Maren Gellerts Butterbirne, Gieser Wildemann, Gewürzbirne, ger Weinapfel, Boskoop Quast, Boskoop Rot, Roter Nissen, Mantet, Martens Sämling, Martini, Martins- Goldschwänzchen, Gräfin von Paris, Großer Katzen- Königsboskoop, Boskoop Schmitz Hübsch, Schöner von kracher, Mauks Apfel, Mc Intosh, Melodia, Melrose, kopf, Grüne Hoyerswerder, Gute Graue, Gute Luise, Boskoop, Weißer Königsboskoop, Bramleys Sämling, Metzrenette, Millicent Barnes, Minister Hammerstein, Gwährbirne, Hänserbirne, Harigelbirne, Herbstfeigen- Brauner Matapfel, Brettacher, Burchardts Netzrenette, Mohringer Rosenapfel. Morgenduft, Muskatellerluike, birne, Herbstforellenbirne, Herzogin Elsa, Hochfeine Bühler Erdbeerapfel, Champagner Renette, Chüsen Mutsu, Nathusius Taubenapfel, Neujahrsapfel, Neune Butterbirne, Hofratsbirne, Hopfenbirne, Holländische rainer, Coulons Renette, Cornwalliser Nelkenapfel, Cox schläfer, Notarisapfel, Oberländer Himbeerapfel, Ober- Feigenbirne, Jaköble, Jeanne d‘Arc, Jeremias Runde, Jo- cherry, Cox orange, Transparent von Croncels, Damas- lausitzer Muskatrenette, Obserlausitzer Nelkenapfel, sephine von Mecheln, Junker Hans, Kaiserbirne mit dem ons Renette, Danziger Kant, Dithmarscher Paradiesapfel, Oetwiler Renette, Öhringer Blutstreifling, Ontarioapfel, Eichblatt, Karcherbirne, Kieffers Sämling, Kirchensaller Doppelter Melonenapfel, Dundenheimer Schätzler, Orleansrenette, Orangenburg, Parkers Pepping, Pfirsich- Mostbirne, Kleine Muskatellerbirne, Knausbirne, König Dülmener Rosenapfel, Dülmener Renette, Edelborsdor- roter Sommerapfel, Polierapfel, Pomme d‘or, Porzen, Karl von Württenberg, Köstliche von Charneux, Läm- fer, Edelgrauech, Eierlederapfel, Eisbrucker, Engelsberger Pommerscher Krummstiel, Princesse Noble, Prinz merwäsele, Lebruns Butterbirne, Lübecker Prinzenbirne, Renette, Englische Spitalrenette, Englischer Prinzen- Albrecht von Preußen, Prinzenapfel, Prinzessin Irene, Luxemburger Mostbirne, Madam Favre, Madame Verte, apfel, Erbachhofer Weinapfel, Ernst Bosch, Erwin Baur, Purpurella, Purpurroter Agatapfel, Purpurroter Cousi- Mauswedel, Melonenbirne, Metzer Bratbirne, Minis- Evaapfel, Fantasia, Fey‘s Rekord, Fießers Erstling, Finken- not, Ravensberger Renette, Red Merylinn, Reinette de ter Dr. Lucius, Mollebusch, Muskateller, Nägelesbirne, werder Herbstprinz, Fraas Sommerkalvill, Französische France, Reitländer, Rheinische Schafsnase, Rheinischer Nordhäuser Winterforelle, Oberösterreichische Wein- Goldrenette, Freiburger Renette, Freiherr von Berlepsch, Bohnapfel, Rheinischer Krummstiel, Rheinischer Winter- birne, Offenbacher Rote, Oligbirne, Owener Frühbirne, Friedberger Bohn, Freiherr von Trautenberg, Fromms rambour , Ribston Pepping, Riesenboiken, Römischer, Palmischbirne, Pastorenbirne, Paulsbirne, Petersbirne, Goldrenette, Gaesdonker Renette, Gartenmeister Simon, Kikker, Roter Fresquin, Rote Sternrenette, Roter Astra- Pfirsichbirne, Pflästerlesbirne, Pfullingerbirne, Präsident Geheimrat Breuhahn, Geheimrat Dr. Oldenburg, Gelbe chan, Roter Bellefleur, Roter Berlepsch, Roter Eiserapfel, Drouard, Prinzessin Marianne, Professor Großdemanche, Königsrenette, Gelber Bellefleur, Gelber Edelapfel, Gel- Roter Herbstkalvill, Roter Jungfernapfel, Roter Kardinal, Punktierter Sommerdorn, Reiherlingsbirne, Remele, Ro- ber Richard, Gestreiter Herbstkalvill, Gestrickte Renette, Roter Mond, Roter Sommercalville, Roter Trierer Wein- bert de Neufville, Röhrlesbirne, Römische Schmalzbirne, Gewürzluiken, Schweizer Glockenapfel, Gloria Mundi, apfel, Rotfleischiger aus Korna, Säfstaholms Rosenapfel, Rote Lederbirne, Rotholzbirne, Rote Williams Christ, Gloster, Goldparmäne, Rote Goldparmäne, Winter- Schneiderapfel, Schöner aus Bath, Schöner von Herrn- Rousselet de Reims, Säckinger Birne, Salzburger Birne, goldparmäne, Goldrenette von Blenheim, Grahams hut, Schöner aus Nordhausen, Schöner von Wiltshire, Santa Maria, Scheiberling, Schlankelesbirne, Schneebir- Jubiläumsapfel, Graue Französische Renette, Graue Schwarzwälder Renette, Schweizer Orangenapfel, Sees- ne, Schöne von Pleystein, Schweizer Hose, Schweizer Herbstrenette, Graue Portugiesische Renette, Gravenstei- termüher Zitronenapfel, Septer, Sertürners Renette, Sie- Wasserbirne, Seckelsbirne, Seitersbirne, Sieben ins Maul, ner, Alter Gravensteiner, Blutroter Gravensteiner, Früher benschläfer, Signe Tillish, Sommerananasapfel, Sommer Sierra, Sievenicher Mostbirne, Sipplinger Klosterbirne, Gravensteiner, Roter Gravensteiner, Großherzog Fried- pfirsichapfel, Sonnenwirtsapfel, Spätlauber, Sponheimer Solaner, Sommerapothekerbirne, Sommerblutbirne, rich von Baden, Grüner Fürstenapfel, Harberts Renette, Flurapfel, Stahl‘s Winterpinz, Stauferluike, Sternapi, Sommereierbirne, Sommerfeigenbirne, Sommer Muska- Hagedornapfel, Halberstädter Jungfernapfel, Hauxapfel, Stirnbacher weiß, Strauwalds Goldparmäne, Süße graue teller, Spaichinger Wegbirne, Sparbirne, Späte Muska- Über 40 von Hermann Schreiweis (Bild) gesam- Herbstparmäne, Heslacher Gereutapfel, Hess. Tiefen- Renette, Tannenkrüger, Tulpenapfel, Thurgauer Wein- teller, Staffelsteiner Beckenbirne, Storchschnabelbirne, melte Birnensorten konnten bisher nicht zuge- blüte, Heuchelheimer Schneeapfel, Hilde, Hildesheimer apfel, Ulmer Polizeiapfel, Virginischer Rosenapfel, Stuttgarter Birne, Stuttgarter Geißhirtle, Sülibirne, Wahre ordnet werden. Diese werden jetzt bei uns unter Goldrenette, Himbacher Grüner, Himbeerapfel, Him- Wachsrenette von Benediktbeuern, Werdersche Wachs- Susbirne, Tongern, Trummbirne, Ulmer Butterbirne, Arbeitsnamen kultiviert und erhalten. 50 51
Ein italienisches Sprichwort sagt: „Kirschen sind wie Küsse. Man kann nicht genug davon bekommen.“ Die Sommerfrucht ist lecker, fruchtig und gefüllt mit vielen wertvollen, gesundheits- fördernden Inhaltsstoffen. Auch Kirschen- plantagen werden landauf, landab aufgrund von Kirschessigfliege und Kirschfruchtfliege mit Insektiziden behandelt. Wir kultivie- ren frühe Sorten. So können wir in einem kleinen Zeitfenster leckere Tafelkirschen an- bieten. Bei uns wachsen unterschiedlichste Sorten ohne Verwendung von Insektiziden. Ein großer Teil geht in unsere Saftverarbei- tung. Neben den saftigen Süßkirschen bauen wir auch verschiedene Sauerkirschsorten für die Verarbeitung an. Eine weitere Besonder- heit sind unsere Wildkirschenbäume. Ein Sämling, den wir weiter kultiviert haben, ist die Grundlage für unsere Wildkirschen- ernte. Frisch vom Baum verzehrt, sprach eine brasilianische Praktikantin mit funkeln- den Augen von einem göttlichen Genuss. Daraus entstand die Idee des „Nikolausi“. Vielen Weihnachtsmarktbesuchern bekannt. Heißer, brillant leuchtender Wildkirschlikör mit Sahnehäubchen. Der Nikolausi erfreut immer wieder die Besucher unserer Weih- nachtsmarktstände. Aber auch wenn Sie Gäste bekommen oder vor dem brennen- den Kamin ist der Nikolausi in der Vor- und Nachweihnachtszeit etwas Besonderes. 52 53
Walnüsse gehörten früher zur regionalen Selbstversorgung dazu. Heute sind einhei- mische Früchte rar geworden. Aufgrund der eingeschleppten Walnussfruchtfliege wird von den Obstbauberatern empfohlen, die Bäume mit Insektiziden zu behandeln. Wir setzen auch hier keine Pestizide ein. Schwar- ze Nüsse werden aufgelesen und entsorgt. Ein maschinelles Auflesen fällt somit aus. Auch hier haben wir viel Handarbeit. Wir verkaufen die luftgetrockneten Walnüsse vor allem in der Vorweihnachtszeit für die Weihnachtsbäckerei. Walnüsse gelten als sehr gesundheitsfördernd. Sie liefern die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Sie senken den Cholesterinspiegel und ihr Eiweiß ist besser verwertbar als tierisches Eiweiß. In der Obstparadies Manufaktur entstehen auch Delikatessen, die aus grünen Walnüs- sen gefertigt werden. Im Obstparadies haben sie wieder goldene Zeiten. Die Quitte braucht viel Sonne und dankt es uns Die Rede ist von Quitten, die vollreif bei der mit ihrem fantastischen Geschmack. Sie wird in Ernte schier blenden. Eine fast vergessene herrliche der Obstparadies Manufaktur in der Verarbeitung Frucht. Wir kultivieren Apfel- und Birnenquitten, vielseitig verwendet. Aufgrund ihres betören- insgesamt 20 verschiedene Sorten. Darunter seltene den Duftes wurde sie früher im Volksmund auch Sorten wie die Muskat- oder Zitronenquitte. Schmeckbirne genannt. Unsere Vorfahren schätzten die Haselnüsse als energie- und eiweißreiches Nahrungsmit- tel. 100 Haselnusssträucher, 10 verschiedene Sorten reichen bei uns leider nur aus, um Spezialitäten wie den legendären Haselnuss- likör herzustellen. 54 55
Die Vielfalt unseres Pflaumenanbaus ist groß. Wunder der Natur. Eines haben sie alle gemein- Verschiedene Zwetschgen, Löhrpflaumen, verschie- sam. Mit jedem Sonnentag, den die Früchte länger dene Renekloden, Haferpflaumen, verschiedene an den Bäumen verbringen dürfen, nehmen die Mirabellen, Schlehen, Zibarten und Blutpflaumen. Geschmackserlebnisse beim Genuss zu. Die Vielfalt in Form, Farbe und Geschmack ist ein Immer mehr Kunden schätzen es, dass sie im Obst- Lange Wege und der Handelswunsch nach langer paradies ausgereiftes Obst kaufen können. Gerade Haltbarkeit bestimmen so über süß oder sauer und bei Zwetschgen und Mirabellen wird der Unter- über den Geschmack. Viele Spezialitäten wie die schied im Geschmack erlebbar. Oft sieht man im Löhrpflaume, sind aufgrund des kleinen Lagerzeit- Handel unreife Früchte in den Auslagen liegen. fensters vom Markt verschwunden. 56 57
Wildpflaumen werden in manchen Südländern als von Rottönen, verschiedene Blautöne, Violetttö- Frischobst verkauft. Wir kultivieren unterschied- nen und schwarz. Manche auch gelb, auf der Son- lichste Sorten. Eine Pracht sind die verschiedensten nenseite rot oder gesprenkelt. Wildpflaumen haben Farben der Wildpflaumen. Von Zitronengelb über als säuerliche, erfrischende Frucht einen festen Platz Goldgelb bis hin zu Orangetönen. Über alle Arten in unserem Anbau und in unserer Verarbeitung. 58 59
Wildobst kannten bei uns schon die Kelten! Wir kultivieren sie wieder: Berberitzen, verschiedene Sorten der nordischen Zitrone, Apfelbeeren (bekannt unter Aronia), Ölweiden, verschiedene Sorten der Kornelkirsche, Felsenbirne, Mispeln, Speierling und Ebereschen. Wildobst kultivieren wir überwiegend als Busch- der menschlichen Ernährung. Wir verwenden viele form in Reihen. Diese umzäunen oft unsere An- der gesunden Früchte in der Verarbeitung. Einige lagen. Wildobst ist seit tausend Jahren Bestandteil haben es schon in die Verkaufshitliste gebracht. 60 61
Wie viel ärmer wäre die Welt ohne Rosen? Mehrere Hundert Meter Wildrosen haben wir auf verschiedenen Grundstücken stehen. Zuerst erfreuen uns ihre Blüten, später im Herbst die Vielzahl von unterschiedlichsten Hagebutten. Die cremefarbigen, angenehm herb riechenden busch gibt es viele Mythen. In keinem alten Heil- Blütendolden werden direkt nach der Ernte ver- mittelbuch durften die Holunderblüte und Holun- arbeitet. Blütenauszüge machen den Holunder derbeere fehlen. Der Holunder gilt von alters her geschmacklich interessant. Über den Holunder- als Heilmittel. 62 63
Die Magie der Rosen Mit ihren zartduftenden Blüten ist die Rose eine Wild- und Duftrosen gepflanzt. Eine Augenweide, Blume, die von zahlreichen Geschichten, Mythen aber auch der Lieblingsplatz vieler Insekten. Wenn und Sagen umrankt ist. Als symbol- und geschichts- wir die Rosenblütenblätter in den frühen Mor- trächtige Blume hat die Rose seit jeher Menschen in genstunden ernten, sind die Insekten noch nicht ihrer Kulturgeschichte begleitet und fasziniert. Mit unterwegs. Dafür ist der Rosenduft in der Frühe am Jede Sorte hat ihr eigenes Duftspektrum. Manche Rosenblütenblättern seit Jahrhunderten positiv hei- ihrer Schönheit, ihren Formen und ihren endlos intensivsten. Bei den Wildrosen lassen wir für die Sorten verwenden wir sortenrein. Andere werden lende Wirkungen zu. Wir verarbeiten die Rosen in vielen feinen Farbnuancen. Den Rosenduft präzise Insekten immer ein Drittel der Blüten stehen. Die zu Duftkombinationen gemischt. Die unendlich unserer Obstparadies Manufaktur. Die Feinheit der mit Worten zu beschreiben ist kaum machbar. An Rosenernte ist für uns immer wieder ein Genuss wirkende Vielzahl der Aromen ist beeindruckend. Aromen können in den entstandenen Produkten verschiedenen Plätzen haben wir über 100 Sorten mit allen Sinnen. Neben ihren Dufteigenschaften spricht man den ihren Ursprung nicht verleugnen. 64 65
Das Flair der Provence ist auch im Obstparadies an- Lippenblütler. Lavendel enthält viel ätherisches Öl. gekommen. Wir lieben den herb-aromatischen Duft Der intensive Duft macht ihn für unsere Verarbei- des Südens. Ein Teil der Blüten wird geerntet, der tung interessant. So entsteht daraus unter anderem andere verbleibt für die Tierwelt in den Anlagen. unser alkoholfreier Paradies-Prickler Mostbirne- Lavendel ist ein wahrer Magnet für Schmetterlinge. Lavendel. Auch Hummeln und Bienen lieben den Nektar der Die ersten Versuche, Aprikosen und Pfirsiche an- hielten nicht, was die Pflanzenprospekte ver- zubauen, sind nicht zufriedenstellend gelaufen. sprachen. Wir sind auf der Suche nach alten Ein großer Teil der Pflanzen sind eingegangen. Die unempfindlichen Sorten und Sämlingen. Ein modernen Züchtungen gehen nur mit intensivem größeres Projekt, welches wir noch vor uns haben. Pflanzenschutz. Auch die pilzresistenten Sorten Das Klima wird sich ändern. Deshalb laufen bei uns immer wieder neue Anbau- versuche. Derzeit stehen versuchsweise auch Feigen, Nashi, Mandeln, Maronen und Milchorangen in unseren Anlagen. 66 67
Überwiegend für den Frischverzehr bauen wir schon anders aus. Die gibt es ab Ende Oktober/ die Früchte mit dem südländischen Flair an. Die Anfangs November im Frischverkauf. Die Kaki ist Indianerbananen haben wir in großem Stil nach- eine wohlschmeckende, gesunde Frucht mit einem gepflanzt. Sie wachsen sehr langsam. Die Bäume hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Ein Teil der können 80 Jahre alt werden. Kleine Mengen Ernte wird als Fruchtaufstrich verarbeitet. können wir bereits ernten. Bei den Kakis sieht es Diese heimischen Exoten gehören schon dazu. den Anbau gut geeignet. Einige Pflanzen stehen seit Kiwi, Minikiwi, Indianerbananen, Kaki, weiße und zehn Jahren. Eine größere Menge haben wir in den schwarze Maulbeeren. Unser Weinbauklima ist für letzten Jahren nachgepflanzt. 68 69
Im Obstparadies Die Haupterntezeit ist August bis Oktober. Bei schönem Wetter sind wir oft von morgens, wenn es hell wird, bis abends, wenn die Sonne unter- gibt es das ganze geht, auf unseren Obstwiesen, um die vielen ver- schiedenen Kulturen zu ernten. Es braucht danach kein Fitnessstudio mehr. Ein guter gesunder Schlaf Jahr viel Arbeit ist nach dem Ernten ebenfalls garantiert. Viel Obst wird mit Leitern geerntet. Verarbeitungsobst wird oft auch mit Stangen geschüttelt. Es ist eine befrie- Die wandelnden Jahreszeiten und das Wetter digende, wunderbare und vor allem eine system- geben bei den Arbeiten den Takt vor. Von Mai bis relevante Arbeit. November wird geerntet. Dazwischen werden die Wiesen gemäht. Im November bis Februar wird gepflanzt. Wenn die Blätter gefallen sind, werden bis zur Blüte die Büsche und Bäume geschnitten. Dazwischen werden die Anlagen und die Nisthilfen gepflegt. Es wird veredelt, umgetopft und gegos- sen. Wir haben viel Handarbeit. Der Maschinen- einsatz beschränkt sich auf das zweimalige Mähen. Deshalb haben wir einen sehr niedrigen Energiever- brauch und eine zukunftsweisende CO2-Bilanz. 70 71
Wir sind ein kleinstrukturierter Familienbetrieb mit Im Bild mit den Enkeln, mit denen sie gerne vier Generationen. Da braucht es auch immer eine zusammen ist. Sie ist über das Obstparadies hinaus Person, die den Laden, ohne dass sie groß in die dafür bekannt, dass sie die besten Schwarzwälder Öffentlichkeit tritt, zusammenhält. Oma Susanne, Kirschtorten macht. die als Springerin agiert, hilft dort, wo es klemmt. Der Spruch: „Die süßesten Früchte hängen ganz noch gerne hilft. Sie zählt zu den ausdauerndsten oben.“ Aber auch das Gesetz der Schwerkraft, „die Mitarbeiterinnen. Bei einer Kaffeepause meinte sie: geschüttelten Früchte liegen weit unten“, gelten ge- „Ich weiß auch nicht, warum ich wie Leder bin“. nauso im Obstparadies. Weil das Ernten sehr müh- Wir diskutierten mit jungen Studenten über Ernte- sam ist, gilt ein besonderer Dank all unseren Mit- leistung. Fürwahr, sie hat manchem Studenten, was arbeiterInnen, PraktikantInnen und HelferInnen. Zähigkeit, Schnelligkeit und Ausdauer anbelangt, Im Bild Marija, die mit stolzen 83 Jahren immer schon gelegentlich das Fürchten gelehrt. 72 73
Noch nie ist unsere Bevölkerung Ein altes chinesisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: im Durchschnitt so alt geworden „Der Mensch ist, was er isst!“ wie heute Es ist Quatsch, immer nur an den Symptomen herumzudoktern. Wir geben jedoch inzwischen mehr als doppelt so viel Geld für unsere Ein Beispiel: Deshalb sind auch die meisten neuen Obst- und Die Bedeutung der Salvestrole Gemüsesorten auf süßeren Geschmack gezüchtet. Krankheiten wie für unser Essen aus. Das sollte den Verantwortlichen zu Neu gezüchtete Sorten weisen weniger oder gar denken geben. Diesen Zustand hält eine Gesellschaft auf Dauer nicht durch. Der tägliche Genuss von Gemüse und Obst als Teil keine Salvestrole mehr auf. In dem oben beschrie- einer gesunden Ernährung ist wichtig, das ist un- benen Buch wird dargelegt, dass alte Apfelsorten Für Pestizide gibt es viele amtliche Grenzwerte. Dass es ohne Glyphosat geht, zeigt seit Jahrzehnten umstritten. aus ungespritztem Anbau wesentlich mehr sekun- Ob die Grenzwerte die Gesundheit tatsächlich der Bioanbau. Da ist der Einsatz von Glyphosat däre Pflanzenstoffe aufweisen als konventionell schützen, ist sehr umstritten. Wenn, wie jüngst nicht erlaubt. Es geht wie immer ums Geld. Gly- Das empfehlenswerte Buch „Salvestrole – Die Ant- angebaute Äpfel. Denn Fungizide (pilzhemmende die WHO (Weltgesundheitsorganisation), die kein phosat ist in der Anwendung praktisch und billig! wort der Natur auf Krebs“ beschreibt den Zusam- Mittel), dazu zählen auch die im Bioanbau zugelas- grünes Image hat, Glyphosat als vermutlich krebs- Das heißt, ohne Glyphosat kann nicht mehr so menhang zwischen Ernährung und Krebs. Salvestro- sene Fungizide Kupfer und Schwefel, hemmen die erregend einstuft, dann wackeln sofort die massi- billig produziert werden. Darüber muss gesprochen le (sekundäre Pflanzenstoffe) sind Bestandteile der Fähigkeit der Pflanzen, Salvestrole zu produzieren. ven Grundpfeiler der industriellen Landwirtschaft. werden, da die Landwirtschaft in einem weltwei- pflanzlichen Immunsysteme. Sie bilden sich in Obst Die Politik und die Medien wirken dann für ein ten Wettbewerb steht. und Gemüse, wenn Pilze und Krankheitserreger Je reifer das Obst ist, desto mehr Salvestrole findet paar Wochen hyperaktiv. Über Glyphosat gibt es Ein Pestizid kommt selten allein. Obst, aber auch eindringen. Außerdem hemmen sie die Aktivität man darin. Für die heutigen Handelsstrukturen weltweit mehr als tausend Studien. Die Bandbreite Gemüse und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse der eingedrungenen Pathogene. Salvestrole ent- wird aber das Obst sehr unreif geerntet. Äpfel wer- der Ergebnisse geht von unproblematisch bis sehr werden oft mit verschiedenen Pestiziden besprüht, wickeln krebsbekämpfende Eigenschaften, wenn den in der Regel zur besseren Haltbarmachung vor problematisch. Manchmal hilft es zur besseren Ein- die darauf als Rückstände zu finden sind. Wie sie vom CYP1B1-Enzym verstoffwechselt werden. der Ernte zusätzlich mit Fungiziden behandelt. Obst schätzung, zusätzlich zu berücksichtigen, wer die diese Cocktails in der Summe mit vielen anderen Salvestrole haben oft einen bitteren und scharfen muss über die Handels- und Transportwege bis hin Studien bezahlt. Wenn die Politik dann die Losung Umweltgiften zusammenwirken, ist weitgehend Geschmack. Unsere Ernährung ist allerdings seit zum Kunden möglichst lange halten. Die Bildung ausgibt, das Ganze muss erst mal grundlegend unbekannt. Einzelne Chemikalien sind an einem Jahrzehnten auf immer mehr Süße ausgerichtet. von Salvestrolen kommt auch da zu kurz. untersucht werden, zeigt dies die Ohnmächtigkeit bestimmten Punkt wie ein Tropfen, der das Fass der Politik gegenüber den mächtigen Akteuren. zum Überlaufen bringt. Über viele Jahre und unter großen Treffend für viele Bereiche beschreibt unsere heutige Kosten reiste ich durch viele Länder Situation das Gleichnis des gekochten Frosches. Wirft sah die hohen Berge die Ozeane. Nur man einen Frosch in kochend heißes Wasser, versucht was ich nicht sah war der glitzernde er mit allen Möglichkeiten den Topf schnellstens zu Tautropfen im Gras gleich vor meiner verlassen. Tür. Wenn man jedoch einen Frosch in einen Topf gibt und kaltes Wasser darin langsam zum Kochen bringt, un- Rabindranath Tagore (1861 – 1941), ternimmt der Frosch keinerlei Fluchtversuche. Er wird bengalischer Dichter und Philosoph zu Tode gekocht, ohne dass er sich dagegen wehrt. 74 75
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