Schulblatt 4/2017 Übergänge meistern - Wie Stufenübertritte gelingen können - Kanton Zürich
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Kanton Zürich Schulblatt Bildungsdirektion 4/2017 Übergänge meistern Wie Stufenübertritte gelingen können Welcome2school Katrin Jaggi engagiert sich für Flüchtlinge Grossprojekte Mittelschulen setzen sich kulturell in Szene Bildungspreis Konsequenter Einsatz für Lernende
6 10 Magazin Fokus: Volksschule Übergänge meistern 4 22 Kommentar 12 Generationen im Bildungsdirektorin Schuleintritt Klassenzimmer Silvia Steiner zum neuen Eine bewusste Gestaltung Seniorinnen und Zivildienst- Schweizer Weltatlas ist wichtig leistende assistieren im Unterricht 5 16 Lehrerzimmer Interview 24 Kantonsschule Worauf es beim Stafette Zürcher Unterland Sek-Übertritt ankommt Das Sekundarschulhaus Eichi in Niederglatt beteiligt 6 18 sich am Pilotprojekt ALLE Persönlich Start ins Berufsleben Katrin Jaggi setzt Eine Lehre bedeutet den 27 sich für die Bildung Wechsel in eine neue Welt In Kürze von Flüchtlingen ein 9 Meine Schulzeit Tilla Theus, Architektin Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Inhalt Wichtige Adressen Impressum Nr. 4/2017, 7.7.2017 Bildungsdirektion: www.bi.zh.ch Generalsekretariat: 043 259 23 09 Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs Bildungsplanung: 043 259 53 50 Bildungsstatistik: www.bista.zh.ch weise: 6-mal jährlich, 131. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: Redaktionsleiter Volksschulamt: www.vsa.zh.ch, 043 259 22 51 Mittelschul- und reto.heinzel@bi.zh.ch, 043 259 23 05; Redaktorin jacqueline.olivier@bi.zh.ch, 043 259 23 07; Berufsbildungsamt: www.mba.zh.ch, 043 259 78 51 Amt für Jugend Sekretariat schulblatt@bi.zh.ch, 043 259 23 14 Journalistische Mitarbeit an dieser und Berufsberatung: www.ajb.zh.ch, 043 259 96 01 Lehrmittel Ausgabe: Walter Aeschimann, Joel Bedetti, Charlotte Spindler Abonnement: Lehrpersonen verlag Zürich: www.lmvz.ch, 044 465 85 85 Fachstelle für Schulbe einer öffentlichen Schule im Kanton Zürich können das Schulblatt in ihrem Schulhaus urteilung: www.fsb.zh.ch, 043 259 79 00 Bildungsratsbeschlüsse: gratis beziehen (Bestellwunsch an Schulleitung). Bestellung des Schulblatts an www.bi.zh.ch > Bildungsrat > Beschlussarchiv Regierungsratsbe Privat adresse sowie Abonne ment weiterer Interessierter: abonnemente@staempfli.com, schlüsse: www.rrb.zh.ch 031 300 62 52 (Fr. 40.– pro Jahr) Online: www.schulblatt.zh.ch Gestaltung: www.bueroz.ch Druck: www.staempfli.com Inserate: inserate@staempfli.com, 031 767 83 30 Redaktions- und Inserateschluss nächste Aus gabe: 20.7.2017 Das nächste Schulblatt erscheint Titelbild: Ruedi Widmer am: 25.8.2017 2
28 38 Mittelschule Berufsbildung 8 Stellen 28 36 Grossprojekte Nationaler Bildungspreis 41 Wenn Schulen kulturelle Warum und wie die AMAG Amtliches Events stemmen auf ihre Lernenden setzt 45 30 38 Weiterbildung Arbeitsort Mittelschule Berufslehre heute Der neue Berufsauftrag als Die Arbeit des Gärtners wird Kaminfeger EFZ Führungsinstrument von der Natur bestimmt 40 Kurse und Module 33 In Kürze In Kürze 52 Schule&Kultur 34 Interview 54 Der scheidende Amtschef Agenda Marc Kummer zieht Bilanz Editorial Was hätte ich damals bloss ohne Barry gemacht! Mein kleiner Plüsch-Bern- hardiner begleitete mich im zarten Alter von 5 Jahren überallhin, auch an mei- Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Inhalt nem ersten Tag im Kindergarten war er dabei. Alles war neu, alles war fremd. Reto Heinzel Doch Barry gab mir Halt und Sicherheit, liess mich spüren, dass ich nicht der Einzige war, der sich in einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden musste. Übergänge und Stufenübertritte sind aber nicht nur für Kinder eine Heraus- forderung, sondern auch für Lehrpersonen und Eltern. Wo die Fallstricke lie- gen und wie unterschiedlich die Anforderungen auf den verschiedenen Schul- stufen sind, zeigen wir in unserem Fokus, zu dem Ruedi Widmer mit seinen erfrischenden Illustrationen einen augenzwinkernden Kontrapunkt setzt. Weitere Themen: Unsere Reportage aus dem Winterthurer Schulhaus Guten- berg zeigt, welch wertvollen Beitrag Zivildienstleistende und Seniorinnen im Klassenzimmer leisten. Zudem besuchen wir die AMAG in Dübendorf, die für ihren beherzten Einsatz in der Berufsbildung mit dem Nationalen Bildungs- preis ausgezeichnet wurde. 3 Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das Schulblatt: reto.heinzel@bi.zh.ch, jacqueline.olivier@bi.zh.ch
Neuer Schweizer Weltatlas wird er in den Klassen der Sekundarstufe In Gedanken eingesetzt. Ich bin begeistert von diesem neuen Lehrmittel. Und als Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kanto auf Weltreise nalen Erziehungsdirektoren (EDK) bin ich stolz darauf, dass der Schweizer Weltatlas seit über einem Jahrhundert ein Gemein schaftswerk der Kantone ist. Seit 1910 ist von Silvia Steiner, Bildungsdirektorin die EDK für die Herausgabe des Schwei zer Weltatlas zuständig. Er hat Generatio nen von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe durch den Geografieunter Das aktuelle Schuljahr ist bald zu Ende. richt begleitet und sie von fernen Ländern An den Schulen ist dies eine intensive und träumen lassen. Das war bei mir genauso. arbeitsreiche Zeit. Alle Arbeiten müssen Meinen ersten Schulatlas erhielt ich abgeschlossen, Kinder verabschiedet und im ersten Gymi. Damals hiess er noch der Empfang der neuen vorbereitet wer Mittelschulatlas, war grau und nicht so den; Konzerte werden gegeben, Theater schön farbig. Aber ein spannendes Buch gespielt, Zeugnisse geschrieben und, und, war er schon damals. Und auch der Auf und. Die Schulen gleichen vor den Som bau ist gleich geblieben. Am Anfang findet merferien einem Bienenhaus und von allen man die regionalen Karten, dann Karten ist nochmals ein Sondereffort gefordert. der Schweiz, von Europa und schliesslich Doch bald ist es geschafft! Bald sind von der ganzen Welt. Wir haben uns ganz Sommerferien! Dann ist endlich einmal brav Seite um Seite von vorne nach hinten Zeit, den Kopf durchzulüften, Neues zu ent «Reisen kann durch den Atlas gearbeitet. Mir persönlich decken und die Batterien aufzuladen – kurz: auf andere Gedanken zu kommen. Viele von man auch, ohne ging das damals zu langsam. Ich wollte wissen, was es sonst noch auf der Welt Ihnen werden verreisen: in die Berge, ans das Zimmer gibt. Heimlich blätterte ich deshalb wäh Meer, in ferne Städte und auf andere Kon rend der Schulstunden durch den Atlas tinente. Doch reisen kann man bekanntlich zu verlassen.» und bereiste in Gedanken andere Länder auch, ohne das Zimmer zu verlassen. und Kontinente. So haben auch unsere Schülerinnen Das druckfrische Werk für die Schulen und Schüler nach den Sommerferien noch und Schüler der Sekundarstufe ab dem freizugeben, war für mich ein schöner Ab eine Möglichkeit, wunderbare Reisen zu nächsten Jahr einen komplett neu über schluss des Schuljahres und eine gute Ein unternehmen. Man muss ja nicht immer arbeiteten Schweizer Weltatlas erhalten. stimmung auf die kommenden Sommer mit dem Zug nach Italien fahren oder mit ferien. Es ist nicht nur ein wunderschönes dem Auto quer durch Amerika. Man kann Ein Schulbuch für alle Kantone Werk, der Weltatlas bringt unseren Schüle die Welt auch mithilfe des Atlas erkun Diese Woche konnte ich zusammen mit rinnen und Schülern auch die Welt näher. den. Das habe auch ich während der dem Lehrmittelverlag und der ETH Zü Jetzt wünsche ich Ihnen allen einen guten Schulzeit so gemacht. Deshalb freut es rich den neuen Schweizer Weltatlas prä Schlussspurt sowie erholsame und wunder mich besonders, dass die Schülerinnen sentieren. Ab dem nächsten Schuljahr schöne Sommerferien! Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Magazin Mein Traumschulhaus Leandro Gagliotta (8), 2. Klasse, Schul haus Sunnerai, Oberengstringen. 4
Im Lehrerzimmer Kantonsschule Zürcher Unterland Man trifft sich an den «Arena-Tischen». Fotos: Marion Nitsch Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Magazin Gemütlich gestylt: wurde das Lehrerzimmer der Kantonsschule Zürcher Unterland (KZU) anlässlich der Renovation im Sommer 2016. Bequeme Stoffsessel: laden zum Verweilen ein. Anziehungspunkt: sind jedoch die beiden hohen Stehtische, auch «Arena- Tische» genannt; hier findet das Pausenleben vor allem statt. Grünsehen: wird jeder, der seinen Blick auf die grosse Fensterfront richtet und nichts als Sträucher, Büsche und in zweiter Reihe hohe Bäume wahrnimmt. Kunst: sind die diversen handschriftlichen Notizen wie «Vorsicht empfindlich!», «kaputt» oder «Etagenbett gratis zum Mitnehmen», die in kleinen Rahmen in einer Ecke hän gen. Für kräftige Farben: sorgt das grosse Stillleben mit Früchten an der gegenüberliegenden Wand. Schon fast leer: sind die Körbe mit frischen Brötchen und Butterbrezeln, die ein Lehrer morgens jeweils im Vorbeiweg in einer Bäckerei holt – für die Bezahlung steht ein Kässeli parat. Als «Landschule»: zählt die KZU 1000 Schüler und 150 Lehrpersonen und bietet Lang- und Kurzgymnasium sowie alle Maturitätsprofile an. Das nächste Renovationsprojekt: ist bereits in Planung, verrät Rektor Roland Lüthi; 2018 sollen Aula und Mensa des über 40-jährigen Schulhauses aufgefrischt werden. Gefeiert: wird 2022, dann wird die KZU 50. [jo] 5
Persönlich Im Zentrum stehen Deutsch und Mathe «Das hat mein matik, wobei zwischen schulgewohnten und schulungewohnten Schülerinnen und Schülern unterschieden wird. Diese ver Leben verändert» teilen sich auf vier Klassen. Es gibt vier Niveaus, die den Farben Rot, Gelb, Grün und Blau zugeordnet sind. Schulgewohnte Flüchtlinge haben zudem die Chance, die Bei «Welcome2school» werden jugendliche freiwilligen Lektionen am Morgen zu besuchen, bei denen Themen aus den Asylsuchende u nterrichtet – freiwillig und Bereichen Geschichte, Staatskunde und unentgeltlich. Katrin Jaggi hat das Angebot Mensch und Umwelt unterrichtet werden. mit einem Kollegen gegründet. Traumatisierte Jugendliche Viele der Schülerinnen und Schüler von Text: Reto Heinzel Foto: Stephan Rappo «Welcome2school» sind durch Gewalt und Krieg traumatisiert. Sie kämpfen mit De pressionen, ohne ihr Leiden benennen zu können. «Sie sagen höchstens, sie hätten Kopfschmerzen.» Die Situation in der «ro ten» Klasse beschreibt Jaggi als besonders Eigentlich habe alles im Sommer 2015 be Jan Capol, der seinerseits eine Patenschaft komplex: «Rund die Hälfte der dort versam gonnen, sagt Katrin Jaggi. Damals, als die für einen eritreischen Jugendlichen über melten Jugendlichen sind Analphabeten, Medien fast täglich über Flüchtlinge be nommen hatte. «Wir realisierten», sagt die andere ist kognitiv schwach.» Generell richteten, die auf der Balkanroute unter Jaggi, «dass wir Lehrpersonen finden ist die grosse Heterogenität unter den Schü wegs waren. Viele dieser Menschen waren mussten, die bereit waren, diese jungen lerinnen und Schülern für die Lehrperso verzweifelt, gezeichnet vom Krieg und Menschen zu unterrichten.» Auf Facebook nen eine riesige Herausforderung. Dazu von Existenzverlust, auf der Suche nach platzierten sie einen Aufruf, auf den sich kommen häufige Wechsel, welche die Pla Schutz und einer menschenwürdigen innert zweier Tage 70 Lehrpersonen mel nung des Unterrichts erschweren. Zukunft. «Diese Bilder liessen mich nicht deten. «In diesem Moment wurde uns erst Unter diesen Umständen für Konti mehr los; ich beschloss, nicht länger in klar, was wir da losgetreten hatten.» nuität zu sorgen, ist nicht immer einfach. meinem Büro zu sitzen, sondern etwas zu «Welcome2school» habe ihr Leben verän unternehmen», erzählt sie. Start im Frühling 2016 dert, sagt Jaggi. Dass sie heute neben ihrer Wir sitzen in einem kleinen Gartencafé Im April 2016 startete «Welcome2school» beruflichen Tätigkeit für die Schule arbei im Zentrum von Zürich, einen Steinwurf mit 30 Schülerinnen. Für die von der tet, bezeichnet sie gleichzeitig als «Spagat entfernt vom Pfarreizentrum Liebfrauen, Kirchgemeinde Liebfrauen kostenlos zur und Privileg». Sie steht in regelmässigem wo man Jaggi, die selbstständige Architek Verfügung gestellten Räume im Erdge Kontakt mit Behörden, sammelt Spenden tin und Städtebauerin, regelmässig antrifft. schoss sind die Initianten dankbar, wenn gelder, macht Stundenpläne, kümmert Dort, im Erdgeschoss des mehrstöckigen auch nur ein Raum ausreichend Tages sich um die Schülerinnen und Schüler, Gebäudes, läuft ein Projekt, für das sie und licht bietet. Ein weiteres Zimmer befindet begleitet und motiviert sie, schreibt ihnen ihr Mitstreiter Jan Capol sich mit viel Herz sich im nahe gelegenen Maximilianeum. eine SMS, wenn sie mal nicht zum Unter blut engagieren: «Welcome2school» heisst Den täglichen Unterricht besuchen die richt auftauchen. Sie kennt die Geschichte das unentgeltliche Angebot, das gegen meisten Schülerinnen und Schüler aus jedes Einzelnen. «Diese emotionale Seite wärtig 80 jugendlichen Flüchtlingen zwi freien Stücken. Wer als Schüler aufgenom ist mir wichtig.» Kein Wunder, dass sie schen 15 und 25 Jahren ermöglicht, Bil men wird, verpflichtet sich jedoch, regel und Capol zu wichtigen Bezugspersonen dungslücken zu schliessen, während sie im mässig am Unterricht teilzunehmen. Das der Flüchtlinge geworden sind. Kanton Zürich auf ihren Asylentscheid benötigte Unterrichtsmaterial wird durch Auch wenn der rege Zulauf «Welcome- warten. Rund 70 Lehrpersonen, Helferin Spenden gedeckt. Um die Qualität des Un 2school» an strukturelle Grenzen bringt nen und Helfer engagieren sich ehrenamt terrichts zu sichern, erhält ein kleiner Teil und es immer schwieriger wird, neue lich für das Projekt. der Lehrpersonen einen geringen Lohn. Spendengelder zu akquirieren, verfolgen Dass ihre Initiative eine derartige In einigen Fällen – derzeit sind dies Jaggi und Capol ihr Ziel beharrlich weiter – Wirkung entfalten würde, konnte Jaggi 15 Schüler – leisten die Wohngemeinden ihren Schützlingen die bestmögliche Aus nicht vorhersehen. So war der Gedanke der Flüchtlinge einen Unkostenbeitrag. Sie gangslage zu bieten und dabei zu unter Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Magazin an eine Schulgründung denn auch noch sind gesetzlich dazu verpflichtet, für den stützen, dass diese in der Schweiz dereinst weit weg, als sie und Capol im November Unterricht von Flüchtlingen zu sorgen – ein selbstständiges Leben führen können. 2015 nach Slowenien reisten, um mit allerdings nur bis zum Alter von 16 Jahren. «Darum wollen wir auch kein Weiterbil Spendengeldern entlang der Balkanroute In der Praxis funktioniert das nicht immer. dungs-, sondern ein Nachhaltigkeitsange Nothilfe vor Ort zu leisten. Etwas sei ihr Jaggi schildert den tragischen Fall eines bot sein.» Die Flüchtlinge sollten Anteil damals aufgefallen, erinnert sich die frü Somaliers, der mit 14 Jahren in die Schweiz nehmen am hiesigen Leben. «Wenn Sie here SP-Kantonsrätin: «Unter den Flücht eingereist war, sein Alter aber nicht nach hierbleiben wollen, müssen sie verstehen, lingen gab es viele, die kaum über Schul weisen konnte. Es habe zwei Jahre gedau wie dieses Land funktioniert.» Bildung bildung verfügten. Das entsprach so gar ert, ehe die Wohngemeinde die Minderjäh spiele auf diesem Weg die entscheidende nicht dem Bild, das bislang in den Medien rigkeit des Jugendlichen anerkannt habe. Rolle, betont Jaggi. «Den Wert von Bildung transportiert worden war.» «Während dieser Zeit hat er nie eine Schu erkennt aber nur, wer über eine gewisse Zurück in der Schweiz nahm Jaggis le gesehen.» Heute ist der Somalier 16 Jah Bildung verfügt. Wenn unsere Schüler Familie dann einen afghanischen Jugend re alt und besucht das schulische Angebot eine Anschlusslösung haben, eine Attest lichen bei sich auf. «Ich merkte rasch, dass von «Welcome2school». lehre oder eine Integrationslehre begin der 16-Jährige überhaupt nicht rechnen Der Unterricht beginnt jeweils um nen, dann ist das für uns ein riesiger konnte.» Die gleiche Erfahrung machte auch 14 Uhr und dauert dreieinhalb Stunden. Erfolg.» 6
Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Magazin Katrin Jaggi kennt die Geschichten aller Schülerinnen und Schüler. «Diese emotionale Seite ist mir wichtig», sagt sie. 7
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Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was Meine Schulzeit «Die Höchstnote kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? Als kleines Mädchen, das nie von Lehre rinnen unterrichtet wurde, begeisterte ich geht an Lehrer mich für meine Lehrer und lernte für sie. Bis heute blieb Lehrer Spinas aus Tinizong – gross, schwarze Locken, dyna Spinas» misch, frisch vom Seminar – in meiner Erinnerung lebendig. Er zog die 5./6. Klasse im Churer Schulhaus Nikolai mit seinem unkonventionellen Unterricht in den Bann. Wir beschäftigten uns auch mit Fünf Fragen an die Architektin Tilla Theus Kunst, führten Workshops durch und nahmen an gesamtschweizerischen Wett bewerben für Zeichnen, Gestalten und Plakatentwurf teil. Welcher Lehrperson geben Sie rückblickend die Note 6 und warum? schmiedin, später an Modegestalterin. Die Höchstnote geht an Lehrer Spinas, Dann schlug durch, was mich bereits als weil er erstens die Schülerinnen und Schü Kind fasziniert hatte, nämlich für meine ler fordernd ernst nahm und zweitens für Puppen aus Stoffen und Schnüren Woh mich kämpfte, damit ich das Gymnasium nungen zu bauen, wobei Mode und Archi besuchen konnte. Mein Vater, bemerkens tektur insofern eine Gemeinsamkeit werterweise Bündner Erziehungsdirektor, besitzen, als beide Berufe die Menschen war mit der Begründung dagegen, die Ma schützen: mit Kleidern und Häusern. tura rufe auch noch nach einem Studium, Was ist das Wichtigste, was Kinder wo es doch für eine junge Frau gescheiter heute in der Schule lernen sollten, und wäre, das Handelsdiplom zu erwerben, warum? Sprachen zu lernen und Welterfahrung zu Logisches und analytisches Denken, fanta sammeln, um dereinst als treu sorgendes sievolle Kreativität sowie Sensibilität für Wesen dem Gatten und der Familie zu die Farben, Formen und ästhetische Werte. nen. Meine Zukunft sah ich etwas emanzi Das würde sich als dringende Notwendig pierter. Wie auch meine Mutter und eben keit positiv auswirken auf die bauliche Lehrer Spinas. Er sprach bei meinem Vater, Gestaltung unserer Lebensräume «à la Tilla Theus ist Architektin (dipl. Arch. ETH/ seinem obersten Chef, mutig vor und legte taille de l’homme». SIA/BSA) mit eigenem Büro in Zürich. Zu sich für mich ins Zeug. Mit Erfolg. Warum wären Sie eine gute ihren Spezialgebieten gehören die Planung und Ausführung von Neubauten sowie Inwiefern hat Ihnen die Schule Lehrperson – oder eben nicht? Sanierungen denkmalgeschützter Objekte. geholfen, Architektin zu werden? Die Schulung kreativer Fähigkeiten auf Zu den bekannten Projekten in Zürich gehören der Umbau des Widder Hotel und Aus dem eben geschilderten Grund. An Stufe Sekundarschule und Gymnasium der Hauptsitz des Weltfussballverbands fänglich dachte ich allerdings an Gold würde ich mir zutrauen. FIFA. Sie wohnt in Zürich und Graubünden. Bildungs-Slang Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: Lernlandschaft Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Magazin 9
Fokus Übergänge meistern Stufenübertritte sind für Schülerinnen und Schüler wie auch für Eltern und Lehr- personen eine Herausforderung. Eine wichtige Schwelle überschreiten die Kinder schon beim Schuleintritt, später bei der Einstufung für die Sekundarschule und beim Beginn einer Berufslehre. Wie diese Übergänge möglichst reibungslos gestaltet werden können, erklären Forschende, Schulleiterinnen und -leiter sowie Berufsbildner. Illustrationen: Ruedi Widmer Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus 11
Schuleintritt sei und dadurch in ein Ungleichgewicht Rituale sorgen gerate. Die ritualisierte Begleitung soll den Einzelnen stabilisieren, damit dieser wieder ins Gleichgewicht kommt und für Kontinuität die Veränderungen bewältigen kann. Der französische Ethnologe Arnold van Gennep hat diese Phänomene Anfang des 20. Jahrhunderts im einflussreichen Stufenübergänge sind für Kinder, Buch «Les rites de passage» (Übergangs- riten) beschrieben. aber auch für Lehrpersonen und Eltern In der Schule geht es um institutio eine intensive Erfahrung. Eine nelle Übergänge, die jede Schülerin, jeder Schüler durchlaufen muss. Diesbezüglich bewusste Gestaltung trägt wesentlich spricht man in der heutigen Forschung auch von vertikalen Übergängen. Wäh- zum Gelingen bei. renddem die Wechsel des Betreuungsset- tings im Tagesablauf (von der Familie in Text: Reto Heinzel die Schule und von der Schule in den Hort) als horizontale Übergänge bezeich- net werden. «Die Kindergartenlehrperso- nen sind sich der Wichtigkeit dieser The- matik schon länger bewusst», sagt Biffi. Das liege auch daran, dass der Kindergar- ten ein Ort sei, an dem der Alltag stark durch Rituale, Wiederholungen und Rou- tinen geprägt sei. «Das gibt den Kindern Jahr für Jahr begleiten Lehrpersonen Kin- Übergangs eine grosse Entwicklung Sicherheit.» der auf dem Weg von einer Bildungsstufe durch. Es könne auch sein, dass ein Kind zur nächsten. Im Kindergarten werden diese Phase als Krise erlebe. Das gelte es Viele Gestaltungsmöglichkeiten die «Novizen» begrüsst, zwei Jahre später zu verhindern. Wie Lehrpersonen den Übergang beglei- schnallen sich die Kinder dann zum ers- ten, ist dabei in der Regel ihnen überlas- ten Mal den Thek um und betreten voller Dem Neuen ausgesetzt sen. Es gibt denn auch eine ganze Palette Vorfreude das Schulzimmer. Die Kulturanthropologie hat das Thema an Möglichkeiten. Mit dem verbreiteten «Aus schulischer Sicht ist es elemen- bereits vor über 100 Jahren erforscht und «Bsüechlitag» im Kindergarten zum Bei- tar, dass diese Übergänge funktionieren», gezeigt: Der ritualisierten Begleitung bei spiel kann die Lehrperson gerade auf der sagt Cornelia Biffi. Die Erziehungswis- Übergängen zwischen verschiedenen Si- Beziehungsebene eine gute Grundlage senschaftlerin ist Dozentin an der Päda- tuationen und Zuständen wie Erwachsen- schaffen. Es geht um das gegenseitige gogischen Hochschule Zürich (PHZH) werden, Altern, Geburt und Tod oder Orts-, Kennenlernen vor dem eigentlichen Kin- und hat sich auf Fragen des Schuleintritts Berufs- und Statuswechsel kommt in al- dergartenstart, gemeinsames Spielen, et- und der Übergänge spezialisiert. «Die len Gesellschaften, von den archaischen was zeichnen oder basteln und den Raum meisten Kinder bewältigen den Übergang bis zur postindustriellen, eine zentrale zu erleben. Einige Schulen führen regel- in den Kindergarten und in die Primar- Bedeutung zu. Dahinter verbirgt sich die mässig sogenannte «Wellentage» durch, an schule zwar problemlos», sagt sie. Den- Vorstellung, dass das Individuum durch denen alle Kinder, die vor einem Stufen- noch machten alle Kinder während eines den Übergang etwas Neuem ausgesetzt übertritt stehen, die nächsthöhere Stufe Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus 12
besuchen (siehe Kasten). Eine solche Spe- «Die Aufgabe der Lehrpersonen ist es, leuchtet, wie Biffi erklärt. Sie nähmen zialität, ein solches Ritual, sorgt im Schul- während eines Stufenübergangs dem während des Übergangs in den Kinder- betrieb für Kontinuität. Überhaupt spielen Kind Orientierung zu geben und Kontinu- garten oder in die Primarschule eine Art Schulrituale in diesem Zusammenhang ität zu ermöglichen», sagt Biffi. Beim Kin- Mehrfachrolle wahr: Sie dürften diesen eine ganz wichtige Rolle. Ganz egal, ob die- dergarteneintritt brauche das Kind aber Prozess begleiten, steckten dabei aber se im Klassenverband oder in der Schule oft eine gewisse Zeit, bis es eingewöhnt selbst in einer Übergangsphase, die sie begangen werden – damit wird dem Kind sei. In vielen Fällen dauere es bis zu den bewältigen müssten. «Wie die Kinder su- signalisiert, dass es zur Gemeinschaft ge- Herbstferien, manchmal bis Weihnachten. chen die Eltern eine neue Rolle, auch sie hört. Aber auch der Garderobenhaken mit erleben starke Emotionen, Ungewissheit. dem dazugehörigen Tierbild, die Gruppen- Eltern in der Mehrfachrolle Sie müssen ebenfalls neue Beziehungen namen im Kindergarten wie «Krokodile» In der Forschung ist dem Kindergarten- knüpfen – zu Lehrpersonen und anderen und «Giraffen» oder ein Willkommensbrief eintritt lange eher wenig Beachtung ge- Eltern. Vielleicht sind sie auch mit dem der Lehrperson tragen zur Identifikation schenkt worden. In jüngster Zeit wird Schulsystem nicht vertraut.» Sinnvoll sei- des Kindes mit der Schule bei. auch vermehrt die Seite der Eltern be- en die einige Zeit vor dem Schuleintritt durchgeführten Elterninformationsanläs- se. Sie dienten nicht zuletzt dazu, Unge- Wellentag stärkt «Wir-Gefühl» wissheiten zu beseitigen und das Knüpfen Die Kindergartenlehrpersonen in der Stadtzürcher Schule Kappeli führten bis von Beziehungen zu erleichtern. anhin jährlich den weitherum praktizierten «Bsüechlitag» durch. Doch die Über- Und doch kommt es vor, dass insbe- gänge von der Primar- in die Mittelstufe oder von der Mittel- in die Sekundar- sondere ein Kindergarteneintritt nicht stufe wurden nicht speziell begleitet, höchstens von einzelnen Lehrpersonen. Ab reibungslos verläuft. Wieso? «Die Gründe diesem Jahr wird nun alles anders: Zum ersten Mal führt die Schule einen «Wellen dafür sind vielfältig», sagt Biffi. Zum Bei- tag» durch. Die Idee dazu kam von der Leiterin der Kindergarten-/Primarschule, spiel falle es nicht jedem Kind gleich Doris Kyburz. Die anderen Schulleitungen im Schulkreis begegneten der Idee leicht, sich von den Eltern zu lösen. Eine zwar mit Interesse, aber gleichzeitig mit Zurückhaltung, weshalb die flächende- unsichere Familiensituation oder sprach- ckende Einführung des Wellentags vorerst zurückgestellt wurde. Schliesslich liche Schwierigkeiten könnten die Situa vereinbarten Kyburz und der Leiter der Sekundarschule Kappeli, den Wellentag tion ebenfalls erschweren. Zudem steige Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus erst einmal in der eigenen Schule einzuführen. Die Idee dahinter: In der zweit- das Risiko der Überforderung, wenn meh- letzten Woche vor den Sommerferien verbringen alle Schülerinnen und Schüler, rere Übergänge gleichzeitig bewältigt deren Übertritt bevorsteht, einen Morgen lang im neuen Schulzimmer mit den werden müssen. Emotionale Unterstüt- neuen Klassenkameraden und lernen die zukünftige Lehrperson kennen (im zung sei in dieser Situation also noch Kappeli mit seinen 5 Kindergarten-, 12 Primar- und 13 Sekundarklassen betrifft wichtiger. dies in diesem Jahr 14 Klassen). Das Programm gestaltet die zuständige Lehr- Damit der Übergang von der Familie person und sieht je nach Schulstufe anders aus. Oftmals spielerisch, dient es in den Kindergarten gelingt, muss also auch dazu, eine gute Basis zu legen. Am wichtigsten ist das gegenseitige Kennen das Zusammenspiel zwischen Eltern, lernen. «Die Schülerinnen und Schüler werden dann während der Sommerferien Kind und Lehrperson gut funktionieren. nicht ständig von Ungewissheit geplagt. Sie können sich viel besser vorstellen, Wobei die Kinder meist ganz unter- was sie erwartet, und sich darauf freuen», sagt Kyburz. Den Wellentag hatte die schiedliche Voraussetzungen mitbringen: Schulleiterin an ihrem früheren Arbeitsort kennengelernt. «Ich bin überzeugt, Während einem Kita-Kind viele der Se- dass es eine gute Sache ist.» Vor allem auch deshalb, weil dadurch ein «Wir-Gefühl» quenzen oder Rituale im Kindergarten ausgelöst werde. [rh] bereits bekannt vorkommen, verfügen 13 andere diesbezüglich über keinerlei Er-
14 Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus
fahrung. Es gibt zum Beispiel Kinder, die kaum Deutsch sprechen, und solche, die bereits spielerische Erfahrungen mit Zahlen und Buchstaben gemacht haben. Es gibt Defizite und Vorsprünge, und das in allen Milieus. «Aus schulischer Sicht Nicht bei null anfangen ist es elementar, «Die Aufgaben der Kindergartenlehrper- son, die ja stets zwei Klassen führt, sind dass Übergänge funktionieren.» sehr komplex», sagt Biffi. «Sie muss einer- Cornelia Biffi seits die jüngeren Kinder in Empfang nehmen, andererseits den älteren einen guten Start in der Primarschule ermögli- chen.» Für die älteren Kindergarten kinder steht also ein weiterer Übergang an. In dieser Situation ist es unentbehrlich, dass die Zusammenarbeit an der Schnitt- mer grössere Rolle. Viele Eltern empfin- Bei allen Herausforderungen, die ein Stu- stelle Kindergarten-Primarschule rei- den den Übertritt in die Mittelstufe als fenübergang mit sich bringt, darf eines bungslos läuft. Aus Sicht der Lehrperso- Zäsur. Biffi rät deshalb den Mittelstufen- nicht vergessen werden: Die Kinder freuen nen, sagt Biffi, sollte es aber nicht nur lehrpersonen gerade am Anfang der sich auf die Herausforderung, die vor ih- darum gehen, dass die Kinder den Über- 4. Klasse zu einem engen Elternkontakt. nen liegt. «Das ist auch ein Statusgewinn, gang gut bewältigen können. «Wichtig ist Dafür bietet sich ihrer Meinung nach der oftmals mit einem Entwicklungsschub auch, dass sich Kindergarten- und Pri- nicht nur der Elternabend an, sondern einhergeht», betont die Dozentin. «Die Kin- marlehrpersonen über die Bildungspro- auch ein individuelles Gespräch mit Eltern der müssen aber wissen, welche Erwartun- zesse der Kinder austauschen.» Oft gehe und Schulkind, in dem Fragen zur Spra- gen an sie gestellt werden. Diese müssen es aber vor allem um Zuteilungsfragen che kommen könnten wie: Was läuft an- also gut kommuniziert werden.» mit dem Ziel, ausgewogene Klassen zu ders in der 4. Klasse? Wie erlebt das Kind Weitere Infos zum Thema: www.vsa.zh.ch > Schulbetrieb & Unterricht > Führung & Organi- bilden. Die formalen Dinge stünden im die Umstellung? «Das ist eine Chance für sation > Übergänge Vordergrund, während den pädagogi- beide Seiten», ist Biffi überzeugt. schen Inhalten wenig Beachtung ge- schenkt werde. «Dabei wäre es doch span- nend, wenn die Kindergartenlehrperson Mehr Unterstützung bei der Einschulung darüber berichten könnte, welche Lieder Die Schule Richterswil-Samstagern widmet sich seit einigen Jahren intensiv oder kooperativen Lernformen die Kinder dem Thema Übergänge. Auslöser waren Meldungen verschiedener Kindergar- schon kennen.» Eine Möglichkeit wäre, tenlehrpersonen, wonach die allmähliche Vorverlegung des Stichtages für den sagt Biffi, dass die Schulleitung beispiels- Eintritt in den Kindergarten (Umsetzung von HarmoS) die Diskrepanz zwischen weise im Rahmen der Schulentwicklung dem emotionalen und dem kognitiven Stand der Kinder vergrössere. «Es zeigte zum Lehrplan 21 entsprechende Gefässe sich, dass die Betreuung der Kinder am Anfang sehr intensiv war und diese teil- für einen solchen Austausch schaffe. Das weise nicht bereit waren für die 1. Klasse», sagt Schulleiterin Lucretia Emma. würde auch die Arbeit der Unterstufen- Die von der Schulpflege eingesetzte Arbeitsgruppe «Frühe Einschulung» nahm lehrperson erleichtern. «Sie müsste dann im März 2015 die Arbeit auf. Momentan befasst sich die Gruppe, der neben Kinder- nicht das Gefühl haben, bei null anfangen gartenlehrpersonen auch Heilpädagogen, DaZ-Lehrpersonen, Vertreter der zu müssen.» Schulleitungen und der Schulpflege angehören, nur mit der Kindergartenstufe. Einen möglichen Anknüpfungspunkt Das Ziel: Die Kindergartenlehrpersonen in der Anfangszeit besser unterstützen, bietet das Portfolio, das auch im Lehrplan gleichzeitig aber auch die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste der Eltern abholen. für die Kindergartenstufe empfohlen wird. «Wichtig ist, dass es den Kindern gut geht», sagt Emma. Die beschlossenen Im Portfolio werden ausgewählte Erinne- Änderungen setzen auf mehreren Ebenen an: Erstens wurden Unterstützungs- rungen zu (Lern)erfahrungen festgehal- angebote geschaffen, die die Kindergartenlehrpersonen in Anspruch nehmen ten, besprochen und kommentiert. Das können. Dazu gehört der Einsatz von Schulassistenzen oder von Studierenden Kind wird sich seiner Entwicklung und im Rahmen ihres Berufspraktikums. Zweitens wurde die Zusammenarbeit mit seines Lernens bewusst – «das konnte ich den Eltern intensiviert. So findet neben dem Infoanlass im März und dem damals noch nicht, jetzt kann ich es bes- Elternabend im Herbst neu ein freiwilliger Elternabend im Juni statt, und zwar ser». Nun muss das Führen eines Port unmittelbar nach dem «Bsüechlitag». «Dabei geht es vor allem darum, sich bes- Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus folios nicht zwingend mit dem Ende des ser kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und die gegenseitigen Erwartungen Kindergartens aufhören. Biffi weiss, dass zu klären», sagt Emma. Dazu gehören auch die Themen Verabschiedung und es Schulgemeinden gibt, die das Portfolio Loslassen, die für manche Eltern und Erstkindergartenkinder eine Herausfor über die nächsten Schulstufen weiter derung sind. Schliesslich ist man in Richterswil-Samstagern darum bemüht, den führen. Das erleichtere den Austausch Austausch mit Kitas und Spielgruppen zu verstärken. Auf diesem Weg lässt über die Bildungsstufen hinweg. sich einiges über deren pädagogische Inhalte erfahren. Interessant wäre auch ein Austausch über den Lern- und Entwicklungsstand der Kinder, sagt Emma. Kontakt als Chance Ungewiss ist allerdings, wie weit dieser Austausch aus Gründen des Datenschutzes Der Übergang von der Unter- zur Mittel- überhaupt gehen kann. stufe birgt da ganz andere Herausforde- Die bisherigen Erfahrungen mit den von der Arbeitsgruppe angeregten Neue- rungen. Zur förderorientierten Haltung in rungen bezeichnet Emma als «sehr gut». Sowohl seitens der Lehrpersonen als der Unterstufe kommt allmählich ein Se- auch seitens der Eltern sei das Echo äusserst positiv. Die Ergebnisse seien derart lektionsaspekt hinzu. Die Anforderungen ermutigend, dass die Schule Richterswil-Samstagern plane, die Arbeitsgruppe steigen, es gibt mehr Noten, mehr Haus- auf weitere Schulstufen auszudehnen. [rh] 15 aufgaben. Lerntechniken spielen eine im-
Interview wollen das Beste für ihr Kind. Das heisst «Der Aufbau allerdings meistens: Das Kind soll bezüg- lich des weiteren schulischen und berufli- chen Werdegangs möglichst gut positio- von Vertrauen niert sein. Unter Umständen treffen also zwei unterschiedliche Sichtweisen und In- teressen aufeinander. Das kann zu Span- benötigt Zeit» nungen führen, die gerade bei einer unsi- cheren Prognose aufbrechen können. Wie lässt sich das verhindern? Steiner: Indem man schon zu Beginn der Worauf kommt es beim Übertritt in Mittelstufe beginnt, sich mit dem Übertritt auf die Sekundarstufe auseinanderzuset- die Sekundarstufe an? Und was müssen zen. Das heisst natürlich auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Lehrperson die Lehrpersonen beachten? Zoi Dellios und Eltern früh beginnen sollte. Denn der und Erich Steiner haben sich in Aufbau von Vertrauen benötigt Zeit. Dellios: Neben dem Austausch zwi- Forschungsarbeiten intensiv mit dieser schen Eltern und Lehrperson ist noch et- was anderes wichtig: dass es nicht zu früh Frage beschäftigt. zu einer «Schubladisierung» kommt. Die Diskussion sollte darum stets förderorien- Text: Reto Heinzel tiert und auf die Entwicklungsmöglichkei- ten des Kindes gerichtet sein. Welche konkreten Möglichkeiten hat die Lehrperson, das Vertrauen zu den Eltern herzustellen? Dellios: Hier bieten sich die klassischen Vor dem Übertritt in die Sekundarschule Inwiefern? Elternabende und -gespräche an, die ge- werden alle Schülerinnen und Schüler Dellios: Lehrpersonen wollen jedes Kind setzlich vorgegeben sind. Wertvoll sind einer Abteilung zugeteilt. Wo liegen möglichst optimal platzieren. Es soll in die auch die informellen Gefässe wie das Tür- aus Ihrer Sicht die Herausforderungen Abteilung kommen, in der es sich gut ent- und-Angel-Gespräch. Dazu kommen In- für die Lehrpersonen? wickeln und seine Ressourcen am besten formationsschreiben oder das Kontakt- Erich Steiner: Die grosse Herausfor einsetzen kann. In welcher Abteilung dies heft. Ganz wichtig ist dabei, dass in diesem derung liegt bei solchen Schülerinnen der Fall sein wird, lässt sich bei einem un- Heft nicht nur negative, sondern auch po- und Schülern, deren Notenschnitt sich sicheren Zuweisungsentscheid vorgängig sitive Beobachtungen und Bemerkungen im Bereich 4 bis 4,5 bewegt. Während jedoch kaum sagen. Kommt dazu, dass notiert werden. Die Lehrperson hat des- sich bei denjenigen im unteren und obe- nicht alle Beteiligten die Sachlage gleich halb ein Interesse, sich mit den Eltern ren Leistungssegment bereits Ende der einschätzen. über Ziele und Werte zu unterhalten und 5. Klasse recht klar abzeichnet, wohin es Und diese unterschiedlichen die gegenseitigen Erwartungshaltungen in der Sekundarstufe gehen dürfte – in die Einschätzungen können dann zu zu klären. Den Eltern muss auch die Sek B oder Sek A, möglicherweise auch Spannungen führen … Durchlässigkeit innerhalb der Sekundar- ins Gymi –, ist bei ihnen zu diesem Zeit- Steiner: Genau. Lehrpersonen haben ja stufe klar sein. punkt keine klare Aussage möglich. den Auftrag, jede Schülerin und jeden Steiner: Die Lehrperson hat eine In- Zoi Dellios: Die Zuteilung steht ja am Schüler gemäss den vorhandenen Fähig- formationspflicht, darin stimmen nach Ende eines längeren Prozesses, während keiten einzuteilen. Gleichzeitig müssen sie unseren Erkenntnissen die meisten Lehr- dem ein Austausch zwischen Lehrperson, einen gesellschaftlichen Selektionsauftrag personen mit den Eltern überein. Das Eltern und Kind stattfindet. In dieser Zeit wahrnehmen. Die Eltern dagegen nehmen kann man offensiv angehen, indem man wird auch Druck aufgebaut. eine partikularistische Position ein: Sie den Unterricht transparent macht gegen- über den Eltern, Lernbeobachtungen schildert und erklärt und nicht nur über Riesige Datenmenge Leistungsergebnisse und das Sozialver- In der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützten Längsschnitt- halten spricht. Lehrpersonen können sich studie «Transition» untersuchten Forschende der Universität Zürich und der so als Lernexperten zeigen und Akzep- Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus Pädagogischen Hochschule, wie sich im Kanton Zürich die Unterstützung der tanz erzeugen. Eltern auf das Selbstvertrauen, die Lernmotivation und die Zufriedenheit der Haben schliesslich alle Eltern den Schülerinnen und Schüler auswirkt. Im Zentrum steht dabei die Zeit des Über- Einstufungsvorschlag der Lehrperson tritts von der Primarschule in die Sekundarstufe I. Während des Erhebungszeit- akzeptiert? raums von 2008 bis 2013 fanden neben schriftlichen Befragungen auch zahlreiche Dellios: Nur in zwei der zwanzig Fallfami- Einzelinterviews mit Lehrpersonen, Eltern und Schülerinnen und Schülern statt. lien, die wir mittels Interviews intensiv Erich Steiner war operativer Leiter der «Transition»-Studie. Seine Dissertation auf über neun Monate vor dem Übertritt be- der Grundlage der Transition-Daten steht kurz vor dem Abschluss. Darin behan- gleitet haben, hielten die Eltern an ihren delt er das elterliche Unterstützungshandeln während eines unsicheren Über- Erwartungen fest. Sie beharrten darauf, ihr tritts in die Sekundarschule. Im Rahmen der Studie ist eine ganze Reihe von Kind in eine bestimmte Abteilung der Se- Abschlussarbeiten zu Teilfragen entstanden, darunter die Lizenziatsarbeit der kundarstufe einzuteilen. Abweichende Ar- ehemaligen Mittelstufenlehrerin und Schulleiterin Zoi Dellios. Sie untersuchte gumente der Lehrperson liessen diese El- die Praktiken von Lehrpersonen bei Übertrittsgesprächen. Beide sind Dozierende tern nicht gelten. Die anderen Eltern haben für Erziehungswissenschaft an der PH der Fachhochschule Nordwestschweiz. [rh] am Schluss mehr oder weniger überzeugt 16 den Vorschlag der Lehrperson mitgetragen.
Die wenig Überzeugten haben auf einen Wechsel in die Sek A beim nächsten Umstufungstermin gehofft, was bei zwei Kindern dann auch eingetroffen ist. Wie sieht es auf der Seite der Lehr- personen aus? Steiner: Sie befinden sich während des Übertrittsverfahrens in einer anspruchs- vollen Situation. Sie müssen eine Gesamt- beurteilung vornehmen. Einerseits müssen sie die Leistungen in den verschiedenen Fächern, andererseits das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten berücksichtigen. Die Lehrpersonen sind stets die Handelnden in diesem Prozess, sie haben das Vorschlags- recht. Darauf müssen die Eltern reagieren. Sie haben die Phase des Übertritts intensiv erforscht. Welche Erkenntnis- se haben Sie durch die Befragung von Lehrpersonen und Eltern gewonnen? Steiner: Ein Teil der von uns befragten Lehrpersonen hielt sich möglichst buch- stabengetreu an den vorgeschriebenen Fahrplan. Sie informierten die Eltern lau- fend über den Entwicklungsstand, hielten schen den Bedürfnissen der Eltern und tung geht, sondern dass sie Interesse an aber gleichzeitig eine gewisse Distanz ein. den Ansprüchen der Sekundarlehrperso- der Persönlichkeitsentwicklung des Kin- Dellios: Diese Lehrpersonen waren nen. Diese Lehrpersonen haben beim Zu- des zeigt und sich hierfür stetig bemüht, klar in der Mehrheit. Sie boten den Dialog teilungsentscheid dann oft ebenso stark die Sichtweisen und Erfahrungen der El- an. Und der Zuteilungsentscheid erfolgte auf die von ihnen wahrgenommenen Er- tern einzubeziehen. idealerweise gemeinsam. wartungen der abnehmenden Lehrperso- Dellios: Dass die Eltern den Einstu- Steiner: Eine weitere Gruppe von nen geachtet wie auf die Bedürfnisse und fungsvorschlag mittragen können, setzt vo- Lehrpersonen praktizierte äusserst auf- Sichtweisen der Eltern. raus, dass sie über das Geschehen in der wendige Übertrittsverfahren. Sie waren Aber wieso eigentlich? Schule gut informiert sind. Um es noch ein- emotional stark involviert und kannten Steiner: Stellen Sie sich vor: Wenn eine mal zu sagen: Diese Informiertheit sollte die Situation in den einzelnen Familien Mittelstufenlehrperson drei Schüler in die sich nicht nur auf die Zeugnisnoten be- sehr gut. Dies führte allerdings zum Teil Sek A einstuft, die dann von den Seklehr- schränken, sondern generell auf die schuli- schen Arbeitsprozesse. Dabei spielen auch überfachliche Kompetenzen eine Rolle. Wie sieht es aus Sicht des Kindes aus? «Den Eltern muss auch Dellios: Das Kind sollte sich gefördert und die Durchlässigkeit innerhalb der gefordert fühlen. Für die Motivation ist es ganz zentral, dass es Erfolgserlebnisse Sekundarstufe klar sein.» hat. Es kann sein, dass ein Kind, das in die Sek B kommt, und das ist für den Selbst- Zoi Dellios wert keine einfache Situation, jetzt besse- re Noten hat als vorher in der Primar- schule und nun zu den Guten gehört. Das kann das Selbstvertrauen auch stärken. zu Entscheiden, die dem Kind oder den personen später abgestuft werden, kann Steiner: Sich gefördert und gefordert Eltern zuliebe gefällt wurden. das als sehr unangenehm empfunden fühlen heisst für die Jugendlichen auch, Welche Strategien wurden sonst werden, weil damit ein Stück weit die dass sie mit regelmässigen Standortge- noch gewählt? eigene Professionalität infrage gestellt sprächen begleitet werden. Dabei sollen Steiner: Eine kleine Gruppe von Lehrper- wird. Der Druck steigt, es bei der nächsten sie die Sekundarstufe als durchlässig und Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus sonen beharrte auf ihrer Einschätzung und Zuteilung besser zu machen. Das kann dynamisch erleben. Ein Auf- oder Abstieg zeigte wenig Kooperationswillen. Diese dazu führen, dass die Mittelstufenlehr- oder ein Wechsel in unterschiedliche Ni- Lehrerinnen und Lehrer achteten vor person eher an ihre Kolleginnen und Kol- veaugruppen ist immer wieder möglich – allem darauf, ob die 4,5 in den Leistungs legen denkt, mit denen sie beruflich wei- das ist eine ganz wichtige Botschaft. fächern erreicht wurde oder nicht, obschon terhin zu tun haben wird, als an die Eltern. das vom Verfahren her eigentlich nicht zu- In welchem Fall kann man von lässig ist. Den Einschätzungen der Eltern einem guten Übertritt sprechen? standen sie grundsätzlich kritisch gegen- Steiner: Aus Sicht der Lehrperson ist dies über. Sie betonten ihren Expertenstatus sicher der Fall, wenn sie ihre Einschät- und vertraten die Position: «Ich weiss es zung und ihre Beurteilung so kommuni- letztlich besser als die Eltern.» Gerade, aber zieren kann, dass sie bei den Eltern auf Akzeptanz stösst. Die Eltern empfinden Fotos: zvg nicht nur in dieser Gruppe wurde auch die Sandwichposition oft angesprochen. den Übertritt als gut, wenn sie wahrneh- Sandwichposition? men, dass die Lehrperson das Kindswohl 17 Steiner: Ja. Sie sehen sich irgendwo zwi- betont. Dass es ihr nicht nur um die Leis- Zoi Dellios. Erich Steiner.
Start ins Berufsleben nehmens einen Partnerbetrieb und dreh- Ein Szenen- ten über diesen kurze Videofilme. In Zu- kunft, verrät Thomas Rubi, werden sie einen Tag mit öffentlichen Verkehrsmit- wechsel mit teln unterwegs sein und die Brille des Kunden aufsetzen. Auf diese Weise sollen sie ihre eigene Rolle als Mitarbeitende ei- Stolperfallen nes solchen Betriebs kennenlernen und reflektieren. Befürchtungen ansprechen Jugendliche, die eine Berufslehre Mit dieser Einführungswoche wird eine alte Tradition der SBB weitergeführt, die beginnen, geraten in eine völlig neue zusammen mit der Bern-Lötschberg-Sim- Welt. Nicht alle kommen damit plon-Bahn (BLS), der Rhätischen Bahn (RhB) und dem Verband öffentlicher Ver- gleich gut zurecht. Ein Projekt der kehr (VöV) die login Berufsbildung AG ins Leben gerufen hat, die gleichzeitig deren Bildungsdirektion soll sich nun dieser Eigner sind. Der heutige Ausbildungslei- komplexen Schnittstelle annehmen. ter Thomas Rubi hat vor 25 Jahren selbst als Lernender ein solches Lager im Tessin miterlebt, heute fährt er jeweils Anfang Text: Jacqueline Olivier August zusammen mit seinen Ausbildungs- leiterkolleginnen und -kollegen und etwa 320 Jugendlichen nach Sursee. Was diese Tage bewirkten, lasse sich nicht in Zahlen Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus messen, sagt er, viele kehrten aber begeis- «Der Schritt von der Sekundarschule in davon treten jährlich etwa 800 in eine tert und voller Vorfreude auf den Arbeits- die Berufswelt ist der Wechsel schlecht- Ausbildung ein. Sie alle werden in regio- beginn am folgenden Montag zurück. «Es hin», sagt Thomas Rubi, «auf die Jugendli- nalen Einführungswochen, die am Tag des geht ja nicht darum, dass sie am Ende der chen kommt ganz viel Neues zu: ein völlig Lehrstarts beginnen, auf ihr Leben zwi- Woche alle Informationen auswendig wis- neues Umfeld mit neuen Aufgaben und schen Betrieb, Berufsfachschule und sen müssen, sondern darum, gemeinsam Schulfächern, sie müssen Verantwortung überbetrieblichen Kursen vorbereitet. Erwartungen und Befürchtungen zu the- übernehmen und sich in einen Arbeits- Zentrale Elemente dieser Woche sind matisieren und die Jugendlichen spüren prozess integrieren.» Thomas Rubi ist einer das gegenseitige Kennenlernen, das The- zu lassen: Sie sind nicht allein.» Gerade in der Ausbildungsleiter der login Berufsbil- matisieren der wichtigsten Veränderun- einem grossen Lehrbetrieb fühlten sich dung AG, die für rund 50 Unternehmen im gen nach dem Übertritt und die Informa- die Neulinge zu Beginn oft etwas verloren, Bereich Verkehr in der ganzen Schweiz tion über Rechte und Pflichten der umgekehrt habe login eben die Möglich- Berufslehren, Praktika und Weiterbildun- Lernenden. Einen Tag lang geht es aus keit, diesen Start mithilfe einer solchen gen organisiert. login bildet über 2000 Ler- serdem auf Reisen. Bisher besuchten die Einführungswoche, in der auch der Spass 18 nende in 25 verschiedenen Berufen aus, angehenden Lernenden eines öV-Unter- nicht zu kurz komme, angenehmer zu ge-
stalten. «Die Woche ist bei den Lernenden Anstellungsbedingungen und ihre per- wo seit 2006 KV-Lernende ausgebildet sehr beliebt und hinterher noch lange Ge- sönlichen Arbeitsordner. Vor dem Mittag werden, dazu. Man mache damit gute Er- sprächsthema.» geht es für sie auf eine Tour durch die Ab- fahrungen, sagt Jessica Brendeler: «Der teilung, in der sie die ersten sechs Monate erste Arbeitstag eines Lernenden ist etwas Ein Tag zum Ankommen tätig sein werden. Das Mittagessen neh- ganz Besonderes, deshalb möchten wir ihn Nicht gerade eine ganze Woche, aber zu- men die Neueintretenden gemeinsam mit nutzen, um die Neuankömmlinge jeweils mindest der erste Tag wird bei Barry Cal- den anderen Lernenden und den Praxis- gebührend willkommen zu heissen. Dank lebaut in Zürich dazu verwendet, die je- bildnern ein, so kann man sich gegensei- des Programms erhalten sie einen ersten weils zwei kaufmännischen Lernenden tig kennenlernen. Am Nachmittag folgen Einblick in den Betrieb, kommen in Kon- ankommen zu lassen. Sie werden von der weitere Einführungen und Präsentatio- takt mit Ausbildnern und Kollegen und Berufsbildnerin Jessica Brendeler mor- nen durch die Praxisbildner der Abteilun- erfahren das Wichtigste in Kürze.» Etwa gens persönlich in Empfang genommen gen, in denen die Jugendlichen starten. zwei Wochen später findet ein Tagesevent und durch den Betrieb geführt. Anschlies Seit zirka fünf Jahren gehört dieses statt, an dem alle Lernenden und Berufs- send erhalten sie Informationen zu den Einstiegsprogramm bei Barry Callebaut, bildner teilnehmen. Im vergangenen Jahr beispielsweise besuchten sie gemeinsam das Hölloch im Muotatal. «Dieser Ausflug Neugestaltung 3. Sek wird evaluiert dient primär der Teambildung und bietet Im Rahmen des Projekts «Neugestaltung 3. Sek» wurden an der Volksschule im eine gute Möglichkeit zum Austausch in Kanton Zürich diverse Massnahmen umgesetzt, um den Übergang von der ungezwungener Atmosphäre.» Sekundarschule in die Berufsbildung und an weiterführende Schulen zu verbes- Schulblatt Kanton Zürich 4/2017 Fokus sern. Auf Basis des Tests Stellwerk 8 wird heute bereits in der 2. Sekundarklasse Workshop an der Berufsschule eine Standortbestimmung mit Schülern und Eltern vorgenommen. Es steht ein Gefragt sind jedoch nicht nur die Betriebe, individuelles Förderangebot im Wahlfachbereich der 3. Klasse zur Verfügung auch die Berufsfachschulen können mit und mit dem Projektunterricht und der Abschlussarbeit in der 3. Klasse werden Begrüssungsanlässen und Informations- fachliche und überfachliche Kompetenzen gestärkt. Die Einbindung von Eltern veranstaltungen die «Neuen» abholen. und Berufsberatung erfolgt früher und der Berufswahlfahrplan strukturiert den Am Bildungszentrum Zürichsee geht man Prozess für alle Beteiligten. seit drei Jahren gar noch einen Schritt Im Anschluss an die flächendeckende Einführung und Umsetzung des Projekts weiter: Im Herbst besucht die interne Be- hat der Bildungsrat im März 2016 die Fachstelle für Schulbeurteilung (FSB) ratungslehrerin alle 1. Klassen und stellt beauftragt, bei den Sekundarschulen den zusätzlichen Qualitätsanspruch «Vor- ihnen ihr Angebot vor. Gegen Ende des bereitung auf berufliche Grundbildung und weiterführende Schulen» zu evalu- ersten Semesters werden mit allen Ler- ieren (Schuljahre 2016/2017 bis 2020/2021). Nach der fünfjährigen Evaluations- nenden im ersten Ausbildungsjahr halb- phase wird die FSB dem Bildungsrat Bericht erstatten und Empfehlungen zur tägige Workshops zum Berufseinstieg weiteren Optimierung dieser Vorbereitung abgeben. [jo] durchgeführt. Unter dem Motto «Im Beruf 19 angekommen?» befassen sich die Jugend-
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