PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
PROGRAMM
21. – 24. JUNI 2022
     SWR.de/dokufestival
PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
RUBRIK

                                           SWR DOKU FESTIVAL

         Viel Spaß beim
         SWR Doku Festival 2022
         Für eine starke und vielfältige
         Medienlandschaft im Südwesten.

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
INHALT

         GRUßWORTE                                                             7   FILME AUßER KONKURRENZ – FILMREIHEN    79
         WINFRIED KRETSCHMANN                                                       WIR IN DER WELT
         MINISTERPRÄSIDENT DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG                             DER BESONDERE FILM
                                                                                    NEWCOMER UND GRENZGÄNGER
         DR. FRANK NOPPER
         OBERBÜRGERMEISTER STADT STUTTGART                                          SPECIAL

         PROF. DR. KAI GNIFFKE
                                                                                    INTERVIEW                             1
                                                                                                                           15
         INTENDANT SWR
                                                                                    PROF. REGINA ZIEGLER
         CARL BERGENGRUEN                                                           CAMPINO
         GESCHÄFTSFÜHRER MEDIEN- UND FILMGESELLSCHAFT BADEN-WÜRTTEMBERG MBH
         DR. WOLFGANG KREIßIG                                                       JURY                                  1
                                                                                                                           25
         PRÄSIDENT DER LANDESANSTALT FÜR KOMMUNIKATION BADEN-WÜRTTEMBERG
         CLEMENS BRATZLER                                                           PREISERKLÄRUNG                        1
                                                                                                                           37
         PROGRAMMDIREKTOR SWR
                                                                                    MODERATION                            1
                                                                                                                           38
         ERIC FRIEDLER
         SWR HAUPTABTEILUNGSLEITER DOKU
                                                                                    DOKU KLASSE                           1
                                                                                                                           44
         WILLKOMMEN ZUM FESTIVAL                                              25
                                                                                    REGIE – ALLE FILME                    1
                                                                                                                           57
         DR. IRENE KLÜNDER, FESTIVALLEITERIN
                                                                                    FILMVERZEICHNIS ALPHABETISCH          1
                                                                                                                           66
         NOMINIERTE FILME                                                     29
                                                                                    FESTIVALPROGRAMM                      1
                                                                                                                           69
         NOMINIERTE FILME MUSIK                                               57
                                                                                    TICKETS / SERVICE	176
         RETROSPEKTIVE WERNER HERZOG                                          66
         LAND DES SCHWEIGENS UND DER DUNKELHEIT                                     FOTONACHWEIS                          1
                                                                                                                           78
         MEIN LIEBSTER FEIND
         THE WHITE DIAMOND                                                          IMPRESSUM                             1
                                                                                                                           79

4                                                                                                                                5
PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
GRUßWORTE

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
RUBRIK

                                                                        WINFRIED KRETSCHMANN
                                                        MINISTERPRÄSIDENT DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG

                                            Das SWR Doku Festival hat sich seit seiner Premiere im Jahr 2017 als feste Größe im hiesigen
                                            Kulturkalender etabliert. Auch in der neuen Auflage werden wieder herausragende Film-
         Foto Grußwort                      werke gezeigt, die für den Deutschen Dokumentarfilmpreis als eine der renommiertesten
                                            Auszeichnungen im deutschsprachigen Europa nominiert sind. Zudem laufen auch Film-
                                            reihen außerhalb der Konkurrenz. Zu diesem besonderen Anlass, dem sechsten SWR Doku
                                            Festival vom 21. bis 24. Juni, begrüße ich alle Filmemacherinnen und Filmemacher sowie das
                                            Kinopublikum sehr herzlich!

                                            Große Leinwand und voller Sound – darauf freuen sich sicherlich viele Filmbegeisterte, die
                                            in den letzten beiden Jahren als Folge der Corona-Pandemie auf so manches Erlebnis dieser
                                            Art verzichten mussten. In unbekannte Welten eintauchen, sich berühren lassen, Bekanntes
                                            neu entdecken, staunen über neue Einblicke: All das und noch vieles mehr lassen uns Doku-
                                            mentarfilme erleben. Und das gilt im Besonderen für die diesjährigen Preisträgerfilme, die
                                            allesamt wahre Meisterwerke der Erzähl- und Kamerakunst sind.

                                            Das Genre des dokumentarischen Films hat eine lange Tradition im Land: Zusammen mit der
                                            Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg vergibt der SWR schließlich schon seit
                                            2009 den Deutschen Dokumentarfilmpreis, der zuvor unter dem Namen Baden-Württem-
                                            bergischer Dokumentarfilmpreis firmierte. Wie kaum einem anderen Medium gelingt es dem
                                            Dokumentarfilm, die Menschen in seinen Bann zu ziehen, sie zu informieren und Zusammen-

                             Fotonachweis
                                            hänge aufzudecken und neue Denkanstöße zu liefern. Gleichzeitig können die Filme zum
                                            interkulturellen Verständnis beitragen, Brücken bauen zwischen Kulturen und Kontinenten
              VORNAME NAME                  und einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten, indem sie verschiedene
                                            Sichtweisen und Lebenssituationen erlebbar machen.

                                            In diesem Sinne können wir uns freuen auf die diesjährigen Filmbeiträge, die beim sechsten
                                            SWR Doku Festival gezeigt werden. Und wir dürfen gespannt sein, wer in den verschiedenen
                                            Kategorien mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wird. Mein herzlicher
                                            Dank gilt allen Filmemacherinnen und Filmemachern, den Jurys und den Organisatorinnen
                                            und Organisatoren des SWR Doku Festivals. Ich danke allen, die die Verleihung des Dokumen-
                                            tarfilmpreises durch ihren Einsatz möglich machen. Den Zuschauerinnen und Zuschauern
                                            wünsche ich inspirierende Filmerlebnisse und natürlich gute Unterhaltung!

                                            Winfried Kretschmann
                                            Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

8                                                                                                                                     9
PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
GRUßWORTE

                                      DR. FRANK NOPPER
                                   OBERBÜRGERMEISTER STUTTGART

     Gute Dokumentarfilme zeigen uns Ungekanntes oder so noch nicht Gesehenes und lassen
     uns Bekanntes neu entdecken. Sie vermitteln Informationen, erzählen uns von anderen Kul-
     turen und von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Sie regen uns zum Nachdenken und Hin-
     terfragen an und speisen uns nicht mit schnellen Antworten ab. Ich freue mich sehr, dass wir
     das diesjährige SWR Doku Festival wieder live und real vor Ort in Stuttgart erleben können.
     Die aktuelle Situation zeigt mehr und mehr, dass sich desinformierende Inhalte im Netz
     schnell und weit verbreiten und es einer korrekten Einordnung dieser Inhalte bedarf. Doku-
     mentarfilme sorgen mit einer vertieften Recherche und seriösen Informationen für die rich-
     tige Orientierung und Unterstützung.

     Das SWR Doku Festival findet dieses Jahr wieder – wie gewohnt – in den Stuttgarter Innen-
     stadtkinos statt und ist ein wirkmächtiges Zeichen des herausragenden Filmstandorts
     Baden-Württemberg. Auch Stuttgart ist eine Filmstadt. Neben den vielen hier stattfindenden
     Filmfestivals gibt es in Stuttgart und der Region renommierte Ausbildungsstätten wie die
     Ludwigsburger Filmakademie oder die Hochschule der Medien.

     Die Landeshauptstadt Stuttgart hat die große Bedeutung des Dokumentarfilms schon vor
     vielen Jahren erkannt und engagiert sich seitdem im Trägerverein für das Haus des Doku-
     mentarfilms, das seinen Sitz in Stuttgart hat und ein europaweit einzigartiges Archiv mit
     hervorragender Forschungs- und Förderleistung führt.
     Ich freue mich, dass dieses wichtige Festival seiner besonderen Rolle im Bereich des Film-
     schaffens auch in diesem Jahr gerecht wird. Herzlichen Dank an alle beteiligten Filmschaffen-
     den, dem Organisationsteam und der Jury des SWR Doku Festivals für ihren großen Einsatz.
     Danke an alle klugen, mutigen, kritischen und neugierigen Filmschaffenden, die uns auch in
     Zukunft die Augen öffnen und unseren Horizont erweitern. Die uns mitnehmen auf eine Reise
     in manchmal vergangene, manchmal fremde Welten. Und die uns wichtige, reale Geschichten
     erzählen, mitten aus dem Leben gegriffen. Allen Filmliebhaberinnen und -liebhabern wün-
     sche ich interessante und belebende Filmerlebnisse.

     Dr. Frank Nopper
     Oberbürgermeister Stuttgart

10                                                                                                   11
PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
RUBRIK

                                                   PROF. DR. KAI GNIFFKE
                                                            SWR INTENDANT

                        Nah, unmittelbar und dennoch mit analytischem Blick. Zeigen was wahr und real ist und
                        dabei mit beeindruckenden Bildern glänzen. Wucht und Wahrheit miteinander in eine per-
                        fekte Symbiose bringen – das schaffen Dokumentarfilme immer und immer wieder in beson-
                        derer Art und Weise. Sie sind Zeitdokumente, magische oder auch bedrückende Reisen in
                        andere Lebenswelten, Regionen und Epochen. Sie zeigen die gesamte Bandbreite unserer
                        Welt: Das Schöne, das Schreckliche, das Unbegreifbare. Und alle Nuancen dazwischen.

                        Das SWR Doku Festival bietet diesem herausragenden Genre des Films eine gebührende Platt-
                        form und zeigt die Filme dort, wo sie hingehören – auf der großen Kinoleinwand. Das Festival
                        und der SWR machen die Dokumentarfilme zu einem Kulturerlebnis. Der Dokumentarfilm
                        liegt dem SWR dabei besonders am Herzen, denn er gehört zu unseren Kernkompetenzen. Das
                        Dokumentarische ist öffentlich-rechtlich pur, es verbindet Journalismus und Filmkunst, es lie-
                        fert Einordnungen, Erklärungen und wichtige Impulse zu den Fragen unserer Zeit. Dokumen-
                        tarfilme können den Dialog und Austausch anregen und tragen zum demokratischen Diskurs
                        bei. Und sie sind in dieser Zeit von Pandemie bis Krieg und neuen Konflikten notwendiger
                        denn je, da sie solche Themen im Großen einordnen, gewichten und neue Perspektiven eröff-
                        nen. Die Öffentlich-Rechtlichen und der SWR können dabei auch auf Themen und Fragen bli-
                        cken, die andere Medien und kommerzielle Anbieter nicht abdecken und aus wirtschaftlichen
                        Gründen niemals in ihrem Portfolio platzieren würden. Beim SWR Doku Festival werden die
                        für den Deutschen Dokumentarfilmpreis nominierten Filme gezeigt, aber auch endlich wie-

         Fotonachweis
                        der beeindruckende Filme außerhalb der Konkurrenz. Unser Festival geht aber noch einen
                        Schritt weiter. Zusammen mit unseren Partnern, der MFG Baden-Württemberg und der LFK
                        Baden-Württemberg, setzen wir uns aktiv für die Förderung von Medienkompetenz ein. Ziel
                        ist es, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen das filmische Erzählen zu analysieren und
                        einen genauen Blick auf Realität und Fiktion zu werfen.

                        Genießen Sie die herausragenden Filme des diesjährigen SWR Doku Festivals und tauchen
                        Sie ein in die Welten, die Bilder und die Geschichten, die uns nur der Dokumentarfilm liefern
                        kann. Viel Freude auf dieser Kinoreise!

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
GRUßWORTE

                                   CARL BERGENGRUEN
               GESCHÄFTSFÜHRER DER MEDIEN- UND FILMGESELLSCHAFT
                            BADEN-WÜRTTEMBERG

                             Liebe Freund*innen des SWR Doku Festivals,
     nach zwei Jahren Pandemie, die die Vorführungen auf den digitalen Raum beschränkt haben,
     kehrt das Festival wieder in den Kinosaal zurück. Dabei befindet sich unsere Welt nach wie
     vor in besorgniserregenden Turbulenzen. Pandemie, Klimakrise, nun der Krieg in der Ukraine:
     Wir erleben unruhige Zeiten, die selbstverständliche Gewohnheiten gefährden, Gewissheiten
     als brüchig erweisen und Neupositionierungen erfordern. Der Dokumentarfilm, der stets der
     Wirklichkeit verpflichtet ist, wird in diesen Krisen viel Stoff finden, leider, um seine orientie-
     renden Kräfte zu entfalten. Er wird gebraucht, mehr denn je.

     Dem SWR und der Leiterin des SWR Doku Festivals, Dr. Irene Klünder, ist sehr dafür zu danken,
     dass sie dem Dokumentarfilm seit 2017 Jahr für Jahr diese wichtige Bühne verschaffen. Es ist
     selbstverständlich, dass die MFG dieses Festival unterstützt und gemeinsam mit dem SWR
     den Hauptpreis vergibt. Er ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbunden und damit der
     höchstdotierte seiner Art.
     Der dokumentarische Film ist in der Geschichte Baden-Württembergs und des SWR fest ver-
     wurzelt. In den frühen 1960er Jahren bildete sich in der Dokumentarfilmabteilung des Süd-
     deutschen Rundfunks eine Gruppe von Dokumentaristen heraus, die mit ihrem Blick auf die
     Widersprüchlichkeiten und Dramen des Alltags als Stuttgarter Schule stilprägend werden
     sollte. An diese Tradition knüpft das SWR Doku Festival an.

     Dabei steckt in dem Wort »Dokument« etymologisch das lateinische »docere«, das »lehren«,
     »unterrichten« bedeutet. Und so sei noch am Schluss ein Hinweis auf die Doku Klasse im
     Rahmen des SWR Doku Festivals gestattet, die von SWR, Landesmedienanstalt für Kommuni-
     kation Baden-Württemberg und MFG ausgerichtet wird, und in der Schüler*innen an Doku-
     mentarfilme herangeführt werden. Denn wir werden den Dokumentarfilm auch in Zukunft
     brauchen – und Menschen, die mit diesem Genre vertraut sind.

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
RUBRIK

                                                 DR. WOLFGANG KREIßIG
                                   PRÄSIDENT DER LANDESANSTALT FÜR KOMMUNIKATION

                                             Liebe Festival-Besucherinnen und Festival-Besucher,
                        die zahlreichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie haben unser kultu-
                        relles Leben in den vergangenen Jahren stark eingeschränkt und uns einmal mehr vor Augen
                        geführt, was uns gefehlt hat – nämlich der persönliche Mehrwert, Kultur gemeinsam mit
                        anderen erleben zu können.
                        Nach zwei herausfordernden Jahren, in denen ein digitales Alternativprogramm erfolgreich
                        auf die Beine gestellt werden konnte, kehrt das SWR Doku Festival in diesem Sommer nun
                        endlich wieder in die Stuttgarter Kinos zurück. Über diese Rückkehr zur Normalität freue ich
                        mich sehr!
                        Die Nachrichten sind zurzeit von zahlreichen Krisen wie dem Kriegsgeschehen in der Ukraine,
                        dem globalen Klimawandel und der anhaltenden Pandemie geprägt. Man könnte also die
                        Frage stellen, ob dies der richtige Zeitpunkt ist, um ins Kino zu gehen.
                        Mit Blick auf das SWR Doku Festival lautet meine Antwort: Eindeutig ja! Denn hochwertige
                        Dokumentarfilme haben stets den Anspruch, Geschichten zu erzählen, die uns die Augen
                        öffnen, unter die Haut gehen und unsere Horizonte erweitern. Sie geben gerade auch schwie-
                        rigen, gesellschaftlich relevanten Themen eine Plattform und Menschen, die benachteiligt
                        sind, eine Stimme. So können die Filme Menschen zusammenbringen und sie anregen,
                        gemeinsam nachzudenken und Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu entwickeln.
                        Als Medienanstalt für Baden-Württemberg unterstützt die LFK das SWR Doku Festival, weil
                        sich gerade Dokumentarfilme besonders gut für den Erwerb von Medienkompetenz eignen.

         Fotonachweis
                        Dokumentarfilme zeichnen sich durch ein hohes Maß an Vorbereitung und Recherche und
                        damit verlässlicher Information aus. Durch die Auseinandersetzung mit Dokumentarfilmen
                        gelingt es besonders gut, sich niederschwellig – aber dennoch intensiv – mit einem Thema
                        auseinanderzusetzen und das Spannungsfeld zwischen Fiktion und Realität zu diskutieren.
                        Gerade Kindern und Jugendlichen, die am Smartphone vor allem kurze und schnelle Clips als
                        Information wahrnehmen, erschließt sich durch den Dokumentarfilm eine andere Art der
                        Medienrezeption.
                        Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen in diesem Jahr deshalb die Doku Klasse, die
                        im Rahmen des SWR Doku Festivals ein spannendes Begleitprogramm für Kinder, Jugendliche
                        und Lehrkräfte bietet. Durch Angebote im Netz, spannende Dokumentarfilme im Kino und
                        zahlreiche Online-Workshops haben Schulklassen hierbei die Möglichkeit, die Faszination
                        des filmischen Erzählens zu entdecken und sich bewegenden gesellschaftlichen Themen und
                        Fragen anzunähern.
                        Ich freue mich auf die vielen verschiedenen Produktionen des SWR Doku Festivals 2022 und
                        wünsche Ihnen gute Unterhaltung und einen spannenden Austausch.

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PROGRAMM 21 - 24. JUNI 2022 - SWR.de/dokufestival
GRUßWORTE

                                   CLEMENS BRATZLER
                           SWR PROGRAMMDIREKTOR
              INFORMATION, SPORT, FILM, SERVICE UND UNTERHALTUNG

                             Liebe Besucher*innen des SWR Doku Festivals,
     Kino ist seit jeher Gemeinschaftserlebnis und Zufluchtsraum: Wenn die schwere Tür zum Saal
     geschlossen ist, bleibt ein Gefühl von Behaglichkeit in weichen Plüschsesseln, zwar längst
     nicht mehr begleitet vom monotonen Rattern eines Filmprojektors, aber unverändert der
     perfekte Rahmen, um in unbekannte Welten einzutauchen. Ein Kinofilm ist ein Erlebnis, ganz
     gleich ob im fiktionalen oder im dokumentarischen Fach. Deshalb freut es mich sehr, dass
     das SWR Doku Festival in diesem Jahr endlich wieder im Herzen Stuttgarts stattfinden kann
     – vor Publikum in Kinosälen. So bekommen die gezeigten Dokumentarfilme die Bühne, die
     sie verdienen. Filme, die in Zeiten weltumspannender Krisen von Pandemie bis Ukraine-Krieg
     notwendiger denn je sind, da sie relevante Themen im Großen einordnen, gewichten und vor
     allem eines tun: andere und neue Perspektiven eröffnen.
     Dokumentarfilme und andere dokumentarische Formate gehören nach meiner Überzeugung
     zum Kern des öffentlich-rechtlichen Angebots. Auch deshalb hat der SWR die zurückliegenden
     zwei Jahre genutzt, um dieses Genre weiter zu stärken. Denn wir wollen allen Ziel- und Alters-
     gruppen ein spannendes Angebot machen und ein starker Partner für Autor:innen und
     Produzent:innen dokumentarischer Stoffe bleiben. Deshalb gibt es seit 2021 erstmals eine
     eigene Hauptabteilung Doku, für deren Leitung wir mit Eric Friedler einen der profiliertesten
     Vertreter dieses Fachs gewinnen konnten. Wir haben durch interne Umschichtungen unsere
     Etats für Dokumentationen deutlich gestärkt, wovon auch unabhängige Produzent:innen
     direkt oder durch unsere Beteiligungen an nationalen und internationalen Co-Produktionen
     profitieren. Nie haben wir so viele und so unterschiedliche Doku-Formate produziert wie
     heute – insbesondere für die stark wachsende ARD Mediathek, wo dokumentarische Serien
     und Einzelfilme zunehmend auch ein jüngeres Publikum erreichen.
     Dass das direkte Erleben der Faszination Dokumentarfilm, der Austausch mit den Kreativen
     dieser Branche nicht nur im Digitalen, sondern auch in der Wirklichkeit weiterhin wichtig
     ist, untermauert der SWR sehr gerne mit seinem ungebrochenen Engagement für das Doku
     Festival. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem auch in diesem Jahr wieder herausragenden
     Programm, spannende Kinoerlebnisse und anregende Diskussionen!

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GRUßWORTE

                                               ERIC FRIEDLER
                                   SWR HAUPTABTEILUNGSLEITER DOKU

                   Im Rayon der Aufmerksamkeit: Wahrhaftigkeit, nicht Faktentreue
                                        Für Werner Herzog

            Er war eine große Strecke gegangen. Im Winter 1974 von München nach Paris. Eine Wande-
            rung, um dem Tod zu widersprechen, der die verehrte Lotte Eisner, Meisterin der Filmhisto-
            riografie, bedrängte. Erschöpft vom Gehen im Eis, dem Blitz und Donner außen, der Beklem-
            mung und Bitternis innen, ließ Werner Herzog, endlich angekommen auf der Avenue des
            Champs Élysées, den Blick schweifen. Was sah er? Und notierte es dann?

            »Mehrere Kellner nahmen die Verfolgung eines Hundes auf, der aus einem Café davongelau-
            fen war. Ein leichter Anstieg war einem alten Mann zu steil geworden und er schob das Rad,
            schwer gehend und hinkend und keuchend. Schließlich kommt er hustend zum Stehen, er
            kann nicht mehr. Hinten auf dem Gepäckträger hat er ein tiefgefrorenes Hähnchen aus dem
            Supermarkt festgeklemmt.«

            Eine beiläufige Beobachtung, so könnte man meinen. Doch auch ein klares Bild von der Welt.
            Einem Ausschnitt von ihr, winzig nur und doch weit. Wie eine Filmszene, ganz unmittelbar
            von dem Kamera-Auge schlierenfrei aufgezeichnet. Als läge das Geheimnis der Schönheit in
            der Anziehungskraft des Unvollkommenen. Lotte Eisner, die er trifft, ist noch müde, aber nicht
            mehr todmüde.

            Herzog hat einmal geäußert, Filme, so wie er sie mache, seien Versuche über die entsetzliche
            Schwierigkeit, sich verständlich zu machen. Das gilt, natürlich, für seine Spielfilme. Aber eben
            auch in ganzer Dringlichkeit für sein reiches, stetig wachsendes dokumentarisches Werk.
            Immer sind diese Filme, mögen sie einem entsprechen oder auch zur protestierenden Ent-
            gegnung reizen, getrieben von einer Faszination, nach dem zu suchen, was im Innersten von
            uns allen ist. Herzogs Begehr, so scheint mir, ist der insistierende Versuch, mit seinen Filmen
            auf die Welt hinzuweisen.

            Mit der Kamera blickt er auf die Natur und über sie auf Menschen – voller Erstaunen, gebannt
            von dem, was sich vor ihm entfaltet, siedelnd in einem raumzeitlichen Niemandsland. Es ist,
            als ob der Mensch Werner Herzog, der Filmmacher, meinetwegen auch Dokumentarfilmer,
            mit Hartnäckigkeit, gespeist aus unschuldiger Einfachheit – nein: Naivität ist dies nicht – eine
            bestimmte Wahrheit hinter dem Sichtbaren vermutete.                                           >

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GRUßWORTE

     Wim Wenders hat einmal von dem »Act of Seeing« gesprochen, das einen Regisseur umtreibe.         strebt er nicht an. Glocken aus der Tiefe lotet die Untiefen zwischen Glauben und Aberglau-
     Auch er zwischen den Polen Spiel- und Dokumentarfilm schwebend. Nicht nur deshalb über-          ben im russischen Sibirien aus. Über einen zugefrorenen See schlittern zwei Männer. Pilger, so
     reicht er, der Freund und Vertraute im Geiste, Werner Herzog in diesem Jahr den Ehrenpreis       scheint es. Unter dem Eis, so die Legende, liegt eine Stadt, die Gott ins Wasser senkte, damit sie
     des Deutschen Dokumentarfilms für sein Lebenswerk. Herzog fordert, dass jemand der Film          nicht von Ungläubigen eingenommen werde. Doch die Männer sind keine wirklichen Pilger.
     studieren wolle, sich die Filme von »Wim« anschauen müsse. Und in der Wucht des Muss             Herzog hat sie als solche ins Bild gesetzt. Eigentlich zwei Betrunkene, von ihm frei weg aus der
     steckt unverdorben ein Einverständnis, das in sich auch die Lust zum Einspruch mitschweben       nächstgelegenen Kneipe engagiert. Klar, diese Sucht nach dem Eingreifen muss das verbockte
     lässt. Herzogs Kompliment braucht die Höflichkeit des entgegnenden »Deine aber auch«.            Missverständnis und auch den Vorwurf der Ästhetisierung aushalten. Das Nichtverstehen-
     Was diese Beiden verbindet, umschreibt Wenders, wenn auch mit Bezug auf seine Filme, mit         wollen wird de facto zu einem Stück des Films, die Rezeptions-Sequenz: ein erlebter, aber nicht
     dem Hinweis, für ihn sei es toll, dass das Sehen anders funktioniere als das Denken, weil im     gefilmter Rattenschwanz von Werner Herzogs dokumentarischem Erzählen.
     Denken immer auch eine Meinung verborgen sei, jedenfalls der Hang dazu, eine zu formulie-
     ren. Das Sehen jedoch sei meinungsfrei. Vielmehr gehe es ums Wahrnehmen. Also auch um            Oft zieht die Kamera in seinen Dokumentarfilmen in fast lähmender Langsamkeit ihre Bahn.
     das Nehmen der Wahrheit durch ein Eintauchen in die Welt. Er versuche zu forschen und zu         Einzelheiten, Nuancen der Wirklichkeit, Feinheiten des Ausschnitts sind in nahezu unbewegte
     suchen, wer die Menschen eigentlich seien. So sagt es Herzog in einem Interview. Er fertige      Totalen eingeschnitten. Herzog intensiviert mit seinen Kameraleuten die Wahrnehmung des
     für sich und sein Publikum ein Menschenbild. Bilder vom Menschen – und wie die Kunst, der        Bildes. Der Schnitt tut ein Übriges. Rad der Zeit folgt einer Gruppe von Österreichern, die eine
     Filmkünstler, den Menschen gebildet hat.                                                         spirituelle Praxis des tibetischen Buddhismus unter Anleitung des Dalai Lama nachvollziehen
                                                                                                      und weitet diese Initiation hin zu anderen Ritualen in Tibet. Herzog und sein Kameramann
     Dass Herzog als Dokumentarfilmer kein Gralshüter ist, kein Formalist und Kleingeist, ist weit-   tauchen förmlich ein in die Gläubigen, werden aufgesogen, verschlungen vom Ritual. Der
     hin bekannt. Mit der ideologisch verstimmten Reinheit – polierten Reinlichkeit würde Herzog      Verlust von Distanz zwingt zur Distanz. Grizzly Man porträtiert einen Mann, der mit den Bären
     als Beschreibung vielleicht besser gefallen – des »cinéma vérité« fremdelt er. Er nennt es die   lebt. Der quasi sein Menschsein aufgibt, um in der Natur aufzugehen. Ein Extremist der Sehn-
     »Primitiv-Schicht der Wahrheit«. Für ihn heißt »Dokumentieren« auch die Möglichkeit des          sucht nach Selbstaufgabe. Fatalistisch? Oder einer, mit dem Wunsch die Sonne zu greifen?
     Eingreifens zu nutzen. Denn schon der Einsatz der Kamera überhaupt – und des eventuell           Auch eine exzentrisch-existentielle Selbstdarstellung – wie sie auch Klaus Kinski lebt, schreit,
     noch dazukommenden Kommentars – ist ein Eingriff in die Wirklichkeit. Und was, bitte, ist        wütet, zärtlich in sich verfangen: Mein liebster Feind. Das war und ist er für Werner Herzog.
     Wirklichkeit? Was schon anderes als ein Ding, das sich manipulieren lässt.                       Herzog bezweifelt nicht die Würde dieser auffällig Ausgefallenen, lässt sie ihre Geschichten
                                                                                                      so entfalten, wie sie es wollen.
     In seinem Film Land des Schweigens und der Dunkelheit lässt er die taubblinde Protagonistin
     Fini Straubinger von einem Skispringen erzählen, das sie angeblich als kleines Mädchen erlebt    Georg Stefan Troller, im vergangenen Jahr mit dem Ehrenpreis des Deutschen Dokumentar-
     hat. Was aber nicht stimmt, denn Herzog hat ihr diesen Text vorgegeben und sie gebeten, ihn      films ausgezeichnet, meint, dokumentarisches Arbeiten, das Abbilden von Realität, zwinge
     so zu erzählen, als habe sie dieses Ereignis mitangesehen. Aber diese Unwahrheit, die keine      immer auch zu einer Auslegung der Wirklichkeit. Mithin: Dokumentarfilme speisen sich aus
     Lüge ist, offenbart im Kontext des Porträts ein Geheimnis der Protagonistin, das sonst unent-    subjektiver Erfahrung. Es zählen nicht nur Zahlen, Daten, Fakten. Herzogs dokumentarische
     deckt geblieben wäre. Eine Sehnsucht nach Welt, festgeklammert in der »Seelenqual der            Filme sind versetzt mit einer immer auch ekstatisch erlebten Realität. Das Undenkbare an
     Taubblindheit«. Herzog geht es um eine versteckte Wahrheit. So nimmt er auch den Vorwurf         jedem Wunder ist, dass es geschieht. Angetrieben von einer blühenden Sehnsucht nach dra-
     der Manipulation hin. Er gehe manchmal bis an den Rand der Unwahrheit, um eine wahrhaf-          matischer Freiheit, die Eisschicht des Entsetzens vor der Welt brechend, deren Koordinaten
     tigere Form der Wahrheit hinter der getarnten oder sich tarnenden Wirklichkeit zu finden.        noch so verrückt seien, dreht Werner Herzog seit Jahren Dokumentarfilme mit eigensinniger
     Und balanciert mit dieser Auffassung zuweilen auch am Rand dessen, was gemeinhin von             Fantasie. Und Fantasie heißt: die komplette Wirklichkeit erleben. So entsteht ein filmischer
     einem Dokumentarfilm erwartet wird. Herzog überformt das dokumentarische Material –              Kosmos an Weltbetrachtung: traumversessen und wahrhaftig.
     zuweilen und dann sehr bewusst – durch inszenierende Eingriffe. Einen Abbildrealismus

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GRUßWORTE

                                  WILLKOMMEN
                                  ZUM FESTIVAL
                               VON DR. IRENE KLÜNDER, FESTIVALLEITERIN

            Endlich ist es wieder so weit, endlich kehrt das Festival in seine Heimat zurück – ins Kino!
            Wir freuen uns, alle Filmbegeisterte wieder von Angesicht zu Angesicht zu begrüßen! Endlich
            können wir wieder in der Gemeinschaft von Freundinnen und Freunden und von Filmenthu-
            siasten im Kinosaal mitfiebern, mitbangen, uns freuen, Erlebnisse teilen. Nach monatelan-
            ger, intensiver Vorbereitung und nach zwei digitalen Festivalausgaben zeigen wir zwischen
            dem 21. und 24. Juni 2022 in den Stuttgarter Innenstadtkinos Gloria und Cinema zahlreiche
            herausragende Dokumentarfilme, darunter alle für den Deutschen Dokumentarfilmpreis
            nominierten Filme in mehreren Kategorien. Glücklich sind wir, dass bei den meisten Filmen
            die Regisseurinnen und Regisseure im Anschluss an die Vorstellung zugegen sind, von ihren
            Erfahrungen erzählen und sich im Publikumsgespräch Fragen stellen.

            Es ist dieses Jahr eine weitgespannte Palette großer, eindrücklicher Filme im Kino zu bewun-
            dern. Die Hauptjury hat – unter der Leitung der Jurypräsidentin und Produzentin Prof. Regina
            Ziegler – gemeinsam mit den Filmemachern Gero von Boehm und Prof. Aelrun Goette, der
            Direktorin des Landesmuseums, Dr. Astrid Pellengahr, und der Präsidentin der Hochschule für
            Fernsehen und Film in München, Prof. Bettina Reitz, hochkarätige Werke völlig verschiedener
            Machart und Thematik nominiert. Die Filme spannen einen Bogen vom Sprayer aus Zürich
            Harald Naegeli, über den herausragenden Lehrer Bachmann und seine Klasse, dem Kampf
            junger Menschen für mehr soziale Gerechtigkeit und Demokratie bis zum meistverkauften
            Möbelstück aller Zeiten – dem Monobloc. Auch die Musikjury – besetzt mit der diesjährigen
            Deutschen Jazzpreis-Gewinnerin Prof. Fola Dada, mit dem Leiter der Hymnus-Chorknaben
            Rainer Homburg und mit Campino von den Toten Hosen – hat eine breite Film-Auswahl
            getroffen. Die für den Deutschen Dokumentarfilmpreis in der Kategorie Musik nominierten
            Filme spannen sich von Richard Wagner, über Rosenstolz bis hin zu DJ und Electro-Produzent
            Matthew Herbert.

            Beschäftigen sich demnach die nominierten Filme mit ganz unterschiedlichen Themen, wid-
            men sich die Filme in der Reihe Außerhalb der Konkurrenz dem Menschen als Teil der Natur.
            Die Schönheit der Natur, ihre unglaubliche Bedeutung für diese Welt und der mangelnde

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GRUßWORTE

     Respekt der Menschen gegenüber der Umwelt werden sowohl in Wer wir waren, Die Wand                Will Never Stop erzählt die Geschichte des 20-jährigen Andriy, Sohn kurdisch-syrisch-ukrai-
     der Schatten, Der Wilde Wald als auch in Aware – Reise in das Bewusstsein thematisiert. Zeigt     nischer Eltern, die bereits kurz nach seiner Geburt mit ihm aus Syrien in die Ost-Ukraine
     Der Wilde Wald atemberaubend schöne Naturaufnahmen des Bayerischen Waldes und stellt              flüchten. Dort sieht sich Andriy viele Jahre später als junger Mann erneut mit einem Krieg
     die spannende Frage nach der Beziehung zwischen Mensch und Wald, hält Wer wir waren               konfrontiert. Die Unsicherheit und Zerrissenheit eines solchen vom Krieg geprägten Lebens
     menschengemachte grundlegende Denkanstöße bereit. Aware – Reise in das Bewusstsein wie-           wird hier nahezu körperlich spürbar.
     derum fragt danach: Woraus besteht die bewusste Erfahrung, in der wir leben, wie können
     wir uns unseres Bewusstseins bewusst sein? Letztendlich widmen sich all diese Filme dem           Premiere in Stuttgart feiert der diesjährige Preisträger des Publikumspreises der Berlinale
     Leben in dessen Schönheit und Komplexität.                                                        Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod in Anwesenheit des Regisseurs Cem Kaya. Es ist ein
                                                                                                       Film über die Musikgeschichte türkischer sogenannter Gastarbeiter in Deutschland, erzählt
     Die Reihe Wir in der Welt nimmt damit die Motive des Menschseins und der Natur auf und            durch abwechslungsreiches und berührendes Archivmaterial.
     schlägt zugleich eine Brücke zur Retrospektive Werner Herzog. Denn auch der diesjährige
     Ehrenpreisträger des Deutschen Dokumentarfilmpreises, Werner Herzog, hat sich immer               Besonders freuen wir uns, als Gast den international gefeierten Ausnahmetänzer und Stutt-
     wieder mit der Faszination für die Natur und ihre Bedeutung für den Menschen auseinan-            garter Solotänzer Friedemann Vogel beim SWR Doku Festival begrüßen zu dürfen. Als Film
     dergesetzt. Allein bei ihm kommt meist noch eine weitere Dimension hinzu. Wie in dem Film         wird mit Friedemann Vogel – Verkörperung des Tanzes das einstündige einfühlsame Porträt
     der Retrospektive The White Diamond, der vordergründig die Erforschung der Baumkronen             des Kammertänzers des Stuttgarter Balletts gezeigt, das mit wunderbaren Tanzaufnahmen
     in den Regenwäldern mithilfe eines Luftschiffes thematisiert. In der Tiefe des Films geht es      und intimen Einblicken in die Tanzwelt besticht. Im Anschluss ist der berühmte Tänzer wie
     aber weitaus stärker um das Seelendrama des Ingenieurs Graham Dorrington und um die               auch die Regisseurin Katja Trautwein vor Ort im Gespräch mit Thomas Aders, der ein Buch
     Frage nach Schuld. Wir freuen uns hier den Kameramann des Films, Klaus Scheurich, zum             über John Cranko verfasst hat.
     Publikumsgespräch begrüßen zu dürfen. Was es bedeutet, sich seiner Umwelt bewusst zu
     sein, greift auch Werner Herzogs Werk Land des Schweigens und der Dunkelheit auf. Dieser          Damit auch junge Menschen einen leichten Zugang zu dokumentarischen Bildern finden, gibt
     Film erzählt von taubblinden Menschen und fragt auch – wie gestaltet sich Bewusstsein für         es beim SWR Doku Festival die Doku Klasse. Nach zwei Corona-Jahren freuen wir uns, endlich
     Menschen mit diesem Schicksal? Ein weiteres Werk in der Retrospektive ist der berühmte Film       wieder Schulklassen im Kino begrüßen zu dürfen. Die Doku Klasse bietet Lehrer:innen und
     Mein liebster Feind. Es ist ein Film, der nach 23 Jahren immer noch fesselt und zugleich sich     ihren Schüler:innen die Möglichkeit, die Faszination des filmischen Erzählens zu entdecken,
     neu erschließt. Mein liebster Feind ist damit ein Klassiker, da er mit den Jahren nicht in den    das Spannungsfeld von Realität und Fiktion zu diskutieren und sich bewegenden Themen und
     Zeitläuften entschwindet, sondern in der Gegenwart wie auch in der Zukunft zu einer neuen         Fragen anzunähern. Weitere Angebote finden sich zudem im Netz mit Online-Workshops.
     Rezeption und zu neuen Diskussionen anregt. Es ist ein Film, der immer wieder neu gesehen
     und neu erfahren werden will.                                                                     Mit all den wunderbaren Filmen und weiteren Angeboten wird das SWR Doku Festival ein Ort,
                                                                                                       der alle einlädt, auf andere Gedanken zu kommen, Neues zu entdecken, Sehn- und Sehsüchte
     In der Reihe Der besondere Film schließen wir mit Das perfekte Schwarz wieder an die Reihe        zu erleben.
     Wir in der Welt an. Sechs Menschen offenbaren ihre Suche und ihre eigene Interpretation vom
     perfekten Schwarz. So gibt es in den Tiefen unserer Ozeane, dort wo kein Licht hinfällt, Leben,   Ich bedanke mich bei allen, die ihre Filme eingereicht haben, allen Förderern des Festivals,
     das selbst mit Fluoreszenz das Dunkel erhellt. Im Weltraum ist überall das Echo des Urknalls.     allen Kooperationspartnern, die das möglich machen und den Mitgliedern der Jurys.
     Wo also gibt es das perfekte Schwarz und was ist es? Und wo kann man besser darüber nach-         Stöbern Sie in unserem Programmheft und lassen Sie sich ins Kino fallen mit Filmen, die für
     denken als im Kino – in einer dunklen Höhle, die uns vor dem Draußen beschützt?                   die große Leinwand geschaffen wurden.

     Ein weiterer Schwarz-Weiß-Film in dieser Reihe ist unter dem Eindruck des russischen              Das Kino lebt!
     Angriffskrieges gegen die Ukraine besonders bewegend. Das imposante Kunstwerk This Rain           Willkommen zum Festival!

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WILLKOMMEN

                      NOMINIERTE FILME
                                      FÜR

             DEUTSCHER DOKUMENTARFILMPREIS
                             IN DEN KATEGORIEN

                                 HAUPTPREIS
                            GESTIFTET VON SWR UND MFG

                PREIS FÜR EINEN FILM ÜBER KÜNSTLER:INNEN
                     ODER DIE ENTSTEHUNG VON KUNST
                   GESTIFTET VON DER NORBERT-DALDROP-FÖRDERUNG

                                FÖRDERPREIS
                    GESTIFTET VON HAUS DES DOKUMENTARFILMS –
                    EUROPÄISCHES MEDIENFORUM STUTTGART E.V.

                    PUBLIKUMSPREIS DER LANDESCHAU
                            GESTIFTET VON LFK UND MFG

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NOMINIERT                                                     23. JUNI 2022 · 16:15 UHR

                            AUSLEGUNG
                          DER WIRKLICHKEIT
                                                      VON RUTH RIESER

            Georg Stefan Troller, der erklärte und vielfach ausgezeichnete Meister des Interviews, der
            Autor, Fernsehjournalist und Regisseur tritt selbst zu einem Interview an. Es geht diesmal
            einzig und allein um ihn – und natürlich um seine Wegbegleiter:innen, Freund:innen,
            Gesprächspartner:innen und all das, was ihn und seine Arbeiten geprägt hat. Ruth Rieser wird
            ihn während der Aufnahmen immer wieder fragen, was ihm wichtig war und ist, wenn es
            darum geht, einen Menschen zu porträtieren und erfüllt dabei gleichzeitig seinen Anspruch.
            Der Film zeigt, was ein gutes Gespräch, was Interview und Dokumentarfilm leisten können
            – wenn man wohlwollend, ja mit Liebe und Neugier an das Gegenüber herantritt. Jeder hat
            Recht, erklärt Troller, jeder darf Recht haben. Man muss nur Verantwortung für sein Gegen-
            über zeigen. Es ist das eigentümliche Verhältnis zwischen Wahrheit und Fiktion. Der eigent-
            liche Zauber liegt in der Realität und ihrer Darstellung, sagt Troller: »Film, das ist die Ausle-
            gung der Wirklichkeit.« Das Geheimnis seiner besonderen Interviewtechnik? Wir erfahren
            es im Film, der vollgepackt ist mit seiner Erfahrung und seinen Ideen, die ihm auch kurz vor
            seinem hundertsten Geburtstag nicht ausgehen.

            Wir erhalten sein Rezept für ein gutes Interview, erleben in faszinierenden Filmausschnitten
            seiner Arbeiten, was es heißt, zuzuhören und wirklich zu sehen. Und während Rieser ihn mit-
            nimmt an Orte, die ihm in seinem Leben wichtig waren, erfahren wir das ganz Persönliche,
            Prägende. Warmherzig, offen und ehrlich. Und wir können nicht anders. Wir verneigen uns
            innerlich vor ihm.

            Nominiert für
            Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
            Deutscher Dokumentarfilmpreis – Kultur
            Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

            Österreich, 2021                                        Herstellungsleitung Lukas Stepanik
            Buch und RegieRuth Rieser                              Produktion RR* Filmproduktion
            Dramaturgische Beratung Hubert Canaval                 Koproduktion ORF
            Kamera Volker Gläser                                   Filmförderung Österreichisches Filminstitut, Zukunftsfonds der
            Montage Karin Hammer                                   Republik Österreich, Stadt Wien Kultur, Land Kärnten Kultur, National-
            Ton Lars Verkolege, Sebastian Wagner, Ines Vorreiter   fonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
            Sound Design Veronika Hlawatsch                        Filmdauer 121 Minuten
            Mischung Manfred Folie                                 FSK Keine Bewertung

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LAUREL
     NOMINIERTE FILME                                   23. JUNI 2022 · 19:00 UHR                                              DATUM · UHRZEIT   NOMINIERT

            DEAR FUTURE CHILDREN
                                                 VON FRANZ BÖHM

           Demokratie, Klima und Gerechtigkeit – den Kampf darum macht dieser Film mit ergreifen-
           den, kraftvollen Bildern fast körperlich spürbar. Stellvertretend für die Situation in der Welt
           begleitet Dear Future Children drei starke, engagierte Frauen, die unter Einsatz ihrer Freiheit,
           ja ihres Lebens in ihren Ländern etwas verändern wollen: die 23-jährige Rayen aus Chile, die
           22-jährige Pepper aus Hongkong und die 22-jährige Hilda aus Uganda. Die Kamera fängt das
           Geschehen ungefiltert ein: Straßenkämpfe, den Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern,
           von Gummigeschossen gegenüber der eigenen Bevölkerung. Zugleich sieht man auch die
           Gespräche mit Freund:innen, Familie, Gleichgesinnten. Eine ganze Generation ist wütend
           und steht auf. Wir werden Zeuge ihrer unglaublichen Kraft. Rayen kann sich nicht vorstellen,
           ihre Kinder in Chile großzuziehen und damit der vorherrschenden sozialen Ungerechtigkeit
           und den schlechten Zukunftsaussichten auszusetzen. Dafür geht sie auf die Straße. Pepper
           kämpft in Hongkong für Demokratie und Freiheit und damit um Werte, mit denen sie aufge-
           wachsen ist und welche die chinesiche Regierung massiv einschränken will. Das ist gefährlich
           und ihre Angst vor einer Festnahme durch die Polizei greifbar. Sie führt deshalb ein Doppel-
           leben. Freunde und Familie wissen nichts über ihr Engagement. Und Hilda, der durch die
           Klimakatastrophe in ihrem Land, das einst Afrikas Perle war, alles genommen wurde? Sie stellt
           sich ebenfalls ihrer Angst davor, dass es in ihrem Land keine Zukunft gibt, wenn nichts unter-
           nommen wird. Sie hat Fridays for Future Uganda gegründet und kämpft darum, dass man ihr
           zuhört und das Land beschützt. Alle drei Frauen änderten ihr Leben für den Aktivismus. Alle
           drei haben Angst, dass es nicht reicht, was sie tun. Für alle drei ist Aufgeben keine Option. Wir
           erleben eine wütende, verzweifelte Generation, für die nur weitermachen in Frage kommt.
           Denn es gilt die Welt zu verändern, damit es eine lebenswerte Zukunft gibt.

           Nominiert für
           Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
           Deutscher Dokumentarfilmpreis – Förderpreis
           Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

           Deutschland, Großbritannien, Österreich, 2021    Produzent:innen Ansgar Wörner, Johannes Schubert
           Buch und RegieFranz Böhm                        Produktion Nightrunner Productions, SchubertFilm, Lowkey Films,
           Kamera Friedemann Leis                          Übergrafisch
           Montage Daniela Schramm Moura                   Filmförderung MFG Baden-Württemberg, Gerlinger Bürgerstiftung,
           Soundsupervisor/ -designer Marco Schnebel       Jugendstiftung Baden-Württemberg, The New York Times, Galería
           Re-recording Mixer Volker Armbruster             Cima, Uganda National Cultural Centre, German Films
           Sound Design Marc Lehnert                       Filmdauer 88 Minuten
           Komponist:innen Hannes Bieber, Leonard Küßner   FSK 12

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NOMINIERT                                                         22. JUNI 2022 · 18:45 UHR

                                HARALD NAEGELI –
                             DER SPRAYER VON ZÜRICH
                                                         VON NATHALIE DAVID

                           Es ist das Porträt eines streitbaren, seit jeher polarisierenden Künstlers. Eines Künstlers, der, in
                           gutem Hause aufgewachsen, in den siebziger Jahren damit beginnt, sich aufzulehnen. Gegen
                           das von ihm als gefühlt spießige, zu saubere Zürich, gegen Umweltverschmutzung und Mas-
                           sentierhaltung. Harald Naegeli wird Sprayer, ist nachts unterwegs, hinterlässt provozierende
                           Zeichnungen auf den Mauern Zürichs, übt damit Kritik am Staat. Dafür wird er immer wieder
                           angezeigt, auf frischer Tat erwischt, verklagt und, als er sich freiwillig stellt, inhaftiert. Sechs
                           Monate inklusive Geldstrafen. Und doch hört er Zeit seines Lebens nicht mehr damit auf. »Die
            BILDNACHWEIS
                           Tat gehört zur Utopie«, sagt Naegeli und revoltiert auf seine Weise.

                           Der Film von Nathalie David zeichnet das Bild eines inspirierenden, rebellischen, inzwischen
                           82-jährigen Naegeli, der unter dem Namen Der Sprayer von Zürich weltberühmt geworden
                           ist. David nimmt dabei Rücksicht auf seinen kritischen Gesundheitszustand und fordert ihn
                           doch immer wieder heraus. Sie bringt uns den Philosophen, den engagierten Künstler und
                           Utopisten Naegeli näher, fragt, wie er denkt, was ihm wichtig ist und was die Intention sei-
                           ner Aktionen ist. Wir erfahren es, wenn wir uns mit ihm auf die Suche nach seinen Werken
                           begeben und die Straßen abfahren. Wenn wir einen enttäuschten Naegeli erleben, weil man
                           seine Werke übermalt hat und einen glücklichen, wenn die Zeichnungen zwar verblasst, aber
                           immer noch sichtbar sind.                                                                 >

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RUBRIK

                                                                                                                              DAS SWR DOKU FESTIVAL KOOPERIERT MIT DER STAATSGALERIE STUTTGART

                                                                                                                                       KUNST ODER
                                                                                                                                   SACHBESCHÄDIGUNG?
                                                                                                                              Diese Frage fordert der »Sprayer von Zürich« Harald Naegeli seit 1977
                                                                                                                              heraus. Berühmt und mehrfach inhaftiert wurde er für seine schwarzen
                                                                                                                              Strichmännchen an Häuserfassaden.
                                                                                                                              Auch in Stuttgart gibt es jede Menge Streetart im öffentlichen Raum. Mit
                                                                                                                              der freien Kunstvermittlerin und Streetart-Expertin Andrea Welz können
                                                                                                                              Sie sich vor dem Kino-Besuch auf einen Spaziergang durch die Stuttgarter
                                                                                                                              Innenstadt begeben.

                                                                                                                              STADTSPAZIERGANG
                                                                                                                              mit Andrea Welz M.A.
                                                                                                                              Mi 22.6. | 16.00 – 18.00 Uhr | 10 €

                                                                                                                              DOKUMENTARFILM
         Naegeli sagt dazu, dies sei Kunst im Raum. Kunst nehme sich Freiheiten und frage ganz                                »Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich«
         nebenbei, ob sich Kunst überhaupt begrenzen lasse. Filmdokumente zeichnen seinen Lebens-                             Mi 22.6. | 18.45 Uhr | Kino Gloria 2,
         weg nach, zeigen berühmte Künstlerkollegen wie Joseph Beuys und Politiker wie Willy Brandt,                          Tickets an der Kinokasse
         die sich für ihn einsetzen, und zugleich, wie lange er – vor allem von staatlicher Seite – nicht                     Ermäßigung mit Stadtspaziergang-Ticket
         verstanden wird. Die Stadt Zürich verleiht ihm den Großen Kunstpreis für sein Lebenswerk                             am Akkreditierungscounter direkt neben dem Kinoeingang
         und gleichzeitig wird er vom Kanton verklagt. Der Film ist auch ein Abschied. Er wird von
         dieser Welt gehen, wenn er so weit ist. Er selbst will entscheiden. Das hat er immer getan.
         »Finito«, sagt er und Sophie Hunger singt in der Ballade vom Sprayer: »An jede Wand ein
         Wolkenkuss …«

         Nominiert für
         Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
         Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis
         Deutscher Dokumentarfilmpreis – Preis der Norbert W. Daldrop Förderung für Kunst und Kultur

         Deutschland, Schweiz, 2021                          Koproduktion Schweizer Radio und Fernsehen, RSI, 3Sat Schweiz
         Buch und RegieNathalie David                       Filmförderung Bundesamt für Kultur – Sektion Film,
         Kamera Adrian Stähli, Nathalie David               Zürcher Filmstiftung, Filmförderung Hamburg
         Montage Nathalie David                             Schleswig-Holstein, Migros-Kulturprozent,
         Ton Jean-Pierre Gerth, Julian Joseph, Kurt Human   Ernst Göhner Stiftung, Alexis Victor Thalberg Stiftung,
         Klanggestaltung und MischungKurt Human,            Volkart Stiftung
         Julian Joseph                                       Filmdauer 98 Minuten
         Produzent:innen Peter Spoerri, Nathalie David      FSK 12
         Produktion PS Film, Pitchounproduction

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NOMINIERTE FILME                                    23. JUNI 2022 · 14:00 UHR                                                  DATUM · UHRZEIT         LAUREL
                                                                                                                                                 NOMINIERT

                         HERR BACHMANN
                         UND SEINE KLASSE
                                            VON MARIA SPETH

      In der Gemeinde Stadtallendorf in Hessen beginnt der Tag. Noch ist es dunkel. Wir sitzen
      mit in einem Bus, der Kinder zur Schule bringt. Wir schauen einem Bäcker über die Schulter,
      der Brezeln von Hand schlingt. Brezeln, die sich die Schulkinder gleich als Vesper mitnehmen
      werden. Deutschland an einem typischen Morgen unter der Woche. In dem Moment aber, in
      dem wir mit einer 6. Klasse die Gesamtschule des Ortes betreten und Dieter Bachmann, ihrem
      Klassenlehrer, begegnen, ist allerdings nichts mehr »typisch«. Durch Maria Speth und ihren
      Film lernen wir einen Ausnahme-Lehrer und seine Klasse in dem Jahr vor dem Übergang zu
      Haupt- oder Realschule und Gymnasium kennen. Die Herausforderung: Die Zwölf- bis Vier-
      zehnjährigen kommen aus zwölf Nationen mit entsprechend unterschiedlichen Mentalitäten
      und Sprachen. Für einige ist das schwierige Deutsch noch neu. Wir erleben in etwas mehr
      als drei Stunden einen Lehrer, der auf seine Schülerinnen und Schüler eingeht, sie ermutigt,
      auch bei Schwierigkeiten nicht aufzugeben, sich Ziele zu setzen, Träume zu erkennen und zu
      verfolgen. Bachmann spricht über alles. Es geht um Offenheit und Toleranz, um Werte und
      soziale Kompetenz. Mit großer Herzlichkeit und gleichzeitig immer klar, ehrlich und nachvoll-
                                                                                                             UNTERTITEL TEXT
      ziehbar in seinen Aussagen, sieht der Lehrer jede Einzelne, jeden Einzelnen. Gespräche mit
                                                                                                              BILDNACHWEIS
      den Eltern gehören da auch dazu. Das bindende Element der Unterrichtsstunden: die Musik.
      Musik ist Freude, bewegt das Herz, hilft Konflikte zu bewältigen. Das Klassenzimmer ist voll
      mit Instrumenten – auch im Mathematikunterricht kann schließlich eine kurze Session dafür
      sorgen, dass man sich wieder konzentrieren kann, bei der Sache bleibt. Bachmann ist mit den
      Kindern unterwegs, macht Ausflüge, vermittelt die Geschichte des Ortes, geht mit ihnen auf
      Klassenfahrt, nimmt sich immer und überall Zeit. Ungewöhnliche Lehrmethoden, Frische
      und Begeisterung, ein Unterricht, der zum Erlebnis wird – wie sehr wünscht man sich einen
      solchen Lehrer für alle Kinder.

      Nominiert für
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

      Deutschland, 2021                         HerstellungsleitungBrigit Mulders
      Regie Maria Speth                        ProduzentinMaria Speth
      BuchMaria Speth, Reinhold Vorschneider   ProduktionMadonnen Film
      KameraReinhold Vorschneider              FilmförderungBKM, Prof. Monika Grütters, Jennifer Gabler,
      MontageMaria Speth                       FFA, Peter Dinges, Christine Berg, Jule Wolff, HessenFilm
      OriginaltonOliver Göbel                  und Medien, Christiane Leonhardt
      MischungAdrian Baumeister                Filmdauer217 Minuten
      Sound DesignNiklas Kammertöns            FSK ohne Altersbeschränkung

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NOMINIERT                                                             23. JUNI 2022 · 21:30 UHR

                                                     MONOBLOC
                                                          VON HAUKE WENDLER

            FILM 5   Der Monobloc ist ein Plastikstuhl. Oder besser: Er ist das meistverkaufte Möbelstück der Welt.
                     Geschätzt sind es etwa eine Milliarde. Und es gibt ihn wirklich überall, wie Hauke Wendler
                     in seinem Film zeigt. Er geht der Frage nach, wie es so weit kommen konnte. Unsere mög-
                     licherweise kritische Sicht auf diesen Stuhl, der aus einem Stück in unzähligen Designs
                     gegossen wird, verändert sich während des Films. Und als Wendler zunächst wissen will,
                     wer ihn eigentlich erfunden hat, sind wir schon mittendrin – im Umdenken und der Überra-
                     schung darüber, was dieser Stuhl alles kann. Immer wieder werden Menschen aus aller Welt
                     auf diesem Stuhl sitzend gezeigt, sie werden damit (Bangladesch) transportiert, sie fliegen
                     (Türkei) über ein Fußballfeld oder es wird (Irak) auf ihnen geschlafen. Wie der Monobloc wer-
                     den konnte, was er heute ist? Es gab nie ein Patent, aber eine Menge findiger Produzenten.
                     Wendler nimmt uns mit nach Frankreich, zum Erfinder, nach Italien zur ersten Monobloc-
                     Fabrik und ins Vitra Design Museum. Es geht um Wertigkeit und die bekommt eine völlig neue
                     Bedeutung, wenn wir im Film mit nach Uganda reisen. Von fünf Millionen Menschen mit kör-
                     perlicher Behinderung in Uganda, brauchen eine Million einen Rollstuhl. Don Schoendorfer
                     aus den USA entwickelt sie. Er verteilt die Monobloc-Rollstühle über seine Free Wheelchair
                     Mission, 2025 sollen es zwei Millionen Stück werden. Wir stellen uns spätestens jetzt die Frage
                     nach den eigenen Vorbehalten und denen der anderen. Gelingt es uns, auch das Gute zu
                     sehen? In Indien stellt der größte Monobloc-Produzent des Landes die Frage, wieviel Bäume
                     gefällt werden müssten, um Plastik- durch Holzstühle zu ersetzen? Für die Antwort auf die
                     Frage, ob der Plastikstuhl eine ökologische Katastrophe ist, reist Wendler zum Schluss nach
                     Brasilien, zu Müllsammler:innen, einem Recycling-Unternehmen und einer Firma, die seit
                     50 Jahren nur mit Recyclingmaterial arbeitet. Am Schluss muss man anerkennen, dass der
                     Monobloc in der Welt etwas leistet – ganz egal, wie man zu ihm steht.

                     Nominiert für
                     Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
                     Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

                     Deutschland, 2021                            ProduktionsleitungStefan Hoffmann, Tim Carlberg
                     Buch und RegieHauke Wendler                 Produzent:innenCarsten Rau, Hauke Wendler
                     KameraBoris Mahlau                          ProduktionPier 53 Filmproduktion
                     MontageSigrid Sveistrup                     KoproduktionNDR
                     OriginaltonPatrick Benze, Julian Krätzig,   FilmförderungFilmförderung Hamburg Schleswig-Holstein,
                     Detlev Meyer, Stefan Tuchel                  Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien,
                     MischungYannick Rehder                      Filmförderungsanstalt, Deutscher Filmförderfonds, Creative
                     Sound DesignTimo Lindemann                  Europe Programme – MEDIA
                     KomponistTaco Van Hettinga                  Filmdauer90 Minuten
                     SprecherJens Wendland                       FSK ohne Altersbeschränkung

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NOMINIERTE FILME                                       23. JUNI 2022 · 21:15 UHR                                        DATUM · UHRZEIT   NOMINIERT

                             SLAHI UND
                           SEINE FOLTERER
                          VON JOHN GOETZ UND BEN HOPKINS

      14 Jahre war Mohamedou Slahi in Guantanamo nicht nur inhaftiert. Er wurde auch gefoltert.
      Darüber hat er ein Buch geschrieben. Der Bestseller beschreibt seine Folterer und Wächter,
      die sich hinter Skimasken, Brillen und Fantasienamen versteckt hatten. Als sich John Goetz,
      investigativer Journalist, auf die Suche nach Slahis Peinigern macht, bekommen sie Namen
      und Gesichter, verlieren ihre geheimnisvollen Identitäten. Er reist dafür durch die USA, findet
      einen nach dem anderen und besucht Slahi in Mauretanien, um ihm seine Recherchen zu
      zeigen und ihn zu seinen Erinnerungen zu befragen. Slahi, der inhaftiert war, weil er Kontakte
      zu Al-Qaida hatte und in Verbindung mit den Anschlägen des 11. September gebracht wird,
      lädt inzwischen seine Wächter und Folterer per Videobotschaft auf eine Tasse Tee inklusive
      Vergebung ein. Goetz findet den ehemaligen Wächter, der mit Anfang 20 in Guantanamo war
      und heute ohne Tabletten nicht mehr durch den Tag kommt. Der gläubige Christ hatte Befehl,
      Slahi am Beten zu hindern. Goetz findet Mister X, der Slahi zweimal fast getötet hat und heute
      mit Malerei sein eigenes Trauma bewältigt. Die Analystin, die den Fall Slahi betreut hat und
      von seiner Schuld überzeugt ist, meldet sich selbst bei Goetz. Goetz spricht mit dem Leiter des
      Verhörteams, der Slahi mit einem Täuschungsmanöver zu einem umfassenden Geständnis
      gebracht hat. Nicht nur Slahi hat gelitten, sondern auch seine Peiniger. Alle versuchen, ihre
      Traumata zu verarbeiten. Und Slahi? Am Ende des Films ist er immer weniger daran interes-
      siert, über Guantanamo zu reden. Er arbeitet als Lifecoach und gibt online Motivationskurse.
      Slahi lacht: »Alter, ich benutze dich, um meine Story unter die Leute zu bringen und mehr
      Bücher zu verkaufen!« Bis heute wird er als eine Bedrohung für die deutsche Sicherheit ange-
      sehen und erhält kein Visum.

      Nominiert für
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

      Deutschland, 2021                                                   Produktionsleitung NDR/ARTEMelanie Clausen
      Buch und RegieJohn Goetz, Ben Hopkins                              ProduzentOlaf Jacobs
      KameraJörg Gruber, Volker Tittel                                   ProduktionHoferichter & Jacobs
      MontageKlaus Eichler                                               KoproduktionNDR
      TonEdwin Krieg, Silvio Reichenbach, Daniel Liepke, John McKallip   FilmförderungMDM, Eurovision, Filmbüro MV
      MusikDaniel Regenberg                                              Filmdauer87 Minuten
      Produktionsleitung Hoferichter & JacobsJana Früh                   FSK Keine Bewertung
      Produktionsleitung NDRTim Carlberg

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NOMINIERT                                                              22. JUNI 2022 · 21:15 UHR

                                        THE OTHER SIDE
                                         OF THE RIVER
                                                         VON ANTONIA KILIAN

                     Auf der Flucht vor einer arrangierten Ehe überquerte Hala den Euphrat und fand auf der ande-
                     ren Seite des Flusses Schutz und Gemeinschaft in einer Polizeiakademie, in der Frauen an
                     der Waffe und im Kampf ausgebildet werden. Ausdauer und Schnelligkeit, geschickt mit der
            FILM 7   Waffe umgehen können, treffsicher und kampfbereit sein – das sind die Dinge, die zählen.
                     Die Übungen auf dem kargen Ausbildungsfeld bestimmen die Tage und Nächte in der Akade-
                     mie. Der Unterricht ist ein Agitieren für feministische Ideale. Ehe und Liebe? Eine Erfindung
                     der Männer, ein Instrument, um Frauen zu unterdrücken. »Ich möchte alle Frauen befreien«,
                     sagt Hala, »ich habe so viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit gesehen […] Männer sind der
                     Grund, warum wir Frauen leiden müssen.« Wir erleben sie und ihre Kameradinnen aber auch
                     in ihrer Unterkunft, wenn es um Alltägliches wie Sonnenbrillen, Nagelscheren oder Nähgarn
                     geht. Hala sieht sich ständig Bilder auf ihrem Handy an, ihrer Verbindung nach Hause zu ihren
                     Schwestern. Sie hat die kleineren Geschwister aufgezogen, gefüttert, in den Schlaf gewiegt.
                     »Wenn du zurückkommst, bringen sie dich um«, schreiben sie ihr heimlich. Am Ende der Aus-
                     bildung tritt Hala ihren Job in der Polizeistation in Minbij an. Gelebt wird in einem Matratzen-
                     lager, Kinder spielen zwischen schweren Waffen, die auf Reisetaschen liegen. Hala geht ihren
                     Weg. Sie hat ein Ziel, will ihre Schwestern retten. Um jeden Preis.

                     Regisseurin Antonia Kilian hat Hala in Minbij in Nordostsyrien getroffen und porträtiert.

                     Nominiert für
                     Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
                     Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis
                     Deutscher Dokumentarfilmpreis – Förderpreis

                     Deutschland, Finnland, 2021                         Line ProducerSevinaz Evdike
                     RegieAntonia Kilian                                ProduktionDoppelplusultra Filmproduktion, Pink Shadow Films
                     BuchAntonia Kilian, Guevara Namer, Arash Asadi     KoproduktionGreenlit Productions Oy
                     KameraAntonia Kilian                               FilmförderungDie Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
                     MontageArash Asadi                                 und Medien, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, HessenFilm
                     TonNadya Derwish, Guevara Namer                    und Medien, Finnish Film Foundation, AVEK (The Promotion Center For
                     Sound Design und MischungStephan Konken            Audiovisual Culture)
                     Produzent:innenFrank Müller, Antonia Kilian,       Filmdauer91 Minuten
                     Guevara Namer, Merja Ritola                         FSK12

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NOMINIERTE FILME                                   23. JUNI 2022 · 17:00 UHR                           DATUM · UHRZEIT   NOMINIERT

                               VÄTER UNSER
                                   VON SOPHIE LINNENBAUM

      »Das Neue Testament baut auf einer Vaterbeziehung auf, die nicht biologisch ist und auch
      später keine Rolle mehr spielt – man brauchte doch aber einen«, sagt Jonas. Ali, Dela, Jonas,
      Nadine, Sabrina und Thanh skizzieren in diesem Film die Geschichte ihrer Väter, die Bezie-
      hung zu ihnen und die Bedeutung, die sie in ihrem Leben haben oder hatten. 76 Minuten
      sitzen sie uns gegenüber und sprechen, ablenkungsfrei vor schwarzem Hintergrund. So sind
      wir ganz konzentriert bei ihnen, wenn sie von dem Vater als gutem Kumpel, dem Patriarchen,
      dem Strengen, dem liebevollen Chaot, dem immer Einsamen oder dem psychisch Angeschla-
      genen erzählen. Welche Rolle Väter im Leben ihrer Kinder ausfüllen und vor allem wie, ist
      immer einzigartig: Die sechs erzählen uns, wie es ist, wenn das Erziehungsmittel des Vaters
      Angst heißt und immer und überall Schläge drohen. Wenn vielleicht nur die Vaterfigur geliebt
      wird, es aber nicht das Verlangen gibt, den Vater in den Arm zu nehmen. Wie ist es, wenn alle
      Welt den eigenen Vater verachtet, man sich ihm aber trotzdem verbunden fühlt und ihn liebt.
      Reicht es, wenn beide Seiten davon ausgehen, dass der andere schon weiß, wie sehr man ihn
      liebt? »Er sagt es mir ja auch nicht«, sagt Than, »und ich weiß es.« Und was macht ein Vater,
      der einsam ist? Wie schwer wiegt es, wenn der eigene Vater die Heirat der Tochter nicht erlebt
      und die Geburt des Enkels nicht mitfeiert? Es geht um Respekt, Angst und Verzweiflung, um
      lustig-schräge Erinnerungen, das Verzeihen von Unzulänglichkeiten, das Wohlwollen der
      Liebe. Und auch wenn die Geschichten, die wir zu hören bekommen, sehr persönlich und
      einmalig sind, denken wir dabei unweigerlich an unsere eigenen Väter, ihren Platz, ihre Rolle.

      Nominiert für
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Hauptpreis
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Förderpreis
      Deutscher Dokumentarfilmpreis – Publikumspreis

      Deutschland, 2021                          TonAlexandra Prät
      Buch und RegieSophie Linnenbaum           ProduktionSophie Linnenbaum
      KameraJanine Pätzold                      Filmdauer76 Minuten
      MontageVincent Tirpiz, Martin Wunschick   FSK Keine Bewertung

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