Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
2·2020

S A LV E

Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE
    Zeitschrift der benediktinischen
    Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

    12. Jahrgang · Ausgabe 2, April/Mai 2020   Jahresthema 
    Erscheint sechsmal jährlich                Silja Walter auf der Bühne – «Lasst uns neue
                                               Menschen machen» 	                                       4

                                               Wallfahrt
                                               Liturgischer Kalender		                                 10
                                               Gottesdienste in Einsiedeln	                            11
                                               Wallfahrtsinformationen	                                13
                                               Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen	                   14
                                               Der Wallfahrtspater informiert – Pilgerbetreuung        15
                                               Liturgisches Grundwissen – Der Kreuzweg	                17
                                               Haben Sie gewusst…	                                     19

                                               Kloster Einsiedeln

Frontseite: «Lasst uns neue Menschen           Klosterzeit – Einblicke hinter Klostermauern            20
                                               Marienbild			                                           23
machen» – Christine Lather mit Silja
                                               Psalm 8 – Ein Psalm der Lebensfreude	                   24
Walter-Texten auf Tournee (Foto: LeeLi |
                                               Konventglöckli		                                        26
Photography).
                                               Stiftsschule
                                               Schulnachrichten		                                      28
                                               Ecke der Eltern		                                       29
                                               Schulseelsorge – Einblick in den Religionsunterricht	   30
                                               Personalnachrichten		                                   32
                                               Alumni – Ausserhalb von Mustern denken	                 34
                                               Internat – Fotoshooting	                                36
                                               Theaterbericht – «Krach im Hause Gott»	                 38

                                               St. Gerold
                                               Kurs- und Kulturprogramm	                               42

                                               Kloster Fahr
                                               Grusswort	                                              49
                                               Verein Pro Kloster Fahr – längste Präsidialzeit         50
                                               «ü30fahrwärts» – Beten mit dem hl. Dominikus            52
                                               Nachrichten Ehemaliger / Veranstaltungen                54
                                               Meditation			                                           56

    www.gebetsgemeinschaft.ch                  Kaleidoskop
    www.kloster-einsiedeln.ch                  Klostersammlung – Der erste Barockbildhauer
    www.kloster-fahr.ch                        in Einsiedeln		                                         58
    www.propstei-stgerold.at                   Fotosammlung: Die ältesten Fotos von China              60
    www.siljawalter.ch                         Bruder Gerold im Gespräch mit FDP-Präsidentin
    www.zeitschrift-salve.ch                   Petra Gössi			                                          62
    www.gotteswort.ch                          Neue Bücher		                                           68
    www.GOTTsuchen.ch                          Impressum		                                             78

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LEITGEDANKE

L     iebe Leserin, lieber Leser

Wir alle sind betroffen von den Auswirkungen der Epidemie, die das Corona-
Virus ausgelöst hat. Die Ereignisse überstürzen sich. So ist auch manches, was in
diesem Heft geschrieben steht, bereits überholt. Die angekündigten Gottesdienste
dürfen nicht mehr öffentlich gehalten werden. Das ist sehr schmerzlich, für unsere
Besucherinnen und Besucher, aber auch für uns. Wie lange das so sein wird,
wissen wir nicht. Es gibt Bemühungen, unsere Gottesdienste über das Internet
                 zugänglich zu machen. Aktuelle Informationen finden Sie auf der
                 Homepage des Klosters unter www.kloster-einsiedeln.ch.
                     Aber auch auf andere Artikel hat das Corona-Virus Einfluss
                 genommen. Erich Liebi musste seinen Beitrag zum Jahresthema
                 «Theater» ganz neu aufbauen, nachdem die Aufführung des
                 Stückes «Ich habe den Himmel gegessen» im Kloster Fahr, die
                 seinem Artikel zugrunde liegen sollte, auf den November verscho-
                 ben wurde. Er beschreibt, wie Christine Lather, die mit dem Ein-
                 personenstück mit Texten von Silja Walter zusammen mit dem
                 Komponisten Felix Huber seit 2018 auf Tournee ist, immer wieder
                 spürt, wenn sie spielt, dass mit ihren Zuschauern und Zuhörern
etwas Wesentliches geschieht – sie werden «angesteckt» von dem, was Silja Walter
aus ihrer Innenwelt meldet, aber nicht mit Krankheit, sondern mit unverwüstli-
cher Lebenskraft, deren Herkunft wir Christen an Ostern feiern.
    Etwas mehr Glück hatten wir mit dem Stiftstheater. Bevor das das Veranstal-
tungsverbot wirksam wurde, konnten wenigstens drei der geplanten fünf Auffüh-
rungen gespielt werden. Wir haben Sie in der letzten Nummer auf das kontroverse
Stück «Krach im Hause Gott» von Felix Mitterer aufmerksam gemacht. Philipp
Lothenbach berichtet, was Oscar Sales Bingisser und die Spielerinnen und Spieler
der Stiftsschule daraus gemacht haben. Auch hier geht es um wesentliche Fragen,
die allerdings weitgehend offen bleiben.
    Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie und Ihre Angehörigen vom Corona-Virus
verschont werden. Sie dürfen des Gebetes der Schwestern vom Fahr und der
Mönche von Einsiedeln gewiss sein.

Ihr

Pater Markus Steiner

                                                                                     3
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JAHRESTHEMA

    Silja Walter auf der Bühne

    «Lasst uns neue
    Menschen machen»
    Auch dieses Jahr kommt das Stück «Ich habe den Himmel gegessen – Silja Walter –
    Eine Reise ins Innere» in der Fahrer Klosterkirche wieder auf die Bühne: am 21. und
    22. November, falls «Corona» nicht wieder drein funkt. Unterdessen gehen Chris-
    tine Lather und Felix Huber mit ihrem Stück vom Simmental bis an den Bodensee
    weiter auf Tournee. Anfang April erscheint ausserdem das neue Buch von Pater
    Martin Werlen: «Silja Walter in 30 Tagen». Das Buch und das Stück nehmen uns
    mit auf eine spannende Reise – in unsere Mitte, dorthin, wo manchmal Wunder
    geschehen und auch heute noch «neue Menschen» gemacht werden. Im Rahmen
    unseres Jahresthemas «Theater» widmen wir diesen Beitrag Schwester Hedwig
    Silja Walter (1919–2011).

    Es ist Sonntag, 8. März, höchste Zeit, den
    Leitartikel für diese Ausgabe zu schreiben.
    In zehn Tagen wird gedruckt. Aber ein biss­
    chen speziell ist es auch für mich als alter
    Hase schon, über einen Anlass zu schreiben,
    der noch gar nicht stattgefunden hat. In­
    zwischen ist es Dienstag. Und «Corona» hat
    es geschafft – der Anlass im Kloster Fahr, ein
    zweiter Silja Walter-Tag sozusagen, ist heute
    Morgen abgesagt, verschoben worden auf
    November dieses Jahres. Auf Zeitliches ist in
    diesen Tagen wenig Verlass.
         Also lasse ich das Zeitliche zeitlich sein
    und halte ich mich ans Zeitlose, Unvergäng­
     liche – Silja Walters Werk und die Lebens­
     kraft, die in ihm steckt und wirkt, die Men­
     schen zu «Brandstiftern» macht, oder dazu
     veranlasst, Musik zu ihren Gedichten zu
     komponieren, ein Buch herauszugeben oder
    ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen,
    um aus der Resonanz der Theaterbesucher
    die Erkenntnis zu gewinnen, dass der «neue
    Mensch mit einem zusätzlichen Sinnesor­-
    gan ausgestattet ist», wie mir Christine          Frisch wie der Frühling: Pater Martin Wer-
    ­Lather, die Autorin des Silja-Walter-Stücks      lens «Crashkurs» für Silja Walters Meldun-
    «Ich habe den Himmel gegessen – Silja             gen aus ihrer Innenwelt.

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JAHRESTHEMA

Die Schauspielerin und Sängerin Christine Lather und der Pianist und Komponist Felix Huber
in ihrem Stück «Ich habe den Himmel gegessen – Silja Walter – Reise ins Innere» (Foto: Lee-
Li | Photography).

­ alter – Reise ins Innere» im Gespräch er­
W                                               vorstehende Silja Walter-Jahr 2019 zu ihrem
klärt.                                          hundertsten Geburtstag, in dessen Rahmen
    Das Stück hatte am 10. November 2018        Felix Huber und Christine Lather auch im
in der Klus-Kapelle in Zürich-Hirslanden Pre­   Kloster Fahr gespielt haben – und es, so Gott
miere – auch im Hinblick auf das damals be­     will –, dieses Jahr, am 21./22. November noch
                                                einmal tun werden. Wer nicht so lange war­
                                                ten mag, hat – «Corona» vorbehalten – am
                                                Samstag, 16. Mai um 19 Uhr in der Prediger­
                                                kirche in Zürich bereits Gelegenheit, sich
                                                den «gegessenen Himmel» als Seelenspeise
                                                einzuverleiben (s. Kästchen auf S. 6).

                                                «Kein Kollektivbillet»
                                                Im Programm für den 4. / 5.April war auch
                                                vorgesehen gewesen, dass Pater Martin
                                                Werlen sein neues Büchlein präsentiert:
                                                «30 Tage Silja Walter. Für Anfänger und Fort­
                                                geschrittene», in diesen Tagen bei Herder
                                                erschienen. Auch dieser Anlass ist ins Wasser
                                                gefallen. Dass er hier dennoch zur Sprache
Schwester Hedwig Silja Walter am Brunnen        kommt, hat mit einem starken inhaltlichen
auf dem Fahrer Klosterplatz (Foto: Liliane      Bezug des Buchs zum Theaterstück von
Géraud).                                        Christine Lather und Felix Huber zu tun. Auf

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JAHRESTHEMA

     «Ich geh in einen tiefen Wald
     am uferlosen See,
     dort brennt der Schnee.»
      Silja Walter, Mysterienspiel «Taube über Neuenhof» (GA 5).

    dem Weg zum Gespräch mit Christine Lather              ther: «Kloster Fahr, Dichterin, Schwester von
    habe ich ein Zitat aus Pater Martins Buch im           Otto F. Walter – was die Leute halt wussten
    Gepäck, das mich augenblicklich «an die An­            über Silja Walter». Wie aber kam die Thea­
    gel» genommen hat, wie Christine Lather                terfrau in Berührung mit den Texten der
    sagen würde: «Lasst uns neue Menschen                  Klosterfrau?
    machen», das Pater Martin auf S. 21 seines                 Es war Theaterarbeit. An einer Schau­
    Büchleins aus einem Silja Walter-Gedicht zi­           spielschule gehörte auch ein junger Mann
    tiert. Es ist nicht zu überhören, der Autor            zu Christine Lathers Schülern. Der Schüler –
    nimmt den «neuen Menschen» ganz und gar                nennen wir ihn Marius – musste selber einen
    ernst und zählt auf das von Silja Walter als           Satz auswählen für das Sprachtraining.
    seine «Melderin» artikulierte Versprechen:
    «Ich gebe dir ein neues Herz».
        Herzensangelegenheiten aber sind In­
    nenangelegenheieten. Und schon verbin­                   Weitere Aufführungen
    den sich die zwei Aussagen und geben im
    Gespräch mit der Theaterfrau den Ton an:                 Christine Lather/Felix Huber spielen:
    «Neue Menschen» und «Reise ins Innere»                   «Ich habe den Himmel gegessen – Silja
    (mehr dazu weiter unten im Text). Zu dieser              Walter – Reise ins Innere» in diesem
    Reise muss man höchst persönlich, also al­               Jahr «Corona» vorbehalten:
    lein antreten. Pater Martin schreibt dazu:               16. Mai, 19.00 Uhr, Predigerkirche,
    «Die Berufung und die Antwort auf den Ruf                Zürich
    Gottes sind immer etwas zutiefst Persönli­
    ches. Und er zitiert wieder Silja Walter: «Es             5. Juni, 21.00 Uhr, ref. Kirche Zwei­
    gibt kein Kollektivbillet in die Transzen­               simmen
    denz.»                                                   18. September, 20.15 Uhr, Alte Kirche,
                                                             Wohlenschwil/AG
    Der Schauspielschüler
    Von Christine Lather möchte ich wissen, wer              19. September, 19:00 Uhr, Kloster­
    und was sie veranlasst hat, diese «Reise ins             kirche Mariazell, Wurmsbach/SG
    Innere» anzutreten. Sie kannte ja die Dichte­            15. November, 17.00 Uhr, Kloster­
    rin «am Fluss» nicht persönlich, im Gegen­               kirche Paradies, Schlatt/TG
    satz zu Pater Martin, der noch als Einsiedler
    Abt regelmässig im Fahr weilte und mit Silja             21./22. November wieder im Kloster
    Walter befreundet war.                                   Fahr.
         Bekannt vorgekommen sei ihr der Name                Details auf www.himmelgegessen.ch
    Silja Walter aber schon, sagt Christine La­

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JAHRESTHEMA

                                                  Gedichte, und kam nicht mehr davon los:
                                                  «Manchmal hatte ich das Gefühl, sie habe
                                                  mich an ihre Angel genommen,» sagt sie
                                                  und lacht herzlich. Beeindruckt war Christi­
                                                  ne Lather vor allem von den Gedichten, ihr
                                                  Klang habe sie «wahnsinnig fasziniert». Und
                                                  schnell sei für sie klar gewesen, was Silja
                                                  Walter in ihren Romanen erzähle über ihre
                                                  Beziehung zum Absoluten, das sei «theater­
                                                  reif».
                                                      Wie aber ist dieser Marius zum «uferlo­
                                                  sen See» gekommen, frage ich Christine La­
                                                  ther. Und siehe da, auch hier ist ein «Virus»
                                                  im Spiel, mit dem Silja Walter still und leise
                                                  Leute mit offenem Herz ansteckt – wie Jerzy
                                                  Husar, polnischer Musiker und seine Frau
                                                  Maria. Er habe seinerzeit Texte von Silja Wal­
                                                  ter vertont, erzählt Christine Lather, Maria
                                                  Husar habe als Schauspieltrainerin gearbei­
                                                  tet und dafür ebenfalls Texte von Silja Wal­
                                                  ter verwendet. Marius war ein Schüler Maria
                                                  Husars und auch er liess sich anstecken. «Ich
                                                  finde es schon schräg, dass Silja Walter in
                                                  einer Schauspielschule auftaucht», sagt die
                                                  Schauspielerin und gesteht: «Es schauderte
                                                  mich, als ich das hörte: ‹Ich geh in einen tie­
                                                  fen Wald.›»
                                                      Und sie machte sich an die Arbeit, las die
                                                  Texte nochmal, kopierte sie und breitete sie
                                                  als «Auslegeordnung» auf dem Fussboden
Plakatentwürfe für die Premiere «Ich habe         ihres Ateliers aus, auf der Suche nach dem
den Himmel gegessen» am 10. November              «roten Faden» durch das Leben der Fahrer
2018 (Foto: Erich Liebi).                         Klosterfrau und ihren «Forschungen» in der
                                                  menschlichen Innenwelt.
     Marius sagte: «Ich geh in einen tiefen
Wald, am uferlosen See, dort brennt der           Wie eine klassische «Heldenreise»
Schnee». Das war für Christine Lather der         «Und dann ist der ‹rote Faden› plötzlich auf­
Schlüsselsatz. «Es hat in mir sofort etwas ge­    getaucht, wie eine versunkene Stadt, ich
klingelt und ich fragte Marius: ‹Wer hat das      fand heraus, wohin in Silja Walters Leben
geschrieben?› Den Namen Silja Walter strich       die einzelnen Gedichte gehören.» Christine
ich in meinem Kopf gleich dick an und nahm        Lather baute daraus einen Monolog, schrieb
mir vor, dem nachzugehen: Wer ist diese Sil­      «ihr» Stück, in dem allerdings «kein einziges
ja Walter?»                                       Wort von mir» vorkomme. Probehalber las
                                                  Christine Lather den fertigen Text einigen
«Theaterreif»                                     Fachleuten vor und erhielt in einem Fall die
Das war vor vier oder fünf Jahren. Christine      Auskunft, ihr Monolog entspreche exakt der
Lather fing an, Silja Walter zu lesen, ihre Le­   klassischen «Heldenreise», im Fall von Silja
bensgeschichte, biographische Romane, die         Walter der «Heldenreise» einer Mystikerin».

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
JAHRESTHEMA

         Und mystisch beginnt das Stück. Zu lei­       waren sehr schwere Jahre für sie am Anfang.
    sen, fast schwebenden Klaviertönen «ruft           Trotzdem ist sie geblieben, weil sie in dieser
    es»:                                               Atmosphäre die Möglichkeit hatte, zu for­
         «Es ruft über den Fluss.                      schen und weiter zu kommen. Sie war eine
         Über welchen Fluss?                           neugierige, sehr konsequente und sehr mu­
         Ich weiss es nicht.                           tige Frau.»
         Es ist nicht eigentlich ein Fluss.
         Aber es ruft hinüber.                         Die Antennen der Schauspielerin
         Nach mir.»                                     Und wieder das Schlüsselwort «neue Men­
         Der Zauber wirkt auf Anhieb. Das Stück         schen». Christine Lather erzählt, was ge­
    ist theatertechnisch zwar ein Monolog, auf          schieht, wenn sie auf der Bühne steht.
    der Bühne aber ist es sehr deutlich als Dialog     «Wenn ich spiele, entsteht eine sehr intensi­
    wahrnehmbar zwischen den Versen der                 ve Stimmung. Die Leute sind ganz da. Sie
    Dichterin und der Musik, die Felix Huber ei­        fangen an, anders zuzuhören, haben eine
    gens für dieses Stück komponiert hat. Chris­        andere Aufnahmebereitschaft. Am Schluss
    tine Lather ist begeistert: «Felix Huber ist        wird manchmal sehr lange nicht geklatscht.
    mein absoluter Traumpianist, doch ich               Ich finde, die Leute kommen in etwas hinein,
    glaubte nicht mehr daran, dass wir je zusam­        was tatsächlich wie ein «neuer Mensch»
    menarbeiten würden. Jetzt sind wir zusam­           wirkt. Sie hören mit einem neuen Sinn, sie
    men auf der Bühne. Wir spielen keinen tro­          haben einen Sinn mehr als vorher. Es ist kei­
    ckenen Monolog, die Klänge des Klaviers             ner der bekannten, es ist etwas Neues, ein
    wirken wie ein Dialog mit Silja Walters Tex­        neuer Sinn, der seine Fühler ausstreckt. Das
    ten.»                                               ist Silja Walters Werk und ihre Sprache, das
                                                        spüre ich, wenn ich spiele. Und ich erlebe
    Der «neue Mensch» lebt                              es selber.»
    Im Stück kommt der «neue Mensch» nicht                   Das sei für sie keine blosse Kopfangele­
    vor, wohl aber in Pater Martins Crashkurs           genheit, sagt Christine Lather: «Ich spüre,
    «Für Anfänger und Fortgeschrittene». Bei            wie die Menschen nach der Aufführung sind
    der Vorbereitung des Gesprächs mit Christi­        – anders! Es ist eine neue Saite in ihnen zum
    ne Lather konsultierte ich die Texte des            Klingen gekommen. Da wächst etwas Neues.
    Stücks und des Büchleins. Und sofort ver­           Und das ist meine grösste Freude.»
    band sich das Buchzitat mit dem Untertitel
    zum Theaterstück: «Neue Menschen ma­
    chen» und «Reise ins Innere» verstanden
    sich auf Anhieb. Und mir wurde klar, dass im
    Werk Silja Walters eine Lebenskraft stecken
    musss, die weit über die Dimensionen kirch­
    licher Frömmigkeit hinausgeht.
        Ich spreche Christine Lather darauf an           «Lieber nicht von Gott reden
    und der Funke springt: «Da sind wir uns ei­
    nig. Silja Walter hat danach gesucht, den
                                                         als in der alten, verdresch-
    Rahmen zu sprengen, sie geht weit über das
    Kirchliche hinaus.» Und dann wird sie ganz
                                                         ten, verbrauchten Sprache!»
    deutlich: «Ich finde, dass sich Silja Walter für     Silja Walter im Gespräch mit ihrem Bruder
    etwas anderes interessiert hat als für kirchli­      Otto F. Walter 1983 («Eine Insel finden».
    che Frömmigkeit. Spannend finde ich, dass            Gesamtausgabe Bd. 6).
    sie dann doch ins Kloster gegangen ist und
    sich dem Kirchlichen unterworfen hat. Es

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JAW
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                                                                      LSLTFH
                                                                           AEHM
                                                                              RAT

Christine Lather: «Ich spüre, wie die Men-
schen nach der Aufführung sind – anders»
(Foto: LeeLi | Photography).

Eine neue Sprache finden...
Von diesen Erfahrungen möchte die Künst­
lerin etwas weitergeben, in Form eines
Workshops – im Kloster Fahr natürlich – zum
«grossen Thema» bei Silja Walter – eine neue
Sprache finden. Zusammen mit der Philoso­
phin Donata Schoeller hat sie einen Work­
shop entwickelt. Dabei haben die beiden
Frauen ganz auf die Lebenskraft in Silja Wal­
ters Texten vertraut. Im Prospekt zum Work­
shop vom 26./27. September schreiben sie:
«Silja Walters Weg und Werk laden uns ein,
aus Staub, Schutt und dem Schatz der Tradi­
tion unseren eigenen glühenden Funken zu
heben und zum Ausdruck zu bringen. Die
Schönheit ihrer tänzerischen Texte ist ein
Ansporn, uns selbst noch mehr aus der Ent­
fremdung zu wagen.»

Fürs Melden Müssen
Das Schreiben war für Silja Walter ein «Mel­
den müssen». «Ich muss melden, denn ich
habe etwas entdeckt», sagte sie damals im
Gespräch mit ihrem Bruder, «ich kann das
Absolute nicht beschreiben. Trotzdem be­        müssen» aus dem Innen kennen, bekannt
mühe ich mich immer wieder. Ich bemühe          vorkommen.
mich, um das Finden von neuen Bildern,                                       Erich Liebi
Symbolen. Aber es bleibt eine Unzulänglich­
keit. Unter dieser Unzulänglichkeit leide
ich.» Das dürfte vielen, die das «Melden

                                                                                           9
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
WALLFAHRT

     Liturgischer Kalender für April und Mai
     APRIL                                       MAI
     3. Fr		 Herz-Jesu-Freitag                   1. Fr		 Hl. Sigismund († 523 / 524)
                                                 		 König und Märtyrer
     5. So		 Palmsonntag                         		Herz-Jesu-Freitag
             Tag der Jugend
                                                 2. Sa		 Hochfest
     9. Do		 Hoher Donnerstag                    		 Weihe der Klosterkirche und
                                                 		 der Unterkirche
     10. Fr		 Karfreitag                         		      (Hl. Athanasius († 373)
                                                 		Bischof)
     11. Sa		 Karsamstag
                                                 3. So		 4. Sonntag der Osterzeit
     12. So		 Hochfest                           4. Mo		 Fest
     		 Auferstehung des Herrn                   		 Philippus und Jakobus
                                                         Apostel
     13. Mo Ostermontag
     		     Einsiedler Gebetstag                 10. So		 5. Sonntag der Osterzeit
     		 für geistliche Berufe
                                                 11. Mo		 Heilige Äbte von Cluny
     19. So		 2. Sonntag der Osterzeit           13. Mi		 Einsiedler Gebetstag
     		 Weisser Sonntag                          		 für geistliche Berufe
     		 Hl. Gerold († 978) Einsiedler
                                                 5. Fr		 Hl. Pachomius († 346)
     21. Di		 Hl. Anselm († 1109)                		Abt
     		Bischof
                                                 17. So		 6. Sonntag der Osterzeit
     25. Sa		 Fest                               21. Do		 Hochfest
     		 Evangelist Markus                        		 Christi Himmelfahrt

     26. So		 3. Sonntag der Osterzeit           24. So		 7. Sonntag der Osterzeit
                                                          Welttag der sozialen
     29. Mi		 Fest Katharina                     		Kommunikationsmittel
     		 von Siena († 1380)                       31. So Hochfest
              Mystikerin, Kirchenlehrerin        		Pfingsten

       Gebetsmeinung                               Gebetsmeinung
       Weltkirche                                  Weltkirche
       Wir beten, dass jene, die unter Sucht­      Wir beten, dass die Diakone durch ihren
       erkrankungen leiden, Hilfe und Beistand     treuen Dienst am Wort und an den
       bekommen.                                   ­Armen ein inspirierendes Zeichen für ­
                                                   die ganze Kirche sind.
       Kirche Schweiz
       Wir beten für alle Frauen und Männer,       Kirche Schweiz
       die an diesem Osterfest getauft werden      Wir beten für die Brautpaare, die sich
       und ihren Platz in der Kirche suchen.       dieses Jahr das Jawort schenken.

10
WALLFAHRT

Gottesdienste in Einsiedeln

 Keine öffentlichen Gottesdienste im April –
 Klosterkirche für das private Gebet geöffnet
 Am Abend des 16. März hat der Bundesrat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen und
 die Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des «Corona-Virus» verschärft. Die
 Massnahmen betreffen auch unsere Kloster- und Wallfahrtskirche und dauern voraus­
 sichtlich bis am 19. April 2020. Somit können wir an dieser Stelle keine Gottesdienstord­
 nung für den Monat April publizieren. Betroffen sind leider auch alle Gottesdienste der
 Karwoche und der Osteroktav.

 Eine Entscheidung, die schmerzt und trotzdem dankbar stimmt
 Die vom Bundesrat ausgerufene «ausserordentliche Lage» in unserem Land beeinträch­
 tigt das spirituelle Leben unseres Wallfahrtsortes massiv. Unserer Klostergemeinschaft
 ist bewusst, dass mit dem Verzicht auf die öffentliche Feier der Eucharistie und das Ein­
 stellen von Seelsorgeangeboten viele Menschen im Zentrum ihres Glaubensvollzugs
 getroffen werden. Wir sind dankbar, dass wir unsere Klosterkirche aber weiterhin für das
 private Gebet offenhalten können.

 Eingeschränkte Öffnungszeiten und Möglichkeit zum persönlichen Gebet
 Da für die Feier der Eucharistie unserer Klostergemeinschaft und das fünfmal am Tag
 gefeierte Chorgebet keine Personen in der Klosterkirche zugelassen sind, ergeben sich
 leicht modifizierte Öffnungszeiten. Bitte informieren Sie sich deshalb vor Ihrem geplan­
 ten Besuch auf unserer Webseite.

 Möglichkeit zum digitalen Gottesdienstbesuch
 Dank modernster Technik besteht die Möglichkeit, einzelne Gottesdienste aus der Klos­
 terkirche im Internet live mitzufeiern. Denn die tägliche Feier des Chorgebets und der
 Eucharistie wird von uns Mönchen auch während der «ausserordentlichen Lage» auf­
 rechterhalten. Stellvertretend für die vielen Menschen, denen ein Gottesdienstbesuch
 nicht mehr möglich ist, versammeln wir uns zum Gebet und feiern Eucharistie. Den Link
 zur Onlineübertragung der Gottesdienste finden Sie auf unserer Webseite www.kloster-
 einsiedeln.ch.
                                                                   Pater Philipp Steiner OSB

                                                                                                11
WALLFAHRT

     MAI

     Fr 1.       Herz-Jesu-Freitag                 So 17. 	Sechster Ostersonntag
     20.00 Uhr 	Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK   12.30 Uhr 	Wallfahrtsgottesdienst Kirche in
                                                               Not KK
     Sa 2. 	Hochfest der Weihe der                18.30 Uhr 	3. Maiandacht GK
               Klosterkirche
     11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK           Do 21. 	Christi Himmelfahrt
     16.30 Uhr Feierliche Vesper KK                09.30 Uhr 	Pontifikalamt KK
                                                   15.00 Uhr 	Gottesdienst Standeswallfahrt
     So 3.       Vierter Ostersonntag                          Zug KK
     09.30 Uhr 	Feierliches Konventamt KK         16.30 Uhr 	Pontifikalvesper KK
      	Gottesdienst Standeswallfahrt              17.30 Uhr 	Wallfahrtsgottesdienst Rita
                 Luzern                                        ­Rosen KK
     12.30 Uhr 	Wallfahrtsgottesdienst
                 Rapperswil-Jona KK                Fr 22.
     18.30 Uhr 1. Maiandacht GK                    09.30 Uhr 	Wallfahrtsgottesdienst Rita
                                                              ­ osen KK
                                                              R
     Sa 9.      Gottesdienst
     09.30 Uhr	Diözesanwallfahrt Vorarlberg KK    Sa 23. 	Einsiedler China-Tag
                                                   11.15 Uhr 	Konventamt mit chinesischen
     So 10.      Fünfter Ostersonntag                          Elementen KK
     15.00 Uhr 	Andacht zum Muttertag mit
                 ­Einzelsegen GK                   So 24. 	Siebter Ostersonntag
     18.30 Uhr 	2. Maiandacht GK                  18.30 Uhr 	4. Maiandacht GK

     Di 12.     Gottesdienst                       Sa 30. 	Pfingsten – Vorabend
     09.30 Uhr 	Standeswallfahrt Obwalden KK      16.30 Uhr 	Feierliche Vesper KK
                                                   20.00 Uhr 	Feierliche Vigil KK
     Mi 13. 	Einsiedler Gebetstag für
                  geistliche Berufe                So 31. 	Pfingsten
     16.00 Uhr 	Andacht mit Eucharistischem       09.30 Uhr Pontifikalamt KK
                 ­Segen UK                         12.30 Uhr 	Wallfahrtsgottesdienst
                                                               Portugiesen KK
     Do 14.      Gottesdienst                      16.30 Uhr 	Pontifikalvesper KK
     09.30 Uhr 	Standeswallfahrt Nidwalden KK     18.30 Uhr 	5. Maiandacht GK

     Sa 16.     Gottesdienst
     09.30 Uhr 	Bezirkswallfahrt Schwyz und
                Küssnacht KK

       Gottesdienstordnung und Wallfahrten im Mai
       Ob sich die Situation rund um das «Corona-Virus» bis im Mai soweit stabilisiert haben
       wird, dass die reguläre Gottesdienstordnung wieder in Kraft tritt und die geplanten
       Wallfahrten stattfinden können, ist bis zum Augenblick der Drucklegung des «Salve»
       unklar. Informieren Sie sich auf www.kloster-einsiedeln.ch

12
WALLFAHRT

Wallfahrtsinformationen
Seelsorge                                    Öffnungszeiten

Beichtzeiten                                 Kirchenpforte
Sonn- und Feiertage:                         Montag bis Samstag:
08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 /               09.00 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.00 Uhr
15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr              Sonn- und Feiertage:
Montag bis Samstag:                          09.00 – 09.15 / 10.30 –11.00 / 11.45–12.00 /
10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 /                13.30 –16.15 / 17.15 –18.00 Uhr
17.00 –18.00 Uhr
                                             Wallfahrtsbüro
                                             Sie erreichen uns telefonisch von
Das «Goldene Ohr»                            Montag bis Freitag
das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch        09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr
                                             November bis Februar
                                             sowie während der Sommerferien:
Klosterkirche
                                             09.00 –11.00 Uhr
Ostern bis Allerheiligen:                    Telefon: +41 (0)55 418 62 70
6.00 – 21.00 Uhr                             Fax: +41 (0)55 418 62 69
Allerheiligen bis Ostern:                    wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch
6.00 – 20.30 Uhr                             www.wallfahrt-einsiedeln.ch
                                             Klosterladen
Segnung von
Andachtsgegenständen                         Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr
                                             Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr /
Montag bis Samstag:
                                             13.30 –17.30 Uhr
12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr
                                             Samstags: 10.00 –16.30 Uhr
Sonn- und Feiertage:                         Telefon: 055 418 64 71
10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr    www.klosterladen-einsiedeln.ch

  Gottesdienste in der Klosterkirche
  Sonn- und Feiertage                        Werktage
  17.30 Uhr    Vorabendmesse (Hauptaltar)    06.15 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
  07.15 Uhr    Laudes                        07.15 Uhr   Laudes
  08.00 Uhr    Kapellmesse (Gnadenkapelle)   09.30 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
  09.30 Uhr    Konventmesse (Hauptaltar)     11.15 Uhr   Konventmesse (Hauptaltar)
  11.00 Uhr    Pilgermesse (Hauptaltar)      12.05 Uhr   Mittagsgebet
  16.30 Uhr    Vesper/Salve Regina           16.30 Uhr   Vesper/Salve Regina
  17.30 Uhr    Kapellmesse (Gnadenkapelle)   17.30 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
  20.00 Uhr    Komplet                       20.00 Uhr   Komplet

                                                                                              13
WALLFAHRT

     Der Wallfahrtspater berichtet

     Schaffhausen in Einsiedeln

     Lorenz Laich, der diesjährige Kantonsratspräsident von Schaffhausen, war am
     Freitag, 6. März im Kloster Einsiedeln zu Gast. Er brachte ein besonderes Geschenk
     mit und griff damit eine jahrhundertealte Tradition auf.

     Der hohe Gast brachte nämlich nicht nur           Mit Schaffhausen war unser Kloster über
     den Schaffhausner «Staatswein» ins Kloster.   Jahrhunderte eng verbunden, wurde das
     Lorenz Laich brachte auch eine mit dem        dortige Kloster Allerheiligen doch von Ein­
     Schaffhauser Kantonswappen verzierte Ker­     siedler Mönchen im Jahr 1049 besiedelt. Es
     ze mit, um sie bei der Gnadenkapelle in un­   existierte fast fünf Jahrhunderte lang. Noch
     mittelbarer Nähe zur Schwarzen Madonna        heute zeugt die beeindruckende romani­
     aufstellen zu lassen. Dort soll sie während   sche Basilika von der spirituellen Bedeutung
     seiner Amtszeit als «höchster Schaffhause­    und Ausstrahlung des Einsiedler Tochter­
     ner» inmitten der anderen Standes- und        klosters am Rhein.
     Wallfahrtskerzen stehen und an hohen Fei­         Abt Urban freut sich sichtlich, dass dank
     ertagen brennen.                              Lorenz Laich der Kanton Schaffhausen bei
                                                   der Einsiedler Gnadenkapelle präsent ist
                                                   und die Beziehung zu Schaffhausen um ein
                                                   neues Kapitel reicher wurde. Auch die Pilge­
                                                   rinnen und Besucher aus dem nördlichsten
                                                   Kanton unseres Landes werden sich über die
                                                   neue Kerze freuen!
                                                                              Pater Philipp Steiner

                                                     Das Corona-Virus und die Gottes-
                                                     dienst- und Wallfahrtsordnung
                                                     Leider ist zum Zeitpunkt der Druckle­
                                                     gung des «Salve» noch nicht bekannt,
                                                     welche Auswirkungen das Corona-Virus
                                                     auf die Gottesdienste im Kloster Einsie­
                                                     deln haben wird. Es ist wahrscheinlich,
                                                     dass einzelne Wallfahrtsgottesdienste
                                                     abgesagt werden müssen und dass auch
                                                     die reguläre Gottesdienstordnung be­
                                                     troffen sein wird. Auf der Webseite
     Kantonsratspräsident Lorenz Laich übergibt      www.kloster-einsiedeln.ch finden Sie
     Abt Urban die Kerze mit dem Schaffhauser        aktuelle Informationen.
     Wappen (Foto: zVg).

14
WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater informiert

Einsiedler Pilgerbetreuung

Das Motto für das Wallfahrtsjahr 2020 lautet: «Bei Maria zu Hause». Passend dazu
starten wir ein neues Angebot: eine Pilgerbetreuung durch Ehrenamtliche. Als Aus-
kunftspersonen stehen sie mit Rat und Tat im Dienst der Pilgerinnen und Besucher
unseres Wallfahrtsortes. Durch ihre Präsenz in der Klosterkirche und auf dem Klos-
terplatz helfen sie mit, dass sich in Einsiedeln alle willkommen und ein Stück weit
auch «zu Hause» fühlen können.

Auch wenn der «Corona-Virus» unser Leben       cher unseres Wallfahrtsortes reagiert wer­
momentan stark beeinträchtigt: Es kommt        den. Auch wird dadurch dem Wandel in der
eine Zeit danach – ebenso für den Einsiedler   Wallfahrt Rechnung getragen, da die organi­
Wallfahrtsbetrieb. Und dafür möchten wir       sierten und begleiteten Gruppenwallfahrten
gerüstet sein.                                 rückläufig sind und gleichzeitig der in­
                                               dividuelle Besuch des Wallfahrtsortes ausser­
Eine Antwort auf den Wandel                    halb der Gottesdienstangebote zunimmt.
Mit der Pilgerbetreuung soll auf ein konkre­       Die Pilgerbetreuerinnen und Pilgerbe­
tes Bedürfnis der Besucherinnen und Besu­      treuer halten sich – gut sichtbar und entspre­
                                               chend gekennzeichnet – in der Klosterkirche
                                               und auf dem Klosterplatz auf und sind für
                                               alle Menschen Ansprechpartner. Sie beant­
                                               worten Fragen rund um den Wallfahrtsbe­
                                               trieb, geben Auskunft zum Gottesdienstan­
                                               gebot oder weiteren Möglichkeiten, den
                                               Aufenthalt am Wallfahrtsort zu gestalten.
                                               Sie kennen Antworten auf die häufig ge­
                                               stellten Fragen und haben ein offenes Ohr
                                               für die Sorgen und Anliegen der Pilgerinnen
                                               und Besucher. Bei Bedarf verweisen sie auf
                                               weitere Auskunftspersonen oder einen
                                               Seelsorger. Auch bei Notfällen können die
                                               PilgerbetreuerInnen helfen oder Fachkräfte
                                               alarmieren.

                                               Spirituelle Dimension ist wichtig
                                               Die Pilgerbetreuung ist als Ergänzung zu
Dem scheidenden Wallfahrtsrektor von Altöt­-   den von der Tourismusregion Einsiedeln-
ting, Prälat Günter Mandl und seinem Team,     Ybrig-Zürichsee initiierten «Friendly Host»
hat Einsiedeln wertvolle Impulse zu verdan-    (freundliche Gastgeber) gedacht, welche an
ken (Foto: zVg).                               bestimmten Tagen im Dorf anzutreffen sind.

                                                                                                15
WALLFAHRT

     Vorbild für die Einsiedler Pilgerbetreuung ist die seit 2016 im bayrischen Wallfahrtsort Altöt-
     ting existierende Pilgerbetreuung (Foto: zVg).

     Folglich beschränkt sich der Einsatzbereich       Besucheraufkommen ausserhalb der Wall­
     der PilgerbetreuerInnen auf die Besucherin­       fahrtsaison. Das Angebot der Pilgerbetreu­
     nen und Besucher der Klosterkirche und ihre       ung ist für die Einsiedler Wallfahrtsleitung
     Bedürfnisse rund um den Wallfahrtsort Ein­        ein Pionierprojekt, die Impulse aus den Rei­
     siedeln.                                          hen der ehrenamtlichen Pilgerbetreuer wer­
         Die spirituelle Dimension ist für den         den in die Weiterentwicklung und Verbesse­
     Dienst der Pilgerbetreuung wichtig. Eine          rung des Angebots einfliessen.
     Identifikation mit dem katholischen Glau­             Vom Wallfahrtsteam begleiten Marlis
     ben und dem Wallfahrtsort Einsiedeln sind         Birchler und Pater Philipp die Pilgerbetreuer.
     deshalb Voraussetzungen für das Engage­           Gemeinsam sorgen sie auch für eine fun­
     ment. Gleichzeitig sollen sich die Pilgerbe­      dierte Ausbildung der angehenden Pilger­
     treuer durch eine menschenfreundliche und         betreuer. Diese soll so kompakt wie möglich
     positive Grundhaltung auszeichnen und die         geschehen und in sechs Ausbildungsmodu­
     Menschen dort abholen, wo diese gerade            len alle Themen rund um Kloster und Wall­
     stehen. Die Pilgerbetreuer sind wie die Mön­      fahrtsort Einsiedeln vermitteln. Geplant
     che und die Mitarbeitenden an der Front           sind ein Einführungstag (1. Mai 2020) und
     eine «Visitenkarte» für Kloster und Wall­         ein Ausbildungswochenende (13./14. Juni
     fahrtsort Einsiedeln. Gemeinsam möchten           2020). Je nach Entwicklung der Situation
     wir durch «wertvolle Begegnungen» Einsie­         rund um den «Corona-Virus» kann es hier
     deln als Gnadenort erfahrbar machen.              zeitliche Verschiebungen geben.
                                                           Sind Sie – ausserhalb von Zeiten einer
     Gezielte Einsätze                                 Epidemie – an einem Engagement in der Pil­
     Die Pilgerbetreuung wird sich auf stark fre­      gerbetreuung interessiert? Gerne können
     quentierte Pilgertage und Wochenenden             sich melden bei: pilgerbetreuung@kloster-
     während der Wallfahrtssaison (Ostern – Al­        einsiedeln.ch.
     lerheiligen) konzentrieren, sowie auf einzel­                                Pater Philipp Steiner
     ne Feiertage und Zeiträume mit grossem

16
WALLFAHRT

Liturgisches Grundwissen

Kreuzweg
Der Glaube setzt Menschen in Bewe­
gung. Sie machen sich auf den Weg.
Eine Reise ins Heilige Land und das
Abschreiten der Wege Jesu gehört
seit den ersten christlichen Jahrhun­
derten dazu. Seit dem 14. Jahrhun­
dert führten Franziskaner die Pilger
auf einen Weg durch die Jerusalemer
Altstadt vom Ort seiner Verurteilung
zum Kalvarienberg. Die Glaubenden
gingen seinen letzten Weg nach.
Schreiten ist Verinnerlichung: Sie ban­
den ihr eigenes Leben zurück an das
Leben Jesu.
    Jerusalem-Pilger brachten diese
Andachtsform in ihre Heimat: Sie bau­
ten den Weg nach und fügten Statio­
nen ein. Etwa seit dem Jahr 1600 sind
es die bekannten 14 Stationen. Wer
nicht nach Jerusalem pilgern konnte,
folgte Jesus nun daheim auf dessen Auferstehung Christi, Bronzetafel als 15. Sta­
letztem Weg. Diese Kreuzwege wa­ tion am Ortskreuzweg in Auer-Oberdorf /
ren im Freien, oft auf Anhöhen. Um      Südtirol (Foto: Hans Steiger/Wikimedia).
1700 begann man die 14 Stationen in
Kirchenräume zu verlegen: 14 Kreuze
und dazu Bilder oder plastische Darstellungen entlang der Wände. Die Kreuzwegan­
dacht entstand: Das leibhafte Mitgehen wird zum Gebetsgeschehen.
    Der Glaube versetzt noch immer in Bewegung. Deshalb sehen die Betenden auch
an Leiden und Todesschicksalen der heutigen Zeit nicht vorbei, wenn sie einen Kreuz­
weg gehen. Sie können dem Dunkel standhalten, weil auf jeden Kreuzweg Ostern
folgt. Deshalb wird die Auferstehung manchmal als 15. Station ergänzt.

(Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten.
Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

                                                                                               17
WALLFAHRT

             Freiwilligendienst
             im Kloster Einsiedeln
             für 18 – 25jährige Männer
             im Sommer für 14 Tage

             www.kloster-einsiedeln.ch/volontariat

18
Haben Sie gewusst, dass ...
                       … wir in unserer schönen Schweizerlandschaft immer wieder auf Lateinisches treffen? Mit dem
                       Auto fahren wir auf unseren Strassen. Die Italiener sagen einer Strasse «strada», und das ist
                       schon ganz nahe dem lateinischen «strata». Die Römer legten für ihre Soldaten, die zum
                       Schutz des Reiches immer wieder verschoben werden mussten, für den Transport von Waren
                       und die Überbringung von wichtigen Nachrichten Strassen an, die ein möglichst schnelles und
                       nicht allzu sehr durch Hindernisse erschwertes Vorankommen ermöglichten. Sie legten die
                       Wege mit Steinen und Steinplatten aus, die das Versinken von Marschierenden, von Zugtieren
                       und Wagen im Dreck verhinderten. Ein solcher Weg war eine «via strata», ein (mit Steinplat­
                       ten) ausgelegter Weg. Schon römische Texte lassen manchmal das «via» weg und sagen ein­
                       fach «strata». Eine «via» ist ein Weg, ein Pfad, eine «strata» ist ein besserer, ein ausgebauter
                       Weg. Dass die Römer in ihrem praktischen Sinn Wege anlegten, die ein schnelleres und siche­
                       reres Vorankommen ermöglichten, liess aus einer «strata» die italienische «strada» und die
                       deutsche «Strasse» werden.

                       Unsere asphaltierten Strassen und die Autobahnen, auf denen die Autos uns befördern, er­
                       möglichen uns natürlich eine unvergleichlich grössere Schnelligkeit als die Strassen der Römer.
                       Die Züge, die heute mit bis 300 km pro Stunde fahren, und die Flugzeuge überbieten diese
                       Geschwindigkeiten um das Vielfache. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, entsprechend der
(Foto: Erich Liebi).

                       Aussage «Zeit ist Geld», die Benjamin Franklin 1748 geprägt hat, in immer weniger Zeit grosse
                       Strecken zu bewältigen. Doch damit wächst in vielen Menschen auch die Sehnsucht, durch
                       Wandern auf einem Weg, der nicht einmal eine «strata», sondern ein Feld- oder Bergweg ist,
                       Zeit zu gewinnen, zu geniessen und zu verkosten, die die Schnelligkeit uns wegstielt. So kann
                       auch ein einfacher Weg, der nicht einmal eine «strata» ist, zu einer «via sacra», zu einer heili­
                       gen Strasse werden.                                                          Pater Alois Kurmann

                                                                                                                           19
KLOSTER EINSIEDELN

     «Klosterzeit»

     Einblicke ins Leben
     hinter den Klostermauern
     Für die Nordische Bischofskonferenz den         Tagesrhythmus von Gebets- und Arbeits­
     Mittagskaffee vorzubereiten, bei Sonnen­        zeiten auszeichnete, aber auch genug Platz
     aufgang über den Zürichsee zur Insel Ufnau      liess für verschiedene Ausflüge, Spazier­
     zur Weinernte zu fahren, im Garten zu ar­       gänge und freie Tage.
     beiten oder bei den feierlichen Gottesdiens­
     ten in der Klosterkirche mitzuwirken, waren     Das Schönste und Prägendste
     nur ein paar meiner vielfältigen Aufgaben,      Das wohl Schönste und Prägendste an die­
     die ich während meines sechsmonatigen           sen sechs Monaten war, dass man einen un­
     Aufenthalts im Rahmen des Projektes «Klos­      verfälschteren und authentischeren Einblick
     terzeit» in Einsiedeln übernehmen durfte.       in das Leben hinter den Klostermauern be­
     Bei diesem Freiwilligendienst handelt es        kommen hat, als es als Gast möglich ist. So
     sich um ein Angebot verschiedener Bene­         weiss ich nun aus eigener Erfahrung, dass
     diktinerklöster, die jungen Männern die         das Klosterleben nicht immer so ruhig und
     Möglichkeit bieten, bei ihnen mitzuleben,
     mit­zubeten und mitzuarbeiten. Diese Ge­
     meinschaften befinden sich unter anderem
     in Argentinien, den USA, Italien, Südkorea
     und eben auch in Einsiedeln.

     Verschiedene Motivationen
     Die Motivationen für diese einmalige Erfah­
     rung können z. B. eine Auszeit nach dem
     abgeschlossenen Bachelor- oder Masterstu­
     dium, nach einer Berufsausbildung oder,
     wie bei mir, nach der Matura sein.
         Ende August begann für mich meine Zeit
     in Einsiedeln mit einer Einführungswoche,
     in der mir und zwei weiteren Klosterzeitlern,
     die danach in andere Länder gingen, wichti­
     ge Elemente des Mönchtums vorgestellt
     wurden; von der Geschichte des Mönchtums
     ging es weiter über den Ablauf der Heiligen
     Messe, das Gebet bis zum Gregorianischen
     Choral. So erhielten wir eine Art Crash-Kurs,
     der uns eine stabile Grundlage an Kennt­
     nissen für unsere Klosterzeit geben sollte.
         Daraufhin begann für mich die eigent­       Pater Thomas Fässler und Elias Staatz beim
     liche Klosterzeit, die sich (getreu dem Mot­-   Wochengespräch im Herrengarten (Foto:
     to «ora et labora») durch einen geordneten      Bruder Francisco Deighton).

20
KLOSTER EINSIEDELN

entspannt ist, wie es auf den ersten Blick
aussehen mag. Neben den Gebeten, zu wel­            Längere Auszeit
chen man stets pünktlich sein sollte, kommt
ja schliesslich auch die Arbeit, die oftmals        Eingeladen sind Männer zwischen 18
doch sehr viel und eben auch hektisch sein          und anfangs 30, für eine Zeit von sechs
kann.                                               bis zwölf Monaten in Einsiedeln oder in
    Allerdings möchte ich auch betonen,             einem anderen Benediktinerkloster mit­
dass die Mönche stets ein offenes Ohr für           zuleben, mitzuarbeiten und mitzube­
mich hatten und mir mit Rat und Tat zur Sei­        ten. Auch ein Aufenthalt in mehreren
te standen, wenn ich z. B. einmal nicht ge­         Klöstern ist möglich. Das Projekt eröff­
nau wusste, in welchem Raum der grossen             net damit die Chance, eine längere Aus­
Klosteranlage dieser oder jener Termin ge­          zeit spannend und bereichernd zu ge­
nau stattfand oder wie eine Arbeit genau            stalten. www.klosterzeit.org
zu erledigen sei. Auch die Wochengesprä­
che mit Pater Thomas, dem Koordinator der
Klosterzeit, über meine Eindrücke, positi­        sei es in der Arbeit mit den Ministranten
ven Erlebnisse sowie Fragen waren sehr sinn­      oder der Pfadi, sei es eben an der Pforte, wo
voll und erleichterten das Einleben.              Menschen Rat und Trost suchen, sei es in der
                                                  Arbeit der Mönche im Spital, der Sorge um
Positives Miteinander                             Bedürftige oder eben im alltäglich Mitei­
Gerade dieses positive Miteinander bleibt         nander.
mir in sehr guter Erinnerung. Wenn man                Ein Mönch sagte mir einmal, dass er noch
aus­serdem einmal die abendliche Rekreati­        nie so viel guten Willen gesehen habe, wie
on, das gemütliche Beisammensein, die Läs­        hier im Kloster. Ich denke, dass ich in diesem
se (Klosterferien) oder sonstige Anlässe se­      halben Jahr nachvollziehen konnte, was er
hen würde, könnte man manchmal glatt              damit meinte. Alles in allem war diese Zeit
den Eindruck haben, dass nirgends so viel         wirklich wunderschön und bereichernd.
gelacht wird wie im Kloster.                          Die schöne Liturgie, die Musik, der ge­
    Aber natürlich ist auch dort, wie bei je­     ordnete und strukturierte Tagesablauf, d    ­ ie
der Gruppe von Individuen, die Stimmung           vielen unterschiedlichen Arbeiten und Pro­
nicht immer die beste, denn, obwohl alle          jekte, bei denen ich mithelfen und die ich
einem Kloster angehören, bleibt jeder doch        auch teilweise mitinitiieren konnte (z. B. das
ein Original. So hat jeder Mönch seine Talen­     Weihnachtsvideo 2019), sowie all die Be­
te und schätzenswerten Seiten sowie eben          kanntschaften und sonstigen Eindrücke, die
auch seine Fehler und Eigenarten. Vielleicht      ich schliessen und sammeln konnte, machen
macht aber gerade das eine Gemeinschaft           diese sechs Monate zu einer Erfahrung, die
erst wirklich lebendig.                           ich nicht mehr missen möchte.

Ein wirklicher Gnadenort                          Zur Nachahmung empfohlen
Ein anderer prägender Aspekt waren die            Zuletzt bleibt mir, allen interessierten Le­
vielen Gespräche, die sich z. B. durch meine      sern dieses Projekt herzlich zu empfehlen
Arbeit an der Pforte ergaben und die mir          (Voraussetzungen siehe oben «Längere Aus­
zeigten, dass Einsiedeln wirklich ein Gna­        zeit») und mich bei Abt Urban, den Oberen,
denort ist, ein Ort, an dem Menschen etwas        Pater Thomas, dem gesamten Konvent und
von der Liebe und Gnade Gottes erleben            bei allen, die für diese wunderschöne Zeit
dürfen; sei es in der Stiftsschule, deren Lehr­   verantwortlich waren, zu bedanken.
kräfte ein ehrliches Interesse am Schicksal                                            Elias Staatz
und an der Zukunft jedes Einzelnen hegen,

                                                                                                      21
Muttergottes mit Jesuskind – Vignette aus dem Buch «Geistliche Walfahrt Nachher Maria Einsidlen / Den Ablass Gebetts-weiss zu erlangen / wann es in Person
     KLOSTER EINSIEDELN

                                                                                               nicht geschehen kann. – Gedruckt in dem befreyten Königlichen Reichsstüfft Salmanschweyl / durch Jacob Müller / anno 1717» (Foto: Bruder Gerold Zenoni).
      Das geistliche Up-Date auf Facebook
      www.facebook.com/GOTTsuchen.ch

      Die Haltung des Suchens nach Gott, nach dem Ursprung und Ziel der Welt, nach dem
      Sinn des Lebens sowie nach dem persönlichen Weg zu Glück und Segen hat das Mönch­
      tum seit seinen Anfängen geprägt – bis heute.

          So ist auch das Kloster Einsiedeln seit über tausend Jahren ein Ort der Gottsuche.
      Als Erben einer langen Tradition wollen wir Benediktiner von heute aus diesem rei­
      chen Schatz schöpfen und ihn für unsere Zeit fruchtbar machen. Dabei geben uns die
      modernen Kommunikationsmittel neue, schier unbegrenzte Möglichkeiten in die
      Hand, Gedanken innert Sekunden mit der ganzen Welt zu teilen.

         Auf der Facebook-Seite «GOTTsuchen» versuchen wir Mönche, den Menschen von
      heute mit ihren Fragen nahe zu sein und sie mit einem kurzen Impuls zu Beginn einer
      jeden neuen Woche auf ihrem persönlichen Weg der Gottsuche ein Stück weit zu
      begleiten. Kommen doch auch Sie mit auf diesen Weg und besuchen Sie unsere Seite!
      Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Fragen.

         Auch wer Facebook nicht verwendet, kann unsere Impulse trotzdem im Internet
      nachlesen unter der Adresse: www.GOTTsuchen.ch.

22
KLOSTER EINSIEDELN

           Psalm 8

           1	Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Ein Psalm Davids

        2 Herr, unser Herr,
      		 wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde,
      		 der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel.

        3 	Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge
           hast du ein Bollwerk errichtet
      		 wegen deiner Gegner,
      		 um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer.

        4 Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger,
       		 Mond und Sterne, die du befestigt:

       5 Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
      		 des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

       6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
      		 du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.

       7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände,
      		 alles hast du ihm gelegt unter seine Füsse:

       8 Schafe und Rinder, sie alle,
      		 und auch die wilden Tiere,

        9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
       		 was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

        10 Herr, unser Herr,
       		 wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

24
KLOSTER EINSIEDELN

Ein Psalm der Lebensfreude

«Die Herrlichkeit Gottes ist
der lebendige Mensch»
Die Anrede Gottes in Vers 2 «Herr, unser            Aber nicht nur die Kinder, sondern der
Herr» tönt Menschen unserer Zeit, die ge­       Mensch überhaupt ist trotz seiner Kleinheit
genüber Herren, Männern, Herrschern vor­        von Gott mit Grösse und Macht, mit Pracht
sichtig, skeptisch reagieren, nicht beson­-     und Herrlichkeit ausgestattet (Vers 4 – 9).
ders einladend. In der Übersetzung der Bi­      Dabei wird die Grösse des Menschen da­
bel, der «Einheitsübersetzung», die 2016        durch betont, dass er mit der Pracht der
erschienen ist, wird der hebräische Aus­-       Schöpfung zusammengesehen wird. Gerade
druck «Jahwe», der der Name Gottes ist,         wenn man den Menschen mit der Schöp­
durchgehend mit «Herr» wiedergeben. Im          fung vergleicht, sieht man, wie ausserge­
Hebräischen lautet der Anfang des Psalms        wöhnlich Gott ihn ausgestattet hat: Er ist
«Jahwe, unser Herr» (oder Herrscher). Dass      «wenig geringer als Gott», er ist Herrscher
für «Jahwe» die Übersetzung «Herr» ge­          über alles, was Gott geschaffen hat. Die Aus­
wählt wird, ist dadurch bedingt, dass die       sagen sind ein deutlicher Anklang an den
Juden in späterer Zeit den Gottesnamen          Schöpfungsbericht der Bibel, wo den Men­
«Jahwe» aus Ehrfurcht nicht mehr ausspre­       schen gesagt wird: «Füllt die Erde und unter­
chen, sondern «Adonaj» oder etwas ande­         werft sie euch und herrscht über die Fische
res sagen. Die Übersetzung «Herr» ist aus       des Meeres, über die Vögel des Himmels und
Respekt vor den Juden gewählt, und sollte       über alle Tiere, die auf der Erde kriechen.»
darum nicht «patriarchalisch» empfunden             Der Lobpreis des Menschen ist einge­
werden.                                         rahmt von den gleichlautenden Versen 2
    Der Psalm gibt auch sogleich unüberhör­     und 10: «Herr, unser Herr, wie gewaltig ist
bar die richtige Sicht auf Gott. Er ist nicht   dein Name auf der ganzen Erde.» Der Kir­
absoluter Herrscher, der neben sich nichts      chenvater Irenäus von Lyon hat im 2. Jahr­
und niemanden gelten lässt. Gott ist der, der   hundert die Grösse des Menschen im ergrei­
den Menschen Grösse und Macht gibt, die         fenden Satz ausgedrückt: «Die Herrlichkeit
seiner eigenen Grösse vergleichbar ist. Das     Gottes ist der lebendige Mensch.» Es ist
wird schon an den Kindern und Säuglingen        wunderbar, dass es neben den vielen Psal­
sichtbar, die nach Vers 3 ein «Bollwerk» ge­    men, mit denen wir unsere Not, unsere Kla­
gen die Gegner Gottes sind. Die Kinder, die     gen und Anklagen ausdrücken dürfen, auch
nach einem Wort Jesu besonders nahe bei         diesen Psalm gibt, mit dem wir Gott für
Gott sind, sind durch diese Nähe wie eine       die Grösse danken, die er uns mit dem Ge­
uneinnehmbare Festung, die selbst Gott ge­      schenk unseres Lebens gibt. Dass er nach
gen seine Feinde schützen. Wahrscheinlich       der Melodie des «Kelterliedes» zu singen ist,
versteht der Psalm aber unter den «Kindern»     wie die Überschrift sagt – dessen Melodie
das kleine und schwache Volk Gottes und         wir leider nicht kennen – drückt die ganze
die wehrlosen Armen darin, inmitten der         Lebensfreude aus, die dieser Psalm aus­
grossen Völkerwelt, insofern diese in i­hrer    strahlt!
Treue zu Gott wie eine Schutzburg Gottes        
gegen Gottes Feind sind.                        	                        Pater Alois Kurmann

                                                                                                25
KLOSTER EINSIEDELN

     ­­K O N V E N T                                   Diese Einladung geschieht anstelle des ehe­
                                                       mals traditionellen Mittagessens mit den

            GLÖCKLI                                    Ärzten.

                                                       27. Januar
                                                       Fünf Stiftsschülerinnen und Stiftsschüler
                                                       beginnen ihren dreiwöchigen Echange am
                                                       Lycée-Collège de l’Abbey de St-Maurice.

                                                       3. – 7. Februar
                                 R Ü C K BLI C K       Eine Gruppe von Restauratorinnen arbeitet
                                                       im Naturalienkabinett. Während dieser und
     6. Januar                                         zwei weiteren Wochen (9. bis 13. März und
     Am Dreikönigstag empfing Abt Urban die            30. März bis 3. April) führen sie Reinigungs-
     Lehrpersonen und ihre Partner/innen im            und Konservierungsarbeiten aus, welche wir
     Hofspeisesaal zum traditionellen Neujahrs­        dank einer grossen Schenkung in Auftrag
     essen mit Ansprache. Unser Kollege Fran­          geben können.
     cesco De Vecchi hatte zuvor nach dem Apéro
     im Musikhaus mit einem Melodram im Mu­            6. Februar
     siksaal aufgewartet, begleitet von Lukas          Am Elternabend der 3. Klasse informieren zu
     Meister am Klavier.                               Beginn Claudia Kälin-Treina über Gesund­
                                                       heit und Suchtprävention, anschliessend
     11. Januar                                        Annelies Künzler über die Dienstleistungen
     Am Informationsmorgen zum Langzeitgym­            der kantonalen Berufs- und Studienbera­
      nasium gab es eine Premiere: Infolge des         tung in Pfäffikon. Beim Apéro herrscht gute
      Besucheransturms mussten im Theatersaal          Stimmung. Viele Eltern bedanken sich für
     einzelne Gäste sogar auf der Empore Platz         die gute Atmosphäre und dafür, dass ihre
      nehmen. Gegen 25 Kolleginnen und Kolle­          Kinder an der Stiftsschule so gut aufgeho­
     gen, die Studentenmusik und der Chor              ben sind.
     «Cum Anima» waren im Einsatz und führten
     ab 10.20 Uhr die Gäste durch den Schultrakt.      3. / 4. März
      Leider fehlte dieses Jahr der Schnee und         Für die Klostertage der 5. Klasse sind am
     ­unser Eisfeld präsentierte sich immer noch       Dienstag, 3. März höchstens sechs Burschen
     aper.                                             und am Mittwoch 4. März höchstens neun
                                                       Burschen beim Mittagessen und Kaffee
     21. Januar                                        anwesend. Sie werden begleitet von Pater
     Am Meinradstag laden wir um 16.30 Uhr             Cyrill.
     die Ärzte und Therapeuten, die Mitglieder         Mit den jungen Frauen verbringt Pater
     der Konkordia, der SOB, der Post und der          Martin diese Klostertage im Kloster Fahr.
     Polizei zur Pontifikalvesper in die Klosterkir­
     che ein.
     Anschliessend empfangen wir sie im Grossen
     Saal zu einem Referat von Hanspeter James
     Kälin und von Abt Urban über die Geschich­
     te des Welttheaters. Danach offerieren wir
     allen einen Apéro riche im Hofspeisesaal.

26
KLOSTER EINSIEDELN

                        PER SO N ELLES         Vom 10. bis 17. Februar kann Pater Martin
                                               das zweite Mal zusammen mit Abt Richard
Pater Thomas ist am Samstag, 18. Januar, zur   Yeo die kanonische Visitation in der Erzab­-
diesjährigen Fachtagung des «Historischen      tei St. Martin in Pannonhalma halten, dem
Vereins Zentralschweiz» zum Thema «Mik­        Geburtsort des heiligen Martin.
rogeschichte» an der Universität Luzern ein­
geladen. An der ganztägigen Veranstaltung      8. Februar
hält er ein Referat über die Rezeption auf­    Am heutigen Kapitel gibt Abt Urban einen
klärerischer Postulate durch Einsiedler Mön­   wichtigen Personalwechsel bekannt: Pater
che im ausgehenden 18. Jahrhundert, mit        Kolumban wird am 16. August als Propst in
einem besonderen Fokus auf entsprechen­        St. Gerold durch Pater Martin abgelöst. Da­
de Neuerungen im Bereich des Unterrichts­      mit dieser aber nicht alle Arbeit überneh­
wesens. Die breite Themenvielfalt der Vor­     men muss, wird gleichzeitig neu die Stelle
träge, gehalten mehrheitlich von Dozenten      eines Bereichsleiters geschaffen und mit
verschiedener Universitäten, verspricht ein    dem St. Gerolder David Ganahl besetzt.
spannendes Programm.
                                               16. Februar
27. Januar – 1. Februar                        Nachdem Pater Gerhard seinen Dienst in der
Bruder Anton, Bruder Michael und Bruder        Pfarreiseelsorge Ende letzten Jahres been­
Francisco besuchen den Brüderkurs in Beu­      det hat, tritt er nun ein wohlverdientes
ron zum Thema «Reformbewegungen im             Sabbatical an. Pater Daniel begleitet ihn
Benediktinerorden». Vortragende sind           nach Innsbruck ins Stift Wilten, wo er bis
Schwester Michaela Puzicha aus dem Klos­-      zum 15. Juni weilen wird. In Innsbruck wird
ter Varensell bzw. Institut für benediktini­   er auch Gelegenheit haben, einzelne theo­
sche Studien in Salzburg, Prof. Dr. Wilfried   logische Vorlesungen und Seminare zu be­
Eisele von der Theologischen Fakultät der      suchen.
Universität Tübingen und Pater Aloysius                                   Pater Lorenz Moser
Maria Zierl OCist aus dem Zisterzienser­
­
priorat Neuzelle / Brandenburg.

4. Februar
 Pater Oswald darf seinen 80. Geburtstag
­feiern. Wir gratulieren ihm dazu und wün­
 schen ihm auch für die kommenden Jahre
Gottes Segen. Da Abt Urban nicht am Mit­
 tagstisch ist, feiern wir den Geburtstag im
 Rahmen des Abendessens.

6. Februar
Pater Mauritius hält einen Vortrag über die
heiligen Stätten im Hl. Land für eine Gruppe
von Schweizergardisten, die sich auf eine
Pilgerreise dorthin vorbereiten.

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